Flora Lightningfate Der Feldzug 2

Story by P999P on SoFurry

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#17 of Praxis van Fur


Flora Lightningfate Der Feldzug 2

Autor: Gendori Kabashi

30.05.2014 - 02.09.2014

Vorwort

Hallo werter Leser,

Floras Pläne haben einen ersten Fortschritt erreicht. Van Furr ist es gelungen die beiden Halunken unter seine Kontrolle zu bringen, als auch Holgers Eltern auf Eis zu legen. Er hatte dabei Hilfe von einem guten Kunden und seiner transsexuellem Geliebten, Maika. Als Gegenleistung für die Hilfe darf Anatoli das weitere Schicksal der beiden Übeltäter bestimmen und seine Geliebte durch eine Behandlung vervollständigen lassen.

Diese Geschichte verdankt ihr Unicron Regenbogen. Ihm habt ihr sowohl Holger, als auch Flora zu verdanken. Die Thematik ist dieses mal ... Ach lest doch selber! ^^

Plötzlich und unerwartet

Der verlassene Rastplatz war der ideale Treffpunkt. Neben dem wohlbekannten Ford Transporter der Praxis standen der schwere Mercedes von Anatoli, ein schwarzer BMW und ein alter Golf.

„Wie ist es gelaufen?" fragte van Furr, nachdem er Anatoli begrüßt hatte. Karolus war während der Fahrt zum Treffpunkt eingeschlafen und van Furr hatte es nicht übers Herz gebracht seinen erschöpften Assistenten zu wecken.

„Maika hatte keine Schwierigkeiten, die beiden zu schnappen. Karolus hat gute Arbeit geleistet. Die beiden", er deutete zum Mercedes, „sind auf dem besten Wege Vollprofis zu werden. Wenn ich den Wagen abgeben will, muss ich sicher vorher den Kofferraum professionell reinigen lassen."

Er lachte. Van Furr blickte zum Wagen und obwohl es recht dunkel war, sah er deutlich, wie der hintere Teil des Automobils auf und ab wippte. Gelegentlich war ein leises „Bump" zu hören, als ob etwas gegen den Kofferraumdeckel schlagen würde. Maikas Gestalt saß im Fond des Wagens, auch sie schien vom Schlaf übermannt worden zu sein, sollte sie ruhig schlafen, sie hatte es sicher auch nicht leicht gehabt. Eine weitere Gestalt gesellte sich zu ihnen, es war Juri, der kleine Russe hatte sich umgezogen, er trug einen Overall und hatte sich eine Sturmhaube über den Kopf gezogen. Er wechselte ein paar Worte mit Anatoli. Van Furr wartete geduldig, es war einfacher auf Anatolis Übersetzung zu warten, als Juri dazu zu nötigen auf Deutsch zu radebrechen. Als Juri mit seinem Bericht fertig war erhielt er ein paar Anweisungen, die auch Vladim erwähnten, jedenfalls verstand van Furr den Namen.

„Die Autos sind vorbereitet und Juri und Vladim werden nun die Pakete umladen." sagte Anatoli zu van Furr. „Was ich übrigens wissen möchte, wo haben sie die Leichen her?"

Er sah zum Ford, der Frachtraum war offen und wurde von einer kleinen Lampe erhellt. Und er konnte dort noch einen an einen Menschen erinnernden Leib liegen sehen. Vladim und Juri schleppten bereits einen Körper zum Golf, dem sie die Kleidung von Karem übergestreift hatten

„Leichen?" van Furr stutzte. „Das sind keine Leichen, jedenfalls keine menschlichen."

„Aber sie sehen menschlich aus?"

„Das sollten sie auch! Sie sehen sogar entfernt wie Doubles unserer, hm, Gäste aus. Und auf genetischer Ebene sind es fast perfekte Kopien. Für unsere Zwecke mehr als ausreichend."

„Keine Menschen? Was haben Sie gemacht?"

„Ich gebe ihnen gerne eine Kurzfassung. Karolus hat sich genetische Proben unserer Gäste besorgt. Haare, Hautschuppen und so weiter. Jedenfalls genügend Muster, das wir das Erbgut jeden einzelnen der vier vollständig analysieren konnten. Dann haben wir uns zwei Schweinekadaver besorgt. Zwei junge Eber, die an wer weiß was verreckt waren, der Bauer hat keine Fragen gestellt, er schien froh gewe­sen zu sein, dass er keinen Veterinär holen musste."

„Schweine? Hoyjoyjoy."

„Nachdem wir die beiden Viecher auseinandergenommen hatten, standen uns genügend Rohmaterial zur Verfü­gung die in etwa unseren beiden jungen Gäste in ihrem Kofferraum entsprach. Dann ka­men die Naniten ins Spiel. Mangels eines funk­tionierenden Kreislaufes haben wir das Fleisch und die Knochen in Bottiche gestopft und dann die Naniten Literweise hinzugefügt."

Anatolis Gesicht wurde leicht grünlich. Er war ein hartgesottener Mensch, wenn auch mit einem manchmal weichem Herzen. Aber die Vorstellung dessen was van Furr beschrieb, verursachte eine leichte Übelkeit in ihm und er bereute es van Furr überhaupt gefragt zu haben.

„Die Naniten lösten als erstes Fleisch und Knochen auf, dann wurde der genetische Code umgeschrieben und zu guter Letzt haben sie dann aus dem Brei diese beiden Körper zusammengesetzt. Fleisch, Knochen, Zähne und Haut alles wie bei den Originalen, nur ohne Leben. Später kann der Pathologe mit den traurigen Überresten eventuell die Identifizierung gelingen, mehr aber auch nicht. Ausreichend genug jedenfalls, um die Sterbeurkunden zu fertigen."

„Wow! Ich kenne da ein paar Gauner, die würden für so etwas ein Vermögen zahlen, um so von der Bildfläche zu verschwinden und dann ein neues Leben anfangen zu können. Zahlungskräftige Klientel! Wenn Sie mir eine Provision geben, knüpfe ich gerne die Verbindungen."

„Ha, ha, ha, Anatoli, Sie sind immer auf Zack und sehen überall Ihre Chance. Habe ich recht?"

„Ich weiß, wann etwas lohnenswert erscheint." stimmte ihm der Russe zu und zwinkerte verschmizt.

„Dann kennen Sie auch meine Bedingungen, wenn ein der Klienten diesen Schritt macht, dann ist seine Vergangenheit im wahrsten Sinne des Wortes gestorben und er muss meine Bedingungen widerspruchslos akzeptieren! Die Konsequenzen ... !"

„Sind mir bekannt! Und werden jedem Klienten genannt, die werden sich hüten!"

„Dann verstehen wir uns ja!"

Derweil luden Vladim und Juri den ersten Leib in den Golf und schnallten diesen an. Der Körper war kalt und war eindeutig nicht lebendig und sah aus der Ferne wirklich wie ein menschlicher Körper aus. Aber aus der Nähe betrachtet war es offensichtlich, das sie keine Leiche im üblichen Sinne schleppten. Der Körper war kühl, aber die Haut sah rosig, fast lebendig aus, nicht ganz unähnlich wie bei diesen sündhaft teuren Silikonpuppen, die man immer noch kaufen konnte. Die Haut fühlte sich natürlich an und das Fleisch darunter hatte die richtige Festigkeit. Das Gesicht war nur andeu­tungsweise gestaltet und hatte keine nähere Ähnlichkeit mit der lebenden Vorlage, die sich gerade, unter dem Einfluss einer starken Droge, im Kofferraum des Mercedes vergnügte. Es sah aus, als ob man einen dicht gewebten Damenstrumpf übergezogen hätte.

„Du Vlad."

„Was ist?"

„Das hier ist die seltsamste Entführung, die ich je mitgemacht habe!"

„Bist du nicht der einzige! Glaube mir!"

„Was springt denn dabei für euch heraus? Ich habe ja meine Kohle sicher und du kennst mich ich stehe zu meinem Wort. Aber wenn man jemanden entführt, dann will man doch Kohle machen?"

„Stimmt. Komm, nun der Zweite!"

Sie gingen zurück zum Transporter. Dort streiften sie der kleineren Gestalt die Kleidung über. Große Sorgfalt mussten sie nicht walten lassen, das meiste würde so oder so ein Raub der Flammen werden.

„Also was?"

„Was?"

„Was ist der Grund für diesen Aufriss?"

„Rache!"

„Rache?"

„Genau, Rache, Vergeltung, nenne es wie du willst. Der Boss erzählt mir auch nicht alles. Aber soviel kann ich dir sagen. Die beiden im Kofferraum sollen unseren Auftraggeber verkrüppelt haben. Und die beiden im Transporter, die haben ihn wegen seiner Veranlagung misshandelt und aus sei­nem Elternhaus gejagt, und da soll er noch ein Kind gewesen sein. Ganz üble Geschichte."

„Seine Eltern also! Huh, ne näh."

„Und nun Pack mit an und sei still, bevor der Boss mitbekommt, dass wir quatschen. Sonst lässt er uns auch behandeln, und darauf habe ich gar keine Lust, wenn du verstehst was ich meine."

Daraufhin hielt Juri sein Maul und half Vladim den Körper in den Golf zu verfrachten. Es war zwar alles etwas eng aber später hätten sie zu wenig Zeit gehabt, um die Leiber zu platzieren. Vladim und Juri waren gerade fertig, als auch schon Anatoli und van Furr heran traten.

„Seid ihr fertig? Wir wollen es endlich hinter uns haben."

„Wir sind soweit."

„Also gut. Ihr beide habt euch die Strecke eingeprägt?"

Juri und Vladim nickten.

„Das haben wir! Ist zwar in der Nacht nicht gerade einfach, aber wir bekommen das hin!"

Juri war in seinem Element. Vladim war vielleicht die rechte Hand vom Boss aber wenn es ums fahren ging und dem was dann noch kommen sollte, da war Juri gefragt. Vladim war ein guter Fahrer, aber er hatte einfach nicht das Wissen, das der kleinere der beiden vorweisen konnte. Juri war in den vergangenen Tagen mehrfach die Strecken abgefahren und hatte wirklich den besten Punkt ge­funden. Einen berühmt berüchtigten Unfallschwerpunkt. Eine gemeine, sehr unübersichtliche Kreu­zung, an der es schon häufiger gekracht hatte, als es der Polizei lieb sein konnte. Die örtlichen Politiker hatten schon immer wieder angekündigt dieses Stück Straße zu entschärfen, aber nie wur­de es in Angriff genommen. Diese Kreuzung hatte sich Juri nun ausgeguckt um mit Vladim ein Hu­sarenstück an Stunt hinzulegen, der eines Actionfilms würdig wäre. Er trat an den Transporter und warf einen Blick hinein. Auf den Rückwärtigen Sitzen saß das Paar, dass er mit abgeholt hatte, die beiden waren wie festgewachsen, sie hatten sich weder gerührt, noch auch nur einen einzigen Laut von sich gegeben. Er wollte gar nicht daran denken, was ihnen bevorstehen könnte und fragen schon gar nicht, nicht nach der Warnung von Vladim. Er griff sich seinen Schutzhelm und den von Vladim, dann schlug er die Tür des Laderaums zu und kehrte zu Vladim zurück, der noch kurz mit dem Boss und dem Doktor gesprochen hatte.

Als Juri kurz zuvor zum Transporter gegangen war, ergriff van Furr das Wort.

„Sagen Sie Anatoli. Wie vertrauensvoll ist dieser Juri?"

„Oh der ist schon ganz in Ordnung. Guter Mann und wirklich zuverlässig!"

„Aber er quatscht gerne und er stellt Fragen." warf Vladim auf Russisch ein, Deutsch verstand er ganz gut, nur Sprechen, nein das war übel.

„Was für Fragen?"

„Er ist halt neugierig! Nichts schlimmes und ich halte für ihn meine Hand ins Feuer, aber er stellt eben Fragen."

Anatoli übersetzte für van Furr, den Einwand seiner rechten Hand.

„Dann werde ich ihn wohl behandeln müssen, etwas Gehirnwäsche, so dass er sich nie verplappern kann!"

Vladim und Anatoli stimmten mit einem Nicken zu.

„Oh, da kommt er ja wieder! Kein Wort zu ihm, wir haben uns verstanden!"

Juri gesellte sich wieder zu den anderen drei Männern.

„Hier, den besser nicht vergessen!" sagte er und reichte Vladim einen Schutzhelm.

„Los dann!"

Die vier Männer verteilten sich auf ihre Fahrzeuge und kurz darauf lag der Rastplatz wieder verlassen und unbeachtet und war dem weiteren Verfall preisgegeben. Nur die Spuren der Fahrzeuge wa­ren noch zu sehen, dort wo der zermürbte Asphalt noch nicht vom Gras überwuchert gewesen war, doch am frühen Morgen des nächsten Tages verwischte ein heftiger Regenschauer auch diese letz­ten Spuren, danach erinnerte nichts mehr an dieses Treffen. Einziger Zeuge der Vorkommnisse an diesem Ort war nur ein junger Rotfuchs gewesen und was dieses Tier sich dabei gedacht haben mochte, ist nicht überliefert.

Juri fuhr den BMW, die beiden Leiber, die auf dem Beifahrersitz geschnallt waren hatten ihn Anfangs nervös gemacht. Doch als sich die Kolonne der Kreuzung näherte, schob er die Nervosität beiseite und konzentrierte sich auf den Stunt. Er überholte Vladim und an der Kreuzung bog er nach rechts ab und fuhr etwa 400 Meter weiter. Vladim würde von links kommen. Das Funkgerät im Helm knisterte.

„Ich stehe bei Markierung 1!"

„Gut ich bin auch gleich soweit!"

Juri sah das gelbe Flatterband an einer Laterne gebunden, seine Markierung. Er wendete und stoppte.

„Vladim?"

„Ja!"

„Viel Glück, wir haben nur diesen Versuch!"

„Ich bin bereit, wenn du bereit bist."

„Los!"

Vladim gab Gas und beschleunigte den Wagen. Der Golf war alt, schien aber gut halbwegs in Schuss gehalten worden zu sein, trotzdem beschleunigte er nur langsam. Als die zweite Markierung in Sicht kam hatte er gerade so die gewünschte Geschwindigkeit erreicht.

„Juri, Los ich bin bei Markierung zwei und zwar ... jetzt!"

Juri hörte Vladims ruf, gab nun selber Gas und beschleunigte den BMW. Er ließ die Reifen nicht durchdrehen, solche frische Spuren konnten sie nicht gebrauchen.

„Markierung drei. ... jetzt.! Halte die Geschwindigkeit!" drang es aus dem kleinen Ohrstöpsel. Juri war zufrieden.

„Bin jetzt bei 200 m. Und da ist die Kreuzung. Ich sehe dein Licht, sieht gut aus!"

„50 METER!" brüllte Vladim.

„Die Kreuzung!"

Vladim sah die Lichter von Rechts auf sich zurasen. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dann krachte der BMW in den vorderen Rechten Kotflügel seines Golfs. Vladim wurde in den Gurten hin und her geschleudert. Durch den Ruck der Kollision gab das Gurtschloss vom Beifahrersitz den Geist auf und die beiden Leiber prallten gegen die Winschutzscheibe und dann gegen die Scheibe der Beifahrertür, die augenblicklich zersplitterte und einen Regen feiner Glassplitter im Wageninneren und auf der Straße verteilte. Der Wagen überschlug sich und prallte gegen eine der Laternen, die umgestoßen wurde, aber den Wagen, oder besser das Wrack stoppte. Elektrizität knisterte von den durchtrennten Leitungen der Laterne. Vladim hatte nur einen Gedanken, er hatte überlebt und muss­te nun schnellstens aus dem Wrack heraus. Seine Ohren schmerzten, diese alten Airbags waren ver­dammt laut gewesen. Es stank bereits nach heißem Motorenöl, dass aus gerissenen Leitungen auf den Motorblock floss. Vladim musste raus aus dem Wagen. Der ölige Rauch ließ ihn Husten und begann ihm die Sinne zu rauben. Der Gurt, der verdammte Sicherheitsgurt wollte sich nicht lösen lassen. Seine Versuche das Schloss zu öffnen wurden immer mühsamer. Das erlösende klickende Geräusch, als er endlich den Gurt aus dem Schloss befreit hatte, klang wie die Freiheitsglocke in seinen Ohren. Ein paar Hände griffen ihn bei den Schultern.

Juri wurde zuerst in die Gurte gepresst und dann zur Seite geschleudert. Der BMW drehte sich und rasierte auch eine Laterne ab, Funken sprühten, heißes l spritzte aus den gerissenen Leitungen auf den Motor. Juri blieb nicht viel Zeit sich zu fassen, sein linker Arm schmerzte furchtbar, sein Schädel brummte. Der Airbag hatte in erwischt. Der Helm hatte zwar das schlimmste verhindert, aber Kopfschmerzen würde er trotzdem haben. Seine Hand fingerte nach dem Verschluss des Sicherheitsgurtes, es dauerte alles zu lange. Etwas zerrte an ihm und er sah Stahl aufblitzen. Plötzlich war der Druck von seiner Brust verschwunden und er spürte, wie er aus dem Wrack gezogen wurde. Die Panik schwand und er gestattete sich das Bewusstsein zu verlieren.

Noch während das Chaos auf der Kreuzung herrschte, brausten van Furr und Anatoli heran. Karolus wurde unsanft von van Furrs scharfem Bremsmanöver geweckt, doch er war schon aus dem Wagen gesprungen, als van Furr seinen Sicherheitsgurt gelöst hatte.

„Schnell, beeil dich und hol Vladim raus!" rief ihm van Furr nach.

Geschwind lief er zu den Überresten des Golfs und zerrte Vladim heraus. Währenddessen war Anatoli aus seinem Mercedes gestiegen und zum Wrack des BMWs gelaufen. Die arme Maika wusste gar nicht wie ihr geschehen war und war in den Fußraum hinter den Vordersitzen gerutscht. Sie rap­pelte sich gerade so hoch und sah noch, wie ihr Chef und Liebhaber den bewusstlosen Juri vom Wa­gen wegzog, aus dessen Motorraum bereits die ersten Flammen züngelten und begannen die Szene in flackerndes Licht tauchten. Es musste nun alles schnell gehen, es war nicht unmöglich, dass es Zeugen gegeben hatte. Zeugen, die telefoniert hatten und Polizei und Feuerwehr verständigt hatten. Karolus schleppte Vladim zum Ford und auch Anatoli trug den offensichtlich schwerer verletzten Juri zu van Furrs Transporter, der geräumiger war als die Limo des Russen.

„Nehmen Sie Juri mit! Ich glaube sein Arm ist gebrochen." sagte Anatoli, als er Juri neben Vladim legte.

Van Furr besah sich schnell den Arm. Es schien ein glatter Bruch zu sein.

„Der Arm ist tatsächlich gebrochen, darum müssen wir uns später kümmern, wir haben jetzt keine Zeit dafür."

Van Furr reichte Anatoli einen Kanister.

„Werfen Sie den auf mein Zeichen in den Golf! ... Karolus!" rief er.

„Schon verstanden!"

Van Furr und Kaolus geleiteten die beiden menschlichen Puppen, denn mehr waren die von Rattenbachs zur Zeit nicht, zu dem zerstörten BMW. Cynthia und Christian krochen in das Wrack, zwäng­ten sich in die Sitze und Karolus und van Furr schlossen die Gurte. Van Furr holte nun einen Zer­stäuber hervor und sprühte eine Flüssigkeit auf die Kleider, dann nahm er sein Smartphone hervor und startete eine App, die Karolus entwickelt hatte. Er hielt es ganz dich an die Köpfe der beiden und das Handy schickte eine Reihe Befehle an die Naniten. Wie immer arbeiteten die mikroskopisch kleinen Maschinen mit unglaublicher Geschwindigkeit. Wie durch Zauberei entstanden blu­tende Schnitte und Abschürfungen, Hautfetzen lösten sich und auf überall der Haut wurden blutun­terlaufene Schwellungen sichtbar. Später würden dort große Hämatome zu sehen sein. Den weiteren Fortgang brauchte er nicht abzuwarten, die Naniten würden einige schwere Verletzungen generie­ren, nichts lebensbedrohliches, aber schwer genug, um das Koma erklären zu können, in dem sich beide befanden. Zufrieden stoppte er die App und mit Karolus begab er sich zum Van.

