Dia Sakura Chroniken Teil 3

Story by P999P on SoFurry

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#3 of Die Sakura Chroniken

Schneller als Gedacht?

Die Geschichte um die Besatzung und Passagiere der Sakura Maru geht weiter.


Auf die Plätze

Ordin begab sich zu ihrer Brücke, Happy an ihrer Seite. Ihr Hund hatte während der Sitzung zu ihren Füßen geruht und nur während des Zwischenspiels mit der Sicherheitschefin der Kolonisten war er kurz aufgewacht. Doch als die Situation geklärt war hatte er sich wieder schlafen gelegt. Ordin wusste das Happy sie beschützt hätte. Das Gespräch nach der Sitzung, das Sie mit Balutin geführt hatte, war für beide sehr aufschlussreich gewesen. Und sie waren sich einig, dass nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war, angefangen mit dem Unfall von Balutins Vorgänger Charles Mannings, über den unauffindbaren Fehler der Stasekapseln, dem überraschenden Fund des Planeten in, bis hin zu dem Genetiklabor, dass sich zufälligerweise als Zusatzfracht an Bord der Sakura Maru befand. Da steckte irgendeine Sauerei dahinter. Doch keiner hatte eine Vorstellung wer dahinter stecken könnte oder warum jemand ein Interesse daran haben könnte die Mission der Sakura zu sabotieren. Oder steckte etwas vollkommen anderes dahinter?

Die Brücke lag nun vor ihr. Seitdem die Sakura Maru gelandet war, hatte die Brückencrew nur noch wenig zu tun und deshalb waren nur wenige Stationen besetzt. Hauptsächlich die Stationen für Astrometrie und die Lebenserhaltungssysteme waren durchgängig besetzt.

Die Technikstation war unbesetzt, obwohl sie aktiviert war. Chief Miyagushi war bei seinen Leuten im Maschinenraum. Er überwachte von dort aus das Einmotten der Haupttriebwerke und ließ zugleich die Generatoren klarmachen, die in den nächsten Jahren für die Energieversorgung sorgen mussten. Einen besonderen Augenmerk hatte der Chief dabei auf die Stabilisatoren des Schiffes. Die Sakura Maru war ein Gigant, der nur in Ausnahmefällen landen konnte. Fünfhunderttausend Tonnen mussten von den Landestützen und den Stabilisatoren getragen werden. Wenn die Stabilisatoren versagten, könnte das gesamte Schiff unter seinem Eigengewicht zermalmt werden, wie ein gestrandeter Wal. Und das selbst bei der geringen Schwerkraft, die auf dem Mond herrschte.

Leutnant DaSilva arbeitete an der Astrometrie und hatte die Teleskope der „Maru" auf den Himmel gerichtet. Er verglich die hiesigen Sternenkonstellationen mit den irdischen Karten und den Aufnahmen, die Laila während des Fluges aufgenommen hatte. Fand er eine Übereinstimmung setzte er einen neuen Bezugspunkt. Freudig hatte er bereits das Sol System gefunden und auch ihr ursprüngliches Ziel das Karda System war verzeichnet worden. Sternenkarten waren nie zu hundert Prozent genau. Das Licht der Sterne mochte zu sehen sein, doch die Sterne selber waren nicht mehr an ihrem Platz. Und von einem anderen Standpunkt sah das Himmelszelt wieder anders aus.

„Leutnant DaSilva warum überlassen Sie nicht mir diese Aufgabe?" fragte Laila, „Es ist eintönige Arbeit und ...."

„Und dir macht das nichts aus!" beendete der junge Leutnant den Satz des Computers. „Laila mir ist es schon bewusst, dass du genauso gut, wenn nicht besser als ich, diese Arbeit erledigen könntest. Doch ich habe so die Gelegenheit etwas zu tun. Es sieht aus, als ob es eine lange Zeit dauern wird, bis wir wieder unterwegs sein werden.", wenn überhaupt, fügte er im Geiste hinzu. „Dann kann ich also auch jetzt den langweiligsten Job der vorstellbar ist erledigen und verschwende so keine unnützen Gedanken auf die Zukunft."

