Drachenmenschen - 02. und es gibt sie doch...

Story by Lord_Eldingar on SoFurry

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#2 of Drachenmenschen

Eine Story über eine kleine Gruppe von Menschen, die in ihrem Leben die Fähigkeit erlangen, die Form eines Drachen annehmen zu können.

Die Handlung begleitet einen von ihnen, der erst mit über 50 Jahren diese Fähigkeit an sich entdeckt und nun damit leben muss - manche von uns würden sicher sagen: darf. Und es klingt sicher einfacher ein Drache zu sein, als es dann wirklich zu erleben.

...

Wieder ein aufwachen - immerhin ist der Ort jetzt halbwegs bekannt. Und dann... eine überraschende Begegnung, die einen Schrecken hinterlässt. Dazu dann endlich ein paar Informationen. Aber stimmt das mit dem Drachen wirklich...?


Drachenmenschen

  1. und es gibt sie doch

Diesmal wache ich in einem warmen, weichen Bett auf. Zwar ist das auch nicht meines, aber ich weiß jetzt wenigstens wo ich bin - so ungefähr jedenfalls.

Wirklich fest schlafe ich im Auto nicht, ich war immer wieder mal kurz aufgewacht. Irgendwann fragte Michael mich, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn er uns zu dem Haus von Josef bringen würde. Der hatte zwischenzeitlich seine Medikamente genommen und schlief etwas unruhig neben mir. Ich konnte deutlich Michaels Sorge wahrnehmen, so hatte ich seine Einladung angenommen, mich dort auszuschlafen. Dort hatte auch Josef alles was er brauchte, vor allem Ruhe. Und ich könnte dann direkt anschließend meine Antworten erhalten.

„Wenn Du es wünscht, Herr, bringe ich Dich aber auch jederzeit zu Deiner Wohnung. Verstehe das bitte nicht nochmals als so eine Art Entführungsversuch. Es ist nur eine Einladung, vielleicht Deinen Urlaub bei uns zu verbringen und mehr über Dich zu lernen." -

„Du kannst über das Haus von Josef verfügen?" -

„In diesem Fall ja. Ich weiß, dass es in seinem Sinne ist. Darf ich Deine Entscheidung erfahren, denn ich müsste dann gleich abbiegen." -

„Ja, ich bin Einverstanden. Wo ich schlafe ist mir eigentlich egal." -

Michael nickte und bog nur kurz darauf ab. Irgendwann sah ich, dass wir durch einen Wald fuhren, dann wurde ich zwischen einigen Gebäuden wieder wach, weil der Wagen rangierte. Sah irgendwie aus wie eine Kaserne.

Michael nickte auf meine diesbezügliche Bemerkung.

„Richtig, Josef hat gleich nach der Wende hier eine Kaserne aufgekauft, ehe alles völlig verfallen konnte. Jetzt hat er einige Gebäude saniert und umgebaut. In dem hier wohnt er, sehr bequem und komfortabel ausgestattet. Und viel Platz für Freunde und Gäste. Da drüben wohne ich, ich bin noch dabei, mir das einzurichten, aber es ist schon ganz ordentlich. Und wenn Du es wünscht, kannst Du hier ebenfalls ein Haus haben. In anderen werden wir trainieren, da ist nicht viel drin, was kaputtgehen kann. Und ein großes Grundstück, auf dem Du Deinen Körper und seine Fähigkeiten kennenlernen wirst. - Aber nun rein mit euch beiden."

Jeder hat einen ganzen Batterieblock - oder Kompaniegebäude - für sich alleine als Wohnhaus... Und Michael hatte auf ein drittes, gleiches Gebäude neben seinem gezeigt, als er mir das Haus angeboten hatte... Hier lebt man nicht unbedingt bescheiden.

Auch Josef war wieder wach geworden und wir gingen in das Gebäude, in dem er lebt und betraten so eine Art Lobby. Während Josef mich nur noch freundlich angegrinst hatte und dann in einem Fahrstuhl verschwand ist, hatte Michael mir ein Zimmer im Erdgeschoss zugewiesen und mich dann nach der Frage, ob ich noch etwas benötigen würde, alleine gelassen. Ein Gästezimmer im gehobenen Hotelstandard würde ich sagen. Ohne lange darüber nachzudenken, hatte ich mich schnell ausgezogen und in das weiche, aber stabil gefederte Bett gelegt.

Ja - und nun bin ich wieder wach geworden. Die Uhr zeigt mir 18 Uhr und ein bisschen, es wird schon leicht dämmerig - kein Wunder bei dem trüben Wetter. Reichlich sechs Stunden habe ich geschlafen und fühle mich nun vorerst halbwegs ausgeruht. Ich stehe auf, auf einem Stuhl neben der Tür liegen jetzt Jeans und Kurzarm-Hemd, meine Größe, keine Schuhe... Anscheinend also von Michael bereit gelegt. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigt mir gemähten Rasen und schon in ein paar Metern fängt der Wald an. Nichts besonderes zu sehen, also schnell ins Bad, noch ein wenig frisch gemacht - Deo, neuer Nassrasierer mit Ersatzklingen und ein nicht billiges Aftershave stehen bereit. Kurz duschen, rasieren und eindieseln, dann die Sachen anziehen.

Fertig, wollen doch mal sehen, ob die immer noch bei dieser fantastischen Geschichte bleiben. Ich gehe aus dem Zimmer, ist gleich das erste hier auf dem Gang. Ich schaue den Gang herunter und aus dem Fenster hier, auch hier ist draußen nichts besonderes zu sehen, nur einen begrünten Platz mit Wegen zu den Gebäuden und das Gebäude gegenüber. An den Wänden hängen Bilder, aber alles neutral, fast wie in einem Hotel - daraus kann ich keine Informationen gewinnen. Rechts ist die Tür zur Eingangshalle durch die ich in die Halle gehe - naja Halle nicht wirklich, der Raum ist nicht höher, aber eben etwas größer und offen - der Eingang links, rechts das Treppenhaus mit dem Lift daneben. Mir gegenüber eine weitere Tür zu einem ähnlichen Gang, wie der, aus dem ich komme. Im Raum dazwischen einige Clubsessel mit Tischen, eine kleine Bar an der rechten Seite. Irgendwie ein wenig wie die Lobby eines Hotels. - Tja, was tun... hinsetzen, etwas trinken und warten ist wohl das beste. Ah, die Außentür... wer wird das sein - keine Schuhe, eindeutig die Schritte nackter Füße. Klar dann ist das Michael... aber... das klingt irgendwie, als ob er auf nur auf den Zehen läuft... er setzt die Fersen nicht auf... - aber wie kann ich das überhaupt hören, er ist noch im Vorraum, die Innentür ist geschlossen...?

Aber ich höre ihn eindeutig dort gehen, die leisen Tapser, ich meine fast jeden einzelnen Zeh zu hören, den er aufsetzt... und das Ticken von... nein, das kann nicht sein, seine Zehennägel waren nicht so lang. Moment... die Zehen... zwei, drei...vier... - Vier?

Die Innentür wird aufgestoßen und eine Kiste kommt herein - natürlich trägt er diese Kiste, hmm, irgendwie sehen seine Hände so eigenartig aus - dann setzt er einen Fuß in den Raum... tatsächlich... nur vier schuppenbedeckte und krallenbewehrte Zehen...

Himmel... was ist DAS?

Ein etwas mehr als menschengroßer Raptor trägt diese Kiste... Und offensichtlich bemerkt er mich, jedenfalls zeigt er zwei Reihen engstehender, nadelspitzer Zähne und hebt seinen rechten Flügel ein wenig, vermutlich um mich zu grüßen. - Ich spüre mein Herz bis in den Hals und starre den... nein das ist kein Raptor... Hörner, zwei Beine, vier Arme, davon zwei Flügel... - Die beiden haben doch von Drachen gesprochen, Menschendrachen... - ist das einer?

Der Drache stellt die Kiste auf den Boden und nähert sich mir. Hinter mir spüre ich nur die Wand - wo verdammt nochmal ist eine Tür, wenn man sie braucht... - keine Chance für mich, zu verschwinden... Ich muss ja gestehen, bei aller Fremdartigkeit dieses Drachen und seiner gefährlich wirkenden Zähne scheint er doch eher freundlich gesinnt zu sein - doch das hindert meine Angst nicht im geringsten, mich fest in ihrem Griff zu halten... Seine gefletschten Zähne interpretiere ich zwar als Grinsen, aber sie machen mir auch Angst. Nur einen Schritt vor mir bleibt er stehen und sieht aus seinen gelben Augen, in denen ein schmaler, schwarzer Spalt wohl seine Pupillen sind, auf mich herab, denn er ist einen ganzen Kopf größer als ich.

„Hallo Ralf - na, schon ausgeschlafen?"

Eine recht tiefe, kehlige, etwas knurrig klingende Stimme, mit schwer rollendem 'R' und überbetonten Zischlauten - eindeutig aus seinem Mund.

Ich nicke, oder versuche es jedenfalls, während er schnuppert.

„Schade, das Duschen hat Deinen Drachengeruch stark abgemildert." -

Ruhig bleiben, ruhig, ruhig... atmen...atmen nicht vergessen... Du musst ihm antworten, irgendwie...