„Anatoli! Jetzt den Kanister!"

„Verstanden!"

„Und verschwinden Sie so schnell Sie können vom Golf, das wird eine heiße Sache werden!"

Nachdem er den Behälter geöffnet hatte, warf der diesen in das Wrack und eine geleeartige Flüssigkeit quoll langsam heraus. Anatoli zog sich nun, wegen van Furrs eindringlicher Warnung, so schnell er konnte zurück. Er war etwa 15 Meter weit vom Wagen entfernt, als ein dumpfes Whump hinter ihm erklang und er plötzlich eine unglaubliche Hitzestrahlung im Nacken spürte. Er drehte sich noch einmal kurz um und konnte im hellen Feuerschein gerade so die menschenähnlichen Ka­daver er­kennen, die bereits in hellen Flammen standen.

„Wird Zeit zu verschwinden!" rief ihm van Furr zu, „Wenn der Crash auch vielleicht unbemerkt geblieben ist, das hier wird mit Sicherheit Aufmerksamkeit erregen."

Und Anatoli stimmte dem voll und ganz zu. Die drei Männer stiegen in ihre Fahrzeuge und verließen die Kreuzung. Dabei fuhren sie Anfangs ohne Licht und bogen in eine Landstraße ab. Erst we­nige hundert Meter weiter ließen sie die Lichter wieder erstrahlen und machten sich auf den Heim­weg.

Die Kreuzung wurde mittlerweile von dem brennenden Automobil erhellt und als die ersten Einsatzwagen der Polizei und Feuerwehr eintrafen, brannte das Auto bereits in voller Ausdehnung und keinem der Einsatzkräfte gelang auch nur in die Nähe des Wracks zu gelangen. Hilflos mussten die Männer mit ansehen, wie die Körper der beiden Insassen in den Flammen vergingen. Die Löschver­suche waren vergeblich, was immer in diesem Auto brannte, es widerstand dem Einsatz von Wasser und für Löschschaum war der Feuerwehrwagen nicht ausgerüstet. Niedergeschlagen sorgten die Feuerwehrleute nur dafür, dass sich die Flammen nicht weiter ausbreiteten. Für die Insassen des Golfs jedenfalls kam jede Hilfe zu spät.

Mehr Glück hatten der Fahrer und seine Beifahrerin im BMW. Sie waren ernsthaft verletzt, aber sie lebten. Gebrochene Arme, Abschürfung, Beulen und blaue Flecken. Die Sanitäter versorgten die beiden Bewusstlosen und brachten sie in das städtische Krankenhaus. Einige Stunden später, die ersten Sonnenstrahlen lugten über den Horizont hatten die Flammen ihr zerstörerisches Werk vollbracht und ein Klumpen Metall aus dem noch letzte Rauchwölkchen stiegen, war alles, was von Golf übrig geblieben war. Die Spurensicherung der Polizei nahm alles peinlich genau in Augenschein und ein amtlich bestellter Bestatter hatte die traurige Pflicht die menschlichen Überreste ein­zusammeln. Und es war nur wenig, was er einzusammeln hatte. Zu groß war die Hitze des Feuers gewesen und er konnte nur mit Bestimmtheit sagen, dass es zwei Menschen gewesen sein mussten, die in dem Inferno ihr Leben verloren hatten. Die weiteren Ermittlungen brachten zwei Namen her­vor, Klaus Martens und Karem zka­lan.

Am nächsten Montag waren die Zeitungen voll mit den Berichten über den möglicherweise grausigsten Autounfall in der Geschichte der Stadt, bei dem ein angesehener Unternehmer mit seiner Frau ernsthaft verletzt wurden und möglicherweise zwei junge Männer ums Leben gekommen wa­ren. Die Ermittler rätselten eine Zeit lang über den Un­fallhergang, doch der Abschlussbericht legte fest, dass die Schuld wohl bei dem Fahrer des Golfs gelegen haben musste. Er war mit viel zu hoher Geschwindigkeit gefahren und hatte dem Fahrer des BMWs keine Chance gelassen zu bremsen. Kopfschmerzen bereitete den Ermittlern die Flammenhölle, die den Golf und seine beiden Insassen in Schlacke und Asche verwandelt hatte. Es war ein Rätsel. Es musste ein Brandbeschleuniger ge­wesen sein, aber den Experten war es nicht möglich das teuflische Zeug zu identifizieren, einige meinten es sei eine Art Napalm, andere wiederum favorisierten Thermit. Doch sie kamen nie zu ei­ner Übereinstimmung. Zuletzt gaben sie es auf und schrieben etwas über einen Benzinkanister und fahrlässigem Umgang mit ge­fährlichen Stoffen. Die Akte wurde geschlossen und das Feld wurde den Versicherungen über­lassen.

Die Einzelheiten des Unfalls, die nach und nach ans Licht kamen vertieften die Betroffenheit und Anteilnahme der Bevölkerung und die Politiker überschlugen sich mit Ausreden und gegenseitiger Schuldzuweisungen, warum die Todes-Kreuzung, wie ein großes Boulevardblatt den Ort der Tragödie getauft hatte, nicht entschärft worden war.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Reisepläne

Die kleine Kolonne war ein paar Stunden unterwegs, bis sie endlich wieder zu Hause in der Kuckucksgasse angelangt war. Der Morgen war bereits angebrochen und die Sonne zeigte sich über dem Horizont, als die beiden Autos auf dem Vorplatz der Praxis zum Halt kamen. Katti stand vor der Praxis, neben ihr hatte es sich Jorge bequem gemacht. Sie trug heute ihre weitaus freizügigere Schwesterntracht. Der Tag versprach warm zu werden und ihre formelle Uniform war weniger für die Aufgaben geeignet, die auf sie zukam. Zudem hatten sie einen Verletzten zu versorgen, der zudem auch noch eine kleine Spezialbehandlung bekommen sollte.

Katti hatte sich in der Nacht große Sorgen gemacht, dass mit den Plänen alles gut geht. Die Entführung und der inszenierte Unfall, da konnte so viel schiefgehen. Alle Beteiligten waren ein sehr großes Risiko eingegangen, besonders Vladim und Juri. Erst als van Furr sich in der Nacht gemeldet hatte und ihr von dem erfolgreichen Verlauf der Aktion berichtet hatte, konnte sie sich halbwegs beruhigt an die Vorbereitungen machen. Zum einen galt es Juri zu versorgen, zum anderen stand eine hübsche Rei­se an und dazu ein etwas größerer Umweg, um in einem ganz bestimmtes Hospital Floras Eltern für die nächsten Tage mit einer ultimativen Erfahrung zu beglücken.

Jorge konnte zwar nur wenig beitragen, aber dass wenige war schon eine Leistung an sich. Er hatte in den vergangenen Wochen die Telefondrähte heißlaufen lassen. Jorge organisierte minutiös den umfassenden Transfer der Ausrüstung zur neuen Zweigstelle auf der Insel. Das verpacken hatte vier volle Tage gedauert, zwei weitere Tage benötigten die Mitarbeiter eines Umzugsunternehmens, die Kisten zu verladen und den Transport durchzuführen. Zwei Tage in denen Katti ihm Gesellschaft leistete und er genoss diese beiden Tage und Katti auch. Mittlerweile sollten die Kisten auf der Insel eingetroffen sein. Ein Verdienst der Expressfracht und dazu mit diplomatischem Schutz, das hieß keine Zollprobleme, und nur eine geringe pauschale Gebühr für die Ausfuhr. Und er hatte die neue Ausrüstung bestellt. Neue Betten und Behandlungsstühle, neue Elektronik und Sensortechnik. Karolus hatte sich während seiner Auswärtsmission eingehend mit dem Design beschäftigt. Die einzelnen Hersteller hatten natürlich keine Ahnung für den genauen Zweck der bestellten Geräte, deren Konfiguration in mancher Hinsicht absonderlich war. Doch es wurden Vorschüsse gezahlt und Geld regiert die Welt. Der Kunde ist König. Fragen wurden nicht gestellt. Unzufrieden war er nur mit der Tatsache, dass bis zu drei Monate Lieferzeit in der heutigen Zeit einfach zu lang waren. Van Furr war sehr entrüstet, als er davon hörte und es bedarf des guten Zuredens von Karolus und Katti, um den Arzt davon zu überzeugen, die Zeit zu nutzen, um die Zweigstelle perfekt einzurichten, und vielleicht den einen oder anderen kleinen Auftrag zu übernehmen. Die Firmen wurden daraufhin informiert, die Waren auf Abruf zu halten, natürlich mit einem kleinem finanziellem Zuschlag für die­sen Sonderservice.

Die Reise zur Insel sollte bereits am Dienstag erfolgen. Van Furr wollte keine Zeit verlieren und Flora brannte sicher auch schon darauf die Bestrafung der beiden Übeltäter zu überwachen. Für die Reise hatte Jorge den Privat-Jet von Al Bhawri, sowie ein paar frische Diplomaten-Ausweise beschaffen können. Das ersparte den üblichen Ärger mit dem Bundesgrenzschutz und den Behörden, die ganz bestimmt nicht damit einverstanden wären, wenn zum einen ein Tiermensch, Katti, frei herumläuft. Ganz abgesehen davon, dass es sie nicht einmal geben dürfte. Und zum anderen zwei als verstorben geltende junge Männer, die auch noch unter Drogen standen, das Land verließen. Nein, sowas sahen die Beamten gar nicht gern. Jorge hatte sogar einen Diplomatenausweis für sich selber ergattern können. Jorge war sehr zufrieden mit sich, eigentlich sogar Superstolz das geschafft zu haben, denn das würde die Reisen deutlich vereinfachen. Er würde nicht mehr viele Monate in einer Quarantänestation verbrin­gen müssen. Keine Untersuchungen und kein ständiges gesteche mit Spritzen, für die, in seinen Augen, absolut nicht notwendigen Impfungen. Es reichte ihm einen Arzt zu haben, der war mehr als genug. Und er würde sogar ganz offen zum Flugzeug laufen! Kein enger Reisekäfig, wie bei seinem ersten Flug in seiner Gestalt. Mit der Leine und dem Maulkorb hatte er sich abgefunden. Eingeständnisse und Kompromisse, Ja er würde Aufmerksamkeit erregen.

Die beiden Fahrzeuge kamen zum Halt. Katti lief sofort zum Ford, winkte aber auch zu Maika herüber. Karolus hatte gerade die Tür geöffnet, als sie auch schon die Tür aufriss und ihren über alles geliebten Karolus aus den Wagen zerrte und mit einem intensiven Kuss empfing. Maika und Anatoli waren sprachlos und auch Vladim im Ford fehlten die Worte. Er war während der Fahrt wieder zu Bewusstsein gekommen und saß nun im Fond und war froh gewesen, dass nur sein Schädel brumm­te.

„Ich habe dich ...", -knutsch- „ ... so vermisst!"

„Das geht mir genauso!"

„Ich unterbreche ja nur ungern", wandte sich van Furr vom Fahrersitz aus an Katti. „aber hast du die Trage parat?"

Katti stutzte kurz dann lächelte sie.

„Klar!"

Sie lief kurz zurück zu Jorge, der sich mittlerweile aufgesetzt hatte und, ganz Katze, die Aussicht genoss. Katti strich ihm beiläufig über seinen großen Kopf und er stieß einen kurzen Schnurrlaut aus. Dort hob sie eine Trage auf und kam wieder zurück. In der Zwischenzeit war van Furr auch ausgestiegen und an die Hecktür getreten. Vladim stieg auch schon aus und Karolus kam mit Katti und der Trage auch an das hintere Ende des Ford. Katti legte die Trage ab und sah zu der offenen Tür. Im Laderaum lag der tapfere Juri, der noch immer ohne Bewusstsein war. Van Furr hatte während der Fahrt keine Möglichkeit gehabt den Verletzten ordentlich zu versorgen, es war nur das not­wendigste getan worden. Den Arm schienen und fixieren und Juri ruhen lassen, in der Praxis würde man sich ihn besser kümmern, auch wenn die meiste Ausrüstung längst verfrachtet worden war. Van Furr hatte eigentlich mit so etwas gerechnet. Die Wahrscheinlichkeit war gering gewesen, immerhin waren die beiden ausgesprochen gute Stuntfahrer, doch sie bestand. Dass er keine Naniten für die Heilung von Verletzungen mitgenommen hatte ärgerte van Furr sehr, doch glücklicherweise waren die Verletzungen nicht schwer und in der Praxis hatte er noch ein paar Naniten auf Lager, die, mit den noch vorhandenen Mitteln, für die Heilung und die Gehirnmanipulation programmiert werden konnten.

„Kann ich hier helfen?", fragte Vladim, ein einfacher Satz, aber für ihn eine Leistung.

„Aber immer!", sagte Karolus.

Gemeinsam hoben sie Juri aus dem Laderaum und legten ihn auf die Trage. Vladim brummte leise und hielt sich den Kopf. 'Blöde Kopfschmerzen!'

„Schaffst du's?"

„Habe mir nur den Kopf gestoßen, nichts, was nicht ein Aspirin beheben kann!" brummelte Vladim auf russisch.

Die Art und Weise wie Vladim seine Antwort brummelte war für Karolus ein Zeichen, das alles gut sei. Er selber hörte sich gelegentlich, nach einem Marathon mit Katti zum Beispiel, auch nicht anders an.

„Na denn. Bei drei! 1, 2, 3 hoch."

„Bringt Juri in Raum 4! Und lasst ihn ruhig auf der Trage, ich kümmere mich gleich um ihn. In ein paar Stunden sollte er wieder fit genug sein!"

Karolus nickte und gemeinsam mit Vladim trugen sie den Verletzten in die Praxis.

„So, Katti, dann wollen wir mal uns mal die beiden Vögelchen ansehen, die Maika und Anatoli eingesammelt haben."

„Ja, ich will das Rohmaterial endlich in Natura sehen!"

„Erwarte nicht zu viel!"

Die beiden gingen zum Mercedes. Anatoli und Maika standen am Wagen und streckten sich. Katti fiel Maika um den Hals und gab der überraschten Shemale einen langen Kuss.

„Hallo, Sweathart!", schnurrte sie.

„Ha ... hallo", erwiderte Maika, sie unterdrückte ein kichern, denn Kattis Schnurrhaare kitzelten an ihrem Ohr.

„Wie ist es gelaufen? Hat das Zeug funktioniert? Hattet Ihr Spaß?", die Fragen sprudelten nur so aus der Katze heraus.

„Katti, dafür ist später Zeit genug!"

Van Furr sah auf seine Uhr. Er war etwas besorgt über den Zustand von Karla und Klara. Es war Anatoli's Entscheidung gewesen den beiden diese Namen zu geben. Und Karolus hatte genügend Zeit gehabt die beiden entsprechend zu prägen. Wenn alles richtig gelaufen war, dann sollten die beiden nicht einmal auf ihre früheren Namen reagieren. Flora war damit voll und ganz einverstanden gewesen. Ihr Plan war es gewesen, die beiden Männer nicht nur voll und ganz von der Welt zu tilgen, was ja bereits geschehen war, sondern auch aus ihren eigenen Köpfen. Blieb noch die Er­scheinung, doch dafür würde die Reise zu fällig werden. Und danach? Etwas Urlaub, vielleicht noch der eine oder andere kleine Auftrag und natürlich Maika, wenn Anatoli sie überredet hat.

„Anatoli! Wie benehmen sich die beiden?"

„Huh", Anatoli schluckte und er sah Maika besorgt an, sie erwiderte den Blick.

„Hab schon lange nichts mehr gehört. 'dammich, Maika du?"

Sie schüttelte den Kopf. Die vier gingen zum Kofferraum, der nun seit einigen Stunden bereits das enge Quartier für die beiden „Gäste" war. Kein Laut war aus dem Gefängnis zu hören, keine Bewegung des Wagens spürbar. Anatoli öffnete die Klappe und neugierig blickten die vier hinein. Ein fast unbeschreiblicher Geruch schlug den Vieren als erstes entgegen. Eine üble Mischung aus Schweiß, Altöl, Gummi und zudem der fischige Eiweißgeruch von Sperma. Ein deutliches Zeichen, das der Befehl, miteinander zu spielen auf äußerst sexuellem Wege interpretiert worden war. Anatoli war sich nun hundert prozentig sicher, den gemieteten Wagen vor der Rückgabe ausgiebigst reinigen zu lassen. Als die vier sich überwanden und hineinblickten sahen sie die Bescherung. Die beiden lagen schlummernd und eng umschlungen im Kofferraum. Ihre friedlich, entspannt wirkenden Gesichter waren über und über bedeckt mit einer weißen, krustigen Masse, bei der es sich nur um eines handeln konnte.

„Du gute Güte!" schnaufte Maika!

„Niedlich!" schnurrte Katti.

„Hmpf!"

Van Furr schwieg, er grinste und zauberte aus seinem Kittel sein Handy hervor und machte ein paar Schnappschüsse.

„Für Flora!" sagte er nur, als die anderen drei ihn entgeistert anblickten. „So was sieht man doch nicht alle Tage, oder?", es klang fast wie eine Entschuldigung. „Katti, diese beiden kleinen Schweinchen müssen da raus und dann ab in den Keller, vorher aber waschen!"

„Sollten die nicht einen Schuss bekommen?"

„Hm, richtig. Maika hast du noch was von dem Zeug?"

„Äh nein, die beiden haben die gesamte Ladung bekommen, die ich dabei hatte!"

„Die ganze Ladung? Na dann ist es kein Wunder! Katti, im Labor sind noch ein paar Phiolen voll mit dem Zeug. Nach der Dusche gibst du ihnen je eine volle Dosis!"

„Wird gemacht."

Aus einer verborgenen Tasche ihrer knappen Uniform zog sie ein paar Gummihandschuhe, die sie über ihre Pfoten zog, dann holte sie noch eine winzige Sprühdose hervor. Sie zielte auf die Gesichter der beiden und drückte den Knopf, ein feiner weißer Nebel senkte sich herab und tatsächlich öff­neten die beiden Schläfer ihre Augen, die immer noch den leeren Blick aufwiesen. Die beiden wa­ren noch immer zugedröhnt und Katti würde mit höchstem Vergnügen dafür sorgen, das es auch so blieb.

„Reise, Reise! Auf ihr beiden! Raus aus eurem Kuschel-Nest. Mama Katti wartet nicht gerne!" säuselte sie.

Unter leisem Ächzen und Stöhnen kletterten die beiden Männer aus dem Kofferraum, endlich standen sie splitterfasernackt und barfüßig vor der Truppe und warteten auf weiter Anweisungen. Kein Zeichen von Protest oder Widerstand, zwei willenlose Drohnen, durch die verabreichte Droge unfä­hig eine eigene Entscheidung zu treffen und zudem auf dem besten Wege die Sexualität aus einem ganz anderen Blickwinkel zusehen.

„Folgt mir!"

Und wie zwei brave Schäfchen tapsten die beiden barfüßig hinter Katti her und folgten ihr in die Praxis.

„Wirklich sehr effektiv das Zeug. Flora wird zufrieden sein." murmelte van Furr.

Maika sah ihnen nach, während Anatoli angewidert in den Kofferraum blickte.

„Man oh man!", seufzte er.

Maika kicherte amüsiert.

„Mit diesem Wagen sollten sie auf keinen Fall Morgen zum Flughafen fahren! Geschweige denn beim Verleiher abgeben."

„Ne dass nun wirklich nicht!", stimmte Anatoli zu. „Vladim und Juri werden sich darum kümmern. Sie haben doch sicher noch ein gutes Reinigungsmittel?"

Kla... Klara wachte so plötzlich auf. Das Licht stach in den Augen, es war kalt und es stank! Er stank! Er blickte in einen morgendlichen Himmel. Er wollte stöhnen, doch kein Laut kam über seine Lippen. Er hatte einen Geschmack im Mund, den er nicht einordnen konnte, zudem hatte er einen fürchterlichen Muskelkater im Gesicht. Neben ihm lag Ka ... Kar ... Karla, ebenso nackt und schmutzig wie er selber. Aber was war das eben? Sein Freund hieß doch nicht Karla, er hieß Kar .... la! Was hatte man mit ihnen gemacht? Warum konnte er nicht ein mal den richtigen Namen denken? Sein Freund hatte einen männlichen Namen! Nämlich Kar...la! Aber das hatten wir doch schon. Sein Zeitgefühl war zum Teufel, es war ein Morgen, die Sonne kam gerade hervor, aber wo war er? Was war geschehen? Warum waren er und Kar..., sein Freund, nackt? Ein Kofferraum. Ihm wurde Übel, war das kein Traum gewesen, hatte er ,..? Und hat der ihm ...?