„Ich möchte nur helfen!"

„Das weiß ich Laila. Die Daten die du während der Reise gesammelt hast sind mir Hilfe genug. Dieser Stern dort, dass muss Betaigeuze sein, doch das Sternbild Orion kann ich nicht erkennen. Mal sehen, wo wir die anderen Sterne des Orion finden."

„Wir?"

„Natürlich."

„Ich stehe gerne zu Diensten."

Ordin lächelte, als sie das leise geführte Gespräch des Steuermanns und der Ki gehört hatte. Wenn DaSilva sich ohne explizitem Befehl einer ungeliebten Aufgabe annahm, dann konnte die Moral der Mannschaft nicht so schlecht sein. Immerhin hatten sie aufgrund der Umstände die nächsten Jahre keine Aussicht mehr auf einen Heimaturlaub auf Hawaii. Ordin verfluchte insgeheim die Vorschriften der kolonialen Behörde, die sie dazu zwang bei den Kolonisten zu bleiben. Andererseits hatte die Besatzung ihre engsten Angehörigen an Bord, oder? Sie begab sich zu ihrem Sitz und bedeute ihrem ersten Offizier neben ihr auch Platz zu nehmen.

Happy hatte, wie es sich für einen Schiffshund gehörte, seinen eigenen kleinen Rundgang zu erledigen und schnupperte überall herum. Er begrüßte die wenigen Menschen, die auf der Brücke ihren Dienst versahen, auf seine liebenswerte Art und Weise und wurde freundlich getätschelt und gestreichelt. Und er bekam ab und an ein Leckerchen verehrt, wenn der wachsame Blick des Kapitäns nicht auf ihrem vierbeinigen Begleiter ruhte. Doch nun kehrte er zu seiner Herrin zurück und legte sich ihr zu Füßen.

„Also Nummer Eins. Was haben Sie nun vor?"

„Wie besprochen, der Chief und seine Männer haben den Befehl bekommen die Shuttles auf Vordermann zu bringen. Dann kommt der Landeplatz dran und dann geht's los um das Lager aufzubauen."

„Gut!"

„Kapitän."

„Was?"

„Ist dies das Ende unserer Reise?"

„Ganz offensichtlich. Sie kennen die Vorschriften."

„Ma'am darf ich offen sprechen?"

„Bitte, was liegt auf ihrem Herzen."

„Wir sind weder havariert und noch gestrandet. Das Schiff ist in perfektem Zustand. Wenn die Kolonisten versorgt und ausgeladen sind, können wir uns nach Karda Prime aufmachen und Hilfe holen."

„Nein!"

„Kapitän?"

„Leutnant von Hauser. Ihr Ansinnen ist ehrenhaft, aber die Vorschriften nach denen ich handele sind klar, sogar unsere Befehle sind klar. Wir dürfen die Siedler nicht verlassen."

„Kapitän Ordin, ist mein Einwand denn zumindest Wert ins Logbuch aufgenommen zu werden?"

„Laila?"

„Ja Kapitän Ordin."

„Hast du dieses Gespräch aufgenommen?"

„Natürlich, es wird für 48 Stunden Archiviert, es sei denn meine Systeme werden beschädigt. So wie alle Gespräche auf der Brücke oder an anderen Stationen."

„Bitte füge es dem Logbuch bei."

„Mit welcher Begründung?"

„Berechtigter Einwand des ersten Offiziers Martin von Hauser, bezüglich des Verbleibes der Sakura Maru bei den Siedlern. Füge bitte den aktuellen Zeitstempel hinzu."

„Wie sie es wünschen."

„Danke Laila." Ordin wandte sich wieder ihrer Nummer Eins zu.

„Zufrieden?"

