Drachenmenschen - 12. meines Vaters Sohn -

Story by Lord_Eldingar on SoFurry

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#13 of Drachenmenschen

Eine unruhige Nacht, ein erfolgreicher Beutegriff und lange Gespräche mit Marius, den ich als Freund verlasse um weiter nach Osten zu fliegen. Auf der Krim habe ich dann wieder Ruhe und schlafe gut. Aber dann treffe ich da dieses süße junge Menschenweibchen, dass sich in den Kopf gesetzt hat, unbedingt einen Drachen zu bekommen...

Ich muss anschließend dann doch einiges regeln, schließlich stehe ich zu den Dingen, die ich anrichte.

Der Weiterflug wird traurig werden, aber der Grund ist freudig.

Teil 12 der Geschichte um den Menschen, der sich immer noch nicht sicher ist, ob er Drache sein will oder nicht... oder vielleicht jetzt doch...?

Dies ist die erotisch etwas entschärfte Variante, inhaltlich ansonsten identisch mit der NSFW-Version


Drachenmenschen

  1. meines Vaters Sohn -

Ich werde zum x-ten Mal wach - so eine Blockhütte ist für die extrem feinen Sinne und die immer auf Kampf und Verteidigung ausgerichteten Instinkte eines Drachen sehr gewöhnungsbedürftig. Ich bin mindestens 10 Mal auf dem Bett hochgeschreckt und hockte dabei 3 Mal kampfbereit vor dem Bett auf dem Boden...

Allerdings haben sich meine Instinkte gegen Morgen schon begonnen, sich zu beruhigen. Ich bin nur noch kurz wach geworden und nicht mehr hochgeschreckt, weil ein Balken knackte oder irgend ein Tier draußen raschelte. Auf jeden Fall ist es in einer Höhle ruhiger - vielleicht mit ein Grund, warum wir gerne in Höhlen übernachten.

Dazu kommt, dass auch hier der Winter gerade erst vorbei ist und es nachts recht kühl wird. Wenn es sein muss, komme ich damit klar, aber eigentlich mag ich es angenehm kuschelig im Bett. Und leider stört eine warme Decke mich extrem, seit ich ein Drache bin. - Also habe ich mich zusätzlich noch eine Stunde mit dem Ofen beschäftigt, ausreichend Brennmaterial ist vorhanden, auch Briketts, die für anhaltende Wärme gesorgt haben und ein kurzer Feuerstoß hat alles schnell in Brand gesetzt.

Der Blick zum Handy bestätigt mein Gefühl, es ist kurz vor 6, aber schon überraschend hell - und trotz der unruhigen Nacht fühle ich mich ausgeruht. Außerdem habe ich Hunger... Mal sehen, wo ich hier ein Drachenfrühstück bekomme. Noch etwas Holz und ein Brikett nachgelegt - schon enorm, was so ein kleiner Ofen an Wärme bringt - dabei nutze ich den Brennraum nicht mal aus.

Draußen atme ich die klare, kalte Luft - es ist noch leichter Frost aber die jetzt auf die Lichtung vordringende Sonne nagt schon massiv am Raureif. Auf der Lichtung orientiere ich mich kurz, niemand in der Nähe, auch bei den Häusern unten ist keine Bewegung zu bemerken - nur Marius rumort in seinem Blockhaus hinter mir. Gut, dann kann ich mich ja ruhig hier blicken lassen. - Genüsslich recke ich meine Glieder, besonders die Schwingen - ich weiß nicht, wie es den anderen geht, aber wenn ich sie längere Zeit auf dem Rücken gefaltet lasse, bekomme ich irgendwann Verspannungen.

Das Rumoren lässt nach und die Tür öffnet sich.

„Spät dran zum Jagen..." -

„Stimmt schon, aber es ist doch erst sechs." -

„Du bist hier in Osteuropa, es ist schon sieben." -

Oh shit, daran habe ich gar nicht gedacht... nun fehlt mir noch eine Stunde...

„Verstehe, ich muss meine Uhr umstellen. Dann muss ich wohl auf meinen Vorrat zurückgreifen." -

„Nein, natürlich nicht. Ich hab von gestern noch was und wenn es Dir nichts ausmacht ein verletztes Tier zu erbeuten..." -

„Natürlich nicht. Ein Prädator wird immer ein verletztes oder krankes Tier vorziehen. Im allgemeinen, weil diese Tiere weniger Energieeinsatz erfordern - aber als Drache habe ich da auch das Gefühl einer Verpflichtung, sie von ihrem Leiden zu erlösen. Frag bitte nicht warum." -

„Dann wird es sehr viel einfacher, das verletzte Tier zu finden, Deine Jagdinstinkte werden uns schnell zum Ziel führen." -

„Du hast schon mit Drrékh gejagt?" -

„Ja, ich habe oft Besuch von Drachen, die hier auf Jagd gehen." -

„Dann hoffe ich, dass ich Dich nicht enttäusche. Ich habe bisher noch nicht gejagt, nur ein verletztes Tier in einem Gehege von seinem Leid erlöst." -

„Mit einem Biss? Damit bist Du doch schon vorbereitet. Viele Drachen die hierher kommen, jagen zum ersten Mal - und viele von ihnen haben Probleme, das Tier dann mit einem Biss oder mit ihren Krallen zu töten. Ich habe oft mit dem Messer aushelfen müssen." -

„Ja, mit einem Biss. Auch wenn durch die Situation die Jagdinstinkte nicht mehr aktiv waren. Aber dieses warme Gefühl des Dankes für die Erlösung vom Schmerz, das mich durchströmte..." -

„Ihr könnt das also spüren? Ihr habt im letzten Moment Kontakt mit der Seele des Tieres? Ich würde das gerne einmal erleben." -

„Wie ich nur zu gut weiß, sind die Sinne der Menschen nicht fein genug, um das spüren zu können - tut mir leid." -

„Mach Dir keine Gedanken darüber, ich weiß, dass ich es nie so erfahren werde - aber ich möchte auch keinem Tier so in den Hals beißen." -

„Als Drache macht es Dir nichts mehr aus. Spätestens wenn Du das Blut schmeckst, ist jede Hemmung verflogen." -

„Verstehe. Einen Moment, ich bin gleich soweit, dann können wir runtergehen. Ich muss dann nur kurz etwas geschäftliches erledigen und dann können wir los, das Tier suchen. Das ist auch der eigentliche Grund, warum ich runter muss, ich bin als Jagdherr hier in der Gegend dafür zuständig." -

Ich soll mit ihm da runter? Jetzt? Am hellen Tag? Das klang nämlich nicht so, als ob er davon ausgeht, dass ich mich transformiere und mir etwas anziehe.

„Moment Marius. Ich habe nicht die notwendige Kleidung mit, um hier durch die Wälder zu ziehen und ein verletztes Tier zu finden." -

Er schüttelt verwundert den Kopf.

„Nein, Du kommst natürlich als Drache mit."

Ich schaue nachdenklich zu den Häusern... die sind definitiv nicht unbewohnt. Marius begreift.

„Ach so. Die sind schon alle in den Wäldern unterwegs, da ist keiner mehr. Und die Frauen sind heute gemeinsam zum Einkaufen gefahren. Und selbst wenn - alle haben schon Drachen gesehen und sich freiwillig zum Schweigen verpflichtet. Denn würden sie etwas verraten, würden sie ganz schnell von der Regierung unglaubwürdig gemacht. - Und weil dann keine Drachen mehr herkommen und der Standort aufgegeben wird, habe ich nicht mehr das Geld, unsere kleine Siedlung mit moderner Technik auszustatten. - Wir brauchen nämlich dringend ein weiteres Kraftwerk, das alte ist eigentlich nur für zwei Häuser ausgelegt. Und das könnte dann keiner hier mehr bezahlen." -

Er verschwindet kurz in seiner Hütte, ich höre, wie er ein paar Sachen wegräumt, dann kommt er mit einem kleinen Rucksack wieder raus. Er macht die Tür zu und legt einen Riegel vor, verschließt die Tür aber nicht. Das war mir schon am anderen Blockhaus aufgefallen, aber da hatte ich mir noch nichts weiter dabei gedacht.

Marius sieht mir wohl die Frage an.

„Hier kommt kein Fremder her. Und keiner hier in den Karpaten wird ohne Not in eine fremde Hütte eindringen. Dafür darf jeder eine Hütte nutzen, wenn er wegen Wetter oder aus anderen Gründen in Not ist. - Ich brauch Dich sicher nicht fragen, ob Du bereit bist - Kleidung braucht Du ja nicht." -

„Nein. Wir mögen es zwar gerne warm, aber wir frieren auch nicht so leicht. Und würde es Schuhe für mich geben, behindern die mich nur, ich bin bereit." -

Er nickt und geht an mir vorbei, ich folge ihm, immer am Waldrand entlang in Richtung Tal. Auf dem Weg beschäftige ich mich damit, alle Gerüche aufzunehmen, die teilweise bekannt, teils ähnlich, zum Teil aber auch neu für mich sind.

Ein Greifvogelpaar kreist über uns, Eichhörnchen und natürlich Vögel huschen durch die Bäume und einige Insekten schwirren über der Lichtung. Hier oben ist der Frühling erst am erwachen, aber das sprießende frische Grün ist eindeutig.

Marius vor mir rutscht auf einem Stamm aus, fängt sich aber noch - offensichtlich ein wenig neidisch betrachtet er meine Zehen, wie sie mit Hilfe meiner Krallen immer einen sicheren Griff für mich finden.

„Warum haben wir Menschen nicht auch so was..." seufzt er leise. -

„Weil ihr für die ebene Steppe gebaut seid. Ausdauernde Läufer in der Ebene. Ich bin Flieger und meine Krallen sind dazu gemacht, auch in Felsen Halt zu finden." -

„Dafür läufst Du dann nicht so gut?" -

Ich grinse.

