Kapitel 11 - Geschichtsstunde

Story by Surasshu on SoFurry

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#12 of Drachenkrieg


Kylans Blick war ruhig. Nachdem er sich Surasshu und Kerr vorgestellt hatte saß er zunächst nur da und studierte seine jungen Gäste. Vom Drachen kam lediglich ein faszinierte und ebenfalls studierender Blick wohingegen der Wyvern seinen Kopf demütig verneigte und noch einmal seinen Dank für diese Audienz aussprach. Lächelnd nahm Kylan den Dank an und bemerkte dabei den irritierten Ausdruck im Gesicht des Drachen. Ihm muss das ganze hier sehr makaber vorkommen, schlussfolgerte er aus dessen Reaktion und fuhr dann fort:"Wenn es genehm ist, möchte ich euch gerne den Grund für diese Einladung nennen doch zuvor würde ich gerne eure Namen erfahren." Bevor die beiden antworteten, goss der Mehákenkönig in jede Tasse ein wenig Tee und fragte dann ob sie an Zucker interessiert wären. Surasshu fing an sich vorzustellen und verzichtete dankend auf Zucker während Kerr nach seiner Vorstellung um zwei Stück bat. Wie gewünscht gab Kylan den Zucker in den Tee und reichte Kerr die Tasse nachdem Surasshu sich seine bereits genommen hatte. In den wenigen Minuten, in denen er Kylan sah konnte Surasshu sich bereits ein vages Bild von seinem Gastgeber machen: vornehm, äußerst zuvorkommend und scheinbar auch sehr direkt wenn es um wichtige Themen geht.

„Ich muss euch wohl nicht sagen, dass ich euch nicht aus reiner Höflichkeit oder einer spontanen Laune eingeladen habe oder?" Beide nickten zustimmend als der Meháken seine Frage stellte und dann ohne mit der Wimper zu zucken fortfuhr. „Währt ihr so freundlich und zeigt mir die Edelsteine, welche sich in euren Taschen befinden?" Kerr verkrampfte etwas als er die Frage hörte, wie konnte er wissen, dass sie Herzen dabei hatten? Ein Blick in seine Augen verrieten das es sinnlos war zu versuchen ihm von Gegenteil zu überzeugen also taten Surasshu und Kerr was ihnen gesagt wurde und kramten das Drachen- und Schattenherz aus ihren Hosentaschen hervor.

Im schattigen Zimmer glänzten beide Steine in einem starken rot und blau. „Faszinierend, das ist also das Drachenherz.", sagte Kylan mit einem Blick auf Kerrs Edelstein bevor seine Augen einen Schwenk zu Surasshu machten. „Und das ist das Schattenherz, sehr interessant." Kylan nahm einen Schluck Tee, nahm sich seine Zeit und konnte dabei die Anspannung welche von seinen Gästen ausging beim trinken förmlich seine Zunge hinunterlaufen spüren konnte.

Ohne zu eilen setzte er die Tasse wieder zurück auf den kleinen weißen Teller auf dem sie stand und fuhr dann fort:"Vor etwa neunhundert Jahren, als mein Großvater noch König war, begrüßte er zwei junge Männer, einen Drachen und Wyvern hier in der Schwarzwacht mit genau denselben Steinen wie ihr sie jetzt bei euch habt. Nun, ich bezweifle das es exakt dieselben Steine sind aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wichtig ist nur, dass sowohl Drachen- als auch Schattenherz Artefakte aus der Zeit der Nephilim sind."

Nephilim? Surasshu schauderte kurz bei der Erwähnung dieses Wortes welches er nur allzu oft mit der gleichnamigen Dämonenrasse, welche vor rund zehntausend Jahren die Welt mit eiserner, fast grausamer Hand beherrschte in Verbindung brachte. Surasshu wollte gerade etwas sagen, doch dann schloss er seinen Mund wieder und lies den Mehákenkönig fortfahren. „Damals, als die Nephilim noch in dieser Welt weilten, galten die Herzen als Symbol einer besonderen Gruppe. Jene Gruppe war im Besitz von genau zwölf dieser Herzen: je sechs Drachenherzen sowie sechs Schattenherzen."

Kylan hielt kurz an, atmete tief durch um dann am letzten Punkt seiner Geschichte fortzufahren:"Unglücklicherweise gingen viele Herzen in den vielen Kriegen der Nephilim verloren, nicht zuletzt vor einem Jahrtausend als sie von den Menschen und Sergalen ausgerottet wurden verschwanden sie vollständig von der Bildfläche. Nun, bis heute jedenfalls."

