Flora Lightningfate (Teil 2)

Story by P999P on SoFurry

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#15 of Praxis van Fur


Flora Lightningfate Teil 2

Autor: Gendori Kabashi

17.08.2013 - 22.02.2014

Vorwort

Hallo werter Leser,

Van Furr war zunächst überrascht gewesen weil der junge Mann einen ganzen Tag zu früh eingetroffen war, doch Improvisation ist eine Spezialität vom Doc und er hat da ein paar Spielereien, die er zu gerne Testen will.

Diese Geschichte verdankt ihr Unicron Regenbogen. Ihm habt ihr sowohl Holger, als auch Flora zu verdanken. In dieser Geschichte kommen Familiäre Gewalt, religiöser Fanatismus und Diskriminie­rung vor. Das sind alles Themen, von denen ich mich persönlich abgestoßen fühle, aber ohne Zwei­fel exis­tent sind. Sollte jemand Anstoß darin finden, so ist es sein gutes Recht, aber ich habe es mit Absicht etwas übertrieben dargestellt. Also denkt daran, das es reine Fiktion ist, ein Hirngespinst und sich nicht, ich wiederhole nicht, auf irgendwelchen mir bekannten realen Ereignissen, Organi­sationen oder Personen bezieht.

Der Trip

Van Furr begab sich zur Tür und stieß sie auf. Holger folgte ihm und rollte hinterher. Van Furr öff­nete eine Tür auf der anderen Seite des Flurs und Holger folgte ihm in den Behandlungsraum. Karo­lus erwartete die beiden schon.

„Ist alles bereit?"

„So bereit wie nur möglich!"

„Schön."

Holger blickte sich um. Der Behandlungsraum war sehr nüchtern ausgestattet, alles schien funktio­nell und auf Effektivität ausgerichtet zu sein. Regale und Schränke säumten die Wände des Raumes. Sie waren vollgestopft mit allen möglichen Geräten und Instrumenten. Karolus saß an einem Schreibtisch auf dem zwei Computer ihren Dienst versahen. Der gesamte Raum wurde von einem massiven Behandlungsstuhl dominiert, der in der Mitte des Raumes stand. An der Decke summte ein Projektor und eine Leinwand hing vor einer Wand, hinter der Holger ein Fenster vermutete. Al­les war in einem sanftem Licht getaucht, dass von unzähligen LED-Lampen verstrahlt wurde. Van Furr deutete auf den Stuhl.

„Wenn Sie hier Platz nehmen würden Holger, dann können wir fortfahren."

„Was genau haben Sie mit mir vor?" fragte Holger, der den Stuhl skeptisch betrachtete.

„Hatte ich das nicht gesagt? Wir machen eine Diagnose Ihres Unterbewusstseins."

„Meines Unterbewusstseins?"

„Ja genau. Allerdings nicht mit Hypnose, wie das die Kollegen in der Psychologie machen würden. Wir haben, sagen wir mal einen überwiegend technologischen Ansatz. Sie werden sehen. Jorge war begeistert gewesen."

„Was wollen Sie damit bezwecken?"

„Ist das nicht offensichtlich. Wir werden ein kleines Gespräch mit Ihrer weiblichen Seite führen. Flora muss uns schließlich noch sagen, was sie will! Das ist doch fair? Schließlich sind sie aus ei­nem Grund hier, Ihr wahres selbst nicht nur zu finden, sondern auch zu werden!"

„Aber nicht, dass sie an meinem Verstand rumpfuschen!"

„Nein, das werden wir nicht. Sehen Sie es als einen Trip an. Einen Ausflug."

Holger dachte kurz über die Worte nach, dann rollte er seinen Stuhl neben den das wuchtige Möbel­stück und zog sich ohne fremde Hilfe auf den Stuhl. Seine lahmen Beine rückte er zurecht, bis sie halbwegs so lagen, wie er es für richtig hielt. Er sah nicht, wie van Furr ihn ansah.

„Sie sind sehr geschickt!" lobte van Furr.

„Alles nur eine Frage der Übung."

„Ich verstehe. So dann wollen wir den Stuhl mal für sie richtig einstellen."

Van Furr betätigte ein paar Knöpfe und Holger hörte er das Summen kleiner Servomotoren und er spürte, wie sich der Stuhl unter ihm zu verformen begann. Schließlich hörte das Summen und Brummen der kleinen Stellmotoren auf und Holger fühlte sich wie in Watte gepackt. Er hatte es nicht für möglich gehalten, wie bequem dieser Stuhl doch war. Aus seinen Augenwinkeln sah er eine Bewegung. Karolus und van Furr tauschten die Plätze. Der junge Assistent trat an den Behand­lungsstuhl heran und fummelte an einer Haube an der ein dickes Kabel herausragte.

„Diese Haube ist ein Empfänger und Sender, hoch empfindliche Elektronik. Wenn Sie je ein EEG gemacht haben, vergessen Sie den Kinderkram, das hier ist das neueste vom neuesten."

Erklärte Karolus, dann nickte er van Furr zu und über Holger erwachte der Beamer zum Leben. Auf der Leinwand vor ihm wurde eine wild zuckende Linie sichtbar.

„Sehen Sie diese Linie, das ist bereits das Ergebnis der ersten Scans der Haube. Könnten Sie einmal Ihren Kopf vorbeugen?"

Holger tat wie ihm geheißen wurde und Karolus zog ihm die Haube über. Sie lag fest an und drück­te seien Haar an den Kopf. Seine Ohren wurden durch Löcher an der Seite geführt. Er ertrug es mannhaft, wie Karolus das Gerät zurechtrückte und justierte. Schließlich schien Karolus mit dem Sitz der Haube zufrieden zu sein

„So sollte es gehen. Drückt es irgendwo? Fragte er.

„Es ist eng, aber es scheint nichts abzuschnüren, wenn Sie das Meinen."

Karolus war sehr erfreut das zu hören. Dann erklärte er weiter.

„Sie werden sich gleich etwas müde fühlen, aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Das ist Teil der Prozedur."

Er gab seinem Chef ein Zeichen und van Furr aktivierte den Stuhl. Holger fühlte sich wirklich müde und als er versuchte seine Arme zu bewegen versagten diese ihm den Dienst.

„Sie haben mich gelähmt?"

„Nur etwas im-mobilisiert. Je weniger Sie sich bewegen werden, umso besser wird der Scanner ar­beiten."

„Ich, ich verstehe." Holger lehnte sich zurück und versuchte sich zu entspannen.

Auf der Leinwand waren inzwischen weitere Linien erschienen. Holgers müder Geist registrierte am Rande wie Karolus zu Schreibtisch ging und ein paar Worte mit dem Doktor wechselte, dann nahm er einen kleinen Zylinder auf. Eine Spritze. Karolus kehrte zu ihm zurück.

„Was, was issst das?" mühsam stieß Holger die Worte hervor.

„Das hier?" Karolus hob die Spritze. „ Das sind Naniten! Schonmal den Begriff gehört? Aber si­cher! Diese kleinen Maschinen werden den Scanner mit Daten versorgen und Ihnen einen Vorge­schmack dessen geben, was noch kommen wird. Aber eines nach dem anderen."

Karolus legte die Spritze beiseite, dann griff er an den Stuhl und zog einen kräftigen Riemen hervor, der auf Höhe der Kopfstütze befestigt war. Er schlang den Riemen um Holgers Kopf und zog den Riemen durch eine Schnalle. Eine kurzer Ruck und Holger konnte seinen Kopf nicht mehr bewe­gen.

„Warum das?" protestierte Holger.

„Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Da wo das Zeug hinein muss," Karolus deutete auf die Spritze, „kann es etwas kitzelig sein. Ein falscher Handgriff und wir würden einen Patienten verlieren. Und bei allem was mir heilig ist, das kann ich nicht verantworten."

'Himmel nein, das wäre richtig übel, sterben kann einem echt den Tag versauen,' dachte Holger und schwieg. Wie aus dem nichts zauberte Karolus eine Plastikflasche hervor und sprühte eine scharf riechende Flüssigkeit auf Holgers Hals. Und ehe es sich der Junge Mann versah, fühlte er die Nadel der Spritze in sich und Karolus drückte den Inhalt in Holgers Halsvene.

„Schon vorbei!" Karolus gab seinem Chef einen Wink und van Furr startete das Programm.

„Es geht los, Lassen sie sich fallen, lassen Sie sich hinreißen, seien Sie so wie Sie sind. Haben Spaß!"

„Haben Sie Spaß, ... Spaß, ... Spaß ... "

Holger versank in Dunkelheit. Er war sich nicht sicher was mit ihm gemacht wurde, was von ihm erwartet wurde, es war nur Dunkel.

„Es werde Licht!" hörte er eine laute Stimme und es wurde Licht. Holger blinzelte und sah sich er­staunt um, als sich seine Augen wieder an die Helligkeit gewöhnt hatten. Der Raum kam ihm be­kannt vor. Die Möbel, die Bilder an den Wänden, der Fußboden. Es dämmerte ihm, er befand sich in seinem Arbeitszimmer, seinem Arbeitszimmer in Japan. Nur war dieses Zimmer aufs peinlichste sauber und alles blitzte und blinkte. Das Licht war übernatürlich hell. Im Hintergrund konnte er ein Radio hören und vom offenen Fenster hörte er das spät-sommerliche Lied der Zikaden.

„Wo bin ich? Wie komme ich hierher?" fragte er sich laut.

„Sie sind immer noch in meiner Praxis! Ihr Körper jedenfalls." hörte er die Stimme van Furrs, seine Stimme schien aus dem Nichts heraus zu kommen. Holger sah zumindest keine Quelle. „Es ist alles nur in Ihrem Kopf, in Ihrer Vorstellung. Keine Virtuelle Realität, wie man erst meinen könnte, eher ein Traum. Das ist viel einfacher zu kreieren, wenn man weiß welche Nerven man stimulieren muss. Übrigens ein hübsches Zimmer, es hat eine schöne Aussicht."

„Also eine Traumwelt. Meine Traumwelt?" er stutzte, „Moment, was haben sie gesagt? Das was ich jetzt träume, das, das können Sie sehen?"

„Ja, mein junger Freund, das sehe ich alles. Und es ist kein Traum, etwas haben wir schon dazu bei­getragen. Stehen Sie doch auf und schauen Sie mal heraus, ich glaube es wartet jemand auf Sie. Lassen Sie sich von uns nicht stören. Es bleibt alles unter uns. Ärztliche Schweigepflicht, Sie wis­sen ja."

„Aufstehen?" Er sah an sich herab und stellte fest, dass er auf einem Stuhl saß, keine Spur von ei­nem Rollstuhl. Er erhob sich und trat vor, um aus dem Fenster zu blicken. Halb erwartete er die kleine Straße zu erblicken, an der das Haus Stand, doch da war keine Straße. Er blickte direkt auf einen Shinto Schrein, um genauer zu sein, war es der Shinto Schrein, den er nur wenige Tage zuvor besucht hatte. Plötzlich befand er sich direkt vor dem hinteren Eingangstor des Schreines. Er hörte das Rascheln von Stoff und als er an sich herabsah, bemerkte er, das er in einer Yukata gewandet war. War er das die ganze zeit fragte er sich, hatte er zuvor überhaupt Kleidung getragen. Holger wusste es nicht und es war ihm gleich. Er betrat den heiligen Boden. Der Himmel war blau, die Sonne schien und gelegentlich zog eine vereinzelte Wolke vor die Sonne und warf einen Schatten auf den Tempel. Er schritt über den makellos sauber gehaltenen Kies, der den gesamten Platz, der sich um die Gebäude des Schreins erstreckte, bedeckte und näherte sich dem Hauptgebäude. Die Steinchen knirschten unter den hölzernen Sohlen der Sandalen, die er trug. Etwas zog ihn voran, doch nicht zu dem Schrein, sondern zu einer Gruppe von Statuen wurden seine Schritte gelenkt. Es waren die Statuen der Kitsune, der Fuchsgeister, die zur linken und rechten Seite des Hauptweges aufgestellt waren. Er meinte einen blauen Reflex gesehen zu haben, der hinter einer der Statuen verschwand. Er trat neugierig näher und ging um die Statue herum und dort sah er, nichts, da war niemand. Er hörte glockenhelles Lachen hinter sich. Er drehte sich um und sah einen Schatten im Schrein verschwinden, eine Ahnung von einer Gestalt.

„Heh da, Warte. Ich will mit dir reden."

Holger lief zum Schrein. Seine Sandalen flogen zur Seite und barfüßig betrat er das ehrfurcht gebie­tende Gebäude. Dunkel war es im Inneren, er konnte kaum seine eigenen Hände geschweige etwas vom inneren des Schreines erkenne und er war nicht alleine. Deutlich hörte Holger das weiche tap­pende Geräusch nackter Füße hören, ein leises kratzen, wie von Krallen, das flatternde Geräusch von Stoff und leise Atemzüge. Jemand war hinter ihm, ganz nah. Er drehte sich um und griff, auf gut Glück, in die Dunkelheit und erwischte wirklich etwas, oder jemanden. Ein erschrockenes kiek­sen erklang. Zeitgleich fühlte er, wie jemand seine Yukata an den Schultern packte und er konnte ein ebenso überraschtes quieken aus seinem Mund hören. Er fasste sich und stieß ein

„Habe ich dich! Wer bist du." hervor.

„Lass mich los, Holger! Und überhaupt, was soll diese dumme Frage, du weißt ganz genau wer ich bin! Schließlich sind wir in deinem Kopf. Oder sollte ich sagen, dass wir in unserem Kopf sind!"

Die Stimme, die ihm antworte war die einer Frau, einer jungen Frau. Konnte das sein, traf er hier wirklich die Frau, die er so lange gesucht hatte. Die Frau er so lange nicht mehr herausgelassen hat­te.

„Flora?" fragte er, „Bist du das?"

„Wer denn sonst, Dummerchen!" Flora lachte, ihre Stimme war seiner nicht unähnlich, nur um eine Oktave oder so höher.

Er ließ seinen Gegenpart los und taumelte zurück. Er stieß gegen eine der hölzernen Säulen und schlug sich leicht den Kopf an. Seine Beine schienen ihre Kraft zu verlieren und er setzte sich auf den Boden, immer noch gegen die Säule gelehnt.

„Au!" stieß er hervor und seine Rechte rieb seinen Hinterkopf. Er blinzelt und bemerkte, wie der Raum heller wurde. Langsam konnte er Umrisse erkennen. Flora trat an ihn heran und ging in die Knie. Ihre Hände hielten seinen Kopf und sie blickten sich tief in die Augen. 'Sie hat grüne Augen, so schöne grüne Augen, so tief!' dachte er. So verharrten die beiden einige Augenblicke. Sie wech­selten keine Worte, das war nicht notwendig. Sie waren vom selben Geiste, teilten sich denselben Körper, sie brauchten keine Worte um sich kennenzulernen, sie kannten sich schon so lange. Holger kam es wie eine Ewigkeit vor. Sie blinzelte und der Bann schien gebrochen, Holger umarmte Flora, drückte sie ganz fest an sich und sie erwiderte die Umarmung.

„Ich habe dich vermisst!" wisperte er in ihr Ohr. Sie fühlte sich so echt, so real an. Sie roch nach feinem Flieder.

„Ich war nie fort. Aber ich will hier heraus!" antwortete sie.

Holger und Flora wurden in ihrem Wiedersehen von der Stimme van Furrs unterbrochen.

„Nun da alle da sind, möchte ich euch bitten an das Fenster zu kommen."

Fenster? Der Schrein hatte keine Fenster! Holger stand auf und Flora stützte ihn. Beide sahen sich um und entdeckten, dass inmitten des Raumes doch wirklich ein Fenster erschienen war. Es war weiß und strahlte eine angenehme Wärme aus. Es war wie eines der Fenster, wie in der Praxis, nur ohne Wand. Das Fenster hing frei in der Luft. Der Mann und die Frau traten an das Fenster und schwangen die Fensterladen auf. Beide waren sehr überrascht, als sie den Behandlungsraum er­blickten, mit dem Stuhl in der Mitte, auf dem Holger ruhte.

Karolus hielt ein Pad in der Hand, blickte kurz auf und winkte den beiden zu, dann konzentrierte er sich wieder auf die Anzeigen des Pad. Van Furr erhob sich von seinem Platz am Schreibtisch und trat näher. Er fand es fantastisch, er blickte auf die Leinwand und sah dort, wie Holger und eine jun­ge Frau neben ihm aus einem Fenster von der Leinwand heraus den Behandlungsraum betrachteten. Er sah kurz zu dem echten Holger der immer noch im Behandlungsstuhl saß und verglich kurz die beiden miteinander. Traum Holger schien etwas größer zu sein, hatte längere und viel dunklere Haa­re und trug ein ganz leichtes Makeup. Die Frau neben ihm musste Floras Inkarnation sein. Sie sah aus, als ob sie das weibliche Ebenbild von Holger wäre, was wenig überraschend war, schließlich war sie sein alter Ego. Er winkte ihr zu und sie winkte lächelnd zurück.

„Sie sind also Flora? Ich bin sehr erfreut sie kennenzulernen." grüßte van Furr.

Er sah dabei direkt auf die Leinwand, als ob er mit jemandem sprach, der durch ein reales Fenster in den Raum blickte. Eine hochauflösende 3D-Kamera war direkt über der Projektionsfläche instal­liert. Dadurch war es möglich, das Geschehen im Behandlungsraum direkt in das Programm einzu­speisen, so dass es in diesem Fall Holger und seinem anderen ich möglich war mit der realen Welt zu interagieren.

„Ganz meinerseits Herr Doktor! Wow, ich muss sagen es ist jetzt schon außergewöhnlich." erwider­te Flora den Gruß.

Ihre Stimme drang aus einem der Lautsprecher hinter der Leinwand. Die Illusion war so gut wie Perfekt.

„Es freut mich das zu hören. Aber es ist kein Spaß um den es hier geht. Sie möchten beide etwas sehr spezielles, habe ich recht?"

„Wir ... „ hob Flora an, stockte und warf einen fragenden Blick auf ihr männliches Selbst. Holger nickte ihr ermutigend zu und sie fuhr fort. „Wir wollen heile werden, eins werden und so sein, wie wir es wollen!"

Van Furr bemerkte ein rötliches Funkeln in ihren Augen. Er war sich sicher, das Flora noch einiges mehr wollte, mehr als das bewusste Ich, Holger, sich erträumen konnte. Es war für van Furr nicht überraschend, das eine lang unterdrückte Persönlichkeit auch lang unterdrückte Wünsche hat, um sich irgendwie selbst zu verwirklichen. Nach eigenen Vorstellungen. Er würde mit Ihr ein langes Gespräch führen, ohne Holger.

„Dann gehe ich recht in der Annahme, dass mein Team folgendes machen soll. Die Behinderung heilen, eine Geschlechtsumwandlung und Ihre zwei wieder Persönlichkeiten vereinen?"

Die Gesichter der beiden strahlten Hoffnung aus.

„Das wollen wir!" antworteten beide im Chor und wieder sah van Furr dieses seltsame Flackern in Floras Augen.

Sie wollte mehr, viel mehr als sich Holger vorzustellen wagte. Da war sich van Furr sicher. 'Gott, ich muss mit Ihr reden, alleine, ohne Holger!' dachte er.

„Dann seid Ihr bei der richtigen Truppe! Wir werden sehen was wir tun können. Die vertraglichen Belange werden wir später regeln. Gute Nacht Holger, Sie werden gleich erst ein Schläfchen halten. Ist besser nach dieser Prozedur. Glauben Sie es mir. Gibt sonst einen hübschen Kater."

Karolus lachte leise in sich hinein, 'Der war gut!' Nach den ersten Versuchen hatte ihr Versuchska­ninchen, Jorge, wirklich mit einem Kater zu kämpfen. Ein Kater mit ?nem Kater, was hatte Katti ge­lacht. Währenddessen hatte van Furr wieder Platz genommen und am Computer ein paar Befehle eingetippt und Holgers Abbild verschwand von der Leinwand. Flora sah erstaunt herab. Der reale Holger seufzte kurz auf, dann wurden seine Atemzüge tiefer und gleichmäßiger, er schlief tief und fest.

„Nun Junge Dame, wir sind jetzt ungestört und Sie können sich in Ihrer wahren Gestalt zeigen, der Gestalt, die sie haben wollen. Dann reden wir über das, was Sie sich wünschen. Einverstanden?"

