Kapitel 1: Aufbruch ins Unbekannte

Story by Surasshu on SoFurry

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#1 of Legende der Herzen - Vorspiel - Vorschriften


Sonnenschein drang durch das dichte Schneegestöber, durch welches sich Surasshu an diesem Tag arbeitete. Zentimeter hoher Schnee machte das Vorankommen ungemein schwer, doch lies er sich davon nicht aufhalten; seit fast zwei Jahren durchstreift er nun die Berge, schläft in Höhlen oder unter Abhängen, ernährte sich von dem, was er findet und trinkt in der Regel aufgetauten Schnee.

„Ich muss mir bereisten, dass ich es kann!", war der der Gedanke, welcher ihn aus seinem Zuhause in diese felsige, kalte und unwirtliche Welt hoch oben im Gebirge trieben. Für einen kurzen Moment machte er Halt, schaute nach oben zur Sonne deren Strahlen nur vermindert zu ihm durchdrangen und somit keine Wärme spenden konnten. Aber das war nicht der Grund, weswegen er zur Sonne blickte, vielmehr wollte er die Tageszeit erkennen. „Nachmittag.", murmelte er vor sich hin, sah sich um während das Schneegestöber unvermindert weiterging und drohte, ihn vollständig einzudecken. Ihm wurde klar, dass es in der näheren Umgebung keinen sicheren Unterschlupf geben würde, weswegen er sich den Schnee von der Kleidung klopfte, noch einmal tief durchatmete ehe er sich wieder in Bewegung setzte.

Der größte Teil seines Gesichtes war durch ein Tuch und eine Kapuze abgedeckt, nur die gelben Augen blieben frei und halfen ihm, sich in dieser Gegend zu orientieren. Doch musste er sich auch seine Füße konzentrieren, denn der Boden ist nicht immer so stabil und sicher wie in diesem Moment; er konnte sich noch sehr gut an seinen ersten Sturz erinnern: fünf Meter in die Tiefe, welche sich jedoch wie zehn anfühlten. Seitdem ist er immer vorsichtig, achtet auf den Boden unter seinen Füßen, vor allem er diesen nicht sehen konnte wie jetzt im Moment.

Seiner Vermutung nach befand er sich zurzeit in einem Tal, denn er konnte um sich herum wage Umrisse des Gebirges erkennen. Irgendwann bemerkte er auch den steigenden Aufgang was seine Vermutung unterstrich und zu dem nahelegte, dass es dort oben vielleicht irgendwo ein Unterschlupf zu finden sein sollte. Je höher er kam, desto schlimmer wurde der Schneefall, fühlte sich beinahe wie ein Schneesturm an, was seiner Meinung nach das letzte war, was er jetzt in seiner ungeschützten Position gebrauchen konnte; es war eine Gefahr wie jede andere auch, aber wie jede andere war er sich sicher, dass er diese mit Sicherheit überwinden würde, schließlich hatte er sich auch an die bittere Kälte, welche hier oben herrschte gewöhnt; trotzdem würde er ab und zu gerne an einem warmen Lagerfeuer sitzen.

„Was ist das?", fragte er sich verwundert beim Anblick eines teilweise gerade stehenden Gebildes, welches ganz nah an seinem Standpunkt war. Aus der Entfernung sah es wie ein spitz zulaugender Felsen aus, doch je näher er ihm kam bemerkte Surasshu, dass es sich bei dem Gebilde um einen alten, verlassenen Turm handelte. Ohne lange zu darüber nachzudenken betrat er das alte Gemäuer, in welchem es bis auf einige alte Holzkisten, Tische und Stühle, welche nahezu komplett mit Schnee bedeckt waren nicht viel gab. Hier drin war er vor allem vor dem heftigen Schneefall geschützt und konnte somit eine Pause einlegen. Er setzte sich in den Schnee, zog sich seine Handschuhe aus und kramte dann etwas von dem angefrorenem Fleisch aus seiner Tasche; an sich war es schon überhaupt ein Wunder, hier oben Fleisch zu haben weswegen er sich jeden Bissen genauestens überlegte. Abgesehen davon war der Geschmack aufgrund der Kälte kein wirklicher Genuss, weswegen er sein Essen nach nur zwei Bissen wieder beendete und sich seufzend an die Wand hinter sich lehnte.

Für Heute beendete er die Wanderung denn es wäre Wahnsinn, sich durch diesen Schneesturm zu kämpfen, vor allem wäre es extrem kräftezehrend, weswegen er kurzerhand seine Arme aus den Ärmeln seiner Jack einzog, es sich einigermaßen gemütlich machte um dann ein wenig zu schlafen.

***

Schon beim ersten Morgengrauen verlies Surasshu seinen Unterschlupf, sah das sich der Schneesturm gelegt hatte und dem Sonnenlicht gewichen war. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht, denn obwohl alle Spuren seines gestrigen Marsches verloren waren bekam er dafür eine Aussicht, welche alles wieder wettmachte, dargeboten: ein graues Gebirge, welches vom weißen Schnee bedeckt war und das Sonnenlicht reflektierte ließen den Drachen erfreut aufatmen, ebenso wie der Blick zum fernen Horizont erinnerten ihn daran, was für eine weite Strecke er bereits zurückgelegt hatte. Nachdem er die Aussicht komplett ausgekostet hatte, wandte er sich wieder der anderen Richtung des Berges, welche sich als schmalen Gebirgspfad darstellte, zu. Als er den Pfad entlangging hielt er den Blick stets auf den steinigen Weg, welcher gleich nachdem er aus dem Schnee trat stand.

Wie immer begleitete ihn der kalte Wind, doch auf der anderen Seite schien die Sonne und gab ihm somit ein leichtes Gefühl von Wärme, auch wenn dies an sich nicht vorhanden war. Gut war jedoch auch, dass sich der Schneefall gelichtet hatte und es ihm somit ermöglichte alles, was vor ihm lag zu sehen: vereinzelte Sträucher und kahle Bäume zeichneten den Weg und ließen einen mit dem Gedanken spielen, ob es hier vielleicht einmal anders ausgesehen hatte. Sein Weg über den Pfad verlief ruhig, es war relativ selten, hier auf wilde Tiere, geschweige denn eine andere Person zu treffen.

