Unter Drachen 18 - Neu eingekleidet

Story by Lord_Eldingar on SoFurry

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#18 of Unter Drachen

Kapitel 18 der Story um Eldingar.

Die Drachen machen sich für das Draccierfest bereit. Bevor es aber richtig losgeht, muss noch ein überraschender Gast begrüßt werden.

Original 52 Seiten


Unter Drachen

  1. Neu eingekleidet

„Womit sie recht hat, meine Wolke. Wie gefällt es Dir, Kleidung zu tragen?" -

„An den gewickelten Stoff könnte ich mich noch gewöhnen, aber das Ding hier oben, das meine Brustdrüsen verdecken soll - warum eigentlich? - Das stört mich doch sehr, es ist so eng."

Sie zupft an der Choli, der eng sitzenden Bluse, herum. -

Tascha findet ihre Stimme wieder.

„Ja, die Choli ist auch zu eng für Dich. Der Sari ist sicher von Jaya, sie ist kleiner und sie hat keine Schwingen, ihre Choli hat mehr den Schnitt wie bei den Menschen. Das passt für Dich nicht richtig. Aber Du siehst gut aus in dem Sari. - Mir kommt da eine Idee... Eldingar, Geliebter, öffnest Du mir nachher bitte Deine Kleiderkammer?" -

Ich ahne, was kommen wird. Aber ich bin gespannt, ob Tyria das mitmachen wird und in Kleidung mit zu dem kleinen Fest kommt.

„Gerne Liebes. Ich lasse mich überraschen." -

„Ich mich auch..." Tyria sieht sie etwas zweifelnd an. -

„Keine Sorge, aber da ist einiges, dass Dir besser passen wird - die Kleidung soll ja keinen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn Du es schon für unseren Gebieter ausprobierst." -

Tyria nickt.

„Ich verstehe. - Wie kommst Du eigentlich auf die Frage wegen dem Ei..." sie ist jetzt bei uns angekommen und zögert, blickt Tascha an, schnuppert.

„... das ist doch..." sie schnuppert intensiver.

„Nein... Du hast doch nicht..."

Tascha nickt zögernd.

„Oh Tascha..." Tyrias Stimme ist weich, liebevoll. Sie fasst Tascha an den Armen, zieht sie an sich und umarmt sie mit ihren Schwingen.

„Tascha, Liebe..."

Unter der Umarmung legen sie ihre Köpfe mit der Stirn gegeneinander. Irgendetwas werden sie sich jetzt zuflüstern, das geht mich wohl nichts an. Aber ich bin eine Sorge los: Tyria ist nicht zornig, nicht verzweifelt, nicht frustriert - sie ist ebenso glücklich über unseren kommenden Nachwuchs wie Fjörgyn.

Mich verwundert, dass die Drachen, die sonst immer so abgeklärt erscheinen und nur wenig Emotionen zeigen, so emotional reagieren, wenn sie von dem befruchteten Ei erfahren. Offensichtlich ist ihnen Nachwuchs so wichtig, dass sie ihre - sehr positiven - Gefühle dann offen zeigen.

Tyria löst ihre Umarmung, beide sehen sich noch liebevoll in die Augen, dann schaut Tascha lächelnd kurz zu mir und geht dann wortlos ins Bad. Noch bevor ich etwas sagen kann, steht Tyria schon vor mir und wiederholt ihre Umarmung nun mit mir. Auch wir legen unsere Stirnen gegeneinander und ich ertrinke in der brennenden Glut der zwei Magmaseen vor meinen Augen.

„Eldingar, geliebter Drache. Ich danke unserer Herrin, dass sie Dich geschaffen und zu uns gesandt hat. Du hast heute den Sinn unserer Existenz erfüllt und neues Leben geschaffen, den Strom des Lebens damit gestärkt und unserer Welt damit viele tausend weitere Sommer geschenkt. Denn wenn ein neuer Drache in diese Welt tritt, erblüht das Leben um ihn neu auf." -

„Tyria..." -

„Ich weiß, was Dich bewegt. Du verstehst nicht, warum ich heute morgen Dir noch den Gehorsam verweigert habe und mein Ei nicht befruchten ließ und jetzt so glücklich und dankbar das neue Leben, dass ihr geschaffen habt, begrüße. - Eldingar, ich bedauere es ja selber, aber ich fühlte - und fühle mich noch nicht in der Lage, Dir ein Kind zu schenken. Frage mich nicht warum, ich weiß es selber nicht, warum es mir nicht möglich ist, endlich meine Existenz zu erfüllen. Besonders seit ich Dich kenne, bete ich jeden Morgen und jeden Abend zu Erce, dass sie meine Blockade löst, mich endlich von dem Fluch befreit, der mich zwingt, jedem Partner die Erfüllung unseres Lebens zu verweigern." -

„Du neidest Tascha nicht ihr Glück?" -

„Große Erce - nein. Ich wünsche mir zwar, es ihr gleich zu tun, aber ich freue mich für euch. Habt Kinder, soviele es nur geht - vielleicht mindert das meine Schuld ein wenig." -

„Tyria, sprich nicht von Schuld. Wenn Dich ein Fluch getroffen hat, ist es doch nicht Deine Schuld." -

„Sag das nicht. In meinen ersten tausend Sommern war ich eine Furie, ein Schrecken für alle Völker, auch für mein eigenes. Eldflóð hätte mich fast verbannt, so erbarmungslos war ich gegen alle. Wenn es Menschen gibt, die wirkungsvolle Flüche aussprechen können - ich habe sicher mehreren einen Grund dazu gegeben." -

„Schwer zu glauben, so wie ich Dich kennen gelernt habe." -

„Ich fand einen Partner, der es als seine Aufgabe sah, mich zu einer akzeptierten Drachin zu machen. Meine Mutter hat leider mit ihrem Einfluss vieles wieder verschüttet. Erst später hat mein Vater mir den weiteren Weg gewiesen. Und schließlich traf ich drüben auf einen Menschen, der bereit war seinem schlimmsten Feind, einem Drachen, zu helfen und der anschließend dafür hingerichtet wurde, wie ich seit ein paar Tagen weiß." -

„Mich... in einem meiner Leben als Mensch dort." -

„Richtig. Das gab mir damals zu denken, es hat zwar einige Sommer gedauert, aber vor vielleicht hundert Sommern habe ich meinem Vater geschworen, mich ernsthaft zu ändern. Nun bist Du gekommen und ich bin mir jetzt sicher, dass ich es auch erreiche. - Bitte glaube mir, nichts was ich euch sage oder mache ist vorgetäuscht. Es ist mir absolut ernst damit und ich gebe notfalls mein Leben, um es auch einzuhalten." -

„Tyria..." -

„Bisher war es mir gleichgültig, ob ich Nachwuchs haben werde oder nicht. Ich habe es hingenommen, dass es mir unmöglich war, ein Ei befruchten zu lassen und es dann zu tragen. Versucht habe ich es mehrfach, aber es endete jedesmal so, wie heute morgen. Seit ich Dich kenne und wir uns gepaart haben, bete ich zu unserer Schöpferin, mich von diesem Fluch zu befreien. Es fühlte sich alles so gut an heute morgen - und dann war da wieder dieser Zwang, das Ei unbefruchtet abzustoßen. Und heute morgen war es mir zum ersten Mal nicht möglich, das so einfach zu verdrängen. Ich habe heute morgen schon das Becken mit meinen Tränen überlaufen lassen... - Verzeih, Gebieter, dass ich Dir nicht die Wahrheit zu sagen wagte." -

„Tyria, meine Geliebte Partnerin. Wenn es wirklich ein Fluch ist, der auf Dir liegt, dann werden wir beide ihn brechen, selbst wenn es zehntausend Jahre dauert. Und wenn es nur eine psychische Blockade ist, werden wir die sicher bald lösen können." -

Sie löst ihre Umarmung und wir sehen uns an.

„Danke Ralf, dass Du mir zugehört hast. Ich musste es Dir einfach sagen." -

„Natürlich höre ich Dir zu, Katla, mein unberechenbarer Vulkan."

Sie kichert.

„Ist der so unberechenbar? Dann wäre der Name für mich sicher treffender gewesen." -

„Wenn Du es möchtest, können wir später noch weiter darüber sprechen." -

Tyria züngelt mir über die Nüstern.

„Ja, es fühlt sich gut an, endlich mal mit jemanden darüber zu reden. Vater ist da immer etwas ungeduldig..." -

„Ich werde immer für Dich da sein, meine Wolke." -

„Vergiss dabei aber Tascha nicht, mein Sternenhimmel." -

„Natürlich nicht. Was hast Du jetzt vor?" -

„Tascha will sich nur kurz aufwärmen, dann werde ich sehen, was ihr so durch den Kopf gegangen ist, was diese Kleidung angeht. Eigenartig, vorhin hat mich dieses Gefühl auf den Schuppen sehr gestört, jetzt fühle ich mich fast wohl in diesem Stoff." -

„Richtig, ich wollte ihr ja noch die Kammer öffnen." -

Tyria schmiegt sich an mich und geht mit mir in die kleine Wohnung. Oh wie angenehm ist ihre Wärme auf meinen Schuppen. Ich merke jetzt erst, dass mir wirklich kalt geworden ist.

Schnell habe ich den versteckten Schalter wiedergefunden und mit einem leichten Stromstoß aktiviert, die Tür schnappt auf. Kurz konzentriert und die Kristalle leuchten heller, ausreichend um alles gut zu erkennen.

Tyria, die offenbar bemerkt hat, das mir kalt ist und die sich weiter eng an mich drängt, jetzt die Seite wechselt, damit mir auch rechts warm wird, betrachtet den Inhalt.

„Alles von Valarinn?" - ich nicke. -

„Warum hat er so viel Kleidung gehortet. Er wurde nie als Anthro irgendwo gesehen, schon gar nicht in Kleidung." -

Mir läuft ein Schauer über die Schuppen.

„Vielleicht hat er es nur hier in der Wohnung getragen. Oder wollte für irgendetwas vorbereitet sein." -

„Vielleicht... - Eldingar, Du frierst ja richtig. Los jetzt sofort ins heiße Wasser. Wärme Dich ordentlich auf. Auch Drachen können eine Erkältung bekommen und das ist nicht gerade angenehm, wenn die Luftsäcke voller Schleim sind. Zum Glück hast Du keinen Feueratem, Du brauchst dann keine feuerfeste Umgebung. Ab jetzt." -

„Ja Mama..." -

Tyria blickt mich richtig böse an. Es ist ihr doch sehr ernst damit, dass ich mich wieder aufwärmen soll. Ich finde es sehr merkwürdig, dass ich nicht wieder warm werde. Bisher hat Kälte mich nicht besonders gestört, aber jetzt scheint mir, dass mein Körper keine Wärme mehr produziert. Aber genau jetzt spüre ich meinen Magen, der ist schon lange vollkommen leer, auch ein großer Teil meines Darmes scheint mittlerweile leer zu sein - ich bin praktisch ausgehungert. Ich muss in den letzten Tagen zu wenig gegessen haben und habe heute noch einiges an Energie erzeugt, dazu die Paarung. Vorhin, beim Gewitter habe ich kurz Hunger gespürt, das aber völlig ignoriert, jetzt dagegen habe ich kein Hungergefühl mehr. Obwohl mein Körper im Moment von den Reserven lebt und deswegen wohl meinen Wärmehaushalt herunter gefahren hat. Das ist noch lange nicht lebensbedrohend, aber durch den Regen bin ich schnell ausgekühlt, so ist es jetzt recht unangenehm geworden.

Im Bad fühle ich mich gleich besser, die warme Luft hilft schon. Tascha lässt sich noch im kleinen Becken treiben und sieht zu mir hoch.

„Komm ins Wasser, Großer. Du siehst aus, als ob Du frieren würdest." -

„Ja, ich habe wohl zu wenig gegessen in den letzten Tagen und heute beim Gewitter zu viel Energie verbraucht. Jetzt hat mein Körper auf Sparflamme geschaltet um Kraft für meine Fähigkeiten zurück zu halten. Und jetzt zeigt sich, dass ich noch sehr nahe mit unseren wilden Vorfahren verwandt bin, offensichtlich werde ich im Notfall wechselwarm." -

Tascha legt ihren Kopf schief.

„Wechselwarm? Wir Drachen sind doch Warmblüter." -

„Ja, und wie, wenn ich die Temperatur von Tyria so bedenke. Aber unsere Vorfahren konnten bei Nahrungsmangel offenbar auf kaltblütig umschalten. Und zumindest ich habe das wohl noch geerbt." -

„Welchen Vorteil soll das denn haben - wenn es richtig kalt wird, kannst Du Dich nicht mehr bewegen." -

Ich lasse mich langsam ins Wasser gleiten, das mir jetzt sehr heiß erscheint.

„Als Feral kühle ich nicht so schnell aus, zudem produziert jede Bewegung wieder etwas Wärme, es dauert also schon einige Zeit. Aber dafür brauche ich wesentlich weniger Nahrung zum Leben. Zugegeben, irgendwann leidet dann die Bewegungsfähigkeit, wenn es zu kalt wird." -

„Und dafür dann ständig frieren..." -

„Ich vermute, das ist jetzt nur in der Übergangsphase, wahrscheinlich hört es auf, wenn mein Körper die Umgebungstemperatur hat. Und hier im Wasser ist mir jetzt auch wieder warm..." -

Sie schüttelt den Kopf.

„Zu Eis erstarrt für ein paar Tage länger ohne Essen leben können..." -

„Wenn ich soweit in einen Ruhezustand komme, wie Du gerade gesagt hast, mach da mal einige Mondläufe draus. Und dann kann ich vermutlich trotzdem noch in ein paar Minuten aktiv werden und noch meine Fähigkeiten einsetzen. Nicht ewig lange, aber das wird wohl noch ordentlich zur Sache gehen können." -

Tascha steigt aus dem Becken und streichelt mir dabei sanft über die Wange.

„Jetzt verstehe ich langsam den Sinn. - Aber warum ist uns diese Fähigkeit nicht geblieben? Ich habe davon noch nie etwas bei anderen Drachen gehört?" -

„Vermutlich haben die Drachen diese Fähigkeit nie gebraucht, irgendwann spart die Natur das dann ein. Die Umstellung von warm- auf kaltblütig und zurück ist vermutlich auch mit einigen Problemen verbunden - und wenn es nur dieses elende Frieren ist." -

„Erklärst Du es mir irgendwann alles genauer? Ich möchte Dir eigentlich jede Schuppe einzeln vom Körper fragen, aber Du hast ja auch nicht immer die Zeit, alles sofort so erklären, dass ich es auch verstehe. Vielleicht wenn Du dieses Ding aus der Welt drüben hast?" -

„Natürlich werde ich euch alles so gut erklären, wie es geht. Ich werde sicher Drachen brauchen, um die Menschen zu führen und sie eine sanfte Technik zu lehren und dann müssen diese Drachen mehr wissen, als die Menschen, damit sie diese immer führen können." -

Sie grinst, als sie sich umdreht und zur Tür geht.

„So viel wollte ich nun auch wieder nicht lernen."

kurz bevor sie hinausgeht, dreht sie sich noch einmal um und blickt mich ernst an.

„Natürlich werde ich Dir helfen, so gut ich es vermag. - Ich rufe Padmini, damit Sie Dir etwas zu essen bringt, Jaya hat sicher gerade zu wenig Zeit." -

„Ja Danke, dann kommt mein Stoffwechsel hoffentlich wieder in Gang." -

Tascha geht und ich lasse mich im Wasser treiben. Langsam spüre ich die Wärme tiefer in mich dringen und dieses elende Frösteln lässt endlich nach. So praktisch diese Fähigkeit im Notfall auch sein mag, absichtlich werde ich es wohl nicht einsetzen, Frieren ist für einen Menschen schon unangenehm, aber als Drache ist es kaum zu ertragen. Wir sind eigentlich dermaßen warmblütig, dass der Begriff 'frieren' in unserem Wortschatz fast nicht zu finden ist. Ich muss grinsen, als ich mir vorstelle, dass Drachen in einer Eiszeit einfach etwas mehr essen und sich dann durch die kältesten Winter einfach hindurch heizen.

Padmini stört mich in meinen Gedanken. Sie kommt durch die Tür, mit einem halben Sambar über der Schulter und ist mit schnellen Schritten bei mir.

„Die Herrin Natascha hat mir befohlen, Dir schnell etwas zu essen zu bringen. Hast Du wirklich sowenig gegessen und hungerst so sehr, dass Du fast erfrierst?" -

„Ganz so schlimm ist es nicht. Ich habe in der letzten Zeit wohl zu wenig gegessen, heute dann der Kampf, das Gewitter - auch wenn Tascha die meiste Arbeit gemacht hat, habe ich da Kraft verbraucht - und dann die Paarung, dazu heute morgen mit Tyria... ich habe wohl meine freie Energie völlig verbraucht und schon auf die Reserve zurückgegriffen. Die reicht noch eine ganze Zeit, aber mein Körper hat auf Notbetrieb umgeschaltet." -

„Du benutzt zwar ein paar eigenartige Begriffe, aber ich verstehe. Aber warum frierst Du, wenn Du Deine Reserven angreifst?" -

Sie legt die Sambar-Seite neben das Becken und zückt ihr Messer, eine fein geschmiedete Klinge bei der nur die Spitze beidseitig geschärft ist, und die ansonsten einen recht breiten Klingenrücken hat. Ideal zum Abwehren von Messer- oder Schwertangriffen, aber auch um Druck ausüben zu können beim Arbeitseinsatz. Es erinnert mich an die modernen Feldmesser von drüben, die als Jagd- Arbeits- und Kampfmesser eingesetzt werden können.

Ich rolle mich auf den Bauch und sehe ihr zu, wie sie mit der sehr scharfen Klinge das Fleisch aus der Hinterkeule auslöst. Und bemerke, dass sie ihre versengten Haare abgeschnitten hat, sie trägt jetzt eine fesche Kurzhaarfrisur, die ihr gut steht. Und sie zeigt dadurch jetzt auch erstmals ihre Hörner, die in der Länge für Draccier normal sind, aber sich widderartig drehen, dass die Spitzen kurz unterhalb des Hornansatzes nach vorne zeigen. Da sie zudem recht flach sind, konnte Padmini sie leicht unter ihren langen Haaren verbergen.

Aber ich gehe noch nicht darauf ein und erkläre ihr meine Situation.

„Das liegt daran, dass mein Körper wohl noch einige Funktionen unserer frühen Vorfahren beherrscht - Funktionen, die ich nicht willentlich beeinflussen kann. Dazu gehört offenbar, dass ich im Notfall kaltblütig werde um mit sehr wenig Nahrung auszukommen. Leider ist mir dann, hoffentlich nur in der Übergangszeit, elend kalt und ich friere mir einen Ast ab. - Gefährlich ist das aber wohl nicht, eigentlich hilft es sogar, denn ich kann so auch noch lange ohne Nahrung meine Fähigkeiten einsetzen." -

Padmini säbelt von einem Fleischstück sauber dünne Scheiben im Carpaccio-Format herunter und legt diese in eine Schale.

„Wie kann sich ein Drache einen Ast abfrieren?" -

„Ein Spruch der Menschen, mit dem erbärmliches Frieren etwas witzig umschrieben wird." -

„Ich verstehe. Woher weißt Du das mit dem Kaltblut? Merkst Du es?" -

„Ich spüre, dass mein Körper keine Wärme mehr erzeugt. Ich spüre, dass meine Reserven angegriffen werden. Den Rest reime ich mir zusammen mit dem Wissen der Menschen. Und ein wenig Wissen über den alten Drachen, der ich bin, hat Erce wohl auch in mir versteckt und es kommt jetzt langsam zum Vorschein." -

Padmini schiebt mir die Schale vor die Nase, der verführerische Duft von sehr frischen Fleisch steigt in meine Nüstern.

„Bitte Herr, iss. Ich habe den Hirsch gerade erst erbeutet, er hatte sich über meinen Weg gewagt und ich konnte nicht widerstehen - Die Jagd heute hat mich hungrig gemacht, Du hast Recht, die Eindrücke dabei machen fast süchtig... Aber ich bin froh, dass sein Tod einen Sinn erfüllt und ich Dir sein frisches, fast noch lebendes Fleisch schenken kann." -

Ich greife zu, das Fleisch zergeht geradezu auf der Zunge und es schmeckt wirklich noch lebendig.

„Großartig. Danke Padmini. Jetzt noch einen Hauch Olivenöl... - Verzeih, das ist keine Kritik, nur ein Wunsch eines kleinen Menschen..." -

Padmini zieht grinsend einen kleinen Krug aus dem Beutel an ihrem Schwertgurt.

„Ein Mensch, der weiß, was gut ist. Dieses l ist sehr selten hier, aber wir haben gute Verbindungen zu einigen Stämmen weit im Westen, wo es hergestellt wird. Ich wollte Dich damit überraschen und nun überrascht Du mich mit Deiner Kenntnis." -

„Ich wollte Dir die Überraschung nicht nehmen, verzeih. Immerhin ist es eine Überraschung, dass Du hier dieses l herbeizauberst. Die Pflanze wächst hier in der Gegend ja nicht." -

Sie gießt etwas von dem l über die feinen Fleischscheiben und mengt es schnell mit der linken Hand unter. Sie leckt sich dann genüsslich die Finger, als ihr plötzlich etwas einfällt.

„Oh, es ist Dir hoffentlich nicht unangenehm, dass ich das mit den Fingern vermischt habe... - ich habe gar nicht dran gedacht... aus mir würde keine gute Gastwirtin werden."

Ihr offener Blick, mit dem sie um Verzeihung bittet, lässt mir fast keine Wahl - aber es stört mich wirklich nicht.

„Es macht mir nichts aus. Nur Deine Finger werde ich nicht ablecken."