Flora stieß ein langes Seufzen aus und ihr Körper begann sich zu verwandeln. Van Furr beobachtete befriedigt was auf der Leinwand geschah. Er tippte die Sprechanlage an.

„Katti? Katti, bitte melde dich!"

Er musste nicht lange auf die Antwort warten.

„Was ist denn?" drang Kattis fragende Stimme aus dem Lautsprecher. Flora spitzte ihre Ohren.

„Würdest du, bitte, zu uns herunterkommen. Ich glaube hier ist jemand der dich kennenlernen soll­te!"

„Wie, ich dachte, dass ..." Sie hatte sich heute eigentlich freigenommen, nach Holgers unerwarte­tem Besuch.

„Komm einfach!"

„Ich bin gleich da!"

Die Verbindung trennte sich und van Furr lehnte sich zurück und betrachtete die Leinwand.

„Fein, fein, fein." murmelte er, dann hob er seine Stimme an.

„Flora, Sie werden gleich jemanden kennenlernen, der ähnliches hinter sich hat, wie sie es sich er­träumen. Vielleicht nicht ganz freiwillig, aber das ist mittlerweile vergeben und vergessen. Sie wer­den sicherlich gute Freundinnen werden."

„Wenn Sie es meinen."

'Das wird noch ein interessanter Abend werden. Und eine Herausforderung. So eine Verwandlung haben wir noch nicht gehabt.' dachte van Furr und Karolus grinste ihn frech an, als ob sein Assis­tent seine Gedanken gelesen hätte. Das Abbild von Flora zog seinen Blick immer wieder wie magisch. Die Frau war schon recht attraktiv, aber nun ging von ihrem Abbild eine fast magische Anziehungs­kraft aus.

„Gefällt Ihnen was Sie sehen?" fragte Flora. „Mein wahres ich, so wie ich wahrlich sein will, auch wenn Holger es nie bewusst gewesen ist. Sie haben sicher meine Galerie gesehen, haben Sie doch, oder?"

Van Furr nickte.

„Es hat Jahre gedauert, bis es mir wirklich klar geworden ist, dass meine Zukunft irgendwie anders sein sollte. Anders, als sich jeder andere transsexuelle vorstellen konnte. Oh ich habe Holger lang­sam aber sicher bearbeitet, auch wenn er meint, dass er mich nach dem Unfall unterdrücken musste. Ich bin in seinem inneren gewachsen und wartete auf meine Chance und dann habe ich die ersten Gerüchte über Sie und ihrem Tun gehört. Holger meinte viel gesammelt zu haben, doch in den Fo­ren hatte ich zumeist die Oberhand und habe noch mehr gefunden! Ich ...."

Sie wurde von der sich öffnenden Tür unterbrochen und verstummte mitten im Satz. Katti trat ein. Belustigt betrachtete van Furr, wie die Augen Floras immer größer wurden. Sie japste und ein er­stauntes und kaum hörbares „Ach du liebe Güte!" entwich ihr.

„Doc, was darf ich für Sie tun?" fragte Katti, als sie die Tür hinter sich schloss. Sie bemerkte die an­gestrahlte Leinwand, auf die Szenerie und die Gestalt achtete sie nicht, die mit offenem Mund in ihre Richtung zu blicken schien. Befriedigt stellte sie fest, dass ihr Gast tief und Fest im Stuhl zu schlafen schien. Er sollte sie noch nicht kennenlernen, jedenfalls noch nicht so früh, so war es je­denfalls abgesprochen.

„Katti, schön dass du da bist. Ich möchte dich unserem Gast vorstellen!"

Sie blickte zum Stuhl, dann zum Doktor.

„Doc, der schläft doch?"

„Komm Katti, nicht der Gast, unser anderer Gast!" Und er wies zur Leinwand.

Ihr Blick folgte seiner Geste und sie sah zur Leinwand. Und nahm nun die Abbildung genauer in Augenschein. Sie hatte mitbekommen, dass van Furr, Karolus und auch Jorge in den letzten Wochen häufiger sich in diesen Raum zurückgezogen hatten, um irgendeine neue Spielerei zu testen. Eine technische Spielerei die sich Karolus ausgedacht hatte. Die drei haben zwar kein Geheimnis daraus gemacht, was sie da machten, aber Katti hatte es nicht sonderlich interessiert und beflissentlich die Gespräche der drei dazu überhört. Technischer Schnickschnack halt, das war nicht ihr Metier. Sie hatte sich gedacht, dass sie früher oder später schon erfahren würde, was dieses neue Gimmick leis­ten sollte und am heutigen Tage schien es soweit zu sein.

„Doc," ihr Ton war belustigt, „das ist eine Leinwand und eine Ihrer Computergrafiken. Wie soll das unser Gast sein?" Katti lachte.

Floras Mine verfinsterte sich etwas beleidigt, als sie diese Worte hörte. Sie war keine Computer­grafik, sie war ... eine verdammt realistische ... Computergrafik. Sie war zur Zeit, so real sich Ihr Körper auch anfühlte, doch nicht mehr als eine Projektion. Ein technischer Geist. Wie eine Holo­deck-Figur aus einer der Star Trek Serien.

„Sei nicht so frech Katti!" wies van Furr seine Mitarbeiterin zurecht. „Das war unhöflich und ge­mein." er wandte sich an Flora, „Bitte verzeihen Sie Ihr, Sie meint es nicht so."

Floras Stimme erklang nun deutlich aus den Lautsprechern. Ihre Stimme war ruhig, ernst und etwas traurig. „Aber sie hat recht."

Nun war es an Katti erstaunt zu sein.

„Ladies, das war kein guter Start. Ich glaube hier sollten wir einen Neuanfang machen, bevor hier es zu weiteren Missverständnissen kommt. Einverstanden?" Van Furr sah seine Mitarbeiterin ernst an, die beschämt zu Boden blickte und nickte, dann wandte er sich mit einem bittenden Blick an Floras Abbildung, die ebenfalls nickend ihre Zustimmung gab.

„Da das geklärt ist kann ich ja weitermachen. Also Flora, darf ich Ihnen Katti vorstellen, meine langjährige Angestellte und ehemaliges Versuchskaninchen. ..."

Katti verzog, bei diesen Worten, für einen kleinen, einen winzig kleinen Moment, ihr Gesicht zu ei­ner missbilligenden Miene, auch wenn es stimmte, sagte aber keinen Ton. Mit diesem Teil ihres Le­bens hatte sie schon lange abgeschlossen und war für sie nur noch eine Randnotiz. Aber das Wort „Versuchskaninchen", dafür würde der Doktor noch büßen müssen, vielleicht mit einer Portion ex­tra scharfem Chilli, nur für ihn allein. Ihre Augen funkelten bei dem Gedanken.

„... Bis vor wenigen Jahren war Sie ein Mensch und dazu noch ein Mann. Nun ist Sie etwas ganz anderes und ich darf Sie als meine liebste und fähigste Mitarbeiterin bezeichnen. Auf ihrem Gebiet ist Sie, für meine, ..., unsere Praxis, einfach unersetzlich."

Katti setzte nun ihr liebstes Lächeln auf und winkte freundlich zur Leinwand.

„Hallo, bitte entschuldigen Sie meine Worte. Aber dies hier," Sie deutete auf die Leinwand, „war für mich überraschend."

Flora hatte bei den Worten des Doktors die kaum sichtbare Reaktion der Katzenfrau bemerkt, auch wenn die Mimik durch das Fell kaschiert wurde. Doch das Blitzen in Ihren Augen verriet Flora, dass der Doktor eventuell für seine Worte büßen würde. Sie lächelte bei der Vorstellung, dass nicht nur sie einen Sinn für Rache hatte. Und unbemerkt von Ihr funkelten auch ihre Augen rötlich auf. Doch noch viel interessanter war überhaupt, dass Flora mit Kattis Gegenwart die Bestätigung be­kommen hatte, das Dr. van Furr wirklich in der Lage war das zu vollbringen, was Holger und sie selber sich erträumten. Es war Realität, keine Urbane Legende, kein Gerücht, kein Hoax oder Fan­tasterei, es war real. Sie würden den Preis mit Freuden bezahlen, den der Doktor für seine Dienst­leistung fordern würde und jeder einzelne Cent würde es Wert sein!

„Entschuldigung angenommen. Ich bin Flora von Rottenbach und auch ich war sehr überrascht, als ich hier drin erwachte."

Sie deutete um sich herum, noch immer befand sie sich in der Replik des Shinto-Schreines, der aus Holgers Erinnerungen stammte.

„Ich bin Holgers alter Ego, seine weibliche Persönlichkeit und doch vielleicht etwas mehr."

Sie grinste und strich sich vielsagend über Ihren Leib, der so anders war, als es sich Holger hätte vorstellen können. Wie überraschte er sein wird, wenn er feststellt, dass diese Erscheinung sein in­nigster und tiefster Wunsch war. Ausgedrückt durch Floras Gegenwart in dem Computergenerierten Ambiente. Aber dann würden beide wieder eins sein, endlich wiedervereint und geheilt, ein Körper, ein Verstand, eine Seele. Flora freute sich nun darauf. Endlich war dieser Zeitpunkt gekommen.

„Doktor, Sie und Ihr Team haben bereits großartiges geleistet. Mir wurde endlich klar was ich, Flora von Rottenbach, will. Können Sie meinen Wunsch erfüllen? Werden Sie mich in die reale Welt füh­ren?"

Angespannt wartete Flora auf die Antwort des Doktors. Ihre Ohren zuckten immer wieder nervös. Van Furr war wieder zum Schreibtisch zurückgekehrt und blickte auf den Bildschirm seines Com­puters. Er betrachtete die auflaufenden Zahlenreihen und Werte, die während des Gespräches von den Naniten gesendet wurden und von Rot langsam, einer nach dem anderen, erst Gelb, dann Grün wurden. Die übermittelten Daten wurden immer klarer und eine weitere Grafik baute sich auf, die eine vorher-nachher Ansicht bot. Links Holger und rechts Flora. Befriedigt, von dem was er da sah, nickte van Furr Karolus zu, der erleichtert war, dass seine Entwicklung tatsächlich funktionierte. Van Furr streckte sich, dann öffnet sich seine verschlossene, fachliche Mine zu einem herzlichen Lächeln, seine Augen blitzten schelmisch auf.

„Es wird mir und meinem Team eine Freude sein Ihnen zu dem Leben zu verhelfen, dass Sie sich Erträumen. Das Leben, für das Sie geschaffen sind. Es wird nicht leicht werden und seine Zeit brau­chen, aber es wird zu schaffen sein. Der Vertrag wird aufgesetzt werden. Haben Sie schon an die Zeit danach gedacht?"

„Danach, Sie meinen nach der Verwandlung? Ähm eigentlich nicht." Sie blickte betroffen drein.

Weder Flora, noch Holger hatten daran gedacht, was danach geschehen sollte. Ihr altes leben konnte sie nicht weiterleben. Aber in der Frage van Furrs schien der Hauch einer Idee gewesen zu sein und sie fragte sich was das sein könnte.

„Nun, ich habe da eine Idee. Ich kenne eine Unternehmung, die Ihre Dienste in Anspruch nehmen könnte. Ein sehr exklusives Ressort. Kaum bekannt, dass eine, sagen wir mal, extrem rare Klientel hat. Sie und damit meine ich auch Holger, sind Pharmakologe, Sie sind vertraut mit der TCM und Kräterkunde, haben ja sogar schon entsprechende Erfolge einstreichen können. Pflanzenzucht und alternative Medizin. Sie haben vielleicht schon davon gehört, als Sie und Holger nach mir forsch­ten. Sagt Ihnen „Die Insel" etwas?"

„Ja, ist das etwa auch real? Dieser exklusive Reichenclub. Es gab nur Gerüchte darüber. Endlose Orgien, unaussprechliche Fetische, wie ein Traumland für Menschen mit seltsamen Gelüsten. Und selbst unter Paparazzi ist es nur eine Legende, der nur ein großer Narr hinterherhecheln würde. Ich hatte es selber nur für eine Geschichte gehalten. Und Sie sagen jetzt, dass dieser Ort wirklich exis­tiert?"

Ihr lief ein Schauer über den Rücken.

„Wie kann ich dort von Nutzen sein? Etwa als Sexspielzeug?"

„Nein, das nicht, es sei denn Sie wollen das. Aber eine fähige Apothekerin könnte die Ansprüche der Gäste erfüllen, besonders, wenn die Apothekerin, ebenso exotisch ist, wie die anderen Ange­stellten. Sie hätten Ihr Auskommen, Sie können weiterhin Ihre Verträge erfüllen und sich Ihrer Lei­denschaft hingeben, ohne Furcht sich, wegen Ihrem bezaubernden Äußeren, eingeschränkt zu füh­len. Ich kann eine entsprechende Vereinbarung mit den Inhabern einrichten."

„Eine eigene Kräuterapotheke, und ich könnte ungestört meiner Forschung nachgehen? Das würde mir gefallen."

„Gut, dass das geklärt ist."

Van Furr tippte ein paar Befehle in den Rechner, dann wandte sich an Karolus.

„Ich übertrage die gewonnenen Daten gerade in das Hauptsystem. Wir beide gehen ins Labor und prüfen dort den Fortschritt."

„Und die beiden Ladies?" fragte Karolus.

Flora und Katti spitzten Ihre Ohren. Katti hatte sich etwas Abseits begeben und hatte, während van Furr mit Flora gesprochen hatte, Floras Gestalt auf der Leinwand eingehend betrachtet. Die Ver­wandlung dürfte nach Ihrer Einschätzung mit das aufwendigste Stück Arbeit sein, das ihr Team zu bewältigen hatte.

„Die beiden werden sich unterhalten, von Frau zu Frau, wir beide stören da nur."

Er sah zu Flora.

„Ich gebe Ihnen eine Stunde, dann muss ich dass System deaktivieren, sonst hat Holger, trotz des Schlafes, einen wirklich mörderischen Kater."

„Ich werde die Zeit nutzen. Danke."

Ohne viele Worte zu verlieren verließen die beiden Männer den Behandlungsraum und nur Katti blieb bei dem schlafenden Holger zurück und der virtuellen Flora. Beide musterten sich, dann er­griff Flora das Wort.

„Katti, ich darf Sie doch so nennen?" Katti nickte freundlich. „ Gut, also Katti. Der Doktor sagte, dass Sie ein Mann waren, so wie Holger?"

„Das ist Richtig, ist aber schon lange her."

„Wie ist es dazu gekommen, dass Sie nun eine so attraktive Frau und Katze sind?"

„Eine lange Geschichte und ich werde es nicht schaffen das in der wenigen Zeit zu erzählen, aber bei der nächsten Gelegenheit können wir ja weitermachen."

Katti überlegte.

„Wie fange ich an, also wenn ich mich recht erinnere wollte ich eines Tages einen Nagel in die Wand schlagen und statt des Nagels traf ich meinen Daumen. Mein Arzt war nicht da und dann rief ich bei einer neuen Praxis an. Eine freundliche Stimme ..."

Später am Abend. Karolus wollte gerade zu Bett gehen, klopfte es zaghaft an seiner Tür. „Herein!" rief er. Langsam öffnete sich die Tür und Katti betrat den Raum. Seltsam, sonst klopfte Sie nicht. Sie sah niedergeschlagen drein. Irgendetwas musste sie aufgeregt und deprimiert haben, vielleicht das Gespräch mit Flora.

„Katti was ist denn?" fragte er.

Ohne ein Wort zu verlieren stürmte sie auf ihn zu und Umarmte ihn. Sie war unbekleidet, so wie er auch und ihr Kupferfarbenes Fell strich über seine Haut. Er liebte dieses Gefühl. Und er liebte diese Katze mehr als er sich vorstellen konnte.

„Was ist Katti?" flüsterte er in ihr Ohr. Und küsste es sanft.

„Ich." schnuffelte Kattis, „Ich will Liebe machen. Mach mit mir Liebe, so das ich wieder weiß, warum ich es liebe, so zu sein, wie ich bin. Bitte liebe mich! Bitte ..."

Die letzten Worte wurden nicht ausgesprochen, denn er verschloss ihr Maul mit einem langen Kuss. Dann liebten sich beide. Nicht wild und ungehemmt, sondern wie vertrautes Paar, dass über wilden Sex hinausgewachsen war. Langsam und ausdauernd. Und schließlich schliefen beide gemeinsam ein. Karolus hatte seine Arme schützend um seine geliebte Katze geschlungen. Und Katti lächelte im Schlaf. Sie schien wieder zu wissen, warum es so besser war.

Dr. van Furr hatte die halbe Nacht an der gewünschten Gestalt, die sich Flora erträumte, gebastelt, Simulationen gestartet und wieder verworfen. Er kam einfach an einem Punkt nicht weiter. Schließ­lich hatte er frustriert seinen bisherigen Fortschritt abgespeichert und dann den Rechner ausgeschal­tet. Müde löschte er das Licht im Büro und begab sich in Dachgeschoss. Er sah noch gerade, wie Katti die Tür von Karolus Zimmer hinter sich verschloss. Van Furr beneidete die beiden um ihr klei­nes Glück. Er selber begab sich in sein eigenes Reich. So katastrophal sein Ordnungssinn in seinem Büro auch war. Sein Schlafzimmer war das genaue Gegenteil. Allerdings gab es auch kaum etwas, das für Unordnung sorgen könnte. Sein Raum war spartanisch ausgestattet. Bett, Schrank und Kom­mode, dazu ein Sessel mit Leselampe und einem kleinen Regal mit einigen Büchern. Und keines der Bücher war ein Fachbuch! Er pellte sich aus seinen Sachen und schlüpfte in einen Pyjama, schnappte sich ein abgegriffenes Buch und machte es sich bequem, an Schlaf war so oder so nicht zu denken. Die beiden Vögelchen waren recht lebhaft, nicht übermäßig laut, wie zu anderen Gele­genheiten, aber doch lebhaft genug. Als der Liebeskampf der beiden endlich ausgefochten war, leg­te sich auch van Furr zur Ruhe und schlief und während er schlief hatte er eine Eingebung. Er träumte von der Lösung seines Problems mit Floras Verwandlung und er lächelte im Schlaf.

Der zweite Tag

Holger wachte so plötzlich auf, wie er eingeschlafen war. Er war zutiefst verwirrt, wieso lag er in einem Bett, war er nicht eben noch in einem Behandlungsstuhl gewesen und nun? Das Bettlaken lag Kühl auf seiner ... nackten, verdammich, er war nackt! Wieso das? Das Tuch fühlte sich toll an, wie Seide? Es musste Seide sein. Aber wieso lag er nackt in einem Bett, unter einem Seidenlaken. Gott war das ein schönes Gefühl! Aber wie kam er in dieses Zimmer? Wichtiger noch, wer zur Hölle hat­te ihn ausgezogen? Der Raum war dunkel und er tastete Blindlings herum, bis er eine harte Oberflä­che berührte, ein Nachtschrank. Ein Nachtschrank könnte bedeuten, dass .... Oh ja, da war das Ding nach dem er gesucht hatte, ein Schalter. Das Licht flammte auf und als sich seine Augen an die Hel­ligkeit gewöhnt hatten, konnte er einen Blick auf die Umgebung werfen. Dazu stütze er sich mit sei­nen Armen ab um. Er befand sich in einem Schlafzimmer, einem zwar spartanisch ausgestattetem Raum, aber soweit er es überblicken konnte, war hier jemand mit Geschmack am Werke gewesen. Der Raum war in einem hübschen Grün gehalten. Kein aufdringliches Grün, es war sanft und doch leuchtend, wie Sonnenlicht durch ein Blatt. Die Möbel waren etwas dunkler gefärbt, ein Schrank, ein Schreibtisch, eine Kommode mit einem Flachbildschirm darauf. Keine Stühle. Als er sich reck­te, konnte er seine Koffer in einer Ecke sehen. Er ließ sich wider ins Bett zurückfallen und starrte die Decke an. Er dachte an die Erfahrung im virtuellen Raum zurück. An seine Begegnung mit Flo­ra, Ihrem seiner Ansicht nach perfektem Aussehen. Hatte er sie sich wirklich immer so vorgestellt? Oder fehlte da noch was, er war sich sicher, da war noch was, aber er kam nicht darauf und an Flora wenden konnte er sich auch nicht. Sie war tief in seinem inneren und er hatte nie zuvor mit ihr Zwiesprache halten können. Mit der Technik des Doktors, war es ihm zum allerersten Male möglich gewesen einen fast realen Kontakt mit ihr zu haben. Auch wenn nur in einem quasi virtuellen Raum gewesen ist. In seinem Kopf und auch wieder nicht in seinem Kopf, verwirrend, aber dennoch es war ihm so real erschienen. Holger bedauerte nur, dass diese Erfahrung so kurz war. Er hät­te mit seiner anderen Persona, Flora, so gerne noch etwas länger gesprochen. Wie hübsch sie war, ist! Sie ist hübsch gewesen! Keine Schönheit, nach der sich jeder umdrehen würde, Sie war unauffällig aber sehr attraktiv gewesen. Hatte er sich sie immer so vorgestellt? Wann hat man schon die Gelegenheit mit einer zweiten Identität, einer so lange unterdrückten Persönlichkeit, direkt zu kommuni­zieren. Meine Güte das war fantastisch gewesen. Und das Ambiente, so detailliert. Und all das war in sei­nem Kopf gewesen? Wie, fragte er sich, konnten diese kleinen Maschinen, Naniten wenn er sich recht erinnerte, diese Bilder aus seinem Kopf ziehen? Was konnte van Furr noch mit den Dingern anstellen? Naniten, das klang nach Star Trek, pure Science Fiction und er war mittendrin.