„Reise, Reise! Auf ihr beiden! Raus aus eurem Kuschel-Nest. Mama Katti wartet nicht gerne!", säuselnd unterbrach eine Frauenstimme Klaras Gedanken und in seinem Gesichtsfeld erschien das Ge­sicht einer Kreatur, kein Mensch, es war eine Kreatur, menschenähnlich, der Kopf einer Katze und langem rotem Haar, die grünen Augen funkelten und es war weiblich. Sehr weiblich, die dreifach vorhandene Oberweite war einfach nicht zu übersehen, das war sexy, auf eine seltsam kranke Art und Weise war das Sexy und die Kreatur war schön. Sie lächelte sogar. Ihre Zähne sahen scharf aus und die Eckzähne waren gewaltig und schneeweiß. Der Körper war von einem kurzen, kupferroten Fell bedeckt, wenn man von den Armen ausgehen konnte, die sehr kräftig wirkten, aber das konnte auch eine Täuschung sein, das Fell kaschierte viel.

Er wollte jedenfalls nicht gehorchen! Doch ehe er es sich versah, krochen er und Karla, es war ja so einfach diesen Namen zu denken, aus dem Kofferraum und standen dann bewegungslos vor drei Menschen und der hübschen Katzenkreatur, die wohl die schlüpfrigste Schwesterntracht, die er je gesehen hatte, trug. Neben der Katze standen zwei ihm vollkommen fremde Männer, obwohl, der ältere schien ihm bekannt vorzukommen und dann die Frau, Maika, die wunderbare göttliche Maika, die Herrin. FUCK! Was soll das, die göttliche Schla...Herrin hatte ihn und Karla, verdammt, der Name kam ihm nicht mehr aus dem Sinn, unter Drogen gesetzt und entführt! Dies sind Verbrecher, Entführer. Wo war die Polizei! Diese vier musterten nun ihn und seinen Freund, sagten aber keinen Ton. Es war so erniedrigend. Hätte er sich rühren können, dann hätte er seine Hände vor seine Geni­talien gehalten, aber er errötete noch nicht mal. Sein Gesicht blieb kühl und es war vollkommen Ausdruckslos.

„Folgt mir!" trällerte die Katze.

Und Klara's Körper gehorchte, ohne auf den Widerstand und Protest seines Geistes zu achten, ebenso wie sein Freund, der wohl sich im selben Zustand befand wie selber. Der grobe Kies stach in sei­ne Fußsohlen, seine Augen blickten starr nach vorne, doch sein Geist nahm die wiegenden Hüften, den zuckenden Schwanz, mit der frech wirkenden silberfarbenen Spitze vor sich viel zu deutlich, überdeutlich war, er war auf einem Trip, so musste es sein, ein höllischer Drogen-Trip! Als er der Katze in das Gebäude folgte, schrie sein Geist hilflos, gefangen in einem ihm untreu gewordenen Körper. Karla schrie auch.

Karla folgte seinem Freund in das Gebäude. Sein Freund Kl ... Klara, bei Allah, was verdammt hatte man mit ihnen angestellt, die Herrin hatte etwas mit ihnen gemacht. Wieso konnte er den Namen seines Freundes nicht einmal denken? Klara, Klara wieso Klara? Es war pervers! Wieso hatte er sel­ber plötzlich so einen weibischen Namen, Karla! Sein Name war nicht Karla, er war Kare ... Karla. Fast, er hatte es fast gehabt aber dann war es doch wieder entwischt. Gehorchen Karla muss gehor­chen, muss folgen! „Mein Freund, wo sind wir hier nur hineingeraten. Was haben die mit uns vor und die Katze? Wow, was für ein Fahrgestell! Aber wie kann es so ein Wesen nur geben? Als ob wir in einem Science Fiction Fantasy Porno gelandet wären." Der verwirrte Geist des Mannes achtete nicht auf den Weg, den sein Körper nahm, er hatte eh keine Kontrolle und so bekam er nur am Ran­de mit, das die drei einen kurzen Flur entlang gingen und dann eine Treppe in das Untergeschoss des Gebäudes hinabstiegen, eine Wendung nach rechts und dann eine Wendung nach links. Licht flammte auf, ein Bad, ein kleines Badezimmer, aber die Duschkabine schien geräumig zu sein, wenn man alleine sie benutzte.

Katti führte die beiden zum Kellerbad. Es war das kleinste Badezimmer im Haus und wurde nur selten benutzt. Doch für die beiden würde es reichen.

„So Ihr Süßen. Macht euch frisch und sauber. Ihr müffelt nämlich grässlich."

Die beiden wandten sich zur Dusche, doch dann pfiff Katti sie zurück.

„Erst auf Töpfchen!"

Sie deutete zur Klosettschüssel. Gehorsam erleichterten sich beide nacheinander.

Katti konnte es nicht sehen, aber Sie ahnte, wie erniedrigend es sein musste jeden Befehl von ihr ausführen zu müssen. Sie mochte persönlich solche Spielchen nicht, doch in den vergangenen Tagen hatten sie viele der Schritte abgesprochen.

Nachdem sie sich erleichtert und gesäubert hatten stieß Katti die beiden in Richtung der Dusche ohne auf eine Antwort zu warten. Da hatten sie nichts zu sagen, gehorsam stiegen sie nacheinander in die enge Kabine, und heißes Wasser ergoss sich aus dem Brausekopf über sie. Ohne auf weitere Befehle zu warten begannen sie sich gegenseitig mit Duschgel einzuseifen, um den Schmutz von ihren Leibern zu lösen. Ein feiner Duft nach Lavendel breitete sich aus und Katti betrachtete fasziniert, wie liebevoll und zärtlich das Einseifen geschah. Wie entsetzt mussten die beiden Männer, von der Droge unterdrückt und zum Beobachten ge­zwungen, sein. Homophob, wie wohl die meis­ten Männer, erlebten die beiden gerade wohl den größten Albtraum, den ein „normaler" Mann sich vorstellen konnte, oder die beiden ließen das end­lich hervorkommen, was tief in ihnen verborgen war. Etwas das sie bislang nur unterbewusst für einander empfunden hatten und nun durch die ver­abreichte Droge offenbar wurde. Möglicherweise eher letzteres.

Klara war entsetzt, entsetzt darüber, dass er seinen neuen Namen akzeptiert hatte. Und war sein Name nicht so oder so schon immer Karla gewesen? Sicher, konnte gar nicht anders gewesen sein, und Klara, der liebe Klara, oh fühlte sich das gut an! Und ob sich Karla auch so gut fühlte? Auch wenn er keine Kontrolle über sich hatte, so war es doch wunderbar über die dunkle Haut von Karla zu streichen, das Duschgel über die Haut zu verteilen und aufzuschäumen. Karlas Lippen sahen so einladend aus. „Moment, ich bin doch nicht schwul! NEEEEIINN!", innerlich zeternd, spitzte Klara die Lippen. In seinem Mund sammelte sich der Speichel. Das wird ein ganz feuchter!

Karla wollte aufgeben, zu gut fühlte sich das Streicheln des heißen Wassers auf seiner Haut an. Das leere Gesicht seines Freundes näherte sich dem seinen, die Lippen gespitzt, die Augen leblos, er bemerkte die winzige Spiegelung seines eigenen Gesichtes in den blass blauen Augen seines Freundes. Es hatte denselben leeren, emotionslosen Ausdruck und spitzte ebenfalls die Lippen, die Zunge lugte leicht hervor. „Hay?r, yok! Klara hay?r!", schrie sein Verstand.

Katti lachte.

Mittlerweile waren auch van Furr, Anatoli und Maika in die Praxis gegangen. Er hatte seine beiden Gäste in die Küche geführt, wo Katti, in weiser Voraussicht, bereits den Tisch gedeckt hatte. Vladim, der sich langsam von seinen Kopfschmerzen zu erholen schien, saß dort bereits am Tisch und stärkte sich mit einem Brötchen, das dick mit Erdbeerkonfitüre bestrichen war. Einige Schüsseln verbreiteten den Duft von Bratkartoffeln und Rührei mit Speck. Und Vladim hatte sich auch da be­reits gut bedient.

„Wo ist Karolus?" fragte van Furr den Russen.

„Labor!" antwortete der einsilbig und Biss herzhaft in die erste Brötchenhälfte.

„Ah ja, Gut. Wenn Sie mich entschuldigen, dann werde ich mich erst mal um Juri kümmern. Sie kommen zurecht?"

„Das werden wir!", sagte Anatoli, der, ganz Gentleman, seiner geliebten Maika beim Platznehmen den Stuhl zurechtrückte, um danach selber am Tisch Platz zu nehmen. Die beiden starben vor Hunger. Und ein Happen vor einem schönen Schläfchen konnte nicht Schaden.

Van Furr verließ die Runde und ging schnurstracks zum Behandlungsraum, in dem sein Patient lag. Die Trage stand mitten im Raum, in dem nur noch die Schränke und der Schreibtisch standen, alles andere war fort und längst an seinem neuen Bestimmungsort angelangt, bereit um dort den Grundstock für eine Dependance zu bilden. Jemand, wahrscheinlich Karolus, hatte Juri bereits vom Over­all befreit, dessen Überreste in einer Ecke lagen. Katti würde, wenn sie das bemerkte sicher knurrig werden. Sie hasste Unordnung. Van Furr kniete sich neben Juri nieder und tastete den noch immer bewusstlosen Mann vorsichtig, aber sorgfältig ab. Dabei bemerkte er Spuren eines klaren Gels. Van Furr brummte zufrieden, also hatte Karolus bereits Juri mit dem Ultraschall-Scanner untersucht. Sehr gut. Den Arm untersuchte van Furr dennoch selber um einen eigenen Eindruck zu erhalten. Das tat er nun noch genauer, als es ihm zuvor im Ford möglich gewesen wäre. Er spürte den Bruch in der Elle, er war klar definiert, es schien also kein Trümmerbruch zu sein, das war eine gute Nach­richt, um so einfacher würde die Reparatur werden. Keine Trümmerstücke die aufgelöst wer­den mussten bedeuteten auch, das kaum Knochenmasse neu gebildet werden musste, ergo würde Juri auch schneller wieder fit sein. Während der Untersuchung begann Juri sich plötzlich zu regen. Da­mit war zu rechnen gewesen, seine Augenlider flatterten, dann stöhnte er.

„Urgh. Oy! Chto? Gde ya?" zischte er.

„Ah, wieder im Lande der Lebenden?"

Juri blinzelte kurz, dann schien er zu erkennen, wer bei ihm war und er versuchte sich aufzurichten. Bevor er seinen Arm belasten konnte drückte ihn van Furr wieder auf die Trage. Er hustete und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.

„Bitte bleiben Sie liegen, Sie haben sich verletzt! Ihr Arm ist gebrochen und ein paar Rippen sind auch angeknackst."

„Doktor van Furr? To, chto proizoshlo?" kurz überlegte er, dann wiederholte er seine Frage auf Deutsch, „Was, iiist geschehen?"

„Der Stunt war ein voller Erfolg. Das haben Sie gut gemacht!"

„Vladim? Chto Vladim?"

„Oh, der hatte mehr Glück gehabt, als Sie. Hat nur ein paar Schrammen und eine Beule zurückbehalten. Ihm geht es verhältnismäßig gut."

„Eto khorosho!"

„Also wir werden Sie gleich behandeln. Dann sollten sie in null Komma nichts wieder auf dem Damm sein. Wir müssen nur noch ein paar Vorbereitungen treffen. Bitte bleiben Sie solange liegen. Wie sind die Schmerzen? Können Sie es noch etwas ertragen?"

Juri nickte. Er würde die Zähne zusammenbeißen und warten, auch wenn er ein ungutes Gefühl dabei hatte. Vladim's Anmerkung, bezüglich seiner Fragenstellerei, klang noch immer in seinen Ohren nach.

Van war froh, das Juri endlich wieder bei Bewusstsein war, obwohl das nächste was er tun musste, sehr schmerzhaft für Juri werden würde, schließlich musste der Bruch noch gerichtet werden. Musste der Mann das eben halt auch noch ertragen. Aber was nützte ein gerichteter Bruch, wenn er nicht sofort geschient oder, wie geplant, schnell geheilt werden würde, gar nichts. Zufrieden mit dem Er­gebnis der Untersuchung ließ er den nachdenklich wirkenden Juri zurück und begab sich nun zum Labor, das seltsam leer aussah.

„Karolus! Wie geht es voran, du hast Juri genauer untersucht?"

„Habe ich."

Sein Assistent saß an seinem angestammten Arbeitsplatz, aber anstelle seiner aktuellen Workstation tippte er eine Befehlszeile nach der anderen in einen einfachen Laptop ein.

„Der Scanner hat nicht mehr herausgefunden, als Sie es nicht schon selber diagnostiziert hatten. Ein einfacher, glatter Bruch der Elle und zwei angeknackste Rippen. Ein paar Hämatome und Prellungen. Ein Paradebeispiel. Mit der klassischen Behandlung eine Sache von 4 bis 5 Wochen."

Van Furr

„Nur dass wir keine klassische Behandlung machen."

„Jep!" Karolus grinste.

„Hast du schon das Batch dafür angelegt?"

Die meisten Geräte waren längst verschifft und ihnen stand nur noch wenig Ausrüstung zur Verfügung. Darunter eine mittlerweile veraltete Maschine, mit der sie genügend Naniten produzieren konnten, allerdings nur von einem älteren Baumuster. Nach normalen Maßstäben, also dem Fort­schritt der letzten Jahre, nur noch ein Notnagel. Diese Naniten waren bei weitem nicht so leistungs­fähig wie die neueste Generation, aber für diesen kleinen Notfall mehr als ausreichend. Seine Her­ren Kollegen würden natürlich ganz anders darüber denken, für die wäre es schon ein Quanten­sprung über diese alte Technologie zu verfügen. Van Furr strich lächelnd über die Oberfläche der summenden Maschine, die sich langsam aufwärmte.

„Bin gerade eben erst damit angefangen, wird schon noch etwas dauern."

„Ja, verstehe. Aber sieh zu, dass du schnell damit fertig wirst. Ich habe mir eben die Zeit genommen um ihn zu untersuchen und dabei ist wieder aufgewacht."

„Ist er das. Ich hoffe er muss nicht zu sehr leiden."

„Er scheint es gut wegzustecken, trotzdem beeil dich! Verflucht, wir hätten früher daran denken können, dann wären wir jetzt schon längst mit der Heilung fertig"

„Hätten, hätten. Hätte der Hund ..."

„Ist ja gut."

„Zudem schien es, als ob der Arm just genau an derselben Stelle bereits einmal gebrochen gewesen war. Ohne den alten Bruch wäre vermutlich nichts schlimmeres als eine Prellung geschehen."

„Ein alter Bruch, so, so, damit konnten wir nicht rechnen."

Van Furr studierte die digitalen Anzeigen auf dem Fertiger und versuchte sich an die Bedeutung der einzelnen Zahlenfelder zu erinnern, die neueste Entwicklungsstufe besaß bereits einen Touchscreen und einen integrierten Rechner, nicht so dieses alte Gerät, er konnte sich nicht mal daran erinnern wann es zum letzten Mal benutzt worden war, war es bei Katti gewesen oder war es noch länger her? Egal, sollte er jemals diese Technik veröffentlichen, würde selbst diese alte Konstruktion ihm über Jahre hinweg Millionen und Abermillionen an Lizenzeinnahmen einbringen und wahrscheinlich immer noch einen jahrelangen Vorsprung vor möglichen Konkurrenten bieten. Wenn! Aber das hatte er nicht vor! Zum einen wollte er nicht seinem Berufsstand einen so schweren Schlag verset­zen und zum anderen war die Menschheit einfach noch lange nicht bereit dazu über diese Technik zu verfügen. Es konnte viel zu viel Unheil damit angerichtet werden. Selbst mit seinen bislang ex­tremsten Erfolgen hatten sie gerade mal die Spitze des Eisberges angekratzt. Es gab mit Sicherheit noch viele verdrehte Ärzte, oder die sich dafür hielten, die noch viel heiklere Ideen umsetzen wür­den. Von den paranoiden Militärs oder Geheimdienstfritzen gar nicht erst gesprochen. Verantwor­tung! Auch wenn man als quasi verrückter Wissenschaftler galt, verfemt, verkannt und nicht mehr beachtet, so trug er doch eine große Verantwortung mit sich. Irgendwann, irgendwann würden seine Schöpfungen offenbar werden und wer weiß, was dann geschehen wird. Das sollte aber noch lange nicht geschehen, jetzt hatte er noch andere Prioritäten, denn nun galt es einen Patienten zu versor­gen. Hinter ihm piepte der Laptop von Karolus und der Fertiger erwachte zum Leben.

„Ah endlich geht es los! Eine halbe Stunde, dann sollten wir eine ausreichende menge an Naniten der 2ten Stufe haben", meldete Karolus.

„Fein! Dann bereite ich die Gehirnwäsche vor. Leider schaffen diese Naniten das nicht auch."

„Ja schade, aber die alte Methode wird's auch bringen. Wenn ich da noch an den Elektriker denke, ..."

Van Furr lachte, als er zu seinem Giftschrank ging, ja das war wirklich lustig gewesen. Er öffnete den Schrank, der mit einem starken Schloss gesichert war und nahm zielsicher ein paar Flaschen und Phiolen heraus.

„Machst du den Audiovisuellen Teil!"

„Mache ich."

Van Furr benötigte nur wenige Minuten, um die klassische Droge zu mischen, die Juri verabreicht werdenwürde, um dessen Verstand von der Entführung zu befreien. Als er fertig war legte ersorgfältig die gefüllten Spritzen in eine Edelstahldose. Fast zeitgleich piepte der Fertiger. Karolus sprang von seinem Platz auf und stand schon an dem Gerät, bevor sich van Furr regen konnte, um drei Spritzen mit der silbrig schimmernden Flüssigkeit zu füllen, in der die Naniten schwammen.

„Wir sind soweit!"

Karolus legte die Spritzen auf ein Tablett, packte noch eine Spraydose mit einem Antiseptikum dazu und ein paar Papiertücher zum ab tupfen. Van Furr nahm das Pad an sich, auf dem Karolus die Daten abgelegt hatte, um die Naniten zu steuern.

„Gut dann los, je eher um so besser."

Gemeinsam begaben sie sich nun wieder zu Juri. Der Russe lag noch genauso da, wie ihn van Furr zurückgelassen hatte. Er schien die Schmerzen, die ihm sein Arm und die Rippen bereiteten, gut unter Kontrolle zu haben.

„So da wären wir wieder. Juri sind Sie bereit?"

„Da Doktor."

„Karolus als erstes den Arm, den müssen wir richten, danach die Rippen."

„Ich bin bereit, wenn Sie bereit sind!"

Die beiden hockten sich neben Juri nieder. Und Karolus legte das Tablett auf Juris Brust. Er sprühte das Antiseptikum auf die Haut über dem Bruch und tupfte die Stelle sanft ab.

„Das wird jetzt etwas wehtun!"

Juri nickte, er hatte verstanden und biss die Zähne zusammen, bereit den Schmerz zu ertragen. Sie ergriffen Juris Arm. Van Furr fühlte nach der Bruchstelle.

„Bei drei!" er zwinkerte und Karolus verstand.

„Eins, Zwei, ..."

Sie zogen und Juri schrie überrascht auf. Van Furr spürte, wie die beiden Hälften wieder aufeinandertrafen.

„Karolus halte den Arm jetzt."

