Selestral 1 - Genros Vermächtnis - Kap 43,44,45

Story by Belenes LeSabre on SoFurry

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Kapitel 43

Vor der Haustür hörte man unvermittelt Schritte und jemand klopfte an.

„Bleibt hier und rührt euch nicht vom Fleck", flüsterte Shana. Sie ging zur Tür und öffnete sie.

Man hörte eine männliche Stimme. „Hallo, Dr. Grant."

„Oh. Hallo Walter. Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs um diese Zeit?"

„Ähm ... darf ich reinkommen. An der Tür sollten wir besser nicht darüber sprechen. Hier gibt es zu viele Ohren." Den letzten Satz flüsterte er eher verschwörerisch. Sie beugte sich nach draußen, sah sich auf der Straße um. Es war niemand weiter zu sehen.

„Okay, komm rein."

Walter Skort war um die Sechzig und Professor der Ägyptologie. Er war ein glühender Verehrer der alten ägyptischen Götterwelt und fand die entsprechenden Mythen und Legenden mehr als nur aufregend.

„Okay. Was gibt es so Wichtiges, dass es um diese Uhrzeit und so dringend besprochen werden muss?"

„Wollen wir uns nicht lieber setzen?" Der Professor gab sich geheimnisvoll und schwenkte eine Fotomappe. Shana war in der Zwickmühle. Einerseits konnte sie den Professor nicht auf die Straße setzen, andererseits durfte er auch nicht ins Wohnzimmer, weil dort eine ziemliche Überraschung warten würde. Außerdem war es viel zu gefährlich für alle.

„Shana. Was ist mit ihnen? Sie benehmen sich so merkwürdig." Skort hatte etwas Väterliches an sich gegen das sie einfach machtlos war. Sie wusste nicht mehr weiter. Da kam die Rettung in Gestalt Andrews. Die Chafren hatten das Gespräch verfolgt und waren zu dem Entschluss gekommen, dass sie den Professor einweihen sollten.

*

„Kommen sie doch herein", sagte der Säbelzahnlöwe betont freundlich und lächelte gewinnend.

„Habe ich es mir doch gedacht. Sie sind eine kleine Füchsin und haben mich nicht enttäuscht", frohlockte der Professor. Er nahm sich ein Herz und trat ins Wohnzimmer. Shana und Andrew folgten ihm.

Skort bekam leuchtende Augen als er die Chafren sah. „Ja. Ja. Ja. Ich habe es immer gewusst. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass es sie gibt."

Er freute sich und wurde regelrecht übermütig. Er schien wie ein Gummiball von einem Chafren zum nächsten zu hüpfen und das war bei seiner leichten Arthrose gar nicht so einfach. Er schüttelte jedem die Hand. Als er bei Syrgon ankam schaute er zu ihm auf und nannte ihn Seth. Der Wolf schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein. Ich bin kein Gott. Seth ist einer unserer Götter."

Der Professor ließ sich nicht beirren. „Nein, nein. Das ist schon vollkommen richtig so."

Er dreht sich zu Tarja um und bezeichnete sie als Bastet. Diana war laut seiner Aussage Horus, wenn auch weiblich. Aber das störte ihn nicht. Stella war nunmehr Sachmet. Als er Apophis erblickte, erstarrte er in Ehrfurcht und bekam feuchte Augen. „Apophis", sagte er nur. „Du bist wirklich hier. Ich hatte es nie für möglich gehalten die Götter der alten Ägypter in einem Raum zu sehen und vor allem lebend."

„Beinahe wären sie tot gewesen", sagte Jody. „Oh, entschuldigen sie Miss Thorn. Ich habe sie zwischen den ganzen großen Gestalten glatt übersehen."

Er ging zu ihr und küsste sie freundschaftlich. Sie nahm die Entschuldigung an.

„Was meinten sie eigentlich damit, dass sie fast tot gewesen wären? Shana?"

„Fletcher hatte von jemandem, der uns nicht bekannt ist, den Auftrag unsere Gäste zu exekutieren."

„WAS?" Beim Professor wechselte schlagartig die Stimmung. „Diese götterlosen Bastarde. Das wäre ein Verbrechen an der ganzen Menschheit, wenn nicht sogar an der ganzen Geschichte des Universums gewesen."

Er war außer sich, versuchte aber die Fassung zu wahren. „Nun gut. Wie ich sehe habt ihr aber Glück gehabt."

Apophis nickte zur Bestätigung. Der Professor konzentrierte sich ganz auf ihn, warum auch immer.

„Sehr schön. Ach, ich bin so aufgeregt. Shana, ich habe hier ein paar Bilder, die sie sich unbedingt anschauen sollten und unsere Freunde hier auch." Er öffnete die Mappe und breitete Farbfotos auf dem Tisch aus. Shana nahm die erste Aufnahme unter die Lupe. Sie zeigte den Eingang in ein altes unterirdisches Grab.

„Wo haben sie die Aufnahmen gemacht?"

„Die stammen nicht von mir muss ich gestehen. Ehre wem Ehre gebührt. Die Fotos stammen alle von Dr. Binder."

„Gregor? Der alte Haudegen. Wie ich sehe hat er tatsächlich mal was gefunden, außer Sand."

Die beiden Wissenschaftler lachten, während die Anderen nur herumstanden und zunächst nichts verstanden.

„Wenn ich das also richtig kombiniere, dann stammen die Aufnahmen aus Ägypten."

„Ja. Richtig, meine Liebe und sie sollten sie gut anschauen. Vielleicht fällt ihnen was auf. Ich habe auch erst zweimal hinsehen müssen, bevor ich es begriff."

Shana legte das Bild wieder auf den Tisch und überflog die Anderen. Plötzlich hielt sie inne und zuckte unwillkürlich zusammen. Skort begann zu lächeln. Sie griff zielstrebig zwischen die Fotos und zog eins heraus, hielt es ins Licht der Deckenlampe.