Er konnte sich noch an vereinzelte Hütten, welche auf dem Weg nach oben standen erinnern, von denen nahezu alle noch bewohnt waren. Damals hatte man ihn vor den Gefahren und Tücken, welche hoch oben in den Bergen lauern würden gewarnt, doch anstatt das es ihn abschreckte motivierte es ihn sogar, das Abenteuer zu wagen.

***

Zu Beginn seiner Reise war er von der unglaublichen Kälte ebenso überrascht wie von der Trostlosigkeit, welche ihr hier erwartete. In der ersten Woche kämpfte er mehr oder weniger ums nackte Überleben, denn nachdem er diesen Abhang heruntergestürzt war geriet er wenig später in einen Schneesturm, welcher ihm mit der Sicht jegliche Orientierung nahm, weswegen er letzten Endes völlig verlaufen hatte; wäre dies für andere ein Grund zum verzweifeln, war es für Surasshu am Ende der Ansporn, welcher ihn zum hierbleiben brachte.

Hier, in all dieser Einöde fand er die Ruhe, nach der er sich gesehnt hatte zusammen mit einer Welt, welcher er wohl noch Jahre erkunden könnte, würde er sich nicht auf der einen Seite wünschen, wieder Zuhause zu sein.

***

Plötzlich, ohne es zu direkt merken begann sich der Boden unter Surasshu nach unten zu neigen. Als er daraufhin stehenblieb erkannte er, dass der Weg vor ihm steil bergab ging. Nachdem er tief durchgeatmet hatte wagte er sich vorsichtig hinunter, Schritt für Schritt, bis es wieder gerade wurde; zu seinem Unglück schien dieser Weg jedoch weitaus länger zu sein, als er es sich erhofft hatte. Obwohl er sich der enormen Gefahr, welche dieser Weg mit sich brachte klar war, denn wenn er ausrutschen oder gar stolpern sollte war ihm klar, dass die Landung um Längen schmerzhafter sei als der fünf Meter tiefe Sturz von damals, brachte es ihn nicht davon ab, sich hier runter zu wagen; hätte er sich dagegen entschieden, müsste er einen Umweg suchen und er war sich nicht sicher, wie lange das dauern würde und ob dieser Weg dann sicherer wäre als dieser hier.

Vorsichtig wagte er sich hinunter, mit den Augen nun völlig auf den Weg vor sich konzentriert konnte seiner Meinung nach eigentlich nichts schiefgehen. Da jedoch der größte Teils des Pfades mit Schnee bedeckt war konnte er nicht einschätzen, ob sich unter diesem kein Eis gebildet hatte oder ob sich dort ein Abhang befand, was das ganze umso gefährlicher machte.; da Surasshu bereits gut hundert Meter zurückgelegt hatte dachte er gar nicht daran, jetzt wieder umzudrehen und hielt sich stattdessen weiter bergab, der Gefahr trotzend.

***

Es sollte dieser Trotz sein, der ihm nun zum Verhängnis werden sollte, denn gerade als er den nächsten Schritt machte rutschte unter ihm der Boden weg war zur Folge hatte, dass er auf den Rücken fiel und somit den Pfad hinunterrutschte. „Scheiße!", fluchte er und versuchte so schnell wie möglich zum Halt zu kommen, doch Surasshu konnte rein gar nichts, an dem er sich hätte festhalten können finden und musste also voll und ganz auf sein Glück vertrauen.

Für den Drachen wurde diese ungewollte Rutschpartie zu einem einzigen Höllentrip, denn sie schien kein zu finden und wahrscheinlich würde sie so enden, dass er in einen tiefen Abgrund fallen würde. Mit diesem Gedanken vor den Augen fasste sich Surasshu ans Herz, rollte sich auf den Bauch und versuchte, sich mit den Händen am Boden festzuhalten. Seine Geschwindigkeit war jedoch bereits so hoch, dass sein Plan nicht ganz aufging und er sich stattdessen die Handschuhe komplett aufriss, ohne auch nur Stück langsamer geworden zu sein.

In letzter Sekunde drehte er sich wieder um und schien das Ende seiner ungewollten Reise erreicht zu haben, jedoch fiel er nicht wie erwartet in eine Schlucht, sondern landete stattdessen auf einem flachen Feld, über welches gerade ein Kyoshan, eine der Bestien vor denen man ihn warnte ging. Vorsichtig schaute sich seine Hände an: außer ein paar Schürfwunden nichts schlimmes, jedoch waren diese jetzt der kalten Luft ausgesetzt und noch dazu konnte er sie nicht verbinden um weitere Verletzungen zu verhindern. Schmerzstöhnend richtete der Drache sich auf, griff dabei mit seinen verletzten, bloßen Händen in den kalten Schnee und schrie laut auf, was der Kyoshan sofort hörte und den Kopf zu ihm richtete; vom Äußeren ähnelte es einem Bären, nur waren seine Beine um einiges Dünner und schienen auch über Muskulatur zu verfügen, zudem hatte er an den Vorderpranken riesige Klauen, mit welchen er seine Beute wahrscheinlich mit einem Hieb töten konnte. Als er sah, was sich dort vor ihm befand, ächzte Surasshu und versuchte sich zu beruhigen, doch sein Körper war noch dermaßen vom Adrenalin getränkt, dass er gar nicht zur Ruhe kommen konnte.

