Rocket Racoon & Der Protektor

Story by XinacS on SoFurry

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Nachdem ich "Guardians of the Galaxy" kürzlich (3 mal ^^) gesehen hab, kam mir diese Idee und ich musste sie einfach niederschreiben.

So ist mein erster Fanfic entstanden. Ich hoffe er gefällt euch! :)

Eine PDF und schönere HTML Version gibt es wie immer hier: http://www.scanix.de/main/stories/rocket/

Rocket Racoon, Groot und die Galaxie sind nicht meins, sonder Copyright Marvel.


Rocket Racoon

&

Der Protektor

Ein riesiger Schatten stampfte in den Raum mit einer Andockstelle in der Mitte des Bodens, dicht hinter ihm folgte ein kleinerer Schatten, der ihm fast lautlos hinterher huschte.

Rocket trug einen Raumanzug in der Größe XXXS, eine Maßanfertigung. Er betätigte einen kleinen Knopf an seinem Hals, woraufhin sich eine Glaskuppel um seinen Kopf schloss und das niedliche, schwarz-weiß-braune Pelzgesicht teilweise hinter der Reflexion der beiden Sonnen verschwand, deren rot goldenes Licht durch die Scheiben in den Raum drang.

Danach wendete er sich einem Schaltkasten zu, der sich gegenüber der Panzerglasscheiben befand. Neben der Eingangstür waren diese die einzigen Stellen, die nicht komplett aus Metall bestanden. Rocket musste auf eine Truhe springen, um ihn zu erreichen. Durch ihren transparenten Deckel konnte man einige Sauerstoffflaschen sehen, die wohl als Ersatz für Notfälle gedacht waren.

„Machst du mal auf?", bat er seinen hölzernen Freund mit einer etwas knisternden Stimme, die nun aus einem Lautsprecher an seiner Brust drang.

Groots Fingeräste griffen die Abdeckung und rissen sie mit Leichtigkeit aus der Wand.

Sofort begannen die - trotz ihrer Verpackung in den Handschuhen des Raumanzugs - geschickten Hände die Drähte zu sortieren und die richtigen herauszusuchen.

Im Gang ertönten die Rufe ihrer Verfolger. Den beiden blieben nur noch Sekunden, bis diese zu ihnen aufgeschlossen hatten.

"Denkt dran: Nur leichte Kanonen und nicht-explosive Waffen!", rief Kordan, der alte glatzköpfige Anführer der Söldner.

Gerade als Rocket das gesuchte Kabel aus dem Anschluss reißen wollte, schoss ein Strahl sengender Hitze in den Raum und traf Groot. Der humanoide Baum fing sofort Feuer und ruderte in Panik mit seinen Armen herum. Erschrocken riss Rocket das Kabel heraus und schloss damit die Tür, die den Strahl endlich versiegen ließ.

Rocket starrte auf seinen brennenden Freund und dann auf die Luke. Für einen normalen Druckausgleich blieb keine Zeit. Er griff an seinen Rücken, wo er ein paar Dinge für Notfälle verstaut hatte und bekam das gesuchte Objekt zu fassen.

Blitzschnell stellte er den Timer auf zwei Sekunden und warf die akustische Schockwellengranate in Richtung der Fenster. Noch während die Granate die Distanz zum Panzerglas überbrückte, öffnete Rocket seine Glaskuppel wieder, um sie in den Schutz des Stoffanzugs zurückfahren zu lassen.

Die Frequenzen der Schockwelle waren größtenteils jenseits des hörbaren Spektrums - selbst für einen modifizierten Waschbären - und doch spürte er die Explosion am ganzen Körper und ihm dröhnten die Ohren. Leicht benommen schaffte es Rocket dennoch seinen Raumanzug wieder zu schließen.

Die Panzerfenster waren ebenso wie der Deckel der Truhe in tausend Teile zersplittert und in Sekundenbruchteilen war jeglicher Sauerstoff aus dem Raum entwichen und die Flammen um Groot erstarben. Dann wurden die beiden auch schon hinaus ins Weltall gesaugt.

Mit den Manövrierdüsen seines Anzugs schaffte es Rocket zu seinem großen pflanzlichen Partner zu gelangen.

„Halt mich fest!", rief Rocket und Äste umfingen ihn. Nachdem sie zu einem Gefährt verwoben waren, steuerte er sie zu ihrem Raumschiff, das unweit von ihrer Position getarnt vor Anker lag.

Kordan und seine Männer waren aus dem Andockraum ausgesperrt worden und standen derweilen im Gang, der durch das orange blinkende Licht des Alarms beleuchtet wurde. Einer von ihnen sah etwas aus dem Augenwinkel und deutete auf das Sichtfenster.

„Verflucht!", stieß Kordan aus und starrte den Dieben wütend hinterher, während die Alarmsirene wie ein spöttischer Ruf in seinen Ohren klingelte. Seine Hand kratzte die Narbe oben auf seinem Schädel. In solchen Momenten juckte sie immer ganz furchtbar.

„Zurück auf die Brücke!", befahl er seinen Männern und stürmte voran, „Sie dürfen uns nicht entkommen."

Endlich zurück an Bord des eigenen kleinen Raumschiffs fühlten sich die beiden endlich wieder einigermaßen sicher. Nachdem die Tür der Luke zugefallen war und sich nach dem Druckausgleich förmlich festsaugte, öffnete sich ihr Gegenstück in der Decke des beengten Raumes.

Rocket kletterte die Leiter hinauf zur Brücke, dem einzigen wirklichen Lebensraum des Raumkreuzers. Groot hatte hinter ihm schon einige Probleme, sich durch den engen Eingang zu zwängen, stand aber schließlich leicht geduckt und dennoch an die Decke stoßend neben ihm.

Mit einem Zischen fuhr die Kuppel um seinen Kopf zurück und legte Rockets Antlitz wieder frei. Seine winzigen Nasenlöcher weiteten sich, als er tief Luft holte. Danach zog er den Raumanzug aus und warf nach und nach alle Teile auf einen Haufen neben seiner Truhe, deren gepolsterte Oberfläche ihm gleichzeitig als Bett diente. Luxus und Größe suchte man hier vergebens, aber das Schiff gehörte ihnen und hatte ihnen bereits gute Dienste geleistet.