Van Furr griff eine Spritze, tippte mit dem Finger an den Zylinder, und drückte die letzte Luft heraus. Dann setzte er die Spritze direkt über den Bruch an und stach die Nadel in den Arm hinein. Juri schrie auf. Der Einstich fühlte sich an, als ob ein glühender Nagel in seinen Arm geschlagen worden sei. Sein Gesicht wurde kreidebleich und kalter Schweiß brach aus seinen Poren hervor. Van Furr injizierte den ganzen Inhalt der Spritze genau in den kleinen Spalt zwischen den beiden Knochenhälften. Kaum das der Doktor die Nadel aus den Arm gezogen hatte schwächte sich der glühen­de Schmerz ab und Juris Unterarm fühlte sich taub und kalt an. Juri entspannte sich zusehends, als der Schmerz verschwand.

„Sie waren sehr tapfer! Geht es nun besser?"

Juris Mund war trocken und seine Kehle fühlte sich an, als ob er Schmirgelpapier im Mund hätte, das ganz grobe, scharfe Schmirgelpapier.

„Nun besser!" krächzte er.

„Dann können wir ja mit den Rippen weitermachen!"

Juri stöhnte auf. Zumindest schienen die Schmerzen im Arm nachzulassen. Zweimal noch durchlitt er die Pein, als ihm der Doktor mehr oder weniger sanft den Inhalt der Spritzen verpasste. Und beide Male ließ das Brennen fast augenblicklich nach und eine leichte Taubheit breitete sich um die Einstichstellen aus. Nachdem van Furr die erste Injektion gesetzt hatte legte Karolus Juris Arm neben an seine Seite. Sachte und ganz behutsam, damit der gerichtete Knochen nicht wieder verrutschte. Dann nahm Karolus das Pad an sich und starrte auf den Bildschirm. Dort war die Abbildung eines menschlichen Skeletts zu sehen. Um die verletzte Elle und den beiden Rippen war je­weils ein rot blinkender Kreis. Er hielt das Pad über die Elle und tippte auf den Bildschirm. Ein Senden-Symbol blinkte kurz auf und langsam änderte sich die Farbe des Kreises, wurde immer heller, Orangenfarben, dass mehr und mehr gelbstichiger wurde um dann letztlich ins Grüne zu wech­seln. Die Prozedur wiederholte er mit den beiden anderen Verletzungen. Die Naniten arbeiteten wie­der einmal perfekt und wenn sie sich erstmal im Körper eingenistet hätten, würde Juri in Zukunft so gut wie keine Gefahr laufen an Osteoporose oder Leukämie zu erkranken, oder sich sonst eine Kno­chenkrankheit einzufangen. Brüche würden natürlich auch schneller heilen, bei weitem langsamer als in diesem Augenblick, aber immer noch schneller, als zuvor. Aber das musste der Mann ja nicht wissen. Jedenfalls lag der arme Tropf noch immer total verkrampft auf der Trage und schien gar nicht zu begreifen, was ihm geschah.

„Wie sieht es aus?" fragte van Furr.

„Gut. Sehr gut sogar", antwortete Karolus erfreut, „weit besser als gedacht!"

Er zeigte van Furr das Pad, die drei Kreise leuchteten mittlerweile in einem satten Grün und langsam breitete sich ein blauer Schimmer über die Knochen des Skeletts aus. Die Naniten verteilten sich bereits.

„Wunderbar. Geradezu Perfekt!", freute sich van Furr.

Juri guckte van Furr fragend an.

„Schmerzt der Arm noch?"

Juri blinzelte, sein Mund klappte auf, er atmete tief ein, atmete aus, sein Brustkasten hob und senkte sich. Dann richtete er sich auf, wohl darauf bedacht, seinen gepeinigten Arm nicht versehentlich zu belasten. Er blinzelte wieder, dann berührte er seinen Unterarm, tastete vorsichtig, dann ein mutiger Griff. Den Mund verkniffen, doch der erwartete Schmerz trat nicht auf. Seine Augen wurden größer und größer. Sein Blick wanderte von van Furr zu Karolus und dann zu den leeren Spritzen, als ob er es nicht fassen konnte, was in den wenigen Minuten geschehen war, seit ihm van Furr die Spritzen in den Leib gejagt hatte.

„Nix!", rief er aus, er grinste, „Nix, nix weh!"

„Da sehen sie, was wir machen können!"

Juri schluckte. Richtig, was könnte der Doktor mit ihm sonst noch machen? Ändern könnte er es so oder so nicht. Sollte er fragen? Karolus unterbrach seinen Gedankengang.

„So nachdenklich? Juri?"

„Ja!"

Juri's Magen knurrte so plötzlich und laut, das der frisch Genesene zusammenzuckte. Das Geräusch brach die aufkeimende Spannung, Karolus und van Furr lachten auf und Juri fiel mit ein. Vergessen war der letzte Gedanke.

„Ich habe Hunger!", stellte Juri fest.

Karrolus hatte sich in der Zwischenzeit erhoben und war zu dem Tisch gegangen, der einsam an der Wand stand. Dort hatte er das zweite Tablett hingestellt, in dem die Spritzen für die Gehirnwäsche lagen. Doch van Furr überlegte kurz und mit einer schnellen Handbewegung stoppte er seinen Assistenten. Das hatte noch Zeit.

„Dann komm! Katti hatte was vorbereitet und vielleicht haben Anatoli, Maika und Vladim noch etwas davon für uns übrig gelassen."

Karolus kehrte mit einem fragenden Blick zurück, doch von van Furr kam keine Erklärung. Er half Juri auf die Beine. Der kleine Russe schwankte leicht.

„Au, chert voz'mi", stöhnte er, „Wie sagen, Muskelkatze!"

„Kater, Muskelkater", verbesserte ihn van Furr grinsend, „ja, ihre Knochen waren uns wichtiger. Und ein paar schmerzende Muskeln sind doch wohl noch zu ertragen, oder?"

„Ich nix klagen! Sie gutes Arzt! Sie geholfen!"

Karolus stütze Juri leicht und bewahrte den Mann davor über seine eigenen Füße zu stolpern, doch auf dem kurzen Weg in die Küche wurden seine Bewegungen wieder sicherer. Dort fanden sie Katti vor und auch Jorge hatte sich dort eingefunden. Katti werkelte am Herd und schien eine Art Brei anzurühren, der ein appetitliches Aroma verbreitete. Juri warf einen zweifelnden Blick auf den gewaltigen Kater, der in seinem Korb lag, nur kurz seinen Kopf hob um die Neuankömmlinge zu begrü­ßen und sich dann wieder zusammenrollte, um zu dösen.

Jorge döste nicht wirklich, zu interessant war der Besuch, aber er hielt seinen Mund und hörte zu. Er war eindringlich von van Furr gebeten worden, sich still zu verhalten. Es reichte vollkommen, dass er sich absolut zahm gab und nicht zu erkennen gab, dass auch er weit mehr war, als es den Anschein hatte. Selbst Maika und Anatoli wussten nichts von seiner wahren Geschichte. Van Furr hatte ihnen etwas von einem Experiment mit einer Katze und schnellem Wachstum erzählt, und die beiden hatten die Geschichte geschluckt. Obwohl Anatoli eigentlich seit der Geschichte mit dem Baron wissen musste, was es mit Jorge auf sich hatte. Ob der Russe nicht mehr daran dachte oder sich doch daran erinnerte und das Spiel mitmachte, so zeigte er es nicht und spielte mit. Vladim und Juri jedenfalls hatten keinen Zweifel an der Geschichte, die van Furr ihnen aufgetischt hatte. Und nach ein paar Tagen war auch für die beiden seine Gegenwart akzeptabel, auch wenn sie weiterhin in Jorges Gegenwart sehr vorsichtig waren. Sie hatten großen Respekt vor ihm, Respekt, den ein Kater verdiente, der fast 110 kg auf die Waage brachte. Muskeln wohlgemerkt, kaum Fett. Jorge war darauf nämlich sehr stolz, sich in Form zu halten. Um also die Fassade aufrecht zu erhalten, benahm sich Jorge ganz wie ein zu groß geratener Hauskater, der die ihm geltende Aufmerksamkeit genoss und sich wie der Herr des Hauses benahm. Maika war von ihm ganz angetan.

„Ah Katti, hast du die beiden versorgt?", fragte van Furr.

Karolus half Juri an den Tisch und nahm dann selber Platz.

„Ja habe ich. Die beiden sind nun blitzblank sauber und duftig. Sie sind im kleinen Gästezimmer untergebracht und warten dort auf ihre Mahlzeit."

Sie deutete auf den Topf.

„Da muss nur noch das Teufelszeug hinein."

„Ah fein. Was ist mit den drei anderen?" fragte van Furr, denn von Anatoli, Maika und Vladim war keine Spur zu sehen, außer dem benutzten Geschirr, dass sich im Spülbecken stapelte.

„Die haben gefuttert wie die Scheunendrescher und sind vor nicht mal 5 Minuten auf Ihre Zimmer gegangen, um sich auszuschlafen."

„Und was ist mit uns?", fragte Karolus, der enttäuscht die leeren Schüsseln beäugte.

„Ohhh, hat mein Schatz Hunger?", sie grinste Karolus an. „Ich habe euch nicht vergessen, für euch habe ich noch etwas Rührei mit Speck und Bratkartoffeln in der Hinterhand behalten!"

Katti öffnete den Backofen und augenblicklich verbreitete sich der anregende Duft der deftigen Mahlzeit. Zwei volle Schüsseln ersetzten die geleerten. Die drei Männer langten erfreut zu und bald hörte man nur das Klappern des Bestecks und zufriedenes kauen und schlucken. Katti war mit der Mahlzeit für die beiden fertig geworden und verteilte den Brei auf zwei Schalen, dann verließ sie die Runde.

Sie ging in den Keller aus einem der Gästezimmer drang leises Lachen und sanft geflüsterte russische Worte. Anatoli und Maika waren wohl noch immer wach. Katti verharrte kurz und lauschte. Ein Mensch hätte die Leise Unterhaltung wahrscheinlich nicht gehört, aber Kattis große Ohrmu­scheln fingen selbst leiseste Geräusche auf. Sie verstand zwar die einzelnen Worte nicht aber der Tonfall reichte ihr schon aus, den Sinn der geflüsterten Unterhaltung zu ergründen. Liebe war etwas Schönes, besonders wenn man, so wie die beiden, über Kleinigkeiten hinwegsehen konnte, selbst wenn diese oder jene Kleinigkeit doch nicht ganz so klein war.

Katti raffte sich zusammen und brachte den beiden „Gästen" die einfache, aber reichhaltige Mahlzeit. Die beiden saßen noch dort, wo Katti sie zurückgelassen hatte. Sie waren mittlerweile leicht bekleidet, nicht viel, jeweils ein langes rosa Nachthemd mit kurzen Ärmel bedeckte ihre Blöße, mehr brauchten sie nicht, vorerst. An zwei Kleiderhaken hing bereits die Garderobe für den nächs­ten Tag. Zwei Burkas, ähnlich wie Kattis eigene geschnitten, aber Pechschwarz. Katti stellte die Schüsseln auf den Tisch. Sie beorderte die beiden sich an den Tisch zu setzen und zu essen. Katti beobachtete die beiden beim Essen sehr genau. Ihre Bewegungen waren fließend und sacht. Sie hielten ihre Löffel mit drei Fingern und sie spreizten den kleinen Finger ab. Und das sah nicht gezwungen aus, sondern schien eine ganz natürliche Haltung zu sein. Auch saßen die beiden anders auf den Stühlen. Der Rücken gerade, die Füße eng nebeneinander, die Beine zusammengepresst. Der Linke Arm ruhte nicht auf dem Tisch, sondern im Schoß. Als ob die beiden einen Benimm-Kurs mit Bravour abgeschlossen hätten. Kein Vergleich mit den Bildern, die Karolus geschossen hatte, als er den beiden auf Schritt und Tritt gefolgt war. Katti schnupperte, neben dem Duft vom Brei und vom Lavendel nahm sie deutlich eine deutliche Änderung im Geruch war, den die beiden verströmten. Die Änderung musste schon die ganze Zeit stattgefunden haben, nur war es ihr erst jetzt aufgefallen. Die beiden rochen nicht mehr nach Mann. Selbst Maika verströmte diesen Duft, wenn auch viel weniger als die anderen Männer, ein leichter hauch nur und dieser erotische, männliche Duft war bei Klara und Karla gänzlich verschwunden und wurde durch etwas anderes ersetzt, durch etwas Feminines. Oh ja, das Teufelszeug wirkte. Als die beiden fertig waren, sammelte Katti die Schüsseln ein.

„Legt euch schlafen, ihr beiden süßen Zuckerchen. Legt euch schlafen und träumt!"

Und das taten die beiden. Brav legten sie sich nebeneinander auf das Bett. Katti lächelte, als sie sah, dass sie sich eng aneinander schmiegten. Es war gut nicht alleine zu sein. Gut für die beiden und gut für das was ihnen noch vor bestand. Katti löschte das Licht und zugleich ertönte aus mehreren Lautsprechern eine leise Stimme, es war Floras Stimme, „Gehorsam, Hingabe,", Flora sprach langsam und deutlich. „Fleiß, Reinlichkeit,", Sie würden den Worten lauschen und die Lehren verinnerlichen. „Sauberkeit, Liebe." Es folgte Worte und Sätze, die ihnen noch vieles mehr einbläuen würden. Sie würden wirklich sehr, sehr nützlich werden. Katti würde am Abend ihnen wieder etwas zu essen bringen, wieder denselben Brei und das eingemischte Teufelszeug würde sie tiefer und tiefer sinken lassen. Sie würden dann wieder schlafen und sie würden Stimmen hören, sie würden Floras Stimme hören und auch Maikas Stimme und Anatolis Stimme und auch Kattis Stimme. Sie würden hören, lernen und gehorchen.

Neues Heim

Flora war sehr aufgeregt, nach anscheinend unendlicher Zeit, war das Wochenende angebrochen, an dem ihr Vergeltungsplan endlich Realität werden sollte. Sie konnte es kaum erwarten, dass sich van Furr bei ihr melden und vom Vollzug des ersten Teils berichten würde. Viel Zeit war vergangen, seit sie in ihrer neuen Heimat eingetroffen war, Zeit die sie genutzt hatte sich einzurichten. Van Furr hatte ihr nicht zu viel versprochen, als er von Al Bhawri's Idee, eine Apotheke nach traditionellem asia­tischem Vorbild aufzubauen, berichtet hatte, eher das Gegenteil war der Fall. Flora hatte sich mittlerweile ganz gut eingelebt. Sie prüfte an diesem Morgen gerade ihre Warenbestände und trug ein maßgeschneidertes Seidenkleid im chinesischen Stil, der Schneider verstand wirklich sein Handwerk, es betonte ihre Figur und fiel sanft über ihren vierbeinigen Leib. Nicht dass sie unbedingt auf Kleidung angewiesen war, ihr Fell war eigentlich genug, doch sie liebte das Gefühl, wenn ihre Hände über die Seide glitten, das leise Rascheln des Stoffes. Zudem fand sie es angemessener, als Apothekerin besonders, anständig gekleidet zu sein. Immer wieder schweiften ihre Gedanken von der Arbeit ab und sie stand vor den Auslagen und dachte an die Vorgänge im fernen Deutschland, an den Doktor, an Katti und Karolus und an ihre Eltern und auch die beiden speziellen Männer, die, wenn alles geklappt hatte vor einschneidenden Veränderungen ihres ansonsten wertlosen Lebens standen. Und sie dachte zurück an den ersten Tag hier auf der Insel.

Wie hatte sie gestaunt, als sie das erste mal vor dem Anwesen stand, denn das war es, ein Anwesen. Nicht nur ein einfaches Haus, mit den Geschäftsräumen und einer Wohnung darin, sondern weit mehr. Al Bhawri hatte eine ganze Gruppe von Gebäuden errichten lassen. Dieser Plan musste schon länger bestanden haben. Anders konnte sich die Füchsin es sich nicht erklären, dass so viele Bauten so gut wie fertig waren. Und alle waren im klassischen japanischen Stil errichtet worden. Das weitläufige Grundstück war von einer hohen Mauer aus behauenen Granitsteinen umfangen und lag direkt an der belebten Hauptstraße von Santa Lucia Grande, dem Hauptort der Insel. Das Gebäude, das die Apotheke beherbergen sollte, schloss sich direkt an die Mauer an und war auch aus demselben Material erbaut worden. Die Apotheke hatte zwei Ebenen. Die Wände des Erdgeschosses waren dick und ließen das Haus sehr wehrhaft erscheinen. Darin befand sich der Verkaufsraum mit brei­tem Tresen und hohen Regalen voller frei verkäuflicher Mittelchen, dahinter ein Büro, ein großer Lagerraum, samt Rohwaren, und eine kleine „Hexenküche", wie Al Bhawri sich ausdrückte, als er sie herumführte. Hexenküche war weit untertrieben, es war ein vollständig ausgestattetes Apothe­kenlabor. Es war bereits all das an Gerätschaft vorhanden, die Flora benötigen würde um ihre Tees, Kräutermischungen und Tinkturen anzusetzen. Das Obergeschoss war eine Fachwerkkonstruktion. Dort befanden sich zwei geräumige Gästezimmer, eine kleine Küche und ein ausgesprochen großes Bad., samt japanischer Toilette, Flora war damit mehr als zufrieden, als Wesen mit einem vierbeinigen Unterleib, waren die westlichen Toilettenschüsseln eine Qual. Für den Anfang war es mehr als genügend, denn Flora sollte sich für den Anfang dort einquartieren, bis ihr neues Heim fertig war. Den Dach­boden und den Keller ersparte sich Al Bhawri bei der kurzen Führung. Flora würde genügend Zeit haben später alles genauer zu erkunden.

In einem der Gästezimmer standen bereits ihre Koffer, nicht das Sie besonders viel Kleidung besaß, die Sie in Ihrer neuen Gestalt hätte tragen können. Es waren hauptsächlich die schönsten Oberteile, die Sie hatte, und die Katti mit ihr gemeinsam angepasst hatte, damit sie für ihre kleinere Statur passten. Kleidungsstücke für ihren Unterleib besaß sie noch nicht. Ihre fünf buschigen Schwänze verdeckten die entscheidenden Stellen ganz gut. Nur unter Kontrolle hatte sie die Lauser noch nicht und Aufmerksamkeit wollten die haben, als ob sie einen eigenen Willen hätten. Es war ganz natürlich. Nachdem Sie also ihre Tasche abgelegt hatte, folgte sie Al Bhawri wieder ins Erdgeschoss. Er wollte ihr bei einem kurzen Rundgang die weiteren Bauten zeigen. Dazu traten sie zuerst gemeinsam auf die Straße und wandten sich zur Seite der Apothe­ke. Dort war in die Mauer ein Torhaus eingefügt, dass von einem schweren Zweiflügeligem Holztor ver­schlossen war. Al Bhawri reichte Flora eine Fernbedienung und als Sie den Knopf betätigte schwan­gen die Torflügel gemächlich auf und gaben den Weg auf das Grundstück frei.

„Die Arbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen. Deswegen werden Morgen und in den nächsten Wochen noch die Handwerker hierher kommen müssen. Das meiste an den Außenarbeiten ist erledigt, hauptsächlich der Innenausbau muss noch gemacht werden. Es wird also keinen großen Baulärm geben. Und Sie brauchen sich auch nicht um die Leute kümmern. Kommen Sie!"

Die beiden betraten den Hof, der mit rund geschliffenen Flusskieseln bedeckt war. Die Kiesel fühlten sich warm und angenehm an, als sie mit ihren bloßen Pfoten darüber ging.Rechts war der hintere Teil der Apotheke zu sehen an der sich eine Rasenfläche anschloss und auf der linken Seite des Torhauses befand sich eine Garage, die Platz für drei oder vier Fahrzeuge bot.

„Wow!" staunte Flora.

„Wir haben uns alle Mühe gegeben", sagte Al Bhawri, der Flora weit überragte. „Ihnen werden zwei oder drei Fahrzeuge zur Verfügung gestellt werden. Elektrofahrzeuge wohlgemerkt, denn zu diesem Anwesen gehört noch eine Gärtnerei mit einem Waldstück. Ein herrliches Stück Land auf der Hochebene. Das werde ich Ihnen später noch zeigen."

„Ich, ich habe aber keinen Führerschein. Das hat sich für mich noch nicht ergeben, wissen Sie."

„Oh, das sollte kein Problem sein. Einen Fahrer können wir ihnen vorübergehend zur Verfügung stellen, bis Sie die Prüfung gemacht haben, wenn Sie es denn wollen."