Sie kichert leise und schneidet noch weitere Scheiben herunter, während ich jetzt eine Kralle als Gabel benutze und mir die wirklich hauchdünnen Scheiben in den Mund schiebe. Mit der Zunge zerdrücke ich das Fleisch dann am Gaumen und erlebe jetzt mit dem Olivenöl eine ganz neue Geschmacksvielfalt.

„Großartig. Ein tolles l, sehr gutes Fleisch, perfekt als Carpaccio geschnitten. Sage nicht, dass in Dir keine gute Köchin steckt. - Das Messer scheint zudem von sehr guter Qualität zu sein." -

Padmini nickt und nascht auch von dem Carpaccio.

„Danke Herr. Das Messer hat mein Vater entwickelt und geschmiedet." -

„Darf ich mal sehen?" -

Sie reicht mir das Messer. Es liegt gut in der Hand, genug Gewicht am Kopf für Hiebe und doch feinfühlig einzusetzen, wie sie gerade gezeigt hat. Wie vorhin schon gesehen, ist die Spitze einige Zentimeter beidseitig geschliffen, wie ein Dolch, dann wird der Rücken breit genug um auch mit der Hand Druck ausüben zu können. Es ist zwar schwer zu erkennen, weil die Klinge nicht geätzt wurde, aber es ist doch eine Marmorierung zu erkennen.

„Ein sehr gutes Feldmesser. Eine gefaltete Klinge?" -

„Ja, sechs Mal gefaltet und dann um einen weicheren Kern gelegt, der hinter der Spitze frei liegt." -

Ich setze es in einem spitzen Winkel auf eine meiner Handschuppen und halte es locker, es gleitet nicht ab.

„Ideal als Kampfmesser. Aber handlich genug als Arbeitsmesser, und dazu sehr scharf."

Ich gebe es ihr wieder zurück.

„Wie steht Dein Vater zu Menschen?" -

Sie hat meine Schärfeprüfung interessiert beobachtet und blickt mich jetzt fragend an.

„Herr?" -

„Würde er mit einem Menschen als sein Geselle zusammenarbeiten und Wissen austauschen?" -

„So meinst Du es - Es kommt sicher auch darauf an, wie der Mensch sich verhält. Aber ich glaube, er würde es schon machen. - Warum?" -

„Ich hatte Dir ja schon davon erzählt, dass der Sohn des Schmieds, der mein Schwert geschaffen hat, bald mit seiner Ausbildung fertig ist und hierher kommen und in meinen Dienst treten möchte. Sálleiðtogi sagt, er hätte alle Fertigkeiten von seinem Vater erlernt. Wenn er und Dein Vater sich zusammenraufen, könnten wir vielleicht die besten Waffen dieser Welt produzieren." -

Padmini legt ihren Kopf schief.

„Du willst Waffenhändler werden?" -

„Das wäre zwar eine der besten Methoden um reich zu werden, wenn man Waffen an alle verkauft - aber nein, ich will sie nicht verkaufen. Sie sollen nur für uns sein, wenn wir irgendwann gegen andere Völker und Stämme kämpfen müssen, sollen unsere Krieger die beste Ausrüstung dieser Welt haben." -

„Ah, ich verstehe. Wir haben Waffen, die jede Rüstung durchstoßen und gleichzeitig Rüstungen, die von keiner anderen Waffe durchstoßen werden können. Und wenn ich als Kriegerin weiß, dass ich das beste an Waffen habe, dass es gibt, gehe ich mit sehr viel mehr Ruhe in einen Kampf." -

„Das meine ich damit. - Ach ja, Atum beherrscht das Waffenschmieden ja auch. Vielleicht können wir bald mal eine kleine Schmiedeausrüstung beschaffen, dann kannst Du mal ausspähen, was er so kann." -

„Oh, wir brauchen keine Schmiede zu beschaffen - eine kleine, gut ausgerüstete Waffenschmiede ist im unteren Soldatenlager. Die wurde aber wohl noch nie benutzt, das müssten wir also erst ausprobieren." -

„Sag mal, was habe ich denn hier überhaupt an Wohnräumen und was sonst noch? Irgendwie ist immer schon alles da, wenn ich mal frage..." -

„Verzeih, Herr. Wir wollten Dich damit nicht belästigen, Jaya hat mir alles gezeigt, damit ich informiert bin." -

„Und?" -

„Du kennst ja die Bediensteten-Wohnungen, die von der Eingangshöhle aus betreten werden." -

„Ja, links und rechts vom Eingang, insgesamt zehn Wohnungen, davon vier Appartements mit je zwei Räumen." -

„Besonders angenehm sind die beiden Bäder mit den Warmwasserbecken. - Dann sind um die Eingangshöhle verteilt eine ganze Anzahl an Vorratslagern. Dort ist alles, was Du - und wir - so brauchen, in mehr als ausreichender Menge vorhanden. Dazu Rüstungen und Waffen für 500 Krieger." -

„Irrsinn, warum wohl hat Valarinn so viel gehortet. Dabei war das alles weitgehend unbenutzt. Nur ein paar der Wohnungen waren wohl mal bewohnt." -

„Das weiß keiner, es gibt darüber keine Informationen, ich wüsste es sonst. - Weiter sind, wenn Du herausgehst links, fünf Gästewohnungen mit je zwei Räumen und einem kleinen Bad. Rechts ist ein kleines Stück den Berg hinunter dann ein Quartier für 50 Krieger in den Berg gegraben. Sehr bequem, beheizt, Räume für jeweils zwei Krieger, immer vier Räume ein Bad, zwei Gemeinschaftsräume, alles auf zwei Ebenen weil die Quartiere Fenster haben, also alle auf einer Seite liegen, die Bäder und Gemeinschaftsräume dann innen... So angenehm leben viele Stammesälteste oder auch Menschen nicht. Gleich daneben nochmal ein Quartier für 50 Krieger, aber mit kleineren Räumen, ansonsten gleich. Einige Meter tiefer am Hang, praktisch unter diesen beiden ist dann noch ein drittes, größeres Kriegerquartier, das aber noch verschlossen ist. Darüber hat Ranjid uns berichtet. Da können nochmal 100 Krieger leben, mehr Krieger in einem Raum, aber immer noch mit einem angenehmen Umfeld. Da ist auch alles weitere, was so eine Kriegersiedlung braucht, mehrere Werkstätten, eine Getreidemühle und Bäckerei, auch eine Art Gaststätte, Wohnstätten für die Betreiber - und eben die Waffenschmiede." -

„Ich verstehe das alles nicht. Warum so viele Unterkünfte für Krieger, wenn nie Krieger hier waren? Ich weiß, dass Du es auch nicht beantworten kannst." -

Padmini sieht mit einem nachdenklichen Blick zu, wie ich esse.

„Beantworten sicher nicht, aber nach allem, was Du und Jaya mir über Dich erzählt haben, vielleicht ein Gedanke dazu: Erce." -

„Jaya, diese Plaudertasche..." mein Knurren dabei ist eigentlich unbeabsichtigt. Aber die Wirkung auf Padmini ist schon heftig: sie verneigt sich sofort tief vor mir.-

„Herr, verzeih ihr das bitte, ich habe sie ausgefragt. Bestrafe mich für diese Verfehlung..." -

„Schon Gut." brumme ich kurz. -

„Isha Rajesh, ich bitte Euch, mich für meine Verfehlung zu bestrafen und die Strafe für die Verfehlung Eurer Dienerin Jaya ebenfalls mir aufzuerlegen." -

„Und wie soll ich Dich zweimal töten?"

Ich brummele zwar immer noch etwas, muss innerlich aber grinsen. Doch mein Gefühl - meine Drachenseele - sagt mir, dass ich manchmal ein wenig Härte zeigen muss, ich bin viel zu kameradschaftlich für einen Drachen, der hier führen soll...

Bei Padmini - die mich ja erst seit gestern Abend überhaupt kennt - jedenfalls wirkt es. Auf meine eigentlich spaßig gemeinte Frage hin zuckt sie deutlich zusammen.

„Herr - Isha Rajesh... verzeiht, ich hätte Euch gerne gedient als Schatten. Bitte vergebt Jaya, die Schuld liegt nur bei mir." -

„Du hast meine Frage nicht beantwortet." -

„Isha Rajesh...?" -

„Wie ich Dich zweimal töten soll... - Nein, ich habe keinen Grund euch zu bestrafen, alles was Jaya über mich sagen kann, hättest Du sonst auch von mir erfahren, das brauche ich nun nicht mehr machen. Verzeih einem Drachen, dass er manchmal etwas knurrig ist und es mag, wenn man sich ihm unterwirft. Obwohl Du zu den wenigen gehörst, von denen ich es selbst als Drache nicht verlange." -

Padmini hebt zögernd den Kopf und blickt mich vorsichtig an.

„Was das nur ein Scherz?" -

Ich schüttele ernst den Kopf.

„Nein, kein Scherz. Ich erwarte Gehorsam - oder vielmehr Treue. Besonders von Dir, Jaya und Shankar verlange ich Treue, ihr sollt mir nicht bedingungslos gehorchen, ihr sollt aktiv mitdenken und mich auch auf Fehler hinweisen. Ich habe hier eine Aufgabe zu erfüllen und bin als Drache schon von Natur aus der Herr über dieses Revier, das bleibe ich auch - aber ich brauche auch Freunde. Mit Jaya wächst diese Freundschaft bereits, ich würde mich freuen, wenn auch Du mir als meine Freundin Deine Dienste erweist, nicht aus Furcht vor dem Blitzdrachen." -

„Du hast die Frechheiten, die ich mir heute herausgenommen habe, also nicht aus der Gnade des höherstehenden Herrn heraus ertragen, sondern weil Du mich magst und wünscht, dass wir Freunde sind?" -

„Ja." -

„Herr..." -

„Ich denke, hier in meiner Wohnstätte können wir auf den Isha Rajesh verzichten. Für die Krieger wird das einfache Herr, oder dann in eurer Sprache N?tha schon reichen. Und was Jaya, Shankar und Dich angeht: ich heiße Eldingar." -

Padmini sieht mich mit runden Pupillen an.

„A...aber ich kann doch einen Großen Drachen, den Paladin, den Herrn unserer Welt nicht einfach mit seinem Namen anreden..." -

„Warum nicht, Du duzt doch diesen Herrn der Welt auch einfach." -

Ihr Blick sucht verzweifelt nach einem Ausweg.

„ Ja... aber das..." -

„Padmini. Ich bin nicht der Herr dieser Welt. Ich diene Erce, der Lebenskraft dieser Welt, sie ist das Leben selber und somit die unumschränkte und alleinige Herrscherin über alles Leben auf diesem Planeten. Ich bin nur ein Teil dieses Lebens - so wie Du. Zugegeben, Erce hat mir die Macht verliehen, mit einigen anderen an der Spitze allen Lebens zu stehen, aber wenn ich gegen ihre Gebote verstoße, wird sie mich schnell wieder in den Strom des Lebens zurückrufen. -

Und bitte, Freunde sollten sich beim Namen rufen." -

„Ich verstehe. Und ich danke Dir für die Ehre, mich als Deine Freundin bezeichnen zu dürfen." -

Ich seufze.

„Oh, Padmini..." -

Sie grinst

„Verzeih, die Gewohnheit. - Eldingar... Du sagtest das bedeutet Blitz?" -

„Richtig." -

„Also würdest Du bei uns Vidyut heißen." -

„Richtig. Aber Erce gab mir den Namen Eldingar, der auch nicht meiner menschlichen Sprache entstammt, sondern der Sprache der gleichen Region in dieser Welt, in der ich drüben gelebt hatte. Ich rufe Dich ja auch nicht 'Lotusbecken'." -

Sie blickt zu Boden.

„Verzeih, ich übertreibe mal wieder. Natürlich ist Dein Name Eldingar." -

„Gut, zurück zu Valarinn. Du meinst also, Erce hätte ihn dahingehend geleitet, dass er die Dinge hier für mich vorbereitet, damit ich alles habe, was ich benötige?" -

„Jaya sagte, dass Erce einen Plan hat, in dem Du eine wichtige Position hast. Man sagt hier, dass Valarinn erst in den letzten paar hundert Jahren damit angefangen hat, seine Wohnhöhle so erweitern zu lassen - sein Ansehen war da ohnehin schon sehr schlecht. Warum also nicht? Es würde passen." -

„Erce soll es hingenommen haben, dass Valarinn in ihrem Auftrag die Menschen hier tyrannisiert?" -

„Wenn das Ziel ist, dass am Ende möglicherweise ganze Völker vor der Auslöschung bewahrt werden... Selbst wenn es nur um einige zehntausend Leben geht, würde ich hier ein wenig Unterdrückung akzeptieren. Valarinn hat nie willkürlich getötet, er achtete immer darauf, dass sein Lustgewinn am Leid anderer nie zu deren Tod geführt hat, er soll sogar auf die Gesundheit derjenigen geachtet haben, die hier für ihn schufteten." -

„Ein merkwürdiger Drache, dieser Valarinn..."

Grinsend stupse ich sanft ihre Schnauzenspitze.

„Und Du sagtest, Du könntest mir nie helfen und einen Rat geben als mein Schatten." -

„Vielleicht hast Du doch Recht, mit Deinem Vertrauen... Es fühlt sich gut an, Dich auf etwas hinweisen zu dürfen, das Du noch nicht beachtet hast, Herr - Eldingar."

„Du solltest mir einfach mehr vertrauen, viele Generationen Menschenkenntnis lässt sich auch auf Draccier anwenden."

Ich sehe mir ihr Stammeszeichen genauer an, dass sie jetzt nicht mehr in die Haare eingeflochten hat, sondern am linken Horn, das sie damit wohl zu verdecken versucht. Es hat sich deutlich verändert zu heute morgen. Die verschlungenen Bänder, die vorher dominierten sind nach unten gewandert, der Dolch - oder ein schlankes Schwert - das vorher senkrecht vor den Bändern zu sehen war, liegt jetzt waagerecht und trennt die Bänder von einem neuen Bestandteil in dem Zeichen. Oben sehe ich jetzt dominant einen Drachen über einer Berglandschaft auf mich zu fliegen und einen Blitz über den Himmel zucken. Natürlich alles stark stilisiert, aber deutlich als solches zu erkennen.

Padmini ist mein Interesse sichtlich unangenehm. Wohl nicht wegen dem neuen Zeichen, ich sehe nämlich auch ein wenig Stolz in ihren Augen, eher wegen ihrem neuen Haarschnitt.

„Herr - Eldingar, bitte. Es ist mir unangenehm..." -

„Dein neuer Haarschnitt? Ich mag Weibchen mit kurzen Haaren - schon als Mensch war mir das oft lieber. Und Du zeigst mir endlich Deine Hörner, ich dachte schon, Du hättest gar keine. Und ein Drache ohne Hörner geht doch nicht." -

„Bitte, nenne diese krummen Dinger doch nicht Hörner..."

Sie wirkt wirklich niedergeschlagen, scheint sich dafür zu schämen. -

„Sag bitte nicht, dass Dir Deine Hörner unangenehm sind." -

„Die sind doch peinlich. Eldingar, bitte sei ehrlich: das sind doch keine Hörner für einen Drachen - nicht mal für einen halben wie mich." -

„Weil Du keine Spieße auf dem Kopf trägst? Padmini, mein Schatten. Ganz ehrlich: das ist doch völlig unwichtig. Deine kleinen Widderhörner gefallen mir, wirklich. Und ich habe schon einige Drakarin gesehen, die ebenfalls solche gedrehten Hörner hatten und sie mit Stolz getragen haben. Und wenn Erce mich morgen mit solchen Hörnern aufwachen lässt, werde ich sie auch mit Stolz tragen. Mir sind meine geraden Hörner sogar ein wenig langweilig, ein wenig Schwung könnte da gerne drin sein. Trotzdem halte ich meinen Kopf - und damit meine Hörner - mit dem Stolz des Drachen hoch." -

„Du meinst es ernst?" -

Ich recke mich aus dem Becken zu ihr und drücke ihr zärtlich meine Lippen zwischen ihre Nüstern. Offensichtlich kennt sie diese menschliche Art zu küssen, denn ihre Lippen greifen sanft nach meiner Unterlippe.

„Du meinst es ernst." stellt sie dann lächelnd fest.

„Wie gefällt Dir mein neues Stammeszeichen?" -

„Interessant. Aber warum ein neues Stammeszeichen? - Moment... Willst Du damit sagen...?" -

„Ja. Ich fühle mich einem neuen Stamm zugehörig. Deinem Stamm - oder dem Drachenstamm, wenn Du so willst. Als Dracci des Blitzdrachens." -

„Ah, so..." -

„Bitte erlaube es. Du hast es doch gegenüber Ranga selber gesagt. Und ich fühle ich mich jetzt nur noch Dir zugehörig - lasse es mich allen zeigen. Ich habe Jaya um ein Zeichen für den neuen Stamm gebeten und sie hat dieses für mich entworfen - es sollte sich vom Zeichen Deiner Krieger unterscheiden. Aditi hat sich auch sofort entschieden, die anderen neun werden wohl ebenfalls dem Drachenstamm beitreten - noch sind wir ja eine kleine Gruppe." -

„Du gibst also einfach so die Zugehörigkeit zum Ganga-Stamm auf?" -

„Die habe ich bereits verloren, als ich Schattenkriegerin wurde, der Clan wurde mein Stamm. Nachdem der Clan mich zu Dir gesandt hat, bin ich wie Aditi und ihre Gruppe eine Freie Dracci. Ich gebe also nichts einfach so auf. Das Zeichen habe ich getragen, weil ich beide Stämme noch immer in mir trage. Aber ich habe heute gespürt, dass Du mir eine neue Heimat gegeben hast und das wollte ich mit dem Zeichen zeigen. Die Idee des Stammes ist dann Aditi gekommen, da sie sehr auf der Suche nach einer Heimat ist."

„Ich verstehe. Ich freue mich, dass ihr euren Stamm sozusagen nach mir benennen wollt. Aber ihr braucht meine Zustimmung nicht, es ist eure Entscheidung. Ich trage es mit und werde euch unterstützen, wenn es notwendig sein sollte. Drachen-Stamm gefällt mir, die Bezeichnung ist neutral, es könnten so auch andere Drachen eingebunden werden und entsprechend die Draccier in deren Revieren, wenn es einmal dazu kommen sollte." -

„Daran haben wir nun wieder nicht gedacht, aber es klingt logisch und ich finde es gut, wenn wir einen weit über die Drachenreiche verteilten Stamm bilden würden. So etwas verbindet stark. Aber ich würde sofort eine Stammesgruppe der Blitzdrachen-Krieger gründen..." -

„Ich verstehe Dich zwar, aber bitte nicht jetzt schon an Aufsplitterung denken. Es sollte ein Stamm sein, der sich einig ist." -

„Natürlich He... Eldingar. Möchtest Du noch etwas Fleisch? -

Während unserer Gespräche habe ich die Schale leergegessen und fühle mich jetzt angenehm gesättigt.

„Nein, danke. Für's erste bin ich satt. Es gibt ja sicher nachher noch etwas. Lass uns langsam aufbrechen und schauen, was Tascha mit Tyria vorhatte." -

„Die Herrin Tascha hat mich beauftragt, Dich zuerst in Deine Schlafkammer zu bringen und Dir zu helfen." -

„Was hat meine kleine Kriegerin nun wieder ausgeheckt?" -

„Sie hat mich gebeten..." -

„Gut, ich lasse mich überraschen. Bringen wir zuerst das Fleisch in die Kühlung und dann schauen wir mal."

Ich steige aus dem Becken und helfe Padmini dann dabei, das noch reichliche Fleisch und die Schale nach nebenan in die Küche zu tragen. Anschließend geht sie mir voraus in die Anthro-Wohnung und achtet darauf, dass ich direkt in die erste - meine - Schlafkammer gehe.

Ich lasse die Kristalle heller strahlen und entdecke auf dem Lager einen Berg an Kleidung und eine Schale, die offenbar Schmuck enthält. - Das hat sie also mit mir vor. Nicht nur Tyria will sie herausputzen, ich soll passend dazu gekleidet sein.

„Tascha, Du kleines liebes Biest. Wenn ich den Kleidungsberg hier sehe, bedauere ich Tyria direkt für das, was sie jetzt sicher durchmacht." -

Padmini sieht sich die Kleidungsstücke genauer an.

„Kleidung, die jeden Menschenfürsten arm erscheinen lässt. Dem Paladin und Herrn dieses Reiches angemessen. - Oh, da ist ja auch... ohh, aber..." -

Sie hält einen reichbestickten Sari aus feinster schwarzer Seide hoch.

„Wenn ich mich so verkleiden soll, dann trägst Du das auch." -

„Eldingar, das ist doch viel zu edel für mich." -

„Aber nicht für meinen Schatten. Oder glaubst Du, dass mein Schatten in Sackleinen geht?" -

Sie schüttelt den Kopf und sortiert die Kleidung für mich.

Zuerst greift sie zu einer dunkelblauen, recht schmal geschnittenen Hose.

„Wenn ich Dir helfen darf, Eldingar?" -

Ich nicke lächelnd und setze mich auf das Lager um in die Hose einzusteigen, was mit meinen Tatzen nicht ganz so einfach ist, da die Hose schuppeneng anliegt. Zum Glück sind meine Krallen eingezogen so kurz, dass ich mich nicht verhake und der Stoff etwas elastisch gewebt. Nachdem wir sie hochgezogen haben schließt Padmini den Bund über meinem Schwanz, für den ein Ausschnitt eingearbeitet ist. Danach kommt ein leichtes ebenfalls dunkelblaues Seidenhemd, dieses weit geschnitten, dann ein Sherwani aus weißem Seidenbrokat mit sehr aufwändigen Stickereien in Dunkelblau und Gold am hohen Kragen, den Ärmeln und der asymmetrisch gearbeiteten Front, sowie Ornamenten auf der Brust und dem Rücken. Diese wadenlange Jacke ist, wie das Hemd, so gearbeitet, dass meine Schwingen frei beweglich bleiben und wird seitlich geschlossen. Für den Schwanz ist auch im Sherwani ein entsprechender Schlitz eingearbeitet.