„Nicht ganz, aber ich werde damit leben können."

„Mir gefällt es auch nicht. Wir sind die ranghöchsten Offiziere des Schiffes, wir beide müssen nun für die anderen ein Vorbild sein. Sicherheit und wohlergehen der Mannschaft und der Angehörigen ist mein, nein, das ist unser gemeinsames Ziel, neben den Siedlern. Immerhin ist doch auch ihre Familie an Bord. Übrigens, wann wollen sie Maria und Jakob wecken?"

„Vorerst gar nicht!"

„Was?"

„Kapitän. Wir müssen hier oben mehrere Jahre durchhalten. Ich mache mir Sorgen um die Versorgung. Die Vorräte reichen nicht so lange. Besonders nicht, wenn unsere Familien auch wach sind."

Verdammt. Ordin fluchte innerlich, darauf hätte sie selber kommen müssen. Auch wenn die Reisen Jahrzehnte benötigen, so waren die Vorräte auf der Sakura doch begrenzt.

„Was ist ihr Vorschlag. Sie haben doch schon etwas ausbaldowert, sonst würden Sie es nicht ansprechen."

„Ich habe mir die Frachtlisten angesehen. Wir haben mehrere Container mit Biosphären-Plantagen geladen. Vielleicht etwas heikel, aber eine davon will ich hier oben auf dem Mond aufstellen lassen. Der Staub des Mondes ist Mineralreich und sollte als Substrat genügen. Kohlendioxid und Stickstoff können wir aus der Atmosphäre des Planeten gewinnen. Vielleicht auch das Wasser. Licht und Wärme bekommen wir von der Sonne und in der Mondnacht wird die Sakura aushelfen können."

„Haben wir die notwendige Technik für diesen Umbau an Bord?"

„Nun der Ingenieur der Kolonisten hat sich bereits angeboten zu helfen. Er kann sicher eine solche Anlage mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zusammenbauen."

„Wie lange wird es dauern, bis die Anlage Lebensmittel in ausreichender Menge produziert?"

„Das kommt darauf an, wie schnell Karlson mit der Arbeit anfangen kann. Je früher wir damit anfangen umso besser"

„Machen sie es. Wir brauchen Lebensmittel. Bis die Anlage läuft werden unsere Vorräte rationiert. Die Familien verbleiben vorerst in Stase."

„Aye!"

„Nummer Eins!"

„Kapitän?"

„Gute Arbeit!"

„Danke, das werden wir sehen, bis dahin sparen Sie sich bitte ihr Lob."

„Werde ich." Ordin fing an zu Lächeln, „Von Hauser!"

„Ja."

„Ich hoffe Sie haben einen grünen Daumen?"

Ihr erster Offizier grinste bis über beide Ohren hinweg.

„Auch das werden wir sehen!"

Die extreme Lösung

Biggles fluchte, seit acht Monaten arbeitete das Team schon mit Hochdruck an der Entwicklung des Impfstoffes gegen H-S und noch war nicht ein Erfolg zu verzeichnen gewesen. Sie hatten jede menge Proben gesammelt. Hatten Tiere gefangen, Pflanzen getestet. Nicht alles hat auf Anhieb geklappt und es hatte Verluste gegeben.

Einen Monat nachdem das Forschungsteam auf Sakura angefangen hatte zu arbeiten, war es gewesen, das Paul Müller, einer der Gardisten von einem Rudel echsenartiger Wesen angefallen wurde. Wie Wölfe waren die Viecher über ihn hergefallen. Die fünf Raubtiere wurden von den restlichen Mitgliedern der Patrouille getötet und auch ins Lager gebracht. Doch für Müller kam jede Hilfe zu spät, er war bei der Ankunft im Lager verblutet. Eine weitere Patrouille fand wenig später einen Erdbau mit zwei Jungtieren dieser Wolfsechsen darin. Sie brachten es nicht übers Herz die Jungtiere zu töten. Also brachten Sie die kleinen mit ins Lager. Die Exobiologen hatten an den Tieren ihre Freude, denn schon bald waren die beiden kleinen zutraulich geworden.

