Kapitel 6: Wölfe und Haie

Story by Surasshu on SoFurry

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#7 of Drachenkrieg


Ohne Zeit zu verschwenden bereitete Rieder sich auf seine Abreise vor. Seine einfache Kleidung wechselte in seine übliche Einsatzkleidung, bestehend aus einem schwarzen Kapuzenpullover, einer kupferfarbenen Lederweste, einer grauen Hose sowie braunen Lederstiefeln. Ergänzt wurde dies durch seine Armschienen, wovon eine mit einer kurzen, versteckten Klinge ausgestattet war. Nachdem er sich angezogen hatte, nahm er noch einmal das Foto von sich und Kisame hoch, sah es mit einem entschlossenen Blick in den Augen an; für ihn war Kisame die einzige Familie, die er jemals hatte, deswegen konnte er auch keine Zeit mit dem planen einer Rettungsaktion verschwenden. Vorsichtig stellte er den Bilderrahmen wieder zurück auf den Tisch, schloss noch einmal die Augen und holte tief Luft ehe er sich aufmachte.

In einem unterirdischen Stall wollte er gerade ein Pferd satteln, als er sich nähernde Schritte hörte. „Dachtest du wirklich, wir lassen dich alleine losziehen?", fragte Eva, welche mit dem noch verletzten Arcade im Schlepptau auf Rieder zukam. Sie beide trugen dieselbe Kleidung wie Rieder, nur war Evas ein wenig weiblicher zugeschnitten während Arcade´ ein wenig mehr auf seinen schlangenartigen Körper ausgelegt war. „Ich kann mich nicht daran erinnern, euch um Hilfe gebeten zu haben.", mahnte Rieder die beiden, welche trotzig dastanden und scheinbar auch nicht weichen wollten. Der sonst so stille und zurückhaltende Anführer schien besorgt um die beiden zu sein, weswegen er ihnen eindringlich befahl, hier zu bleiben während er gen Norden reitet.

„Dann willst du deinem eigenem Grundsatz widersprechen?", hakte Arcade plötzlich nach. „Ein Hai jagt alleine, ein Wolf im Rudel." Stillschweigend sah Rieder die Schlange an. Ihm zu widersprechen kam ihm nicht in den Sinn, vielmehr stimmte er ihm zu:"Dann sollten wir auch als ein Rudel jagen."

Es war eine kleine, schwer bewachte Karawane, welche Kisame zur Hauptstadt des nördlichen Teils Armorias brachte. Umgeben von berittenen Kavalleristen, fuhr der Wagen, in welchem der Haimensch bewusstlos lag über das trockene, teils unfruchtbare Land. „Eine Schande, dass solch ein Abschaum ein derart starke Eskorte bekommt!", beklagte sich einer der Soldaten. „Sieh es positiv.", erwiderte ein anderer Soldat. „Wir können bei seiner Hinrichtung dabei sein!" Über diese „Entschädigung" erfreut, grinste der Sergal nur breit, während er in der Formation hinter dem Wagen, zwischen zwei anderen Reitern ritt.

Für Kisame war das Erwachen innerhalb seines fahrenden Gefängnisses mit großen Schmerzen und eisiger, stählernen Kälte verbunden. Sein grau-blauer Körper lag mit diversen Verletzungen auf der Seite, sein gebrochener Arm und Bein verhinderten ein anfängliches aufrichten, weswegen er für einen Moment lang einfach liegen blieb, die Augen halb öffnete und einen tiefen, angestrengten Atemzug tätigte. Sein noch intakter Arm fühlte sich taub an, eine denkbare Folge nachdem sein Kopf auf diesem für mehrere Stunden lag; ein primitiver, wenn auch durchaus angenehmer Ersatz für ein Kissen vor allem in diesem regungslosen, unbeweglichen Zustand in dem Kisame zurzeit verharrte.

