Wolf's Journey - Kapitel 22: Alte Bekannte

Story by silverstripe on SoFurry

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#22 of Wolf's Journey


Alte Bekannte

„Was?! Wegen so einer Schramme wird ein solches Gerichtsverfahren gebraucht?"

Rakshasa starrte ungläubig auf das Foto des Lehrers, der eine Schramme am Kopf hatte, die er durch Yuchis zugeworfene Tür erlitten hatte. Der Kojote ließ sich wieder auf seinen Platz sinken und starrte den Lehrer an, der auf seinem Platz saß und ein Grinsen im Gesicht trug.

„Es geht nur darum, mir eins auszuwischen", flüsterte Yuchi, der noch erstaunt war, dass Rakshasa und Maki darauf bestanden hatten, dem Verfahren beizusitzen. Er war froh, die beiden an seiner Seite zu wissen und vielleicht war es ein zusätzlicher Pluspunkt, dass das Gerichtsverfahren in Waldbach stattfand und der Richter ein Yokai war.

„Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen, Herr Mareo?", wandte sich der ältere Schakal an den Wolf.

„Oh ja, das habe ich, euer Ehren. Ich wurde in dieser Klasse regelrecht unterdrückt. Immer musste ich Beleidigungen und Gewalt einstecken und wer hieß das Ganze auch noch gut? Mein Klassenlehrer. Er hat mich regelmäßig aus dem Unterricht geworfen, mir deswegen schlechte Noten gegeben und mir Strafarbeiten für Dinge aufgezwungen, obwohl ich nie etwas getan habe. Wenn ich mich mal gewehrt hatte, dann war es Notwehr, weil es nicht mehr anders ging aber ich habe nie von mir aus irgendjemanden angegriffen."

„Das ist eine Lüge", blaffte der Lehrer zurück. „Er hat einem Mitschüler den Oberkörper zerkratzt. Max, tritt vor und erzähle, was passiert ist."

Yuchi schluckte, als er den Namen hörte. Er drehte den Kopf und sah den Jungen auf den Sitzplätzen der hinteren Reihe. Neben ihm saßen sein Bruder und seine zwei Komplizen. Das würde kein gutes Ende nehmen, dachte Yuchi sich.

Der Junge stand auf, sah erst Yuchi mit einem ausdruckslosen Blick an, dann schaute er zu seinem Lehrer. „Es stimmt. Yuchi hat mich böse gekratzt."

Yuchi ließ den Kopf hängen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Lehrer sich diese Verstärkung mitnehmen würde. Nun würde es schwierig werden, noch aus der Sache hinaus zu kommen.

„Aber..."

Yuchi zuckte mit den Ohren. Er sah seinen ehemaligen Klassenkameraden an und hörte aufmerksam zu.

„Er hat sich nur gewehrt. Früher war es nur ein Spaß gewesen, dass wir Yunichi immer geärgert hatten, doch als ich gesehen habe, wie sehr es meinem Lehrer zu gefallen schien, wie wir ihn fertig machten und er uns dafür sogar lobte und von uns erwartete, dass wir das regelmäßig taten, wurde es immer heftiger. Wir haben Yunichi körperlich angegriffen, hätten ihn sogar beinahe verstümmelt, bis er schließlich abgehauen ist." Er richtete den Blick auf den Wolf. „Mir ist leider zu spät aufgefallen, was wir da getan hatten und ich will mich offiziell bei dir entschuldigen."

Max sah den Wolf mit einem weichen Blick an. „Es tut mir leid, was wir dir angetan haben. Ich weiß, diese Worte machen all die Jahre der Unterdrückung nicht wett aber ich bin es dir trotzdem schuldig und ich hoffe, dass du dort, wo du jetzt bist, glücklicher wirst."

Yuchis Kinn klappte herunter. Die Welt musste stehengeblieben sein und alle Menschen verändert haben, anders konnte er sich nicht erklären, wie es zu diesem Wandel kam.

Der Richter wandte den Blick zu dem Lehrer, der ebenso schockiert von den Worten des Schülers war.

„Du kannst gehen", sagte der Schakal mit einem knappen Wink zu Max.