Biggles beugte sich über das Mikroskop und sah enttäuscht dabei zu, wie auch diese Zellprobe starb. Fehlschlag.

„Was ist Steph?" fragte ihr Assistent Ahmed Lombardi neugierig.

Er hatte dieses Batch angesetzt und die letzten zwei Tage waren die Ergebnisse eigentlich ganz aussichtsreich gewesen.

„Die Zellprobe fängt an zu zerfallen!"

„Mist!" fluchte Lombardi. „Ich hatte mir soviel Mühe gegeben, bei den Proben mit den Rinderzellen hat es doch geklappt? Warum nicht mit menschlichen Proben?"

„Ahmed, wenn ich das wüsste, dann wären wir fertig. Ich verliere langsam den glauben an mein Können."

„Wirst du es dem Alten beichten?"

„Klar, doch erst mal für die Akten."

Sie ging zu einem Arbeitsplatz mit Mikrofon und setzte sich hin.

„Logeintrag 8.12.95b. Die Probe 37659 ist nach der Impfung mit Batch XA8321 nach anfänglicher Stabilität im Begriff zu Zerfallen. Die Zellwände verlieren die Kohäsion. Es sind deutliche Anzeichen von H-S erkennbar. Logeintrag Ende."

Stephanie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schloss ihre Augen. Dann fuhr sie deprimiert fort.

„Zusatz zum Eintrag persönliches Logbuch. Ich werde Heino meine Erkenntnisse mitteilen. Es ist ein Risiko, aber ich sehe keinen anderen Weg mehr. Die Zeit rennt uns weg. Es sind extreme Lösungen notwendig. Eintrag Ende."

Müde und erschöpft erhob sie sich unter dem mitleidigen Blick ihres Assistenten. Sie ging zum Mikroskop, nahm die Probe heraus und stopfte sie in den Verbrennungsofen.

„Ahmed, mach für heute Schluss, ich gehe noch zum Alten!"

„Na viel Spaß, Schmidt wird nicht erfreut sein."

„Wie schon zigtausend mal zuvor. Nur heute Abend bekommt er was vor den Latz, dass ihm zu denken geben wird."

„Wirklich? Was denn?"

„Wirst du noch früh genug erfahren!"

Dann ging Sie zur Luftschleuse. Dort entledigte sie sich des Hazard-Suits und wechselte in bequemere Kleidung. Ein Test des Systems folgte noch, der keine Kontamination ergab. Dann verließ sie den Gefahrenbereich und ging Schnurstracks zu Heino Schmidts Büro. Auf dem Weg dorthin übte sie zerknirscht zu wirken, was ihr recht gut gelang. immerhin hatte sie eine Mission zu erfüllen. Als sie bei Schmidts Büro eintraf, trat Stephanie ohne anzuklopfen ein und ließ sich in einen Sessel sacken. Heino sah kurz auf, er saß an seinem Terminal und sichtete einige Dateien.

„Schlecht gelaufen?" fragte er kurz angebunden.

„Jep, wie 37658 Versuche zuvor. Batch XA 8321 ist ein Fehlschlag. Heino was machen wir falsch? Es hätten sich zumindest theoretisch erste positive Ergebnisse bei menschlichen Proben zeigen müssen. Ich glaube langsam", sie verstummte, dann sprach sie weiter, „nein, ich bin langsam davon überzeugt, dass wir mit einem falschen Ansatz arbeiten."

„Steph, die Ansätze sind richtig! Svetlana und ich haben es hunderte Male geprüft." Schmidt hämmerte auf seinen Schreibtisch. „Sie müssen richtig sein!"