„Naja, viele Drachen laufen besser als ich, aber mit Menschen halte ich immer mit." -

„Oh, entschuldige, ich wollte Dich nicht..." -

„Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich sollte mich nicht über die Menschen stellen und mit Vorteilen prahlen, die mir von der Natur gegeben wurden. Auch die Menschen haben Vorteile, unsere Hände sind sich zwar sehr ähnlich, aber ihr habt die feineren Sinne in den Händen - Drachen können mechanische Armbanduhren oder ähnliche feinmechanische Dinge zwar konstruieren, aber lange nicht so klein bauen wie ihr. Ihr könnt beides. Wir denken logischer, meistens jedenfalls - ihr spontaner. Wo wir durch Logik eine Entdeckung oder Erfindung machen, macht ihr spontan 10 oder 20, von denen 2 oder 3 euch weiterbringen." -

„Du meinst, wir erfinden, ihr entwickelt das fertig und wir bauen es dann?" -

„Das wäre eine mögliche Zusammenarbeit." -

„Ihr seid also nur hier, um uns in der Forschung zu helfen?" -

„Naja, ich gehe davon aus, dass die Drachen dabei auch ein paar Vorteile haben werden." -

„Sagt man euch denn nicht alles?" -

„Es ist nur, dass ich noch lange nicht alles erfahren habe. Bisher hatte ich noch keine spezielle Aufgabe." -

„Ah, verstehe." -

Ja - und dass ich mich, gerade bevor ich meine Aufgabe vermutlich erfahren hätte, abgesetzt habe... das braucht er ja nicht wissen.

Er hat jetzt bergab einen ordentlichen Schritt drauf, es dauert nicht lange bis wir vor den Häusern stehen.

„Komm mit rein, ich mache schnell einen Kaffee für uns." lädt Marius mich ein.

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und folge ihm in das erste Haus. Offensichtlich wohnt er mit seiner Frau hier, jedenfalls wenn er nicht in der Hütte oben lebt.

Ohne dass ich fragen muss, beantwortet er mir meine Fragen.

„Hier lebe ich mit meiner Frau. Jedenfalls die meiste Zeit, aber so ein oder zwei Tage die Woche bin ich auch gerne oben, wenn keine Gäste da sind, meine Frau kommt aber oft mit. Nur gerade bereitet sie alles für neue Gäste vor und ist mit den Frauen der anderen zum einkaufen losgefahren.

Ich muss noch einmal Kontakt mit der Gästegruppe aufnehmen, deswegen musste ich an den Computer hier unten."

Er reicht mir den Kaffee und einen kleinen Teller mit Fleischwürfeln.

„Kleines Frühstück."

Und verzieht sich dann für ein paar Minuten hinter seinen Rechner - nicht das modernste, aber aber Marius sieht mir auch nicht wie ein Gamer aus. Ich nippe an dem Becher, esse dabei mein Fleisch und schaue solange aus dem Fenster auf die anderen Häuser dieser kleinen Siedlung.

„Das ist eigentlich eine Försterei hier..." erklärt Marius mir nebenbei, meine Überlegungen ahnend.

„Auf der anderen Seite des Baches wohnen der Forstverwalter und sein Vorarbeiter mit ihren Familien. Die Arbeitsplätze sind aus der sozialistischen Zeit noch übrig geblieben. - In den beiden Häusern hier hatten je ein Waldarbeiter mit ihrer Familie gewohnt und nach Bedarf noch einige weitere einquartiert, daher sind die größer und ideal als Gästequartiere. Ich habe diese beiden Häuser und die Scheune gleich nach der Demokratisierung gekauft, da waren die noch in gutem Zustand, aber billig." -

Ich nicke.

„Verstehe. Und die Forstverwaltung leistet es sich, einen Förster hier im Wald leben zu lassen?" -

„Die hatten eigentlich geplant, die Verwaltung unten in Nehoiu oder gleich draußen in Buz?u zu zentralisieren. Nur sind die Förster hier für sehr große Gebiete zuständig und hätten dann länger fahren müssen, als sie hier Zeit gehabt hätten für ihre Aufgaben in den Wäldern. Und da die Förster gerne weiter hier draußen in ihren Wäldern leben wollten, wurde das teilweise beibehalten - wenn sie, wie hier, noch ein paar Nachbarn haben." -

„Die waren also ganz froh darüber, dass Du Dich hier niedergelassen hast." -

„Klar, auch deswegen war es so günstig. - Und mittlerweile leben wir hier ganz luxuriös, haben ständig sehr günstigen Strom durch die kleine Wasserkraftanlage - nur manchmal müssen wir schon auf den Verbrauch achten, wenn viele Gäste da sind. Und auf Fernseher und Kühlschränke wollen wir natürlich auch nicht verzichten. - Andere Förstereien sind auf kleine Dieselgeneratoren angewiesen und das bezahlt die Forstverwaltung nicht alles. Die lassen die Dinger immer nur zwei, drei Stunden am Tag laufen, auch schon wegen dem Lärm." -

Da hat er Recht, ich möchte so ein Ding nicht den ganzen Tag hören müssen. Aber es gibt doch noch andere Möglichkeiten...

„Und Solar?" -

„Eine Alternative für ein wenig Licht in den Häusern, mehr nicht. Zu viele Wolken, ist ja ein Gebirge hier, da kondensiert die feuchte Luft vom Schwarzen Meer, auch wenn das meiste nach Sieweberjen weiterzieht. Und zuviel Schnee im Winter, wenn die Kälte aus Sibirien dazukommt." -

„Oh ja, richtig. Und eine Wasserkraftanlage kostet sicher einiges mehr in der Anschaffung und Aufbau, als sich so einen Generator in den Schuppen zu stellen." -

„Sehr viel mehr sogar. Da scheint sogar der Treibstoff billiger zu sein - aber so nach drei oder vier Jahren und wenn man mitrechnet, dass man ständig Strom zur Verfügung hat und nicht nur drei Stunden am Tag, sieht das schnell anders aus. - So, ich bin soweit, wir können dann losfahren."

Marius nimmt mir die leere Tasse und Teller ab und geht mit mir nach draußen und voraus zu dem Schuppen.Ich helfe ihm, das Tor zu öffnen und sehe drinnen einen älteren Geländewagen russischer Bauart - und einen Russen-'VW-Bus'.

„Meine UAS... fast nicht kaputt zu kriegen und gehen überall hin - saufen aber auch Sprit. - Für eine Gruppe den 452, die Bucharka. Und wenn ich mit einem oder zwei Gästen unterwegs bin, meine Ziege, den 469. Beide Allrad und vor allem der 469 ist mit Kombizange, Draht und Spucke zu reparieren, naja, fast..." -

Tja, ein Allrad 8-Sitzer und ein Jeep aus Uljanowsk. Eingeweihten bekannt für ihre Robustheit und auch für eine vergleichsweise gute Qualität - auch wenn die Bauart sehr robust ist. Auf jeden Fall echte Geländewagen und keine weichgespülten SUVs.

Allerdings beide für einen Drachen nicht zu gebrauchen. Auf diese Sitze passe ich einfach nicht, Schwingen und Schwanz bekomme ich nicht untergebracht.

Jetzt, wo Marius mir einladend die Tür zum 'Jeep' öffnet, bemerkt er auf mein Zögern auch sofort das Problem."

„Warte, ich nehme das Verdeck ab - dauert nur etwas, das ist leider kein Klappverdeck wie im Cabrio. Aber dann kannst Du drin stehen wie auf einer Parade..."

Er grinst, aber ich winke ab.

„Das dauert sicher eine halbe Stunde... nein, lass das Verdeck drauf. Fahr Du vorweg, ich folge Dir dann schon." -

„Wie Du meinst..." -

Er sieht mich etwas zweifelnd an - sicher erwartet er, dass ich hinter ihm herlaufe. Aber wozu habe ich meine Schwingen... damit bin ich deutlich schneller, als er mit seinem von 78PS befeuerten 1.700 kg-Trum.

Ich winke freundlich und er fährt los. Nach einem Moment, sprinte ich hinterher, breite meine Schwingen aus, und bin auch schon in der Luft. So niedrig, wie ich mich gerade noch traue, fliege ich hinter ihm her, folge dem Weg, den er vorgibt, als würde er mich ziehen.

Er biegt nach knapp einem Kilometer von dem breiteren Weg in einen Nebenweg ein, der kaum breit genug ist, dass ich meine Schwingen ausbreiten kann - aber ich folge ihm weiter mit etwas Abstand und gerade hoch genug, um den Boden nicht zu berühren. Es geht in einigen Serpentinen den Berg hoch, auch hier mache ich mir den Spaß und folge ihm auf seiner Spur - obwohl ich mir das deutlich einfacher hätte machen können, aber so um die Kurven zu fegen ist einfach nur Fun pur.

Schließlich hält er an einem abzweigenden, schmalen Seitenweg an. Ich lande direkt hinter ihm und blicke in sein etwas angespanntes Gesicht.

„Huh... ich muss sagen, irgendwie ist es schon etwas erschreckend, im Rückspiegel einen Drachen zu sehen, der einen beständig verfolgt..." -

„Äh... Du denkst doch nicht..." -

Er hebt abwehrend die Hände.

„Nein! - Nein, das nicht - entschuldige. Aber... wo Du da in voller Schräglage um die Ecken gekommen bist und Dich voll auf den Wagen ausgerichtet hast... da habe ich zwei oder dreimal daran gedacht dass gleich alles um mich in Flammen stehen wird... Ein irgendwie eigenartig faszinierender Eindruck..." -

„Ah... naja, selbst ein Anthro ist wohl recht beeindruckend. Und der Ruf, den die Drachen im allgemeinen leider haben, verstärkt das sicher noch." -

Marius macht eine Bewegung auf mich zu, hebt eine Hand - bleibt aber irgendwie unsicher stehen. Es sieht für mich aus, als ob er mir die Hand auf die Schulter legen wollte, sich aber nicht traut.

Leicht verlegen lächelt er.

„Sicher spielt das schlechte Image der Drachen da mit, aber es ist nicht wirklich Angst. Mehr eine Spannung und das Wissen, da einen Drachen in vollem Einsatz zu sehen. - So ein wenig Jurassic Park, wenn Du verstehst. Nein keine Angst, nur Faszination. Und ich weiß ja auch, dass ihr kein Feuer spucken könnt." -

Lächelnd nicke ich - und bemerke seinen kurzen Seitenblick auf meine Fangzähne... Also mache ich den Schritt, den er sich nicht getraut hatte und lege ihm meine Hand auf die Schulter - was ihn sichtlich ein wenig nervös macht.

„Ich verstehe den Jurassic Park Effekt und kann das auch ein wenig nachvollziehen, wie es sein muss, wenn ich Dir hinterher jage - ich lebe dabei ja auch meinen Jagdinstinkt ein wenig aus. - Und... auch wenn das eigentlich wirklich mehr ein spucken ist - ich bevorzuge den Begriff 'Feueratem' und blase also mein Feuer..."

Darauf hebe ich den Kopf und blase eine gut 10 Meter lange Flamme in die Luft - bewusst so, dass ich damit nichts in Brand setze.

