Basilisk Part 3

Story by Gratus on SoFurry

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Um ihre Reise weiter fortsetzen zu können, fragt Naomi einen alten Freund ihres Begleiters Raiheel um Hilfe. Doch dieser scheint ihr nicht nur den richtigen Weg weisen zu können, sondern glaubt auch die Wahrheit hinter ihrer tödlichen Verletzung zu kennen. Eine entscheidende Wendung, die sie innerlich zu zerreißen droht und sie bis zu ihrem Ziel begleitet. Als sie jedoch endlich den weißen Basilisken findet, muss sie sich nur erneut einer weiteren erschütternden Tatsache bewusst werden.


BASILISK

Teil 3 - Erkenntnis


Für Naomi dauerte es nun schon eine gefühlte Ewigkeit. Was hatten sie nur alles zu besprechen? Und wieso durfte sie kein Wort davon erfahren? Sie lehnte sich vor der Höhle an die Felswand an, die durch die vielen Ranken und Blätter die an ihr wucherten kaum zu erkennen war. Aufziehende Wolken hatten das Sonnenlicht gebraut. Die ersten feinen Regentropfen bahnten sich ihren Weg von den Baumkronen bis runter auf den Boden. Sie konnte die ersten Boten eines erfrischenden Wetterwechsels bereits auf ihrer Haut spüren. Doch zugleich wartete sie auch darauf, dass das unverständliche Gemurmel, das von Zeit zu Zeit aus der dunklen Höhle kam, endlich verklingen würde und es irgendwie weiterginge. Naomi hatte Recht behalten, Raiheels sogenannter _Freund_war ebenfalls ein Basilisk. Die mit Abstand markanteste Kreatur, die sie dieser Art je zugeordnet hat. Er war nicht nur ein ganzes Stück kleiner als beispielsweise Raiheel es war, seine Schuppen hatten auch eine andere Färbung. Viele satte Grüntöne zierten nicht nur seinen Körper, sondern hatten auch die Fähigkeit ihn in dieser Umgebung schnell und unbemerkt schier unsichtbar werden zu lassen. Bis zu diesem Moment dachte sie noch, Basilisken wären reine Wüstenbewohner. Er schien bereits auf sie gewartet zu haben, als sie ankamen. Doch eine Begrüßung oder gar ein erheitertes Entgegenkommen für das Wiedersehen nach der langen Zeit äußerte er nicht. Naomi schenkte er einen kurzen Augenblick seiner Desinteresse. Dann meinten sie sogleich etwas unter vier Augen klären zu müssen und von da an waren sie in der Höhle verschwunden. Raiheel kam schließlich irgendwann alleine aus der Dunkelheit herausgeschritten.

„Wir können bleiben.", sagte er in einem fast schon gleichgültigen Tonfall. „Mach deine Fackel an, wenn du da drin etwas sehen willst."

Wie vorgeschlagen entzündete Naomi die Fackel und schritt in die Höhle hinein, vertrieb dabei die Dunkelheit und machte die zerklüfteten Wände sichtbar. Raiheel blieb vor dem Eingang stehen als er die Regentropfen auf seinen Schuppen spürte.

„Ich glaube, wir haben uns einander noch nicht vorgestellt.", sagte Naomi, auch wenn sie bislang nichts als Stein sah. Sie ging unbeirrt weiter.

„Meine Name ist Bahku."

Nun erreichte der blaue Lichtkegel schließlich die grünen Schuppen der Kreatur. „Naomi. Nett, die Bekanntschaft zu machen.", entgegnete sie höflich.

„Ihr seid Naomi, schön." Seine eigenen Worte entlockten ihm kurz ein breites Grinsen. „Ich hätte wirklich nicht mehr mit Raiheel gerechnet. Nein, nicht in diesem Leben. Doch dann bringt er sogar einen Menschen mit... eine junge Dame, entschuldigt."

„Er meinte Ihr seid sein Freund. Und dass Ihr uns weiterhelfen könnt."

„Nun, wir haben schon vor etlicher Zeit Bekanntschaft geschlossen. Ich hielt ihn lange für tot. Na ja, das hat sich wohl als falsch herausgestellt." Bahku setzte sich nieder und schien es sich bequem zu machen, während seine Blicke Naomi musterten. „Ich kann Euch weiterhelfen. Weißer Basilisk, nicht wahr? Raiheel hat mir davon erzählt und..." Er stoppte. „Setzt Euch doch! Ruht Euch aus. Diese Nacht kannst du und Raiheel sicher hier verbringen."

Naomi klemmte die Fackel zwischen die Spalte einer Gesteinsformation, legte ihren Rucksack ab und setzte sich.

„Reden? Worüber?"

„Über Euch.", entgegnete Bahku.

Im Schein der Fackel betrachtete Naomi ihn mit ständig wechselnder Perspektive. Er war so komplett anders als alle anderen die sie zuvor gesehen hatte. Sein Kopf, die dunklen Hörner die darauf thronten, die markanten Details die bei jeder seiner Äußerungen zu erkennen waren.

„Blaues Feuer.", bemerkte er fasziniert. Habt Ihr es aus der Handelsstadt? Helingjah hieß sie, nicht wahr?"

Naomi kannte den Namen, kann die Stadt, auch wenn sie nur ein einziges Mal in ihrem Leben dort gewesen war.

„Ja. Ja, genau ich habe es dort von einem Händler.", log sie um weitere und wohlmöglich unangenehme Fragen zu vermeiden.

„Ich will ganz direkt sein. Raiheel hat mir erzählt wohin Euch Eure Reise führt, und auch noch so manch anderes. Jetzt wo ich Euch so vor mich sehe verstehe ich seine Äußerungen." Er machte eine lange Pause in der er eigentlich ein paar entgegenkommende Worte erwartet hatte. „Eure Verletzung am Arm, das ist doch der Ursprung des Ganzen, oder nicht?", fuhr Bahku weiter fort. „Lass mich die Wunde doch einmal ansehen. Dürfte ich?"

Naomi zögerte, doch dann begann sie vorsichtig den Verband abzunehmen. Dabei wurde immer mehr ihrer Verletzung sichtbar, bis sie schließlich vollständig frei lag. Eine breite Spur von vielen kleinen und tiefen Wunden offenbarte sich, die sich sowohl auf der Oberseite als auch der Unterseite ihres Armes erstreckte. Die Wunde sah frisch aus, als wäre sie keine Stunde alt.

