Kapitel 7: Klagelied

Story by dragonscale on SoFurry

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#7 of Eragon 4 Fortsetzung: Schwere Zeiten


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Eragon - Schwere Zeiten

Kapitel 7: Klagelied

Nach einer halben Stunde kam Dorn mit einem Rehbock im Maul von seinem Jagdausflug wieder. Er schob seine Beute zu Eragon hinüber, der das Wild mit Hilfe seines Jagdmessers ausnahm. Er schnitt das Fleisch für den Jungdrachen in kleine Würfel, dabei verwendete er nur das zarteste und schmackhafteste Fleisch. Geweckt vom starken Fleisch- und Blutgeruch marschierte der Grüne ungeschickt auf Eragon zu. Dieser hielt dem kleinen Drachen die zerschnittenen Fleischbrocken hin, die dieser gierig verschlang. „Du brauchst einen Namen" sagte Dorn vorsichtig zu dem Drachenjungen. Sie spürten wie Zustimmung von Neugier von dem Geist des Drachens ausgestrahlt wurde, und Saphira und Dorn begannen abwechselnd verschiedene Namen vorzuschlagen, doch jeder Name wurde entschieden abgelehnt. Als den beiden Drachen die Ideen ausgingen fragten sie die Eldunarí nach weiteren Vorschlägen, bis plötzlich ein Name auf Zustimmung stieß. „Möchtest du Thyzon heißen?" wiederholte Saphira den Namen noch einmal. Wieder stieg eine Welle der Zustimmung in dem jungen Drachen auf und Saphira sagte: „Dann soll es so sein. Du bist Thyzon, der erste wilde Drache seit mehr als 100 Jahren." Bei diesen Worten keimte Stolz in Thyzon auf und er watschelte auf Saphira zu. Inzwischen war es bereits Abend geworden und die drei Drachen kuschelten sich Müde aneinander. Dorn legte seine große Schwinge über Saphira und Thyzon legte sich zwischen seine beiden großen Artgenossen. Mit einem einladenden Blick auf Eragon hob Saphira ihren Flügel und signalisierte ihrem Reiter so, sich wie gewohnt an ihre Seite zu legen.

Am nächsten Morgen wurde Thyzon als erstes wach und quetschte sich zwischen den massiven Leibern der beiden großen Drachen in die Freiheit. Während seine Artgenossen noch schliefen inspizierte der junge Drache neugierig den Thronsaal, doch in dem kargen Thronsaal gab es nichts, was seine Aufmerksamkeit länger fesseln konnte. Stattdessen wurde er sich seinem Hunger bewusst und blickte frustriert auf die Reste seiner ersten Mahlzeit, die am Abend noch von Saphira und Dorn verspeist worden waren. Er lief zu Saphira und flatterte mit den kleinen Flügeln an ihrem Kopf hoch und biss ihr mit aller Kraft seines kleinen Kiefers in die Nase. Mehr vor Schreck als vor Schmerz jaulte sie auf und ihr Kopf zuckte in die Höhe, was Thyzon in die Luft schleuderte. Erschrocken sah sie dem grünen Drachen an, der unsanft auf dem Boden gelandet war, doch zu ihrer Erleichterung schien ihm nichts passiert zu sein. „Warum hast du mich geweckt?" fragte sie ihn. Thyzon antwortete nicht mit Worten, doch Saphira konnte deutlich den bohrenden Hunger fühlen. Mit bedauern dachte sie an die Überreste von Thyzons erster Mahlzeit, die Dorn und sie am Abend noch schnell vernichtet hatten. Jetzt war nichts mehr übrig und sie mussten erst auf die Jagd gehen. Am liebsten wäre sie selbst jagen gegangen, doch sie wusste, dass das in ihrem Zustand keine gute Idee war. So sah sie sich gezwungen Dorn zu wecken, auch wenn sie dies lieber vermieden hätte. Die beugte den Kopf zu Dorn und liebkoste seinen Hals und sein Gesicht, in der Hoffnung ihm deutlich angenehmer zu wecken als Thyzon es bei ihr getan hatte. Doch sie hatte die Rechnung ohne den ungeduldigen Jungdrachen gemacht, dem Saphiras Aktion deutlich zu lange dauerte. Wie zuerst bei Saphira flatterte er an Dorns Kopf in die Höhe und biss dem großen, roten Drachen mit seinen spitzen Zähnen in die Nase. Mit einem lauten Knurren schreckte Dorn in die Höhe, doch der junge Drache hatte gelernt und wurde daher nicht wieder durch die Luft geschleudert. Brummelnd fragte Dorn in Saphiras Geist: „Was gibt es?" „Thyzon hat Hunger und wir haben gestern Abend das letzte Fleisch gefressen" sagte sie, „und ich kann nicht Jagen fliegen."_Mit einem unterdrückten Gähnen sagte Dorn: „_Ich werde uns etwas zu Fressen besorgen." Dann stand er auf, was einen gemurmelten Fluch seines Reiters auslöste, denn der hatte noch immer an Dorns Flanke geschlafen. Mit dem typischen dumpfen Geräusch breitete er seine Flügel aus und schwang sich majestätisch in die Luft. Saphira und Thyzon blickten ihm hinterher, bis er aus ihrem Blickfeld verschwand.