„Das ist nicht ihr ernst oder? Das ist doch wohl getürkt", sagte sie ungläubig.

„Sie haben sehr gute Augen. Ich dachte auch erst, dass mich Dr. Binder veralbern will. Aber dann habe ich mit ihm telefoniert und er beschrieb noch mehr Merkwürdigkeiten. Ich denke, dass er noch mehr gefunden haben dürfte in der Zwischenzeit."

„Wie alt ist die Aufnahme jetzt?"

„Sie ist vor circa zwei Wochen gemacht worden."

„Zwei Wochen? Dann kann ich verstehen, warum so viel Wert darauf gelegt wird, dass ich schon morgen aufbrechen soll."

Skort nickt.

„Auf welches Alter wird der Fund geschätzt?"

„Zum Zeitpunkt der Aufnahme wusste man es noch nicht genau vermutete aber, dass er etwa 15.000 Jahre alt sein muss."

„WIE ALT?" Shana war sichtlich betroffen. „Professor. Ich hoffe, sie wissen was sie gerade gesagt haben." Sie musterte ihn scharf.

„Ja. Ja. Aber natürlich. Deshalb ist es ja so unglaublich sensationell. Der Fund stammt aus einer Zeit in der die alten Ägypter noch nicht mal existierten. Ihre Kultur war in den Kinderschuhen, als dieses Wesen auf dem Foto lebte und das in genau der Region in der später das alte Theben stand."

Shana Grant wippte unruhig auf und ab und schüttelte immer wieder den Kopf. Ihr Herz fing an zu rasen und sie glaubte den Bezug zur Realität zu verlieren.

Apophis trat neben sie. „Was ist auf dem Foto zu sehen, Doktor?"

Sie schaute ihn an und reichte es ihm. Er starrte auf die Aufnahme und bekam strahlende Augen. „Ich weiß nicht was ich sagen soll."

„Was siehst du?", fragte Diana neugierig und auch die anderen Chafren schienen auf eine Antwort zu drängen. Er legte das Bild auf den Tisch, so dass es alle sehen konnten.

Auf ihren Gesichtern konnte man Entsetzen, ungläubiges Staunen und Freude erkennen.

Man sah eine Ausgrabungsstelle und im Zentrum ein anteilig freigelegtes Skelett. Es sah aus wie das eines Löwen oder Tigers. Der Kopf fehlte, aber die Arme und Beine waren vollständig zu erkennen. Und - dieses Wesen hatte Hände. Sie alle sahen die Überreste einer Raubkatze die definitiv aufrecht ging und Hände besaß und das vor geschätzten 15.000 Jahren auf der Erde.

„Irgendjemand muss eine gottverdammte Angst bekommen haben als er von diesen Funden erfuhr und dann geriet er in Panik als unsere Freunde plötzlich auftauchten", bemerkte Jody und hatte damit den Nagel auf den Kopf getroffen.

Der Professor strahlte über beide Ohren. „Das ist des Pudels Kern. Da lebte eine vielleicht intelligente Raubtierspezies auf der Erde, weit bevor die ägyptische Hochkultur überhaupt entstand und sie war dem Menschen vermutlich auch überlegen. Diese Theorie drängt sich geradezu auf. Und aus der Unendlichkeit tauchen mir nichts dir nichts genau diese Raubtiere auf."

Er dreht sich zu Apophis um. „Nichts für ungut meine Lieben, aber ich versuche nur den Faden zu spinnen. Bitte seid mir für die Bezeichnung des Tieres nicht böse."

Er fuhr fort: „Ein gewisser Personenkreis bekommt Panik, sieht sein Weltbild und seine Macht bedroht und versucht wenigstens die lebenden Spuren zu beseitigen."

„Das hört sich logisch an", bemerkte Syrgon.

„Aber wer sollte so was tun?", fragte Sinja.

„Die Kirche", sagte Shana trocken. „Sie war schon immer der Meinung, dass es nur einen Gott gibt und nur ein gottgleiches Wesen, nämlich den Menschen. Sobald diese Sekte ihre Vormachtstellung bedroht sah, hat sie barbarische Kriege angezettelt, bei denen am Ende so gut wie nichts Gescheites raus kam. Das einzige Ergebnis war immer nur, dass die Kirche ihre Macht stärkte, noch reicher und fetter wurde und die Ärmsten der Armen auch noch ihr letztes Hab und Gut verloren oder sogar das Leben." Sie verzog angewidert das Gesicht. „Hätte ich mir eigentlich auch denken können."

„Wie dem auch sei. Doktor Grant, sie fliegen morgen bitte nach Ägypten und anschließend nach Peru und sehen sich die Ausgrabungsstätten an."

„Au backe. Professor, sie jagen mich aber ganz schön durch die Gegend", seufzte Shana.

„Ich weiß, ich weiß, meine Liebe. Aber ich denke sie werden begeistert sein. Außerdem werde ich ihnen den Privatgleiter unserer Akademie stellen und sie werden nicht allein fliegen, sondern in einer Reisegruppe."

Sie schaute Skort fragend an.

„Schauen sie mich nicht so an. Wollten sie ihre Besucher etwa allein zurücklassen?"

Es kam Bewegung in den Raum. Alle sprachen plötzlich quer durch den Raum und unterhielten sich über alles Mögliche. Man verstand sein eigenes Wort nicht mehr.

„Ruhe, Ruhe, Ruhe. Bitte! Shana, sie sind so nett und bringen unsere Gäste morgen früh, noch vor Tagesanbruch aus der Stadt. Der Gleiter wird pünktlich um 4 Uhr bereitstehen und ich persönlich habe den besten Piloten ausgesucht der zur Verfügung steht."

„Ach? Und der wäre?"