„Wann ist das passiert?", wollte Bahku wissen.

„Vor 15 Tagen.", antwortete Naomi. „Ich war auf der Jagd in einem Wald vor dem Kalim Gebirge."

„An solche Orte sollte es niemanden wie Euch verschlagen. Aber es bestätigt meine Vermutung."

„Welche Vermutung?", hinterfragte Naomi während sie den Verband wieder anbrachte.

„Das ist eine Bisswunde eines Basilisken."

„Ja das stimmt."

„Stellt sich nur die Frage von welchem."

Naomi setzte sich auf den kalten Höhlenboden und runzelte die Stirn. „Was macht das denn für einen Unterschied?"

Leise und unbemerkt kehrte Raiheel in die Höhle zurück und blieb ein weites Stück hinter Naomi stehen. Bahkus Augen funkelten im Schein der blauen Fackel, waren ganz auf Naomi fixiert, ohne dabei Raiheels Präsenz preiszugeben.

„Erzähl mir was passiert ist."

Naomi faltete ihre Hände nervös ineinander. Sie bemerkte bereits selbst wie unruhig sie sich aufführte. Doch konnte sie nicht sagen wo diese innerliche Unruhe ihren Ursprung hatte. „Ich war auf der Jagd.", wiederholte sie. „Ja, wie schon gesagt. Es war dunkel und ich hatte gerade ein Lager aufgeschlagen."

„Naomi..."

Sie hielt inne und schaute überrascht vom Boden auf zu Bahku. „Ja?"

„Ich möchte die Wahrheit wissen. Ich kann es nicht leiden wenn man mich anlügt. Also, erzähl mir was wirklich passiert ist oder geh."

Naomi richtete ihren Blick wieder auf den Boden. Vermutete er es nur oder war es wirklich so offensichtlich?

„Es wurde ein hohes Kopfgeld auf eine wilde Bestie im Norden des Kalim Gebirges ausgelegt. Und ich bin Kopfgeldjägerin. Mein Spezialgebiet sind Plagen die Dörfer und ganze Städte unsicher machen, gefährliche Kreaturen, Ungeheuer. Ich war das erste Mal nicht alleine unterwegs. Wir waren zu viert und wollten uns den Gewinn aufteilen. Doch eines Nachts in einem Wald, kurz vor der Gebirgskette, wurde unsere Gruppe auseinandergerissen. Merkwürdige Geräusche lockten uns vom Lager weg und dann ging alles ganz plötzlich. Dann war nur noch ich übrig. Sie waren spurlos verschwunden. Meine Fackel erlosch und alles um mich herum wurde dunkel. Noch niemals zuvor hatte ich solche Angst. Die Geräusche scheuchten mich weiter durch die Dunkelheit bis ich an einer kleinen Lichtung ankam. Dann zeigte sich die Kreatur. Sie war so anders als alles andere was ich zuvor gesehen hatte. Ein langer geschuppter Körper, aber weniger dem eines Basilisken gleich, sondern eher dem einer Schlange. Das Mondlicht ließ seine schwarzen Schuppen schimmern. Nur daran konnte ich überhaupt erkennen was mir da gegenüberstand. Er griff zunächst nicht an, beobachtete mich nur. Bist du gekommen um mich zu töten, genau wie die anderen vor mir? Ich log ihn nicht an. Ich sagte, dass ich ihn tot sehen wollte, mit der Gewissheit darüber selbst bei dem Versuch den Tod zu finden. Es war finster und ich hatte keine Waffe. Es konnte eigentlich nur einen einzigen Ausgang für diese Situation geben, aber dann kam es doch anders. Er schnellte nach vorne und seine Zähne bohrten sich in meinen Arm. Der Druck seines Kiefers muss so stark gewesen sein, dass er meinen Knochen mühelos mehrmals brach. Er ließ nicht los und Momente später konnte ich meinen Arm nicht mehr spüren. Da war nur noch so eine unerträgliche Hitze in meinem Körper. Ich fiel reglos zu Boden, konnte mich nicht mehr rühren." Naomi hielt inne. Die Worte allein, die sie gedanklich in diese unangenehme Lage zurückführten, brachten eine scheußlich bedrückende Stimmung mit sich.

„Was geschah dann?", trieb Bahku sie interessiert weiter voran.

„Ich lag da, ich weiß nicht wie lange, als er schließlich etwas sagte. Dich soll dasselbe Schicksal ereilen wie deinesgleichen damals."

„Weißt du was er damit meinte?"

„Ja.", antwortete sie. „Es war ehrlich gesagt nicht das erste Mal, dass ich ihm gegenübergetreten war. Damals hatte ich noch einen Partner, mit dem ich jagte. Ich konnte damals entkommen, er nicht. Seitdem hatte ich eigentlich beschlossen alleine weiterzumachen und mich diesem Monster irgendwann erneut zu stellen. Für mich war das viel mehr eine persönliche Sache."

„Er sagte genau wie die Anderen vor mir?", fragte Raiheel. „Dann hast du also unseresgleichen getötet?"

„Ja, gegen eine Bezahlung. Das war meine Aufgabe.", antwortete Naomi ohne sich dabei umzudrehen. „Jetzt weißt du ja auch wieso ich diese Reise auf mich nehme."

„Nein, eigentlich nicht.", wiedersprach Raiheel.

„Ich erzählte einer weisen Frau aus Jirnga, meiner Heimatstadt, von dem Vorfall. Zu diesem Zeitpunkt begann die Wunde bereits zu heilen und auch meine Knochen fühlten sich nicht länger gebrochen an. Es war... merkwürdig. Sie war undeutlich, aber sie meinte wohl ich sollte einen weißen Basilisken finden. Was auch immer das helfen soll. Trotzdem muss ich es versuchen."

„Ich verstehe immer noch nicht ganz. Was sagt dir denn, dass dich diese Verletzung umbringen wird? Sie heilt sich doch bereits von ganz alleine, das hast du doch selbst gesagt.", erwiderte Raiheel.

Naomi stand auf und drehte sich um. „Mich soll dasselbe Schicksal ereilen."

