Die Sakura Chroniken Teil 01

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#1 of Die Sakura Chroniken

Sollte nicht jeder Schreiberling mal einen Ausflug in die unendlichen Gefilde der Science Fiction machen? Wenn nicht, dann Pfeif ich drauf! ^^

Zumindest einen Anfang habe ich gemacht und hier ist das erste Stückchen.


Die Sakura Chroniken Teil 01

Autor: Gendori Kabashi

12.08.2013 ?17.08.2013

Vorwort

Hallo Werter Leser,

Das 29. Jahrhundert. Die Menschheit hat begonnen über die Grenzen ihres Planetensystems hinaus zu reisen und neue Außenposten zu kolonisieren. Sie benutzen dafür gewaltige Schiffe, die mit für heute noch unvorstellbarer Geschwindigkeit die Weiten des Alls durchqueren und doch Jahrzehnte brauchen, um ihre Ziele zu erreichen. Während dieser Reise befinden sich die Mannschaften und Passagiere im Kälteschlaf. Diese Reisen sind gefährlich und immer wieder gehen Schiffe verloren, sei es durch technische Fehler, oder durch unvorhersehbare Ereignisse. Doch der Drang der Menschheit sich auszubreiten ist stärker, als die Furcht vor dem Unbekannten. Und mit dem glei­chen Enthusiasmus, wie schon die alten Wikinger, Kolumbus, Juri Gagarin oder die Raumfahrer vom legendären Apollo-Programm, machten sich auch diese Kolonisten auf ihre lange Reise. Wie schon ein altes Science-Fiction Zitat es so treffend zusammenfasste:

"Space, the final frontier, these are the voyages of the starship Enterprise its continuing mission, to explore strange new worlds, to seek out new life and new civilizations, to boldly go where no one has gone before."

©die jeweiligen Eigentümer

Diese Serie war immer noch ein gerngesehener Dauerbrenner und sorgte unter den Raumfahrern immer wieder für gewaltige Lachanfälle. Denn fremde Welten und neue Lebensformen hatte man tat­sächlich gefunden, aber neue Zivilisationen? Nein, Fehlanzeige. Anscheinend hat sich bis­lang nur der Mensch soweit entwickeln können.

Die "Sakura Maru" gehörte zur neuen Mainau-Klasse. Sie war 500000 metrische Tonnen groß und war das 11. und somit neueste Schiff dieser Klasse.

Kiellegung: 20.03.2800

Fertigstellung: 15.07.2813

Erprobung im Linienverkehr zwischen Erde und Jupiter Stationen.

Offizielle Indienststellung erfolgte am 20.04.2815 unter Kapitän Alexandra Ordin.

Besatzung: 35 (inklusive der Familien befinden sich 152 Menschen an Bord)

Ziel der ersten Mission: Karda Prime

Geplante Flugzeit: 50 Standardjahre. (Im Vergleich: die alte Moskau-Klasse hätte 80 Jahre benötigt)

Auftrag: Transport von 2500 Kolonisten.

Fracht: Werkzeuge, Baumaterialien, Maschinen, Saat­gut. Sowie Nutztiere, Rinder, Schweine, Pfer­de, Schafe, Ziegen, Hühner, Gänse, Truthähne und auch viele Haustiere, Hunde, Katzen, einige Singvö­gel. Nur um das wichtigste zu nennen. All das, was man benötigte um eine neue Kolonie und deren Bewohner für die ersten Jahre über Wasser zu halten.

Aufbruch zur neuen Welt

Von den einzelnen Stationen der Brücke kamen die Go Meldungen, das alles bereit war. Man warte­te nun nur noch auf die letzten Anweisungen, die der Kapitän persönlich abgeben musste. Kapitän Alexan­dra Ordin betätigte das Intercom.

„Chief Miyaguchi,wie ist der Status des Antriebes?"

„Alle Systeme arbeiten mit 100 % Leistung. Abschirmung und Antrieb sind optimal eingestellt und bereit für den Flug." erklang die Stimme des Chefingenieurs umgehend.

„Leila?"

„Ja Kapitän Ordin, wie darf ich helfen?" meldet sich die KI der „Sakura Maru", mit einer weich und angenehm klingenden Frauenstimme.

„Wie ist der Status unserer Passagiere?"

„Die Kolonisten und auch die Tiere befinden sich seit dem Abflug von Basis Terra 01in Stasis. DieSysteme der Schlafkapseln arbeiten mit99,75 %."

„Gut Leila. Bitte sorge dafür, dass es auch so bleibt!"

„Wie Sie es wünschen, Kapitän Ordin."

„Leutnant DaSilva setzen Sie Kurs auf Karda Prime!"

„Zu Befehl, senora Capitan, Simulation wurden erfolgreich abgeschlossen. Der Kurs ist gesetzt und die Route ist programmiert."

„Herr Administrator Balutin, machen Sie mir die Freude und geben den Abflugbefehl."

Der dicke Russe, blinzelte überrascht. Er war von Ordin für den Abflug auf die Brücke gebeten worden, doch dass er den Startbefehl geben sollte, hatte sie ihm verheimlicht. Etwas theatralisch richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, räusperte sich und sein Bariton erklang.

„Steuermann, zünden Sie den Antrieb und beschleunigen Sie auf Reisegeschwindigkeit!"

„Zu Befehl, Antrieb ist gezündet. Beschleunigung wird eingeleitet."

Martin van Hauser betätigte die Kontrollen, drehte er sich um.

„Kapitän Ordin, ich melde, dass wir auf dem Weg nach Karda Prime sind!"