„Fuck!" fluchte er leise.

Sein Magen knurrte und er fragte sich, wie spät, oder früh es war. Denn das Zimmer hatte zwar ein Fenster, aber dieses war ungewöhnlich hoch angebracht, erinnerte ihn irgendwie an ein Kellerfens­ter. Befand er sich im Keller der Praxis? War er gefangen, in einem Verlies, oder? Er warf die Decke beiseite und zog sich zur Bettkante. Sein Rollstuhl stand neben dem Bett. Immerhin. Er wuchtete sich geübt in den Rollstuhl und rollte zu seinen Koffern. Eine Wäsche oder noch besser eine Du­sche, eine richtig heiße Dusche, dann etwas anziehen und danach zusehen, ob er sich etwas zum Es­sen organisieren könnte, das klang in seinen Gedanken ganz angenehm. Er würde sehen, inwieweit sich seine Wünsche erfüllen würden, ja, das würde er. Holger hob den Koffer an, in den er seine Unterwäsche und sein Waschzeug verstaut hatte, doch der Koffer war zu leicht, er war leer, dazu musste er ihn nicht öffnen, das war offensichtlich. Er ließ den Koffer, Koffer sein und rollte zur Kommode, um herauszufinden, wo seine Kleidung verstaut worden war. Er öffnete die oberste Schublade und starrte verblüfft auf ein Sammelsurium von Sexspielzeug. Hauptsächlich Handschel­len und verschiedene Vibratoren. In der nächsten befanden sich Perlenstränge und einige Dildos, so­wie Strap-ons, denen als Vorbild definitiv nicht die menschliche Anatomie gedient haben konnte. Er errötete heftig bei dem Gedanken wie es sich anfühlen müsste, so etwas exotisch desi­gntes zu be­nutzen. Die nächsten Schubladen waren ebenfalls bis zum Rand mit verschiedenen Flesh­lights ge­füllt und auch einige von diesen schienen sich nicht an der Physiologie des Menschen zu orientie­ren. Mit hochrotem Kopf schloss Holger die Schubladen. Kleine Schweißperlen rannen seinen Rücken herab, aber es lag nicht an der Wärme im Raum, dass er schwitzte. Er begab sich zum Schrank und öffnete eine der Türen. Halb erwartete er dort ein paar Sexpuppen zu finden, er war sehr erleichtert, als er dort, fein säuberlich aufgehängt und sortiert, seine Jacken, Hosen und Hem­den vorfand. Hinter der nächsten Tür schließlich, erblickte er erleichtert seine Unterwäsche, die Ba­detücher und seine Tasche mit den Badeutensilien. Eines vermisste er, er hatte seinen Bademantel vergessen. Doch als er sich mit seinen Sachen auf dem Schoß umwandte erblickte er einen einfa­chen Bademantel der über der Lehne des einzigen Stuhles im Raum gehängt war.

„Komplett ausgestattet." murmelte er.

Holger warf sich den Mantel über und zwängte den Stoff zwischen der Sitzfläche und seinem blan­ken Hintern hindurch. Das war viel besser, der Stoff des Mantels fühlte sich im Vergleich mit dem Kunstleder der Lehne viel besser an. Er war nun bereit seine Exkursion auszuweiten und nach ei­nem Badezimmer zu suchen. Er rollte zur Tür, öffnete sie und erstarrte. Vor ihm stand Karolus.

„Ich wünsche Ihnen einen Guten Morgen!"

„Huh, ja Guten Morgen. Habe ich wirklich so lange geschlafen?"

„Oh ja, wie der Doktor gestern schon gesagt hatte. Dieses Verfahren ist sehr anstrengend und Schlaf ist die beste Abhilfe gegen die Nebenwirkungen. Und wie geht es Ihnen?"

Holger überlegte kurz.

„Keine Kopfschmerzen, keine Übelkeit, nichts was man mit einem Kater umschreiben könnte."

„Sehr gut, den Doktor wird es freuen, das zu hören! Ich hatte gerade vor sie zu wecken, der Tag ist lang und wir haben viel vor uns, wissen Sie. Außerdem will der Doktor Sie noch kurz in Augen­schein nehmen. Nur ein paar kleine Tests. Wahrscheinlich wegen gestern. Nicht dass wir ihr Hirn doch noch gebraten haben, ohne das etwas bemerkt worden wäre."

„Wirklich, ich, ich wollte eigentlich gerade nach einem Badezimmer sehen, um mich etwas frisch zu machen."

„Dafür ist genügend Zeit. Das Bad ist dort entlang, die zweite Tür links. Es ist nur ein kleines Bade­zimmer, aber es sollte für den Rollstuhl schon ausreichen. In der Dusche ist auf jeden Fall ein Hocker, den Sie benutzen können!" Karolus deute den Flur ent­lang.

„Klasse."

Ein deutliches Knurren erklang aus Holgers Leib. Er grinste etwas belämmert.

„Hunger?" fragte Karolus.

„Und wie, ich habe seit dem Flug nichts mehr gegessen." sagte Holger, dem es jetzt erst bewusst wurde, das er ein ordentliches Frühstück wirklich gut gebrauchen könnte. Und Holgers Magen knurrte wieder, als wollte er seine eigenen Worte damit noch unterstreichen.

„Gute Güte. Daran hatten wir gar nicht mehr gedacht und dann schicken wir Sie auch noch ohne das Sie etwas gegessen zu haben in das Reich der Träume. Man, verdammt, sorry. Denken Sie ein aus­giebiges Frühstück könnte sie entschädigen? Nichts aufregendes, aber Katti kann ein verflixt gutes Bauernfrühstück zaubern. Normalerweise frühstücken wir alle gemeinsam oben in der Küche, wenn Sie sich dazugesellen wollen? Oder möchten Sie hier unten ....?"

„Nein, Ich würde mich freuen mit ihnen gemeinsam zu frühstücken."

„Dann wäre das ja geregelt. Wenn Sie mit dem Duschen fertig sind, rufen Sie nach mir. Der Doktor kommt dann herunter. Neben den Türen befindet sich ein Rufsystem. Taste 1 ist für die Küche."

„Ja gut."

Holger drehte den Stuhl, um zum Bad zu rollen und Karolus war schon auf dem Weg zur Treppe, als er noch einmal kurz innehielt und sich an Holger wandte.

„Ach, bevor ich es vergesse," sagte er, „trinken Sie Kaffee oder Tee?"

„Kaffee!"

„Dann hatte ich Sie richtig eingeschätzt."

Holger rollte weiter zur Tür des Bades. Karolus sah ihm nach, dann begab Karolus sich hinauf ins Erdge­schoss. Van Furr, Katti und Jorge waren derweil in der Küche. Jorge lag auf seinem Stamm­platz und schlab­berte aus einer großen Schüssel warmen Kaffee mit viel fettarmer Milch. Alte Ge­wohnheiten waren nur schwer abzulegen. Katti werkelte summend am Herd und van Furr saß am Tisch und las in der Tageszeitung den Regionalen Teil, es war für ihn ein festes Ritual geworden, sich über die Gescheh­nisse in der Nachbarschaft zu informieren. Das örtliche Gestüt hatte schon wieder einen neuen Nachwuchs-Champion hervorgebracht. Das Gestüt Wiesensprung, das nur we­nige Jahre zuvor fast vor dem Aus gestanden hatte, brachte seit, einem kleinen Zwischenfall, Jahr für Jahr außergewöhnlich erfolgrei­che Turnierpferde hervor. Van Furr lächelte befriedigt, als er da­von las. Chris machte ihm und sei­nem Team wahrlich alle Ehre. Und die unheimliche Brandserie hatte wieder eine Fortsetzung gefunden. Der Leiter der Soko Feuersturm; wer dachte sich bei der Polizei denn immer solche Namen aus; Kom­missar Hartung, musste im Interview zerknirscht zuge­ben, dass immer noch keine heiße Spur vom Feuerteufel vorhanden war. Die Brandserie hielt die Stadt nun schon einige Monate in Atem und ein Ende dieser Serie war wohl noch immer nicht abzu­sehen. Seine Lektüre wurde unterbrochen, als Karolus die Küche betrat.

„Und Karolus, wie geht es unserem Gast? Hat er die Nacht nicht gut überstanden?" fragte van Furr.

Katti hatte sich von ihrer Arbeit gelöst, und sah ihren Liebhaber mit ihren großen, herrlich grün fun­kelnden Augen an. Auch Jorge hatte sich von seiner Schale losgerissen und sah Karolus neugierig an, während er sich ein paar tropfen Milchkaffee von seinen Lippen leckte.

„Dem geht es gut, er duscht sich gerade und möchte dann mit uns Frühstücken."

„Schön!" war seine knappe Antwort.

Katti und Jorge jedoch schluckten die Überraschung nur mühsam herunter.

„Er hat doch Katti und mich noch gar nicht kennengelernt! Jetzt wäre das doch viel zu früh!" maunzte Jorge und blinzelte nervös. Sein linkes Ohr zuckte.

„Doc, wie soll das klappen, er bekommt einen Herzschlag! Flora, nun Sie ist was anderes, aber Hol­ger hat doch nur eine Blasse Ahnung davon was hier geschehen wird!"

Van Furr überlegte. Dann umspielte sein Mund ein diebisches Grinsen.

„Das dürfte kein Problem darstellen!"

„Wie Bitte?" Entgeistert blickten Katti und Jorge ihren Chef an, der nun in aller Ruhe die Zeitung zusammenfaltete und genüsslich darauf wartete bis Karolus seine schnell eingegossene Tasse Kaf­fee leerte.

„Ihr beide unterschätzt Karolus Kreation."

Er wandte sich an Katti.

„Leg für unseren Gast noch ein Gedeck auf. Und mach eine große Portion Rührei mit Speck, er wird die Energie brauchen."

Dann erhob er sich, ging zu Karolus und legte seine Hand auf die Schulter seines Assistenten.

„Du sagtest er duscht gerade?" Karolus nickte. „Fein, komm mit ins Labor, ich habe da etwas in weiser Voraussicht vorbereitet."

„Haben Sie nicht immer irgendetwas vorbereitet?" schmunzelte Katti, die sich von der Ruhe Ihres Chefs anstecken ließ.

Van Furr lachte auf.

„So scheint es, komm schnell!"

In der Zwischenzeit hatte Katti angefangen das Rührei zu fertigen. Der Duft des bratenden Specks waberte bereit durch die Küche. Jorge ruhte auf seiner Matte und fühlte sich etwas vergessen. Er war vom Doktor nicht weggeschickt worden. Sein Freund musste etwas ausgeheckt haben. Der in­tensive Duft ließ ihn aber bald schon die Gedanken an den Doktor vergessen lassen. Und er sabber­te etwas. Katti kniete sich neben Ihn nieder, kraulte den Kater hinter den Ohren, etwas wovon er nicht genug bekommen konnte, wie auch sein Schnurren Ihr verriet. Sie goss in seine Schale noch einen guten Schuss Milchkaffee nach.

„Du hättest sie sehen sollen Jorge!"

„Wen?" fragte er.

„Flora! Sie ist wirklich hübsch."

„Eine Katze?" Jorge liebte Katzen, aus nicht ganz eigennützigen Gründen, wie er gerne zugab, wenn man Ihn darauf ansprach. Er hatte sogar einen Streuner bei sich aufgenommen.

„Nein, keine Katze!"

„Schade, was ist Sie denn?"

„Sie ist ein ...!"

„So, da bin ich wieder!"

Katti wurde durch Karolus unterbrochen, der wieder in die Küche kam. Er trug eine kleine Tasche mit sich.

„Das hat ja nicht lange gedauert." stellte Sie fest.

„War ja auch schon alles vorbereitet" lachte Karolus, der die Tasche auf einen Stuhl stellte und Katti einen Kuss auf die Schnauze gab.

Katti erwiderte den Kuss, dann löste sie sich von ihrem Liebhaber.

„Wie wollt Ihr beide uns verschwinden lassen?" Sie deutete auf sich und Jorge, der auch interessiert seinen Kopf hob und fragend grollte.

„Das interessiert mich auch."

„Verschwinden lassen? Nö, das nicht. Ich gebe euch einen Tip, denkt noch mal an gestern."

„Spann uns nicht auf die Folter!"

„Nun wir nutzen die Naniten in Holgers Kopf!"

„Seine Naniten?"

„Es ist im Grunde ganz einfach. Aber als erstes habe ich da noch etwas für dich! Danach erkläre ich es euch."

Karolus öffnete die Tasche und holte ein schmales kupferfarbenes Halsband hervor.

„Das ist aber hübsch!" rief Katti aus, „Für mich?" fragte sie.

„Ja, das hatte ich vor kurzem gebaut. Ist die neueste Version. Darf ich es dir anlegen?"

„Mach hin." Sie reckte Ihren Hals und bald darauf schmiegte sich das Halsband um Ihren Hals.

„Es passt wie angegossen!"

Katti schnappte sich ein Edelstahltablett und betrachte ihr Spiegelbild. Sie war sehr zufrieden mit dem was sie dort erblickte.

„Was kann es?" Sie wusste ja, dass Karolus nicht umsonst etwas baute, erschuf in diesem Falle, im­mer verband er das schöne mit etwas nützlichem.

„Es ist ein Sender, mit den richtigen Naniten im Kopf, kann man damit drahtlos kommunizieren oder einen Computer steuern, ganz so wie es das Halsband von Jorge auch kann. Eine Art digitales Funkgerät, aber man kann es auch für etwas anderes benutzen und da kommen wir auf unser Pro­blem mit Holger. Der Doc hat sich doch wirklich selber daran gemacht und still und heimlich das Programm verändert, dass in dem Microcomputer arbeitet, deutlich verändert. Keine Ahnung wann er und wie er diese Idee umgesetzt hat. Jedenfalls kann man nun damit Bilder senden. Als Empfän­ger dienen wiederum die neu programmierten Naniten."

„Die in Holgers Kopf?" fragte Jorge.

„Genau!"

„Was ist mit meinem Halsband? Oder hast du auch ein neues für mich?"

Karolus holte aus der Tasche einen Tablett-Computer und eine Art Spule, die er mit dem Computer verband.

„Nein kein neues für dich. Deines wird nur umprogrammiert um auch diese Funktion zu bekom­men."

„Gut!" seufzte der große Kater. „Ich mag nämlich dieses hier."

Karolus trat an Jorge heran, der sich hinsetzte, so dass er einfacher an das Halsband gelangen konn­te. Karolus startete nun auf dem Tablett ein Programm und hielt die Spule an Jorges Halsband.

„Das wird nur ein paar Minuten dauern. Bitte nicht bewegen, Ja!"

„Okay!" grollte Jorge und hielt still.

„Was ich nicht verstehe Schatz, warum soll das Halsband ein Bild senden?" fragte Katti.

„Hatte ich das nicht gesagt?"

„Nein, das hast du nicht!"

„Verzeiht mir, also, offen gesagt spielen wir Holger einen Streich. Die Bilder die von eurem Hals­band gesendet werden, gehen direkt in seinen Kopf und überlagern die Bilder eurer wahren Gestalt, die seine Augen wahrnehmen. Für ihn werdet Ihr beide ganz normal aussehen."

„Normal, was ist an einem Jaguar normal? Was habt ihr ausgeheckt?" fragte Jorge.

„Nichts. So das Update ist überspielt und sollte gleich aktiv sein." Karolus stopfte die Spule wieder in die Tasche.

„Wie werden wir also für Ihn aussehen?" fragte Katti über ihre Schulter hinweg. Sie hatte sich schnell um das Rührei kümmern müssen und füllte es nun in eine Schüssel, die von ihr im Backofen verstaut wurde.

„Ich zeige es euch." er lächelte spitzbübisch.

Jorge und Katti drängten sich nun an ihn heran und starrten auf seinen Tablett. Kattis Bild zeigte eine junge Frau, deren Figur ganz und gar Kattis entsprach, abgesehen natürlich von den vier über­zähligen Brüsten, und ihrem langen Schwanz, auf den sie so Stolz war. Der Rest musste natürlich auch menschlicher Statur entsprechen. Ihre Pfoten waren im Bild durch hochhackige Schuhe ka­schiert. Das Gesicht von Katti-Mensch war rundlich mit großen erstaunt blickenden Augen, zwi­schen denen eine kecke Stupsnase saß. Ihre blassen Backen waren mit Sommersprossen gespren­kelt, was durchaus Sinn ergab, wenn man an ihr langes kupferfarbenes Haar dachte.

„Nicht übel." Katti schien das Bild zu gefallen. „Nicht zu hübsch und nicht zu langweilig. Und so erscheine ich für Holger mich, wenn er mich sieht?"

„So ist es!"

„Was ist mit mir, was habt ihr euch für mich ausgedacht?"

Karolus grinste schelmisch, dann zeigte er den beiden das Bild, dass Jorge darstellen sollte.

„Ist das euer Ernst? Ach grundgütiger Gott, warum ausgerechnet einen Hund?" Jorge sah geschockt drein.

Das Bild auf das er starrte war eine Dogge, eine pechschwarze und verflucht große Dogge!

„Na so schlimm ist es doch nicht und es ist ja nicht so, dass wir dich transformieren wollten. Das Bild wird nur in Holger Kopf existieren und sonst nirgends!"

„Und meine Stimme?"

„Die wird ausgeblendet und überlagert. Er sieht eine Dogge und hört eine Dogge."

Jorge seufzte.

„Immer noch besser, als in deinem Zwinger zu versauern!" versuchte Katti ihn aufzumuntern.

„Hah, ich werde mich verziehen und Telefondienst machen. Heute wollen ein paar Vertreter von ir­gendwelchen Pharmafirmen anrufen." Jorge mochte diese Arbeit sehr gerne, besonders, wenn er mit den weiblichen Repräsentanten schäkern konnte.

„Ach komm, das wird lustig. Wir schicken Holger und dich zum Gassi gehen!"

Katti lachte und Jorge knurrte, doch die Vorstellung, Gassi geführt zu werden, verwandelte sein knurren in ein leises kehliges Lachen. Schließlich lachten die drei, biss ihnen die Tränen aus den Augen traten. Unterbrochen wurden sie vom knarzen und klicken des kleinen Lautsprechers. Hol­gers leicht verzerrte Stimme erklang.

„Hallo, hört mich jemand?"

Karolus presste seinen Zeigefinger auf den Mund und die beiden anderen verstummten. Er ging zur Sprechanlage.

„Ja ich höre Sie." antwortete er.

„Ich, ich bin nun soweit!"

„Fein der Doktor und ich werden herunterkommen. Einen Moment noch."

„Ja gut. Ich laufe nicht weg!" ein leises Lachen erklang, dann knackte der Lautsprecher und es war still.

Karolus wandte sich zur Tür. Er hatte sich wieder die Tasche gegriffen und begab sich nun zum Doktor. Katti und Jorge ließ er in der Küche zurück. Eine kleine Untersuchung stand an.

„Ja gut. Ich laufe nicht weg!" Holger lachte leise. Er war behindert, er durfte solche Witze reißen. Er ließ den Knopf los und rollte seinen Stuhl neben das Bett. Die Dusche hatte wahre Wunder ge­wirkt, er fühlte sich frisch und sauber, und war gespannt darauf, wie es nun weitergehen sollte. Er musste nicht lange warten und van Furr und Karolus traten in sein Zimmer ein.

„Guten Morgen Holger."