Und obwohl seine Hände verletzt waren griff er den vereisten Griff seines am Gürtel hängenden Schwertes und zog es aus der Scheide. Auf wackeligen Beinen stehend stand er der Bestie nun gegenüber; sein Herz raste, Angstschweiß lief ihm die Stirn herunter während seine Hände bereits stark zitternd den Griff seines Schwertes umklammerten. Eigentlich konnte er in seiner jetzigen Verfassung überhaupt nicht kämpfen, doch ans wegrennen konnte er genau so wenig denken. Plötzlich sprang der Kyoshan nach vorn, verfehlte Surasshu nur um Haaresbreite was dieser sofort ausnutzte und direkt zuschlug. Mit einem kräftigen Hieb wollte er es schnell beenden, doch anstatt das er den Kyoshan verletzte prallte seine Klinge an ihm ab und zerbrach dabei noch in zwei Teile. Darüber erschrocken konnte er sich einen Moment lang nicht bewegen, was das Tier natürlich ausnutzte, um ihm mit seiner Vorderpranke zu erwischen; der Hieb war so gewaltig, er schleuderte Surasshu meterweit durch die Luft und noch dazu rissen ihm die Klauen die Jacke auf und fügten ihm dabei noch schwere Schnittverletzungen zu, welche es ihm nach seiner Landung auf dem Boden unmöglich machten, wieder aufzustehen.

Im Schnee begann sich eine rote Blutlache zu bilden, ebenso spuckte Surasshu noch Blut, während er langsam das Bewusstsein verlor. „Jetzt ist es aus.", dachte er sich dem Tode nahe, sah gerade noch, wie sich der Kyoshan zu ihm umdrehte als plötzlich ein helles Licht aufblitzte, welches sowohl den Drachen als auch das Tier für einen Moment blendeten. Im gleichen Moment als das grelle Licht sich verzog rannten drei Personen zwischen den am Boden liegenden Drachen und dem gerade wieder zu sich kommenden Kyoshan. „Kümmert ihr euch um den Fremden da, ich erledige den Kyoshan.", ordnete der Rechte von ihnen an, zog bereits seine Schwerter. „Mach aber schnell, ich glaube nämlich nicht, dass der noch lange durchhält.", warnte einer der anderen beiden ihn, woraufhin er nur meinte:"Keine Sorge, das geht schon schnell genug." und dann mit einem kampfbereiten Lächeln auf den Kyoshan zu rannte.

***

Brüllend stürmte der Kyoshan auf den Jäger, sprang auf seine Beute zu, welche ihm dann gekonnt auswich, wartete bis er gelandet war, um dann zum Gegenangriff anzusetzen. Mit seinen beiden Klingen drang er mühelos durch seine harte Haut hindurch, schnitt ihm dann mehrere Male an den Beinen entlang wodurch dieser zunächst einmal zu Boden ging, schmerzhaft schrie und einige male austrat, ehe er sich wieder aufrichtete und erneut auf ihn losgehen wollte als es plötzlich zu einer erneuten Lichtexplosion kam, welche den Kyoshan erneut blendete, was ihn wieder verwundbar machte und er somit ein weiteres Mal vom Jäger angegriffen wurde, dieses Mal schnitt er ihm nicht nur in die Beine, sondern verwundete ihn ebenfalls an einigen vitalen Punkten, ehe er im einen Todesstoß verpasste: direkt ins Herz und in die Kehle, eine Klinge für jeden Punkt.

In den darauffolgenden Sekunden hörte man noch die letzten Atemzüge des Kyoshans, ehe er dann tod auf den Schnee liegen blieb. Als der Jäger die Klingen aus dem toten Tier zog ächzte er für einen Moment, ebenso wie er einen Blick auf seine eben erlegte Beute warf und sich von dem enormen Adrenalinschub erholte steckte er die Klingen weg und ging dann zu den beiden, welche sich um Surasshu kpmmerten. „Wie geht es ihm?", fragte er sofort als einer der beiden hinaufblickte, den Kopf schüttelte und erklärte, dass die Verletzungen ziemlich schlimm seien und das Sie sie hier unmöglich ausreichend versorgen könnten.

„Dann nehmen wir ihn mit.", sagte der Anführer sofort. „Und der Kyoshan? Wegen dem waren wir doch eigentlich in dieser Gegend.", fragte er ein anderer. Da er dieses Argument nicht in den Wind schlagen konnte stimmte er zu, dass die anderen zwei zurückbleiben sollten um den Kyoshan auszuweiden während er mit Surasshu schon einmal vorgehen würde. „Sei aber vorsichtig, die Verbände halten ihn zwar zusammen, aber ich konnte die Blutungen nicht komplett stoppen.", informierte der Arzt ihn noch einmal, woraufhin der Jäger Surasshu einfach auf den Rücken nahm und sich so schnell er konnte auf den Heimweg machte; beim losgehen merkte er noch an, dass sie die Beute nachher gerecht aufteilen werden. „Keine Sorge Boss, wir denken dran dir was über zu lassen.", witzelte einer. Mit dem verletzten Drachen auf dem Rücken ging der Jäger den Berg hinauf, bis er durch ein weiteres Schneegestöber hindurch die Spitze des Berges erreichte, auf welcher er eine Stadt, welche aus zwei Städten bestand erblickte. „Immer wieder eine Freude, nach hause zu kommen."

***

Surasshu öffnete die Augen, blinzelte einige Male als er sich vorsichtig aufrichtete. Für einen Augenblick war ihm etwas schwindelig, weswegen er sich wieder zurückfallen lies und dabei bemerkte, dass er auf etwas weichem, wie einem Kissen lag. Sekunden darauf, nachdem er einigermaßen wach war stellte er dann fest, dass er in einem Bett lag, welches sich in einem hell erleuchtetem, bernstein-farbenem Zimmer befand.

„Wo bin ich?", fragte er sich im Gedanken, richtete sich wieder etwas auf und verspürte dabei einen leicht stechenden Schmerz in der Brust und Magengegend; er erinnerte sich dann brüchstückhaft an das, was passiert war. Gerade als er sich an seine Begegnung mit dem Kyoshan erinnerte, öffnete sich die Tür; er wollte seinen Augen nicht trauen, denn ein ockerfarbener Wyvern betrat das Zimmer und schien glücklich darüber zu sein, dass der blaue Drache wieder wach sei. „Sieh an, füglen wir uns besser?", fragte mit einem freundlichen Ton in der Stimme, nahm einen Stuhl und setzte sich zu Surasshu ans Bett. Anfangs noch etwas still sah Surasshu den Fremden an, holte kurz Luft und meinte:"Einigermaßen."

