Kapitel 2: Eine unerwartete Entdeckung

Story by Surasshu on SoFurry

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#2 of Legende der Herzen - Vorspiel - Vorschriften


Still und in seinem Buch versunken saß Luso im Gasthaus während vor ihm sein Tee in der Tasse leicht brodelte. Zeile für Zeile und Wort für Wort, so las sich der angehende Magier durch den dicken Wälzer, lernte beinahe alles, was er interessant oder wertvoll fand auswendig, während die Stunden vergingen und sich das Gasthaus mal leerte und wieder füllte, bis er nach etwa vier Stunden das Buch zur Seite legte und sich im umsah: bis auf die Kellner und den Wirt hatte sich die Zahl der Besucher veränderte, ebenso wie es die Tageszeit tat, vom frühen Nachmittag zur Abenddämmerung.

Er hatte sich das Buch in dieser Stadt gekauft und wollte es auch gleich lesen, gleichzeitig wollte er jedoch schon wieder losziehen, um bald die nächste Stadt zu besuchen; seit einem halben Jahr zog er bereits von Stadt zu Stadt, kaufe und verkaufte Lehrbücher für Magier und Hexer, erkundigte sich stets nach einem Fachmann für Zauberkunst, konnte jedoch selten auf jemanden treffen, welcher seinen Wünschen gerecht werden könnte. Deswegen lernte und praktizierte er alles was er durch Bücher lernte im Eigenstudium und stellte bei manchen Zaubern fest, dass diese sowohl Körper als auch Geist dermaßen beanspruchten, dass er sie für spätere Studien, sollten sich seine Fähigkeiten dementsprechend entwickelt haben, aufheben würde. Mit einem Griff nach vorn nahm er die bereits kalte Teetasse, ärgerte sich schon gar nicht mehr darüber, dass sein Getränk kalt geworden war, sondern nutzte diese Gelegenheit gleich aus, um einen einfachen Hitzezauber zu testen.

„Entzünde", flüsterte er mit der Konzentration auf die Tasse, welche augenblicklich begann sich zu erwärmen. Ungewollt stieg die Temperatur jedoch so schnell an, dass er die Tasse fallen lies und dessen Inhalt über den ganzen Tisch verteilte, ebenso wie auch über einige Seiten seines Buches. „Oh nein!", jammerte er direkt und nahm das Buch vom Tisch; glücklicherweise war nicht viel passiert, auch das Malheur auf dem Tisch schien keine Katastrophe zu sein, denn sie lehrte ihn, diesen Zauber noch einmal durchzugehen um seinen Fehler dann zu erkennen und im anschließenden zu beheben; diese Erkenntnis schützte ihn jedoch nicht vor dem Ärger, welchen er kurz darauf mit einem der Kellner hatte.

***

Während seiner Schulzeit galt Lust eher als Durchschnittsschüler, welcher sich jedoch früh mit der Magie befasse, in diesem Bereich dann auch sehr ehrgeizig lernte bis er soweit war, einfache Zaubersprüche zu lernen und teils erfolgreich anzuwenden. Jedoch lernte er deutlich mehr über Magie und dessen Funktionsweise seit er seine Heimat verließ; „Magie kennt keine Grenzen außer einer: unseren Verstand.", als er diesen Spruch von einem anderen Wandererzauberer hörte wurde ihm, trotz seiner Intelligenz bewusst, dass er egal wie viel er über Magie wissen und verstehen würde, er wohl niemals alles wissen könnte, da sein Verstand diesem Meer an Wissen nicht Herr werden könnte. Dies hielt ihn jedoch nicht auf, vielmehr sagte es ihm lediglich, dass er zwar seine Grenzen hatte, diese jedoch überwinden konnte, wenn er es nur wollte. Und so blieb er weiter am Ball, lernte, was er lernen konnte um sich am Ende voll und ganz der Magie verschreiben zu können.

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Als er am nächsten Tag das Gasthaus verließ, war er bereits Mittag, was man an den vollen Straßen erkennen konnte; das nächste Ziel von Lusos Reise war eine Hafenstadt, von welcher er weiter in Richtung Hauptstadt fahren wollte. Von hier aus waren es etwa zwei Tagesmärsche in Richtung Süden, welche der junge Magier sofort antreten wollte, wäre er nicht beim Stadttor auf sein erstes Hindernis in Form einer Warnung getroffen:"Eine kleine Diebesbande treibt sich in den nahen Wäldern herum, hat es mit großer Vorliebe auf einzelne Personen abgesehen und darum wäre es vermutlich besser, nicht alleine zu reisen, jedenfalls nicht in diese Richtung." Zwar war er nicht ganz damit einverstanden, noch weiter in dieser Stadt zu bleiben, aber er wollte nur ungern diesen Banditen in die Arme laufen, also machte er wieder kehrt zurück in die Stadt, bis er plötzlich von jemanden angesprochen wurde:"Hey Kleiner, auch auf dem Weg in Richtung Morgengarten?" Skeptisch drehte er sich der Person um und staunte nicht schlecht als er sah, dass es sich hierbei um eine erwachsene Frau handelte, mindestens zehn Jahre älter als er. „Wer will das wissen?", wollte er wissen nachdem er sich vollständig umgedreht hatte. Sie war menschlich, ein wenig größer als der Junge, hatte langes, schwarzes Haar und trug eine weinrote Weste, dazu eine schwarze Hose und Schuhe, sowie einen grauen Schal um den Hals und schließlich war da noch ein Rapier an ihrem Gürtel befestigt.

„Mein Name ist Lyra, meines Zeichens Abenteurerin." Sie reichte Luso zunächst die Hand, welcher sich ebenfalls vorstellte und dabei erfuhr, dass auch Lyra in Richtung Süden unterwegs sei, sich deswegen als Begleiterin anbot und dabei anmerkte dass sie, im Gegensatz zu Luso, keine Angst vor Banditen hatte.