Endlich waren sein Kopf, seine Arme und die Beine unterhalb der Knie unbedeckt und er genoss das Gefühl der frischen - obwohl auch eigentlich abgestandenen - Luft an seiner fellbedeckten Haut. Er rieb sich über die Arme und stellte das Fell wieder auf, das an seiner durch den Raumanzug verschwitzten Haut geklebt hatte.

Dann lief er zum Pilotensitz, nahm Platz und startete die Maschinen.

An Bord des Raumfrachters der Banditen saß Kordan mittlerweile ebenfalls auf der Brücke und gab den Befehl für einen Beschuss in Position zu gehen.

Ein Krachen ertönte, dicht gefolgt von einer Explosion, die wie ein Raketenstart klang. Dann flog ein großer, leuchtender Apparat vor ihrem Sichtfenster vorbei. Blitze zuckten aus den Kabelenden, die wie blutende Tentakel um das Ding zappelten, denen man ihre Spitzen abgetrennt hatte.

„Ist das...", Kordan sprang entsetzt aus dem Kapitänssitz auf, „Ist das unser Energiekern?"

Geschockt starrte der Mann an der Steuerungskonsole auf den Knopf, den er gerade gedrückt hatte und las mehrmals die Bezeichnung, obwohl er sie natürlich auswendig konnte und den Knopf schon tausende Male bedient hatte.

„Ich habe doch nur den Antrieb gestartet.".

Ängstlich vor der Reaktion seines Bosses zeigte der Pilot mit zittrigem Finger auf den Knopf.

Fassungslos starrte der Anführer dem winzigen Raumschiff hinterher und kratzte sich so heftig am Kopf, dass seine Fingernägel ein wenig Blut aufwiesen als er seine Hand schließlich wieder herunternahm.

„He-he-hee! Ist doch langweilig, wenn jeder Knopf nur das macht, was draufsteht.", kicherte Rocket als er auf dem Monitor sah, wie sich ein kleines Objekt mit hohen Energiewerten von dem großen Raumschiff abspaltete. Dann setzte er Kurs auf einen möglichst abgelegenen Winkel der Galaxie und startete den Autopilot.

„Das wird sie einen Moment aufhalten, aber sie werden nach uns suchen.", gab Rocket zu bedenken und drehte seinen Sessel zu Groot um, „Wir müssen uns einen Rückzugsort suchen, wo wir uns verstecken und auftanken können."

„Ich bin Groot!", sagte der riesige humanoide Baum vorwurfsvoll mit einer gequälten Miene, blickte zuerst Rocket an und sah dann mit ausgebreiteten Armen an sich herunter. Die angekohlte äußere Schicht seiner holzigen Haut regenerierte sich nur sehr langsam. Feuer war definitiv seine Schwachstelle.

„Ja, ja. Es tut mir Leid.", erwiderte sein kleiner, pelziger Freund, „Du hast mich gewarnt. Aber hast du eine Ahnung wie viel Units wir für das Teil hier herausschlagen werden?"

Rocket griff in eine der Taschen seines einteiligen orangen Anzugs und zog ein Tuch heraus, das in etwa die Größe eines Stofftaschentuchs hatte. Auf die Idee dort hinein zu schnäuzen würde allerdings keiner so schnell kommen.

Das sogenannte „Sternentuch" wies viele Eigenschaften eines Stofftuchs auf, allerdings hatte es keine bestimmte Farbe. Es war vielmehr so, als würde jemand einen Ausschnitt eines Sternensystems darauf projizieren.

Wobei... der Ausdruck "projizieren" war vielleicht nicht ganz glücklich gewählt, da es keinerlei Verzerrungen gab, wenn man es faltete. Es verhielt sich vielleicht doch mehr wie ein Monitor, der ein live Bild komplett mit einem fluktuierenden, bläulich-violetten Nebel zeigte, aber dabei die stofflichen Eigenschaften von... naja, Stoff besaß.

Ein paar Stunden später stoppte Rocket ihren Flug und sah auf den Monitor der Langstreckensensoren.

„Mh... wohin jetzt?", fragte sich der kleine Raumschiffpilot.

Der Treibstoff reichte von ihrem Punkt aus, um einen bekannten Raumhafen anzusteuern, der praktisch nur aus einer Tankstelle und einem Snackautomaten bestand. Auf dem Display wurde allerdings in nicht allzu weiter Ferne eine mächtige nicht-natürliche Struktur angezeigt, die für Rocket stark nach einem Raumschiff aussah.

„Wir könnten zu der langweiligen Tankstelle fliegen, wo wir Treibstoff und 'nen Schokoriegel kriegen..."

„Ich bin...", begann Groot hoffnungsvoll und freute sich auf ein paar Stunden Normalität. Schließlich sah er immer noch aus wie ein Baum, der einen Waldbrand überlebt hatte.

„Oder...", fuhr Rocket in einer Stimme fort, die keinen Zweifel über seine Wahl übrig ließ, „wir fliegen zu diesem mysteriösen Raumschiff und kriegen vielleicht mehr als nur 'ne Tankfüllung."

„Groot.", beendete Rockets Freund seinen Satz wenig überraschend und ließ die Schultern und die Gesichtsrinde resigniert hängen.

„Ach, komm schon!", versuchte ihn Rocket zu motivieren, „Das wird sicher lustig."

Sein kleiner, pelziger Finger tippte die hellgrüne Form auf dem Monitor an, die daraufhin als Ziel erfasst wurde. Die Triebwerke starteten erneut und beschleunigten sie in Richtung ihres nächsten Abenteuers.

Eine knappe Stunde später näherte sich ihr Raumschiff mit aktivierter Tarnung dem Objekt, das sich tatsächlich als großer Raumfrachter entpuppt hatte. Es war mindestens ein hundert mal so groß wie Rockets kleines Raumschiff.

„An das sich nähernde Raumschiff...", ertönte plötzlich ein Funkspruch, „Bitte verwenden sie den Andockport 3! Jemand wird sie von dort abholen."