„Ich bestätige. Kurs auf Karda Prime liegt an." kam es von DaSilva.

Balutin wirkte etwas enttäuscht. Er hatte nur einen winzigen Ruck gespürt, aber eine Masse von 500000 metrischen Tonnen beschleunigt halt nicht so schnell wie sein alter Spacejet.

„Leila?"

„Ja Kapitän Ordin."

„In 3 Stunden übernimmst du bitte die vollständige Kontrolle über die „Sakura Maru", gemäß Flot­ten-Protokoll 35B, Kolonialflug."

„Wie sie es wünschen, Kapitän Ordin!" bestätigte die KI.

Auf jedem Monitor im Schiff erschien nun ein Countdown, und die Mannschaft der Brücke brach in Ju­bel aus. Die Männer und Frauen beglückwünschten sich, klopften sich auf die Schultern und lob­ten sich gegenseitig über den grünen Klee hinaus. Der Start einer neuen Reise war immer der spannendste Abschnitt, bei dem es immer wieder zu Fehlfunktionen kommen konnte.

Ordin aktivierte das Intercom erneut, dieses mal für eine Schiffsweite Übertragung.

„An die Besatzung der „Sakura Maru", der Flug zur neuen Kolonie auf Karda Prime ist soeben ge­startet. In drei Stunden bitte ich Sie alle sich in der Messe für eine kleine Feier einzufinden, danach werden Sie sich zu Ihren Familien begeben können und die Schlafkapseln bemannen. Kapitän Ordin Ende."

Die Sakura Maru beschleunigte langsam aber stetig. Die Triebwerke liefen mit voller Kraft und würden die nächsten Jahre hindurch das Schiff auf seine Endgeschwindigkeit beschleunigen. Der Chefingenieur hielt seine Hand an eine der inneren Verstrebungen im Maschinenraum und die gleichmäßige Vibration verriet ihm mehr über den Zustand der Maschine als die genauesten Sensor­daten.

„Leila?"

„Ja, Herr Miyaguchi!"

„Pass bitte gut auf mein Baby auf!"

„Sie können sich auf mich verlassen!"

Nachdem Miyaguchi den Maschinenraum als letzter verlassen hatte erloschen die Lichter, bis auf einige wenige Notlampen. Dieses Bild wiederholte sich auf dem Schiff immer wieder, als das Per­sonal ihre Stationenverließ, um sich in der Messe zur traditionellen Feier zu treffen.

Später.

Alexandra Ordin wanderte als letzte durch die stillen Korridore ihres Schiffes,nurbegleitet von Happy, ihrem Hund, einem 2 Jahre alten Beagle-Schäferhund-Mischling.Die Party war vorüber und sie sah es als Pflicht des Kapitäns an, einen letzten Kontroll­gang vorzunehmen, bevor auch sie sich in ihrer Schlafkapsel in Stasis versetzte. Das Handbuch der Flotte sah das zwar nicht vor, aber es war zu einer Art Tradition für jeden Kapitän in der Flotte geworden. Es hatte schon fast den Charakter eines Rituals. Leila überwachte sicherlich jeden Schritt, den Alexandra machte, doch die KI störte Alexandra nicht. Das war auch gar nicht notwendig.

Das Flottenprotokoll 35B war in der Hinsicht eindeutig. Für den Großteil des Fluges hatte die Schiffs-KI die Befehlsgewalt übernommen und lenkte die Untersysteme vollkommen autark. Nur in Notfällen würden Kapitän und Offiziere aus der Stasis geweckt werden. Das Protokoll selberwar eine direkte Folge des Desasters auf der „Wernher von Braun" gewesen.Auf OrdinserstemKoloni­alflug war es geschehen. Siewar damals der erste Offizier der „Wernher von Braun" gewesen,die „Dantes Welt" als Ziel hatte. 500 Kolonisten waren während des Flugesim Schlaf ver­reckt, ohne das es jemand bemerkt hatte, nicht einmal die Schiff-KI, ein Vorläufermodell von Leila.Die Schlafkapseln hatten unbemerkt ihre Funktion eingestellt, als das Schiff durch einen Plasmanebel geflogen war.Kapitän Williams hattesich daraufhin umgebracht. Für den Rückflug hatte Ordin dann als kommissarischerKapitändie Befehlsgewalt übernommen underfolgreich abgeschlossen. Und unter ihrem Kommando war das Schiff ein ganzes Jahr eher wieder in der Heimat eingetroffen, als die ursprünglich Programmierung es ermöglicht hätte.Die darauffolgende Untersuchung und das abschließendeTribunal hatten glücklicherweiseihrevolleUnschuld erwiesen. KapitänWilliams hatte, ohne ihr Wissen, dem Chefingenieurbefohlen die Energieversorgung der Schlafkapseln auf das Minimum zu reduzieren, und die Protokolle entsprechendzu manipulieren.Alldas nur,um den Flug um ein halbes Jahr zu verkürzen. Der Chefingenieur der „Wernher von Braun", Paul Hackner, wurde daraufhin vom selben Tribunal, vor dem auch Ordinsich zu verantworten hatte, wegen Mordes in 500 Fällen zum Tode verurteilt und mit einer deaktivierten Schlafkapsel in die Sonne geschossen. Das nannte man unter den Raumfahrern „den heißen Abgang machen".Alexandra Ordin wurde für ihre Entschlossenheit das Kommando der „Wernher von Braun"zu führen undderHilfe bei der Aufklärung des Desasters belobigt und bei der nächsten Reise der „Wernher von Braun" offiziell als Kapitän eingesetzt. Als jüngster Offizierder Flotte, der je diesen Rang erhalten hatte. Und dann hat siedas Kommando der nagelneuen „Sakura Maru" erhalten.