„Es wären nicht die ersten, die mit meiner Klinge Bekanntschaft machen würden." Von dieser Aussage nicht wirklich überzeugt dachte Luso darüber nach und stellte fest, dass er, wenn er wirklich möglichst bald in Morgengarten ankommen will, er sich wohl auf dieses Wagnis einlassen musste. „Keine Sorge, ich bring dich schon in einem Stück nach Morgengarten!", versprach Lyra noch einmal, wandte sich dann dem Stadttor zu und machte sich mit Luso im Schlepptau auf den Weg.

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Vorbei an der Wache ging das ungleiche Paar in Richtung Süden in der Hoffnung, keinem dieser Banditen zu begegnen. Am Anfang sagte keiner von beiden ein Wort, bis Luso aus purer Neugierde heraus fragte, was Lyra in Morgengarten wollte. Sie antwortete, dass es sich vor allem danach richten würde, was sie an Gerüchten hören würde, denn sie sei vielmehr an Abenteuern als dem ständigen verharren an nur einem Ort interessiert, weswegen sie auch schon seit einigen Jahren im Lande herumtreiben würde, wie sie stolz erzählte und dabei anmerkte, dass sie schon vieles gesehen hatte: von geheimnisvollen finsteren Wäldern bis hin zu verfallenen, gefährlichen Ruinen erlebte Lyra bereits viele Abenteuer, war aber trotzdem immer noch gierig danach, ständig etwas neues zu entdecken. „Klingt, als hätte ich eine ziemlich erfahrene Reisebegleiterin bei mir.", schlussfolgerte Luso daraus, was Lyra mit einem Lächeln sowie der Bemerkung, dass ein „Neuling" wie er einer sei von ihrem Wissen und Erfahrungen durchaus profitieren könne; sie hatte schon immer ein Auge dafür, Reiseerfahrung an jemanden zu erkennen.

Ohne etwas darauf zu sagen, denn sie hatte mit dem, was sie sagte in gewisser Weise schon irgendwie recht, stimmte Luso ihr einfach zu.

***

Stunden später waren sie noch immer niemanden begegnet, weder einem einzelnem Dieb, noch einer ganzen Bande woraus Lyra schlussfolgerte, dass es wahrscheinlich daran lag, dass sie zu zweit unterwegs seien und sie sich deshalb nicht zeigen würden; Luso war diese Theorie irgendwie zu simpel, denn man konnte ja schließlich deutlich mehr Beute aus zwei Personen als aus einer einzigen schlagen, trotzdem war er froh darüber, dass sie bisher noch keinem Banditen begegnet sind. „Schon etwas komisch oder?", dachte Luso sich dabei, während seine Begleiterin noch immer versuchte, irgendwo irgendjemanden zu erblicken während sie mit zittrigen Fingern den Griff ihres Rapiers hielt in der Hoffnung, ihn bald ziehen zu können! Ohne weitere Probleme reisten sie weiter gen Süden, liefen keiner Seele über den Weg und genossen stattdessen den Nachmittag, den warmen Luftzug sowie die Schwärme von Vögeln, welche am Himmel vorbeizogen; für Luso war es eine sehr angenehme und zufriedenstellende Reise, für Lyra hingegen war es eher langweilig und frustrierend, worüber sich auch schon bald beklagte:"Wo sind denn nun diese Banditen?!" Ständig huschten ihre Augen hin und her, bis sie es irgendwann aufgab und mit einem seufzen dann weiterging. Irgendwann klagte Sie jedoch wieder, dieses Mal umso lauter:"Da bin ich einmal in Begleitung unterwegs und zack, schon sind alle Banditen, Untiere und was hier sonst herumläuft oder kriecht ins Nichts verschwunden!" Dem ganzen folgte ein weiteres tiefes Seufzen, wobei Sie dann auch auch die Finger vom Griff ihrer Waffe nahm.

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Vor einem kleinen Waldstück blieben die beiden dann stehen, warteten eine Weile ehe sie dann weiter voraus gingen. Auch hier war es ungemein ruhig, wenn man vom rascheln der Baumkronen im Wind, Vogelgezwitscher und dem Geräusch, welches ihre Stiefel beim gehen über den Waldboden machten schien es nichts besonderes hier zu geben. Als sie endlich mit dem jammern aufhörte, atmete Luso erleichtert auf, rollte mit den Augen und lächelte dann zufrieden, als er plötzlich etwas rascheln hörte und daraufhin abrupt stehen blieb.

Dadurch aufgeschreckt blieb seine Begleiterin ebenfalls stehen, lies ihre Hand langsam zu ihrer Waffe wandern, während Sie sich umsah- und hörte. Keine von beiden konnte etwas sehen, doch das Rascheln hörte nicht auf und machte die beiden Reisenden nur noch nervöser, je länger es andauerte. Als sie endlich die Quelle des Geräusches ausfindig machte, ging Lyra zu einem kleinen Busch, aus welchem dann plötzlich ein kleiner Fuchs herausgesprungen kam und sofort wegrannte. „Hehe, war bloß ein Fuchs.", murmelte Sie erleichtert, wollte sich gerade umdrehen, als sie auf einmal die Spitze einer Klinge in ihrem Rücken spürte.

„Umdrehen, ganz langsam.", sprach ein Mann hinter ihr, was sie ohne zu zögern tat und in das vermummte Gesicht eines Mannes, wessen drei Komplizen mit gezogenen Waffen um Luso herum standen. Mit der Klinge nun am Bauch lies Lyra die Hände sinken, wagte es nicht einmal, nach ihrem Rapier zu greifen als sie den vor sich fragte, ob sie diese Diebesbande seien, welche hier in der Gegend ihr Unwesen trieb. „Kann sein.", war die karge Antwort mit der Aufforderung, sämtliche Wertgegenstände, welche sie bei sich hatten auf den Boden zu legen. „Zuerst nimmst du aber diese Klinge herunter, andernfalls könnte sich das ganz etwas schwer gestalten.", meinte Lyra frech und zu ihrem Glück nahm der Dieb sein Schwert herunter, befahl den anderen drei, Luso zu durchsuchen während er Lyra im Auge behalten würde.