„Ooooooookaaaaaay.", sagte Rocket zu Groot, der ihn ebenso überrascht anblickte, „Das kam unerwartet. Aber da wir schon aufgeflogen sind..."

„Verstanden.", antwortete Rocket schließlich über Funk und deaktivierte die offensichtlich nutzlose Tarnung. Dann manövrierte er sie zu dem von außen deutlich mit der Nummer drei versehenen Eingang.

Wenig später nahm sie auf der anderen Seite der Luke ein scheinbar unbewaffneter Mann in Empfang. Dieser Zustand änderte sich allerdings kurz darauf als dieser Rocket dazu aufforderte, ihm seine - für seine Körpergröße - überdimensioniert wirkende Kanone auszuhändigen.

Zögerlich übergab Rocket ihm schließlich sein Lieblingsspielzeug nachdem der Mann beteuerte, dass sie für ihn aufbewahrt werden würde und er sie unversehrt zurückerhalten würde. Schließlich hatte er im Notfall ja immer noch Groot. Danach forderte er sie freundlich auf, ihm zu folgen.

Der Gang führte sie geradewegs in eine Art geräumigen Aufzug, der sich allerdings nicht einfach vertikal bewegte, sondern sie offenbar - so vermutete der technikbegeisterte Fellträger - durch ein verzweigtes Tunnelsystem zu ihrem Bestimmungsort fuhr.

Nachdem sich die Tür wieder öffnete, traten sie hinaus in eine riesige Halle. Ihr schweigsamer Begleiter wies in den Raum hinein und ließ sie dann allein.

Vor sich erblickten sie dutzende Schaukästen aller Größen. Die kleineren waren teilweise übereinander gestapelt, während die großen einzeln standen. Eines jedoch hatten sie alle gemeinsam: In jedem von ihnen befand sich ein unbewegliches Lebewesen und soweit Rocket es überblicken konnte, gab es von jeder Gattung genau eins.

„Wenn dich jemand fragt, ob er dich ausstopfen darf, dann sag: Nein!", riet Rocket seinem Freund beim Anblick der Figuren, die er für Jagdtrophäen hielt. Groot antwortete mit einem Nicken.

Quer durch den Raum führte eine etwa fünf Meter breite Schneise durch die willkürlich wirkende Ansammlung von gläsernen Würfeln, die den Aufzug mit dem anderen großen Ausgang der Halle verband.

In der Mitte dieses Weges stand ein Mann, der sie heranwinkte. Als sie näher kamen, erkannte Rocket einen vermeintlich menschlichen Mann, den er auf um die vierzig schätzte. Seine dunklen, mittellangen und chaotisch wirkenden Haare hingen ihm in die Stirn und falls man den Augen eine Farbe zuordnen müsste, so wäre dies wohl ein schmutziges Blau.

Seinen schlanken Körper umhüllte ein eng anliegendes, scheinbar aus dehnbarem Kunststoff bestehendes Brustteil, das diverse Taschen, Reißverschlüsse und Verzierungen aufwies und seine Arme unbedeckt ließ. Eine ähnlich gearbeitete Hose verhüllte seine untere Hälfte bis zu den Knöcheln, wo seine unbedeckten Füße herausguckten.

Die Augen des Mannes musterten sie während sie sich ihm näherten und seinem Gesichtsausdruck nach schien er sich sehr über ihren Besuch zu freuen.

„Ich grüße euch und heiße euch willkommen auf meinem Schiff! Mein Name ist Larin Da'Inur. Nennt mich Larin!"

"Hallo, Larin.", begrüßte Rocket den Menschen, "Wir sind irgendwie mit fast leerem Tank in dieser stillen Ecke der Galaxie gestrandet und haben uns gefragt, ob wir hier etwas Treibstoff bekommen könnten."

„Dafür finden wir sicher eine Lösung.", sagte Larin, „Verratet ihr mir eure Namen?"

Rocket fragte sich, warum ihr getarnter Annäherungsversuch nicht zur Sprache kam. Sollten sie die Tarnung gar nicht bemerkt haben?

„Oh, natürlich. Mich nennt man Rocket und mein großer Begleiter hier hört auf den Namen..."

„Ich bin Groot!", unterbrach ihn Groot. Wann gab es schon mal die Möglichkeit seinen Satz so passend anzubringen?

„Oh, Groot. Ich habe von dir gehört. Ich bin hocherfreut dich kennen zu lernen.", sagte der Mann und nickte ihm zu.

„Aber von dir, Rocket...", Larin wendete sich Rocket zu und ging in die Hocke, um auf einer Augenhöhe mit ihm zu sein, „habe ich noch nie gehört. Du scheinst mir einzigartig zu sein."

„Genau so ist es.", bestätigte Rocket, „Es gibt nichts wie mich, außer mich."

Larin lächelte ihn an und schien einen Moment zu überlegen, dann stand er auf.

„Habt ihr Hunger? Wir könnten beim Essen weiter reden."

Erst jetzt bemerkte Rocket seinen Bärenhunger und konnte seine Begeisterung über ein üppiges Mahl kaum verbergen. Bei aller Vorsicht war er versucht seine Bedenken in den Wind zu schlagen und das Angebot des völlig Fremden anzunehmen.

„Groot isst nichts, aber ich bin so hungrig, dass ich glatt den da auffressen könnte.", Rocket deutete auf einen Schaukasten, in dem ein Wesen stand, das ein Erdling am ehesten als aufrecht stehenden, zwei Meter großen Eber beschrieben hätte.

Larin lachte und blickte dann auf Groot.

„Du scheinst ein bisschen was abgekriegt zu haben.", bemerkte er die immer noch sichtbaren Verbrennungen, „Ich mache euch einen Vorschlag: Jemand kümmert sich um Groot, während wir beide etwas essen."

Groot und Rocket tauschten einen abstimmenden Blick aus und willigten dann ein. Also führte der Bedienstete von vorhin den wandelnden Baum zurück zum Aufzug, während Rocket und Larin die Halle in der anderen Richtung verließen.