Ordin wandelte entspannt durch die weiten Korridore und betrat kurz jeden Raum, sah sich um und begab sich zum nächsten. Sie ließ dabei kein Deck aus, kein Quartier, keinen Lagerraum, sogar jede Besenkammer kontrollierte sie. Immer wiederverschlosssieof­fene Spinde, warf Müll in den Recy­celer, schaltete Beleuchtungen abund fand sogar noch eine halbe Tasse lauwarmer Milch vor der Schlafkapsel von Leutnant DaSilva, der sich dieDoppelkapsel mit Leutnant Jakov Schleibaum teil­te. Die beiden hielten sich liebevoll umarmt. Sie wollten eigentlichnach dem Ende dieser Reise hei­raten und hatten ihren Kapitängebeten die Trauung dannzu übernehmen. DochAlexandrahatte ei­genmächtig den Plan der beiden Männer geändert und die vorgezogene Zeremonie war der umju­belte Höhepunkt der Feier gewesen.

„Komm Happy, wir müssen weiter und dann geht es ab in die Heia!"

„Wuff!" stimmte Happy zu und tollte um Alexandra herum. Die beiden brachten den Rundgang zu Ende. Dann begaben sie sich in die Kapitänskajüte, wo sich Alexandra entkleidete und bereitmachte in ihre Kapsel zu steigen. Happy winselte leise und traurig vor der kleinen Schlafkapsel, die für ihn bereitstand. Der Rüde mochte es nicht alleine zu sein.

„Worauf wartest du noch Happy, komm her. Ich mag es auch nicht allein zu schlafen!"

Sie klopfte auf das Fußende der Matratze in ihrer Kapsel und freudig bellte Happy auf. Der Hund hüpfte in die Kapsel und legte sich folgsaman das Fußende. Alexandra stieg nun auch hinein und verschloss den Behälter von innen. Dann aktivierte sie die Automatik. Happys weichesFell kitzelte an ihren Füßen und mit einem Lächeln im Gesicht erstarrte Alexandra und ihr Hund in der Stasis.

Die einzige Wesenheit, die nun noch wach war und das Schiff die nächsten 50 Jahre kommandieren solltewar Leila. Sie hatte während dieser langen Zeit aber weiterhin genügend Aufgaben zu erfül­len, so dass sie nicht überschnappen konnte. Sie sollte die Sektoren, die das Schiff durchflog kartographieren.Wie jedes der anderen 9Schläferschiffe für Karda Prime, hatteauch die „Sakura Maru"eine eigene Route zugewiesen bekommen, dadurch dauerten die Reisen vielleicht etwas län­ger, aber die Erforschung der Raum-Korridore war so viel effizienter. Regelmäßig sandte sie die ge­sammelten Daten mit speziellen Kurierdrohnen zur Route der „San Marko", die für alle Schiffe als Rückreisekurs vorgesehen war. Dort sollten die Daten wieder eingesammelt werden. Durch dieses System konnten die Daten eines ganzen Bündels von Flugkorridorensehr schnell gesammelt wer­den und die Kolonialbehörde konnte für den Fall der Fälle sogar feststellen, ob und wann ein Schiff verlorengegangen sein könnte. Leila hatte zudem noch eine Vorliebe für Musik, und kaum dass Ka­pitän Ordin in die Stasis gegangen war erklangen aus jedem Lautsprecher auf der Brücke die ersten Takte von „Also sprach Zarathusta", eine sehr passende Einleitung für die Reise, wie Leila fand. Und die nächsten 50 Jahre hatte sie vor, sich die Umfangreiche Musiksammlung, die sich in ihrem Speicher befand, anzuhören.

Willkommen auf Sakura 4

Kapitän Ordin wandte den Blick von der kleinen blaugrünen Kugel ab, die gerade anfing über dem Mond, der diese Welt umrundete aufzugehen. Sie trat an Ihren Schreibtisch und setzte sich.

„Verdammt!" fluchte sie leise.

Ein Schaden im Lebenserhaltungssystem der Siedlermodule hatte den Kapitän zu einer Notlandung auf diesem Mond, der eine bislang als unbedeutend eingestufte Welt begleitete, gezwungen. Einer Welt, die überraschenderweise doch sehr an die gute alte Erde erinnerte. Eilig wurden gerade zwei Erkundungsshuttles bereit gemacht, die ein Vorauskommando der Siedler auf den Planeten bringen sollten. Es war die einzige logi­sche Wahl die dem kommandierenden Offizier, Kapitän Alexandra Ordin, blieb. Der Felshaufen war nicht das ursprünglich Ziel der Kolonisten und sie würde si­cher gleich mit dem Administrator, Oleg Balutin, ein sehr interessantes Gespräch führen müssen, doch welche Wahl blieb ihnen sonst. Balutin musste die­se Ent­scheidung akzeptieren, ob er es nun wollte oder nicht. Ordin war der Kapitän der "Sakura Maru"und wäh­rend des Fluges hatte sie die volle Entscheidungsgewalt, wenn ein Notfall eintrat. Das hatte Balutin mit Un­terzeichnung des Kontraktes akzeptiert. Ordin grinste ironisch. Wenn der Flug nach Karda Prime er­folgreich verlaufen wäre, dann hätte Administrator Balutin auf Karda Pri­me nur einen kleinen Ver­waltungsjob bei der Kolonialbehörde angetreten. Doch nun dürfte er sich als ranghöchster Vertreter der Kolonialbehörde sogar Gouverneur nennen. Das war doch auch eine ordentliche Beförderung. Unverhofft kommt oft.