Mit Blick auf das Drachen- und Schattenherz wünschte Kylan zu wissen, woher Kerr und Surasshu diese Raritäten hatten; er konnte es sich denken und dennoch bestand er darauf, dass sie es ihm mit ihren eigenen Worten sagen. „Wir fanden sie vor etwa einem Monat auf einer Insel im nördlichen Meer bei Athena in einer alten, unterirdischen Grabkammer.", erzählte Surasshu, beschrieb das Innere relativ genau und erwähnte dabei auch die dreisprachigen Schriften, welche die Wände zierten. Obwohl er bei Erwähnung der Schriften zuckte unterbrach er den Drachen nicht und lies ihn einfach fortfahren. Kerr erzählte noch etwas über den Austausch der Herzen beider und das plötzlich aufgetretene heiße und kalte Gefühl welche sie beim Kontakt spüren mussten.

Vor allem sprach er über die gesundheitlichen Probleme, welche sie beide kurz darauf erleiden mussten:"Surasshu verbrennt förmlich und mir ist ständig eiskalt." Aufmerksam lauschte Kylan sämtlichen Geschichten, welche seine Gäste ihm erzählten und schien besonders an dem Vorfall in der Lagerhalle, in welchem Surasshus Eismagie scheinbar ungeahnte Ausmaße nahm interessiert zu sein. Er goss sich etwas Tee in die Tasse, fragte nach Einzelheiten während er sich das heiße Getränk in den Schnabel goss.

Genaustens beschrieb Surasshu wie er in einer Lagerhalle seiner Eismagier freien Lauf lies, binnen Minuten jeden Winkel der Halle einfror bevor ihn eine gnadenlose Hitze übermannte und alles, was er erschuf schmolz. „In einem Moment war mir angenehm kalt und im nächsten hatte ich das Gefühl, bei lebendigen Leib zu verbrennen.", beendete der Drache seine Geschichte mit Biss auf der Unterlippe. Kerr hielt Surasshus Hand als Kylan die Tasse zurück auf den Tisch stellte und den Wyvern nach einem ähnlichen Erlebnis befragte, was er leider verneinen musste und es damit erklärte, dass seine Magie wohl nicht soweit entwickelt wie die von Surasshu war. Minutenlang saß Kylan einfach nur da und dachte nach. Nach allem, was er ihnen und sie ihm erzählt hatten schien sich in seinem Kopf ein durchaus gewagter Gedanke im Bezug auf die Herzen und deren Fähigkeiten zu bilden.

„Surasshu, Kerr, dürfte ich eure Herzen kurz bekommen?", fragte der Meháken sie nach seiner Ruhepause. Da sie ihm vertrauten taten sie warum sie gebeten wurden und überreichten Kylan ihre Edelsteine; das Drachenherz in die linke, das Schattenherz in die rechte Hand. Nun schloss Kylan seine Hände um sie, atmete dann tief durch als er Kälte und Wärme gleichzeitig von seinen geschlossenen Händen in seinen Körper fließen spürte. Drei Minuten später öffnete er sie wieder, gab Surasshu und Kerr die Herzen wieder und erklärte sich:"Eure Herzen sind von einer unglaublichen magischen Kraft erfüllt welche sich gleich nach dem ersten Kontakt auf den Besitzer fixiert hat."

Kerr braucht nicht lange um es vereinfacht zu wiederholen:"Das Schlüsse-Schloss-Prinzip also: ein Schlüssel für exakt ein bestimmtes Schloss." Erfreut über die schnelle Umformung seiner Worte durch den Wyvern nickte Kylan und fügte hinzu, dass die gesundheitlichen Probleme, welche sie nach Berührung des jeweils anderen Herzens daher rühren, dass sie mit ihrem Schlüssel versucht haben das andere Schloss zu öffnen. Als Folge dessen reagierte das Schatten- und Drachenherz damit das sie beide mit den Folgen ihres „Einbruchs" zu ertragen mussten.

Über Surasshus Unfall in der Lagerhalle stellte er die Theorie auf, dass sich die Hitze in seinem Körper für einen Moment lang zurückdrängen lies, sie jedoch in den Moment als er aufhörte seine Magie zu verwenden wieder zu voller Stärke kam und ihn in Folge dessen überwältigte. Das einzige, was er bisher nicht erklären konnte war, wieso Kerr neben der Kälteerscheinung keine weiteren Anzeichen zeigte; entweder lag es an seiner geringen magischen Potential oder er unterdrückte es bereits ohne es zu wissen. „Theorien sind ja schon und gut, was wir aber brauchen ist eine klare und vor allem baldige Lösung dieses Problems!", meinte Surasshu und griff dabei nach seiner Tasse, welche plötzlich kochend heiß war.

Mit einem schmerzhaften Zischen lies er die Tasse los, welche dann auf den Boden fiel und zersprang. Stille trat im Raum ein. Die drei Anwesenden sahen einander mit bestürzten Blicken an, vor allem wirkte Kerr, welcher Surasshus zitternde Hand packte sie sofort wieder zurückzog, denn kaum hatte er die Finger berührt schoss die Hitze durch diese in seine eigenen. Mit Mühen gelang es dem Drachen sich wieder zu beruhigen, was die Hitze in seinen Händen jedoch nicht abklingen lies.