Ohne sich zu wehren lies sich Luso von einem der drei durchsuchen und musste dabei mit ansehen wie seine Bücher, Notizen, Goldmünzen und andere Sachen von ihm auf den Boden geworfen wurden. Währenddessen wechselte er auch ständig mit dem Blick zu Lyra, welche ohne Probleme zu bereiten den Inhalt ihrer Hosen- und Manteltaschen auf dem Boden verteilte. Gold, kleine Schmuckstücke wie Ringe und Ketten, sogar ein paar Edelsteine pflasterten den Boden vor ihr, welcher von dem Dieb mit einer ungeheuren Gier angestarrt wurde. Als sie auch noch das letzte bisschen an Wertgegenständen aus ihren Taschen geholt hatte fragte Sie schließlich, ob sie jetzt gehen konnten, doch wie ihr schien war der Dieb mit dem, was da auf dem Boden lag nicht ganz zufrieden; er wollte mehr!

***

„Wäre die Dame denn so freundlich, sich von ALL ihren Schätzen zu trennen?", hakte er mit Blick auf den Rapier von Lyra nach, welche daraufhin weniger erfreut dreinblickte. „Das ist doch ein Scherz, oder?" Prombt hatte Sie die Klinge des Diebes erneut vor sich hängen. „Sehe ich vielleicht so aus als würde ich...Scherze machen?", erwiderte dieser und forderte Lyra eindringlich dazu auf, ihren Rapier zu Boden zu legen, was Sie jedoch erneut verweigerte. „Männer!" Seine Kameraden packten Luso so das er garantiert nicht weglaufen konnte und hielten ihm dann ein Messer an die Kehle.

Zähneknirschend sah Lyra mit an, wie ihr Freund kurz davor stand, die Kehle durchgeschnitten zu bekommen, was sie nur noch wütender machte. Mit der Hand am Griff ihrer Waffe stehend musste Lyra sich entscheiden, was ihr wichtiger war: der Rapier oder Lusos Leben. Schließlich zog Sie die Klingenwaffe und es schien als wolle Sie damit angreifen, doch da legte Sie ihn auf den Boden zu den anderen Sachen. „Eine weiße Entscheidung.", gratulierte der Dieb und macht sich sämtliche Sachen eigen, steckte sich Gold, Juwelen und Schmuck in die Taschen, was Lyra untätig mit ansah, ebenso wie Sie schweigend dastand, als sich der Dieb ihren Rapier an den Gürtel hängte.

„Eine Sache aber noch.", sagte Lyra ehe sich der Dieb mit ihrer Waffe und Besitztümer davon machen konnte. Mit fragendem Blick starrte sie der Dieb an, als sie plötzlich einen Schritt nach vorn machte, den Rapier mit einer Hand überkreuzt mit der anderen aus dessen Scheide zog, den Anführer der Bande mit der anderen Hand packte, ihn zu einem menschlichen Schild machte, welcher die eben noch gestohlene Klinge an seiner Kehle liegen hatte. „Das ist MEIN Rapier!"

***

Mit der Klinge an seinem Hals verstummte der Banditenführer für einen Moment, begann dann, Lyra zu drohen, was diese jedoch gekonnt ignorierte. „Taschen leeren.", forderte Sie ihn auf mit der Zusatzbemerkung, ihm die Kehle aufzuschneiden, sollte er sich weigern. Seine Versuche, sich zu befreien blieben ebenso wie der Versuch, seine überraschten Kameraden zu Hilfe zu rufen erfolglos, denn Lyra drohte sowohl ihm als auch den anderen sie zu töten, sollte er nicht sofort seine Taschen leeren und das Weite suchen, was auch nicht als leere Drohung gedacht war, wie Sie durch das engere anlegen ihrer Klinge deutlich machte.

„Und, wie sieht es aus?", fragte Lyra nach, spürte wie ihre Geisel am ganzen Körper zitterte und sich mit der noch freien Hand in die Taschen griff und dann alles, was er sich eben noch so siegreich gestohlen hatte wieder auf den Boden fallen lies. Als auch die letzte Münze ihren Weg zurück auf den Boden fand bedankte sich die Dame für die Korporation des des Diebes und verlangte dann noch, Luso gehen zu lassen. Ohne zu zögern liesen die anderen drei Diebe Luso laufen, ebenso wie Lyra ihre Geisel von ihrer „Qual" erlöste in dem sie ihn frei lies und sich dann bedankte:"Es war mir ein Vergnügen, mit euch Geschäfte zu machen."

Gerade hatte der Gruppenführer einige Schritte voraus gemacht, da machte er Anstalten für einen Angriff und langte schon nach dem Griff seiner Waffe als Lyra ihn fragte, ob er es wirklich riskieren möchte. „Ich bin schon einigen Dieben begegnet und glaub mir wenn ich dir jetzt sage, dass nur die wenigsten von ihnen überlebt haben." Da erstarrte der Dieb, lies von seinem Vorhaben ab und rannte schließlich zusammen mit seinen Kameraden davon.

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Als die Räuber weg waren musterte Luso Lyra ganz genau und stellte fest, dass sie einen völlig festen Stand hatte: beide Beine durchgedrückt, fester Blick und eine allgemein eine Haltung, welche durch nichts zu erschüttern sei. Bis sie ihren Rapier wegsteckte verharrte Sie in dieser Stellung, dann atmete sie tief durch und machte sich dann daran, ihre Sachen vom Boden wieder aufzuheben.

„Das war unglaublich!", lobte der Magier Sie dann beim weitergehen. „Wie du dastandest, den Kerl fest in deiner Gewalt, bereit ihn zu töten wenn er nicht spuren würde!" Kopfschüttelnd meinte die Dame plötzlich, dass sie nicht die Absicht hatte, ihn zu töten. „Für solche Leute machte ich mir nicht die Klinge schmutzig." Sie meinte dann auch zu Luso, dass er stets darüber nachdenken sollte, wer den Tod verdient hatte und wer nicht, vor allem, wenn er irgendwann selber über die Kraft verfügte, sich selbst zu verteidigen sollte er damit rechnen, sich diese Frage stellen zu müssen. „Mit großer Kraft kommt große Verantwortung."