Leicht angespannt sah er zu dem Wyvern, welcher sich zunächst einmal vorstellte:"Ich heiße Kerr, wie ist dein Name?" „Surasshu.", antwortete Surasshu und schaute sich dann wieder im Raum um; es war von dem, was er bis vor kurzem gewohnt war ein totaler Szenenwechsel: ein warmes Bett, luftdichte Steinmauern, eine Blumenvase sowie diverse Geräusche, darunter das Läuten einer Glocke durch das offene Fenster. Auf die Frage, wo er sich gerade befinden würde zeichnete sich ein stolzes und erfreutes Lächeln in Kerrs Gesicht bevor er antwortete:"Das hier ist Viola, was der neunte Bezirk von Sommerhafen ist." Hierbei entschuldigte er sich auch noch dafür, das er vergas, dass das alles hier noch ganz neu für ihn sei.

Zudem bewunderte er auch auch noch seinen Mut, als er den Kyoshan vor drei Tagen mit einem von der Kälte zerfressenem Schwert bekämpfen wollte.„Jeder weiß doch, dass die Haut eines Kyoshans fast so robust wie ein Drachenpanzer ist.", meinte er scherzhaft, während Surasshu überrascht darüber war, wie lange er geschlafen hatte. „Um ehrlich zu sein, hatten wir am Anfang nicht damit gerechnet, dass du es schaffst, schließlich waren deine Wunden nicht von schlechten Eltern und wenn man die Belastung, die dein Körper durch die Kälte bewältigen musste mit einrechnet ist es ein echtes Wunder, dass du überlebt hast.", erklärte Kerr seinem Gast dessen Zustand als er ihn in die Stadt brachte. „Und überhaupt, was treibt jemanden wie dich in diese Gegend? Wie lange warst du da oben schon unterwegs?" Innerhalb der nächsten Stunde erzählte Surasshu Kerr, dass er seit zwei Jahren bereits unterwegs war und bis vor drei Tagen ohne große Probleme durchgekommen war.

Als „großes Glück" bezeichnete der Wyvern das Ganze lediglich und fragte, ob er schon wieder aufstehen konnte. „Du bräuchtest was neues zum anziehen, denn deine alte Jacke hat es ziemlich zerfetzt." Nickend nahm Surasshu die Decke weg, stieg dann vorsichtig aus dem Bett und stand dann zunächst etwas unsicher auf seinen Füßen, wobei Kerr ihm direkt half und stützte; nach drei Tagen, die er nur im Bett und das vor allem schlafend verbrachte, fühlte sich das Gehen einigermaßen merkwürdig an, was Surasshu direkt beim gehen über den Holzboden merkte. „Wird schon wieder.", munterte Kerr ihn auf als er gerade dabei war, ein paar Klamotten aus dem Kleiderschrank zu holen.

„Ich lag mal knapp zwei Wochen im Bett, das fühlte sich dann nachher so an, als müsste ich das Laufen komplett neu lernen!" In einer roten Hose, einem weißen Hemd und braunen Stiefeln gekleidet verließen die beiden dann das Haus, denn Kerr seinem Gast etwas in der Stadt herumführen; dieser bemerkte gleich nachdem sie aus der Haustür gekommen waren, dass es, trotz Kerrs vorheriger Anmerkung, dass sie sich zwar auf der Spitze des Berges befanden, es unglaublich warm war, mindestens dreißig Grad, wenn nicht sogar mehr. Erläuternd meinte Kerr darauf, dass es aufgrund von unterirdischen Arbeiten, bei denen zum Teil auch thermale Gase in einigen Bereichen freigelegt werden, welche diesen Teil des Berges erwärmten und fügte dann noch scherzhaft hinzu, dass es in diesen Bereichen etwa fünf bis zehn mal so heiß sei wie hier im Moment.

„Danke für die Info.", bedankte Surasshu sich mit einem sarkastischen Unterton. „Hier zu leben ist um einiges angenehmer als unten im kalten Gebirge oder?", hakte Kerr nach und stieß dem Drachen dabei leicht in die Seite, welcher außer einem kurzen Schmerz nur nickte und ausatmete. Beim gehen durch die Stadt wurde dem blauen Drachen schnell klar, dass er hier ein wenig deplatziert war, denn er konnte immer wieder einige Blicke, welche ihn fragen anstarrten, erhaschen; eine logische Reaktion wenn man bedenkt, dass hier oben wohl niemand einen Drachen zuvor gesehen hat.

Bernsteinfarbene Hausmauern, zinoberrote Dächer und elfenbeinweiße Bodenplatten, so strahlte die Stadt Sommerhafen im Licht der Mittagssonne. Surasshu fühlte sich wie in einem Traum, aus dem er gleich aufwachen würde, aber dem schien nicht so zu sein. Die beiden gingen über den Marktplatz, auf welchem man scheinbar alles, was man gerade benötigen würde kriegen konnte. Es herrschte ein allgemein buntes Treiben, in welchem Surasshu auch einige schwarz gefiederte, großgewachsene Vogelkreaturen entdecken konnte; im Gegensatz zu ihm schienen sie keineswegs von Blicken anderer durchbohrt zu werden, viel mehr wurden sie wie jeder andere behandelt.

„Was sind das für Leute?", fragte Surasshu neugierig. „Das sind Meháken, was so viel heißt wie „Nachthüter"; wir leben schon seit einigen Jahrhunderten hier oben mit ihnen zusammen; fernab der Sorgen und Freuden, welcher unten-" Mitten im Satz wurde er unterbrochen, denn er hörte jemanden seinen Namen rufen. Erfreut über den vertrauten Klang der Stimme schaute Kerr sich um bis er denjenigen, der seinen Namen rief fand: es waren die beiden anderen Jäger, mit denen er Surasshu im Schnee fand und rettete.