Gefühlt war eine halbe Ewigkeit vergangen, bis sich der Haimensch unter großen Schmerzen und Anstrengungen aufgerichtet hatte, quasi jeder Zentimeter seines Körpers brannte vor Schmerz während er mit dem Rücken zu den eiskalten Metallstäben saß. Wie eine Ratte in der Falle, kommentiert er diesen entwürdigendem Moment während er sich darauf konzentrierte, seine Schmerzen zu ignorieren; mit dem Bein konnte er sich einigermaßen arrangieren, der Arm war jedoch eine andere Geschichte. Schwerfällig kroch er dann über den Käfigboden zu dessen Tür, schob sich mit dem Rücken zu den Stäben hinauf und schaute auf seine linke Hand, welche er zunächst zur Faust ballte, dann wieder öffnete und schließlich zu seinem Mund führte.

Hoffentlich verblute ich nicht, bevor sie mich finden, hoffte er insgeheim, bevor sich mit seinen scharfen Zähnen in die offene Hand so tief er nur konnte biss. Sofort schoss ein ungeheurer, reißender und brennender Schmerz von seiner Handmitte zu den Fingern und durch den Arm, jedoch ignorierte der Haimensch ihn so gut es ging. Schnaubend machte er weiter, kaute förmlich auf seiner Hand herum während das Blut ihm bereits an den Mundwinkeln herunterlief. Nur noch ein bisschen! Nach zwei Minuten, welche sich für ihn wie eine halbe Ewigkeit anfühlten, lies er seine blutverschmierte Hand sinken, jedoch schaffte er es noch, sie durch die Gitterstäbe hindurch zu bewegen, wodurch das Blut durch die offene Wunde am Käfig hinunter auf die Straße tropfte und somit eine Fährte aus Blut bildete. Gerade leckte Kisame sich noch die Reste seines Blutes von Lippen und Mundwinkeln, da entglitt ihm ein selbstsicheres Kichern. Er wird mich finden...ich weiß es.

Von weitem konnte man die schmale Gebirgskette, welche den südlichen Teil der Grenze von Nord- und Südarmoria trennte bereits erkennen: schmale und schwer passierbare Steinpfade, tiefe Abgründe sowie die ständige Angst beobachtet zu werden begleiteten Rieder, Arcade und Eva als sie dieses Gebiet erreichten; einst war dies hier eine relativ gern genutzte Handelsroute für jene, welche die Zölle oder Grenzkontrollen umgehen wollten, heute ist es eine verlassene Einöde, in welche sich nur noch die mutigsten oder vielmehr törichtesten Reisenden wagten. Totenstille herrschte in diesem Gebirge, das einzige, was sie störte war das Geräusch von Pferdehufen, welche über den harten Stein gingen.

Nachdenklich sah Arcade sich um, bemerkte die sanften Luftzüge welche seine Nase streichelten wann immer seinen Kopf gegen den Wind richtete während er fragte, wieso dieser Ort so verlassen ist. Am logischsten wäre der starke Verfall dieser Berge, aber dafür sind hier immer noch zu viele intakte Wege, spekulierte er wild umher, während sich weitere Vermutung in seinen Kopf ansammelten. Plötzlich hallte ein greller Schrei durch die Schlucht. Für einen kurzen Moment sah Rieder hinauf, ebenso wie Eva und Arcade, dann war alles wieder verstummt. „Was war das?!", fragte die erschrockene Schlange zittrig, die Zügel fest im Griff. Entspannt legte die schwarzhaarige Frau ihren Kopf über die Schulter und antwortete beruhigend:"Vermutlich war das ein Meháke, von denen soll es hier angeblich ein Nest geben."

Bei dem Gedanken, von einem Meháken beobachtet zu werden lief dem Reptil ein kalter Schauer über den Rücken; vermutlich eine natürliche Reaktion wenn man bedachte, dass Raubvögel neben Kleintieren auch gerne mal Schlangen jagen. Angespannt sah er sich für einen Moment lang noch im wolkenbedeckten Himmel über sich um, doch was auch immer diesen Schrei von sich gab, war verstummt.