„J... ja. - Dr... Drachen... Drachengeruch...?" -

Der Drache nickt.

„Ja, Du hast einen angenehm kräftigen Geruch eines Drachen. - Aber, was ist mit Dir? Ist Dir nicht Gut?" -

Wieder nicke ich zittrig. - Warum nur diese furchtbare Angst... er zeigt sich doch eigentlich ganz friedlich... aber... ein Drache... nein, bitte kein Feuer...

Er sieht mich offensichtlich neugierig an, den Kopf etwas schief gelegt. - Oh bitte, Michael, Josef - komm doch einer und helft mir...

Dann plötzlich weiten sich seine Pupillen deutlich und er legt seine Hand auf die Stirn.

„Oh ich Idiot... wie kann ich nur so blöd sein..."

Schnell tritt er drei Schritte zurück und hebt seine Hände.

„Bitte Ralf, verzeih mir. Ich habe gar nicht daran gedacht, dass Du ja noch nie einen von uns gesehen hast. Und dass Du mich so ja auch nicht erkennen kannst - ich bin Kyrrah, Michael. Warte, ich wandele mich schnell zum Menschen, auch wenn ich lieber in diesem Körper lebe." -

Er ist Michael? - DAS ist Michael als Drache? ... Haben die beiden also nicht herum fantasiert? - Jedenfalls steht da ein Drache vor mir, was anderes ist gar nicht möglich. Es gab keine Sechsbeinigen Dinosaurier... Und er entspricht eigentlich in allem dem, wie wir uns einen Nordischen Drachen vorstellen - wenn auch in Menschenform.

Meine Angst ist plötzlich weg - fast jedenfalls. Irgendwie spüre ich, dass er die Wahrheit sagt. Schnell hebe ich ebenfalls eine Hand.

„Warte... ich glaube Dir Kyrrah. Du musst nicht in Deinen menschlichen Körper, wenn Du diesen bevorzugst. - Verzeih meine Angst, ich war nur so überrascht..." -

Er nickt und senkt dann seinen Kopf.

„Du hast keinen Grund mich um Verzeihung zu bitten, Herr. Ich habe einen dummen Fehler gemacht, einen Fehler der einem Mentor nicht unterlaufen darf. Ich werde den Rat bitten, einen anderen Mentor zu wählen, ich bin nicht geeignet für diesen Job."

Kyrrah steht völlig niedergeschlagen vor mir. Ein tiefer Seufzer.

„Verzeih Herr."

Er dreht sich um und tappt traurig in Richtung Ausgang. Warum will er den Job als Mentor aufgeben, noch ehe er richtig einer ist? Junge - wirf die Flinte nicht in den Korn, trink den lieber...

Ich beeile mich, ihn zu erreichen und greife nach seinem Oberarm. Überrascht bleibt er stehen und sieht auf meine Hand auf seinem Arm.

„Kyrrah. Menschen machen nun mal Fehler - Drachen anscheinend auch. Gib nicht auf, nur weil Du mir ein wenig Angst eingejagt hast. Zudem ich sicher auch Angst bekommen hätte, wenn ich Dir dabei zugesehen hätte, wie Du ein Drache wirst." -

Er grinst schief, versucht dabei seine Zähne zu verbergen, was mich auch grinsen lässt - und dass entspannt ihn deutlich.

„Danke Herr. Wenn Du wüsstest, wie ich mich erschreckt habe, als ich mich zum ersten Mal im Spiegel sah..." -

Wieder grinse ich.

„Wenn ihr recht habt, wird mir das sicher auch noch so gehen - ist sicher was anderes, wenn man realisiert, dass der, der einen da ansieht man selber ist. - Du möchtest gerne ein Mentor sein?" -

Er nickt.

„So darf ich in dieser Welt bleiben, denn ich fürchte, ich würde kein guter Berater werden. Ich habe so Kontakt zu den Menschen - und hoffentlich zu einigen Drrékh die ebenfalls hier leben. Und ich darf mit den Neuen arbeiten. Der Rat hat offensichtlich erkannt, dass ich gerne mit anderen zusammen bin, eben auch gerne mit Menschen." -

„Dann gib jetzt nicht auf. Du hast Deinen Fehler ja erkannt, und solange kannst Du auch daraus lernen. Ich bin jetzt über 50 und muss gerade wieder einiges Neues lernen... - Darf ich mir Dich ein wenig genauer ansehen? Du bist immerhin der erste Drache - Drrékh, den ich sehe." -

„Natürlich, gerne. Du kannst mich auch gerne anfassen - etwas, worauf ich leider immer noch warten muss, mir hat sich diese Gelegenheit noch nicht ergeben." -

„Wieso das? Hast Du noch keinen anderen getroffen?" -

Kyrrah grinst, jetzt ohne darauf zu achten, ob er dabei seine Zähne zeigt.

„Doch, natürlich. Nur eben in Situationen, bei denen man nicht mal eben fragt, 'Sorry, darf ich Dich mal betatschen...?' - Außerdem gelte ich mit meinen 20 Jahren noch als Jüngling, der sich gegenüber älteren zurück zu halten hat." -

„Strenge Regeln?" -

„Gar nicht mal. Man muss nur die Hierarchie beachten. Die Älteren stehen über den Jüngeren, Drrá'Kin immer ein wenig über den Drrékh, achten aber dennoch auch einen Älteren, Edle erfahren von allen Achtung. Und der Rat der Weisen hat eine von allen anerkannten Autorität."

Ich betrachte ihn während unseres Gesprächs und konzentriere mich vorerst auf seinen Kopf und sein Gesicht. Der schlanke, langgestreckte Schädel mit recht langer Schnauze. Der mit Schuppenplatten bedeckte Nasenrücken geht in einem nicht allzu steilen Winkel in die gewölbte Stirn über, die aber deutlich flacher steht, als bei einem Menschen. Dafür ist der Schädel lang genug, dass da mit hoher Sicherheit ebensoviel Hirn hineinpasst, wie bei uns.

Die Augen liegen mehr seitlich, er kann aber problemlos an seinem schlanken Nasenrücken entlang direkt nach vorne schauen, gleichzeitig aber auch sehr viel weiter zur Seite als ein Mensch. Erst hinter den Augen wird der Schädel dann breiter.

Aus seiner Stirn wachsen zwei schlanke, leicht in sich gedreht wirkende, schwarzbraune Hörner, die flach über seinen Schädel laufen und erst ein gutes Stück weit im Nacken einen Schwung nach oben bekommen. Diese Hörner dienen eher als Schutz für den Schädel und den Nackenansatz, der so vor einem Biss eines Artgenossen geschützt wird, aber kaum als Angriffswaffe. Zwischen diesen beiden langen Hörnern wachsen noch vier kurze, die weiter hinten ansetzen und gerade gewachsen sind. Eine Reihe schlanke, nicht sehr lange und bewegliche Dornen läuft über seinen Kopf und seinen Nacken hinunter. Statt Ohren sehe ich kurze, offensichtlich bewegliche Finnen, die wohl dem gleichen Zweck dienen.

Und der ganze Kopf, einschließlich dem Gesicht, ist von erdbraunen, überwiegend kleinen Schuppen bedeckt. Bei der Stirn, der Nasenrücken und die Augenbrauen von großen, kräftigen Platten, die etwas dunkler in der Farbe sind, wobei die Augenbrauen ihm einen etwas finsteren Ausdruck verleihen, aber auch durchaus freundlich wirken können, wie ich schon bemerkt habe. Seine Nasenplatten haben seitlich kleine 'Zacken' die überstehen und seine Schnauze ein wenig stachelig wirken lassen. Mich überrascht, dass er trotz der ja eigentlich steifen Schuppen zu einer deutlichen Mimik fähig ist, die unserer offenbar recht ähnlich zu sein scheint. Und seine fast quittengelben Augen, deren Iris eine feine dunklere Struktur zeigt und das ganze sichtbare Auge bedeckt, blicken mich aus den schmalen Schlitzen seiner Pupillen interessiert an.

Ich nutze die Gelegenheit, da er ja gerade die Edlen erwähnt hat.

„Die Edlen werden von allen geachtet? Auch von Älteren?" -

„Ja. Die Edlen gelten als gleichrangig zu den Weisen, achten diese aber und folgen ihrem Rat. Und ja, auch Drrá'Kin werden Deinen Rang achten, selbst wenn sie sehr viel älter sind." -

„Was ist ein Edler, was macht ihn dazu? Doch nicht die Geburt wie bei den Adligen der Menschen, wenn ich das richtig verstanden habe." -

„Edle verfügen über eine besondere Fähigkeit, die sie von anderen unterscheidet. Manchmal ist es auch ein Ehrenrang, aber normalerweise bedeutet es, dass derjenige vielleicht sein Drachenfeuer besonders gut und umfangreicher beherrscht. Oder eine zusätzliche Fähigkeit hat, die Edle Herrin T'Álirrah beispielsweise beherrscht zum Feueratem auch noch den Eishauch." -

„Dann bin ich mal gespannt, warum ich ein Edler sein soll..." -

Kyrrah blickt mich ernst an und greift meinen Arm. Ich spüre deutlich, dass er vorsichtig ist, aber trotzdem lässt das Gefühl der scharfen Krallen auf meiner Haut einen Schauer über meinen Rücken laufen. Ich atme aber nur tief durch und blicke ihm in die Augen um ihm zu zeigen, dass ich meine Furcht vor ihm im Griff habe. Kurz huscht ein Lächeln über sein Gesicht, er spürt meine Gefühle offenbar recht deutlich.