***

„Viktor, Ivan! Schön, euch beide zu sehen!", begrüßte er die beiden ankommenden Wyvern, umarmte und klopfte ihnen auf die Schulter, während Surasshu mit einem Händeschütteln begrüßt wurde. Beide Wyvern waren froh darüber, dass es dem Drachen besser ging, wofür Surasshu sich noch einmal bedankte. „Wir hätten dich ja schlecht im Schnee liegen lassen können oder?", fragte Ivan leicht sarkastisch, wandte sich dann Kerr zu und erkundigte sich bei ihm, ob er heute Abend in die Taverne für den Kampf kommen würde. Mit einem breiten Grinsen ging Kerr in eine für Boxer übliche Position und meinte, dass er darauf Gift nehmen könne.

„Dann möchte ich auch hoffen, dass du gewinnst, schließlich habe ich ein kleines Vermögen auf dich gesetzt.", warf Viktor ein, woraufhin Kerr diesen etwas schräg ansah, ihm einen Schlag auf die Schulter verpasste und siegessicher lachte ehe die beiden sich verabschiedeten und wieder im Markttreiben verschwanden. Nach ein paar Luftschlägen hüpfte er noch etwas umher bevor Surasshu nachfragte, um was für Kämpfe es gehen würde. „Kampfsport, einmal die Woche. Acht Teilnehmer, ein Sieger.", erklärte Kerr in Stichworten voller Vorfreude auf den heutigen Abend und führte Surasshu weiter, bis ihm die gewaltige, schwarze Zitadelle hinter der Stadt auffiel.

„Das ist die Schwarzwacht, die Festung, in der die Meháken leben; die ist älter als Sommerhafen, so etwa um die eintausend Jahre, wenn nicht sogar noch älter.", erzählte der Wyvern hochachtungsvoll.

Sie beide wanderten weiter durch die Stadt, legten einige kurze Pausen, meistens um etwas zu trinken oder um die Belastung für Surasshus noch geschwächten Beine gering zu halten, bis sie schließlich in eine Straße einbogen, welche laut Kerr von den Jägern gut besucht wird, denn man könne hier jede Rüstung und jede Waffe, die man sich wünscht kriegen.

Mit dem Gedanken an ein neues Schwert strahlten Surasshus Augen fast so hell wie die verschiedenen Ladenschilder an denen er vorbeiging. „Wir kommen gleich bei der Schmiede meiner Eltern vorbei, da könntest du dir dann ein neues Schwert schmieden oder kaufen, ganz wie du willst.", warf Kerr ein als sie durch die Straße gingen, welche voller Wyvern in verschieden gestaltete Rüstungen war. Gleich als sie an der dritten Schmiede vorbei waren, erreichten sie die Schmiede von Kerrs Eltern, in welcher vor allem leicht zu führende Waffen hergestellt werden; trotz ihres simplen Designs verfügten sie dennoch über eine große Stabilität und Schärfe, was laut Kerr vor allem von erfahrenen Jägern als Kriterium beim Kauf ihrer Waffen galt. Beim betreten des Ladens mussten sie jedoch feststellen, dass sie nicht die einzigen waren, die gerade auf der Suche nach einer neuen Klinge waren; ein halbes Dutzend Wyvern stand im Geschäft, unterhielten sich miteinander, betrachteten die Waffen in den Ständern und Schaufenstern und überlegten, welche es wohl sein sollte.

An all den Leuten vorbei, erreichten Kerr und Surasshu den Tresen, hinter welchem Kerrs Mutter stand und die beiden direkt begrüßte; sie trug eine Schmiedeschürze, zudem hatten ihre Schuppen bereits etwas an Farbe verloren, was vielleicht auf ihr Alter oder die Arbeit in der Schmiede zurückzuführen sei und beim Händeschütteln bemerkte Surasshu, dass sich ihre Handflächen etwas rau anfühlten.

„Das ist also der Drache, den ihr in den Bergen gerettet habt? Es freut mich zu sehen, dass du wohlauf bist.", meinte sie freundlich und bemerkte dann, dass ihr Sohn am drängeln war und darum bat, nach hinten in die Schmiede zu gehen. Zustimmend lies sie die zwei passieren, ehe sich der nächste Kunde anbahnte.

In der Schmiede, welche die beiden kurz nachdem sie durch einen schmalen Gang gingen erreichten gab es alles, was man zum schmieden von Waffen bräuchte: vom Schmelzofen für das Erz bis hin zur glühenden Schmiede in der Mitte des Hofes. „Papa? Bist du da?!", rief der junger Wyvern über den Hof als man ein lautes Ächzen von der anderen Hofseite, nahe des Schmelzofens hören konnte. „Kerr, bist du das?", fragte jemand als die zwei der Stimme folgten und sahen, wie der ältere Wyvern gerade ein paar Schaufelladungen Erz zum einschmelzen in den Ofen schippte. „Ja, ich bin es und ich habe auch jemanden mitgebracht.", erwiderte er und zeigte dabei auf Surasshu, welcher die Augen etwas zugekniffen hatte, denn obwohl der Rauch nach oben hin abziehen konnte war es in dem Hof doch noch etwas nebelig, woran er sich zuerst nicht gewöhnen konnte.

Kerrs Vater stellte die Schaufel an die Wand, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und begrüßte Surasshu dann mit einem recht kräftigen Händedruck, welcher sogar etwas schmerzte. „Wir wollten fragen, ob wir nicht vielleicht ein neues Schwert für Surasshu haben könnten.", meinte Kerr dann zu seinem Vater mit dem Hintergedanken, dass dieser womöglich schon bald wieder gehen würde. Zustimmend sah der alte Wyvern den blauen Drachen an, musterte ihn von Kopf bis Fuß und sagte dann, dass er ihm schon ein passendes Schwert machen würde.