„Happy, komm her mein Junge."

Die große Rüde sprang freudig von seinem Lager auf und kam schwanzwedelnd zu seiner Herrin gelaufen. Er war 2 Jahre alt und war ein Geschenk eines Nachfahren ihres Bruders gewesen, als sie das Kommando über die „Sakura Maru" übernommen hatte, damals war Happy noch ein Welpe gewesen und das aufgeweckte Tier war mit der Zeit das Maskottchen des Schiffes geworden. Der Hund bewegte sich frei im Schiff und wurde von allen verwöhnt. Ordin liebte das Tier mehr als alles andere und sah ihn als Familienersatz an, sie war schließlich als einzige der Besatzung Single. Sie streichelte ihren Liebling und der Hund grollte zufrieden, er warf sich vor Alexandra auf den Boden und offenbarte ihr seinen Bauch und Ordin hatte ihren Spaß ihn richtig durchzukitzeln. Schließlich war es ihm ge­nug und er legte sich zu ihren Füßen unter den Schreibtisch, und setzte sein Schläfchen fort.

Ordin wandte sich nun wieder dem Display zu und ging zum xten Mal die Statusmeldungen durch, die zu diesem außerplanmäßigen Abbruch der ursprünglichen Mission geführt hatte. Die Überprüfung der Hiberna­tionssysteme zeigten durch die Bank weg, einen fatalen Fehler an. Und alle Versuche von Leila, der Schiff-KI, diesen Fehler zu finden und zu eliminieren waren fehlgeschlagen. Und das, obwohl sie die letzten 5 Jahre eben dafür Zeit gehabt hatte. Die "Sakura Maru" wäre zwar planmäßig am Ziel angelangt, doch in den Kapseln hätte man nur tiefgefrorenes Fleisch vorgefunden und keine Schlä­fer mehr. Das wäre nicht das erste mal gewesen. Ordin erschauderte vor Grauen und dachte kurz an die Geschehnisse auf der „Wernher von Braun"

Den Rückflug hatte Leila jedenfalls sofort verworfen. Zum einen hätte für eine so­fortige Rückkehr zur Erde der Treibstoff nicht gereicht, denn den hätte man auf Karda Prime aufgefüllt, zum anderen hätte es wieder nur Gefrierfleisch in den Schlafkapseln gegeben und ein treibendes Geisterschiff mehr im Raum. Ein absolutes No-Go. Leila hatte daraufhin die Kapitänin, die wichtigsten Offiziere und auch einige Techniker geweckt. Doch auch mithilfe der menschlichen Intuition konnte der Fehler einfach nicht gefun­den werden. Ordin war heilfroh gewesen, als der Astrogator Leutnant Raoul DaSilva diesen Felsbro­cken vor fünf Jahren gefunden hatte, der nun langsam über dem Mond aufging. Leila gab ihre Vorausbe­rechnung ab, wie lange es dauern wür­de, bis die ersten Schläferkapseln sich in Gefriertruhen ver­wandeln würden. Sieben Jahre Zeit hat­ten sie noch gehabt. Ordins Entscheidung war es gewesen, den Kurs so zu ändern, dass die "Sakura Maru"zuerst dieses kleine System anflog. Leila sollte die Zeit nutzen um den Fehler doch irgendwie zu finden und zu beseiti­gen. Wäre das gelungen hätte man den ursprünglichen Kurs nach Karda Prime wieder einge­schlagen und wäre, nach Leilas Berechnungen, mit nur einem Jahr Verspätung eingetroffen. Einmal jährlich weckte Leila daraufhin Ordin aus dem Schlaf und aktuali­sierte den Wissensstand der Kapitänin. Doch jedes Jahr konnte sie nur dieselbe niederschmetternde Meldung ge­ben, das der Fehler nicht zu finden sei. Et­was, dass die KI sehr persönlich nahm. Die KI-Systeme, die auf den Schiffen der Mainau-Klasse verwendet wurden, waren „State of the Art" und konnte teilweise so etwas wie Emotionen nachvollziehen.

Nun war man endlich angekommen und auf den ersten Blick schien diese Welt gar nicht so schlimm zu sein, wie befürchtet. Ordin wunderte sich nur, warum diese vor Leben nur so strotzende Welt nicht auf den aktuellen Karten als Kolonialprotektorat verzeichnet war, wie jeder andere kolonisierbare Planet. Erst eine tiefgreifende Suche von DaSilva und Leila in den Navigationsdatenban­ken hatte ihr zu­mindest bestätigt, dass dieses Sternsystem von einer Drohneneinheit vor über 250 Jahren kartographiert worden war. Die Rätsel hörten aber nicht auf. Ordin scrollte immer verwunderter durch die Datei, die dem Planeten zugeordnet war. Sie war es schließlich leid und wies Leila an, ihr die vorhandenen Daten kurz zusammenzufassen.

„Der Planet ist im System K3647B Klasse M. Das Zentralgestirn hat etwa 1,2 Sonnenmassen. 7 Pla­neten umfasst dieses System. 4 aus fester Materie und 3 Gasriesen. Wünschen Sie eine Aufzählungf der Zwergplaneten und Monde?"

„Nein, fahr bitte mit dem Bericht fort!"

„Ein Asteroidenfeld liegt zwi­schen dem 4ten und dem 5ten Planeten, nicht unähnlich dem System Sol."

„Nicht unähnlich?" dachte Ordin, „Verdammt, das ist fast ein Zwilling von Sol!" Sie grinste.