„Nein! Die klassische Therapie bringt nichts. Hier auf Sakura ist die Biologie vollkommen anders. Die Daten die wir gesammelt haben zeigen es doch deutlich, Heino, du hast es doch selber gesagt! Die Tiere sind uns einerseits seltsam vertraut und doch fremdartiger, als alles andere was in unseren Datenbanken enthalten ist, selbst in den extraterrestrischen Daten der anderen Kolonien! Auf jeder anderen Welten sind höhere Lebensformen nur höchst selten Zwitter. Doch hier? Überall! Unsere Ansätze funktionieren hier nicht. So erscheint es jedenfalls für mich."

„Du kannst nicht einfach behaupten, dass es am Hermaphroditismus liegt. Bei unseren Tieren haben wir doch Erfolge gehabt oder?"

„Toll eine Kolonie voller Pferde, Schweine, Rinder, Hunde, Katzen und, und, und, aber keine Menschen, denn die werden alle an H-S verrecken!"

„Was schlägst du also vor?"

„Einen radikaleren Schritt! Ich habe selber in den letzten Monaten recherchiert und in der Datenbank dieses Labors etwas gefunden, was uns vielleicht helfen kann. Allerdings wird dir es nicht gefallen."

„Stephanie, was meinst du?"

„Die Daten die ich gefunden habe, sind einzigartig. Sie sind nicht in der Konföderalen medizinischen Datenbank enthalten, auch nicht in irgendeiner technischen Datenbank, weder in unseren, oder den Speichern der Kolonialbehörde, noch in den Systemen von Laila. Ich habe es gegen geprüft."

„Von was redest du? Was für Daten? In diesem Genetik-Labor sollten dieselben Daten sein, wie in dem, das noch auf der Sakura ist, das ich, das wir ausgerüstet haben!"

„Sind es aber nicht! In diesem Labor sind sogar einige Geräte, die für die koloniale Forschung absolut unnötig sind!"

„Darüber haben wir doch schon gesprochen. Die Aquarius hat ein Forscherteam der Streitkräfte an Bord. Das ging aus den Inventarlisten des Labors hervor."

„Das ist es ja was mir auch sorgen bereitet. Wenn das Labor für die Streitkräfte gedacht war, warum wurde es dann vergessen?"

„Deren Pech! Und wenn du recht hast, dann ist es unser Glück! Spuck endlich aus, was du gefunden hast."

„Gut. Kurz zusammengefasst. Ob du es glaubst oder nicht, die Daten sind über achthundert Jahre alt."

Heino hob erstaunt seine Brauen.

„Achthundert Jahre?"

„Sie umfassen zwei Terabyte an Daten. Angefangen von Entwicklungsprotokollen, Simulationsprogrammen, Konfigurationen, Anleitungen und medizinischen Berichten. Es geht um Trans-Human-Genetik und Transfer-Genetik unter Einsatz von autonomer Nano-Struktureller-Quanten-Mechanik."

„Was?"

„Naniten!"

Heino erschauerte. Naniten, Miniaturroboter, Quantenmaschinen, Apparaturen die klein genug waren, um direkt in Zellen zu arbeiten und dort direkt an der DNA herumzupfuschen konnten. Diese Technik war seit siebenhundert Jahren verboten. Jeder Student, der auch nur im entferntesten mit Genetik zu tun hatte, wusste um dieses Verbot.

„Steph, du hast recht! Das gefällt mir überhaupt nicht! Das kann wirklich nicht dein Ernst sein. Der Einsatz von Naniten in der Genetik ist strengstens verboten!"

„Und warum sind dann diese Daten im System gespeichert? Hier sieh selber!"

Stephanie nannte Heino ein Verzeichnis, dass tief in den Speicherbänken des Labors versteckt lag. Heino öffnete das Verzeichnis und eine lange Liste von Daten spulte auf dem Bildschirm ab. Die Formate sahen seltsam aus, wahrhaftig altertümlich. Stephanies Behauptung, dass sie so alt sein sollen war nicht verwunderlich.