Van Furr kam schnurstracks auf Holger zu und streckte ihm die Hand entgegen, die Holger ergriff und kurz schüttelte.

„Guten Morgen Herr Doktor."

„Karolus sagte, Sie hätten sich gut von gestern Abend erholt." er nestelte in seiner Jackentasche nach etwas und holte ein Stethoskop hervor.

„Keinen Kater, wenn Sie das meinen." Holger kicherte.

„Das ist gut, aber wir wollen doch sicher gehen. Machen Sie sich bitte frei."

Bereitwillig lies sich Holger untersuchen. Van Furr brummte gelegentlich zufrieden, gab Holger An­weisungen und notierte die Ergebnisse in ein Pad, das ihm Karolus hinreichte.

„Es sieht alles ganz gut aus! Wäre noch eine Sache. Karolus würdest du bitte."

„Sicher."

„Was ist denn?" fragte Holger, der Karolus dabei beobachtete, wie dieser in der Tasche kramte und eine Spule hervorholte.

„Nur ein kleiner Checkup der Naniten, reine Routine. Die kleinen Maschinen sind immer noch aktiv und sollten eine Menge Daten gesammelt haben und die müssen heruntergeladen werden, deswegen diese Spule." antwortete Karolus, der das Pad mit der Spule verband, ein Programm startete und auf Holger zukam.

„Dann mal los!" sagte Holger.

„Bitte halten Sie den Kopf still und sollte Ihre Sicht etwas unscharf werden, oder sie sich schwinde­lig fühlen, geben Sie bitte Bescheid."

„Mhm."

Holger saß ganz still und rührte sich nicht, als Karolus die Spule um seinen Kopf führte und dann hinter seinem linken Ohr ein paar Minuten hielt. Gelegentlich gab das seltsame Gerät ein knacken­des Geräusch von sich und jedes mal bemerkte Holger ein kurzes Flimmern vor den Augen. Karolus beendete seine Aufgabe, baute die Spule ab und steckte sie in seine Tasche. Dann warf er noch einen kurzen Blick auf das Pad.

„Sieht ganz gut aus." brummte er zufrieden und reichte das Pad an van Furr weiter, der einen kurzen Blick darauf warf.

„Da gebe ich dir Recht!" er wandte sich an Holger. „Und irgendwelche Auffälligkeiten bemerkt?"

„Eigentlich nicht, wenn man von etwas Augenflimmern absieht, ist mir nichts schlimmeres aufge­fallen."

„Augenflimmern? Hm, ja damit kann man leben und wie ist es nun?"

„Alles bestens!" Holgers Magen knurrte deutlich und er grinste schief. „Ich habe nur einen tieri­schen Hunger! Und ein ordentliche deutsches Frühstück, kann für die Unannehmlichkeiten entschä­digen. Himmel, Japan hat eine großartige Küche, aber ich vermisste das deutsche Frühstück."

Van Furr und Karolus lachten. „Dem kann abgeholfen werden. Ziehen Sie sich schnell an, dann bringen wir Sie hoch. Katti erwartet uns!"

Gesagt getan, schnell hatte Holger sich wieder angezogen, dann hob ihn Karolus aus den Rollstuhl.

„Wir haben leider keinen Aufzug." entschuldigte sich van Furr und schnappte sich den Rollstuhl. Geflissentlich ging er voran und öffnete für Karolus und seinem Passagier die Tür.

Holger war natürlich immer darauf bedacht so unabhängig wie nur irgend möglich zu sein. Stets versuchte er auf fremde Hilfe zu verzichten, doch als Karolus ihn so mühelos aus seinem Rollstuhl gehoben hatte verkniff er sich jeden Kommentar und genoss die Nähe des attraktiven Mannes. Er sah sich selber nicht als homosexuell, was wahrscheinlich an Floras Persönlichkeit lag. Doch selbst als Sie noch gelegentlich das Kommando übernahm, vor dem Unfall, hatte sie es nicht soweit kom­men lassen. Sie beide waren noch immer unberührt und nach dem Unfall schien es so oder so vorbei mit Sex gewesen zu sein. Aber nun? War er es oder Flora, die sich enger an den Mann schmiegte, sich festhielt und unter seiner Kleidung die starken Muskeln fühlte. Karolus geriet nicht außer Atem, als er Holger die Treppe herauftrug, war Holger so leicht, oder der schlanke Mann so stark? Holger fühlte sich sicher und behütet. Er war etwas enttäuscht, als Karolus ihn, oben angelangt, wieder in den Rollstuhl absetzte. Holger errötete leicht, solche Gedanken hatte er nie zuvor gehabt. Die beiden Männer schienen es nicht bemerkt zu haben, oder sie waren sehr diskret. Er fasste sich ein Herz, dann rollte er seinen Rollstuhl hinter van Furr her. Sie hatten nicht gefragt, ob er gescho­ben werden wollte, sie waren wohl wirklich sehr diskret und wussten wie man einen Behinderten richtig nahm. Holger wusste selber wie peinlich solche Situationen für beide Seiten Enden konnten. Karolus folgte ihm. Holger musste sich beherrschen, dass er sich nicht ständig umsah, um einen Blick von diesem hübschen Mann zu erhaschen. Van Furr öffnete eine Tür und Holger stach fast au­genblicklich der unvergleichliche Duft von gebratenem Speck und Rührei und frischem heißen Kaf­fee in die Nase, der ihn Karolus vergessen und das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, man war er hungrig. Wie um seinen Gedanken Nachdruck zu verleihen knurrte sein Magen. Er rollte in die Küche, und da sah er ein neues Gesicht. Er war kurz irritiert, denn vor seinen Augen flimmerte es kurz, doch nach ein paar Zwinkern war seine Sicht wieder normal. Am Herd stand eine große Frau. Sie trug eine Schwesternuniform, die er nur als sehr freizügig und gewagt bezeichnen konnte. Sie hatte super-langes kupferrotes Haar, dass sie zu einem dicken Zopf geflochten hatte.

„Katti? Darf ich dir unseren Gast vorstellen."

Die Frau wandte sich um und wieder war da dieses kurze Flimmern vor seinen Augen. Die Frau, Katti, drehte sich zu den Neuankömmlingen um. Ihr Gesicht war Oval, sie hatte geradezu riesige Smaragdgrüne Augen, aus denen der Schalk zu blitzen schien, eine kecke Stupsnase und ihr blasses Gesicht war voller Sommersprossen. 'Nicht verwunderlich,' dachte Holger 'Sie ist ein Rotschopf, wie sie nur im Buche stehen kann.'

„Holger, das ist Katti, meine liebste Assistentin. Sie ist, so darf ich wohl sagen, das Herz unserer Praxis."

„Katti das ist Holger von Rottenbach."

Ihre vollen roten Lippen teilten sich und entblößten ein perfektes weißes Lächeln. Sie trat näher an ihn heran und beugte sich vor, als Sie ihm die Hand reichte. Ihre Oberweite sprang ihm entgegen.

„Ich bin sehr erfreut Sie kennenzulernen Herr von Rottenbach!" hauchte sie. Ihre Stimme war so erotisch.

„H ..., Holger reicht vollkommen!" stammelte er, überwältigt und er fragte sich, ob Sie eventuell auch die eine oder andere Behandlung hinter sich hatte. Sein Magen knurrte wieder.

„Oh, he, he, he, da hat aber jemand Hunger." lachte Katti „Dem kann abgeholfen werden! Nehmen Sie Platz, Frühstück kommt sofort!"

Sie wirbelte herum und machte sich wieder am Herd zu schaffen. Holger rollte zum Tisch an dem ein Platz frei war. Da entdeckte er einen riesigen Hund, eine prächtige dunkelblaue, fast schwarze Dogge, die auf einer Decke lag und ihn neugierig anblickte. Der Hund grollte leise. Holger erstarrte in der Bewegung und gleichzeitig lachten die drei anderen auf.

„Oh da haben wir ja noch jemanden vergessen, darf ich Ihnen Jor...., äh Jojo vorstellen." sagte Ka­rolus, der zu dem Hund gegangen war und sich neben dem schönen Tier nieder gehockt hatte und Jojo hinter dem linken Ohr kraulte. Der große Hund schien die Aufmerksamkeit sichtlich zu genie­ßen.

„Guter Junge! Ja, das gefällt dir!" lobte Karolus.

„Übertreib nicht so, Jojo, also wirklich, man du hast eine Fantasie!" grollte Jorge leise „Und ja, es gefällt mir!"

Holger hörte nur ein zufriedenes Winseln und war gerührt. Das musste ein sanfter Riese sein. Karo­lus erhob sich wieder und ging zu Katti, strich der Frau über das Haar und gab ihr einen sanften Kuss auf ein Ohr. Holger fühlte einen Stich im Herzen. War das etwa Eifersucht? Irgendwie wünschte er sich, er selber würde diese Aufmerksamkeit erhalten, da hörte er van Furr leise flüstern.

„Nicht traurig sein, die beiden sind ineinander verliebt und stehen vor dem nächsten Schritt. Ich hoffe sie werden miteinander glücklich sein!"

Holger verstand den Hinweis, der Doktor musste seine Reaktion bemerkt haben. Wobei er selber überrascht war, so etwas wie Eifersucht zu fühlen. Und dass gerade bei zwei Menschen, die er erst seit so kurzer Zeit kannte. Warum hatte er plötzlich solche Gefühle? Fragte er sich, an die Möglich­keit, dass die Naniten in seinem Kopf daran ihren Anteil hatten, dachte er gar nicht. Schließlich trennten sich die beiden Täubchen und van Furr und Karolus nahmen am Tisch platz. Katti nahm ihre Aufgabe als Hausfrau sehr ernst und tischte den drei Männern auf. Dann nahm auch sie selber am Tisch Platz. In der nächsten Stunde verzehrte Holger eine gigantische Menge, weit mehr, als er sich normalerweise zugestand. Zudem unterhielt er sich mit seinen Gastgebern über dies und das. Er gab in dieser gelockerten Atmosphäre gerne weitere Informationen über sich Preis, und hörte auch sehr genau hin, wenn van Furr auf das weitere Vorgehen kam. Zum Beispiel, als er fast beschämt zum dritten mal seinen Teller füllte, erfuhr er, dass er bereits erste Anpassungen erfuhr, die seinen Appetit erhöhten. Er würde in den nächsten Tagen einen gewaltigen Hunger entwickeln und ein paar Kilogramm zulegen.

„Nun ja," druckste van Furr herum, „Einige zehn Kilogramm werden es schon sein!" gab der Arzt unumwunden zu, als Holger genauer nachfragte. Sein gesicht entgleiste leicht, bei dem Gedanken so viel zuzunehmen. Er hatte stets auf sein Aussehen geachtet und sah sich als durchtrainiert an. Ka­rolus und Katti lachten freundlich.

„Ist alles notwendig und nicht als dauerhaft anzusehen." beruhigte van Furr seinen Gast. „Der Pro­zess ist sehr Energiehungrig. Das, was Sie in den nächsten Tagen anfuttern werden, wird innerhalb kürzester Zeit wieder verschwinden!"

„Gut dass Sie keine Kannibalen sind, ich fühle mich ja nun schon wie gemästet." gab Holger grin­send zurück und rülpste. Verschämt hielt er sich seine Hand vor dem Mund.

„Sorry!" Holger errötete, doch als er auf seinen Teller sah, war dieser schon wieder halb leer. Inha­lierte er das leckere Essen etwa?

„Ein Lob an die Köchin!" lachte Karolus.

Katti schien sehr zufrieden zu sein. Mittlerweile war sie auf ihre Kochkünste sehr stolz und van Furr und Karolus hielten sich mit verschiedenen Methoden in Form, was bei manchen Gelegenhei­ten mehr als notwendig geworden war.

„Katti?"

Katti fuhr aus ihren Gedanken auf.

„Ja?" fragte sie Holger.

„Kann ich eine letzte Portion haben?"

Baff starrte sie den jungen Mann an, der ihr den blanken Teller hinhielt. Dann setzte sie ihr breites­tes Grinsen auf.

„Bitte nur nicht übertreiben!"

„Nur diesen Teller noch." bettelte Holger. „Bitte?" er sah sie flehentlich an, wie jemand, der halb­verhungert war. Nicht wie jemand, der bereits 4 Portionen verdrückt hatte.

Nach dem Frühstück zogen sich van Furr und Karolus ins Labor zurück, die beiden wollten die Pri­mer herstellen und hofften bereits zur Mittagszeit die ersten bereit zu haben. Holger half Katti in der Küche so gut es ging und er vergaß auch Jojo nicht, dem er ein paar Leckerchen gab.

Jorge ließ es geduldig über sich ergehen, doch bald schon raffte der Kater sich auf, verabschiedete sich von Katti und verschwand aus der Küche. Er hatte schließlich auch noch eine Arbeit zu erledi­gen.

Holger wunderte sich über die Dogge, die so ruhig war und dann schließlich die Küche verließ, nicht ohne sich grollend von Katti zu verabschieden, so schien es jedenfalls. Sie war so groß! Und geschickt auch. Er hatte noch nie eine Dogge gesehen, die sich so katzenhaft, das war der einzig passende Ausdruck der ihm einfiel, bewegen sehen. Ohne fremde Hilfe gelang es dem Hund die Küchentür mit seiner Vorderpfote zu öffnen und fast lautlos zu verschwinden. Holger sah auf den Fußboden, und wunderte sich warum er kein klickern der Krallen gehört hatte. Nachdem sie mit der Küche fertig waren hatte Katti weitere Aufgaben zu erledigen, bei denen Holger nicht helfen konn­te.

„Tja, dort in dem Regal sind ein paar Magazine und Zeitungen die könntest du lesen, während ich zu tun habe." Sie deute in eine Ecke dann fügte sie noch hinzu. „Sicher wird gleich der Doc kom­men, um die Vorbehandlung zu starten."

Katti und Holger hatten beschlossen sich zu duzen. Es schien ihr angenehmer zu sein und Holger hatte nichts dagegen, als Katti gefragt hatte.

„Vorbehandlung? Du meinst Hormone und so?"

„Hormone? ... Wie, ach so! So etwas in der Art. Wir sind nur, glaub ich, schon ein paar Schritte weiter."

Bevor er weiter auf ihre Antwort eingehen konnte war Katti auch schon verschwunden. Zu gerne wollte er wissen, was sie damit gemeint hatte. Nachdenklich kam er zu der Überzeugung, das er si­cher in nächster Zeit mehr erfahren würde, schließlich war er nicht nur ein Gast, sondern auch ein Kunde.

Und so schnappte er sich einen Berg Zeitschriften und vertiefte sich in ihnen. Ab und an fand er so­gar ein paar Artikel, die sein Interesse weckten. Und so verging die Zeit für Holger etwas schneller. Schließlich kam van Furr in die Küche. Er hielt eine Plastikdose in seiner Hand, in der es leise ras­selte.

„Ah, wie ich sehe haben sie etwas Beschäftigung gefunden."

„Hm, wie man's nimmt. Aber tatsächlich habe ich ein paar interessante Artikel gefunden."

„Schön. Nun da Ihre Behandlung bereits begonnen hat ist es Zeit, dass Sie ihre Medizin nehmen."

Holger legte die Zeitschrift beiseite, nicht ohne vorher die Seite zu markieren, die er gerade gelesen hatte.

„Katti erwähnte bereits so etwas. Sie wollte aber nicht näher darauf eingehen, was das für eine Medizin ist."

„Dafür bin ich nun ja hier, um ihnen ein paar Antworten zu geben." van Furr nahm am Tisch platz, und war nun auf Augenhöhe mit seinem neuesten Anwärter. Zugleich stellte er die Dose vor Holger auf den Tisch.

„Das hier ist ein Primer, so nenne ich es zumindest. Es ist eine Mischung verschiedener Wirkstoffe, um den Körper des Anwärters auf die teilweise drastischen Veränderungen vorzubereiten."

„Was ist da drin? Hormone?" Er war natürlich über die aktuellen Behandlungsformen für seine Le­bensumstände informiert, und starke Hormongaben waren immer noch „state of the Art". Holger nahm die Dose, klappte den Deckel auf und ließ den Inhalt in seine Hand fallen. Es waren drei bläu­liche Tabletten, die ihm überraschend schwer erschienen.

„Donner das sind ganz hübsche Kaliber." entfuhr es ihm erstaunt.

„Ja, ziemlich groß. Holger Sie sind Pharmazeut, quasi ein Kollege in gewisser Weise. Und ich, ich will offen mit Ihnen sein. Um Ihre Frage zu beantworten Nein, da sind keine Hormone enthalten. Die benötigen wir gar nicht. Aber es sind andere Stoffe darin, die schon allein für sich, sagen wir mal, Bückware ist, ein paar Stabilisatoren, Psychogene Drogen, Antidepressiva, Schmerzmittel, Be­haviatoren und ein paar mutagene Stoffe. Ja das Zeug ist auch dabei." fügte er hinzu, als er den wachsenden Unglauben im Gesicht seines Gastes. „Keine Sorge mein junger Freund, ich weis also was ich da ihnen verabreichen will, habe schließlich ja schon den einen oder anderen behandelt." er grinste kurz, dann wurde er wieder ernst und fuhr fort. „In ausreichender Dosis verabreicht, wird das Zeug uns helfen Sie empfänglicher zu machen, aufgeschlossener. Und es wird ein paar Neben­wirkungen der Behandlung neutralisieren." umschrieb van Furr die Wirkung recht lückenhaft und grob.

„Drogen? Mutagene? Wollen Sie einen Junkie aus mir machen?"

„Das würde nur geschehen, wenn die Umwandlung nicht durchgeführt würde. Die Wirkung setzt langsamein und kann nur durch massiven Einsatz meiner Technologie neutralisiert werden. Aber für Siees ist ein One-Way-Ticket, wenn ich so sagen darf.Wenn Sie die erste Tablette genommen haben, dann startet der nächste Schritt, danachgibt es kein Zurück mehr, wir ziehen es durch. Ob Sie es nochwollen oder nicht, spielt ab dem Zeitpunkt mehr keine Rolle. Sie nehmen die Tablette, dann nehmen Sie Abschied von Holger von Rottenbach und willkommen Flora."

Holger wog die Tabletten in seiner Hand. Drogen, dazu noch ziemlich illegales Zeug. Den Beipack­zettel würde er gerne lesen, wenn es denn einen gäbe, was er bezweifelte. Aber er hatte seinen Traum und Flora auch. Er spürte das seine zweite Persönlichkeit ebenso Drogen abgeneigt war wie er. Aber Sie wollte dasselbe, heile werden. Denn das war sein größtes Problem. Seit Jahr und Tag fühlte er sich zerrissen. Besonders seit dem verfluchten Unfall, da er Flora nicht mehr so herauslas­sen konnte, wie er es selber gern getan hätte. Ohne den Unfall, so war er sich sicher, hätte er längst seine Umwandlung in eine Frau angegangen. Auf konventionellem Wege. Das heißt Hormonbe­handlung, Boobjob und nach ein paar Jahren dann der finale Schnipp und Aufbau der Vagina., viel­leicht noch die eine oder andere OP für sein Gesicht und seinen Arsch.

Van Furr beobachtete genau, wie es in dem Mann vor ihm arbeitete, wie er abwog und wohl dann zu einem Entschluss kam. Holger legte die Tabletten auf den Tisch, rollte zur Spüle und füllte ein Glas mit Wasser. Dann kehrte er zurück und blickte van Furr mit seinen entzückenden blauen Augen an. Van Furr gefielen diese Augen sehr er hatte schon so seine Vorstellungen.

„Wie viele?" fragte Holger knapp.

„Jetzt sofort drei Stück und dann zu jeder Mahlzeit eine weitere."

Holger nahm die erste Tablette in die Hand. 'Da ist noch mehr drin, der Doktor wird sicher nicht verraten was. Sei kein Frosch, runter damit!' Holger konnte die Stimme klar erkennen. Flora! Er stellte sie sich kurz vor, wie sie gegenüber von van Furr am Tisch saß und den Kopf auf ihre geball­ten Fäuste abstütze und ihn aufreizend ansah. Dann verschwand die Illusion und er warf eine Pille nach der anderen ein und spülte jede einzeln mit einem Schluck Wasser hinunter. Er meinte ein Brennen in der Kehle zu fühlen, als die letzte seine Speiseröhre hinunterglitt. Er trank das Wasser­glas aus, knallte es auf den Tisch und verschränkte seine Arme vor seinem Bauch.

„So!" sagte er. „Nun sind Sie an der Reihe!"