***

Am Abend hatten die beiden ihr Nachtlager aufgeschlagen, saßen am Lagerfeuer und unterhielten sich; was heute passierte lag dem jungen Magier noch immer schwer im Magen, wohingegen die Dame ganz entspannt war und fragte dann auch mit einer gewissen Vorahnung, ob das heute seine erste gefährliche Situation war. „Wenn du mit gefährlich einen Überfall, bei dem man mich ausraubte und beinahe die Kehle durchschnitt meinst, dann war das heute meine erste gefährliche Situation.", erwiderte er verteidigend mit einem Hauch Zynismus in der Stimme; bis heute war er eigentlich immer ohne große Probleme zu seinem Ziel gekommen und gerade heute, als er sich mit jemanden, den er kaum kannte auf Reisen begab, wurde er beinahe getötet!

„Dann bist du bisher keinem Räuber, keinem wilden Tier und keinem Dämon und sonstigem gefährlichen Lebewesen begegnet?", fragte Lyra entsetzt, denn es war für Sie äußerst merkwürdig, dass der Junge bisher ohne weitere Probleme soweit kam. „Naja, es waren auch noch andere Leute unterwegs, aber von denen wollten mir die wenigsten etwas böses.", antwortete Luso glücklich, denn er war generell gegen das Kämpfen und vor allem, wenn es dabei um sein Leben gehen würde. Neugierig Lyra sich bei Luso nach dessen Herkunft und bisherigen Reiseverlauf.

Erst da stellte sich heraus, dass ihr Begleiter aus einer ruhigeren Gegend stammte und seit seine Reise begann fast ständig an einem sicheren Ort, sei es ein Gasthaus oder eine Stadt war und daher auch wenig Erfahrung in der Art von Reisen, wie Lyra sie kannte hatte. „Von Stadt zu Stadt und das ohne ein kleines Abenteuer zwischendurch?" Ganz schön schwach muss ich sagen.", beurteilte Lyra das Ganze und schlug daher vor, dass sie sobald sie Morgengarten erreichten sich erst einmal dort einnisten sollten um einige Aufträge, welche man dort so gut wie an jeder Ecke kriegen würde zu erledigen und sich dabei auch um nichts scheuen sollten, jedenfalls nicht sofort.

„Klingt als würdest du dich wie eine Tagelöhnerin verhalten wollen.", meinte Luso darauf nur mit hochgezogener Augenbraue und lehnte daraufhin auch ab, denn es war nicht das, was er sich unter einem „Abenteuer" vorstellte. „Soll das heißen, du fürchtest dich vor ein wenig harter Arbeit und möchtest lieber in deinen Büchern versinken als etwas brauchbares zu machen?", hakte Lyra direkt nach, was Luso mit einem fragenden Blick, welchem ein „Ja" als antwort folgte. Ohne etwas zu sagen wandte sich Lyra dann von ihm ab und legte sich mürrisch gelaunt schlafen. Nachdenklich saß der angehende Magier dann da, kaute auf seiner Unterlippe herum und dachte über das, was seine Begleiterin zu ihm sagte nach; in gewisser Weise hatte Sie schon mit allem, was sie sagte, Recht: seit er von Zuhause losgegangen war hielt er sich immer auf der Straße, ging nie bis bis selten einen alternativen Weg und verbrachte auch nur die wenigste Zeit draußen im freien.

Es fiel ihm schwer, sich zu entscheiden, was er jetzt tun sollte, vor allem wollte auch nichts erzwingen, weil er sich dann selber für seine Entscheidung hassen würde.

Aus seiner Jackentasche holte er dann zwecks der Suche nach etwas Zerstreuung sein Notizbuch, in welches er seit Beginn seiner Reise immer mal wieder etwas hinein schrieb, sei es eine interessante Zauberformel oder ein simpler Gedanke mit dem er sich zu diesem Zeitpunkt beschäftigte. Emsitg blätterte er durch die Seiten, bis er auf der letzten Seite einen selbst verfassten Satz las:"Wenn du das hier lies, solltest du wieder von vorn anfangen." Über diesen Satz lachend schloss er dann das Notizbuch, legte es zur Seite, zog sich die Kapuze über den Kopf und legte sich dann auch schlafen.

***

Am nächsten Morgen, als sich der Morgentau noch an den Blättern und Grashalmen sammelte und die ersten Tiere ihren morgendlichen Rundgang durch das Dickicht machten, wanderten der Magier und die Dame weiter in Richtung Süden; für eine weile sprach keiner von beiden ein Wort, bis Luso das gestrige Thema noch einmal aufgriff und seine Meinung bezüglich Lyras Vorschlag nocheinmal überdacht hatte:"Es wäre vielleicht besser, sich eine Weile an einem Ort aufzuhalten, weil ich mich dann auch mal auf mein Studium konzentrieren kann." Für Lyra war dieser Grund mehr als genug, Sie merkte dabei aber auch noch an, dass sie es aber auch nicht zu lange an ein und demselben Ort aushalten würde, maximal eine Woche und das dann auch nur, wenn die Stadt einigermaßen groß sei. „Es ist noch mindestens ein Tagesmarsch bis Morgengarten und soweit ich informiert bin, soll es sich um eine ziemlich große Stadt handeln.", erklärte Luso lockend, hörte in kurzes Lachen von Lyra was er einfach mal als ein positives Zeichen wertete als sie gerade dabei waren, den Wald zu verlassen und den Blick auf ein weites Hügelgebiet warfen; Teile des Gebietes schienen für den Ackerbau verwendet zu werden, denn sie strahlten gelb von Raps, Mais und Getreide, welches in der kommenden Mittagssonne einen fast schon blendete. „Das könnte ein ziemlich angenehmer Marsch werden, vielleicht treffen wir sogar jemanden, der uns mitnimmt.", meinte Lyra gut gelaunt, machte als erste einen Schritt heraus aus dem dunklen Wald, woraufhin ihr Luso folgte.