„Habe ich etwas Lustiges gesagt, Kapitän Ordin?" fragte Leila, deren Kamera auf Ordin gerichtet war.

„In gewisser Hinsicht ja. Aber fahr doch bitte fort. Später können wir uns mal wieder über Humor unterhalten."

„Ah, Okay, wo war ich stehengeblieben."

Ordin fand die KI wunderbar.

„Erzähl mir mehr über den 4ten Planeten. Bitte!" Auf Bitte und Danke reagierte Leila viel besser als auf schnöde Anweisungen. Es schien der KI ein Gefühl von Gleichwertigkeit zu vermitteln.

„Wie Sie wünschen Kapitän. Der 4te Planet. Die Entfernung zur Sonne liegt im Durchschnitt bei 1,214575 Astronomischen Einheiten, eine leicht elliptische Bahn. Der Planet liegt in der Habi­tatzone dieses Sternensystems. Es handelt sich um einen Doppelplaneten, Umlaufzeit um das Zentralgestirn sind 425,2 Planetar-Tage, ein Planetarer Tag hat 28 Standardstunden. 1 Planetares Jahr entspricht in etwa 1,358 Standardjahren.

Der Mond hat eine Umlaufzeit von 35 Planetar-Tagen 14 Standardstunden und 38 Standardminuten. Ein Mondtag hat die Länge von 20 Planetaren Tagen 9 Standardstunden und 35 Standardminuten. Eine Atmosphäre ist nicht vorhanden. Durchmesser 4387 km 389,3976 m. Seine Erdbeschleunigung beträgt 0,254 g.

Der Planet hat einen Durchmesser von 15245 km 986,6712 m. Seine Erdbeschleunigung beträgt 1.199 g. Er verfügt über eine geneigte Achse, der Winkel beträgt zur Zeit 20,834°. Es sind wie auf Terra, ...." Ordin verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, sie mochte den Namen Erde lieber. „.... 4 Jahreszeiten vorhanden. 60 % der Oberfläche sind mit Wasser be­deckt. Die durchschnittliche Temperatur der ge­mäßigten Breiten, liegt bei 12° Celsius. Für diesen sind die Kolonisten am besten ausgerüstet. Kapi­tän Ordin, ich empfehle ihnen mit Administrator Balutin abzusprechen, das entsprechende Landezo­nen erkundet werden. Die Atmosphäre entspricht M-Klasse Planeten Terra Standard Stickstoff/Sau­erstoff Atmosphäre."

Hier unterbrach Ordin die KI.

„Leila, hast du Informationen darüber, warum dieser Planet nie für die Kolonisation freigegeben worden ist? Das ist bislang einer der erdähnlichsten Planeten, von denen ich jemals gehört habe."

„Einen Moment Bitte. Daten werden gesucht. Einen Moment Bitte. Daten werden gesucht. Daten­satz gefunden. Daten werden verifiziert. Benötigte Datenfreigabe Stufe 10 AAA ist für Zugriff not­wendig, benötige Passwort. Bitte geben Sie ihre Berechtigung für Datenfreigabe an."

Die Stimme der KI klang plötzlich vollkommen mechanisch und Ordin war verwirrt. Die Stufe 10 AAA war so extrem hoch, nicht mal der Oberbefehlshaber der Flotte war mit dieser Freigabe ausge­stattet, geschweige denn sie als einfacher Kapitän eines Schläferschiffes. Leila meldete sich zurück.

„Tut mir leid Kapitän Ordin, aber dazu müsste ich den direkten Zugriff auf das Spacenet haben, um überhaupt herauszufinden ob Sie diese Berechtigung haben."

„Ist schon gut Leila, die habe ich nicht. Verdammte Geheimniskrämerei."

Ordin starrte auf das Display, das ein Bild des Planeten zeigte und grübelte über mögliche Gründe für diese massiven Beschränkungen. Der blaugrüne Ball sah so verdammt nach der Erde aus, das sich in der alten Veteranin fast so etwas wie Heimweh bemerkbar machte. Obwohl sie nicht älter aussah wie 40 Jahre, so war dies bereits ihre 3 Interstellare Reise zu den Kolonien. Sie hatte deshalb bereits mehr als 155 Jahre in Stasis verbracht. Und da sie keine eigene Familie hatte, bis auf die Nachkommen ihres Bruders, band sie eigentlich überhaupt nichts mehr an die Alte Heimat und doch musste sie nun wehmü­tig an ihre Heimatstadt Moscow in Idaho denken. Ordin riss sich zusammen. In Erinne­rungen konnte sie schwelgen, wenn die aktuelle Krise bewältigt worden ist.

„Leila, was ist mit der Vegetation und tierischem Leben?"

„Der ursprüngliche Bericht der Drohne enthielt keine Informationen über irgendwelche Lebensfor­men. Das Model war, den Aufzeichnungen zufolge, eine Prospektor-Einheit und nur für die Suche nach Rohstoffen, wie seltene Erden, Metalle und Chemikalien programmiert. Meine eigenen Scans haben aber einige recht weit entwickelte kosysteme entdeckt. Und wenn ich Ihnen vorgreifen darf, es gibt keine Hinweise auf intelligente Lebensformen oder gar Zivilisationen."

„Hm, immerhin keine Anzeichen von höheren Lebensformen. Zumindest gibt das später keine schlechte Presse!" Ordin lachte leise.

"Wie darf ich das verstehen?" fragte Leila, die das Konzept des menschlichen Humors nicht so recht erfassen konnte. Besonders nicht, wenn es um Ironie ging oder feine Spitzen.

