Unter Drachen 12 - Ein ruhiger Tag zu Hause

Story by Lord_Eldingar on SoFurry

, , , , , , , , ,

#12 of Unter Drachen

Heute gibt es nur einen ruhigen Tag zu Hause. Nichts ist los, wir langweilen uns, also ärgern wir uns gegenseitig...

Just kiddin' ;-)

Aber grundsätzlich ist es ein ruhiger Tag zu Hause, kein Sex - nur ein paar Andeutungen, daher sicherheitshalber die Einstufung... Tascha findet ihre Fähigkeit und muß sich einer Furcht stellen dabei. Ich bekomme Fechtstunden und einen neuen Schatten - und dazwischen ist es einfach ein ruhiger Tag zu Hause.

Weil nicht los ist, ist es auch nur 84 Seiten lang... o0

Ich hoffe, genügend Abwechslung drin zu haben.

Teil zwölf der Geschichte um einen Menschen, der als Lord Eldingar mit und bei den Drachen lebt.

Ich versuche in dieser Story die Gedanken und Empfindungen des Menschen, der in ein Leben als Drache gestoßen wurde, in den Vordergrund zu stellen. Daher geht es eher um die Erkenntnisse und weniger um ständige Action. ;)

Ich hoffe, es gefällt trotzdem.

Aber das Formatieren mit diesem Editor hier lässt mich verzweifeln... Nix passt wirklich...


Unter Drachen

12. Ein ruhiger Tag zu Hause

Heute bin ich früher wach, anscheinend hat mich ein Vogel geweckt - oder Tascha hat sich leicht bewegt. Ich wundere mich ohnehin, dass wir so bewegungslos schlafen, als Mensch bin ich im Bett doch mehr oder weniger rotiert. Tascha liegt mit einem glücklichen Ausdruck noch auf meinem Bauch und umarmt mich immer noch, wenn auch etwas lockerer, mit ihren Schwingenarmen. Auch ihr Schwanz hat sie noch um meinen gewunden - zudem hält sie mich noch immer in sich fest, wie ich überrascht feststelle, eine merkwürdig angenehm erotische Erfahrung.

Ich betrachte das Gesicht Taschas vor mir. Die leicht mattiert wirkenden, schwarzen Schuppen die in unterschiedlicher Größe ihren Schädel bedecken, sehr fein und wie ich weiß, sich auch sehr weich anfühlend an ihren Lippen, entlang ihrer schlanken Schnauze etwas größer, oben die immer noch vergleichsweise schlanken Schuppenplatten entlang ihres Nasenrücken, auffallend durch ihren feinen Glanz. Die schlanken Nüstern, von feinsten schwarzen Schuppen eingerahmt, Ihre Augenbrauen tragen etwas kräftigere Schuppen. Sogar ihre Augenlider sind von feinsten, glänzenden Schüppchen bedeckt, was fast wie geschminkt wirkt. Dazu der Kontrast ihrer Hellelfenbeinfarbenen Hörner in der Schwarz-Weiß gesträhnten Wallemähne ihres Kopfes und vor allem der reinweißen Zähne in ihrem leicht geöffneten Mund, ihre Zunge und das Zahnfleisch hat einen dunklen Rotton, ähnlich wie bei den meisten Säugern - ich muss dieses Geschöpf auf meinem Bauch einfach lieben.

Ich versuche mir vorzustellen wie sie als Mensch aussehen könnte, scheitere aber - es will mir einfach nicht gelingen, da ein menschliches Gesicht zu projizieren, das Tascha sein könnte, aber es ist mir eigentlich auch völlig egal. Ich habe mich ja in diese Drachin verliebt, ebenso wie in Tyria nebenan - und nicht in Menschenfrauen.

Durch meine Regungen wird Tascha auch wach, ich lecke sanft über ihre Augen, diese glitzernden Bernsteine, die jetzt direkt vor mir leuchten und sie revanchiert sich gleichzeitig bei mir. Dann will sie von meinem Bauch steigen und stockt mit einem überraschten Gesichtsausdruck.

„Was... Ich halte Dich immer noch in mir fest...?"

Ich nicke lächelnd. Tascha konzentriert sich, ich bemerke, wie sie durch mich hindurch schaut. Dann löst sich der Griff ihrer Vaginamuskeln und endlich lässt auch meine Erektion wieder nach, mein Penis zieht sich in seine Schutzhülle hinter meiner Geschlechtsspalte zurück.

„Ist das normal? Ich fühle mich zwar ausgeruht und glücklich, aber gleichzeitig völlig fertig da unten..." ein wenig Sorge liegt in ihrem Blick.

„Genau weiß ich es nicht - aber ich denke, das ist ein besonderer Fall. Dein Körper reagiert wohl noch sehr heftig auf diese Erfahrungen. Aber wir sollten beim nächsten Mal darauf achten, dass wir uns trennen, ehe wir einschlafen." antworte ich grinsend.

Tascha kichert.

„Notfalls musst Du mich nochmal wecken - verzeih bitte, aber ich war einfach weg gleich danach - obwohl es sehr angenehm war, so ruhig mit Dir zu kommen. - Bist Du mir böse, wenn ich mich jetzt erst einmal zurückziehe? Ich muss wohl erst ein paar Entspannungsübungen machen, irgendwie fühle ich mich verkrampft." -

„Kein Problem, meine Kleine. Es war sehr angenehm, so in Deiner Umarmung zu schlafen." -

„Ja, Du hast wirklich glücklich ausgesehen Großer, ich bin zweimal kurz wachgeworden. Auch für mich war es sehr angenehm." -

„Ah, dann war Deine Zunge in meinem Gesicht kein Traum..." natürlich habe ich es bemerkt.

Tascha grinst und zieht ihre Flugarme unter mir vor, kneift dabei aber die Augen zusammen.

„Nngh. Du hast zwar nicht voll auf meinen Armen gelegen, aber..."

Es sieht recht schmerzhaft aus, wie sie so versucht, ihre Schwingen zu falten. -

„Lass es, Kleine. Komm, lass mich aufstehen, dann massiere ich Dir die Flugarme ein wenig."

Sie dreht sich etwas zur Seite und ich rolle mich aus dem Lager. Anschließend liegt sie da auf dem Bauch vor mir und lässt ihre Schwingen neben sich liegen. Ich hocke mich über sie und beginne erst sanft ihre Flugmuskeln zu massieren um die Verspannungen zu finden. Als ich mich intensiver um die verspannten Muskeln kümmere, stöhnt sie immer wieder auf, bemerkt aber, dass es hilft, also soll ich weitermachen. Nachdem ich dann auch die Flugarme mit Nachdruck durchgeknetet habe, kann sie tatsächlich ihre Schwingen wieder ohne große Schmerzen zusammenfalten.

„Woher kennst Du sowas?" fragt sie, während sie sich unter mir umdreht, schließlich auf dem Rücken liegt und mich ansieht. -

„Die Menschen haben entdeckt, dass sie so ihre Muskeln schneller regenerieren und Schmerzen in den Muskeln lindern können." -

„Stimmt, so etwas habe ich bei ihnen schon gesehen. Na, Du hast ja auch die Kraft, durch die Schuppen zu kommen, Menschen würden da bei uns scheitern." Ihr Blick wird schelmisch.

„Meinst Du, es könnte mir auch hier helfen?" Sie führt meine rechte Hand zu ihrer Geschlechtsspalte.

Grinsend schüttele ich den Kopf.

„Ich glaube nicht, dass es da so gut funktionieren würde."

Mit einem Finger streiche ich genau entlang des Schlitzes. Tascha atmet scharf ein und hält meine Hand fest - ihre Pupillen werden kurz rund.

„Nein, Du hast Recht - da funktioniert das nicht. Eher das Gegenteil..." -

„Lege Dich in warmes Wasser und entspanne Dich da. Dann wird es sich schon wieder normalisieren." -

„Mache ich. Wenn Du erlaubst, werde ich aber noch oben gehen, da ist das Becken kleiner. Wir haben einiges an Kräutern, die mir beim Entspannen helfen werden." -

„Tascha - mein kleiner Schatz. Du brauchst mich nicht um Erlaubnis zu fragen. Schließlich bist Du meine Partnerin und die Herrin meines Hauses." Ich hocke immer noch auf allen vieren über ihr und sehe sie lächelnd an. -

Sie schüttelt den Kopf.

„Ich bin Deine Partnerin, ja. Aber nicht die Herrin Deines Hauses - ich verwalte es nur. Ich darf ja froh sein, wenn Du mich nicht hinauswirfst." -

„Ja, klar. Ich werde meine Partnerin rauswerfen... - Aber Du brauchst mich wirklich nicht um Erlaubnis fragen. Und ein Kräuterbad ist in den kleineren Becken oben natürlich leichter zu machen. - So, einen Kuss und dann ab nach oben mit Dir." -

Tascha schlingt mir ihre Arme um den Hals und zieht mich sanft zu sich herunter.

„Wie Du befiehlst, mein Gebieter." Sie küsst mich zärtlich.

Dann rappelt sie sich hoch und verschwindet mit einem Augenzwinkern um nach oben zu gehen. Ich setze mich auf die Kante des Lagers und recke mich ein wenig - besonders die Schwingenarme sind doch immer ein wenig steif, wenn ich lange auf dem Rücken gelegen habe.

Währenddessen höre ich die Schritte von Tyria und gleich darauf die leisen Tapser von Jaya. Die beiden sind sehr einfach zu unterscheiden. Tyria hat einen festen, selbstbewussten Tritt mit deutlichem Ticken ihrer Krallen auf dem Boden. Zudem kenne ich inzwischen ihren Schrittrhythmus, der sich aus ihrem elegant schwingenden Gang ergibt.

Jaya dagegen hat den federnden Schritt der Kriegerin und ist es gewohnt, sich so leise wie möglich zu bewegen. Was durch ihre kurzen Krallen sicher einfacher ist, jedenfalls habe ich bei ihr noch nie das Geräusch der Krallen auf dem Boden gehört.

Nun, bei Tascha ist es eine Mischung. Ihr Gang ist direkter, gradliniger, weniger federnd - aber doch eindeutig der einer Kriegerin. Ihre weichen Ballen ermöglichen ihr auch ohne besondere Aufmerksamkeit einen sehr leisen Gang, allerdings achtet sie nicht immer darauf, mit den Krallen den Boden nicht zu berühren, ich höre also oft auch das leise Ticken bei Tascha.

Bei mir ist es ähnlich wie bei Jaya - meine eingezogen nur wenig vorstehenden Krallen berühren beim Gehen nicht den Boden und ich habe schon bemerkt, dass die anderen mich nur selten hören, wenn ich mich nähere - obwohl mein Gang im Vergleich zu meinen Weibchen hier, aber auch gegenüber Shankar, wohl eher grob und plump ist.

Aber ich muss gestehen, dass auch der Geruch von ihnen es mir letztendlich recht einfach macht.

Tyrias Schritte nähern sich, während Jaya in den Wohnraum schaut um dann wieder zu gehen - wohl zur Küche.

Meine Aufmerksamkeit wird jetzt von Tyria in Beschlag genommen, die durch die Tür kommt. Ohne Zögern ist sie mit wenigen Schritten bei mir - ich sitze noch auf der Bettkante - und setzt sich rittlings auf meine Oberschenkel, schlingt ihre Beine um meine Hüfte und legt mir ihre Arme auf meine Schultern.

„Du hast Dich schon wieder in eine Anthro transformiert? Ich wollte gerade zu Dir rüberkommen, meine Wolke." Ich lege meine Hände auf ihre Hüften und sehe ihr in die rotleuchtenden Augen. -

„Ich mag den warmen Boden hier - und das Gefühl Deiner Bauchschuppen an meinem Bauch. - Da ist mir bisher doch einiges entgangen..." antwortet sie, gleichzeitig um meine Nüstern züngelnd.

„Was hast Du mit Tascha gemacht, sie bewegt sich irgendwie ungewohnt steif?" -

„Das hat sie eigentlich selber gemacht, aber lasse es Dir von ihr selber sagen - der Drache schweigt und genießt." meine ich grinsend. -

„Menschenmännchen." kommt verächtlich, aber ihre Fangzähne, die sich hinter meine schieben, ihre Zunge in meinem Mund und vor allem ihre liebevoll blitzenden Augen sagen mir, dass sie es nicht ernst meint.

Wieder nähern sich die leisen Schritte von Jaya, sie steht schließlich in der Tür, stellt ein Tablett mit Kaffee beiseite, hockt sich auf ihre Knie und legt ihre Stirn auf den Boden. Ein Zeichen tiefer Unterwürfigkeit, die ich eigentlich doch untersagt hatte.

Tyria bemerkt sie und unterbricht den Kuss. Mit einem Blick macht sie mich auf Jaya aufmerksam, die ich allerdings ja schon bemerkt hatte. Irgendwann muss ich mal testen, ob meine Sinne vielleicht feiner sind, als die Tyrias. Ohne meinen Kopf zu drehen, sehe ich sie mit einem Auge an, der weite Blickwinkel eines Drachen macht das problemlos möglich.

„Ja, Jaya?" -

„Einen guten Morgen wünsche ich Euch, Isha Rajesh. Verzeiht mein Eindringen, ich wollte Euch nicht stören. - Ich dachte nur, Ihr und Ishwari Rajeshri würdet jetzt vielleicht gerne einen Kaffee zu Euch nehmen."

Sie bleibt immer noch in dieser unterwürfigen Haltung liegen.

Tyrias Augen leuchten erfreut auf, offensichtlich übernimmt sie diese Angewohnheit der Menschen gerne - und ich kann jetzt auch einen vertragen.

„Danke Jaya - ja, Tyria und ich würden gerne einen Kaffee trinken."

„Ich hoffe, ich habe Euch nicht gestört, Isha Rajesh." vergewissert sie sich noch einmal. -

Ich grinse Tyria an.

„Schon gut Jaya, nein, Du hast uns nicht gestört - noch nicht zumindest. - Aber, wenn Du schon den Mut hast, hier herein zu kommen, dann ist diese Haltung auch nicht notwendig. Du kennst meine Meinung dazu - ihr dient mir, aber ihr seid nicht meine Sklaven, also benehmt Euch nicht so."

Mein Ton ist freundlich, aber bestimmt. -

Jaya, bleibt so hocken, immer noch die Stirn an den Boden gepresst.

„Verzeiht Isha Rajesh, dass ich Euch erzürnt habe. Es wurde von meinen vorherigen Dienstherren so von mir verlangt. - Zudem ist Ishwari Rajeshri anwesend und es ist Eurem Rang angemessen, Herr."

Fast entsetzt hebe ich den Kopf und sehe sie direkt an.

„Das hat man von Dir verlangt? - Warst Du bei Göttern im Dienst?

Nein Jaya, wenn Du mir unbedingt eine Ehrenbezeugung erweisen willst, dann reicht schon das knien. Richte Dich bitte auf. Du kannst Deine Stirn auf den Boden pressen, wenn Du Erce Ehre erweisen willst - aber nicht mir. Du bist eine Dracci, eine Angehörige eines Volkes von Kriegern - sei stolz darauf. - Zudem waren wir gestern bereits einige Schritte weiter..."

Jaya richtet sich auf und blickt mir gerade in die Augen - ein wenig von dem Stolz der Krieger blitzt in ihren Augen auf, neben einem dankbaren Leuchten.

„Natürlich, gerne Isha Rajesh. - Gestern allerdings waren wir auch alleine, wenn ich Euch darauf hinweisen darf." -

„Aber ich sagte, dass es innerhalb der Wohnstätte gilt - aber gut, ich vermute, Tyria denkt doch noch etwas anders darüber. - Belassen wir es vorerst dabei."

Tyria sieht mich etwas fragend an, vermutlich überlegt sie, was ich damit meine - aber sie wird sicher nicht so einfach damit einverstanden sein, von Jaya mit 'Du' angesprochen zu werden.

Jaya steht auf, holt das Tablett mit Kaffee, Milch, Bechern und ein wenig Kleingebäck und kniet sich vor das Bett. Diese kleinen Pfannkuchen, die süßen Bliny ähneln, kennt sie von ihrem Stamm und bäckt sie für uns - sie hat schnell erkannt, dass wir Drachen auch kleine Leckermäuler sind und diese kleinen süßen locker-weichen Scheibchen gehen selbst bei Tyria als essbare Nahrung durch, da Jaya sie in Butter bäckt. Ungesund bis zum Erbrechen, aber lecker...

Schnell hat Tyria sich einen dieser Pfannkuchen gegriffen und zerreibt ihn genüsslich an ihrer beweglichen Gaumenplatte, die wie mit Haihaut überzogen ihr besonders als Feral hilft, Nahrungsbrocken herunterschlucken zu können, ohne dabei den Kopf heben zu müssen. Nicht dumm, diese Nebenanwendung, da ihr saurierähnliches Gebiss ihr ja kein Kauen erlaubt.

Mir fehlt diese Gaumenplatte, was mir bei meinem ersten Essen als Drache hier noch etwas Probleme beim herunterschlucken gemacht hatte, seit ich aber mein Essen zerkaue, was mir mein Gebiss ja erlaubt, geht das Schlucken auch ohne sehr einfach, meine Zunge reicht.

Ob ich schon damals als Drache diese Art Gebiss hatte oder das 'normale' Drachengebiss, weiß ich nicht mehr. Aber ich vermute, wir Alten hatten alle das Drachengebiss, vermutlich sogar ohne diese Gaumenplatte. So ganz die ursprünglichen Gene habe ich wohl doch nicht mitbekommen - Erce war wohl so umsichtig, dem Menschen ein paar Upgrades in die Drachengene zu integrieren...

Ich bemerke, dass Jaya da dicht neben mir hocken bleibt und das Tablett für uns hält, damit wir einfach herankommen.

„Jaya, willst Du hier die ganze Zeit knien und uns das Tablett halten?"

Sie sieht mich an, senkt dann aber doch etwas verlegen den Blick.

„Verzeiht Isha Rajesh, aber Ihr habt keinen Tisch hier in der richtigen Höhe, damit Ihr und Ishwari Rajeshri leicht herankommt. - Außerdem mache ich es sehr gerne für Euch, mein Herr."

Tyria sieht sie an und legt dann lächelnd ihre Hand an Jayas Wange, ehe sie zu mir sagt.

„Große Erce, ich glaube, sie möchte Dir wenigstens einmal am Tag möglichst nahe sein, mein Sternenhimmel. Vermutlich wünscht sie sich, jetzt an meiner Stelle zu sein."

An der sichtlichen Verlegenheit von Jaya erkenne ich, dass Tyria wohl recht hat.

„Kann mir irgendjemand erklären, warum hier alle Weibchen, die wenigstens ein paar Schuppen am Körper tragen, sich nach meiner Nähe sehnen?" -

„Ich weiß es nicht - vielleicht ist es etwas in Dir, als einer der Ersten Drachen, oder Erce hat etwas damit zu tun." antwortet mir Tyria.

„Du hast eine Ausstrahlung, eine angenehme Präsenz, die Dich besonders macht. Ich war gekommen um mir den merkwürdigen Drachen anzusehen, der einmal ein Mensch war - aber als ich Dich gesehen, gerochen und gespürt habe und dann noch bemerkte, dass Du von mir auch angetan warst, da war es um mich geschehen. Ich konnte einfach nicht anders, als Dich zu verführen, es war wie ein Zwang. Daher bewundere ich insgeheim Tascha, dass sie Dir so lange widerstehen konnte. - Übrigens gilt es offenbar auch für die männlichen Drachen. Kyrin ist Dir vom ersten Moment an genauso erlegen, wie er mir nach eurem Treffen mitgeteilt hatte. Das blendet nicht unsere Sinne, wir werden Dir sicher auch widersprechen und nicht immer Deiner Meinung sein, aber wir haben einen positiven Eindruck von Dir, der es uns leicht macht, freundschaftlich mit Dir zu verkehren. Und offensichtlich gilt das auch für die Mi... - entschuldige Jaya, - für die Draccier."

Tyria lächelt.

„Selbst das hast Du bewirkt. - Ich habe die Mischlinge immer verachtet, als minderwertig angesehen und abgelehnt. Es wäre mir nie eingefallen einen in meine Dienste zu nehmen. - Und hier musste ich erleben, dass zwei in Deinen Diensten stehen und behandelt werden, als wären sie vollwertige Drachen. - Entschuldige Jaya, ich habe dann sehr schnell erkannt, dass Eldingar recht damit hatte und sehe immer deutlicher, wie falsch ich mit meiner Meinung Deinem Volk, den Dracciern - und auch Euch beiden gegenüber gelegen habe. Und wenn mehr Eures Volkes so treu zu ihrem Dienst stehen, tut Lord Þórr Eldingar gut daran, sich ihrer Dienste zu versichern."

Genau meine Meinung.

„Du weißt?" -

„Nein, ich vermute es - und ich würde es heute an Deiner Stelle so machen - nein, ich werde es auch machen - in meinem Reich."

Ich streichele über ihre Schenkel. Sie beweist, dass sie eine Große Drachin und Hüterin ist, die ein Reich verwaltet. Sie hat sofort begriffen, dass sie sich dadurch Vorteile sichern kann.

„Wo wir gerade bei Deinem Reich sind, Tyria, wie planst Du es für die Zukunft. Möchtest Du es von hier aus verwalten, oder Deinen Wohnsitz weiter dort behalten und wir sehen uns nur alle paar Tage mal?"

Tyria streichelt mir lächelnd über die Nase.

„Wohl nahezu jeder andere Drache hätte mich gefragt, ob ich das Reich mit Deinem zusammenlegen, oder angesichts Deines großen und wohlhabenden Reiches, meines aufgeben wolle. Du aber fragst mich, von wo aus ich mein Reich weiterhin verwalten möchte. - Ich bin mir noch nicht sicher, aber ich wollte das Reich behalten - vielleicht für eines unserer Kinder." -

„Überdenke es in Ruhe. Ich finde es gut, wenn Du Dein Reich hältst. So hast Du notfalls immer einen eigenen Wohnsitz und ein Reich für Dich. - Und als Option kannst Du ja noch mit in Deine Überlegungen einbeziehen, dass wir beide Reiche gemeinsam verwalten. Ich werde Dir Dein Reich aber nicht nehmen, es bleibt Deines, egal ob Du, Ich oder wir gemeinsam es verwalten. Das verspreche ich Dir hier in Gegenwart von Jaya, die ich in dieser Sache von ihrer Pflicht mir gegenüber entbinde."

Jaya nickt bestätigend.

„Ich werde es jedem gegenüber so bezeugen, ungeachtet meines Dienstes bei Euch, Isha Rajesh. Ihr müsst mich schon töten, um es zu verhindern."

Tyria blickt zwischen uns beiden hin und her.

„Ja, das gemeinsame Verwalten wäre sogar eine sehr gute Lösung - und mit Deinem Versprechen fühle ich mich da auch sicher. - Was mir aber jetzt durch den Kopf geht:

Jaya, Du würdest für mich Dein Leben riskieren? Eldingar ist Dein Herr - Du würdest trotzdem für mich in dieser Sache sprechen, selbst wenn dann Dein Tod sicher wäre?" -

Jaya richtet sich stolz auf.

„Mein Herr hat mich aufgefordert auf mein Volk und die Tradition als Krieger stolz zu sein. Er hat mich damit daran erinnert, dass ich als Kriegerin erzogen und ausgebildet wurde, wie es bei uns Tradition ist. Dass ich als Dienerin meine Pflicht erfülle, liegt daran, dass die Menschen Frauen nicht als Kriegerinnen akzeptieren. - Verzeiht Isha Rajesh, ich will damit nicht sagen, dass mir der Dienst bei Euch nicht gefällt. Im Gegenteil, Ihr lasst uns sehr viele Freiheiten und stellt nur sehr wenige Forderungen an uns. Dazu die Ausstattung und die große, angenehme Wohnung, die wir uns bei den Menschen so nie hätten leisten können. Ich diene Euch gerne in dieser Position, ebenso wie Shankar. -

Nun hat mich mein Herr beauftragt, Euch Ishwari Rajeshri, als Zeugin zur Verfügung zu stehen. Diesen Auftrag werde ich mit der Ehre der Kriegerin erfüllen, notfalls gegen meinen Herrn und auch wenn es meinen Tod bedeutet. Und ich werde diesen Auftrag an meine Kinder weitergeben und diese an ihre Kinder, solange Ihr mit Lord Eldingar zusammen seid, Lady Tyria."

Tyria sieht sie mit großen Pupillen an.

„Große Erce, ich habe euch Draccier wirklich Unrecht getan. Und auch Dir, Jaya. Ich danke Dir."

Nach einem tiefen Atemzug sieht Tyria mich an.

„Und an Dich habe ich auch eine Frage: Du würdest mich in Deinem Reich Entscheidungen treffen lassen? - In meinem Reich ist nicht viel zu machen, es ist nicht so wohlhabend, wie das östliche von Lady Hu?yàn x?ng oder Deines, Es gibt nur wenige Städte an einer Handelsstraße sonst leben die Menschen dort als Reiternomaden "

Ich nicke.

„Ja, natürlich. Im wesentlichen sollten wir unser Vorgehen besprechen, aber wenn Entscheidungen schnell zu fällen sind, wirst Du es ebenso gut können, wie ich. Tatsächlich hast Du ja mehr Erfahrung, warum solltest Du also nicht teilhaben." -

„Ab morgen?"

„Du bist meine Lebenspartnerin, also gerne sofort, ab jetzt. Aber beschwere Dich bitte nicht, wenn ich Dich irgendwo hinschicke und hier gemütlich auf Alissia warte..."

Ihre Schwanzspitze trifft so heftig in meinen Nacken, dass ich fast den Rest vom Kaffee verschütte.

„Hey, was habe ich getan?"

Mit breitem Grinsen trinkt sie ihren Kaffee aus.

„Du warst zulange eine menschlichen Seele, glaube ich."

Ich grinse nur zurück und stelle meinen Becher auch wieder auf das Tablett.

Jaya sieht mich so an, als ob sie noch etwas von mir will. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf sie.

„Isha Rajesh, ich sprach ja davon, dass ich als Kriegerin ausgebildet wurde. Tascha und ich haben vor einigen Mondläufen unsere Fertigkeiten miteinander verglichen und wir haben festgestellt, dass ich den Schwertkampf besser beherrsche, als sie... - auch besser als Shankar..." -

Sie stockt.

„Ja?" ermuntere ich sie.

„Gestern hat Tascha mir verraten, dass Ihr den Schwertkampf erlernen wollt, mein Herr. Und nun..."

„Sie hat Dich gebeten, mir Unterricht zu geben."

Jaya nickt.

„Ja, ich habe versucht, ihr das auszureden. Ich bin nicht würdig, Euch im Schwertkampf zu unterrichten, Isha Rajesh." -

„Warum nicht?"

Sie sieht mich erstaunt an und sucht verzweifelt nach Gründen.

„Ich - ich bin doch nur eine Dracci, Herr." -

„Ja - und? - Jaya, ihr Draccier werdet nicht als Söldner geworben, weil ihr euch gut betrinken könnt. Aus eurem Volk kommen nun einmal die besten Krieger dieser Welt. Und wenn Tascha Dich ausgewählt hat, mir den Schwertkampf beizubringen, dann vertraue ich ihr da. Sie hat es gestern auch schon mir gegenüber angedeutet. Und ich freue mich, Unterricht von Dir zu erhalten. Zudem hast Du mich gebeten, Dich als Kriegerin anzunehmen."

Sie schluckt.

„Aber Herr, als Eure Schwertmeisterin werde ich Euch..." -

„Was - mich mit Du ansprechen? Beschimpfen? Schlagen, wenn ich mich zu dumm anstelle? - Ich werde es schon überleben. Es ist also entschieden. Du wirst mir als meine Schwertmeisterin dienen und mich ausbilden."

Jaya hebt den Kopf.

„Ich diene Euch, Herr. Und es wird meinen normalen Dienst für Euch nicht beeinflussen." Dann fügt sie mit fester Stimme an. „Wenn es Dir nichts ausmacht, beginnen wir heute Nachmittag mit der ersten Stunde, Eldingar. - Natürlich wenn nichts wichtiges dazwischenkommt. Immerhin bist Du der Lordpaladin und der Herr dieses Reiches."

Grinsend bestätige ich ihr den Termin.

„Sobald Du rufst, werde ich bereit sein. - Wenn Tascha nachher bereit ist, komme bitte mit ihr und Shankar noch kurz zu mir. Ich möchte noch etwas besprechen."

Sie verneigt sich kurz, erhebt sich und geht mit dem Tablett in die Küche.

Tyria sieht mich lächelnd an.

„Ist das normal, dass sie Dich plötzlich so vertraut anredet?"

„Ja, bei den Menschen und auch den Dracciern ist der Schwertmeister ein enger persönlicher Vertrauter des Herrschers oder eines Fürsten. Und speziell die Draccier nehmen sich dann diese Freiheit. - Für euch Drachen mag es frech erscheinen, eine Unmöglichkeit sein. Aber ich mag eure steife Höflichkeit nicht so gerne, auch wenn ich mich daran halte. So gewähre ich es ihr gerne, zudem hat sie vorher ja ihren weiteren Dienst für mich nochmal bestätigt und da wird sie - zumindest in Gegenwart Fremder - bei den Formen bleiben." -

„Du findest unsere Umgangsformen steif?" -

„Wir waren damals auch direkter, nutzten keine so förmlichen Anreden - und als Mensch erscheint es mir altmodisch und umständlich. Aber ich halte mich öffentlich an eure Gewohnheiten - nur privat lasse mir bitte meine Eigenarten." Ich züngele ein wenig über ihre Nüstern.

Lächelnd betrachtet Tyria mich.

„Ich verstehe zwar immer noch nicht, warum Du unbedingt lernen willst, wie ein Nackthäuter zu kämpfen, aber Du bist der Herr hier. Du bist mein Lebenspartner, das Männchen, dem ich erlaube, sich mit mir zu paaren und dem ich folge und auf es höre, solange unsere Partnerschaft besteht. Du hast mir zugestanden auch in Deinem Namen in Deinem Reich, in Deinem Revier zu handeln - da werde ich gerne Deine Eigenarten annehmen. Ich werde Jaya und Shankar auch erlauben, mich auf ihre vertraute Art anzusprechen. - Sieh mich nicht so an, ich verstehe langsam, dass sie es verdienen, wie Drachen behandelt zu werden. Und ich werde mich nicht vollkommen ändern, aber als Deine Lebenspartnerin habe ich die Pflicht, mich Dir anzupassen - was ich gerne mache."

Sie grinst verschmitzt.

„Notfalls bleibt mir ja noch mein Revier, in dem ich handeln kann, wie es mir beliebt." -

Ich nicke.

„Natürlich. Da werde ich Dir nicht hineinreden, es ist Dein Revier und das wird es bleiben. - Und wenn Du es wünscht, werde ich mich öffentlich so steif und förmlich Dir und allen anderen gegenüber verhalten, wie es mir möglich ist. Da werde ich mich nach Dir richten."

Ihr eben noch zweifelnd, fragender Blick, ob ich ihr das wohl durchgehen lasse, schmilzt zu tiefer Liebe zu mir. Meinen Nacken umschlingend küsst sie mich liebevoll leidenschaftlich. Danach legt sie Ihren Kopf auf meine Schulter und presst mich an sich.

„Ich liebe Dich, Ralf. Mein Gebieter, mein Partner, mein Geliebter." flüstert sie. -

„Ich liebe Dich auch meine Katla. Meine geliebte Drachin, meine Ehepartnerin."

Sie hält mich weiter fest.

„Ich verstehe, was es bedeutet - aber vergiss bitte Tascha nicht. Auch sie ist Deine Partnerin." -

„Ich vergesse sie nicht, aber für meine menschliche Seele bist Du meine Ehefrau und Tascha eine von Dir akzeptierte Geliebte. Für den Drachen, der ich jetzt bin, seid ihr beide meine Partnerinnen und Tascha steht da gleichberechtigt neben Dir." -

Tyria hebt den Kopf und sieht mir in die Augen. Dann wird ihr Blick wieder weich und sie stupst mir mir zwei Fingern an die Nüstern.

„Da ist doch der Mensch im Drachen. Nur der sieht eine Kleine als mir gleichberechtigt an. Aber auch deswegen liebe ich Dich so sehr. Ich danke Erce, dass sie Dich mir gesandt hat." -

„Danke ihr nicht zu früh, wer weiß was ich noch anstelle hier." bremse ich sie grinsend.

Kichernd stupst sie mich in die Seite und löst sich dann von mir. Wir stehen auf und gehen in das Bad, Tyria legt sich in das kleinere Becken um sich dort etwas aufzuwärmen, ich springe nur kurz in das große Becken und bin nach ein paar Schwimmzügen wieder draußen. Dann gehe ich in meine Waffenkammer und nehme zwei kleine Beutel mit einigen Gold- und Silbermünzen mit. Zusätzlich suche ich mir schnell eine edel verzierte Tunika und einen passenden Schurz heraus. Dazu noch mein Schwert und den Parierdolch, das ganze lege ich mir zum Anziehen bereit. Anschließend gehe ich nach oben und suche die anderen Vorratsräume auf, insbesondere den mit den Kleidern für die Bediensteten.

Und mein Verdacht bestätigt sich, auch hier ist eine leicht verborgene Nebentür, die in eine große Rüstkammer führt, in der mehr als ausreichend Kleidung, Rüstungen und Waffen für eine Hundertschaft an Kriegern gelagert ist. Auch hier suche ich Kleidung und leichte Gardisten-Rüstungen für Jaya und Shankar heraus, für Jaya mit den Abzeichen eines Hauptmannes, die auch für einen Waffenmeister passen, für Shankar eine normale Offiziersrüstung. Die Sachen bringe ich in den kleinen Wohnraum und lege sie auf dem Tisch bereit.

Jaya ist zwischenzeitlich nach oben gegangen, wohl um Shankar und Tascha zu holen, in der Zeit ziehe ich mich an und gürte meine Waffen um. Für das, was ich machen möchte mit den beiden Dracciern, wirkt das in meinen Augen besser. Da kommt der Mensch wieder zum Vorschein.

Tyria, die wieder in die kleine Wohnung gekommen ist, sieht mir die ganze Zeit interessiert zu, sagt aber nichts. Sie zupft nur meine Sachen ein wenig zurecht - was mich schon verwundert - und umarmt mich.

Während sie mich so in Ordnung bringt, höre ich Tascha, Jaya und Shankar und wenig später steht Tascha im Eingang zum Wohnraum.

„Du hast nach uns gerufen, Herr?" -

Ich nicke.

„Ja, Dich Tascha, als Kastellanin zum Bezeugen."

Die drei kommen herein, Tascha stellt sich rechts von mir hin, Tyria steht schon links neben mir, Jaya und Shankar bleiben auf Taschas Wink vor mir stehen. Die beiden wirken etwas unsicher, angesichts von drei Drachen vor ihnen durchaus verständlich - auch wenn wir alle als Anthro hier stehen.

Ich spreche Jaya und Shankar an.

„Nachdem Tascha die Aufgabe, mich im Schwertkampf zu unterrichten an Jaya übertragen hat und somit Jaya dabei den Rang einer Schwertmeisterin einnehmen wird, ist es notwendig geworden, Euch beiden den Eid als Krieger meiner Garde abzunehmen. Seid ihr dazu bereit?"

Die beiden sehen sich nur kurz an, nicken sich leicht zu und sagen dann gemeinsam.

„Ja Herr, wir sind bereit."

Ich gebe ihnen die Uniformen und schicke die beiden in einen der Schlafräume zum Umziehen.

Tascha umarmt mich währenddessen lächelnd, stellt sich aber sofort wieder neben mich, als die beiden nach einigen Minuten wieder zurückkommen.

Jaya und Shankar betreten den Raum umgezogen und in der leichten Garderüstung mit Brustpanzer, Arm- und Beinschienen, Schwert an der Seite, sowie dem Helm unter dem Arm. Shankar lässt seiner Partnerin ihrem Rang gemäß den Vortritt, lächelt dabei aber leicht.

Beide stellen sich mit etwas Abstand vor mich hin.

In perfekten Einklang ziehen sie ihr Schwert, halten es mit dem Griff nach oben und gehen im Gleichschritt die drei Schritte auf mich zu. Beide knien auf ihr linkes Knie, legen den Helm ab und greifen das Schwert mit der Linken.

Shankar greift meine rechte Hand.

„Ich stelle mich und mein Schwert in Deine Dienste und schwöre Dir Treue bis zum Tod oder bis Du mich aus Deinem Dienst entlässt."

Er küsst meinen Handrücken und legt dann seine Stirn dagegen. Dann lässt er meine Hand los und verharrt mit gesenktem Kopf.

Anschließend ergreift Jaya meine Hand und leistet den Eid leicht abgewandelt.

„Ich stelle mich und mein Schwert, als Deine Schwertmeisterin in Deine Dienste und schwöre Dir Treue bis zum Tod und darüber hinaus - oder bis Du mich aus Deinem Dienst entlässt."

Auch sie küsst meinen Handrücken und legt ihre Stirn dagegen, lässt dann los und verharrt.

Ich lege ihnen meine Hände auf die Köpfe.

„Ich nehme euch in meinen Dienst und schwöre, euer Leben nicht ohne Not in Gefahr zu bringen."

Ich lasse sie los und trete wieder etwas zurück.

„Bitte erhebt euch, meine Schwertmeisterin, mein Krieger."

Beide greifen wieder ihren Helm, stehen auf und stecken ihre Schwerter weg.

Jaya verneigt sich leicht.

„Herr, uns ist klar, dass Du uns hier nur selten als Krieger brauchen wirst. Den Dienst, für den Du uns eingestellt hast, werden wir natürlich weiter leisten, ohne Änderungen. Wir sind Dir für das, was Du für uns tust, sehr dankbar."

Ich nicke ihr meinen Dank zu.

Tascha grinst.

„Jetzt wird es bald kompliziert. Jaya untersteht als Schwertmeisterin mir als Kastellanin, gleichzeitig muss ich als Nebenpartnerin aber der Schwertmeisterin im Kriegsfall gehorchen - und zudem Shankar. - Also muss ich wohl zukünftig immer als Kastellanin auftreten."

Kopfschüttelnd widerspreche ich.

„Nein Tascha, Du bist immer noch eine Kriegerin. Und als meine Partnerin bist Du somit meiner Schwertmeisterin doch gleichgestellt."

Und auch Jaya sieht es ähnlich.

„Du hast Eldingar den Eid als sein Schatten geleistet, sein Leben ist Dein Leben. Diesen Eid kann er Dir nicht zurückgeben. - Und dem Schatten meines Herrn kann ich nicht befehlen."

Die beiden zwinkern sich zu. - Was das mit dem Schatten genau bedeutet, muss ich mal eine der beiden fragen.