Es dauerte beinahe den gesamten Vormittag, bis sie etwa die Hälfte des Weges hinter sich hatten; auf dem Weg kamen sie an einem kleinen Dorf vorbei, wo sie jedoch nur kurz Halt machten um ihre Beine zu entspannen, etwas zu essen und zu trinken ehe sie dann wieder weitergingen. Bereits sechs Kilometer hatten die zwei schon hinter sich und wenn man die drei von gestern mitrechnete waren es trotzdem noch knapp zwanzig Kilometer, welche sie noch vor sich hatten. „Wenn wir gut sind, dürften wir morgen in Morgengarten sein.", meinte Luso vorausschauend, während sich Lyra etwas bedeckter hielt; sie war lange Reisen durchaus gewöhnt, aber diese schien sich plötzlich so unglaublich in die Länge zu ziehen. „Vielleicht liegt es an ihm.", dachte Sie sich mit einem skeptischen Blick zu Luso, welcher neben ihr ohne große Probleme herging. Am kommenden Abend hatten sie die Stadt zwar noch nicht erreicht. Waren ihr aber bereits so nahe, dass sie viel öfter einem anderen Reisenden begegneten als einige Stunden zuvor. Beide genossen nocheinmal das kleine Lagerfeuer das sie in ihrem Lager entzündeten und unterhielten sich noch etwas. „Nur noch ein kleiner Marsch, dann sind wir endlich in Morgengarten angekommen.", jubelte Lyra glücklich, streckte die Arme dem Nachthimmel entgegen und wollte deswegen auch eigentlich gar nicht länger wach bleiben, sondern legte sich, während Luso noch ein wenig in seinem Buch las, schlafen.

Bis zum letzten Fackeln des Feuers las er, machte sich dabei einige Notizen, ehe er das Buch zur Seite legte und sich dann, im Gedanken an den ersten Blick auf Morgengarten, schlafen legte.

***

Es war der Mittag des nächsten Tages: die Sonne schien hell am Horizont, warme Luft wehte über das Land und die Vögel zogen ihre Runden im Himmel als Lyra und Luso die große Bucht, in welcher die Hafenstadt Morgengarten lag erreichten. Stillstaunend bewunderten die beiden das blaue Meer, auf welchem die Schiffe an und vom Hafen fuhren, den Klang von Glocken sowie die große Hafenpromenade, welche an der gesamten Küste entlangging. „Soweit ich informiert bin, ist der gesamte Markt am Hafen entlang aufgebaut.", brachte Lyra kurz ein, woraufhin Luso vorschlug, dort gleich als erstes einen Abstecher hin zu machen, wo seine Begleiterin bereitwillig zustimmte, davor jedoch gerne erst einmal etwas entspannen würde, denn sie war die letzten Tage so viel unterwegs gewesen, dass sie sich gerade mehr über einen hölzernen Stuhl in einem verrauchten Gasthaus mehr freuen würde, als über einen vermutlich langen Marsch über den Markt.

Keiner von beiden konnte leugnen, dass sie in den letzten Tagen viel unterwegs waren und noch weniger, dass es keine deutlichen Spuren hinterlassen hatte, weswegen sie es sich auch kurze Zeit später in einem Gasthaus, welches zur Zeit nur zu Hälfte gefüllt war gemütlich machten und sich dort erst einmal für ein paar Stunden aufhielten, ehe sie sich dann langsam und ganz gemütlich dem Markt näherten; schnell fiel auf, dass die Straßen an sich ziemlich leer waren und noch zudem gab es nur wenige Geschäfte, vielmehr wurden die Straßen von kleinen Restaurants und Cafés dominiert. „Hier ist es ja wie auf einem Friedhof!", kreischte Lyra vorlaut, als sie ein vorbeigehender Passant plötzlich fragte, ob sie gerade erst in die Stadt gekommen seien. „Wenn das der Fall ist, solltet ihr wissen, dass es hier erst abends belebt wird. Solltet ihr aber noch auf dem Weg zum Markt sein, hier noch eine Warnung: seit vorsichtig." Verdutzt sahen ihn beide an, fragte was er damit meinte, worauf er nur antwortete:"Sagen wir einfach mal, der Markt ist sehr „lebendig"." Nachdem sie sich für die „Warnung" bedankt hatten, gingen die zwei nun mit gemischten Gefühlen die Straße zum Hafen hinunter, bis sie die lange und vor allem sehr volle Küstenpromenade erreichten.

***

Es war ein buntes Feuerwerk der Gerüche, Stimmen und Musik, welches Luso und Lyra, während sie die ersten Schritte über den steinernen Boden der Promenade machten begleitete, fast schon zu viel für zwei, welche gerade erst aus der Stille der Natur zurück in die Zivilisation fanden. Während sie noch damit beschäftigt waren, den Schock zu verarbeiten fingen sie allmählich an, sich hier einzuleben. Schnell fiel ihnen auf, dass sich das größte Angebot auf Meeresfrüchte, Seemannsausrüstung und wetterfeste Kleidung richtete, aber auch Alltagsgegenstände und Krimskrams wie Spielsachen, Bücher, Schmuckstücke, normale Kleidung oder Gewürze fanden hier ihren Käufer, vor allem unabhängig von dessen sozialen Stand; interessant war jedoch auch, dass kein Stand, obwohl er meistens das gleiche wie der Nachbarstand anbot, dem anderen glich, vielmehr gab es an dem einem etwas das der andere zwar auch verkaufte, nur wurde es dort in einer etwas anderen Ausfertigung angeboten; war es für das geübte Auge keine große Herausforderung, diese feinen, jedoch wichtigen Unterschiede zu erkennen, taten sich Laien wie Lyra und Luso es waren deutlich schwerer, eben diese Unterschiede zu erkennen, glücklicherweise waren sie derzeit viel zu sehr damit beschäftigt, sich hier zurechtzufinden als mit dem Gedanken, etwas zu kaufen, spielen zu können.