„Eine Woche, geben Sie uns eine Woche, danach ist Ihr altes Leben Geschichte!"

Tschüss Holger

Die darauffolgende Woche schien für Holger wie im Fluge zu vergehen. Brav nahm er die Tabletten und tat was ihm gesagt wurde. Er setzte Unterschriften unter verschiedenen Dokumenten, teilweise mit seinem Namen, aber auch schon einige mit seinem neuen zukünftigen. Er bemerkte dabei einen deutlichen Unterschied in der Art und Weise wie er unterschrieb. Holgers Unterschrift war krakelig, kaum erkennbar, aber wenn er als Flora unterschrieb, dann waren die Buchstaben rund und ge­schwungen, teilweise sogar verschnörkelt und etwas verspielt. Es war nicht seine Handschrift, es war Floras. Holger hinterfragte nicht, was er da alles unterschrieb. Er war durch die Tabletten in ei­nem andauernden leicht benebelten Zustand. Doch es war ihm bewusst, was er tat. Er vertraute ein­fach darauf, dass alles seine Ordnung hatte. So war halt der Modus Operandi in diesem Haus.

Er führte mit van Furr und Karolus viele Gespräche über sein Fachgebiet und half Katti im Haushalt so gut er konnte. Auch verbrachte er viel Zeit im Garten der Praxis und half Katti dort bei der Pflege und Aufzucht des Gemüses. Jojo ignorierte ihn geflissentlich. Holger sah die Dogge zu den Mahl­zeiten und hin und wieder, wenn der Hund alleine das Anwesen durchstreifte. Wie es schien war es ein sehr unabhängiges Tier, dass ihn zu ignorieren schien.

Holger bemerkte ein paar geringfügige Veränderungen an sich selber. Zum einen seine Haut. Ob es an der Arbeit im Garten lag oder an den Tabletten, dass wagte er nicht zu entscheiden. Aber seine Haut wurde dunkler, nicht braun, wie er es vom Sommer her kannte, eben dunkler, anders halt, ir­gendwie Grau. Zudem verschwanden viele Unreinheiten und alte Pickelnarben auf nimmer wieder­sehen. Nach wenigen Tagen war seine Haut samtweich und Grau verfärbt. Seine ungesunde Haut­farbe bereitete ihm Anfangs sorgen, doch die täglichen Untersuchungen bescheinigten ihm dass er sich guter Gesundheit erfreute. Seine Blutwerte war bestens trotz der fetten Ernährung. Katti mäste­te ihn. Sie hatte ihn nach seinen Lieblingsspeisen gefragt und bekochte ihn nun nach seinen Anga­ben. Und Kochen konnte sie, das hatte er festgestellt. Gut und viel. In der einen Woche verschlang er so viel, wie sonst in einem Monat, vielleicht sogar noch mehr. Er fraß mehr als Katti, Karolus und van Furr zusammen. Sein Bauch war deutlich vorgewölbt und mehr schon eine Wampe. Es war absurd, aber genau so hatte es van Furr vorhergesagt.

Dann kam endlich der große Tag. Holger schlief tief und fest und im nächsten Augenblick wurde er etwas unsanft aus dem Schlaf gerissen, als ihm jemand die Bettdecke fortzog. Von der plötzlichen Kühlen Luft geweckt, öffnete er seine Augen und wurde vom Licht geblendet. Eine Gestalt ragte vor ihm auf, das hatte er noch erkennen können.

„Einen guten Morgen Süßer! Aufgewacht und bereitgemacht für den großen Tag!" Schnurrte Katti.

Er setzte sich auf und kniff die Augen zusammen. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er Katti vor sich stehen. Sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt und stand breitbei­nig vor dem Bett. Sie trug eine strahlend weiße Schwesternuniform. Nach Holgers ermessen das fri­volste Stück Stoff, dass er in seinem Leben je gesehen hatte. Als ob es aus einem Fetisch-Katalog stammen würde, und es stand ihr ausgezeichnet. Auf dem Kopf hatte sie sich ein weißes Käppchen mit einem Roten Kreuz gesetzt. Ihr schimmerndes Haar trug sie offen und es reichte hinab bis an ihre Hüfte. Wäre er nicht behindert gewesen, so war er sich sicher, hätte er die Erektion seines Le­bens zur Schau gestellt. Dann erst realisierte er, dass er überhaupt keine Kleidung trug. Er saß vor ihr im Adamskostüm, doch von Scham keine Spur. 'Hölle!' dachte er, 'Dieser verdammte Drogen­cocktail!' Katti musste an seinem Gesicht seine Gedanken erraten haben, denn sie lachte auf.

„Du kleiner schamloser Bengel, nahh Göre! Du kleine Göre! Keine Zeit gehabt um einen Pyjama anzuziehen? Oder haben dir die Baby-Dolls nicht gefallen? Nun schau nicht so beschämt aus der Wäsche, Bursche. Zum einen bist du nicht der erste nackte Mann, den ich sehe, zum anderen wech­selst du heute sowieso die Seiten in der Geschlechterrolle!"

Holger sah ein, das sein nicht vorhandenes Schamgefühl fehl am Platz gewesen wäre. Schließlich wollte er behandelt, umgewandelt werden, deswegen war er schließlich hier. Aber musste es ausge­rechnet so früh sein?

„Heute? Jetzt gleich? Ohne Frühstück?"

„Jawohl, heute, wirklich gleich und auch ohne Happahappa!"

Dann überraschte ihn Katti, als Sie neben das Bett schritt, ihre Arme unter ihn schob und ihn an­scheinend mühelos hochhob. Woah, damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte die Frau vollkommen unterschätzt. Ihre Arme sahen so schlank aus. Doch nun spürte Holger das sich unter ihrer blassen, sommersprossigen Haut unglaublich starke Muskeln befinden mussten. Er legte aus altem Reflex heraus seine Arme um ihren Hals und hielt sich fest. Dann trug Sie ihn aus dem Zimmer und hinauf ins Erdgeschoss. Dort angekommen setzte sie ihn in seinen Rollstuhl, den sie anscheinend schon heraufgebracht hatte als er noch schlief. Als er sie danach fragte bejahte sie das.

„Richtig du hast so schön geschlafen und ich kann wirklich sehr leise sein."

Katti schob Holger in den Behandlungsraum. Sein Herz schlug wie wild vor Aufregung, als er all die Geräte sah, die um einem massiven Bett herum aufgestellt waren. Karolus hob ihn aus seinem Rollstuhl und setzte ihn auf das Bett. Dabei hatte der Mann sichtlich mehr Mühe, als Katti zuvor, die den Rollstuhl wieder herausbrachte. Der Raum war angenehm warm, dennoch bekam Holger eine Gänsehaut, als er nackt auf dem kühlen Bettlaken saß. Katti war schon wieder zurück und fühl­te seinen Puls. Karolus war zur anderen Seite des Bettes gegangen und schien zu warten.

„Leg dich nun bitte hin, wir müssen noch etwas erledigen, bevor es wirklich losgehen kann." sagte Katti.

Holger war sich seiner Nacktheit bewusst und er sah auch Kattis Blick, ihre hübschen grünen Augen funkelten lüstern. Es war sehr aufregend und erregend, auch wenn sein Glied keinerlei Anstalten machte diese Erregung umzusetzen. Unter anderen Umständen hätte er sich unwohl gefühlt, gerade­zu gehemmt, doch die Tabletten hatten dem ein Ende gemacht. Er hatte sich in all den Jahren noch nie einer Frau, ganz besonders einer fremden Frau, unbekleidet gezeigt, wenn man einmal von den Krankenschwestern und Ärztinnen absah, aber das war etwas ganz anderes gewesen. Die hatten ihn nur als Patienten gesehen, professionell, wie ein Werkstück. Eigentlich war Katti auch nur eine Krankenschwester, oder besser Arzthelferin, aber ihr Blick, ihr Gesichtsausdruck, war eindeutig an­ders, als ob sie etwas wusste. Nein sie wusste mit Sicherheit bereits viel mehr als er. Sie wartete auf die Gelegenheit um ihm „Gutes" zu tun. Seit dem verfluchten Unfall war sein Lümmel für ihn nichts weiter als ein Schlauch gewesen, aus dem er sich erleichtern konnte, immerhin brauchte er keinen Katheter, das wäre wirklich schlimm gewesen. Aber einen Steifen, nein, nicht einmal eine Morgenlatte. In dieser Hinsicht war er ein Kastrat. Oh seine Ärzte haben ihm versichert, das mit sei­nen Hoden alles in Ordnung sei, nur die Nerven in seinem Glied, bzw die Verbindungen zu seinem Rücken, die waren wie tot. Klasse nicht wahr?

Doch nun legte er sich hin so gut es ging und sofort fesselten ihn die beiden mit dicken Lederrie­men.

„Keine bange." sagte Karolus. „Das ist nur zur Sicherheit." und er schloss den dicken Lederriemen um Holgers Handgelenk. Sie schienen das schon häufiger gemacht zu haben, denn innerhalb weni­ger Minuten war er vollkommen fixiert und konnte keinen Arm rühren. Von seinen Beinen ganz zu schweigen.

„Muss das wirklich sein?" fragte er unsicher und ruckelte an den Fesseln.

„Ja, dass muss es!" Antwortete van Furr, der dann an Katti gewandt eine paar Anweisungen gab, die Holger nicht verstand. Der Rotschopf nickte und verließ den Raum. Wenig später kam sie mit einem großen Wäschekorb zurück, in dem Holger Plastiksäcke sah, die mit einer milchig grünen Flüssig­keit gefüllt waren. Karolus rollte ein Gestell herbei und Katti hängte 4 Beutel daran und verband diese mit Schläuchen. Infusionen, und gleich vier auf einmal. Wie viele Beutel passten in einen Wä­schekorb? Er schluckte, aber er hatte es selber so gewollt, also nur ruhig Blut Holger. Karolus be­sprühte seine Gliedmaßen mit einer kalten Flüssigkeit. Der scharfe Geruch deutete auf ein Desin­fektionsmittel hin. Katti versenkte dann in seinen Beinen und seinen Armen jeweils eine Infusions­nadel und nachdem van Furr ihr zugenickt hatte und ein „Los geht's!" brummte, ließ die Frau die Flüssigkeit rinnen. Sie strich Holger über die Stirn und sagte.

„Nun sind die Würfel gefallen, kein Weg zurück. Wünsche uns Erfolg!"

Dann küsste sie seine Stirn. Karolus hatte nun am Computer Platz genommen und startete ein Pro­gramm nach dem anderen und überwachte den Fortschritt. Van Furr selber überwachte den gesam­ten Vorgang.

Die Infusionen flossen und unzählige Naniten begannen den Körper des jungen Mannes zu fluten, an jeder Blutzelle hefteten sich unzählige Naniten an und ließen sich mitreißen und verteilten sich so unaufhaltsam in seinem Körper und begannen unverzüglich ihr vorbestimmtes Werk. Um den Einstichen herum färbte sich Holgers Haut rot und ihm wurde warm und wärmer, als die Naniten die Blutgefäße erweiterten. Holger biss seine Zähne zusammen. Van Furr hatte nicht gelogen, es brannte wie die Hölle und war ein grässliches Gefühl. Es erinnerte ihn an die Chili-Umschläge, die ihm der Lebensgefährte seines Onkels gelegentlich verschrieben hatte, aber das brennende Gefühl von diesen Umschlägen, das waren Peanuts gegen die Empfindungen, die er nun spürte. Schweiß­perlen traten hervor und innerhalb von Augenblicken war sein Leib von oben bis unten mit Schweiß bedeckt.

„Puls, Blutdruck und Körpertemperatur steigen bereits an", meldete Karolus, „ist aber alles im Rah­men und wie erwartet!"

„Gut, gut!" murmelte van Furr.

Katti hielt Holgers Hand und wischte gelegentlich ihm den Schweiß vom Gesicht. Sie verfolgte wie üblich gebannt den Fortschritt der Behandlung. Holger blickte die rothaarige Frau Dankbar an und lächelte gezwungen. Ein kurzes Flimmern irritierte ihn kurz, denn er meinte kurz gesehen zu haben wie das Sommersprossige, lächelnde Gesicht fort war und durch ein umwerfend schönes Katzenge­sicht ersetzt wurde. Er blinzelte kurz, dann war diese Vision wieder verschwunden und es war alles wieder wie zuvor. Holger schob diese Vision auf die Schmerzen und bald schon vergaß er diese, denn ein unglaublich heftiger Krampf durchzuckte seinen rechten Fuß. Er zischte überrascht und dann schoss auch schon der nächste Krampf durch seine Glieder. Aber er konnte es spüren. Es tat höllisch weh! Sein rechter Fuß tat höllisch weh, er konnte seinen Fuß spüren! Trotz der Schmerzen lachte er auf.

„Hah, ha, Auuuu. Mein Fuß! Oh Gott! Ich spüre meinen Fuß!" schrie er und lachte und heulte und Tränen rannen ihm die Wangen herab.

Katti blickte ihn erst entgeistert an. Also, als Masochist hatte sie ihn nicht eingeschätzt. Dann fiel es Ihr wie Schuppen von den Augen. Klar er war doch gelähmt gewesen und nun spürte er zum ersten mal seit Jahren wieder seine Beine. Ja, die Naniten waren schnell und bislang auf Reparatur einge­stellt.

Holger durchlebte ein Wechselbad der Gefühle. Es tat weh, es schmerzte, es war so schön, es pri­ckelte. Seine Beine waren eingeschlafen, aber er fühlte seine Beine, fühlte die Krämpfe, die hefti­gen Schmerzen und es war so gut, so schön, so richtig. Die Behandlung war es Wert. Die Schmer­zen waren es Wert. Egal wie die Behandlung ausging, sie war es Wert!

Muskeln, die seit Jahren nicht mehr gezuckt haben waren wieder mit Leben erfüllt und die Naniten sorgten für ein Wachstum dieser Muskeln, wie es monatelanges Training erfordern würde. Holger fühlte sich heiß und dann spürte er wie sich etwas regte. Sein Glied! Er spürte sein Glied und sein verhasstes Prachtstück ging auf Hab-Acht-Stellung.

Katti bemerkte es auch. Sie leckte sich ihre Lippen. Es war Holgers letzte Chance zu spüren, wie sich ein Blowjob anfühlte. Die durfte nicht verpasst werden, durfte nicht ungenutzt vergehen. Es wäre eine Schande, wenn er nicht mindestens einmal einen, und dazu seinen letzten, männlichen Orgasmus erleben würde. Zu gerne würde Sie ihm seine Jungfräulichkeit nehmen, doch dafür wür­de die zeit nicht reichen, aber einen Blowjob, ja, den würde er bekommen. Quasi als Abschiedsge­schenk von seiner Männlichkeit, die nur für ein paar Momente noch bestehen würde. Danach würde Katti freudig die neue Schwester in die Geheimnisse und Wunder der Weiblichkeit einführen, die noch intensiver und aufregender war, als das einfache Abspritzen der Ladung und dann weich und schrumpelig werden des Gliedes. Und machten sich da nicht auch schon die ersten Anzeichen be­merkbar, das sich seine Brüste entwickelten? Katti meinte jedenfalls eine leichte Schwellung seiner Nippel zu bemerken. Die würden später dankbar sein für eine Massage, aber dazu später, nun hatte sie ein anderes Ziel. Sie befeuchtete sich Ihre Lippen, dann schloss sich Ihr Maul um den erigierten Penis. Sie saugte, ihre Zunge umspielte den Schaft, sie leckte die empfindliche Spitze, bei jeder Be­rührung zuckte das Glied, das in den Jahren zuvor zwangsläufig ignoriert worden war. Holger stöhnte immer wieder und jeder Aufmerksame Zuhörer konnte hören, wie sich bei jedem stöhnen Holgers Stimme veränderte, wie sie höher wurde und sanfter. Und wenn man einen Blick auf seine Kehle warf, dann konnte man sehen, wie der Adamsapfel Stück für Stück verkleinerte und schließ­lich verschwand.

Mit jedem Zucken des Gliedes merkte Katti, dass die Naniten ihre Arbeit bereits aufgenommen hat­ten. Holgers bestes Stück, das von ihm so ungeliebte Anhängsel, wurde kleiner. Katti begriff in­stinktiv das sie nicht mehr viel Zeit hatte und sie erhöhte ihre Bemühungen Holger seinen letzten männlichen Orgasmus zu bescheren. Und wirklich wurde sie kurz darauf für ihre Anstrengungen belohnt, Holger kam und wie er kam. Holger Leib verkrampfte dabei und er buckelt sich auf. Sie schluckte und schluckte und während sie schluckte, merkte sie wie sich der Erguss in Textur und auch im Geschmack veränderte, dünner wurde, flüssiger und weniger intensiv. Der rote und ange­schwollene Sack war Zeichen genug, das die Naniten am Werk waren und seine Hoden nie wieder Samen produzieren würden. Die Zeit in der Holger ein Vater hätte werden können war nun endgül­tig vorbei. Als Katti vom Penis abließ, rannen nur noch ein paar tropfen klarer Flüssigkeit aus der schwindenden ffnung an der Spitze der Eichel. Aus den anfänglichen 9 ½ Zoll war nur noch 1 ½ übrig geworden und auch die würden bald nur noch Erinnerung sein. Ein lächerlich kleiner Rest, über einem noch vergleichsweise großen und gut gefüllten Sack voller nutzlosen Gewebes, das im Augenblick weder Fleisch noch Fisch war, aber auf dem besten Wege um bald seiner neuen Bestim­mung gerecht zu werden.

Katti massierte den Sack und spürte, wie die ehemaligen Hoden in Holgers Leib gezogen wurden, wie die schrumpelige Haut glatter und der Sack kleiner wurde. Bald würde Holger fort und Flora da sein. Und wirklich, nur wenig später war sein Schritt glatt wie ein Babypopo, keine Spur war noch zu sehen, nichts erinnerte daran, das mal dort Holgers Männlichkeit hing, nur ein kleiner roter Knubbel und direkt darunter ein kleines Loch und ... Katti stutzte, da fehlte doch etwas? Sie blickte zu van Furr.

„Doc? Ist hier ein Fehler geschehen?" Fragte sie besorgt und wies auf Holgers, oder war es schon Floras, Schritt.

Van Furr trat näher und besah sich den Stein des Anstoßes. Er zuckte mit den Schultern.

„Das? Katti, das ist so gewollt, wir müssen noch die wahre Flora schaffen! Verstehst du?"

Katti verstand nicht. Sie rieb vorsichtig die neue und anscheinend hochempfindliche Klitoris und je­desmal, wenn sich ihr Patient/Patientin, was auch immer, anschickte zu versteifen und lauter ächzte, hielt Katti kurz inne, bis es sich beruhigte. Ein grausames Spiel, aber es machte ihr Spaß.

„Die wahre Flora?" fragte Katti, ohne von ihrem Spiel abzulassen.

„Ja, die Verbindung der beiden Persönlichkeiten muss abgeschlossen sein. Das kann ein paar Stun­den dauern, bis dahin haben wir den zweiten Schwung Naniten fertig."

Er holte die Kappe hervor, die sie wenige Tage zuvor erfolgreich getestet hatten.

„Karolus, leg Holger die Kappe an, dann können wir mitverfolgen, wie sich unsere wahre Patientin entwickelt."

„Meinen Sie der Rechner packt das?"

„Klar! Wir beobachten nur. Eingreifen oder eine Schnittstelle zur Interaktion ist nicht notwendig. Dafür reicht der Rechner hier vollkommen au und wir müssen es ja nicht unbedingt in Super-HD sehen, oder?"

„Und Katti komm herüber. Holger bekommt eh nichts mit!"

Katti ließ daraufhin von Holger ab. Sie war sich sicher Holger ein paar Orgasmen verschafft zu ha­ben. Doch nun schien es zu reichen und die Möglichkeit wieder in den Geist eines Mitmenschen zu blicken war eine interessante Alternative.

Holger war währenddessen längst weggetreten und bekam von seiner weiteren Verwandlung nichts mit. Das letzte was er noch wahrgenommen hatte, war, dass seine Stimme sich veränderte und dass er einen unglaublichen Orgasmus erleben durfte, bei dem sich seine verhasste Männlichkeit in den Mund von Katti entladen hatte. Was für ein Gefühl, aber er wollte diese Art Gefühl nie wieder ha­ben, er wollte etwas anderes haben und er würde es bekommen.