„Ihre Freundin. Oder dachten sie, dass ich das Risiko eingehe und noch mehr Leute in die Sache mit rein ziehe? Abgesehen davon traue ich im Moment sehr wenigen Menschen über den Weg und je weniger von unserer Extratour wissen, umso sicherer sind unsere Götterwesen." Der Professor kicherte wieder wie ein kleines Kind. Er verabschiedete sich von allen überschwänglich, ließ die Bilder zurück und verschwand so überraschend wie er aufgetaucht war.

„Das war ja mal ein interessanter Mensch", bemerkte Finlay.

„Ja. Er ist ein echtes Unikat und war mein Dekan in Ägyptologie auf der Uni. Er hatte vor zwanzig Jahren seine Frau bei einem Autounfall verloren und alle hatten damals die Befürchtung, dass er sich nicht mehr fangen würde. Er hatte die Uni für drei Jahre verlassen und kam plötzlich wie ausgewechselt wieder. Keiner weiß was in dieser Zeit geschehen war und er macht auch ein Geheimnis draus. Irgendwie ist er leicht schräg geworden. Aber egal, er war wieder da und eine echte Vaterfigur für jeden Studenten."

Apophis lächelte, wie auch die Anderen.

„Da wir alle schon gegessen haben, schlage ich vor, dass wir uns im Haus verteilen, sich jeder eine Ecke sucht und wir schlafen. Die Nacht ist kurz und wir müssen schnell und fit sein", sagte Shana.

Sie stimmten alle zu und bald war aus den verschiedensten Bereichen im Haus ein gleichmäßiges Schnarchen zu hören. Na ja, aus fast allen Bereichen. Jody war zu Shana gegangen um sie um einen Gefallen zu bitten. „Shana. Du hast doch noch die Tigersuit, die ich dir vor drei Jahren zur Aufbewahrung anvertraut hatte."

„Ja. Die habe ich immer noch. Warum? Was hast du vor? Willst du jetzt als Tigerin verkleidet durch das Haus schleichen und die Anthros erschrecken?" Sie musste bei diesem Gedanken kichern.

Kapitel 44

„Nein. Natürlich nicht. Ich will zu Apophis. Er ist so süß und ich will ihm was Gutes tun. Er kommt mit so einsam vor."

„Oh, da hat wohl das Mitgefühl zugeschlagen."

„Nicht nur das Mitgefühl. Ich will ihm eine gute Tigerin sein und er soll sich wohl fühlen, sich fallen lassen können."

Shana erschrak. „Ich hoffe du weißt, worauf du dich da einlässt. Er ist zwar kein Tier, aber er könnte sehr ungestüm reagieren."

„Ich weiß, Shana. Aber glaube mir. Wir beide standen schon mal kurz davor und er hat sich verschämt zurückgezogen, mich nicht bedrängt."

Grant seufzte und nickte. Sie ging an den Wandschrank und holte die Suit raus. „Na ja, dann kann ich euch Beiden ja wohl nur noch viel Spaß wünschen, oder?"

„Danke, das ist wirklich lieb von dir."

„Wobei ich das Gefühl nicht loswerde, dass du etwas sehr schnell bei der Sache bist."

„Warum? Ich habe ein anderes Gefühl. Schmetterlinge im Bauch und den Wunsch ihn zu spüren, zu riechen und mit ihm zu schnurren."

Shana, verdrehte die Augen und zeigte auf die Tür. Die Suit-Delequentin ward von der Gerichtsbarkeit entlassen.

Jody ging ins Badezimmer und zog sich um. Die Tigersuit passte perfekt. Es gab keine überflüssige Falte und sie lag hervorragend straff auf der Haut. Die Animatronik tat auch noch was sie sollte und Schwanz und Ohren bewegten sich entsprechend ihrer Stimmung. Sie setzte zu guter letzt den Kopf auf und verließ das Zimmer ihrer Freundin. Die sah kopfschüttelnd hinterher und ging zu Bett.

‚Hoffentlich weiß sie wirklich was sie tut', dachte sie noch und schlief ein.

*

Apophis hatte sich in eines der drei Gästezimmer verzogen und aufs Bett gelegt. Kurze Zeit später öffnete Jody die Tür und trat ein.

„Apophis? Bist du hier?", fragte sie flüsternd.

„Jody? Bist du das?", fragte der Kater leise zurück.

„Eine Frage beantwortet man nicht mit einer Gegenfrage. Aber ja. Ich bin's. Psst! Wir wollen die Anderen nicht wecken."

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, legte sie sich neben den Kater und kuschelte sich an sein Fell. Sie begann ihn zu streicheln, tastete seine starken Oberarme und seine Brustmuskeln ab, während ihre Hände über seinen Bauch glitten. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und lauschte minutenlang seinem gleichmäßigen Herzschlag.

Er streichelte im Gegenzug ihre Haare und ihr Fell. --- Er stutzte! Fell? Er setzte sich auf und erkannte im Halbdunkel tatsächlich die Gestalt eines Tigers.

„Wie ist das möglich?", fragte er verwirrt.

„Bleib ruhig und entspann dich. Genieß einfach die Nacht mit einer Tigerin." Sie erhob sich, setzte sich auf den Tiger und massierte ihm die Brust und die Flanken. Jede Muskelfaser wurde von ihren zarten Händen verwöhnt und Apophis schnurrte leise, aber deutlich hörbar.

Sie freute sich darüber und das leise Vibrieren seines Körpers stimulierte sie, regte sie an. Sie verspürte das unerträgliche Verlangen, ihrem Kater etwas Gutes tun zu wollen, ohne selbst etwas dafür zu verlangen. Sie spürte deutlich seine anschwellende Männlichkeit unter ihrem Schoss, erhob sich, kniete sich zwischen die Beine des Katers, beugte sich über seinen Unterleib und schritt geschickt mit ihrer Zunge zur Tat. Apophis richtete sich, grollte leise und beobachtete sie.