„T'Ánh'Aáh, ich kenne diese alte Geschichte nicht vollständig, aber die historische Gestalt hatte die Fähigkeit, die sich Himmelsfeuer nennt - sehr sehr selten, aber ein Drache, der das beherrscht, kann ganze Städte in kurzer Zeit niederbrennen und weite Landstriche verheeren - und gilt - solange er diese Kraft im Zaum halten kann - als einer der höchsten Edlen..." -

„Du meinst..." -

„Ich weiß nicht, vielleicht." -

Ich ziehe unbehaglich die Schultern hoch.

„Mich erschreckt, dass ein Drache mit gewaltiger Vernichtungskraft hoch angesehen wird..." -

„Das verstehe ich. Aber die Edlen haben nicht automatisch einen Führungsstatus und sie stehen auch nicht über unseren Regeln. Sie erhalten diesen Status, aber sie müssen auch zeigen, dass sie es verdienen ein Edler zu sein, dass sie ihre Kraft sinnvoll zur Wahrung des Lebens einzusetzen wissen. Wer sinnlos tötet, verliert sehr schnell jede Achtung bei den Drachenvölkern und wird mit Verbannung bestraft. Diese Verbannung ertragen nur wenige über längere Zeit, die meisten verlassen dort früher oder später freiwillig dieses Leben."

Auch nicht besser... Erst machen sie mich womöglich zu einer wie auch immer wichtigen Person, um mich dann genauestens unter Kontrolle zu haben und beim kleinsten Fehler praktisch ein Todesurteil zu fällen... - scheint eine gnadenlos gefühlskalte Gesellschaft zu sein, diese Drachen. Meine langsam wachsende Bereitschaft zu akzeptieren, dass ich vielleicht tatsächlich so ein Wesen werden könnte, wie es vor mir steht, lässt spontan wieder nach.

Kyrrah bemerkt dies sofort.

„Entschuldige, ist etwas? Ich spüre eine plötzliche Abneigung mir gegenüber..." -

Ich schüttele den Kopf.

„Nein, Du bist damit nicht gemeint. Aber ich habe jetzt deutliche Zweifel, ob ich so sein möchte, wie Du - wobei ich das ohnehin nicht ganz glauben kann." -

„Du möchtest nicht sein, wie ich...? - Oh, Du meinst ein Drrékh. Tut mir leid, das ist nicht mehr zu ändern. Du warst schon immer einer - aber jetzt nach der ersten Erweckung wirst Du Dich wandeln, ob absichtlich oder unbewusst, es wird passieren. Nimm es an, es ist besser, Du kontrollierst die Wandlung, als dass sie Dich kontrolliert. - Darf ich wissen, warum Du jetzt zweifelst? Liegt es an mir?" -

Er ist wirklich überzeugt davon, dass ich so bin, wie er... Woher nimmt er das nur, ich spüre nichts davon, gar nichts.

„Ich weiß nicht... - Nein, es scheint mir nur ein sehr hartes, kaltes Volk zu sein, diese Drachen. Und ich weiß nicht, ob ich dazugehören und unter ständiger Kontrolle stehen will, immer in Erwartung eines Todesurteils. - Bei Dir spüre ich noch starke Gefühle... - verliert man die mit der Zeit? Wird man irgendwann zu einer emotionslosen Echse?"

Kyrrah blickt mich erschreckt an.

„Wie kommst Du auf sowas...?"

Dann beginnt er zu verstehen, er greift jetzt meine beiden Arme.

„T'Ánh'Aáh... verzeih mir. Heute mache ich anscheinend alles falsch... Ja, schon richtig, wir achten gegenseitig auf uns, damit niemand größenwahnsinnig wird. Ein Edler kann seine Stellung verlieren, wenn er zu viele, oder zu schwere Verstöße gegen die Regeln begeht. Und als letzte Konsequenz droht dann die Verbannung, mir ebenso wie Dir. Aber wir sind nicht gefühlskalt, im Gegenteil, ich fühle mich als Drrékh sogar viel emotioneller und muss darauf achten, meine Gefühle ein wenig im Zaum zu halten. - Und nebenbei: wir sind keine Echsen, auch keine Dinosaurier. - Wir haben zwar Schuppen und auch die Drrékh-Frauen legen Eier, wenn sie als Drrékhi empfangen und den Fötus austragen, aber wir sind warmblütig und eine eigenständige Spezies zwischen Echsen und Säugern." -

Ich weiß nicht warum, aber ich glaube ihm. Wie er, greife ich jetzt ebenfalls seine Arme.

„Entschuldige bitte. Ich will es wohl auch absichtlich falsch verstehen, weil ich mich davor fürchte, dass in mir wirklich ein Drache stecken könnte. Und dass ich mich dadurch verändern könnte..." -

„Zu spät, Ralf, schon zu spät. In Dir steckt ein Drache, Du bist einer - ich habe Dich selber gesehen. Du hast Dich auch schon verändert. Deine Kurzsichtigkeit ist Vergangenheit, Dein Gehör besser als je, Du kannst die Emotionen von Josef und mir riechen... Und sicher ist Dir schon aufgefallen, dass in Dir unerwartet Zorn aufsteigt, den Du früher so nicht kanntest." -

Richtig... bis auf den Drachen in mir, ist mir das alles auch schon aufgefallen, auch wenn ich es gerne verdränge. Also haben diese Veränderungen mit dem Drachen zu tun, der in mir steckt?

Ich nicke zögernd und wir lassen uns los. Sein gelöster Ausdruck ändert sich sofort, als er Blut an seinen Krallen bemerkt, die Pupillen weiten sich erschreckt - aber ich lege ihm sofort beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Nicht Deine Schuld, Du warst vorsichtig. Ich habe mich selber an Deinen Krallen verletzt, als ich Deine Arme ergriffen habe." -

„Es ist aber teilweise recht viel Blut... Lass mich schnell Deine Wunden lecken..." er grinst als er meinen Gesichtsausdruck sieht.

„... nein, kein Vampir und auch kein Hunger. Unser Speichel ist blutstillend und wirkt desinfizierend."

Ich nicke und er sucht schnell die Wunden und leckt sanft das Blut weg. Tatsächlich stoppen die Blutungen sofort.

Seine Zunge fühlt sich gut auf meiner Haut an. Schade dass er ein Mann ist...

Oh Mann... jetzt beginne ich schon zu fantasieren, mich mit einer Drachin zu beschäftigen... Er scheint recht zu haben, dass die Emotionen stärker werden als Drache... Dabei bin ich doch gar keiner...

Aber ich nutze die Gelegenheit und betrachte ihn noch ein wenig weiter.

Die erdbraunen Schuppen bedecken seinen Körper vollständig, unterschiedlich groß am Körper, wohl auf die Bewegungszonen abgestimmt. Auf Brust und Bauch sind das regelrechte Platten, die ein wenig heller sind. Vorne an seinem Hals, der etwas länger ist, als bei Menschen, und an Armen und Beinen laufen ebenfalls solche Platten, etwa in der Größe wie die seines Nasenrückens und ebenfalls etwas dunkler in der Farbe. Ein braungrünes Tigermuster auf seinen Armen, Beinen und Rücken fällt mir auf, an den Unterarmen und Unterschenkeln seitlich je drei etwa 10 cm lange Dornen, die sich gelegentlich etwas bewegen, offenbar kann er die aufstellen. Zusammen mit den sehr scharfen Krallen eine gefährliche Waffe... Die schlanken, langen Hände wirken ansonsten sehr menschlich - abgesehen von den natürlich auch hier sogar in der Handfläche vorhandenen Schuppen, wodurch sie auch einen etwas knochigen Eindruck machen. Seine Füße, sind allerdings völlig anders als bei einem Menschen. Er steht nur auf den Zehen, die Ferse ständig hoch über dem Boden - und nur vier Zehen, auch die mit kräftigen Krallen, falsch, doch fünf, aber der ehemals große Zeh ist nur noch als Kralle sichtbar, die seitlich etwas höher steht und mit der er sich offenbar festkrallen kann.

Und dann seine Flügel, eindeutig Drachenschwingen, die Arme, Hand und Finger geschuppt, die Flughaut ledrig mit dem angenehmen Griff von Anilinleder. Vier Finger spannen seine Flughaut - jetzt natürlich nicht - der Daumen ist recht lang und sehr stark, wie er mir kurz zeigt. Er klemmt mein Handgelenk ein - nicht schmerzhaft, aber ich habe keine Chance mich zu befreien. Auch diese Finger haben alle diese scharfen, spitzen Krallen. Alle Krallen sind ebenso schwarzbraun wie seine Hörner. Entlang seiner Wirbelsäule werden aus den Dornen kurze Finnen, die sich bewegen und glatt anlegen lassen, wie ich bemerke. Und am Schwanz - den bemerke ich erst jetzt so richtig... aber klar, ein Drache - vor allem wenn er fliegen kann - hat einen Schwanz. An dessen Spitze ist so eine Art Keule, in der Form grob in der bei Drachen so gerne dargestellten Pik oder Herzform, nur viel dicker. Wenn er die einem um die Hörner haut...