Groot folgte seinem Führer in einen riesigen Raum, den ein Garten komplett ausfüllte. Die sehr hohe Decke bestand aus einer großen Glaskuppel durch die man die Sterne sehen konnte. Darunter teilten sich diverse Bäume, Sträucher und Blumen den Lebensraum. Hier gab es keine klar definierten Beete oder englischen Rasen, allerdings schien sich jemand darum zu kümmern, dass die Pflanzen den Ort nicht zu einem unkontrollierten Dschungel werden ließen.

Während Groot ein paar Schritte in den Raum hineinging, machte sich der Mann an einem Kontrollpult neben dem Eingang zu schaffen. Nachdem er ein paar Knöpfe gedrückt hatte, prasselte plötzlich ein künstlicher Regen auf sie hinab.

Das Wasser benetzte die pflanzlichen Zellen Groots, der deutlich die regenerative Wirkung am ganzen Körper spüren konnte und die Mineralien gierig in sich aufsaugte. Er streckte seine Arme dem Regen entgegen und seine Füße gruben sich vor lauter Wohlbefinden in das weiche Erdreich der Wiese. Mit einem Lächeln wendete sich der Mann ab und trat durch die Tür ins Trockene.

Ein skeptisch denkendes Wesen hätte sich vielleicht gefragt, ob es ein Zufall war, dass dieser Ort mit solch einer Behandlung für ihn aufwarten konnte. Groot dachte in diesem Moment allerdings im wesentlichen gar nichts.

Gleich hinter der anderen Tür der großen Halle, durch die Larin ihn führte, schien der Wohnbereich zu beginnen. Im Flur lag ein dünner, aber dennoch weicher blauer Teppich, der den Füßen von Rocket nach dem ganzen kalten Metall eine willkommene Abwechslung bot.

Als die etwas größere Tür nach innen aufschwang, war Rocket beinahe enttäuscht keinen Saal mit einer riesigen Tafel für mindestens 30 Gäste vorzufinden. Stattdessen wirkte der mittelgroße Raum eher gemütlich und beherbergte einen runden Tisch mit sieben Sitzplätzen für die alle gedeckt war.

Auf dem Tisch waren allerlei Speisen aufgetafelt. Das Hauptgericht bestand aus einem großen Braten. Um diesen herum standen mehrere Sorten Obst, Brot, verschiedene Salate, Soßen und auch ein großer Topf mit Suppe.

Bei diesem Anblick musste Rocket seine Instinkte unterdrücken, die ihn dazu aufforderten auf den Tisch zu springen und seine Zähne in das wehrlose Tier zu schlagen. Er sog den Geruch des Essens, vor allem des saftigen, vor sich hin dampfenden Bratens, gierig durch die geweiteten Löcher seiner kleinen Nase ein. Sein Magen grummelte laut auf, als wolle er ihn warnen, dass er gleich alleine zum Essen rannte, wenn nicht unverzüglich was passierte.

„Nun, es ist kein Kroganer, aber ich hoffe es schmeckt dir trotzdem.", sagte Larin.

„Kroganer?"

„Na, einen von denen wolltest du vorhin essen.", erklärte Larin schmunzelnd.

Rocket lachte und presste dann schnell die Lippen aufeinander als der Sabber, der ihm im Mund zusammengelaufen war, drohte heraus zu tropfen.

„Nimm bitte Platz!", sagte Larin und wies auf einen Stuhl mit erhöhter Sitzfläche, dessen Querbalken zwischen den Stuhlbeinen wie eine Leiter wirkten und das Erklimmen erleichtern sollten.

Rocket kletterte auf seinen Stuhl, was ihn fast auf eine Höhe mit Larin brachte, der neben ihm Platz nahm. Dann stellte er sich auf den Stuhl und beugte sich über den Tisch, um mit seinem Messer bewaffnet ein beinahe unverschämt großes Stück aus dem Braten zu schneiden.

„Kann ich dir helfen?", bot Larin an.

„Nein, danke. Das schaffe ich schon, schließlich ist es unbewaffnet."

Sie aßen eine Weile schweigend vor sich hin, wobei sich Larin zurückzuhalten schien oder aber einfach keinen großen Hunger hatte. Rocket hingegen probierte von allen Speisen außer der Suppe. Dazu genoss er den Wein und ein anderes fruchtiges Gesöff, das so angenehm auf seiner Zunge prickelte.

"Du bist verdächtig gastfreundlich.", merkte Rocket an, als sein größter Hunger gestillt war, "Das letzte Mal, als mich jemand mit kostenlosen Leckereien gelockt hat, war ich danach nicht mehr derselbe."

Larin sah Rocket einen Moment an, bevor er antwortete. Der niedliche, sprechende Waschbär blickte nicht wirklich misstrauisch drein. Zur Zeit wirkte er eher zufrieden und leicht angeheitert.

„Nun gut.", gab Larin zu, „Ich hätte schon gerne etwas von dir."

„Ha!", rief Rocket aus, „Ich wusste es."

Dann hob er das Weinglas wie zu einem Toast auf sich selbst und nahm einen großen Schluck daraus.

„Ich biete dir 50.000 Units, wenn ich dich untersuchen darf, um eine Statue von dir zu erstellen.", fuhr Larin fort.

„Was?", entfuhr es Rocket und er verschluckte sich. Er stellte das Glas schnell auf dem Tisch ab und presste dann seine kleinen Pfoten vor die Schnauze während der Wein versuchte durch alle möglichen ffnungen in seinem Gesicht zu entkommen.

Als er sich wieder vom Prusten erholt hatte, tropfte ihm der Wein vom Gesicht und den Händen auf die Sitzfläche zwischen seinen Beinen.

„'tschuldigung!"

„Mach dir darüber keine Gedanken.", sagte Larin freundlich und reichte ihm eine Serviette.

Rocket nahm sie entgegen und trocknete damit den Wein an seinem Körper. Dann tauchte er seine Pfote in das Glas mit dem Mineralwasser, von dem er bisher nichts getrunken hatte, und begann damit, sich mit den Pfoten den vergorenen Traubensaft aus dem Fell im Gesicht zu waschen.

Kopfschüttelnd, aber mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, beobachtete ihn Larin und nutzte dann die Zeit dazu, sein Angebot weiter zu erklären.