„Ich bezweifle dass mit diesem Schicksal der Tod gemeint ist.", warf Bahku ein. „Was ist mit dieser Person geschehen, Eurem Partner?"

„Er ist dieser Bestie zum Opfer gefallen, verschwunden."

„Dass jemand verschwindet, heißt nicht, dass er auch tot ist."

„Er hätte mich gesucht. Nein, wenn er noch am Leben gewesen wäre hätte er mich gefunden."

Bahku erhob sich, als er wolle er damit seinen Worten den nötigen Ausdruck verleihen. „Vor nicht zu langer Zeit ließ sich an dem von Euch beschriebenen Ort ein obskures Wesen nieder, ein Basilisk möchte man meinen. Doch war er das nicht immer gewesen. Einst war er ein Mensch, so sagt man. Er wird auch Dharak genannt. Und er ist im Besitz einer Kraft die sich gegen die Natur verschworen hat. Sein Biss kann einen Menschen verändern und zu seinesgleichen machen."

Ein eiskalter Schauer lief über Naomis Rücken, auch wenn sich diese Worte so unglaubwürdig anhörten, bestand dennoch eine grässliche Vorstellung davon.

„Wie meint Ihr das?", wisperte sie.

„Ihr verwandelt Euch."

„Nein, unmöglich.", dementierte Naomi und schüttelte dabei den Kopf. „So etwas geht nicht. Das gibt es nicht. Ich glaube nicht an solchen Unsinn! Das selbe hatte man von Werwölfen behauptet, bis es sich als falsch herausstellte. Ich spreche aus eigener Erfahrung, denn ich habe schon einen gejagt und kam nicht ungeschoren davon. Und ich bin immer noch ich."

„Ich kenne mich nicht aus was Werwölfe betrifft. Doch vielleicht ist es genauso wie in diesem Fall.", meinte Bahku. „Nur Dharak ist für dieses Phänomen bekannt, oder wird es noch werden. Seine Opfer scheinen nicht zur Verbreitung beizutragen. Deswegen bewegt sich alles in einem kleinen Rahmen, um den sich jedoch schon bald ein großes Netz aus Gerüchten weben wird."

Naomi war nicht in der Lage ihre Gedanken zu ordnen oder gar etwas in diesem Moment darauf zu antworten. Viel mehr rang sie innerlich mit sich selbst um die Entscheidung was sie glauben sollte.

„Der Heilprozess Eurer Verletzung dürfte eines der ersten Anzeichen sein.", fuhr Bahku fort. „Kleine und größere Verletzungen heilen deutlich schneller und besser als es bei Menschen üblich ist. Diese Fähigkeit dürfte sich Euer Körper allmählich angeeignet haben. Und bestimmt ist Euch selbst auch schon die eine oder andere Kleinigkeit aufgefallen, die sich an Euch verändert hat."

Spontan musste sie an ihr bislang unverständlich fremdartiges Gefühl denken, an diesen Hunger der Lust, an die ganzen Dinge mit Raiheel. Ihr Blick schweifte kurz über ihre Schulter zu ihrem Begleiter, der die Unterhaltung aufmerksam verfolgte.

„Auch Raiheel und ich können bereits die ersten Veränderungen an Euch spüren.", fügte Bahku hinzu.

„Und wie lange dauert es noch?", wollte Naomi wissen.

„Das kann ich Euch leider nicht sagen. Ich kannte bis jetzt nur einen Fall dieser besonderen Begebenheit. Er redete aber nicht viel darüber. Deswegen kann ich Euch genauso wenig versichern, dass der weiße Basilisk eine Heilung verspricht. Er kann zwar vielleicht viele schreckliche Dinge entgegenwirken, doch alles hat seine Grenzen."

Bahku warf Raiheel einen Blick zu. „Würdest du bitte?"

Raiheel bewegte sich, wenn auch sichtlich wiederwillig, in Richtung des Ausgangs. Verdutzt sah Naomi ihm nach.

„Ich bin froh dass wir uns kennen gelernt haben, Naomi. Du kannst mich gerne als Freund ansehen. Es macht dir doch nichts wenn wir uns schon etwas persönlicher ansprechen, oder?"

„Nein.", entgegnete Naomi verwirrt.

„Das dürfte nicht leicht für dich sein. So etwas zu erfahren ist sicherlich... nicht einfach zu verarbeiten." Bahku kam ein Stück näher und setzte sich erneut.

„Was soll das Gerede? Es ist der dämlichste Mist den ich seit einer Ewigkeit gehört habe. Noch schlimmer ist nur, dass er wahrscheinlich auch noch wahr ist. Und wenn er das ist, dann wäre ich lieber tot."

„Nicht doch." Bahku fuhr zusammen als er ihre Äußerung vernahm. „Der Tod ist etwas Endgültiges. So etwas sollte man nicht leichtsinnig in den Mund nehmen."

„Es ist aber so. Lieber Tod als einer von..." Sie stoppte.

„Von uns zu sein? Von uns Monstern? Eines wie ich es bin? Ich, der versuche dir zu helfen."

„Du würdet es mir sagen, wenn es so etwas wie ein Heilmittel gäbe, oder?", fragte Naomi ganz direkt.

„Ja, das würde ich. Leider gibt es aber keines. Zumindest ist mir keines bekannt."

„Gut. Ich kann es nämlich auch nicht ausstehen, wenn mich jemand belügt."

Naomi ging auf Distanz, einige Schritte entfernt an eine trockene und etwas erhöhte Stelle, die gerade noch etwas im Schein der Fackel gelegen war und versuchte mit ihrem Rucksack als Kissen eine halbwegs angenehme Position einzunehmen.

„Danke wenn wir eine Nacht hierbleiben dürfen. Ich wäre jetzt gerne alleine."

Bahku machte keine Anstanden sich zu erheben und sich langsam aus dem Lichtkegel zu entfernen. „Ich habe dir noch viel zu erzählen.", flüsterte er. „Komm zu mir zurück wenn du mehr wissen willst."

Ein langer Moment der Stille verging, in der nur der Regen vor dem Eingang der Höhle und ein entferntes Donnern zu hören war.

„Und wo finde ich dich."