Vier Stunden nach betreten des Gebirges erreichten die drei endlich den Übergang zu Nordarmoria. Ihren Pferden gönnten sie lediglich einige Minuten Pause, ehe sie wieder zur Höchstleistung getrieben wurden. Eva, welche wenige Meter hinter Rieder ritt konnte dessen Anspannung förmlich greifen, was ihr zunehmend Sorgen bereitete. Bitte, hoffte sie innerlich. Lass das hier nicht in einem Blutbad enden.

Je tiefer sie in das feindliche Land ritten, desto fixierte schienen die drei Reiter zu sein. Auch wenn der Norden stark vom Militär kontrolliert wurde, so konnte man mit ein wenig Geschick und dem nötigen Kleingeld die ein oder anderen Augen vergessen lassen, was sie gesehen haben, jedoch war keines von beiden hier vonnöten. Eine lange, plattgetretene Straße tat sich vor ihnen auf. Anhand der Richtung, welche Arcade aus seinem Gedächtnis abrief schien es gut möglich zu sein, dass der Gefangenentransport, welcher laut dem Informanten in Richtung Hauptstadt unterwegs war hier vorbeigekommen war. Rieder stieg von seinem Pferd, spürte den festen Boden unter seinen Füßen als er einige Schritte über diesen machte. Es war ein Weg wieder jeder andere auch, dennoch schien an diesem etwas besonderes zu sein.

Und da bemerkte er es! Ein flüchtiger, kaum erkennbare Geruch streichelte seine Nase. Vorsichtig nahm er diesen Geruch auf, schloss die Augen und sah dessen Quelle vor seinem geistigen Auge die Hand nach ihm ausstrecken. Ohne zu zögern wollte er diese Hand greifen, doch je mehr er sich anstrengte, desto mehr entfernte sie sich von ihm. Nein, nicht!, schrie er im Gedanken als er plötzlich aus diesen gerissen wurde. „Rieder, komm zu dir!" Mit beiden Händen auf seinen Schultern stand Eva vor ihm, schüttelte ihn und sprach zu ihm während er seine Augen langsam wieder öffnete.

„Ich habe ihn gerochen...", murmelte er, löste sich aus dem Griff und stieg dann wieder auf sein Pferd. „Und jetzt...jagt das Rudel."

Dickes Laub überdeckte die Karawane, welche Kisame Richtung Hauptstadt brachte. Fast ohnmächtig saß der Haimensch mit dem Rücken zur Käfigtür, seine verwundete Hand hing noch immer außerhalb und verlor weiterhin Blut; zwar hatte sich die Menge bereits verringert, dennoch fielen noch immer einzelne Tropfen auf die Straße und hinterließen den unverkennbaren Geruch seines Blutes, welchen nur jemand, dessen Sinne dementsprechend geschult waren erkennen konnte.

Mit aller Kraft versuchte Kisame bei Bewusstsein zu sein, doch der enorme Blutverlust sowie die Schmerzen an seinem Körper forderten mittlerweile ihren Tribut. Wenigstens sterbe ich nicht vor einem schreienden Publikum, freute er sich im Gedanken an sein baldiges, ungewolltes Ende. Ein letztes Mal grinste er zähnefletschend, ehe er den Kopf sinken lies und das Bewusstsein verlor.

Je tiefer sie in den Wald Vordrangen, desto stärker wurde der Blutgeruch in Rieder´ Nase. In einer neuen Linienformation deckten Eva und Arcade sowohl die linke als auch die rechte Seite von Rieder ab, welcher sich noch immer von seinem Geruchssinn leiten lies. Kein Wort wurde seit betreten des Waldes gewechselt, stattdessen behielten die beiden an der Seite stets ihr Umfeld im Auge, während ihr Anführer sich auf ihren Kurs konzentrierte, auch wenn die Straße mehr oder weniger gerade war.

Wenige Kilometer vor ihnen veränderte sich die Formation, welche die Begleitkavallerie der Karawane bis vor wenigen Minuten penibel einhielt. Sowohl die linke als auch die rechte Flanke löste sich nahezu komplett ab, lediglich zwei von sechs Soldaten blieben zurück während die hintere Reihe vollständig blieb. Kurz nachdem die Formation gelichtet war, schlossen die verbliebenen Sergalen die entstandenen Lücken, wodurch ihre neue Formation die Form eines nach unten gerichteten Dreiecks bildete.