„Du hast sicher die Statuen in der großen Halle gesehen. Die wurden alle von mir erschaffen und sind alles Abbilder von tatsächlich existierenden Wesen."

„Ich dachte zuerst das seien ausgestopfte Trophäen und du seist ein Jäger. Die sehen einfach so realistisch aus."

„Ja, darauf kommt es mir auch an. Keine Sorge, den Modellen ging es nach ihrer Begegnung mit mir super."

„Wenn du das sagst.", sagte Rocket grinsend und nahm das Weinglas für einen erneuten Versuch in die Hand.

Er goss sich einen Schluck in den Mund und fuhr mit seiner Zunge wiederholt durch das rote Nass, um den Geschmack auszukosten. Das Angebot hatte sein Interesse geweckt und er kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass er bei einer solchen Summe nicht widerstehen konnte.

„Ihr könnt beide hier übernachten, euer Raumschiff wird aufgetankt und morgen könnt ihr beide eure Reise ein bisschen reicher fortsetzen. Ich brauche auch nicht lange, um von dir zu bekommen, was ich brauche. Ich werde dir weder Blut abnehmen, noch ein Haar krümmen. Es geht mir nur darum, besondere Wesen möglichst exakt nachzubilden und meiner Sammlung hinzuzufügen."

Wirkte das einstudiert? Ein wenig, aber vermutlich war das auch kein Wunder. Rocket schätzte, dass Larin diese Rede bei der Menge an Statuen schon dutzende Male gehalten hatte. 50.000 Units waren eine Menge Geld für das was er von ihm verlangte, aber vermutlich war der Typ einfach steinreich in Anbetracht seines gigantischen Raumschiffs.

„Also, was meinst du?", fragte der Mann und sah ihn erwartungsvoll an.

Rocket fragte sich, ob Larin wirklich ein Künstler oder ein Sammler war. Wollte er die Figuren nur zum anschauen oder hatte er noch was anderes damit vor? Und was kümmerte ihn das eigentlich, wenn er mit dem Geld in der Tasche erst mal am anderen Ende der Galaxie war?

„Ok, bin dabei."

„Super!", rief Larin und klatschte in die Hände, was Rocket unwillkürlich zusammenfahren ließ.

„Und was passiert jetzt?"

„Ich würde sagen: Jetzt zeige ich dir dein Zimmer."

Von dem Speiseraum liefen sie nur ein Stück den Gang runter und hatten das Ziel bereits erreicht. Larin ließ seinen kleinen Gast voran gehen und schloss dann die Tür hinter sich.

„Hier kannst du schlafen. Ich hoffe es gefällt dir."

Larin deutete auf das selbst für einen Menschen große Bett, das in der Mitte der hinteren Wand stand. Die großen Fenster, durch die man in den Weltraum hinaus blickte, waren wohl das einzige, das hier an ein Raumschiff erinnerte.

Die Wände und die Decke waren mit echtem Holz verkleidet und den Boden bedeckte ein dicker, dunkelgrüner Teppich. Ein Kamin mit einem holografischen Feuer verbarg die Heizelemente und steuerte seinen Teil dazu bei das Zimmer gemütlich und warm wirken zu lassen.

Rocket sah sich um und freute sich schon darauf, einmal nicht auf der relativ harten Auflage der Truhe schlafen zu müssen. Er schlenderte hinüber zum Kamin und steckte seine Hände in die unechten Flammen, um sie an der Heizung zu wärmen und den Rest des Mineralwassers zu trocknen. Die Flammen flackerten leicht wegen des plötzlich eindringenden Festkörpers.

„Darf ich dich abtasten?", fragte Larin, der ihn bis jetzt still beobachtet hatte, „Ich meine, um ein Gefühl für deine Fellbeschaffenheit und deine Muskel- und Knochenstruktur zu bekommen."

„Hast du keine Scanner dafür in diesem schwebenden Palast?"

„Doch, schon.", gab Larin zu, „Aber die sind eher für medizinische Zwecke. Wenn ich eine Skulptur erschaffe, dann brauche ich ein Gefühl für das Modell. Das bekomme ich einfach nicht durch Fotos."

„Das kann kein gutes Ende nehmen.", dachte Rocket bei sich, aber der Gedanke an die Belohnung ließ ihn doch aufs Bett klettern, wo er sich hinsetzte und Larin eindringlich ansah.

„Na, dann los! Je eher wir anfangen, desto eher sind wir fertig.", forderte er Larin schließlich auf.

„Ich danke dir!"

Der Mensch setzte sich neben seinen kleinen Bärenkörper aufs Bett und beugte sich zu ihm herunter. Langsam und behutsam näherte sich Larins Hand seinem Gesicht. Dann strich er mit dem Daumen über das besonders feine Fell auf der Oberseite der kleinen Schnauze von der schwarzen Nase bis nach hinten zwischen die braunen Augen, die amüsiert drein blickten.

Während sich die Finger mit teils tastenden, teils kraulenden Bewegungen nach hinten über seinen Kopf bewegten, fing Rockets Mauer des Widerstands bereits leicht an zu bröckeln.

„Kannst du deinen Anzug ausziehen?"

Die Frage riss Rocket aus den Gedanken und er sah Larin mit großen Augen an.

„Wofür bezahlst du mich nochmal?"

„Hey, es ist ja nicht so, dass du ohne das Teil wirklich nackt wärst. Ich möchte dich nur so gerne mal in deiner ganzer Pracht sehen."

„Unter den Klamotten gibt es Stellen, die nicht so prächtig aussehen.", erwiderte Rocket missmutig und sah zur Seite.

„Du bist absolut einzigartig! Ich denke nicht, dass mir etwas an dir nicht gefallen wird.", sagte Larin.

Die beiden tauschten einen längeren Blick aus und irgendetwas in den bittenden Augen von Larin - vielleicht war es auch teilweise der Wein - brachte ihn dazu diesem Fremden zu vertrauen und willig zu sein, ihm mehr zu offenbaren als er normalerweise tun würde.

„Also gut.", gab Rocket nach und versuchte seine Unsicherheit zu überspielen, „Du hast mich immerhin vorher zum Abendessen eingeladen. Dann geht es wohl in Ordnung, wenn ich jetzt bei dir im Bett sitze und mich ausziehe."