„Komm einfach zurück in diesen Wald, ich werde dich dann schon finden, ich werde deinem Duft folgen.", kam es von der anderen Seite der Höhle leise zurück. „Du gibst mir wieder Hoffnung, Naomi. Wenn du dich entscheiden musst, dann entscheide dich für das Richtige."

Der nächste Morgen brach an und Naomi stellte fest, dass sie alleine mit Raiheel in der Höhle war. Von Bahku fehlte jede Spur. Mühsam erhob sie sich nach wenigen Stunden des schlechten Schlafes und packte ihre Sachen zusammen. Es sah fast so aus wie eine beeindruckend gefertigte Statue aus Sandstein, wenn Raiheel am Eingang der Höhle wachte und sich dabei nicht das geringste regte.

„Wo ist er hin?", wollte Naomi wissen.

„Er ist fort. Ich weiß nicht wohin."

Naomi schritt hinaus, spürte die ersten Sonnenstrahlen dieses Tages. Alles war noch nass, der Boden von Schlamm bedeckt und noch immer tropfte gemächlich Wasser von einigen Bäumen.

„Hat er dir gesagt wohin wir jetzt müssen?"

„Ja.", antwortete Raiheel. Aus unerklärlichen Gründen schien Raiheel bedrückt zu sein. Ein Gefühlszustand der eigentlich Naomi gehören sollte. „Ich weiß nicht was er dir alles erzählt hat, aber ich wollte dir nur den Rat geben dir nicht zu viele Hoffnungen zu machen."

„Wie meinst du das?" Naomi hob den Arm mit dem Verband hoch. „Wegen dieser Sache?"

„Nicht nur deswegen. Bahku mag ein Freund sein der mir geholfen hat, der auch dir geholfen hat, aber er ist etwas... eigensinnig. Es ist schwer zu erklären." Raiheel suchte vergebens nach den richtigen Worten, doch er fand sie nicht. Wie konnte man eine Persönlichkeit wie Bahku nur beschreiben? Eine Persönlichkeit die man erst auf den zweiten Blick erkannte, wenn das bei ihm überhaupt möglich war. „Sei einfach vorsichtig."

„Ich pass schon auf mich auf.", versicherte sie ihm. „Dann mal weiter. Also, wo müssen wir lang?"

Ihr Weg führte sie an der Handelsstadt Helingjah vorbei. Sie trennten sich kurz vor der Stadt, sodass sich Raiheel außerhalb der Handelsrouten aufhalten konnte um nicht entdeckt zu werden. Währenddessen kaufte Naomi in der Stadt Proviant und das Nötigste um einen weiteren Stopp zu vermeiden. Sie versuchte sich die ganze Zeit über andere Gedanken präsenter zu machen als diese unwirklich wirkende Vorstellung von dem, was gerade mit ihrem Körper geschah. Diese Gedanken drängten sogar Raiheel aus ihrem Kopf hinfort. Und umso mehr sie über eine Heilung nachdachte, schien die Überzeugung in ihr zu wachsen, dass bereits zu viel Zeit verloren war. Was würde dann geschehen? Wie würde ihr Leben weitergehen? Sollte es denn überhaupt noch weitergehen, wenn sie sich in solch eine Bestie verwandelt? Vielleicht war es Einbildung, pure Paranoia, aber nun bemerkte sie es bereits selbst. Irgendetwas finsteres, etwas unnatürliches, war dabei sie von innenheraus zu verändern. Einerseits wollte sie nicht weiter darüber nachdenken und einfach noch einmal ihr Leben in vollen Zügen genießen, wenn auch nicht für lange. Andererseits wollte sie jedoch weiter nach einer Lösung suchen. Wenn sie das alles aufhalten könnte, hätte sie ihr ganzes Leben noch vor sich. Es fiel ihr schwer sich zu entscheiden. Nicht zuletzt weil das nicht die einzigen Möglichkeiten waren. Natürlich könnte sie auch weiterleben, weiter existieren, doch eben nicht mehr länger als Mensch. Auch wenn das eigentlich nicht in Frage kommen würde, wäre es dennoch ein Leben. Und erst in diesen Momenten bemerkte Naomi, wie sehr sie sich vor dem Tod fürchtete.

Helingjah kann mit seinen unzähligen Wirtshäusern und verführerischen Angeboten an Exotischem selbst die, die nur auf einer Durchreise sind, meist dazu bewegen ein oder zwei Tage länger zu bleiben. Gerade für Naomi bot diese Stadt mehr, als sie an einem Tag entdecken konnte, doch sie musste weiter. Jede Stunde war kostbar und so wurde es eine kurze Reise zurück zu längst vergangenen Tagen. Als es dunkel wurde und ihr Rucksack bis zum Rand gefüllt war, nahm sie eine der Haupthandelsrouten, die direkt aus einem der Haupttore der Stadt herausführte.

Nach einer halben Stunde verließ sie die Hauptstraße allmählich, in der Hoffnung Raiheel sobald am angrenzenden Wald wiederzufinden. Die Lichter der Straßenlaternen verschwanden immer weiter in der Ferne und im dichten Nebel, der diese Nacht zu umhüllen begann. Der Mond schien ein unheimlich seichtes Licht auf den Wald. Auch wenn sie kaum sah wo sie hintrat, wollte sie die Fackel erst benutzten, wenn sie tiefer im Wald war, wo niemand das Feuer von der Straße erblicken könnte. Plötzlich zerbrachen Äste vor ihr, sie hörte lange Schritte. Zuerst erschrak sie, doch dann vermutete sie Raiheel dahinter.

„Was machst du hier? Das ist viel zu nahe an der Stadt.", flüsterte sie genauso ermahnend wie insgeheim auch erleichtert.

Es war wieder still geworden. Er antwortete nicht.

„Raiheel? Sag doch was." Naomi blickte kurz zurück zur Straße, die durch den Nebel nun nicht mehr zu erkennen war. Sie zog den Rucksack von ihren Schultern und wollte gerade die Fackel hervorholen um der Sache auf den Grund zu gehen, als sie unvermittelt einen heftigen Schlag in ihrem Rücken spürte, der sie zu Boden fielen ließ. Sie drehte sich auf ihren Rücken und versuchte sich sogleich wieder aufzustemmen, doch ihre Bemühungen blieben vergebens. Eine dunkle Silhouette hielt sie fest, ließ ihr keinen Raum um nach ihrem Schwert zu greifen oder sich zu wehren. Eine Fackel wurde entzündet, dann eine zweite und dann flackerte eine dritte Lichtquelle hinter ihr auf. Die Lichter kamen näher und beleuchteten nun auch den Mann, der über sie gebeugt war und mit sichtlicher Mühe Naomis Arme zu Boden drückte.