Die Schuppen fühlen sich sehr angenehm an. Hart, glatt, aber warm - die seiner Handflächen dagegen samtweich. Ich lasse meine Finger noch einmal über seine Brustplatten gleiten, als er mit einem gierigen Blick meinen Kopf packt, seine Krallen mir schon in die Haut bohrt, aber noch nicht verletzt. Dann gibt er mich aber ebenso plötzlich wieder frei und atmet mit geschlossenen Augen tief ein. Habe ich irgendwas getan...?

Ich trete ein paar Zentimeter zurück - nicht aus Angst, nur um nicht weiter in seine Intimsphäre einzudringen. Kyrrah atmet wieder aus und blickt mich entschuldigend an.

„Ich glaube, ich brauche dringend einen Partner... Seit meiner ersten Wandlung bin ich leider Single, es ist nicht einfach, mit einem Menschen anzubandeln und ihm zu sagen, dass er sich zu einem Drachen legen soll... -

Und Du hast mich gerade so zärtlich überall berührt... zuletzt meine Bauchschuppen... Ich konnte gerade noch den Impuls unterdrücken, Dich zu zwingen mich... Oral..."

Ich blicke auf die Schuppenplatten zwischen seinen Beinen, in denen sich jetzt deutlich ein Spalt zeigt...

„... Verzeih, Herr. Ich denke schon die ganze Zeit verzweifelt an Kalte Duschen und Eisregen... - Und mir ist ja auch klar, dass Du Hetero bist..." -

Ich bin zwar ein wenig erschreckt darüber, dass seine Emotionen so hochkochen können, lasse es mir aber nicht anmerken - hoffe ich jedenfalls.

„Gut, lassen wir das, meine Neugierde ist vorerst gestillt und ehe wir beide in eine Situation geraten, die wir beide eigentlich nicht wollen..." -

„Ja, danke Herr." Er legt mir eine Hand auf die Schulter, was ihm einfacher fällt als vorhin mir, denn er ist ja ein gutes Stück größer. Interessant... es stört mich nicht, ich habe keine Angst vor ihm, trotz des kleinen Angriffs eben. Wieder seufzt er.

„Ich denke, wir können jetzt einen Schluck vertragen. Für Dich auf den Schreck vorhin - und ich um wieder runter zu kommen... Scheiße, ich hätte nicht gedacht, dass ich so dringend einen Partner brauche... - Was darf ich Dir anbieten? Whiskey oder eher einen Brandy?" -

Er bietet mir einen Sessel an und geht zum Tresen.

„Danke, lieber einen Brandy, obwohl ich einen Single Malt schon auch gerne mag." -

„Wäre kein Problem, aber Josef hat einen wunderbar weichen Armagnac, den ich empfehlen kann - wenn Du den erst einmal mit Deinem Drachengaumen... entschuldige." -

Er hält eine bauchige Flasche hoch - ich nicke, der 'kleine Bruder' des Cognac ist oft sogar besser.

Schnell hat er zwei riesige Schwenker gefüllt, die halbe Flasche geht dabei drauf... Zurück bei mir, reicht er mir ein Glas und mir gegenüber fädelt er seinen Schwanz geübt zwischen Sitz und Lehne bei einem anderen Sessel, der eine schmalere Lehne hat und setzt sich seufzend. Seine Schwingen lässt er entspannt etwas hängen und schaut nachdenklich in sein Glas, in dem er den Armagnac langsam kreisen lässt.

„Du bist eigentlich ja mein erster Neuer, Josef hilft mir aber noch im vollen Umfang dabei. Ich hatte gedacht, dass das alles leicht und problemlos laufen wird, schließlich kenne ich das ja alles aus eigener Erfahrung - aber Du hast uns schon mit Deiner sehr langen Erstwandlung überrascht. Wäre ich alleine gewesen... ich wäre mehrmals in Panik geraten dabei. Es fing schon damit an, dass Du Dich unerwartet zu einem Feral gewandelt hast - das passiert sonst eigentlich nie, ich glaube das letzte Mal vor über 150 Jahren eine Drrékhi in China.

Ist, glaube ich, eine Altersfrage, sonst erwachen ja alle schon mit 20, höchstens mal 30 Jahren und da ist uns auch später mit Übung die Wandlung zum Feral noch nicht möglich, erst mit über 100 lernen die ersten, den Weg zu öffnen. -

Ja und dann die extrem lange Zeit, in der Du als Feral durch die Gegend geirrt bist. Hubschrauber, Flughafen, Großstadt... Du hast nichts ausgelassen... -

Entschuldige, ich laber Dich hier voll... Lass uns lieber erstmal auf Dein neues Leben trinken, das heute begonnen hat - naja, bewusst begonnen hat. - Und danke, dass du mir meine Fehler nicht übelnimmst." -

Er hebt sein Glas, was ich ihm nachdenklich nachmache und ihn dann beobachte, wie er irgendwie völlig normal einen Schluck nimmt, den er dann genüsslich im Mund herumrollt. Seine... wie soll ich das nennen.. Lefzen..? Na, die Lippen an den Seiten seiner Schnauze hält er geschlossen, die seiner Schnauzenspitze kann er davon unabhängig offensichtlich fast so bewegen, wie ein Mensch. Ich bemerke sein leichtes Grinsen und nehme jetzt auch schnell einen Schluck. Ja er hat recht, wunderbar weich und aromatisch.

„Entschuldige Kyrrah, dass ich Dich so angestarrt habe, ich habe mich nur gefragt, wie es mit dem Trinken funktioniert - offensichtlich aber sehr gut. Du sprichst die ganze Zeit Deutsch, ist das schwierig?" -

„Du musst Dich nicht entschuldigen, ich wäre ebenso neugierig. Beobachte ruhig, ich hoffe, es wird Dir dann anschließend helfen, wenn Du Deinen neuen Körper kennenlernen wirst. - Beim trinken habe ich anfangs auch meistens mit der Zunge geschlappt, aber nach etwas Übung geht es sehr gut. Das Sprechen, da ist es schon so, dass die Sprache von Drachen entwickelt wurde und besonders Ferals und den Drrá'Kin leichter fällt. Aber wir Drrékh, also wir Drachenmenschen, können auch leicht die menschlichen Sprachen sprechen. Anfangs zwar noch sehr knurrig, aber doch verständlich." -

„Aber warum verstehe ich diese fremde Sprache... - ich habe sie noch nie vorher gehört...?" -

„Keine Ahnung, es war bei mir genau so. Nach meinem Ersterwachen habe ich die Sprache beherrscht. Vermutlich schon immer in uns angelegt, tief im Unterbewusstsein vergraben und wird durch das Erwachen dann nach oben ins Bewusste gespült." -

Kann das sein? Eine Sprache schon genetisch angelegt...? - Unwahrscheinlich, nur scheint er auch nicht mehr zu wissen - es interessiert ihn anscheinend auch nicht besonders. - aber er sprach auch wieder davon, dass ich ein Drache gewesen sein soll... was für ein Unsinn... wenn überhaupt doch so ein Anthro wie er, woher soll denn der Körper von so einem großen Drachen kommen.

„Du sagtest, ich wäre zum Feral geworden... Du meinst... so richtig zum Drachen? - Nicht dass ich daran glauben würde..." -

„Ich weiß, auch ich wollte Josef das nicht glauben. Du hast ja immerhin mit mir einen Drrékh vor Dir, ich damals nicht... Aber morgen wirst Du mir glauben müssen, denn dann werden wir Dir zeigen, wie Du es bewusst steuern kannst, Deine wirkliche Form anzunehmen."

Er kichert leise, als er meine Zweifel sieht.

„Doch, Du bist auch einer. Ganz sicher. Und sogar besser als ich, denn Du warst bereits ein Feral. Ein Drache, ein richtiger großer Drache. Wenn Du wüsstest, wie ich Dich darum beneide, dass Du es bereits jetzt sein darfst... - Verzeih, Neid steht mir nicht zu und ich freue mich eigentlich ja auch für Dich." -

„Ein Drache... ich hatte schon Josef gefragt: so einer wie Draco? Du weißt schon, Dragonheart, dieser Film, in dem endlich mal ein Drache gut abschneidet." -

„Ja kenne ich. Und ja, ungefähr so ein Drache. Wir sind aber deutlich schlanker gebaut und auch der Kopf ist schmaler und etwas härter gezeichnet. Aber ansonsten... ja, kommt schon hin." -

Aha, immerhin sind sie sich einig in der Story...

„Verdammt groß, oder?" -

„Ja, schon. Für ein Männchen bist Du schon recht groß, aber die Drrá'Kin Weibchen sind zum Teil noch größer. Ist Arttypisch. Wohl weil bei ihnen die Weibchen die Revierkämpfe führen und um die Männchen werben, nicht wie bei uns." -

„Männchen, Weibchen...?" -

„Ach so. Ja normalerweise sprechen wir von Männern und Frauen, aber die Drrá'Kin selber sagen immer Männchen und Weibchen. Die Sprache hat auch keine anderen Begriffe dafür." -

Na, ist ja auch egal. Nun aber Butter bei die Fische...