Die Geldbeutel gebe ich Tascha, damit sie für den Besuch von Alissia einkaufen können. Sie starrt verwundert auf die Münzen.

„Das ist ja eine riesige Summe. Da kommen wir ja noch durch den Winter mit." -

Lächelnd beruhige ich sie.

„Ich sagte ja, es ist etwas Reserve da. Damit kommen wir wohl vorerst aus, bis die ersten Gelder eingehen."

Dass die Schatzkammer noch fast überquillt muss ja keiner wissen. Wer weiß, wozu ich das noch mal brauche.

Jaya wirft einen Blick auf mein Schwert.

„Entschuldige Herr, ist das Dein Schwert? Tascha hat mir davon schon erzählt, darf ich es mal sehen?"

Ich löse die Schwertscheide vom Gehänge und reiche es zusammen mit dem Dolch Jaya.

Sie schaut es sich an, wiegt es in der Hand und reicht mir beide wieder zurück.

„Alle Deine Schwerter sind sehr gut, Herr. Aber dieses überragt alles, was ich kenne oder wovon ich gehört habe. Es braucht aber auch eine besondere Fechttechnik, da Du Dich damit nicht gegen ein breites, schweres Schwert direkt verteidigen kannst. Der Dolch wird dabei helfen - ich muss mir allerdings Gedanken machen, wie man am besten damit kämpft. Darf ich es mir dazu gelegentlich ausleihen?" -

„Ja, natürlich. Schließlich möchte ich damit vernünftig umgehen können. Ich werde es hier im Arbeitsraum lassen - oder Tascha wird wissen, wo es ist. - Übrigens können wir gerne mit einem normalen Schwert anfangen. Ein wenig damit umgehen sollte ich sicher auch können. Auch wenn ich mich noch anders verteidigen kann."

Jaya nickt.

„Gut. Wenn Du jetzt nichts weiter von uns möchtest, würden wir gerne unsere Aufgaben weiter erledigen. Ich werde Dich dann rufen, wenn wir mit der Ausbildung beginnen, Eldingar." -

„Solange werde ich mit Tascha zum Energieknoten fliegen um nach den neuesten Nachrichten zu sehen. - Tyria, möchtest Du mitkommen?"

Tyria schüttelt den Kopf.

„Nein, heute nicht. Vielleicht zeigt mir die Schwertmeisterin kurz, wo ich einen Fruchtsaft oder einen Fruchtlassi finde." -

Jaya schaltet sofort um.

„Natürlich, wenn Ihr einen Moment Zeit habt, damit ich die Rüstung loswerde, werde ich Euch bringen, was Ihr wünscht Ishwari Rajeshri."

Ich ziehe schnell Tunika und Schurz aus, umarme Tyria kurz und mache mich dann mit Tascha im Schlepptau auf dem Weg zum Energieknoten.

„Warum soll ich unbedingt mitkommen? Ich habe vorhin schon meine Nachrichten empfangen." quengelt sie mich an. -

„Warte es ab." -

„Hrrn - Großer, Du nervst!" knurrt sie mich an.

Wir sind oben und ich starte direkt zur Energiequelle. Ich fliege eher gemütlich, so hat sie mich nach einem Moment eingeholt.

„Ich habe zu tun, schließlich brauchen wir noch einiges, wenn Lady Alissia zu Besuch kommt - die ist ganz schön anspruchsvoll." quengelt sie weiter, traut sich aber nicht, einfach umzukehren. -

„Tascha, mit dem Geld dürfte es doch kein Problem sein, alles zu bekommen. Zudem sind ja noch ein paar Tage Zeit." -

Sie seufzt.

„Ja, schon richtig. Aber ich weiß wirklich nicht, was ich da jetzt schon wieder soll."

Wir sind am Energieknoten angekommen und ich ignoriere ihr weiteres Gemaule während ich Kontakt zum Knoten aufnehme.

Für mich finde ich neben den Glückwünschen zu unserer Partnerschaft insbesondere die Antworten von Fjörgyn und Eldflóð, die uns besonders gratulieren. Fjörgyn lädt uns zu einem Besuch ein, sie will noch im Herbst in den Osten ihres Reiches gehen, mit dem Pamir und dem westlichen Teil des Karakorums grenzt es ja an mein Reich und nach Süden an das Revier von Kyrin. - Hraun, die Schwester Tyrias, freut sich darauf mich kennenzulernen. Allerdings lebt sie in Afrika, im Bereich des Kilimandscharo und Mount Kenia, das wird wohl noch ein wenig dauern. Wenn ich von Fjörgyn und Eldflóð absehe, werde ich solche weiten Besuche auf später verschieben, schließlich muss ich ja erstmal noch mein eigenes Reich besser kennenlernen. Aber es kommt für mich ja nicht mehr auf ein paar Jahre oder Jahrzehnte an. - Auch ein Gedanke, an den ich mich immer wieder gewöhnen muss.

Von Alissia kommt die Information, dass der Sturm sich jetzt auf niedrigem Niveau stabilisiert hat und als flächenmäßig großer, aber nur noch mittelstarker Sturm auf die Ostküste treffen wird. Weiter informiert sie mich, dass sie in zwei Tagen nachmittags gemeinsam mit Kyrin eintreffen wird und fragt, ob es mir etwas ausmachen würde.

Also ist Kyrin anscheinend gerade bei ihr zu Besuch, die beiden sind ja befreundet. Vielleicht kann ich mit den beiden mal so richtig das Segelfliegen genießen, denn auch Alissia ist eine sehr gute Fliegerin.

Den beiden gebe ich die kurze Bestätigung, dass ich mich auf beide freue.

Das leicht genervte Gesicht von Tascha sagt mir, dass sie zurück will.

'Einen Moment noch Geduld, Natascha, Þórr hat noch einen Wunsch an mich.'

Tascha zuckt zusammen und blickt kampfbereit um sich, um die Sprecherin zu finden. Natürlich findet sie niemanden und sieht mich verwirrt an. Ich deute auf den Knoten.

„Du meinst..." Sie sieht mich mit weiten Pupillen an, und schüttelt den Kopf. „Nein... oh nein, das nicht - doch nicht mit mir..."

'Warum nicht, Natascha? Ja, ich nehme nur sehr selten Kontakt zu euch auf, aber Þórr Eldingar ist ein Katalysator über den ich leichter mit euch sprechen kann.'

Tascha will es immer noch nicht glauben.

„Großer, wenn Du mich hier verarscht..."

'Und Du willst das wirklich für sie erbitten?' kommt belustigt von Erce.

'Ja, Herrin. Ich denke, sie sollte wenigstens ein paar leichte Blitze einsetzen können, als meine Partnerin und Kastellanin.' -

'Gut, aber Du musst dann auf eine Deiner Fähigkeiten verzichten - Die Kenntnisse über das Segelfliegen ist für meine Zwecke unwichtig. Du müsstest also auf dieses Können verzichten. Oder Du verzichtest für alle Zeiten darauf, in Deine alte Welt zurückkehren zu können. Auch nicht in Begleitung von Fjörgyn und Eldflóð.'

Ich atme erschreckt ein und schließe die Augen. Das sind harte Forderungen, gerade dieses freie, leichte Dahingleiten ist eines der Dinge, die meine menschliche Seele am meisten hier liebt. Das ist ein vergleichsweise harter Verlust. Wenn mir auf alle Zeiten verwehrt wird, in meine alte Welt zurückkehren zu müssen, kann ich zwar meine menschliche Familie nicht noch einmal sehen, auch eine harte Forderung, da ich mich bisher daran festgehalten habe, sie wenigstens noch einmal zu sehen - aber den Kontakt dorthin werde ich ohnehin in einem Menschenleben verloren haben. Ich sehe meine geliebte kleine Drachin an, meine Partnerin, die mit mir leben und mir Kinder schenken will. Und ich ignoriere die verzweifelten Zeichen, mit denen Tascha mich drängen will, abzulehnen.

'Herrin, Du weißt was mich bewegt. Ich würde gerne noch einmal meine Familie dort drüben sehen. Aber ich weiß auch, dass ich schon in wenigen Jahrzehnten den Kontakt verlieren werde. Die Fähigkeiten des Fliegens sind dagegen für den Rest meines Lebens verloren. Wenn ich mich dazu entscheide, niemals mehr meine alte Familie zu sehen, wird es mir erlaubt sein, ihnen gelegentlich eine Nachricht zukommen zu lassen?' -

'Gut, zwei Nachrichten sind Dir noch erlaubt. - Mehr nicht.' -

Ich senke den Kopf.

'Ich bin einverstanden. Ich verzichte darauf, jemals wieder in eine andere Parallelwelt gehen zu können. Ich verzichte darauf, noch einmal meine alte, menschliche Familie treffen zu können. Ich akzeptiere, ihnen nur noch zwei Nachrichten schicken zu dürfen. - Bitte erfülle meinen Wunsch, meiner geliebten Partnerin die Fähigkeiten eines Drachen zu gewähren.'

Tascha schüttelt energisch den Kopf.

„Ich bin aber nicht damit einverstanden. Ich bin bisher ohne Feueratem ausgekommen und ich brauche auch weiterhin keine Drachenfähigkeiten - nicht wenn mein geliebter Partner dafür auf etwas verzichten muss, das ihm sehr wichtig ist. Und ich weiß, wie wichtig es ihm ist, noch einmal seine alte Familie zu treffen. Es ist manchmal das einzige, das ihn hier durchhalten lässt. So gerne ich mich auch mit etwas anderem, als nur mit Schwert und meinen Krallen verteidigen können möchte - aber nicht um diesen Preis, dass ein anderer dafür leidet. - Eldingar, Geliebter - ich weiß es zu schätzen, dass Du bereit bist, dieses Opfer für mich zu bringen, aber ich nehme es nicht an. Opfere nicht etwas für mich, was für Dein Gleichgewicht wichtig ist."

'Und nun, mein Paladin? Du bist zu einem Opfer bereit, aber sie will es nicht annehmen. Willst Du sie zwingen?'

Ich sehe Tascha an.

„Kleine, bitte nimm es an. In nicht einmal 100 Sommern werde ich drüben niemanden mehr kennen. Wir beide können dann hoffentlich noch weitere 1.500 Sommer glücklich gemeinsam leben. Willst Du wirklich darauf verzichten, nur damit ich ein einziges Mal in meine alte Welt gehen kann?

Sie nickt energisch.

„Ich will keinen Vorteil erlangen, wenn Du dafür leiden musst. Wenn ich mit Dir zusammen bin, brauche ich keine Drachenfähigkeiten. Und wenn wir uns trennen sollten, werde ich mich auch so irgendwie durchsetzen können. - Menschen kann ich auch so unter Kontrolle halten."

'Nun meine Herrin, wenn sie es verweigert, mag ich sie nicht dazu zwingen. Ich bin wegen meiner Liebe zu ihr bereit, den Verzicht zu leisten. Sie will wegen ihrer Liebe zu mir, dieses nicht annehmen. Würde ich sie dazu zwingen und sie nimmt es dann nicht an und nutzt diese Fähigkeit nicht, hätte ich umsonst den Verzicht geleistet.'

Tascha atmet sichtlich auf und umarmt mich.

'Du bist Deinem Gefährten eine treue und liebevolle Partnerin, Natascha. Du verzichtest auf einen alten Traum, um ihm kein Leid zufügen zu müssen, obwohl er zu dem Opfer bereit ist. - Aber ich werde ihm kein Opfer abverlangen. Ich habe erkannt, dass ihr euch wirklich liebt und beide zu Opfern bereit seid. Zudem ist es eigentlich nicht einmal nötig. Du bist bereits mit den Fähigkeiten eines Gewitterdrachens geschlüpft. Du warst schon immer ein Blitzdrache - nur hat es niemand erkannt, da es noch nie solche unter euch gab und Deine Pflegeeltern nicht mit den Fähigkeiten eines Drachen vertraut waren. Und Du selber hast Dich immer davor verschlossen - Du hast es immer nur mit dem Feueratem versucht. Die Anzeichen eines Blitzdrachens hast Du immer ignoriert.'

Tascha sieht mich verwirrt an.

„Die Anzeichen eines Blitzdrachens?" -

„Was fühlst Du, wenn ein Gewitter aufzieht?" -

Sie zuckt mit den Schultern.

„Als Kind habe ich sie mal gemocht, aber dann ..."

Ihr fällt etwas ein.

„Hah! Aber als Du mir die Blitze verpasst hast, da war ich genauso platt, wie jeder andere auch - wie kann ich da ein Blitzdrache sein?"

'Die Blitze von Þórr Eldingar sind etwas ganz anderes, als die eines Gewitters. In seinen Blitzen liegt die Kraft, die durch diese Welt strömt - meine Kraft. Gegen ihn wird auch kein Gewitterdrache bestehen. Das ist ihm für alle Zeit gegeben.'

Schon klar, Erce kennt meine heimliche Furcht, irgendwann meine besonderen Fähigkeiten wieder zu verlieren, wenn meine Aufgabe erfüllt ist. Daher dieser kurze Nebensatz an meine Adresse.

„Nun, wenn Tascha also eine Blitzdrachin ist, müssen wir sie nur erwecken. Also nehmen wir doch gleich das nächste Gewitter, das ich schon bemerke. - Und ich weiß jetzt auch, warum ich auf die Idee mit den Blitzen gekommen bin - ich habe das unbewusst in Dir gespürt, Tascha, aber richtig darauf gekommen bin ich leider auch nicht." -

'Da sie ihre Bestimmung nie erkannt hat, sind ihre Fähigkeiten verkümmert. Tritt in den Steinkreis Natascha, damit ich Deine Fähigkeiten wieder erwecken kann und Du eine Gewitterdrachin wirst.'

Tascha sieht mich unsicher an. Ich schiebe sie mit sanften Nachdruck in den Steinkreis, wo sie mit offensichtlichem Unbehagen steht und mich hilfesuchend anblickt. Plötzlich ist sie von dem mir schon bekannten bläulichen Leuchten umhüllt, worauf sie erschreckt zusammenzuckt.

Ich nicke ihr beruhigend zu, obwohl auch ich innerlich etwas unsicher bin und nicht recht weiß, wie ich darauf reagieren soll. Zuerst sieht sie sich nur verwirrt um und wirft mir etwas ängstliche Blicke zu, aber dann stöhnt sie plötzlich auf und krümmt sich offenbar unter Schmerzen.

'Herrin, was passiert mit ihr?' frage ich Erce alarmiert. -

'Keine Sorge, ich schenke ihr noch eine weitere Kleinigkeit - wie Du von Sálleiðtogi weißt, schmerzt es ein wenig, wenn die Schwingen einen Wachstumsschub erfahren.' -

'Ihre Schwingen?' -

'Sie wird ebenso gut fliegen können, wie Du, unterweise sie entsprechend.' -

'Herrin?' -

Ein leichtes Lachen erklingt in meinem Bewusstsein.

'Du hast mich um einen Gefallen für Deine Partnerin gebeten. Da ihre Drachenfähigkeit bereits vorhanden war, schenke ich ihr die Fähigkeit, ebenso fliegen zu können, wie Du. Sie wird also mit Dir mithalten können und das auch an eure Kinder vererben. Auch ihre Schuppen sind jetzt ebenso kräftig wie die einer Großen - und eure Kinder werden von den Großen nicht zu unterscheiden sein. Nur sind ihre Blitzkräfte schwächer als Deine, das Fliegen mit der Fähigkeit wird sie nicht haben, Du wirst also weiterhin der wesentlich stärkere von euch sein. '

Ich atme beruhigt auf, nicht weil ich stärker bleibe, sondern weil ihr nichts negatives passiert ist. Tascha hat sich auch wieder beruhigt, schaut nur mit etwas wildem Blick um sich. Bei meinem wohl ruhigem Anblick wird sie aber auch wieder ruhiger.

'Verzeih, Herrin. Was bedeutet das mit unseren Kindern?' -

'Natascha wird weiterhin dem Volk der Drakarin angehören, auch wenn sie jetzt stärker ist, als die anderen. Aber eure Nestlinge werden vollwertige gesunde Große Drachen sein und die Lebenskraft als Fähigkeit nutzen können, wie die Nestlinge, die Du mit Tyria haben wirst, ich habe Nataschas Keimdrüsen entsprechend verändert.'

Das Leuchten um Tascha wird schwächer. Etwas möchte ich noch von Erce wissen.

'Ich verstehe und danke Dir, Herrin. Noch eine Frage: war unser Zusammentreffen vorherbestimmt?' -

'Nicht von vornherein. Erst in den letzten Tagen erkannte ich, dass Natascha gut zu Dir passen und Dich unterstützen wird. Also habe ich ihr zugeflüstert, dass sie hier finden wird, was sie sucht. Zwar dachte sie da an etwas anderes als sie Dich angegriffen hat, aber sie hat dann bei Dir gefunden, was sie wirklich gesucht hat. Ein festes Heim, eine Aufgabe und einen guten Freund, einen Partner. Daher hängt sie auch so an Dir. Ich habe nichts weiter beeinflusst, auch nicht ihre Fähigkeiten. Es war eine spontane Entscheidung.' -

'Ich danke Dir Herrin' -

'Lass Dich von Alissia nicht unterkriegen, sie könnte durchaus einen Dämpfer vertragen. Und sorge Dich nicht um Kyrin, er sieht es insgeheim ähnlich, er wird Dir nicht böse sein.'

Damit sind wir wieder alleine.

Tascha hatte das letzte Gespräch während ihrer Erweckung in der Quelle nicht mitbekommen. Sie steht noch im Steinkreis und sieht mich verwirrt an. Und sie hat sich jetzt an unser Gespräch erinnert, dass mein Leben seit ewigen Zeiten vorherbestimmt ist.

„Eldingar, ist mein Leben genauso vorherbestimmt, wie Deines? Hat Erce das alles so geplant? Warum sollte gerade ich sonst eine Blitzdrachin sein?"

Ich nehme sie in den Arm.

„Erce hat mir eben noch verraten, dass Du ihr erst vor ein paar Tagen aufgefallen bist. Sie hat Dich dann hierher gelockt, aber bisher nichts weiter in Deinem Leben beeinflusst. Weder Deine Vergangenheit, noch dass wir dann wirklich zusammengekommen sind. Die Entscheidung, für mich da zu sein, hast Du frei getroffen und dafür danke ich Dir. - Erst jetzt hat sie direkten Einfluss auf Dein Leben genommen. - Komm, lass uns zurückfliegen und Deine neuen Schwingen ein wenig ausprobieren. Und wenn das Gewitter kommt, wecken wir Deine Fähigkeiten." -

„Neue Schwingen?" -

„Ja, das waren die Schmerzen vorhin - oder ein Teil davon. Da Du ja schon ein Gewitterdrache warst, hat Erce Deine Schwingen noch ein wenig wachsen lassen. Du wirst wohl ab jetzt ebenso gut fliegen können, wie ich. Spätestens, wenn ich Dir noch ein wenig beigebracht habe. Achja, unsere Nachkommen dann auch."-

„Großer, Du machst mir Angst. Ich soll mehr können, als Tyria?" -

„Naja, mehr wohl nicht, Du bist weiterhin eine Drakari. Aber Du bist jetzt näher an einer Großen als irgendeiner der anderen Drakarin, Erce hat Dir die starken Schuppen einer Großen gegeben. Zudem hat Erce entschieden, dass unsere Kinder als Große schlüpfen werden, mit allen Fähigkeiten der Großen Drachen. Und auch wenn Tyria nicht mitmachen sollte - Fjörgyn, Græðarinn, Sálleiðtogi und selbst Eldflóð werden sie sicher als solche anerkennen."

Taschas Blick drückt ernste Zweifel aus.

„Ich habe Dir vorhin schon gesagt, dass Du nicht solche blöden Scherze mit mir machen sollst."

Ich ziehe Tascha an mich, lege meine Schwingen um sie und meine Schnauze, Nüstern an Nüstern gegen ihre. Wir sehen uns dabei tief in die Augen.

„Damit mache ich keine Scherze, meine kleine Kriegerin. Du bist zwar weiterhin eine Drakari, aber unsere Nachkommen werden Große Drachen sein. Das hat Erce zusätzlich noch in dir verändert."

Ich erkenne, wie die Zweifel in ihren Augen sich auflösen.

„Verzeih mir Großer. Das klingt so unglaublich - aber ich glaube Dir."

„Komm Tascha, zeig mir mal Deine Schwingen."

Ich lasse sie los, sie breitet zögernd ihre Flugarme aus. Tatsächlich sind sie etwas länger als vorher, insbesondere aber breiter geworden, Sie sehen ebenso wie meine jetzt mehr aus wie die eines Adlers. Grinsend stelle ich mich hinter sie und breite auch meine Schwingen aus. Ihr Blick drückt offene Verwunderung aus, als sie ihre mit meinen so direkt vergleicht.

„Also los."

Ein paar Schritte zur Seite, stehe ich neben ihr und drehe meine Schwingen in den Wind.

„Mache es genauso. Fühle den Auftrieb und lasse Dich tragen, meine geliebte Kleine."

Sie macht es mir nach und praktisch sofort - mit einem sehr überraschten Ausdruck in ihren Augen, aber doch erstaunlich sicher - hebt sie im Aufwind ab. Ich folge ihr und rufe ihr kurze Anweisungen zu. Noch fehlt ihr die Sicherheit, aber sie segelt schon recht ordentlich neben mir her. Auch wenn sie immer wieder mal einige Schwingenschläge einfügt, landet sie am Ende ebenso sanft ohne einen Schwingenschlag vor der Höhle, wie ich.

Ihre strahlenden Bernsteinaugen alleine wären den Verzicht auf den Besuch bei meiner menschlichen Familie schon wert gewesen. Zum Glück hat Erce es ihr auch ohne mein Opfer gewährt.

Kaum bin ich neben ihr gelandet, umklammert mich meine kleine Kriegerin schon und leckt mein ganzes Gesicht ab, ehe sie mir einen sehr leidenschaftlichen Kuss gibt.

„Du musst mir noch einiges zeigen - aber alleine so zu starten und zu landen ist einfach herrlich. Jetzt verstehe ich, warum Du es jedem immer wieder so vormachst. Es ist einfach geil!"

Ich grinse einfach nur.

„Folge mir, ich zeige Dir einen Eingang, den Du auch bald nutzen kannst."

Ich breite meine Schwingen wieder aus und hebe sanft ab. Auch Tascha bekommt es hin, auch wenn sie kurz danach mit zwei kurzen Schwingenschlägen das Gleichgewicht halten muss. Bald wird sie es sicher auch so beherrschen, wie ich, wenn sie es jetzt schon so gut kann. Ich erinnere mich an meine ersten kurzen Hüpfer zurück, die auch noch etwas mehr als unsicher waren.

Anschließend führe ich Tascha um den Bergrücken herum zu der Kluft, in der sich der Hintereingang zu der kleinen Wohnung verbirgt. Hier muss auch ich mit ein paar Schlägen landen, aber Tascha ist schon ausreichend sicher, auch problemlos zu landen, obwohl die neue Schwingengeometrie sicher noch ungewohnt für sie ist. Dann zeige ich ihr die Stellen, an denen sie die Türen öffnen kann - auch wenn sie noch nicht die notwendige Blitzenergie in sich trägt.

So sind wir mit wenigen Schritten in der Wohnung wo uns Tyria überrascht anblickt, als wir den Wohnraum betreten.

„Wo kommt ihr denn her? Der Eingang ist doch da drüben?" -

Lächelnd gebe ich ihr einen Kuss und erkläre kurz das Vorhandensein des Hintereinganges. Aber Tyria ist etwas abgelenkt und betrachtet Tascha eindringlich.

„Was ist mit Dir passiert? Du trägst Deine Schwingen irgendwie anders."

Sie lässt eine Kralle über Taschas Schuppen gleiten.

„Und Deine Schuppen fühlen sich anders an. - Eldingar, ist sie eine Große geworden?"

Tascha greift Tyrias Hände und kniet vor ihr nieder.

„Tyria, meine Herrin. Mir wurde die Fähigkeit gegeben, wie Eldingar zu fliegen. Er sagt, ich sei nun ein Gewitterdrache und meine Schuppen sind wohl stärker als vorher. Aber ich bin immer noch eine Drakari, ich bin weiter die Nebenpartnerin von Eldingar. Und ich erkenne Dich weiter als Lebenspartnerin meines Herrn an." -

„Du bleibst meine erste Partnerin." bestätige ich.

„Tascha ist im Rang der Drachen auf eine Zwischenstufe aufgerückt. Und unsere Nestlinge werden als Große schlüpfen. Ich hoffe, das macht Dir keine Sorgen."

Tyria beginnt zu lächeln.

„Bei Erce nein. Ich war nur überrascht - obwohl ich schon ein wenig neidisch auf Tascha bin, weil sie Dir schon länger so nahesteht. Verzeiht bitte. Aber dass auch eure Nachkommen als Große schlüpfen werden, beruhigt mich sogar ein wenig. So hat Eldingar keinen Grund eure Nestlinge zu bevorzugen, nur weil sie nicht als Große gelten werden. Unsere Kinder mit ihm sind dann also gleich." -

„Tyria..." ich sehe sie leicht vorwurfsvoll an. -

„In Dir steckt immer noch ein Mensch... und der reagiert gerne unlogisch. Wenn nun Deine Nestlinge alle die gleichen Voraussetzungen haben... - Ich werde auch eure Nestlinge als Große anerkennen, wie sicher Fjörgyn und Eldflóð auch. Notfalls erkenne ich sie als meine eigenen an, wenn Du dafür alle Kinder gleich behandelst. - Sieh mich nicht so an, Eldingar. Ich weiß dass Du es nicht absichtlich machen würdest. Aber sei bitte ehrlich." -

Ich seufze.

„Du kennst die Menschen wohl besser, als ich dachte. Ja, vermutlich hätte ich die Nestlinge Taschas ein wenig bevorzugt behandelt, weil ich weiß, dass sie nicht die gleichen Möglichkeiten gehabt hätten gegenüber den Nestlingen von Dir." -

Tyria sieht lächelnd zu Tascha, die noch vor ihr kniet.

„Wie ich sehe, hat Erces Weisheit das berücksichtigt. - Tascha, ich freue mich für Dich. Du bist als Drakari geschlüpft, hattest ein zwar noch kurzes, aber hartes Leben wie eine heimatlose Dracci und wirst erleben, dass Deine Nachkommen als Große anerkannt werden. Komm, steh' auf, meine große kleine Nebenpartnerin unseres Partners und Gebieters."

Die beiden umarmen sich, während ich danebenstehe und mal wieder nichts wirklich verstehe. Die Weibchen von uns Ursprünglichen Drachen wären sich einander völlig egal gewesen, oder aufeinander los gegangen, wenn sie sich in einem Revier begegnen. Und für den Menschen ist dieses gegenseitige Verständnis für eine weitere Partnerin ihres Männchens nicht wirklich zu begreifen. Die Menschenweibchen würden so etwas nur sehr widerwillig auf sich nehmen.

„Hallo Eldingar, aufwachen..." Tyria grinst mich an. -

„Ich bin ja froh, wenn ihr euch wenigstens versteht, denn ich verstehe euch einfach nicht. Das passt alles nicht in meine Erfahrungswelt, ob nun Mensch oder Drache." -

„Das ist eben dieses Drachending zwischen uns Weibchen." Tyria streichelt mir sanft über meine Schnauze. „Eigentlich wollen wir nur die besten Voraussetzungen für unseren Nachwuchs. Ganz einfach - nur sind wir in unserer Einstellung wohl anders, als Du es gewohnt bist." -

„Sag mir einfach nur, dass es für Dich kein Problem ist und ich akzeptiere es so." Ich sehe Tyria an.

Sie nickt.

„Ja, kein Problem."

Dann sehe ich einen Entschluss in ihren Augen aufblitzen. Sie greift meine Hände und kniet vor mir nieder, wie eben Tascha bei ihr.

„Bei meiner Ehre als Große Hüterin - und bei meinem Leben." -

Da kniet sie, die stolze Tyria vor mir und legt ihre Stirn gegen meine Handrücken. Dann hebt sie ihren Blick und sieht mir so ehrlich offen in die Augen, dass ich mich vor sie knie und ihren Kopf in die Hände nehme. Sie erkennt mein Vertrauen in sie in meinem Blick und nimmt nun ihrerseits auch meinen Kopf in ihre Hände. Wir legen unsere Köpfe gegeneinander, Stirn an Stirn, Nüstern an Nüstern und blicken uns dabei tief in die Augen. Erst nach mehreren Minuten beginnt Tyria mich sanft zu streicheln, was ich als Signal deute, diese Geste äußerster Nähe zu beenden. Auch ich streichele sanft über ihre Wangen und wir trennen uns gleichzeitig.

Mir fällt auf, dass ich diese Geste in dieser Intensität bisher nur mit Fjörgyn und - schon als Mensch damals - mit Sálleiðtogi geteilt habe, ich verstehe es als Zeichen großer, seelischer Nähe zueinander. Für Drachen ist das intensiver und persönlicher als ein Kuss oder die Paarung - wobei ich letzteres etwas anders sehe.

Erst jetzt bemerke ich, dass Tascha links von mir neben uns kniet und ihre Schwingen, wie um uns zu schützen, ausgebreitet hat. Tyria nimmt ihre Rechte von meiner und legt sie auf Taschas Wange, ich mache es mit meiner Linken ihr gleich. Erst zögernd, auf Tyrias leichtes Nicken dann aber sicher, legt Tascha ihre Hände an unsere freien Wangen - so erweitern und schließen wir diesen Kreis auf uns drei. Und Tyria legt dann sogar ihre Stirn so an Taschas, dass ich ebenfalls diesen Kreis schließen kann. So begründen wir unsere Verbindung zu dritt und besiegeln unsere seelische Verbindung zueinander. Ich verliere mich in einem dunkel rubinrotem und einem dunkel bernsteinfarbenen Auge, vergesse Zeit und Raum, glaube fast die Gedanken der beiden Weibchen vor mir zu hören - obwohl das unmöglich ist, das teile ich nur mit Sálleiðtogi. Nach einer scheinbar ewig langen Zeit spüre ich das sanfte Streicheln der beiden Hände an meinen Wangen, ich antworte mit dem Streicheln der Wangen unter meinen Fingern und langsam lösen wir diese merkwürdig intensive Verbindung. Ich bin jetzt wohl endgültig mit beiden vereint. Ein Drachenmännchen mit zwei Drachenweibchen in einer einzigen Partnerschaft.

„Jetzt habt ihr mich wohl ganz eingefangen, wenn ich das eben richtig verstehe. Aber ich freue mich darüber." -

Tyria streichelt mir noch einmal über die Wange.

„Ich bin froh, dass Du diese Verbindung so siehst." -

„Und was machen Drachen nach einer solchen intensiven Verbindung?" Tascha grinst und Tyria antwortet mir.

„Ein Drache legt sich mit seiner - seinen Partnerinnen auf einen Felsen und schaut in die Ferne." -

„Du möchtest aber sicher einen Becher Wein - und ich auch." ergänzt Tascha.

Ich nicke und Tyria schließt sich lächelnd an. -

„Kommt sofort, Isha Rajesh." höre ich Shankar vom Eingang her.

Einer der beiden ist immer hier in der Nähe um uns zu versorgen. Man kann sich dran gewöhnen, aber es ist mir immer noch unangenehm, mich wie einen Fürsten bedienen zu lassen. Auch wenn jeder Versuch, selber etwas im Haushalt zu machen, von beiden heftig bekämpft wird.

Meine beiden Partnerinnen machen es sich auf den Polstern bequem, ich kann Tyria immer noch nicht überreden, sich in einen Sessel zu setzen, sie liebt den warmen Boden einfach viel zu sehr, dessen Wärme sich auf die Polster und Kissen überträgt. Naja und dann ist das Liegen für die Drachen einfach die normale Ruheposition.

Ich folge Shankar in die Küche, ich muss dringend mit ihm über Jaya sprechen.

Bewusst ein paar Geräusche machend, betrete ich die Küche, Shankar dreht sich sofort zu mir und verneigt sich leicht.

„Wie ist Dein Wunsch, Ishar Rajesh?" -

„Ich muss mit Dir über Jaya sprechen." -

Er sieht mich an, fast glaube ich so etwas wie Dankbarkeit zu erkennen, dann seufzt er leicht.

„Da gibt es nicht zu sprechen, Ishar Rajesh." -

„Shankar - mir ist bewusst, dass Du genau weißt, wie Jaya um meine Aufmerksamkeit bemüht ist. Und Du wirst zumindest ahnen, dass ich sie mag und es mir durchaus schwerfällt ihrem Werben zu widerstehen. Aber mir ist auch aufgefallen, dass Du bemüht bist Deine Gefühle deswegen zu verbergen, ja sogar vorzugeben, ihr recht offensichtliches Werben um mich, nicht zu bemerken." -

„Ja Ishar Rajesh. Ich weiß, dass Jaya sich darum bemüht, sich mit Dir paaren zu dürfen. Sie hat es mir gesagt. Aber darüber gibt es nichts zu besprechen. - Bitte glaube mir, wirklich leicht fällt es mir nicht, aber es ist Sitte bei uns, dass sich die Frauen gelegentlich einen anderen Sexualpartner nehmen. Ich hatte während unserer Partnerschaft bereits vier andere Frauen unserer Stämme, die mich gewählt hatten. Jaya hat sich bisher noch keinen erwählt - da steht es ihr doch zu - zudem, wie sollte ich mich gegen die Ehre wehren, dass der Lordpaladin meine Partnerin als würdig empfindet." -

Ich seufze.

„Da hatte ich gehofft, wenigstens euch zu verstehen und nun erlebe ich wieder eine mir unverständliche Sitte bei den Partnerschaften. - Du willst mir also sagen, dass Jaya das Recht hat, sich mit mir paaren zu wollen und Du als ihr Lebenspartner das akzeptierst?" -

„Es fällt mir nicht ganz so leicht, wie es vielleicht scheint, daher bin ich Dir dankbar, Isha Rajesh, dass Du mich als ihren Lebenspartner einbeziehst und praktisch um Erlaubnis fragst. Aber es ist so Sitte bei unseren Stämmen, Jaya hat das Recht dazu. Zudem steht sie im Rang über mir, ich könnte sie kaum daran hindern. Ja, Isha Rajesh, ich bin einverstanden, wenn ihr euch paart. Nebenbei ist es eine hohe Ehre, wenn Du Jaya als Sexualpartnerin akzeptierst. Du würdest dadurch in unseren Stämmen sicher Verbündete finden, falls Du uns als solche akzeptierst." -

„Glaube bitte nicht, das wäre der Grund. - Wenn es überhaupt dazu kommen sollte." -

„Ich spüre, dass Du meine Jaya wirklich gern hast und nicht auf eine schnelle Paarung aus bist. Du würdest wohl tatsächlich auf eine Paarung mit ihr verzichten, wenn ich Dich darum bitte?"

Ich nicke.

„Ich danke Dir, Isha Rajesh, es ehrt Dich, dass Du auf die Meinung eines unbedeutenden Dracciers Wert legst. Und das macht es mir leichter, Dich darum zu bitten, meiner Jaya ihren Wunsch zu erfüllen." -

„Shankar..." -

„Doch Isha Rajesh. Ich bitte Dich darum. Gewähre ihr die Freude und unserem Volk die Ehre." -

Ich seufze.

„Ich werde darüber nachdenken. Hoffentlich weißt Du, was Du damit anrichtest, wenn es geschehen sollte..." -

„Ja Isha Rajesh, das weiß ich. - Wenn Du gestattest, bringe ich den Wein."

Schulterzuckend gehe ich zurück in den Wohnraum. Nein mein lieber Shankar - Du weißt nicht, was Du gerade angerichtet hast. Ich werde also sicher früher oder später nachgeben, oder von Jaya überrascht werden. Aber spätestens dann wird Tyria sich mit Dir näher beschäftigen - daran wirst Du sicher nicht denken. - Merkwürdig, mir macht dieser Gedanke jetzt überraschend wenig aus. Ich akzeptiere gerade, dass Tyria sich mit einem fremden Männchen paaren wird. Ist das nur der Drache in mir oder hat die Verbindung vorhin doch tiefere Auswirkungen auf mein Denken...?

Im Wohnraum sehen die beiden mich neugierig an, auf mein verzweifeltes Schulterzucken lächelt Tyria.

„Tascha hat mir von den Sitten ihrer Völker erzählt. Du wirst Dich also mit Jaya paaren." -

„Ja, das wird wohl passieren. Erschrecke bitte Shankar nicht so, meine Wolke. Ich glaube nicht, dass er damit rechnet."

Ich lege mich auf den Bauch zwischen die Beiden, Tyria streicht mit ihrer Hand über meine Schwingen und gurrt leise.

„Verliere bitte Deine menschliche Seele nicht, mein Drache. Das klang eben so nach einem dracoiden Einverständnis." -

„Ja, der Gedanke macht mir jetzt nicht viel aus. Es scheint mir nur gerecht, Dir zu gewähren, was Du mir gewährst. - Aber wirklich begeistert bin ich auch nicht."

Shankar verteilt die Becher und schenkt uns Wein ein - dass wir im Moment praktisch über ihn reden, hat er nicht mitbekommen.

„Ganz verloren ist er also noch nicht." scherzt Tyria auf meine Worte. -

„Ich hoffe nicht. Kommt, trinken wir auf uns, auf unsere enge Verbundenheit, unsere Partnerschaft. Und dass unsere Nestlinge ein friedliches Leben erwartet." -

Tascha stößt mit ihrem Becher an und auch Tyria macht es ihr nach.

„Tascha hat mir etwas erklärt, was es bedeutet. Und es zeigt mir, dass der Mensch immer noch in Dir steckt."

Dass Tascha und ich den Becher in einem Zug leeren, betrachtet sie aber doch mit etwas Verwunderung, macht uns aber auch das nach.

Shankar füllt die Becher wieder.

„Ach, Shankar. Reichst Du mir bitte die Unterlagen dort vom Tisch."

Er bringt mir die Karten und Schriften und hilft mir, sie vor uns auszubreiten. Gemeinsam, diesmal hauptsächlich mit Tyria, arbeiten wir die Informationen noch einmal durch. Wir kombinieren dabei die älteren Informationen aus meiner Bibliothek, die ja nicht vollkommen überholt sind, mit den aktuelleren von Eldflóð und dem, was Tyria über die nord-östlichen Gebiete weiß, die an ihr Reich anschließen. Zudem hat sie ja die Informationen der Großen über alles weitere hier. So bringen wir uns nochmals auf einen möglichst aktuellen Stand.

Daneben planen wir die nächsten Wochen ein wenig vor, in denen ich mein Reich kennenlernen möchte. Tyria wird dabei an meiner Seite bleiben und mit mir reisen, Tascha dagegen möchte hier bleiben um sich um die Neuorganisation der Drakarin zu kümmern.