„Geht aber dann auch mal in einem der Rüstungsläden vorbei und schaut euch dort auch noch einmal um.", schlug er noch vor und gerade als sich die zwei Jungen wieder auf den Weg machen wollte bekam Kerr noch eine Anmerkung bezüglich dessen, was er heute Abend noch vor hatte:"Wenn du verlierst, gibt es kein Abendessen für dich mein Sohn!" Mit einem Salut erwiderte er diesen Spruch. verlies dann mit Surasshu im Schlepptau die Schmiede und ging mit ihm dann wieder nach Hause, denn er wollte sich noch etwas ausruhen ehe er sich heute Abend verausgaben wollte.

***

Zuhause bei Kerr saß Surasshu im Wohnzimmer auf einem Sofa versunken, während der Wyvern ihnen gerade etwas zu trinken holte; seine Gedanken kreisten im Moment um das, was er wohl als nächstes tun würde und vor allem auch um diese Stadt: scheinbar lebten hier unten in Sommerhafen und oben in der Schwarzwacht zwei völlig unterschiedliche Völker, welche sich jedoch nichts böses taten und stattdessen in friedlicher Harmonie miteinander lebten.

„Fernab der Sorgen und Freuden des Restes der Welt.", murmelte der Drache vor sich hin als Kerr gerade mit zwei Gläsern Wasser und einer Kleinigkeit zu essen wiederkam. Als er sich neben Surasshu setzte fragte er ihn, wie das Leben unten, nicht oben in den Bergen sondern in den flachen Ebenen sei. Ironischer weise war das Erste, was Surasshu konkret einfiel, dass es unten deutlich wärmer sei als im Gebirge, jedoch nicht so heiß wie hier in Sommerhafen.

„Überall sind grüne Bäume, Täler, Blumenwiesen, Felder, Wälder und Städte voller Leben.", erzählte er dann mit einer leichten Sehnsucht in der Stimme, seufzte und trank dann einen Schluck Wasser während Kerr still neben ihm saß, ihn dann ansah und gerade als er etwas fragen wollte, kam ihm der Drache zuvor:"Kannst du mir morgen einen Weg runter von diesem Berg zeigen?" „Das könnte ich machen, aber vielleicht sollten wir damit bis übermorgen warten, zum einen weil du dich bestimmt noch etwas erholen solltest und zum anderen weil Ich mich nach dem heutigen Abend bestimmt auch noch mal einen Tag erholen muss.", erwiderte Kerr witzelnd, was Surasshu ebenfalls in Ordnung fand.

***

Drei Stunden später kam es dann in der Taverne zum wöchentlichen Wettkampf, in welchem jeder, der im Kampfsport geübt war und sein Können unter Beweise stellen wollte teilnehmen konnte. Zu diesem Zweck hatte man den Hauptraum der Taverne in einen mit Ring umfunktioniert. Kerr, welcher sich mit sieben anderen Wyvern hierfür angemeldet hatte, stand kampfbereit da, während sich der Raum mit Zuschauern füllte.

Innerhalb der nächsten drei Stunden würde jeder von ihnen um den ersten Platz kämpfen, welcher mit der ersten Runde mit vier kämpfen zum Eintritt in das Halbfinale begann. Schon der erste Kampf, den Kerr bestreiten musste war kein Kinderspiel, denn sein Gegner verlies sich auf seine Beinarbeit, welche er dann auch noch mit Capoeira kombinierte, was ihn in arge Bedrängnis brachte und ihm einige Treffer in die Magen- und Brustgegend verschafften, ebenso wie einen Flug zu Boden als man ihm die Beine wegtrat. War seine Beinarbeit und Geschwindigkeit das eigentlich Problem, mit dem Kerr zu kämpfen hatte, war seine sonstige Abwehr miserabel, was der Wyvern nach ein paar aus dem Gleichgewicht bringenden Schlägen gelang es Kerr, einen kräftigen Faustschlag in den Magen seines Gegner zu landen, welcher ihn ohne Umschweif zu Boden gehen lies.

Mit stockenden Atem kniete der Wyvern, während Kerr über ihm stand, ihn schnaufend ansah und darauf wartete, dass er aufgab. Dieser Hoffnung jedoch widersprechend stand der Wyvern wieder auf und ging wieder in seine vorherige Kampfhaltung; sein Atem stockte, weswegen Kerr sich dachte, diesen Kampf lieber schnell zu beenden. Bevor er diesen Plan jedoch in die Tat umsetzen konnte, brach der Wyvern vor ihm zusammen und stand dann auch nicht mehr auf. Beim steigen aus dem Ring lief ihm der Schweiß über den Körper, ebenso spürte er den starken Schmerz, welchen er durch die Tritte einstecken musste: Bauch, Brust, Arme und Beine, dass alles hatte etwas abbekommen und schmerzte in etwa im gleichen Maße, wobei manche Punkte deutlich mehr Schmerzimpulse aussandten als die anderen. Als er sich auf die Bank setzt wischte er sich zunächst Schweiß, Spucke und einige Blutstropfen vom Körper, als gerade die Kampfpaarungen für die nächste Runde bekannt gegeben wurden. Keuchend starrte er auf den Boden, goss sich Wasser über den Kopf als bekannt wurde, dass er gegen einen Wyvern namens Ja´hen kämpfen musste.

„Oh Mann, dass sieht nicht gut aus.", meinte Viktor besorgt bei der Bekanntgabe von Kerrs nächsten Gegner; schon aus früheren Kämpfen gegen Kerr ging er meistens immer als Sieger hervor, was er vor allem seiner unglaublichen Ausdauer zu verdanken hatte. „Wenn es ums durchhalten geht, dann ist Ja´hen ein echter Meister!", hörte man einige Leute von hinten tuscheln. Über seinen wohl baldigen Geldverlust enttäuscht, lies Viktor bereits den Kopf hängen, bis Ivan ihn wieder aufmunterte denn er meinte, dass Kerr dieses mal bestimmt gewinnen würde, schließlich sei er in einer besseren Verfassung als bei den letzten Malen.