Doch nun befand er sich wieder an einem Dunklen Ort. Er riss seine Augen so weit auf wie er nur konnte und seine Traumpupillen wa­ren so weit geöffnet, das seine Iris verschwunden war. Dunkel­heit nichts als Dunkelheit. Wo war er?

„Hey!" rief er und ein vielstimmiges Echo antwortete ihm. Es war eine Höhle, eine feuchte Höhle, denn er hörte das leise Plätschern von Wassertropfen und einige davon fielen ihm auf den Kopf. Und es war warm, sehr warm. Er befand sich in einer sehr warmen und feuchten Höhle. Er schwit­ze, kann man in Träumen schwitzen, anscheinend ja, denn wahre Rinnsale liefen ihm das Gesicht herab. Er wischte sich die Stirn ab und erschauerte, das fühlte sich nicht wie Wasser an, mehr wie Schleim, er schnupperte an seiner Hand, „E Der Geruch war irgendwie fischig, wie alter Fisch. Er überwand sich und stippte seine Zunge in den Schleim, warum er das tat, wusste er nicht, er tat es. Er bereute es fast augenblicklich. Er musste würgen. Traumwürgen, es wird immer besser. Schaudernd stellte er fest, dass seine Zunge ein Eigenleben entwickelt hatte und den widerlichen Schleim von seiner Hand geschleckt hatte und seine Hand, nein, seine beiden Hände, hatten weite­ren Schleim von seinem Körper gewischt und zu seinem Mund geführt. Es schmeckte widerlich und er wollte mehr! Ist das ein Albtraum?

„Holger?" hörte er eine Frau rufen. Die Stimme kam ihm bekannt vor, war das Flora? Es schien aus der Nähe zu kommen, aber bei der Dunkelheit, Nein, wieder musste er sich korrigieren. Es wurde Heller, da war ein Licht oder ein Leuchten, es war Helligkeit und er näherte sich dem Licht, wann hatte er angefangen zu gehen? Er hatte Glück gehabt, das er nicht gegen eine der Wände gelaufen war, obwohl weder der Boden noch die Wände hart zu sein schienen. Er meinte auf Moos zu laufen, nassem schleimigen Moos, aus dem, unter seinem Gewicht, ein milchig weißer und angenehm war­mer Schleim herausgepresst wurde. Aber wie konnte Moos in einer so dunklen Umgebung wach­sen? Oder war das etwas anderes? Auf jeden Fall wurde es Heller, oder seine Augen empfind­licher, jedenfalls konnte er mehr und mehr Einzelheiten dieser Traumwelt erkennen. Links und recht sah er die fleischig roten Wände der Höhle

„Holger!" rief die Frauenstimme.

Das war Flora, Holger war sich nun ganz sicher. Sie rief nach ihm, wer sollte es sonst sein?

„Flora?" antwortete er.

„Komm her! Es wird Zeit!"

'Zeit, Zeit wofür?' aber er folgte der Stimme. Mit jedem Schritt den er tat, näherte es sich Flora, und nur das zählte. Ihm war es gleich, wie seltsam widerlich diese Höhle war, es war doch nur ein Traum, oder nicht?

„Ein Traum?" Fragte er sich, „Wenn dass ein Traum ist, warum erwache ich nicht?"

„Das ist kein Traum!" hörte er Flora rufen. Sie schien näher zu sein. Es wurde wärmer und tro­ckener. Der Boden bestand nicht mehr aus dem dicken nassen Moos, sondern war plötzlich tro­ckener feiner Kies. Es knirschte bei jedem seiner Schritte, die Steinchen fühlten sich warm und tro­cken an. Es kitzelte und er verkniff sich ein kichern, es war ein schönes Gefühl. Je weiter er ging, umso schmaler und niedriger wurde die Höhle. Und er fragte sich ob es eine Sackgasse sei. Mit je­dem Schritt den er machte wurde aus der Höhle nach und nach ein verschlungener Gang. Ein Luft­zug strich über seinen Rücken. Es war keine Sackgasse, aber wie weit war es noch? Aus den felsi­gen Wänden ragten Kristalle hervor, die ein sanftes Licht und ein ganz leises Summen verbreiteten. Neugierig berührte Holger einen dieser Kristalle. Er tat es ganz vorsichtig und sacht. Jederzeit dazu bereit seine Hand zurückzuziehen. Als er die Oberfläche berührte, spürte er eine angenehme Wärme und das gleichmäßige Leuchten aus dem inneren des Steines wurde zu einem langsamen gleichmä­ßigen Pulsieren. Der Kristall pulsierte im gleichen Takt wie sein eigenes Herz. Als er seine Hand vom Kristall löste, hörte der Puls auf und die ungewöhnliche Lichtquelle leuchtete wieder wie zu­vor.

„Komm!" Floras Stimme erklang und forderte nach ihm, und er machte sich auf, um sie endlich zu finden.

„Ich höre dich! Ich komme!"

In dem Gang hörte sich seine Stimme fremd an, hohl und hallend, ganz anders als Floras. Ihre ver­ursachte kein Echo. Vor ihm wurde der Gang plötzlich niedriger, zu niedrig, als dass er noch auf­recht gehen konnte. Er musste wohl oder übel auf alle Viere, um weiter zu kommen und Flora lock­te ihn. Er warf einen Blick zurück, doch nur wenige Meter hinter ihm verblassten die Kristalle be­reits und noch weiter weg war nur noch pechschwarze Dunkelheit, doch vor ihm schien es immer heller zu werden. Also kroch er nun voran, doch schon bald war der Kriechgang noch enger gewor­den und er konnte nur noch robben. Der Boden bestand nun einem ganz feinem Material, wie Staub oder Puder, so dass er keine Angst haben musste sich ein empfindliches Körperteil aufzuschürfen. Holger robbte dem Licht entgegen und er sah endlich das Ende der Röhre. Er robbte schneller, bis er plötzlich nicht mehr weiterkam. Seine Schultern waren zu breit für die immer enger werdende Röhre. Er war stecken geblieben.

„Shit!" fluchte Holger „Hilfe! Ich brauche Hilfe!" rief er, als er versuchte sich zu befreien.

Es kam nicht mehr voran und zurück konnte er auch nicht, er steckte fest. So kurz vor dem Ende, so kurz vor dem Licht, dass immer heller und heller wurde und ihn blendete. Eine Wand aus Licht. Er Schloss seine Augen, doch das Licht blieb. Er schwitzte und spürte, wie der Schweiß ihm überall herablief.

„Benötigt jemand eine helfende Hand?"

Und wirklich aus dem Licht streckte sich ihm eine zierliche Hand entgegen, schnappte sich seine freie Hand, und zog mit aller Macht. Erst war es unangenehm, dann wurde es schmerzhaft und dann tat es richtig weh und er brüllte. Er hörte etwas leise knacken und ein Ruck ging durch seinen Kör­per. Er rutschte etwas vor. Eine zweite Hand erschien und ergriff auch seine freie Hand.

„Nochmal bei drei!"

„Eins ... Zwei ... Drei!"

Jetzt explodierten die Schmerzen in seinem Kopf und halb ohnmächtig bekam er mit, wie sein Oberkörper aus der engen Röhre gezogen wurde und er mit dem Kopf voran auf dem Boden auf­schlug. Ob es nun ein Traum oder eine Vision war rückte in den Hintergrund. Holger sah wie vor seinen Augen Sterne tanzten und explodierten. Er schnappte nach Luft, schüttelte sich und langsam kam er wieder zur Besinnung. Er spürte wie jemand, Flora, es konnte nur Flora sein, sich an ihn presste und umarmte. Das Licht wurde erträglicher und als er an sich herabsah, erblickte er zwei zarte Arme die ihn fest umarmt hielten. Floras Arme! Sie waren schlank, so zart, klein und weiches, blaues Fell kitzelte ihn. Fell? Blaues Fell? Ihre Hände spielten mit seinen Brüsten, durchwalkten das weiche Gewebe. Sie kniff sanft in seine Nippel. Brüste? Seine Brüste? Er hatte Brüste! Es waren hübsche kleine Brüste, keine Melonen, sondern schöne feste Grapefruits. Auf seiner breiten Brust sahen sie lächerlich klein aus, Aber das würde sich wohl noch ändern. Sein rechtes Ohr wurde ge­küsst. Kleine Zähnchen knabberten sacht an seinem Ohrläppchen.

„Du ..., wir ..., wir werden so schön sein!" hauchte Flora ihm ins Ohr.

„Flora?"

Er drehte seinen Kopf zur Seite und sah eine kleine, spitze Fuchsschnauze auf seiner Schulter ru­hen. Ein Fuchs, wieso ein Fuchs? Warum ist Floras Gestalt ein Fuchs?

„Flora, bist du das?"

„Wer sonst? Dummerchen, wer sollte denn sonst in unserem Kopf sein. Endlich ist es soweit, end­lich werden wir eins werden und unsere wahre Gestalt erhalten. Ich bin schon so aufgeregt!"

Holger ergriff Floras Hände. Sie verschwanden fast in seinen, sie waren mit samtig weichem Fell bedeckt und die Fingernägel waren kleine spitze Krallen. Gemeinsam massierten sie nun seine Titt­chen. Er stöhnte leise.

„Jetzt da das zwischen deinen Beinen fort ist, hast du neue erogene Zonen. Wir werden sie alle er­kunden!"

„Jaaahh, werden wir?"

„Wir werden eins! Es geht los. Spürst du es auch!"

Flora presste sich noch enger an ihn. Er spürte ihre Brüste auf seinem Rücken, spürte das weiche Fell, wie es in ihn drang, wie es ihn durchdrang. Er sah an sich herab. Floras/seine Hände spielten mit seinen Nippeln. Wo waren seine Hände? Er sah nur ein paar Hände, sie waren größer als Floras, aber kleiner als seine, es waren neue Hände. Seine und Floras Hände waren verschmolzen, er sah wie sich Ihre Arme an den Handgelenken vereinigten, eins wurden. Zwei Oberarme und ein Unter­arm. Seine Haut, blass und rosig, verband sich mit Floras blauem Fell und wurden eins und hell­blaues Fell spross aus seiner Haut und es kitzelte und zwickte wie tausend Nadeln und das Gefühl erfasste immer größere Bereiche seines und Floras Körper. Er begriff endlich was geschah. Sie wur­den eins, sie verschmolzen, wurden Heil.

„Flora, ..., das ist wunderbar, oder?"

„ Jaaaaaaaaaaaaaa!"

Er schloss seine Augen und ein Schauer lief über ihre beiden Körper und er spürte was sie spürte und sie empfand was er empfand und beide begannen eins zu werden. Sie blickten sich an. Ja das taten sie, denn mittlerweile war nur noch ein Körper da, aber zwei Köp­fe. Flora rechts, mit ihrem kleinen Fuchskopf und Holger links. Unsichtbare Mächte schoben nun die beiden Köpfe enger zu­sammen. Bald schon Wange an Lefze unfähig sich zu bewegen. Wie Ton in den Händen eines ge­schickten Künstlers vermischten sich die Schädel zu einem bizarren Misch­masch aus Haut und Fell, Knochen und Fleisch. Holger schwanden die Sinne als sich die Gehirne berührten und zu vermi­schen begannen. Er rief im Geiste nach Flora und Flora nach ihm und dann rief nur noch Es und Holger war Flora und Flora war Holger und beide waren eins und nicht mehr getrennt. Nie wieder einsam, sondern gemeinsam. Sie waren Es. Es war geboren!

Hallo Flora

„Wer bin ich! Was bin ich!" fragte sich das Wesen, das einst zwei Individuen war.

Es öffnete seine Augen und blickte an sich herab. Es war mit blauem Fell bedeckt, das in den ver­schiedensten Tönungen leuchtete. Zwei perfekt geformte Brüste sprangen hervor. Und Es hob die Hände zu den Brüsten und wog sie ab. Ja, die waren genau richtig, nicht zu klein und nicht zu groß. Und Es erkundete seinen Körper, denn Es wusste, dass es vorher, vor der Geburt, anders war. Es er­hob sich und stolperte. Es drehte sich um und sah auf einen zweiten Rücken? Es konzentrierte sich linke Hand, linkes Bein, Ups, da ist noch was zwei linke Beine und zwei rechte Beine? Es setzte sich.

Es erkundete im Geiste seinen Körper. Ein Taur? Ja ein Taur, war es.

„Es? Ich bin kein Es, aber was bin ich nun? Bin ich eine Er oder eine Sie?"

Ein Griff zwischen die Vorderbeine brachte kein Ergebnis. Es kicherte.

„Ich Dummerchen! Falsche Stelle!"

Es stellte fest das es sich außergewöhnlich gut verbiegen konnte. Es drehte sich und beugte sich über seinen Rücken. Das was es Anfangs für einen einzelnen buschigen Schwanz gehalten hatte ent­puppte sich als fünf facher Fuchsschwanz es tastete an der Schwanzwurzel der wedelnden Schweife entlang und fand als erstes seinen Anus und darunter fühlte es einen Schlitz und dann durchzuckte es ein Lustschauer. Eine Klitoris, Sie hatte Ihre Klitoris gefunden. Sie war ein Mädchen, junge Frau/Füchsin, Kitsune? Kitsune, ja, das Wort kam hervor, war es das was sie war? Sie schloss Ihre Augen und aus ihrer Schnauze sabberte es. Sie strich über ihre Entdeckung. Ihre Weiblichkeit war eindeutig, aber nicht menschlich. Sie hockte sich nieder, erhob ihr rechtes Vorderbein und spreizte es zur Seite und auf diese Weise konnte sie ihre Genitalien besser erreichen. Feuchtigkeit sickerte aus ihrer Vagina und benetzte ihre Hand. Sie beugte sich weiter vor und gelangte mit ihrer Schnauze an ihre Lustspalte und sog gierig den Duft ein, den ihr Geschlecht verbreitete. Dann stippte sie ihre Zunge in ihre ffnung und kostete sich erstmals selber. Sie erschauerte und ihr Fell sträubte sich. Dann leckte sie mit ihrer rauen Zunge über die Schamlippen und dem Knöpfchen und ein Schauer nach dem anderen zuckte durch ihren Leib, der halb Mensch, halb Fuchs und ein wenig mehr war. Als sie kam wurde ihr Maul geflutet und ihre Hüfte zuckte. Sie konnte nicht aufhören und befrie­digte sich immer wieder und wieder, bis Sie schließlich ermüdete. Zufrieden rollte sie sich zu ei­nem Fellbündel zusammen, lagerte ihren Kopf auf ihren Schwänzen, die ein wunderbar duftendes Kissen bildeten und schlief ein. Ihr Fuchsgesicht war entspannt und sie lächelte und die Vision wan­delte sich zu einem tiefen Schlaf, erfüllt von Träumen, in denen Sie und Holger und Flora gemeinsam zu­sammen waren. Sie war die dritte, die Quintessenz dessen, was Holger und Flora sich erträumt hat­ten. Die wahre Persönlichkeit. Doch bislang war es immer noch ein Traum, eine Vision.

Was war aber in der Realität?

Van Furr betrachtete den Bildschirm, Karolus und Katti standen hinter ihm und beobachteten ge­spannt, wie sich die beiden Persönlichkeiten zu einer neuen verbunden hatten. Katti wischte sich ge­rührt eine Träne aus den Augen und schniefte.

„Woah, das war intensiv!"

„Fang jetzt bitte nicht an zu heulen!"

„Und wenn doch! Was dann?"

„Dann würde ich glatt auch anfangen zu weinen."

„Weichei!"

„Hört auf ihr beiden!" fuhr van Furr dazwischen. „Wir haben noch soviel zu tun! Katti, Hol nun das zweite Batch Naniten und die Eiweißnährlösungen."

„Wird gemacht Doc!"

„Karolus, hast du das Programm schon fertig?"

„Es ist bereit. Die Tests sind abgeschlossen und die letzten Simulationen sind zu 96 % erfolgreich verlaufen."

„Sehr gut! Damit können wir leben."

Die kommende Transformation war mit der aufwendigste und komplizierteste Auftrag in der Ge­schichte seiner Praxis, aber der Auftrag war angenommen und würde nun auch zu Ende gebracht werden. Van Furr stand auf und ging zum Bett, in dem Holger lag. Nein Holger, das war so nicht mehr richtig. Holger war nicht mehr da. Im Bett lag nun jemand anders und einen Namen hatte Sie sich noch nicht gegeben oder bekommen. Karolus half ihm die Fesseln zu lösen, wenn der nächste Schritt eingeleitet würde, wären diese zu hinderlich, gar zu gefährlich. Sie lagerten den Körper auf die Seite und mit Handtüchern wischten sie den Schweiß fort. Dann lagerten die beiden ihren Gast um auch seine andere Seite zu säubern. Zudem entfernten sie das Laken. Darunter kam eine dicke Matte zum Vorschein, die widerstandsfähiger war als jedes Laken. Immerhin würde die endgültige Gestalt über Krallen verfügen. Und schließlich streifte van Furr die Sensorkappe vom Kopf, dieses gerät würde vorerst nicht mehr benötigt werden. Katti kehrte derweil mit einer Wanne voller Infu­sionen zurück. Sie hing drei Beutel sofort auf und verband sie mit den Schläuchen. Van Furr gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, die Flüssigkeiten laufen zu lassen. Karolus nahm am Rechner Platz und wartete auf seinen Einsatz. Als der erste Beutel geleert war gab van Furr ihm sein OK und Ka­rolus startete das Programm, an dem er fast eine Woche gearbeitet hatte. Nun würde es sich zeigen, ob er auch dieses mal gute Arbeit geleistet hatte.

Als die Naniten des zweiten Batches das Signal erhielten mit ihrem Werk fortzufahren stöhnte ihr Gast leise auf. Van Furr erstarrte und warf einen schnellen Blick zu Karolus.

„Alles in Ordnung, sein, ähh, ihr Bewusstsein ist im Tiefschlaf. Ist wahrscheinlich nur ein Reflex gewesen." meldete sich Karolus.

„Gut, fehlte noch, wenn da was schiefläuft." Van Furr wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß vom Gesicht. Wie lange waren sie schon am Werke. Er hatte eine trockene Kehle.

„Katti bringst du uns etwas zu Trinken?"

„Kaffee, Tee oder was kaltes?"

„Was kaltes!" antworteten die beiden Männer im Chor. „Bitte!"

„Ich beschaffe uns was, bin gleich wieder da!"

„Du bist ein Schatz."

„Ich wei..eiß!" und sie verschwand. Sie hatte sicher schon was vorbereitet und tatsächlich kehrte sie bereits nach wenigen Minuten zurück. Auf einem Tablett mit drei Gläsern stand eine Große Karaffe, in der eine rote Flüssigkeit schwappte. Sie schenkte sich und den beiden Männern jeweils ein Glas ein und reichte sie weiter.

„Was ist das?" Karolus schnupperte am Glas. Es war kein gekühlter Tee. Auch keine Erdbeerlimo­nade.

„Tomatensaft mit einem Schuss Nährlösung aus dem Labor. Warum sollte für uns das nicht auch et­was sein. Probiert es!"

Sie hob Ihr Glas und trank einen Schluck. Also nippten die beiden Männer vorsichtig an dem Ge­tränk. Katti hatte manchmal außergewöhnliche Geschmacksexperimente gemacht. Und ein paar wa­ren Fehlschläge gewesen.

„Gut! Oder nicht?" fragte sie.

Anstelle einer Antwort tranken die beiden die Gläser in einem Zug aus. Und forderten Katti auf nachzuschenken. Das war Antwort genug.

Derweil hatten die Naniten eifrig gearbeitet. Der Mann, oder besser ehemalige Mann nahm immer animalischere und zugleich weibliche Züge an. Kiefer und Nase waren mittlerweile verschmolzen und ragten gemeinsam ein gutes Stück hervor. Die Nasenspitze war tiefschwarz geworden und glänzte feucht. Der Kopf schrumpfte etwas und die Augenpartie wurde größer. Die Lider waren ge­schlossen, aber deutlich konnte man erkennen, dass sich lange Wimpern bildeten und ihre Augen­brauen bildeten zwei ebenmäßige blaue Bögen, die ihm einen erstaunt wirkenden Gesichtsausdruck gaben.