Endlich war es soweit! In Rieder´ Nase war der Blutgeruch dermaßen intensiv das es ihm schwer fiel, dessen Fährte zu verlieren. Sein eigenes Blut begann unmittelbar darauf zu brodeln, Adrenalin schnellte durch jede Faser in seinem Körper, wodurch sich seine Körperhaltung immer weiter versteifte, bis er nahezu erstarrt auf seinem Pferd saß. Für seine Begleiter, vor allem Eva war es nicht sonderlich schwer zu erkennen, dass je näher sie Kisame scheinbar waren sich eine immer stärker werdende Anspannung bei ihrem Anführer zeigte.

Gleichzeitig wuchs in der Frau mittleren Alters die Sorge um den Haimenschen, denn sowohl der Verlauf als auch die Länge der Blutspur ließen darauf schließen das er bereits eine nicht geringe Menge Blut verloren hat. In Kombination mit seinen Verletzungen kann das tödlich sein, schoss es ihr durch den Kopf, wissend das bevor er in diesen Transport verfrachtet wurde ein nicht gerade angenehmes Verhör durchleiden musste.

Plötzlich schreckte Rieder auf, sein gesamter Körper löste sich aus der Spannung als er wortlos und augenscheinlich verwirrt umhersah. „Stimmt etwas nicht?", fragte Arcade sofort, doch es dauerte einen Moment, bis er eine Antwort bekam. „Sergalen.", berichtete er zunächst kurz und knapp, ehe er weitere Details hinzufügte:"Mehrere von ihnen kommen auf uns zu." Vermutlich haben sie die Blutspur bemerkt, schlussfolgerte das braun-geschuppte Reptil, welches sich zischelnd über die Lippen leckte; zwar war er nicht so ausgeprägt, dennoch genossen Sergalen den Vorteil eines guten Geruchssinns.

„Eva, Arcade, flankiert die Sergalen!" Der Befehl war klar und deutlich, weswegen keiner irgendwelche Rückfragen stellte sondern einfach die Zügel packte und in jeweils eine Seite des Waldes verschwanden, wodurch Rieder als einziger auf der Straße blieb. Zeitgleich mussten sie feststellen, dass ihre Pferde bereits mit Erschöpfungserscheinungen kämpften; was immer sie jetzt auch vorhatten, es musste schnell geschehen!

Der Ritt über den unebenen Waldboden stellte sich als Herausforderung da, sowohl für Reiter als auch für das Reittier. Umgefallene Bäume, plötzlich auftretende Erdlöcher sowie kleine, jedoch tiefe Flussbecken waren nur ein Teil der Probleme, welche sowohl Arcade als auch Eva stark behinderten. Ein weiteres Problem war das sie nicht wussten, von wo der Feind kommen würde. Hier im Wald wären wir im Nachteil, also wäre es nur logisch, den Kampf zu vermeiden, ging Eva im Gedanken durch, während sie weitere Eventualitäten und Pläne im Falle eines Kampfes durchging. Aber es kann auch gut möglich sein, dass sie den direkten Weg nehmen, was Rieder wiederum in Gefahr bringen würde.

Der Verlauf dieser Mission gefiel ihr nicht, jedoch konnte sie nichts tun als die Befehle, welche sie bekam auszuführen. Ein Rudel hält stets zusammen!

Mit dem Gelände kämpfend, wachten Arcade´ grüne Augen stets über die Umgebung, reagierten auf jede Veränderung der Landschaft während er zusätzlich bei jedwedem Geräusch ebenfalls kurz aufsah ehe er auf seinem Sattel wieder zusammensackte. So oder so, dachte er dann mit einem tiefen Seufzten. Um einen Kampf werden wir nicht herumkommen.