„Ha, ein paar Sozialstunden sind nichts im Vergleich zu dem, was dieser Idiot bekommen hat. Es gibt offenbar doch noch Gerechtigkeit in dieser Welt", sagte Maki zufrieden, als er zusammen mit Rakshasa und Yuchi das Gebäude verließ.

Yuchi bemühte sich zu einem Lächeln und sah zu dem Husky auf. „Er hat bekommen, was er verdient hat. Ich hoffe nur, dass nie wieder ein Yokai unter ihm leiden muss."

Plötzlich verstummte er. Kurz vor der Straße auf dem Bürgersteig stand ein Junge, die Hände in den Hosentaschen vergraben und den Blick starr auf den Asphalt gerichtet.

„Ist das nicht...?", setzte Maki an, doch Yuchi rannte zu dem Jungen und stellte sich vor ihn.

„Was machst du noch hier, Max?", fragte der Wolf und versuchte dabei nicht unfreundlich zu klingen.

Der Junge blickte auf und machte ein Gesicht, das Yuchi noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Es wirkte... freundlich.

„Ich möchte dich um einen Gefallen bitten."

Yuchi spitzte die Ohren.

„Ich will die ganze Sache von früher begraben und es wieder gut machen. Ich möchte dich und deine Freunde zum Essen einladen."

Maki und Rakshasa traten neben Yuchi und sahen den Jungen verwundert an.

Über Yuchis Gesicht zog sich ein Lächeln. „Klar gerne. Was haltet ihr davon?"

Maki stimmte zu, doch Rakshasa schien nachdenklich. „Auf mich müsst ihr leider verzichten. Mein Zug geht in einer halben Stunde."

„Wohin willst du denn?", fragte Yuchi verwundert, doch Rakshasa winkte ab.

„Nicht so wichtig. Ihr könnt ja stattdessen Ryo und Revan mitnehmen. Die dürften mittlerweile wieder zuhause sein."

Ohne eine weitere Frage zu stellen, verschwand Rakshasa.

Schulterzuckend sah Yuchi dem davoneilenden Kojoten hinterher und wandte sich dann wieder an Max. „Dann ruf ich schnell die beiden an. Wo dachtest du denn, könnten wir Essen gehen."

„Ihr seid diejenigen, die hier wohnen. Ich kenne mich hier nicht aus. Schlagt etwas vor."

Mit einem etwas skeptischem Blick auf den Jungen nahm Maki auf dem Stuhl platz. Es war schwer begreifbar, dass der sonst so aggressive Max plötzlich Reue empfand und der sonst so misstrauische Yuchi die Einladung sofort angenommen hatte, doch er wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Möglicherweise hatte Max tatsächlich eingesehen, dass er falsch gehandelt hatte.

Er ließ seinen Blick durch das Lokal schweifen. Eine altmodische Bar die von Jazzmusik erfüllt war und nicht sonderlich voll war. Lediglich an einem Tisch in der Ecke saßen ein paar Herren, die rauchend pokerten. Vermutlich war hier abends mehr los. Maki konnte sich nie für Bars begeistern, doch Yuchi schien die Musik zu gefallen, da er zum Takt mit dem Schweif wedelte.

Der Wolf vertiefte sich in die Karte und ging die vielen Drinks durch. Er hatte nie viel mit diesen Getränken zu tun gehabt und hatte sich immer auf den guten alten Fruchtsaft verlassen aber nun wollte er etwas neues ausprobieren.

„Warum wolltest du in diese Bar? Ich hatte mehr an ein Restaurant gedacht. Hier gibt es nur Cocktails und Bier und ..."

„Keine Ahnung, die Musik gefiel mir und dann wird es dich nicht zu viel kosten", lachte Yuchi.

Max runzelte verwundert die Stirn.

Als die Bedienung kam, schien sie sichtlich erstaunt. Menschen gab es hier normalerweise nicht und Max fing an, dies zu bemerken. Er war es gewohnt, von Menschen umgeben zu sein und nun war er an einem Ort, an dem vermutlich bisher nur sehr wenige Menschen zuvor waren. Er rutschte auf seinem Stuhl zurück und versteckte sein Gesicht in der Karte.

„Ich hätte gern die Zweiundvierzig", meldete sich Yuchi zu Wort und lenkte die Aufmerksamkeit der Mäusin auf sich.