„Die Geräte von denen ich sprach sind genau für die Arbeit mit den Naniten gebaut worden und die sind top-notch! Alles neueste Technik. Und ich habe sogar Naniten-Stämme gefunden, wenn auch nur verschwindend geringe Mengen und nicht mehr aktiv, quasi Baumuster. Wer immer das Labor ausgestattet hat, wollte mit Naniten experimentieren. Das passt doch zu den Quadratschädeln der Streitkräfte, oder? Es muss sich um ein Black-Project handeln."

„Und warum sind die Daten nicht mal verschlüsselt? Steph, ich weiß doch, dass du in Informatik keine Leuchte bist!"

„Sie waren verschlüsselt, aber ich hatte Hilfe. Laila hat die Verschlüsselung geknackt. Hat einen ganzen Monat gedauert."

„Wie bist du auf diesen Mist gestoßen? So etwas liegt doch nicht einfach in einem Dateisystem herum."

„Stimmt die Daten lagen nicht offen herum, doch wenn man im Papierkorb einen Zettel mit Notizen findet, ist das beste Versteck oder die beste Tarnung wertlos."

„Idioten!"

Steph lachte.

„Wer weiß noch davon?"

„Nur wir beide, bis jetzt. Ich wollte dich vorab informieren. Svetlana muss es natürlich auch wissen und Balutin und auch die Ordin müssen letztlich grünes Licht geben."

„Wenn die Konföderation davon erfährt sind wir geliefert."

„Heino. Die Konföderation ist zig Lichtjahre entfernt! Sie wird frühestens in Jahrzehnten davon erfahren, dass wir gestrandet sind. Es kann hundert Jahre dauern, bis hier ein konföderales Schiff auftaucht. Wir müssen jetzt was unternehmen. Wir haben meiner Ansicht nach kaum andere Optionen. 2500 Menschen müssen gerettet werden und wenn das heißt mit Naniten in unseren Genen herumzuwerkeln, dann nehme ich die Strafe dafür gerne auf mich!"

Sie grinste Heino frech an. Hundert Jahre sind eine lange Zeit. Dann würde es keine Rolle mehr spielen, wie man die Siedler gerettet hat. Es würde nur das Ergebnis zählen, wie immer das auch aussehen mag.

„Weißt du Heino, ich bin lieber die nächsten siebzig Jahre ein Monster, als in zwei oder weniger Jahren tot und das mit dem Wissen 2500 weiter unschuldige Leben auf dem Gewissen zu haben!"

„In der Not sterben Moral und Gewissen als erstes. Wenn wir Naniten einsetzen, wie auch immer, dann schmoren wir dafür in der Hölle!"

„In siebzig oder achtzig Jahren Heino, aber nicht schon in zwei!"

„Haben wir irgendeine andere Wahl?"

„Ich wünschte bei Gott, dass wir die hätten."

„Ich werde Svetlana rufen, dann machen wir eine Übersicht über die aktuelle Lage. Morgen früh rufe ich das restliche Team zusammen. Es muss eine Entscheidung geben, was wir", Schmidt schluckte, „was wir an uns ändern müssen. Du machst dich auf jeden Fall mit der Technik vertraut und entstaubst die Maschinen."

„Und dann?"

„Dann fangen wir neu an. Ich werde Balutin und Ordin erst dann über diese Entscheidung unterrichten, wenn wir ein handfestes Ergebnis vorliegen haben!"

„Heino, ich glaube, das wird den beiden nicht gefallen."

„Steph mir gefällt es noch viel weniger, aber wir dürfen sie letztlich nicht übergehen."

Dr. Biggles schlug die Arme auf die Lehnen ihres Sessels und sprang auf.

„Ich gehe in mein Zimmer und lege mich hin. Morgen sieht es dann besser aus"

„Mach das Steph und danke. Dein Fund ist vielleicht unsere einzige wahre Chance."

Sie winkte ab.