Hilfreich für unsere Reise sind die Aufzeichnungen über die Unterkünfte, die Valarinn überall im Reich verteilt angelegt hat. Ob er ahnte, dass ein Nachfolger diese Informationen brauchen kann, oder er nur so selbstverliebt war alles haarklein aufzuzeichnen, kann ich nicht sagen.

Tyria übersetzt mir diese Texte, da sie in einer alten Form des Drrâkk und in Katakana-ähnlichen Zeichen geschrieben wurden. Diese Zeichen können auch mit den Krallen in Holz oder Stein geschrieben werden, daher haben die Drachen diese übernommen oder sogar selber entwickelt, das kann selbst Tyria mir nicht sagen. Nur wurde sowohl diese Sprache, wie auch die Zeichen erst nach meiner Zeit hier entwickelt, ich kenne sie also noch nicht. Erst wieder die modernen Formen sind mir bekannt. Aber Tyria hilft mir gerne dabei. Auf der Karte meines Reiches, deren Genauigkeit sie begeistert, suchen wir die Standorte und markieren sie uns - Tinte und Federn sind reichlich vorhanden.

Einige der Unterkünfte sind recht einfache Höhlen, die nur für eine Übernachtung gedacht sind, teilweise kaum für zwei Drachen als Feral ausreichend. Größere Wohnstätten, die auch eingerichtete Wohnungen haben und jetzt wieder von Drakarin unterhalten werden, sind an verschiedenen Stellen verteilt. Eine liegt in Gujarat auf dem Girnar, ein günstig gelegener Ausgangspunkt um Kyrin in seiner Wohnstätte im Küstengebirge westlich der Indusmündung zu besuchen, auch wenn es immer noch ca. 700 km Strecke ist.

Dann ist etwa 800 km östlich eine sehr zentral gelegene Wohnung an den Rajat Falls in den Satpura Bergen. An der Ostküste ist etwa auf halber Strecke eine Wohnung in den Papi Hills oberhalb des Flusses. Eine weitere große Wohnstätte ist auf Sri Lanka, offensichtlich auch ein bevorzugter Wohnort von Valarinn. Und dann gibt es an der Westküste noch eine kleine Wohnung an den Jog Falls ca. 150 km nördlich von Mangalore.

Abgesehen von den beiden Wohnstätten hier im Himalaya, die entweder strategisch angelegt wurden, oder aus einer persönlichen Vorliebe heraus, liegen die anderen fünf in der Nähe von Regionen mit stärkerer menschlicher Besiedelung und der wichtigsten Staaten der Menschen. Wobei das im Verhältnis zu der Welt drüben auch dort immer noch sehr dünn besiedelt ist. Die meisten dieser Regionen und Staaten haben hier vielleicht jeweils eine Million Einwohner, wenn es viele sind. Aber da sind die Angaben leider nicht genau.

Die Namen der Orte stammen natürlich noch von 'drüben' deren Geografie mir überraschend deutlich in Erinnerung ist. Irgendwas ist da passiert, so genau mit vielen Ortsnamen habe ich das als Mensch dort nicht gekannt.

Wir legen uns einen Plan zurecht, wie wir vorerst vorgehen wollen. Im wesentlichen wollen wir die fünf größeren Wohnorte besuchen und sozusagen in Besitz nehmen. Weiter geht es uns darum, von den Menschen gesehen zu werden. Sie sollen wissen, dass jetzt wieder ein Großer Drache hier aktiv ist, insbesondere die kriegerischen Staaten sollen sich darüber klar werden, dass sie nicht mehr alles ohne weiteres machen können. Und durch Tyrias Begleitung wird das dann noch beeindruckender, wenn dann gleich zwei von uns am Himmel zu sehen sind. Eventuell werden wir auch direkten Kontakt zu einigen der Menschenherrschern aufnehmen, um Informationen zu bekommen, oder notfalls auch direkt eine Warnung auszusprechen. Zwei der Menschenstaaten dort im Süden sind da aktuell ganz oben auf der Kandidatenliste.

Wir überlegen uns auch, wie wir uns das ganze noch ein wenig angenehm gestalten können und ob wir auch einmal zu den Malediven hinüberfliegen wollen, die ja auch noch zu meinem Reich gehören, sozusagen eine Enklave im Reich Kyrins - was Tyria aber nicht so behagt, da sie dem Schwimmen nicht viel abgewinnen kann und ansonsten ist da für einen Drachen nicht viel Interessantes zu sehen - Palmenstrand haben wir auch in Südindien und Sri Lanka. Andererseits ist es auf den Malediven wärmer und sonniger in dieser Jahreszeit, was Tyria dann doch überlegen lässt.

Ich bemerke, dass Tascha sich in der Zeit immer mehr in sich zurückgezogen hat.

„Ist etwas, Tascha?" -

„Ach ich weiß nicht, irgendwie komme ich nicht so recht darüber weg." murmelt sie. -

„Wegen Deiner Fähigkeit..." stelle ich mehr fest, als dass ich frage.

Sie nickt mit einem irgendwie niedergeschlagenen Ausdruck.

„Ja, wegen dem Gewitterdrachen. Warum jetzt plötzlich, warum hat das niemand vorher bemerkt, warum habe ich es nicht bemerkt. Ich fühle mich wie eine Puppe die von anderen kontrolliert wird. Du sagst zwar, dass ich erst jetzt zu dem Plan dazugehöre, aber wenn ich nicht mit Dir zusammengetroffen wäre, nicht auf die Einflüsterungen gehört hätte, wäre ich weiter eine kleine Kriegerin geblieben, zwar eine Drakari, aber nicht besser gestellt als eine Dracci, mit einer harten Jugend und einem noch härteren Leben. Und nur weil ich auf Dich treffe - und Du mir trotzdem Dein Vertrauen geschenkt hast, was ich an Deiner Stelle wohl nie getan hätte - nur deshalb werde ich jetzt plötzlich eine Blitzdrachin? Woher kommt das so plötzlich? Darf ich das so glauben, dass es schon immer in mir war? Dann hätte ich doch was merken müssen. - Ach, entschuldigt, dass ich euch hier so voll jammere. Ich weiß nicht, was ich denken soll."

Tyria, die sich schon die ganze Zeit eng an mich kuschelt, dreht mit einem Finger mein Gesicht zu sich und sieht mir tief in die Augen. Sie nickt und deutet mit den Augen zu Tascha, ehe sie mich loslässt. Ich küsse Tyria kurz auf die Nüstern, rücke dann dicht an Tascha heran, lege meinen Arm um ihre Schultern und meinen Kopf neben ihren auf ein Kissen. Mit einem erleichterten Seufzer kuschelt sie sich eng an mich.

„Tascha, meine Kriegerin. Vor ein paar Tagen hast Du mich getröstet, als ich verzweifelte - heute bin ich dran mit trösten.

Mach Dir keine unnötigen Gedanken mehr darüber. So wie ich das verstehe, ist es einfach nur durch blöde Umstände passiert, dass Du Deine Fähigkeit nicht entdeckt hast. Gewitterdrachen sind selten, meist gibt es nur einen, höchstens zwei gleichzeitig - und noch nie gab es einen bei euch Drakarin. So ist keiner darauf gekommen, alle haben nur festgestellt, dass Dir die Organe für den Feueratem fehlen. Und alle haben Dir immer gesagt: Sei vorsichtig vor Gewittern. Ich wäre schon als Mensch am liebsten bei schweren Gewittern draußen herumgelaufen um sie in voller Kraft zu erleben, aber ich wusste: sie sind gefährlich, ein Blitz kann mich leicht töten - also bin ich in Sicherheit geblieben. Und auch hier hätte Fjörgyn mich am liebsten in die Höhle gezerrt, als mein erstes Gewitter kam - nur Eldflóð hatte meinen Namen richtig in den Zusammenhang gebracht und mich darin unterstützt, das Gewitter für meine Erweckung zu nutzen.

Bei Dir war das anders: keiner ahnte, wie Deine Fähigkeit aussieht, Du bist unter Völkern aufgewachsen, für die ein Gewitter viel gefährlicher ist, als für eine Drakari und die Dir diese Vorsicht beigebracht haben - in guter Absicht.

Ich weiß, Erce sagt uns nicht alles, aber was sie sagt, glaube ich ihr. Dein Leben war nicht so vorherbestimmt, Sie hat Dich erst vor wenigen Tagen bemerkt und in meine Richtung gestupst weil sie erkannt hat, dass Du unter allen Drachen hier die Menschen am besten kennst und weißt, wie Du mit mir umgehen musst. - Also, hol die kratzbürstige Kriegerin wieder raus und dann machen wir Dich nachher zum Blitzmädel." -

„Gleich 'mädel' ich Dir was - immer musst Du mich ärgern." grollt sie leise, rückt aber noch dichter an mich.

„Und Jaya werde ich anweisen, Dich gleich ordentlich ranzunehmen. Sie soll Dir mal ihr Schwert ordentlich um Deine Finnen hauen." Sie reibt ihre Wange an meiner und nimmt ihren gespielten Ärger aus der Stimme.

„Danke, ich hab' wohl nur zuviel herumüberlegt."

Jetzt rückt mir Tyria auch wieder auf die Schuppen, ich bin praktisch eingeklemmt zwischen den beiden. Tyria beschnuppert mich intensiv.

„Jetzt ist bei Dir wieder ein winziger Hauch Mensch dabei, es ist zwar schwer zu erkennen, aber manchmal riechst Du nur nach Drache - nicht einfach zu erkennen, aber wenn man Dir nahe sein darf doch spürbar." erklärt sie mir ihr schnuppern.

Tascha stimmt ihr zu.

„Ich kann Dich ja überhaupt nur in unmittelbarer Nähe erfassen, aber dann ist es im wesentlichen dieser zarte und überraschend angenehme Duft nach Mensch, den ich an Dir wahrnehme. Wenn Du mehr der Drache Þórr bist, fehlt der, dann muss ich im Freien schon fast meine Nüstern in Deine Duftdrüsen stecken um überhaupt einen Geruch wahrzunehmen. Hier drinnen geht es besser. - Nur wenn Du Dich mit uns gepaart hast, ist auch Dein Duft insgesamt sehr viel deutlicher." -

„Dass ihr Drachen euch immer so direkt ausdrücken müsst..." grinse ich.

„Aber Du sagst 'überraschend angenehm', Tascha?"

Ihr Schwanz zuckt verlegen.

„Ja, weißt Du, für mich riechen die Menschen nicht so besonders. Nicht wirklich unangenehm, aber so ein wenig aufdringlich. Du riechst zwar auch nach Mensch, aber das aufdringliche fehlt."

Mir ist bisher nichts aufdringliches oder unangenehmes am Geruch der Menschen aufgefallen - jedenfalls nicht generell. Bin ich den Geruch einfach nur gewohnt?

Tyria nickt bestätigend - mit einem etwas bedrohlich wirkenden Lächeln.

„So ist es. Aber es ist wohl auch ganz gut so, dass die Menschen hier weniger angenehm riechen, als ihr aus Deiner Welt - sonst würde Mensch wohl regelmäßig zwischen unseren Zähnen landen. Du riechst nämlich richtig schmackhaft..."

Upps, das hatte Sálleiðtogi ja auch schon gesagt, dass ich lecker gerochen habe - und geschmeckt, sie hatte mich ja mehr als einmal abgeschleckt...

Tyria sieht mich kichernd an und leckt über meinen Nacken, als ob sie meine Gedanken gelesen hätte.

„... und Du schmeckst auch gut. Nach starkem Drachen und schmackhaftem Mensch gleichzeitig." Sie wird ernster und streichelt mich beruhigend.

„Ja, ihr Menschen von drüben verlockt uns sehr, euch mal zu probieren. Ich bin bei meinen Besuchen drüben immer standhaft geblieben, ich will keine Wesen essen, mit denen ich mich unterhalten kann. Aber ich weiß, dass nicht alle so gedacht haben. Früher waren einige immer wieder mal zur Jagd drüben - bis Eldflóð dem endgültig entgegengetreten ist. Den letzten Drachen, der nicht aufhören wollte, hat er im Kampf getötet. - Aber heute wäre es für uns auch viel zu gefährlich - eure Waffen sind inzwischen auch für uns gefährlich geworden."

Sie stockt und sieht mich etwas verlegen an.

„Entschuldige, so nahe, wie ich Dir sein darf, verführt mich Dein Geruch immer wieder, Dich auch als Mensch von drüben zu betrachten. Aber Du bist auch immer und vor allem ein vollwertiger Drache für mich. Sonst hätte ich mich nicht mit Dir gepaart."

Ihren angebotenen Kuss nehme ich gerne an.

„Du brauchst Dich da nicht zu rechtfertigen, - vor allem jetzt nicht mehr."

Tascha schüttelt den Kopf.

„Also, Menschen als Beute, als Nahrung anzusehen... Nein, nie. Dafür bin ich zu nahe bei ihnen aufgewachsen. Nicht alle waren freundlich, aber viele haben den kleinen Nestling, der bei den Söldnern aufwuchs doch gerne um sich gehabt. Auch später noch, als Jungdrachin, fanden es viele einfach angenehm, einem Drachen so nahe sein zu können, weil ich mich ja ungezwungen zwischen ihnen bewegte. Manche waren zwar der Meinung, ich sei eine Dracci, aber die meisten wussten doch, dass ich ein Drache bin - die Menschen machen ja auch weniger diese Unterscheidung zwischen uns, für die ist,wer wie ein Drache aussieht, ganz einfach ein Drache. Die Menschen waren es auch meistens, die versuchten mich zu trösten, weil sich keine der üblichen Drachenfähigkeiten zeigen wollte. -

Ich habe zwar keine Probleme damit, Menschen zu bekämpfen und zu töten wenn es notwendig ist, aber nicht als Nahrung."

Das beruhigt mich doch ein wenig.

„Habt ihr schon Menschen getötet?"

Tascha nickt.

„Natürlich. Ich war schließlich Söldnerin. Und ehrlich gesagt, es waren mehr, als mir lieb ist - frage mich lieber nicht weiter danach..."

Tyria nimmt es mir gegenüber auch nicht leicht.

„Drüben nicht. Aber hier schon. Und im Laufe der Zeit sind es leider auch mehr geworden, als ich zählen konnte - genau genommen habe ich irgendwann bei zwei- oder dreitausend aufgehört zu zählen. Ich denke, so ein oder zwei im Jahr dürften es wohl gewesen sein im Durchschnitt. - Tut mir leid Eldingar, aber das bringt das Leben als Großer Drache hier so mit sich. Du wirst es selber noch erleben müssen."

Statt vieler Worte, küsse ich Tyria einfach nur zärtlich. Ich darf ihr deswegen nicht böse sein - sie ist ein Drache. Und wenn sie in ihren zehntausend Lebensjahren gelegentlich Menschen töten musste, um schlimmeres zu verhindern, kommen eben viele zusammen. Und solange Menschen andere Menschen töten - und das meistens beschönigend Krieg nennen - kann ich einen Drachen auch nicht dafür verurteilen, solange es nicht nur aus Spaß am Töten geschieht.

„Alles in Ordnung, ich bin nur neugierig und verurteile euch nicht dafür. - Wie ist es mit Drachen?"

Tyria nickt.

„Ja, ich habe schon Drachen getötet. Einige Kleine, die anders nicht davon abzubringen waren, gegen die Regeln Erces zu verstoßen - also z.B. grundlos getötet haben. Und auch eine Große, aus dem selben Grund. Kein einfacher Kampf, aber ich habe ihn ohne tiefe Spuren gewonnen. Aber das ist alles schon länger her. Eldflóðs Einfluss hat mittlerweile viel bewirkt, auch bei den Kleinen. - Ach entschuldige Tascha, bei den Drakarin natürlich."

Tascha grinst.

„Schon gut. - Um die Frage zu beantworten: nein, Drachen nicht. Was mir ja auch etwas schwer gefallen wäre, aber ich hätte auch keinen Grund dazu gehabt. Draccier natürlich schon viele - Söldner eben..."

Tyria deutet gegenüber Tascha lächelnd eine leichte Verneigung an.

„Ihr beide zeigt mir immer wieder, wie falsch ich gedacht habe und erinnert mich wieder an die Erziehung meines Vaters, die ich leider verdrängt hatte. Dennoch werde ich die Drakarin immer als eine andere Drachenart ansehen, getrennt von uns Großen Drachen. Soweit kann und werde ich nicht gehen - selbst für Eldingar nicht - nur Tascha ist da jetzt eine Ausnahme." Sie seufzt.

„Aber Eldingar wiederum steht weit über mir. Auch wenn ich mit Fjörgyn befreundet bin, fürchte ich doch ein wenig ihre und Eldflóðs Reaktionen auf unsere Partnerschaft." -

„Warum sollten sie etwas dagegen haben? Sie haben uns doch schon gratuliert." Ich sehe sie verwundert an.

„Ich bin doch nur eine gewöhnliche Große. Ich habe keine besonderen Fähigkeiten, bin nur eine einfache Magmadrachin. Ich habe ein nicht besonders gut angesehenes Reich, auf das ich trotzdem stolz bin und nicht aufgeben möchte. - Du dagegen bist ein Elemental, noch dazu der Paladin Erces. Du bist ein Blitzdrache mit Fähigkeiten, die nie zuvor gesehen wurden. Du hast ein großes, mächtiges und wohlhabendes Reich. Du stehst so weit über mir - und das werden die anderen Elementals genauso sehen."

Auweh - jetzt hat Tyria auch einen Moralischen... Sie liegt wie ein Häufchen Elend neben mir.

Jetzt umarme ich sie und lege meinen Kopf auch neben ihren auf die Kissen.

„Hey, meine Wolke, mach Dir keine keine Gedanken über die anderen Elementals. Wieso sollte Fjörgyn etwas gegen Dich haben, sie hat immer nur Gutes über Dich gesagt. Und Græðarinn ist doch auch kein Elemental." -

Tyria seufzt wieder.

„Aber er ist ein Heiler - und Du bist ja auch... Du hast ihr Blut." -

„Ja, unser Verhältnis ist gleich dem eines Sohnes zu seiner Mutter. Ich hatte gestern Abend ja über Sálleiðtogi mit ihr gesprochen, sie ist sehr froh über unsere Verbindung und wird sich über Nestlinge freuen. Fjörgyn ist auf unserer Seite, sie mag Dich wirklich. Na - und Eldflóð ist mein Erweckungspate, auch er kennt mich und war an meiner Wandlung zum Drachen beteiligt. Wenn er mir mitteilt, dass er sich über unsere Partnerschaft freut, dann meint er es auch so und wird zu Dir nichts anderes sagen. Zudem hatte auch er mich bereits darauf vorbereitet, dass Du Dich für mich interessieren würdest - und das nicht ablehnend.

Und was die anderen angeht - ich bin nie aus einem Ei geschlüpft, sondern von einer Säugerin geboren worden. Ich bin Erces Geschöpf, von Ihr als reiner, erster Drache geschaffen. Sollte also einer dieser Elementals sich gegen Dich aussprechen, zeige ich ihm, was einer der Ersten wirklich kann. -

Tyria, ich liebe Dich, ich werde immer zu Dir stehen. Alle, die mir hier wichtig sind, stehen auf unserer Seite, auch Erce. Wenn dann vielleicht irgend so ein dummer Drache blöde daherredet, interessiert es mich überhaupt nicht. Die sollten sich lieber überlegen, warum ich beinahe Tascha zu meiner Hauptpartnerin gewählt hätte, wenn sie es zugelassen hätte."

Der Kuss, den Tyria mir gibt ist lang und innig. Und ich erkläre das für mich heute als den Tag des großen Tröstens...

Zwischenzeitlich haben wir den Wein auch ausgetrunken - und nur Momente später kommt Jaya in die Wohnung und bleibt vor der Wohnraumtür stehen.

„Verzeih Herr, sobald Du Zeit hast, können wir eine Trainingsrunde einlegen."

Ich sehe kurz Tascha und Tyria an - beide nicken.

„Offensichtlich lassen meine Frauen mich los, damit meine Schwertmeisterin mich treiben kann - wollen wir es im großen Saal machen? Da ist ja reichlich Platz." -

„Gut. Ja der Saal ist gut für das Training. Ich warte dort auf Dich Eldingar."

Jaya zieht sich wieder zurück, Shankar sammelt das Geschirr ein, um es in die Küche zu bringen und Tyria geht mit Tascha schon vor. Ich hole noch schnell mein Schwert und den Dolch, für den Fall, dass Jaya etwas damit machen möchte und folge dann gemeinsam mit Shankar den anderen.

„Darf ich Dich fragen, warum Du den Schwertkampf erlernen möchtest, Isha Rajesh?" -

„Schon richtig, als Drache brauche ich kein Schwert um mich zu verteidigen. Aber ich möchte das Schwert, das mir geschenkt wurde, auch richtig einsetzen können und ich habe auch Interesse daran zu lernen, wie ihr kämpft, zu wissen wie die Menschen hier kämpfen. Vielleicht brauche ich das Wissen ja noch. Und ein wenig Spaß wird mir das sicher auch machen." -

Shankar grinst.

„Ein Großer lernt den Schwertkampf, weil er Spaß daran hat. - Hoffentlich hast Du noch Spaß, wenn Jaya mit Dir fertig ist. - Verzeih, Isha Rajesh, so meine ich es nicht - aber Jaya ist wirklich sehr gut."

Im Saal werden wir schon von Jaya und meinen beiden Partnerinnen erwartet. Jaya hat eine leichte Lederrüstung aus der großen Waffenkammer dabei, die sie mir sofort, ohne weitere Worte anlegt. Sie trägt auch eine dieser leichten Schutzausstattungen. Eigentlich brauche ich so einen Schutz ja nicht, da meine Schuppen ein normales Schwert ja problemlos abgleiten lassen. Aber ich soll mich gleich an das Tragen von Kleidung dazu gewöhnen, da es nicht unwahrscheinlich ist, dass ich auch in einem echten Schwertkampf eine Rüstung oder andere Kleidung tragen werde. Wenn ich als Großer Drache auftrete, werde ich kaum in die Situation kommen, mit dem Schwert zu kämpfen, eher wenn ich mich tarne und Kleidung trage.

Angezogen gehen wir dann in den Hauptgang zwischen den Säulen, wo sich Jaya mir gegenüber aufstellt. Tyria, Tascha und Shankar bleiben vor dem großen Podest stehen und sehen zu.

„Was ist hier los? Meuterei? Ihr wollt doch alle nur sehen, wie Jaya mich hier durch den Saal treibt." frage ich grinsend.

„Kümmere Dich nicht um sie." empfiehlt Jaya und wirft mir ein Holzschwert zu. „Ich möchte zuerst sehen, was Du kannst. Greif mich an." -

„Nicht viel, ich habe bisher noch nicht wirklich mit dem Schwert gekämpft und irgendwelche Erinnerungen sind verschüttet." antworte ich und versuche eine Finte um bei ihr durchzudringen. Doch ich bin zu langsam und hole zu weit aus, noch bevor ich zuschlagen kann, stupst mich die Spitze ihres Holzschwertes schon an der Brust.

„Ich weiß, dass ich Dich mit einem Schwert nicht verletzen kann, immerhin bist Du ein Großer und somit Deine Schuppen noch widerstandsfähiger als Taschas. Aber trotzdem soll das Ziel sein, dass Du keinen Treffer erhältst. - Nochmal."

Ich versuche eine andere Variante, stoße direkt zu, was sie wie erwartet abwehrt. Ich schlage ihr Schwert beiseite, mache einen schnellen Schritt vor um gerade zuzustoßen, als ihr Schwert auf meiner Schulter liegt - wieder verloren.

Der nächste Versuch endet nach zwei Schwertberührungen mit einem Treffer direkt unter meiner Schwerthand.

„Schon nicht schlecht Eldingar. Dir fehlt die Technik und Erfahrung, aber Du lernst aus Deinen Fehlern und bist zu Varianten fähig. Tascha sagte, dass sie gegen Dich verloren hatte, als Du Dich gegen sie verteidigt hast. Also werde ich jetzt Dich angreifen."

Ich versuche mich darauf vorzubereiten. Au verdammt, ihre Angriffe kommen so kurz und trocken, fast ohne Vorbereitung oder ein Ausholen, dass ich kaum hinterher komme, Ihren ersten Stoß kann ich nach unten abwehren. Ihr Schwert schwingt herum und ich kann es gerade noch oben blocken, ehe sie mich trifft - aber sie dreht sich in mich hinein, rammt mich mit ihrem Körper - ich taumele zurück im Versuch mein Gleichgewicht zu halten, da gleitet ihr Schwert von unten nach oben über meinen Bauch.

Und so geht es weiter: zwei, drei, selten vier Attacken kann ich abwehren, kann auch die eine oder andere ihrer Bewegungen oder Drehungen kontern, aber am Ende trifft ihr Schwert.

Nach mindestens 15 Durchgängen unterbricht Jaya kurz.

„Auch wenn es für Dich nicht so aussieht, aber Du schlägst Dich wirklich nicht schlecht. Hast Du wirklich noch nie mit dem Schwert gekämpft?" -

Ich schüttele den Kopf.

„Nicht in diesem Leben - und auch keine bewussten Erinnerungen." -

„Du hast wirklich Talent, ich verstehe jetzt, warum Tascha gegen Dich verloren hat - auch wenn sie verletzt war und Du noch den Bogen zur Verteidigung dazu hattest. Normalerweise haben Anfänger gegen mich höchstens eine Parade, ehe ich sie treffe - Du schaffst regelmäßig drei Paraden, damit erreichst Du den Durchschnitt eines normalen Soldaten im Kampf gegen mich - auch wenn ich nicht als Söldnerin tätig war, habe ich doch einige wirkliche Kämpfe auf Leben und Tod mitgemacht. - Wie Du siehst, habe ich alle gewonnen. Aber auch Du bist nicht schlechter als ein durchschnittlicher Soldat, der den Schwertkampf ja geübt hat. - Nimm Dir ein zweites Schwert, ich möchte sehen, wie Du Dich dann schlägst."

Tascha wirft mir ein weiteres, etwas leichteres und kürzeres Holzschwert zu, dass ich als Parierschwert in die Linke nehme.

Jaya greift wieder an, langsam habe ich mich an ihre schnelle, extrem trockene Art des Kampfes gewöhnt. Meine Taktik ist, vorerst ihre Angriffe abzuwehren und sie mit schnellen kurzen, aber nicht erst gemeinten Gegenangriffen zu beschäftigen, sie vielleicht abzulenken.

Ihr erster Angriff kommt von oben links und wird mit dem Parierschwert abgewehrt, meinem halbherzigen Schwung von rechts weicht sie mit einer Drehung aus und versucht es von links unten, was ich mit dem Schwert abwehre. Meine dabei eingeleitete Linksdrehung aus der ich mit dem Parierschwert einen Stich ansetze scheint sie zu überraschen, denn sie kann nur durch schnelles Ducken ausweichen und muss ihren Angriff neu ansetzen. Durch die beendete Drehung kann ich ihren Schlag von oben aber leicht abwehren und zwinge sie mit einem Stich mit Links zum zurückweichen. Ihren nächsten Schlag, der von rechts unten kommt, blockiere ich mit beiden Schwertern und fixiere ihr Schwert so lange, dass ich mich fast ungehindert mit einer schnellen Rechtsdrehung in sie hineindrehe und mein Schwert bedrohlich auf ihren Hals zuschwingt. Zu spät bemerke ich ihren Konter erst, als mich ihr Fuß hart im Bauch trifft und mich durch meinen Schwung von den Beinen reißt. Das Parierschwert fällt mir dadurch aus der Hand, trotzdem kann ich ihren nächsten Schlag von links noch parieren, aber der Schwung treibt meinen Arm bis zum Boden. Schnell tritt sie auf mein Handgelenk und blockiert so mein Schwert. Ihr Schwert zeigt auf meine Brust.

Jaya atmet tief durch.

„Jetzt wird es interessant. Noch eine Runde."

Ich stelle mich wieder auf. Ihre Schläge kommen jetzt sehr schnell und kurz, ich kann mich vorerst nur auf reine Verteidigung einrichten, aber ich blocke den vierten, fünften, sechsten Angriff. Dann versucht sie einen tiefen Ausfall von halb rechts in meine Richtung, den ich mit gekreuzten Schwertern so blocke, dass ihr Schwert gegen den Boden gepresst wird. Ich werfe mich in eine schnelle Rechtsdrehung und hocke mich mit gestrecktem rechten Bein dabei hin.

Ha! Überlistet, ich hebele ihr die Beine weg, sie fällt auf den Rücken - blitzschnell bin ich wieder oben, setze meinen rechten Fuß auf ihren Bauch um zu verhindern, dass sie wieder hochkommt oder sich wegdreht und schlage mit der Linken ihr Schwert zur Seite - leider durch das leichte Parierschwert nicht weit genug, wie ich gleich leidvoll erfahre, denn gleichzeitig mit mit meinem Schwert auf ihrer Brust, steckt die Spitze ihres Schwertes in meinem Bauch. Unentschieden, beide tot.

Jaya liegt jetzt doch schwer atmend vor mir und lässt ihren Schwertarm sinken. Ich nehme meinen Fuß von ihrem Bauch, halte ihr meine Hand hin, die sie ergreift und ziehe sie hoch.

„Schade. Hätte fast geklappt." sage ich grinsend und auch etwas intensiver atmend.

Sie sieht mich entgeistert an.

„Schade? Verdammt - weißt Du eigentlich wie lange es her ist, dass mich einer besiegt hat? Ja, ich weiß, dass ich Dich auch getroffen habe, aber Dein Treffer war besser. Und mit einem Hauch mehr Erfahrung hättest Du mein Schwert nicht so weg geschlagen sondern nur weg gedrückt und so mehr Zeit gewonnen für Deinen Stich. Scheiße, ich weiß nicht, ob ich Dich wirklich ausbilden sollte, wenn Du mich jetzt schon schlägst. Eigentlich wollte ich nur sehen, ob Du wenigstens ein Schwert halten kannst und Dir zeigen, wie wenig Du weißt - nun ist es schon fast umgekehrt."

Sie grinst mich breit an, lässt ihr Schwert fallen und umarmt mich kurz.

Sie sieht mich wieder an.

„Nein, klar bilde ich Dich aus Eldingar, so macht das ja sogar richtig Spaß. Deine Technik ist noch zu verbessern und ein paar Tricks gibt es schon auch noch. Vor allem mit einem Schwert ist noch einiges zu machen, aber sobald Du etwas in der linken Hand hast, mit dem Du Dich verteidigen kannst, wirst Du hochgefährlich.

Entschuldige meinen Tritt, aber das gehört zum Kampf im Krieg eben dazu. Ohne den hätte ich da schon den Kampf verloren. Und Du hast auch das sofort umgesetzt und mich mit gleichen Waffen angegriffen. Ich war darauf gefasst, dass Du auch einen Tritt ansetzt, mit dem Aushebeln hast Du mich voll überrascht. Aber jetzt weiß ich, wieviel Glück Tascha gehabt hat, dass Du nur den Dolch hattest und sie nicht töten wolltest." -

„Was nun?" frage ich.

Jaya überlegt nur kurz.

„Lassen wir es für heute gut sein. Ich weiß mehr, als ich wissen wollte. - So lange Alissia hier ist, werden Shankar und ich uns zurückziehen, danach können wir dann weiter machen, wie es die Zeit erlaubt."

Was war das jetzt?

„Wieso wollt ihr euch zurückziehen, solange Alissia hier zu Besuch ist?" -

„Alissia ist dafür bekannt, insbesondere uns Draccier zu verachten, uns abzulehnen. Tascha hat sich bereiterklärt, soweit unsere Dienste zu übernehmen, für Dich bereitzustehen und die Demütigungen zu ertragen, denn auch Drakarin sind nicht gerade gut angesehen bei ihr. Es geht uns nicht um die Demütigungen und die Verachtung, mit der sie uns begegnen wird, aber wir wollen Dich und Lady Tyria nicht in Verlegenheit bringen."

Ich richte mich auf und sehe Tyria fragend an. Sie nickt.

„Ja, so ist Alissia. Ich bin schon als sehr standesbewusst bekannt, gehe aber im allgemeinen korrekt mit Drakarin und Dracciern um. Alissia aber ist ein Biest. Dir gegenüber wird sie sich eher unterwürfig verhalten, mit mir gerade so auf Augenhöhe, hauptsächlich wegen meines Alters. Sie hält die Meeresdrachen für etwas besseres. Ja - und schon gegenüber Tascha wird sie sich sehr herablassend und beleidigend benehmen, Jaya und Shankar wird sie kaum ansehen, geschweige denn mit ihnen sprechen. Es kann sogar passieren, dass sie das Essen verweigert, wenn sie davon ausgehen muss, dass die beiden es berührt haben." -

Ich schüttele nur noch den Kopf.

„Dann wird sie hungern müssen - oder selber jagen. Ob ich es ihr aber erlaube, in meinen Wäldern auf die Jagd zu gehen, weiß ich nach diesen Informationen wirklich nicht. - Was denkst Du, Tyria?"

Sie nickt böse lächelnd.

„Ich bin auf Deiner Seite. Sie hat einen Dämpfer verdient. Ich bedauere den armen Kyrin immer, aber zu ihm scheint sie deutlich freundlicher zu sein. Aber ich weiß, dass er mit ihren Umgangsformen auch nicht glücklich ist." -

„Gut. - Jaya, Shankar - wenn ihr bereit seit, ihre Beleidigungen zumindest eine Zeit lang zu ertragen, bitte ich euch, weiter euren normalen Dienst zu machen.- Und sollte sie es wagen, euch offen in meiner Gegenwart zu beleidigen, bekommt sie einen richtigen Drachen zu sehen. Der reine Erste Drache ist schnell herausgelassen... Tyria weiß, was ich meine - und ihr gegenüber war ich positiv eingestellt. - Dieses degenerierte Weibchen wird sich noch wundern." Meine Stimme ist hart und emotionslos geworden, Tyria zieht die Schultern etwas hoch.

Jaya lächelt mit einem gehässigen Ausdruck in den Augen.

„Gut, wenn Du es so wünscht, werden wir unseren Dienst erfüllen.

„Dann wäre das geklärt." entscheide ich und dränge den Drachen wieder zurück. „Am besten, wir beide steigen jetzt erst einmal in die Wanne und entspannen uns ein wenig."

Ich gebe meine Holzschwerter an Shankar, Tascha, geht schon vor um uns etwas zu trinken vorzubereiten. Immerhin hat diese Übungseinheit doch reichlich eine Stunde gedauert und auch wir Drachen können schwitzen, um unsere Leistungsfähigkeit bei Anstrengungen zu erhalten. Tyria hat sich unauffällig um uns herumbewegt - irgendetwas hat meine Schwarze Wolke doch vor...

Ich drehe mich zum Gang zu meiner Wohnung, derweil will Jaya nach oben, wohl um dort ins Bad zu gehen, in dem ja auch eine Wanne ist.

Tyria hält sie an den Schultern fest.

„Willst Du Deinem Herrn nicht gehorchen?" -

Natürlich habe ich das aus den Augenwinkeln mitbekommen, gehe aber weiter.

Jaya verteidigt sich.

„Doch, natürlich. Ich wollte direkt in das Bad gehen." -

„Nun, Eldingar ist aber auf dem Weg in das große Bad in seiner Wohnung - und er hatte nicht von zwei Wannen gesprochen."

Aha, Tyria will uns in ein gemeinsames Bad stecken. Kein Problem, auch das kleine Becken ist groß genug für uns alle.

Ich bekomme noch mit, dass sie Shankar auch auffordert mitzukommen.

Auf dem Weg beginne ich schon mich auszuziehen und lege die Lederrüstung kurz in meiner Schlafgrotte ab, um gleich weiter ins Bad zu gehen. Tascha hat wohl schon die Temperatur etwas herunter reguliert, ich steige also direkt in das kleine wannenähnliche Becken in das wir alle fünf leicht hineinpassen und strecke mich wohlig aus. Nur wenig später stehen Jaya und Tyria im Bad. Tyria beginnt an der Lederrüstung von Jaya herumzunesteln um sie ihr auszuziehen, denn Jaya steht ziemlich verlegen vor der Wanne und traut sich nicht, mich anzusehen. Merkwürdig, sie sieht mich doch häufig ohne jegliche Kleidung, also nicht anders als jetzt - nur dass ich im Wasser liege.

Nach zwei Minuten steht auch Jaya unbekleidet vor mir, sie hat schließlich mitgeholfen, die Rüstung abzulegen. Auch Jaya ist ja am ganzen Körper gleichmäßig mit Schuppen bedeckt, wie wir Drachen. Für Sie also eigentlich kein Grund irgendwie verlegen zu sein. So sehe ich sie zum ersten Mal völlig ohne Kleidung, sie hatte sonst ja noch den kurzen Schurz an. - So frech sie sonst auch mir gegenüber sich schon verhalten hat, mit ihrem offensichtlichen Werben, fühlt sie sich jetzt nicht ganz wohl in ihren Schuppen, vermutlich wegen Tyria, aber sie versteckt sich auch nicht. Tyria schiebt sie in das Becken und steigt gleich hinterher. Jaya plaziert sie mir gegenüber, Tyria legt sich rechts neben mich, so rahmen wir mit unseren Beinen und Schwänzen Jaya ein, die ihre Beine zwischen uns ausstreckt.

Ich bleibe vorerst ruhig und lasse Jaya sich erst einmal entspannen, Tyria rückt etwas näher an mich heran, wodurch Jayas Beine zwischen uns etwas eingeklemmt werden. Jaya reagiert wieder verlegen darauf, lässt ihre Beine aber liegen, nachdem Tyria kurz ihre Hand auf Jayas Knie gelegt hat.

Tascha kommt mit Shankar und einem Tablett mit reichlich kühlem Lassi herein.

„Na, da will ich jetzt aber mitmachen."

Shankar stellt das Tablett in Reichweite ab, da liegt Tascha schon links neben mir.

Tyria fordert Shankar auf, sich neben Jaya zu legen und streichelt meinen Nacken zärtlich.

Er zieht sich etwas umständlich aus, obwohl er ja nur eine Art Hose trägt. Aber auch er hat das Äußere eines Drachen, seine Geschlechtsorgane liegen auch bei ihm hinter der feinen Spalte in den unteren Bauchschuppen kurz vor dem Schwanzansatz und dem Afterloch.

Er legt sich neben Jaya, will seine Beine aber ganz nach außen legen. Tascha sieht mich kurz an, schwingt ihre Beine nach außen und drängt ihn dann zwischen uns beide, was ihm sichtlich unangenehm ist. Ich reagiere nicht weiter und genieße Tyrias Schuppenkraulen in meinem Nacken mit halb geschlossenen Augen. Nach einem Moment seufzt Tascha und nimmt seine Beine zwischen ihre, damit er keinen direkten Schuppenkontakt mit mir hat, was ihm offensichtlich sehr unangenehm ist. - Jaya ist da frecher, aber sie betrachtet Tyria trotzdem immer wieder vorsichtig, ganz geheuer ist ihr das wohl auch nicht.