„Leila du verstehst das besser, wenn du mal unter Kolonisierung des Amerikanischen Kontinents gehst und besonders auf den Umgang der damaligen Siedler mit den Ureinwohnern achtest. Oder als Alternative dasselbe mal für Afrika. Und dann mach einen Querverweis auf die Pressefreiheit der Konföderation, bezüglich Skandale."

„Einen Moment Bitte. Daten werden gesucht. Einen Moment Bitte. Daten werden gesucht. Daten­satz gefunden. Daten werden verifiziert. Querverweis wird bearbeitet. Bearbeitung abgeschlossen!"

Ein paar Momente verstummte Leila. Ein paar Momente, das war für Leila eine Ewigkeit! Ordin hatte es nur selten erlebt, dass eine KI so lange still sein konnte.

„Jetzt verstehe ich besser, danke für diese kleine Lehrstunde Kapitän Ordin." meldete sich die Leila zurück.

„Ich helfe dir immer gerne Leila."

Das Türsignal erklang und Ordin ahnte schon, wer um Einlass bat.

„Ist das Balutin?"

„Genau so ist es und er scheint aufgeregt zu sein, sein Kreislauf arbeitet auf voller Leistung. Er kann froh sein, dass er keinen Herzfehler hat, sonst würde ich vorsorglich nach Dr. Magnusson ru­fen."

Ordin kicherte, wie konnte Leila nur glauben, dass sie keinen Humor hatte!

„Lass ihn herein, das Gespräch muss sein. Halte dich bitte im Hintergrund bereit und zeichne das Gespräch auf."

„Wie Sie wünschen!"

Die Tür glitt auf und Oleg Balutin stürmte herein. Ein sehr imposanter Anblick, denn Balutin war fast 6 Fuß groß und recht übergewichtig. Der Administrator der Kolonialbehörde war ein Mitfünfzi­ger. Ein gebürtiger Russe aus Sankt Petersburg, aus seinem runden Gesicht blitzten die zwei wachen, sehr intelligenten, blaugrauen Augen die Kapitänin an. Sein Haar war strohblond. Er war ver­heiratet und hatte zwei Kinder. Und seine Familie war mit an Bord.

„Kapitän Ordin, wie konnten Sie es wagen, die Reise abzubrechen, ohne sich mit mir abzusprechen! Ich bin der Administrator der Kolonialbehörde und Sie wären verpflichtet gewesen..." polterte der Russe.

„Einen guten Morgen auch Ihnen Herr Administrator," unterbrach Ordin den Ausbruch ihres Gastes. „Nehmen Sie doch bitte Platz. Wie ich sehe ha­ben Sie die Reise gut überstanden." fügte Ordin betont freundlich hinzu, um Balutin etwas Wind aus den Segeln zu nehmen.

„Was soll an diesem Morgen schon gut sein? Wir befinden uns nicht über Karda Prime!" stellte Ba­lutin fest.

„Das ist ganz offensichtlich, Herr Administrator."

„Warum wurde ich nicht informiert? Haben sie anderslautende Befehle der Behörde erhalten, bevor wir abgeflogen waren?"

„Nein, keine Befehle. Ein technischer Defekt zwang uns zu diesem Umweg. Es wäre Sinn- und Zwecklos gewesen, Sie deswegen aus der Stasis zu wecken."

„Umweg? Defekt?"

„Ja so ist. Ein Defekt im Lebenserhaltungssystem der Schläferkapseln. Alle Bemühungen den zu beheben sind in den letzten fünf Jahren fehlgeschlagen."

„Gab es Verluste?"

„Nein, das nicht. Leila hat den Fehler früh genug entdeckt, aber in zwei Jahren wäre das System kaskadierend ausgefallen und, nun, Sie wissen auch, was mit Schläfern geschieht, wenn die Syste­me versagen!"

Balutin schluckte und sackte auf den Stuhl vor Ordins Schreibtisch. Ja, das wusste er genau, jeder der Kolonisten wusste das.

„Sie hatten also keine Wahl gehabt?" Balutin schien sich zu beruhigen.

„Leider nein. Wir hatten aber großes Glück, das wir diesen Planeten gefunden haben, und wir hatten nochmal so viel Glück, dass wir weniger Zeit brauchten hierhin zu gelangen, bevor noch die ersten Kapseln versa­gen konnten. Leila wird Ihnen gerne die Protokolle der letzten Jahre vorlegen, wenn Sie es wün­schen."

„Ich glaube ihnen gerne Kapitän, und ich wünsche es trotzdem. Können wir mit Hilfe rechnen oder sind wir gestrandet?"

„Gute Frage, Herr Administrator. Aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass die "Sakura Maru" das vorerst letzte Schiff gewesen ist, das nach Karda Prime aufgebrochen war. Die vorhergehenden Schiffe waren nicht in Reichweite der Funksender gewesen, als wir den Flug nach Karda Prime ab­gebrochen ha­ben. Es wurden ein paar Notsender ausgesetzt, aber wir werden von Karda Prime erst in 20 Jahren erwartet und Verspätungen von einem Jahr oder mehr sind auch heute keine Seltenheit. Das erste Schiff, die „San Marko" müsste in zehn Jahren die Hinreise bewältigt haben. Das Schiff wird 1 Jahr in der Umlauf­bahn verbleiben und dann zur Erde zurückkehren. In etwa 33 Jahren müsste es dann, wenn nichts schief­geht, in den Sendebereich der zuletzt ausgesetzten Datensonden gelangen. Doch es hat natürlich keinerlei Möglichkei­ten sich auf die Suche nach uns zu machen. Es wird also zur Erde zurückkehren. An­kunft in etwa 60 Standardjahren. Dann wird vielleicht, und ich sage wirklich nur „vielleicht" eine Suchaktion nach der "Sakura Maru" gestartet werden. Ich hoffe, dass sich die An­triebstechnik bis da­hin weiterentwi­ckelt hat und man dann diese Kolonie finden wird. Wenn nicht sollten wir mit weite­ren 30 Jahren rechnen."