„Verzeih, dass ich so darauf herumreite, aber wie groß war ich...?" -

„Im Stand 6 Meter hoch, insgesamt reichlich 15 m lang und eine Spannweite von über 25 Meter. Normal wären 4 bis 5 hoch, 10 bis 12 Länge und knapp 20 Meter Spannweite. Du erreichst schon die meisten Weibchen mit Deinen Maßen, nur wenige sind noch etwas größer. Du wirst begehrt sein..." -

Ja... klar doch. Aus einem Einmeterachzig Menschen wird ein Riesenviech von 15 Meter Länge... Wie bitte soll das gehen? - Moment, was sagt er da...?

„Äh, begehrt...?" -

„Natürlich. Ein Edler, dazu noch sehr groß... Du wirst Dir Deine Partnerin unter vielen auswählen dürfen." -

Ich sehe mich schon von einer Horde Drachen umgeben, die sich um mich balgen... - Nee, warum sollten sie, bei mir stehen die Frauen nicht gerade Schlange, warum ausgerechnet jetzt? Na, ich kitzele ihn noch mal ein wenig...

„Da ich dann ja wohl ein Drrékh bin, verzeih mir die blöde Frage. Aber auch unter den Drrá'Kin? Du sagtest ja, dass sie sich als höherstehend betrachten..." -

„Ja, wenn es um Partner geht, achten sie nur auf die passenden Gene - und da sind unsere sogar bevorzugt, weil wir frisches Blut in ihr Volk bringen. Und lege es nicht auf die Goldwaage, das mit dem Höherstehend. Sie lassen es uns nur sehr selten spüren, erreichen wir erst einmal ihre Welt und können uns somit zum Feral wandeln, dann behandeln sie uns wie ihresgleichen. Nur ihr gelegentliches Unverständnis der geschlüpften gegenüber uns geborenen fällt dann manchmal auf." -

Wie soll so ein Echsenartiges Wesen, das von der Sonne in einem Sandnest ausgebrütet wird, und schon beim Schlüpfen sich selbst überlassen bleibt, auch die Menschen und ihre Abhängigkeiten voneinander verstehen...

„Und Menschenfrauen?" -

„Wenn Du Menschen findest, die nicht schreiend weglaufen, wenn sie morgens einen Drachen im Bett neben sich finden, sag mir bitte wo, ich hätte auch gerne einen..." -

„Ich dachte, es passiert nur bewusst...?" -

„Ja, schon. Aber wenn ich als Mensch aufwache, wandle ich mich oft noch im Halbschlaf, also schon beabsichtigt, aber ohne nachzudenken. - Tja... und dann blickst Du morgens in erschreckt aufgerissene Augen... mein Freund und Partner, den ich gerade ein paar Wochen vor meiner Erweckung gefunden hatte, ist danach weg, weil er mich für einen unreifen Chaoten hielt. Und der nächste fand meinen Furry-Tick einfach zu heftig... - Immerhin glaubten beide an eine gutgemachte Maske." -

„Ja... klar. Und seinem Partner will man sicher irgendwann seine Gestalt auch mal zeigen... Da musst Du schon hundertprozentige Furries finden, die das dann geil finden, nicht nur ein Kostüm, sondern einen richtigen Drachen zu vögeln..." -

Kyrrah sieht mich belustigt an.

„Das wäre zwar eine Lösung, nicht mal die schlechteste, aber auch nicht so einfach. Zudem traue ich mich nicht so in die ffentlichkeit. Ich möchte nicht von Polizei und wer weiß wem gejagt werden..." -

Gut, das ist verständlich. Die Furcht und der daraus leicht entstehende Hass auf alles Fremde in den Menschen ist nicht ungefährlich.

„Und warum keine Drachen? Ob nun Drrékh oder Drrá'Kin?" -

„Drrékh sind leider selten - und fast alle in festen Partnerschaften oder zu weit weg. Die Drrá'Kin bevorzugen ältere Drrékh, die sich zum Feral wandeln und den Weg aus eigener Kraft öffnen können. Da fehlen mir noch 80 oder 90 Jahre... - Und so viele Gays gibt es bei ihnen auch nicht." -

Jetzt verstehe ich seine nachdenkliche Stimmung. Ein junger Drachenmann, in dem es vermutlich brennt vor Verlangen nach einem Partner... aber die Menschen laufen vor ihm davon, die Drachen erachten ihn als zu jung, und seine eigene Art hat zu wenig freie Gays. Ich habe ihm seinen kurzen Angriff vorhin nicht übel genommen, aber jetzt verstehe ich auch, warum er mich beinahe dazu gezwungen hatte, ihm einen zu blasen.

Bekloppt... da sitze ich hier und trinke mit einem Typen, der nicht nur wie ein Drache aussieht, sondern wirklich einer ist, dazu mindestens Bi... und mache mir Gedanken darüber, wie er an einen Partner kommen könnte...

„Vielleicht ist ja schon der nächste Neue der Richtige..." -

Er zuckt mit den Schultern.

„Ja schon möglich. Ich dürfte es auch versuchen - aber wenn es so läuft wie bei Josef... in 50 Jahren bist Du der fünfte, den er betreut..." -

Scheiße, er rutscht voll in ein Stimmungstief - ich weiß nicht woher, aber ich spüre es deutlich. Und ob ich jetzt einen depressiven Drachen haben möchte...

„Hey, wird schon klappen. - Ich mach dir einen Vorschlag. Wenn in mir wirklich ein Drrékh steckt, ihr den rauslocken könnt und ich es dann schaffe, mich in 14 Tagen so geschmeidig zu bewegen wie Du, dann gehen wir zusammen los und suchen Dir einen Partner, der es geil findet, einen Drachen zu ficken. Irgendeine Gelegenheit wird es schon geben, wo wir nicht so auffallen. Auf dem CSD sind doch auch viele bunte Vögel und wo Ponyboys rumlaufen, fällt ein Drache auch nicht mehr besonders auf." -

Kyrrah wirft mir einen zweifelnden Blick zu.

„Du meinst, wir beide öffentlich als Drrékh unter Menschen - ohne jede Tarnung und mit direktem Kontakt? Huh, das habe ich mich in meinen zweieinhalb Jahren nicht getraut, nicht mal nachts durch einen Ort zu laufen. Das mache ich eigentlich nur hier, wo niemand unerwartet herumläuft, weil das Gelände als verseucht gilt und überall Blindgänger herumliegen. Das stimmt natürlich nicht, aber dadurch sind die Wälder menschenleer und wir können hier ungestört herumlaufen und unsere Körper und Fähigkeiten erproben. - Aber unter Menschen gehen, direkt zu uninformierten gewöhnlichen Menschen und sich unter sie mischen... - als Mensch ja klar, aber so? Als Anthro-Drache?" -

„Wir haben ja eine Tarnung: ein schräges Homo-Paar auf der CSD mit einen besonders guten Fursuit." -

Er windet sich sogar körperlich.

„Ja, aber Herr... Es werden uns sicher welche berühren wollen, wie erklären wir die Beweglichkeit unserer Schwingen, dass wir unsere Lippen bewegen, wenn wir sprechen..." -

„Gibt es Regeln oder Gesetze, die uns das untersagen würden?" -

„Ja. Wir müssen unauffällig bleiben. Es gibt Wissende unter den Menschen, auch an höchsten Stellen, aber wir sind ansonsten unbekannt und das soll so bleiben." -

Ich nippe nachdenklich an meinem Glas.

„Wir sollen also unauffällig bleiben. Nun, An- und Abreise erfolgt als Mensch - das ist unauffällig. Nur auf der Veranstaltung und im näheren Umfeld zeigen wir uns als Drrékh, wir fallen zwar auf, aber nur weil wir so 'echt' aussehen. Da erwartet doch niemand einen echten Drachen, den es ja ohnehin nicht gibt... also für die Teilnehmer trotzdem unauffällig und der Rest der Menschheit bemerkt uns gar nicht..." -

„Und Du willst da wirklich mit mir als mein Partner auftreten? - Du bist doch Hetero? Stört Dich das nicht?" -

Wieder ein Schluck - schmeckt verdammt Gut das Zeug.

„Besonders Wohl werde ich mich wahrscheinlich nicht fühlen. Aber mal sehen, wieviele sich für eine Beziehung zu einem Durchgeknallten im Drachenkostüm interessieren... wer weiß, könnte interessant sein. - Ich lass mich anbaggern und bleibe unverbindlich, Du kannst dann dabei konkreter werden." -

Auch Kyrrah nimmt einen Schluck.

„Warum willst Du das machen? Das passt überhaupt nicht in Dein Profil - ja gut, tolerant, aber mitmachen? Sowas hast Du noch nie gemacht." -

Ja, warum eigentlich... Irgendwas in mir reizt mich, mich als Drache öffentlich zu zeigen. So wie ich eigentlich gerne in Latex draußen rumlaufen würde... Wird ja wohl ohnehin nicht passieren, das mit dem Drachen.