Erst als Kylan seine langen, schwarzgefiederten Arme ausstreckte und seine Hände um die von Surasshu schloss verschwand das Gefühl. Der Meháken atmete tief durch, nahm seine Hände dann langsam von Surasshus und formte mit ihnen eine Schale in welcher sich eine glühende, rote Kugel befand. „Was ist das?", fragte Kerr beunruhigt als ihm durch den bloßen Anblick der Kugel ungewöhnlich warm wurde. Schnell verschwand dieses Gefühl, denn durch das schnelle zusammenschlagen seiner Hände zerstörte Kylan die Kugel. „Das Kerr, war ein Bruchteil der Energie, welche im Drachenherz innewohnt.", erklärte Kylan und sah den Wyvern an.

„Jedes Herz hat seine eigene Kraft und damit verbundene Fähigkeiten. In deinem Fall ist das Drachenherz von Feuermagie durchdrungen, welche derzeit mit der Eismagie in Surasshu und dem Schattenherz selbst kämpft. Umgekehrtes läuft derzeit in dir ab, ironischerweise bist du aufgrund deiner unterentwickelten Magie vor einem größeren Schaden durch Eismagie geschützt." Auf eine makabere Weise lächelte Kerr bei dieser Bemerkung, denn der Gedanke, dass er wegen einer solchen Lappalie nicht wie Surasshu von unerträglichem Fieber und Hitzschlägen gepeinigt wurde machte ihn glücklich.

Und da soll einer nochmal sagen, Magie wäre zu etwas zu gebrauchen, meinte er im Gedanken und wandte sich dann wieder der aktuellen Situation zu.

Nun hatte Kylan alles, was er für eine angebrachte Lösung benötigte zur Verfügung: eine Beschreibung der Lage, zwei verschiedene Extreme sowie eine praktische Demonstration des Problems. Auch wenn er es nicht sagen wollte, so war Kylan nicht bereit seine Hilfe anzubieten bis er sämtliche Fakten parat hatte. „Wie ihr wisst, waren wir Meháken einst die Archivare im Dienst der Nephilim. Als solche haben wir alles Wissen unserer Herren aufgezeichnet und archiviert. Zu diesem Wissen gehört auch die Geschichte des Drachen- und Schattenherzens sowie die Erwähnung eines Rituals welches als „wahres Erwachen" übersetzt bekannt ist." Aufmerksam hörten Surasshu und Kerr der Erklärung Rituals bis ins kleinste Detail zu.

Als Ritual der Nephilim waren die Anforderungen an den Initianten dementsprechend gewaltig, für normale, sterbliche Wesen nahezu unmöglich zu bewältigen. Sobald man sich dem Ritus des „wahren Erwachen" stellte gab es kein zurück mehr, lediglich den ständigen Schritt nach vorn bis man am Ziel, der Quelle seiner Kraft und dem Verständnis des Herzens als Katalysator dieser erreicht hatte. Nur so konnten die Nephilim das Wesen der Herzen verstehen und waren somit in der Lage, die Welt für Jahrtausende unter ihrer eisernen Hand zu führen. Kylan beendete seine Erklärung mit den möglichen Risiken, welche bei diesem Ritual auftreten können: abgesehen vom Tod waren die Veränderungen mancher Initianten nicht nur spiritueller Natur. „Genaueres kann ich leider nicht sagen, denn wie ich es bereits gesagt habe ist dies ein Ritual der Nephilim.", sagte Kylan abschließend und blickte in die erschrockenen und zurückhaltenden Gesichter des Drachen und des Wyvern. In ihren Händen hielten sie das Drachenherz und Schattenherz fest umschlossen als ihnen klar wurde, dass es keinen anderen Weg als dieses Ritual gab.

„Also gut, führen wir das Ritual durch.", sagte Kerr mutig und schien zu allem bereit zu sein. Surasshu schien seine Bedenken ebenfalls über Bord geworfen zu haben, denn auch er sagte mit Mut in der Stimme, dass er für das Ritual bereit sei. „Wir sind soweit gekommen, wir können nicht mehr umkehren!"

Es war dieser Drang zum Abenteuer, welcher Kylan dazu bewegte ihr Vorhaben zu erlauben, jedoch musst er seine Warnung noch einmal aussprechen:"Vergesst nicht: wenn das Ritual beginnt, gibt es kein zurück mehr." „Mit allem Respekt aber, schon als wir die Herzen aus ihren Sockeln geholt hatten gab es kein zurück mehr.", erwiderte Surasshu unverblümt und ballte nocheinmal die Faust um das Schattenherz, spürte dessen Energie ebenso wie die Wärme des Drachenherzens kurz durch seinen Körper strömen und wieder verfliegen. Beeindruckt sah der Mehákenkönig beide an, grinste und sagte, dass er sie mit Freuden zum Austragungsort des Rituals bringen würde; wie sein Großvater vor ihm war es nun an ihm, die Besitzer des Drachen- und Schattenherzens auf den nächsten Teil ihrer Reise zu führen.

Fortsetzung folgt.....