„Und wenn Sie sich sofort auf den Weg zurück zur Erde machen?" fragte Balutin.

Ordin lachte auf.

„Das wäre eine gute Idee, wenn ich dürfte. Aber die Vorschriften sind da eindeutig. Ich und meine Mannschaft müssen bei Ihnen bleiben, bis Entsatz eintrifft. Bei Karda Prime ist das etwas anderes. Dort tummeln sich auch drei Kreuzer der Shinigami-Klasse für den Fall der Fälle. Das haben wir hier nicht. Nicht das ich glaube auf irgendwelche Aliens zu treffen. Leben ja, aber intelligentes Le­ben, nein. Herr Balutin wir sollten uns auf schöne 90 Jahre freuen, in der diese kleine Kolonie wachsen und gedeihen sollte. Ihre Kolonisten werden echte Pioniere sein."

„90 Jahre sind eine lange Zeit, wenn man nicht in Stasis ist. Was wird aus der „Sakura Maru"?"

„Die "Sakura Maru" ist auf dem Mond gelandet. Wir können hier wunderbar Treibstoff gewinnen, ha­ben genügend Sonnenenergie und können einen regelmäßigen Verkehr zwischen uns und der künfti­gen Kolonie auf dem Planeten einrichten. Das Schiff wird als übergroßer Notsender arbeiten und vielleicht fängt ein Patroullien-Schiff unsere Signale eher auf. Vielleicht gehen meine Leute und ich alle in Stasis und warten einfach ab, bis ein Schiff auftaucht und düsen dann wieder Richtung Erde ab, oder wir werden auch Kolonisten auf dieser Welt da unten. Immerhin habe ich zur Zeit die Verantwor­tung für 152 Menschen, die meine Besatzung und deren Familien umfasst. Und meine Leute haben sich nicht für den Kolonialdienst entschieden, sondern für den Transport."

„Ich wünschte Sie würden sich für das letztere entscheiden. Ist von meinem Stab schon jemand er­wacht? Ich muss neue Pläne machen, neue Landepunkte finden, Bodenproben sammeln und analy­sieren lassen. Und ich habe dafür nur wie viel Zeit, 2 Jahre?"

Ordin nickte. Balutin konnte immerhin rechnen.

„Nein, Sie sind der Erste der Kolonialbehörde, den ich Informieren wollte. Ihre Mitarbeiter sind noch in Stasis. Wenn Sie es wünschen werde ich veranlassen, das die von Ihnen benötigten Perso­nen geweckt werden."

„Ich werde Ihnen die Liste zukommen lassen. Hat die KI schon erste Scans des Planeten gemacht?"

„Ja und die Ergebnisse sehen gar nicht schlecht aus."

„Das zu bewerten, werden Sie uns überlassen müssen. Ich hoffe wir können was damit anfangen. Sie entschuldi­gen mich, ich habe eine schwere Arbeit vor mir."

Balutin erhob sich. Ordin schaute überrascht. Damit hatte sie nicht gerechnet. Balutin schien doch nicht der sture Apparatschik zu sein, für den Ordin ihn gehalten hatte. Balutin wandte sich be­reits der Tür zu, die vor dem Mann auch aufging, als Ordin ihn kurz zurückhielt. Die Kapitänin war mit katzenhafter Geschwindigkeit um ihren Schreibtisch herum hinter dem Russen gelangt.

„Herr Administrator!"

„Ja Frau Kapitän?" Balutin drehte sich fragend um und war erstaunt, wie Ordin, die eben noch hin­ter ihrem Schreibtisch saß, nun vor ihm stand.

„Wie sollen wir den Planeten nennen? Er hat keinen Namen, nur eine Nummer." fragte sie ihn.

Balutin überlegte nur kurz, dann gab er seine Antwort.

„Wie wäre es mit Sakura, Ihrem Schiff zu Ehren, auch wenn wir Karda Prime nicht erreicht haben, so hat es uns doch hierhin gebracht."

„Sakura 4 wäre es dann also. Ich werde die Naviagationsdatenbank aktualisieren lassen. Und da ist noch eine Sache."

„Was denn noch?" kam es ungeduldig zurück. Balutin wollte an die Arbeit.

Ordin streckte Balutin die rechte Hand entgegen.

„Meinen herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, Herr Gouverneur Balutin! Erster Gouverneur der Konföderralen Kolonie Sakura 4." sagte die Kapitänin respektvoll.

Balutin blickte verwirrt, dann ging ihm endlich ein Licht auf und ein feines Lächeln machte sich auf dem breiten Gesicht des Russen bemerkbar. Er ergriff Ordin's Hand und schüttelte sie kräftig.

„Warten wir es ab Frau Kapitän, ob ich dafür so dankbar sein sollte."

Ordin nickte verständnisvoll. Balutin tat ihr in mancher Hinsicht leid.

„Auf gute Zusammenarbeit?" fragte Ordin ehrlich.

„Auf gute Zusammenarbeit! Sie entschuldigen mich jetzt, ich habe viel zu erledigen?"

„Sicher, Herr Gouverneur, sicher."