Es war Eva, welche als erste Kontakt mit den Sergalen hatte. Vier berittene nordarmorische Soldaten sprangen wie aus dem Nichts auf ihren Pferden hervor und versperrten ihr zunächst den Weg. „Scheiße!", fluchte sie und lenkte ihr Pferd instinktiv in die entgegengesetzte Richtung. Von hinten hörte sie die Schreie der Soldaten, welche sich wahrscheinlich darauf freuten, ein neues Beutetier zu haben. Zahlenmäßig unterlegen beschloss sie die Gruppe im Wald abzuhängen. Ähnliches versuchte Arcade, jedoch waren seine Verfolger in diesem Gelände weitaus erfahrener als er es war, was die Flucht durchaus erschwerte. Schon bald zogen Schüsse nur knapp an seinem Kopf vorbei, dabei war es ihm relativ egal, ob es Warnschüsse waren oder sie ihn einfach nur verfehlten! Problematisch war auch der ausgezehrte Zustand ihrer Reittiere, welcher sich durch den jetzt steigenden Stress zunehmen verschlechterte.

So sehr beide auch versuchten, einem Kampf zu entgehen, irgendwann mussten sie sich eingestehen, dass sie in eine Falle, aus welcher es nur einen Ausweg gab getappt sind. So viel zu unserem Plan, sie zu flankieren, ärgerte Eva sich innerlich als gerade ein Pfeil aus einer Armbrust sie nur um Haaresbreite verfehlte. Stattdessen jagen sie uns wie eine Meute wilder Hunde! In einer Situation wie dieser hätte sie gerne auf ihre besonderen Fähigkeiten zurückgegriffen, doch diesen Trumpf wollte sie sich als letzte Möglichkeit aufheben.

Ein Pfeil traf sowohl Arcade´ Pferd als auch ihn, woraufhin dieses ihn mit einem verzweifelten Schrei abwarf und dann wie wild davonrannte. Unglücklicherweise fiel die Schlange so, dass sich der Pfeil durch seinen Rücken presste und aus seinem Brustkorb wieder herauskam; hier konnte er noch von etwas Ähnlichem wie Glück sprechen, denn der Pfeil hatte nicht sein Herz durchbohrt, stattdessen durchbohrte er die andere Brusthälfte, was es zwar nicht besser machte, jedoch tötete es ihn nicht auf der Stelle.

Umkreist richteten die Sergalen ihre Waffen auf die am Boden liegende Schlange, fragten ob er noch irgendwelche letzten Worte hätte als dieser unter starken Schmerzen langsam aufstand. Blut lief sowohl aus seiner Brust als auch aus seinem Rücken, jedoch kümmerte ihn das gerade herzlichst wenig. „Nur eine Frage.", begann er als er den Pfeil an dessen Federn packte und aus sich zog. Zwar blutete seine Verletzung noch immer, doch war er aufgrund eines enormen Adrenalinschubes teilweise von seinen Schmerzen befreit. Dann blickte er zu den Soldaten hoch und stellte seine Frage:"Wie schnell würdet ihr gerne sterben?"

Schnaubend und unter größten Anstrengungen lief Rieder´ Pferd vorraus. Es waren nur noch wenige hundert Meter zwischen ihm und der Karawane, wenige hundert Meter zwischen ihm und Kisame; der Geruch seines Blutes war stark, als würde er direkt vor ihm stehen und ihn einatmen. Von dieser Ekstase berauscht, hielt er seinen Kurs, nichts konnte ihn mehr aufhalten, garnichts! Einer der Sergalen blickte hinter sich, erkannte den sich nähernden Reiter und schlug sofort Alarm:"Wir werden angegriffen!" Im Bruchteil einer Sekunde hatte die gesamte Formation reagiert: die drei hintersten Soldaten machten direkt kehrt, während die übrigen den Wagenfahrer dazu antrieben, das letzte aus seinen Pferden zu holen.

Rieder sah die drei Soldaten auf sich zukommen, jedoch waren sie kein Hindernis für ihn. Gekonnt hockte er sich auf seinen Sattel, balancierte auf diesem während er auf eine passende Gelegenheit zum Angriff wartete. Dann, als der erste Soldat mit gezogener Waffe kampfbereit auf ihn zustürmte sprang der junge Mann von seinem Sattel, zog die Beine ein wobei gleichzeitig die Klinge aus seinem Armschutz sprang. Blitzschnell, ohne zu zögern rammte er dem Sergal das kalte Metall in den Hals, durchbohrte ihn dabei förmlich als er sich mit einer schnellen Drehung hinter ihn auf den Sattel schwang um ihn dann mit einem Ruck aus dem Sattel warf.