Tascha verteilt die Becher, und beginnt dann sich an meiner Seite zu schuppern. Auf meinen Blick grinst sie diebisch und räkelt sich weiter genüsslich an meinen Schuppen. Die Bewegungen senden angenehm sanft erregende Schauer durch unsere Körper, einfach entspannend mit einem Hauch Erotik.

Während der Zeit besprechen wir noch einmal die Trainingseinheit von vorhin und Jaya gibt mir Hinweise, wo ich Fehler gemacht habe oder noch etwas zu verbessern wäre, aber natürlich spricht sie auch ihre eigenen Fehler mit an und wie ich die genutzt habe. Zum Schluss sieht Jaya mich ernst an.

„Eldingar, nach dem heutigen Training möchte ich Dir noch sagen, dass ich Dich in einer Schlacht gerne an meiner Seite wissen würde."

Ein deutliches Lob aus dem Mund einer Kriegerin, denn an seiner Flanke wünscht man sich Kämpfer, auf die man sich verlassen kann.

Shankar grinst.

„Nun, wer wünscht sich dann nicht einen Großen an seiner Seite..." -

„Wenn Du mich nicht mal verstehst..." Ihre Stimme klingt normal, aber ihr Blick zu ihm... -

„Verzeih mir bitte, Jaya. Ich verstehe Dich schon, aber..." -

„Ich habe auch schon verstanden, dass meine Schwertmeisterin das auf den Schwertkampf bezogen hat und nicht den Großen Drachen meinte." unterbreche ich den beginnenden Steit.

Jaya lächelt mich an und streichelt ein wenig mit ihrem Fuß über meinen Oberschenkel, während sie Shankar mit der Hand einen kräftigen Stups in die Seite verpasst.

„Verzeih Isha Rajesh, bitte erlaube, dass wir uns zurückziehen und euch nicht länger stören." -

Tascha dreht sich zu mir und flüstert mir praktisch ins Ohr.

„Shankar wird sich jetzt sehr liebevoll bei ihr entschuldigen müssen." Ein kurzes Zwinkern mit ihrer linken Nickhaut macht mir noch deutlicher, was sie meint. Auch ich habe den Blick der beiden bemerkt.

„Jaya, ich Danke Dir für das Lob über mein Können beim Schwertkampf. Natürlich könnt ihr euch jetzt zurückziehen."

Die beiden stehen auf und steigen aus dem Becken. Nach einer leichten Verneigung sind sie auch bald verschwunden, nachdem sie ihre Kleidung schnell zusammengesucht haben.

Tascha, die ja schon auf ihrer rechten Seite neben mir liegt, kuschelt sich eng an meine Schuppen, Tyria macht ihr das zu meiner Rechten nach. Mit je einem Kopf auf meinen Schultern, je einer Hand auf meiner Brust, liege ich entspannt im Wasser, genieße das Gefühl ihrer Bauchschuppen an meiner Taille und habe meine Hände ihren Taillen liegen. Tyria hat noch schnell mit ihrer Schwinge den Zufluss variiert und etwas mehr heißes Wasser in das Becken geleitet, die beiden empfindlicheren Draccier sind ja jetzt weg. So liegen wir drei völlig entspannt im Wasser und versinken gemeinsam in dieser meditationsähnlichen Halbtrance, die uns Drachen eigen ist. Durch den engen Kontakt ist das jetzt fast so intensiv, wie unsere seelische Vereinigung heute morgen.

Mir fällt es aber etwas schwerer, diese Meditation zu halten, vermutlich meine menschliche Seite. Nach einigen Minuten nutze ich daher die Gelegenheit und nehme Kontakt zu Sálleiðtogi auf. Sie reagiert auf meinen Kontaktversuch sofort und wir knüpfen die Verbindung.

'Hallo Kleine. Alles in Ordnung bei Euch?' -

'Hey Großer! Da bist Du ja wieder, klasse. Hier ist nichts besonderes los. Und bei Dir?' -

Ich lache in Gedanken.

'Naja, ich gewöhne mich langsam an meine Weibchen hier. - Was macht das Fliegen?' -

'Alles toll. Manchmal segele ich am Hügel so lange im Wind, dass Græðarinn kommt um nachzusehen. Aber ich mache keinen Quatsch, versprochen. Græðarinn sagt auch, dass meine Flugmuskeln dadurch jetzt immer stärker werden, ich kann schon die halbe Strecke nach oben zum Hügel fliegen. Hoffentlich ist es bald soweit, dass ich richtig fliegen darf. - Aber Mama weiß noch nicht, wie gut ich wirklich fliegen kann. Græðarinn hat mir versprochen, ihr bis zum Winter nichts zu verraten.' -

'Geduld Kleine. Ich hätte viel gegeben, wenn ich als Mensch so hätte fliegen können, wie Du jetzt.'

Ich spüre ihre Ernsthaftigkeit.

'Ich mache schon keinen Quatsch. Erst wenn Græðarinn es erlaubt, werde ich höher fliegen, oder über das Tal. Ehrlich. Und solange ich es verheimliche, kann ich das ja sowieso nicht machen.' -

'Ich glaube es Dir ja. Aber ich mache mir eben auch Sorgen. - Übrigens, ist Mom da?' -

'Ja, ich bin schon auf dem Weg, komm, lass uns verbinden, dann siehst Du es selber.'

Wir verbinden unsere Bewusstseine zu einem und ich sehe mich über die Bergwiese zu dem Felsen laufen, auf dem Fjörgyn in ihrer Feral-Form liegt und sich sonnt.

'Was ist denn bei Dir los? Schlaft ihr im Wasser?' -

Ich sende ihr ein grinsen.

'Nicht wirklich schlafen, aber so etwas ähnliches, was Mom da gerade macht. Du brauchst hier auch nicht viel machen, nur aufpassen, dass wir nicht untergehen.' -

'Alles klar.'

Wir stehen jetzt neben Fjörgyn, die kurz blinzelt.

„Na, ist etwas Sálleiðtogi?" -

„Nöö, aber ich habe Dir ja versprochen, dass ich mich wieder melde."

Ihr Kopf ruckt hoch, sie ist sofort hellwach.

„Ralf? Bist Du wieder wach?" -

„Ja, ich bin wieder aktiv. Wie geht es Dir Jörð?"-

„Mir geht es gut, alles hier ist in Ordnung. - Aber einen Moment."

Sie transformiert zur Anthro und kommt die paar Schritte auf uns zu um uns - mich - zu umarmen.

„Schön, dass Du Dich meldest. Bei euch alles gut?" -

„Ja, Tyria hatte heute nur einen Tiefpunkt. Sie macht sich Gedanken, ob Du sie überhaupt anerkennen würdest, weil sie doch keine Elemental ist und nur so ein unbedeutendes Reich kontrolliert." -

„Bei Erce, nein! Bitte sag ihr, dass ich mich wirklich sehr für Euch beide freue. Ich könnte mir wirklich keine Drachin denken, die ich lieber an Deiner Seite sehe. Mag ihr Reich auch wenig attraktiv sein, von ihrer Erfahrung kannst Du nur profitieren. Ich sende ihr noch eine Nachricht um sie zu beruhigen. - Übrigens weißt Du sicherlich, dass ich auch die Kleine akzeptiert hätte, wenn Du Dich für sie als Deine Partnerin entschieden hättest."

„Danke Jörð. Was würdest Du davon halten, wenn Du mit Sálleiðtogi für einige Zeit zu Besuch kommst, wenn ihr in den Osten geht? Ich habe aber noch nicht mit Tyria und Tascha drüber gesprochen - und jetzt ruhen sie gerade an meiner Seite. - Du solltest mich jetzt sehen, wir liegen im warmen Wasser, links kuschelt sich Tyria an mich, rechts meine kleine Kriegerin Tascha, von der Du gerade gesprochen hattest. - Ich kann also nicht klagen."

Die Worte, zusammen mit dem Grinsen auf dem Gesicht von Sálleiðtogi muss eigentlich sehr merkwürdig wirken. Aber Fjörgyn hat sich da irgendwie schon dran gewöhnt, vermutlich sieht sie im Geiste mich vor sich.

Sie lächelt, blickt aber auch ein wenig verwundert.

„Tyria duldet eine Kleine gleichzeitig so eng bei euch?" -

„Ja. Ich kenne den Ruf von Tyria, aber hier in meiner Gegenwart hat sie sich sehr geöffnet. Und offenbar ist es ihr lieber, wenn ich jetzt zu Tascha eine Beziehung habe, als die Vorstellung, dass ich möglicherweise mit einer anderen Großen etwas anfange, wenn sie nicht da ist. Jedenfalls hat sie Tascha als meine Nebenpartnerin akzeptiert und dafür gesorgt, dass wir uns auch gepaart haben."

Fjörgyn schüttelt den Kopf.

„Was hast Du mit Tyria gemacht? - Ist das überhaupt Tyria?" Sie grinst.

„Aber ernsthaft, in zwei Tagen von einer zwar freundlichen, aber sehr standesbewussten Großen Drachin, die gerade mal mit den Kleinen gesprochen hat - hin zu Deinem liebevollen Weibchen, das widerspruchslos duldet, dass ihr Partner engen Kontakt zu einer Kleinen pflegt? Beeinflusst Du sie irgendwie, kontrollierst Du sie, ihren Geist?"

Ich zucke mit den Schultern.

„Nein, jedenfalls nicht bewusst. Vielleicht hat Erce mir etwas mitgegeben, das euch beeinflusst, aber das ist dann nicht von mir willentlich. Tyria wollte den Drachen in mir kennenlernen, da habe ich sie mit meinen Pheromonen zwangsweise zu meinem empfangsbereiten Weibchen gemacht - und dabei in ihr uralte, verlorengeglaubte Verhaltensweisen geweckt. Aber das ist nicht dauerhaft und schon lange wieder vorbei. Meine menschliche Seele, meine Gefühle - die haben vielleicht ihre Seele angesprochen und so an mich gebunden, dass sie sich mir angleicht. Keine Ahnung - ich weiß nur, dass wir einander gehören. Ich will nicht mehr ohne sie sein und sie offenbar auch nicht mehr ohne mich.

Meine Beziehung zu Tascha ist ähnlich, vielleicht von Anfang an mehr freundschaftlich mit einer starken sexuellen Anziehung, aber jetzt bin ich mit ihr genauso verbunden, wie mit Tyria."

Fjörgyn lächelt wieder beruhigend.

„Ich glaube schon, dass Du irgendeinen Einfluss auf uns Drachen hast. - Ich hoffe nur, dass Sálleiðtogi es nicht so schwer nimmt, dass Du jetzt Deine Seele mit noch einer anderen Drachin teilst." -

„Nein, Sálleiðtogi weiß, dass die Verbindung zwischen uns beiden eine ganz andere, viel tiefere ist. Mit Tyria verbindet mich das Gefühl, dass unsere Seelen verbunden sind. - Aber die Seelen von Sálleiðtogi und mir _sind_tatsächlich verbunden, wir können uns zu einer Seele verknüpfen, tatsächlich eine gemeinsame Seele sein. Das ist noch viel tiefer - und dieser Unterschied ist Sálleiðtogi trotz ihrer Jugend sehr wohl bewusst. Schließlich kann sie mich lesen, fühlen und erkennen, vielleicht besser, als ich mich selber. Und die körperliche Attraktion sucht Sálleiðtogi bei mir auch nicht, das überlässt sie gerne Tyria." -

Fjörgyn umarmt mich jetzt.

„Danke. Ich hatte sie schon gefragt danach, aber sie wusste wohl nicht, wie sie darauf antworten sollte. Nur erschien mir ihr 'Nein, alles ist Gut' etwas dürftig. -

Du fragtest, ob wir euch besuchen kommen. Ja, ich werde gerne mit Sálleiðtogi zu euch kommen." -

„Schön, ich würde mich freuen. - Ich werde mich dann jetzt wieder trennen. Ach ja, in ein paar Tagen kommen Alissia und Kyrin zu Besuch. Und mir wurde aufgetragen, Alissia doch ein wenig die Flügel zu stutzen."

Schreckgeweitete Pupillen sehen mich an.

„Du sollst Alissia die Schwingen beschneiden? Wer hat Dich zu so einer grausamen Tat aufgefordert?"

Grinsend schüttele ich den Kopf.

„Nein - nicht verletzen, höchstens ihren Stolz. - Mit 'Flügel stutzen' meinen die Menschen, dass man jemand mit übertriebenen oder falschem Stolz oder Ehrgeiz seine Grenzen zeigt. Auch wenn es von einer tatsächlichen Handlung stammt, ist damit keine tatsächliche körperliche Verletzung gemeint."

„Ein Glück, ich fürchtete schon, Erce hätte Dich beauftragt Alissia zu bestrafen." atmet Fjörgyn auf.

„Nimm bitte Rücksicht. Alissia ist kein Schreckensdrache, sie tyrannisiert ihr Reich nicht und hilft in Notfällen genauso wie wir anderen. Nur ihre Umgangsformen sind recht harsch. Mit uns Großen geht es ja noch, die Menschen akzeptiert sie noch wegen ihrer Fähigkeiten und ihrem handwerklichen Geschick und verachtet sie gleichzeitig wegen ihrer unlogischen Denkweisen und körperlichen Schwäche. Aber die Kleinen oder gar Mischlinge verachtet sie nur. Sie soll Mischlinge sogar einfach aus dem Weg wischen, wenn sie sich gestört fühlt."

Die Handbewegung verdeutlicht mir, dass das 'wegwischen' keine Floskel ist.

In mir kommt der Drache zum Vorschein.

„Sie wird erleben dürfen, dass ein Erster Drache sich von einem Weibchen - dazu noch so ein degeneriertes Wasserweibchen - keine noch so versteckte Insubordination gefallen lässt. Verzeih, ich habe den Menschenbegriff verwendet, es bedeutet Gehorsamsverweigerung."

Fjörgyn hatte mich mit schiefgelegtem Kopf fragend angesehen.

„Ja, für uns Erste Drachen waren die Weibchen keine gleichberechtigten Partner. Allerdings waren sie auch sehr viel wilder, als wir Männchen. Sie waren tatsächlich nur dazu da, unseren Nachwuchs zu bekommen. Das hat Erce in der langen Zeit seither aber geändert - oder die Vermischung der Gene hat das bewirkt. - Frage mich nicht, warum es so war. Wir haben uns darüber keine Gedanken gemacht."

Lächelnd kommen meine menschlichen Gedanken wieder hervor.

„Sei unbesorgt Jörð, als der Erste Drache Þórr kann ich kalt und hart sein in meiner Art, aber ich bin auch dann kein Undrache. Ich werde Alissia keine Schuppe ankratzen. Nur eine Kerbe in ihren Stolz schlagen, wenn es notwendig scheint. - Aber ich möchte mich verabschieden, ehe meine beiden Frauen wieder wach werden und sich zusammen mit Sálleiðtogi im Wasser wiederfinden."

Wir umarmen uns zum Abschied und ich wechsele mit Sálleiðtogi wieder die Kontrolle über die Körper.

'Danke Schwesterchen. Wir halten Verbindung, vielleicht kann ich Dich brauchen um Alissia ein wenig zu erschrecken.' -

'Ich weiß, was Du möchtest. Ich habe heute bemerkt, dass ich andere dazu bringen kann, das zu tun, was ich will. Ich weiß nicht, wie lange ich das schon kann. - Heute habe ich in der Sonne gelegen und Græðarinn gefragt, ob er mir Wasser bringt. Er wollte nicht, aber als ich mir gewünscht hatte, dass er es doch macht, hat er mir plötzlich Wasser gebracht. Das ist etwas, dass mir Angst macht. Es kann doch nicht richtig sein, dass alle machen, was ich will, egal was. - Was ist, wenn ich mal wütend bin und mir wünsche er soll mit dem Kopf gegen einen Fels hauen?'

Ich vermittle ihr mein Vertrauen.

'Du wirst sicher erkennen, wenn Du im Begriff bist, etwas falsches zu machen. Du bist Dir ja schon im klaren darüber, dass diese Fähigkeit auch gefährlich sein kann. - Wenn Dir mal so etwas durchgeht, wie das mit dem Wasser, ist das ja nicht wirklich schlimm und bald hast Du die Fähigkeit auch richtig unter Kontrolle. Nutze es nur nicht aus. - Ich kann Dir anbieten, die Verbindung aufrecht zu halten und ein wenig im Hintergrund aufzupassen, so wie Du es mit mir gemacht hast.' -

'Ja, bitte. Das wird das beste sein, so fühle ich mich sicherer, wenn Du auf mich aufpasst. Und ich passe dann sicher auch selber besser auf, weil ich nicht vor Dir versagen will.'

Mein kleines Drachenmädchen... Wir trennen unsere Seelen wieder voneinander, aber behalten die Verbindung aufrecht. So habe ich einen Blick darauf, was Sálleiðtogi macht. Ich kann mich dabei speziell auf ihre Fähigkeiten konzentrieren, so bleibt ihre Privatsphäre erhalten, aber ich bekomme mit, wenn sie ihre Gabe einsetzt, ob bewusst oder unbewusst. Und ich kann sie dann darauf ansprechen und notfalls sogar eingreifen. Diese Kontrolle wurde mir in unserer Verbindung gegeben. Sálleiðtogi hat die stärkeren geistigen Fähigkeiten, nur ist mir gewährt, sie zu blocken und Einfluss auf sie zu nehmen. Vermutlich bin ich der einzige, den sie nicht gegen seinen Willen kontrollieren kann. Zum Glück ist sie sich der Gefahren ihrer Fähigkeiten bewusst.

Wir sind wirklich einander eng verbunden, Sálleiðtogi war der Grund für meinen Tod als Mensch und gleichzeitig hat sie mich gerettet und meine Seele für die Wiedererstehung als Drache im Leben festgehalten. Und wir kontrollieren uns jetzt gegenseitig. Wir achten gegenseitig darauf, dass uns unsere Fähigkeiten nicht zur 'dunklen Seite der Macht' treiben lassen. Mein Gedächtnis spielt mir passend das Summen eines Jedi-Laserschwertes vor...

Tyria reckt sich und sieht mir in die Augen.

„Grüne Flecken - Du hast wieder Kontakt?" -

„Ja, ich habe mit Fjörgyn gesprochen. Sie wird Dir noch eine persönliche Mitteilung senden - sie steht voll zu uns, sei also unbesorgt.

Der ständige Kontakt jetzt ist für Sálleiðtogi. Sie hat eine neue Fähigkeit entdeckt und fürchtet, diese zu missbrauchen. Ich bin ihre Sicherheit im Hintergrund." -

Sie streichelt meine Brust.

„Ich gewöhne mich langsam daran."

Auf der anderen Seite beginnt auch Tascha sich zu regen. Nach einem Moment sieht sie uns an und hebt ihren Kopf.

„Ist es so, wenn ihr Großen auf einem Felsen liegt und stundenlang in die Ferne starrt? Dieses eigenartig schwebende Gefühl?"

Wir beide nicken.

„Mir ist das neu, wir Drakarin machen das nur sehr selten. Und ich hatte zu so etwas nie die Zeit. Aber es ist nicht unangenehm."

Tyria lächelt.

„Diese Meditationen sind es, die uns überhaupt das lange Leben ermöglicht. Aber wenn unsere Seele auch dadurch keine Ruhe und Entspannung mehr finden kann, beginnt eine unendliche Langeweile viele von uns Großen zu zermürben. Irgendwann erkennen wir, dass uns das Leben keine wirklich neuen und interessanten Dinge mehr geben kann. Und dann gehen viele von uns schon lange vor ihrem natürlichen Ende in den Lebensstrom ein - einfach aus Langeweile.

Erst seit die Menschen vor wenigen tausend Jahren begonnen haben merkwürdige Dinge zu tun, haben viele von uns in ihnen eine interessante Beschäftigung gefunden. In der letzten Zeit ist der freiwillige Fortgang unter uns seltener geworden." -

„Dann wundert mich aber etwas, dass Eldflóð mir sagte, er hätte sich schon zum gehen entschlossen gehabt. Immerhin hat er ja recht engen Kontakt zu den Menschen." -

Tyria grinst.

„Dem alten Grummeldrachen darfst Du das nicht so ganz glauben. Ja, dran gedacht hat er schon öfter, aber noch nie ernsthaft. Ich kenne ihn schon lange genug, dass ich diese Eigenart vom ihm gut einzuschätzen weiß." -

„Vorhin fürchtest Du noch seine Meinung und dabei kennst Du ihn gut und nennst ihn einen Grummeldrachen." -

„Das eine schließt das andere ja nicht aus. - Gerade weil ich ihn gut kenne, fürchte ich seine Meinung über uns."

Sie leckt mir sanft über die Nüstern.

„Deine Jaya war ja richtig scharf auf Dich."

Dieser Themenwechsel überrascht mich ein wenig, offenbar möchte sie nicht weiter über Eldflóð reden - na gut. -

„Scharf auf mich? Wann?"

Klar ist sie scharf auf mich, das habe ich natürlich auch bemerkt und Shankar hat es ja bestätigt, aber jetzt so speziell...? -

„Oh ihr Männchen... Da balzt die Kleine um Dich, soweit sie sich traut, solange ich dabei bin - und Du merkst es nicht mal..."

Ich lege meinen Kopf nach links.

„Bei dem Kampf hat sie doch jeden Körperkontakt genossen, ja geradezu herbeigeführt." erklärt Tyria mir. -

„Das gehört bei so einem Kampf doch dazu." -

„Als sie Dich getreten hat, konnte sogar ich ihr ansehen, dass es ihr mehr Schmerz bereitet hat, als Dir - und gleichzeitig hat sie diesen intimen Kontakt genossen. - Und dann, als Du ihr Deinen Fuß auf den Bauch gesetzt hast. Hast Du nicht bemerkt, wie sie Deinen Fuß festgehalten hat, damit Du ihn nicht gleich wieder wegziehst?" Tyria sieht mich fragend an.

„Ich muss gestehen, dass ich mich auf den Kampf konzentriert habe." -

Sie schnaubt.

„Männchen! - Tascha?" -

„Ja, ich habe es auch bemerkt. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich an seiner Stelle das wohl auch nicht bemerkt hätte. Zumal Jaya ihm trotzdem keine absichtliche Chance gelassen hat." verteidigt Tascha mich ein wenig. -

„Und hier im Becken? Wäre ich nicht neben Dir gewesen, hätte sie auf Dir gelegen." Tyria stupst mich in die Seite. -

„Ja, hier habe ich schon bemerkt, dass sie lieber mit mir alleine gewesen wäre, aber so...?" -

„Sie hat doch die ganze Zeit ihren Schwanz an deinem Bein gerieben..." wieder ein Stupser mit spitzer Kralle. -

Ich schüttele den Kopf.

„Nein, das hat sie nicht. Nur am Ende, als ich ihr das mit dem gemeinsamen Kämpfen bestätigte, streichelte sie mit ihrem Fuß meinen Oberschenkel ein wenig. - Ansonsten war Tascha aktiver als Jaya, von ihr habe ich nichts gespürt." -

Tyria sieht mir in die Augen und erkennt, dass ich die Wahrheit sage.

„Oh, dann habe ich wohl ungewollt eine Ausweichreaktion von ihr erfahren, verzeih." -

Jetzt lecke ich ihr sanft über die Nüstern.

„Du hast ja auch recht. Sie wäre hier sicher am liebsten über mich hergefallen, das habe ich schon bemerkt. - Jetzt bekommt Shankar das wohl ab. Und das ist auch ganz gut so."

Schon spüre ich wieder Tyrias Fangzähne in meinem Mund und wir küssen uns liebevoll.

„Verzeih Großer, ich würde gerne noch ein wenig meine neuen Schwingen ausprobieren." beginnt Tascha anschließend zu betteln.

„Würdest Du mir zeigen, wie man damit richtig fliegt, ich meine als Feral...?"

Ich frage meine Sinne ab, das Wetter draußen ist ruhig.

„Ich spüre keine Regenfront in der Nähe, es dürfte also trocken sein. - Tyria?" -

„Heute ist mein Tag, da lasse ich euch doch nicht alleine..." antwortet sie mit gespielter Empörung, lächelt aber. -

„Dein Tag?" -

„Heute bin ich die, mit der Du Dich paarst - und ich werde mit Dir gemeinsam die Nacht verbringen." -

„Ihr habt im Voraus festgelegt, mit welcher von euch ich mich zu paaren habe?"

Beide nicken gemeinsam.

„Ich sollte Euch Weibchen rauswerfen. Dumm nur, dass ein Dackelblick von euch reicht und ich lasse euch wieder rein - verdammte Liebe..." -

„Du sagtest doch zu Tascha, dass Du keinen - was war das noch? Ziegenkrieg? - haben willst. Da haben wir uns eben schon mal geeinigt." Tyria lächelt hinterlistig dabei.

Ich seufze.

„Zicken - weibliche Ziegen. Du kannst es nicht lassen, über mich bestimmen zu wollen oder?"

Tyria legt ihre Hände an meinen Kopf.

„Nein Eldingar, ich mag Dich nur gerne ein wenig ärgern. Wir beide haben uns nur abgestimmt, wann welche von uns Dich um eine Paarung bitten darf. Damit keine von uns sich benachteiligt fühlt. Besonders möchte ich nicht, dass Du Tascha mir gegenüber im Nachteil siehst." -

„Was soll ich da noch sagen... - Gut, ich freue mich, dass Du auch mitkommst. Los, dann lasst uns nach oben gehen und die Zeit nutzen, bis das Gewitter da ist."

Tascha sieht mich etwas unsicher an.

„Ach ja, das war ja auch noch..." -

„Da mach Dir nur keine Sorgen drüber. Jetzt, da Erce Deine Fähigkeiten neu geweckt hat, brauchst Du nichts zu befürchten. Und um Tyria werde ich mich kümmern, damit sie nichts abbekommt. - Wenn Du dann auch dabei sein möchtest." -

Tyria sieht Tascha an.

„Wenn Du damit einverstanden bist, würde ich es gerne erleben, wenn ein Blitzdrache erwacht. Bei Eldingar habe ich ja nicht dabei sein können." -

Wir steigen aus dem Becken und ich transformiere mich nach ein paar Schritten neben dem großen Becken zum Feral.

„Hättest Du Dich damals überhaupt für diesen merkwürdigen Drachen interessiert?" -

Tyria, jetzt auch als Feral, drückt mir recht schmerzhaft die Daumenkralle ihrer rechten Flughand in die Hüfte.

„Jetzt prüfst Du mich..." meint sie grinsend.

„Ja, ich war da schon sehr interessiert, auch ohne Deine Fähigkeiten zu kennen. Ich hatte Eldflóð nach interessanten Drachen gefragt und er hatte mir von dem neuen Drachen Erces berichtet, bei dessen Metamorphose er an dem Tag dabei sein durfte. Dass Du als Mensch in diese Welt gekommen bist, war unwichtig für mich. Das hat mich erst später mehr interessiert als Fjörgyn begann, mir mehr über Dich zu erzählen. Aber ein neuer Drache, von Erce gesandt, war für mich sofort interessant." -

„Fjörgyn sagte mir, Du hättest sie regelrecht ausgefragt." sage ich grinsend.

Tyria schiebt mich nur grinsend auf den Gang, damit auch Tascha uns als Feral folgen kann.

„Na los, Großer. Ab nach oben." macht sie Tascha nach. Die beiden trotten mit schnellen Schritten durch die Gänge hinter mir her und nehmen mich in der großen Halle in die Mitte. Auf dem restlichen Weg geht Tyria voraus.

Draußen schließlich schmiegen sich meine beiden Weibchen an mich und wir strecken gemeinsam die Nüstern in den Wind, um die Umwelt aufzunehmen und uns zu orientieren, zu erkennen, was um uns herum passiert. Da reagieren wir drei praktisch gleich, wie ich feststelle. Neben den üblichen Gerüchen der Pflanzen und der Tiere um uns herum, nehme ich auch einiges ungewöhnliches war.

„Shankar." er ist sofort vor der Höhle, da er unser Kommen bemerkt und dann sicherheitshalber am Eingang bereit gestanden hat.

„Du wünscht, Herr?" -

„Es nähern sich einige Draccier, sechs, sieben, vielleicht acht, soweit ich es erkenne. Sie tragen einen euch ähnlichen Geruch, sind also vermutlich aus euren Stämmen. - Weiter sind einige der Menschen aus den Siedlungen unten im Tal hier in der Nähe in den Bergen unterwegs." -

Shankar nickt.

„Ihr habt Recht Herr. Wir erwarten heute Boten von unseren Stämmen. Und die Menschen hatten mich informiert, dass einige von ihnen in den Tälern nach Heilpflanzen suchen wollen." -

„Boten?" -

„Ja Herr. Wir Draccier halten einen engen Kontakt - und in Deinem Dienst sind wir nicht unwichtig für unsere Stämme."

„Ich verstehe. Eure Leute sind mir willkommen. Sie werden sich sicher ein wenig ausruhen und über Nacht bleiben wollen, wir haben ja genug freie Räume hier für sie. Ich denke, sie werden schon bald hier sein."

Shankar verneigt sich leicht und dankt mir für die Einladung. -

Tyria schnuppert intensiv, während Tascha mich nur grinsend ansieht.

„Ich habe da ohnehin keine Chance. Erce oder Alter Drache?" -

Tyria sieht mich fast schon verzweifelt an.

„Ich rieche nichts... Du machst doch keine Spielchen mit uns...?"

Ich schüttele ernst den Kopf.

„Nein, ich rieche es wirklich so, wie ich es gesagt habe. - Vermutlich ist der Geruchssinn von uns ursprünglichen Drachen feiner oder spezieller." -

„Sag nicht, Du kannst sie auch hören." seufzt Tyria. -

„Die Menschen nicht, die sind zwar sicher recht laut, aber zu weit weg - nur deutlicher zu riechen. Und die Draccier nicht sicher, vermutlich bin ich nur der Meinung, sie zu hören, weil ich weiß, dass sie da sind. Aber die sind sicher zu leise, um sie zu hören. Allerdings glaube ich, einen recht kräftigen Krieger heraus zu hören, der etwas ungleichmäßig läuft, vielleicht leicht hinkt." -

Shankar, der noch nicht weit weg ist, dreht sich um.

„Das würde gut auf Ranga passen, Herr. Ein guter Freund von mir, der sicher dabei sein wird. Ein Riese von einem Draccier, der eine Kampfverletzung hat, die ihn aber nicht weiter behindert." -

Tyria verdreht die Augen.

„Ja, danke. Macht mich nur nieder. Die alte Drachin ist wohl schon blind, taub und kann nichts mehr riechen..."

Aber sie muss selber darüber grinsen.

„Schon verrückt, dass Du soviel mehr wahrnehmen kannst. Ich bekomme einen leichten Eindruck davon, wie es für einen Menschen sein muss im Vergleich zu einem Drachen. - Nimmst Du noch etwas ungewöhnliches wahr?" -

„Du kannst Dir nicht wirklich vorstellen, wie armselig die Wahrnehmung eines Menschen im Vergleich zu einem Drachen ist. - Ja, ich kann auch noch einen Löwen riechen. Das scheint mir so weit östlich etwas ungewöhnlich. -

„Ja, den rieche ich auch. Es kommt schon vor, obwohl es doch ungewöhnlich ist, dass sich ein einzelner Löwe gegen die Tiger hier behaupten kann." Tyria zuckt mit den Schultern.

Ich schiebe auch die Gedanken beiseite, obwohl mich irgendetwas an dem Löwengeruch stört. Dabei hilft mir Tascha, die sich an meine linke Seite schmiegt und ihren Hals an meinem reibt, wobei mich ihre Mähne, nicht unangenehm kitzelt.

„Es ist zwar nicht mein Tag heute, aber es ist ein ungewohntes Erlebnis, Dich so zu spüren." entschuldigt sie sich, wohl eigentlich mehr an Tyria gerichtet.

Die schnaubt nur belustigt und reckt ihre Schwingen in die Höhe.

„Lasst uns ein wenig fliegen, ich habe jetzt richtig Lust meine Flugkünste mit Eldingar zu messen. - Nein, ich weiß, dass ich nicht gegen Dich bestehen kann - das hast Du mir beim Paarungsflug bewiesen, aber ein wenig kann ich schon auch noch."

Tyria hebt mit einem kurzen Sprung und einigen kräftigen Schwingenschlägen ab, Tascha folgt ihr, auch noch mit leichten Schwingenschlägen, aber schon den Aufwind nutzend, sie wird es bald gelernt haben, den Wind für sich arbeiten zu lassen. Die beiden kreisen schon über mir, ich breite meine Schwingen aus, nehme den Aufwind an und lasse mich sanft in die Höhe tragen. Schnell bin ich zwischen den beiden und wir nehmen Kurs nach Westen um die Hangaufwinde dort zu nutzen. Dabei ziehen wir aber weite Kreise über die Vorgebirge, wo die dort verstreut siedelnden Menschen das auch in dieser Welt seltene Erlebnis haben, gleich drei Drachen zusammen am Himmel zu sehen.

Tascha begreift recht schnell, wie sie ihre jetzt deutlich günstigere Schwingenform und -größe einsetzen kann und auch Tyria nimmt die Grundbegriffe des Segelfluges sehr schnell auf. Zehntausend Jahre Flugerfahrung lässt sie schnell lernen, eigentlich merkwürdig, dass die Drachen da nicht selber drauf kommen. Natürlich kann sie nicht mit uns mithalten und muss immer wieder aktiv nachhelfen, aber in dem heute guten Hangaufwind kann auch sie schon bald sicher gleiten. Selbst für mich ist es ein eindrucksvolles Bild, wenn die beiden kilometerweit ohne einen Schwingenschlag um mich herum fliegen.

Irgendwann aber scheint es Tyria doch langweilig zu werden und sie beginnt, spielerisch nach meiner Schwanzspitze zu schnappen. Ich könnte ihr zwar leicht entkommen, aber ich sehe in ihren Augen den Spieltrieb leuchten und auch ich habe jetzt Lust auf ein paar kleine Spielchen bekommen.

Ich richte mich schnell in der Luft auf, stelle die Schwingen an und bleibe durch den so eingeleiteten sehr engen Looping fast in der Luft stehen. Damit habe ich sie überrascht, denn sie schießt mit einem verwunderten Blick unter mir durch. Vermutlich hat sie längst bemerkt, dass ich mit den Proportionen eines Ferals nicht so gewandt bin, wie vergleichsweise als Anthro. In meinen menschlichen Leben war ich immer Pilot von kleinen Jagdflugzeugen gewesen, soweit mir die Erinnerung gestattet ist.

Zwar wiege ich trotz meiner Größe nur wenig mehr als 1.000 Kg nach meiner Einschätzung - Tyria, deren Masse ich bei unserem Paarungsflug recht gut abschätzen konnte, ist als Feral annähernd gleich schwer, vielleicht 100 kg leichter als ich - ich scheine wohl recht leicht zu sein für ein größeres Männchen. Dennoch fällt es mir nicht leicht, mich so in enge Kurven zu legen, wie es Tyria spielend kann. Als Anthro fällt es mir wesentlich leichter, da habe ich Tascha ja problemlos ausmanövriert.

Jetzt hinter Tyria aber lerne ich, dass ich ihr im Kurvenflug hoffnungslos unterlegen bin. Immer wenn ich glaube, sie zu erwischen, schlägt sie irgendeinen engen Haken und wenig später spüre ich meist schon ihre Zähne oder Krallen an meinem Schwanz. Zwar kann ich sie immer wieder mal austricksen und mit meinem Können im Dogfight auch immer wieder herankommen, aber gegen ihre fliegerische Erfahrung als Feral habe ich nur wenig Chancen. Es erstaunt mich, wie unglaublich wendig ein so großer Drache tatsächlich ist, bisher bin ich mit den anderen ja immer Strecken geflogen, aber Tyria zeigt mir jetzt, was ein Drache wirklich kann. Sie rollt und windet sich um mich herum, dass ich aufpassen muss, ihr nicht zu sehr zu zeigen, wie hoffnungslos unterlegen ich eigentlich bin...

Nach über einer Stunde vergeblicher Jagd auf sie, setzt sich Tyria mit einem unglaublich engen Haken neben mich und gleitet neben mir her.

„Ich befürchtete schon, auch hierbei unterlegen zu sein, aber ich kann Dir wohl doch noch etwas beibringen, mein Sternenhimmel." meint sie lächelnd. -

Ich sehe sie erschreckt an.

„Große Erce - Tyria! Natürlich kann ich noch sehr viel von Dir lernen. All mein Wissen ist das eines Menschen aus einer anderen, technischen Welt. Der Mensch weiß gar nichts und der ursprüngliche Drache in mir weiß nur wenig vom Leben eines Drachen heute und das meiste von damals habe ich schon lange vergessen." -

Tyria macht eine Fassrolle über mich hinweg und ich spüre dabei kurz ihre Zunge über meine Nüstern gleiten.

„Danke mein Sternenhimmel, Deine Lügen klingen sehr angenehm. Ich musste mich schon anstrengen, Dir immer wieder zu entkommen." -

„Das sind keine Lügen, meine Wolke. Ein wenig mithalten kann ich, mehr nicht. Deine natürliche Eleganz und die geschmeidigen Manöver fehlen mir doch völlig. Eigentlich konnte ich nur Deine nächsten Manöver erraten und ihnen zuvorkommen, sonst habe ich wenig Chancen im Kurvenkampf gegen Dich. - Du hast mir klargemacht, dass ich in einem Luftkampf mit einem Drachen nur den Vorteil meiner Geschwindigkeit und vielleicht ein paar Überraschungstricks habe. Ich muss also sehr aufpassen oder meine Kräfte einsetzen." -

„Ich möchte aber nicht wirklich gegen Dich kämpfen müssen, mein Feueratem wird Dir nicht allzuviel anhaben können, wie Eldflóð berichtete, aber wenn Du mich triffst, werde ich wohl wie ein Stein vom Himmel fallen und hart aufschlagen, ehe ich mich wieder richtig bewegen kann. - Aber los, lass uns ein wenig an Deinen Flugkünsten üben. -

Mir ist aufgefallen, dass Du sehr steif fliegst. Zwar spielst Du hervorragend mit dem Wind, aber Dein Kurvenflug wirkt, als ob ein Baumstamm um eine Flussecke biegt. Oder eben gerade nicht biegt. Du bist doch ein Drache, Du hast ein biegsames Rückgrat, benutze es doch auch mal." -

„Das mache ich doch..." versuche ich mich zu verteidigen. -

„Nein, machst Du nicht." kommt die Stimme von Tascha von der anderen Seite.