„Lass es sein. Du musst das nicht tun", flüsterte er gedrückt. Aber sein Unterbewusstsein sagte etwas anderes und schrie nach mehr.

Jody liebkoste jede Stelle, knabberte zärtlich daran herum und genoss es, dass sich der Tiger kaum mehr beherrschen konnte. Apophis drückte ihr seinen Unterleib entgegen, fletschte die Zähne vor Lust, umfasst ihren Kopf und krallte sich in die Haare der Suit. Er schloss die Augen und ließ sie gewähren. Schließlich hatte sie es geschafft und ihr Kater ergoss sich in ihrem Mund mit einem erstickten aufbrüllen.

Jody kostete jeden Tropfen aus, ließ schließlich von ihm ab, legte sich auf ihren Tiger, krallte sich in sein Brustfell und beide schliefen befriedigt ein.

Kapitel 45

Es war 2.30 Uhr als Cyron erwachte und noch etwas benommen durch das Haus tapste. Er war auf der Suche nach der Toilette, der Dusche und einer Tasse Kaffee. Die beiden ersteren Sachen fand er ziemlich schnell und ging erfrischt und halbwegs munter in die Küche. Jetzt galt es den Rest zu finden.

Die Kaffeemaschine entdeckte er sofort, aber wo war der Kaffee?

Er öffnete einen Schrank nach dem anderen, wühlte in den Ablagefächern. Polternd fiel eine Tasse zu Boden und zerbrach. Der Lärm riss die Anderen aus dem Schlaf. Sie schreckten hoch und liefen in die Küche, wo sie jedoch nur auf Cyron trafen, der inzwischen das Gesuchte komplettiert hatte.

„Guten Morgen, ihr Schlafmützen! Kaffee?", trällerte er kurz und hielt die Pulverdose vor die Brust, als wolle er Werbung dafür machen und setzte sein bestes Grinsen auf.

Diana winkte ab, Stella schüttelte den Kopf, Wotan und Sirius seufzten im Duett und Andrew rollte mit den Augen.

„Du hättest uns auch etwas sanfter wecken können", brummelte Sitara. „Aber das ist wieder typisch für dich. Hätte jetzt bloß gefehlt, dass du uns gefragt hättest ob wir auch nicht mehr schlafen können."

Cyrons Grinsen wich. „Entschuldigung. Aber es wird eh langsam Zeit. Wir haben nur noch eine gute Stunde bis wir den Gleiter erreicht haben müssen."

„Au man. Stimmt ja", sagte Finlay.

„Wamanos", warf Kira ein und gab Andrew einen Klaps auf den Hintern.

„Was hat es eigentlich mit diesem Wamanos auf sich?", fragte Andrew, als er mit Kira ins Bad ging.

„Ich weiß es nicht. Das habe ich irgendwann mal von meinen Eltern aufgeschnappt und beibehalten. Warum? Stört es dich und soll ich es abstellen?"

Andrew schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Es würde mich stören, wenn du es nicht mehr sagen würdest. Ich finde es nur interessant und ich wollte wissen, wo du diesen Ausdruck her hast. Weißt du, seit wir gestern Abend diese Bilder gesehen haben, gehen mir die verschiedensten Gedanken durch den Kopf."

Kira presste die Lippen aufeinander. „Hmhm. Das geht nicht nur dir so."

*

Als sie in die Küche zurückkamen, saßen Cyron und Shana Grant am Tisch und tranken Kaffee. Die Anderen hatten sich auch bedient und schlürften genüsslich an ihren Tassen.

„Ah. Da sind ja die nächsten Zwei", sagte sie fröhlich, „Seid ihr auch so aufgeregt wie ich?"

Zustimmendes Nicken und Murmeln. „Das wird bestimmt faszinierend und das Beste daran ist, dass ihr mitkommt. Ach, ich freu mich so."

Stella nahm ihre Tasse vom Mund, grinste und zwinkerte Shana zu. „Ganz ruhig, meine Liebe. Wird schon schief gehen."

Die Augen der Wissenschaftlerin leuchteten wie zwei kleine Feuer.

Stella sah sich um. „Hat eigentlich jemand Apophis gesehen? Abgesehen davon, wo ist Jody geblieben?"

Shana trank gerade einen Schluck Kaffee und hustete plötzlich. Sie stellte ihre Tasse schnell ab, nahm ein Taschentuch und wischte sich ihren Mund ab. „Sorry, ich hatte mich verschluckt."

Cyron sah ihr schief in die Augen. „Du weißt doch was und verschweigst es uns."

Sie schüttelte den Kopf. Das war nicht überzeugend und schürte Cyrons Argwohn.

„Was ist los?", fragte er übermäßig langsam und betont.

Sie zuckte tapfer mit den Schultern. Cyron ahnte was, aber war sich nicht sicher. Jedenfalls riss er plötzlich die Augen auf und seine Kinnlade klappte herunter.

„Wenn es das ist was ich vermute, dann ..." Er konnte den Satz nicht vollenden, denn zwischenzeitlich war Jody erwacht, hatte Apophis geweckt und beide waren schnellen Schrittes in die Küche gegangen und standen mitten im Raum. „ ... was dann?", fragte Apophis.

Cyron drehte sich um und schaute seinem Enkel erwartungsvoll ins Gesicht. „Dann, mein Lieber, musst du mir was erklären."

Aber Apophis' Auftritt, sein stellenweise zerlegenes Fell und vor allem Jody, die neben ihm stand, immer noch die Tigersuit trug und jetzt den Kopf abnahm, sagten genug.

Jody Thorn grinste breit. Apophis lächelte mild, Shana vergrub ihr Gesicht in der linken Hand, Cyron starrte zwischen den beiden hin und her und der Rest der Gruppe fing an zu kichern, als sie begriffen was geschehen war. Die ganze Szene wirkte skurril.

„Das war es also was du wusstest, aber verschwiegen hast", sagte Stella.