Marius betrachtet das erschreckt und drängt sich schutzsuchend an mich - um dann sofort wieder Abstand zu nehmen.

„Entschuldige bitte, ich wollte nicht..." -

„Was...? - Du kannst mich ruhig anfassen, jedenfalls solange das im normalen sozialen Rahmen bleibt." -

Er beruhigt sich sichtlich.

„Danke... Die meisten mögen das überhaupt nicht und ich habe am Anfang ein paar heftige Kratzer abbekommen, da bin ich lieber vorsichtig." -

„Du wurdest von Drrékh verletzt, nur weil Du sie angefasst hast? Hmm..." -

„Ja. Die Drrékh, die zur Jagd öfter hierher kommen, verhalten sich recht abweisend, teilweise auch herablassend mir gegenüber. Aber diejenigen, die wie Du auch Menschen akzeptieren, machen mir immer wieder Lust den Job weiter zu machen. Ist eben interessant..." -

Das mag ich nun gar nicht hören... Drachen, die Menschen schlecht behandeln... Meine Abneigung, die sich ein wenig gelegt hatte, wird wieder stärker.

„Wir sind doch eigentlich selber auch Menschen, haben viele Jahre als Mensch gelebt - Drrékh sollten sich nicht so verhalten. Mal abgesehen von einer gewissen Abneigung gegen Berührungen, die ich noch verstehen kann." -

Eigentlich weiß ich ja gar nicht, wie sich solche Berührungen auf den Schuppen eigentlich anfühlen, wer weiß ob es nicht wirklich unangenehm ist...

Marius entspannt sich jetzt wieder.

„Bei Dir habe ich gleich gespürt, dass Du freundlich bist. Ihr habt eine... Ausstrahlung, eine Art Aura, die ich spüren kann und die mir gleich zeigt, wie ihr mir gegenüber eingestellt seid. Deine ist sehr stark und sehr freundlich - aber auch irgendwie... mit Dir uneinig und ein wenig gehetzt. Ich würde sagen, Du bist auf der Flucht - vor den anderen oder vor Dir selber." -

Ich seufze.

„Ist das so deutlich?" -

„Nein, nur habe ich ein Gespür dafür. Meine Familie ist schon lange als Heiler tätig, ich habe das wohl auch mitbekommen. Keine Sorge, das steht nicht auf Deiner Stirn geschrieben. - Aber... ich dachte, ihr Anthrodrachen habt kein Feuer... Da kann ich ja froh sein, dass Du Deine Jagdinstinkte unter Kontrolle hattest..." -

Er wirkt jetzt doch etwas besorgt.

„Es sind auch nur wenige, die das können. Soweit ich weiß haben viele zwar schon die Möglichkeit, ein wenig Feuer zu machen, gerade ausreichend um einen Ofen oder ein Lagerfeuer zu entzünden, aber nur wenige können so ein richtiges Drachenfeuer zünden. Hat mit dem Alter zu tun, Drachen reifen langsamer als Menschen, leben aber auch länger." -

„Aha, Du bist also schon älter." -

„Etwas. Und Frühentwickler oder sowas, eigentlich wäre ich auch noch zu jung."

Ein Geruch weht mir in die Nüstern, sofort reagieren meine Instinkte und ich fahre herum und schnuppere, orte den Geruch...

„Blut... frisch... ein verletztes Tier..." -

Das gierig rollende Knurren, das aus meiner Kehle kommt, verwundert mich selbst. Aber mein Gedanke mich bei Marius dafür zu entschuldigen ist unnötig. Er grinst mich breit an.

„Es ist immer faszinierend zu erleben, wenn der Jagdinstinkt eines Drachen erwacht. Leider war ich noch nicht dabei..." -

„Warum nicht? Du sagtest doch, dass Du öfter unterstützen musst." -

„Ja, bei denen, die zum ersten Mal jagen. Aber viele Erfahrene wollen das nicht - und wenn ich mal mit darf, dann seid ihr viel zu schnell für mich - oder ihr jagt aus der Luft... Selbst bei den Neulingen komme ich dann meistens irgendwann später hinterher und sehe sie dann, wie sie das Tier festhalten und mich fragend ansehen, was sie als nächstes machen sollen." -

„Verstehe, hast Du Lust mit mir mitzukommen?" -

„Herr, ich bin Jäger... und einen wahren Jäger begleiten zu dürfen und ihn zu beobachten ist mir eine Ehre." -

„Schon gut, hab bitte keine Hemmungen, mich daran zu erinnern, dass Du dabei bist. Also bremse mich, wenn ich zu schnell bin. Auch wenn ich dann knurrig sein sollte, weil die Instinkte mich treiben." -

„Wie am besten?" -

„Sag einfach meinen Namen - wenn ich nicht zu schnell unterwegs bin, reicht schon flüstern. Das wird mich daran erinnern, dass Du dabei bist." -

„Gut. Wie darf ich Dich nennen? Muss ja nicht Dein richtiger Name sein." -

„Tan'Náh. Darauf reagiere ich sicher." -

Er sieht mich an, vor allem meine Augen und meine Nüstern beobachtet er genau, als ich meinen Namen nenne.

„Das ist Dein richtiger Name..." -

„Ja. Ich habe nichts verbrochen, werde aber sicher gesucht werden. Wenn sie hierher kommen und Dich fragen, sage ihnen ruhig die Wahrheit, das ist in Ordnung. Ich rechne damit, auch wenn sie zuerst in einer anderen Richtung suchen werden. Ewig werde ich mich nicht verstecken können, aber ich brauche jetzt einfach ein wenig Zeit für mich." -

„Du weißt also nicht, ob Du ein Drache sein möchtest..." -

„Äh... ja irgendwie schon - obwohl ich gerade immer mehr einer werde und es immer - wie soll ich das sagen... - irgendwie richtiger für mich wird." -

Marius betrachtet mich nachdenklich.

„Tanner. Ich habe den menschlichen Namen Tanner verstanden - wenn mich also ein Drache fragt..." -

„Sie werden Dich sicher festnageln." -

Er grinst.

„Ja, sicher. Aber ein Grund, warum ich erstmal sage: 'kenne ich nicht - war nicht hier.'" -

„Bring Dich nicht in Schwierigkeiten wegen mir." -

Aber er winkt ab.

„Dein Volk mag Loyalität - auch gerade zu einzelnen. Nur muss ich auf darauf achten, wenn von mir die Loyalität zum Volk der Drachen eingefordert wird - dann muss ich über Dich sprechen. Dass ich Dich vorher gedeckt habe, wird mir nicht negativ ausgelegt werden. Nicht von Deinem Volk, auch wenn ein einzelner das vielleicht anders sieht. - Ich habe diese Erfahrung schon gemacht, also keine Sorge."

Marius bemerkt meine zunehmende Unruhe und interpretiert das richtig als Jagdlust.

„Da ich anscheinend genau den richtigen Ort als Startpunkt gewählt habe, lass uns anfangen - ehe Du mich noch beißt..." -

Grinsend recke ich die Nüstern in die Luft und nehme die Witterung auf. Der Weg, an dem wir gehalten haben, führt anscheinend ein gutes Stück in die richtige Richtung. Ich nicke Marius zu und wir marschieren - jetzt noch nebeneinander - mit flottem Tempo den Weg entlang. Nach etwa 500 Metern biegt der Weg aber von der richtigen Richtung ab und wir gehen jetzt langsamer querfeldein durch den nicht allzu dichten Wald, wobei Marius hinter mir bleibt um mich nicht zu stören.

Erst als der Wald etwas auflockert und dadurch das Unterholz dichter wird, fällt er deutlich zurück. Ich habe immer ein Ohr auf ihn und warte, wenn der Abstand zu groß wird - noch ist mein Jagdtrieb nicht so übermächtig. Dabei kann ich ihn beobachten und bemerke, dass er sich fast genauso leise bewegt, wie ich - oder wohl besser, ich mich immerhin ein wenig leiser als er. Nur helfen mir meine Instinkte und mein, mittlerweile schon fast vertrautes, riesiges Blickfeld, um mich sicher und leise zu bewegen. Nebenbei hilft die kleinere Auflagefläche meiner Füße aber auch - könnte ich auf meinen Schuppen jetzt auch noch fühlen, könnten meine Instinkte noch besser arbeiten und ich wäre wohl doppelt so schnell. Ich atme durch... wieder einmal dieses 'hättewärewenn'...

Doch auch Marius bewegt sich äußerst gewandt und leise - nur muss er dabei mehr beobachten und auf seine direkte Umgebung achten, wodurch er naturgemäß langsamer ist.

Vor uns öffnet sich eine kleine Lichtung auf der ich ein Dammtier sehe. Ein Weibchen mit einer großen, immer noch leicht blutenden Wunde in der Flanke. Marius rückt auf und hockt sich neben mich. Er horcht und schnuppert, anscheinend sieht er das Tier nicht, aber als erfahrener Jäger sollte auch er es riechen können - dann zeigt er nickend zur Lichtung. Aus seinen Zeichen glaube ich zu verstehen, dass er sich einen Platz suchen möchte, wo er mich beobachten kann. Ich nicke und er schleicht noch vorsichtiger vor zur Lichtung. Ich nutze die notgedrungene Wartezeit damit, mir einen guten Standort zu suchen, von dem aus ich so nah wie möglich unbemerkt an das Tier herankomme.

Ich habe mir gerade erst meinen Plan zurecht gelegt, als Marius mir schon ein Zeichen gibt. Es kann also losgehen. Nicht zu früh, denn so langsam drängt der Jagdinstinkt mich vorwärts. Ich folge ihm jetzt einfach, lasse mich ganz von meinen Instinkten leiten und schleiche langsam voran. Zum Glück war das Tier dumm genug sich nicht mit dem Hintern in den Wind zu stellen, so kann ich mich weitgehend unbemerkt von hinten anschleichen. Schaut die Dammtierkuh nach vorn, bewege ich mich langsam vorwärts, dreht sie ihren Kopf, bleibe ich stehen und spiele einen Fels in der Landschaft. Das Erfassungsvermögen dieser Tiere ist eingeschränkt genug, dass sie scheinbar unbewegliche Objekte nicht wahrnehmen, bzw. als ungefährlich bewerten. Und mein Geruch ist gering genug und wohl auch zu ungewöhnlich, um das Tier nicht zu alarmieren.