„Du steuerst mit dem Schwanz und drehst den Kopf in die Kurve, aber Dein Körper bleibt dabei so steif, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass Du überhaupt die Richtung änderst." -

Na Danke, jetzt revanchiert Tascha sich aber für meinen dummen Anpfiff nach dem Zyklon über ihre fehlenden Gleitflugkenntnisse.

„Naja, Du kannst aber einiges mit Deinen Schwingen, was uns fehlt, daher bist Du schon noch recht wendig." wirft Tyria mildernd ein.

„Wenn wir Dir nun noch die fließende Beweglichkeit der Drachen beibringen... - eigentlich sollten wir das so lange wie möglich für uns behalten..."

Die beiden kichern wie die Schulmädchen.

Tyria setzt sich ohne weitere Worte vor mich und beginnt langsam mir die entsprechenden Körperbewegungen und -verwindungen vorzumachen, die sie beim Kurvenflug ausführt, während Tascha bei mir bleibt und das ganze erklärt. Dabei gesteht sie mir neidlos, dass auch sie das noch lange nicht so gut beherrscht, wobei sie sich die kleine Spitze nicht verkneifen kann, dass ich da aber noch viel weiter von entfernt bin als sie.

Dann soll ich die Körperwindungen nachmachen. Unterstützt werde ich dabei wieder von Tascha, die mir entsprechend Rückmeldung gibt. Manchmal auch mit Stößen und Tritten in den Bauch oder Rücken. - Aber schon sanfter als ein Ausbildungsfeldwebel es machen würde und immer mit einem Augenzwinkern.

Und langsam lerne ich meinen Körper wieder einmal neu kennen - lerne, wie beweglich, wie schlangengleich der riesige Feral-Körper eines großen Drachen wirklich ist. Und das alles in einigen tausend Metern Höhe im Flug. Am Ende dieser ersten Lehrstunde bin ich tatsächlich in der Lage, ebenso wie Tyria und Tascha, die ebenso mitübt, eine perfekte Acht zu fliegen, einmal bäuchlings, dann rücklings in ständigen Wechsel mit jeweils einem nahezu perfekten Kreis des Körpers mit den Nüstern auf Höhe der Schwanzwurzel. Vor allem aber haben sie mir beigebracht, extrem enge Kurven zu fliegen, indem ich meinen Körper entsprechend verwinde - ein wieder mal ungewohntes Gefühl für meine menschliche Seite, aber gleichzeitig dem Drachen merkwürdig vertraut, wenn auch lang vergessen und verdrängt. Und ich erlebe wieder einmal, was ein Drache wirklich kann und genieße es.

Plötzlich greifen die beiden gleichzeitig nach meinen Schwingen, die ich im Reflex erschreckt anlege, sie klammern sich an mich, pressen meine Schwingen so an meinen Körper und lassen sich, - mich etwas hilflos von beiden umklammert zwischen ihnen - einfach fallen. Wir haben reichlich über dreitausend Meter Platz, da wir unsere Übungseinheiten in ausreichend Höhe gemacht haben, also atme ich einfach nur tief durch und schließe meine Augen, mich meinen beiden Weibchen ausliefernd.

Die beiden scheinen sich einig zu sein, mich wieder einmal zu testen. Zwar verfolge ich mit meinen Sinnen genau unsere Position und bin bereit, im Notfall aktiv zu werden, aber ich habe vor, den beiden zu vertrauen und sie machen zu lassen. Genau genommen bleibt mir auch nicht viel mehr, denn sie umklammern mich und meine Schwingen so fest, dass ich nur mit grober Gewalt oder Einsatz meiner Blitzkräfte frei kommen würde und das möchte ich nicht. Ich vertraue den beiden, dass wir nicht zu Schaden kommen werden. Es gelingt mir sogar, mich soweit zu entspannen, dass ich deutlich die Verwirrung der beiden spüre.

Wir fallen engumschlungen - naja, Tyria und Tascha umschlingen mich - dem Boden entgegen. Es ist etwas anders als der Paarungsflug mit Tyria, aber ich ahne, dass sie so Tascha spielerisch noch einen Paarungsflug nahebringt. Etwas, was bei den Drakarin in dieser Form nicht oder nur selten gemacht wird, wie ich herausgehört hatte. Das rauschen der Luft, der Druckanstieg und meine Beobachtung des Geländes unter uns zeigt mir, dass wir auch relativ gebremst fallen. Da wir nicht kopfüber stürzten, bremst uns der Luftwiderstand - und das gibt uns zusätzlich Zeit und mehr Sicherheit für die Beiden, sich abfangen zu können. Ich warte also ruhig ab, dass sie mich wieder loslassen.

Aber noch bevor sie mich, nach meiner Einschätzung, freigeben müssten, scheinen sie sich zu einigen, mich nicht einfach loszulassen, sondern mich mit vereinten Kräften abzufangen, das ist jetzt allerdings auch im letzten Moment, wie ich schnell erkenne, aber in noch ausreichender Höhe. Ich brauche also nicht unbedingt eingreifen, warte also weiter ab. Deutlich spüre ich, wie die beiden darum kämpfen unseren Sturz abzufangen, helfen kann ich ihnen dabei nicht so einfach, da sie mich und meine Schwingen immer noch fest umklammern. Also zucke ich ein wenig mit meinen Schwingen um ihnen zu zeigen, dass ich jederzeit bereit bin mich selber abzufangen, sobald sie mich loslassen. Aber die beiden haben jetzt ihren Stolz, also lasse ich meine Augen geschlossen und warte einfach ab, denn ich spüre jetzt deutlich, dass es zwar relativ knapp, aber doch passen wird, ohne dass sie ihre Schwingen überlasten.

Und richtig, am Ende legen die beiden mich sanft auf einer Wiese ab, Tascha mit einem deutlich erleichterten Seufzer, sie hatte mit ihren neuen, ihr noch ungewohnten größeren Schwingen einen wesentlichen Anteil.

Ich spüre Tyrias Nüstern an meinen.

„Du verrückter Drache." flüstert sie ärgerlich, während ich mit immer noch geschlossenen Augen

ihren Atem einsauge.

Dann spüre ich Taschas Nüstern an meinen, rieche ihren Atem.

„Danke für Dein Vertrauen, Großer."

Ich schlinge meine Zunge kurz um ihre Schnauze. Tascha hat erkannt, dass ich bereit bin, den beiden mein Leben anzuvertrauen.

Ich öffne meine Augen und sehe in die liebevoll glitzernden Bernsteine von Tascha, die ihren Kopf jetzt hebt damit ich Tyria sehen kann. Ihre brennenden Rubine sehen mich zwar auch mit Liebe an, aber vordergründig doch mit einem deutlichen Vorwurf.

„Ach meine Wolke, es konnte doch nichts passieren - mit den neuen Schwingen von Tascha... „

Tyria holt tief Luft, aber bevor sie ihrem vorgeschobenen Zorn weiter nachgeht, scheint Tascha ihr etwas zuzuflüstern. Dann sieht sie mich erstaunt an.

„Du vertraust uns Dein Leben an?" -

„Sollte ich nicht?" -

„Nein! - Ja - ich meine... Große Erce... Du wärst mit uns in den Tod gestürzt, wenn es nicht gereicht hätte?" -

„Ich hätte euch darauf hingewiesen, mich aber nicht gegen euch zur Wehr gesetzt. Ja, ich wäre mit euch abgestürzt, wenn es eure Entscheidung gewesen wäre."

Tyria schüttelt den Kopf.

„Du verrückter Drache..."

Aber jetzt klingt es liebevoll.

Sie müssen ja nicht unbedingt wissen, dass ich alles genau verfolgt habe und notfalls schon versucht hätte, einzugreifen.

Wir sitzen hier auf einer Wiese, ein paar hundert Kilometer von meiner Wohnstätte entfernt und meine beiden Weibchen versuchen gerade zu begreifen, dass ich bereit bin, ihnen mein Leben anzuvertrauen - wobei Tascha als Kriegerin das wohl besser versteht.

Dennoch ist das offensichtlich so ungewöhnlich, dass ein Drachenmännchen sich seinem Weibchen so weit anvertraut, dass beide doch etwas daran herumzuknabbern haben. Und dabei haben mir beide doch ebenso ihre Liebe und Verbundenheit bewiesen, als sie gemeinsam darum kämpften, mich heil auf den Boden zu bringen - was zwar gefahrlos möglich war, aber doch etwas Anstrengung bedurfte. Sie hätten mich normalerweise vermutlich einfach da oben losgelassen, ich hätte mich ja problemlos selber noch abgefangen. Aber meine so völlige Hingabe in ihre Hände hat sie zu diesem für Drachen genauso untypischen Handeln getrieben.

Ich spüre deutlich die Schwingungen der Unterhaltung der beiden. Vermutlich erklärt Tascha gerade, was dieser Vertrauensbeweis von mir zu bedeuten hat, sie hat aus ihrer Kriegererziehung durch die Draccier da eine mit mir recht ähnliche Ansicht darüber. Für Tyria ist es aus der reinen Drachensicht einfach nur unvernünftig - jeder Drache ist in erster Linie für sich selber verantwortlich, sie als Weibchen zeitweilig höchstens noch für einen Nestling.

Diese Einstellung ist mir zwar bewusst, aber wirklich teilen kann ich sie nicht - nicht einmal, wenn ich versuche, es aus der Sicht des Drachen zu betrachten. Ich bin einfach zu sehr Mensch geworden, als dass ich mich nicht meiner Partnerin voll anvertrauen würde und ebenso sie mit aller meiner Kraft, ja notfalls sogar mit meinem Leben, unterstützen und schützen würde.

Tascha hat das offensichtlich erkannt und versucht jetzt, Tyria diese Haltung zu erklären. Mir ist schon klar, dass Tyria mich wirklich liebt, vermutlich mehr, als alle ihre anderen Partner vorher, vielleicht sogar mehr, als irgendeine andere Drachin in dieser Welt einen Drachen je geliebt hat. Aber bei aller Gemeinsamkeit, die wir miteinander teilen - letztendlich ist sie eine Drachin, sie verlässt sich im Notfall nur auf sich selber. Und wird im Notfall sich auch nur darum kümmern, selber zu überleben. Das ist keine mangelnde Liebe, es ist einfach die Art der Drachen.

Menschen sind in der Lage, über den reinen Selbstschutz hinaus zu wachsen und ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit, sich um andere zu sorgen. - Nicht alle und auch nicht immer natürlich, aber sie sind dazu in der Lage.

Wir Drachen hingegen stehen zwar durchaus zueinander und helfen uns. Im Notfall jedoch sind wir auf reinen Selbstschutz programmiert. Das ist keine böse Absicht und tritt besonders bei Partnern erst in unmittelbarer Todesgefahr auf, aber dann versucht jeder auf eigene Faust zu überleben. Die menschliche Art, dann möglicherweise sogar sein eigenes Leben zu riskieren, auch wenn man entkommen könnte, ist uns einfach unverständlich und erscheint uns unlogisch - gut, mir nicht so, aber den anderen meiner Art.

Man muss dazu aber auch erwähnen, dass die Menschen in einer kleinen Gruppe oft effektiver agieren, wir Drachen hingegen eher als Einzelgänger unsere höchste Effektivität entwickeln. Drachen waren eben nie Herdentiere, sondern seit Urzeiten Einzeljäger, für die ein gemeinsames Vorgehen immer eine erhebliche Einschränkung darstellte. Wir haben nie effektive Wege eines gemeinsamen Handelns entwickelt, was ich ja bei der Jagd mit Fjörgyn schon erlebt habe. Dass Tyria bereit ist, unsere Reiche gemeinsam zu kontrollieren, ist schon ein großer Vertrauensbeweis von ihr - und jetzt scheint sie langsam zu begreifen, dass ich diesen Vertrauensbeweis gerade in besonderer Form erwidert habe. Ich habe ihr mein Leben anvertraut - und habe gleichzeitig Tascha mit eingebunden.

Die beiden wollten mich testen, ob ich ihnen vertraue - und ich habe ihnen mein Leben in ihre Krallen gelegt.

Ihre Unterhaltung ist vorüber, beide sehen mich an und ich erkenne in Tyrias Augen, dass sie meinen Vertrauensbeweis verstanden hat, auch wenn sie nicht weiter darüber spricht. Aber ich spüre, dass sie am liebsten sofort über mich herfallen würde...

Tascha dagegen zuckt plötzlich zusammen und sieht sich erschreckt um.

„Lasst uns wieder zurückfliegen, es wird bald dunkel und Tascha spürt auch schon das Gewitter, das sie erwecken wird." entscheide ich.

Ein recht ängstliches Paar Bernsteine sehen mich an.

„Gewitter... erwecken...?" -

„Ja. Du brauchst keine Angst haben, ich werde dabei sein und Dich erst den Blitzen aussetzen, wenn Du bereit dazu bist."

Ihr Blick drückt ihre Zweifel sehr deutlich aus - keine Zweifel an mir, nur an sich selber. Ihre Furcht vor den Gewittern scheint wirklich sehr tief verankert worden zu sein.

Tyria steht schon bereit und so richte ich mich auf und bin mit einem kurzen Sprung in der Luft und gewinne mit einigen Schwingenschlägen schnell an Höhe, bis ich die Aufwinde wieder nutzen kann. Tyria ist an meiner Seite und auch Tascha holt schnell auf, so fliegen wir im engen Verband wieder zurück in Richtung meiner Wohnstätte.

Natürlich genießen wir auch den Rückflug, kreisen über interessanten Orten oder Herden potentieller Beute - wollen aber nicht jagen. Wir sehen uns einige Menschensiedlungen in der Nähe etwas genauer an, obwohl es nur normale Ansiedlungen sind, aber besonders Tyria interessiert sich ein wenig dafür, wie die Menschen hier leben. Farmer sind in ihrem Revier deutlich seltener als hier und betreiben nur den Anbau von Trockengetreidesorten, nicht den Reisanbau wie hier. Interessant findet sie auch den Tee und Kaffeeanbau, den wir hier häufiger finden. Wir beobachten, wie der Tee gepflückt wird, jetzt mit den jungen Trieben kommt ja ein feiner milder Tee dabei heraus. Und nach meinen Erklärungen wundert sie sich, wieviel Arbeit sich die Menschen anschließend noch damit machen, bis am Ende der Tee dabei herauskommt, den sie auch kennt.

Ein Stück weiter, jetzt wieder höher in den Vorbergen, vernehme ich plötzlich einen Ruf. Keinen akustischen Ruf, auch kein Ruf aus dem Sprachorgan eines Drachen - nein, einen Ruf nach einem Großen Hüter, die Bitte um Erlösung. Das erste Mal hier in meinem Reich.

Ich sehe mich kurz um, Tascha hat den Ruf sicher nicht vernommen, aber auch Tyria scheint unbeeindruckt zu sein. Der Richtung folgend, aus der ich den Ruf vernommen habe, drehe ich ab und fliege ein kleines Seitental hinauf. Auf die verwunderten Blicke meiner Begleiterinnen achte ich nicht weiter.

Schließlich lenkt mich ein erneuter, mehrstimmiger Ruf zu meinem Ziel. Ich sehe drei Wildbants auf einer Lichtung am Hang stehen, die in meine Richtung blicken. Sie bleiben ruhig stehen, als ich vor ihnen auf der Lichtung aufsetze. Wieder die Bitte um Erlösung - die drei Wildbants, ein Hengst und zwei Stuten, sind eindeutig schon sehr alt, noch relativ kräftig, aber wohl nicht mehr in der Lage, sich ernähren zu können, ihre Zähne scheinen nicht mehr brauchbar zu sein und ihre Beine werden unsicher.

Meiner Gewohnheit folgend, lege ich meine Hand offen vor sie auf den Boden, ihnen die letzte Entscheidung überlassend. Und sofort kommt eine der Stuten heran und legt ihren Kopf auf meine Handfläche. Ein kurzer Blitz zwischen Daumen und Zeigefinger lässt sie in den Strom des Lebens eingehen. Die anderen beiden, der Hengst zuletzt, folgen ihr - deutlich kann ich die Erleichterung der Tiere spüren, dass sie nicht länger leiden müssen.

Noch ehe ich mich meinen Partnerinnen zuwenden kann, die über mir kreisen, höre ich noch einen Ruf - richtig, ich höre den Ruf.

„Drache, bitte erlöse auch mich."

Verwundert schaue ich nach links, wo hinter einem Busch ein Mensch hervor humpelt. Ein Greis, vom Alter gezeichnet, dem Tod näher als dem Leben, kommt langsam auf mich zu. - Ein Mensch ruft einen Großen Hüter, um in den Lebensstrom einzugehen?

Das ist mir neu, Eldflóð meinte, die Menschen folgen diesem Weg in der Regel nicht, sie beenden ihr Leben im Kampf oder sterben wenn ihr Körper den Kampf gegen den Tod aufgibt und suchen ohne unsere Hilfe den Weg in den Lebensstrom. Trotzdem hatte Fjörgyn mir vor meiner Wandlung ja auch diesen Dienst als letzten Ausweg angeboten. Und nun kommt dieser Alte hier auf mich zu und bittet mich, ihm den Weg zu öffnen.

Schließlich steht er vor mir.

„Also geleitet ihr Drachen wirklich die Sterbenden und bewahrt sie vor weiterem Leiden..."

So schwach und brüchig seine Stimme auch ist, es ist eine klare Feststellung, keine Frage an mich.

Ich nicke.

„Ja, das ist eine meiner Aufgaben in dieser Welt - auch wenn ich sicher nicht allen helfen kann, dazu ist mein Revier zu groß." -

„Eine weise Erkenntnis. Würde ein Drache auch einem Menschen den Weg zu Erce ebnen?" -

„Wenn der Mensch mich darum bittet, alt oder krank ist und nur noch Leid zu erwarten hat, so wie Du, habe ich kein Recht und auch keinen Grund, ihm das zu verweigern." -

„Ja, ich bitte Dich darum. Mein Leben würde durch langsames Verhungern enden, ich bitte Dich, mir diese Leiden zu ersparen und mir den Weg zu öffnen."

Ich lege meine Hand vor ihm auf den Boden, er klettert mühsam, aber mit sichtlicher Erleichterung auf meine Hand und setzt sich mit Blick über das Tal auf meine Handfläche.

„Du nutzt die Tiere sicher als Nahrung - wirst Du das mit meinem Körper auch machen?" Er blickt dabei in die Ferne und fragt mich mit ruhiger Stimme. -

„Nein. Wenn Dir dieser Platz zusagt, werde ich Deinen Körper unter einem Fels in die Erde legen, wie es Art bei den Menschen ist." -

„Ja, dafür danke ich Dir, Lord der Drachen." -

„Dann gehe in Frieden ein in den Lebensfluss Erces."

Ein schneller Blitz beendet sein Leben. Und ich glaube zu spüren, wie seine Seele glücklich in den Lebensstrom eintritt.

Am Rand der Lichtung hebe ich einen Felsen zur Seite, scharre schnell ein Grab in das ich seinen Körper lege, mit dem Stoff bedeckt, den er als Kleidung trug und fülle das Loch wieder auf. Am Ende lege ich den Fels wieder darüber. So leicht werden Raubtiere nicht an seinen Körper herankommen.

„Was machst Du da?"

Tyria landet mit einigen sanften Schwingenschlägen neben mir auf der Lichtung. -

„Ich habe einige auf den Weg in die Kraft geleitet." -

Lächelnd stupst sie mich mit ihrer linken Schwinge in die Seite.

„Das weiß ich - und ich muss gestehen, dass ich es fast überhört habe. Nein, ich meine, warum hast Du den Menschen vergraben? Dir ist diese Eigenart der Menschen offenbar bekannt." -

„Ja, diese Sitte gibt es auch dort, wo ich her komme. Anders als den Drachen, für die der Körper nur eine Hülle ist, die nach dem Eingang in die Kraft nicht mehr gebraucht wird, ist den Menschen die Vorstellung unangenehm, dass ihr Körper nach dem Tod von Aasfressern zerrissen wird, daher ihr Bemühen, den Körper zu schützen und ihn in Ruhe vergehen zu lassen." -

„Ich verstehe. Wenn auch nicht, warum ihnen das so wichtig ist, aber ich kann den Grund akzeptieren. - Wünscht Du, dass Dein Körper nach dem Eingang in die Kraft auch so vergraben oder von Felsen bedeckt wird?" -

Natürlich erwartet sie nicht, dass ich vor ihr sterbe, aber sie möchte für den Fall einfach meine Einstellung dazu wissen. Ich breite meine Schwinge aus und ziehe sie sanft an mich heran. Mit meinem Kopf reibe ich sanft an ihrem Hals entlang, was sie mit einem leisen Gurren quittiert.

„Ich danke Dir meine Wolke, aber das ist nicht notwendig. Soviel Drache bin ich bereits, dass dieser Körper nach meinem Eingang keine Bedeutung mehr für mich hat. Und ob sich Wyvern oder Würmer dann davon nähren, ist mir unwichtig."

Tyria erwidert lächelnd meine Zärtlichkeiten und reibt ihren Hals sanft an meinem, während ihre Zunge sanft um meine Nüstern spielt.

„Ich wünschte, ich könnte Dir zeigen, wie sehr ich Dich liebe, mein großer Hüter, mein Sternenhimmel." flüstert sie mir zu. -

Ich lasse ein leises, unwilliges Knurren hören - sie braucht mir nichts zu beweisen.

Der Schatten von Tascha huscht über uns hinweg, Tyria schüttelt leicht den Kopf und löst sich von mir.

Sie greift eines der Bants und ist mit einem Sprung und ein paar kräftigen Schwingenschlägen wieder in der Luft. Also greife ich mir die anderen beiden und folge ihr. - Manchmal sind mir die schnellen emotionalen Umschwünge der Drachen immer noch ein wenig plötzlich. Eben noch kurz davor, sich mit mir zu paaren, ist sie jetzt schon wieder ganz die rationale Drachin.

Tascha kommt zu mir heran und winkt mir, dass sie eines der Wildbants übernehmen möchte. Mit einer schnellen halben Fassrolle fliege ich auf dem Rücken unter ihr und reiche ihr eines der Tiere, das sie mit verdutztem Blick, aber geistesgegenwärtig greift. Meine Schwingen kurz zusammenfaltend rolle ich unter ihr wieder zurück und gleite schon wieder mit gestreckten Schwingen vor ihr her.

„Wie lange fliegst Du eigentlich wirklich?" höre ich ihre leicht neidische Stimme. -

„Auf eigenen Schwingen sind es jetzt 14 Tage. Aber da gab es wohl so zwei oder drei Leben, in denen ich mit Maschinen geflogen bin, wenn ich die schwache Erinnerung richtig interpretiere." -

„Fliegende Maschinen?" kommt von Tyria. -

„Ja. Drüben haben sie erkannt, warum die Vögel fliegen können und haben es nachgebaut. Allerdings mit starren Flügeln, den Vortrieb erzeugen sie anders. Dadurch unterscheidet sich das fliegen mit den eigenen Schwingen schon deutlich. Mir gefällt es wesentlich besser, es ist eben natürlich, ich fliege - und werde nicht geflogen, wie in einer Maschine."

Um mir lange Erklärungen zu sparen, vereinfache ich es - um Hubschrauber zu erklären bin ich jetzt nicht in der Stimmung. -

„Sind die fliegenden Maschinen gefährlich?" -

„Nicht alle, aber die Kriegsmaschinen haben auch die Waffen, die uns gefährlich werden können - und schneller als ein Drache sind sie auch, dafür dann weniger wendig. Aber über kurz oder lang werden wir unterliegen, sie haben einfach zu viele davon." -

„Es ist also mittlerweile richtig gefährlich für uns, wenn wir uns da blicken lassen...?" -

„Wenn ein Drache entdeckt wird: Ja. Auf Dauer kann dort kein Drache mehr ungefährdet leben. Und die Menschen dort sind nicht bereit zu einer friedlichen Koexistenz - jedenfalls nicht die Menschen, auf die es letztlich ankommt, die Mächtigen dort. Ein Drache gilt als gefährlich, es ist für ihn sehr leicht, Menschen zu töten, also wird er verfolgt und selber getötet." -

„Brrr - eine ungemütliche Welt." schüttelt Tascha sich. Tyria nickt nur still. -

„Für Drachen ja, es ist dort jetzt eine Menschenwelt. Leider haben sie sich so weit von der Lebenskraft entfernt, dass sie ihre Welt langsam zugrunde richten, auch wenn viele das inzwischen erkannt haben." antworte ich.

Ich spüre direkt, wie Tyrias Blicke mich durchbohren.

„Bist Du darum hier? Oder wieder zurückgekommen? - Ich bemerke nämlich eine zunehmende Entwicklung der Maschinen auch hier bei den Menschen." -

„Ja, zumindest auch deshalb. Aber ich habe da so eine Ahnung, dass es noch einen dringenderen Grund gibt. Aber ich weiß da nichts näheres, auch von Erce nur unbestimmte Andeutungen auf eine wichtige Aufgabe irgendwann in einigen Sommern - allerdings wohl erst, wenn Sálleiðtogi erwachsen und geschlechtsreif ist." -

Tyria sieht mich ernst an.

„Du erwartest einen Krieg? Zwischen Menschen und Drachen?" -

Ich zucke mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Aber möglich wäre es. Ich kann mir aber nicht vorstellen, wie die Menschen hier so gefährlich werden sollen in so kurzer Zeit." -

„Aus Deiner Welt?" -

„Den Gedanken hatte ich auch, es wäre durchaus logisch, weil Erce mich dorthin gesandt hatte, aber die Menschen dort haben keine Ahnung, dass es diese Welt gibt - nicht mal, dass es so etwas überhaupt geben könnte. - Ich denke also nicht, dass es von dort kommt." -

„Also eine der anderen Menschenwelten, zu denen es Tore gibt. Ich werde mich umhören, woher es Probleme geben könnte. Vielleicht können wir uns schon vorher entsprechend ein wenig vorbereiten, auch wenn Erce nicht bereit ist, Dir Informationen zu geben." -

Holla, was ist denn mit Tyria los...

„Langsam meine Wolke. Noch ist nichts konkret. Und vor allem ist da nichts sicher - da könnte ja auch etwas ganz anderes hinter meiner Aufgabe hier stecken. Und was heißt, wir können uns vorbereiten?" -

Der funkelnde Blick von Tyria lässt mich fast frösteln, auch wenn es nicht mir direkt gilt.

„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich still und leise im Hintergrund bleibe und auf Dich warte, wenn Du einen Kampf um unsere Welt führst? - Dann hast Du uns Drachen aber noch nicht verstanden. Ich bin Deine Lebenspartnerin - so unbeteiligt wir gegenüber unseren Partnern oft scheinen mögen - wenn es um Leben und Tod geht, dann stehe ich an Deiner Seite. Und glaube mir: das wird für Fjörgyn und Eldflóð ebenso gelten."

Und damit ist Tyria mit dem Thema durch. Sie wird alles daransetzen, Informationen zu bekommen, mir zu helfen - und ich werde sie wohl kaum davon abbringen können, an meiner Seite zu kämpfen, wenn es dazu kommt. Ich spüre deutlich, dass sie auch nicht bereit ist, darüber mit mir zu diskutieren. Und um mir gar nicht erst die Gelegenheit dazu zu geben, fliegt sie mit raumgreifenden Schwingenschlägen mit hohem Tempo voraus. Sie kennt mich schon gut genug...

Dafür setzt sich Tascha neben mich.

„Und das gilt natürlich auch für mich, jedenfalls soweit meine Kräfte dazu reichen." -

„Sollte es wirklich notwendig sein, wirst Du mir sicher mehr helfen können, als Du jetzt vielleicht glaubst. Das muss ja nicht unbedingt der aktive Kampf an vorderster Front sein, da gibt es sicher auch andere wichtige Bereiche, wo ich Unterstützung brauchen werde." -

„Du willst mich aus dem Kampf heraushalten?"

Ihre Frage klingt nicht vorwurfsvoll, eher interessiert. -

„Nicht unbedingt. Aber es gibt in jedem Krieg auch Einsätze, bei denen ein verlässlicher Krieger - oder Kriegerin - gebraucht wird, selbst wenn es nicht der Hauptkampf ist. Wie Freunde sichern oder befreien und diese schützen, wenn der Feind bemerkt, dass er verliert und auf dumme Ideen kommt."

Tascha nickt.

„Klingt vernünftig. Du kannst auf jeden Fall mit mir rechnen. Und im Zweifel denke bitte daran: ich bin nur eine Drakari, mein Leben währt ohnehin nicht sehr lange im Vergleich zu euch - und als Kriegerin lebe ich mit meinem eigenen Tod. Wenn Du also jemanden für ein Todeskommando brauchst..." -

„... sende ich natürlich meine Partnerin und Mutter meiner Kinder als erste..." -

Sie versteht sofort was hinter meiner ironischen Bissigkeit steckt.

„Verzeih, das habe ich nicht bedacht... - nein, das ist auch für Drachen nicht üblich. Eigentlich habe ich so etwas ähnliches bisher nur bei Menschen kennengelernt." -

„Ich werde Dich mit einbinden, wenn Du es wünscht auch in Einsätze, die gefährlich werden können - aber verlange nicht von mir, Dich bewusst in den Tod zu schicken."

Tascha sieht mich nachdenklich einen Moment an. Dann antwortet sie seufzend.

„Ich verstehe und werde gehorchen." -

„Das klingt, als würdest Du es bedauern, dass ich Dich nicht in den Tod schicke..." ich schüttele verständnislos den Kopf.

„Gut, Du bist eine Kriegerin, aber so etwas..."

Ich sehe noch kurz ihre schreckgeweiteten Pupillen, bevor sie aus dem Kurs taumelt. Es dauert einen Moment, ehe sie sich wieder gefangen hat und wieder herankommt.

„Bitte verzeih mir, Eldingar. Ich habe erst jetzt begriffen, was für einen Unsinn ich zu Dir gesagt habe. Nein, natürlich möchte ich nicht sterben, ich will mit Dir leben, unsere Kinder aufziehen und an Deiner Seite älter werden, als je ein Drakarin wurde. - Bitte, sei mir nicht böse, ich wollte Dich eigentlich nur darum bitten, mich nicht vollkommen auszuschließen, nur weil Tyria sich da nichts sagen lässt."

Sie zuckt zusammen.

„Und sage mir bitte, dass das wirklich nur ein harmloses Gewitter ist und wir gleich in die Höhle gehen um es uns da gemütlich zu machen..." -

„Das ist in der Tat nur ein normales, für uns beide harmloses Gewitter. Aber in der gemütlichen Höhle werden wir Deine Kräfte nicht erwecken können, dazu musst Du schon raus, in die Blitze, ihre Energie einfangen und Dich aufladen."

Ihr Blick ist der eines ängstlichen Kindes, das aus einem dunklen Keller Kartoffeln holen soll. Aber sie sagt nichts weiter, ihr ist mehr als bewusst, dass sie mir eben noch die toughe Kriegerin gezeigt hat.

Durch dem jetzt sehr direkten Kurs und vor allem wegen dem hohen Tempo, das Tyria vorgibt, sind wir bereits kurz vor unserem Wohnsitz. Tyria setzt zu einem rapiden Sinkflug an und landet direkt vor einer Gruppe von acht Dracciern, die in bequemer Reisekleidung gemeinsam mit Jaya und Shankar, beide in ihrer Garderüstung, auf dem Platz vor der Höhle stehen.

Sofort werfen die Besucher sich zu Boden. Tyria legt das Wildbant neben dem Höhleneingang ab und spricht wohl zu den Dracciern, die sich etwas unsicher wieder aufrichten und zu uns hoch blicken. Tascha landet als nächste, ich drehe noch eine Runde. Sie wird offensichtlich auch als Feral erkannt und die Begrüßung fällt schon deutlich entspannter aus, auch wenn die Draccier angesichts einer Feral schon noch etwas vorsichtiger sind.

Schließlich setze ich zur Landung an. Die Gruppe liegt sofort wieder auf dem Boden, um mich angemessen zu begrüßen, Tyria verdreht die Augen und Jaya und Shankar zucken nur leicht mit den Schultern, als ich sie anblicke. Aber auch sie knien kurz nieder, als ich lande. Tascha nimmt mir den Banthengst ab und legt ihn zu den anderen Wildbants.

Einer der Draccier, ein ungewöhnlich großer, kräftiger Bursche - vermutlich Ranga, den mir Shankar schon angekündigt hatte - richtet sich auf, bleibt aber auf den Knien.

„Hoher Lord der Drachen, Paladin Erces. Bitte erlaubt Eurem Diener Ranga zu Euch zu sprechen." Er sieht mich dabei recht selbstbewusst an, auch wenn seine Rede ein wenig gestelzt ist.

Ich nicke leicht.

„Ich danke Euch, edler Lordpaladin. Ich wurde beauftragt, Euch die Grüße der Ältesten des Stammes der Ostländer Draccier - dem Stamm, dem Shankar als Nachfolger des Stammesschamanen angehört - zu übermitteln. Und gleichzeitig Euch die Grüße des Häuptlings und des Rates vom Stamm der Ganga-Draccier - dem Stamm der Herrin Jaya - auszurichten."

Ich überlege kurz - Shankar ist der Nachfolger des Stammesschamanen? Und was bedeutet wohl 'Herrin Jaya'?

Aber Ranga spricht schon weiter.

„Beide Stämme sind Euch dankbar dafür, dass Ihr Jaya und Shankar für Wert befunden habt, Euch dienen zu dürfen. Dass wir die beiden nun aber sogar als Eure Waffenmeisterin und Gardehauptmann antreffen, wird in den Stämmen Aufsehen erregen. - Natürlich ist uns bewusst, dass die Notwendigkeit dieser Ränge am Hof eines Drachenlords eher gering ist, aber die Ehre, die Ihr damit allen Dracciern erweist, könnt Ihr vermutlich nicht ermessen.

Umso glücklicher ist die Entscheidung unserer Stämme, Euch zu bitten, sechs meiner Begleiter, genau genommen drei Draccier vom Oststamm und ein Dracca sowie zwei Dracci vom Ganga-Stamm, bei Euch Unterkunft zu gewähren, damit sie Euren Gardisten Unterstützung gewähren können."

Bei seinen Worten haben sich die Angesprochenen aufgerichtet. Tatsächlich hatte ich schon den Geruch von Draccier-Weibchen bemerkt. Ihre Kleidung tarnt sie aber sehr gut, wohl Absicht auf der Reise hierher.

Ich hatte Jaya zwar schon angeboten, dass sie sich eine Hilfe für die Haushaltsarbeit nimmt, was sie ja immer abgelehnt hat - unter anderem mit dem Hinweis, dass wir Drachen sehr pflegeleicht seien, gut - pflegeleicht ist meine Interpretation ihrer Argumente, dass wir außer ein wenig Bedienung in der Anthrowohnung nur wenig Aufmerksamkeit einfordern und zudem unsere Umgebung stets sauber und ordentlich halten. - Aber brauche ich wirklich noch sechs weitere Bedienstete? Ja, Wohnraum ist ausreichend vorhanden, aber...

Die Draccier haben meine Gedanken wohl schon vorhergeahnt. Jedenfalls spricht Ranga weiter.

„Uns ist bewusst, dass am Hof eines Drachenlord keine Notwendigkeit für weitere Bedienstete ist, sicher noch weniger für Söldner. Wir sind freiwillig hier, bitten Euch nur um Unterkunft, alles weitere werden wir selbständig besorgen. Wir wollen keine Entlohnung, keinen Sold von Euch, wir wollen nur die beiden Edlen unserer Stämme unterstützen in ihrem Dienst für Euch."

In meinem erweiterten Sehfeld erkenne ich, dass sowohl Tyria, als auch Tascha die Draccier eher fragend ansehen, Tascha wirkt sogar ein wenig böse, wohl weil auch sie nichts von einem hohen Rang der Beiden in ihren Stämmen gewusst hat.

Ich atme erst einmal tief ein.

„Jaya, Shankar - ihr seid mir wohl eine Erklärung schuldig. - Später.

Zunächst weist ihr den Sechs, die hierbleiben, eine Unterkunft zu. Dann kleidet ihr sie ein und weist sie in ihre Aufgaben hier ein. Heute Abend nimmst Du ihnen dann hier in der oberen Höhle in meinem Beisein den Gardeeid ab, Jaya. Danach erwarte ich eure Erklärung.

Dann nehmt ihr beiden euch frei, damit ihr mit Ranga in Ruhe reden könnt. Unsere Versorgung können die Neuankömmlinge dann durchführen, so gewöhnen sie sich gleich an uns."

Jaya setzt an, wohl um mir zu widersprechen, was die Bedienung angeht. Aber ein Blick reicht ihr, um zu wissen, dass ich ihr böse bin, weil sie mir etwas verheimlicht haben. Also verneigt sie sich nur.

„Ich habe verstanden, Herr." -

„Hoffentlich...

  • Verzeih Ranga, dass ich mich erst jetzt an Dich wende. Ich begrüße euch als Boten eurer Stämme und freue mich auf ein Gespräch mit euch.

Der Bitte eurer Stämme komme ich gerne nach, da Jaya und Shankar ja offensichtlich so mit Arbeit ausgelastet sind, dass sie vergessen haben, mich über ihre Herkunft zu informieren. Da können sie die Hilfe sicher gut brauchen."

Ich ignoriere die flehenden Blicke, die Jaya mir zuwirft.

„Natürlich bekommt ihr auch Unterkunft, solange ihr hier bleiben wollt."

Auf meinen Blick nickt Jaya nur stumm und schaut zu Boden.

„Ich denke, heute habt ihr untereinander genug zu bereden. Wir werden dann morgen miteinander sprechen. Ich vermute, die Führer eurer Stämme haben euch auch einiges an Fragen mitgegeben. Morgen habe ich Zeit für euch, heute habe ich erst noch eine Blitzdrachin zu erwecken, dann die Aufnahme eurer Leute in meinen Dienst und danach möchte ich mich meinen Partnerinnen widmen."

Das fast schon freche Grinsen von Ranga ignoriere ich belustigt.

„Ich danke Euch für Euer Verständnis, Eure Waffenmeisterin und Euren Hauptmann heute Abend dienstfrei zu geben. Wir haben in der Tat viel zu besprechen, worüber wir dann auch mit Euch sprechen möchten." -

„Gut. Jaya und Shankar werden sich um euch kümmern. Ich ziehe mich mit meinen Partnerinnen auf den Gipfel zurück. Wir sehen uns nach dem Gewitter hier in der oberen Höhle."

Ich drehe mich um und bin mit einem kurzen Sprung wieder in der Luft. Tyria folgt mir wortlos, so ist ja auch ihre Art. Tascha wechselt noch ein paar Worte, folgt uns aber auch schnell.