Bei Einbruch der Nacht waren die zwei gerade mal über die Hälfte des Marktes gegangen und das auch nur, weil die Promenade selbst um diese Uhrzeit noch ziemlich belebt war und zum anderen, dass ihre Füße von der ganzen Lauferei dermaßen schmerzten, dass selbst der Weg vom Hafen zurück zum Gasthaus einer unglaublichen Herausforderung ähnelte! Sie konnten von Glück reden, dass sie schon vorher ein Zimmer buchen konnten, denn als sie wieder im Gasthaus waren mussten sie entsetzt feststellen, dass es um Längen voller war als es zur Mittagszeit noch der Fall war.

„Scheint, als wären wir nicht die einzigen, die hier zu Besuch seien.", erkannte Lyra lediglich, was Luso nur mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue und sonst nichts weiter kommentierte, denn es sei durchaus klar, dass eine solche Hafenstadt wie Morgengarten es eben war als ein Dreh- und Angelpunkt für Reisende als auch für Seemänner und Händler genutzt wird. Vom sichtlich erschöpften Luso kam lediglich ein Vorschlag zum schlafen gehen, welchen Lyra keineswegs ablehnen konnte und sich daraufhin gemeinsam durch die Menge drängelte, bis sie die Treppe nach oben und den Weg zu ihrem Zimmer bewältigten. Dort fielen dann keinerlei Worte mehr, lediglich zwei Personen, welche vom vielen Laufen völlig kaputt waren in ihre weiche Betten und während Lyra schnell eingeschlafen war, saß Luso noch auf der Bettkante und machte sich, wie sonst immer auch, einige Notizen über das, was er heute erlebte und was er sich dann noch für Ziele setzen würde. Als er den letzten Punkt gesetzt hatte legte er Stift und Buch beiseite und legte sich dann auch endlich schlafen.

Gleich am nächsten waren die beiden zwar nicht sofort wieder auf Achse, aber sie fühlten sich durch die Nacht in einem warmen, weichen Bett deutlich entspannter als gestern, was man vor allem Lyra, welche noch bis zum frühen Nachmittag schlief, während Luso sich bereits wieder auf eine kleine Erkundungstour durch die machte, anmerkte. Vor allem hatte er Büchereien und Buchläden im Auge, bei denen fand er jedoch nicht ganz was er suchte sondern vielmehr Lexika, Atlanten oder Bücher, welcher er entweder angefangen oder überflogen hatte, sich jedoch nie weiter drin vertiefte. Sein Weg führte ihn dann auch wieder zur Hafenpromenade, auf welcher bereits die ersten Stände geöffnet wurden; selbst um diese frühe Zeit herrschte dort bereits ein angenehmes Treiben entlang der gesamten Promenade, dies lag aber eher daran, dass der Schiffsverkehr gerade ziemlich hoch war, weswegen er zusätzlich aufpassen musste, niemanden im Weg zu stehen, was sich mit der Zeit jedoch auch etwas schwerer anstellte, denn um ihn herum tummelten sich einige Marktbesucher.

Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, hörte Luso einen Schrei in seine Richtung kommen:"Hey Junge, komm mal her und hilf uns beim schleppen!" Verwunderte blieb Luso stehen, drehte sich um, schaute zunächst einmal in der Gegend umher, bis er eine Echse etwa zehn Meter von sich entfernt stehend ansah. Wie es schien war er ein Seemann, welcher gerade mit einigen Männern und Frauen damit beschäftigt war, Kisten vom Schiff zu einem der Stände und wieder zurück zu schleppen.

„Mich? Meinen sie mich damit?!", erwiderte Luso die Frage sofort, woraufhin er gefragt wurde, ob er hier noch einen anderen Jungen, welcher scheinbar ohne direktes Ziel herumlief sehen konnte. Verneinend schüttelte er den Kopf und wurde dann erneut um Hilfe gebeten, dieses Mal erwähnte er sogar eine kleine Bezahlung, welche der angehende Magier kaum ablehnen konnte und sich dann zu bereitwillig zur Arbeit meldete. Schnell musste er dann jedoch feststellen, dass diese Arbeit einen ziemlich hohen körperlichen Einsatz forderte, denn die zu schleppenden Kisten waren nicht sonderlich leicht. Trotz allem half er und nach einer guten Stunde Arbeit war die gesamte Lieferung von Bord des Schiffes zum Markt gebracht, wofür Luso mit einem kleinen Entgelt und einer kurzen Danksagung samt Schulterklopfens des Seemannes, welches dieser mit einem kurzen „Gerngeschehen" beantwortete, belohnt wurde.

***

Während Luso bereits in einem Buch, was schon einige bessere Tage gesehen hatte las, öffnete Lyra langsam ihre Augen. Sie machte einen deutlich entspannteren und zufriedeneren Eindruck als gestern, streckte sich ausgiebig und sah dann zum Fenster hinüber; erst nachdem Sie sich noch einmal die Augen rieb sah Sie Luso, welcher Sie kaum beachtend, in aller Ruhe weiterlas. „Hast du etwa die ganze Zeit nur gelesen?", erkundigte Sie sich noch etwas verschlafend, was jedoch auf scheinbar taube Ohren stieß, denn Luso las unbehelligt weiter, seine Augen waren dem Buch in seinen Händen völlig ausgeliefert. Seufzend schüttelte Sie den Kopf, stieg aus dem Bett und zog sich an, während Luso noch immer wie besessen in dem Buch las. „Sag mal, was ist das überhaupt für ein Buch?", fragte Lyra dann neugierig und sah sich den Wälzer dann etwas näher an. „Keine Ahnung, als ich es in auf einem der Stände fand hatte es mich förmlich angelächelt und da musste ich es einfach kaufen.", antwortete er beim schließen des Buches und fragte Lyra dann, was sie wohl als nächstes tun würden. Daraufhin meinte sie nur, dass sie sich erstmal umhören müsste, ehe sie wüsste, wie es weitergeht. „Nach einem guten Frühstück und einigen schwammigen Gerüchten dazwischen wissen wir weiter." Voller Tatendrang stolzierte sie dann zur Zimmertür, während Luso ihr wortlos hinterherblickte.