Neben der Garage kam eine hohe Hecke, die den Hof abschloss und durch die ein breiter überdachter Fußweg weiter auf das Grundstück führte. Hinter der Hecke befand sich ein Garten, dort waren sowohl Beete für Gemüse, als auch mehre Obstbäume, darauf folgte ein Kräutergarten und zwei kleine Gewächshäuser.

„Warum sind dann hier noch Gewächshäuser?"

„Für die besonderen Pflanzen! Es gibt sicher Gewächse, die einer intensiven Pflege bedürfen, oder?"

„Ja, ja! Natürlich. Setzlinge und frische Saat. Die werden nützlich sein."

„Wir haben an alles gedacht."

„Das haben Sie."

Die beiden gingen weiter und erreichten ein erstes Glanzstück. Zwei bronzene Kitsune Statuen, die an einem Torii aufgestellt waren und den Eingang zu einem kleinen heiligen Ort bewachten, taten ihr übriges, dass Flora sich in ihr neues Heim verliebte. Es war ein japanischer Steingarten, in dem mehrere Zierkirschen wuchsen und ein kleiner Schrein aufgestellt worden war, der der Kami Inari geweiht war. Flora war sehr überrascht und erfreut gewesen diesen Schrein zu sehen, immerhin war sie auch ein Fuchs, eine Art Kitsune. Sie hielten kurz inne, dann ließen sie diesen Ort, der zur stillen Andacht einlud, hinter sich und erreichten eine weitere mit Kieselsteinen bedeckte Freifläche. Die Fläche wurde von einem großen dreiflügeligen Haus mit einem Obergeschoss beherrscht. Wieder war das Erdgeschoss aus Granit gefügt und darauf war ein filigran wirkendes Fachwerk gesetzt worden. Es war noch eingerüstet, aber die Außenarbeiten schienen abgeschlossen zu sein.

„Was ist das?" fragte Flora, die sich langsam Sorgen machte, dass sie alleine schon mit dem Erhalt der Gebäude überfordert sein würde.

„Dies hier wird die neue Zweigstelle für Dr. van Furr, meine Liebe."

„Die Zweigstelle?" Flora war sehr erfreut darüber. Sie hatte schon davon gewusst, nur hatte sie nicht damit gerechnet, das van Furr auf demselben Gelände wie sie praktizieren würde. Das war eine gute Nachricht.

„Oh ja. Der Doktor wird zukünftig regelmäßig auf der Insel praktizieren. Sie können sich es vielleicht nicht vorstellen. Quatsch, natürlich können Sie das!" er lachte leise, „Also viele unserer Gäs­te, nein, eigentlich fast alle, haben einen Fetisch. Sie haben ein verlangen nach Befriedigung ihres Fetischs und wir liefern ihnen die Erfüllung. Manche wollen es dauerhaft, andere Zeitweise und ei­nige, so wie Sie selber, wollen es selber am eigenen Leibe erfahren. Sie wollen Hermaphroditen, Newhalfs, Futanari oder Furries werden und das voll und ganz ausleben, oder einen Partner haben, der ihrem Schönheitsideal entspricht. Aber auch BDSM, Lack und Leder, Rollenspiele, freie Liebe sind sehr angesagt, die Liste lässt sich fast endlos fortsetzen. Und alle unsere Gäste ha­ben genügend Geld, um hier bei uns ihren Fetisch auszuleben, ohne dumme Fragen gestellt zu bekommen oder gar von Paparazzi überrascht zu werden. Alles hier ist ein wohl gehütetes Geheimnis und selbst wenn etwas bekannt wird, gilt das sofort als urbane Legende. Zu fantastisch und zu weit hergeholt, als das es auch nur ein Quäntchen Wahrheit enthalten könnte. Das haben Sie selber doch auch herausgefunden."

Flora nickte. Das hatte sie wirklich. Im Gegensatz zu den meisten der Leute, die von „Der Insel" gesprochen hatten, hatte Holger es für bare Münze genommen. Er hatte nach weiteren Beweisen und Tatsachen gesucht und gefunden. Auch wenn Flora dabei nachgeholfen hatte, um ihn am Ball zu halten. Der Erfolg war ja ganz offensichtlich gewesen. Holger hatte seinen Rollstuhl, seine Mensch­lichkeit und seine verhasste Männlichkeit dadurch in etwas fantastischeres eingetauscht. Das seine Persönlichkeit in den Hintergrund gerückt war und Flora das Steuer übernommen hatte, war ein kleiner Preis gewesen. Holger hatte schon immer gewusst, dass er fehl am Platze war. Flora war nun am Zug.

„Und der Doktor wird also hier ..." Flora deutete auf die kleine Klinik.

„... entsprechend der Vorgaben die Behandlungen durchführen", beendete Al Bhawri den Satz. „Es ist einfach zu aufwendig diese Aufgabe allein in Deutschland zu bewerkstelligen."

„Und alles natürlich freiwillige Probanden."

„Natürlich." er zwinkerte verschmitzt und Flora verstand. Al Bhawri musste wissen, dass sie mit van Furr Pläne geschmiedet hatte. Pläne, die 4 Menschen betrafen, die von ihrem Glück noch gar nichts wussten.

Sie setzten die Führung fort. Das nächste Gebäude war von einer Mauer eingefasst, die das Haus verbarg. Einzig das geschwungene Schindeldach war zu sehen. Doch Flora konnte das Plätschern von Wasser hören, das über die Mauer zu ihnen drang. Sie traten durch ein Tor und Flora erblickte ein weiteres japanisches Fachwerkhaus, das an einem heiter hinplätschernden Bach stand.

„Dieses wird Ihr neues Heim sein. Es ist noch nicht ganz fertig. Ihre Möbel und Ihr restliches Hab und Gut sind noch unterwegs. Bis dahin wird der Raum im Obergeschoss der Apotheke reichen müssen."

„Damit werde ich leben können. Haben Ihre Verbindungsmänner meinem Vermieter in Japan auch die Nachricht überbracht?"

Al Bhawri nickte.

„Herr Hasita war überrascht und schien es sehr zu bedauern, dass Holger von Rottenbach nicht mehr zurückkehren wird. Er scheint Sie, also Holger, sehr gern gehabt zu haben. Ebenso wie sein Sohn, Kenji."

„Die beiden haben mich immer gut behandelt und sind mir ans Herz gewachsen. Ich hoffe er hat das Geld angenommen."

„Anfangs hat er sich geweigert. Schließlich war die Miete ja von Ihnen bereits im Voraus beglichen worden. Es hat unserem Agenten einiges an Überredungskunst gekostet, bis Herr Hasita einlenkte."

„Ja die Familie ist absolut ehrlich und sehr stolz. Herrn Hasita würde es nie in den Sinn kommen jemanden zu übervorteilen. Ich bin froh, dass er das Geld angenommen hat. Seine Familie kann es gebrauchen."

„Und?", fragte al Bhawri.

„Was und?"

„Wie gefällt ihnen Ihr neues Reich."

„Wirklich wunderbar!"

Flora sah zu dem schlanken Ägypter auf, er überragte sie um fast einen halben Meter. Ihre verschiedenfarbigen Augen blitzten auf und einem plötzlichen inneren Drang folgend, stieß sie sich mit Ihren Vorderpfoten vom Boden ab, sprang auf ihren Hinterpfoten vor und mit ihren Armen umschlang sie den Hals des überraschten Mannes. Ehe er es sich versah, hatte sie ihm einen Kuss auf die Backe gedrückt. Kurz standen die beiden so, Aug in Aug, dann schien Flora wieder zu Sinnen zu kommen. Sie ließ Al Bhawri los, ging wieder auf alle Viere und trippelte mit gesenktem Blick ein paar Schritte zurück. Was hatte Sie getan? Sie kannte diesen Mann kaum. Bei­den schoss das Blut ins Gesicht. Al Bhawris dunkler Teint wurde noch dunkler, Floras Lippen leuchteten Blau auf. Verschämt sah sie zum Boden, starrte auf die Gehwegplatten und wagte nicht aufzusehen.

„Bitte, ..., verzeihen Sie, ich ...", murmelte Flora stockend.

Sie rang nach den passenden Worten, sich zu entschuldigen, da schob Al Bhawri seine rechte Hand unter ihre Schnauze und mit sanftem Druck zwang er sie aufzusehen und in sein Gesicht zu blicken.

„Frau von Rottenbach, Sie haben es nicht nötig sich zu schämen." Seine Stimme klang sanft und freundlich, voller Verständnis. Sein Akzent verstärkte diesen Eindruck noch mehr.

„Sie sind etwas ganz besonderes und Sie haben Bedürfnisse. Ich empfehle Ihnen diesen nachzukommen. Und glauben Sie mir, Sie werden hier bei uns keine Problemehaben einen adäquaten Partner zu finden. Wir sind eine große Familie."

„Partner?", dachte Flora, „Ich und ein Partner?"

In diesem Augenblick wurde Flora wirklich zum allerersten mal wirklich bewusst, was es bedeutete, nicht nur als Frau angesehen zu werden. Zumindest in vergangenen Zeiten, vor dem Unfall. Sondern wirklich eine zu sein. Und dazu noch die Spezies geändert zu haben. Wo doch besonders Füchse oft genugals wahrhaft verführerisch, nymphomanisch und leichtlebig galten. Sie fragte sich insgeheim, wie es sein würde, nicht nur einen Partner zu haben, sondern eine eigene Familie zu gründen.

Flora schreckte aus ihrem Tagtraum hervor. Sie begriff erst jetzt, dass sie selbstvergessen auf das Clipboard gestarrt hatte und an den ersten Tag gedacht hatte. Es waren seitdem ein paar Wochen vergangen. Die Gerüste waren abgebaut worden und alles auf Hochglanz gebracht worden. Die Handwerker sind dann abgezogen. Wenig später traf die Lieferung aus Deutschland ein, es waren einige Container, die die alte Ausrüstung aus van Furrs Praxis enthielten. Neue Handwerker kamen und bauten die Geräte auf, die van Furr geschickt hatte und die neue Praxis nahm Gestalt an. Möbelpacker brachten weitere Einrichtungsstücke und als sie mit dem Aufbau fertig waren, war klar, dass diese Praxis noch weiter ausgebaut werden konnte. Nicht einmal ein drittel der Räume war belegt.

Ihre eigene Apotheke kam langsam in Schwung und ihr Gewächshaus und der Kräutergarten brachte die ersten zarten Pflänzchen hervor. Die Gärtnerei war fast ein Selbstläufer. Sie hatte dort zwei Angestellte, die mit Herzblut sich um die Pflanzen kümmerten und ihr kleines Labor mit frischen Rohstoffen versorgten. Dabei lernten die Gärtner auch von ihr, wenn sie neue Kräuter anschleppte um diese anzubauen, wie sie mit den für sie fremdartigen Gewächsen umgehen mussten. Ihre provisorische Wohnung war spartanisch ausgestattet. Flora bevorzugte mittlerweile die klassische japanische Ausstattung. Das hieß, das jeder Raum mit den dicken Tatami ausgelegt war. In der Küche war ein Podest aufgebaut und ein niedriger Tisch aufgestellt. Stühle suchte man dort vergebens. Einzig in Ihrem Schlafraum hatte sie ein niedriges, rundes Futon-Bett aufstellen lassen. Nicht mehr lang und Ihr neues Haus würde auch endlich voll bezugsfertig sein, aber das Bett, das würde Sie mitnehmen.

Das die Apotheke so ein Erfolg wurde hatte sie überrascht, doch waren wohl sehr viele Bewohner der Insel, sowohl Menschen, als auch die zahlreichen Furries, Anhänger der TCM. Die Menschen nutzten dabei eher die heilenden Mischungen, während die Furries mehr an den Pflegemitteln interessiert waren. Die Naniten kümmerten sich um die kleinen Wehwehchen. Dass die Apo­thekerin auch noch eine Art Kitsune war, schien nicht minder gut anzukommen. Flora hatte in den letzten Wochen sogar das eine oder andere eindeutige Angebot er­halten, aber freundlich und be­stimmt abgelehnt. Dazu war sie noch nicht bereit. Aber sie entdeckte ihre eigene Sexualität und gelegentlich überraschte sie sich selber dabei, wie sie verträumt dem einen oder anderen Mann, egal ob Mensch oder Furrie, hinter­her blickte, wobei ihr sogar die Spezies nicht so wichtig schien. Und wenn Flora durch die Straßen des Ortes spazierte, merkte sie auch, dass sie so manchen bewundernden Blick von den Passanten erntete.

Gelegentlich wurde sie auch ins Ressort gerufen. Dann ging es um das Lädchen, dass von einer jungen Vietnamesin geführt wurde und an dem Flora sich beteiligt hatte, um dort eine Auswahl ihrer Produkte zu verkaufen. Fräulein Ngô Thi Thao war eine hübsche Asiatin und was Flora besonders gefiel, sie war nur wenig größer als Sie, doch was Thao an Größe fehlte, machte ihr feuriges Temperament wett. Dabei lernte Flora natürlich die meisten anderen Furries kennen und auch einige der Gäste, darunter waren auch ein paar Persönlichkeiten, die seit Jahren als verstorben galten, sich aber bester Gesundheit erfreuten und auf der Insel ihren Lebensabend genossen.

Flora trug an diesem Tag ein maßgeschneidertes Seidenkleid im chinesischen Stil, der Schneider verstand wirklich wie versprochen sein Handwerk, es betonte ihre Figur und fiel sanft über ihren vierbeinigen Leib. Seide war für einen Fellträger mit der angenehmste Stoff, weil das Material so leicht und dünn war. Sie ordnete gerade ihre Warenbestände, als endlich ihr Telefon klingelte. Ihr wäre fast das Clipboard aus der Hand gerutscht. Sie holte das Telefon aus einer verborgenen Tasche hervor und sah auf den Bildschirm. Die Nummer kannte sie, es war van Furr's Anschluss. Sie nahm das Gespräch an.

„Doktor van Furr! Ich bin erfreut von Ihnen zu hören!"

„Frau von Rottenbach ...", van Furr's Stimme drang aus dem Lautsprecher, der Arzt klang müde. Flora fragte sich, wie spät es in Deutschland sein musste, der Zeitunterschied war nicht zu unterschätzen.

„Nicht so formell, für Sie reicht Flora!"

„Also gut, Flora. Ich grüße Sie und will gleich zur Sache kommen."

„Sie hatten Erfolg? Sie haben Vater, Mutter und die beiden erwischt?"

„ ... Fürwahr, das haben wir."

„Das sind gute Nachrichten. Der Plan, wie lief der Plan? So wie ich es mir ausgedacht hatte? Sagen Sie schon!"

„Ja der Plan ..."

„Er hat funktioniert, hat er doch? Ich habe es mir so häufig ausgemalt."

„Frau von ..., Flora! Lassen Sie mich doch bitte aussprechen!"

„Verzeihen Sie, aber der Plan, ich habe so lange daran mit Ihnen daran herum gefeilt!"

„Das verstehe ich. Also der Plan hat fast perfekt funktioniert. Einzig der Stunt hat etwas zu gut funktioniert. Die beiden Fahrer haben sich etwas verletzt."

Flora stöhnte auf, das sich jemand verletzte war nicht gut, das hatten sie nicht geplant!

„Wir konnten Sie mit den vorhandenen Mitteln heilen.und den beiden geht es nun wieder gut. Sie haben sich ausgeschlafen und putzen gerade die Autos."

„Wirklich gut, das ist gut, ich bin erleichtert. Was ist mit den beiden?"

„Die haben wir unter unsere Fittiche. Sie bekommen gerade ihre neue Prägung verpasst. Anatoli hat mir inzwischen ein paar Umgestaltungen vorgeschlagen, die wirklich sehr interessant sein werden. Er hat eine wahrhaft schmutzige Phantasie."

„Solange es meinen Plan nicht all zu sehr ändert. Was wären das für Vorschläge?"

„Ich werde ihnen es mailen. Karolus hat sogar schon eine Emulation vorbereiten können. Sie werden es sicher annehmbar finden."

„Ich will es hoffen. Diese beiden sollen erfahren was es heißt eine Kitsune zu reizen! Doch nun erzählen Sie zuerst ganz genau was geschehen ist. Ich will alles wissen!"

„Mit größtem Vergnügen. Wo fange ich am besten an? ... Also Karolus, Juri und ich warteten in unserem Auto. ..."

Flora lauschte nun gebannt van Furrs Bericht. Er beschränkte sich auf eine geraffte Zusammenfassung, da er ja mit seinem gesamten Team bald bei Flora sein würde und dann die ganze Geschichte ihr vorbringen konnte. Zudem wären dann auch noch Juri, Vladim, Maika und Anatoli vor Ort, um Flora von ihren Eindrücken berichten zu können. Schließlich endete der Bericht.

„Das ist gute Arbeit gewesen. Und Morgen werden Sie also zusammen mit dem Jet hierher kommen und die beiden dann umwandeln?"

„So ist der Plan."

„Meine Eltern. Was ist mit denen?"

„Nun da müssen wir natürlich noch vor unserer Abreise hin und das Gerät platzieren. Sie haben den Recorder doch gemäß meinen Anweisungen zum Laufen gebracht?"

„Es war überraschend einfach gewesen. Die Techniker haben gute Arbeit geleistet, auch wenn sie keinen Schimmer hatten, welchen Zweck diese Ausrüstung erfüllen soll. Es ist einfach fantastisch, man kann so tief in alte Erinnerungen eintauchen, die einem nicht ein mal mehr bewusst waren."

„Ich hoffe es war nicht zu traumatisch gewesen."

„Ich, ... ich habe es ertragen können." Flora verstummte für einen Augenblick, dann wechselte sie das Thema. „Wie wollen Sie an meine, Holgers Eltern herankommen. Sie werden sicher auf der Intensivstation untergebracht sein und rund um die Uhr unter Beobachtung stehen, oder nicht, wegen dem Koma, meine ich."

„Das glaube ich weniger. Es gibt dafür keinen Grund. Die erzeugten Verletzungen und Traumata waren nur von leichter Natur. Das einzige, was meinen werten Kollegen Kopfzerbrechen bereiten dürfte, ist einzig der Komatöse Zustand in dem sich Ihre Eltern derzeit befinden. Ich wette Ihr Onkel wird sich bei Ihnen noch melden. Sein Partner arbeitet doch in derselben Klinik?"

„Richard? Ja, in der Notaufnahme. Ich weiß natürlich nicht, ob er Schicht hatte, als die beiden eingeliefert worden waren, aber es könnte durchaus sein. Sie kennen sich nicht, aber der Name wird alleine schon reichen, dass er meinen Onkel benachrichtigt haben könnte."

„Gut, Sie werden mit ihm sprechen und sehr erschrocken sein. Und wir werden dafür sorgen, dass das kleine Spielzeug, das Karolus zusammengeschustert hat, zu ihren Eltern gelangt und in den nächsten Wochen die beiden dann nach Ihren Wünschen und Vorstellungen bearbeitet. Danach werden wir weitersehen."

„So wird es sein. Holgers Eltern werden danach nicht mehr dieselben sein?"

„Ganz bestimmt nicht!" Van Furrs Lachen drang aus dem kleinen Lautsprecher und Flora stimmte mit ein.

„So machen wir es. Also morgen Abend werden sie dann hier eintreffen?"

„So in etwa."

„Ich werde alles vorbereiten lassen."

„Ich freue mich darauf meine Zweigstelle in Besitz zu nehmen. Bis morgen dann!"

„Ja bis morgen"

Flora legte auf und begab sich in ihr Büro und goss sich dort eine Tasse starken Tees ein, den sie mit kleinen Schlucken trank. Ihr PC war online und das E-Mail-Programm meldete sich. Es war tatsächlich die Nachricht von van Furr. Flora öffnete die Mail und las als erstes den Text, dann öffnete sie den Anhang und eine Slideshow erschien auf dem Monitor. Der Text war schon interessant gewesen, aber erst die Bilder zeigten das wahre Ausmaß der Modifikationen, der die beiden unterzogen werden sollten. Flora wechselte immer wieder die Ansicht, sie verglich vorher und nachher immer wieder und langsam machte sich ein verschlagenes Grinsen auf ihrem Gesicht breit. „Oh Baby, yeah! Das ist verflixt gut!" Ein helles Läuten erklang und Flora schrak aus ihren Gedanken. Die Türglocke der Apotheke läutete nochmals, als die Tür sich wieder schloss. Kundschaft schien gekommen zu sein.