„Ich weiß nicht. Weil ich Dich aufheitern will... Weil ich die Leute erschrecken will. Weil ich ohnehin nicht daran glaube ein Drache zu sein..." -

Schnell noch einen Schluck, dann ist das Glas auch leer... - oh... ich hätte wohl besser erst etwas gegessen, das Zeug haut rein...

Kyrrah sieht mich an und grinst.

„Verzeih, ich hätte daran denken müssen, dass Du gestern nur ein Schaf gegessen hast. Du musst Hunger haben. Zum Glück verfliegt die Wirkung schnell wieder. - Aber ein gerissener, hinterhältiger Drache bist Du schon. Ich hatte wirklich ein wenig Hoffnung..." -

„Doch hoffentlich nicht darauf, mit mir...? - Sorry. - Aber da draußen... warum eigentlich nicht. Muss ja auch nicht der CSD sein, vielleicht auch eine große FurCon oder eine Halloween-Party" -

Kyrrah schaut nachdenklich in sein Glas, in dem noch ein Schluck ist.

„Du würdest mitkommen, Herr? Dort frei herumlaufen? Dich von allen sehen lassen? Dir vielleicht auch eine Partnerin suchen - mit ihr schlafen? Und Dich am nächsten Tag von ihr verabschieden? Alles als Drrékh? Unbekleidet nur in Deinen Schuppen? -

„Das ist mein Deal. Dafür wirst Du Dir die Schuppen ausreißen, damit ich bis dahin den Körper, in den ich dann wohl auch schlüpfen kann, richtig beherrsche. Einschließlich dem Fliegen - Du kannst doch fliegen?" -

Er breitet seine Flügel aus, die eine beachtliche Spannweite haben.

„Ja. Du bist als Feral zwar viel besser. Aber fliegen können wir auch als Drrékh. -

Gut. Aber es wird hart, Du wirst keine Gnade bei mir finden, denn ich bin sowas von horny... - Aber warum alles in nur 14 Tagen?" -

„Solange habe ich jetzt Urlaub, da haben wir den ganzen Tag Zeit und ich kann mich voll darauf konzentrieren. Wenn ich denn wirklich ein Drache sein sollte." -

Ich sollte nicht mit ihm spielen... er könnte mich sicher problemlos in kleine Stücke zerfetzen, seine scharfen Krallen habe ich ja schon gespürt. - Aber spiele ich wirklich? Reizt mich nicht der Gedanke, ein Drache zu sein, und das sogar öffentlich zu zeigen?

In einem Zug leert Kyrrah sein Glas, steht auf, nimmt meins auch und stellt sie auf den Tresen, dann greift er eine Flasche Wasser und wirft mir die zu. Lässig fische ich die aus der Luft ohne hinzusehen... Ähh, wie...

„Trink zuerst. Du hast sicher Durst. - Und dann mache ich Dich zum Drachen. Mir reicht's mit Deinen Zweifeln..." Sein Tonfall ist hart, aber dann grinst er.

... wenn Du Dir anderthalb Tage nachgejagt wärst, würdest Du nicht zweifeln. Außerdem will ich endlich mal den Mut finden, mich öffentlich zu zeigen - wenn Du mitmachst, dann..." er zwinkert.

Ich habe schon in einem Zug die Flasche halb geleert, ja, das habe ich jetzt gebraucht.

Scheiße, nagelt er mich jetzt darauf fest? Kyrrah winkt mir, ihm zu folgen.

„Verzeih Herr. Aber Dein Wunsch ist es, dass ich Dich ausbilde. Erwarte keine milde Behandlung, wenn Du in 14 Tagen ein Drache sein willst. Ich habe mehr als 6 Monate gebraucht, hatte allerdings auch keinen Drrékh als Lehrer. Solange Du akzeptierst, dass auch ich immer noch lerne, werde ich Dir gerne alles zeigen, was ich weiß."

Ich nicke. Kann ich beruhigt tun, noch bin ich ja kein Drache... Aber er kann offenbar Gedanken lesen...

„Gut. Dann sorge ich also zuerst dafür, dass Du mir glaubst, dass Du endlich selber siehst, dass Du ein Drrékh, ein Drache bist. Ich erwarte Deinen Gehorsam für die nächsten 14 Tage. Du wirst mir aufs Wort gehorchen, kein Edler, kein Herr, nur Lehrling." -

Er hat jetzt einen harten, fast brutalen Tonfall. Und sein Knurren verstärkt sich zusehens. Scheiße... Die Angst vor ihm ist wieder da... er wirkt, als wolle er mir seine Krallen in die Brust schlagen - also Vorsicht... mitspielen...

„Ja Herr. Erlaubt Ihr mir, Fragen zu stellen? Oder habe ich schweigend zu gehorchen." -

„Oh, das reizt mich..." Seine Augen funkeln böse...

Er atmet kurz durch und klingt gleich wieder viel freundlicher.

„Nein, natürlich darfst Du fragen. Und ich bin nicht Dein Herr, nur Dein Ausbilder. Wir bleiben beim Du, Du bleibst der Höherstehende. Nur eben, dass Du meinen Anweisungen folgst, solange diese Deiner Ausbildung dienen. Aber Danke für Deine Bereitschaft, Dich mir zu unterwerfen." -

Na Danke... angesichts seiner Krallen und Zähne ist diese Bereitschaft leicht zu erzeugen.

„Du könntest es ohne weiteres erzwingen... - Ich werde Deinen Anweisungen folge leisten, doch erwarte dabei, dass ich diese auch hinterfrage um den Sinn zu verstehen." -

Zufriedenes Nicken seinerseits.

„Sehr gut. Verständnis ist der Schlüssel zum Ziel. - Hat mir einer der Weisen mal gesagt. Und dass ich Dich zu etwas zwingen könnte, wird bald schon sehr viel schwieriger für mich werden. Zieh Dich bitte aus." -

Warum soll ich mich ausziehen... Will er meine Schamgrenze ausloten? - Oh, ach so ja...

„Wegen der Flügel und dem Schwanz? Du wirkst sehr sicher..." Ich ziehe also Hemd und Jeans aus. Er hat mich vermutlich ohnehin schon so gesehen.

„Eine Frage am Rande: Du hast eben wieder einen der Weisen erwähnt. Kommen die Drrá'Kin in diese Welt? - Wobei ich das mit den Welten noch nicht ganz verstehe." -

„Richtig, wir wollen die Kleidung doch nicht unnötig kaputtmachen. - Die Drrá'Kin besuchen unsere Welt nur sehr selten, sie können keine menschliche Gestalt annehmen, wollen es wohl auch nicht. Aber wir können in ihre Welt wechseln. Die älteren erlangen mit der Fähigkeit zum Feral werden zu können auch die Kraft, einen Übergang zu öffnen. Ich kann dann mit einem von ihnen gemeinsam den Weg in die andere Welt gehen... klingt irgendwie als ob ich über den Tod spreche - aber das ist es nicht, wirklich nicht." -

„Ich verstehe, so kommst Du also in diese andere Welt. Aber nun erstmal Schluss damit. Was muss ich tun, damit ich verdammt nochmal ein Drache werde." -

Ich habe es satt. Ich werde ihm jetzt schnell beweisen, dass ich kein Drache sein kann, dann bitte ich ihn, mich nach Hause zu bringen und dieser ganze Quatsch wird hoffentlich damit beendet sein. Ich will nach Hause und meinen Urlaub genießen.

Ein scharfer Blick von ihm.

„Du glaubst es nun...? Willst Du wirklich ein Drache werden?" -

„Ach Scheiße, ihr habt immer wieder davon geredet, dass ich so ein Drache bin, wie Du - und verdammt nochmal, das will ich jetzt endlich auch mal sehen. So langsam reicht es mir nämlich jetzt... Fuck! Entweder Du motherfucking Bastard machst jetzt, oder ich gehe und mach das selber - und wenn ich mir auf dem Gendarmenmarkt dafür einen runterholen muss..." Ich sehe ihn an, bemerke seine blitzenden Augen unter den zusammengezogenen Brauen - und geh dann doch lieber auf mein Knie nieder und senke meinen Kopf. „...Entschuldige den motherfucking Bastard... das ist mit mir durchgegangen... eigentlich gar nicht meine Art." -

Mist, Mist, Mist... ich habe ihn wütend gemacht...

Aber er lacht nur leise.

„Gut, jetzt bist Du scharf. Deine Entschuldigung akzeptiere ich, aber sag sowas bitte nicht noch einmal, jedenfalls nicht als Mensch. Du könntest meine Krallen in Deiner Brust finden - Denk dran, unsere Emotionen können sehr stark ausfallen."

Ich nicke nur.

„Bleibe gleich so hocken. Das ist eine stabile Position für den Anfang. Wir laufen ja nur auf den Zehen, das ist anfangs etwas ungewohnt."

Ich spüre seine Hände an meinem Kopf.

„So kann ich besser wahrnehmen, wie die Energie in Dir fließt. Hmmm, schade. Deine Entschuldigung hat Deinen Zorn gedämpft... So wird das nix, schade, dann eben nicht..." -

Lässt der mich jetzt hängen? Verarsch mich nicht...