Shana nickte verschämt. „Ja. Jody kam gestern Abend noch in mein Zimmer und verlangte nach ihrer Tigersuit. Sie wollte Apophis damit eine Freude machen."

„Nur damit?"

„Na ja und sie meinte, dass er süß wäre und sie ihm eine willige Tigerin sein möchte. Er hätte es wohl verdient."

Jodys Grinsen wurde noch breiter und sie nickte eifrig. Cyron biss sich auf den kleinen Finger.

„Hat es denn wenigstens geklappt und Spaß gemacht?", fragte er schließlich direkt heraus, nicht ohne etwas Ironie in der Stimme.

Die Beiden sahen sich an und küssten sich.

„Danke. Das genügt schon. Mehr will gar keiner wissen", sagte Shana. Sie stand auf und ging ins Badezimmer.

Dort traf sie auf Wotan und Sirius, die die Dusche in Besitz genommen hatten und sie gemeinsam ausgiebig nutzten.

Shana riss die Augen auf. „Das darf doch wohl nicht wahr sein", schrie sie auf und rannte aus dem Bad. Sie ging zurück in die Küche und baute sich mit verschränkten Armen im Raum auf.

Ihr Blick war Funken sprühend. „Kann mir mal einer erklären was hier eigentlich los ist?"

Tarja schaute sie verdutzt an. „Um was geht's denn?"

„Ich frage mich wo ich hier gelandet bin. Ich wollte gerade duschen, aber das wurde durch zwei Rüden verhindert die offensichtlich schwul sind und soeben an sich herummontiert haben. Ist gerade Frühling auf eurem Heimatplaneten?"

Cyron schaute Shana tiefgründig an. „Du überreagierst. Genaugenommen stimmt weder das Eine noch das Andere. Es ist einfach so, dass Sex ein fester Bestandteil unseres Lebens ist und, wie auch bei euch, der Entspannung dient. Außerdem haben wir sehr viele Pärchen in unserer Gruppe. Die beiden Rüden sind eins davon, dann kommen noch Stella und ich hinzu sowie Tarja und Chiron, Kira und Andrew, Sitara und Finlay, Sinja und Grey und nunmehr auch Jody und Apophis. Bei den Beiden sieht es zumindest danach aus. Wenn man es eng sieht, darfst du dich nicht wundern. Ich finde, dass wir uns noch gut beherrschen.

Shana starrte zur Decke. „Bei allen Göttern. Das darf einfach nicht wahr sein."

„Ah doch. Ist es aber. Aber, wenn es dir hilft, dann kann ich dir Diana oder Syrgon empfehlen, entsprechend deiner sexuellen Ausrichtung."

Das war zuviel des Guten. Die Wissenschaftlerin stampfte wütend mit ihren Füßen auf. „Du, du, du."

„Ja bitte?"

„Du bist ein ganz, ein ganz, ein ganz ... ach, ich weiß auch nicht was du bist."

*

Wotan und Sirius betraten die Küche.

Shana drehte sich um. „Darf ich jetzt auch mal ins Bad?"

Die beiden Wölfe sahen sich an und nickten.

„Das ist wirklich zu gütig von euch." Sie entschwand ohne die Anderen eines weiteren Blickes zu würdigen.

„Wotan, ihr beide solltet euch etwas zurücknehmen. Unsere liebe Frau Doktor hat momentan etwas Probleme mit unseren Trieben."

Sirius kicherte, sah seinen Partner an und nickte schließlich zustimmend.

*

Shana war inzwischen im Bad angekommen. ‚Vielleicht hat Cyron ja Recht', dachte sie. ‚Ich hätte nicht so krass reagieren dürfen. Ich sollte mich nachher bei ihnen entschuldigen.'

Sie duschte rasch und putzte sich gleichzeitig die Zähne. So war sie schneller, zog sich reisefertig an und eilte wieder in die Küche. Die Chafren hatten ebenfalls ihre Sachen zusammengepackt und erwarteten sie.

„Okay", begann sie. „Ich muss mich entschuldigen. Meine Reaktion vorhin war nicht gerechtfertig."

„Doch, war sie. Wir sollten uns mehr zusammenreißen", ging Cyron dazwischen.

„Nein, ihr müsst doch wegen mir nicht darben und euch verbiegen. Immerhin könnt ihr ja nichts dafür, dass ich keine Partnerin finde." Sie seufzte und sah zu Boden.

„Partnerin?", fragte Stella und machte ein erstauntes Gesicht.

„Tja, nun ist es raus. Ich bin lesbisch. Und glaubt mir, unter den Furries ist es mehr als nur schwierig eine ebenfalls lesbische Partnerin zu finden. Der größte Teil von denen ist männlich und dann schwul oder hetero ausgeprägt. Der weibliche Anteil ist gering dagegen und eine lesbische Greifin findet dort garantiert nichts Passendes."

Sie ging zum Kühlschrank, holte sich einen Schokoriegel heraus und kaute hektisch darauf herum.

„Tja, das ist natürlich ein Ding", sagte Diana. „Ich bin zwar eine Greifin, aber nicht lesbisch und außerdem gebunden."

„Ich weiß", sagte Shana. „Das wollte ich damit auch nicht zum Ausdruck bringen. Ich wollte vielmehr meine Reaktion begründen und meine Aggressivität nicht im Raum stehen lassen."

„Entschuldigung angenommen, wenn du unsere annimmst", sagte Tarja.

Shana nickte und lächelte hinreißend. Sie schaute auf die Uhr. „Verdammt, es ist schon 10 vor 4. Wir müssen sofort los."

Die Gruppe erhob sich und verließ das Haus. Sie schlichen durch die Straßen und bewegten sich dabei dicht an den Wänden entlang.

„Ich habe gerade ein Déja vu", sagte Chiron an Tarja gewandt.

„Das haben wir, glaube ich, alle", entgegnete sie leise.