„Nehmt den Rucksack! Seht in den Taschen nach, nehmt alles mit!", befahl einer der Männer den anderen.

„Geh von mir runter! Lass mich los!", schrie Naomi, während alles was sie bei sich trug und auch nur irgendwie den Anschein machte wertvoll zu sein von ihr gerissen wurde.

„Hör auf so zu zappeln, Süße.", sagte der, der sie festhielt. Er löste den Griff an einem ihrer Arme um ihr mit einer schnellen Bewegung das Oberteil aufzureißen. Genau diesen Moment Zeit brauchte sie um nach den Dolch an ihrer Seite zu langen und mit einer hastigen Bewegung damit nach dem Mann auszuholen. Sie verletzte seine Schulter zwar nur schwach, aber es reichte aus um ihn loszuwerden. Naomi rollte sich zur Seite und stand auf. Entschlossen den Dolch auf die übrigen drei Mann gerichtet, suchte ihre andere Hand nach dem Griff ihres Schwertes.

„Suchst du das hier, du Miststück?", sagte einer von ihnen und streckte ihr die Klinge provokativ entgegen.

„Was willst du jetzt machen?", meinte ein anderer.

Nur Augenblicke später konnte sich der Verletzte unbemerkt hinter ihr aufrappeln und sie mit einem Griff um ihren Hals und einem Schlag auf ihren Arm entwaffnen. Erneut warf er sie zu Boden und zog dann sein Schwert.

„Dreckige Hure!", zischte er, die scharfe Klinge gefährlich nahe auf ihre Kehle gerichtet. Die andere Hand drückte auf die Wunde an seiner Schulter. „Und bleib jetzt gefälligst liegen!"

„An deiner Stelle würde ich lieber tun was er sagt.", meinte der Anführer der Gruppe mit einem finsteren Grinsen auf den Lippen.

Gelächter drang durch die Runde, vorangetrieben durch ihr hilfloses Opfer, Naomi.

„Zieh dich aus!", befahl der mit der Verletzung und amüsierte erneut die ganze Truppe. „Wird's bald!"

Er fuchtelte mit der Klinge vor ihrem Gesicht herum, als ein kurzer und lauter Schrei zu hören war. Naomi bemerkte, dass eine Fackel aus ihrem Blickwinkel verschwunden war.

„Was war das? Wo ist er hin?"

„Er ist verschwunden!" Aufregung machte sich blitzschnell zwischen den Männern breit. Nervös schwenkten sie ihre Fackeln umher.

„Geht da lang!", sagte der Anführer. „Und seht auch da drüben nach!"

Naomi sah sich immer noch einem von ihnen gegenüber. Er rührte sich nicht, starrte ihr lediglich mit einem kühlen Blick in die Augen.

„Du auch!", bestimmte der Anführer mit strenger Miene. „Fessle sie. Wir kümmern uns später um sie."

Er ließ das Schwert langsam sinken. „Glück gehabt... vorerst.", meinte er und wühlte in einer großen Tasche herum bis er ein Seil fand. Dann packte er sie am Hals und drängte sie mit dem Rücken an einen Baum. „Wenn du schreist oder sonst irgendwelchen Blödsinn machst, dann werde ich dir deine..." Er hielt inne als das grässliche Geräusch von zerberstenden Knochen die Stille der Nacht durchstieß. Eine brennende Fackel viel aus den Bäumen hinunter auf den Boden, nur wenige Schritte entfernt. Ein weiterer Schrei war aus der Ferne zu hören. Hektisch fesselte er Naomi an den Stamm des Baumes fest. Langsam und mit gezogener Klinge näherte er sich dem Schein der Fackel und blickte nach oben in die Baumkronen. Naomi verfolgte die von Minute zu Minute skurriler werdende Szene aufgeregt.

„Wir müssen sofort hier verschwinden!", rief eine Stimme. Es war der Anführer der Gruppe, der mit einem der anderen zurückgeeilt kam.

„Was ist passiert?"

Die Frage völlig ignorierend, öffnete der Anführer einen großen Rucksack der auf den Boden lag und zwängte so viel Inhalt wie in kürzester Zeit möglich in die Taschen seiner Kleidung. Naomi konnte erkennen, dass es sich dabei vor allem um Schmuck und Gold handelte.

„Hey, was wird das?!", entgegnete einer von ihnen wütend.

Ein Krachen in den Baumwipfeln war zu hören, das Geräusch von zerbrechenden Ästen. Alle Blicke waren nach oben gerichtet, als etwas plötzlich aus der Dunkelheit heraus nach unten stürzte. Der blutüberströmte und verstümmelte Leichnam des Verschwundenen prallte neben der Fackel mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Und noch ehe sie begreifen konnten welches Übel ihm wiederfahren war, preschte Raiheel wie ein tödlicher Feil geradewegs hinter ihnen aus der Finsternis heraus und grub seine Klauen als erstes in den Körper des Anführers. Schreiend und fluchend wurde er von Raiheels starken Armen niedergedrückt. Er stemmte sein ganzes Gewicht mit seinen Vorderpaaren auf den Brustkorb des Menschen und zertrümmerte ihn mühelos. Ein starker schneller Biss ließ den Schädel des Mannes zerbersten. Raiheel drehte sich zu den verbliebenen zwei um. Aus seinem geöffneten Maul tropfte Blut, seine Zähne waren entblößt, sein Blick war erbarmungslos.

Naomis Herz schlug ihr bis zum Hals. Anstatt aufgrund ihrer Rettung aufzuatmen, erschütterte es sie was sie da gerade sah.