Es vergingen drei weitere Tage und beiden begann, trotz der Gelegenheitsarbeit im Hafen, langsam das Geld auszugehen, weswegen sie sich, vor allem Lyra, bald überlegen sollten, wo sie oder was sie beide als nächstes tun sollten. Luso brachte seinen eigentlichen Plan, mit einem Schiff in Richtung Hauptstadt zu fahren zur Sprache, was Lyra zwar nicht ganz abwegig fand, nur fehlte ihnen beiden das Geld um sich eine solche Reise leisten zu können, es sei denn, Luso läge wert darauf, auf einem alten Kahn voller, welcher wahrscheinlich vom kleinsten Sturm zum sinken gebracht werden könnte zusammen mit einer Besatzung, welcher wahrscheinlich viel bessere Tage gesehen hätte als das Buch, in welchem ihr Begleiter seit Tagen seine Nase drin vergrub.

Seufzend lies Luso den Kopf hängen, lauschte dabei jedoch den vielen Gesprächen an den anderen Tischen und versuchte, aus einem davon etwas brauchbares herauszuhören, was bei all dem Lärm jedoch ziemlich schwierig war und er es deswegen auch nicht weiter versuchte. Lyra hingegen ergriff die Initiative, stand auf und setzte sich einfach so an einen anderen Tisch, kam auch gleich ins Gespräch mit den Leuten dort und lies sich verschiedene Geschichten und Gerüchte erzählen, während Luso ihr stillschweigend dabei zusah und nur darauf zu warten schien, dass sie mit etwas brauchbarem wiederkommen würde, damit sie ihre Reise endlich weiterplanen konnten; das Ganze zog sich jedoch ungewollt in die Länge, Lyra saß mit den drei Männern und zwei Frauen noch lange am Tisch, unterhielt und trank etwas mit ihnen und nach gut zwei Stunden kam sie dann etwas angeheitert zu Luso zurück, lies sich auf den Stuhl fallen und schien für einen Moment lang nicht ansprechbar zu sein.

„Und, was herausgefunden?" Anfangs schien Lyra nicht ganz bei der Sache zu sein, vielmehr döste sie gerade vor sich hin, bis sie durch einen Tritt von Luso vor´s Schienbein wieder „wach gerüttelt" wurde. „Nun...ach ja! Sie erzählten mir von irgendeinem Schatz, welcher wohl in einer Tempelruine östlich von hier liegen soll.", platzte es dann aus ihr heraus; von Luso kam nur ein skeptischer Blick mit der Aussage, dass das ziemlich klassisch klang und es eigentlich nicht interessant sei, doch wenn man bedachte, dass sie ansonsten nichts besseres finden konnten, willigte er ein; ihm war klar, dass dieser Weg eigentlich genau in die entgegengesetzte Richtung seines eigentlichen Zieles war aber, dass konnte er wohl nicht mehr ändern weswegen er sich einfach dazu durchrang und nickte. „Vielleicht kann ich dort mal meine Zauber anwenden!", rief er erfreut, denn ein solches Abenteuer brachte meistens auch Kämpfe mit sich, welche man, entgegen seines Wunsches nicht zu kämpfen, nicht umgehen konnte.

Aber trotz dieser Gedanken, welche Luso bezüglich dieses Abenteuers hatte schien Lyra hingegen bereit zu sein und das obwohl sie gerade nicht wirklich ansprechbar war; am liebsten würde Sie sofort losziehen, doch das beherzte Eingreifen Seitens Luso verhinderte dies denn er meinte, dass sie es wohl kaum bis zum Stadttor schaffen würde, ohne mindestens dreimal umzufallen, was die Dame in ihrer aktuellen Verfassung kaum bestreiten konnte. „Also gut....dann gehen wir halt...morgen los...einverstanden?" entgegnete Sie beschwipst und begab sich dann auch gleich nach oben, woraufhin ihr Luso sicherheitshalber auch folgte. Wieder einmal lag er noch lange in seinem Bett, starrte aus dem Fenster in die klare Nacht hinein und fragte sich, was sie wohl in dieser Ruine finden würden und hoffte zudem noch, dass sie dort nicht in einen Kampf verwickelt werden. „Hoffen wir einfach mal das beste.", murmelte er tief durchatmend ehe er sich dann zu Bett legte.

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Tage später standen die beiden dann vor dem Tempel; es war ein altes, verfallenes Gemäuer, in welchem Luso sofort etwas gefährliches sah, wohingegen Lyra sich einfach von ihrer Intuition leiten lies und einfach hineinging. Vorsichtig folgte Luso ihr in die dunkle Eingangshalle, in welche eine bereits verfallene eines Priesters sie begrüßte und klar machte, dass hier seit langem niemand mehr war. „Dieser Tempel muss seit Jahren, wenn nicht sogar seit Jahrzehnten verlassen sein!", dachte Luso sich bei seinem ersten Blick durch den dunklen Raum und meldete dabei seine Zweifel, überhaupt etwas von Wert zu finden an. „Du warst noch in einer Ruine oder? Hier ist praktisch alles ein Schatz, du musst halt nur seinen Wert erkennen.", erwiderte Lyra lediglich, schritt voran während sie sich umsah und dabei die steinerne Treppe in den ersten Stock hinaufging.