Zudem verfärbte sich die kränklich wirkende blasse graue Haut be­reits an einigen Stellen zu einem dunklen Graubraun, diese Flecke vergrößerten sich nach und nach und dieser Farbton würde es ihre natürliche Hautfarbe sein. Katti trat wieder an das Bett heran um es sich ge­nauer anzusehen. Sie konnte auch schon in den Mittelpunkten der sich ausbreitenden Flecken, die ersten blauen Haare er­kennen, die zu einem schönen weichen Fell werden sollten. Katti strich ihr über den Kopf und hielt ein Büschel blonder Haare in ihrer Hand. Doch anstatt einer kahlen Stelle sah sie bereits schwarze Stoppeln sprießen. Eifrig entfernte sie die Haare und entsorgte die Strähnen in den Mülleimer. Die schwarzen Haare wuchsen rasant und waren bald schon doppelt so lang wie die alte Frisur.

Holgers Brustkorb hob und senkte sich und seine Brustwarzen, die ziemlich angeschwollen waren, nahmen eine Blaugraue Färbung an. Ebenso wie der Warzenhof, der sich zudem um zwei Zentime­ter im Durchmesser vergrößerte. Das Darunterliegende Gewebe schwoll an, als die Naniten an­fingen Fett einzulagern und die rudimentär vorhandene Brustdrüsen zu voll funktionsfähigen Orga­nen um- und aufbauten. Holgers Brüste schwollen also an und waren bald groß wie Orangenhälften.

„Hoffentlich habt ihr es nicht übertrieben!"

„Was übertrieben?"

„Die Brüste! Ich hoffe ihr hattet da keine Melonen im Kopf gehabt!"

„Melonen? Dafür ist er zu schmal gebaut! Ich glaube C-Cups hatten wir geplant?"

„Mhmm, jep!"

„C, ..., ich glaube die hatte er sogar im Gepäck. Das werde ich später prüfen. Sie wird sie brau­chen."

Damit war Katti zufrieden. Sie selber verfügte ja über drei Brustpaare, wobei das oberste Paar be­sonders groß war. Nur gut, dass damals die beiden an eine ordentliche Nackenmuskulatur gedacht hatten, so dass sie selber mit dem Gewicht ihrer Brüste kein Problem hatte.

„Katti", unterbrach van Furr ihre Gedanken „achtest du bitte auf das Gebiss! Nicht, dass Holger ein Zahn in die Kehle rutscht."

„Das werde ich!"

Die Zähne waren immer heikel. Der Zahnschmelz war einfach zu hart, um problemlos transformiert werden zu können. Es war einfacher, während einer Wandlung, die alten Zähne zu entfernen und stattdessen neue wachsen zu lassen. Und so war es auch dieses mal. Geübt sammelte Katti also Hol­gers alte Beißer auf, oder was davon noch übrig war. Sobald sie wie Milchzähne wackelten rupfte Katti sie aus dem Kiefer. Die Naniten hatten die meisten bis auf den Zahnschmelz aufgelöst, und Katti hatte nur die kläglichen Reste zu entsorgen. Das Zahnfleisch schloss sich dabei bereits wieder über den Wunden und die Kiefer und neuen Zähne konnten nun frei wachsen. Bald durchstießen die ersten Spitzen das leicht bläulich schimmernde Zahnfleisch.

„Sieh nur Katti!" bemerkte van Furr, „Holger wird nun wirklich eine Sie!"

„Waaas!" rief Katti enttäuscht auf und ihr Blick ging zum Schritt. 'Och nö, habe es verpasst!' dachte sie enttäuscht. Und van Furr hatte recht gehabt. Dort wo vor kurzem nur der winzige Überrest von Holgers Glied gewesen war hatte sich fast unbemerkt ein Schlitz gebildet der die Y-Form für weibli­che Hundeartige angenommen hatte. Die Spalte schien bereits feucht zu sein und bereit für den Ver­kehr. Katti leckte sich die Lippen und ihr Blick wanderte den Leib der neuen Frau hinauf, der end­los zu sein schien. Sie stutzte, es kam ihr nicht nur so vor, der Rumpf wurde wirklich länger! Nur um sich zu vergewissern strich sie über das Rückgrat und konnte spüren, wie sich einzelne Wirbel in der Lendenregion zu teilen schienen und zu neuen Wirbeln wurden. Knapp unterhalb von Hol­gers, nein Flora, Katti beschloss das künftige Fuchsmädel Flora zu nennen. Fürs erste. Also knapp unterhalb von Floras Brustkasten konnte Katti zudem eine weitere Ver­härtung spüren. Dort bildeten sich weitere Knochen. Katti rief sich das Bild der vereinten Persön­lichkeit in ihr Gedächtnis. Die Wandlung kam wirklich bereits nahe daran.

„Doktor entstehen hier neue Hüften?"

Van Furr sah auf.

„Nein, nicht ganz, das wird eine Kombination mit Schulterblättern. Für ihre Vorderbeine und für ih­ren menschenähnlichen Oberkörper. Übrigens kann das gleich ganz bizarr werden, wenn sich die Wirbelsäule teilt."

„Wieso?"

„Nun sie wird ein Taur. 4 Beine und 2 Arme. Sie benötigt zwei Wirbelsäulen, eine menschliche und eine wie bei einem Fuchs. Deswegen wächst ihr auch diese Kombination aus Schulterblatt und Hüf­te, das ist sozusagen die Koppelstelle für die Wirbelsäulen, die Senkrechte und die Waagerechte. Doch wir haben hier bislang nur eine menschliche. Die Naniten verlängern gerade diese, das hast du ja selber gefühlt und es bildet sich eben die Schulterhüfte. Doch dann muss da noch etwas gesche­hen."

Van Furr fischte einen Bleistift aus seinem Kittel.

„Wenn die Wirbelsäule lang genug ist, wird quasi das hier geschehen."

Er nahm den Bleistift in beide Hände und bog den Bleistift bis er in der Mitte entzweibrach und nur von weni­gen Fasern zusammengehalten wurde. Die beiden Hälften bildeten nun einen mehr oder weniger rechten Winkel.

„Die Senkrechte ist ihr menschlicher Rumpf, die waagerechte ihr Fuchsleib."

Katti war bei dem Geräusch zusammengezuckt.

„Das, das stelle ich mir schrecklich vor."

Sie hatte bemerkt, das wieder einer der Infusionsbeutel geleert war und ersetzte den schlaffen Sack durch einen vollen. Es würden noch einige verbrauchte werden, bevor die Umwandlung gänzlich abgeschlossen war. Dabei hörte sie weiter van Furr zu.

„Ist sicher kein schöner Gedanke und wäre unter normalen Umständen eine schwere Verletzung. Nichts anderes ist Holger bei sei­nem Unfall damals zugestoßen. Im Prinzip jedenfalls. Nun wieder­holt es sich, nur dieses Mal auf eine kontrollierte Art und Weise und ohne die Nervenschäden und der daraus folgenden Querschnittslähmung. Interessant ist auch was mit den Beinen geschehen wird."

„Was denn?" Katti warf den leeren Beutel in einen Eimer neben dem Bett und kontrollierte, ob der Tropf richtig eingestellt war.

„Sie werden kürzer werden. Sie wird kleiner sein."

„Genau so wird es sein!" meldete sich Karolus. „Würde das nicht geschehen, wäre ihr Körper ohne jede Proportion, es würde bizarr aussehen!"

Katti stellte sich den Anblick kurz vor und musste Karolus voll und ganz zustimmen.

Ein Gedanke, der van Furr kam, ließ ihn das Thema wechseln.

„Ihr habt euch sicher noch keinen Gedanken wegen einem Namen für sie gemacht?"

Die Frage kam plötzlich und unerwartet. Die beiden Männer sahen sich an und schüttelten gemein­sam ihre Köpfe.

„Ist ja mal wieder typisch, oder?"

„Und was ist da dein Vorschlag? Du solltest nun etwas sagen, bevor du uns weitere Vorwürfe machst!"

Katti grinste.

„Ich glaube wir sollten bei Flora bleiben, das wird fürs erste gehen. Oder findet ihr den Namen un­passend?"

Van Furr und Karolus überlegten kurz.

„Hm, sie sieht wie eine Flora aus, also ich habe nichts dagegen!"

„Dem stimme ich zu. Ich hatte bei dem Gespräch nicht das Gefühl, dass ihr das nicht gefallen wür­de. Auch wenn sie im Grunde nun eine ganz neue Persönlichkeit ist."

„Dann ist es also entschieden. Willkommen kleine Flora!"

Katti wandte sich wieder Flora zu und massierte sie weiter. Unter ihren Händen spürte Katti, wie sich der Körper wie Teig oder Lehm verformte und alles mögliche neu anordnete. Die neuen Schul­terblätter waren mittlerweile voll ausgebil­det und zwei Beulen stachen bereits links und rechts aus der dunklen Haut hervor, die mit einem dünnen blauen Flaum bedeckt war. Und anstelle des wei­chen Fleisches spürte Katti, wie unter ihren Händen wirklich ein zweiter Brustkasten entstand. Nach und nach wuchsen Rippen und ein Brust­bein, um den tierischen Rumpf seine Form zu geben. Sie fragte sich welches Organ da seinen Platz finden sollte. Lungen hatte sie ja bereits.

„Wann wird der, ..., nun, der Knack geschehen?" fragte Katti neugierig.

„Das wird noch etwas dauern! Die inneren Organe müssen erst noch an ihrem richtigen Platz ange­langt sein. ... Karolus wie sieht es damit überhaupt aus?"

„ Die inneren Geschlechtsorgane, also Gebärmutter, Eileiter und Ovarien bilden sich gerade. Der Verdauungstrakt rutscht weiter herunter, die Lunge arbeitet stabil und das zweite Herz macht gute Fortschritte. Der dritte und vierte Blutkreislauf könnte bald in Gang kommen. Erste Kontraktionen sind er­sichtlich. Zwar noch nicht ganz Synchron, aber wenn es ausgereift ist, werde ich das im Griff ha­ben."

„Zweites Herz?" fragte Katti, „Ihr wächst ein zweites Herz?"

„Klar. Der Blutkreislauf wäre mit nur einem Herz viel zu schwach ausgelegt. Unsere Flora hier wird die Kraft der zwei Herzen haben." Karolus lachte, seine Anmerkung klang wie ein alter Werbeslo­gan, den er irgendwann aufgegriffen haben musste. „Wahrhaftig, zwei Herzen!"

„Wow, hätte nicht gedacht, das es so kompliziert ist."

„Wäre sie nur ein Tiermensch so wie du, oder ein Feral wie Jorge wäre vieles einfacher. Aber ein Taur. Nun das ist eine Herausforderung."

Katti verstand nun warum Karolus in der vergangenen Woche so viele Überstunden gemacht hatte. Er tat ihr leid und sie nahm sich vor ihm in den nächsten Tagen viel Liebe zu geben. Auch wenn dass für ihn vielleicht nicht weniger anstrengend sein dürfte, als die ganzen Sonderschichten.

Doch dann wandte sie Ihre Aufmerksamkeit wieder Flora zu. Aus den beiden Beulen waren mittler­weile zwei Stummel geworden, die entfernt an Beine erinnerten. Katti hatte mal eine Doku über den T-Rex gesehen und zur Zeit sahen Floras künftige Vorderbeine mehr wie dessen Stummelärmchen aus, aber sie wuchsen. Ganz im Gegensatz zu den noch menschlich aussehenden Hinterbeinen, die zum einen kürzer wurden, als auch in der Form immer mehr an Hinterläufe einesHundes oder bes­ser eines Fuchses erinnerten.Die Füße verlängerten sich und wurden zugleich schmaler. Direkt hin­ter den Zehen, wobei die große Zehen zur Seite wanderten und bald nur noch kleine Sporne wa­ren,bildete sich je ein dickerBallen. Die Zehennägel färbten sich schwarz und wurden zu kleinen scharf aussehenden Krallen. Gut, dass das Bettlaken fort war. Floras Beineund Armezuckten wild und die scharfen Krallen an den Zehen ihrer Pfoten und den Fingern ihrer Händekratzten über die feste Matte. Das Laken wäre längst in Fetzen gegangen.

Katti bezweifelte, das Flora mit diesen Hinterbeinen auch nur einen Schritt aufrecht gehen, oder sich auchnur aufrichtenkönnte. Die Struktur Ihres Skelettes war indiesem Augenblick ein Misch­masch aus tierischen und menschlichen Anteilen. Die Wirbelsäule war unglaublich lang geworden und nicht wirklich brauchbar. Es musste erst noch die angesprochene Teilung geschehen. Gut das Floraschlief und nichts davon mitbekam.

Der dünne Flaum ihresblauenHaares wurdeimmer dichter und länger und fing langsam wirklich wie ein Fell auszusehen. Der gesamte Rücken war mitblauem Fell bedeckt. Sowohl der tierische als auch der menschliche Teil. Die Bauchseite war tief dunkelblau und versteckte die kleinen Zitzen, die mittlerweile gewachsen und wie kleine Mückenstiche angeschwollen waren. Die Vorderseite ih­res oberen Rumpfes war dagegen mit hellblauem Fell bedeckt wobei ein kleinerdunkelblauerFleckkeck ins Auge sprang, der dort saß wo man den Bauchnabel erwarten konnte. Ebenso hellblau wa­ren die Haare, die auf ihrenBrüstenund ihremGesicht wuchsen, das von einem immer länger wachsendem Schopf glatten schwar­zen Haares umrahmt wurde. Katti wischte ein paar Strähnen aus Floras Gesicht, doch sprangen die­se frech wieder zurück. Katti hatte zudem etwas ertastet, als sie durch Floras Haar strich, die Ohrmuschelnwaren fort! Nur noch zwei kleine Hautlappen ragten an den Seiten hervor und vor ihren Augen ver­schwanden auch diese. Die entstandene freie Fläche war zudem innerhalb von wenigen Sekunden mit kleinen schwarzen Stoppeln bedeckt. Das interessierte Katti nun doch sehr und sie kraulte durch das länger werdende Haar und fand auf der Oberseite des Schädels wirklich die Ansätze für die neu­en Fuchsohren, die bald schon durch die Haare stießen und, obwohl erst wenige Zentimeter groß waren,bereits eifrig lauschten. Dies schien unbewusst zu geschehen, denn Floras Bewusstsein musste sich noch immer weit fort im Traumland befinden.

Es muss nicht extragesagt werden, dassdie Geräuschkulisse im Behandlungsraum nichts für schwache Nerven war. Aus Flora drang andauerndes Knirschen, Knacken und Quietschen. Zudem stieß sie gelegentlich ein Stöhnen hervor und diesen und jenen leisen Schrei. Wobei man nicht sa­gen konnte, ob es wegen der Schmerzen der Umwandlung war, die sie unbewusst spürte, oder we­gen der Träume, die sie möglicherweisehatte.Die drei, die die Umwandlung überwachten und steu­erten waren daran gewöhnt.

Ganz anders erging es Jorge, der kurz vorbeikam,mehr aus Neugier, als aus Pflichtgefühl. Viel­leicht konnte er einen Blick in den Behandlungsraum werfen? Nur ganz kurz, nur um mal zu sehen, wie Holger aussah. Konnte doch nicht so schlimm sein, oder? Er hob gerade seine Pfote um an der Türzu kratzen; denn im Gegensatz zur Küche gab es hier nur Drehknöpfe und keine Klinken: da hörte er mit seinen fei­nen Ohren wohl das fieseste knacken und brechen.Nein, das war nichts für ihn und machte sich schleunigst aus dem Staub. Erst am späten Abend kehrte er wieder in die Praxis zurück.

Katti bekam große Augen, als sie sich von dem Schreck erholt hatte. Das Knacken war so plötzlich und laut gewesen und hatte sie kalt erwischt. Sie blitzte Karolus böse an, als der mühsam versuchte sein schadenfrohes Kichern zu unterdrücken. Kattis Fell sträubte sich immer noch. Sie hatte sich nur kurz von ihrer Patientin abgewandt und dann war da dieses grässliche Geräusch.

Wie der Bleistift zuvor, hatte sich Floras Wirbelsäule plötzlichrücklings gebogen und schließlich waren die ungelenken menschlichen Rückenwirbel förmlich zerbröselt. Zu Floras Glück, hatte eine Unzahl Naniten einen schützenden Mantel um das Nervenbündel ihrer Wirbelsäule gelegt und es warenweitereNaniten bereitsvollaufdamitbeschäftigt,denneuen Wirbelapparat zu fabrizieren. Die unte­ren Schulterblätter nah­men eine etwas andere Position ein, verwuchsen und wurden massi­ver sie sahen mehr wie Hüften aus, würden den Beinen aber doch weit mehr Bewegungsmöglich­keiten bieten.Die Naniten bildeten viele Ansätze, damitweit stärkere Muskelpakete von den Kno­chen ge­halten wer­denkonnten.Die Vorderbeine verdickten sich und die Pfoten machten einen letz­ten Wachstumsschub. Schließlich mussten sie wegen desmassiverenTaur-Oberkörperszukünftig eine weit größerer Masse tra­gen können,als nur einen Kopf.

Beim nächsten Knacken zuckte Katti wieder zusammen, wenn auch nicht ganz so stark wie beim ersten mal. Sie funkelte Karolus ernstan, noch bevor er irgendwie eine Reaktion zeigen konnte, aber seine Augen blitzten schaden-freudig. 'Na warte!' dachte sie.

Die Hüfte hatte bislangnoch immer die typisch menschliche Ausrichtung gehabt. Katti bezweifelte, das Flora mit den Hinterbeinen auch nur einen Schritt aufrecht gehen, oder sich gar nur aufrichtenkönnte. Die Struktur Ihres Skelettes war zu diesem Augenblick ein Mischmasch und nicht wirklich brauchbar. Gut das sie schlief und nichts davon mitbekam. Doch nachdem FlorasBeckenknochensich nun auch gedreht hatten und umgeformt waren,dürfte das Problem gelöst sein. Flora würde nun quadru­ped sein, vierbeinig. Der aufrechte Gang war für siepassee, sie würde wie ein dressierter Hund aussehen, wenn sie versuchen würde auf zwei Beinen zu gehen. Nein diese Art der Fortbewe­gung war für Floravor­bei, Geschichte. Sie würde es nicht vermissen. Willkommen im Animal Kingdom. Sie war nun wirklich fast komplett fertig.

Karolus stand auf und gesellte sich zu Katti, gemeinsam lagerten sie die Taurin um, so das sie weitaus natürlicher und bequemer im Bett liegen konnte. Da dieHinterbeine end­lich die Möglich­keit bekommenhattenihre endgültige Position einzunehmen, sah sie nun auch nicht mehr so lang­gestreckt aus, sondern hatte einen schönen ebenmäßigen Körperbau.

Katti fand das Wesen vor ihr dennoch etwas seltsam, irgendwie nackt,als ob noch etwas fehlen würde, aber sie brauchte ein wenig Zeit, bis es ihr wie Schuppen von den Augen fiel.

Der Schwanz fehlte noch!

So ein hübsches Fuchsmädchen braucht doch auch eine hübsche Rute. Dieser unvollständige Zu­stand konnte so nicht bleiben und wirklich machte sich an ihrem Steiß nicht nur eine Beule bemerk­bar,wie man es erwarten konnte.Nein,die Naniten schienen mehr im Sinn zu haben. Ob es mit dem Oberkörper zu tun hatte, der ein größeresGegengewicht benötigte?Katti zähl­te zwei, drei, vier, nein, fünf, es waren fünf kleine Beulen, die sich zuerst zu Stummeln formten und dannimmer länger wur­den. Fünf Schwänze! Die Naniten bauten fünf Schwänzeauf.

„Wie bei einem Kitsune!" staunte Katti. „Haben Sie das so geplant? Doc?" fragte Sie van Furrohne ihren Blick von Flora abzuwenden.

„Was meinst du?" erwidertevan Furr, der dieses kleineExtra noch nicht bemerkt zu haben schien.

„Die fünf Schwänze! Haben Sie das so geplant?" wiederholte sich Katti und deute auf Floras Hin­terteil.

Van Furr runzelte seine Stirn. Hatte sein Assistent etwas am Plan geän­dert?

„Wieso fünf? Karolus hast du etwaam Programm gepfuscht?"

„Ich, nein!" entrüstete sich Karolus, „Einen! Ich hatte nur einen einzigen Schwanz eingeplant,wie besprochen. Ehr­lich!" verteidigteer sich. Erwarvon Kattis Hinweis ebenso überrascht gewesen,wie sein Chef.

„Mann jedes mal dasselbe, immer geht irgendetwas schief!" brummelte van Furr, als er an das Bett trat und das Malheur betrachtete.

„Nun seien Sie nicht so. Das wird toll aussehen!"