Zu Beginn des Kampfes machte Kerr gleich als erster einen Angriffsversuch, welchem Ja´hen gekonnt auswich und ihn dafür an der Seite und am Rücken mit der Faust traf, wodurch dieser leicht ins Straucheln geriet. Jedoch fing sich der Wyvern noch schnell genug, denn sein Kontrahent ging direkt in den Angriff über, in welchem er deutlich machte, dass dieser nur zum verlangsamen und durcheinander bringen diente, denn seine Schläge waren nicht wirklich stark es sei denn, sie zielten auf die Magengegend oder den Kopf. Gerade diesen versuchte Kerr am meisten auszuweichen, schließlich kannte er diese Taktik nur zu gut und war deshalb nicht gewollt, dagegen wieder zu verlieren. Jedoch wurde er damit dermaßen eingedeckt, dass er kaum eine Chance hatte, zurückzuschlagen und somit dazu gezwungen war, durchzuhalten.

Schließlich bekam er doch noch einen Schlag gegen den Kopf, welcher ihn zuerst aus dem Gleichgewicht brachte und dann auf die Knie zwang. Ab hier war eigentlich klar, wer den Kampf gewonnen hatte, doch als Kerr aus seiner gehockten Position zu Surasshu, welcher ihn aus den Zuschauerreihen anblicke sah rappelte er sich wieder auf, atmete tief durch während er versuchte sich wieder zu fassen; seine Sicht drehte sich zum Teil noch immer etwas, ebenso wie sein Gehör etwas eingeschränkt war, doch dies hielt ihn dann nicht davon ab, nach vorn zu preschen um Ja´hen, welcher bereits siegessicher mit dem Rücken zu ihm stand, mit einer Reihe aggressiver Schläge anzugreifen. Kaum hatte er sich dann umgedreht, bekam er einen starken rechten Faustschlag ins Gesicht, welcher ihn zunächst einmal lahm legte. Kerr wartete keine Sekunde, wartete bis seine Faust wieder gesunken war ehe er dem Wyvern mit seinem linken Handrücken einen Schlag auf dieselbe Stelle verpasste und es dann mit einem finalen dritten Faustschlag beendete. Völlig orientierungslos taumelte der scheinbar besiegte Wyvern in die Seile, in denen er dann kampfunfähig hängen blieb. „Und der Sieger ist Kerr, welcher Ja´hen mit einer beeindruckenden drei-Treffer-Folge in die Seile beförderte!", schrie der Juror, hob Kerrs Arm hoch und provozierte somit einen tosenden Applaus für den siegreichen Wyvern heraufbeschwörte.

Nach diesem Kampf konnte man Kerr die Erschöpfung wirklich ansehen, denn er konnte nachdem er sich auf die Bank gesetzt hatte kaum noch bewegen, zu dem fiel ihm das Atmen etwas schwer und noch dazu pulsierte jede Verletzung, welche er heute erlitten hatte, nicht einmal das Übergießen mit kaltem Wasser verschaffte da eine ordentliche Ablenkung von. Beim verkünden der verbliebenen zwei Teilnehmer für das Finale schleppten sich beide Wyvern in die Arena, stellten sich gegenüber und taten ihr bestes, auf beiden Beinen stehen zu bleiben. „Sind sie verrückt?", fragte Surasshu entsetzt. „Die können doch kaum noch stehe, wie sollen sie denn da noch kämpfen?" Ivan entgegnete dem Drachen mit dem Argument, dass Wyvern ziemlich viel aushalten können und sich gerne mal über ihre Grenzen treiben würden. „Ihr Wyvern macht keine halben Sachen oder?", kommentierte Surasshu das Argument, kurz bevor der Kampf begann.

Als lang konnte man diesen Kampf nicht bezeichnen, denn es ging viel mehr darum, wer von beiden noch genug Willenskraft übrig hatte, um nicht nach ein paar Schlägen zu Boden zu gehen. Zwar landeten beide einige Treffer, doch war Kerr am Ende derjenige, der sich dem anderen gegenüber behaupten konnte, denn dieser fiel nachdem er einen letzten starken Kinnhaken von Kerr bekam rücklings zu Boden und stand auch nicht mehr auf. Und obwohl er kaum noch stehen konnte, hielt Kerr sich mit letzten Kräften auf den Beinen, um die zehn Sekunden, welche ihm von Sieg trennten, durchzuhalten. Nach dem Ablauf der letzten Sekunde stand der Sieger des heutigen Abends fest, welcher nach der Verkündung gleich auf die Knie fiel und auch nicht mehr vom Juror hochgezogen werden konnte.

Auf Ivans und Viktors Schulter wurde der siegreiche Wyvern in dieser lauwarmen Nacht dann nach Hause getragen, während Surasshu den Beutel mit seinem Preisgeld bei sich hatte. Zuhause angekommen wurde Kerr noch einmal sauber gemacht, zu Bett gebracht, wo er dann auch direkt einschlief. „Wir kommen morgen nochmal kurz vorbei und schauen nach ihm.", versprachen Ivan und Viktor bevor sie gingen. Eine halbe Stunde später lag Surasshu noch wach in seinem Bett und starrte an die Decke, dachte über den heutigen Tag nach und fragte sich, wieso Kerr einfach weitermachte obwohl klar war, dass er nicht mehr kämpfen konnte und das schon seit dem Kampf im Halbfinale. „Ich versteh das einfach nicht.", murmelte er vor sich hin, legte sich auf die Seite und schlief dann auch bis zum nächsten Tag durch.