Da die Kleidung sicher nicht für mich gemacht worden ist, muss Valarinn recht genau meine Größe gehabt haben, denn es passt wie angegossen. Tascha hat an alles gedacht und mir eine sehr glatte, polierte Metallplatte als Spiegel mit hingestellt.

Ein Maharaja dürfte kaum edler gekleidet sein - hier in dieser Welt tragen die Könige vermutlich nichts besseres, denn es sind auch reichlich Edelsteine mit in den Stickereien verarbeitet. Padmini hält eine dunkelblaue Schärpe mit Goldstickereien hoch, an der mein Schwert hängt. Auch daran hat Tascha gedacht.

Sie hilft mir die Schärpe um die Hüfte zu binden und legt mir abschließend noch eine passende, ebenfalls goldbestickte Schärpe über die rechte Schulter.

Dann ist Padmini dran. Sie legt zuerst eine Bandage aus feiner Seide an, deren Sandfarbe fast mit der Farbe ihrer Schuppen verschmilzt und die die Choli ersetzt, denn diese Bandage passt besser über den Ansatz ihrer Schwingenarme als die breitere Choli. Beim Sari helfe ich ihr ein wenig, denn die feine schwarze, mit goldenen Drachenornamenten bestickte Seide muss schon sorgfältig gefaltet werden, damit sie ordentlich sitzt. Auch Padmini bevorzugt das Ornamentstück von hinten über die rechte Schulter geworfen zu tragen, wie Jaya und Tascha und wir drapieren die Seide ordentlich zwischen ihre Schwingen. Abschließend noch ein goldbestickter Seidengürtel, an dem sie ihr Messer befestigt und in einer Falte des Sari ein wenig verbirgt.

Auch sie sieht prächtig aus, die durchscheinende Seide verbirgt kaum ihre Gestalt, als sie sich ebenfalls im Spiegel betrachtet.

„Nun, Sackleinen ist es jedenfalls nicht..." meint sie grinsend.

„Mal sehen, was für Schmuck bereit liegt." -

Padmini nimmt eine Silberschale, in der Massen an Schmuck zu sein scheinen und gräbt ein wenig darin.

„Ja, das ist für Dich. Also los, Hände her!" -

Meinen schwachen Protest ignorierend, steckt sie mir an jeden Finger einen Ring, was ich für völlig übertrieben halte, sie aber nicht überzeuge.

„So tragen die Könige das hier - also Du erst recht als Isha Rajesh." -

Dann kommt eine mehrreihige, weite Halskette mit silbergefassten Perlen, Diamanten und dunkelblauen Saphiren. Alle Edelsteine sind geschliffen und funkeln, entweder beherrschen die Menschen hier diese Technik oder Valarinn hat die aus einer parallelen Welt.

„Setz Dich bitte, jetzt die Hörner." -

Ich füge mich und senke dazu meinen Kopf, damit sie leicht an meine Hörner kommt. Padmini befestigt jeweils zwei breite Goldreifen an meinen Hörnern, je einen an der Basis, die breiteren etwa mittig, dazu klebt sie mit einem Harz goldene Kappen auf die Hornspitzen, die mit einer Kette verbunden sind, alles glitzert und funkelt durch Unmengen von feinen Diamanten und Saphiren.

An den unteren Goldreifen befestigt sie eine Art Diadem, ebenfalls mit Edelsteinen und mit einem Quast aus feinen weißen Federn besetzt. So etwas ähnliches trugen bei uns die Maharajas an ihren Turbanen.

Dann hält sie lächelnd vier goldene, leicht gebogene Kegel hoch, die mich irgendwie an Fangzähne erinnern, zwei davon mit kleinen Brillanten besetzt.

„Mund auf." -

Überrascht gehorche ich und bemerke verwundert, dass sie meine Fangzähne mit einem Tuch trocknet und die Kegel wie Goldkronen aufsteckt - die Brillantenbesetzten auf die oberen, großen Fangzähne. Vorher hat sie einen Kleber - ebenfalls ein Baumharz, das nur haftet und nicht dauerhaft klebt, wie sie mir versichert in die Kronen gestrichen.

Padmini sieht mich zufrieden an.

„Grins mal, Eldingar - ja, sieht gut aus." -

„Ich weiß nicht, ob ich die Kronen wirklich dauerhaft haben möchte, das fühlt sich sehr merkwürdig im Mund an. Dazu der Schmuck, der ungewohnt zwischen den Hörnern hängt." -

„Ist ja nicht für ewig. Ich denke, das sollte vorerst reichen. Nun siehst Du auch aus, wie Isha Rajesh Sunil"

Meinen gespielt genervten Blick beantwortet sie mit einem breiten Grinsen.

„Sehen wir mal, was für mich dabei ist." -

Sie fischt auch für sich Ringe für jeden Finger heraus, ich finde Ringe, die offensichtlich auf ihre Zehen passen.

„Füße her."

Jetzt bin ich dran mit kommandieren. Zehenringe kennt Padmini offensichtlich nicht, denn sie sieht mir verwundert zu, wie ich sie auf ihre schlanken Zehen stecke und lässt anschließend ihre Zehen spielen.

Es folgen gefühlte zehn Armreifen an jedem Handgelenk, dazu je ein breiter Goldreif am Oberarm und eine Handvoll goldener Ketten mit Perlen und Edelsteinen. Ich finde Seidenbänder, die schwer mit Golddraht bestickt sind - perfekt für ihre Hörner. Nachdem ich ihr Stammeszeichen abgenommen hat, was sie mit einem kritischen Blick begleitet, beginne ich die Bänder eng um ihre Hörner zu wickeln, sie sind lang genug und decken die Hörner vollständig mit einem Goldgeflecht. Ich ignoriere ihren flehenden Blick und klebe mit dem Harz ebenfalls goldene Kappen auf die Spitzen, die schwarzen Kristalle darauf glitzern im Licht.

„Muss das wirklich sein...?" -

„Deine Hörner verdienen Beachtung, nachdem Du sie so lange versteckt hast." -

„Was jetzt noch?" -

Ich finde einige glitzernde Goldketten, die ich zwischen ihre Hörner spanne und dann das aus feinem Goldblech gefertigte Stammes-Wappen daran so befestige, dass es wie eine Kappe die Haare zwischen den Hörnern bedeckt.

Bei allem Unmut darüber, dass ich ihre Hörner so hervorgehoben habe, wirft sie mir doch einen dankbaren Blick zu, dass ich ihr Stammeszeichen mit in den Schmuck einbeziehe.

Über die beiden kleinen, gebogenen goldenen Röhrchen mit einem umgebördelten, verzierten Ende überlege ich eine Zeitlang, wozu die dienen sollen, bis mir die Form des verzierten Stückes die Lösung zeigt - es sind Stecker für die Nüstern. Auf merkwürdige Ideen kommen die Drachen...

Aber gut, wenn ich die Kronen ertragen muss, dann Padmini die Nüsternstecker.

„Kopf ruhig halten." -

Entsetzt sieht sie, wie ich beginne die Röhrchen in ihre Nüstern zu stecken, aber ihr Vertrauen - oder ist es doch noch Furcht? - reicht aus, dass sie es regungslos erträgt. Die Form der Biegung folgt ihren Nüsterngängen so gut, dass die Röhrchen problemlos sitzen und so gut halten, dass sie nicht weiter befestigt werden müssen.

Mit einigen schnellen Atemzügen prüft Padmini ihre Atmung.

„Ein Glück, es fühlt sich merkwürdig an, wie zugestopft, aber ich kann frei atmen. Wozu so etwas?" -

Ich hänge gerade einige feine Goldketten auf beiden Seiten an ihre Hörner und hake dann das andere Ende in kleine sen an den Nüsternsteckern.

„Oh, ich verstehe. Das habe ich bei den Menschen schon gesehen, nur haben die Löcher in ihre Nasenflügel gestochen." -

Fertig. Am liebsten würde ich sie küssen, so prächtig sieht meine Padmini mit dem ganzen Schmuck jetzt aus. Aber ich verkneife mir das lieber.

Padmini bewegt ihren Kopf hin und her und betrachtet sich dabei im Spiegel.

„Fühlt sich das bei Dir auch so merkwürdig an?" -

Ich nicke.

Sie dreht sich zu mir um.

„Das mit meinen Hörnern hat aber eine Rache verdient..."

Blitzschnell hat sie ein großes Schmuckstück in Form eines drohenden Drachen mit einer kurzen Kette an meinem rechten Horn befestigt. Der schwere Anhänger baumelt jetzt bei jeder noch so kleinen Bewegung neben meinem Kieferbogen hin und her.

Sie sieht mir grinsend in die Augen.

„Das glitzert sehr schön, aber muss auf die Dauer auch sehr nerven... Tja, Rache ist nun mal Blutwurst..." -

Ich muss grinsen.

„Wo hast Du den Ausdruck denn her?" -

„Das habe ich von einem etwas merkwürdigen Menschen gehört, der irgendwie wirkte, als ob er nicht hierher gehört. Mir hat der Spruch gefallen..." -

„Ja, ist für Drachen auch irgendwie treffender. Und mir war es das wert, dass ich Deine hübschen Hörner etwas hervorheben konnte."

Sie faucht mich gespielt böse an, der Versuch dabei die Nüstern kraus zu ziehen misslingt wegen den Steckern. Dann seufzt sie.

„Gut, ich glaube Dir, dass Du meine krummen Dinger wirklich nicht schlimm findest. - Lass mich sehen, wie weit die Herrin Natascha mit Ishwari Rajeshri ist. Wenn Du so lange im Wohnraum warten würdest?"

Sie deutet eine Verneigung an und huscht aus der Kammer, trotz der Kleidung und des vielen Schmucks versteht sie es, sich extrem leise zu bewegen.

Ich gehe also zuerst einmal in den Wohnraum, wo ich versuche, mich an diese Kleidung zu gewöhnen. Eigentlich muss ich das gar nicht, denn irgendwie fühlt sich das schon normal an, sogar an den baumelnden Drachen rechts neben meinem Kopf gewöhne ich mich bereits, obwohl das Glitzern etwas meine Sicht behindert.

Kurz darauf nähert sich ein leises feines Ticken, Padmini hat also noch leichte Schwierigkeiten mit den Zehenringen...

Sie steht schon in der Tür.

„Eldingar, ich darf Dir Deine Partnerinnen ankündigen."

Sie kommt zu mir und stellt sich rechts ein wenig hinter mir auf, ich bemerke, dass sie mich beobachtet - was mag wohl kommen?

Zuerst ein leises Klingeln und das feine Ticken von Metall auf dem Holzboden - vier Füße... trägt Tascha also auch solche Zehenringe?

Dann schiebt Tascha Tyria vor sich her durch die Tür und stellt sich anschließend neben sie. - Moment. Oder hat Tyria, Tascha...? Vor mir stehen zwei völlig schwarz geschuppte Drachinnen - Tascha hat doch weiße Bauchschuppen... und ihre Körperschuppen sind eher seidig glänzend, jetzt laufen die gleichen silbrigen Reflexe über beide Körper... Die beiden wirken wie Schwestern, so ähnlich sind sie sich jetzt, fast nur an ihren Gesichtern zu unterscheiden. Gut, wenn ich sie ein wenig weiter betrachte, bemerke ich den Unterschied an ihrem Körperbau, eine schlank elegant, die andere durchtrainiert, aber nicht weniger schlank. Und die Rückenmähne, die Tascha im Gegensatz zur Tyrias Dornenkamm hat ist auch nicht zu verheimlichen, auch wenn diese Mähne jetzt auch schwarz schimmert, nicht mehr weiß ist.

„Wie habt ihr das gemacht...?" -

„Ein kleiner Griff in meine magische Kiste..." antwortet Tyria lächelnd.

„Nicht wirklich magisch natürlich, nur die richtigen Mineralien und die Fähigkeit die Lebenskraft auf die richtige Art einzusetzen. Wie gefällt Tascha Dir so?" -

„Gut, sehr gut. - Aber ich mag den Kontrast ihrer weißen Bauchschuppen ebenfalls sehr. Es wäre eine schwere Entscheidung, müsste ich sie treffen..." -

„Nein, keine Sorge, morgen werde ich ihr die Farbe wieder entfernen. - Wir hatten auch überlegt, ob ich mir den Bauch weiß färbe..." -

„Oh, zwei Taschas... wie lange würde es eigentlich halten, wenn Du es nicht wieder entfernst?" -

„Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber die Farbe der Schuppen ist an der Oberfläche dauerhaft verändert, bis das rauswächst werden wohl einige Sommer vorüber gehen. Warum? Möchtest Du, dass ich Padmini auch schwarz einfärbe? Ich kann auch ihre Haare in Schuppen umwandeln, es ist ja eigentlich das gleiche, nur in anderer Form. Tascha denkt schon darüber nach."

Padmini blickt mich bei dem Gedanken grinsend an.

„Möchtest Du? Ich würde das sogar mitmachen." -

„Weil ein Schatten dunkel ist? Nein Padmini - nicht wegen mir. Als Spaß für eine kurze Zeit, ja. Da mache ich es gerne mit. Aber nur auf meinen Wunsch hin eine dauerhafte Änderung? Nein, das nicht. Tascha, beziehe in Deine Überlegungen bitte mit ein, dass ich Dich mit dieser prächtigen weißen, schwarzgesträhnten Mähne kennen gelernt habe." -

Tascha schüttelt den Kopf.

„Keine Sorge Geliebter. Meine Entscheidung ist schon längst gefallen, ich mag meine Haare, auch wenn sie mich als Drakari offenbaren." -

„Ein Glück, ich hätte mich zwar sicher daran gewöhnt, aber zu Dir gehören die Haare nun mal. Aber wenn ihr da einen Wunsch habt, oder einen alten Traum verwirklichen möchtet - Es ist eure Entscheidung, ich habe da nichts zu bestimmen. Also wenn ihr mal eine Zeitlang eine andere Schuppenfarbe tragen möchtet - solange Tyria da mitmacht, warum nicht. Warnt mich nur bitte vorher, nicht dass ich euch mit Blitzen zur Tür raus jage, weil ich eine grüne Tascha oder blaue Padmini nicht erkenne." -

„Blau... Ishwari Rajeshri, das Blau von Eldingar..."

Padminis Augen leuchten.

Aber Tyria schüttelt traurig den Kopf.

„Nein Padmini, leider nicht. Ich hätte zu gerne meinen Sternenhimmel damit überrascht, die gleiche Farbe wie er zu haben, aber es gelingt mir nicht. Der Farbton stimmt, aber er bleibt stumpf und unansehnlich. Wie eine Regennacht gegenüber dem strahlenden Sternenhimmel. Mir fehlen wohl die dafür notwendigen Mineralien, nur ich weiß nicht welche es sind. Aber sonst gerne, wenn sich jemand für einige Monde eine andere Farbe wünscht. Oder wenn sich jemand tarnen muss"

„Gut, aber ich will mir jetzt die Zwillinge doch mal betrachten. Ihr habt euch ja auch ordentlich herausgeputzt." -

„Geputzt?" -

Tyria und Tascha im Chor - färbt die einheitliche Farbe schon ab...?

„Hübsch gemacht ist damit gemeint." -

Beide stellen sich brav vor mir auf, damit ich alles in Ruhe betrachten kann - eigentlich nicht mehr notwendig, ich habe eigentlich alles gesehen, aber wenn ich jetzt so darüber hinweggehe, habe ich sicher lange daran zu knabbern.

Beide tragen ebenfalls einen Sari aus leichter, durchscheinender schwarzer Seide, aber mit eingewebten Silberornamenten an der Schmuckborte und dem gesamten Schulterstück, dazu noch feine silberne Ornamente im Korpus, alles mit kleinen glitzernden Bergkristallsplittern übersät. Das Silber harmoniert auch besser zu ihrem Schwarz, über das ja auch Silberreflexe laufen. Auch Tyria hat sich dazu entschieden, das Schulterstück von hinten über die rechte Schulter zu tragen, wie Tascha und Padmini und so zeigen auch die beiden die knappe, schwarze Bandage, die sie als Ersatz für die Choli tragen und ihre Formen, wie auch die seidig schimmernden pechschwarzen Bauchschuppen. Ein Anblick, bei dem ich ein leises Schnurren nicht verhindern kann. Rrrrrh...

Beide haben sich auch mit etlichen Armreifen ausgestattet. Dazu haben beide einen silbernen Stirnschmuck an einer mit Edelsteinen besetzten Kette, die an Manschetten an der Basis ihrer Hörner befestigt ist. Weitere Reifen schmücken ihre Hörner und beide tragen eine silberne Kappe, die bei Tyria die Finnen, bei Tascha die Haare verdeckt und so beide sich noch ähnlicher aussehen lassen. Und beide tragen in ihren Nüstern auch diese Stecker, nur in Silber - oder Platin, das Metall wirkt etwas matt - und daran die Ketten, die in einem weiten Bogen unter ihren Augen verlaufend, die Nüsternstecker mit den unteren Hornreifen verbinden. Mehrere Halsketten, teilweise ebenfalls mit Perlen und Edelsteinen, vervollständigen auch bei ihnen ihren Schmuck.

„Ihr seht großartig aus, Tyria, Tascha. Ihr Drachen solltet öfter Kleidung tragen."

Lächelnd dreht Tyria sich einmal um sich selbst. Das leichte Klingeln, das dabei neben dem leisen Ticken ihrer Krallen auf dem Boden zu hören ist, kommt von Fußkettchen, die Tascha auch gefunden hat. Beide tragen dazu ebenfalls Zehenringe, die auch Taschas Schritte hörbar machen.

„Danke Eldingar. Es ist auch eine sehr interessante Erfahrung. Auch wenn ich nicht verstehe, warum die Menschen ihren Körper so verhüllen, selbst wenn es warm genug ist." -

„Für meine menschliche Seele ist es sehr erotisch, wenn eine Frau ihre Formen mit entsprechender Kleidung betont, und gleichzeitig Teile ihres Körpers verbirgt und andere offen zeigt. So wie ich Dich jetzt hier sehe, hättest Du mich sogar als ich noch ein Mensch war, sexuell erregt. Trotz der unterbewussten Furcht, die Du als Drache in mir geweckt hättest." - Tyria lässt ihr leises rollendes Schnurren hören, das jetzt einer Katze wirklich sehr ähnlich klingt. Das Kompliment ist angekommen.

„Aber offensichtlich gilt für männliche Menschen nicht das gleiche." - ich schmunzele.

„Meistens nicht, obwohl die Frauen schon auch gerne durchtrainierte Bauchmuskeln sehen. Aber gleichzeitig wollen sie oft einen Mann mit Wohlstand und Rang. Das geht mit solcher Kleidung meist besser zu zeigen. Und Menschenfrauen, die einen ständigen Partner suchen, achten zuerst wohl mehr auf solche Dinge, als auf den Körper - der wird dann später wieder wichtiger." -

„Eindrucksvoll siehst Du aus, mit dem Schmuck und den goldenen Fangzähnen. Aber ob ich Dich so als Partner wählen würde, weiß ich nicht." bemerkt sie etwas süffisant. Leise lachend antworte ich.

„Du denkst eben wie ein Drache. Aber das ist auch gut so."

Genau genommen liebe ich sie ja gerade deswegen. -

„Ja, vielleicht." antwortet sie nach einem Moment. „aber ich finde es auch interessant wie sich das so anfühlt. Ich habe schon einige Zeit darüber nachgedacht, warum Menschen und Draccier Kleidung tragen und wollte es immer einmal ausprobieren - aber erst jetzt finde ich den Mut, es auch zu tun, erst bei Dir fühle ich mich sicher, nicht zum Gespött für die anderen Drachen zu werden. - Und ich will es auch üben, so etwas zu tragen. Ich bin mir sicher, dass Du vorhast, öfter so bei den Menschen aufzutreten." -

„Ja, mit dieser Vermutung hast Du Recht. Gerade bei Menschen, mit denen ich friedlich verhandeln möchte, wirkt es sehr viel vertrauenerweckender, wenn ich - wir dort als Anthro erscheinen. Wir machen ihnen so weniger Angst. Und wenn wir dann noch Kleidung tragen - sicher im Normalfall mit weniger Schmuck - wirken wir sogar noch vertrauter, normaler auf sie. Ich erhoffe mir so eine deutlich höhere Bereitschaft bei ihnen, auf meine Bedingungen einzugehen." -

„Ein interessanter Trick, so ihre Furcht vor uns einzuschläfern. Ich bin gerne bereit es mit Dir gemeinsam zu erproben. - Aber ich sollte den Umgang mit ihnen hier dann wohl erst üben - nicht dass ich einem den Hintern versenge, weil ich ihn falsch verstanden habe..."

Sie grinst und nicht nur Tascha blickt sie erstaunt an. Vorhin hat sie mir gestanden, dass sie Menschen früher einmal sehr schlecht behandelt hat, dass sie sogar fürchtet, mit einem Fluch der Menschen belegt worden zu sein, für ihr Verhalten - und jetzt spricht sie davon mit mir zu den Menschen zu gehen, als ob es das normalste dieser Welt wäre, dass ein Drache als Anthro in Kleidung zu den Menschen geht und mit ihnen verhandelt...

Tyria hat meinen Blick gesehen und kommt zu mir.

„Ich weiß, was Du jetzt denkst. Und Du hast ja Recht. Aber ich will jetzt endlich diesen Fluch brechen, ich will es nicht alleine Tascha überlassen, dass Du Kinder in dieser Welt hast. Lass mich dabei sein, lass mich mit verhandeln, mit den Menschen sprechen mit ihnen gemeinsam essen und trinken - ich weiß, dass sie es gerne tun. Ich schwöre Dir bei meinem Leben, dass ich Dir dabei gehorsam folgen werde."