Nach zwanzig Minuten erreichten sie den Stadtrand und wie durch ein Wunder hatte sie tatsächlich keiner gesehen. Nur ein Hofhund bellte kurz als er die Anthros sah. Syrgon knurrte daraufhin kurz und der Hund zog den Schwanz ein. Der Wolf näherte sich ihm vorsichtig, streckte seine Hand aus und streichelte ihn. Jody schüttelte den Kopf und sie gingen weiter.

Der Gleiter war bereits in Sichtweite und wie angekündigt waren sie allein. Jody setzte sich auf den Pilotensitz und Shana nahm ebenfalls im Cockpit Platz. Die Chafrengruppe machte es sich derweil im Passagierraum bequem. Die Reise konnte beginnen. Jody startete die Maschine und sie hoben ab. Shana hatte Unterlagen gefunden in denen ihr Zielgebiet eingetragen war.

„Alle mal herhören", kam ihre Stimme über die Lautsprecheranlage. „Wir werden jetzt fünf Stunden in der Luft bleiben. Danach müssen wir einen Zwischenstopp einlegen und tanken. Das wird etwa dreißig Minuten dauern. Anschließend fliegen wir weiter nach Ägypten und setzen in der Nähe des alten Theben auf. Auf dem Tisch liegen einige Unterlagen und Zeitschriften. Wenn ihr wollt, dann könnt ihr ja mal ein bisschen lesen. Dann wisst ihr schon mal etwas über die alten menschlichen Ägypter, die vor circa 8.000 Jahren zu einer grandiosen Zivilisation aufstiegen und bis zu ihrem Untergang beeindruckendes leisteten. Alles andere wird sich dann vor Ort zeigen und am Ende die Hälfte der Unterlagen überflüssig und wertlos machen."

Damit war die Durchsage beendet.

Kiras Interesse war geweckt. Sie stand auf und schnappte sich eine der dicken Zeitschriften. Sie blätterte sie zunächst kurz durch und fing dann an zu lesen. Stella machte es ihr nach und versank sehr schnell im Stoff.

Cyron und Chiron machten sich Gedanken darüber, wie es weiter gehen sollte und was werden würde, wenn sich alle Vermutungen als Wahrheit herausstellen sollten.

Tarja unterhielt sich mit Diana über Fell- und Gefiederpflege sowie über Ernährung und tauschte Kochrezepte aus. Diese waren von Tarjas Seite nicht sehr ergiebig, denn sie war ein reiner Fleischesser. Von Diana kam da wesentlich mehr und sie überhäufte die Tigerin mit Ratschlägen und sich sehr lecker anhörenden Gerichten. Der Rest setzte die so früh unterbrochene Nachtruhe fort und schöpfte Kräfte bei einem ausgiebigen Schläfchen.

*

„Eingelegtes Fleisch?", fragte Tarja.

„Ja. Du nimmst ganz normales Rindfleisch und legst es in einen Sud aus Blutmoos und Krealwurzeln. Den Sud kochst du kurz auf, lässt ihn abkühlen und packst das Fleisch hinein. Das Ganze musst du dann eine Woche ziehen lassen. Danach nimmst du das Fleisch und brätst es völlig normal von beiden Seiten gut durch."

„Und was mache ich mit dem Sud?"

„Den kannst du getrost wegkippen. Den brauchst du nicht mehr. Das Fleisch wird super zart und außen herrlich knusprig. Du musst aber drauf achten, dass kein Teil mehr roh ist, denn der Anteil der Krealwurzeln verursacht eine unangenehme Nebenwirkung in rohem Fleisch."

Tarja staunte. „Und das wäre?"

„Es wirkt ab einer bestimmten Konzentration extrem verdauungsfördernd. Glaube mir, ich habe es am eigenen Leib erfahren und wünsche diese Erfahrung meinem ärgsten Feind nicht."

*

„Das finde ich faszinierend", sagte Kira an Stella gewandt. Die legte ihre Zeitschrift beiseite und schenkte der Luchsin ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Hier steht, dass in Ägypten in einer der sogenannten Zwischenzeiten ein Hethiterfürst namens Apophis einfiel. Er unterjochte weite Teile des Landes für einen Zeitraum von zwölf Jahren und regierte mit blutiger Hand. Erst nach dieser Zeit gelang es Ramses II. das Land von ihm zu befreien. In dieser Zwischenzeit ging es mit der Kunst und Kultur in Ägypten bergab. Es wurden keine neuen Kunstwerke erschaffen und altes zerfiel zusehends."

„Welch Zufall das mein Sohn Apophis heißt und dieser Skort ihn auch so nannte."

Kira nickte. „Ja, aber warum sollte er ihn gerade so bezeichnen?"

„Ich weiß es nicht. Aber vielleicht ist der Professor mit seinen Vermutungen in ganz anderen Ebenen und hat inzwischen ein ganz anderes Bild von der Geschichte Ägyptens gewonnen", gab Stella zu bedenken.

„Mag durchaus sein. Vielleicht war dieser Apophis in Wirklichkeit ganz anders und weder Fürst noch Barbar. Vielleicht blühte Ägypten in der Zwischenzeit nicht auf, weil sich Apophis um die wichtigen Sachen kümmerte und nicht um Prunk."

„Ich glaube, wir sind auf einer interessanten Spur. Klären werden wir viele Fragen jedoch erst, wenn wir die Funde sehen und das Puzzle zusammensetzen können."

Kira seufzte und sah auf die Uhr. „Die Zeit vergeht zwar, aber irgendwie viel zu langsam. Wir brauchen noch dreißig Minuten bis zur Zwischenlandung und dann wieder einige Stunden bis wir endlich da sind."

„Ich denke", entgegnete Stella, „dass wir uns auch noch etwas aufs Ohr legen sollten. Dann sind wir fit, wenn wir ankommen."

Sie räkelten sich in den Sitzen und schliefen wenige Minuten später ein.