„'allo, ist 'ieer jämaand?" eine Frau, dem Akzent nach eine Französin, meldete sich.

„Un moment s'il vous plaît, je serai là!" rief Flora. Ohne es zu merken hatte sie französisch gesprochen.

Sie richtete ihr Haar, rief ihre Schweife zur Ordnung und strich ihr Kleid glatt. Dann blickte sie in den kleinen Tischspiegel und streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus und trat dann in die Apotheke. Am Tresen stand wirklich eine junge Frau.

„Bonjour, madame. Que puis-je vous aider?"

Am nächsten Tag war Flora vielbeschäftigt. Sie sah in der Gärtnerei nach dem Rechten, ihr Fahrer Paolo blieb dabei im Wagen sitzen. Flora mochte den Mann nicht besonders. Er verhielt sich Ihr gegenüber korrekt und respektvoll, dennoch schien es, dass er viel lieber woanders sein wollte, zudem bekam er einfach kein Wort hervor. Im Wagen herrschte immer nur betretenes Schweigen. Das fand Flora schade. Ihre beiden Gärtner, Marwin und Jan, dagegen waren mit Feuer und Flamme bei der Sache und halfen ihr so gut es ging. Die beiden lernten und lehrten auch ihre Chefin über die Besonderheiten des Klimas der Insel. Von der Gärtnerei fuhr Paolo sie zum Supermarkt und zum tagtäglichen Markt in der Stadt. Sie kaufte dort Unmengen an Lebensmitteln ein, denn van Furr wollte einige Wochen, vielleicht sogar ein paar Monate bleiben, bevor er wieder nach Deutschland zurückkehrte. Schwer bepackt kehrte sie schließlich heim und entließ Paolo, der brummelig den Wagen in der Garage parkte und dann von dannen zog. Flora lagerte die Lebensmittel in der Speisekammer des neuen Praxisgebäudes ein. Sie war gerade fertig damit, als sich ihr Handy meldete. Sie zog es aus der versteckten Tasche ihres Kostüms und blickte auf den Monitor. Die Nummer erkannte sie sofort. Es war die Ihres Onkels und Ziehvaters, oder besser, es war Holgers Onkel und Ziehvater. Sie justierte das Halsband, das Karolus ihr mitgegeben hatte, und das weit mehr war, als nur ein Schmuckstück.

„Test, Test." Holgers Stimme erklang. Gelobt sein Karolus und seine Bastelkünste. Sie nahm das Gespräch an.

„Onkel Manuel, hallo, wie geht es euch!"

„Holger." Die Stimme seines Onkels klang sehr ernst, Flora konnte sich grob denken um was es ging.

„Was ist denn? Du klingst so komisch. Ist was mit Richard?" fragte sie. 'Ja genau, kling neugierig, und besorgt zugleich so ist es richtig!' dachte sie.

„Nein, mit ihm ist alles in Ordnung. Es geht um, ..., um deine Eltern!"

„Was ist mit den beiden, machen sie wieder Schwierigkeiten, haben sie euch wieder mal die Polizei auf den Hals gehetzt?"

„Nein, das nicht. Sie, ..., sie hatten einen Unfall!"

„Einen Unfall? Wie geht es Ihnen? Was ist geschehen?"

'So ist es gut! Zeig etwas Besorgnis, sie haben dich schlecht behandelt, aber es sind immer noch deine Eltern!'

„Sie, ... sie sind bei einem fürchterlichen Unfall verletzt worden!"

'Schweig still, gib dich geschockt!'

'Jetzt! Frag ihn!'

„Was sagst du? Verletzt? Was ist passiert?"

„Die Zeitungen bei uns sind voll mit Berichten. Überall wird geschrieben, dass es ein Freak-Unfall gewesen sein musste. Deine Eltern, ... sie haben wohl mehr Glück als Verstand gehabt, aber da waren zwei andere, im beteiligten Auto und die, die beiden sind, ... sind verbrannt! Stell dir vor, ver­brannt! Bei lebendigem Leibe womöglich."

„Verbrannt? Wie schrecklich, die Ärmsten. Und meine Eltern? Was ist mit ihnen?"

„Nun, da weiß ich mehr als die Zeitungen, ob du es glaubst oder nicht. Richard hatte Nachtdienst in der Notaufnahme. Er hat sie beide versorgt. Ob es Glück war oder das solide Auto, jedenfalls sind die beiden anscheinend relativ glimpflich davongekommen."

Flora hörte da einen ganz bestimmten Unterton.

„Aber?" hakte sie nach.

„Sie sind immer noch bewusstlos. Richard kann sich das nicht erklären. Normalerweise, so sagte er, ist es höchst unwahrscheinlich, das so etwas bei nur leichten, fast oberflächlichen Verletzungen eintritt."

„Warum hast du dich nicht eher gemeldet?" das war frech und provokant.

„Nun mal langsam junger Mann. Richard ist eben erst von seiner Schicht zurückgekommen und er hatte bis dahin nicht eine freie Minute gehabt, um mich oder gar dich zu benachrichtigen. Das musst du verstehen. Zudem ist es ja nicht so, das mein Bruder, dein Vater bei uns beiden auf der Beliebtheitsskala ganz oben steht, oder?"

'Und meine Mama auch nicht!' dachte Flora, die an die Passivität ihrer Mutter dachte, als sie, besser Holger, damals die Treppe hinuntergestoßen worden war.

„Und nun? Was ist nun? Wer kümmert sich um die beiden?"

„Rate mal!"

„Was? Willst du sagen, dass du ...?"

„So ist es! Als einziger Verwandter, der greifbar war, bin ich amtlich zum Betreuer der beiden bestellt worden!"

„Das ging aber schnell!"

„Stimmt, es ist erstaunlich. Es lag vielleicht daran, dass die Behörden über die Gefährlichkeit der Kreuzung wussten, an der der Unfall geschehen war. Oder mein Bruderherz hatte das bereits in seinen Papieren festgelegt."

„Das kann ich kaum glauben!"

„Stimmt. Aber geschehen ist geschehen. Ich werde jedenfalls gleich los müssen. Zuerst in Krankenhaus und dann in die Firma."

„Die Firma?"

„Holger, du bist auf der anderen Seite der Welt. Vergessen? Hier bei uns ist es schon Montag."

„Huhh, äh, ja klar, der Zeitunterschied, sorry, daran hatte ich ja gar nicht gedacht." Flora blickte auf die Uhr an der Wand und rechnete kurz. Ihr Onkel war kein Frühaufsteher doch es musste dort noch Dunkel sein.

„Also das wollte ich dir auf jeden Fall erzählen. So ich muss nun los. Ich halte dich auf dem Laufenden, oder du meldest dich. Also mach's gut mein Junge!"

„Du auch und grüße an Richard."

„Das werde ich ihm ausrichten!"

Floras Onkel beendete das Gespräch. Flora blickte noch einen Moment auf das Telefon, dann steckte Sie es wieder ein. Bals, bald werden Holgers Eltern einen ganz anderen Blick für die Welt haben in der sie leben. Sie begab sich in das spezielle Labor in der neuen Praxis und legte die Sensoren an, dann aktivierte sie die Maschine und schloss die Augen. Zeit für eine erste Aufnahme.

Reise Reise

Klaras Verstand versagte langsam aber sicher seinen Dienst. Zumindest dachte er es, als nach einer seltsamen traumlosen Nacht erwachte. Der Raum in dem sie sich befanden war hell erleuchtet und er erblickte sein und Karla's Spiegelbild über sich an der Decke. Hatten sie wirklich bei dieser Festbeleuchtung geschlafen? „Gehorche, diene, sei nützlich." Es war eine Vermutung, er hatte keinen Schimmer ob er geträumt hatte oder nicht, jedenfalls meinte er eine traumlose Nacht gehabt zu haben. „Sei fleißig!" Die letzten Tage waren ein Albtraum gewesen, was als entspannender Abend in einem Tanzpalast gedacht war hatte sich innerhalb von Stunden ins Gegenteil verkehrt. Er und sein Freund Karla, verdammt ihm kam nicht mal mehr die Idee in Gedanken zu stottern. Karla, der Name war in sein Hirn gebrannt, Karla, mein Freund Karla. Wie fließend ihm der Name stumm von den Lippen kam. Sprechen war nicht erlaubt! „Gehorche" Er war ein gut im Gehorchen. Und was war mit ihm selber? Klara, mein Name ist Klara! Es war zum Mäusemelken. Jedes Mal kam Klara heraus. Er war nun Klara, Himmel, ein Name für ein Weibsbild, schlimmer noch, er verband nun wirklich sein Ebenbild, das ihm mit weit geöffneten Augen vom Siegel herab entgegenblickte, mit diesem Namen, Klara, und wie auch immer sein Name früher gelautet haben mag, der war vergessen und aus seinem Verstand getilgt. Genauso wie auch sein Nachname, fort, weg, er war einfach nur noch Klara. „Gehorche!" Und sein Freund? Dasselbe, der war nun Karla, verrückt. Warum Karla und warum waren ihre Namen so ähnlich? „Diene!" Fragen über Fragen und keine Antwort darauf. Und es schien immer schlimmer zu werden. Warum waren sie nur der Herrin auf den Leim gegangen. Die Herrin, ihre Herrin, warum vergötterte er sie so? Und der Master ebenso, wer war der Master? Warum dachte er so über zwei wildfremde Menschen? Wieviel Zeit war seit dem Abend vergangen? Wie lange waren er und Karla schon ihren Häschern voll und ganz ausgeliefert. Die flüchtigen Erinnerungen waren so in Nebel verhüllt. So sehr er sich auch anstrengte konnte er sich kaum erinnern was er und Karla getan hatten. Hatte er die wirklich ganze Zeit geschlafen? Was hatte er gegessen? Hatte er überhaupt etwas gegessen? Dann müsste er doch hungrig sein. Doch sein Magen war still. Sein Mund fühlte sich trocken an. Etwas trinken, er musste etwas trinken. Er setzte sich auf. Neben ihm lag Karla und schlief. Sein dunkler Teint, die schwarzen kurzen Haare. Der leicht geöffnete Mund. Niedlich! Mit einer kurzen Bewegung warf Klara die Bettdecke zu Seite. Sofort stieg ihm der süßliche Duft von Lavendel in die Nase. Er roch nicht wie ein Mann. Lavendel!

Karla grummelte und schlug seine Augen auf. Erste Momente von Desorientierung wichen einem Ausdruck von stummer Panik. Was hatte ihn geweckt? Ein kühler Luftzug? Oder war es der Lavendelduft, der in seiner Nase kitzelte? Neben ihm saß Klara, sie waren beide unbekleidet, doch das schien nebensächlich, auch wenn Karla innerlich furchtbar beschämt war. Aber Sie hatten keine Erlaubnis erhalten bekleidet zu sein. „Gehorche!" Warum sollte er sich also Gedanken darum machen unbekleidet zu sein? Wann man ihnen Kleidung gab, war die Entscheidung der Herrschaft, nicht die ihre. Karla wollte schreien. Brachte aber nur ein schwaches Schnaufen hervor. Etwas war anders? Was, was war anders? Was war anders, als in den letzten Wochen? Er blinzelte, blickte um sich und dann an sich herab. Sein Blick fiel auf sein Glied, das schlaff in seinem Schritt lag. Er brauchte einige Momente, dann wurde es ihm bewusst. Er hatte keine Latte! In den vergangenen Wochen hatte er jeden Morgen eine unanständig harte Morgenlatte gehabt. Es war so, als ob er wieder in der Pubertät gewesen wäre. Doch seit der Nacht im Kofferraum, schien sich wieder etwas geändert zu haben. Er stieß auf, ihm wurde übel, die Nacht im Kofferraum. Hatte er Klaras Pimmel wirklich im Mund gehabt? Hatte er seinem Freund einen geblasen? Und hatte Klara es ihm ebenfalls besorgt? Weitere Bruchstücke dieser Nacht kamen ihm vor Augen. Die Kontur der Beine seines Freundes über ihm, in ihrem dunklen Gefängnis. Die Nässe im Gesicht. Der fischige Geruch. Der seltsam geile Geschmack der schleimigen Flüssigkeit, die seine Kehle hinabglitt. Der durchdringende Schweißgeruch. Das waren zu reale Erinnerungen, das war echt gewesen, er war ein Schwanzlutscher geworden und sein Freund auch, hatte er nicht sogar seine Zunge in ein Loch gesteckt. Nein, das hatte er nicht getan, oder? Doch hatte er! Zu klar wurden diese Erinnerungen. Sie haben sich wie, Nein, nicht wie, in dem Augenblick waren sie ein schwules Pärchen in Hitze gewesen! Sie waren schwul. Doch an diesem Morgen war wieder alles anders, er hatte das Gefühl, das sich noch viel mehr ändern würde. „Diene, sei nützlich!" War es das? Dienen? Nützlich sein? Wie? Was? Es war Morgen, Morgen bedeutete Frühstück, Frühstück für die Herrschaft. Er konnte nützlich sein, er und Klara. Klara schien es nicht viel anders zu ergehen. Karla erhob sich von seiner Liegestatt und ohne sich nach Kleidung umzusehen, warum auch niemand hatte im Kleidung erlaubt trat er an die Tür und betätigte die Klinke. Nicht, die Tür war verschlossen. Klara gesellte sich zu ihm. Scheinbar war ihm derselbe Gedanke gekommen. „Diene!" Gemeinsam zerrten und drückten sie an der Tür, die sich nicht rührte, alle Versuche die Tür zu öffnen schlugen fehl und schließlich ließen sie von der Tür ab. Sie waren gefangen und es war ihnen unmöglich ihre Aufgabe zu erfüllen. Karla sackte auf die Bettkante und schluchzte, er wollte seiner Herrin und seinem Herrn das Frühstück bereiten und es machte ihn unglaublich traurig, dass er bei dieser Aufgabe versagt hatte. „Diene!"

Klara fühlte sich ebenso unnütz, er setzte sich neben seinen Freund und tröstete ihn. Das verrückte daran war, das beide dabei kein einziges Wort verloren. Sie sprachen nicht, kein Wort. Wie konnte Klara aber dann Karla trösten? „Gehorche, diene, sei nützlich!" Seine Hand legte sich auf die Schulter seines Freundes und er drückte Karla an sich. Spürte die Berührung auf seiner nackten Haut, ein schönes Gefühl. „Werdet eins!" Karla schob sich ihm entgegen und schockiert wollte Klara von ihm abrücken, doch Karlas Arme umarmten ihn plötzlich und zogen ihn näher an sich heran. „Nicht schwul. Ich bin nicht schwul! Karla ist ein guter Freund, mein Bruder, mein ein und alles, meine Liebe!" Lavendel stieg ihm in die Nase, eine Spur Schweiß, die warmen Arme. Ers war abstoßend es war erregend. Klara zitterte vor Erregung, als ob eine Frau sich an ihn presste und nach Sex verlangte, wildem hemmungslosem hingeben, eins werden. Doch schlaff und verschrumpelt hing sein Glied zwischen seinen Beinen und auch Karlas ansehnlicher, beschnittener Schwengel rührte sich nicht, und das obwohl Klara das erregte Zittern seines Freundes spürte. „Werdet eins und seid nützlich!"

Die Tür wurde plötzlich aufgerissen und die Katzenfrau kam herein. Was war Karla überrascht gewesen, als er dieses Wesen zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war eine Mischung aus Mensch und Katze, perfekt geformt. Groß, Kurven an den richtigen Stellen und an überraschenden Stellen, langes rotes Haar, das wie Kupfer glänzte, dazu das dichte Fell, im gleichen Ton gefärbt. Und dann die Brüste erst, 3 paar Titten, die eindrucksvollsten am üblichen Ort und darunter zwei weitere Paare, jeweils kleiner als das darüber liegende Paar und ebenfalls perfekt geformt, mit Nippeln, die sich noch deutlicher unter dem Tanktop abzeichneten, als am Tag zuvor, als sie ein Schwesternkostüm trug, dass einem Fetisch-Magazin entsprungen sein musste.

„Ah die Mädels sind wach. Habt Ihr euch eingelebt? Hättet ihr nicht brauchen, denn heute heißt es Reise, Reise!"

Katti lachte und zeigte ihr eindrucksvolles Gebiss. Ehe es sich die beiden versahen, gab sie den beiden Befehle und wieder reagierten die Körper, ohne dass ihr Bewusstsein etwas dagegen einwenden konnte. Wieder wurden sie ins Bad geführt und mussten sich vor ihrer Kerkermeisterin erleichtern und danach ging es unter die Dusche. Wieder gab es ein Duschgel, dass so stark nach Lavendel duftete, aber dieses mal auf der Haut ein brennendes Gefühl hinterließ. Heiß und juckig fühlte es sich an und doch zugleich erregend. Karla und Klara schäumten sich gegenseitig ein und auch ihre ansonsten hilflosen Persönlichkeiten in ihnen genossen dieses befriedigende Gefühl. Dann kam das Wasser, kaltes Wasser rieselte auf die beiden herab, wusch den Schaum von ihrer Haut und das Brennen verschwand. Aber mit dem Schaum verschwanden auch ihre Haare. Katti bemerkte die kahlen Stellen, die sich auf den Köpfen zeigten, aber das war bei weitem nicht genug.

„Nochmal einseifen und ganz besonders den Kopf bearbeiten und auch zwischen den Beinen nicht sparsam sein!" befahl sie.

Gehorsam folgten die beiden der Anweisung und nahmen eine weitere Wäsche mit dem Haarentferner vor, denn nichts anderes war es. Während der darauffolgenden Einseiferei hielt Katti wohlweislich Abstand. Kahle Stellen wollte sie selber nicht haben. Karla und Klara waren ganz eifrig dabei, sich das Enthaarungsgel einzumassieren. Sie ließen keine Stelle aus und behandelten sich gegenseitig. Beide gaben dabei gutturale Laute von sich. Es klang wie eine Mischung aus grunzen und schnaufen. Es klang alles andere als menschlich. Katti ließ beiden ein paar Minuten mehr Zeit, als beim ersten Waschgang, denn der aggressive Schaum sollte sein ganzes Potential entfalten können, dann stellte sie das Wasser erneut an. Nach diesem zweiten Durchgang standen die beiden dann vor ihr und sie begutachtete das Ergebnis der Enthaarung. Alles war fort, die feinen Haare auf den Armen und Beinen, die Brustbehaarung, Karlas eindrucksvolle Matratze war nicht mehr. Die Büsche zwischen den Beinen, fort. Auch die Köpfe waren nun vollkommen Haarlos. Ihre Bartschatten, die Kopfbehaarung und sogar die Augenbrauen waren ausgefallen. Die traurigen Reste hatten sich im Flusensieb des Abflusses gesammelt und bildeten eine filzige Mischung aus braunen und schwarzen Haaren. Die Haut der beiden hatte sich, unter dem Einfluss der aggressiven Chemikalien verfärbt. Karlas dunkler Teint war etwas heller geworden und Klaras Haut schien grau geworden zu sein, bei beiden waren deutlich die Blutgefäße unter der Haut zu erkennen. So hatte es sich Flora gewünscht. Beide sollten so wenig wie möglich behalten, was an ihr altes Leben erinnern konnte. Sie warf den beiden Männern Handtücher zu und folgsam trockneten sie sich.

Karla war geschockt. Seine Haare, sie waren alle ausgefallen, alle! Er hatte eine Glatze! Niemand in seiner Familie hatte vorher eine Glatze gehabt und nun war er der erste, auch wenn es an diesem Lavendelzeug gelegen hatte. Hm, Lavendel und Klara duftete auch so gut danach, so wie er selber. Klaras Schädel blinkte und blitzte, wie poliert. Und doch schien sein Freund nun irgendwie ungesund, irgendwie grau auszusehen. Und er selber? Er erheischte einen Blick in den Spiegel und hatte seine Spiegelung gesehen, wenn auch nur kurz. Bäh, seine Haut war heller geworden. Was immer man mit ihnen auch vorhatte, das musste so was von krank, krank und nochmals krank sein! Sie haben es sich selber angetan, hatten sich selber mit einem Enthaarungsgel eingeschmiert und dann nochmal die Prozedur wiederholt. Oh wie eifrig hatten sie beide dem Befehl gehorcht, besonders gründlich zu sein. Womit hatten sie das verdient? Das wirklich schlimme war, dass er es genossen hatte! Krank!