So komme ich langsam aber sicher an das verletzte Tier heran. Die Wunde stammt nicht von einem Prädator, offensichtlich ist das Dammtier irgendwo hier in der Nähe von einer kleinen Klippe oder einem Felsen gestürzt. Die Wunde ist eigentlich nicht sehr tief, aber vermutlich sind ein paar Rippen gebrochen und die scharfen Kanten reißen die Wunde immer wieder auf, wodurch sie ständig leicht blutet. Und der Geruch des frischen Blutes beginnt langsam mich zu überwältigen... der Drang zu töten und zu essen wird immer größer.

Ich spüre den ungebrochenen Lebenswillen der Hirschkuh, noch hat die Wunde sie nicht so sehr geschwächt, aber sie würde nicht mehr lange überleben. Wölfe oder Bären - oder in einigen Tagen der Blutverlust - werden ihrem Leben bald ein Ende bereiten. Ich beschleunige das also nur um eine geringe Zeit und erspare ihr so Schmerzen und Leiden.

Ganz nahe dran bin ich jetzt, könnte sie berühren, deutlich kann ich spüren, dass sie jetzt doch unruhig wird. Also... Krallen in den Boden, Muskeln angespannt... und... Sprung!

Einen Sekundenbruchteil später will das Tier seine Flucht starten, aber sowohl die Wunde, wie auch meine blitzschnell nach vorne gestreckten Schwingen, die ihr die Sicht nehmen, bremsen meine Beute. Und so lande ich voll auf ihrem Rücken, kralle mich an ihr fest, strecke und drehe meinen Hals und schlage meine Fangzähne in ihre Kehle. - Ein kurzes ruckartiges Schütteln meines Kopfes und meine Zähne zerfetzen dem Dammtier die Halsschlagadern.

Hmmmm, der unglaubliche Geschmack von frischem, lebendem Blut, das ich geradezu trinke... meine Beute bricht zusammen, ist schon bewusstlos bevor es auf dem Boden liegt und im nächsten Moment setzt auch das Herz aus. Dieser Tod ist sicher nicht schmerzlos und versetzt das Tier auch kurz in Panik, aber er ist sehr schnell. Vielleicht verhindert der Schock beim Angriff sogar, dass die Beute den Schmerz noch bewusst spürt.

Der Blutstrom versiegt, ich lasse los und positioniere mich neu, die Schwingen noch ausgebreitet. Die Wunde gibt mir die Möglichkeit, direkt an das Fleisch zu kommen und so beiße ich einige Stücke heraus und verschlinge sie, den Geschmack von wirklich frischen Fleisch genießend.

Ein Geräusch... ach so, Marius verlässt jetzt seine Deckung und kommt vorsichtig näher. Aber er braucht nichts befürchten, mein Jagdinstinkt ist befriedigt - wobei er sich ohnehin nicht gegen einen Menschen gerichtet hätte - weder als Beute noch als Konkurrent.

Ich hebe den Kopf und grinse ihn an - was ihn allerdings irgendwie irritiert...

„Entschuldige Tanner... Du wirkst gerade ziemlich bedrohlich auf mich. So mit blutigen Zähnen und Lippen..." -

„Keine Sorge. Ich beiße zwar, aber nicht Dich." -

Noch schnell ein paar Happen herausgerissen, kurz am Gaumendach gerieben und dann verschlungen, während Marius vor mir hockt und mir grinsend und interessiert zuschaut.

„Entschuldige, aber dabei durfte ich bisher auch nicht zusehen, vermutlich ist es vielen Drachen peinlich, vor einem Menschen so zu essen." -

„Vermutlich weil es irgendwie gierig und nach Raubtier aussieht." -

„Aus der Sicht eines Menschen vielleicht schon - aber ich bin Jäger und beobachte auch sehr gerne Tiere ohne sie zu töten. Im Vergleich zu Bären und selbst Wölfen ist Deine Art zu essen irgendwie... vornehmer. - Entschuldige, dass ich Dich mit Tieren vergleiche - aber ein Mensch wäre ohne Hilfsmittel deutlich im Nachteil. - Macht es Dir nichts aus, so vor mir zu essen?" -

Grinsend schüttele ich den Kopf.

„Auf einem Staatsempfang würde ich nicht so essen, aber hier im Wald und vor einem Jäger - warum sollte mich das stören. Viele würden sicher ihre Krallen einsetzen und Stücke herausschneiden, aber meine Krallen sind nicht geeignet um Fleisch zu zerschneiden, sonst würde ich das sicher nutzen. Aber nebenbei, entschuldige aber wer sollte mich auch daran hindern zu essen, wie ich es möchte." -

Marius grinst zurück.

„Ich habe keinen Grund dazu. Und für mich sieht das auch authentischer aus, als dich mit Messer und Gabel zu sehen. Wobei ich aber bei gewissen Situationen das schon verstehe. Das Deine Krallen schlanker und runder, aber auch länger und sehr spitz sind, habe ich schon gesehen. Gibt es verschiedene Unterarten bei euch? - Und mir ist auch aufgefallen, dass Du das Fleisch an deinem Gaumen noch etwas zerdrückst, bevor Du es schluckst." -

„Holla, das sind ja Fragen... Ja. Genau genommen ist es sogar ein Zerreiben. Bei diesem frischen Fleisch eigentlich nur um mehr zu schmecken. Bei älterem Fleisch machen wir es gerne, um es etwas weiter zu zerkleinern. Wir können zwar problemlos auch Knochen verdauen, aber es unterstützt doch etwas. Und ja, es gibt bei uns ein paar kleine Unterschiede - Krallenform, Form und Größe der Schwingen, Größe und Form der Fangzähne, Form und Bau der Füße, einige haben auch Dornenklingen an Unterarm und Unterschenkel - ob das nur Ethnien sind, wie Afrikaner und Asiaten, oder schon Unterarten, weiß ich nicht. Aber alle sehen sich als Drrékh. So wie Sapiens, Neandertal und Denisova, alle Homo Sapiens, also Menschen sind. - So, mein erster Hunger ist gestillt, wir können gerne wieder zurück - oder weiter, je nachdem." -

„Ah, danke. - Hmm... Ich habe meine Aufgabe für heute erfüllt. Ein verletztes Tier wurde von seinem Leiden erlöst. Allerdings ist mir nicht aufgefallen, dass das Tier sich Dir sozusagen freiwillig ergeben hat." -

„Richtig beobachtet. Nein, diese Dammhirschkuh hatte den Ernst ihrer Lage noch nicht erkannt. Ihr Lebenswille war noch ungebrochen - aber es war nur eine Frage von zwei oder drei Tagen, ein paar gebrochene Rippen ließen die Wunde ständig leicht bluten. Oder früher, wenn ein Wolf oder Bär über ihre Spur gestolpert wäre." -

Er nickt.

„Eher ein Bär. Die Wölfe sind jetzt in höheren Lagen und jagen kleinere und leichtere Beute. Aber sie hätten ein verletztes Tier natürlich angenommen. - Lass uns zurückfahren - oder fliegen. Dann kannst Du unter der Dusche das Blut abspülen." -

„Dann los, ich nehme die Beute, das Gewicht macht mir nichts aus und auch das Blut ist bei mir schnell wieder abgewaschen." -

Marius weidet das Tier noch schnell fachgerecht aus und, nachdem ich ihm bestätigt habe, dass hier ein Luchs herumschleicht, der sich für die Reste interessiert, lässt er die Innereien offen liegen.

Ich greife mir die Beute und lege sie mir in den Nacken, wo ich sie mit den Schwingenarmen leicht halten kann. Jetzt ohne die Notwendigkeit leise zu sein, kommen wir recht flott voran, keine zwanzig Minuten und wir stehen wieder vor seiner 'Ziege', wie der Geländewagen wegen seiner Geländeeigenschaften von den Fahrern augenzwinkernd genannt wird.

Wir laden die Beute auf die kleine Ladefläche und Marius fährt los, wieder Richtung seines Wohnortes. Ich starte einen Moment später und steige jetzt etwas weiter auf um den direkten Weg zu nehmen. Dementsprechend bin ich natürlich deutlich früher da, was ich nutze um mich in den kleinen Bach zu legen und mir das Blut abspülen zu lassen.

Als Marius ankommt, steige ich aus dem Wasser, schüttele einmal die Schwingen und bin wieder sauber und trocken.

Marius sieht mich mit einem seltsamen Ausdruck an.

„Ich wäre gerne ein Drache..." -

„Sicher, es hat Vorteile - aber manchmal auch deutliche Nachteile... Es gibt Momente, wo ich viel lieber ein normaler Mensch geblieben wäre." -

„Es stimmt also, dass ihr als Menschen geboren wurdet?" -

„Wird das verheimlicht?" -

„Nein, das wohl nicht, aber man wagt auch nicht, mit euch darüber zu sprechen..." -

„Aber mit mir..." -

„Du bist irgendwie anders... ich weiß nicht... viel mehr Drache, gleichzeitig aber umgänglicher, menschlicher als die meisten anderen. So fühlt es sich jedenfalls an." -

Stimmt das? Bin ich mehr Drache als die anderen? Bin ich ein Drrá'Kin und kein Drrékh? Und sind die Drrá'Kin umgänglicher, ausgeglichener als die Drrékh? Lässt mich das menschlicher erscheinen? - Oder bin ich auch innerlich noch viel mehr Mensch als Drache...

„Ja es stimmt. Wir werden als Menschen geboren und finden irgendwann den Weg, zu dem Drachen zu werden, der in uns steckt. Es gibt auch Drachen, die als solche zur Welt kommen, aber es sind nur wenige hier." -

Marius gibt sich damit zufrieden. Er zerlegt die Beute, wobei er mich fragend ansieht, weil ich die besseren Fleischstücke wie Keulen und auch den Rücken nicht angetastet habe.

„Du sollst damit noch was anfangen können. Da zernage ich Dir doch nicht die großen Stücke." -

„Es ist Deine Beute." -

„Aber ich kann nicht das ganze Tier mitnehmen. Noch etwas zum essen heute und zwei oder drei Kilo als Reserve im Tausch mit dem Fleisch vom Rothirsch der gestern früh erlegt wurde, mehr brauche ich nicht." -

„Ah, Rothirsch. Der ist selten hier. Das tausche ich gerne - mit Deiner Beute..." -

Mein Grunzen lässt ihn grinsen. Er hängt die Teile in einen Kühlraum und packt zwei große Stücke aus einer Hinterkeule in seinen Rucksack, in den noch ein paar Kleinigkeiten kommen. Dann geht er noch einmal kurz ins Haus, er will noch einmal die Mails abrufen.