„Du bist irre.", lachte Larin, „Aber ich mag deinen Humor."

Rocket zog sich aus und ließ seine Klamotten neben dem Bett zu Boden fallen. Da er sich zum Ausziehen erhoben hatte, stand er nun aufrecht auf der weichen Matratze und sein Kopf befand sich ein wenig oberhalb von Larin, der auf Grund seines größeren Gewichts tiefer eingesunken war.

Rocket stand leicht von Larin abgewandt und musste den Kopf drehen, um das Gesicht des Mannes zu beobachten, während dieser seinen Rücken musterte. Er erwartete den Ausdruck von Abscheu oder Entsetzen, den er schon auf so vielen Gesichtern gesehen hatte, als diese die Narben und die Metallelemente erblickten, die seinen Körper zierten.

Allerdings waren dies keine Piercings, sondern Fremdkörper, die gewaltsam in ihn eingepflanzt worden waren und nun so aussahen als hätten sich mechanische Insekten in ihm festgefressen. Um sie herum war das Fell durch die wiederholten Operationen ausgefallen und hatte sich bisher nicht regeneriert.

Rocket fand den Mann merkwürdig, denn er erfüllte seine Erwartungen in keinster Weise. Das Gesicht von Larin zeigte so einiges an Regungen: Überraschung, Interesse, Freude und andere ebenfalls positive Reaktionen.

Nur kurz huschte ein Schatten über das Gesicht des Mannes, so als würde er tief bedauern, was Rocket durchgemacht hatte, obwohl er ihn gerade mal seit einer Stunde kannte.

Ansonsten wirkte er eher wie ein Sammler, der eine neue, extrem seltene Lokomotive auspackte und von allen Seiten bestaunte.

Auf Spott und Ablehnung konnte Rocket reagieren, damit hatte er mehr als genügend Erfahrung gemacht. Doch diese Situation war ungewohnt, in vielerlei Hinsicht.

"Sag mir bitte, wenn dir etwas unangenehm ist.", bat ihn Larin als er seine Hand nahm und damit begann seinen Arm von unten nach oben abzutasten.

"Wenn es mir unangenehm wird, bekommst du einen Gebissabdruck. Den brauchst du doch sowieso für deine Nachbildung, oder?"

"Danke, aber ich verlasse mich da lieber auf mein fotografisches Gedächtnis."

Als die Finger über die Schulter zum Rücken gelangten und sich damit den Implantaten näherten, fragte ihn Larin mit sorgenvoller Stimme: „Hast du in dem Bereich Schmerzen? Tun die Dinger weh?"

„Nicht wirklich.", antwortete Rocket zögerlich, „Jedenfalls nicht körperlich."

Larin setzte die Abtastung fort und seine Finger ließen nur die Regionen aus, bei denen die Gefahr auf einen Gebissabdruck dann doch zu hoch war. Rocket konnte sich schon längst nicht mehr einreden, dass diese Berührungen einer Untersuchung dienten. Dafür waren sie einfach zu zärtlich. Mal streichelnd, mal kraulend und allesamt wohl nur darauf bedacht, sich für ihn gut anzufühlen, bewegten sich die Berührungen über seinen Körper.

Rocket sah Larin an und begann zu grinsen. Warum eigentlich nicht? Das hier war wie eine gratis Wohlfühlmassage. Nein, das stimmte nicht. Er wurde ja sogar noch dafür bezahlt. Also warum sollte er es nicht einfach genießen und hoffen, dass nie jemand davon erfuhr?

„Abtasten, was?", lachte Rocket schließlich und ließ sich auf den Rücken fallen, „Wirst du Groot auch so behandeln?"

"Vermutlich nicht genau so. Ich fange mir immer so schnell Splitter ein, wenn ich mit Holz arbeite."

Allmählich entspannte er sich vollkommen und sank in das kuschelig weiche Bett hinein. Die Finger fuhren hier und dort sanft durch sein Fell und kraulten ihn an genau den richtigen Stellen.

Larins linke Hand fuhr an Rockets Bein hinunter und hielt schließlich seine Wade ein wenig hoch, während seine andere Hand den kleinen Fuß umschloss und ihn mit kreisenden Bewegungen des Daumens massierte.

„Ah... Eine richtige Fußmassage kriegt ein Scanner natürlich nicht hin.", merkte Rocket kichernd an.

Nach einigen Minuten wechselte Larin zum anderen Bein und Fuß, wo er seine Behandlung wiederholte. Die Atmung des intelligenten Waschbären wurde immer gleichmäßiger und langsamer bis sich seine Lider schlossen und er in einen traumlosen, erholsamen Schlaf fiel.

Als Rocket wach wurde, saß seine neue Bekanntschaft bereits neben ihm am Bett und sah ihn an.

„Hast du mich die ganze Zeit beim schlafen angeglotzt?", fragte er müde und grinste Larin ungläubig an.

„Wenn man mein Blinzeln einbezieht hattest du insgesamt durchaus ein paar Minuten Privatsphäre.", antwortete dieser.

Rocket lachte eins seiner authentischeren Lachen, richtete sich auf und setzte sich auf die Bettkante. Mit einem winzigen Sprung, der seiner geringen Größe geschuldet war, landete er auf dem Boden.

Auf einem Hocker entdeckte er seine Klamotten oder etwas das genauso aussah. Allerdings schien es sich eher um eine Kopie seiner Sachen zu handeln ohne die Gebrauchsspuren und Beschädigungen, die sie aufgewiesen hatten.

In den Taschen fand er dieselben Dinge, die er auch vorher darin aufbewahrt hatte, also zuckte er am Ende nur mit den Schultern und schlüpfte hinein.

Nachdem er sich angezogen hatte, fiel ihm wieder ein was er gestern in der Halle gesehen hatte. Er hegte immer noch Zweifel, dass es sich dabei um bloße Kopien handelte.

„Und wann wirst du mich zu einer deiner Statuen machen?", fragte Rocket.

„Komm mit!", forderte ihn Larin auf und Rocket folgte ihm wortlos zurück in die Halle.