Noch ehe ich richtig darüber nachdenken kann, habe ich schon meine vergoldeten Fangzähne hinter ihre gezwängt und küsse sie, während ich sie umarme. Sie drängt sich eng an mich und ich fühle eine gewaltige Welle ihrer Liebe, die auf mich hereinbricht.

Was ist das...?" -

Sálleiðtogi hat auf diese emotionale Welle sofort reagiert.

Ich glaube, Tyria hat mir gerade alles offenbart, was sie ausmacht. Obwohl ich das nicht verstehe." -

Meine Kleine ist spürbar erleichtert.

Ich verstehe - Du weißt, dass Tyria für Dich sterben würde, wenn es Dir nutzt? Das jedenfalls ist der Kern aus allem was ich gerade gespürt habe." -

So deutlich weiß ich das nicht, aber meine Liebe zu ihr sagt mir das gleiche. Ich bete zu Erce, dass es nie notwendig sein wird." -

Das wird sicher nie geschehen. - Deine beiden Partnerinnen sehen lustig aus - verzeih, nicht lustig, aber doch irgendwie merkwürdig. Und Du auch, wenn Deine Erinnerung richtig ist." -

Schwester..." -

Verzeih, aber ich habe nicht nachgeforscht, Deine Gedanken schreien geradezu alles heraus... -

Darf ich später erfahren, wie es weiter gegangen ist? Drachen in Menschenkleidung finde ich unglaublich spannend." -

Spätestens morgen früh kannst Du meine Erinnerungen daran bekommen. Es wird sicher noch lustig, wenn da zwei Tyrias auftauchen." -

Danke Brüderchen. Bis später." -

Weg ist sie wieder. - Hah, Brüderchen... langsam wird sie aufmüpfig, meine kleine Drachin.

Mit einem züngeln über die Nüstern beenden wir unseren Kuss. - Die Nüsternstecker schmecken eigenartig, metallisch.

„Sage nichts, Ralf, Du hast mir bereits alles gesagt..."

flüstert Tyria mir zu. -

„Du mir ebenfalls, meine brodelnde Katla." -

Tyria grinst.

„Lasst uns aufbrechen. Ich habe Hunger und Durst, und ich möchte erleben, wie die Draccier neue Mitglieder aufnehmen." -

„Und wie ein neuer Stamm gegründet wird..." wirft Padmini ein.

Tyria und Tascha sehen sie fragend an. Ich greife kurz ein.

„Wir werden es schon erleben, was sie meint. - Lasst uns nach oben gehen, ich möchte nicht, dass sie auf uns warten, denn wir sind ja heute zu Gast bei ihnen." -

Tyria legt ihren Kopf schief, blickt mich aber liebevoll an.

„Du erlaubst Ihnen in Deiner Höhle ihre Versammlung abzuhalten und sagst dann, Du bist ihr Gast... - und ich finde das auch noch richtig... Was hast Du aus mir gemacht, Eldingar, wo ist die Große Drachin geblieben?" -

Ich züngele noch einmal über ihre Lippen - die Nüstern sind ja abgedeckt. Sie kann nicht widerstehen und so treffen sich unsere Zungenspitzen zu einem kurzen Spiel.

„Ich bin mir sicher, die stolze Drachin ist noch da, sie ist nur zu neuem bereit. Du warst schon bereit dazu, bevor ich hier angekommen bin, ich bin nur der Pol, an dem Du Dich manchmal orientierst." -

„Manchmal? - Eldingar, Du bist mein Ein und Alles." -

„Bitte Tyria, Geliebte, Schatz. Ich bin glücklich, dass Du mich als Vorbild nimmst, aber übertreibe nicht. Ich möchte kein weibliches Abbild von mir, ich möchte Dich als meine Partnerin. Lass uns lieber streiten darüber, wie ich mein Reich führe. Unser Streit heute hat mir gezeigt, wie sehr ich Dich liebe, mein Vulkan..." -

Sie hält meinen Kopf und wir blicken uns tief in die Augen. Nach einer gefühlt ewig langen Zeit nickt sie langsam. Das ist mir genug Antwort. Tyria möchte sich mir anpassen, wird mir folgen, aber versteht meinen Wunsch, dass sie dabei sich selber treu bleibt. Sie soll sich nicht verbiegen, nur um mir zu Gefallen zu sein.

„Trotzdem werden mich viele nicht wiedererkennen, aber das ist auch mein Wunsch. - Lassen wir unsere Gastgeber nicht warten. Und Du kümmerst Dich jetzt um die Mutter Deines Kindes, ich bin vorerst unwichtig. Versprochen?" -

„Tyria?" -

„Ich würde es von Dir auch erwarten..." -

„Ich verstehe. Unser Tag morgen?" -

„Gestrichen - vorerst. Tascha wird sich zwar nicht zu Dir legen, aber sie braucht jetzt Deine ganze Aufmerksamkeit. Ignoriere mich ruhig, ich verstehe das. - Vielleicht schaue ich mir so lange den Partner von Jaya ein wenig näher an, so als Zwischenlösung..." -

Ich atme tief ein.

„Das werde ich wohl akzeptieren müssen... Du hast Jaya ja auch bereits akzeptiert. Erschrecke ihn bitte nicht, er hat sich noch nicht damit beschäftigt, einer Großen nahe zu kommen, Jaya ist da frecher und wirbt ja schon aktiv um mich." -

„Ich bin vorsichtig, keine Sorge. Lässt Du mich jetzt los?" -

Ich züngele noch einmal kurz und lasse sie dann los. Tyria fasst Tascha an der Hand und schiebt sie in meine Arme. Dann sieht sie Padmini an, die sofort versteht, denn wir hatten laut gesprochen.

„Ein Schatten spricht nicht, Ishwari Rajeshri. Und eine Freundin weiß die Geheimnisse ihres Freundes zu wahren. Darf ich vorangehen?" -

„Mir schien es schon, dass eure Beziehung persönlicher geworden ist. Die Blicke, die ihr euch zuwerft sind intimer, als vorher." -

„Nein, Ishwari Rajeshri, ich mag meinen Herrn, vielleicht kann man es auch Liebe nennen, aber ich habe nicht den Wunsch, mich mit ihm zu paaren." -

„Ich verstehe. Wir sollten morgen einmal miteinander sprechen, ich möchte Dich besser kennenlernen, immerhin wirst Du viel Zeit mit meinem Lebenspartner verbringen, wenn ich ihn richtig verstanden habe." -

„Ich stehe Dir zur Verfügung Ishwari Rajeshri. Ja, so wie Eldingar die Aufgaben seines Schattens versteht, werde ich sehr viel mit ihm zusammen sein. Es ist eigentlich auch unüblich, dass eine weibliche als Schatten für ein Männchen dient, bitte betrachte mich als neutral." -

Tyria blickt zu mir.

„Nein, als neutral kann ich Dich nicht betrachten. Du wirst oft das Weibchen sein müssen, dass über seine Emotionen wacht. Denke daran, dass er noch lernt, ein Drache zu sein, vertraue nicht darauf, dass er vor Urzeiten einmal ein Drache war, das ist zu lange vergangen." -

Ich nicke.

„Und teilweise auch völlig anders. Wir waren im Umgang mit unseren Weibchen lange nicht so liebevoll und vorsichtig, es gab oft blutige Kratzer auf beiden Seiten. Einzig das Ei, oder der Nestling hielt uns zusammen. Seid froh, dass ich mehr Mensch geworden bin, als Drache geblieben." -

Tyria nickt nachdenklich.

„Ja, ich habe ein wenig davon erfahren dürfen - und obwohl ich ebenfalls durch seinen Einfluss in unbekannte, alte Verhaltensweisen gefallen bin, war seine Gleichgültigkeit mir gegenüber doch erschreckend."

Padmini blickt erschreckt zwischen Tyria und mir hin und her. Aber Tyria legt ihr lächelnd die Hand auf die Schulter.

„Sei unbesorgt. Ich habe die Gründe verstanden - und war in dem Moment nicht weniger gleichgültig ihm gegenüber. Morgen werde ich Dir alles erklären, jetzt nur: wir beide lieben uns seither nur noch intensiver." -

Padmini scheint beruhigt, aber ich sehe die Flamme der Neugierde in ihren Augen aufleuchten. Am liebsten würde sie mich jetzt ausfragen wollen, aber sie hält sich zurück.

„Ich kann es kaum erwarten, Ishwari Rajeshri. Aber bitte, ich gehe voraus."

Sie macht sich auf den Weg nach oben. Ich stoppe noch kurz an der Geheimkammer, die Tascha wieder geschlossen hat. Ich zeige ihr die Stelle, an der ich die Tür öffnen kann und erkläre ihr leise, was sie dazu tun muss. Als meine Partnerin sollte sie zumindest die vordere Kammer betreten können.

„Danke für Dein Vertrauen. Ich werde nur gemeinsam mit Tyria die Kammer öffnen, wenn du nicht da sein solltest." -

Sie hat damit mein kleines Problem gelöst, dass ich Tyria ja nicht das ffnen zeigen kann, bzw. sie den Kontakt ohne elektrische Kräfte ja nicht bedienen kann. Sie wird nicht ohne Tyria hineingehen, wenigstens solange Tyria auch hier ist.

Ich nehme schnell einen Lederbeutel, in dem ich eine reichliche Anzahl an Silbermünzen weiß und stecke ihn in eine kleine Ledertasche, die zum Gehänge meines Schwertes gehört. Dann ziehe ich die Tür wieder zu und wir folgen den anderen, die schon vor dem geöffneten Durchgang zum direkten Weg nach oben auf uns warten.

Tyria winkt Tascha und mich vor und folgt uns dann. Padmini lässt uns durchgehen, huscht danach aber schnell wieder an uns vorbei, um ihren Platz als unsere Führerin wieder einzunehmen.

Tascha hat sich links untergehakt, Tyria geht hinter uns und hat ihre Hände auf unsere Schultern gelegt. Mir ist klar, dass sie so Tascha zeigen möchte, dass sie den momentanen Vorrang der zukünftigen Mutter meines Kindes akzeptiert und sich selber in den Hintergrund zurückzieht.

Ich denke gerade wieder darüber nach, wie unterschiedlich Drachen doch denken, denn bei Menschen wäre dies wohl nur selten möglich. Zumal Tascha als Drakari für Tyria ja eigentlich einem untergeordneten Volk angehört.

Tyria weckt mich aus meinen Gedanken.

„Ich möchte einen kleinen Scherz machen. Ihr beide geht voraus, ich komme dann ein wenig später nach. Ich bin gespannt, wie die Draccier auf zwei Tyrias reagieren, oder ob sie Tascha doch sofort erkennen." -

„Gut. Das lockert vielleicht unsere Ankunft etwas auf. Obwohl Jaya sicher am liebsten im Boden versinken möchte, wenn plötzlich die richtige Tyria vor ihr steht. Aber ihr kann ja wenig passieren, mit meiner Panzerung." -

„Meinst Du, ich sollte sie zum Schein angreifen und bestrafen für ihren Fehler? Ich halte das für übertrieben." -

„Nein, nicht angreifen. Sage ihr, dass Du es als Scherz gemeint hast. Du kannst ihr aber zeigen, dass sie im Moment selbst für Dich nur schwer angreifbar ist - wenn Du magst, immerhin gibst Du damit zu, dass Du gegen ein wenig Speichel von mir relativ machtlos bist." -

„Es würde aber auch allen zeigen, dass wir sie vor einem Großen recht gut schützen können, falls es notwendig werden sollte. Ich müsste Jaya schon als Feral zertreten oder in einem Magmaloch versenken, um sie jetzt töten zu können." -

„Wir...? Tyria..." -

„Natürlich wir, mein Sternenhimmel. Du teilst Dein Revier mit mir, also teile ich Deine Sorge um Die, die Dir - uns dienen."-

Wir sind oben angekommen und Tyria nimmt ihre Hände von unseren Schultern.

„Bis gleich. Ich freue mich auf den Blick von Jaya..." -

„Ich folge dann mit Ishwari Rajeshri." erklärt Padmini und öffnet die Tür für uns.

Die Höhle ist leer, offensichtlich sind alle bereits im Zelt, das hell erleuchtet vor uns steht. Kurz konzentriere ich mich und nehme den Regen wahr, der draußen niedergeht. Daher ist es schon so dunkel hier drin.

Ich blicke Tascha in die Augen und wir gehen langsam auf das Zelt zu, wir haben unsere Arme um die Hüften gelegt und lassen immer wieder kurz unsere Zungenspitzen miteinander spielen.

Direkt vor dem Eingang beginnt Tascha den hüftschwingenden Gang Tyrias nachzuahmen, ich bin froh, sie jetzt nicht wirklich dabei zu sehen, denn es fühlt sich unglaublich erotisch an, mit meiner Hand auf ihrer Hüfte und wie ihre Schuppen an meinen gleiten.

Wir treten durch den Eingang, die meisten sind bereits hier, alle wenden sich uns zu und deutlich ist ihre Verwunderung zu spüren, uns in Kleidung zu sehen. Aber sie knien sofort, dort wo sie gerade sind, vor uns nieder. Das kurze Zwicken von Tascha veranlasst mich, nichts dazu zu sagen, sie weiß, dass ich das eigentlich nicht möchte.

Jaya - jetzt doch wieder ohne Kleidung nur in ihrer glänzenden Panzerung - eilt auf uns zu, blankes Erstaunen in den Augen. Sie kniet dann vor uns, verneigt sich zusätzlich noch. Ich schnaube kurz, Tascha, die ihre Augen fast geschlossen hält um sich nicht vorzeitig zu verraten, wirft mir einen schellen Blick zu. - Ja ich verstehe, einfach akzeptieren... - naja, immerhin denken sie ja auch, Tyria neben mir zu sehen, da sind sie vorsichtig in ihrem Verhalten.

Ich drehe Taschas Kopf zu mir und lasse meine Zungenspitze kurz zwischen ihre Lippen gleiten, sie atmet tief und die Krallen ihrer Linken gleiten über meine Brustplatten im Versuch sich festzukrallen. Kurz öffnet Sie ihre Augen und ich erkenne die brennende Liebe, die in ihr lodert. Wenn ihre Gefühle auch nur einen Hauch von Einfluss auf das Ei haben, dann überschwemmt sie gerade unser Kind mit dem Gefühl der Liebe zu seinem Vater.

Jaya begrüßt uns, ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf sie.

„Isha Rajesh, Ishwari Rajeshri. Ich freue mich, dass ihr unserer bescheidenen Feier beiwohnen möchtet und uns somit eure Ehre erweist." -

„Jaya, wir sind geehrt, dass wir bei dieser noch kleinen Feier der Draccierkrieger dabei sein dürfen. Ich weiß, dass solche Feiern sonst stets ohne den Dienstherrn erfolgen und bin dankbar, gemeinsam mit euch ein besonderes Ereignis begehen zu können. Ich hoffe, unser Aufzug ist halbwegs angemessen. Verzeiht, dass wir noch nicht vollständig sind, Padmini wird in Kürze mit meiner zweiten Partnerin nachkommen." -

„Wir danken Dir Herr. Wenn ich ehrlich sein darf, sind wir überrascht Dich und Ishwari Rajeshri in fürstlicher Kleidung zu sehen. Aber es ist eine angenehme Überraschung, die uns zusätzlich ehrt. Ich freue mich gleich auch meine Freundinnen Natascha und Padmini begrüßen zu dürfen. Shankar wird euch zu eurem Platz führen, ich habe noch ein wenig zu tun." -

Shankar steht schon neben uns

„Danke Jaya. - Shankar..."

Er trägt, zu einer eng geschnittenen dunkelblauen Hose, die ebenfalls dunkelblaue Tunika meiner Garde mit den silbernen Stickereien an den Ausschnitten. Bei ihm dann zusätzlich die goldenen Zeichen des Hauptmanns - aber das Wappen, dass Jaya heute bereits getragen hatte, suche ich vergebens. - Sie werden sich schon etwas dabei gedacht haben. Die anderen tragen überwiegend den schwarzen Lederschurz und entweder auch die Tunika, überwiegend aber ein leichtes Hemd in der dunkelblauen Farbe.

Wir folgen ihm entlang der im Bogen aufgestellten Tische, die Draccier haben sich für Stühle entschieden, bei denen wir zwar unseren Schwanz ein wenig einfädeln müssen, die aber über einen längeren Zeitraum durch die Rückenlehne bequemer sind.

Shankar bleibt bei unseren Plätzen stehen, in der Mitte des Bogens, sozusagen am Kopf der Tafel.

„Verzeih, Isha Rajesh, Ishwari Rajeshri, wir haben uns überlegt, dass ihr vielleicht nicht hervorgehoben sitzen wollt und haben Plätze in unserer Mitte gewählt."

Tascha nickt nur, aber ihr macht es ohnehin nichts aus, sie ist ja unter Dracciern aufgewachsen. Ich bin gespannt, wie Tyria darauf reagieren wird.

„Danke Shankar. Ich sitze gerne unter euch. Und das mit der Mitte ist ja geradezu wörtlich..." -

„Ein wenig Ehrerbietung schadet nicht, Herr. Sicherheitshalber werden Jaya und ich dann neben euch sitzen, zudem kommt Padmini ja noch dazu." -

„Ich verstehe." -

Sie wollen uns also mit bekannten Gesichtern einrahmen, wohl um Tyria milde zu stimmen. Wir werden sehen...

„Wünscht ihr etwas zu trinken?" -

Tascha schüttelt den Kopf.

„Danke Shankar, wir warten noch auf die anderen." - antworte ich.

„Natürlich. Verzeiht, ich habe mich noch um den Neuen zu kümmern." -

„Rohit?" -

„Ja Herr. Mit der Schiene kann er schon wieder ein wenig laufen und möchte unbedingt dabei sein. Er wünscht ebenfalls mit aufgenommen zu werden. Aditi meinte, wir sollten Dich um Deine Zustimmung bitten." -

„Ich stimme zu. Nehmt ihn in eurem Kreis auf, das wird ihm sicher helfen, seinen Platz zu finden." -

„Danke Herr. Auch wir hoffen, dass er so seine Erinnerungen zurück erlangen wird." -

Shankar zieht sich zurück und verlässt das Zelt, die anderen suchen sich langsam ihre Plätze

und ich kümmere mich ein wenig um die Mutter meines Kindes neben mir.

Nach einiger Zeit betritt Padmini das Zelt, Jaya betrachtet sie verwundert, das kann ich sogar von hier aus erkennen. Dann zeigt sie ihr ihren Platz neben uns. Padmini kommt grinsend auf uns zu und setzt sich neben Tascha. Sie konzentriert sich kurz, dann hören wir beide ihre Drachenstimme.

„Jaya hat mir den Platz links neben Ishwari Rajeshri angewiesen, ich soll einen zusätzlichen Puffer zu den anderen Dracciern bilden - vermutlich haben sie mehr Respekt vor einer Drachin, als Ishwari Rajeshri möglicherweise Abneigung gegen die Draccier. - Und sie hat sich über meine Kleidung gewundert." -

„Wann erscheint Tyria?" -

„Sie wird gleich da sein." -

Kaum ausgesprochen, da bewegt sich der Stoff am Eingang und Tyria betritt in ihrem so typischen Gang einer stolzen Großen das Zelt. Sofort ist Jaya bei ihr und auch alle anderen Draccier knien wieder nieder.

„Ishwari Rajeshri, ich freue mich..." Jaya stockt.

Sie starrt Tyria an, die freundlich lächelnd vor ihr steht. Dann starrt sie zu uns, zu Tascha, die jetzt mit einem gespielt stolzen Ausdruck zurückblickt, jetzt zeigt sie ihre Bernstein-Augen deutlich.

Jaya dreht sich wieder zu Tyria.

„Ishwari Rajeshri, ich verstehe nicht..." -

Dann scheint sie zu begreifen und wirbelt herum, einen wütenden Blick auf Tascha richtend.

„Natascha, Du... Du..."

Sie begreift, dass sie im Begriff ist, die Partnerin ihres Herrn zu beschimpfen und verstummt.

Tyria lacht leise in sich hinein, tritt zu Jaya und greift ihre Schultern, um sie zum Aufstehen zu bewegen.

„Du hast mich sicher bereits angemessen begrüßt, das soll reichen. Ich vermute, der Platz an der rechten Seite von Eldingar ist für mich gedacht?" -

„Für Natascha..." kommt leise von Jaya, die verwirrt wirkt. -

„Ihr Platz ist vorerst an der Linken von unserem geliebten Gebieter, meiner dort zur Rechten ist gut und richtig. Danke Jaya, dass ich an eurer Feier teilnehmen darf." -

Tyria nickt und kommt dann zu uns herum, die verwirrten Draccier an den Tischen, die nicht recht wissen, wie sie sich verhalten sollen, betrachtet sie dabei schmunzelnd. Auf den Part mit Drohung und Strafe hat sie einfach verzichtet, es hätte auch nicht recht gepasst. Bei uns angekommen setzt sie sich rechts neben mich und wir geben uns einen kurzen Kuss.

„Habt ihr noch gar nichts zu trinken? Ich habe Durst..." -

„Wir wollten warten, bis Du angekommen bist, meine Wolke." -

Aditi, die sich so ziemlich als erste gefangen hat und rechts von Tyria neben dem leeren Platz sitzt hebt den Krug, der vor ihr steht.

„Wie wäre es mit einem Becher Wein, Ishwari Rajeshri?" -

„Meine Tyria ist aber ein Leckermäulchen..." werfe ich ein. -

„Ich auch, N?tha. Auch ich bevorzuge den süßen Wein - also Sath??" -

Ich glaube, mit Aditi haben wir eine gute Kriegerin gewonnen, die keinen unnötigen Respekt hat. Natürlich weiß sie, wer neben ihr sitzt, aber sie nimmt auch die Gelegenheit wahr, ungezwungen mit einer Drachin umzugehen.

Tyria nickt.

„Ja gerne. Ich habe Dich draußen gesehen, Du warst bei denen, die den Roten Drachen versorgt haben." -

„Richtig Sath? - verzeih, darf ich Dich so anreden?" -

Tyria nickt.