Raiheel nahm sich den nächsten vor. Es war der, der zuvor schon Naomi gefesselt hatte und noch immer bewaffnet war. Er zögerte auch keinen Augenblick lang auszuholen und zu versuchen Raiheels Angriff zu kontern. Doch die Klinge seines Schwertes schliff lediglich über die glatten Schuppen, ohne dabei auch nur einen Kratzer zu hinterlassen. Raiheel schnappte plötzlich völlig energisch nach ihm. Sein Kontrahent konnte ihm jedoch einige Male knapp ausweichen. Dann erwischte er ihn schließlich doch. Für einen Moment war er zu langsam gewesen und der starke Kiefer des Basilisken trennte dem Mann wie mit einem Schlagmesser die Hälfte seiner Hand ab. Er stolperte nach hinten und stürzte. Raiheel packte ihm am Bein, biss sich fest, und schleuderte ihn mit aller Gewalt durch die Luft.

Der letzte Mann der Gruppe kauerte auf dem Boden, winselte und bettelte um Erbarmen. Naomi betrachtete das schaurige Geschehen mit erstaunen. Noch nie hatte sie einen erwachsenen und bewaffneten Mann so hilflos winseln sehen. Sein Vollstrecker trat weiter langsam an ihn heran. Raiheel blieb vor ihm stehen. In diesem Moment machte er selbst Naomi wieder Angst. Hätte sie ihn von Anfang an so sehen können, hätte sie sich wohlmöglich zwei Mal überlegt in welchem Ton sie mit ihm sprach. Doch im Moment fand sie ihn einfach nur ungestüm, brutal, mächtig, irgendwie vielleicht sogar entfernt auch auf sehr ansprechende und interessante Art und Weise. Sich alles herausnehmen zu können, sich jedem entgegenstellen zu können, das war wohl die eindrucksvollste Eigenart einer solch mächtigen Kreatur.

Das Licht der letzten verbliebenen Fackel erlosch und somit verschwand auch Naomis Blickfeld. Sie konnte nur noch einen kurzen Schrei hören und erahnen, was er mit seinem Opfer anstellte. Eine ganze Weile war es still. Der Geruch von Blut lag in der Luft. Und gerade als Naomi etwas sagen wollte, wurden ihre Fesseln durchschnitten. Sie hörte Raiheels Schritte, doch sah nichts.

„Folge meiner Stimme. Deine Sachen sind hier."

Naomi ging mit ausgestreckten Armen in die Richtung aus der er sprach. Sie berührte etwas und merkte sogleich, dass es Raiheels kühle Schuppen waren. Sie schrak zurück.

„Alles in Ordnung?", erkundigte er sich.

„Alles... bestens."

Naomi holte die Fackel hervor und entzündete sie. „Danke."

Sie nahm alles was ihr gehörte wieder an sich und ließ es sich natürlich nicht nehmen auch das eine oder andere Diebesgut dieser Banditen für sich zu behalten. Doch bevor ihre Taschen zu schwer wurden, brachen sie und Raiheel wieder auf.

„Danke nochmal." Nach diesem Vorfall war es schwer für Naomi mit ihm wieder ins Gespräch zu kommen, deswegen versuchte sie es ganz einfach mit weiterem Dank. „Ohne dich hätte das wohl übel geendet."

„Schon gut."

„Das war alles ziemlich... beeindruckend."

„Ich musste es tun. Sie hätten dich getötet.", entgegnete Raiheel.

„Natürlich musstest du, das habe ich ja auch gar nicht angezweifelt.", meinte Naomi daraufhin nervös. „Und wegen dieser Sache, wegen meiner Vergangenheit, deswegen bist du doch nicht nachtragend, oder?"

„Weil du andere Basilisken getötet hast? Natürlich regt mich das zum Nachdenken an. Doch du wirst auch deine Gründe dafür gehabt haben."

„Es war eben meine Berufung. Mein Vater war vor mir Auftragsjäger gewesen und ich hab nach seinem Tod seinen Platz eingenommen." Naomi kam ein Lächeln über die Lippen. „Als ich sieben Jahre alt war, hat er mir mein erstes Schwert geschenkt."

„Worauf willst du hinaus?", wollte Raiheel wissen.

„Darauf, dass ich es zum Überleben getan habe. Ja, ich hätte etwas anderes tun können, etwas ungefährlicheres. Im Nachhinein ist man aber immer schlauer, oder?"

Raiheel ging geradewegs weiter, als würde er gar nicht zuhören, als sei er geistesabwesend.

„Eigentlich sollten wir schon längst ein Lager aufgeschlagen haben." Naomi blieb stehen. „Wie wäre es denn gleich hier?"

Ihre Worte schienen an Raiheel abzuprallen.

„Hey!", rief sie ihm zu.

„Was ist denn?" Endlich reagierte er.

„Schlafen?"

„Nicht hier, nein.", antwortete er und ging weiter. „Wir müssen weiter weg, sonst kann man uns finden."

„Ich glaube wir sind jetzt schon weit genug entfernt und es ist bereits sehr spät.", argumentierte sie, holte jedoch trotzdem zu Raiheel auf.

„Ich will jetzt aber nicht halten."

„Und wieso? Es gibt doch gar keinen Grund."

Raiheel hielt an und seufzte. „Doch, den gibt es. Es wird jeden Tag schlimmer wenn wir reisen. Du bist ständig bei mir und ständig bin ich nicht ganz bei Sinnen. Ich bin noch nie auf einen weiblichen Basilisken gestoßen. Und die Tatsache, dass du dich bald zu einem verändern wirst, ist... sowas wie Hoffnung. Schon allein deswegen möchte ich nicht, dass dir etwas zustößt."

Entgeistert musste Naomi an Bahkus Worte denken, dass sie ihm Hoffnung gab. Allmählich begriff sie was es damit auf sich hatte.

„Und was soll das jetzt heißen?", fragte Naomi.

„Wenn ich laufe und lauf und laufe, komme ich auch irgendwann auf andere Gedanken. Es staut sich so viel in meinem Verstand an, dass ich nicht anders könnte, wenn wir jetzt ein Lager aufschlagen würden. Lass mir noch Zeit. Ich bin noch immer etwas aufgebracht."

„Du könntest nicht anders als...?", wiederholte Naomi fragend. Raiheel wich ihrer Frage stumm aus. „Als mich zu nehmen? Mich hier und sofort zu nehmen und alles freizulassen was sich da in dir angestaut hat? Was hindert dich daran es einfach zu tun, wenn ich es doch auch will? Was hindert uns daran, wenn es wirklich nur darum geht?"