*

Die Zwischenlandung verschliefen alle und die Betankung verlief ohne Zwischenfälle. Der Professor hatte gute Arbeit geleistet und wirklich an alles gedacht. Kaum war die Maschine gelandet, schon war der Tankwagen da und die Tanks füllten sich mit Brennstoff. Leider konnte sich die Uni einen der modernen Weitstreckengleiter nicht leisten, sonst wäre der Tankstopp unnötig gewesen. Aber, es ging auch so.

*

Als sie nach und nach zu sich kamen, war der Gleiter bereits wieder in der gestartet und nur noch zehn Minuten von seinem Ziel entfernt.

„Hallo, ihr Schlafmützen! Ihr solltet langsam aufwachen und euch den Schlaf aus den Augen reiben. Wir sind gleich da."

Cyron reckte sich. „Gibt es denn bei der Zwischenlandung was interessantes zu sehen, dass du uns wecken musst?"

„Zwischenlandung? Mein lieber Herr Kater. Die ist schon längst passé. Wir sind gleich am Ziel."

Das erregte die Gemüter und plötzlich waren alle sehr munter. Sie eilten zu den Fenstern und schauten hinaus. Tief unter ihnen lagen gewaltige Bauwerke, die pyramidenförmig waren und in einem gleichschenkligen Dreieck lagen.

„Die Bauwerke die ihr seht, stammen von den alten Ägyptern. Es handelt sich um die großen Pyramiden von Gizeh. Die Größte von ihnen ist die Cheopspyramide und ist das Grabmal des gleichnamigen Pharaos Cheops. Die beiden kleineren gehören zu Chephren und Mykerinos.

„Das ist überwältigend", flüsterte Tarja. Sie waren begeistert. So monumental hatten sie sich das Ganze nicht vorgestellt.

„Und das hat ein Pharao allein gebaut?", fragte Cyron ahnungslos.

Stella und Kira mussten kichern. „Nein, natürlich nicht", sagte die Tigerin. „Der Pharao war der regierende Herrscher. Ein sogenannter Gottkönig auf Erden. Gebaut haben diese Anlagen 100.000e von Arbeitern, von denen man annimmt, dass sie Sklaven waren."

„Sklaven?"

„Ja, eine altertümliche Form der Menschenhaltung. Diese armen Kreaturen waren genau genommen vollkommen rechtlos und hatten lediglich die Aufgabe der Herrscherkaste zu dienen und das ihr Leben lang." Kira schüttelte es allein schon bei dem Gedanken daran.

„Seht mal da. Der verdrehte Anthro", sagte Jody über die Lautsprecher. „Das ist der Sphinx."

„Wow, das ist ja ein Löwe mit einem Menschenhaupt", bemerkte Andrew.

Sie kamen wirklich aus dem Staunen nicht heraus.

„Wann wurde das alles erschaffen?"

„In den einzelnen Blütezeiten der ägyptischen Reiche. Es gab die Vorzeit, dann die Frühzeit, später das alte Reich, das mittlere Reich und das neue Reich. Zwischendurch lagen die Bauten brach. In der sehr frühen Zeit wurden die interessantesten Bauten errichtet. Später ging man zu Veränderungen über und auch zum Bau der Pyramiden. Aber bald stellte man fest, dass die Gräber geplündert wurden, trotz dass man alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatte. Daraufhin änderte man die Taktik und verlegte die Grabmale unter die Erde. Aber auch hier wurde munter weiter geplündert. Am Ende legte man mehrere Gräber zusammen und machte sich weniger Aufwand, außerdem wurde von bestehenden Bauten Material entwendet und an anderen Stellen eingesetzt. Die Kultur die so fantastisch war und so viele technisch hochentwickelte Monumente baute, ging langsam unter und zerlegte sich selbst", erklärte Kira.

„Ihr solltest euch anschnallen. Wir landen gleich", forderte Shana auf.

Sie taten es, schauten aber trotzdem weiter aus den Fenstern. Keiner auf Genro würde ihnen das alles glauben. Dreißig Kilometer von den Pyramiden entfernt setzte die Maschine weich auf dem Wüstenboden auf und kam zum Stillstand. Sie stiegen aus und in Sichtweite sah man schon eine Sandwolke auf sie zu kommen.

„Das muss Gregor Binder sein", sagte Shana. „Er hat uns wohl kommen sehen und sich gleich auf den Weg gemacht."

Sie starrten dem Fahrzeug entgegen, welches sich mit hoher Geschwindigkeit näherte. Und tatsächlich, es war Dr. Binder.

„Hallo Shana und Jody", sagte er überschwänglich erfreut.

„Hallo Gregor", erwiderten die beiden Frauen fast gleichzeitig.

Sie küssten sich zur Begrüßung, dann wandte er sich den Chafren zu. „Seid gegrüßt, Freunde. Ihr seid also diejenigen die so viele Menschen nervös machen, so dass sie euch lieber tot als lebend hätten. Ich hoffe ihr habt starke Nerven und einen klaren Verstand, denn das was ich euch alles zeigen und erklären werde, bedarf mehr als nur einer großen Phantasie."

„Nur zu", sagte Chiron. „Wir haben schon Bilder gesehen und sind, denke ich mal, einigermaßen vorbereitet auf das was da auf uns zukommt."

„Vergesst die Bilder, denn es wird noch besser. Wir haben innerhalb von zwei Wochen unglaubliche Sachen gefunden und sehr viele davon können wir uns nicht erklären oder besser gesagt, wir können damit nichts anfangen und sie nicht bedienen."

Jetzt war die Neugier von allen auf dem Höhepunkt angelangt. Sie konnten es kaum erwarten die Funde zu sehen und saßen schon alle auf der Pritsche des Lkws.

