Wotan, Monster

Story by Schneewind on SoFurry

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WW2, Schlamm, Regen und Kälte. Ein Fuchs und ein schwarzer Wolf: Wotan, Monster.

Nah, wer hätte gedacht, dass ich auch mal ne Geschichte ohne Sex zu Ende bring´.


Wotan wuchtete die Luke auf und zog sich aus dem schwarzen, dröhnenden Bauch des Ungetüms. Eine kühle Brise fuhr ihm um die Schnauze und verwehte für einen Moment die sengende Hitze, die zwischen seinen Pfoten aus dem Inneren aufstieg. Es roch nach den Apfelbäumen die entlang des Kopfsteinpflasters in voller Blüte standen und nach warmer, staubiger Erde. Unter ihm rasselten die Ketten auf der Straße und im Heck wummerte dumpf der Motor, dass die Fensterscheiben der umliegenden Häuser klirrten. Ansonsten lag das Dorf still in der Mittagssonne, vor ihnen einige ruhige, wunderbare Meilen.

Eine flüchtige Bewegung aus dem Schatten heraus, weiches, zartes Fell, das an ihm vorbeistrich und dann saß Vaw neben ihm auf dem Geschützturm. Der Fuchs gähnte, dass seine scharfen, blanken Zähne in der Sonne blitzten, und stellte seine Ohren lustig gegen den Wind auf. "Hmm...", schnurrte Vaw und lachte Wotan mit leuchtenden Augen an. "Schön. Schade, dass wir nicht bleiben können."

Vaw verzieht keine Miene, seine Stimme ist bei den Worten leicht, beiläufig. Doch er hat die Ohren angelegt und seine Augen verlieren für einen Moment an Leben. Dabei ist es so schön im Dorf und es war so ein schrecklicher Winter und Wotan ist froh, dass noch einmal Frühling ist. Und das macht ihn böse, so böse, dass die Dinge sind, wie sie sind, dass der Fuchs mit ihm fährt, wo er doch niemals, NIEMALS hätte mitkommen dürfen. Er kann nicht anders, als zwischen zusammengebissenen Kiefern zu knurren, spürt das Monster in seiner Kehle geifern, und er darf es nicht denken, denn es ist Verrat, aber verdammt nochmal, Vaw gehört hier nicht hin und wenn er sie nur in die Finger bekommt... Der Wind frischt auf, leckt ihm durchs Fell und er spürt Vaws Blick auf sich. Er weiß, er sieht schrecklich aus, er ist jetzt ein Monster, das ist leicht. Doch Vaw hat keine Angst vor ihm, denn er... er kennt...

In einem Schaufenster zog ihr Spiegelbild vorbei. Der schreckliche Molloch aus grauem Stahl, ein Prototyp für den es keine Testphase gegeben hatte, als die Zeit knapp geworden war. Obenauf ein mächtiges Geschütz, das eine Wagenlänge über die Front hinausragte und in seiner gefederten Halterung träge auf und ab schwang. Außerdem ein Tupfen rotes und weißes Fell, zart und hell an der Spitze.

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Über die Grenzen des Dorfes, auf ein Feld hinaus und in den Wald. Wolken zogen über den Stämmen auf und erste, feine Tropfen vielen. Zuerst warm und leicht, dann kälter und voller, der Weg vor ihnen ein graues, schlammiges Band im Rauschen. Wotan schloss die Klappe bis auf einen Spalt und saß im Schatten, die weiß glimmenden Augen in die Regenschleier gerichtet. Vaw blieb sitzen, bis sein Fell vollends durchtränkt war und ihm das Wasser in Bahnen die Schnauze hinunterrann.

Dann ein Funkspruch, hart und scharf.

Sie schlossen die Luken und das Wummern im Heck wurde zu einem stampfenden Grollen, als sie durch die Gänge hindurch an Fahrt aufnahmen. Rauchsäulen erschienen zwischen den kahlen, verkohlten Zweigen. Näher und näher kamen sie dem Gewitter, in dessen Zentrum die Rottburg lag und dem Feuer trotzte. Mittelalterliche Wälle von grauem Stein , verstärkt durch Befestigungsanlagen aus Beton und Stahl aus denen Geschützrohre staken und im Sekundentakt Feuer spien. Jenseits eine brache, eisige Fläche, die sich bis zu einer Hügelkuppe erstreckte, hinter der sich ein Strom von tausend und abertausend Angreifern auf sie zu wälzte.