Da waren es nur noch zwei. Erschrocken über die Leichtigkeit, mit welcher ihr Kamerad getötet wurde änderten die beiden übrigen Soldaten ihre Taktik: statt Schwerter und Nahkampf wechselten sie auf Armbrüste und Fernkampf. Herausgefordert überdachte auch der junge Angreifer seine Vorgehensweise; eine Fortsetzung des berittenen Kampfes schien ihm unvorteilhaft zu sein, weswegen er kurzerhand aus dem Sattel sprang, sich während das Pferd vor ihm weiterrannte über den Boden rollte ehe er in einer gehockten Stellung anhielt.

Von weitem konnte er die anderen zwei Sergalen auf sich zielen sehen. Er umklammerte den Griff seines Katanas und wartete auf eine geeignete Situation zum Einsatz. Keine Minute später schnellten zwei Pfeile mit hoher Geschwindigkeit und Präzision auf Rieder zu; er brauchte nur einen Schritt zur Seite zu machen, stattdessen entschied er sich für etwas gewagteres. Aus seiner gehockten Position richtete er sich rasant auf, drehte sich um wobei er die Klinge aus ihrer Scheide zog und aus seiner Hand gleiten lies. Trotz seines Ausweichmanövers traf ihn ein Pfeil in die Schulter, der andere jedoch wurde vom Katana in zwei geteilt. Dem Schützen blieb keine Zeit zu reagieren. Gerade wollte er das Katana noch mit seinem Arm abwehren, da rammte es sich direkt in sein Herz.

Mit letzter Kraft packte er die Waffe am Griff, wollte sie noch aus sich herausziehen, doch sein Herz hatte bereits aufgehört zu schlagen. Sanft und mit einem lauten scheppern seiner Rüstung fiel der Sergal dann aus seinem Sattel. Wutentbrannt schrie der verbliebene Sergal auf, warf die Armbrust zu Boden und stürmte mit gezogenem Schwert auf den verletzten Rieder zu. Mit den Augen auf seinen Feind gerichtet und dem Pfeil in seiner Schulter, ignorierte er für einen Moment letzteres und vollführte einen schnellen Handstand zu Seite, wodurch er den Soldaten kurz bevor dieser ihn erwischen konnte an der Kniekehle packte und aus dem Sattel riss. Was dann geschah, war schnell: noch bevor der Soldat reagieren konnte, sprang Rieder auf seinen Rücken, presste ihm einen Arm ins Genick, während er ihn mit seiner Klinge nur wenige Zentimeter unter seinem fixierenden Arm durch die Kehle hindurch exekutierte.

Während der Sergal auch noch in den letzten Sekunden seines Lebens kämpfte, richtete Rieder sich wieder auf und merkte, wie unvorsichtig er doch gewesen war. Ein Pfeil in seiner Schulter sowie mehrere Schrammen an seinen Knien, Schultern und anderen Körperstellen. Seine Kleidung war mit Blutspritzern bedeckt, was den Geruch Kisames langsam verblassen lies. Kisame! Schnell blickte Rieder in Richtung der verbliebene Karawane, doch diese war bereits außerhalb seiner Reichweite; die Pferde waren im Begriff wegzurennen und ihnen zu folgen schien ebenso fruchtlos wie der Versuch, der Karawane zu folgen.

Ich habe versagt. Wut und Enttäuschung durchflutete seinen Körper, ließen jeden Schmerz verblassen und ersetzten ihn durch blanken, reinen Zorn. Nein!, hörte er sich im Gedanken schreien und blickte auf. Das lasse ich nicht zu!