Gregor Binder kannte sich in der Gegend hervorragend aus, fuhr mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und umkurvte zielsicher alle Bodenunebenheiten. Die Fahrt dauerte somit auch nicht lange und sie erreichten ihr Ziel. Sie hatten das Basislager erreicht und staunten wieder einmal. Die Arbeit schien wirklich hochprofessionell zu sein. Binder erklärte: „Damals sah es bei den Ausgrabungen streng genommen genauso aus wie bei uns jetzt. Es gab nur einige Unterschiede. Früher haben die Arbeiter und Wissenschaftler in Zelten gelebt, die Funde mussten mühsam konserviert werden und zerfielen sehr oft schon nach kurzer Zeit, außerdem hatten sie keinen Strom und mussten mit offenem Feuer hantieren. Heute ist das alles etwas moderner. Wir können Funde sofort in die Rechner scannen, können Modelle erstellen, Beziehungen untereinander verifizieren, wir können den Zerfall aufhalten und tiefkühlen und wir haben Strom."

Er grinste und man merkte, dass ihm seine Arbeit sehr viel Spaß machte.

„Du bist unverbesserlich", sagte Jody zu ihm. „Ein Idealist wie er im Buche steht."

„Mag sein, aber wart's ab bist du alles gesehen hast." Er rollte verheißungsvoll mit den Augen und zwinkerte ihr zu. „So, dann kommt mal alle rein. Ich zeige euch erst mal ein paar der neuesten Bilder."

Sie nahmen in einer Art Besprechungsraum Platz und Binder dämmte das Licht. Die Bilder kamen von einem Diaprojektor der nicht mehr der neueste war, aber seiner Aufgabe treu ergeben. Er zeigte das erste Bild. „Das dürftet ihr vielleicht schon kennen. Es ist ein Skelett, welches wir vor gut zwei Wochen entdeckten. Es liegt am Rande der Grundrisse des alten Thebens und ist nicht so spektakulär wie der Rest."

Das nächste Bild wurde interessanter. „Das ist einer der weiteren Funde." Er trat vor und holte einen Zeigestock hervor. „Wie man deutlich erkennt, handelt es sich hierbei um zwei Skelette."

Er fuhr die Umrisse nach. „Man erkennt, dass das eine Fundstück zwei lange Arme hat, Beine, Füße, die auf einen Sohlengang hinweisen und die Wirbelsäule zeigt in ihrem Aufbau, dass es aufrecht ging. Außerdem ist der Schädel rundlich und zeigt den für einen Menschen typischen Kieferknochen und Unterkiefer. Das zweite Fundstück liegt an der Ausgrabungsstelle direkt daneben und etwa fünfzig Zentimeter entfernt. Auch hier sieht man, dass es aufrecht ging, es hat lange Arme, Hände, Beine, aber und das ist das Besondere, keine Füße. Es hat lange Fußwurzelknochen, die vom Boden ausgehend in einem weiteren Gelenk enden und zwar sitzt dieses Gelenk genau dort wo wir Menschen unsere Hacken haben. Das zweite Wesen war also ein Zehengänger."

Chiron schaute auf seine Pfoten. Sie sahen genauso aus, wie die des zweiten Wesens auf dem Bild.

„Allein schon das ist bemerkenswert, aber der Schädel reißt alles raus."

Er zeigte das dritte Bild, welches eine Nahaufnahme des Schädels war. Ein Raunen ging durch den Reihen.

„Ihr seht ganz recht. Dieser Schädel ist länglich, zeigt einen deutlichen Gesichtsschädel mit langen Kieferknochen und das Gebiss entspricht dem eines Raubtieres. Wir haben die Daten verglichen und die Computer spuckten das Ergebnis aus. Es handelt sich zweifelsfrei um ein Wolfsgebiss."

Syrgon machte große Augen. „Du willst damit andeuten, dass an der Stelle ein Mensch und einer meiner Artgenossen nebeneinander liegen?"

„Ich deute es nicht nur an, es ist so. Die Funde sind eindeutig."

Er wechselte zum nächsten Bild. „Hier sieht man einen weiteren Fund. Er befindet sich hundert Meter südlich vom eben gezeigten. Hierbei handelt es sich ebenfalls um zwei Skelette, allerdings ist nur eines ein Anthro. Bei dem einen handelt es sich um einen Anthrolöwen, bei dem leider die Beine fehlen, bei dem anderen um ein vierpfotiges Raubtier, vermutlich auch einen Löwen. Zumindest lassen die Größenverhältnisse darauf schließen. Während der erste Fund auf eine Kampfhandlung hinzuweisen scheint, die Knochen weisen entsprechende Spuren auf, weist der zweite Fund nicht direkt auf einen Kampf hin. Es sieht eher so aus, als ob die Beiden ohne sich wehren zu können ermordet wurden. Der Schädel den wir fanden weist entsprechende Schlagspuren auf."

Er wechselte auf das nächste Bild. „So! und jetzt kommt etwas, an dem wir uns die Zähne ausgebissen haben. In einem unterirdischen Grabmal haben wir einen Zugang in eine Seitenkammer entdeckt. Dieser Zugang", er deutete auf eine bestimmte Stelle des Bildes, „wird durch eine Tür blockiert, welche über einen Handscanner geöffnet wird. Die alten Ägypter hatten aber niemals Handscanner und vor allem, es passt keine unserer Handflächen. Die Tür bleibt verschlossen."

Er beendete den Einleitungsvortrag abrupt.

„So, wollen wir uns die Sachen mal direkt anschauen?"

Alle nickten eifrig und sie verließen den Raum. Draußen brannte die Sonne unbarmherzig herunter. Die Arbeiter schauten die Gruppe der Chafren verschüchtert an und machten ihnen weiträumig den Weg frei. Fast schien es so als hätten sie keine Angst vor ihnen, sondern würden eher in Ehrfurcht den Göttern den Weg ebnen.

Sie kamen an den Eingang zur Ausgrabungsstelle und schauten die Zugangsstufen hinab ins Dunkel.