Nachdem Katti nun mit dem Ergebnis der Enthaarung zufrieden war, sprühte sie die beiden mit einer Lotion ein, die von der malträtierten Haut fast augenblicklich aufgesogen wurde. Zum einen sollte das Mittel verhindern, das sich die Haut entzündete, und zum anderen die Regeneration der Haarwurzeln unterbinden. Dann führte sie die beiden zurück in den Schlafraum. Dort hatte Karolus in der Zwischenzeit zwei große Gläser abgestellt, die bis zum Rand mit einem speziellen Nährdrink gefüllt waren. Katti wies beide an das nahrhafte Getränk zu sich zu nehmen, es hatte genügend Nährwert die beiden über den Tag zu bringen, zudem war eine gute Dosis des Teufelszeuges mit beigefügt um den geistigen Zustand beizubehalten, in dem sie sich befanden. Das war auch dringend notwendig, denn es machten sich bereits die ersten Anzeichen bemerkbar, dass die Wirkung der Droge abklang. Nachdem Karla und Klara aber die ersten Schlucke getan hatten wurden ihre Blicke wieder leer und sie sanken zurück in das gewünschte Verhalten. Sie waren dann wieder richtig folgsam und beugten sich brav vor. Katti griff in eine der Schubladen und holte zwei Eiförmige Geräte hervor, aus denen jeweils ein langes dünnes Kabel herausführte, an dem eine etwa Zigaretten-Schachtel großes Kästchen hing. Zwei Schalter und ein Regler waren darauf. Sie schaltete kurz die beiden Vibratoren zum Test ein, um zu prüfen, ob die Batterien noch gut waren. Die Batterien erwiesen sich als ausgezeichnet. Katti machte sich nicht die Mühe die Vibratoren einzuschmieren, sondern stopfte sie ziemlich rüde in die Arschlöcher der beiden. Beide richteten sich auf, die Gesichter voller blinder Erwartung. Sie drückte beiden die Regler in ihre Hände.

„Einschalten und stellt sie so hoch ein wie ihr es wünscht. Aber wenn ihr mir gefallen wollt, je höher, je besser!" Katti grinste die beiden verschlagen an.

Karla schrie innerlich. Er hatte so ein Gerät schon mal gesehen, es war in einem Porno-Manga gewesen, ein Vibrator! Diese Erniedrigung, das rüde eindringen des Eies in sein Gedärm, der unbequeme Druck und dann dieser Befehl. Er musste beobachten wie Klara zu lächeln begann und dann seinen Vibrator einschaltete und auf die höchste Stufe stellte. Mit grauen bemerkte Karla wie sein eigener Körper dem Beispiel seines Freundes folgte. Hatte er auch dieses erwartungsvolle Lächeln im Gesicht? Wahrscheinlich.

„NEEEEIIINNNNNNNNN!"

Aus seinem Leib drang plötzlich ein lautes summendes Geräusch und der Vibrator erschütterte ihn bis in seinem Geist. Es war widerlich, widernatürlich und fühlte sich unglaublich an. Karlas Bewusstsein schaltete auf Autopilot um und er nahm nichts weiter wahr, nur noch das Vibrieren in seinem Gedärm.

Als nächstes gab sie den beiden die Kleidung für den Tag. Zum einen waren es Windeln für Erwachsene und als die angelegt worden waren, zog Katti ihnen jeweils ein Strumpfband hoch bis kurz unter ihrer Hüfte, in das dann der Regler geklemmt wurde. Dabei betätigte sie den zweiten Schalter. Dieser kleine Eingriff setzte die Vibratoren auf eine Art Zufallsmodus. Mal schwächte sich die Intensität ab, dann erhöhte das Gerät die Leistung wieder. Beide zitterten und das Gefühl schien genau das richtige zu sein, um die beiden während der Fahrt zu unterhalten. Doch etwas fehlte noch um sie noch weiter zu korrumpieren. Aus einer anderen Schublade holte sie zwei Kopfhörer und zwei MP3-Player heraus. Katti setzte Karla und Klara die Kopfhörer auf und schaltete die Abspielgeräte ein. Die Prägung musste unbedingt fortgesetzt werden. Sie war sich sicher, dass beide Persönlichkeiten nicht mehr bei Bewusstsein waren und das sie entsprechend positiv auf die Soundfiles regieren werden. Ihnen wurden weitere Befehle einprogrammiert und weitere Fähigkeiten und Wissen vermittelt. Zugleich wurde immer mehr ihrer Individualität genommen werden. Das was Sie als Individuum ausmachte wurde gelöscht und durch etwas anderes ersetzt. Zwar noch nicht vollständig, aber auf der Insel, in der neuen Praxis, würde dieser Vorgang seinen Abschluss finden. Endgültig und Floras Rache würde einen großen Fortschritt gemacht haben. Vor sich sah sie nun zwei vollkommen haarlose Männer in Windeln, deren Gesichter verträumt grinsten. Katti war gut zufrieden. Dann schlüpften Klara und Karla in die schwarzen Gewänder, Katti musste nur auf die Kleider deuten, die sie bereits am Tag zuvor bereitgelegt hatte. Ihnen es mündlich zu befehlen war nicht notwendig und wäre auch nutzlos gewesen, denn die beiden hörten zur Zeit nur die Stimmen ihrer zukünftigen Herrschaft. Als die beiden fertig waren ließ Katti die beiden sich präsentieren. Sie richtete dann ein letztes Mal die Burkas und schloss höchstpersönlich die Schleier. Niemand würde vermuten, das sich unter diesen sackartigen Kleidern zwei offiziell Tote befanden, die auf den Weg waren, um ihrem unvermeidlichen Schicksal entgegenzutreten. Und mit den speziellen diplomatischen Ausweisen würde es niemand wagen auch nur einen Blick unter die Schleier zu werfen und Katti würde ebenso sicher sein und unerkannt würden sie alle das Flugzeug besteigen.

Van Furr saß auf dem Beifahrersitz des Ford. Karolus lenkte den Wagen gerade auf den Parkplatz des Krankenhauses, in dem die Eltern ihrer Auftraggeberin eingeliefert worden waren. Hinter ihm saßen Katti und die beiden vermummten Gestalten ihrer beiden Gäste und Jorge hatte es sich auf dem Boden des Fahrzeuges bequem gemacht und schlief seelenruhig. Dem Ford folgte die große Limousine, in der sich ihre vier russischen Kameraden befanden. Der Wagen glänzte wieder wie neu und auch der Kofferraum war wieder benutzbar. Juri und Vladim hatten zwei Stunden mit Putzen verbracht, um den Schmutz und Gestank aus dem Gefährt zu verbannen. Vorm Verleiher brauchten Sie nun keine Angst mehr zu haben, dass dieser auf die Idee kam, dumme oder anzügliche Fragen stellen zu wollen. Vladim saß am Steuer, neben ihm hatte Juri Platz genommen und Maika und Anatoli saßen im Fond und warfen sich verliebte Blicke zu. Gelegentlich geschah auch noch mehr und die beiden Männer auf den vorderen Plätzen bemühten sich das Geschehen hinter ihnen zu ignorieren. Vladim wünschte sich dann sehnlichst, dass sie eine Pullman-Limousine, anstelle des 600'ers, genommen hätten. Zumindest achtete Maika darauf, dass nicht noch eine Sauerei entstand.

Mit einem Ruck hielt der Ford und der Motor erstarb. Van Furr wandte sich zu Katti.

„Du passt auf die beiden auf!"

„Werde ich, aber die sind eh zu abgelenkt!"

Katti spielte an zwei Fernbedienungen und ein leises summendes Geräusch gewann an Intensität. Die beiden vermummten Figuren erschauerten. Die Vibratoren in ihrem Anus liefen schon seit Stunden und über Ohrstöpsel wurden sie Pausenlos mit ihrem Lernprogramm berieselt.

„Übertreib es nicht!"

„Keine Sorge. Ersatzbatterien habe ich in meiner Tasche."

Kattis Hand klopfte auf eine Handtasche, sie trug Abendhandschuhe, die ihre Klauen und das Fell verbargen, dass ihre Arme bedeckte und bis zu ihrem Oberarm reichten. Und eine Burka, und im Gegensatz zu dem schweren schwarzen Stoff, aus dem die Burkas von Karla und Klara genäht waren, war die ihre aus leichter dunkelblauer Seide gefertigt, die aber absolut blickdicht war. Katti liebte diese Kleider über alles, denn damit konnte sie sich vollkommen frei unter den normalen Menschen bewegen und sich ihren Aufgaben als Hauswirtschafterin für die Praxis widmen, wenn sie zum Einkaufen ging oder andere Besorgungen machte. Die anfänglich scheelen Blicke ihrer Mitmenschen wandelten sich zu freundlich mitleidig und schockiert bewundernd, als sie die Geschichte streuen ließ, dass sie an einer wirklich schlimmen Sonnenallergie leiden würde. Nach ein paar Wochen hatte man sich an Katti und ihre anwachsende Burka-Sammlung gewöhnt.

„Gib mir mal die kleine Tasche, bitte."

„Gerne. Diese hier?"

„Genau die. Danke meine Liebste!"

Katti reichte Karolus die angesprochene Tasche, in der ein spezielles Gerät verstaut war. Dann stiegen beide aus. Wenn alles nach Plan ging, würden sie nur ein paar Minuten benötigen. Van Furr hatte herausgefunden wo die von Rottenbach's untergebracht worden waren. Es war genau so gekommen, wie er es Flora prophezeit hatte. Es war ein ruhiges Zimmer auf einer der Unfallstationen. Kein Arzt hätte den Aufenthalt in der Intensivstation vertreten können. Zu leicht waren die Verletzungen, zu viele andere Kranke, die auf diese Plätze angewiesen waren und die Versicherung hatte auch ein Wort mit gesprochen. Und so kam es, dass das Ehepaar gemeinsam in diesem hübschen Raum lag, nur mit minimaler Sensorik überwacht wurde und ansonsten so gut wie ungestört war. Der komatöse Zustand machte die beiden richtig pflegeleicht. Van Furr und Karolus gingen selbstbewusst durch die Flure und lenkten ihre Schritte zielgerichtet zu dem Zimmer der von Rottenbach's. Beide trugen weiße Arztkittel und handelten ganz nach dem Motto Frechheit siegt. Die Pflegerinnen und Pfleger, die ihnen begegneten grüßten nur knapp und bemühten sich beschäftigt zu wirken, so das die beiden unbekannten Weißkittel nicht auf die Idee kamen ihnen nicht noch mehr Arbeit aufzuhalsen. Das die beiden neue Gesichter waren fiel kaum auf. Das Krankenhaus war groß und hatte häufig Besuch von Delegationen. Vielleicht waren es auch nur ein paar Belegärzte, die Ihren Patienten die Aufwartung machen wollten. Sollte sich doch die Stationsleiterin darum kümmern.

Schließlich gelangten die beiden an ihrem Ziel an und traten in das Zimmer ein. Karolus lachte leise. Zu ähnlich war die Szene mit den Geschehnissen zwei Tagen zuvor, nur war es dieses mal am helllichten Tage. Van Furr verschloss die Tür hinter sich. Und schaute sich schnell um. Das Ehepaar lag jeder für sich in einem Bett und mehrere Drähte führten von ihnen zu den Überwachungsgeräten. Das Zimmer war still und nur das leise Atmen der Patienten und das noch leisere Piepen der Überwachungsgeräte war zu vernehmen. Ein schneller Blick zeigte den beiden Besuchern, dass es den Patienten den Umständen entsprechend gut ging. Alle Werte waren im grünen Bereich, nichts deutet auf Komplikationen hin. Einzig die Tatsache, dass die beiden einfach nicht das Bewusstsein wiedererlangten war das Rätsel, vor dem die Ärzte der Klinik standen.

Dann wandte sich van Furr einem Schreibtisch zu, auf dem die Krankenakten der beiden Patienten lagen. Er nahm eine Akte nach der anderen an sich und überflog den Inhalt. Zufrieden summte er vor sich hin. Bei keiner der Untersuchungen waren die Naniten bislang entdeckt worden. Er las die Zusammenfassung der Untersuchungen und wurde immer zufriedener. Seine Kollegen hatten keinen blassen Schimmer. Sie rätselten herum, was mit den beiden denn nun wirklich los war. Niemand hatte die Technologie entdeckt, die in den beiden Menschen ihr Werk verrichtete und sie bewusstlos hielt.

Karolus holte derweil aus der Tasche einen Kasten hervor und legte ihn auf einen der Rollcontainer, die neben jedem der Betten standen. Er begutachtete die Paneele an der Wand, hinter der sich die Versorgungsleitungen verbargen und begann eines abzumontieren, dass sich zwischen den Betten befand. Kaum war der Kanal frei zugänglich legte er den Kasten hinein und verband das Gerät mit einer Stromleitung und mit einer der Netzwerkleitungen. Er prüfte die Verbindungen und zufrieden nickte er. Dann schaltete er den kleinen Computer ein, der vollgestopft mit Sende- und Empfangstechnik war. Eine kleine LED blinkte rot, wurde dann gelb und nach etwa 1'ner Minute leuchtete es beständig grün. Karolus baute das Paneel wieder an und entfernte jeden Hinweis darauf, dass es jemals gelöst worden war. Er wusste, das der kleine Computer gerade das Netzwerk des Krankenhauses durchforstete, um eine sichere Route im Netzwerk der Klinik aufzubauen um so unentdeckt ins freie Netz zu gelangen. Firewalls wurden umgangen, Hardwareüberwachungstools wurden manipuliert, die Virenscanner auf die Hardware abgestimmt. Es sollte etwa eine Stunde dauern, bis jede Sicherheitstechnik im Krankenhaus diesen kleinen Kasten ignorieren würde und ihm die Freiheit ließ, das zu machen, für das Karolus und ein paar andere Nerds es konstruiert hatten, Datenübermittlung. Es war der Kurzstreckensender, der die Naniten in den Körpern in den nächsten Wochen oder auch Monaten steuern würde. Er befestigte die letzte Schraube der Paneele und trat einen Schritt zurück. Er wandte sich zu van Furr, der geduldig gewartet hatte.

„Ich bin hier fertig. Wir können verschwinden."

Van Furr nickte zufrieden und legte die Akten wieder an ihren alten Platz, dann erhob er sich und trat an die Betten. Ein Gedanke war ihm gekommen. Es war zwar unwahrscheinlich, aber er musste sicher sein, dass alles in Ordnung war.

„Einen Moment noch. Ich muss noch schnell die Naniten prüfen. Meine Kollegen haben die beiden auch durchs MRT geschoben."

„Das sollten die Naniten eigentlich ausgehalten haben."

„Ich will nur sicher gehen, dass das Magnetfeld wirklich keinen Schaden angerichtet hat."

Karolus sah auf seine Uhr. Etwas Zeit hatten sie noch. Doch van Furr hatte Recht, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, sie konnten es sich einfach nicht leisten defekte Naniten zu benutzen. Van Furr zog sein Pad aus seinem Kittel hervor, aktivierte ein Programm und führte es über die Körper der beiden Schlafenden. Das Pad sendete dabei einen kurzen Weckruf an die Naniten und empfing von diesen eine Rückmeldung. Erleichtert stellte van Furr fest, das Karolus recht behalten hatte. Die starken Magnetfelder des MRT hatten die Miniaturmaschinen nicht beeinflusst. Sie hatten sich planmäßig repliziert und in den Nervenzellen eingenistet. Ein kleiner Teil würde sich weiter replizieren und nach und nach jede Körperzelle mit Naniten besetzt sein, die dann nur darauf warten würden, dass sie ihren Zweck erfüllen sollten. Doch dieser Vorgang würde Wochen benötigen. Anders als die Fertiger, die nur wenige Stunden benötigten um eine entsprechende Menge an Naniten zu produzieren. Aber das war in diesem Fall auch gar nicht notwendig. Bei Flora's Eltern hatten sie Zeit. Erst wenn Flora mit ihrer Umerziehung durch war, würden die wandlerischen Fähigkeiten von Nöten sein und dann sollte es ganz langsam geschehen, eine kleine Änderung hier etwas weniger da, unmerklich für die beiden, aber unaufhaltsam. Auch deren Schicksal war festgeschrieben. Vielleicht nicht ganz so extrem, wie bei den beiden Männern, aber nicht weniger Speziell.

„Sind Sie fertig?"

„Wie? Oh, ja, ja. Es ist alles in bester Ordnung. Wir können weiter!"

Karolus schritt zur Tür, öffnete sie und trat heraus. Van Furr folgte seinem Assistenten, an der Tür hielt er kurz an und warf noch einen schnellen Blick zurück. Es sah alles so aus, als ob nie jemand in den letzten Minuten im Raum gewesen war, dann verließ auch van Furr den Raum und schloss die Tür hinter sich.

Ungesehen von beiden leuchtete an dem kleinen technischen Wunderwerk, das versteckt unter dem Paneel war, eine weitere LED auf. Die Naniten hatten auf das Wecksignal gehört und die Verbindung zu ihrem Mastergerät aufgebaut. Sie waren bereit. Wenige Minuten später leuchtete eine dritte LED auf. Der Durchbruch war geschafft. Die Verbindung zur anderen Seite der Welt baute sich auf und im neu aufgebauten Serverraum in der Praxis auf der Insel erwachte ein erster Hochleistungsrechner, der Damit begann die ersten Daten abzurufen.

Eine Stationsschwester bemerkte die beiden Weißkittel, als diese das Zimmer der von Rottenbach's verließen. Sie kannte die beiden nicht, doch der seltsame Fall von Koma mochte die Neugier dieser fremden Ärzte erklären.

Sie selber war eine Veteranin und in den 30 Jahren Dienst war ihr zuvor kein vergleichbarer Fall unter gekommen, geschweige, dass sie von so etwas je gehört hatte. Normalerweise waren Komafälle die Folge von schweren Kopfverletzungen oder Erkrankungen, aber hier? Selbst der behandelnde Arzt konnte sich den Zustand des Ehepaars nicht erklären und deshalb hatte er, nach umfassenden Untersuchungen, wohl die einzig richtige Entscheidung getroffen, gar nichts zu machen und der Natur ihren freien Lauf zu lassen. Eine Entscheidung die Schwester Marga bewunderte. Ein inkompetenter Arzt hätte wohl mit herumexperimentieren angefangen und damit den Patienten mehr geschadet als geholfen.

Der jüngere Arzt, ein hübscher Kerl mit einem verschmitztem Lächeln, sah sie und winkte ihr freundlich zu. Sie zwang sich ein Lächeln auf und hoffte in Ruhe gelassen zu werden, andere Patienten benötigten ihre Aufmerksamkeit mehr. Der Ältere zog seinen jungen Begleiter jedoch mit sich und gemeinsam verließen die beiden die Station. Erleichtert atmete die Pflegerin auf und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Wenig später hatte sie die beiden fremden Ärzte bereits wieder vergessen.

So selbstbewusst wie van Furr und Karolus gekommen waren, so verließen sie auch wieder das weitläufige Gebäude. Auf dem Weg zum Parkplatz hielt van Furr kurz inne.

„Karolus, würdest du bitte einmal unsere Spuren verwischen! Unser kleiner Zauberkasten sollte doch schon soweit sein oder?"

„Moment!" Karolus holte sein Smartphone hervor. Er startete eine App und wartete auf die Rückmeldung seiner Anfrage.

„Ist noch nicht durch, aber ich habe eine Aufgabe erstellt, sobald der Kasten Online ist bekommt er seine Anweisung."

„Ich hoffe so diskret wie immer."

„Was denn sonst!" Karolus lächelte sacht. „Sie kennen mich doch. Der Admin wird wie üblich nur einen kleinen Datenverlust erleiden und es wird dabei zufälligerweise die Videoaufzeichnungen der letzten drei Stunden erwischen. Nichts wichtiges also."

„Gut, so gefällt mir es. Nun aber weiter, ich will den Flieger nicht verpassen!"