Balutin lächelte etwas schief, dann drehte er sich um und verließ das Büro des Kapitäns.

„Leila?" rief Ordin die KI.

„Ja, Kapitän Ordin!"

„Bitte nimm die angesprochenen Änderungen vor. Füge als Protokoll, dieses Gespräch mit hinzu. Heute am 25. März. 2848 startet das sakuranische Jahr Null. Kannst du einen entsprechenden Kalender entwickeln?"

„Das ist bereits geschehen. 14 Monate, davon 9 mit 30 Tagen und 5 mit 31 Tagen. Alle 5 Jahre müsste ein Schaltjahr eingeführt werden. Wünschen sie noch eine genauere Beschreibung?"

„Vorerst nicht. Stimm die Feinheiten bitte mit DaSilva ab. Die Bezeichnung der Monate sollten wir den Kolonisten überlassen. Nur den ersten möchte ich persönlich benennen und zwar soll heute der 01. Sakura. 00 sein. Zum Ge­denken an das heutige irdische Datum. In Japan müsste jetzt doch das Kirschblü­tenfest in etwa be­ginnen."

„Sie sind manchmal eine Romantikerin, Kapitän."

„Leila, spiel mir doch etwas Musik vor und dunkle das Büro ab, die Romantikerin will etwas Ruhe."

Sie trat an das Fenster ihres sich verdunkelnden Büros und blickte auf den Blaugrünen Planeten her­ab, der gerade in voller Pracht über dem Horizont des Mondes hing und im gesamten Schiff erklangen die ersten Takte eines alten japani­schen Volksliedes. Happy schien die Wichtigkeit dieses Momentes zu spüren. Der Beagle-Schäfer­hund-Mischling sprang auf und setzte sich neben seiner Herrin nieder, die ihm gedankenverloren den Kopf kraulte.

Der Chefingenieur Miyaguchi Hayato blickte erstaunt von seiner Arbeit auf, als die Musik erklang. Ein verträumtes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Japaners, als er lauschte und er begann leise das alte Lied vor sich hin zu summen.

Epilog

Dateityp: Soundfile

Verschlüsselung: dreifach mit 1024 bit asymmetrischer Primzahl

Dateidatum. 15. Januar. 2815 20:53 UTC

Die Datei wurde dem Kontrollausschuss des Senates der Konföderation für Koloniale Angelegen­heiten zugespielt. Es geht laut dem Informanten um mögliche Gründe für den geheimnisumwitter­ten Verlust der „Sakura Maru", Schläferschiff, Mainau-Klasse, das auf der Flugroute Terra-Karda Prime unterwegs gewesen war. Kommandierender Offizier: Kapitän Alexandra Ordin. Vertreter der Kolonialbehörde: Administrator Oleg Balutin.

Entschlüsselung der Datei benötigte 4 Wochen.

Datum der Veröffentlichung vor dem Untersuchungsausschuss „Sakura Maru" der Kolonialbehörde der Konföderation. 21. Februar. 2975. Das schriftliche Protokoll einer Zusammenkunft bezüglich des Schiffes „Sakura Maru" wird verlesen.

Stimme_1: „Sie sind sich sicher, das Kapitän Ordin und Administrator Balutin die richtigen sind?"

Stimme_2: „100%ig Herr Kl..."

Stimme_1: „Keine Namen, Sie Schmock!"

Stimme_2: „Verzeihung. Computer! Bitte aus der Aufnahme die Namen der Anwesenden löschen und die Stimmen verzerren!"

Computer: „Bestätigt!"

Stimme_1: „So ist es besser Herr ..., Sie sind sich also wirklich sicher?"

Stimme_2: „Das bin ich. Die beiden werden sich genau an die Vorschriften halten und das von uns gewünschte Ziel ansteuern."

Stimme_1: „Das wird ein heikles Experiment, immerhin geht es um über 2600 Menschen."

Stimme_2: „Alles Kolonisten und Raumfahrer, die sich der Gefahren eines Raumfluges bewusst sind. Das der Planet X einige interessante Mutagene enthält und die Kolonisten unsere Versuchskaninchen sind, war Ihre Idee Herr .... Was machen Sie sich nun Gedanken? Wollen Sie etwa einen Rückzieher machen?"

Stimme_1: „Rückzieher! Nein, keinesfalls! Unsere Modelle zeigen, dass wir in 200 Jahren eine stabile Population sehr interessanter Mutanten und Hybride haben sollten."

Stimme_2: „Perfekte Sklaven?"

Stimme_1: „Nein, keine Sklaven!"

Stimme_2: „Warum dann dieser Aufwand?"

Stimme_1: „Weil wir es können!"

Stimme_2: „Bah, ihr verdammten Wissenschaftler!"

Die Wiedergabe der alten Aufnahme wurde an diesem Punkt gestoppt. Im Saal herrschte große Auf­regung. Einer der Senatoren raunte seinem Nachbarn ein paar Worte zu.

„Oh Gott! Das ist also der Nachweis, das die "Sakura Maru" damals umgeleitet wurde. Welch ein Skandal! Was nur aus den Kolonisten geworden ist? Und wo liegt dieser Planet X. Was denken Sie?"

Sein viel älterer Nachbar war bleich wie ein Bettlaken. Alexandra Ordin war seine Ururgroßtante ge­wesen und seit dem Abflug der "Sakura Maru" hatte niemand mehr etwas ihr, geschweige denn von dem Schiff ge­hört.

„Wir werden es herausfinden! Koste es was es wolle!" schnaubte der alte Senator. Edward Ordin's Augen blitzten vor hilfloser Wut.