„Scheiße! Wenn Du mich jetzt nicht... Du... Drachenkopp, Du!" -

Au, verdammt... warum kann ich nur nicht meine Schnauze halten... Doch statt seine Krallen zu spüren, höre ich seine belustigte Stimme.

„Ja, jetzt bist Du wieder scharf. Den Zorn eines Drachen hast Du jedenfalls schon. Konzentriere Dich auf die Kraft dieses Zorns, darin steckt die gleiche Energie, die Du zur Wandlung brauchst. Ja... ja... gut so... und jetzt lenke diese Energie auf den Wunsch, ein Drache zu werden. Habe es vor dem inneren Auge... ja... und jetzt..." -

Tatsächlich spüre ich so etwas wie eine innere Kraft, die ich jetzt auf diesen Wunsch konzentriere. Ich spüre... irgendwas wird in mir ausgelöst... und...

„Scheiße.... es brennt... brennt... Aargh.... Fuckfuckfuck... ich verbrenne!" -

„Aufhören! Sofort! Beende Deinen Wunsch ein Drache zu werden!"

Josef brüllt das geradezu.

Ich lasse diesen Wunsch in meinen Gedanken los - denke daran ein Mensch bleiben zu wollen. Und sofort lässt dieser grässliche innere Schmerz nach... Große Galaxis... was war das?

Langsam lasse ich mich auf den Boden sinken... Es schmerzt nicht mehr, aber die Erinnerung daran ist mindestens so schlimm, als würde es noch schmerzen...

„Josef..." höre ich Kyrrah ratlos.

Offenbar ist Josef eben gerade dazugekommen und hat mich gehört.

Kyrrah klingt besorgt.

„das... alles war in Ordnung, er hat sofort den richtigen Weg gefunden, hat den richtigen 'Schalter' umgelegt... Warum dann so ein Schmerz? Ich habe nie Schmerzen dabei gespürt..."

Dann spüre ich seine Schuppen auf meiner Haut.

„Ralf, alles in Ordnung?"

Ich nicke.

„Ja... es geht schon wieder. Furchtbar... so muss es sich anfühlen, wenn man in flüssige Lava gestoßen wird... - Es war das Gefühl zu brennen und doch dabei wissen, dass es nicht wirklich ist, dass man nicht verbrennt..."

Langsam rappele ich mich auf.

„... das ist also nicht normal, gehört nicht dazu? Beim ersten Mal oder so?" -

„Bei der Kraft, nein. Es ist eigentlich ein sehr angenehmes Gefühl, denn Dir strömt dabei noch Kraft zu. Verzeih, ich muss irgendeinen Fehler begangen haben..." -

Josef kommt jetzt die Treppe herunter, er wirkt wieder deutlich gesünder.

„Ja, einen Fehler hast Du gemacht. Aber vermutlich hätte ich auch nicht daran gedacht. Erst seine Schmerzen haben mich daran erinnert. -

Du hast ihm gesagt, er soll sich auf seinen Wunsch konzentrieren, ein Drache zu werden. Und auch wenn er Dich jetzt gesehen hat, ist tief drinnen für ihn ein Drache immer ein Feral. Normalerweise kein Problem, weil ein Neuer den Feral noch nicht erreichen kann und so die Energie auf den Wandel zum Anthro umgeleitet wird - aber er kann sich ja direkt zu einem Feral wandeln..." -

Kyrrah nickt.

„Ja, ich verstehe... aber warum dieser Schmerz? Das hat doch nichts mit der Wandlung zu einem Feral zu tun, oder?" -

„Nicht so direkt, nein. Aber ein Drrá'Kin sagte mir mal, dass sie sich nur zum Feral wandeln können, wenn auch genug Platz dafür vorhanden ist. Ein Selbstschutz um sich nicht in zu engen Höhlen selber zu Tode zu quetschen. Und die Warnung dazu ist ein kurzes Brennen oder Stechen, das sie spüren." -

„Oh shit... natürlich passt hier kein hockender Feral rein... und dann lasse ich Dich sozusagen noch mit Vollgas vor die Wand fahren... ich hoffe, Du kannst mir das verzeihen, Ralf..." -

Ich höre mir das alles fast im Hintergrung mit an. Mich beschäftigt viel mehr das, was ich ganz kurz spüren konnte, ehe mich dieser Schmerz überfallen hat. - Da war was... etwas unbekanntes und doch irgendwie vertraut... Und etwas sagt mir, das ist der Drache... Scheiße. Die beiden könnten wirklich Recht haben und in mir steckt ein Drache. Ich will das jetzt wissen.

„Ich sagte ja schon, wir beide üben am lebenden Objekt. Lass mir bitte etwas Zeit, dann können wir es noch einmal versuchen." -

Die Erklärung von Josef ist logisch und verständlich, Kyrrah konnte das nicht wissen, selbst Josef weiß das ja nur zufällig. Ein typischer Fall von: das muss einem ja auch erst mal gesagt werden...

Während Kyrrah mir fast zärtlich die Hand an die Wange legt und mich besorgt anblickt, atmet Josef kurz durch.

„Gut. Lasst uns erst etwas essen. Ralf muss ja richtig Hunger haben, so wenig, wie er die letzten zwei Tage gegessen hat. Naja und das Imbissfutter für uns beide war ja auch nicht so toll. Ralf, wie klingen Filetmedaillons vom Rind mit Gorgonzolasauce, gemischtem grünen Salat und frischem Baguette? -

Kyrrah, Du hast ja sicher etwas frisches Fleisch für dich bereit - aber Du kannst gerne auch mit uns essen." -

Der hilft mir hoch.

„Ja, ich habe ganz frisch eine Keule dabei, als ich Ralf über den Weg gelaufen bin und ihm einen Schreck eingejagt habe. - Wenn es Dir nichts ausmacht, dass ich rohes Fleisch bevorzuge, Ralf..." -

„Kein Problem, Carpaccio oder Beefhack ist ja auch roh. Ich wäre wohl eher überrascht, einen vegetarischen Drachen zu sehen..." -

„Auch wenn Du weißt, dass ich das Tier erst vorhin getötet und zerlegt habe? Das Fleisch ist noch fast körperwarm. - Es ist in der Kiste, mit der ich hier reingekommen bin." -

„Wenn Du anfängst, lebenden Kaninchen am Tisch die Köpfe abzubeißen... dann weiß ich nicht - obwohl das sicher ein schneller Tod für sie wäre..." -

„Nein, das hat Josef mir leider verboten, aber das Fleisch wäre noch so richtig lecker lebendig..." -

„Hmm, da werde ich mich vermutlich auch dran gewöhnen müssen..." -

„Das kommt dann von alleine. Irgendwann. Aber ich würde es ohnehin nicht machen, ein wenig Zivilisation sollte man schon einhalten. Und wir können auch von gebratenem Fleisch oder Erbsensuppe leben, nur schmeckt das nicht so doll. Los, geh Du mit Josef schon nach oben, ich komme mit meinem Essen gleich nach." -

Wie versprochen gehorche ich ihm wortlos. Ohne mich darum zu kümmern, dass ich ja nichts anhabe, gehe ich zu Josef, der mich etwas merkwürdig ansieht, aber nichts sagt.

„Entschuldige meinen Aufzug. Aber ich habe mit Kyrrah einen Deal gemacht. Er bringt mir während meines Urlaubs, also in den nächsten 14 Tagen alles wichtige bei, was ich als Drache wissen und können muss, dann gehe ich zusammen mit ihm als Drrékh auf eine öffentliche Veranstaltung, wo er vielleicht einen Partner finden kann, der nicht gleich wegläuft, wenn er einen Drachen sieht. - Er hat angenommen, aber verlangt, dass ich ihm während der Ausbildung bedingungslos gehorche. Und er hat eben ja nichts von der Kleidung gesagt..." -

„Du wirst ihm eine große Hilfe sein. Dein Verständnis und Deine große Fehlertoleranz ihm gegenüber werden ihm sehr weiterhelfen. Dann dass Du erkannt hast, dass er noch recht scheu ist, sich auch mal als Drrékh nach draußen zu wagen - vorsichtig natürlich, aber so eine Veranstaltung, wo viele irgendwie verkleidet herumlaufen ist doch ideal für euch, einfach mal ungezwungen unter die Menschen zu gehen. Keiner wird es wirklich merken, aber ihr befreit euch mal von den sonst ständigen Versteckspielen. - Dazu endlich für ihn einen Partner. Er steht da wohl unter einen recht hohen Druck, oder?" -

Er macht eine einladende Handbewegung und wir gehen langsam nach oben.