„Nichts hindert uns daran.", erwiderte Raiheel.

Naomi streckte ihre Hände nach ihm aus und Raiheel entgegnete die Geste sogleich mit seiner warmen feuchten Zunge, die sich unvermittelt den Weg an ihren Hals hinunter bahnte. Erfreut über das Gefühl diesen wundervollen Muskel endlich wieder auf ihrer Haut spüren zu können, ließ sie ihm den Vortritt. Wenn sie über seine Flanke blickte konnte sie bereits sein Glied sehen, das bereits schon den ganzen Weg lang nach ihr verlangt haben musste.

„Ich hoffe... du hast deinen Mund vorher gründlich... ausgespült.", sagte sie mit einem Grinsen, immer wieder durch ein Kichern unterbrochen.

„Aber natürlich.", meinte Raiheel.

Er legte seine Vorderpaare auf ihre Hüften. Die spitzen Klauen streiften an ihren Schenkeln herab und entkleideten sie dabei vorsichtig.

„Mach das Licht aus, ja?", flüsterte er in ihr Ohr.

Die Dunkelheit verlieh der Berührung etwas magisches. Ganz still lauschte sie auf sein leises Grollen, das er von sich gab, während er sich kopfüber in ein bekanntes Gefühl der Hingabe stürzte. Seine Zunge massierte ihre Brüste wie es sich besser hätte nicht anfühlen können. Sein lüsterner Speichel ran an ihr hinunter, befeuchtete ihr Oberteil. Sie spürte eine sanfte Brise, die sich eiskalt auf ihrer feuchten Haut anfühlte. Naomis Hände suchten sich den Weg nach unten, wo sie zwischen ihren nackten Schenkeln die ersten feuchten Anzeichen für ihre Lust zwischen ihren Fingern spüren konnte. Raiheel begab sich weiter nach unten, verdrängte ihre Hände und entsandte seinen warmen Atem dabei. Sie legte ihre Hände auf seinen Kopf, bedeutete ihm gleich aufs Ganze zu gehen, und so tat er es auch. Seine Zunge drang in ihr vor. Sofort dürstete es ihm wieder nach ihr, nach ihrem Geschmack, und nach mehr. Wann immer seine Gedanken umherschweiften musste er genau daran denken, an ihren Duft und ihren Geschmack. Er hätte sie am liebsten für immer vernommen. Raiheel hob seinen Kopf an, sodass ein Teil von Naomis Gewicht auf seiner Schnauze lastete. Ein herrlicher Druck machte sich zwischen ihren Beinen bemerkbar, gepaart mit den überwältigenden Stößen seiner Zunge. Sie stöhnte auf und ließ ihre Hände über die feinen Schuppen auf seinem Kopf gleiten. Raiheels Bewegungen wurden schneller, sein Körper bebte.

„Leg dich hin.", murmelte er, ganz in seiner Tätigkeit vertieft.

Naomi griff nach ihrem Rucksack. Vielleicht fand sie etwas, dass sie über den Waldboden decken konnte. Doch Raiheel stieß sie nun fest genug, dass sie sich gar nicht länger auf ihren Beinen halten konnte. Kaum hatte sie sich auf den dreckigen Waldboden gesetzt, schnellte Raiheels Schnauze erneut zwischen ihren Beinen hervor zu ihrer Weiblichkeit. Seine Klauen spreizten ihre Beine. Seine Zunge stieß und windete sich in ihr, während er seine Schnauze fest an ihre prallen Lippen presste, schnaubte und nach ihr lechzte. Naomi vergrub ihre Hände fest im weichen Boden um Halt zu finden. Sie musste sich vorstellen wie dieser wundervolle Akt wohl ausgesehen haben musste, wäre es nicht so dunkel gewesen.

Raiheel stoppte ganz plötzlich und brachte seinen Körper über Naomi in Position. Sie dachte noch darüber nach was er nun vor hatte, als sie sein erregtes Glied an ihrem Schenkel spüren konnte, wie es sich den Weg in ihr suchte. Mit einem schnellen Ruck drang Raiheel in ihr ein. Sie spürte einige kurze Stöße und dann einen unverhofft frühen Ausbruch einer warmen Flut seines Spermas. Dieses plötzliche Gefühl sein hartes und pulsierendes Glied in ihr zu spüren, wie es seinen Samen in ihren Körper pumpte, war wie ein Sprung in eiskaltes Wasser. Nur war es in diesem Fall eher eine warme Flut.

Raiheel schnaubte und schritt zurück. Sie konnte nichts sehen, wusste also nicht was er gerade tat, doch sie musste sich vorstellen wie er vor ihr stand und den Moment bewunderte. Naomi räkelte sich, spürte dabei seinen warmen Samen zwischen ihren Beinen.

Sie spürte wieder seine Zunge. Langsam bewegte er den Muskel auf der Innenseite ihres Beines entlang und streifte schließlich über ihre Weiblichkeit hinweg. Dann fühlte sie seinen Atem, direkt neben ihrem Ohr.

„Wenn du kein Mensch mehr wärst...", wisperte Raiheel. „Was würde ich alles mit dir anstellen, Naomi. Wie gut es sich anfühlen würde."

Er bedeutete es ihr erneut die Beine zu spreizen. Sie dachte er wäre bereits fertig, doch offensichtlich war er das noch nicht. Nein, bei weitem nicht. Sein Glied war noch immer so steif wie zuvor. Naomi vernahm das starke männliche Aroma, und auch sie sehnte sich nun nach mehr. Raiheel drang wieder in ihr ein. Dieses Mal langsamer und tiefer. Wenn Raiheel dies tat, wenn sie seine starken exotischen Körper auf ihrer Haut und in ihr spüren konnte, dann war es nicht nur länger bloß ein makaber wirkender Akt der Lust. Viel mehr schien er sie regelrecht zu konsumieren, zu genießen, und jedes Mal kam in ihr das Verlangen auf es ihm gleich zu tun. Naomi fühlte, dass die Absurdität alleine ausreichte um sie willig zu machen. Sie wünschte sie hätte über diese ironische Wendung schmunzeln können. Was sie einst begehrend für Geld jagte und tötete, wollte sie nun begehrend um jeden Preis erforschen und spüren.