„Einundzwanzig", sagte Max knapp und versuchte jeden Blickkontakt zu vermeiden.

Maki bemerkte Max' Verhalten und verkniff sich ein Grinsen. Nun sah er, wie es war, nur von andersartigen umgeben zu sein. „Ich nehme den hier", sagte er schließlich und deutete auf ein Bild auf der Karte.

Die Mäusin notierte sich alles und verschwand wieder. Erleichtert atmete Max auf.

„Ziemlich komisches Gefühl nur von Yokai umgeben zu sein, was?"

Max blickte zu dem Husky und verzog keine Miene. „In der Tat. Vielleicht würde es weniger Streit zwischen Mensch und Yokai geben, wenn es mehr dieser Städte gäbe."

„Aber warum ist es nur so schwierig für beide Seiten, einander zu akzeptieren und zusammenzuleben?", warf Yuchi ein. Nach einer Pause, in der niemand antwortete, sagte er: „Vielleicht in ein paar Jahren, wenn der Yokai wirklich mit dem Menschen gleichgesetzt ist, wird es keine Diskriminierung mehr geben."

Er zuckte mit den Ohren als er sich nähernde Schritte hörte. Sofort erkannte er aus den Augenwinkeln den jungen Panther und neben ihm Revan.

„Hallo ihr beiden", begrüßte Maki das junge Paar.

Auch Yuchi hieß die beiden Willkommen und bot ihnen den Platz neben sich an.

„Hier hab ich damals meinen ersten Freund kennengelernt", lachte Revan und setzte sich. Es herrschte Stille. Ryo sah den Schäferhund mit großen Augen an und er erwiderte den Blick.

„Nicht als ob ich ihn vermissen würde. Jetzt habe ich ja dich."

Max zuckte mit den Augenbrauen. Er traute sich nicht, zu den beiden Fremden etwas zu sagen, doch er erkannte sofort, dass sie ein Pärchen waren und er wusste nicht, was er davon halten sollte.

„Ich hab euch noch gar nicht vorgestellt", fiel Yuchi ein. „Max, das ist unser Mitbewohner Ryo und sein Freund Revan. Und das hier ist Max, ein ehemaliger Klassenkamerad."

Max war froh darüber, dass Yuchi nicht mehr über ihn erzählt hatte und gab den beiden die Hand. „Ich habe noch nie so viele von euch auf einem Haufen gesehen. Ist zwar eine nette Abwechslung aber ich glaube ich bin wirklich froh, wenn ich heute Abend wieder zuhause bin."

Maki wandte sich an Ryo: „Rakshasa ist vorhin mit dem Zug weggefahren. Hat er irgendetwas erwähnt?"

Revan antwortete für Ryo: „Heute morgen, kurz bevor wir gegangen sind, hab ich mitbekommen, dass er in ein Dorf will. Ich hab das Zugticket gesehen. Er wollte nach Gol... Gold... Verdammt, mir fällt es nicht mehr ein."

„Vielleicht Goldrain?", schlug Ryo vor.

„Ja genau. Das stand auf dem Ticket."

Ryo machte ein nachdenkliches Gesicht und sagte schließlich: „Rakshasa hat früher in Goldrain gewohnt, hat er mir erzählt."

„Bestimmt ist Yoko nach Hause gefahren und Rakshasa ist ihr hinterher", warf Yuchi in den Raum.

Maki zweifelte: „Glaubst du? Hätte sich Yoko einfach so davongemacht ohne etwas zu sagen?"

„Hatten Yokos Eltern und Rakshasas Eltern nicht Streit?", erinnerte sich der Panther. „Vielleicht wollten Yokos Eltern, dass sie zurück nach Hause kommt."

„Wenn das wahr ist, dann werden sie nicht erfreut sein, wenn Rakshasa dort auftaucht. Wir sollten auch dorthin fahren", sagte Yuchi und stand auf.

Maki hielt ihn am Ärmel fest und fragte: „Woher willst du wissen, ob das wahr ist? Und wie wollen wir dorthin? Von hier bis zum Bahnhof ist es zu weit, wir würden den Zug verpassen und der nächste kommt erst in zwei Stunden."

„Ich hab eine Idee", rief Revan plötzlich. „Mein Vater hat heute frei. Sicher kann er uns fahren."