„Ja, mir ist die hiesige Anrede irgendwie zu sperrig."

Ich sehe sie erstaunt an.

„Sieh mich nicht so an. Auch eine stolze, standesbewusste Große muss nicht unbedingt umständliche Anreden mögen. Das knappe 'Lady' das unter uns üblich ist, oder dann hier meinetwegen 'Sath?'." -

Aditi reicht einen gefüllten Becher zu Tyria.

„Bitte Sath?, ja ich war bei denen, die dem Roten die Wunden versorgten, hoffentlich war es nicht vergebens. - Verzeih, mein Name ist Aditi." -

Tyria nimmt einen großen Schluck.

„Danke Aditi. Du hoffst es war nicht vergebens... Eldingar sprach von Verbannung..." -

Aditi wirft mir einen besorgten Blick zu, ich mache eine beruhigende Geste.

„Nun, wir haben ihn in eine kleine trockene Felsspalte gebracht und dort zurück gelassen, mit etwas Nahrung, Wasser hat er direkt vor dem Spalt - aber ob er die Nacht übersteht, wissen wir nicht..." -

Tyria seufzt.

„Ich verstehe. Aber er kann doch morgen unmöglich schon jagen..." -

Aditi nickt.

„Nein, sicher nicht. Aber unser Herr hat mir aufgetragen, nach ihm zu sehen, solange es notwendig ist. Ich werde morgen wieder etwas Nahrung mitnehmen." -

„Ich verstehe. Nun, das ist vergangen, etwas für die Schriften Garrakks."

Sie nimmt einen weiteren großen Schluck.

„Große Erce, ich habe wirklich Durst - vielleicht sollte ich erst ein wenig Wasser trinken..."-

„Auch das kein Problem Sath?." -

Aditi hält einen anderen Krug hoch und greift nach einem weiteren Becher.

Tyria blickt mich mit einem breiten Grinsen an.

„Aditi, da wir beide ja wohl die einzigen hier sind, die das selbe trinken, setze Dich doch zu mir." -

Sie tippt auf den freien Stuhl rechts neben sich.

Aditi sieht mich fragend an, ganz sicher ist sie sich nicht. Aber ich spüre, dass Tyria ehrlich freundlich ihr gegenüber ist und sich momentan einen Feuchten um irgendwelche Konventionen schert. - Was ein paar Kleidungsstücke so ausmachen...

Also nicke ich beruhigend und Aditi schiebt Becher und Krüge einen Platz weiter und setzt sich dann neben die Drachin, die noch vor ein Paar Tagen alle Draccier aus der Höhle gejagt hätte.

Tyria trinkt das Wasser in einem Zug aus.

„Das tut gut. Ich habe heute zu wenig getrunken, wir Feuer- und Magmadrachen brauchen viel Wasser, vielleicht laufen wir sonst heiß..." -

„Woher hast Du den Spruch denn? Ich glaube kaum, dass es in dieser Welt irgendetwas gibt, das schnell genug ist um heiß zu laufen." -

„Ich weiß nicht, von Dir?" -

„Ich wüsste nicht, dass ich so etwas gesagt habe. Zugegeben, es könnte von mir kommen." -

Tyria nimmt einen weiteren Schluck Wein.

„Schade, dass ihr noch nichts zu trinken habt..." -

„Wir werden sicher bald auch etwas bekommen. Und Du sei bitte vorsichtig mit dem Wein. - Aditi, achte darauf, dass sie nicht übertreibt, Du hast meine Erlaubnis, ihr zuviel Wein zu verweigern. Ich möchte keine betrunkene Magmadrachin hier drinnen erleben..." -

Tyria stellt den Weinbecher zurück auf den Tisch und blickt mich entschuldigend an.

„Verzeih, Eldingar. Du hast Recht. Das könnte tragisch enden... Ich sollte meinen Durst wirklich mit Wasser löschen." -

„Ich wundere mich - was ist mit Dir meine Wolke. Trinkst Wein, als wäre es Wasser. Sonst bist Du sehr vorsichtig damit, trinkst am wenigsten von uns allen." -

„Ich weiß. Verzeih mir. Es war unbesonnen, ich kenne ja die Wirkung, die zu viel Wein haben kann. Aber ich habe wirklich zu wenig getrunken heute und habe großen Durst." -

„Ich verstehe. Lass mich einen großen Krug frisches Wasser holen..." -

Padmini springt auf.

„Ich hole das Wasser, das ist keine Aufgabe für den Herrn." -

„Es ist meine Aufgabe. Herr, Herrin. Bitte sagt, was ihr wünscht, ich werde es euch bringen." -

Rohit steht vor uns, nur ein leichtes Humpeln zeugt noch von seinem gebrochenen Bein. Seine Verbände werden größtenteils von der Tunika verdeckt, wie alle sie tragen, seine Schwingen wurden wohl zu seiner eigenen Sicherheit mit ebenfalls dunkelblauen Stoff umwickelt, der vermeiden soll, dass er seine Schwingen ausbreiten kann. - Verhindern kann der dünne Stoff es nicht, aber es ist eine Erinnerung.

„Rohit, ich sagte doch, Du sollst es nicht übertreiben mit Deinem Diensteifer. Hat Bhima Dir nicht über seinen Fall berichtet?" -

„Er hat mir berichtet und ich bedauere sein Missgeschick, aber die Schiene hilft mir sehr. Sie ist zwar sehr stramm und unbequem, aber ich kann schmerzfrei damit laufen. - Herr, es ist nur ein leichter Dienst, ich fühle mich sonst so überflüssig - und ich bin eine Verpflichtung eingegangen, die ich erfüllen will." -

„Richtig. Aber ich sagte, wenn Du wieder gesund bist und alles ausgeheilt ist..." -

Er lässt den Kopf hängen.

„Ich verstehe Herr, verzeih meinen Ungehorsam." -

Rohit dreht sich langsam um und will mit hängenden Schultern davon trotten, er scheint sich bestraft zu fühlen, dass er noch nicht arbeiten soll.

Aditi sieht mich an.

„Verzeih N?tha, ich möchte Deinen Befehl nicht anzweifeln. Aber Rohit möchte wirklich seinen Dienst leisten, wenigstens ein wenig tun, solange er noch verletzt ist. Dich und Deine Partnerinnen mit Getränken und Nahrung zu versorgen ist keine schwere Tätigkeit, er muss nicht viel laufen dabei." -

„Du würdest ihn für diesen Dienst einsetzen?" -

„Ich habe ihn dafür eingesetzt, N?tha. Kann er morgen nicht einmal mehr humpeln, wird er sich wünschen, auf Dich gehört zu haben. Aber ich bin mir sicher, er wird es gut überstehen, er ist kräftig und jung." -

„Ich verstehe. Nun Rohit, dann erfülle Deinen Dienst. Zuerst einige Krüge frisches Quellwasser, damit wir unseren Durst löschen können." -

Seine Miene hellt sich wieder auf.

„Sofort Herr. Was darf ich noch bringen?" -

„Fruchtsaft für mich und Padmini - und einen Krug trockenen Wein für unseren Herrn."

Tascha sieht mich an.

„Ich weiß, Du willst keinen Wein trinken, solange ich es nicht darf. Und ich danke Dir dafür. Aber heute solltest Du noch einmal ein wenig feiern, mein Geliebter." -

Tyria sieht Tascha verwundert an.

„Du darfst keinen Wein trinken?" -

„Ich und kein Wein, schwer zu glauben, nicht? - Aber Eldingar hat mir erklärt, dass der berauschende Bestandteil darin - der Alkohol - bei Menschen auf das ungeborene Kind übergeht und Schäden verursachen kann. Und da wir sicherlich in der Zeit vor der Eiablage auch das werdende Leben mit Nahrung versorgen, will ich kein Risiko eingehen." -

Tyria nickt.

„Ich verstehe. Und warum Eldingar nicht?" -

„Ich begleite sie dabei natürlich. Ich fühle mich nicht gut dabei, wenn ich Wein trinke und Tascha bei einem Becher Wasser sitzt. - Also..." -

„...heute noch einmal Wein für Dich. Du willst doch nicht mit Wasser Dein Kind hier feiern?" -

„Will ich es feiern? -

„Du willst es doch sicher bekanntgeben." -

„Ja, schon..." -

Tascha grinst.

„Dann warte ab..." -

Rohit deutet eine Verneigung an.

„Also trockenen Wein für Isha Rajesh. Einen Moment." -

Tyria, die ihn schon die ganze Zeit betrachtet, stoppt ihn.

„Einen Moment. Du heißt also Rohit? - Woher kenne ich Dich..."

Aditi wirft mir einen warnenden Blick zu, die meisten hier wissen ja nichts...

Tyria gibt nicht auf.

„Ich habe Dich irgendwo schon gesehen... - einen rot..." ihre Pupillen weiten sich überrascht.

Schnell lege ich zwei Finger auf ihre Lippen. Sie versteht und spricht nur noch zu mir.

„Eldingar... das ist... ist das wirklich...?" -

„Ja meine Wolke. Er ist der Rote. Er hat sich mir unterworfen und mich gebeten mein Sklave - wie ihr das nennt - sein zu dürfen um seine Schuld zu tilgen." -

Sie legt ihren Kopf schief.

„Aber hier, in der Kleidung der Draccier?" -

„Was soll ich mit einem Drachen, der stets und immer mit gesenktem Kopf hinter mir her trottet? Es wäre auch eine Erklärung notwendig gewesen, was wäre dann mit ihm passiert?" -

„Die meisten hätten wohl erst in etlichen tausend Sommern ein Wort mit ihm gewechselt - wenn überhaupt." -

„Er stand den Dracciern nicht ablehnend gegenüber, also habe ich ihm das Angebot gemacht, dass er für 21 Sommer - so alt ist er jetzt - als Draccier unter ihnen lebt, von ihnen lernt, sich als Mitglied einer Gemeinschaft einzufügen und mir dabei als Krieger dient." -

„Eldingar - 21 Sommer..." -

„Ich weiß, für einen Jüngling wie ihn eine lange Zeit. Aber die vergangenen 21 Jahre hat er mit seiner Tat praktisch verschwendet, also soll er noch einmal von vorn beginnen." -

„Und er hat es akzeptiert? Warum?" -

„Frage ihn." -

Tyria bezieht Rohit mit ein.

„Rohit. Eldingar hat mir von Deiner Sklavenzeit bei ihm berichtet. Warum hast Du eingewilligt, Dich so lange zu erniedrigen?" -

Er blickt mich an und antwortet erst auf mein bestätigendes Nicken.

„Sath? - ich hatte mich vorher bereits sehr viel weiter erniedrigt. Das Angebot von K'drraah, meine Schande geheim zu halten und mich bei ihm dienen zu lassen ist bereits eine Ehre, die ich nicht verdiene. Ja es ist eine lange Zeit, aber ich darf dann wieder erhobenen Hauptes zu meinem Volk zurückkehren, da K'drraah dann meine Tat vergessen hat." -

Sie schaut mich an.

„Du hattest es ja schon gesagt. Aber willst Du es wirklich einfach vergessen?" -

„Ich habe schon so viele Leben vergessen... - Ja, er hat dann genug gebüßt und soll ohne Makel wieder in unseren Kreis eintreten. Seine Narben erklären wir mit einem ehrenhaften Zweikampf gegen mich, der etwas zu sehr zu seinen Ungunsten ausgegangen ist." -

„Wer weiß alles davon?" -

„Bis jetzt nur die dort draußen Anwesenden. Also Du jetzt, Tascha, Padmini sowie Aditi, Shakti und Bhima. Jaya und Shankar werden es auch bald erfahren. Es werden sicher bald alle hier im Haus wissen, aber ich möchte sehen, wie lange er noch unerfahren, als Draccier mit Gedächtnisverlust angesehen wird von den anderen Dracciern. - Ach ja, Aditi hat vorerst seine Ausbildung als Draccier-Krieger übernommen. Dich möchte ich bitten, ihm in einigen Jahren beizubringen, was ein Revierinhaber wissen muss." -

Tyria nickt langsam.

„Ja, aber warum ich?" -

„Du hast von uns hier die meiste Erfahrung." -

„Und habe mich am meisten geändert, meinst Du. - Ja, ich helfe Dir - ihm." -

„Gut, dann haben alle ihre Getränke bestellt. - Rohit, zeigst Du mir den Weinkeller, ich möchte doch mal sehen, wo mein Wein gelagert wird." -

Das war wieder normal laut mit einer Stimme, die ein paar Meter ungerichtet trägt.

„Natürlich Herr - N?tha. Wenn Du mir folgen möchtest?" -

Ich stehe auf und gehe ihm nach, durch den Hinterausgang und ein paar Meter zu einer Felsspalte.

„Rohit, das mit dem Wein interessiert mich zwar auch, aber eigentlich wollte ich mit Dir reden. Wenn wir das da drinnen machen, fällt es zu sehr auf, daher diese Ablenkung." -

Natürlich spreche ich jetzt wieder leise zu ihm, falls hier doch jemand herumläuft.

„Ich verstehe K'drraah. Bitte sprich." -

„Rohit. Ich erkenne Dein Engagement ja an. Aber übertreibe jetzt nicht damit. Die Knochen heilen bei den Dracciern ungefähr in 20 bis 25 Tagen, wenn Du jetzt bereits in 10 Tagen ohne Schiene herumläufst ohne jede Spur einer Verletzung - das würde doch auffallen. Nutze diese 20 Tage, in der auch Aditi Dich noch schonen wird, um die Gewohnheiten der Draccier kennen zu lernen. Ich werde noch jemanden bestimmen, der Dir Fragen dazu beantwortet, vorerst wende Dich an Padmini, oder eben Aditi. - Aber Aditi wird Dich als Krieger ausbilden und Dir dabei sicher auch mal kräftig in die Schwanzwurzel treten. Und bei ihr bin ich mir nicht sicher, ob das nur eine Metapher ist..." -

„Ich verstehe K'drraah. Aber ich soll denn nicht meine Bereitschaft Dir zu dienen und zu lernen zeigen?" -

„Wenn Du jetzt so mit aller Kraft daran gehst, dann fürchte ich, dass Du spätestens nächsten Sommer begreifen wirst, dass andere, jüngere, unerfahrenere Draccier, die später dazukommen, nach einiger Zeit einen höheren Rang erhalten, während Du für die ersten zwei Sommer auf diesem niedrigsten Rang fest sitzt. Für Dich gibt es solange keine Rangerhöhung, keine bessere Behandlung, keine Erleichterungen. Und ich möchte Dich jetzt schon davor bewahren dann in ein dunkles Loch zu fallen, alles als sinnlos zu erachten und aufzugeben." -

„Ich soll also weniger machen?" -

„Beobachte die anderen, die wenigsten melden sich freiwillig für einen anstrengenden oder unbequemen Dienst. Manchmal ist es angebracht, aber sonst warte ab, ob Du von einem der Anführer ausgewählt wirst, dann kannst Du den Dienst immer noch machen - und die anderen sollen ja nicht faul werden. Du musst nicht besser sein, als die anderen, sei gleich gut, das reicht. Du hast einige Vorteile, Du bist kräftiger, kannst besser fliegen und brauchst keine Verletzungen fürchten... - Verzeih, das war jetzt etwas unpassend." -

„Nein, ich verstehe K'drraah. Ich habe die körperlichen Vorteile des Drachen und die sollte ich nur sehr vorsichtig einsetzen." -

„Richtig. Denke besonders daran, Deinen Feueratem und die Fähigkeiten des Feuerdrachen zu verbergen. - Was diese ersten zwei Sommer angeht - lasse es auf Dich zukommen. Lerne ein Draccier zu sein, lerne ein Krieger zu werden - das dauert wohl etwas länger... In diesen ersten zwei Sommern und den langen Wintern dazu, erwarte ich nicht mehr von Dir, als dass Du Dich so gut es Dir gelingt, einfügst und von Deinen Kameraden als einer der ihren akzeptiert wirst - denn sie werden wissen, dass Du zumindest ein Drakarin bist. Ist das geschafft, kannst Du langsam anfangen mehr Elan zu zeigen und dann ist es Dir ja auch erlaubt, im Rang aufzusteigen. Vielleicht wirst Du in einigen Jahren selber Anführer einer Gruppe Krieger, das müssen Deine Anführer entscheiden." -

„Ich verstehe... Wenn ich jetzt bereits alle Kraft darauf verwende, Dir zu gefallen, dann können die 21 Jahre sehr lang werden..."

Ich nicke.

„... und ich soll jetzt nur lernen..." -

„Ein wenig Wachdienst, Kampfausbildung und Kisten schleppen wird sicher auch dabei sein." -

Er grinst.

„Oh, sicher auch ein wenig mehr davon, K'drraah. Ich soll mir nur nicht mehr davon aufladen, als mir auch so gegeben wird und die Zeit dann mit lernen nutzen. Ich danke dir für diesen Rat K'drraah, ich erkenne die besondere Ehre, die Du mir damit erweist - Du hättest mich auch einfach scheitern lassen können..." -

„Dann hätte ich aber ebenfalls das Gefühl, gescheitert zu sein. - Übrigens ist mir aufgefallen, dass Du bereits Fortschritte machst, Deine Lippen passend zu den Worten zu bewegen."

Ein flüchtiges Lächeln huscht über sein Gesicht.

„Jaa... Herrr." -

Das war akustisch gesprochen... ich grinse.

„Sehr gut. Du wirst bald beweisen, dass Drachen auch mit ihrer Stimme sprechen können. Wenn ich daran denke, wie ich unverständliche Brocken von mir gegeben habe, als ich es musste... Dann bist Du bereits weiter. - Ich habe meine Fässer gesehen, lass uns zurückgehen."

„Danke K'drraah. Einen Augenblick N?tha, ich nehme gleich Deinen Wein mit."

Rohit füllt einen Krug und geht mir dann wieder voraus zurück zum Zelt. Ich setze mich wieder zwischen Tascha und Tyria.

„Ist der Wein noch da?"

Tyria in ihrer typischen etwas schnippischen Art...

„Ja, und ich habe ihm noch ein wenig ins Gewissen geredet." -

Ich spreche wieder leise, binde Aditi aber mit ein.

„Wem, dem Wein?" -

„Für solche Witze bin eigentlich ich zuständig, Aditi - aber schön, dass es hier noch jemanden gibt, der diesen Humor teilt. - Nein, Rohit - ich hoffe, ich habe seinen Elan etwas gebremst, damit in zwei Sommern noch etwas davon übrig ist. Ich hoffe er hat wirklich verstanden, dass er in diesen ersten zwei Sommern zuerst einmal lernen soll, sich wie ein Draccier zu verhalten und auch ein wenig vom Handwerk des Kriegers. Er wird sich also hoffentlich in der nächsten Zeit nicht mehr für alles und jedes freiwillig melden, Aditi." -

„Hoffentlich. Sonst ist er bald in einem tiefen dunklen Loch der Verzweiflung. - Aber er übt tapfer die Mundbewegungen, ist Dir das aufgefallen, N?tha?" -

„Ja. Selbst die Worte, die er noch nicht formen kann, fallen kaum auf. Und sein akustisches 'Ja Herr' klang schon sehr gut." -

„Er hat schon gesprochen? - Wir machen noch den ersten sprechenden Drachen aus ihm." -

„Und was ist mit uns? Sprechen wir nicht?" -

„Verzeih N?tha, ich bin der Überzeugung, dass alle Drachen auch richtig sprechen könnten, wenn sie als Nestlinge nur nicht zu faul wären, es zu lernen. Das Sprachorgan ist einfacher und schnell zu beherrschen, bei euch Großen sprechen die Nestlinge ja schon damit, wenn sie schlüpfen." -

Tyria sieht sie an.

„Kühne Worte..." -

„Mag sein, aber wahre Worte. Oder hast Du jemals seit Deinem Schlupf versucht, richtig zu sprechen?" -

„Nein. Alle wissen, dass wir Drachen die Sprachen der Menschen nicht bilden können. Höchstens Drrakk, aber das sprechen nur noch wenige um sich damit zu verständigen." -

„Und selbst das dann mit dem Organ. - Wie war es damals bei euch N?tha, es heißt, Du bist einer der allerersten Drachen. Wie habt ihr euch verständigt?" -

„Viel mit Rufen, die unterschiedlichste Bedeutung hatten. Mein Revierruf heute ist ein Beispiel. Sonst... Ja wir haben auch etwas miteinander gesprochen, sehr viel weniger noch, als die Drachen heute - und erheblich weniger, als ich mit meinen menschlichen Gewohnheiten. - Aber war das akustisch oder mit dem Organ - ich weiß es nicht mehr." -

„Lassen wir das. Hoffentlich kommt Nala bald zurück, langsam mache ich mir Sorgen." -

„Noch ist es nicht Nacht. Wenn er meine Zeitvorgabe voll ausnutzt..." -

Aditi wirkt besorgt.

„Das ist nicht seine Art. Hat er soviel zu beobachten?" -

„Er war weiter unten, da sind ein paar Gewitter durchgezogen, um die wir uns nicht gekümmert haben, weil sie nicht so stark waren." -

„Du meinst, er hat die Gewitter abgewartet, N?tha?" -

„Wenn er etwas zu spät in die Berge gekommen ist - ja, sicherlich." -

„Aber die Gewitter sind schon längst abgezogen..." -

„Du sorgst Dich um Deinen Kameraden..., warte, ich ziehe mich schnell aus und suche ihn." -

„N?tha, nein. Das ist nicht notwendig. Du hast ja Recht, noch ist es nicht so spät - und dann können wir ihn auch selber suchen." -

Ich horche, wie auf Stichwort kommen die Schritte von zwei Dracciern vom Eingang her auf das Zelt zu.

„Nicht mehr notwendig. Zwei Draccier, einer davon - hmm, nass, klatschnass würde ich sagen. Die Dramaturgie ist mal wieder perfekt..." -

Aditi blickt mich an.