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Mit Schmerzen am ganzen Körper stand Kerr am nächsten Tag auf, tat sich schwer dabei, sich aufzurichten als ihm plötzlich jemand dabei half: es war Surasshu, welcher bereits hellwach neben seinem Bett auf einem Stuhl saß und ihm beim aufstehen half, wofür er sich bedankte. Surasshu beglückwünschte ihn dann für seinen Sieg und meinte, dass er nicht erwartet hätte, dass der Wyvern dermaßen gut und ausdauernd kämpfen konnte. „Genauso wenig wollte ich glauben, dass du dich allein einem Kyoshan entgegenstellst.", erwiderte Kerr scherzhaft. „Scheint, als würden wir uns beide gegenseitig überraschen." Sowohl der Drache als auch der Wyvern mussten daraufhin herzhaft lachen, bis Kerr Surasshu etwas fragte:"Sag mal Surasshu, würde es dir etwas ausmachen wenn...ich mit dir nach unten gehen würde?" Von dieser Frage erschrocken riss Surasshu zunächst die Augen auf; er hatte damit gerechnet, dass Kerr ihn soweit nach unten bringt, dass er ohne Probleme nach Hause kommen würde aber das, das hatte er nicht erwartet. Sicherheitshalber fragte er dann auch nochmal nach, denn die „Welt" aus der er stammt sei eine völlig andere als diese hier oben, vor allem wollte er den Grund wissen, welchen er kurz darauf bekam:"Ich hab hier oben alles, was man sehen kann gesehen, deswegen." Kaum hatte er den Satz beendet, wollte der Drache dagegen argumentieren, doch der Wyvern war schneller:"Ich will mich der Herausforderung stellen."

Der Herausforderung stellen, das war es, was Surasshus Widerworte im Keim erstickten denn es waren genau diese Worte, welche ihn hier in dieses Gebirge, diese Stadt und schließlich in dieses Zimmer brachten. „Nun, ich kann dir nicht verbieten, mitzukommen Kerr.", meinte Surasshu lediglich. „Aber du solltest das vorher mit deinen Eltern besprechen, vor allem aber auch mit Viktor und Ivan." Dieser Empfehlung stimmte der Wyvern zu und begab sich wenige Stunden, nachdem er sich ausreichend erholt hatte zu seinen Eltern, um ihnen von seinem Plan zu erzählen und natürlich waren sie von der Idee ihres Sohnes, vor allem seine Mutter, welche sich sowieso schon genug Sorgen machte überhaupt nicht begeistert. „Für einen Jungen deines Alters ist eine solche Reise viel zu gefährlich! Ich sterbe doch schon vor Sorge, wenn du dich auf die Jagd begibst oder zu diesen Kämpfen gehst!","Ich weiß, aber ich will mein ganzes Leben nicht hier verbringen und das weißt du!","Kerr, es geht hier um dein Leben und-" Ohne ein Wort zu sagen ging Kerrs Vater in die Werkstatt, kam mit zwei Schwertern wieder und gab beiden, sowohl Surasshu als auch Kerr, je eines davon.

„Zieht sie heraus.", sagte er lediglich, was sie dann auch taten und kamen aus dem staunen nicht mehr heraus, als sie die Klingen ihrer Waffen betrachteten: eine war rubinrot, die andere saphirblau, jedoch waren sie völlig matt und glänzten somit kaum als Licht auf sie einfiel. „Ich hatte mir schon gedacht, dass Kerr wahrscheinlich auch gehen wird, deswegen habe ich gleich zwei Schwerter angefertigt.", erklärte er ihnen und meinte dann zu seinem Sohn, dass er hier oben nichts mehr verloren hätte und deswegen lieber mit Surasshu nach unten gehen sollte. Mit Tränen in den den Augen fiel Kerr seinem Vater in die Arme und auch seine Mutter schloss sich der Umarmung an; da erinnerte Surasshu sich an den Tag, als er losging, es war dasselbe Bild, nur waren die Figuren ausgetauscht.

Wenig später trafen sie sich mit Viktor und Ivan, von denen sich Kerr auch verabschieden wollte. „Aber wer wird uns denn jetzt bei der Jagd anführen?", fragte Viktor traurig. Kerr legte eine Hand auf seine Schulter und antwortete:"Ihr kommt bestimmt auch ohne mich klar." Beide Wyvern nickten und obwohl sie sonst immer ihre Tränen zurückhalten konnte, brachen sie gerade eben in diesen aus denn ihnen wurde klar, dass sie sich für eine lange Zeit nicht mehr wiedersehen würden. Aus diesem Grund verbrachten sie den ganzen Tag noch einmal gemeinsam, besorgten für Kerr und Surasshu anständige Reisekleidung, bis die beiden Wyvern von Kerr etwas geschenkt bekamen: seine alten Schwerter, eines für jeden. „Ich werde immer bei euch sein, versprochen.", sagte Kerr zu den beiden als er ihnen die Schwerter gab, was sie abermals zum weinen brachte.

Sie blieben bis zum Abendessen und noch bis spät in die Nacht, bis sie dann gehen mussten. „Wir treffen uns morgen früh am Stadttor.", machten sie noch ab und verabschiedeten sich dann voneinander. Auf dem Weg zu seinem Zimmer meinte Kerr, dass er es garnicht mehr abwarten konnte, endlich etwas neues zu sehen; auch als er sich ins Bett legte schien man ihn kaum beruhigen zu können, doch mit der Zeit gab es sich und er schlief friedlich ein. „Es wird bestimmt ein ziemliches Abenteuer werden.", dachte Surasshu sich als er vor´m einschlafen noch in seinem Bett lag und es noch immer nicht fassen konnte, dass Kerr ihn jetzt begleiten würde. Kurz bevor er einschlief atmete er noch tief durch und freute sich bereits darauf, wieder in seinem eigenem Bett Zuhause schlafen zu können.

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Am nächsten Morgen war es dann soweit: mit gepackten Taschen, Proviant und der aufgehenden Sonne vor sich gingen Surasshu, Kerr mit seinen Eltern zum Stadttor, wo Ivan und Viktor bereits auf sie warteten; dort wurden sie beide ein letztes Mal von allen verabschiedet. Kerr versprach, nach Möglichkeit Briefe zu schicken und falls er es nicht schaffen sollte, würde er alles genauestens aufschreiben, damit er es ihnen später erzählen könne. Als sich die beiden dem Horizont zuwandten fragte Surasshu ein letztes Mal, ob Kerr bereit sei, was dieser mit einem „Ja" beantwortete und plötzlich losrannte. „Wer als erster am Fuße des Berges ist verliert!", schrie er laut lachend, während Surasshu ihm so schnell er konnte folgte.

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Fortsetzung folgt....