Ihre Hände hielten fest an Raiheels Vorderpaaren, als ein überwältigender Orgasmus durch ihren Körper rauschte. Mit ungehindertem Verlangen spürte er ihren bebenden Leib unter sich. Jeder Stoß beflügelte seine Lust umso mehr. Und zu sehen wie sie kam, es zu spüren wie er sie an ihr Limit führte, das brachte ihn um seinen Verstand. Ein tiefes Grollen begleitete den bereits zweiten Fluss seiner Lust. Naomi verfolgte das Gefühl der sinnlichen Wärme, die sich in ihrem Unterleib langsam ausbreitete. Sie spürte seine Zunge auf ihrer Kehle, ein wohliges Kitzeln. Das Pulsieren seines Gliedes wollte nicht stoppen. Jede einzelne Sekunde genoss sie es, diese atemberaubende Fülle seiner Männlichkeit in ihr. Und das Beste daran war, dass es so schnell nicht zu einem Ende kam. Raiheel war bereit ihr mehr zu zeigen, als sie es sich je erhofft hätte.

Dieser exotische Teil des Landes bot Landschaften, wie sie Naomi sonst nur aus Erzählungen kannte. Sie begann sich zu fragen weshalb sie niemals so weit gereist war. Allerdings gab es auch im Umkreis ihres Heimatortes genug zu tun. Einen kleinen Wasserfall nutze sie sofort um ein dringend nötiges Bad zu nehmen. Von Zeit zu Zeit konnte sie sogar den eigentlichen Grund für diese Reise ausblenden, wenn auch nicht für lange. Irgendetwas erinnerte sie dann doch wieder daran und ihr Gemüt änderte sich schlagartig. Raiheel blieb über die kommenden Tage relativ ruhig. Zwar sah er diese Orte selbst zum ersten Mal, doch schien er sie trotzdem mit anderen Augen zu sehen. Es verging keine Nacht in der Raiheel nicht von Naomis Worten Gebrauch machte, und sich nahm was er wollte. Oft war es für sie das schönste am ganzen Tag, wenn er sich hungrig an ihr heranschlich, selbst wenn sie schlief tat er es, und sie mit zärtlichen Berührungen in Stimmung brachte. Andererseits verdarben ihr oft die Gedanken an die nächsten Tage und was danach geschah, was mit ihr geschah, und wann es wohl geschah, die ganze Freude, die sie hätte haben können.

Es war nichts anderes als ein weiterer Tag den sie mit einem quälenden Fußmarsch und kleinen Pausen verbrachten. Doch dann verharrte Raiheel.

„Hier sind wir richtig.", sagte er.

„Hier? Sicher?" Naomi schaute sich skeptisch um. Sie sah nichts weiter als das übliche Bild des Waldes, so wie sie es schon Tage lang vor sich sah. Am ehesten hätte sie auf so etwas wie einen Tempel oder einen Schrein geschätzt. Zumindest war es das, was sie eigentlich erwartet hatte.

„Ja, ich bin mir sicher. Wir sind endlich angekommen.", entgegnete Raiheel erleichtert. „Wir haben es gefunden." Er schritt voran zu einem kleinen Beet am Boden, inzwischen zweier Bäume. „Das ist er."

Naomi runzelte die Stirn. „Das... ist nichts. Halluzinierst du? Da ist nichts." Verwirrt trat sie näher heran und musterte die Blumen auf die Raiheel starrte. Der ganze Boden war an dieser Stelle mit ihnen bedeckt. Sie hatten lange grüne Hälse, an deren Ende große weiße Blüten in die Richtung der Sonne deuteten. Und mit einem Mal begriff sie was sie vor sich sah. „Das ist der weiße Basilisk?", wisperte sie.

„Ja."

„Eine... Blume?" Die Vorstellung so weit gereist zu sein für eine Pflanze zerstörte in einem Augenblick auch das letzte bisschen Hoffnung, dass sie sich irgendwie zusammengenommen hatte. Es war offensichtlich nichts weiter als eine Zutat für die Alchemie. Das sollte sie heilen? Das sollte sie von diesem alptraumhaften Fluch befreien?

„Natürlich." Raiheel fühlte die Enttäuschung in ihren Worten. „Wieso? Was dachtest du denn?"

„I-ich dachte es wäre... eben ein Basilisk. Ein Geschöpf. Ein Wesen zu dem ich hätte reden können. Aber wie soll mir eine Pflanze helfen? Wie soll mir eine verdammte Blume helfen?!"

„Ich dachte du wüsstest das."

Naomi fiel verzweifelt auf ihre Knie. Der ganze Weg, die ganzen Strapazen, allein für die Erkenntnis nun vor dem Aus zu stehen.

„Vielleicht hilft es wenn du sie zu jemanden bringst der sich damit auskennt.", meinte Raiheel. „Wie wäre das?"

„Begreifst du es nicht? Das war meine letzte Hoffnung. Ich weiß auch nicht wie ich mir das vorgestellt habe, aber ich habe einfach darauf vertraut. Spätestens nachdem ich erfahren habe was mit mir passieren wird, glaubte ich fest daran, dass es irgendeine Macht geben muss, die dem entgegenwirkt."

„Vielleicht gibt es die ja auch."

„Vielleicht... vielleicht, vielleicht! Ich habe keine Zeit mehr! Sieh dir an was passiert, wenn ich auf vielleicht hin handele!", schrie sie ihm mit Verzweiflung entgegen.

„Naomi..."

„Geh. Du hast dein Versprechen gehalten, mehr kann ich nicht verlangen.", sagte sie mit zurückgehaltenen Tränen in den Augen.

„Was wirst du jetzt tun?", fragte er sie nach einer Weile, mit einem besorgten Klang in seiner Stimme.

Sie antwortete nicht. Sie drehte sich nicht nach ihm um, als sie hörte wie sich seine Schritte langsam entfernten. Sie kniete einfach weiter vor dem weißen Blumenbeet nieder, dachte über alles Geschehene nach. Nun trat sie der wohl schwierigsten Entscheidung ihres Lebens gegenüber. Diesen Weg galt es entweder alleine oder gar nicht zu beschreiten.