„Schlaf gut. Bis morgen!"

Nachdem sie das Büro von Schmidt verlassen hatte, lehnte sich Steph an die Wand des Flurs. Es war vollbracht. Heino konnte nun nicht anderes tun, als den Weg mit den Naniten zu gehen. Sie hatte erreicht was sie wollte, was der Orden wollte. Die scheinbar verzweifelte Lage hatte Schmidt auf ihre Seite gezogen. Nun konnte der große Plan durchgeführt werden. Wenn doch der Orden nur davon wüsste, wie gut sie gearbeitet hatte, wie schwierig es gewesen war die Experimente so zu manipulieren, dass kein positives Ergebnis dabei herauskommen konnte. Wenn Heino recht hatte, würde sie in die Hölle kommen, doch für ihre Sache lohnte sich das. Eine neue Zivilisation, eine neue Gesellschaft und ganz oben auf der Liste eine neue Spezies zu erschaffen. Der Orden hatte sie schon Jahre vor dem Abflug der Sakura rekrutiert. Die Ziele des Ordens erschlossen sich ihr noch nicht ganz, aber das was von ihr verlangt wurde, war eine Herausforderung, die sie, als ambitionierte Wissenschaftlerin, nicht ausschlagen konnte. Es war ein revolutionärer Plan und absolut illegal. Sie würde nun als nächstes sich duschen und dann schlafen gehen. Armer Heino, seine Nächte werden sicher sehr schlecht werden.

Zwischenspiel 2

Dateityp: Soundfile

Verschlüsselung: dreifach mit 1024 bit asymmetrischer Primzahl

Dateidatum. 15. Januar. 2815 20:53 UTC

Die Datei wurde dem Kontrollausschuss des Senates der Konföderation für Koloniale Angelegen­heiten zugespielt. Es geht laut dem Informanten um mögliche Gründe für den geheimnisumwitter­ten Verlust der „Sakura Maru", Schläferschiff, Mainau-Klasse, das auf der Flugroute Terra-Karda Prime unterwegs gewesen war. Kommandierender Offizier: Kapitän Alexandra Ordin. Vertreter der Kolonialbehörde: Administrator Oleg Balutin.

Entschlüsselung der Datei benötigte 4 Wochen.

Datum der Veröffentlichung vor dem Untersuchungsausschuss „Sakura Maru" der Kolonialbehörde der Konföderation. 21. Februar. 2975. Das schriftliche Protokoll einer Zusammenkunft bezüglich des Schiffes „Sakura Maru" wird verlesen.

Die Wiedergabe wird wieder gestartet

Stimme_1: „Nun haben Sie sich mal nicht so!"

Stimme_2: „Wenn das heraus kommt. Das gibt einen Skandal!"

Stimme_1: „Wenn das herauskommt mein lieber .... Dann ruhen wir beide und die anderen lange in unseren Gräbern."

Stimme_2: „Und wenn Biggles quatscht? Sie ist keine vom Orden."

Stimme_1: „Der Orden hat sich große Mühe gegeben den richtigen Wissenschaftler für diese spezielle Aufgabe zu finden.

Biggles ist perfekt. Sie ist hochintelligent, doch ihr Intellekt wurde nicht gewürdigt. Sie war bereits am Ende der Karriereleiter. Auf der neuen Welt wird das ganz anders sein."

Stimme_2: „Haben wir weitere Verbündete auf der Sakura Maru?"

Stimme_1: „Sicher, den einen oder anderen vielleicht. Ich weiß nur von Biggles, die ich selber rekrutiert habe."

Stimme_2: „Der Orden lässt sie darüber im Dunklen?"

Stimme_1: „Natürlich! Und ich bin froh darüber."

Stimme_2: „Und Sie sind sicher, dass Biggles es durchziehen wird? Schließlich betrifft es auch sie selber."

Stimme_1: „So war die Abmachung. Sie wird den Einsatz der Naniten forcieren.