Rocket war kaum ein paar Schritte aus dem Fahrstuhl getreten, da fing er auch schon an zu rennen.

„Wahnsinn!", rief er und kam vor einem Schaukasten zum stehen, der vorher noch nicht dort war, „Das ist eine perfekte Kopie von mir."

Tatsächlich starrte ihn durch die Glasscheibe ein Ebenbild von ihm an, komplett mit einer Knarre in der Hand und den für ihn typischen Klamotten am Leib.

Daneben erblickte er die imposante Statue von Groot, die sich - entgegen dem Original - ausnahmsweise genauso wenig rührte wie ein echter Baum.

Rocket lief langsam um die Schaukästen herum und sah sich speziell seinen eigenen unechten Zwilling genau an.

„Mein Schwanz ist fluffiger.", bemerkte er schließlich, „Aber ansonsten gar keine schlechte Arbeit."

„Danke!", erwiderte Larin lachend.

"Wie machst du das nur?", wollte Rocket wissen, „Ganz zu schweigen von der Frage: Wann hast du mich gemacht?"

"Das...", erwiderte Larin und lächelte zu ihm hinunter, "ist mein Geheimnis."

Dann wendete er sich von Rocket ab und sprach scheinbar zu einem unsichtbaren Dritten.

„Bringt Groot in die Halle!"

„Jawohl, Sir!", ertönte es wie aus einem unsichtbaren Lautsprecher über ihnen.

Nur zwei Minuten später öffnete sich die Tür, die hoch genug war, um den Baum zur Abwechslung einmal aufrecht hindurchgehen zu lassen. Seine Füße hinterließen Flecken aus feuchter Erde auf dem Boden.

Nach ein paar Schritten blieb er stehen und erblickte seinen kleinen Freund. Freudig winkte er ihm zu und Rocket winkte zurück. Er war erleichtert darüber, dass es seinem Freund so gut ging, wie ihm versprochen wurde.

„Ich bin Groot!", sagte der Baum breit lächelnd und posierte aufrecht und mit ausgebreiteten Armen.

„Ja, das seh' ich.", erwiderte Rocket grinsend, "Du blühst ja förmlich."

Groot zeigte auf Rocket und wiederholte seinen Lieblingssatz in einem freudigen Tonfall.

„Was soll das heißen, ich blühe auch?", fragte Rocket kopfschüttelnd.

Dann sah der hölzerne Riese die Ebenbilder von sich und Rocket und lief neugierig dorthin. Vor dem übergroßen Schaukasten baute er sich auf und musterte sein Gegenüber.

„Ich? Bin... Groot?"

„Der antwortet dir nicht, er ist nur eine Statue und benimmt sich in etwa so wie ein richtiger Baum.", erklärte der Waschbär.

Diesmal nahmen sich die beiden Zeit sich in aller Ruhe in der Halle umzuschauen und das eine oder andere Wesen nachzuäffen. Danach fanden sie sich im Speiseraum zu einem Frühstück ein, wo ihnen Larin 100.000 Units aushändigte, je 50.000 für jeden von ihnen.

Groot war begeistert über den unerwarteten Gewinn und musste zugeben, dass Rocket diesmal die richtige Wahl getroffen hatte.

Das Frühstück endete schließlich und das Raumschiff war bereits betankt, also zog es Rocket wieder hinaus in die Welt, wo er einen Käufer für das Sternentuch suchen wollte.

„Macht's gut!", verabschiedete sich Larin von ihnen, bevor sie zurück in ihr kleines Raumschiff kletterten, „Und denkt daran: Ihr seid hier jederzeit willkommen, auch wenn ihr mal ein Problem habt und Hilfe braucht!"

„Danke! Wir ziehen Probleme magisch an, also sehen wir uns sicher bald wieder.", antwortete Rocket grinsend und verschwand kurz darauf hinter der sich schließenden Luke.

Einige Stunden nachdem Rocket und Groot aufgebrochen waren, hatte sich ein anderes, viel größeres Raumschiff über Funk gemeldet und gefordert an Bord kommen zu dürfen.

Kordan wollte anscheinend kein Risiko eingehen und war gleich mit zehn Männern an Bord gekommen, wo sie von zwei Angestellten ebenfalls in die große Halle gebracht worden waren. Diesmal schafften diese es allerdings nicht, die Waffen in Gewahrsam zu nehmen.

Die Männer sahen sich die Ausstellungsstücke fasziniert an. Die meisten von den Wesen hatten sie noch nie zuvor gesehen.

„Mein Name ist Larin Da'Inur.", stellte sich Larin vor, „Was kann ich für euch tun?"

„Oh, von dem Typ hab ich gehört. Man nennt ihn auch den Protektor.", sagte Gunther, die rechte Hand vom Boss.

„Wieso Protektor? Wenn ich mich hier so umsehe, hätte ich ihn eher Kollektor getauft.", spottete jemand.

„Der Name ist schon belegt. Mit dem haben wir sogar schon mal Geschäfte gemacht.", erwiderte ein anderer.

Während des belanglosen Gesprächs der Männer, sahen sich Larin und Kordan in die Augen und schätzten ihr Gegenüber ab. Beide zeigten kaum Regungen, so als würden sie ihr bestes Pokergesicht zur Schau stellen.

„Er hat sie ausgestopft!", rief Dylan, einer der mental herausgeforderten unter den Söldnern und lief zu einem kleinen Schaukasten, als er Rocket und Groot als erster unter den Wesen identifizierte.

„Das sind Replikate.", korrigierte ihn Larin.

„Was?"

„Nachbildungen!", erklärte Kordan genervt, „Ich sollte euch hin und wieder etwas zu lesen geben."

Dann wandte er sich wieder Larin zu.

„Also waren sie hier. Sind sie immer noch hier?"

„Ich bedaure, aber sie sind bereits weitergezogen.", antwortete Larin ohne dass seine Stimme tatsächlich Bedauern widerspiegelte.

„Ich verstehe... Lass mich die Situation erklären. Wir müssen die beiden finden und zwar so schnell wie möglich. Und du...", Kordan deutete auf Larin, „wirst uns dabei helfen. Wie du siehst, sind wir ganz klar in der Überzahl und bewaffnet, also komm nicht auf die Idee uns reinlegen zu wollen!"