Die noch haarlosen Schwänze hatten mittlerweile eine ansehnliche Länge erreicht und als die Nani­ten die Muskeln aufbauten, schienen diese ein wildes Eigenleben zu entwickeln. Es war ein wildes Durcheinander von wedelnden Fuchsschwänzen. Sie klopften wild auf die Matte. Katti kicherte. Sie fasste ihren eigenen Schwanz und leckte über die silbern glitzernde Spitze und dachte belustigt dar­an, wie viel Mühe es ihr selber gemacht hatte, ihre eigene zusätzliche Extre­mität unter Kontrolle zu bekommen. Selbst nach so langer Zeit schien er sich zu verselbstständigen, besonders wenn sie auf­geregt war. Aber fünf Stück, das wird lustig werden Flora darin zu unterweisen ihre Schwänze zu kontrollieren.

„Und ich wette mit ihnen, dass ihr es auch gefallen wird! Ganz bestimmt!"

„Wir werden sehen."

Katti blickte zufällig auf die Uhr die an der Wand hing. Erstaunlich wie die Zeit vergangen war. Es war schon nach Mittag und sie hatte noch nichts vorbereitet.

„Doc, es ist schon zwölf durch! Ich werde uns was zubereiten."

„Huh, ist es wirklich schon so spät?" Er blickte erstaunt auf seine eigene Armbanduhr. „Nun wir sind hier mit dem Gröbsten durch. Karolus und ich können die ausstehenden Beutel austauschen. Es spricht also nichts dagegen."

„Gute Idee Schatz, ich sterbe fast schon vor Hunger!" fügte Karolus hinzu.

„Gut. Ich werde euch dann rufen!"

Katti ging noch einmal zu Flora. Die frischgebackene Kitsune-Taur lag halb auf ihrem Rücken und halb auf der Seite ihres Fuchsleibes. Noch immer zuckten ihre Muskeln und ihr Atem war schnell und flach, ihre Zunge hing aus ihrem schmalem Maul. Das Trainingsprogramm, das die Naniten durchführten, war schnell und effektiv, nur nicht sehr angenehm, wenn man wach war. Wenn das Programm beendet war, würden die Muskeln, die innerhalb von wenigen Stunden gebildet worden waren, eine grundlegende Kraft und Ausdauer entwickelt haben. Katti strich ihr liebevoll durchs Haar, das nun bereits schulterlang war und kitzelte ihr rechtes Ohr, das wie das Linke gute zehn, vielleicht sogar zwölf Zentimeter aufragte.

„Nicht ... Mommy, ... noch ... schlafen!" nuschelte Flora leise und schlaftrunken mit einer Stim­me, die entfernt noch an Holgers erinnerte, nun aber deutlich höher und einem erotischen Timbre versehen.

„Könnte Sie aufwachen?"

Das wäre schlecht, sehr schlecht.

„Nein eigentlich nicht, aber ein leichtes Sedativum sollte das Sicherstellen. Karolus würdest du bitte etwas vorbereiten"

Katti nickte zufrieden und verließ das Behandlungszimmer. Karolus zog bereits eine Spritze auf und reichte sie an van Furr weiter, der das Beruhigungsmittel in den Tropf injizierte. Das würde ausrei­chen, um die Naniten in aller Ruhe ihren Job machen zulassen.

Ich bin Flora

Welches ist der erste Sinneseindruck, den man wieder erlangt, wenn man geschlafen hat, oder aus einem Koma erwacht? Sehen, das Gehör, den Tastsinn, oder Geschmack? Als Flora aus ihrem tie­fen, fast endlos scheinenden Schlaf erwachte, war es der Geruchssinn! Mit jedem Atemzug wurden ihre Sinneszellen in der Nase von den verschiedensten, ihr bekannten und unbekannten, Aromen ge­radezu bombardiert, überflutet. Sie keuchte, Übelkeit und Schwindel überkam sie. Zuviel, viel zu viel. Als ob man in einem Supermarkt am Duftkerzenregal vorbeigehen würde, nur zehnfach, hun­dertfach, tausendfach stärker. Durch den Mund zu atmen, löste das Problem nicht, aber ihr wurde kühler. Die unnatürliche Wärme die sich in ihr aufgestaut haben musste entwich. Sie fühlte sich plötzlich frischer. Unbewusst ließ sie ihre erstaunlich lange Zunge seitlich aus ihrem Maul hängen und hechelte. Maul? Lange Zunge? Hecheln? Was? Noch immer stürzten die Unmengen an Gerü­che und Aromen auf sie ein. Sie war wie gelähmt, doch und nach und nach schien sie sich anzupas­sen, als ob ihr Hirn lernen würde wichtiges und unwichtiges zu sortieren und das Unwichtige wurde ausgeblendet. Flora konnte die Präsenz von drei Individuen erschnuppern. Zwei davon waren Män­ner, das konnten nur van Furr und Karolus sein und eine Frau, Katti! Wer sonst? Aber da war etwas seltsames an ihrem Duft. Katti roch nicht so, wie die beiden Männer. Natürlich duftete sie wie eine Frau, die nur wenig Parfüm benutzte, aber da war mehr, da war auch etwas tierisches dabei. Sie, nein, nicht sie, die alte Flora, die hatte mit Katti gesprochen und es war offensichtlich gewesen, das Katti kein Mensch war. Jedenfalls in dieser virtuellen Realität hatte sie nicht wie einer ausgesehen. Doch nun roch sie Katti! Die echte ungefilterte reale Katti und Katti roch auch nach Katze! Haus­katze! Woher wusste sie bloß wie eine Hauskatze roch? War das etwa Kattis wahre Gestalt? Halb Mensch, halb Katze? Und Holger, in der ganzen vergangenen Woche hatte nur eine Art Illusion oder Projektion von ihr gesehen! Es war so verflixt real gewesen! Verdammt hatte man so mit Holgers Verstand herumgepfuscht.

Nachdem ihr Geruchssinn wieder aktiv war nahm sie nun Geräusche wahr. Anfangs nur ein regel­mäßiges Rauschen und wuppern. War das eine der Strom ihres Blutes in ihren Adern und das ande­re, ihr Herzschlag? 'Klingt seltsam, irgendwie doppelt?' Die nächsten Eindrücke strömten auf sie ein, leises Piepen, das Surren von Lüftern und ein leises kaum hörbares Summen, das aus jeder Ecke des Raumes zu dringen schien. Sie spürte Ihre Ohren, wie sie hin und her zuckten und sich auf jede neue Geräuschquelle zu fokussieren schienen.

„Wacht sie endlich auf?" hörte sie eine Stimme fragen. Sie kannte diese Stimme, war das nicht? Sie war sich sicher, Karolus, es war Karolus! Der junge hübsche Assistent.

„Sieht so aus!" Diese Stimme schien älter zu sein. Van Furr, der Arzt? Wer sonst.

Eine Berührung im Gesicht, ihr rechtes Augenlid wurde hochgezogen und ein Licht stach in ihr Hirn. Das wiederholte sich mit ihrem linken Auge nur Sekunden später. Sie wollte protestieren, doch sie brachte noch keinen Laut über ihre Lippen. Sehen! Sie konnte sehen! Sie öffnete Ihre Au­gen und blinzelte um sich an das Licht zu gewöhnen. Sie sah vor sich eine verschwommene Form, die sich ihr näherte. Das Bild wurde langsam schärfer. Es war das aufmunternd lächelnde Gesicht van Furrs.

„Herzlich willkommen!" grüßte er sie.

Sie wollte antworten und bewegte ihren Mund, ihr Maul, doch es drang nur ein heiseres knurren aus ihrer Kehle.

„Langsam, langsam, wir sind noch nicht soweit! Die Areale für das Sprechen sind noch nicht kali­briert. Verstehen Sie?"

Flora blinzelte einmal!

„Sie hat einmal geblinzelt!"

„Hmm, das soll wohl „JA" bedeuten! Weiß doch jedes Kind."

„Hat er recht?"

Sie blinzelte wieder einmal. „ JA"

„Fein, Sie versteht uns und scheint bei vollem Bewusstsein zu sein. Sehr gut. Wir können jetzt wei­termachen!"

Flora blickte sich um, so gut sie konnte, denn Sie konnte sich immer noch nicht rühren. Sie befand sich immer noch im selben Behandlungsraum wie zuvor, aber irgendwie schien alles größer zu sein. Der Blickwinkel schien auch nicht zu passen. Es war, als ob sie auf dem Fußboden lag, den van Furr war über ihr gebeugt und sondierte sie von oben herab. Er erschien ihr riesig.

„Als nächstes das Sprachzentrum!"

„Verstanden."

Flora durchfuhr ein eiskalter Kopfschmerz, als die Naniten in ihrem Schädel das nächste Areal reak­tivierten. 'Autsch!'

„Schmerzen?" fragte van Furr. Seine Stimme klang nicht besorgt.

Sie blinzelte wieder.

„Das ist normal und sollte gleich vorüber sein! In ein paar Minuten haben Sie ihre Stimme wieder."

Flora versuchte tapfer zu lächeln, immerhin schienen die Gesichtsmuskeln zu funktionieren. Sie spürte zumindest das sich da etwas regte.

„Wenn Sie sich wundern, warum noch nicht alles funktioniert, so will es ihnen kurz erklären."

'Ich bitte darum!' dachte Flora.

„Sie haben sich in der vergangenen Woche in einem künstlichen Koma befunden. Wir mussten ganz sichergehen, dass sich Ihre DNA stabilisiert und Ihr Gehirn auch die neue Konfiguration angenom­men hat."

'Eine ..., eine ganze Woche verpasst? ... Himmel Arsch und Zwirn!'

„Es war nicht einfach gewesen. Und ich muss zugeben, dass es eine Krise gab. Sie befanden sich haarscharf am Abgrund und wir hatten fast schon befürchtet Sie zu verlieren. Sowohl geistig als auch körperlich. Darum haben wir uns entschlossen Ihrem Gehirn einen; ... wie drück ich es am besten aus ..., ah, äh einen Reboot zu verpassen. So kann man es wohl am besten bezeichnen."

Van Furr grinste und schien etwas verlegen zu sein.

Karolus meldete sich zu Wort.

„Doc ich bin soweit!"

„Mach es!"

Wieder dieser kalte Kopfschmerz.

„Ugh!" stöhnte Flora auf und hörte zum ersten mal ihre Stimme. „Das tut weh!" Die Stimme gefiel ihr!

„Sorry!" entschuldigte sich van Furr.

„Schon gut, der Schmerz ist schon wieder vorbei." Die Stimme gefiel ihr immer besser. Sie klang etwas anders, als die der alten Flora.

„Darf ich, nein, ich muss fragen, wer Sie nun sind?"

„Flora! ... Ich, ..., ich bin Flora Lightningfate von Rottenbach!" Diese Stimme? Ihre Stimme, ..., klang nett und sexy und so feminin! Flora liebte bereits den Klang ihrer eigenen Stimme zu hören.

„Freut mich Sie kennenzulernen Frau von Rottenbach!"

„Flora, für Sie Flora!" Der Name von Rottenbach schien ihr unangemessen zu sein.

„Also dann Flora, wie sie wünschen!"

„Wann kann ich mich wieder bewegen?"

Van Furr warf einen Blick zu Karolus, der nickte und begann ein paar Befehle einzutippen.

„Das sollte gleich soweit sein."

„Wird es wieder wehtun?"

„Ja."

„Das werde ich wohl ertragen können."

„Sie sind sehr stark und tapfer."

„Danke!"

Der nächste Schmerz jagte durch ihren Kopf und sie zischte vor Schreck, doch genau so schnell wie er kam war der Schmerz auch schon wieder fort. Sie spürte ein kribbeln in ihrem Nacken, das lang­sam ihren Körper hinab wanderte. Zuerst in ihre Arme, Hände und Finger, dann ihren Bauch und ih­ren zweiten Unterleib und dort in Ihre vier Beine und in die Pfoten und in ihre Schwänze, ihre fünf Schwänze. Es fühlte sich an, als ob ihr gesamte Muskulatur eingeschlafen wäre und nun auf einen Schlag wieder aufgewacht war. Sie rappelte sich auf und zog das leichte Laken von sich. Sie erhob sich und stand auf ihren Beinen, die leicht zitterten. Sie stand, sie spürte ihre Beine, sie fühlte das Zittern der Muskeln, das leichte schaudern, den warmen Fußboden unter ihren Pfoten, als sie von der Matte stieg, die ihr Lager gebildet hatte. Sie lächelte. Sie stand! Sie hatte Gefühl in den Beinen! Sie war nicht mehr gelähmt! Ihre Hände strichen über ihr Fell und gelangten wie von selbst an den zwei weichen Hügeln an, die im Allgemeinen als Brüste bekannt waren. Es waren schöne, feste Brüste. Keine Melonen und auch keine Bienenstiche. Sie waren genau richtig. Das weiche Gewebe hing nicht herab, obwohl sie keinen BH trug, sondern ragte keck hervor. Sie blickte zum allerersten mal an sich herab. Kleidung trug sie nicht, die war auch nicht notwendig, sie war ja von oben bis unten mit Fell bedeckt, das in den verschiedensten Blautönen geradezu zu leuchten schien. Blau! Sie war eine Frau und hatte blaues Fell! Nun Rosa wäre richtig schlimm gewesen! Nein, Blau war besser!

Sie blickte auf und sah zu van Furr und Karolus herüber, die geduldig warteten und sie anblickten, als ob es das normalste von der Welt wäre, wenn ..., sie verwarf diesen Gedanken. Für die beiden Männer musste es das normalste von der Welt sein jemanden wie sie anzusehen, ohne das es zu glotzen wurde.! Und sie stellte fest, das sie um einiges kleiner war als zuvor. Als Mensch war Hol­ger zwar auch kein Riese gewesen, aber nun stellte sie fest, dass sie mindestens zwanzig, wenn nicht gar dreißig Zentimeter kleiner war, als früher.

„Haben Sie einen Spiegel?"

Van Furr wandte sich an Karolus. „Ich wusste doch, das wir etwas vergessen haben. Jeder will un­bedingt einen Spiegel und nie haben wir einen besorgt! Schreib es mal endlich auf."

Dann ging er zu einem der Regale und holte ein Edelstahl-Tablett hervor.

„Einen Spiegel haben wir nicht, aber das hier sollte es auch tun."

Er hielt das Stahltablett wie einen Spiegel vor Sie hin. Flora musste sich eingestehen, das sie unsi­cher war. Dann blickte sie auf die polierte Oberfläche und hielt den Atem an. Ein hübsches, zartes Fuchsgesicht blickte Ihr entgegen. Ihre Augen waren riesig. Das linke grün, wie bei Flora und das rechte Blau wie bei Holger. Auf ihrem Kopf war ein Schopf langen schwarzen Haares gewachsen, aus dem ihre zwei Fuchsohren hoch herausragten. Das Haar reichte ihr den halben Rücken hinab.

„Und gefallen Sie sich?"

„Haben sie sich aus meiner Galerie bedient?"

„Natürlich!"

„Ausgezeichnet!"

Sie trippelte erfreut hin und her. Und betrachtete ihr Spiegelbild aus verschiedenen Winkeln und Po­sen. Es war ihr bis dahin gar nicht in den Sinn gekommen sich über ihren Unterleib Gedanken zu machen, doch nun drehte sie sich um und blickte auf ihren Rücken. Ihren Fuchs-Rücken. Und auf ihre Schwänze, die hin und her wedelten. Das Gewirbel war ein heilloses Durcheinander. Ihr wurde schwindelig und seufzte auf, dann gaben ihre Beine unter ihr nach. Mit einem leisem „Fumb" sack­te sie zu Boden. Keinen Augenblick später fühlte sie wie starke Arme unter ihren Leib griffen und sie hochhoben, instinktiv schlang sie ihre Arme um van Furrs Hals. Sie befand sich nun Aug in Aug mit dem Mann, der sie geschaffen hatte und ohne darüber nachzudenken gab sie ihm einen Kuss auf seinen Mund. Zumindest sollte es ein Kuss sein. Ihre fein geschnittene Schnauze war nicht mehr zu einem Kuss wie ihn Menschen geben konnten fähig, aber es kam einem nahe. Van Furr war sicht­lich überrascht und Karolus, der noch immer an seinem Platz saß, konnte sich ein schelmisches lei­ses Lachen nicht verkneifen. Sein Chef führte ein sehr zurückhaltendes Leben und lebte fast in einer Art Zölibat, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Flora wusste das nicht und nutzte den Augenblick, um den Kuss zu intensivieren. Sie presste sich an den Doktor drückte ihre kleinen Brüste an seinen Leib. Sie fühlte wie die Ärmel seines Kittels an ihren Zitzen rieben. Und ihr wurde warm und ihre jungfräuliche Spalte schien auch feucht zu werden.

Wer weiß wohin das geführt hätte, wenn nicht just in dem Augenblick die Tür aufgerissen wurde und Katti hereinkam. Sie sah ihren Chef wie er mit großen Augen auf das Gesicht Floras glotzte, während er sie in seinen Armen trug und wie die Füchsin ihm ihre Zunge in den Hals steckte.

„Was ist hier denn los? Ist man mal für eine Stunde nicht da, fangt ihr schon ohne mich an!"

Überrascht von Kattis erscheinen ließ van Furr Flora los und strauchelte. Mit einem überraschten „Yipp!" rutschte Flora ab. Plötzlich hing ihr ganzes Gewicht an seinem Hals und van Furr verlor endgültig das Gleichgewicht und beide gingen zu Boden. Ineinander verschlungen lagen nun beide da. Katti zu Füßen und sie und Karolus lachten aus vollem Hals über das Ungeschick der beiden, die mühsam versuchten ihre Arme und Beine zu entwirren.

„Katti steh da nichts so rum, hilf uns!" fluchte van Furr.

„He, he, ha. Moment." Sie wischte sich eine Träne von ihrer Backe. Dann legte sie ein Bündel auf das Bett und half den beiden wieder auf die Beine zu kommen. Flora war sichtlich beschämt und lies ihre Ohren hängen. Van Furr, noch immer konsterniert von ihrer überraschenden Intimität, ver­suchte sie ernst anzusehen, doch ihr Gesichtsausdruck, ließ ein Grinsen auf seinem Gesicht erschei­nen. Flora hatte ihr Hinterteil auf den Boden gesetzt und ihr Vorderteil stand. Ihre Arme hatte sie verschränkt und sie blickte zu Boden.

„Tschuldigung!" flüsterte sie. „ Ich weiß nicht, was über mich kam."

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und streichelte durch ihr Fell. Sie blickte auf und blickte Kat­ti in die Augen, die in die Hocke gegangen war. Erst jetzt registrierte sie, dass die Frau vor ihr voll­kommen anders aussah. Ihr Maul klappte auf. Katti verzog ihr Katzengesicht zu einem freundlichen Lächeln und entblößte ihr weißes Gebiss. Flora blinzelte.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen!" Kattis blickte zu van Furr, der sich an den Schreibtisch gelehnt hatte. „ Das brauch sie doch nicht, oder!"

„Natürlich nicht!" Er hüstelte, holte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und schneuzte sich lautstark.

„Wirklich?" Floras Ohren hoben sich.

„Wirklich! Und gefällt dir was du siehst?" Katti hatte sehr wohl Floras Blick bemerkt.

„Du, du, ... du bist wie ich? Keine Illusion?"

„Das ist meine wahre Gestalt! Du hast mich doch schon gesehen. Hast du das vergessen?"

Flora hob ihre Hand und strich Katti übers Gesicht. Fühlte zum ersten mal ungefiltert die wahre Katti. Sie kraulte Kattis Ohr und aus der Kehle der Katze drang ein leises Schnurren.

„Nein! Aber das ..., das war die andere Flora, die. ..., die alte Flora. Holgers Erinnerungen an dich waren ganz anders! Beide sind nun vereint und ich bin Flora!"

„Und wie fühlt es sich an? Heile zu sein, eins zu sein?" Katti rückte ihren Kopf der kleinen Hand entgegen. Gekrault zu werden war so ein angenehmes Gefühl. In der Beziehung war sie nicht besser als Jorge.

„Das beste was Holger, ... Flora, mir je geschehen ist!" Flora lächelte. Dann umarmte sie die Kat­zenfrau vor sich.

Ein paar abschließende Worte.

Hallo,

Dies ist das Ende des ersten Teils der Geschichte von Flora.

Der zweite Teil wird sich mit den noch offenen Rechnungen beschäftigen, die Flora mit Unterstützung der Praxis van Furr begleichen wird.

Greetings

Gendori Kabashi