„N?tha?" -

Ich deute zum Eingang, wo jetzt Ravi mit dem graublauen Nala erscheint. - Der arme Nala trieft vor Nässe, als wäre er gerade aus einem See gezogen worden. Sein Blick sucht und findet mich, worauf er schnell zu mir kommt und sich vor mir niederkniet.

„Verzeih Isha Rajesh, die Gewitter waren schneller als ich und ich musste Deckung suchen. Danach begann es so kräftig zu regnen, dass an fliegen nicht zu denken war, es hätte mich wieder auf den Boden gedrückt. Erst jetzt war es möglich wieder zu fliegen..." -

„So, wie Du aussiehst, war es wohl eher schwimmen." -

Er grinst kurz.

„Herr, Ishwari Rajeshri hat Recht. Es sind Krieger von jenseits des Ganga, die durch das Land auf dieser Seite ziehen. Sie zerstören dabei die Siedlungen, auf die sie treffen und töten offenbar alle Bewohner. Ich verstehe den Sinn einfach nicht. Es sind friedliche Siedler, die ihnen sicher keinen Widerstand leisten und denen es wohl auch gleichgültig ist, wer irgendwo Anspruch darauf erhebt, sie zu regieren. - Ich habe mehrere zerstörte, verbrannte Siedlungen gefunden, voll mit den Leichen der Siedler. - Herr, Isha Rajesh - wir müssen etwas unternehmen. Ich bin Krieger, ich habe viele tote Krieger gesehen, aber dies ist grausam. Männer, Frauen, Kinder, Alte... einfach niedergemetzelt. Hätte ich eine Chance gesehen, alleine gegen die sechzig oder siebzig Mordbrenner zu bestehen, ich hätte Deinen Befehl verweigert und sie bestraft." -

Er kniet da, schwer atmend und mit hängendem Kopf.

„Ich verstehe. - Wo sind sie jetzt?" -

„Kurz vor einem großen Dorf am Koshi, etwa halb die Ebene zum Ganga herab. Ihre Späher waren noch unterwegs, als ich zum Rückflug aufgebrochen bin. Sie haben heute nichts mehr unternommen, auch dort wird es stark geregnet haben, also haben sie sich in ihre Zelte verkrochen. Und morgen wird es wohl spät werden, ehe die Wege wieder trocken genug sind und sie angreifen. Vor dem höchsten Sonnenstand rechne ich nicht mit dem Angriff." -

„Ich verstehe. Das gibt uns Zeit. Auch wenn es jetzt schwerfällt, lasst uns dieses Fest begehen und morgen an die Menschenkrieger denken. Noch ein Dorf werden sie jedenfalls nicht so einfach vernichten." -

„Herr, erlaube mir, morgen dabei zu sein. - Auch wenn es Menschen sind, die sich gegenseitig abschlachten - aber..." -

„Sie werden ihre Strafe erhalten. - Nun aber erstmal raus aus den nassen Klamotten und ein warmes Bad. Ich brauche gesunde Krieger. - Jaya..." -

Sie steht schon neben Nala.

„Alles ist schon vorbereitet. Ich hoffe, Du bleibst, Herr?"

Sie winkt Hari, die schnell mit Nala verschwindet. -

„Ja, vielleicht lenkt es mich ein wenig ab. - Wo ist eigentlich Atum?" -

„Verzeih, Herr. Ich habe mehrfach versucht, ihn zu überreden, aber er sagte, dass ihm unsere Bräuche zu rau währen..." -

„Sind sie so rau?" -

Aditi springt für Jaya ein.

„Wir sind Krieger, N?tha. Nur Jaya und Shankar gehören nicht unserem Stand an, haben aber auch die Ausbildung als Krieger erhalten. Das ist dann schon etwas rauer, als unter den Händlern oder Handwerkern." -

„Ich verstehe, es wird also Raufereien geben." -

Aditi und Jaya sehen mich empört an.

„Herr, wir raufen uns nicht, wir zeigen unsere Kampfkünste und messen uns." Jaya klingt fast schon beleidigt. Aditi ergänzt.

„Und die Neuen müssen normalerweise gegen einige der älteren ihre Künste beweisen - dabei müssen sie nicht unbedingt siegen." Sie beginnt zu grinsen.

„Und meistens endet es in einer großen Rauferei." -

Auch Jaya grinst jetzt.

„Aber es bleibt dabei alles freundschaftlich und alle haben ihren Spaß dabei." -

„Ich verstehe, freundliche blutige Schrammen und blaue Flecke..." -

„Wir bekommen keine blauen Flecke, die gibt es nur bei Menschen - oder Dracciern mit Hautpartien." -

„Wir bekommen sicherlich auch blaue Flecken, nur sieht man sie unter den Schuppen nicht."

Vertrete ich mit einem Augenzwinkern meine Meinung. -

„Was ja auch ganz praktisch ist." -

„Wie geht es jetzt weiter? Es fehlen ja schon wieder einige..." -

„Ja, Dilip und Vasu holen das gebratene Fleisch, um das sie sich gekümmert haben. Für euch haben wir drei Sambar gefangen, von denen Sunil und Ravi gerade einen töten und für euch vorbereiten, damit das Fleisch so frisch wie möglich ist." -

„Übertreibt ihr es nicht?" -

Jaya sieht mich fragend an.

„Drachen essen doch kein gekochtes oder gebratenes Fleisch..." -

„Das ist richtig. Ich meinte ja auch den Aufwand, die Hirsche lebend zu fangen und zu halten, nur damit wir fast noch lebendes Fleisch bekommen... - Ich bin euch sehr dankbar, aber das wäre nicht notwendig gewesen. Ihr wisst, dass wir auch gelagertes Fleisch essen, wenn es richtig aufbewahrt wurde." -

„Das ist nichts besonderes, wir fangen öfter Beute lebend, besonders weiter im Süden hält sich Fleisch nicht lange. Und wir haben uns für Rindfleisch entschieden, dass wir mit Deinem Geld bezahlt haben." -

„Ah so, ein Kompensationsgeschäft..." -

„Ein was?" -

„Ihr versucht einen Ausgleich zu schaffen. - Aber ich habe nichts dagegen, wir müssen ohnehin Nahrung von den Siedlern erwerben. Also zuerst etwas essen - dürfte ich dann ein wenig vom Braten probieren?"

Die beiden sehen mich fragend an.

„Es bringt uns ja nicht um, wir mögen es nur nicht. Ich will nur mal sehen, wie gebratenes Fleisch für einen Drachen schmeckt - so im Vergleich zum Menschen." -

„Ah, natürlich bekommst Du auch gebratenes Fleisch. - Oh, ich glaube, ich werde gebraucht." -

Jaya nickt kurz und ist schon auf dem Weg zum Eingang, wo gerade zwei Draccier - Dilip und Vasu - beginnen, einen Grill aufzubauen, zuerst bringen sie eine Schale, in der sich noch glühende Holzkohle befindet. Jaya lässt Kama und Durga die Schale zurechtrücken, während Dilip und Vasu kurz verschwinden, um den Grill mit dem Fleisch zu holen. Den haben sie auf eine kleine Karre gelegt, denn der Grill ist übervoll von Fleisch, offenbar für den Transport alles zusammen auf ein Grillrost gehäuft. - Die Kohlenschale dient hier nur noch zum Warmhalten.

Parallel dazu bringen Ravi und Sunil einige große Schalen mit dem bereits ausgelösten Fleisch des Sambars, die sie nahe dem Grill auf einen Tisch stellen.

Ravi kommt auf mich zu und verneigt sich, offensichtlich regnet es immer noch stark, er hat wie Sunil ein Regencape aus dichtgewebten, offensichtlich geöltem Stoff übergezogen, das klatschnass ist.

„N?tha, wir haben eben die Schwingen eines Drachen gehört, der näher kommt, erwartest Du Besuch?" -

„Nein." ich sehe Tyria an.

„Du vielleicht?" -

Sie schüttelt den Kopf.

„Nein. Ich habe auch keinen Hinweis bekommen." -

Ich blicke Tascha an, aber sie schüttelt den Kopf.

Meine Sinne sind aktiv und jetzt höre ich vom Eingang her tatsächlich schnelle Schwingenschläge, die eindeutig von einem Drachen stammen. Die Geräusche einer Landung, dann Ruhe, leichte Schritte, vierbeinig. Auch Tyria horcht, sie nickt langsam und wir stehen auf, um zum Eingang zu gehen.

„Hallo? Ist jemand da? Lord Eldingar?"

Eine weibliche Stimme, recht hoch in der Stimmlage, aber angenehm und weich. Tyria überlegt, versucht die Stimme zu erkennen, ich sehe fast ihre Gedanken rasen.

„Lord Eldingar? - Verzeiht, wenn ich einfach eintrete, aber der Regen..." -

Ich höre vorsichtige Schritte, die langsam vom Eingang ein Stück in die Höhle kommen und mache mich auf den Weg zum Zeltausgang.

Wieder die Stimme.

„Hmmm, ein Zelt?" der Tonfall wird ernster.

„Lord Eldingar? Seid ihr hier? - Wer ist dort im Zelt, zeigt euch!"

Das klang jetzt bestimmend, befehlsgewohnt.

Tyria, die mir folgt, hat die Stimme jetzt erkannt.

„Das muss Lady N?shì Huoyàn Xing sein, nur ihre Stimme klingt ungewohnt..." -

„Dann sehe ich mir Deine Nachbarin doch mal an." -

Mit einem belustigtem Tonfall bremst Tyria mich.

„Nicht zu genau, mehr Konkurrenz toleriere ich nicht, mein Sternenhimmel..." -

„Nur weil sie auch eine Große ist, meine Wolke?" -

Ihr Fauchen ist eindeutig gespielt.

Schnell husche ich aus dem Zelt und um Ecke. Auf halben Weg zum Eingang steht eine weiße, sehr schlanke und langgestreckte Drachin. Ihre Schwingen hat sie so eng an den Rücken gelegt, dass es fast aussieht, als hätte sie keine. Feine, weiche Stacheln bedecken ihren Kopf und laufen die Wirbelsäule entlang, sie wirken fast wie Haare, sind aber dicker. Ihre Hörner drehen sich zweimal, ehe die Spitzen neben ihren Kiefern wieder nach vorne zeigen und ihren schlanken Kopf etwas wuchtiger wirken lassen, als er ist. Ihr Ausdruck ist durch den Bogen ihrer Brauen deutlich freundlicher, als unserer - und fast scheint mir, die mandelförmigen Augen der Asiatin bei ihr erkennen zu können, wenn auch mit leuchtend blauen Augen. Bei jeder Bewegung bemerke ich wie Kristalle glitzernde Schuppen auf ihrem Körper.

Sie ist zwar vom Typ eindeutig uns westlichen Drachen sehr ähnlich, aber ich kann durchaus verstehen, wie die schlangenartigen, vierbeinigen und Schwingenlosen östlichen, bzw. die chinesischen Drachen in der Welt drüben in ihr ein Vorbild finden.

N?shì Huoyàn Xing sieht mich forschend an, ihr Ausdruck ist aber bereits wieder freundlicher, wenn auch weiterhin der Anspruch auf Unterwerfung mit enthalten ist.

„Also doch jemand da. Darf ich erfahren, mit wem ich es zu tun habe?" -

Noch ehe ich etwas sagen kann, kommt Tyria um die Zeltecke.

„NüShi, was treibt Dich hierher? - Darf ich Dir den Herrn dieser Wohnstätte und des Reviers vorstellen?" -

Sofort ändert sich der Ausdruck meiner Besucherin.

„Tyria, Freundin! Was sehe ich, Du trägst Kleidung? Wer hat erreicht, was mir nie gelang?" -

„Mein Lebenspartner - den Du ein wenig ignorierst, wie ich Dich leider erinnern muss." -

N?shì Huoyàn Xing zuckt erschreckt zusammen.

„Bei Erce, verzeiht mir, Ihr seid also Lord Eldingar. Ich dringe ohne Eure Zustimmung in Eure Höhle ein und versäume vor Überraschung Tyria hier zu sehen, Euch zu begrüßen und mich vorzustellen. Seid versichert, dass ich keinen Angriff auf Euch im Sinn habe. Es ist auch keinesfalls meine Art so einfach einzudringen - doch der Regen..."

Sie legt ihren Kopf vor mir auf den Boden, die Augen geschlossen. Die Geste der Bitte um Verzeihung, die ultimative Verstärkung der Worte. -

„Macht Euch keine Sorgen Lady N?shì Huoyàn Xing. Ich zürne Euch nicht. Bitte erhebt Euch."

Sie öffnet die Augen und blickt mich interessiert an, lässt ihren Kopf aber liegen.

„Ich danke Euch, Lordpaladin. Interessant, auch ihr tragt Kleidung... darf ich nach dem Grund fragen?"

„Meine Krieger haben eine kleine Feier, mit der sie die Gründung meiner Garde festlich begehen wollen. Und Tyria wünschte zu erfahren, wie es ist, Kleidung zu tragen. Mir selber macht es nichts aus, ich bin es aus meinem anderen Leben noch gewohnt." -

Ihr Kopf ruckt ein Stück hoch.

„Oh, eine Feier! Wie interessant!"

Sie stockt und sieht verlegen zu Boden.

„Verzeiht mir meine Aufregung. Ich sollte doch zuerst erklären, warum ich eigentlich hier bin. -

Ich habe Lord Kyrin besucht, einen guten Freund, der momentan im Süden seines Revieres ist. Mein Heimweg führt mich also ganz in die Nähe Eurer Wohnstätte - daher hatte Lord Kyrin mir empfohlen, Euch doch zu besuchen. Ich muss gestehen, dass ich Euch eigentlich nicht so überfallen wollte, aber die Gewitter und dieser starke Regen behindert meinen Flug doch mehr, als mir lieb ist. Eigentlich hätte ich jetzt bereits Tyrias Revier überquert haben sollen. Ihr müsst wissen, ich fliege ganz leidlich, wenn auch nicht sehr schnell, aber ausdauernd. Nur ist die Höhe nicht mein Reich, eine Überquerung des langen Bogens, gerade hier im Bereich der höchsten Gipfel, traue ich mir nachts und im starken Regen nicht zu - und ich möchte ungern auf einem Felsenkamm im Freien übernachten. Da erinnerte ich mich an die Empfehlung Kyrins und suchte Eure Wohnstätte auf, um Euch um Unterkunft für die Nacht zu bitten. Ich sandte Euch meinen Ruf, erhielt aber keine Antwort und da mir bekannt ist, dass diese Wohnstätte eine große Vorhöhle hat, wagte ich es einfach einzudringen. Ich hoffe, ihr könnt mir dieses Verzeihen." -

Sie wirkt wie aufgedreht. Ich wechsele einen kurzen Blick mit Tyria, die lächelnd ein Schulterzucken andeutet, offensichtlich ist ihr das Verhalten von N?shì Huoyàn Xing nicht ganz unbekannt.

Ich nicke zustimmend.

„Seid unbesorgt Lady N?shì Huoyàn Xing. Zwar gilt auch für mich die Privatsphäre der Wohnstätte, wie in unserem Volk üblich, aber meine Krieger berichteten mir bereits davon, dass ein Drache sich näherte. Ihr wart nur ein wenig schneller als gedacht und bei diesem Wetter begrüßt es sich ohnehin besser hier in der Höhle. Seid also begrüßt in meinem Revier und meiner Wohnstätte." -

Ihre Miene hatte sich kurz aufgehellt, aber mit meiner Begrüßung blickt sie gleich wieder verlegen zu Boden.

„Große Erce ja - die Begrüßung. Verzeiht mir Lord Eldingar, ich verletze ja jede Regel unserer Sitten. - Ich grüße Euch mein Lord und versichere Euch, dass ich in Frieden komme. Darf ich Euch um einen Unterschlupf, eine trockene Höhle für die Nacht bitten, da mir bei dem Wetter ein Weiterflug über die Berge leider unmöglich ist." -

Sie neigt ihren Kopf - ich erwidere diese angedeutete Verneigung.

„Ich grüße Euch ebenfalls Lady N?shì Huoyàn Xing und erkenne Eure friedlichen Absichten. Ich würde mich freuen, wenn ich Euch ein Nachtlager in meiner Wohnstätte anbieten darf." -

Ihre Augen blitzen auf.

„Hier in Eurer Wohnstätte - gerne mein Lord. Zugegeben würde ich ungerne noch einmal in den Regen hinaus." -

„Das ist nicht notwendig. Ihr seid willkommen, zumal Tyria gut mit Euch bekannt zu sein scheint." -

Tyria nickt.

„Ja, wir sind seit einigen hundert Sommern befreundet und treffen uns öfter." -

„Ich freue mich immer, mit Tyria Erfahrungen austauschen zu können. - Du musst mir unbedingt erzählen, was Dich veranlasst hat, Dich endlich auch einmal als Anthro zu zeigen - noch dazu in Kleidung. Und so reich geschmückt, alles so ganz anders als sonst bei Dir oder bei mir zu Hause." -

Tyria lächelt.

„Der Grund ist schnell erklärt: er steht hier neben mir. Die menschliche Seite in Eldingars Seele hat einen faszinierenden Einfluss auf uns." -

„Ah! Stimmt ja! - Der Menschendrache - oh verzeiht meine Worte, es soll Euch nicht beleidigen, aber es ist einfach kürzer, als 'Der Drache, der ein Mensch war' oder so etwas. Ich weiß - und erkenne es auch an Eurem Geruch - dass Ihr ein Drache seid, keine Frage. - Oh ist das spannend... Ihr müsst mir unbedingt alles erzählen, Lord Eldingar." -

„Verzeiht Lady N?shì Huoyàn Xing, ich habe meinen Kriegern versprochen, bei Ihrer Feier dabei zu sein. Sie begründen heute ihre Gemeinschaft als meine Garde. Ich werde heute also nur wenig Zeit finden." -

Wieder blitzen ihre Augen freudig auf.

„Erce, wie interessant! Eine neue Kriegergemeinschaft wird begründet. Ob sie wohl erlauben würden, dass ich es miterleben darf?"

Ich sehe sie verwundert an. Eine Große, die sich um die Meinung der Draccier kümmert? Auch wenn ich betont habe, dass es meine Krieger sind, wäre es einem Großen sonst ziemlich gleichgültig, sie würden mich um Erlaubnis bitten, die Meinung der Draccier dazu ist unwichtig. Ich blicke mich um, Jaya und Padmini sind ebenfalls herausgekommen, im Zelt sind nur leise Stimmen zu hören.

„Da solltet Ihr meine Waffenmeisterin Jaya fragen..." -

Sie schaut zu Jaya und Padmini.

„Waffenmeisterin Jaya... wie interessant. - Waffenmeisterin Jaya, würdest Du mir erlauben, bei dem Fest anwesend zu sein? Ich finde es wirklich sehr spannend, so ein Fest zu erleben." -

Kein fragender Blick von N?shì Huoyàn Xing, kein Zögern... ich sehe Tyria an, die nur lächelnd nickt. Dann fange ich den verwundert fragenden Blick von Jaya auf, sie will von mir wissen, ob ich einverstanden bin. Ich nicke leicht und Jaya holt erst einmal Luft.

„Lady Nüschi... verzeiht..." -

N?shì Huoyàn Xing kichert.

„Ich habe Lord Eldingar schon bewundert, wie gut er meinen Namen aussprechen konnte. Verknotet nicht eure Zunge dabei, mir ist bewusst, dass die Sprachen der Völker meines Reiches eine komplizierte Melodie entwickelt haben, die schon hier, besonders aber dort im fernen Westen nur mit Übung erlernt werden kann. - Nennt mich einfach NüShi, das ist nahe genug dran und reicht mir als Name." -

Jaya verneigt sich leicht.

„Lady NüShi, wie ich sehe, ist Isha Rajesh, mein Herr einverstanden. Wir würden uns freuen, mit Eurer Anwesenheit geehrt zu werden." -

Sofort transformiert N?shì Huoyàn Xing und gleich darauf steht eine großgewachsene, aber doch zierliche, weiße Anthro-Drachin vor uns. So ist ihr Körperbau uns schon ähnlicher, als in ihrer Feral-Form.

NüShi klatscht freudig in die Hände.

„Fein. Ich freue mich, dabei sein zu dürfen."

Ich blicke Tyria fragend an, sie flüstert mir beruhigend zu.

„So kenne ich sie, es ist einfach ihre Art und wirklich ernst gemeint." -

NüShi wendet sich mir wieder zu.

„So spricht es sich doch viel besser. - Verzeiht, habt Ihr vielleicht noch ein wenig Kleidung für mich? Ich möchte mich doch ein wenig anpassen..." -

„Sicherlich. Wollt ihr schnell noch ein warmes Bad nehmen, um Euch nach dem Regen ein wenig aufzuwärmen?" -

Sie schüttelt lächelnd den Kopf. - Am Rand meines Sichtfeldes bemerke ich, wie Tyria etwas zu Padmini flüstert, die daraufhin schnell verschwindet. -

„Kälte ist nicht das Problem, eher die Wärme, wodurch es hier regnet."

Ich muss wohl ein großes Fragezeichen in den Augen haben, denn NüShi kichert wieder.

„Verzeiht, ich bin eine Eisdrachin, ich friere nicht so schnell. Wobei ich es schon auch gerne warm mag, immerhin bin ich ja auch eine Drachin.

Die Schwierigkeiten bei diesem Wetter liegen für mich darin, dass ich zum Fliegen meine Kräfte mit einsetzen muss und das bedeutet, dass ich ständig durch starken Hagel fliegen musste, weil der Regen sofort gefriert und das ist sogar für einen Eisdrachen unangenehm, mir ist Schnee sehr viel lieber. Zudem bildete sich langsam Eis auf meinen Schwingen, was das Fliegen noch schwieriger macht. Leider ist mir bislang noch nicht gelungen, meine Kraft so aufzuteilen, dass ich meinen Flug unterstütze ohne alles um mich herum einzufrieren - natürlich starte und lande ich, ohne durch meine Kräfte alles erfrieren zu lassen, aber Ihr habt vielleicht gehört, wie anstrengend es für mich ist ohne Hilfe der Kraft zu fliegen." -

„Ich verstehe. Insbesondere das Problem dabei... wenn es bereits schneit, kann der Schnee nicht mehr zu Hagel gefrieren und Schnee ist ja deutlich weicher." -

NüShi klatscht in die Hände.