„Ja. Er hatte mir erlaubt, dass ich ihn ein wenig erforsche. Hauptsächlich ansehen, ein wenig vorsichtig berühren, wie sich die Schuppen und die Flughaut anfühlen, oder die Hände. Den Schwanz und den Bereich zwischen seinen Beinen habe ich dabei völlig ausgelassen, trotzdem war er kurz davor, mich zum Oralverkehr zu zwingen. Da ist gewaltiger Druck auf dem Kessel - aber meine Ausbildung wird ihn eine Zeitlang ablenken. Hoffe ich..." -

„Sicher. Ihr Drachen habt eine starke Libido, aber für einen jungen, etwas scheuen Drrékh ist es sehr schwierig, eine Partnerin zu finden - oder einen Partner, auch die sind selten. Ihm wünsche ich, dass er bald einen passenden Drrékh zu erwecken hat. Für Dich steht ja die andere Welt offen, die Drrá'Kina werden Dich sicher nicht lange allein lassen. Sie sind immer auf der Suche nach jungem frischen Blut - und Du bist der jüngste Drrékh der den Weg öffnen kann." -

„Kann ich das?" -

„Hier links bitte. - Jeder Feral kann das. Da gibt es keine Ausnahme. Ich habe während unserer Suche schon meinen Kontakt informiert, dass Du als Feral erwacht bist. Sie mögen es mir nicht zeigen, aber es war deutlich, dass das schon einigen Trubel drüben verursacht hat. Jedenfalls habe ich sofort die Antwort bekommen, dass ständig ein Drrá'Kin bereit sein wird, Dir das ffnen des Weges zu zeigen. Die 'normalen' Drrékh, die diese Fähigkeit erlangen müssen oft noch Wochen warten bis dann meistens ein potentieller Partner Interesse an ihm oder ihr zeigt und erklärt, wie es geht." -

Er leitet mich in einen ähnlichen Gang wie unten, der nur wohnlicher ausgestattet ist.

„Eine Art Heiratsmarkt..." -

„Na, fast. Bis zu einer längerfristigen Bindung wechseln die Partner meist noch öfter." -

„Was bedeutet das mit der anderen Welt?" -

An der zweiten Tür - die hier weiter auseinander sind als unten, bleibt er stehen und öffnet sie. Aha, das hier ist die Küche. Ich gehe hinein... Heiliges Stahlblech... was für eine Küche... alle Geräte von Gaggenau - Ein Traum für einen Hobbykoch... Zwei Vollfeld-Induktionsfelder auf einer Kochinsel. Zwei Backöfen, dazu noch einer mit Dampf und ein vierter mit Mikrowelle. Espresso-Vollautomat, Weinklimaschränke, Kühlschrank, Gefrierschrank... - kostet mit Sicherheit mindestens, eher noch viel mehr... Boah...

Josef sieht meinen Blick - und dass ich weiß, was ich da vor mir habe.

„Die Drachen versorgen die ihrigen und die ihnen dienen gut. Hat Kyrrah Dir schon gesagt, dass Du ab sofort - nun sagen wir, zumindest einen kleinen Nebenverdienst erhältst?"

Kopfschütteln. Nein davon hat er nichts gesagt.

„Dann werde ich es eben sagen. Wenn Du nur in den Tag hineinlebst und nicht voll für die Gemeinschaft tätig bist, lassen sie Dich trotzdem nicht alleine. Du erhältst in Geld, Edelmetall und Edelsteinen genug um Dir ausreichend Nahrung kaufen zu können. Gerechnet auf einen ausgewachsenen Drachen als Feral. Lebst Du als Anthro oder als Mensch, brauchst Du weniger Nahrung und hast halt ein wenig übrig." -

„Oh... eine Beihilfe von den Drachen zum Leben... - Gut - gerechnet auf einen großen Drachen vielleicht nur gerade mal Hartz IV - aber immerhin. - Und davon kann man sich sowas leisten?" -

„Naja, ich bin ja für eure Gemeinschaft tätig, da gibt es schon etwas mehr als Entlohnung. - Alternativ kannst Du aber auch in eure Welt gehen. Dort gibt es kein Geld oder Gold, aber eine gemütliche Wohnhöhle und ein ausreichend großes Revier mit genug jagdbarem Wild." -

„Ah, ok... da kann ich mir für Euros nichts kaufen, da geht es nur darum, leben zu können, obendrein relativ komfortabel. Logisch. - Obwohl ich mir unter einer gemütlichen Höhle nicht wirklich etwas vorstellen kann." -

„Du beginnst jetzt schon, wie ein Drache zu denken... ungewöhnlich... -

Nun, das ist natürlich nur die Grundversorgung, damit ein Drache überleben kann. Die meisten von Euch Drrékh, die hier in dieser Welt bleiben, übernehmen auch Aufgaben. Kyrrah wird die Neuen, zu Erweckenden betreuen. Andere führen Unternehmen, oder beraten Staatsführer und hohe Politiker. Da ganz oben gibt es einige, die von euch wissen." -

„Moment... Unternehmen leiten, das kann ich mir ja noch vorstellen, aber Politiker beraten? Mal ehrlich, sieht die Politik der Menschen so aus, als ob die von Drachen gesteuert wird? Oder ist das so chaotisch, weil die Drachen sie steuern...? So eine Art geheimes Übernahmeprogramm mit vorheriger Zerrüttung der menschlichen Sozial- und Wirtschaftsstrukturen..." -

„Könnte man fast meinen... Nein, die Drachen beraten nur - streng logisch und mit dem Ziel, dass die Menschen davon profitieren. Und die Menschen haben die Wahl, darauf zu hören, es mit einzubinden, oder es zu verwerfen. Und die Drachen haben kein gemeinsames Ziel, auf das sie hinarbeiten. Aus meiner Sicht ein Fehler, aber bisher war der Rat der Weisen dagegen, obwohl sie die Entwicklungen hier mit Unverständnis verfolgen.

Dann gibt es noch einige, die in der Wissenschaft ihren Dienst leisten. Drachen haben ein extrem hohes Einfühlungsvermögen in Naturwissenschaftliche Dinge. Ich bin mir nicht sicher, ob Einstein, Goddard, Oberth und Sänger nicht Drrékh waren. Koroljov und von Braun hatten sicher Berater. -

Ja - und alle Berater erhalten eine deutlich höhere Apanage, ein wenig abgestuft nach Umfang der Beratung. -

Und mir wurde die Ehre zuteil, trotz der wenigen Erweckungen die ich zu begleiten hatte, ein mehr als ausreichendes Gehalt beziehen zu dürfen. Wie man unschwer sehen kann." -

„Aber warum machen sie das? Was haben die Drachen davon, wenn sie die Menschen beraten?" -

„Ich habe da nur eine Vermutung. - Sie glauben, dass ihre Vorfahren von den Sternen gekommen sind und für mich wirkt es so, als ob sie unbedingt wieder zu den Sternen fliegen wollen. Die Menschen haben die Fähigkeiten zur Technik, also werden sie für diese Ziele eingespannt. Nicht als Sklaven, das Ziel ist eher eine Partnerschaft." -

Kyrrah stellt seine Kiste auf eine Arbeitsplatte.

„Ah, Du hast ihm unsere Tätigkeit erläutert? Gut, so weit sind wir noch nicht gekommen. Und das Geld? Tja, Ralf. Du kannst Dir ja noch überlegen, ob Du in 14 Tagen wieder in Deinen alten Job möchtest. Ansonsten bin ich natürlich bereit, unseren Deal entsprechen zu ändern und die Zeit zu verlängern. - Und ich habe Deine Kleidung mitgebracht. Danke für die weitere Belehrung. Ich hätte da dran denken sollen, zumindest das Wort Pause, wäre angebracht gewesen. Also, jetzt ist Pause in Deiner Ausbildung. - Aber Du gehorchst wirklich aufs Wort... Respekt. - Hmmm, also los, spring aus dem Fenster da." -

Er sieht mich ernst an... hat er das so gemeint?

„Diesen Befehl muss ich auf die Logik hinterfragen. Ich kann nicht fliegen und bin ein Mensch, also vermutlich verletzlicher als ein Drrékh. Ich verstehe den Sinn nicht, schwere Verletzungen oder den Tod zu riskieren, wenn ich einfach mal so aus dem Fenster springe - es sei denn, Du willst mich als Konkurrent loswerden, nur Konkurrent worin?" -

Grinsend hebt er die Hände.

„Schon Gut, das in etwa wollte ich hören. Natürlich sollst Du nicht springen - zumindest als Mensch nicht." -

Schnell ziehe ich Hose und Shirt an, was Josef zufrieden nicken lässt.

„Gut, so ist der Anstand gewahrt, auch wenn ich das Ausziehen vor einer Wandlung verstehe. - Kyrrah, was ist mit Dir? Der Ausbilder nimmt Belehrungen vom Lehrling an? So bereitwillig warst Du bei mir nie..." -

Kyrrah seufzt.

„Ich bin sicher ein schrecklicher Azubi... immer weiß ich alles besser. Entschuldige Josef, ich weiß es ja, aber es fällt mir so schrecklich schwer, einfach nur zu gehorchen. - Ralf will von mir lernen, was er braucht um schnell ein Drrékh und ein Drache zu werden. Und ich lerne dabei, dass selbst ein alter Hund noch lernen kann - und vor allem dass er seinen Stolz herunterschluckt und sich von einem ignoranten Jungspund herumkommandieren lässt, weil er erkannt hat, dass er so am schnellsten zum Ziel kommt."

Er dreht sich zu mir und neigt den Kopf.

„Ich danke Euch Herr, dass ihr mir erlaubt, meine Fehler zu erkennen. Ich versichere Euch, dass ich Eure Ausbildung an mir stets beherzigen werde." -

„Ja... Äh... ach Schluss jetzt. Dieses Herr und so macht mich wuschig. Ich hab Hunger... - Entschuldige Josef, kann ich Dir helfen?" -

...