Anschließend registrierte Saphira, das Eragon der einzige im Thronsaal war, der noch ungestört unter ihrem Flügel lag und schlief. Sie musste grinsen als sich ein Bild in ihrem Geist formte und hob vorsichtig ihre große, blaue Schwinge an. Gleichzeitig schickte sie Thyzon das Bild und einen auffordernden Gedanken. Sofort machte sich der kleine Drache auf den Weg zu Eragon, wobei er mehrere Male stolperte, doch Saphira war schon froh das Thyzon ihre Absichten verstand und scheinbar einen klaren Geist besaß.

Als der Jungdrache Eragon erreicht hatte, sprang er mit einem Satz auf seine Brust und schlechte ihm mit der rauen Zunge durch das Gesicht. Geweckt von dem ungewohnten Gewicht auf seiner Brust und der rauen Drachenzunge in seinem Gesicht öffnete Eragon die Augen. Sein Gesichtsfeld wurde fast komplett von grün schimmernden Schuppen ausgefüllt und er musste unwillkürlich lächeln. „Ich erinnere mich noch gut daran als du so klein warst!" sagte er zu Saphira. „Ja ich auch" brummte sie versonnen, „ich kann mich an alles erinnern."Wirklich an alles? Auch wenn du noch so klein warst?" fragte Eragon ungläubig. „Ja, das Gedächtnis von Drachen ist viel besser als das von Menschen und bereits von Geburt an ausgereift" war ihre Antwort.

Eragon richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Thyzon und hob ihn vorsichtig von seiner Brust. Traurig dachte er an das tragische Schicksaal was dem kleinen Drachen bevor stand. Trotz Glaedrs entmutigenden Worten streckte er seine geistigen Fühler nach ihm aus und versuchte einen Ansatzpunkt für seine Magie zu finden. Er konnte spüren, dass etwas im Körper des Drachens gar nicht in Ordnung war, doch er konnte nicht benennen was genau falsch war. Frustriert weil er nicht helfen konnte, zog er sich wieder zurück und öffnete die Augen. Zu seiner Überraschung blickte er direkt in die leuchtenden Augen von Thyzon. Trotz des seltsam verzerrten Gesichtes und den schiefen Augen schwang in seinem Blick eine Intelligenz und Verstehen mit als könnte er den Sog seines Schicksaals spüren.