Es schien Wotan unmöglich, dass die Festung vor ihm von irdischer Kraft aufgebracht werden konnte. Und doch, er wusste, dass kaum 25 Meilen weiter Fort Friedrich lag, welches wenige Tage zuvor in einem Angriff wie diesem zerrieben worden war. Um sie lag die Artillerie so zahlreich in Position, wie man sie durch den Schlamm schieben konnte und aus den Reihen hoben sich vereinzelt Köpfe, die furchtsam, stolz, trotzig, neidisch und öfter - teilnahmslos zu dem stählernen Untier aufsahen. Ein Blick in den Schlamm und Wotan spürte, wie sein Kopf leicht und seine Pfoten ruhig wurden, als das Monster in Rage übernahm und sich an dem fürchterlichen Bild nährte.

In einer Wolke aus Schlamm, Qualm und Splittern brachen sie aus den Ruinen eines Dorfes hervor und schlugen in den Hagel ein. Eine Meile vor ihnen ein schwarzer, eckiger Umriss vor hellem Grund, dann ein Blitz und ein leuchtender, glühender Spritzer schoss in einem flachen Bogen auf sie zu. Das Geschoss riss an der Seite ihres Panzers entlang, splitterte an dem undurchdringlichen Stahl und schlug hinter ihnen in ein Haus ein, dass das Fensterglas wie Wasser spritzte und die Grundfesten als Ziegelregen durch die Rückwand splitterten.

_Von seiner Position aus sieht Wotan nur die feinen, schwarzen Ohren, im Schatten zwischen Generator und Geschützverschluss. "Fünfzehnhundert. Erwiedern." Einen Augenblick vor dem Stoß fliegen die Spitzen flach nach hinten und dann folgt der Schlag, härter, als jeder Treffer. Der Rückstoß stößt 120 Tonnen Stahl rückwärts durch den Schlamm, fährt krachend durch das Metall und lässt das Glas des Periskopes bersten. Die Druckwelle plättet vor ihnen keilförmig das Gras, schlägt den Regen als Dampf aus der Luft und schleudert Dreck und Steine von der Spitze aufs Schlachtfeld hinaus. _

_Tinitus. Wotan schlägt die Luke auf und es ist still. Um ihn geht die Schlacht weiter, er spürt den Regen im Fell und die Erschütterungen des Feuers. Doch alles geschieht lautlos. Das Haus, das neben ihnen in sich zusammenfällt und aus allen Ritzen Staub und Splitter spuckt ist stumm. Unter seinen Pfoten vibriert der Stahl im Takt des Motors, ohne dass er das Wummern hören kann. Und das Monster ist fort, der Rausch verschwunden. Wotan fühlt die apathische Ruhe, vor der man die Crews immer wieder warnt. Er muss die Kontrolle übernehmen, nachladen, weiterfeuern, Vaw besch.. Nein, Protkoll befolgen... _

_Den nächsten Schlag spürt er nicht. _

Nun hört er den Regen wieder, nur den Regen, sonst nichts. Sie fahren am Rand des Brachlands entlang zum Wald hin und oh, seine Seite ist so schwer. Das Geschütz ist zerschlagen und hängt auf die Front herab. Um ihn ist der Turm schwarz; die Schwärze tropft hinunter, bildet Seen und durchtränkt sein Fell. Ein Monster spiegelt sich darin, mit finsterem Fell und leuchtend weißen Augen. Es sieht nicht mehr böse aus, so, wie die Augen flackern, nur hoffnungslos geschlagen. Wotan fühlt Mitleid für das Ungeheur. Er hofft, dass er nie so traurig wird. Und dann zerläuft es im Regen und Wotan denkt an gar nichts mehr.

Wer fährt?

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Aus der Luke über kalten Stahl in weiches, stilles Moos, das nach Wald und Regen riecht. Über ihm ein schlanker Schemen; rot, weiß und schwarz. Ein Hauch spitzer Zähne und weicher Pfoten, die rasch unscharf werden. Aber da ist das Rascheln in den Zweigen und der Wind um seine Schnauze und warmes Fell...

Und dann scheint wieder die Sonne und Wotan liegt unter einem Baum im hohen Gras. Er ist leicht und glücklich und so gar nicht böse. Vor ihm springt Vaw nach einem Apfel, an den noch keiner von ihnen heranreicht und seine Schwanzspitze fliegt lustig hinter ihm her und oh, Wotan hat ihn so gern.