„Mich würde interessieren, wer neben mir noch Interesse an solch einzigartigen Wesen haben könnte. Vielleicht haben wir ähnliche Ziele.", sagte Larin.

„Nicht an ihnen, sondern an dem was sie uns gestohlen haben. Und der Name vom rechtmäßigen Besitzer ist Solantine, falls du es unbedingt wissen musst. Wenn du weißt, wer er ist, sollte dir auch klar sein, dass du uns besser nicht in die Quere kommst."

Larin lächelte schwach. Er hatte genug gehört.

„Mein Name macht übrigens schon Sinn. Jede Kreatur, deren Abbild ihr hier seht, steht unter meinem Schutz.", erklärte Larin der Gruppe zugewandt.

„Ja, tolle Sache das. Wie auch immer.", erwiderte Kordan amüsiert, „Jetzt, da du deine Kopien von Rocket und Groot hast, kannst du uns sicher sagen, wo wir sie finden. Dir bleiben ja immer noch die Statuen zum beschützen."

Mit einem Geräusch, das beinahe ohrenbetäubend war, da es so plötzlich und aus allen Richtungen gleichzeitig ertönte, fuhren alle Glasscheiben in den Boden und ließen die Schaukästen offen stehen.

„Unterzahl, mh?", fragte Larin, „Ihr zählt besser nochmal nach."

Die bisher völlig unbeweglichen Abbilder veränderten alle zugleich ihre Pose und nahmen eine bedrohliche Haltung ein. Jedes Geschöpf von ihnen, wie viele Augen es auch immer besaß, funkelte die Eindringlinge jetzt böse an. Ihre Krallen, Klingen, Bögen oder Kanonen waren auf die Söldner gerichtet und waren bereit zum Angriff.

Erschrocken von der unerwarteten, gar gruseligen Wendung sahen sich die Männer im Raum um. Ihre Blicke glitten von Kreatur zu Kreatur und jeder von ihnen fragte sich, wie so etwas sein konnte, denn all diese Dinger schienen plötzlich zu leben. Sogar ihre Brustkörbe hoben und senkten sich im Rhythmus ihrer Atmung.

„Ok, ok.", sagte der Anführer schließlich beschwichtigend, als er sich seiner Lage bewusst wurde, „Wir haben verstanden. Wir verziehen uns, aber dir sollte bewusst sein, dass du gerade einen großen Fehler machst."

„Ihr versteht doch, ...", sagte Larin ruhig, „dass ich niemanden gehen lassen kann, der eine Gefahr für meine Schützlinge darstellt."

Kordan, der sich bereits zum Gehen umgedreht hatte, hielt inne und sah mit Entsetzen, dass Bewegung in die Kreaturen kam.

„Er wird uns alle umbringen!", rief Dylan und feuerte seine Waffe auf Larin ab, womit er praktisch den Startschuss für den Kampf abgab.

Der Protektor wurde am Schultergelenk getroffen und das großkalibrige Geschoss trennte seinen Arm ab, der noch kurz an Adern und Hautfetzen hing und dann zu Boden fiel. Viele der Waffen zielten direkt auf ihn, weil die Männer hofften den Kampf zu beenden, indem sie den Anführer ausschalteten.

Und so flogen die meisten Geschosse zunächst in seine Richtung. Larin versuchte weder in Deckung zu gehen, noch schien er seinen Arm zu vermissen. Ein weiterer Schuss traf ihn und riss ein Loch in seine Brust. Er hustete Blut und sackte dann gurgelnd in sich zusammen.

Rockets noch künstlicherer Zwilling schoss eine elektrische Ladung auf einen kleinen Kerl ab, der daraufhin vor Schmerzen zuckend zu Boden ging. Groot trat ihn daraufhin weg und schleuderte ihn damit wie einen Fußball auf fünf der Männer, die einen kleinen Kreis gebildet hatten, um sich gegenseitig den Rücken freizuhalten. Nun wurden sie von dem menschlichen Geschoss wie Kegel umgeworfen.

Aus allen Richtungen regnete es Pfeile, Kugeln und sogar Dornen. Kreaturen ohne Fernkampfwaffe stürzten sich persönlich auf die Söldner und schlugen, bissen oder schnitten sie. Auch wenn hin und wieder eine von ihnen von den Waffen der Menschen kampfunfähig gemacht wurde, so unterlagen diese doch ihrer Zähigkeit und Überzahl.

Die Söldner wurden kontinuierlich dezimiert, bis am Ende nur noch der Anführer lebte und tödlich getroffen, aber noch bei Bewusstsein, an eine Verstrebung gelehnt auf dem Boden saß.

Während seiner letzten Sekunden starrte er auf die Leiche von Larin aus der trotz schwerster Verletzungen recht wenig Blut floss. Als schließlich das Leben mit seinem letzten Atemzug aus ihm wich, waren Füße das letzte, das er erblickte. Die unbekleideten Füße gehörten zu einem anderen Larin, der nun den Schauplatz betrat.

Die mehrteilige Leiche des falschen Protektors begann seine Kontur und Färbung zu verlieren und wurde nach und nach zu einer gräulichen Masse, die zuerst auf dem Boden zerfloss und sich dann gänzlich auflöste.

„Hier sollte mal jemand feucht über den Boden wischen.", merkte der wahrscheinlich echte Larin an, als er die verstreuten Leichen und Blutlachen sah, „Aber was im Moment wichtiger ist: Findet heraus, wo sich dieser Solantine gerade aufhält!"

Seine Angestellten, die während des Kampfes in Deckung gegangen waren, verließen augenblicklich den Raum, um sich darum zu kümmern.

Alle Kreaturen, die im Kampf verletzt worden waren, stellten sich wie von selbst langsam wieder her, bis sie völlig unversehrt waren. Dann kehrten alle außer einer zurück in ihre Schaukästen und verwandelten sich wieder in bewegungslose Statuen.

Larin ging neben Rocket in die Hocke und kraulte ihn hinter dem linken Ohr.

„Wir können doch nicht zulassen, dass deinem hübschen Original etwas passiert, oder?"

  • Ende -