Eine kurze Zeit später kam Dorn mit zwei Rehen wieder. Er legte die Tiere auf den Boden und riss eines mit einer Klaue auf sodass Thyzon sich nicht durch das Fell beißen musste. Bei dieser Mahlzeit ließ der kleine Grüne Eragon keine Chance das Fleisch für ihn zu schneiden sondern stürzte sich sofort auf den von Dorn präparierten Körper. Dorn und Saphira machten sich über die andere Beute her, waren aber deutlich schneller fertig als Thyzon. Der ließ sich von den Blicken seiner beiden großen Artgenossen nicht stören und schlug sich den Bauch voll. Es erstaunte Eragon wie viel der kleine Drache fraß und mit einem Lächeln musste er wieder an die Zeit mit Saphira in Carvahall denken. Als Thyzon schließlich von seinem Mahl abließ war sein Bauch deutlich nach außen gewölbt und er fiepte zufrieden. Plötzlich durchlief ein Zittern den kleinen Körper, dann begann Thyzons ganzer Körper zu beben und er viel zuckend auf die Seite. Erschrocken und unsicher starrten alle Anwesenden den kleinen Drachen an als sich Schaum vor seinem Maul bildete und er würgende Geräusche ausstieß. „Tu etwas!" rief Saphira zu Eragon. Dieser guckte sie unsicher an, dann ging er schnell auf den zuckenden Körper zu und legte seine Hand auf den kleinen Kopf. Wieder wusste er nicht wo er seine Magie ansetzen sollte und so beschränkte er sich darauf, beruhigende Worte in der alten Sprache in Thyzons Geist zu flüstern.

Nach einigen Minuten beruhigte er sich wieder und rollte sich instinktiv zu einer schützenden Kugel aus grünen Schuppen zusammen. So blieb er fast einer Viertelstunde liegen. In dieser Zeit herrschte im Thronsaal bedrückten Schweigen, alle Augen waren auf Thyzon gerichtet, der unbewegt auf dem harten Boden lag. Nur das sanfte heben und senken seiner Atmung verrieten, dass noch Leben in dem kleinen Körper war.

Als schließlich wieder Bewegung in den grünen Drachen kam, musste dieser zuerst seine Flügel ordnen. Danach ging er zielstrebig auf Saphira zu, die ihren Geist nach Thyzon ausstreckte. Sie spürte, wie ein starker Wunsch in ihm aufkeimte. Er wollte in seinem Leben mehr von der Welt sehen als den Thronsaal in dem er geschlüpft war. Saphir schauderte als ihr bewusst wurde, dass Thyzon wusste wie schlecht es ihm ging und dass er bald sterben würde. Sie konnte ihm diesen Wunsch nicht ausschlagen, doch sie versuchte ihn zu überzeugen mit Dorn zu fliegen. Doch Thyzon wollte nicht mit dem roten Drachen fliegen, er wollte mit Saphira die Welt erkunden. Er machte dies deutlich indem er seine Schuppen katzenartig an ihrem Bein rieb. Saphira hatte Dorn an dem Gespräch mit Thyzon teilhaben lassen, doch zu ihrer Erleichterung war der Rote nicht von Thyzons Entscheidung gekränkt. Saphira fasste einen Entschluss und sprach zu allen Anwesenden: „Wir sollten alle einen Ausflug machen. Ich werde es schaffen." Nur an Dorn gewandt fügte sie hinzu: „Sollte ich fallen, fängst du Thyzon auf, nicht mich, ist das klar?" Dorn wollte protestieren, doch er erkannte die Entschlossenheit in ihrer Stimme und stimmte wiederwillig zu. Während Eragon und Murthag die Drachensättel anlegten, beugte Saphira ihren großen Kopf zu Thyzon, worauf hin sich der kleine Drache auf ihren Kopf legte. So zwischen ihren Hörnern konnte er sich festklammern sollte es unruhig werden, außerdem konnte er die Aussicht genießen.

Dann erhoben sich beide Drachen mit ihren Passagieren in die Luft, wobei Saphira viel Kraft benötigt. Ohne etwas zu sagen ließ Eragon einen konstanten Energiestrom in ihren geschwächten Körper fließen sodass sie dennoch relativ entspannt fliegen konnte. Während sich beide Drachen immer weiter in die Höhe schraubten kam Thyzon nicht mehr aus dem Staunen heraus. Er bewunderte das Blau des Himmels und das Grün der Wiesen und Wälder. Auch Ilirea, das von oben aussah wie ein wimmelnder Ameisenhaufen, fesselte sein Interesse. Saphira konnte spüren, dass Thyzon am liebsten seine Flügel ausgebreitet hätte um selber zu fliegen, und schickte ihm einen mahnenden Gedanken. Zu ihrer Erleichterung verstand er ihre Bedenken und unternahm keinen Versuch zu fliegen.