Ich warte und schaue mich um, ein Greifvogelpaar weckt mein Interesse. Kurz entschlossen starte ich mit einem kurzen Anlauf und hieve mich mit einigen kräftigen Schwingenschlägen zu ihnen hoch. Die beiden erkennen in mir keine Gefahr und beginnen mich neugierig zu umkreisen... Ich beobachte die Eleganz und Leichtigkeit mit der die beiden Greife mit der Luft spielen und engste Kurven und Haken schlagen, sich auf den Rücken drehen und zurück. Und ich versuche es ihnen nach zu machen - natürlich bin ich größer, meine Masse dreht sich nicht so leicht, aber ich kann mir doch einiges abschauen und bald sind meine Kurven, Rollen und Haken bezogen auf meine Größe annähernd ebenso eng und flink wie ihre. Das Erbgut eines Fliegers ist eindeutig in mir, sonst wäre das so schnell unmöglich zu lernen.

Marius steht unten und schaut zu uns hoch. Ich breche über die Schwinge ab und gehe in einen Sturzflug, den ich langsam abfange bis ich nur einen Meter über ihn weg fege, mit einer hochgezogenen Wende umkehre und mich kurz vor ihm in der Luft aufrichte und mit zwei kräftigen Schlägen stoppe um dann mit einem weiteren Schlag sanft vor ihm aufzusetzen. - Oh scheiße... so zu fliegen macht irrsinnigen Spaß... - wenn ich sonst auch nicht viel vermissen würde - das Fliegen würde ich ungern aufgeben um wieder ein normaler Mensch sein zu können.

Er sieht mich fast neidisch an.

„Oh Mann... einen Drachen mit Steinadlern in der Luft spielen sehen... könnte ich das nur aufnehmen und in Youtube stellen..." -

„Würde eine Riesendiskussion geben, ob echt oder Fake..." -

„Wir sind verpflichtet, Euch geheim zu halten, ich darf das also nicht. Aber es würde Dich nicht stören?" -

„Ein wenig schon, weil gewisse Drachen mich sicher erkennen würden und schnell herausfinden, wo das Video herkommt. Aber Grundsätzlich würde es mich nicht stören, die meisten würden es ohnehin für ein Fake halten." -

„Eigentlich schade, dass die Menschen das nicht sehen dürfen, es war wirklich faszinierend, Dich so zu sehen." -

„Naja, irgendwann sind die Menschen vielleicht soweit, Drachen als gleichberechtigt zu akzeptieren." -

Er nickt und wir machen uns wieder auf den Weg zu seinen Blockhütten. Jetzt natürlich langsamer, es geht schon recht steil bergan. Mein Angebot, den Rucksack zu tragen, lehnt Marius entschieden ab, obwohl da sicher mehr als nur das Fleisch für mich drin ist.

Es ist noch lange nicht Mittag, als wir wieder oben sind und Marius mich zu sich einlädt. Er hat auch noch ein paar Flaschen Wein mit hoch geschleppt und wir sitzen gemütlich mit einem kleinen Feuer im Kamin zusammen. Er hat wohl für sich entschieden, mich genug ausgefragt zu haben und erzählt jetzt hauptsächlich über sich, seinen Werdegang und vor allen über besondere oder komische Erlebnisse mit den Gästen hier.

So vergeht die Zeit recht angenehm, als es langsam dunkel wird, hole ich meine Sachen, wir tauschen mein Proviantfleisch aus und ich frage nach, was ich ihm für die Übernachtung und das Essen bezahlen muss.

Er sieht mich überrascht an.

„Oh... Du hast doch schon..." auf mein Kopfschütteln überlegt er.

„Gut, für das Essen, da hast Du mit Deiner Beute bezahlt. Auf Wein und Kaffee und so habe ich Dich eingeladen... Für das Zimmer... ja gut, das müssen wir wieder reinigen, Drachen sind da sehr empfindlich, wenn sie einen anderen riechen... Wir nehmen unten 25 Euro am Tag..." -

Die kleinsten Scheine, die Ti mir mitgegeben hat sind Fünfziger, ich fummele einen heraus - das ist mit den Krallen gar nicht so einfach, und winke ab, als Marius mir herausgeben will.

„Das Zimmer für einen Drachen herrichten ist sicher aufwändiger als nur durchsaugen und Wäsche wechseln." -

Marius verneigt sich leicht.

„Danke Herr. Nicht alle Drachen erkennen das an. Für viele ist das selbstverständlich, weil sie das mit dem Geld, das wir als Verwalter bekommen, abgegolten sehen." -

„Wieviel ist das?" -

„Tausend Euro im Monat. Für die Pflege einer Höhle und die normalerweise recht seltenen Besuche von Drachen, ist das auch eine gute Bezahlung. Und eigentlich ist Dein Besuch hier damit ja auch bezahlt. Nur die Drachen, die ein paar Tage zur Jagd hierher kommen, zählen eigentlich nicht dazu, so sind auch die Regeln - leider halten sich da nicht alle dran. Und wenn ich ehrlich sein soll, wage ich mich auch nicht, es einzufordern, sie sind leider recht aggressiv mir gegenüber. - Immerhin haben sie eingesehen, dass ich sie nicht ohne Bezahlung zu guten Jagdplätzen führe." -

Es klingt ja so, dass nicht alle so sind - aber einige Drrékh scheinen die von den Drachen angestellten Menschen für ihre persönlichen Diener zu halten.

„Tut mir leid Marius, aber ich habe keinen Einfluss auf das Verhalten anderer Drrékh." -

„Ich weiß. Ich ignoriere sie einfach und fertig." -

„Na, wenn das so einfach ist." -

Er grinst und hilft mir den Rucksack umzuschnallen, anschließend steht er irgendwie unentschlossen vor mir. Anscheinend hat er noch keinen Drrékh so direkt verabschiedet und weiß jetzt nicht recht, was er machen soll.

Ich mache es einfach und reiche ihm meine Hand, die er nach kurzem Erstaunen entschlossen ergreift. Beim Händeschütteln achte ich darauf, dass er meine Krallen nicht zu sehr zu spüren bekommt.

„Danke für den angenehmen Tag und dass ich meinen Jagdtrieb ausleben durfte." -

„Sehr gerne Tan'Náh. Ich hoffe, Dich einmal wieder zu sehen, vielleicht zu einem Jagdurlaub." -

„Versprechen kann ich es nicht. Aber wenn es mir möglich ist, gerne." -

Ich nicke ihm noch einmal zu, drehe mich um und starte mit einem kurzen Sprint über die Wiese. Schnell steige ich ein Stück, sehe mich noch mal um und bemerke, dass Marius mir nachwinkt... ich antworte mit einem Wippen der ausgebreiteten Schwingen und setze dann meinen Kurs wieder Richtung Osten, genauer etwas südlicher.

Ich fliege nicht sehr schnell und steige dabei stetig höher. Denn nachher über dem schwarzen Meer möchte ich so früh wie möglich die Lichter von Sewastopol als Leuchtfeuer für mich nehmen. Nach etwa 250 km über Land erreiche ich im Donaudelta die Küste. Und so hoch wie ich jetzt bin, werde ich nach etwa 50 km über dem Schwarzen Meer die Lichter am Horizont sehen müssen, die Luft ist klar genug. Bis dahin orientiere ich mich am Licht des kleinen Hafens an der offiziellen Donaumündung hinter mir.

Dann kommt das Licht über den Horizont. Natürlich kann auch ich hier nur den Lichtdom über der Stadt erkennen, aber es scheint dort etwas mehr Dunst in der Luft zu sein, so ist die Lichtglocke deutlicher und früh zu erkennen. Für mich gleichzeitig das Zeichen zu beschleunigen, wobei ich auch langsam tiefer gehen kann - ich möchte mich einfach nicht länger als nötig über einem Meer aufhalten.

Anderthalb Stunden später bin ich dann endlich wieder über Land. Obwohl ich mich kräftig und wohl fühle, atme ich innerlich doch etwas auf - ich hab schließlich noch nicht ausprobiert, wie gute Schwimmer Drachen sind...

Jetzt noch rüber an die Ostküste, etwas nördlich von Jalta ragt der Medved-Gora ins Meer hinaus, an dessen Südküste die Höhle mit unverbaubarem Meerblick liegt, wie im Hefter mit leichter Selbstironie steht.

Jetzt noch nicht zu tief gehen, die Bergkette vor der Ostküste ist noch mal über 1.300 Meter hoch... Upps, das war knapp, ich hab mit den Fingerspitzen doch ein paar Bäume gestreift... - gut dass es mit in dem Hefter stand, man rechnet nicht damit, dass es hier so hoch hinauf geht.

Rechts die Lichter von Jalta, also nach links, über den Küstenstreifen und tiefer, die Höhle liegt auf etwa 100m Höhe in der Steilwand. Ah, da vorne ist der Berg, die Steilwand strahlt noch die Wärme des Tages aus - und die dunkle Stelle da, das muss die Höhle sein. Und da links, die Lichter direkt am Berg, das wird die Rinderzucht-Farm sein, die Anastasia gehört, bzw. ihrem Sohn Mikhail. Die Familie kümmert sich um die Höhle und gilt als extrem Drachenfreundlich.

Ich steuere den dunklen Fleck in der Felswand an und fliege einmal nah dran vorbei. Ja, das ist ein Höhleneingang. Also fliege ich nach der Wende direkt drauf zu und lande auf einer kleinen Fläche davor. Infrarotleuchtende Signale weisen mir den Weg, schließlich eine Tür... ich schnuppere, horche... nichts. Ich klopfe und öffne die Tür.

„Hallo?"

Nein, kein anderer da. Schnell rein, die Tür schließen, nach dem Lichtschalter tasten... tatsächlich, da ist einer... Auf meinen Druck leuchtet ein LED-Lichtschlauch entlang einer Wand dezent auf und taucht den Raum in ein sanftes Licht. Neben den üblichen Tisch und Stuhl auch hier eine Polsterlandschaft, auf der es für einen Drachen ausgesprochen bequem ist. Ein Bett, das wie ein normales Doppelbett aussieht aber ein so weiches Oberpolster hat, dass es sich auch mit Schwingen bequem schlafen lässt. Ein Schrank, auch hier einiges an Kleidung. Das Bad ist normal, da gibt es anscheinend eine Art Standard. Auffällig ist, dass alles liebevoll dekoriert ist. Ein paar Ikonen an der Wand, die Wand hinter den Sitzpolstern ist holzverkleidet und auf Regalen stehen aufwändig bemalte Ostereier, Puppen mit Trachten verschiedener Volksgruppen, die wohl unvermeidliche Matrjoschka, anscheinend altes Porzellan mit Bildern von St. Petersburg und Moskau, Schalen und Teller und sowas. Auf dem Tisch ein kleiner Samowar und Teegläser, und in einem Kühlfach ein paar Flaschen Russkij Standard Wodka und Krimskoje - wofür natürlich auch Gläser da sind.