„Aaah! Endlich einmal ein Wärmedrachen der mich wirklich versteht. Den meisten muss ich den Unterschied erst mit etwas Schnee und Hagel am eigenen Leib vorführen. - Oh, verzeiht mir den Begriff 'Wärmedrachen', wir nennen alle, die nicht unserer Art angehören vereinfachend so. Es ist nicht böse gemeint, aber erspart uns einiges Herumreden." -

„Zumindest wenn man auf die Unterschiede zu sprechen kommt." -

„Richtig, aber bitte denkt nicht, dass wir Eisdrachen besonders darauf achten, wir sehen uns als ganz normale Drachen, die eben nur eine kalte Umgebung mögen. Letztlich sind unsere Körper ja auch fast ebenso warm, wie bei den meisten anderen, nur können wir gefahrlos unsere Temperatur stark absenken, wenn es notwendig erscheint - aber wir sind auch lieber warmblütig. - Wo wir davon sprechen... Ihr seid - verzeiht - merkwürdig, mein Lord. Ich kann Euch nur teilweise wahrnehmen - wir, oder zumindest ich orientiere mich neben dem Geruch und dem Sehen mit Licht sehr stark mit der Wahrnehmung der Wärme meiner Umgebung. Für mich ist die Wärmestruktur des Körpers ein wichtiger Bestandteil um jemanden zu erkennen. Aber Ihr, Lord Eldingar, verschmelzt praktisch mit dem Hintergrund, als wäre Euer Körper nicht wärmer als die Umgebung in der Höhle hier... nur wenn ihr Euch bewegt, bemerke ich winzige Wärmespuren, die aber schnell wieder vergehen. Verzeiht, aber ich fühle mich fast blind, wenn ich Euch ansehe. Habt Ihr einen Tarnschild?" -

Tyria blickt mich an, sie aktiviert offenbar ihre Wärmesinne.

„Stimmt. Eldingar, Du bist ja schon wieder ganz kalt, frierst Du nicht?" -

„Nein, jetzt nicht. Vermutlich weil ich mich langsam an die Umgebung angepasst habe. Vorhin war es durch den Regen einfach zu schnell gegangen und ich war stärker abgekühlt als meine Umgebung, selbst die Wärme von Tascha hat nicht gereicht, mich wieder aufzuwärmen. -

Verzeiht Lady NüShi, ich habe gerade bemerkt, dass mein Körper in Notsituationen umschaltet und ich kaltblütig werde, wenn ich meine Energiereserven angreife. Ich hatte in den letzten Tagen zu wenig gegessen und heute meine Kräfte eingesetzt, was zu diesem Umschalten geführt hat." -

Die Augen von NüShi leuchten geradezu auf.

„Ah, ich verstehe. Ihr könnt auf Kaltblütig umschalten. Wie interessant! Einige Eisdrachen können sich so weit abkühlen lassen, dass sie praktisch kaltblütig werden, aber eben auch nicht wirklich. Ich habe gehört, dass unsere frühen Vorfahren das noch beherrschten und sich sogar einfrieren lassen konnten, falls es notwendig werden sollte. - Aber ihr seid doch viel zu jung und auch ein Blitzdrache, wie Eldflóð mir sehr anschaulich beschrieben hat. Es wäre etwas völlig neues, wenn ein Blitzdrache auch gleichzeitig ein Eisdrache ist, so etwas wie ein Blitzeisdrache." -

Alle sehen mich verwundert an, weil ich ein Kichern nicht verhindern kann. Ich brauche einen Moment, um antworten zu können.

„Verzeiht, aber der Blitzeisdrache ist ein Wortspiel, dass wohl nur die Menschen der Welt drüben verstehen." -

„Ich hoffe, ich habe Euch nicht damit beleidigt, Lord Eldingar." -

„Nein. Die Menschen drüben haben den Begriff 'Blitzeis', wenn auf tagelang gefrorenen Boden dann Regen fällt und dabei sofort zu Eis gefriert." -

NüShi nickt.

„Ja, das kenne ich. Weil das Eis feucht ist, ist es auch sehr glatt. Ich bin dann immer froh über meine Krallen. - Aber..." -

„Nun ja, mir drängte sich einfach der Zusammenhang zum 'Blitzeisdrachen' auf."

Alle sehen mich mit schiefgelegten Kopf an.

„Verzeiht. Ich denke also doch immer noch menschlich - zumindest manchmal." -

NüShi hebt verlegen die Hände vor den Mund.

„Stimmt ja - verzeiht Lord Eldingar. Ich habe da nicht mehr dran gedacht - ja für einen Menschen mag der unbeabsichtigte Zusammenhang tatsächlich merkwürdig und erheiternd klingen." -

„So ist es. Zurück zu Eurer Überlegung: Erce hat bei meiner Wandlung den ursprünglichen Bauplan verwendet, mit dem die ältesten Drachen von ihr erschaffen wurden. Das Blut Fjörgyns hat mir ein wenig der modernen Drachen mitgegeben, aber ich bin zum größten Teil einer dieser allerersten Drachen - körperlich zumindest. - Vom Menschen ist nichts übrig, nur die Seele und Erinnerungen." -

„Ihr meint, die Ältesten waren Kaltblütig?" -

„Nein. Sie waren Warmblütig, wie auch schon ihre wilden Vorfahren. Aber ein Rest früherer Vorfahren war noch in ihnen versteckt und half ihnen in Notsituationen. Denn kaltblütig können sie lange Hungerperioden überstehen. Allerdings haben sie es vermutlich nie benötigt und so haben die Drachen diese Eigenschaft verloren. Dafür wurden ihre Kräfte stärker und vielfältiger." -

„Eine interessante Theorie. Darf ich fragen, woher Ihr diese Gedanken habt?" -

Tyria legt ihre Hand auf meinen Arm und antwortet für mich.

„Er hat auch ein wenig Wissen über die Ältesten vermittelt bekommen bei seiner Wandlung."

Ihr Blick zu mir sagt eindeutig, dass NüShi nicht alles wissen muss und das entspricht ja auch meiner Meinung.

„Er hat mir bereits einiges von seinem Wissen vermittelt."

Ihr breites Grinsen und das angedeutete Augenzwinkern sagt mir deutlich, was sie damit meint...

Padmini steht unvermittelt wieder hinter uns, sie atmet deutlich schneller, muss also schnell unterwegs gewesen sein. Als Drache kann ich sehr gut abschätzen, welche Strecke sie zurückgelegt hat - es reicht leicht aus, um in meiner Wohnung gewesen zu sein. Und der weiße, silberbestickte Sari, den sie bringt, wird kaum aus Tyrias Vorräten kommen...

Ich muss nicht fragen, Padmini hat an meinem Blick erkannt, was ich wissen will.

„Verzeih Herr - ja der ist aus Deinem Lager..." -

Sofort greift Tyria ein.

„Ich habe Padmini beauftragt, diesen Sari zu holen, der entsprechend unserer gut zu NüShi passen wird. Padmini ist nicht verantwortlich dafür." -

Ich nicke langsam. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht auch erlaubt hätte, aber ich fühle mich gerade einfach übergangen. Ja, ich habe Tyria einbezogen, sie kann in meinem Revier notwendige Entscheidungen treffen, ohne mich vorher fragen zu müssen, wenn sie mich nachträglich informiert. Aber das hier ist jetzt meine Wohnstätte, alles was hier drin ist, gehört mir. Die Vorräte, aus denen sich die Draccier bedienen, habe ich für sie frei gegeben - aber die Vorräte da in meiner Wohnung, die betrachte ich als mein persönliches Eigentum. Und da will ich zumindest gefragt werden, wenn sich jemand daraus bedient, auch wenn es nur leihweise ist.

Und jetzt hat Tyria eine Entscheidung getroffen, über mein persönliches Eigentum verfügt - ohne mich wenigstens direkt im Anschluss darüber zu informieren, also als Padmini losgesprintet ist. Sie hat mich vor vollendete Tatsachen gestellt und das enttäuscht mich. Wenn das schon jetzt mit meinen privaten Dingen passiert, was kommt dann später in meinem Revier noch auf mich zu? - Ich will mich aber nicht schon wieder mit ihr streiten, zumal ich nicht einmal zornig bin. Nur enttäuscht.

Padmini ist inzwischen zu NüShi gegangen und reicht ihr den Sari. NüShi allerdings beachtet den Sari gar nicht, sondern betrachtet Padmini eingehend.

„Oh, was haben wir denn hier für eine süße Kleine. Du bist eine Dracci, oder? Mir scheint, Lord Eldingar hat sich mit ausgesprochen hübschen Weibchen umgeben..."

NüShi hebt ihre rechte Hand um das Horn von Padmini zu berühren - die sofort zusammenzuckt und verlegen zu Boden schaut. Ich sehe ihr an, dass sie am liebsten weglaufen möchte, weil NüShi sich so offensichtlich für ihre Hörner interessiert, aber mehr als ein verstohlenes Wegdrehen des Kopfes wagt sie nicht, denn sie steht vor einer Drachin und weiß meine Blicke in ihrem Rücken. Nebenbei bemerke ich jetzt, dass sie die goldbestickten Seidenbänder heimlich von ihren Hörnern wieder entfernt hat - den anderen Schmuck trägt sie aber noch, sogar die Goldspitzen. Vielleicht waren die Bänder wirklich etwas übertrieben.

NüShi bemerkt die mühsam unterdrückte Fluchtreaktion natürlich sofort.

„Ach je Kind, Du musst mich nicht fürchten. Ich umgebe mich zwar nur mit Drakarin, aber ich akzeptiere auch die Draccier, sie sind mutig und intelligent, dabei nicht so verwirrend wie die Menschen. Aber so gutaussehende Weibchen wie hier habe ich selten gesehen. Na, keine Angst, Dein Herr schaut so grimmig, da liege ich sicher schon zuckend am Boden, ehe Du auch nur einen Eiskristall in den Haaren hast." -

NüShi zwinkert Padmini lächelnd zu, die sich kurz zu mir umdreht.

„Verzeiht Ishwari, mein Lord scheint mir eher betrübt zu sein. Und es ist nicht Furcht vor Euch, die mich quält." -

„Ach Kind - eine Kriegerin und doch so scheu?"

wieder will NüShi das Horn berühren und wieder kann Padmini ein Ausweichen nicht ganz unterdrücken. Sie legt einen Finger unter das Kinn von Padmini, die sie darauf offen ansieht.

„Ich verstehe - nicht scheu, es geht um Deine Hörner. Ist es Dir unangenehm dort berührt zu werden oder sind sie Dir zu klein oder zu groß?" -

„Die Form, Ishwari. Verzeiht, ich sehe, dass Ihr unter einer ähnlichen Form leidet - aber so etwas krummes sind doch keine Hörner für eine Dracci..." -

Lächelnd legt NüShi ihre Hände auf die Schultern Padminis.

„Ach Kind. Nur weil gedrehte Hörner sehr selten in den Stämmen sind? Machen die meisten Draccier nicht irgendetwas, damit ihre Hörner sich ein wenig von denen der anderen unterscheiden?"

Padmini nickt verwirrt.

„...und Du hast von Erce Hörner erhalten, die sich auch so bereits deutlich von denen der anderen abheben. Zudem sind gedrehte Hörner für eine Kriegerin doch viel praktischer als diese unhandlichen Stangen. Und nein, ich leide nicht unter meinen Hörnern, ich mag sie und trage sie mit Stolz - und das solltest Du auch, denn sie zeichnen Dich aus unter den Dracciern." -

„So etwas ähnliches hat mein Herr auch schon zu mir gesagt - auch dass er seine eigenen Hörner langweilig findet..." -

Selbst ich muss grinsen. NüShi zwinkert mir zu.

„Na siehst Du Kind, sogar ein Drache ist neidisch auf Deine Hörner. Nimm sie an, wie sie sind. Übrigens kann ich mir nicht vorstellen, dass auch nur ein Draccier etwas gegen Deine Hörner gesagt hat. Du weißt selber, dass so etwas nicht ihre Art ist." -

„Ich glaube zwar nicht, dass mein Herr neidisch auf meine Hörner ist, aber es fühlt sich gut an, daran zu denken, dass es sein könnte." -

„Na also."

NüShi streicht leicht über das Horn, was Padmini jetzt sogar fast zu genießen scheint.

„Lass uns widdergehörnte zusammenhalten. Hilfst Du mir beim anziehen dieser Kleidung - ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll, dass ist ja nur ein langes Stoffband..." -

Padmini hilft ihr beim Anlegen des Sari, auch NüShi entscheidet sich für die Variante bei der das Ende von hinten über die rechte Schulter getragen wird und viel von ihrem Bauch freilässt - und ihre linke Brustdrüse, denn die auch mitgebrachte ebenfalls weiße hauchdünne Banderole verbirgt nichts.

Nachdem sie fertig sind mit dem Anlegen, lässt NüShi ihre Hüften kreisen.

„Sehr angenehm, diese Kleidung - wo es hier ja so schrecklich warm ist. Wie gefalle ich Euch Lord Eldingar?" -

Ich deute nur eine Verneigung an. Im Moment ist mir nicht nach reden. Aber NüShi reicht das schon.

„Nicht wahr? Ich mag ja die Kleidung der Menschen in meinem Revier sehr gerne, aber sie ist meist so streng und hoch geschlossen. Hier ist es sehr viel luftiger, leichter - der Wärme angemessen. Kaum zu spüren, dass man Kleidung trägt und ein Männchen hat auch noch etwas zum schauen..." -

Kichernd dreht sie sich um sich selbst. Tyria nimmt sie dann an der Hand und zieht die etwas widerstrebende NüShi sanft zum Eingang.

„Lass uns hineingehen. Die Wache meines Partners wartet nur auf uns um weiter zu machen." -

NüShi nickt und folgt Tyria, dreht sich dabei noch zu mir um.

„Wir müssen unbedingt noch miteinander sprechen, ich bin so begierig darauf, mehr über Euch zu erfahren - natürlich sollt Ihr auch alles von mir wissen." -

Ich bemühe mich, nicht zu brummig zu klingen, denn ich möchte schon gerne ein wenig mit ihr plaudern, sie ist so erfrischend anders für einen Drachen.

„Gerne, Lady NüShi. Lasst uns sehen, wie lang der Abend heute wird, sonst vielleicht morgen, wenn es Eure Zeit erlaubt." -

„Fein! Zeit habe ich mehr als genug, es wartet nichts wichtiges auf mich. Ich freue mich darauf, mein Lord." -

Wir nicken uns zu und sie folgt Tyria ins Zelt.

Padmini hat mich in der ganzen Zeit beobachtet und es hat ihr wohl nicht recht gefallen, was sie gesehen hat. Ich will mich auf den Weg machen und hinter Tyria und NüShi her trotten, als Padmini schnell an mir vorbeihuscht und mich aufhält, in dem sie ihre Hände auf meine Schultern legt. Sie blickt mir in die Augen.

„Eldingar, Herr, Isha Rajesh - mein Lordpaladin. Bitte... brülle, beiß mich, kratze mir die Schuppen auf, wirf mich aus Deinem Haus und jage mich zum Clan zurück - aber sieh mich nicht so voller Enttäuschung an." -

„Dich meine ich ja nicht mal." -

„Eldingar, bitte. Ich wollte Dich ja fragen, aber die Herrin Tyria hat mich sofort losgeschickt - bitte verstehe: sie ist eine Große, was bin ich gegen euch..." -

Ich seufze.

„Ach Padmini. Dir bin ich nicht böse, nicht mal Tyria. Schon gar nicht wegen ein paar Meter Seidenstoff. Ich fühle mich nur übergangen, weil Tyria über mein Eigentum verfügt ohne mich zu informieren. Aber ich will heute nicht nochmal mit ihr streiten. Vielleicht finde ich morgen die richtigen Worte, um ihr meine Enttäuschung deutlich zu machen. - Und Du machst Dir bitte keine Gedanken darüber, ich werfe Dir nichts vor. - Wie bist Du eigentlich in den Raum gekommen?" -

„Ich bin nicht in dem Raum gewesen. Der Sari lag mit einigen anderen in der Schlafkammer, in dem die Herrin Tyria und die Herrin Natascha sich angekleidet und geschmückt haben. Trotzdem hätte ich Dich fragen sollen - aber die Herrin Tyria macht mir immer noch Angst." -

Also hat Tyria nur auf das zurückgegriffen, was schon bereitlag. Dass Tascha mehr als einen Sari zur Auswahl herausnimmt, war eigentlich klar.

„Du fürchtest Tyria mehr als mich?" -

„Dich fürchte ich nicht, Eldingar. Natürlich ist mir klar, dass Du mich ohne jede Anstrengung töten kannst ohne dass ich mich wehren könnte. Aber ich vertraue Dir. - Die Herrin Tyria... wirklich fürchten kann ich nicht sagen, aber ich fühle mich doch ein wenig unwohl in Ihrer Nähe. Sie hat noch immer die bedrohliche Ausstrahlung der Großen auf mich. Auch wenn ich spüre, dass sie mich mag und mich akzeptiert. - Naja, und sie ist Deine Lebenspartnerin und damit auch meine Herrin, der ich zu dienen habe." -

„Du bist mein Schatten, nicht der von Tyria. Aber falsch ist es nicht, was Du sagst, zudem hat Tyria sicher den Anspruch, dass Du ihr gehorchst. Sie kennt es nicht anders, für mich ist es noch ungewohnt, dass mir alle zu Diensten sein wollen. Ich werde darauf achten, dass sie es nicht übertreibt, denn Deine Aufgabe soll ja nicht das Bedienen sein. Komm, lass uns auch wieder reingehen, damit es weitergehen kann." -

„Ich diene Dir aber gerne und ein Drache und der Herr dieses Reiches sollte seine Nahrung und die kleinen Dinge des Lebens nicht selber holen müssen. Schon gar nicht seine Wohnstätte reinigen." -

Padmini sieht mich an, als ob sie überlegt, ob sie mich küssen darf, lässt mich dann aber los. Wir gehen langsam zurück zum Eingang des Zeltes.

„Saubermachen lasse ich mir noch gefallen, aber ein Drache jagt nun mal gerne." -

„Du weißt schon, wie ich das meine. Es ist doch unwürdig für einen Drachen, sich Fleisch oder Wasser aus der Küche selber holen zu müssen." -

„Meine Mutter hat auch keine Drakarin oder Draccier zur Bedienung in ihren Höhlen - auch keine Menschen. Und Tyria ebenfalls nicht bei sich zu Hause. Eldflóð jeweils nur einen Drakarin, der die Wohnstätte bewacht, wenn er nicht dort ist."

Ich seufze.

„Und ich leiste mir hier einen Hausstand mit jetzt schon zwanzig Dracciern als Bedienstete. Das ist doch nicht normal für einen Drachen..." -

„Andere Drachen lassen auch keine Menschen so nahe an ihrer Wohnstätte leben oder diese sogar von ihnen betreten. Du brauchst also Wachen - und ich habe heute morgen mit Ravi und Ajit gesprochen. Gestern Abend, als Jaya sie als eure Bedienung eingeteilt hatte, waren sie noch wenig begeistert darüber - ich hatte ja ohnehin den Auftrag, direkt in Deinen Dienst zu treten, wenn es mir möglich war - was besser gelungen ist, als ich je erwartet hätte... - nun, die beiden waren angenehm überrascht über die ruhige Art, mir der sie fast schon als Gäste bei euch angenommen wurden. Sie jedenfalls werden euch gerne wieder bedienen." -

„Ist es nicht nur die Angst vor dem Zorn eines Drachen?" -

Sie grinst mich an.

„Sonst sicherlich. Bei Dir anfangs natürlich auch, aber das änderst Du schnell, dann ist es nur noch die Überzeugung, dass dem Herrn dieses Reiches etwas Aufmerksamkeit zusteht - und ein wenig Angst vor dem Zorn eines Drachen natürlich." -

„Fürchtet ihr mich?" -

Padmini schüttelt den Kopf.

„Wir sind natürlich vorsichtig. Gestern hast Du ja gezeigt, dass Du durchaus reagierst wie ein Drache. Aber alle haben auch erkannt, dass Du, mit etwas Vorsicht behandelt, ein sehr angenehmer und eher friedlicher Vertreter Deines Volkes bist. Ich war mir heute sicher, dass Du den Roten in den Lebensstrom schicken wirst, ohne ihn auch nur anzuhören - besonders nach dem Streit mit der Herrin Tyria. Aber Du hast ihn angehört und seine Entschuldigung akzeptiert." -

„Mit einer harten Strafe..." -

„In unseren Stämmen wäre ein Draccier dafür verurteilt und hingerichtet worden..." -

„Ich verstehe."

Wir sind wieder im Zelt und ich gehe zu Jaya.

„Jaya, verzeih mir die Unterbrechung eurer Feier." -

„Natürlich. Die Begrüßung eines unerwarteten Gastes von Dir geht vor. Wir hatten ja auch noch nicht richtig angefangen. Ich hoffe nur, dass wir den Erwartungen von Lady N?shì Huo... - verzeiht mir, es ist schwer auszusprechen..." -

NüShi, die neben Tyria bei unseren Plätzen steht, lächelt.

„Mache Dir doch keine unnötige Mühe, ich sagte doch schon, dass ich weiß, dass die Sprache in meinem Revier etwas Übung braucht, um den Namen richtig auszusprechen. Für die anderen Reviere gilt für alle, also auch für euch hier, NüShi - das ist leichter zu merken und reicht mir, in meinem Revier bestehe ich aber schon auf den vollen Namen. - Und ihr werdet mich sicher nicht enttäuschen, ich liebe solche Feiern, essen und trinken, sich unterhalten. Ich hoffe, ihr zeigt noch ein wenig eurer Kampfkunst heute?" -

Jaya atmet sichtlich auf.