„Al Bhawri's Pilot wird sich hüten uns stehen zulassen."

Bald gelangten sie zu den vertrauten Fahrzeugen, stiegen ein und machten sich auf den Weg um zum Flughafen der Stadt zu gelangen. Dort sollte der Privat-Jet für sie bereit stehen, der sie zu einem der wohl geheimsten und exklusivsten Ressorts bringen würde. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. Sie hörten im Radio die aktuellen Hits und in den Nachrichten wurde von dem Unfall berichtet. Schließlich gelangten sie am Flughafen an. Maika und Anatoli stiegen aus ihrer Limousine aus, die von Vladim und Juri umgehend zum Autoverleiher gebracht wurde. Die Wartezeit überbrückten die beiden, indem sie sich zu der illustren Truppe um van Furr gesellten und dort eine kleine Diskussion von Katti und Jorge mitverfolgten. Die beiden waren zutiefst überrascht. Sie wollten ihren eigenen Augen und Ohren nicht trauen. Da saß vor Katti der übergroße schwarze Hauskater und führte mit der Katzenfrau ein Streitgespräch. Eine deutliche Männerstimme drang aus dem Halsband und zugleich knurrte, gluckste und maunzte die Katze.

„Du kleiner Schlingel!", schimpfte Katti mit dem Jaguar, „Du wirst ein braver Kater sein und den Maulkorb tragen!"

„Will ich nicht! Das Ding stinkt nach Hund!", maulte der Kater, der angeekelt das besagte Objekt in Kattis Hand beäugte.

„Es stinkt nicht nach Hund!" Kattis Augen blitzten, „Es ist brandneu!"

Sie schnupperte selber an dem Leder. Nun nicht gerade angenehm, zugegeben, aber bei weitem nicht so übelkeiterregend, wie Jorge es wohl empfand. Seine Nase musste noch weit empfindlicher sein als ihre eigene.

„Und wenn schon, es stinkt! Blärgh!" Jorge verdrehte seine Augen und er stieß auf, als ob er einen Haarball ausspeien wollte.

„Dann werde ich dir eben was geben, was dich den Geruch vergessen lässt!" sagte Katti. Der Schleier, den sie trug, verbarg ihr Grinsen. Sie raffte die Burka hoch und ihre Hände samt Maulkorb verschwanden unter dem weiten Gewand. Sie fummelte ein paar Augenblicke herum. Ihre Atemstöße kamen plötzlich kürzer und schließlich schnaufte sie erleichtert. Dann zog sie Ihre Hände hervor und ehe es sich Jorge versah, hatte sie ihm den nun feucht glänzenden Maulkorb über seinen Kopf gezogen und die Riemen fest verschlossen, ehe er auch nur zurückweichen konnte.

„Was verdammt, ...., Ohhh!" stieß Jorge hervor.

„Besser?" fragte Katti.

Niemand der fünf konnte ihren Gesichtsausdruck sehen. Fassungslos schwiegen die vier Menschen und Jorge sank übermannt zu Boden. Karolus gewann als erster seine Stimme zurück.

„Hast du etwa ..?" er vollendete die Frage nicht.

„Jetzt ist er doch glücklich, oder?", sie deutete auf Jorge, dessen Nasenflügel nun bebten.

Der Kater sog immer wider tief den Duft ein, der an dem Maulkorb haftete und seinen Widerwillen gegen den Maulkorb offensichtlich vergessen ließ.

„Luder!" stieß Karolus amüsiert hervor.

Katti lachte, sie warf den Schleier zurück, leckte sich ihre Pfoten sauber und drückte dann Karolus einen dicken Kuss auf den Mund.

„Später darfst du auch!" schnurrte sie leise in sein Ohr.

„Ich nehme dich beim Wort!" flüsterte er.

„Himmel", unterbrach van Furr die beiden, „dafür haben wir nun wirklich nicht genügend Zeit."

„Habe ich eben was verpasst, oder hat Jorge da eben wirklich gesprochen?" fragte Maika erstaunt.

Ihre Augen waren immer noch gebannt auf Jorge gerichtet, der vergeblich versuchte mit seiner Zunge den Maulkorb abzulecken. Er würde mit dem Duft in den nächsten Stunden zurechtkommen müssen, oder vielleicht würde jemand ihm den Maulkorb im Flugzeug abnehmen.

„Nö, haben Sie nicht!" antwortete van Furr.

„Aber, das ...?"

„Maika, DAS ist eine lange Geschichte und gerne werden wir Ihnen später davon erzählen, oder Anatoli wird es ihnen erzählen. Oder Anatoli, Sie erinnern sich doch wohl an den Baron?"

„Baron?" Maika rätselte was damit, oder besser, wer damit gemeint war und blickte vom Doktor zu ihrem Liebsten und wieder zurück. Sie kannte nur einen Baron und den hatte sie nie persönlich getroffen. Sie wusste nur das Anatoli mit dem Mann Geschäfte machte.

„Oh, die Geschichte."

Anatoli hatte natürlich einen Verdacht gehabt, aber da der Kater sich die gesamte Zeit ihnen gegenüber nicht offenbart hatte, so hatte er auch seinen Mund gehalten. Geheimnisse zu wahren, das war in seiner Branche lebensnotwendig und auch wenn Maika ihm so nahestand, wie man es sich nur vorstellen konnte, so musste sie doch nicht alles wissen. Nun das hat sich wohl etwas geändert und er würde sie zumindest in dieses Kapitel einweihen können.

„Später, Leute, später! Und nun kein Wort mehr! Jorge das gilt besonders für dich. Juri und Vladim kommen nämlich wieder! Anataoli, Maika, ich bitte sie auch vorerst kein Wort zu verlieren über unseren Kater. Im Flieger haben wir vielleicht bessere Möglichkeiten die beiden einzuweihen."

Stumm stimmten alle zu, auch Jorge, der nun wieder in seine Rolle als zahmes Haustier zurückfiel. Kattis Trick hatte ihn überrascht und nun musste er damit zurechtkommen. Katti! Oh, er hasste sie und liebte sie Und vielleicht könnte er später, gemeinsam mit Karolus, sie für ihr freches verhalten bestrafen. Katti würde das sicher genießen.

Vladim und Juri kamen wirklich gerade um die Ecke, als van Furr den Satz beendet hatte und sie brachten mehrere Gepäckwagen mit.

„Hat es Schwierigkeiten gegeben?" fragte Anatoli seine Rechte Hand ins russische fallend.

„Nicht im geringsten. Der Wagen war sauberer als vorher und ein kleines Trinkgeld ließ den Verleiher das kleine Malheur im Fond vergessen." Vladim konnte nicht anders als grinsend seinen Chef zuzuzwinkern. Juri hatte alle mühe nicht zu lachen und mit einem vorgetäuschten Nieser verbarg er sein grinsendes Gesicht hinter seinem Ellbogen.

„Ähh ja gut, gut, nun ladet das Gepäck auf die Wagen und denkt daran, die Gepäckstücke nicht zu mischen, unseres muss durch die Kontrolle." Anatoli guckte dabei Maika tadelnd an und die Transfrau sah scheu lächelnd und etwas verlegen zur Seite. Da war wohl doch etwas danebengegangen.

Das Gepäck war schnell verladen und Karolus, Juri und Vladim schoben die Wagen in Richtung Abfertigungshalle. Ihnen folgten Anatoli mit seiner Maika am Arme und van Furr, dann die beiden schwarz vermummten Gestalten ihrer „Gäste". Karla und Klara waren sehr gehorsam und nur gelegentlich stockten sie kurz, wenn die kleinen Geräte in ihnen mal wieder die Leistung erhöhten. Den Abschluss bildete Katti, die den nun den folgsamen Jorge an der Leine führte. Sein neuer Maulkorb schien ihm nun ganz anders zu gefallen. Diese seltsame Karawane verursachte auf ihrem Weg zur Abfertigung einiges an Aufsehen. Frauen, Männer und Kinder blieben wie angewurzelt stehen und betrachteten erstaunt die 9 Menschen und den riesigen schwarzen Kater, der seiner Herrin nicht von der Seite wich und die Menschenmasse die ganz besonders ihn unverfroren anglotzte gelassen ignorierte. Einige wichen bei seinem Anblick erschrocken zurück, andere ergriffen ihre Koffer und hielten diese schützend vor sich, als sie erkannten, dass Jorge kein großer Hund war. Viele der anwesenden Kinder lachten und deuteten auf Jorge, sie schienen ihn nicht zu fürchten, anders als ihre Mütter, Väter oder wer immer sie begleitete. Die Erwachsenen zerrten ihre Schutzbefohlenen fort, nur zur Vorsicht. Wieder andere liefen zum Flughafenpersonal und bald tauchten drei oder vier Beamte der Bundespolizei auf. Doch schienen sie erstmal nur die Gruppe zu beobachten, wenn auch sehr argwöhnisch. Hatte nicht ihr Chef am Morgen irgendetwas von einer kleinen diplomatischen Reisegruppe erzählt? Also waren die Beamten zurückhaltend, bevor sie noch aus dummen Übereifer heraus einen Skandal heraufbeschworen, und das nur weil sie die Hinweise des Chefs missachtet hatten. Vor der Passkontrolle teilte sich die bestehende Schlange auf und ließ der Gruppe respektvoll vortritt. Die Kontrolleure hinter ihrem Schalter bekamen große Augen und wollten schon den Tierschutz rufen, doch die Papiere die ihnen von van Furr vorgelegt wurden, wiesen die Katze als harmlos und absolut unantastbar aus, ebenso wie die drei verhüllten Damen unter den Burkas. Die diplomatischen Ausweispapiere erwiesen sich als stärkste Waffe gegen die ansonsten so unüberwindlichen Vorschriften der Grenzschutzbeamten. Eilig wurden die drei Damen mit ihrem Schoßtier durchgewinkt. Die Papiere von den andern drei Männern und der hübschen Blondine waren in Ordnung und auch die wurden schnellstens abgefertigt. Der Beamte, der die Papiere von Maika prüfte, war baff, die Frau vor ihm war ein Kerl! Heiland, aber die Figur, ihre Stimme, das sympathische Lächeln, als Schwiegertochter hätte er nichts gegen sie einzuwenden gehabt und sein Sohn vielleicht auch nicht, da war er sich sicher.

Seine Kollegen vom Zoll staunten auch nicht schlecht, als die Gruppe bei ihnen ankam. Mitsamt den Grenzschutzbeamten im Schlepptau, die sich absolut auffällig unauffällig benahmen und einen respektvollen Abstand hielten. Mehr zum Schutz der Gruppe als zum Schutz der anderen Menschen, schirmten sie die Truppe um van Furr ab. Nicht, dass andere Reisende sich an die Abfertigung trauten. Das Diplomatengepäck musste ungeprüft durchgewinkt werden und eine genauere Kontrolle des anderen Gepäcks unterblieb auch. Das hätte eventuell nach Retourkutsche ausgesehen. Und da das Ziel der Gruppe irgendein Hinterhofland im Nahen Osten war und nicht die USA und zudem der Flug mit einer Privatmaschine und nicht mit einer der Airlines erfolgen sollte, war es den Beamten egal. Als die Gruppe endlich weiterzog, blickten die drei Beamten sich erleichtert an und beschlossen nach dem, an diesem Tag auf jeden Fall, wohlverdienten Feierabend sich ein oder zwei Biere mehr als sonst zu gönnen.

Nach der Kontrolle wanderten die Truppe um van Furr weiter in Richtung der Abfertigungshalle. Die Schalter der kommerziellen Fluglinien ließen sie links liegen, die waren nicht ihr Ziel, sie wollten zu einem anderen Teil des Flughafens. Eile war unangebracht, genügend Aufsehen erregten sie so oder so, also machten sie das beste daraus und spazierten wie selbstverständlich durch die sich langsam lichtende Menschenmenge. Katti und Jorge genossen dieses Aufsehen wohl am meisten von allen. Katti führte ihren Kater stolz an seiner Leine und er schritt mit hocherhobenen Schwanz ebenso stolz neben ihr einher.

Die Zahl der Menschen um sie herum nahm langsam ab und es lagen nur noch wenige Schalter vor ihnen, bis sie das Ende der Halle erreicht haben würden. Da trat ihnen ein uniformierter Mann entgegen, der ein Klemmbrett in der linken Hand hielt. Er sah asiatisch aus, möglicherweise stammte er aus Südostasien, Vietnam, Thailand Myanmar oder so. Er war mittelgroß, schlank, hatte ein fein geschnittenes Gesicht und sein offenes Lächeln strahlte ihnen entgegen. Seine Uniform war dunkelgrün gehalten und auf seinem Kopf saß ein schwarzes Barett, eine in Gold und Silber gehaltene Plakette schmückte seine schnittige Kopfbedeckung. Der Mann trat nun also der Truppe entgegen, und seine Aufmerksamkeit schien voll und ganz auf van Furr gerichtet zu sein.

„Doktor van Furr?" fragte der Uniformierte höflich und in akzentfreiem Deutsch.

„Der bin ich!"

„Willkommen Herr Doktor bei Isla Air. Ich bin Alex Nguyeng, ihr Pilot."

Nguyeng streckte van Furr die rechte Hand entgegen, der diese ergriff und kurz schüttelte. Nguyeng studierte eine Liste auf dem Klemmbrett und glich eine Liste mit den Anwesenden ab. Es schien alles wie gewünscht zu sein.

„Wie ich sehe ist Ihre Reisegesellschaft vollständig."

„Jawoll, alles vollzählig."

„Wunderbar. Wenn Sie mir nun bitte folgen wollen, dann können wir pünktlich abheben. Es ist nicht weit."

Der Pilot führte seine Fluggäste hinter den Schalter und dann einen Gang entlang zu einer Gangway, die zu dem Teil des Landefeldes führte, dass für die kleineren Privatmaschinen vorgesehen war. Sie gingen über den Asphalt an einer Reihe von Flugzeugen vorbei, die Karolus als Business-Jets bezeichnen konnte schließlich gelangten sie an eine etwas größere Maschine. Sie war strahlend weiß und auf dem Heckruder prangte eine vergrößerte Abbildung der Plakette, die Nguyengs Barett zierte.

„So meine Damen und Herren, dies ist unser Transportmittel!"

„Ist das ein Learjet?" fragte Katti neugierig.

„Meine Dame, nein, kein Learjet. Dies ist eine Gulfstream 550, zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber in perfektem Zustand."

Aus der Luke des Flugzeuges stieg ein Mann heraus. Er war ein Hüne, blond und blasshäutig. Ein Paradebeispiel von einem Skandinavier

„Das ist mein Copilot Arne Persson."

Persson winkte kurz und wandte sich dann ein paar Männern zu, die wohl zum Bodenpersonal des Flughafens gehörten und wechselte mit ihnen ein paar Worte. Die Männer des Bodenpersonals schienen mit ihrer Arbeit fertig zu sein, denn bald darauf fuhren sie mit einem Tankwagen davon.

„Bitte bringen Sie das Gepäck zu ihm, er wird Ihnen dann zeigen wo es verstaut werden soll."

Van Furr nickte und Karolus, Juri und Vladim schoben die Gepäckwagen wie angewiesen zum Copiloten.

„Bitte steigen Sie ein und nehmen sich einen Platz, für die empfindlicheren unter Ihnen empfehle ich die mittleren Plätze."

Nguyeng warf einen nervösen Blick auf Jorge. Tiere waren immer ein Risiko, auch wenn er schon zigfach welche mit in der Passagierkabine befördert hatte. Sie waren häufig sehr aufgeregt und waren nur schwer zu kontrollieren und nicht jeder Eigentümer wollte seinen Schatz unter Beruhigungsmittel setzen. Doch eine so große Raubkatze hatte er noch nicht als Gast gehabt. Doch er spürte keine Gereiztheit oder übermäßige Anspannung in diesem Prachtstück, die zu einer Panikreaktion führen könnte.

„Für unseren speziellen Gast haben wir im hinteren Teil ein paar Sitze ausbauen lassen. Wie ich feststellen muss scheint er ja ganz ruhig zu sein. Steht er unter Medikamente?"

Katti lächelte unter ihrem Schleier und Jorge schnaufte empört. Er stand höchstens unter dem Einfluss von Katti's Duft, der an seinem Maulkorb haftete.

„Mussten das andere? Ich meine Ruhig gestellt werden?"

„Nun in vielen Fällen hat sich das als durchaus praktikable Lösung erwiesen! In der Bordapotheke haben wir ein paar leichte Beruhigungsmittel auf Lager, sowohl für Tiere, als auch Menschen. Wenn Sie wünschen kann ich Ihnen eine Dosis bringen."

„Nein, das ist nicht notwendig. Mein Katerchen ist sehr ausgeglichen und lammfromm und das bereits von Natur aus. Er wird ihnen keine Schwierigkeiten bereiten!" Sie beugte sich zu Jorge herab und kraulte ihm den Kopf genau hinter seinem Ohr. „ Nein mein lieber! Du wirst Mami keine Schwierigkeiten machen, oder?"

Nein, Jorge würde ganz, ganz lieb sein. Er schnurrte zufrieden. Der Pilot schien mit Katti's Aussage zufrieden zu sein, denn er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den anderen Passagieren zu und geleitete diese zur Maschine.

Als erste stiegen Maika und Anatoli ein, dann kamen Karla und Klara an die Reihe, den beiden folgte Doktor van Furr, der sie in den hinteren Bereich lotste und ihnen persönlich die Sicherheitsgurte anlegte. Keiner der beiden machte einen versuch der Gegenwehr. Van Furr lüftete kurz die Schleier, die Gesichter waren Ausdruckslos und leer, die Augen stumpf und ohne Leben, das was die Persönlichkeiten der beiden ausmachen musste, war ganz offensichtlich an einem weit entfernten Ort und lernte für die Zukunft. Er horchte und hörte wie eine sanfte Stimme leise ein Rezept für Borschtsch rezitierte. Währenddessen quetschte sich Jorge an ihm vorbei. Katti hatte ihn von der Leine gelassen und der Kater fand den für ihn vorbereiteten Platz durchaus akzeptabel. Die restlichen Plätze waren bald verteilt. Und als Persson mit Karolus und den beiden Russen im Schlepptau das Flugzeug bestieg, war man auch komplett.

Der Copilot lugte noch ein letztes mal aus der Tür, dann verschloss er das Flugzeug hermetisch. Ein paar Minuten später liefen die Triebwerke an und kamen langsam auf Touren. Die Positionslichter fingen an im Takt zu blinken und die Triebwerke erhöhten die Leistung, langsam setzte sich das Flugzeug in Bewegung und folgte einer Markierung auf dem Runway, die das Flugzeug zur vorbestimmten Startbahn leitete. Auf der Startbahn brüllten die Triebwerke auf und mit den tausenden Pferdestärken, die die brüllenden Triebwerke nun entfalteten, wurde das Flugzeug beschleunigt. Die Markierungen auf der Bahn schossen schneller und schneller unter dem Bug vorbei und dann verlor das Bugrad den Kontakt zum Erdboden und die Gulfstream hob ab. Scheinbar mühelos gewann die Maschine an Höhe, einzelne Blätter wurden von den letzten Ausläufern der Abgasstrahlen erfasst und über die Startbahn getrieben. Niemand auf dem Flughafengelände, außer den Lotsen im Tower, hatten diesem Start größere Beachtung geschenkt, einzig ein Enthusiast, der schon hunderte von Starts und Landungen beobachtet hatte und davon Aufnahmen erstellte, beobachtete den Start des Flugzeuges und machte eine Aufnahme von dem schönen Emblem, dass auf dem Heckruder prangte. Dieses hatte er zuvor noch nie gesehen und es würde eine wunderbare Ergänzung für seine Sammlung sein. „Schönes Emblem, noch nie zuvor gesehen." murmelte er. Er blickte der Maschine solange nach, bis es nur noch ein Schemen war. Dann startete das nächste Flugzeug und zog die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich. Ein kleiner Airbus von Ryanair. Er erkannte es sofort, die hatte er schon ein paar mal abgelichtet und auch heute würde er wieder einen Schnappschuss von der Maschine machen. Die Gulfstream war währenddessen schon auf ihrem Weg und näherte sich mit jeder weiteren Minute Kilometer um Kilometer ihrem Ziel.