Kurz darauf lande ich auf dem Gipfel, direkt über dem Aussichtspunkt, der über den Gang von meiner Wohnung erreichbar ist.

Tyria setzt gleich nach mir auf. Sie sagt nichts, aber ihr Blick drückt eine gewisse Zufriedenheit aus - ich habe in ihren Augen wie ein Drache gehandelt: kurz und knapp, ohne übertriebene Freundlichkeit.

Tascha folgt etwas später, wohl mehr aus Respekt, was vor ihr liegt, als wegen der Situation eben. Sie gleitet heran und setzt sanft neben mir auf.

„Verzeih mir bitte, Großer. Ich habe nicht gewusst, dass mehr hinter den beiden steckt. Ich kannte sie auch nur als einfache Draccier, die einen Dienstherrn suchten. Mir haben sie auch alles verheimlicht - und ich dachte, ich wäre ihre Freundin..."

Ich reibe sanft meine Nüstern an ihren.

„Mach Dir darüber keine Gedanken. Ich verstehe ja sogar, warum sie ihren wirklichen Status in ihren Stämmen den anderen - besonders den Menschen gegenüber verheimlicht haben. Ein Stammesschamane ist schließlich eine nicht unwichtige Person bei den Dracciern, das Wissen könnte missbraucht werden. Und die Position Jayas ist ja noch nicht verraten worden, das hat sogar Ranga noch geheimgehalten. Aber der Titel 'Herrin' lässt auch auf einen sehr hohen Rang schließen.

Aber so nahe, wie wir uns hier stehen, auch mit den beiden, gerade auch mit Jaya... und nachdem was sie alles von mir wissen - da hätte ich schon erwartet, dass sie mir gegenüber ehrlich sind und ihren Rang in ihren Völkern offenbaren.

Also werde ich ihnen bis morgen erstmal böse sein und ihnen die kalte Schulter zeigen." -

„Du hast eine kalte Schulter? Komm mein Sternenhimmel, ich wärme Dich gerne wieder auf."

Tyria züngelt an meinen Schultern um herauszubekommen, welche ich mir wohl unterkühlt habe.

„Ich nehme Dein Angebot gerne an, meine Wolke. Aber mit kalter Schulter ist in solchen Zusammenhängen eine emotionslose Zurückhaltung gemeint." -

„Ach so, ein Menschenspruch. - Aber Du bist wirklich kalt, mein Sternenhimmel. Ungewöhnlich kalt, selbst für einen, der kein Feuerdrache ist. Du bist doch nicht krank? Frierst Du?" -

Ich horche in mich hinein. Aber ich spüre nichts ungewöhnliches, fühle mich nicht krank oder unwohl. Schulterzuckend schüttele ich den Kopf.

„Nein, ich fühle mich gut, auch wenn ich nicht wirklich weiß, wie sich kranksein für einen Drachen anfühlt. Jedenfalls fühle ich mich nicht anders, als sonst auch. Ich habe nur meine Kräfte aktiviert weil ich die Gefahr von Positivblitzen spüre. Die sind nicht ohne und treten manchmal auch weitab von dem eigentlichen Gewitter auf." -

„Das ist es." Tascha grinst erleichtert.

„Ich habe es schon auf der Reise an die Küste bemerkt: Wenn Du Deine Kräfte aktivierst, sinkt Deine Temperatur spürbar ab. Damals habe ich da nicht weiter drauf reagiert, weil ich nicht weiß, wie es bei euch normalerweise ist." -

„Ja, wie ist es eigentlich normalerweise bei uns..." ich sehe Tyria fragend an, aber auch sie zuckt nur die Schultern, scheint aber auch wieder etwas beruhigt zu sein.

„Ich habe da nie drauf geachtet und normalerweise ist ja auch etwas los, wenn wir unsere Kräfte aktivieren..."

Ich muss grinsen, 'es ist etwas los' ist eine nette Umschreibung für das, was passieren dürfte, wenn ein Feuerdrache seine Kräfte einsetzt.

„Wie ich mich erinnere, hatte Eldflóð nach seinem Kampf mit mir noch eine Zeitlang eine spürbar höhere Körpertemperatur. Ich hatte mir nichts dabei gedacht - dass ein Feuerdrache sich im Kampf aufheizt, schien mir normal."

Wir stehen hier, meine beiden Weibchen mir gegenüber, ihre Köpfe dicht an meinem, mich manchmal sanft an den Wangen oder am Hals reibend. Aber jetzt kommt Tyria näher, ihr Züngeln sagt mir, dass sie sich mit meiner niedrigen Körpertemperatur nicht abfinden mag.

„Leg Dich hin, mein Sternenhimmel. Deine Temperatur kann auf Dauer nicht gut sein, Du bist ja ohnehin immer so kalt. Lass mich Dich wärmen, solange wir hier warten." -

„Wieso? Wie ist denn meine Temperatur?" frage ich, während ich es mir auf dem Gras bequem mache. Für mich scheint alles normal. -

„Höchstens noch 35° - Deine Schuppen sind ja eiskalt..." -

„Das ist für einen Menschen nur eine leichte Untertemperatur, völlig ungefährlich. Vielleicht reduziert mein Körper so den Stoffwechsel, um die Energien für meine Kraft erzeugen zu können."

Tyria schmiegt sich jetzt links - meine Herzseite, die den Drachen wichtig ist und ihr als Hauptpartnerin zusteht - an mich. Sie ist offensichtlich wirklich gewillt, mich aufzuwärmen, so eng ist ihr Körperkontakt. Zudem deckt sie mich mit ihren Schwingen ab, so gut es geht. Ich halte allerdings meine rechte Schwinge frei, um notfalls einen Blitz abfangen zu können, denn Tyria würde den recht unangenehm empfinden.

Tascha beeilt sich, sich auf meine rechte Seite an mich zu kuscheln. Mit sanftem Zupfen mit ihren Lippen bewegt sie mich, sie mit meiner rechten, freien Schwinge zuzudecken. Schließlich hat sie sich darunter so zusammengerollt, dass fast nur noch ihr Kopf auf meiner Schulter unter meiner Schwinge hervorschaut. Sie will mich nicht aufwärmen, sie sucht Schutz bei mir, denn das Gewitter ist immer deutlicher zu spüren. Große Erce, jetzt erst spüre ich, wie angespannt meine kleine zukünftige Blitz-Kriegerin ist.

„Wie ist denn die normale Temperatur bei Euch Feuerdrachen?" lenke ich weiterhin das Thema vom Gewitter ab. -

„Oh leicht 45° es kann bis 50° gehen. Im Kampf auch über 60°. Deswegen bin ich ja so besorgt, dass Du fast nur noch die halbe Körpertemperatur hast." -

„Oh - schon bei 45° wäre ein Mensch bereits tot. Bei dieser Temperatur beginnen wichtige Proteine und Enzyme in den Zellen zu zerfallen. Das ist wie langsames Kochen..."

Mir kommt plötzlich die Frage, woher Drachen eigentlich so genaue Temperaturangaben kennen, die Übersetzung in Grad Celsius habe ich für mich gemacht, aber die Angabe von Tyria ist sehr konkret und sie kann mit meinen Informationen auch etwas anfangen. -

Tyria sieht mich an und lächelt plötzlich.

„Wir Feuerdrachen haben ein sehr feines Gefühl für Temperaturen, sie sind für uns so wichtig, dass wir genaue Abstufungen dafür haben. Zeit und Geschwindigkeit sind für uns Drachen allgemein dagegen weniger wichtig, wie Du weißt. - Das war für euch Menschen da drüben übrigens mal ähnlich, wenn Du Dich erinnerst." Sie hat meine Gedanken erraten.

„Und wir Drachen sind sehr viel robuster als die Mammalen. Unsere Körper halten sehr viel mehr aus. Eisdrachen können sogar einfrieren und sind dabei noch aktiv. Und wir Magmadrachen können leicht durch einen Lavasee schwimmen. Auch wenn ich es nicht als angenehmes Bad bezeichnen würde." Ihr Grinsen sagt mir, dass Lava auch für sie recht heiß ist, ein Magmadrache es aber länger tolerieren kann.

„Nach dem, was ich von Eldflóð gehört habe, bist Du sehr Hitzetolerant. Du bist kein Feuerdrache, normalerweise hätte er Dich deutlich gezeichnet, ich habe andere gesehen, die gegen ihn gekämpft haben. Bei Dir habe ich außer den Narben seiner Krallen aber nichts gefunden."

In der Tat scheinen die leichten Spuren, die an einigen meiner Schuppen zu sehen waren, verheilt zu sein.-

„Naja, es war ja eigentlich kein richtiger Kampf..."

Ihr wütendes Schnauben unterbricht mich.

„Rede nicht immer darum herum." faucht sie mich an.

„Du hättest mit vollem Recht seine Position beanspruchen können. Ich kenne ihn gut genug - wenn er mir sagt, er hätte alle seine Kraft in seine Angriffe gelegt und trotzdem hast Du ihn niedergekämpft, dann glaube ich ihm."

Ihre Stimme wird wieder weicher.

„Aber ich achte auch Deinen Entschluss, sogar ein Drache versteht es, wenn ein Neuankömmling nicht so unmittelbar in bestehende Strukturen einbrechen möchte."

Mit einem kurzen Zischen hält sie mich wieder davon ab, etwas zu erwidern.

„Ich möchte Dich ja manchmal gerne überzeugen, mehr ein Drache zu sein - auch wenn ich den Alten Drachen in Dir ein wenig fürchte. - Aber eigentlich ist mir der Mensch, der immer noch in Dir steckt viel lieber. Wir Drachen sind immer so emotionslos oder unterdrücken unsere Emotionen - mit Ausnahme unserer Wut... - aber bei Dir kann ich mich so richtig frei fühlen und mal meine anderen Gefühle erfahren und vor allem ausleben. Eine interessante Erfahrung."

Tascha zuckt heftig zusammen. Sie hat sich in den letzten Minuten deutlich entspannt, nur auf stärkere Entladungen hat sie noch leicht reagiert, aber der Blitz eben war bereits recht nahe und sehr kräftig. Ich lege meinen Schwingenarm ein wenig fester um sie.

Ich verzichte auf eine Antwort an Tyria, sie erwartet auch keine wie ich inzwischen weiß. Wir liegen einfach eng beieinander und ich beginne die Wärme, die beide an mich übertragen zu genießen. Zwar ist mir wirklich nicht kalt, aber als Drache mag ich es durchaus warm.

Während Tascha ihren Kopf auf meiner Schulter liegen lässt und mit geschlossenen Augen versucht, sich an die Empfindungen ihrer neu geweckten Sinne zu gewöhnen, legt Tyria ihre Nackenfinnen an und legt ihren Hals um meinen. Ihren Kopf schmiegt sie jetzt rechts an meinen und gemeinsam blicken wir in die unterhalb der Wolken überraschend klare Ferne. Tyria ist schnell in der drachentypischen Meditation versunken - allerdings scheint ihre Meditation jetzt stark von ihrer Liebe zu mir beeinflusst zu sein, denn mit sanften Bewegungen reibt sie ihren ganzen Körper leicht an meinem, ihre Schuppen gleiten angenehm auf meinen. Ich lasse meine Zunge noch einmal leicht über ihre Nüstern gleiten bevor ihre meditative Ruhe sich auf mich überträgt und auch ich in diesen schwebenden Zustand gleite.

Menschen sollten diesen Zustand aber nicht mit Schlafen oder einem völligen Abschalten verwechseln. Zwar ist es ein Ruhezustand, der uns hilft unser langes Leben zu meistern, aber unsere Sinne sind weiter hellwach und wir registrieren alles um uns herum - sogar sehr viel mehr, als im aktiven Zustand. Wenn ich 'wach' bin, filtert mein Gehirn sehr viel mehr heraus um mich nicht zu überfordern und was übrigbleibt ist schon schwer genug für mich, das alles richtig zu verarbeiten. Jetzt in diesem Zustand aber habe ich immense Kapazitäten frei und nach wenigen Minuten strömen gewaltige Informationsmengen in mein Bewusstsein. Ich rieche sehr viel mehr, nicht nur das Gras, das ich unter meinen Bauchschuppen spüre, und dabei etliche Halme zerdrücke, sondern auch den Boden auf dem es wächst. Auch die Gerüche und Geräusche der Wälder sind sehr viel intensiver und umfangreicher, als im aktiven Zustand. Die Vögel flattern von Ast zu Ast, Nager, die über die Bäume huschen und Früchte oder Nüsse verzehren. Und ich höre den Löwen rechts hinter uns atmen und sich leicht bewegen, den ich natürlich - selbst gegen den, momentan sehr leichten, Wind - schon gerochen habe. Und jetzt erkenne ich deutlich, dass es kein normaler Löwe ist, zwar ist der Löwengeruch im Vordergrund, aber da ist auch deutlich ein Ton, der ihn unterscheidet. Ein mir irgendwie bekannter Geruch, den ich aber nicht zuordnen kann. Und da ist auch etwas entfernt menschliches in seinem Geruch - nein... vermutlich hat er zuletzt Beute bei einer menschlichen Siedlung gemacht und das rieche ich jetzt.

Vom Löwen strahlt nur Neugierde aus, keine Aggression oder Jagdlust, das kann ich in einer sich drehenden Böe eindeutig riechen, zudem kann er einem Feral nicht gefährlich werden, also entschließe ich mich, aufzupassen, ihn aber ansonsten zu ignorieren. Irgendetwas scheint ihn an uns zu interessieren, soll er seine Neugierde stillen.

„Wollen wir ihn ignorieren?"

Ganz leise höre ich Tyrias Stimme. Auch sie hat ihn natürlich bemerkt, selbst wenn meine Sinne feiner sein sollten, in diesem Zustand ist auch sie sehr viel empfänglicher. - Vermutlich auch ein Grund, warum Drachen diesen Zustand so gerne herbeiführen und stundenlang darin verharren.

„Ja, lassen wir ihn seine Neugierde stillen."

Ich spüre kurz ihre Zunge an meinen Nüstern, womit sie mir ihr Einverständnis kundgibt. Dann verlieren wir beide uns wieder in unseren Empfindungen - wobei meine beiden Weibchen für mich da sehr wohl dazugehören.

Ihr kurzer Einwurf hat meine Aufmerksamkeit jetzt auf meine beiden Drachinnen gelenkt. Ich sauge alle Eindrücke von ihnen geradezu auf, was bei dem so unmittelbaren Kontakt recht einfach ist. Tyria strahlt die überlegene Ruhe einer erfahrenen Drachin aus. Alles an ihr sagt: ich bin eine Große Drachin, selbstbewusst und selbständig. Und gleichzeitig spüre, ja rieche ich ihre fast schon bedingungslose Liebe zu mir und ihre Bereitschaft mit mir zu teilen, ja sich sogar zu unterwerfen, wenn es notwendig ist.

Tascha ist heute lange nicht so selbstbewusst, wie ich sie sonst kenne. Obwohl ich im Untergrund deutlich ihren Kriegerstolz spüre, wird der heute von ihrer Unsicherheit wegen dem Gewitter und dem Erwecken überstrahlt. Sie muss wirklich eine furchtbare Angst vor Blitzen entwickelt haben, ungewöhnlich, denn auch für eine Drakari ist ein Blitz nicht sehr gefährlich. Aber ich spüre auch deutlich, dass sie sich jetzt fest entschlossen hat, es durchzustehen - jetzt will sie es zu Ende bringen, ihre Kräfte wecken lassen... mir die Partnerin werden, die mir nützlich sein kann.

Und unter dem allem rieche ich ihre Fruchtbarkeit. Sie hat seit höchstens einer Stunde ein reifes Ei, das bereit zur Befruchtung ist, länger nicht, ihr Duft ist noch sehr zart. Erst deutlich später entwickeln sich die Pheromone um ein Männchen anzulocken, aber das Ei kann bereits jetzt befruchtet werden, wenn sie es will. Durch meine meditative Ruhe hindurch lächele ich - vielleicht werde ich morgen schon Vater. Ob sie es mir vorher verrät?

Aber dieser Duft erinnert mich an eine unterschwellige Andeutung, die ich auch bei Tyria wahrgenommen habe, aber da nicht zuordnen konnte. Ich konzentriere mich noch einmal auf Tyria: Ja - auch sie trägt diesen zarten Duft eines gerade gereiften Eies, den ich bewusst wohl nie wahrnehmen würde, besonders bei ihr nicht. Auch Tyria ist fruchtbar! Auch sie trägt jetzt ein reifes Ei, bereit zur Befruchtung! - Ich kann mich gerade noch beherrschen, zucke nur einmal leicht, was Tyria mit einem noch intensiveren Anschmiegen beantwortet. - Tyria... nein, nicht dass sie ein reifes Ei hat verwirrt mich, aber dass sie es bereits jetzt hat. Sie hat doch noch gestern davon gesprochen, dass sie Tascha als Nebenpartnerin akzeptiert, weil sie selber noch nicht zu Nachwuchs bereit ist. Dass sie wohl noch ein paar Jahre Zeit braucht. Und nun ist sie fruchtbar... Auch erst seit kurzer Zeit, höchstens eine Stunde, denn ihre Hormone sind noch undeutlich und sie trägt auch noch keine Pheromone - wobei ich vermute, dass sie diese auch bewusst steuern kann. Und Tyria wird sicher heute noch ihre Paarung einfordern.

Der Gedanke morgen Abend vielleicht schon zweifacher Vater zu sein lässt mich tief einatmen - Erce, was gewährst Du mir hier in Deiner Welt...

_'Was ist los Großer, Du bist plötzlich so erregt.'_spüre ich Sálleiðtogi. Meine Gefühle müssen so intensiv gewesen sein, dass ich sie an meine Kleine übertragen habe.

Ich blocke meine jüngsten Erkenntnisse vor ihr, das muss sie noch nicht wissen. Noch ist ja nichts passiert und vielleicht passiert ja auch nichts.

'Schade, Du verheimlichst es vor mir.' Sie ist etwas enttäuscht. -

'Ich habe gerade etwas erfahren, dass mich etwas überrascht hat - positiv überrascht. Aber es ist noch nicht sicher, daher möchte ich es noch nicht bekannt machen - auch Dir noch nicht. Entschuldige bitte.' -

'Schon in Ordnung. Du wirst es mir sicher mitteilen, wenn es soweit ist. - Hier ist alles ruhig, fast langweilig. - Ach so, heute war Mama noch mit mir in dem Dorf, in dem Du das Menschenmädchen Raissa gerettet hast, Du sagtest ja, dass sie mir helfen soll. Das ist wirklich interessant, wir haben ein wenig gespielt und uns viel unterhalten. Mama hat gesagt, dass wir uns jetzt öfter treffen werden.'

Ach Fjörgyn, ohne zu wissen, was überhaupt hinter meinen, mir selber unklaren, Worten steckt, hast Du vermutlich genau die richtige Entscheidung getroffen. Du bringst schon jetzt die beiden als Kinder zusammen, damit sie sich spielerisch aneinander gewöhnen und sich anfreunden können.

'Du magst Raissa?' -

'Oh ja, sie ist nett. Und obwohl sie sagt, dass sie mir dienen soll, verhält sie sich wie eine Freundin. Das ist mir auch lieber. - Weißt Du, was sie bei mir machen soll?' -

'Nein, es war nur eine Information von Erce ohne weiteres Wissen. Aber ich vermute, die kleine Raissa hat auch besondere Kräfte, die ihre Seele mit anderen sprechen lässt. Jedenfalls kann ich sie da unter den Felsen nicht wirklich gehört haben, da ich mich nicht darauf konzentriert habe. Ich habe wohl eher ihre Seele gehört, als ihre Stimme. Probiere doch bei den nächsten Treffen vorsichtig, ob ihr Kontakt bekommt, dann wissen wir vielleicht schon mehr.' -

'Ich verstehe. Das wäre toll, wenn ich auch mit einem Menschen so Kontakt haben könnte. Ich vermute, es wird aber wohl etwas dauern, bis sie es richtig kann - wenn überhaupt.' -

Meine kleine Schwester ist wirklich viel weiter, als es für ihr Alter normal sein sollte.

'Eine gute Überlegung. Ja, ich denke auch, dass ihre Fähigkeiten noch nicht ausgereift sind - wie Deine ja auch.' -

_'Ich verstehe und höre auf Deine Warnung, mein Lordpaladin.'_Ernsthaftigkeit, aber gleichzeitig auch eine leichte Belustigung schwingen mit.

'Ach ja. Sergej, ihr Bruder, hat bald seine Ausbildung bei seinem Vater beendet und will auf Wanderschaft gehen. Er fragte mich, wo Du bist. Ich habe ihm gesagt, dass Du jetzt einen ganzen Tagesflug eines Drachen weit weg wohnst, aber er will trotzdem zu Dir kommen und möchte wissen, wie er Dich finden kann.' -

Oh, der junge Mensch möchte wohl eine Schuld bei mir abarbeiten. Eine Schuld, die ich nicht sehe.

'Versuche bitte, es ihm auszureden. Es gibt keine Schuld, die er bei mir abgelten muss. Und er möchte daran denken, dass es für einen Wandergesellen mindestens drei bis fünf Sommer dauert, bis er bei mir ankommt. Dann ein paar Jahre hier bei mir und die Reise zurück - er wird also möglicherweise seine Eltern nie mehr sehen. Aber wenn er es sich nicht ausreden lässt, informiere mich bitte. Ich denke, mit Eldflóð, Kyrin und Mom's Hilfe werden wir ihn schneller reisen lassen. Sobald er hier in meinem Reich ist, werden die Drakarin ihm helfen. - Aber das ist nur die Notlösung, wenn er sich nicht abschrecken lässt.'

Oh Erce, womit muss ich mich noch alles beschäftigen? - Obwohl, wenn er die Schmiedekunst seines Vaters gelernt hat und sie annähernd beherrscht, kann er mir sicher einige wertvolle Dinge herstellen. -

'Ich habe verstanden. Lass uns Schluss machen, ich möchte Dich nicht weiter bei der Meditation stören.'

Schon ist sie wieder weg. Allerdings auch meine Konzentration, so schnell komme ich nicht wieder in die richtige Stimmung, das weiß ich aus Erfahrung. Aber andererseits ist das Gewitter ungefähr noch eine Viertelstunde entfernt, das kann ich auch so leicht abwarten.

Auch Tascha spürt die Nähe, sie hebt ihren Kopf von meiner Schulter.

„Es ist gleich hier - dann muss ich wohl..." -

Ich drücke sie ein wenig mit meinem Schwingenarm, während Tyria ihren Kopf noch einmal an meinem reibt und mich dann loslässt. Auch sie ist aus der Meditation erwacht.

„Nein Tascha, Du musst nicht. Wir können jetzt in die Höhle gehen und Jaya und Shankar niedermachen. Aber ich werde Dich dann nie wieder dazu auffordern. Ich helfe Dir, aber dann musst Du selber den Entschluss fassen und mich fragen."

Beim 'niedermachen' huscht ein kurzes Grinsen über Taschas Gesicht.

Tyria stupst mich an.

„Lass ihr Zeit. Sie muss ihre Angst erst vergessen und lernen, dass ihr als Feral ein Blitz nicht wirklich gefährlich werden kann. - Für Dich war ein Blitz doch auch sehr gefährlich, wie hast Du Deine Angst überwunden?" -

„Obwohl für einen Menschen ein Blitz fast immer tödlich ist, hatte ich nie wirklich Angst vor einem Gewitter - natürlich war ich vorsichtig. Und hier bin ich gar nicht erst auf die Idee gekommen, Angst zu haben. Allerdings haben Fjörgyn und Eldflóð mir auch gesagt, dass für uns ein Blitz mehr unangenehm, als gefährlich ist. Und als ich die Energie im Gewitter spürte, die erfrischend über meine Schuppen prickelte, war Furcht auch kein Thema mehr, im Gegenteil, ich konnte den ersten Blitz kaum erwarten." -

Tascha seufzt.

„Wenn ich doch auch nur dieses Gefühl hätte - ja, irgendetwas kribbelt da schon, aber ich kann meine Angst einfach nicht verdrängen. Ich hoffe, ich kann sie wenigstens überwinden."

Wir reiben kurz unsere Nüstern aneinander. -

„Da ist also doch meine Kriegerin. - Keine Sorge, es wird schon. Konzentriere Dich erst einmal auf die angenehme Seite, das wohlige Kribbeln der Energie auf Deinen Schuppen. Um die Blitze werde ich mich erst einmal kümmern, bis Du soweit bist." -

„Kann ich dabei in Deiner Nähe bleiben? Ich meine, wenn Du einige Blitze..."

Tyria wirkt zwar nicht ängstlich, aber unangenehm wäre es für sie schon, das ist mir klar. -

„Wenn ich mich über Dich stelle, wirst Du nichts davon spüren, selbst wenn Du mich berührst. Ich sauge die Blitze auf, bevor etwas bei Dir ankommt. - Und Du brauchst auch keine Angst haben, Tascha, auch wenn Du frei neben mir stehst. Halte nur Deine Schwingen unten, dann fange ich die Blitze solange auf, bis Du bereit bist. - Selbst wenn es dazu noch ein Gewitter braucht..."

Tascha krabbelt unter meiner Schwinge hervor und stellt sich vor mich. Sanft streichelt sie mit ihrer rechten Hand meine Wange und schiebt dann ihre Fangzähne hinter meine. Ein zwar kurzer, aber doch intensiver Kuss zeigt mir ihre Dankbarkeit, aber auch ihre Entschlossenheit, die sich unter ihrer immer noch spürbaren Furcht versteckt.

Ich stehe auf und recke mich erst einmal wohlig und genieße die angenehmen Schauer, die über meine Schuppen laufen. Bei dem etwas zweifelnden Blick von Tyria muss ich grinsen - so wohl angesichts eines aufziehenden Gewitters kann sich sicher nur ein Blitzdrache fühlen.

Tascha steht vor mir und schaut mit Zweifel im Blick zu dem Gewitter herüber, das langsam die Täler heraufzieht.

„Hast Du Deine Sinne noch offen?" frage ich sie.

Sie schüttelt den Kopf.

„Nur Mut, jetzt, mit dem Gewitter vor Augen ist es nicht so überraschend, was Du spürst."

Ihr zweifelnder Blick, mit dem sie mich ansieht, sagt mir, dass sie am liebsten doch in der Höhle wäre. Sie steht mit gesenktem Kopf vor mir und schließt ihre Augen, ihr Schwanz zeigt mir deutlich ihre Angst - aber sie folgt meiner Anweisung, ich kann jetzt bei jedem Blitz den sie ebenso wie ich spürt, sehen wie sie zuckt und Schauer deutlich über ihre Schuppen laufen. Allerdings sind das eindeutig Angstschauer...

„Achje Tascha, mir war nicht wirklich klar, wie sehr Dich die Blitze erschrecken. Hattest Du schon immer so eine große Furcht vor Gewittern?"

Sie nickt.

„Ja. Wobei ich als Kind zuerst die Gewitter toll fand und am liebsten draußen herumgelaufen wäre. Aber meine Pflegeeltern hatten ... hatten große Angst vor den Blitzen und haben es mir immer verboten. Wir haben uns dann in eine Ecke der Hütte verkrochen und ich hatte da nie verstanden, warum sie so - ohh ... so große Angst hatten. Bis dann eines Tages, ich war wohl etwas über ein Jahr alt, direkt in die Hütte neben unserer ein Blitz eingeschlagen ist und die Bewohner getötet hat. Danach sind dann viele Hütten, auch unsere abgebrannt. Seither habe ich die - hiih ... diese ... schreckliche Angst vor den Blitzen."

Auweia, mit so einem Erlebnis in ihrer Jugend ist es ja kein Wunder. Jedes Stocken, jedes gedehnte Wort war ein Blitz, der ihre Sinne erregte.

Ich reibe meine Wange an ihrer.

„Tascha, meine Kleine. Wenn Du mir das vorher gesagt hättest... - Deine Pflegeeltern haben ja richtig gehandelt, für Menschen und Draccier ist so ein Gewitter wirklich sehr gefährlich und die einfachen Hütten bieten keinen Schutz, höchstens vor dem Regen. Und in dem Alter wäre es sicher auch für Dich nicht ungefährlich gewesen. - Dann dieses Erlebnis so unmittelbar - dass Du Blitze dann fürchtest... Dazu noch meine Blitze, die schon in geringer Stärke schmerzhaft für Dich sind... - Da habe sogar ich Verständnis ... als Blitzdrache meine ich. Obwohl ich eigentlich sagen müsste: 'Egal, kämpfe Dich da durch'."

Gerade schlägt ein Blitz in wenig mehr als einem Kilometer Entfernung in einen Baum ein. Tascha, die jetzt zu dem Blitz und dem Knall noch die starken Empfindungen ihrer Sinne dazu bekommen hat, schreit erschreckt auf und springt mir entgegen. Ehe ich reagieren kann, presst sie ihren zitternden Körper an mich und versucht ihren Kopf unter meiner Schwinge zu verstecken, wie ein schutzsuchender Nestling.

Ich wechsele einen Blick mit Tyria, die sofort erkennt, dass ich hier abbrechen will und zustimmend nickt. Mit dem Rechten Arm umfasse ich Tascha und lege meine Nüstern sanft gegen ihre Schultern.

„Alles ist gut, Tascha, ich fange die Blitze ab, sie können Dich nicht treffen. Lass uns in die Höhle gehen und alles in Ruhe und langsam angehen. Irgendwann bist Du dann sicher bereit, Dich einem Gewitter zu stellen - aber nicht heute."

Ich spüre ihr Kopfschütteln unter meiner rechten Schwinge bevor sie ihren Kopf wieder hervorzieht und mich tapfer anlächelt.

„Nein. Wie kann ich Deine Partnerin und eine Blitzdrachin sein, wenn ich vor einem Gewitter weglaufe. Du hast Recht mit Deiner Drachenmeinung, ich muss mich da heute durchbeißen. Wenn Du die Blitze auffängst, kann ich doch neben Dir stehen und wenigstens etwas davon spüren, ohne wirklich Angst haben zu müssen. - Hoffe ich..."

Ich nicke beruhigend.

„Ja, ich nehme die Blitze auf, dann seid ihr beide sicher. Versuche die Blitze nicht zu sehr zu beachten und konzentriere Dich auf die angenehme Seite der Energie im Gewitter. Das müsstest Du doch auch schon spüren."

Zu Tyria blickend recke ich mit einem Lächeln meine Schwingen hoch in die Luft um die Blitze auf mich zu ziehen, wenn das Gewitter gleich über uns sein wird.

„Bei Dir alles in Ordnung?" Sie nickt ernst. Ein wenig Unsicherheit über das was kommt zeichnet sich in ihrem Blick ab. Ich nicke nur beruhigend und blicke dann zu Tascha.

„Spürst Du schon etwas von der belebenden Energie des Gewitters?"

Tascha zuckt nicht mehr bei jedem Blitz, aber die leichten Schauer laufen immer noch jedesmal über ihren ganzen Körper. Immerhin zeigt mir ihr Schwanz mit einem leichten Schlängeln jetzt, dass sie sich sicherer fühlt.

„Soweit alles in Ordnung. Ja, ich fühle mich zwar noch immer unsicher, aber ich spüre auch so ein eigenartiges Prickeln in meinem Körper, irgendwie nicht unangenehm. Aber halte mir bitte die Blitze fern." -

Ich nicke - und spüre, wie sich eine Fangladung am ersten Finger meiner rechten Schwinge aufbaut.

„Natürlich - bereitet euch beide vor, gleich kommt der erste Blitz, nicht erschrecken."

Schon entlädt sich der Blitz und mich durchzuckt die erfrischende Energie der Entladung. Auch wenn ich sie nicht brauche, um selber Blitze abzugeben, so ist das Gefühl doch herrlich.

Tyria hat sich erschreckt mit ihren Händen in meine Arme verkrallt. Die Schmerzen vergehen aber sofort in der belebenden Energie des Blitzes - sie sind ohnehin nicht sehr stark, da sie so gegriffen hat, dass nur die Spitzen ihrer Krallen etwas eindringen.

Tascha hat ähnlich reagiert, sich aber in den Boden verkrallt, sie löst ihre Krallen gerade wieder. Ich dagegen habe ein wohliges Knurren von mir gegeben.

„Wie geht es euch?" -

Tyria antwortet mir sofort.

„Ich habe mich nur erschreckt, aber alles in Ordnung. Hoffentlich habe ich Dir nicht zu viele Schmerzen bereitet, ich habe mich schon sehr festgeklammert. - Oh, Deine Zeichnung und die Augen..." -

„Nicht schlimm mit dem festklammern. Sage bitte, wenn irgendetwas unangenehm wird. - Tascha, bei Dir?" -

„Ich habe mich erschreckt und es ist unangenehm - nein, eigentlich nicht unangenehm, aber eben die Furcht davor. Dabei ist aber auch irgendetwas anderes ... Kann es sein, dass ich mich irgendwie fühle, als ob ich gerade meinen Durst mit einem kühlen Lassi gestillt habe?" -

„Eine gute Umschreibung für das, was ich 'Erfrischende Energie' nenne. - Achtung, der nächste Blitz kommt gleich."

Wieder spüre ich die Fangladung von meinen Schwingen aufsteigen und wenig später durchfließt mich die Energie des nächsten Blitzes. Tyria umklammert wieder fest meine Arme, Tascha wirkt aber schon etwas entspannter.

Noch einige weitere Blitze schlagen ein, ich ziehe sie nicht aktiv an mich, aber so exponiert hier oben fange ich schon einige ein. Ich achte jetzt vorrangig auf Tyria, die aber zunehmend entspannter das ganze auch schon fast zu genießen scheint und sich nicht mehr stärker festkrallt bei einem Blitz, aber auch nicht locker lässt. Ich bemerke, dass sie mich fasziniert mit dunkelrot leuchtenden Augen anstarrt.

Tascha wird mit jedem Blitz, den sie so unmittelbar neben sich erlebt ruhiger - auch wenn ich die Energie aufnehme und das schon noch anders ist, als selber den Blitz zu empfangen. So kann sie sich immer besser auf die angenehme Seite konzentrieren, die ein Gewitter für einen Blitzdrachen hat.

Und jetzt holt sie tief Luft, stellt sie sich vor mich, sieht mich ernst an und hebt, noch etwas zögernd, ihre Schwingen in die Luft.

„Ich habe zwar immer noch Angst davor, getroffen zu werden - aber ich glaube, ich muss es versuchen, wenn ich Dir in Deine strahlenden Augen schauen will. - Vielleicht habe ich ja Glück und werde nicht getroffen..." -

„Es sagt sich zwar leicht, aber Du brauchst keine Angst haben. Machen wir einen kleinen Wettbewerb. Die Blitze suchen sich selber aus, wen sie treffen - Einverstanden?"

Sie nickt, weiter unsicher. Wir spüren, wie sich die Energie für den nächsten Blitz aufbaut, Tascha kneift die Augen zusammen und senkt den Kopf. - Ich entschließe mich, unfair zu spielen und ziehe den Blitz auf mich. Sie atmet sichtlich auf und entspannt sich wieder, hält ihre Schwingen aber weiter in den Himmel gestreckt. Die nächsten beiden kommen schnell aufeinander und wieder ziehe ich sie auf mich, da sie immer noch verkrampft auf den Einschlag wartet. Ich möchte abwarten, dass sie etwas lockerer wird - und ich spüre, dass ihre Speicher jetzt weit offen sind und nur auf die Blitzenergie warten. Ihr Körper ist bereit - ihre Seele noch nicht ganz.

Der nächste Blitz, wieder fange ich ihn ein - aber jetzt war Tascha deutlich entspannter.

„Großer, irgendetwas ist mit mir. Ich verstehe nicht was, aber ich habe das Gefühl mein Körper sehnt sich danach, endlich einen Blitz zu fangen..." -

„Dein Körper hat erkannt, was Du bist. Deine Speicher sind bereit die Energie aufzunehmen. Bist Du es auch?" -

„Nein... Ja... - Ja, ich glaube, ich bin bereit."

Der nächste Blitz kündigt sich an, ich weise ihn ab und spüre, dass die Fangladung von Taschas Schwingen ihn einfangen wird.

„Genieße es, meine Blitz-Kriegerin." sage ich und falte meine Schwingen zusammen.

Ehe Tascha reagieren kann, schlägt der Blitz in ihre linke Schwinge ein. Sie steht da, Kopf hochgereckt, Mund und Augen aufgerissen - aber nicht Schreck oder Angst, nein puren Genuss strahlt ihr Körper aus. Sie erlebt zum ersten Mal die unglaublich belebende Energie, die ein Blitz einem Elektrodrachen einflößt.

Tyria gräbt ihre Krallen tiefer in meine Unterarme, dass ich leise aufstöhne.

„Gib es zu Du Ungeheuer, das hast Du gesteuert." flüstert sie.

Ich nicke leicht.

„Sie war erst jetzt wirklich bereit. Solange habe ich die Blitze noch auf mich gezogen. Aber nun ist sie eine echte Blitzdrachin."

Tascha fängt gerade den zweiten Blitz und genießt die Energie. Nachdem sie den Blitz verarbeitet hat, sieht sie mich mit leuchtenden Augen an - tatsächlich beginnen ihre Augen von innen zu leuchten, aber das ist bei mir ja auch so, Tyria hat es ja schon bemerkt. Vermutlich strahlen meine Augen gerade leuchtend blau, so wie mein Körpermuster jedenfalls leuchtet, ich habe ja einige Blitze gespeichert. Ich muss nachher noch etwas Energie wieder loswerden, da meine Speicher randvoll sind.

Nach einer Minute, in der Tascha nichts sagt - sie muss sicher erst ihre Gefühle sortieren - spüren wir wieder die Energie eines Blitzes ansteigen. Da ich nicht mehr der höchste Punkt bin und zudem die Blitze abblocke, geht wieder von Tascha die Fangladung aus.

„Tascha, was Du gerade spürst, ist das, womit Du den Blitz einfängst und auf Dich leitest. Das geht im Moment auf ganz natürlichem Weg - aber Du kannst diese Fangladung bewusst kontrollieren und einsetzen. So kannst Du mit etwas Übung die Gewitterwolke zwingen, Dir ihre Energie zu geben."

Sie nickt noch kurz, ehe der nächste Blitz sie auf der Energiewelle schwimmen lässt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass besonders beim ersten Mal die Wahrnehmung der Umgebung weitgehend verschwimmt. Später behält man besser die Kontrolle, obwohl ich in den Tornados und dem Zyklon auch irgendwann sehr weit im Unterbewussten war.