„Danke Lady NüShi. Ja, wir werden noch einiges zeigen. Es ist Sitte bei uns, dass Neue in einer Truppe ihre Fertigkeiten vorführen. Da die Garde von Isha Rajesh gerade erst entstanden ist, werden wir also alle zeigen, was wir können." -

NüShi klatscht wieder in die Hände.

„Entzückend! Jeder gegen jeden - oh ich würde am liebsten mitmachen, aber meine Fechtkünste sind leider sehr mangelhaft. - Lord Eldingar, werdet Ihr auch Eure Kampfkunst zeigen?" -

Ich spüre alle Augen auf mich gerichtet, Padmini, die wie üblich direkt hinter mir steht stupst mich aufmunternd an und Jaya, die ich fragend ansehe, nickt leicht. Alle wollen sehen, was ich kann oder sich sogar mit mir messen, habe ich das Gefühl.

„Ist es nicht ungerecht, wenn ich teilnehme? Selbst ohne mich zu rühren, bin ich doch bereits im Vorteil..."

Zugegeben, ein eher schwacher Versuch mich zu drücken. NüShi widerspricht sofort.

„Es sind ja ohnehin Schaukämpfe, da kann doch auch ein Drache verlieren, wenn er getroffen wird. Eine reine Frage der Regeln. Zudem sehe ich, dass Eure Waffenmeisterin von Euch geschützt wurde, das wäre dann sogar mit scharfen Waffen ein Kampf auf gleicher Ebene, wenn Ihr auf Eure Drachenkräfte und Eure Krallen verzichtet." -

Aditi steht auf und neigt ihren Kopf.

„N?tha, ich bitte um die Ehre, gegen Dich Kämpfen zu dürfen." -

Ich verdrehe die Augen und seufze.

„Gut, ein oder zwei Zweikämpfe mache ich mit. Aber nicht sofort, zuerst muss ich noch ein wenig essen, damit Lady NüShi mich endlich auch als Warmblüter sehen kann." -

Eigentlich hätte ich jetzt mehr oder weniger Begeisterung oder Zustimmung erwartet, aber außer Jaya, Shankar und Padmini sehen mich alle Draccier ungläubig an. Auch Aditi, die mich doch gerade gefordert hatte. Sogar NüShi scheint überrascht, nur Tyria und Tascha grinsen sich an, die beiden und Jaya kennen mich schon besser.

Ich muss wohl eine Frage in meinem Blick gehabt haben, denn Jaya erklärt mir leise.

„Natürlich haben sich alle gewünscht, Dich in einem Kampf nach Art der Draccier oder Menschen zu erleben, aber keiner von ihnen hat erwartet, dass Du wirklich mitmachst. Du weißt schon, Drachen lassen sich nicht herab auf unsere Ebene und so." -

„Warum bist Du nicht überrascht?" -

„Ich glaube, Dich bereits ein wenig zu kennen, Herr. Zumindest habe ich Dich jetzt richtig eingeschätzt. Gib es zu, ein guter Kampf reizt Dich auch, oder?" -

„Irgendwie schon. Auch wenn ich lieber friedlich bin, ich hoffe nie töten zu müssen, aber das wird mir wohl nicht gelingen, wie ich befürchte vielleicht schon morgen..." -

Jaya blickt mich ernst an.

„Ach ja, die fremden Menschenkrieger. Denke heute nicht daran, Herr. Heute wollen wir Spaß haben, essen und trinken - auch wenn wir morgen nicht vom Lager hochkommen. Keine Sorge, Wachen sind eingeteilt, sie werden sich zurückhalten und ihren Dienst leisten." -

Ich nicke,

„Gut. Ich werde versuchen, nicht an morgen zu denken, leicht wird es nicht. Habt ihr schon etwas gegessen?" -

„Nein, wir waren uns einig, auf Dich zu warten, Herr." -

Ich sehe mich um.

„Nun - ich bin hier und keiner isst..." -

„Herr..." -

Jaya sieht mich etwas ängstlich an. Padmini zupft an meinem Ärmel.

„Eldingar...

Ich sehe sie an, ihr Blick ist forschend, dann beruhigt.

„Vergiss nicht, dass Du ein Drache bist. Auch Du bist manchmal sprunghaft in Deiner Stimmung." -

Sie hat Recht, ich muss mit meinen Worten ein wenig vorsichtiger sein, auch mit den scherzhaften.

„Verzeih Jaya, nur eine nicht ernstgemeinte Bemerkung. Lasst uns jetzt gemeinsam essen. Habt ihr ein Stück Braten für mich?" -

Sie blickt mich wieder mit großen Pupillen an.

„Gebratenes Fleisch? Aber... Drachen hassen gegartes Fleisch..." -

„Richtig, es scheint so, dass wir es nicht vertragen. Aber es heißt auch, dass Drachen keine pflanzliche Nahrung vertragen, doch sogar Tyria mag das Gebäck, dass ihr für uns einkauft. Alles eine Frage der Menge. - Und vergiss nicht, dass ich lange als Mensch gelebt habe und den Geschmack von gebratenem Fleisch liebte. Ich möchte probieren, wie es mir als Drache jetzt schmeckt." -

„Ich verstehe. Natürlich haben wir ein Stück vom Braten für Dich - soviel Du magst." -

„Ein kleines Stück zum Probieren reicht, Danke."

Ich nicke ihr zu und gehe zu meinem Platz. Die Draccier haben sich inzwischen von der Überraschung erholt und diskutieren untereinander, wer wohl das Glück haben wird, gegen mich kämpfen zu dürfen. Ich bremse das ein wenig.

„Verzeiht, ich kann nicht mit jedem von euch kämpfen, das wird mir dann auch zuviel. Diejenigen, die nicht drankommen, mögen mir bitte nicht zürnen, es beinhaltet auch keine Wertung eures Ranges. Jeder von euch ist mir gleich wertvoll und wichtig. Lasst uns nun essen und endlich mit der Feier beginnen. Weitere Störenfriede werden mit Blitzen verjagt..." -

Padmini nimmt den Scherz auf.

„Auch Deine Familie, Herr?" -

„Die erst recht. Ich bin nicht so weit weg von ihnen, damit sie mir jetzt schon wieder auf die Schuppen rücken..." -

Allgemeine Heiterkeit, wissen doch alle, dass unsere Eltern und Geschwister für uns Drachen sehr wichtig sind, ebenso unsere Kinder, wenn auch die Familienbande darüber hinaus eher locker sind. Aber sie haben meinen Scherz verstanden, was mir auch wichtig ist.

Einige Schritte weiter bin ich bei meinen Partnerinnen und NüShi, die sofort ihren Blick senkt.

„Verzeiht Lord Eldingar. Ich wollte Euch nicht in Verlegenheit bringen und Euch dazu treiben, Euch mit Euren Kriegern zu messen. Verzeiht meiner Begeisterung für einen guten Schaukampf, der mich dazu trieb, Eure Ehre herauszufordern. Ich würde nur gerne noch ein wenig essen, ehe ich Euch verlasse." -

„Warum wollt Ihr uns bereits jetzt wieder verlassen, Lady NüShi? Der Regen hat noch nicht aufgehört und meine Sinne sagen mir, dass es wohl die ganze Nacht regnen wird." -

„Ich habe Euch in eine unmögliche Situation gebracht mit meinen unbedachten Äußerungen, verzeiht einer gelangweilten Drachin, Lordpaladin. Da kann ich unmöglich bleiben." -

„Ich würde mich in eine peinliche Situation bringen, wenn ich Euch wegen dieser Kleinigkeit meines Hauses verweisen und im Regen auf einer Felsklippe übernachten lassen würde. Abgesehen von den berechtigten Vorwürfen, die Tyria mir machen würde. Nein Lady NüShi, Ihr seid weiterhin willkommen und ich biete Euch gerne ein trockenes Nachtlager - wenn Ihr wünscht, auch ein warmes.

Nebenbei habt Ihr zwar einen Anteil an meiner Teilnahme an den Schaukämpfen, aber kein Drache dieser Welt würde mich dazu zwingen können. Und es ist für mich auch keinesfalls eine Situation, derer ich mich schämen würde. Ich erwarte, dass meine Garde für mich kämpft, falls es notwendig werden sollte, da kann ich ihnen auch zeigen, was ich kann und welche Unterstützung sie von mir erwarten können, wenn es an der Zeit dazu ist." -

„Ihr zürnt mir also nicht?" -

Grinsend schüttele ich den Kopf, ihre betrübte Miene hellt sich auf und es kommt wieder etwas mehr Leben in ihren Schwanz, der schon traurig auf dem Boden lag.

„Nein Lady NüShi, ich habe keinen Zorn gegen Euch. Setzt Euch bitte und genießt den Abend." -

Aditi ist schon wieder zurück auf ihren vorherigen Platz, denn Tyria tritt ihren Platz an meiner Seite an NüShi ab. In diesem Fall wohl mehr um NüShi etwas Abstand zu den Dracciern zu geben, weniger als Ehrenplatz gedacht. Ich spüre ihre leichte Unruhe, kann sie aber mit einer zärtlichen Umarmung und einem tiefen Blick in ihre Augen schnell überzeugen, dass ich ihre Umsicht zu schätzen weiß. Ich gehe dann zu meinem Platz neben Tascha, die sich das Ganze ruhig, an einem verdünnten Saft nippend, angesehen hat. NüShi stockt.

„Ja aber... Tyria, Du trittst den Platz zur Linken an eine andere ab? Eine Drakari...?" -

Tyria nickt.

„Ja. Diese Drakari - die von mir anerkannte zweite Lebenspartnerin meines Gebieters - hat sich das Recht an seinem Herzen zu sitzen verdient, ich habe es durch den auf mir lastenden Fluch derzeit verwirkt." -

„Oh Tyria, dieser Fluch, es tut mir so leid... - aber das bedeutet ja..."

NüShi ist schnell an Taschas Seite und schnuppert.

„Tatsächlich! Sagt Lady... Natascha, wenn ich mich richtig erinnere? Lady Natascha, sagt, war Eure letzte Paarung mit unserem Lordpaladin erfolgreich? Euer Geruch zeugt von einem befruchteten Ei, dass sich bereits in Euch einnistet, ist es von Lord Eldingar?" -

Tascha ist sichtlich verwirrt.

„Ja... ja ich heiße Natascha - aber sagt doch bitte nicht Lady zu mir, Lady NüShi. Ich bin doch nur eine schlichte Drakari, die die Aufmerksamkeit unseres Gebieters erregte. Und ja, heute, nachdem ich das Gewitter bekämpfen durfte, hat unser Gebieter mich für Wert befunden, mein Ei zu befruchten." -

Ich schüttele den Kopf.

„Tascha, warum so umständlich. Sag doch, dass wir uns lieben - wie ich auch Tyria liebe - und dass unsere letzte Paarung erfolgreich war. Wenn eine Große das versteht, dann sicher Lady NüShi." -

NüShi wirkt fast entsetzt.

„Große Erce, ja natürlich. Verzeiht mir beide, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe. Zudem - es geht in den Quellen das Gerücht, dass auch Eure Nestlinge mit Lady Natascha einmal Drachen mit allen Fähigkeiten unseres Volkes sein werden...?" -

„Ja, Erce erwies uns die Gnade, dass auch unsere Kinder als vollwertige Große schlüpfen." -

„Es ist also wahr! Natascha, Kind... verzeiht... Lady Natascha. Solange Tyria noch unter dem Fluch leidet, seid Ihr ein Segen für unser Volk. Lord Eldingar ist kaum bei uns, was ja bereits eine wichtige Bereicherung für unser Volk ist, da schenkt Ihr ihm und damit unserem ganzen Volk schon einen Nestling. Ihr wisst vermutlich gar nicht, was Ihr damit für unser Volk tut. Ohne Drachen wie ihr beide droht unser Volk bald auszusterben. Nur Lady Fjörgyn hat uns noch zwei junge Drachen geschenkt in den letzten hunderten von Wintern... Sommern, verzeiht einer Eisdrachin. Und dann ist da nur noch Fireheart, ein Jungdrache, der gerade seine Trennungszeit beendet hat, von dem wir aber seit einigen Tagen nichts mehr gehört haben." -

Nicht nur Tyria blickt wie nebensächlich zu Rohit, der gerade beim gegrillten Fleisch bei der Verteilung auf die Schüsseln hilft. Ich kann den Impuls, direkt hinzusehen unterdrücken, sehe ihn aber dank des weiten Sichtfeldes eines Drachen trotzdem. Er hat NüShi gehört und versucht, sich unauffällig zu verhalten. Offensichtlich ist er also Fireheart und fürchtet jetzt seine Entdeckung und dass damit seine Rehabilitation beendet wird, ehe sie richtig angefangen hat.

Aditi reagiert sofort und steht auf.

„Verzeih N?tha, ich muss mich schnell noch um einen jungen Rekruten kümmern, damit er sich nicht übernimmt und seine Verletzungen schont." -

Ich nicke ihr zu und sie geht schnell zu Rohit, spricht kurz mit ihm und geht mit ihm aus dem Zelt. Ich beeile mich, keine übermäßige Pause eintreten zu lassen.

„Verzeiht Lady NüShi. Aber Aditi ist eine Kriegerin, die ihre Aufgabe als Ausbilderin sehr ernst nimmt. - Hmm, ihr wollt doch nicht sagen, dass Sálleiðtogi der einzige Nestling bei uns ist?" -

NüShi sieht mich fragend an.

„Wisst Ihr das nicht? - Nein, natürlich - woher solltet Ihr... In den wenigen Tagen seit Eurer Ankunft hattet Ihr sicher andere Sorgen - was mich nebenbei gesagt auch brennend interessiert. Ja, leider ist es so, dass wir seit langer Zeit kaum Nestlinge hatten in unserem Volk. Nur fünf sind jünger als Garrakk." -

„Oh - und in den anderen Kontinenten?" -

„Verzeiht, die sind bereits mitgerechnet. Versteht Ihr meine Freude jetzt?" -

Sie kniet neben Tascha nieder und legt geradezu liebevoll ihre Hand an Taschas Wange. Die blickt NüShi verwirrt, fast ängstlich an.

„Lady NüShi..." -

„Schon gut Kind. Beruhigt Euch, das Glück der werdenden Mutter in Euren Augen steht Euch besser, als die Furcht vor einer alten Eisdrachin, die wirres Zeug redet."

Tascha kann ein Grinsen nicht unterdrücken.

„Na also, schon viel besser!" -

NüShi steht wieder auf und neigt mir gegenüber leicht den Kopf.

„Verzeiht die nochmalige Unterbrechung, Lord Eldingar. Ich werde mich bemühen, nicht weiter zu stören." -

„Sorgt Euch nicht darum." - wehre ich ab.

Wir bekommen ja auch gerade unser Essen, Sunil bringt einige Schüsseln mit in Streifen geschnittenen frischem Fleisch und eine kleine Schale in dem etwas vom gebratenen Fleisch ist. Getränke sind noch reichlich vorhanden, also setzen wir uns.

Ich ziehe die kleine Schale heran und schnuppere erst einmal. Der durchaus verführerische Duft von gegrilltem Fleisch lässt meine Sinne fast explodieren. Was habe ich als Mensch nur alles verpasst mit meinen eingeschränkten Sinnen damals... - aber es ist auch irgendetwas störendes in meinen Nüstern. Die Abneigung des Drachen vor gegartem Fleisch?

NüShi sieht mich und die Schale nur zweifelnd an, sagt aber nichts. Tyria dagegen schüttelt den Kopf.

„Willst Du das wirklich essen? Eldingar... schau es Dir doch an. Grau und am Rand sogar völlig verbrannt. Das Fleisch ist doch verdorben, ich verstehe nicht, wie die Draccier so etwas essen können - oder gar die Menschen, die doch noch empfindlicher sind." -

„Ich gebe zu, aus der Sicht eines Drachen wirkt gebratenes Fleisch verdorben. Für die Menschen wird Fleisch so aber besser verdaulich, sie haben nicht die Mägen von Drachen." -

„Sie essen verdorbenes Fleisch, weil sie es besser verdauen können? - Wie konntest Du nur so leben?" -

Leise lachend versuche ich eine Erklärung.

„Es ist doch nicht verdorben. Das Fleisch ist vor dem Braten normalerweise nur wenig älter, als das, was wir normalerweise essen. Wir können uns davon auch ernähren, auch wenn es geschmacklich stark nachgelassen hat. Durch das Erhitzen verändert sich das Fleisch so, dass es auch mit weniger starker Magensäure gut verdaut werden kann. Das nutzen die Menschen und es funktioniert für sie so gut, dass sie den Aufwand des Erhitzens in Kauf nehmen." -

Wieder schüttelt Tyria den Kopf, auch NüShi hat ihren zweifelnden Ausdruck nicht verloren.

„Das Fleisch hat sich verändert... Also doch verdorben." stellt Tyria fest und betrachtet entsetzt, wie ich versuche, ein Stück mit einer Kralle aufzuspießen.

Aber das Fleisch wurde offensichtlich bei niedriger Temperatur langsam gegart und ist jetzt so durch, dass es praktisch zerfällt. Dabei ist es aber immer noch saftig.

Entsetzt beobachtet Tyria, wie ich den Fleischsaft von meiner Kralle lecke - der übrigens ausgesprochen lecker schmeckt.

„Eldingar! Das zerfällt ja schon! Wie kannst Du das nur ablecken... Das ist ja entsetzlich!"

Ich grinse nur und nehme mit den Fingern zwei, drei Bocken von dem Fleisch und will sie mir in den Mund stecken, als Tyria herüberlangt und meine Hand festhält. Ich blicke in ihre von Entsetzen weiten Pupillen die mich zusammen mit einem leichten Kopfschütteln verzweifelt, aber schweigend bitten, nichts von dem gebratenen Fleisch zu essen. Ich lege meine Linke auf Tyrias Hand.

„Meine Wolke. Sei unbesorgt, ich weiß, was ich tue, es wird mich nicht umbringen." -

Zögernd zieht sie ihre Hand zurück, beobachtet aber mit Schrecken, wie ich mir das Fleisch in den Mund stecke und langsam mit der Zunge am Gaumen zerreibe. Die Geschmacksvielfalt ist enorm, sehr viel weiter und ausgeprägter, als ein Mensch es schmecken kann. Und das Bratenfleisch schmeckt gut, sehr gut. Schnell nehme ich ein kleines Stück von der Grillkruste und genieße den herrlichen Grillgeschmack, bevor Tyria irgendetwas dagegen sagen kann. Ihr Blick ist jetzt von Abscheu geprägt, für sie ist es verdorben, verbrannt, ungenießbar. Sogar NüShi wendet ihren Blick ab. Und obwohl mir das Fleisch hervorragend schmeckt, spüre ich doch, dass es für mich irgendwie nicht das richtige ist. Ich könnte mich davon eine ganze Zeit sicherlich ernähren, aber ich spüre doch deutlich, dass für uns Drachen wichtige Inhaltsstoffe fehlen, vom Garen zerstört wurden.

Tascha schnuppert, ich reiche ihr die Schale und auch sie probiert ein Stück von dem gegarten Fleisch. Tyria reagiert nur noch mit einem verzweifelten Verdrehen ihrer Augen.

Nachdem Tascha noch schnell ihre Finger abgeleckt hat, blickt sie mich kurz an und erkennt, dass ich Tyria zuliebe nichts weiter davon essen möchte - sie reicht den Rest von dem Fleisch an Padmini weiter, die es schnell aufisst.

„Ich hatte selten so gut gebratenes Fleisch bekommen. Sehr schön durchgegart, gut geeignet für ein Drachengebiss." bekundet Tascha anschließend.

„Die meisten Draccier haben ja auch ähnliche Zähne wie die Menschen und können auch festeres Fleisch kauen, aber das ist wie extra zubereitet für uns." -

„Stimmt. - Sunil, vielen Dank für das gegarte Fleisch. Sehr gut ausgewählt und auch sehr lecker. Aber verzeiht, wenn ich doch auf das frische Fleisch zurückkomme. Sobald es gegart wurde, ist etwas in dem Fleisch zerstört, das für uns Drachen wichtig ist." -

Sunil deutet eine Verneigung an und Jaya antwortet mir darauf.

„Zugegeben haben wir besonders zarte Stücke ausgewählt. Aber wir danken Dir für die Erklärung N?tha, dadurch wird uns die Abneigung der Drachen gegen gegartes Fleisch verständlich." -

NüShi blickt mich interessiert an.

„Ihr meint also, dass es an diesen fehlenden Nährstoffen liegt, dass wir Drachen kein gebratenes Fleisch mögen?" -

„Sicher die Ursache. Aber natürlich auch eine Frage ob man den Geschmack mag. Ich vermute, dass durch den Feueratem ein unangenehmer Beigeschmack entsteht, der uns abschreckt - aber ich habe noch nichts probiert, was durch ein Drachenfeuer verbrannt wurde." -

Tyria hat sich auch wieder beruhigt.

„Mag sein, es riecht schon anders, als im Drachenfeuer verbranntes Fleisch." -

Während ich jetzt auch noch einiges von dem frischen Fleisch vertilge, bemerke ich, dass nach und nach einige der Draccier verschwinden. Und ebenso nach und nach erscheinen sie wieder, jetzt in ihren Rüstungen, mit denen sie hier angekommen sind, allerdings nicht die volle Kriegsrüstung, denn für den Schaukampf werden stumpfe, abgerundete Übungsschwerter verwendet, wie ich schnell bemerke. Nachdem schließlich alle, mit Ausnahme von Jaya, in ihren Rüstungen wieder im Zelt sind, stellen sie sich im Kreis auf und trinken auf einen guten Ausgang der Kämpfe.