Eine Steckdose ist auch da, mit den eindeutigen Symbolen für Notebook und Handy. Dazu direkt ein USB-Ladeausgang, den ich für das Handy nutze, dann wird der Strom nicht umständlich auf 240 Volt Wechselstrom hochgewandelt um dann wieder runtertransformiert zu werden. Denn ich vermute eine Solaranlage hinter der Stromversorgung. Die Uhr muss ich noch nicht umstellen, auch auf der Krim sind sie nur eine Stunde voraus. Es ist erst 23 Uhr, ich war am Ende doch flott unterwegs, noch habe ich keine Lust, ins Bett zu gehen. Hmm, ein Tee wäre nicht schlecht, so befasse ich mich mit dem Samowar, ein kleiner Einliter Wasserkessel, der mit einer Art Esbit beheizt wird. Das Teekonzentrat finde ich in einer kleinen Flasche, die mit Tschai beschriftet ist. Zum Glück kann ich mir die Kyrillische Schrift zusammenbuchstabieren.

Überraschend schnell ist das Wasser heiß, etwas Konzentrat ins Glas, mit heißem Wasser auffüllen, etwas Zucker, ich mag Tee süß, die Flamme runtergeregelt und ich lümmele mich mit der Liste der Höhlen auf die Polster.

Etwa eine Stunde und zwei Gläser Tee später, lege ich alles weg, die wohlige Wärme in meinem Bauch macht mich jetzt müde. Der Samowar ist inzwischen auch ausgegangen, der Wecker ist gestellt, ich lege mich auf das Bett und bin auch bald eingeschlafen.

Noch bevor der Wecker losgeht, weckt mich das Licht. In der Decke über der Tür sind ein paar Lichtschächte, die ich gestern nicht beachtet hatte. Bei genauerer Betrachtung weiß ich warum... da sind Lichtklappen davor, die verhindern, dass nachts Licht nach draußen dringen kann und die sich jetzt anscheinend automatisch geöffnet haben. Deswegen konnte ich gestern die Schächte nicht sehen. Ich stehe auf, mach den Wecker im Handy aus und gehe ins Bad - gestern habe ich doch recht viel getrunken, als Drache habe ich aber einen wesentlich geringeren Wasserbedarf wie als Mensch, ich schwitze ja nicht. Dann noch schnell über die Zähne gebürstet und die Fangzähne wieder auf Hochglanz poliert - fertig für meine nächste Beute...

Wollen doch mal sehen, wie das Wetter ist... nach meinen Sinnen ist es ruhig - aber ich weiß nicht ob die Sonne scheint, oder Nebel ist, die Lichtschächte gehen nach Süden, da scheint die Sonne noch nicht rein. Ich mach die Lichtleiste aus, das Tageslicht ist ohnehin heller.

Schon im Gang höre ich die Wellen am Strand, sogar der Meeresduft ist hier stärker. Kurz horchen und meine Sinne öffnen... nein niemand in der Nähe, ich kann also unbesorgt rausgehen.

Aaah... das Meer... und gar nicht schwarz hier - denke ich mir schmunzelnd. Die Sonne scheint, es ist klar, ich blicke über die Bucht bis Jalta, draußen sind ein paar kleine Schiffe und Boote zu sehen. - Einfach hier zu stehen, über das Meer schauen und die leichte Brise genießen... ich muss direkt den Drang unterdrücken jetzt zum Feral zu transformieren und mich hier auf den Felsen zu legen...

Eine Bewegung seitlich rechts hinter mir... ich drehe mich blitzschnell um... nichts mehr zu sehen. Aber zu hören... ein leichtes Scheuern von Kleidung an Felsen... atmen... aufgeregt, aber nicht ängstlich. Ich warte ab... nach einem Moment wieder das Geräusch von Kleidung... dann schiebt sich langsam ein blonder Schopf um die Kante einer Felsspalte ein paar Meter weiter. Dann ein Ohr, ein Auge... grün... rrrrrh, ich mag grünäugige Menschenweibchen und das ist definitiv eines.

Sie scheint erschreckt, dass ich sie ertappt habe, zögert einen Moment, dann fasst sie Mut und tritt aus der Spalte heraus. Eine junge Frau, höchstens 20 oder 21 Jahre jung, für die Temperatur hier recht leicht bekleidet mit Shorts, Bustier und Sandalen. Und ausgesprochen hübsch... sie könnte leicht als Model arbeiten - und den meisten Schönen an der Seite eines reichen Oligarchen in Moskauer Klubs den Rang ablaufen... - also, wenn ich ein Mensch wäre...

Was denke ich da... ich bin doch einer. Verwirrt schüttele ich den Kopf, was sie auf sich zu beziehen scheint. Jedenfalls beginnt sie etwas zu mir zu sagen - leider verstehe ich kein Russisch...

„Iswinitje, Ja nje ponimayu pa russkij. Ja njemetz."

Soweit ich weiß, hab ich ihr damit gesagt, dass ich kein Russisch verstehe und Deutscher bin.

„Iswini..." - aha, sie Dutzt mich - „Sorry, I didn't mention. Is english okay for you, I can't speek german." -

„Of course - natürlich ist das in Ordnung." -

„Gut... Äh... hallo nochmal. Willkommen bei uns auf der Krim. Ich hoffe, Du hast gut geschlafen? - Ach so, ich heiße Natalja, Nastia ist meine ... äh Babuschka..." -

„Verstehe. Ich heiße Tan'Náh. Ja danke, ich habe gut geschlafen. Wenn es geht, würde ich gerne den Tag hier verbringen und heute Abend weiter fliegen." -

Ihre Augen blitzen auf.

„Du hast heute nichts weiter vor?" -

„Nein, ich bin auf der Durchreise." -

Sie wirkt etwas aufgeregt und kommt langsam näher.

„Entschuldige... darf ich Dich berühren? Ich hatte noch keine Gelegenheit..." -

Lächelnd nicke ich - ist ja fast eine Standardfrage geworden.

„Ja, gerne. Dummerweise fühle ich nicht viel davon, ich hab da ein Problem mit meinen Schuppen, aber Du darfst mich gerne anfassen." -

Das lässt sie sich nicht zweimal sagen. Sie streichelt meine Arme, die Brust, Rücken, spielt mit den Reaktionen meiner Flughaut - ein sehr angenehmes Gefühl auch für mich - und schließlich vorsichtig mit einem Finger über meine Lippen...

Sie muss sich fast losreißen und tritt einen Schritt zurück.

„Ich könnte dir heute Mittag etwas zu essen bringen. Wir haben gerade ganz frisches Rindfleisch." -

„Oh ja, gerne. Falls ihr mögt, ich habe als Proviant Fleisch von einem Dammhirsch dabei, den ich gestern morgen erbeutet habe - von einem Jäger fachgerecht zerlegt. Ich tausche diesen Proviant gerne gegen etwas frischeres aus. Für mich würde es bis morgen noch ausreichen, ihr würdet es sicher noch einige Tage liegen lassen oder einfrieren." -

„Ich frage Vater... Äh... bis nachher dann... - Achso, brauchst Du sonst noch etwas?" -

Ja, dich... upps...

„Nein danke. Ich habe dann alles." -

Sie verschwindet in der Spalte und läuft da - nach den Geräuschen zu urteilen - eine Treppe hinunter. Nach einiger Zeit erscheint sie etwa dreißig Meter tiefer auf einem schmalen Pfad der zu der Farm nebenan führt.

Scheiße... jetzt weiß ich, was ich da die ganze Zeit mit zunehmender Intensität an ihr gerochen habe... Sie war sexuell erregt, als sie mich da berührt hat - und sie ist in ihrer fruchtbaren Phase... und ich reagiere auf diesen Reiz... Dabei bin ich doch ein Drache und sie ein Mensch... - naja und Vater? Der hat bestimmt auch nicht die Augen zu gemacht und nur an eine Drachen gedacht, als er Ti und mich gezeugt hat - und die anderen.

Oh Mann, jetzt brauch ich einen Wodka... - ich gehe wieder in die Höhle, lasse aber die Tür offen, mache mir das sto gramm Wasserglas voll und haue mich in die Polster. Wow... soll ich? Sie ist ja verdammt süß... aber soll ich ein so hübsches Mädel damit belasten, ein Kind von einem Drachen zu bekommen? Wenn ich nicht gerade auf der Flucht wäre... oh Mann...

Ich bin immer noch am grübeln, als ich draußen Schritte höre - die leichten Schritte von Natalja. Ist schon Mittag? Nein, sie hatte das offensichtlich ziemlich eilig, wieder hierher zu kommen... Kurz vor der Tür stoppen die Schritte.

„Tan Na? Ich bin's, Natascha..." -

Wie...? Ach ja, die Russen haben ja auch die Angewohnheit, ihre Namen teilweise völlig anders zu benutzen. - Und unsere Sprache beherrscht sie nicht so richtig, aber das ist ja eigentlich kein Wunder.

„Ich bin hier. Komm ruhig rein, ich habe meine Schuppen noch an." -

Sie kichert und kommt mit einer ungekünstelten Anmut durch die Tür, dass ich echt Probleme bekomme... - Sie holt aus ihrem Rucksack ein Paket - offensichtlich das Rindfleisch, wie meine Nüstern mir sagen - und zwei Flaschen Rotwein.

„Ich dachte, das passt besser wenn wir... reden." -

„Ja, das sollten wir wohl..." -

Sie öffnet eine Flasche, gießt zwei Gläser voll, zieht ihre Sandalen aus und kommt neben mir auf die Polster gekrochen, mir ein Glas reichend. Sie blickt mich an, zieht sich dann kurzentschlossen das Bustier aus - ich blicke auf zwei schöne Brüste - und dann schmiegt sie sich eng an mich. Wieder rieche ich ihre schnell ansteigende Lust.

„Nataschenka, ich bin ein Drache..." - So erfreut wie sie darauf reagiert, habe ich die Koseform ihres Namen wohl richtig getroffen.

„Wie mein Großvater und meine Tante Tssannia" -

Moment... Großvater? Und Tssannia ist eine Lotusähnliche Blume, ein Name für eine Drachin...