Nach drei weiteren Blitzentladungen hat sie erfasst, wie sie ihre Fangladung gezielt einsetzen kann und saugt aktiv noch einige weitere Blitze an, bis das Gewitter schon im Abziehen und kaum noch aktiv ist. Immerhin hat sie so um die 15 Blitze gefangen, aber ihre Speicher sind erst zum Teil gefüllt, wie ich deutlich spüren kann.

„So, das war es leider schon für heute. - Aber Du hast ja jetzt schon einiges an Energie. Zeig uns doch mal einen Blitz."

Tascha nimmt mich wieder bewusst wahr und sieht mich mit orange leuchtenden Augen an, ihre Pupillen werden durch das Leuchten überstrahlt - auch analog zu mir. Über ihren Nasenrücken und entlang ihrer Schwingenarme und -finger wabert ein leichtes Blauweißes Leuchten. Ansonsten sehe ich keine Anzeichen, die ihren Status anzeigen.

„Wie geht das?" -

„Hmm, bei mir ist das schon immer so von selbst gegangen... Warte - wie ist das... konzentriere Dich darauf, hier Deine Energie zu spüren, nicht zuviel, nur einen kleinen Teil der ganzen Energie."

Ich streiche mit einem Finger entlang ihres Halses - Tyria hat meinen rechten Arm losgelassen. Zwar sammele ich dort nicht wirklich die Energie, aber es fühlt sich so an.

„Wenn Du meinst es ist genug - das muss gar nicht viel sein - ja gut, das reicht schon - dann lasse die Energie in Deine Kehle steigen. Dann nur noch den Mund öffnen und Dir vorstellen, dass Du alles, was in Deiner Kehle ist, hinausbläst. - Es tut mir leid, besser kann ich es nicht erklären - ich musste nie darüber nachdenken..."

Ich spüre deutlich, wie sie etwas von der Blitzenergie abgezweigt hat, sie kommt also damit schon zurecht. -

Tascha lächelt.

„Kein Problem, Großer. Du hattest sicher noch genügend andere Probleme mit denen Du zurechtkommen musstest. Und mit der Beschreibung kann ich was anfangen, es fühlt sich tatsächlich so an."

Sie konzentriert sich kurz, öffnet den Mund in dem ein blauweißes Leuchten erscheint und einen Moment später schlägt ein kleiner Blitz aus ihrem Rachen in einen Busch ein. Etwas erschreckt sieht sie das Feuer aufflackern, das aber vom Regen sofort wieder gelöscht wird.

„Denke daran, dass Du so etwas jetzt verhindern kannst und dem nicht mehr ausgeliefert bist. Dann ist die Erinnerung sicher weniger schmerzlich. - So jetzt muss ich einiges an Energie los werden. Tyria, lässt Du mich los?"

Ein kurzer Schmerz sagt mir, dass sie ihre Krallen aus meinem Arm zieht. Gleich darauf spüre ich ihre Zunge über die Wunden im linken Unterarm gleiten. Und Tascha, die jetzt die leichten Blutstreifen auch auf meinem rechten Arm bemerkt, kümmert sich ebenso um die Wundbehandlung. Was ein wenig kribbelt, da ihre Energiespeicher offen sind und sie mir dabei eine leichte Entladung mit ihrer auch blau leuchtenden Zunge verpasst.

Nach einer Minute lassen beide mich los, Tascha fast ein wenig zögernd. Ich trete etwas zurück, lade mich auf und steige auf den Magnetfeldern etwas auf. Ein kleiner Felsen wird zu meinem Ziel, das ich zuerst mit einigen kleinen Entladungen aus den Händen aufs Korn nehme. Aber ein wenig Show muss sein. Mit dem typischen Drachenruf richte ich eine starke Entladung aus dem Rachen auf den Fels und jage Kugelblitze über meine Hände in kurzen Abständen dazwischen.

Tyria, die auch aufgestanden ist, sieht mir mit einem kaum verborgenen Unbehagen zu, Tascha dagegen steht jetzt fast schon entspannt neben mir und sieht sich das ganze interessiert an.

Zum Abschluss jage ich noch einmal eine starke Ladung in die Wolken und lasse mich wieder auf den Boden sinken. Die überschüssige Energie ist abgebaut, ich kann meine Speicher schließen. Der Fels zeigt deutliche Spuren meiner Entladungen.

„Das war sicher nur ein Spiel, aber ich ahne, was Eldflóð ertragen musste..."

Ein Schauer läuft über den ganzen Rücken von Tyria. Ein wenig wundert mich ihre Anteilnahme an Eldflóð schon.

Sie sieht mich an.

„Jetzt strahlen Deine Augen weißblau, vorhin nur blau... - Du machst mir Angst mit diesen Augen, Eldingar..." -

„Vorhin war es nur die Energie der Blitze, jetzt ist meine eigene Energie, die es Elementals dazugekommen, daher das weiße Strahlen. - Aber ich verstehe Dein Unbehagen, glaube mir bitte, ich verstehe es nur zu gut..."

Ich sehe wieder das Bild vor mir, dass ich damals von Fjörgyn empfangen habe, diesen mordlüsternen Blitzdrachen...

Schnell schließe ich meine Energiespeicher und stehe wieder als normaler Drache vor Tyria, die sichtlich aufatmet. - Vielleicht habe ich ein wenig übertrieben, sie kennt mich so ja noch gar nicht.

„Möchtest Du noch etwas üben, Tascha?" lenke ich ab. -

Sie schüttelt den Kopf.

„Habe ich denn noch soviel Energie um viel zu üben?" -

„Du hast erst einen kleinen Bruchteil genutzt. Es ist noch reichlich da - aber Deine Speicher sind auch noch lange nicht voll. - Du wirst bald erkennen, wie es mit Deinen Energiespeichern steht. Am Anfang wusste ich auch noch nicht, wieviel mir zur Verfügung steht."

Sie sieht mich mit ihren leuchtenden Augen an.

„Üben kann ich später noch - Morgen oder so." -

„Gut, dann solltest Du Deine Speicher schließen, damit Du uns keine Blitze austeilst, wenn wir dich berühren."

Auch wenn ihr Blick im Moment schwer zu deuten ist, erkenne ich doch die Frage in dem Leuchten.

„Wo die Energie ist, weißt Du. Ich habe mir dazu einfach Türen vorgestellt, die ich geschlossen habe." -

Tyria, die sich gerade wieder neben mich gestellt hat, rammt mir ihren Schwingenarm in die Seite, dass ich aufstöhne.

„Entschuldige mein Sternenhimmel - aber auf so etwas kommt auch nur ein Mensch." erklärt sie mir belustigt.

Tascha hat offensichtlich den richtigen Schalter gefunden. Das blauweiße Leuchten ihrer Nasenschuppen und Schwingen verschwindet und auch ihre Augen verlieren das Leuchten und schimmern wieder wie Bernsteine. Einzig ein feiner bläulichweißer, feinverästelter Blitz zieht sich wie eine zarte Tätowierung unter ihrem linken Auge vom Horn bis zum Mundwinkel entlang. Ein sehr dezenter Hinweis auf ihre Fähigkeit.

Ich verneige mich leicht vor ihr.

„Drakari-Lady Natascha, ich begrüße Euch als erste Eures Volkes als Blitzdrache unter den Drachenvölkern."

Sie verneigt sich ebenfalls.

„Ich danke Euch mein Lord. Besonders für Eure ausdauernde Hilfe. - Und Lady Tyria, bitte quält Euren Partner nicht so sehr, ich wünsche diese Anrede nicht und bitte darauf zu verzichten."

Tatsächlich hatte Tyria kurz gezuckt und mir die Daumenkralle ihrer Schwinge in die Seite gedrückt, als ich Tascha mit „Drakari-Lady" ansprach, was aber außer einem deutlichem Pieksen keine Verletzung nach sich zieht. Was das angeht, ist sie noch sehr konservativ, trotz unserer gemeinsamen Partnerschaft und obwohl sie ansonsten Tascha voll anerkennt.

„Auch ich begrüße die frisch erwachte Blitzdrachin und freue mich, es miterlebt zu haben."

Tascha atmet tief durch.

„Ich habe zwar gerade Energie geladen, aber ich könnte trotzdem gut etwas zu Essen vertragen. Wie seht ihr das?"

„Zuerst noch die Draccier. In voller Pracht auf dem Thron in der oberen Höhle. - Ich hätte fast Lust, die beiden im großen Saal vor uns auf dem Boden kriechen zu lassen..." grummele ich. -

„Du nimmst es den beiden wirklich übel, oder?" Tyria sieht mich eindringlich an.

„Wie willst Du handeln, als Mensch oder als Drache?" -

„Wie handelt da ein Drache heute? - Als Mensch müsste ich die beiden wegen Verdacht auf Untreue sofort entlassen. Aber ich mag die beiden einfach, ich werde sie nur ein wenig unter Druck setzen und sie erschrecken. Sie behalten ihre Positionen und so schlimm ist es eigentlich ja nicht, wenn sie mir bisher ihre Stellung bei ihren Stämmen verheimlicht haben."

Tyria entspannt sich und lächelt.

„Naja, ein Drache würde es normalerweise mit dem Tod bestrafen, denn wir sehen so etwas auch als Untreue und die beiden haben Dir einen Eid geschworen. - Aber Deine Entscheidung ist schon richtig so und durchaus eines Drachen würdig, denn es ist dadurch kein Schaden entstanden. Und ein wenig Strafe muss sein und Menschen oder Mischlinge ... Draccier erschrecken macht uns Drachen nun einmal einen Heidenspaß."

Offensichtlich ist sie mit meiner Entscheidung einverstanden, sie scheint sogar froh zu sein, dass ich nicht die harte Linie verfolge.

„Ihr Großen liebt es ja auch, uns Drakarin zu erschrecken - und mehr. Es hat schon einen Grund, warum wir Euch meiden... - Verzeiht, ich hätte nicht..."

Tascha verstummt erschreckt, als Tyria sie funkelnd ansieht. Aber nach kurzer Zeit senkt Tyria ihren Blick.

„Nein, Du hast schon recht. Wir sind nicht besonders freundlich gegenüber den anderen und haben unseren Spaß daran, mit ihnen rau umzugehen - und die Drakarin sind ein besonderes Ziel. Aber wenn man erstmal ein paar tausend Sommer gelebt hat..." -

Sie sieht mich verlegen an.

„Du meinst, ihr langweilt euch und sucht euch dann Opfer, die ihr ein wenig quälen könnt?"

Ich bemühe mich, keinen Vorwurf hineinzulegen. Wer weiß, was ich noch so alles machen werde. -

„Die einen mehr, die anderen weniger. Aber insgesamt ja." antwortet sie ehrlich. -

„Ich hoffe, dann zu denen zu gehören, die es weniger machen werden. Aber ich habe ja auch noch ein paar Jahre Zeit - auch wenn ich heute schon damit anfange..."

Mit den Worten breite ich meine Schwingen aus um zur Höhle zurück zu fliegen. Tyria sieht mich verwundert an.

„Willst Du nicht wissen, wie ich mich da verhalte...?"

Ich schüttele den Kopf und lasse meine Schwingen wieder sinken.

„Nein, ich weiß, dass ich Dich sonst immer danach frage, aber ich will damit aufhören. Also gehe ich davon aus, dass Du Dich da eher zurückgehalten hast. Und wenn nicht - wer bin ich, dass ich darüber urteilen darf." -

„Lady Tyria gilt als strenge, aber gerechte Herrin. Es ist bekannt, dass sie über ihre Wohnsitze und Unterkünfte wacht, trotzdem wagte ich es, in einem Schneesturm in einer ihrer Notunterkünfte einzudringen und den Sturm abzuwarten. Ich baute darauf, dass Lady Tyria mir die Notsituation vergeben würde."

Eine eindeutige Verteidigung, die Tascha da vorbringt.

Tyria überlegt kurz.

„Ja, ich erinnere mich jetzt. Ich habe den Geruch einer Kleinen in einer der Notunterkünfte - einer kleinen, aber trockenen und geschützten Höhle - in den Bergen bemerkt, er war noch frisch, ich hätte Dich noch leicht abfangen können. Aber ich habe natürlich auch den Schneesturm bemerkt und deswegen nichts weiter gemacht, schließlich ist es ja eine Notunterkunft. Richtig, es war Dein Geruch. - Aber es hat auch mal eine Zeit gegeben, da hätte ich Dich heute noch dafür bestraft. Ich bin da sehr viel ruhiger geworden, meine kleinen Gemeinheiten harmloser." -

„Lasst uns nun zurückfliegen. Ich will das hinter mich bringen. - Und bitte, lasst mich machen, den beiden wird nichts passieren." -

Tyria sieht mich an und beginnt zu lächeln.

„Ich spiele dann die Große Drachin, die 'Böse'. So ein Draccier ist lecker..."

Auf meinen Blick zuckt sie grinsend die Schultern.

„Du schmeckst auch sehr gut..." -

„Ja, stimmt." bestätigt Tascha.

„Schade dass Deine Wunden aufgehört haben zu bluten."

Aha, daher haben sie es. Und es lässt mir den Glauben, dass Tyria auch nur Blut von Dracciern geschmeckt hat... nur Blut...

Jetzt folgen die beiden mir, als ich wieder meine Schwingen ausbreite. Wir fliegen in einem Bogen zum Höhleneingang herunter, wo uns einer der Neuankömmlinge - schon in einer der leichten Garderüstungen aus meinen Lagern - mit einem Niederknien begrüßt.

„Mein Lordpaladin, meine Lady's - wir sind bereit und erwarten Euch."

Mit kurzem Nicken gehe ich in die Höhle, geradewegs zu der 'Thronecke' und setze mich in angemessen stolzer Haltung auf das Podest. Tyria und Tascha folgen mir und setzen sich links und rechts von mir - zwar neben das Podest, aber hier in der fein ausgearbeiteten, repräsentativen Ecke wirkt auch das immer noch sehr majestätisch.

Die sechs Draccier, die in meinen Dienst treten wollen, stehen in einer Reihe rechts vor mir. Der uns empfangen hat, steht schon wieder bei den anderen. Links stehen die beiden Draccier, die wieder zu ihren Stämmen zurückkehren werden, Ranga und einer, der offenbar Jayas Stamm angehört.

Erst jetzt kommen Jaya und Shankar von ihren Unterkünften heran. Ich hebe eine Augenbraue: beide tragen ihre einfachen Kleider, mit denen sie hier angekommen sind.

Sie treten direkt vor mich, knien nieder und verneigen sich bis auf den Boden, wo sie liegenbleiben.

Ich ahne zwar, was sie vorhaben, aber gerade das weckt den Drachen.

„Was hat das zu bedeuten? Warum tragt ihr nicht eure Rüstungen?" herrsche ich die beiden an.

„Edler Lordpaladin. Wir haben Euch enttäuscht und waren Euch gegenüber nicht ehrlich. Wir haben den Eid gebrochen, den wir Euch geleistet haben. Wir haben Euer Vertrauen missbraucht und verloren. Wir sind es nicht wert, weiter in Eurem Dienst zu stehen. Wir haben entschieden, uns Eurem Willen zu unterwerfen und Euch unser Leben zu geben, bitte verfügt darüber."

Ich blicke zu Ranga. -

„Ja Lordpaladin. Sie haben sich mit uns beraten und wir sind einer Meinung. Ihr Leben gehört Euch, bitte verfügt darüber. Unsere Stämme werden dem zustimmen und Euch trotzdem dankbar sein, wenn ihr die sechs Krieger in Eure Dienste nehmt und weiter mit Euch zusammenarbeiten."

Aha, also haben die beiden auch nach den Regeln ihrer Stämme gegen ihren Eid verstoßen.

Tyria ist mit wenigen Schritten hinter den beiden, wobei sie über Ranga und seinen Begleiter steigt, die regungslos stehenbleiben.

„Erlaube mir, die beiden ihrer Strafe zuzuführen."

Sie senkt den Kopf und schnuppert an den beiden.

„Ich habe schon lange keine so leckeren Draccier mehr verspeist..."

Ein gemeines Lächeln steht in ihrem Gesicht, sie hat ihre Kräfte aktiviert, ihre Augen leuchten drohend und aus ihrem Rachen dringt das rote wabernde Leuchten von Magma. Die Rachegöttin in Person...

Tascha sieht mich an, sie übernimmt ein wenig die Rolle der Verteidigung.

„Bitte lasse sie nicht leiden, sie haben Strafe verdient, aber das?"

Mit dem Blick, es nicht zu weit zu treiben, dreht sie den Kopf weg.

Ich werfe einen kurzen Blick auf Ranga, der ernst, aber gefasst zusieht. Er akzeptiert es offensichtlich, wenn wir die beiden töten.

Dann höre ich die sanfte Stimme Jayas.

„Wir sind bereit zu sterben. Aber bitte gewährt mir die Gnade, dem Lordpaladin als Nahrung dienen zu dürfen. So darf ich hoffen, dass ein kleiner Teil von mir in ihm weiterlebt."

Mit einem Sprung bin ich vor ihr und meine Zähne klappen mit einem lauten Klack nur Millimeter über ihrem Rücken zusammen.

„Du willst also lieber in meinem Magen enden?" fauche ich.

Jaya richtet sich auf und sieht mir fest in die Augen. Meine gebleckten Fängzähne nur Zentimeter vor sich.

„Ich habe Eurer Vertrauen nicht verdient, habe Euch betrogen. Obwohl ich Euch liebe, mein Lordpaladin. Ich möchte in Eurem Magen sterben, bitte verschluckt mich lebend."

Noch bevor ich nachdenke, umschlinge ich sie mit meiner Zunge und ziehe sie in meinen Mund, meine Zähne knallen hinter ihr zusammen.

Was hat sie da gesagt? Sie liebt mich?

Ich richte mich auf, setze mich wieder auf das Podest. Das verückte kleine Ding, wollte in meinem Magen als meine Nahrung sterben, weil sie mich liebt und einen Eid nicht korrekt befolgt hat...

Tyria züngelt jetzt genüsslich an Shankar herum, als ob sie sich nicht entscheiden kann, wie sie ihn packen soll, ihm wird sicher sehr heiß sein, Tyria hat ihre Kräfte noch aktiv. Schließlich richtet auch er sich mit einem Ruck auf.

„Bitte tötet mich, bevor Ihr mich verschluckt."

Er möchte also nicht lebend im Magen eines Drachen landen.

Die jetzt heftigen Bewegungen in meinem Mund beginnen mich zu stören, bevor ich sie doch noch versehentlich totbeisse oder verschlucke, öffne ich meinen Mund und setze Jaya sanft auf meiner rechten Hand ab. Sie ist quatschnass von meinem Speichel und sieht mich nach Luft ringend völlig verwirrt an.

„Warum Jaya - warum habt ihr nicht gesagt, welchen Rang ihr in euren Stämmen habt." frage ich mit ruhiger Stimme.

Jaya liegt auf meiner Handfläche und wischt sich meinen Speichel aus den Augen.

„Verzeih bitte Herr. Aber ich hatte meinem Vater geschworen, nie meine wahre Herkunft zu verraten. Und Shankar hat sich mir angeschlossen, obwohl er nur ein einfaches Versprechen gegeben hat."

Ich sehe Ranga an.

„Also stand da Eid gegen Eid? Warum habt ihr das nicht gesagt?" -

„Lordpaladin, der Eid Euch gegenüber ist höher einzuschätzen, dagegen haben sie verstoßen." antwortet er -

„Nunja, aber ein Schwur gegenüber dem Vater...?"

Er zuckt mit den Schultern.

„Ihr habt Recht, ein schwieriger Fall. - Verzeiht, vielleicht hätten wir es euch wirklich sagen sollen." -

Jaya hockt sich jetzt auf meine Handfläche.

„Wie Du bereits gehört hast, Herr, ist Shankar der Sohn und Nachfolger des Stammesschamanen des Oststammes. Ich bin die Tochter und ziemlich sicher die Nachfolgerin des Stammeshäuptlings des Gangastammes. Verzeih mir bitte, dass ich mir nicht sicher war, ob ich es Dir sagen durfte. - Oder lasse mich jetzt in Deinem Magen sterben." -

„Nein, ich verstehe den Grund, warum Du es nicht gesagt hast. Und ein Wesen lebend zu verschlucken verstößt gegen meine Grundsätze. Den Wunsch werde ich Dir also nicht erfüllen. Hast Du überhaupt überlegt, was das bedeuten würde?" -

„Ich würde langsam ersticken..." -

„Und vorher hätte meine Magensäure Dir das Fleisch von den Knochen geätzt... - Was meinst Du, warum wir uns schon recht kurz nach einem Mahl als Feral zum Anthro transformieren können - mit einem Hirsch im Magen...?"

Sie sagt nichts, aber ihre großen Pupillen sagen mir alles - daran hatte sie nicht gedacht.

„Möchtest Du Dich erst umziehen, ehe Du den Neuen den Eid abnimmst?"

Jaya sieht mich überrascht an.

„Das heißt, ich bleibe in Deinem Dienst?" -

„Das stand eigentlich nie zur Debatte. Aber Strafe musste sein. - Und denke dran: Du bist bei einem Drachen im Dienst, nächstes Mal schlucke ich vielleicht..."

Sie grinst zwar, aber ihr Dank klingt ehrlich.

„Ich verstehe Herr. Ich danke für Deine Belehrung. - Und Umziehen ist nicht notwendig, wenn ich mit Deinem Speichel bedeckt bin, trage ich genug um in Deinem Namen zu handeln."

Ehe ich etwas sagen kann, hat sie ihre dünne Tunika ausgezogen und hockt jetzt nur noch in ihrem Schuppenkleid, nassglänzend von meinem Speichel, auf meiner Hand.

„Ich bin bereit, den Eid abzunehmen, Herr."

„Dann walte Deines Amtes meine Schwertmeisterin."

Ich lege meine Hand vor dem Podest auf den Boden und Jaya steht in einer eleganten Bewegung auf und geht auf Shankar zu. Tyria setzt sich wieder neben mich und sieht sich das ganze in stolzer Haltung weiter an, mit immer noch aktiven Kräften wirkt sie da neben mir auch ohne Zorn im Blick noch beeindruckender. Ich aktiviere ebenfalls meine Kräfte und lasse meine Zeichnung aufleuchten. Tascha hat sich auch längst wieder dem Geschehen zugewandt, sieht uns kurz an und nach einer kurzen Konzentration sitzt eine Blitzdrachin zu meiner Rechten. Innerlich bin ich etwas belustigt über die Show, die wir hier aufführen, aber ein wenig die beiden Boten beeindrucken erscheint mir auch sinnvoll.

Shankar winkt die Neuen heran, die sich jetzt vor Jaya - und vor mir - aufstellen. Dann spricht Jaya - stolz in ihrem Drachenkleid, nur von meinem Speichel bedeckt - die Eidesformel, die einzeln von allen sechs wiederholt wird und bestätigt dann in meinem Namen den Eid. Dabei hinterlässt sie bei allen eine leichte Spur meines Speichels auf den Haaren, bzw. den Kopfschuppen - zwei Draccier aus dem Oststamm haben keine Haare, aber auch keine Schwingen.

Ich nicke bestätigend.

„Ich bestätige den Eid, den ihr meiner Schwertmeisterin geleistet habt.

Da somit alles zu meiner Zufriedenheit geklärt ist, befreie ich Jaya und Shankar von ihrem Dienst für heute und ziehe mich mit meinen Partnerinnen zurück. Wie bereits angeordnet, werden die Neuen heute für unsere Versorgung zuständig sein. Ich vermute, ihr seid entsprechend eingewiesen worden. Habt keine Furcht vor uns und verhaltet euch, wie gegenüber einem Stammesältesten eurer Stämme und wir kommen gut miteinander aus. - Jaya, Shankar, Ranga und... verzeih, mir ist Dein Name entfallen..." -

„Verzeiht, Isha Rajesh. Er wurde noch nicht genannt, mein Name ist Sunil - verzeiht..." antwortet der Draccier, der in der Tat von dunkelblauen Schuppen bedeckt ist. -

„Nein, warum? Der Name passt, ich kann ihn mir merken und Du trägst ihn länger als ich. - Gut, also Sunil. Ihr habt sicher viel zu besprechen. Jaya, wenn ihr uns nicht alles wegtrinkt, stehen euch meine Vorräte zur Verfügung."

Grinsend nickt Jaya.

„Es ist ausreichend vorhanden Herr. Ich danke Dir."

Zu Tyria und Tascha blickend erhebe ich mich und gehe den Gang hinunter, beide folgen mir auf den Schwanz. Die Draccier haben uns schnell Platz gemacht.

Ich gehe schnell durch die große Halle und weiter in meine Wohnung, ohne mit den beiden zu sprechen. In der großen Halle verschließen Tyria und ich im Gehen wieder unsere Kräfte, Tascha sieht uns etwas verzweifelt an - Erst unten im Gang meiner Wohnstätte findet sie die notwendige Konzentration um erleichtert auch ihre Kräfte zu schließen. Das wird sie aber bald ebenso verinnerlicht haben, wie ich. Wir wechseln nur einen kurzen Blick und transformieren alle praktisch gleichzeitig zum Anthro. Mit beiden Weibchen im Schlepptau, weiter schweigend, gehe ich direkt in den kleinen Wohnraum und werfe mich geradezu auf die Polster auf dem Boden. Zum einen weiß ich, dass Tyria lieber hier liegt, zum anderen habe ich gerade selber Lust auf die angenehme Wärme hier vom Boden. Die Augen geschlossen, atme ich erstmal tief durch.

Tyria legt sich direkt neben mich, Tascha setzt sich auf ein Kissen etwas abseits.

„Ich hätte nicht gedacht, dass Du soweit gehst, mein Sternenhimmel. Die Kleine komplett in den Mund nehmen..."

Tyria hat als erste den Mut, mich anzusprechen, beruhigend reibt sie ihre Nüstern sanft an meinen. -

„Ich habe da echt Angst bekommen, Großer... versehentlich kurz geschluckt..." Tascha schüttelt den Kopf. -

Ich atme noch einmal tief durch.

„Ja, richtig. Es war ein spontaner Entschluss. Bei Erce, sie war sich so sicher, diesen Weg gehen zu wollen... Und sie hat sich anscheinend wirklich völlig in mich verliebt, nach dem Geschmack und ihren Bewegungen zu urteilen, ist sie am Ende in meinem Mund sogar gekommen... - sie wäre also recht glücklich gestorben. Aber durch ihre Bewegungen deswegen und ihrem Kampf um Luft musste ich mich sehr beherrschen, sie nicht doch noch zu verschlucken - was meint ihr, warum sie so nass von meinem Speichel war...?" -

„Hatte ich nicht Recht? Sie schmecken gut, diese Draccier - und dann noch etwas Sexualaroma dazu..." grinst Tyria.

„Aber ernsthaft. Ich hatte mich fast erschreckt, als Deine Kiefer so knapp über ihr zusammen klappten. Und ganz sicher war ich mir auch nicht, ob Du sie nicht doch verschluckst. In dem Moment war von einem Menschen nichts mehr zu spüren. - Aber ich muss auch sagen: Respekt. Die beiden waren wirklich bereit zu sterben. Und nur, weil sie Dir etwas eigentlich unwichtiges nicht verraten haben." -

Ich zucke leicht mit den Schultern.

„Für uns Drachen ist es eher unwichtig, für mich als Mensch ist es auch verständlich und verzeihlich - auch wenn die Information gerade für mich als Herrn dieses Reiches vermutlich sogar wertvoll ist. Aber aus der Sicht eines Menschenherrschers und eben auch der Söldner, haben die beiden bei mir eine besondere Vertrauensposition, gerade Jaya als meine Schwertmeisterin. Natürlich hatte sie das Problem, ihrem Vater und Stammesführer zu gehorchen und ihre Herkunft nicht zu verraten - und ihrem Eid als Schwertmeisterin mir gegenüber, der sie zur Ehrlichkeit verpflichtet und jegliche Geheimnisse mir gegenüber ausschließt. Also hatten sie seit heute morgen ein Problem, an das sie bei ihrem Eid mir gegenüber wohl noch nicht gedacht hatten." -

Tascha nickt.

„Und die Ankunft der acht Draccier hat dieses Problem akut werden lassen, bevor sie eine Lösung gefunden hatten. Aber wenn Du das alles weißt, warum hast Du es dann so ausgenutzt?" -

„Was sonst wird von einem Drachen erwartet? - Und ich wollte es eigentlich auch nicht soweit treiben, aber in dem Moment schien mir es mir ... angemessen und Jaya hat es ja geradezu herausgefordert." -

„Stimmt auch wieder..." Tascha grinst jetzt wieder.

„Und irgendwie schien es Jaya sogar gefallen zu haben - da in Deinem Mund, von Deiner Zunge umschlungen... - sollte ich vielleicht auch mal ausprobieren..." -

„Das kann ich auch gerne übernehmen, jetzt gleich?" Tyrias Grinsen wirkt fast diabolisch. -

„Oh Danke. Aber ich warte gerne, bis Eldingar etwas Zeit für mich hat." kommt mit einem Grinsen von Tascha zurück.

Diese Weibchen... so sehr unterscheiden sich die beiden manchmal nicht von Menschenweibchen.

„Und worüber grinst Du jetzt wieder...?" kommt mit hochgezogenen Augenschuppen und einem leichten Grinsen von Tyria. -

„Oh, ich wollte nur unsere Bediensteten für heute Abend begrüßen..." nutze ich scheinheilig die Ankunft von zwei männlichen und einer weiblichen Dracci. Die drei stehen etwas unsicher in der Tür zum Wohnraum.

Die beiden Männchen haben dunkelgrüne Schuppen, leicht unterschiedlich im Farbton, einer mit braunen Tigerstreifen, der andere mit einem Hauch Braun im Grün mit dunkelgrau wirkenden Leoparden-Flecken auf Rücken, Armen und Beinen. Beide tragen eine gestutzte Mähne in der Farbe ihrer Musterung, jeder mit einer langen Strähne in die Goldschmuck eingeflochten ist. Die Schuppen des drahtigen, aber wohlproportionierten Weibchens leuchten in einem Savannengelb mit braunen Tarnflecken, sehr ähnlich einem Gepard, mit helleren ungefleckten Bauchschuppen. Ihre hell-blonden, hüftlangen Haare trägt sie zu einem Zopf geflochten, auch mit etwas eingeflochtenem Gold am Ende. Alle drei haben Schwingen, die aber unterschiedlich gut ausgebildet sind und sind Zehengänger. Die Männchen haben nur eine leicht angedeutete Schnauze und somit ein recht menschenähnliches Gesicht, das Weibchen hat eine schlanke, etwas stupsnäsig wirkende Schnauze, die zwar auch noch recht kurz ist, ihr aber doch schon deutlich dracoide Züge verleiht. Ihre Augen sind bei allen dracoid und alle drei haben einen kompletten Schuppenpanzer, wie sie deutlich zeigen, denn alle tragen nur einen recht schmalen, bestickten Stoffstreifen als Schurz, der an einem Ledergurt um ihren Hüften befestigt ist. Bei den Männchen knapp 20 cm breit und höchstens 50cm lang - beim Weibchen etwas schmaler und fast bodenlang. Die Stickmuster beim gefleckten Männchen und bei dem Weibchen ähneln sich, wie auch der Haarschmuck, beim gestreiften sind sie deutlich unterschiedlich - vermutlich gehört er dem anderen Stamm an.

Außer einigen Schmuckreifen aus Leder an Arm- und Fußgelenken tragen sie keine weitere Kleidung, auch das Weibchen nicht - offenbar haben Jaya und Shankar ihnen gesagt, dass ich Kleidung zwar akzeptiere und manchmal auch selber trage, das natürliche Schuppenkleid auch bei den Dracciern aber bevorzugen würde.

„Ihr seid also ausgewählt worden, uns heute Abend das Leben etwas zu erleichtern." -

„Verzeiht, Isha Rajesh...?" wagt der Gestreifte zu fragen. -

„Uns zu bedienen." -

„Oh - Ja, Isha Rajesh. - Verzeiht..."

Er kniet nieder, wie die beiden anderen jetzt auch.

„Mein Name ist Ravi, ich wurde gewählt um für Ishwari Rajeshri zu sorgen. Mein Freund Ajit wird sich um die Herrin Natascha bemühen und für Euch, Isha Rajesh, hat die Herrin Jaya ihre Jugendfreundin Padmini gewählt."

Auf meinen schiefgelegten Kopf erhalte ich eine kurze Erklärung.

„Die Herrin Jaya rechnete damit, Euch nicht mehr dienen zu dürfen - oder eben dieses letzte Mal, das sie Euch vorhin angeboten hatte. Daher wählte sie Padmini als Vertretung für sich aus. - In diesem Zusammenhang darf ich Euch im Namen aller Draccier für Eure Nachsicht gegenüber der Herrin Jaya danken."

Alle drei verneigen sich.

„Hätte sie mir ihre Gründe gleich genannt, wäre es nicht soweit gekommen - denn die kann ich akzeptieren." -

„Jaya wollte von Euch bestraft werden, Isha Rajesh." sagt Padmini mit einer angenehmen leisen Stimme, während sie sich mir nähert und sich neben mich kniet.

„Es war ihr bewusst, dass sie Euch als Eure Schwertmeisterin enttäuscht hat, was eine Strafe fordert, sie vertraute aber auf Eure Nachsicht - erfolgreich, wie sich gezeigt hat. Sie bat mich eben, Euch zu sagen, dass sie die Bestrafung gerne angenommen hat."

Mit einem Aufblitzen in ihren leuchtendgelben Augen verneigt sie sich und flüstert mir praktisch ins Ohr.

„Und sie dankt Euch für die Gnade, dass sie in Eurem Mund kommen durfte."

Ich rieche eine gewisse sexuelle Erregung bei ihr, aber weit weg von der Begierde, mich als Partner haben zu wollen.

Sie richtet sich wieder auf und sieht mich an.

„Womit darf ich Euch dienen, Isha Rajesh?" -

„Einen Becher trockenen Wein bitte, Padmini."

Sie nickt lächelnd und ist flink verschwunden. Auch die beiden Männchen haben sich die Bestellung abgeholt und folgen Padmini.

„Also ist Jaya tatsächlich so erregt gewesen, dass sie gekommen ist..." sinniert Tyria kurz. So etwas würde mir in meinen letzten Sekunden nicht einfallen." natürlich hat sie Padmini verstanden. -

Ich zucke mit den Schultern.

„In der Natur ist es oft so, dass in Todesgefahr die Fortpflanzung einen hohen Stellenwert einnimmt. Pflanzen produzieren kurz vor ihrem Tod besonders viele Samen. Tiere versuchen noch einmal Nachkommen zu haben und auch Menschen reagieren auf potentiell tödliche Situationen mit erhöhter Bereitschaft zum Paaren, selbst wenn rationell gesehen, die Nachkommen keine Überlebenschance haben. Das Leben ist so programmiert. Vielleicht sogar wir Drachen..." -

„Bei den Menschen und den Dracciern konnte ich es am Abend vor Schlachten wirklich schon beobachten, dass selbst sonst sehr zurückhaltende Typen dann Lust auf eine Paarung verspüren. - Mir ist es eher weniger so gegangen, vielleicht nur, weil ich keinen Drachen zur Hand hatte..." Tascha grinst breit. -

Ich wechsele mal das Thema.

„Ich habe Dich ja heute das erste Mal mit aktivierten Kräften gesehen, meine Wolke - beeindruckend und furchterregend - und doch hast Du sie als Draccier bezeichnet." -

Tyria zuckt mit den Schultern.

„Ja? - Dabei wollte ich das eigentlich gar nicht... Aber ich habe mich wohl schon so dran gewöhnt. - Aber Du solltest erst einmal sehen, wenn ein Magmadrache oder Feuerdrache seine Kraft wirklich einsetzt. Ich verstehe schon, warum die Menschen in Deiner alten Welt uns Drachen so fürchten, wenn sie so etwas mal erlebt haben."

Flink und erstaunlich leise hockt Padmini plötzlich neben mir und reicht mir den gewünschten Becher Wein in meine, ihr bereits hingehaltene Hand - ich habe sie trotzdem wahrgenommen. Ravi und Ajit folgen, sind aber bei weitem nicht so leise und behände wie das Weibchen.

„Du bist keine gewöhnliche Kriegerin, Padmini." stelle ich fest. -

„Ihr habt Recht, Isha Rajesh. Wie ich erkenne, kann ich Euch nicht so leicht überwinden. Ich wurde in den Clan der Krieger der Nacht erwählt und von ihnen ausgebildet. Und ich wurde vom Clan erwählt, Euch zu dienen, bitte verfügt über meine Fähigkeiten." -

„Ich verstehe. Du bist wirklich gut, in einer anderen Situation mag es Dir vielleicht gelingen, mich zu überraschen. Ich danke Deinem Clan für sein Angebot und seine Wahl." -

„Ich diene Euch Isha Rajesh."

Padmini rückt ein paar Zentimeter zurück und bleibt hinter mir hocken, mich fest im Blick und jederzeit bereit, mir etwas zu bringen. -

„Bist Du gewillt, Deinen Eid zu erweitern?"

Mit einer schnellen fließenden Bewegung kniet sie vor mir und greift meine rechte Hand, küsst den Handrücken und legt ihre Stirn darauf.

„Ich lebe und ich sterbe für Dich, Isha Rajesh. Ich bin Deine Assassine, verfüge über mich nach Deinem Willen."

Oh, sie will sogar als meine persönliche Kriegerin für mich töten, wenn ich es wünsche. Die Nachtkrieger der Ganga-Draccier scheinen ein besonderer Krieger-Clan zu sein.

Ich lege also meine linke Hand auf ihren Kopf.

„Ich danke Dir für Deinen Eid, den ich gerne annehme. Padmini, meine Kriegerin, Leibwächterin, Assassine, sei mein Schatten."

Sie sieht mich überrascht an, dann huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Ich habe den Begriff einfach mal übernommen es dürfte eine besonders enge Leibwächtertätigkeit sein. Tascha lächelt dazu, denn ihr ist klar, dass sie zwar irgendwie weiter mein Schatten ist, aber mir den Leibwächterdienst nicht mehr so leisten kann, wie vor unserer Partnerschaft. Sie scheint also nicht böse zu sein, dass ich mir einen neuen, weiteren Schatten zugelegt habe.

„Ich vermute, Schatten eines Drachen zu sein, ist etwas anders als gewöhnlich. Ich danke für Dein Vertrauen Herr. Ich werde Dir treu dienen, auch wenn es einmal gegen den Willen meines Stammes oder meines Clans sein sollte." akzeptiert Padmini diesen Dienst.

Sie küsst noch einmal meine Hand, verneigt sich tief, die Stirn auf dem Polster und hockt im nächsten Moment bereits wieder rechts hinter mir. So dicht, dass ich fast ihre Schuppen spüre, aber sorgfältig den Hauch Abstand wahrend.