„Reitet vorraus!", schrie der Ranghöchste Soldat zu zwei anderen. „Berichtet was passiert ist und holt Verstärkung!" „Jawohl!", erwiderten die Sergalen, welche sich aus der Formation lösten und im schnellen Galopp verschwunden waren. Jetzt sind wir nur noch zu acht, erkannte der Soldat zähneknirschend. Aber was mache ich mir für sorgen? Als könnte ein einzelner drei gut ausgebildete Soldaten besie..."Hauptmann!", unterbrach ein Sergal lautstark. „Hinter uns!" Ungläubig sah der Sergal hinter sich, hörte für einen Moment auf zu atmen als er von weitem sah, was sich da auf ihn zubewegte.

Was auch immer sich da aus der Ferne näherte, menschlich war es auf keinen Fall. Staub und Erde wirbelte es bei seinem rasanten Marsch in ihre Richtung auf. Zwei Augen blitzten aus dieser Wolke aus Dreck und Gestein auf, schwarz-blaue Haut ragte ebenfalls aus ihr als für einen kurzen Augenblick etwas, dass einem monströser Hai in Menschengestalt gleich kam zu sehen war. „Verteidigt den Gefangenen!", schrie der Hauptmann. „Auch wenn es euer Leben kostet!" Diesem Aufruf folgend wechselten alle Soldaten ihre Richtung, stürmten schreiend mit gezogenen Schwertern auf das sich schnell nähernde Monster, doch dieses ignorierte sie einfach und schnellte an ihnen vorbei, während seine mitgebrachte Welle ihr übriges tat.

Vorbei an den nordarmorischen Soldaten, stürmte das Wesen weiter zum Transporter. Binnen weniger Minuten hatte es ihn eingeholt. Panisch trieb der Wagenfahrer die Pferde zum Äußersten, doch konnte ihn dies nicht mehr retten. Mit einem mächtigen Sprung positionierte sich der Hai vor dem Wagen, seine Füße pressten sich in den steinernen Boden und lösten eine leichtes Beben aus, welches zunächst die Pferde dermaßen verschreckte, dass diese sich wild wiehernd aufbäumten, aus ihren Halterung befreiten und eilig davonliefen. Ein bestialisches Stöhnen war aus dem halb offenen Maul des Hai´ zu hören, welcher mit langsamen, mächtigen Schritten auf den erstarrten Wagenfahrer zuging; kein Muskel in seinem Körper wollte sich regen, das einzige, was er in diesem Moment spürte, war kalte, unüberwindbare Angst, welche mit jedem Schritt näher und näher kam.

„Lauf.", sprach die Kreatur dann, nur wenige Meter von ihm entfernt. „Versteck dich!" Ohne zu zögern oder auch nur den geringsten Widerstand zu leisten, sprang der junge Sergal von seiner Kutsche und rannte so schnell es ihm seine von Todesangst gestärkten Beine erlaubten. Schweißgebadet stand der Hai nun da. Sein Atem war schwer und angestrengt, sein Körper fühlte sich schwer und ausgelaugt an, doch dies hielt ihn nicht davon ab, zur Rückseite des eisernen Käfigs zu gehen und diesen mit einem einzigen Ruck zu öffnen. Als die Gitterstäbe hinter ihm verschwunden waren, fiel Kisame förmlich nach hinten hinaus, wurde aber in letzter Sekunde von dem anderen Hai aufgefangen, welcher ihn dann auch mit dem Rücken auf den Boden legte.

Langsam und kaum das er es bemerkte, löste sich der Körper des Hais auf; zuerst verlor seine blau-schwarze, schuppige Haut ihre Spannung, verflüssigte sich allmählich, ebenso lösten sich die Muskeln auf ehe alles in einer einzigen, großen Pfütze auf der Straße, welche Kisame umrandete, endete. Zum Vorschein kam Rieder, welcher nach seine „Transformation" auf die Knie sinken lies, den Kopf auf Kisame´ nackte Brust legte und begann zu lauschen. Zwar war er schwach, doch konnte er bei seinem Freund einen Herzschlag hören, was ihm ein schmales, kurzes Lächeln entlocken konnte. „Ich hab dich...gerettet, Kisame.", flüsterte er während er den Körperkontakt mit dem Haimenschen aufs innigste genoss.

Fortsetzung folgt.....