Sie sieht mir die Gedanken an.

„Ja Tan Na... Meine Großmutter - Nastia - hat zwei Kinder mit einem Deiner Art. Mit einem Drachen. Meine Tante und meinen Vater. Mein Vater ist zwar kein Drache, aber ich habe Drachenblut in mir. Und ich möchte auch mit einem Drachen ein Kind haben. Ich möchte Dir einen Sohn geben, einen Drachen." -

Ach Du ... heilige Lebenskraft...

Sie ist zu einem Viertel eine Drachin und offensichtlich sind die Gene bei ihr stark. Und sie kann die Drachin in ihr auch kaum verleugnen. Denn sie schnuppert jetzt an meinem Nacken und... an meiner Geschlechtsspalte... - dann hält sie still, damit ich sie ebenfalls beschuppern kann... Halt Dich zurück Ralf... - Aber sie duftet so herrlich... jung und frisch und fruchtbar... mit dem zarten Duft einer Drachin... fast so gut wie T'Álirrah...

„Woher weißt Du...?" -

„Tante Tassa hat mir gesagt, wie ihr euch paart, was dazugehört..." -

„Sie ist dafür, dass Du von einem Drachen geschwängert wirst?" -

„Ja, auch Großmutter versteht das und sie wird mich unterstützen. Nur Vater ist nicht so begeistert, wird es aber akzeptieren." -

„Und Deine Mutter?" -

„Hat uns vor zwei Jahren verlassen. Sie ist mit einer Drachenfamilie nicht zurecht gekommen." -

Also ist doch eigentlich alles in Ordnung... Verdammt, ich habe Lust auf diese süße Kleine...

„Nataschenka... Ich kann nicht bleiben. Ich werde Dich nicht unterstützen können, Du bist fruchtbar, Du wirst ein Kind bekommen, wenn wir uns jetzt paaren. Und ich muss Dich damit alleine lassen... Versteh bitte, ich möchte Dich ja, aber ich will Dir das nicht zumuten, alleine ein Drachenkind aufzuziehen. - Außerdem habe ich eine Bindung mit einer Drachin - einer echten, geschlüpften Drachin - und man wird erwarten, dass ich mit ihr zusammen lebe." -

Sie legt sich auf meinen Bauch, ihre Hände halten sanft meine Schnauze und mit den Daumen streichelt sie sanft über meine Nüstern, in die sie zärtlich ihren Atem bläst... - Verdammt, ihre Tante weiß nur zu gut, was einen Drachen heiß macht - könnte ich ihre weiche, zarte Haut auf meiner Brust spüren, wäre ich spätestens jetzt wohl weichgekocht...

„Ich weiß, nur wenige von euch können sich um ihre Kinder kümmern - aber ich bin nicht alleine. Großmutter und Tante Tassa werden mich unterstützen." -

Sie dreht sich um und setzt sich rücklings auf meine Brust. Einen Moment später spüre ich, wie ihre Zunge um meine Geschlechtsspalte spielt und sanft eindringt...

Jetzt ist es vorbei mit meiner Beherrschung, das Blut fließt in meinen Unterleib und ich spüre mein Glied wachsen.

Ich streichele derweil ihre nackten Beine vor mir, bis sie sich wieder zu mir dreht, schnell aus dem Short schlüpft und die Kontrolle über unser Liebesspiel übernimmt. - Und ich muss sagen... oioioi... Das kleine Wildpferd reitet mich, dass mir Hören und Sagen vergeht...

Anschließend bleibt sie auf meiner Brust liegen, ich lege meine Schwingen schützend um ihren schweißnassen Körper und genieße einfach ihre Nähe. Ihrem Geruch ist sie auf dem Höhepunkt der fruchtbaren Phase - und Drachenspermien sind agiler als menschliche... Könnte ich doch nur bei Dir bleiben, Du süße kleine Mutter meines Kindes...

Noch über eine Stunde liegt sie so auf mir - schon längst hat sie sich erholt, aber sie genießt meine Nähe, das zärtliche Streicheln meiner Schwingen, die sanften Vibrationen meines Schnurrens - wie ich ihre Wärme, ihren Atem, ihren Duft genieße. Und die ganz leichte Veränderung in ihrem Duft wahrnehme, durch ihr Drachenblut kann ich riechen, dass der Embrio bereits dabei ist, sich in ihrer Gebärmutter das Zuhause für die nächsten Monate zu suchen.

Ich drücke sie noch einmal fest an mich.

„Mmmh, was ist los...?" -

„Nichts, ich möchte nur die entzückende Mutter unseres Kindes noch einmal richtig spüren." -

Nataschenka hebt ihren Kopf, ihre leuchtend grünen Augen fixieren mich.

„Was...?" -

„Dein Drachenblut. Ich kann riechen, dass Du schwanger bist. Du bist also Mutter eines Drachenkindes. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch ein Drache daraus wird."-

Sie lächelt.

„Danke Papa. - Vielleicht sollte ich jetzt Duschen..." -

„Nein, bitte noch nicht... Du riechst gerade so gut..." -

Kichernd räkelt sie sich unter meinen Schwingen.

„Das hat mir noch niemand gesagt, wenn ich verschwitzt war." -

„Es waren dann bestimmt auch keine Drachen..." -

Wir verbringen so noch den ganzen Nachmittag zusammen. Essen irgendwann etwas, sie mag Rindcarpaccio auch sehr gerne. Und trinken Tee und Saft, den sie auch mitgebracht hat. Und immer wieder kuschelt sie sich eng an mich und in meine Schwingen, wir küssen uns lange, unterhalten uns oder schauen uns nur in die Augen. Ein verliebtes Pärchen, das weiß, dass es nicht mehr lange zusammen sein kann.

Sie möchte meinen menschlichen Körper auch nicht sehen, obwohl sie natürlich weiß, dass ich auch ein Mensch sein kann - sie will nur mit dem Drachen zusammen sein...

„Gehst Du anschließend direkt zu Deiner Partnerin? Wie wird sie reagieren, wenn sie mich an Dir riecht?" -

„Ich weiß nicht. Vermutlich wird sie Dich nicht als Konkurrenz ansehen, entschuldige, aber Du bist eben nur ein Mensch für sie. - Aber ich werde sie nicht so bald sehen." -

„Das ist gut. - Wirst Du dich an mich erinnern? Oder bin ich für Dich auch nur ein Mensch..." -

„Nun hör bitte auf. Du trägst mein Kind, wie kann ich Dich da vergessen? Wenn es mir möglich sein wird, hole ich Dich zu mir. Und bis dahin bitte ich Ti, meine Schwester T'Irrh, dass Sie sich um Dich kümmert und Dir einen Job besorgt. Sie ist in einer Position, in der sie ein wenig Einfluss hat und wohl auch gute Beziehungen." -

Nataschenka grinst.

„Ist sie Russin? - Hier kommt man nur mit Beziehungen weiter." -

„Nein, auch Deutsche. Eine andere Mutter, aber ein Vater. Sie wird mir sicher den Gefallen tun und sich um Dich kümmern, immerhin ist durch Dein Drachenblut die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Du Mutter eines Drachen wirst. Über Ti werde ich auf jeden Fall Kontakt zu Dir halten." -

„Und dann noch Tante Tassa... - schade, es wird schon dunkel... Babuschka müsste auch wieder da sein... kommst Du mit runter, damit ich Dich ihr noch vorstellen kann. Und vielleicht auch Vater, damit er sieht, dass ein Drache nicht nur ein Kind macht und verschwindet, wie er immer sagt - dabei war sein Vater ja auch einer..." -

„Na, vielleicht deshalb. Hat er seinen Vater kennen gelernt?" -

„Nein. Ja vielleicht deshalb..." -

„Ja, natürlich komme ich mit Dir runter, Du musst es Ihnen nicht alleine beichten, ich stehe zu meiner Partnerin." -

Sie drückt mir einen Kuss auf die Nüstern.

„Deine Partnerin... klingt schön." -

Wir machen uns fertig, sie zieht sich an, ich packe meinen Rucksack und schreibe die Kontaktdaten von Ti auf zwei Zettel, einen gebe ich Natascha, der andere ist für ihre Großmutter.

Auf dem ersten Teil geht sie vor, vor allem auf der Treppe in dem Spalt, die recht schmal in den Fels gehauen wurde. Unten ist die ffnung von einigen sehr dichten Büschen verdeckt, aber auf diesem Weg scheinen ohnehin nicht viele unterwegs zu sein.

Auf dem Weg dann schmiegt sie sich wieder an mich, ich lege wieder meine Schwinge um sie, denn es ist inzwischen doch recht kühl geworden, seit die Sonne weg ist. Auf der Farm angekommen laufen wir so beinahe einer älteren Frau in die Arme, deren äußere und geruchliche Ähnlichkeit mit Natascha mir sagt, dass sie ihre Großmutter sein muss. Sie sieht uns beide verwundert an, meine Kleine sagt etwas zu ihr und nimmt dann meine Schwinge vorsichtig von ihrer Schulter.

„Das ist Babuschka, einen Moment, ich hole Vater - Du möchtest das vielleicht lieber hier draußen machen..." -

Ich nicke und sie verschwindet im Haus. Anastasia betrachtet mich - nicht unfreundlich, eigentlich im Gegenteil.

„Hat meine Enkelin ihren Drachen gefunden?"

Ich nicke.

„Oh schön. Ich habe zuerst zwar versucht, es ihr auszureden, aber wenn es ihr Wunsch ist. Ich hoffe, Sie wird glücklich. Ich war zumindest nicht unglücklich mit meinem Drachen damals..." -

Meine Kleine kommt mit einem Mann aus dem Haus, dessen Mine sich beim Anblick eines Drachen zusehens verfinstert. Nataschenka kommt zu mir und stellt sich mit dem Rücken an meine Brust gelehnt vor mich. Ich lege meine Hände auf ihren Bauch und umarme sie dann noch mit meinen Schwingen. - Großmütterchen lächelt, aber Mikhail setzt jetzt eine sorgenvolle Mine auf.

Nataschenka sieht mich von unten her an, ich nicke und sie beginnt seufzend.

„Ich spreche Englisch, damit er es auch versteht. Das ist Tan Na, wie ihr seht ein Drache... Er hat in der Höhle übernachtet und muss heute Abend noch weiter. Und ich... ich habe mit ihm geschlafen..." -

Mikhail stöhnt.

„Oh Nataschenka... ein Drache... - Verzeiht Herr, aber..." -

Ich schüttele den Kopf.