Auch die beiden Männchen hocken hinter Tyria und Tascha, aber mit einem deutlichen Abstand. Nunja, Padmini ist ja jetzt mein 'Schatten', die eigentlich ständig in meiner unmittelbaren Nähe ist, sogar nachts. Normalerweise, wir werden da besondere Regeln aufstellen: hier in meiner Wohnung braucht sie nicht ständig an meiner Seite sein und mich schützen und bedienen. Und auch außerhalb wird es eher eine Ehrenposition sein, aber ich werde sicher Gelegenheiten haben, ihr diese Funktion auch aktiv zu gewähren, ich kann mir vorstellen, in der Zukunft auch als Anthro verschiedentlich aufzutreten, wo sie diese Position einnehmen kann. Insgesamt ist es aber auch wieder mehr eine Anerkennung der Draccier, als ein notwendiger Posten. Und das scheint ihr durchaus klar zu sein.

Während Tyria, Tascha und ich uns über verschiedenes unterhalten, versorgen die drei uns nach unseren Wünschen mit Getränken und etwas zu essen. Wobei Ajit es wortlos übernommen hat, das von mir Gewünschte zu holen und es dann an Padmini zu übergeben, die mich dann bedient. Für mich etwas überraschend, akzeptieren sie sofort die Aufforderung, es uns gleich zu tun und ebenfalls Getränke und Essen nach ihren Wünschen zu sich zu nehmen, während sie, später auch bequemer sitzend, auf uns 'aufpassen'. Sie sind da deutlich lockerer, als Jaya und Shankar es anfangs waren, mich stört es jedenfalls nicht, da sie sich sehr dezent verhalten. Nebenbei bemerke ich, dass Padmini meinen Weingeschmack offenbar teilt, denn sie trinkt auch ein wenig davon - insgesamt aber doch mehr Wasser.

Gleich nach dem Essen will ich nun aber wissen, wie Tascha ihre Erweckung erlebt hat.

„Ich hatte am Anfang wirklich eine furchtbare Angst. Die Blitze zu spüren war so beängstigend, weil ich es nicht einschätzen konnte. Dann die Blitze auch zu sehen, machte es nicht wirklich besser, ihre Kraft zu spüren machte mir eigentlich noch mehr Angst.

Aber gleichzeitig begann ich dieses erregende, wohlige Kribbeln zu spüren, von dem Du immer sprichst. Noch von der Angst überschattet, aber doch soviel, dass ich genug Mut fassen konnte.

Nur wenn Du mir die Blitze am Anfang nicht abgenommen hättest, hätte ich wohl nie endgültig den Mut gefunden. Erst so dicht neben Dir, die Blitze fast selber spürend aber dabei doch deren belebende Kraft - da habe ich langsam genug Mut gehabt, Deinen Wettbewerb mitzumachen, den Zufall entscheiden zu lassen. Erst als Du Deine Schwingen zusammengefaltet hast, wurde mir klar, dass Du geschummelt hattest, aber da schrie mein Körper förmlich nach den Blitzen, ich musste einfach einen Blitz fangen.

Du hast Recht, es ist so ein unglaublich belebendes Gefühl, wenn die Blitze mich mit ihrer Energie erfüllen... fast besser als die Paarung mit Dir - aber nur fast." -

„Also verpasse ich nicht viel." meint Tyria grinsend. -

„Hmmm, naja - die Paarung ist schon besser, erfüllender." korrigiert Tascha sich.

„Aber so ein paar Blitze und deren Energie zu erleben ist auch sehr schön - anders eben. Wie ist es denn, sich an einer Energiequelle aufzuladen?"

„Ja - ein angenehmer Energieschub, belebend, erfrischend... - fast so schön wie eine Paarung mit Eldingar..." sinniert Tyria mit einem leichten Grinsen. -

Ich grinse.

„Also ist Dein Erleben des Aufladens in einer Energiequelle - was wir ja nicht so erleben dürfen - offenbar nicht so unterschiedlich zu unserem Erleben eines Gewitters und seiner Blitze, an denen wir uns aufladen - oder Tascha zumindest. Immerhin ist mir als Elemental das angenehme Erleben ja noch geblieben." -

„Verzeiht - sind Blitze für einen Drachen sonst gefährlich?" fragt Padmini. -

„Einzelne Blitze nicht. Aber sie sind doch sehr unangenehm - ich wurde in der Vergangenheit dreimal getroffen, die Schmerzen, Krämpfe und das dumpfe Gefühl danach sind Erfahrungen, auf die ich gerne verzichte." antwortet Tyria. -

„Und wie ist das mit dem Aufladen? - Bitte sagt, wenn ich zuviel frage." -

„Nein, wie Eldingar sicher sagen würde: ihr lebt jetzt hier bei und mit uns, da sollt ihr schon wissen, wie das mit uns Drachen ist und wie ihr mit uns umgehen müsst." antwortet wieder Tyria, die mich lächelnd ansieht bevor sie Padmini, die sich vorneigt um Tyria ansehen zu können, weiter antwortet.

„Wir Drachen leben ebenso wie ihr von der Nahrung, die wir zu uns nehmen. Alle Drachen erzeugen auch ihren normalen Feueratem aus dieser Nahrung, außer die beiden Blitzdrachen hier, die keinen Feueratem haben.

Aber wir Großen Drachen haben zusätzlich noch weitere Kräfte. Erddrachen können die Natur und die Erde, die Berge und so, beeinflussen, Wüsten grün werden lassen oder fruchtbares Land zur Wüste werden lassen - und noch anderes. Wasser- und Meeresdrachen haben vergleichbare Fähigkeiten im und mit dem Wasser. Eisdrachen beherrschen die Kälte - indirekt damit auch Wasser. Wir Feuerdrachen haben einen wesentlich kräftigeren Feueratem, der sogar für viele andere Drachen gefährlich werden kann und können Vulkane beeinflussen - ich als Magmadrachin kann an jedem Ort die Erde aufbrechen und Lava fließen lassen, sogar hier in diesem Raum, wenn ich will. Oder jeglichen Lavafluß aufhalten und Spalten schließen." -

„Also bist Du mächtiger als Eldflóð?" frage ich dazwischen.

„Ja schon, aber ich fürchte seinen Feueratem, der ist ja wesentlich heißer als Magma. Das vertrage ich wieder nicht so gut - anders als Du... - Und er ist viel ausdauernder, ich bin leider keine Elemental. Das gleicht viel wieder aus." -

„Ah, ich verstehe. Verzeih meine Unterbrechung." -

Tyria lächelt.

„Kein Problem. Aber abgesehen von Spezialisierungen, die in die genannten Arten eingeordnet werden können, bleiben nur noch die seltenen Blitzdrachen. Da kannst Du mehr sagen, ehe wir zum Aufladen kommen." -

„Natürlich. Naja, wir Blitzdrachen nutzen die Kraft der Gewitter, der Blitze. Wie Tyria bereits sagte, fehlt uns der Feueratem, aber dafür schleudern wir Blitze. Taschas Fähigkeiten müssen wir noch erproben - mir sind die Fähigkeiten gegeben mit der Energie der Blitze zu fliegen, ohne die Schwingen einzusetzen und schneller als alle anderen Drachen. Meine Blitze übersteigen in der Stärke die meisten Gewitter und es ist mir erlaubt, Stürme zu vernichten, vermutlich kann ich aber auch Stürme und Gewitter erzeugen, das habe ich noch nicht erprobt. Das ist allerdings auch mehr, als die Fähigkeiten der anderen Blitzdrachen bisher. Aber stelle Dir ein sehr heftiges Gewitter vor, in dem ein Blitz auf den nächsten folgt, alle gezielt auf wenige Punkte, dann weißt Du etwa, was Tascha können wird.

Um dann auf das Aufladen zu kommen: wir Blitzdrachen erhalten die notwendige Energie für unsere Kräfte aus den natürlichen Gewittern, indem wir die Blitze auffangen und ihre Energie speichern." -

„Und alle anderen Drachen erhalten ihre Energie aus den Energiequellen, also aus dem Lebensstrom Erces, der unsere Welt durchfließt." ergänzt Tyria.

„Das bedeutet aber auch, dass unsere Kräfte begrenzt sind. Jeder Einsatz zehrt an den Speichern, kostet Kraft und irgendwann ist der Vorrat verbraucht. Dann bleibt uns höchstens noch der normale Feueratem, der aber auch begrenzt ist.

Nach dem Einsatz unserer Fähigkeiten müssen wir uns also immer wieder aufladen, an den Quellen - oder die Blitzdrachen mit einem Gewitter. Daher sind wir in der Regel recht vorsichtig mit dem Einsatz unserer Fähigkeiten. - Aber es gibt eine Art unter uns, die diese Einschränkung nicht hat. Sie sind recht selten - auch wenn Eldingar vermutlich noch einen anderen Eindruck hat. - Wir nennen sie Elementals. Das sind Drachen jeglicher Art - außer den Heilern, soweit ich weiß - die in der Lage sind, ihre Fähigkeiten aus eigener Kraft zu erzeugen, sie brauchen keine Energiequelle um sich aufzuladen, nur etwas mehr Nahrung." -

„Dafür sind die Energiequellen für uns nur einfache Nachrichtenknoten. Außer einem leichten Kribbeln in den Fingern spüre ich dort nichts. Immerhin kann ich aus einem Gewitter noch dieses belebende Gefühl bekommen, anderen Elementals, wie Lady Fjörgyn, entgeht auch das. Kein Licht ohne Schatten - da habe ich einen kleinen Vorteil, für den ich mich fast schäme." -

Tyria schüttelt energisch den Kopf.

„Nein, rede Dir da nichts ein. Würdest Du so in einen Sturm fliegen um ihn zu vernichten, wenn es für Dich nur eine Anstrengung bedeutet? Ist Dir da nicht diese kleine Bestechung lieber?" -

„Doch, aus dieser Sichtweise... - Padmini, Du siehst, gegen die Erfahrungen einiger Tausend Jahre kann auch ein Drache, der einmal ein Mensch war, nicht immer erfolgreich bestehen." -

Padmini verneigt sich leicht.

„Ich danke - insbesondere Euch, Ishwari Rajeshri - für die Erklärungen.

Und die Frage, was den Menschen betrifft, hoffe ich, Dich an einem anderen Tag damit belästigen zu dürfen, Herr." -

„Sicher, die Gelegenheit wird sich ergeben." -

Tascha verzieht ihre Nüstern.

„Ich überlege gerade... Wenn die anderen ihre Kräfte an jeder Energiequelle aufladen können - davon gibt es ja recht viele - Ich aber auf das nächste Gewitter warten muss... Das kann ja manchmal Wochen dauern...

Ich meine: im Notfall, wenn man dringend wieder die Kraft braucht..." -

„Keine Sorge. Ein Gewitter hat zwar sehr viel Energie und es ist einfach daran zu kommen, aber Du wirst Dich wundern, wieviel Energie selbst bei klarem Himmel zu bekommen ist, wenn Du erst ein wenig geübt bist - selbst aus einem Wasserfall." beruhige ich sie.

Das ist mir nämlich damals auch durch den Kopf gegangen - als ich schon wusste, dass ich ein Elemental bin. Und ich war erstaunt, woher überall ich Energie ziehen könnte, als ich mit offenen Sinnen unterwegs war.

Tascha atmet sichtlich auf.

Wir reden anschließend noch ein wenig über dies und das, Tascha bespricht die nächsten Tage mit uns. Schließlich sind jetzt überraschend mehr Mitglieder meines Hauses zu versorgen. Wobei die Draccier sich selber mit Nahrung versorgen werden. Und für die erste Zeit haben wir mit den drei Bants zudem reichlich Vorrat. Aber die Draccier essen auch einen Anteil an pflanzlicher Nahrung, ähnlich den Menschen und das muss besorgt werden. Tascha versichert mir aber, dass die umliegenden Siedlungen der Menschen ausreichend Überschuss produzieren und sogar noch einen größeren Haushalt leicht mit versorgen können. Und Platz für weitere Felder und Weiden ist bei den meisten kleineren Siedlungen auch noch vorhanden.

Interessant ist, dass Tascha mir berichtet, dass die Siedler hier sich spezialisiert haben - darauf habe ich bei meinen Beobachtungen als Drache nicht geachtet. Jede Siedlung hat zwar eine kleine Grundversorgung aller wichtigen Dinge, aber im wesentlichen produziert eine Siedlung überwiegend Reis, eine andere Trockengetreide, wie Weizen, eine Dritte verschiedene Gemüsesorten, die nächste Obst. Und mit Tieren ist es ähnlich. Hier Bants, dort Tireks, Rinder, Schafe - nur Schweine sind recht gleichmäßig verteilt. Und die verschiedenen Produkte werden über den gesamten Bereich untereinander im Tausch gehandelt. Der Überschuss geht auf weiter unten gelegene Märkte - oder eben jetzt an mich, was für die Siedler hier in den Vorbergen sehr viel einfacher und günstiger ist. Tascha berichtet, dass die Preise dafür für mich sehr moderat gehalten sind. Zum einen müssen die Waren nicht transportiert werden, zum anderen hoffen die Siedler natürlich entsprechend darauf, von mir in Ruhe gelassen zu werden, bzw. auch auf meine Hilfe, wenn sie mir ein wenig entgegenkommen und mich günstig versorgen. Wobei ich mit Tascha einer Meinung bin, dass sie für ihre Arbeit auch entlohnt werden sollen, ob nun mit Silber oder mit Hilfe in verschiedenen Situationen.

Schließlich bittet Tascha darum, sich heute in ihr Apartment zurückziehen zu dürfen, da sie erst einmal mit ihren neuen Kräften zurechtkommen möchte. Vermutlich will sie doch noch ein wenig üben, verständlich, es reizt doch, Blitze schleudern zu können.

Und Tyria möchte sich noch ein wenig im Wasser entspannen und entlässt dazu Ravi auch aus seinem Dienst.

„Ihr wollt sicher noch ein wenig besprechen, wir sehen uns nachher, mein Sternenhimmel."

Damit verabschiedet Tyria sich.

Und sie hat recht, denn ich möchte schon noch ein wenig mit Padmini reden. Auf einen Wink hockt sie sich auf ein Kissen vor mir in einer aufrechten, stolzen Haltung und sieht mich mit ihren gelben Drachenaugen an.

„Du wirst als mein Schatten in den nächsten Tagen sicher vieles über mich erfahren, ohne dass ich Dir einzeln alles erzählen muss. Lady Alissia und Lord Kyrin werden uns in den nächsten Tagen besuchen, da Alissia mich noch nicht kennt, werde ich spätestens dann viel über mich berichten. Du darfst mich aber auch über Dinge fragen, wenn etwas Zeit dazu ist. Viel werde ich nicht vor Dir geheimhalten, ein wenig aber sicher schon.

Würdest Du mir jetzt aber zuerst ein wenig über Dich berichten?" -

„Natürlich Herr. Die Erfüllung meines Dienstes setzt Dein Vertrauen voraus. Bis auf weniges, dass mir mein Eid gegenüber meinem Clan verbietet, wirst Du ebenso alles über mich erfahren. Wenn Du wünscht, auch ob und wann ich mich gepaart habe - so sagt ihr doch?"

Ich nicke grinsend.

„Diese Informationen überlasse ich Deiner Entscheidung. Ravi sagte, Du bist eine Freundin von Jaya?" -

„Ja, Herr. Wir sind seit frühen Kindertagen befreundet. Und ungeachtet ihrer Stellung und meiner Berufung in den Clan hat diese Freundschaft bis heute gehalten. Daher war ich sehr froh, dass ich erwählt wurde, ihr hier zu dienen und Dir mit meiner Person die Dienste unseres Clans anzubieten. Und sie erwählte mich heute, Dir zu dienen. - Verzeih, Du weißt, was es für uns bedeutet, in dieser Form von einem Großen Drachen anerkannt zu werden?" -

„Ja, zumindest ein wenig. Jaya hat mir das bereits berichtet." -

„Umso mehr, wenn ich als einfache Dracci Dir als Schatten dienen darf." -

„Bist Du eine so 'einfache' Dracci?" -

„Von meiner Herkunft ja. Mein Vater ist einfacher Schmied, nicht einmal Krieger. Meine Mutter hat zwar eine Kriegerausbildung, hilft ihm aber in der Schmiede - naja, so einfach ist er als Schmied nicht, seine Schwerter haben einen guten Ruf bei allen Kriegern, auch den Menschen. - Verzeih, Jaya sprach von einem besonderen Schwert, dass Du besitzt?" -

„Ich werde es Dir zeigen, ein wenig Geduld bitte. Ja es ist ein Meisterwerk eines Menschenschmiedes aus dem Reich von Lady Fjörgyn. Sein Sohn hat seine Lehre bald beendet und wünscht, zu mir kommen zu dürfen - ich habe seine Schwester lebend aus einem Felssturz ausgegraben." reagiere ich auf ihren fragenden Blick. -

„Ah. Ich würde gerne mit ihm zusammenarbeiten, vor meiner Berufung in den Clan habe ich viel vom Schmiedehandwerk gelernt und ihnen auch später geholfen, wenn ich zu Hause war.

Aber ich wurde auch als Kriegerin ausgebildet, aber durch meine Fähigkeiten, mich leichtfüßig zu bewegen ist dann der Clan schnell auf mich aufmerksam geworden. Es ist eine Ehre, zu den Nachtkriegern zu gehören, aber es war eine lange und harte Ausbildung, bis ich mich so bewegen konnte, dass mich nur noch Drachen wahrnehmen können und kein Krieger meiner Kampftechnik widerstehen kann. - Nein, Herr. Ich werde Deine Fechtausbildung nicht übernehmen, das verbleibt bei Jaya - nicht weil ich es nicht will, aber meine Kampftechnik ist völlig anders, als die eines Kriegers. Und das ist, was Du benötigst, nicht die feinen Finten und Techniken eines Assassinen. Im offenen Kampf auf dem Feld kann ich nur kurz bestehen, selbst mit den Waffen eines Kriegers bin ich zwar recht gut, aber Deiner Schwertmeisterin weit unterlegen - und nach der Beschreibung auch Dir bereits.

Wir Nachtkrieger schleichen uns ein, überraschen und schlagen blitzschnell mit feinen, leichten Waffen zu. Aber ich bin gerne bereit, Dich ein wenig in unsere Techniken einzuweihen, vielleicht ist es Dir hilfreich und Du verstehst unseren Clan dann ein wenig besser." -

„Welche Bedeutung hat hier der Begriff 'Assassine'? Ich kenne ihn zwar auch aus meiner Welt, aber ich weiß nicht, ob es das gleiche bedeutet." -

„Wir sind Krieger, die im verborgenen agieren. Wie ich schon sagte, einschleichen, ausspähen, überraschende Aktionen ausführen, im Notfall auch töten. Wir durchdringen Belagerungen, überwinden Wachen, dringen in Festungen ein - oder heraus, je nachdem. Wir übermitteln Informationen oder beschaffen diese, stehlen wichtige oder wertvolle Dinge - wenn es im Interesse des Stammes liegt, nicht zur eigenen Bereicherung, oder der des Clans. Und manchmal töten wir auch eine Person, vielleicht einen Heerführer, um einen Krieg zu verkürzten oder so etwas." -

„Ich verstehe. Doch etwas ganz anderes, als die Gruppe, die den Begriff bei uns geprägt hat. Bei uns war der Ursprung eine Gruppe, die einem einzelnen Anführer gehorchte und ausgebildet wurde, um Mordanschläge gegen Fürsten und Heerführer zu begehen. Offen und unter Nennung ihres Anführers und bewusst ihren eigenen Tod dabei zu akzeptieren. Kein Assassine hat sein Attentat überlebt, meist wurde er sofort danach getötet. Sie waren käuflich oder wurden nach dem Willen des Anführers eingesetzt - gekaufte Mörder, sonst nichts. Daher hat die Bezeichnung Assassine in meiner alten Welt keinen so guten Ruf. Hier sieht das allerdings ganz anders aus, wenn ich es richtig verstehe. Eher mit den Ninja vergleichbar, seid ihr Elitekämpfer, die für die Gemeinschaft im Verborgenen handeln." -

„Oh - nein, bitte sehe uns nicht als Mörderbande. Zwar werden Dir viele sagen, dass wir neben dem Anschleichen, hauptsächlich das Töten üben. Und sie haben sogar recht damit, denn wenn wir es einmal tun, dann soll es schnell und überraschend geschehen - und vor allem wollen wir lebend wieder herauskommen.

Aber in unseren Einsätzen ist es nur ein sehr kleiner Part. Die Beschaffung und Übermittlung von Wissen ist unsere Hauptaufgabe um den Feldkriegern ihren Kampf zu vereinfachen. Und wir stellen auch gute Leibwächter." -

„Das habe ich verstanden. - Krieger der Nacht werdet ihr genannt, weil für euch die Nacht Schutz und Deckung bietet - während Feldkrieger und Wachsoldaten die Nacht eher fürchten."

Padmini nickt bestätigend.

„Würdest Du mir auch aus Deinem Stamm oder Deinem Clan Wissen beschaffen, wenn es mich oder meine Handlungen hier betrifft?" -

Sie nickt sofort, ohne jedes Zögern.

„Ja Herr, ich habe meinem Clan geschworen einige wenige Dinge nie zu verraten - Dinge Die Dich nicht betreffen. Aber ich Diene jetzt Dir, nicht mehr meinem Stamm, auch nicht mehr meinem Clan, obwohl ich mich ihm weiter zugehörig fühle. Mein Clan hat mir das so befohlen, wenn Du meine Dienste angenommen hast. Und als Dein Schatten gehöre ich Dir - verzeih, Jaya sagte, Du magst es nicht... sagen wir, meine Dienste gehören nur noch Dir. Sage mir bitte, welches Wissen Du benötigst, ich werde es Dir beschaffen." -

„Ich danke Dir. Es wird wohl nur um Hintergrundwissen gehen, wenn überhaupt. So etwas wie: was denken die Stämme über dieses oder jenes, versuchen die Ältesten in einer Verhandlung mir etwas vorzumachen, was die Stämme so gar nicht wollen, wie denken die einzelnen Mitglieder der Stammesräte, eben Wissen, das mir bei Verhandlungen mit Euren Stämmen hilfreich sein könnte. Ich will es nicht dazu einsetzen, Eure Stämme zu übervorteilen, nur das beste für alle herausholen. Vielleicht erkenne ich auch, dass ich mehr bieten muss, als die Stammesführer verlangen, damit ich die Stämme wirklich mit einbeziehen kann. - Und ich bin mir auch sicher, dass es bald einen Nachtkrieger hier geben wird, der mich auskundschaftet - wenn der nicht schon da ist." -

„Ich verstehe und werde Dir alles beschaffen, was Du benötigst. Der Clan hat bereits davon gehört, dass Du planst, etwas mit uns Dracciern aufzubauen. Und sicher wird bald ein Nachtkrieger hier sein, um über Dich zu berichten. Ich bin es nicht, hatte auch nie den Auftrag. Shanti sehr wahrscheinlich auch nicht, noch nicht jedenfalls. Auch wenn ich etwas verwundert war, dass der Clan mit Shanti eine zweite Nachtkriegerin mitgeschickt hat. Aber ich denke, sie haben schon vermutet, dass Jaya mich in Deinen Dienst stellen wird, so ist trotzdem noch eine Nachtkriegerin an Jayas Seite. Aber das wäre nach mir auch eine der besten Positionen um Wissen über Dich zu erlangen. Ich werde beobachten und Dir berichten. Soll ich sonst etwas unternehmen, wenn ich jemanden entdecke - ob Clan oder andere - der Dich auskundschaftet?" -

„Nein, solange sie nur normale Informationen beschaffen, nicht. Ich werde es ja sicher auch machen, das haben wir ja gerade besprochen. Aber mich bitte informieren und alles beobachten, damit wir die Kontrolle behalten." -

Padmini sieht mich fragend an.

„Du vertraust mir? Obwohl ich eine Dracci bin, vom selben Clan wie Shanti, die Dich wahrscheinlich schon bald auskundschaften wird?"

Ich nicke einfach.

„Ich danke Dir Herr. Du kannst sicher sein, dass ich Dein Vertrauen nicht missbrauchen werde. Und ich kenne meine Strafe ja bereits, wenn ich es dennoch machen sollte. Wobei mir bewusst ist, dass ich im Gegensatz zu Jaya dann sicher Deinen Magen kennenlernen würde."

Sie grinst zwar dabei, aber es ist ihr ernst, das spüre ich. Sie kann auch den leichten Schauer des Unbehagens, der ihr bei der Vorstellung über die Schuppen huscht, vor mir nicht verbergen.

Padmini bemerkt meinen Blick und zuckt leicht zusammen, hält kurz die Luft an und seufzt dann grinsend.

„Es ist für mich noch ungewohnt, jemandem gegenüber zu sitzen, der sogar meine geschulten Emotionen lesen kann. Obwohl mir klar ist, dass die Sinne eines Drachen viel feiner sind und es mir nie möglich sein wird, Dich zu überraschen." -

„Sag niemals nie. Wenn Du es darauf anlegst, wird es Dir sicher auch gelingen. Hier in der Wohnung bin ich auch viel entspannter, da ist es leicht. Aber sei vorsichtig, wenn ich mich erschrecke, könnte ich einen Verteidigungsschlag auslösen."

Einige Überschlagfunken zwischen den Krallen meiner rechten Hand verdeutlichen ihr, was ich meine. Sie nickt, aber anders als bei den meisten, betrachtet sie gebannt mit leuchtenden Augen meine kleine Vorführung. -

„So kleine Blitze habe ich noch nie gesehen... Sind die gefährlich?" -

„Die sind schon sehr unangenehm und können Deine Muskeln für einige Minuten lähmen." -

„Ich würde mich freuen, einen Blitzdrachen einmal in Aktion sehen zu dürfen, Herr. Ich liebe Gewitter, auch wenn ich mir der Gefahren bewusst bin."

Ich lasse grinsend einige kleine harmlose Kugelblitze über den Boden rollen, mit denen sie ein wenig herumspielt, nach einem kurzen Blick auf mein bestätigendes Nicken. Beim Kribbeln, dass sie beim Berühren der Blitze spürt, kichert sie leise.

„Hübsch, aber wie würde es dagegen aussehen, wenn Du dich gegen einen überraschenden Angriff verteidigst?"

Der Blitz, der knallend in den Kamin in einen Holzscheit einschlägt, den ebenso knallend bersten lässt und in Brand setzt, lässt sie dann doch erschreckt zusammenzucken.

„Upps!" -

Ich rolle mich in einer fließenden Bewegung auf die Beine und starte auf allen Vieren voll durch in Richtung Bad. Nach einer Sekunde bin ich durch die Tür, die zum Glück nur angelehnt ist und nach außen aufgeht und mit Schwingeneinsatz in der nächsten Sekunde schon am Bad.

„Alles in Ordnung meine Wolke, ich habe ein wenig mit den Blitzen gespielt."

In einer Wolke aus Wassertropfen legt Tyria mit voll ausgebreiteten Schwingen eine Vollbremsung hin. Sie ist mindestens so durchgestartet wie ich, als sie den Knall gehört und die Richtung geortet hat. Ich fange sie noch auf, so schnell bremst es sich in der Luft nicht. - Hinter mir höre ich Padmini leise landen. Viel langsamer als ich ist sie anscheinend nicht.

Tyria stupst mir erleichtert die Finger in die Seite.

„Ihr Männchen... kaum ist ein Weibchen in der Nähe, macht ihr verrückte Sachen... - Was hast Du denn gemacht, das hat ja ordentlich gekracht." -

„Ich habe ihr nur gezeigt, wie ich mich bei einem überraschendem Angriff so verteidigen würde und ein Feuer im Kamin gemacht - und dann erst daran gedacht, wie es hier klingen muss..." -

„Na, mindestens ein halber Vulkanausbruch. Aber ich wollte mich ohnehin jetzt zur Ruhe legen, macht ihr noch lange?" -

„Ich denke nicht, vielleicht noch ein paar Fragen, aufpassen was das Feuer macht und dann auch ruhen. - Oder Padmini?" -

„Gerne Herr."

Mit Tyria im Arm sind wir wieder in der kleinen Wohnung angekommen, sie wirft einen Blick in den Wohnraum und betrachtet die weit verschobenen Polster und die regelmäßigen Löcher, die meine Krallen in den Dielen hinterlassen haben.

„Du hattest es offensichtlich eilig, mein Sternenhimmel..." konstatiert Tyria trocken.

„Wo Du doch sonst so darauf achtest, keine Kratzer zu hinterlassen..."

Nach einem liebevollen Züngeln über meine Nüstern verschwindet sie dann in ihrem Schlafraum - heute also hier als Anthro.

Ich schiebe Padmini sanft in den Wohnraum und rücke mit ihrer Hilfe die Polster wieder zurecht. Das Feuer brennt bereits nieder, es waren nur zwei Scheite. Aber die Glut wärmt mir noch angenehm den Rücken. Bodenheizung ist ja schön, aber ein Feuerchen...

„Du bist sehr flink, Herr. Gewand und leise. Der vierfüßige Start ist ungewöhnlich für einen Anthro - aber sehr effektiv. Wundere Dich nicht, wenn morgen ein Bote des Clans bei Dir anklopft..." -

„Die hätten keine Freude an mir - zuviel Widerspruchsgeist." antworte ich grinsend.

„Aber Du bist auch schnell, kannst mit mir zumindest mithalten." -

„Hier auf kurzer Strecke, draußen wird es schwieriger werden. Achso, Du bist dann ja auch noch groß - dann natürlich nicht mehr, Herr." Sie grinst.

„Schon klar. Wie steht es mit dem Fliegen?" -

„Das ist eine Voraussetzung im Clan. Fliegen ist wichtiger als das etwas mehr an Beweglichkeit ohne Schwingen."

Sie breitet ihre Schwingen aus, beachtlich groß für eine Dracci, sie dürfte gut fliegen können. Sie sieht mich plötzlich mit leichtem Schreck an und faltet ihre Schwingen schnell wieder zusammen.

„Verzeih Herr, ich produziere mich hier vor Dir, als wollte ich um Dich werben und mit meinen Schwingen beeindrucken." -

„Schon gut. Aber Du kannst damit auch beeindrucken. Lang und schlank geschnitten wie ein Jagdgreif - oder Schwalben. Damit dürftest Du schnell und wendig sein." -

„Ja, darauf wurde ich im Clan ausgebildet. Meine Vorbilder war dort die Falken - und ich habe mir zusätzlich noch Schwalben und Mauersegler gewählt, auch wenn die schwierig zu erreichen sind was mir nicht wirklich gelungen ist. - Du hast die Formen eines Höhengleiters, Adler oder Geier, wie ich draußen gesehen habe. Ich würde gerne einmal so im Aufwind stundenlang gleiten können..." -

„Hey, keinen Neid. Dir wurden von Erce Schwingen geschenkt, um die Dich viele andere beneiden dürften. Wir werden in den nächsten Tagen sehen, wie gut wir da zusammenpassen. Dann können wir entscheiden, wie weit Du mich begleiten kannst, denn ich werde Dich nicht immer tragen können." -

„Allen ist klar, dass meine Aufgabe als Dein Schatten anders sein wird. Die Begleitung hat nur dann ein wenig Sinn, wenn Du als Anthro in einer für mich erreichbaren Entfernung tätig bist. In Deiner normalen Form oder zu weit weg kann ich Dir nur als Nachtkriegerin dienen, notfalls eben hier oder bei meinem Stamm."

Sie kichert.

„Herr, wie es wohl aussehen würde, wenn Du in Deiner normalen Form dastehst und ich dann als Schatten in Deinem Schatten..."

Grinsend zeigt sie mit ihren Fingern das ungefähre Größenverhältnis, jetzt auf mich als Anthro bezogen. Die Vorstellung lässt mich auch grinsen. -

„Genug für heute. Über Deine Paarungen kannst Du mir auch ein anderes Mal noch berichten."

Wieder grinst Padmini, fast ein wenig frech.

„Ich hole mir jetzt noch einen ordentlichen Schluck kaltes Wasser und dann werde ich mich auch zur Ruhe begeben. Wir sehen uns dann morgen wieder." -

„Das Wasser werde ich Dir holen, Herr."

Ehe ich etwas sagen kann, ist sie schon davon gesprintet. Notiere: das muss ich ihr noch abgewöhnen. Schnell ist sie mit einem Krug und einem Becher wieder da. Das eiskalte Wasser tut mir jetzt gut. Nachdem ich getrunken habe, fragt sie mit Dackelblick durch leichtes Heben des Bechers, ob sie auch etwas trinken darf.

„Natürlich" nicke ich.

Schnell kippt sie zwei Becher.

„Verzeih, ich bin doch etwas aufgeregt. Ist in Deinem Schlafraum eine Pritsche für mich oder darf ich mir ein Polster hinlegen?" -

Notiere: auch das noch abgewöhnen...

„Padmini. Ich verstehe, dass es für einen Schatten üblich ist, im Zimmer des Herrn zu ruhen. Irgendwo draußen unterwegs oder bei einem Besuch bei anderen nehme ich diesen Dienst auch gerne an. Aber hier tief in meiner Wohnstätte - der Höhle eines gefürchteten Blitzdrachens - was soll mir da passieren. Du kannst ruhig in Deine Unterkunft gehen, es schadet Deinem Status hier in keiner Weise." -

„Herr, Du hast heute acht Fremde in Deinem Haus und der Weg hierher ist frei und unversperrt."

Sie seufzt und verdreht die Augen.

„Schlechte Begründung - ich bin ja auch eine der Fremden..." sie überlegt aber ihr fällt wohl keine logische Begründung ein.

„Herr, bitte... ich verstehe Deinen Grund, Du bist ein Großer und benötigst mich nicht zum Schutz. Aber wenigstens ein paar Tage, dann kann ich es gegenüber dem Clan erklären, aber wenn Du mich jetzt sofort wegschickst, werden sie glauben, dass Du mich nicht wirklich anerkennst."

Ich überlege kurz. Ich greife mir den Becher und den Wasserkrug um noch einen Schluck zu trinken.

„Herr warte, ich habe daraus getrunken, ich hole Dir einen neuen Becher." -

„Hast Du irgendeine gefährliche, ansteckende Krankheit?"

Sie schüttelt verwirrt den Kopf.

„Na also."

Ich gieße mir den Becher wieder voll und lasse das Wasser genüsslich die Kehle hinunterlaufen. Und ich entscheide mich.

„Gut, ich verstehe. Bleibe hier. Ein zweites Lager ist im Schlafraum nicht vorhanden, aber das Lager ist groß genug, dass Du dort bequem ruhen kannst, ohne dass wir uns stören. Du kannst aber auch im letzten Schlafraum ruhen. Von den anderen wird keiner etwas erfahren. - Schon gut, aber Du musst damit rechnen, dass Tyria zu mir kommen wird." -

„Ich verstehe Herr. Sie wird mich nicht bemerken wenn ich mich zurückziehe. In dem Fall werde ich Dein Angebot des anderen Schlafraumes annehmen, das ist dann für einen Schatten angemessen. - Danke Herr."

Sie kniet vor mir nieder, küsst meinen Handrücken und presst ihre Stirn dagegen.

Dann löschen wir die Lampen, nur noch die Kristalle erleuchten den Raum sanft. Fast auf Tuchfühlung folgt Padmini mir in meinen Schlafraum. Trotz geöffneter Fensterladen ist es stockfinster, es ist stark bewölkt und regnet kräftig - für mich kein Problem, und auch Padmini nickt auf meine Frage, ob sie nachtsichtig ist. Schnell hat sie sich orientiert.

„Dein Lager ist mehr als groß genug, Herr." sagt sie leise, gerade noch für mich hörbar.

Die Nachtkrieger sind auch im Flüstern sehr gut ausgebildet, denn es ist nicht leicht, so leise noch deutlich zu sprechen - jedenfalls mit Stimmbändern.

Flink ist sie auf das Lager gehuscht und rollt sich ganz in der hinteren Ecke ein.

„Keine Sorge, Herr. Ich habe mir oft gewünscht, ein so angenehmes, bequemes Lager zu haben. Es ist alles in Ordnung."

Ich gebe nur ein kurzes bestätigendes Knurren von mir und lege mich normal auf mein Lager. Padmini liegt so in der hinteren Ecke, dass ich selbst mit Anstrengung sie kaum berühren könnte.

„Ist es wirklich bequem so?" frage ich sie leise. -

„Ja Herr. Mache Dir darum keine Sorgen. - Darf ich Dich noch etwas fragen?" -

„Ja, natürlich." -

„Woran hast Du ganz am Anfang erkannt, dass ich mich Dir näherte? Du hast mich sehr überrascht, als Du mir Deine Hand hingehalten hast. Ich war eigentlich überzeugt, dass Du mich nicht bemerkst, da Du ja abgelenkt warst." -

„Hauptsächlich das Rascheln deines Schurzes an Deinen Knien. Sonst erst ganz zuletzt leise Tappser, eine Luftbewegung aus der falschen Richtung, ein Dufthauch, das leise Scharren Deiner Handschuppen am Becher, das Schwappen des Weines im Becher, die feine Bewegung der Dielen unter Deinem Gewicht, das..." -

„Bitte hör auf, Herr. Du bist strenger als der Clanälteste. Aber ich wusste, ich hätte den kurzen Schurz eines Männchens wählen sollen." -

„Das hätte Dir einen Vorteil gegeben. Du hättest mich zwar auch nicht völlig überrascht, aber ich hätte Dich auch erst bemerkt, kurz bevor der Dolch über meine Schuppen geschrammt wäre. Immerhin bist Du nicht nur sehr leise, sondern auch sehr schnell. Keine Sorge - Du bist gut in Deinem Beruf, sogar gegenüber einem Drachen." -

„Danke Herr. Und ich habe jetzt selber erlebt, warum wir meist unbekleidet einen Einsatz durchführen - es war als Novizin nicht einfach, immer und überall nackt sein zu müssen, selbst beim Besuch meiner Eltern im Dorf, um mich daran zu gewöhnen.

Ich wünsche Dir eine angenehme Ruhe, Herr."

Ich knurre wieder nur kurz und drehe mich auf die Seite. An den Atemzügen erkenne ich, das Padmini bereits eingeschlafen ist, soweit man das bei diesen Kriegern so nennen kann. Bei dem leisesten Geräusch oder der kleinsten Bewegung wird sie hellwach sein. Ich beneide sie für die ersten Nächte hier nicht, denn bis sie die normalen Bedingungen hier kennt - insbesondere in meiner Nähe - wird sie nicht viel Ruhe bekommen. Erst nach der Gewöhnungsphase filtert sie die normalen Dinge aus und wird dabei nicht wach. Ich darf dagegen richtig schlafen, noch dazu jetzt bewacht - und das plane ich jetzt auch zu machen, selbst mit dem ungewohnten Geruch einer Dracci in der Nase...