Schmidt wird keine andere Möglichkeit sehen, als sie darin zu unterstützen."

Stimme_2: „Gut, aber dadurch werden die Siedler nur angepasst sein, um Harpers Seuche zu vermeiden.

Wie soll da etwas Neues entstehen?"

Stimme_1: „Sie haben mein Memo nicht gelesen, oder?"

Stimme_2: „Memo? Welches Memo?"

Stimme_1: „Alle Siedler und auch die Besatzung der Sakura Maru wurden sehr sorgfältig ausgesucht.

Sie alle haben aufgrund ihrer Abstammung bereits Naniten im Leib."

Stimme_2: „Wie ungefähr 80% der gesamten Erdbevölkerung auch."

Stimme_1: „Ja den eugenischen Kriegen sei Dank!" (ironischer Klang) „Aber bei diesen Menschen ist der

vorhandene Nanitenstamm noch erstaunlich aktiv. Weitaus aktiver als bei Ihnen oder bei mir. Und weitaus aggressiver. Wenn Biggles Erfolg hat, dann werden diese Naniten innerhalb weniger Jahre, vielleicht auch schon nach wenigen Monaten anfangen die Siedler zu verändern."

Stimme_2: „Weiß Biggles von diesem speziellen Stamm?"

Stimme_1: „Nein, Sie denkt, dass unsere Vorgaben im System die Veränderungen auslösen werden.

Die Änderungen werden aber durch ganz andere Einflüsse geschehen. Es ist eine Art Lotterie. Selbst ich kann nicht voraussehen wie extrem es wird.

Stimme_2: „Mein Gott ihr Wissenschaftler. Aber ich würde weiß Gott was dafür geben das Endergebnis zu sehen!"

Stimme_1: „Da sind wir einer Meinung!"

Lachen.

Die Wiedergabe wurde angehalten.

Im Senat herrschte Stille. Die anwesenden Senatoren und Medienvertreter gaben keinen Ton von sich. Dann brach wieder ein wildes Durcheinander los. Der Vorsitzende hatte alle Mühe die aufgeregte Menge zu beruhigen und schlug mit seinem Hammer auf den Tisch und verlangte Ruhe. Senator Edward Ordin sah wie sein junger Nachbar rot angelaufen war und tiefer in seinen Stuhl versank. Wie hieß der junge Mann noch mal? Ordin las dessen Namensschild, Jordekay Biggles stand darauf.

„Ist Dr. Biggles eine Verwandte von Ihnen?" fragte der alte Senator seinen jungen Sitznachbarn.

Biggles nickte. Die Muskeln in seinem Gesicht arbeiteten und nur mühsam schien es ihm zu gelingen nicht von seinem Stuhl aufzuspringen und den Saal fluchtartig zu verlassen. Was war es das diesem jungen Abgeordneten durch den Kopf ging? Scham, Wut oder eine Mischung von beidem?

„Sie war eine Cousine meines Ururgroßvaters." sagte er leise, wohlbedacht darauf, dass nur Senator Ordin seine Worte verstehen konnte.

„Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen. Ich empfinde eine ähnliche Wut und Ihre dürfte vielleicht noch größer sein. Ich bin überzeugt davon, dass, wenn diese Untersuchung abgeschlossen ist, sich die Menschen darin einig sein werden, unsere Brüder und Schwestern, die dort draußen irgendwo sind zu suchen und auch zu finden."

„Aber meine Familie? Unser Ruf! Er ist ruiniert!"

„Ihr Familie ist nicht für die möglichen Taten von Stephanie Biggles verantwortlich. Bislang gibt es nicht einen wirklichen Beweis dafür, dass sie so etwas Schreckliches getan haben mag. Sie war sicher auch nur ein Opfer der Verschwörung."

„Danke Senator Ordin. Ich glaube es geht weiter."

Im Saal war endlich wieder Ruhe eingekehrt.