„Schon gut, ich verstehe das. Ich habe auch versucht, es ihr auszureden - aber sie kann sehr überzeugend sein... - Und bitte, sagt Tan'Náh, nicht Herr. Schließlich verbindet uns jetzt etwas." -

Anastasia mischt sich ein.

„Ich glaube, sie müsste gerade in ihrer fruchtbaren Zeit sein... soll das heißen..." -

Ich nicke.

„Ja. Sie ist schwanger, es geht sehr schnell bei Drachen." -

Mikhail seufzt verzweifelt.

„Immerhin bist Du hier und sagst uns das selber. Wird sie jetzt auch alleine damit zurechtkommen müssen und ihr Kind seinen Vater nie sehen?" -

„Ich kann mich in den nächsten Wochen, vielleicht auch ein paar Monate nicht direkt um sie kümmern. Sie kann mich auch nicht begleiten, hier ist sie besser aufgehoben. Aber sie hat die Adresse von meiner Schwester T'Irrh, die für mich zuerst einmal eintreten wird. - Hier noch einmal die Daten."

Mit einem Schwingenarm reiche ich Mikhail den zweiten Zettel.

„Wartet bitte ein paar Tage, bevor ihr sie kontaktiert, ich informiere sie morgen oder übermorgen, je nachdem, wie ich Empfang habe. - Das untere ist meine Telefonnummer." -

Mikhail zieht sein Telefon und wählt die Nummer, einige Sekunden später klingelt es in meinem Rucksack. Er legt sichtlich befriedigt wieder auf. So ganz langsam entspannt er sich wieder und beginnt es zu akzeptieren. Was wiederum mich beruhigt, denn meine Befürchtung, dass er meine Kleine aus dem Haus jagen könnte, wird dadurch geringer.

Dann beginnt er zu grinsen.

„Was solls, es ist passiert und gegen die beiden und meine Drachenschwester komme ich doch nicht an... Kommt mit rein, wir haben uns jetzt einen Wodka verdient - Du nicht Natascha, für Dich erstmal Limo oder Saft." -

„Natürlich Paps." -

Sie sieht wieder zu mir hoch, jetzt mit einem glücklichen Ausdruck in den Augen. Ihre Zunge findet meine und wir küssen uns. Mikhail schnappt sich seine Mutter, die etwas neidisch zu uns blickt und geht mit ihr ins Haus. Meine Kleine befreit sich schließlich und zieht mich an der Hand auch ins Haus. Wir finden die beiden im Wohnzimmer, wo Mikhail gerade drei Wassergläser mit Wodka füllt. Ich muss leicht grinsen... - Russen... und Wodka bedeutet schließlich 'Wässerchen' also logisch, oder?

Zum Glück vertrage ich als Drache Alkohol wesentlich besser wie als Mensch, ich werde also selbst wenn ich dann noch so einen Pott trinken muss, noch geradeaus fliegen können.

Mikhail hebt sein Glas.

„Ich werde zwar noch auf das Urteil von Tassa warten, sie kann das ja auch riechen, aber wenn ein Drache vor mir steht und sagt, er hat gerade meine Tochter geschwängert, sollte ich wohl nicht zweifeln, denn er steht ja dazu. Also auf unseren Enkel, Urenkel und Sohn." -

„Oder Tochter..." - wirft meine Kleine ein.

Ich schnuppere an ihrem Nacken, sie steht wieder so vor mir wie vorhin, nur dass ich sie nicht mehr mit meinen Schwingen umarme.

„Blase mir bitte mal in die Nüstern, Kleines."

Sie sieht mich verwundert an, macht es aber. - Alles klar. Da ist ein klein wenig Männchen in ihrem Geruch - und das bin nicht ich. -

Ich blicke hoch.

„Ja, ein Sohn. Ihre Drachengene sind sehr stark, dass ich das schon riechen kann." -

Mikhail grinst und hebt das Glas.

„Wusste ich doch, dass meine Tochter es besser macht, als ihr Vater! Nasdarowje!" -

Leicht erschreckt bemerke ich, dass Mikhail und seine Mutter ihr Glas leertrinken... Dann muss ich wohl auch...

Anastasia sammelt die Gläser ein.

„Aus diesen Gläsern wird nur das nächste Kind von euch begossen, sie sollen euch Glück bringen." erklärt sie mir.

Mikhail stellt neue Gläser auf den Tisch - diesmal aber 'normale' Schnapsgläser, also Doppelte..., während ich wieder meine Nataschenka küsse.

„Du wolltest heute noch weiter...?" -

„Eigentlich müsste ich, ja - aber da wusste ich ja noch nichts von Nataschenka hier..." -

„Nun setzt euch doch endlich, so zusammenkleben könnt ihr ja auch im Sitzen." -

Ich setze mich auf ein Sofa, Natascha schmiegt sich in meinen Schoß und zieht meine Schwinge sanft über ihre Beine. Dann schnappt sie sich meine linke Hand und hält sie fest, sanft über die Schuppen streichelnd. Mir fällt etwas ein.

„Kann ich heute noch irgendwo mit einer Kreditkarte Geld bekommen? Ich möchte Nataschenka ein wenig für die erste Zeit hier lassen, bis ich oder meine Schwester das organisiert haben." -

Mikhail nickt.

„Wir haben ein Gerät. Der Rinderhandel geht immer mehr über Kreditkarten. Und ein paar Zimmer vermieten wir auch." -

„Noch besser."

Ich nestele mit einer Hand die Kreditkarte aus meiner Geldbörse.

„Siebeneinhalb - fürs erste." -

Er sieht mich fragend an.

„Äh..." -

„Siebentausendfünfhundert." -

„Rubel?" -

„Euro. Wenn Du lieber Dollar haben möchtest, müsstest Du es kurz umrechnen, ich hab den aktuellen Kurs nicht." -

Meine Kleine reagiert nicht weiter, sie streichelt weiter meine Schuppen. Aber die beiden anderen sitzen mit etwas erstaunten Blick da. Mikhail findet als erster seine Worte wieder.

„Hier verdient man nicht gerade viel... Ich weiß ungefähr, wieviel Rubel das sind... Davon können wir hier alles notwendige für das Kind kaufen und Nataschenka kann dann noch ein Jahr davon leben... - Miete braucht sie hier bei uns natürlich nicht zahlen. - Und Du sagst 'fürs erste'..." -

„Denkt bitte nicht, dass ich mich damit freikaufen und einfach davon machen möchte. Aber ich fühle mich besser, wenn für den Notfall wenigstens etwas Geld für sie und unser Kind da ist. Aber ich werde sie auf jeden Fall zu mir holen, oder hierher zurück kommen, auch wenn das ein wenig dauern mag." -

Mikhail steht auf und holt ein Kartenterminal vom Schreibtisch direkt hinter ihm. Das Kabel ist lang genug, um es bis zu mir zu reichen. Er tippt und zeigt mir das Display: 7.500,00 EUR. Ich gebe den Kartencode ein und bestätige. Ein paar Sekunden später sagt er.

„Bestätigt, ist bezahlt... Huh. Hätte ich nicht gedacht..." -

„Nicht alle Drachen verschwinden einfach. Und auch Deine Mutter hat ja durch die Drachen ein Grundeinkommen..." -

„Ja, stimmt schon, Als Höhlenwart wurde sie angestellt, gleich nachdem sie mit meiner Schwester schwanger war, ich bin der Zweitgeborene." -

Anastasia, die ein zufrieden glückliches Lächeln zeigt - sie hatte anscheinend nicht an mir gezweifelt - mischt sich ein.

„Und von dem Geld haben wir immer gut leben können. Auch heute noch. Die Rinderzucht ist nur, damit keiner fragt, wovon wir eigentlich leben. Obwohl die eigentlich auch ganz gut läuft. - Das Geld geht übrigens auf mein Konto, Nataschenka wird das also sicher bekommen." -

„Daran zweifele ich ohnehin nicht." -

Mikhail füllt noch ein paarmal die Gläser und wir unterhalten uns noch ein wenig. Natürlich wollen sie viel über mich wissen, akzeptieren aber, dass ich nicht alles sagen möchte.

Irgendwann sieht meine Kleine mich von unten an.

„Wie weit musst Du heute noch?" -

„450km über Wasser und nochmal fast 100 über Land." -

„Und wie schnell bist Du?" -

„Ich will es nicht übertreiben - aber etwas über 200 in der Stunde Dauergeschwindigkeit halte ich lange durch." -

„Also fast drei Stunden, davon 2 über Wasser. Ich denke Du solltest losfliegen, es ist bald 11..." -

„Ja... eigentlich möchte ich gar nicht..." -

„Wenn ich das richtig verstanden habe, treibt Dich aber irgendetwas weiter. Du fühlst Dich hier nicht wirklich sicher - warum auch immer. Flieg los. Ich werde sicher die ganze Nacht heulen, aber ich hatte mich ja eigentlich schon lange darauf vorbereitet, gleich danach alleine zu sein." -

Ich nicke, sie steht auf und zieht mich regelrecht hoch. Zwar klammert sie sich jetzt fast noch mehr an mich, drängelt mich dabei aber zielstrebig nach draußen. An der Tür reicht Mikhail mir die Hand.

„Lass Dich bald wieder blicken - zumindest von Dir hören." -

Ich nicke nur und lasse mich von Natascha weiter schieben. Kurz nochmal kontrolliert, ob alles im Rucksack ist dann hilft sie mir, ihn umzuschnallen. Unser Kuss will fast nicht enden, aber dann reißt sie sich geradezu los und schiebt mich weg.

„Los, hau schon ab, du Drache. Zeig mir, wie Du fliegst." -

Ich streichele ihr nochmal sanft über die Wange, dann dreht sie mich um. Seufzend breite ich meine Schwingen voll aus, schüttele sie kurz um meine Muskeln zu lockern und dann hebe ich nach drei Schritten gegen den Wind ab um mit kräftigen Schwüngen schnell an Höhe zu gewinnen.

In zwei Runden um die Farm steige ich höher und dann rufe ich den Revierruf der Drachen laut heraus - kein anderer Drache soll es wagen, sich hier blicken zu lassen...

Unten sehe ich meine Kleine Nataschenka eng umschlungen mit ihrer Babuschka stehen und hoch in die Dunkelheit starren. Geht rein, ihr beiden, ihr seht mich doch nicht mehr... Ich schlucke trocken und nehme dann Kurs Ostsüdost Richtung Georgien. Die Tränen müssen wohl vom Wind kommen...