Luso hingegen blieb lieber im Erdgeschoss; was Lyra sagte schien zwar nicht ganz falsch zu klingen, denn in einem Tempel lagerten meist alte Schriften, welche der wissbegierige Magier zu gerne lesen würde, wobei er trotzdem skeptisch blieb und deshalb mit großer Vorsicht durch die Gänge ging, zur Sichthilfe hatte er sich durch einen Zauber eine kleine Leuchtkugel in die Hand gezaubert und achtete dabei noch zusätzlich auf jedes Geräusch, was eventuell verdächtig wäre.

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Lyra hingegen hielt sich eher in der oberen Etage auf und durchsuchte dort alles, konnte aber außer ein paar Büchern, alten Gewändern und Tischgarnituren nichts besonderes oder wertvolles entdecken; ihre bisherige Reise hatte sie zwar gelehrt, auch den kleinsten Hinweisen nachzugehen, vor allem wenn es sich um einen Schatz in einem alten, verfallenem Tempel wie diesem hier handelte. „Irgendwo muss es hier doch etwas brauchbares geben!", dachte Sie sich ungeduldig und spielte mit dem Gedanken, dass sie sich hierbei vielleicht doch mehr geirrt hatte als sie es vorhin zugeben wollte.

In einem alten Lesezimmer eingenistet, saß Luso zwischen einigen Schriften und Büchern, durchforstete sie nach nützlichen Informationen, musste jedoch feststellen, dass das reine Zeitverschwendung war, denn außer einigen alten Geschichten über religiöse Personen und Führer, Reliquien und Visionen diverser Göttern konnte er nichts für ihn interessantes finden, weswegen er alles wieder beiseite legte und den Raum wieder verlies um sich weiter umzuschauen.

Zwei Stunden später trafen sie sich wieder in der Eingangshalle. Außer ein paar alten, abgenutzten und größtenteils schmutzigen Gold- und Silberornamenten hatte Lyra nichts weiter gefunden, ebenso erging es Luso, welcher rein gar nichts finden konnte. „Wie mir scheint wurden wir hier kräftig hinter´s Licht geführt. Ich meine, hier ist nichts, überhaupt nichts!", jammerte Lyra enttäuscht und verärgert, warf ihre Fundsachen zu Boden und stampfte wutentbrannt darauf herum, fluchte halblaut während Luso ihr dabei stillschweigend zusah; er sah sich etwas Raum um und wurde dieses merkwürdige Gefühl nicht los, dass sie irgendetwas übersehen haben könnten.

„So ein Tempel hat doch bestimmt einen Keller oder?", brachte der Magier dann plötzlich ein, woraufhin die Dame mit ihrer Stampferei aufhörte und sich dasselbe fragte. Sie beide kamen schließlich zu der Theorie, dass sich im Kellergewölbe des Tempels womöglich etwas von Wert befinden könnte, jedoch schien es nirgendwo im Tempel einen konkreten Weg dorthin zu geben.

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Wieder einmal durchsuchten beide die Gänge nach einer Treppe oder Tür, welche nach unten führten könnte. „Da ist es: der Weg nach unten!", schrie Luso als er eine steinerne Treppe, welche nach unten führte fand und Lyra daraufhin zu sich rief. So schnell sie konnte rannte sie zu ihm, blickte in das tiefe Dunkel hinunter und musste erst einmal tief durchatmen, ehe sie sich herunterwagen konnte. „Hast du etwa Angst?", fragte Luso sich witzelnd, woraufhin sie ihn dieselbe Frage stellte. „Überraschenderweise habe ich keine Angst im Dunkeln.", antwortete er fast schon stolz klingend als er den ersten Schritt die Treppe herunter machte und Lyra ihm so eng wie nur möglich folgte.

Mit Hilfe einer neuen, magischen Leuchtkugel ging Luso voran die Treppe hinunter, während Lyra ihm mit der Hand am Rapiergriff folgte. „Ich bin mir ziemlich sicher, das hier unten nichts gefährliches lauern würde. Vielleicht ein paar Fledermäuse, aber das wär´s dann auch." Kaum hatten sie die letzte Treppenstufe erreicht, war ihr nächster Schritt auf nassem, weichen Erdboden; es roch nach abgestandener Luft und Wasser, die Steinwände waren kalt und feucht und generell wirkte dieser Tunnel in dem sie sich befanden weitaus weniger einladend als der Tempel auf der Oberfläche; hätten sie nicht das Licht in der Hand des Magiers, würden sie vermutlich jetzt in einer pechschwarzen, übelriechenden Dunkelheit stehen. Sie konnten noch umdrehen, doch Luso und Lyra wurden von ihrer puren Neugierde vorangetrieben, tief hinein in das Gewölbe.

„Ich kann mir kaum vorstellen, dass irgendjemand hier freiwillig heruntergegangen ist.", meinte Lyra ernüchternd, hielt die ganze Zeit über Schritttempo mit Luso ein, welcher ebenfalls sehr vorsichtig voranging.

Es verging eine gefühlte halbe Stunde, in welcher die zwei durch den dunklen Tunnel wanderten, welcher dann in einer scheinbar größeren Kammer mündete. Ohne die Leuchtkugel des Magiers würde sie nichts sehen, wobei schon dieses momentane Sichtfeld nicht viel größer war als ein paar Meter. Lyra hatte, ebenso wie Luso dieselbe Vermutung, dass dieser Raum weitaus größer sei weswegen die Dame den Magier darum bat, für etwas mehr Licht zu sorgen. Zwar hatte Luso diesen Zauber noch nie in einer größeren Form angewandt, aber er war sich sicher, dass dies kein großes Problem für ihn darstellen würde.

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Mit beiden Händen vor sich sprach er die hierfür notige Zauberformel, woraufhin sich eine deutlich größere Lichtkugel in seinen Handflächen bildete, was Lyra staunend ansah. Kurz darauf lies Luso die Kugel aufsteigen und schaffte es sogar noch, sie in mehrere kleinere Kugeln aufzuteilen, welche das gesamte Licht noch etwas mehr verteilten.

Und was der Magier und die Dame dann erblickten war etwas, was jenseits eines normalen Schatzes sei.

Fortsetzung folgt.....