Kurze Zeit später empfing sie ein neues Gefühl von Thyzon, ein Gefühl welches sie nur durch ihre kollektiven Erinnerungen wiedererkannt. Der Drache fror.Eragon Thyzon friert" sagte sie zu ihrem Reiter, der genau so überrascht war wie sie. Drachen froren normalerweise nicht, erst recht nicht an einem sonnigen Mittag mit zweistelligen Temperaturen. „Was hältst du von einem Besuch in der Wüste?" fragte er, auch wenn ihm die Vorstellung von glühender Hitze und endlosen Sandlandschaften nicht grade zusagte. Ohne eine Antwort zu geben drehte sie nach Osten ab und flog mit schnellen Flügelschlägen auf die Wüste Hadarac zu. Auf dem Weg beobachtete Thyzon gespannt, wie das saftige Grün rund um Ilirea langsam gelben Sträuchern Platz machte, die den Rand der Wüste markierten. Schließlich wurden auch die gelben Büsche von endlosen Dünen aus goldgelbem Sand verdrängt, die aufsteigende Hitze brachte die Luft über den Sandbergen zum Flimmern. Für sich selbst wäre Eragon vermutlich nie auf die Idee gekommen freiwillig in diese trostlose Landschaft zu fliegen, doch er wusste wie Saphira diese Umgebung liebte und auch Thyzon schien begeistert, als Saphira und Dorn zur Landung auf einer Düne ansetzten. Er sprang von ihrem Kopf und wälzte sich im Sand, bis er schließlich liegen blieb und die Wärme genoss. Nachdem Eragon und Murthag von den Rücken ihrer Drachen geklettert waren, senkte Saphira plötzlich den Kopf, nahm Anlauf und rammte den überraschten Dorn ihren Kopf in die Seite. Dieser wurde vollkommen unerwartet getroffen und kippte auf die Seite. Im nächsten Moment rollten beide Drachen in einem durcheinander aus blauen und roten Beinen, Schwänzen und Flügeln den Abhang aus glühend heißem Sand hinunter. Unten angekommen blieben beide kurz in einander verschlungen liegen, bis Dorn im Gegenzug mit seinem Kiefer nach ihrer Schulter schnappte. Thyzon stand mit Eragon und Murthag oben auf der Düne und guckte auf seine spielenden Artgenossen hinunter, als Eragon plötzlich eine Veränderung in seiner Körperhaltung bemerkte. Als er sich weiter verkrampfte und anfing zu zittern rief Eragon in Saphiras Geist: „Saphira, Thyzon hat wieder einen Anfall!" Erschrocken erstarrte die blaue Drachendame und löste sich aus der Umklammerung des roten Drachens, spannte die Flügel auf und machte einen Satz hinauf auf den Sandhügel, Dorn folgte ihr sofort. Inzwischen war der kleine Grüne wieder zitternd auf seine Flanke gefallen. Besorgt beobachtete Eragon wie seine Zunge aus dem verzerrten Maul hing, doch er wusste nicht was er tun sollte. Plötzlich erbrach Thyzon die Reste seiner letzten Mahlzeit und schlug seinen kleinen Kopf in Krämpfen auf den Sandboden. Eragon streckte seinen Geist nach dem kleinen Drachen aus und begann wie zuvor beruhigende Worte in der alten Sprache zu murmeln, doch der Körper des Grünen kam nicht zur Ruhe. Eragon spürte wie Thyzons Geist schwächer wurde als sein Körper ihm den Dienst verweigerte. Ein letzter, überraschend klarer, Gedanken echote durch die Köpfe der Anwesenden. Er strahlte eine tiefe Dankbarkeit für die Zuwendung des letzten Tages aus, dann konnte Eragon den jungen Geist nicht mehr spüren. Ein letztes Beben lief durch den kleinen Körper als Thyzon seine Augen schloss, anschließend entspannte er sich. Fassungslos starrte Eragon auf den toten Drachen, wollte nicht verstehen was er grade mitangesehen hatte. Jeder Verlust war schmerzhaft, doch der Verlust dieses Lebens war eine Katastrophe für das Drachenvolk, denn jetzt gab es nur noch zwei lebende Geschöpfe dieser Art. Seine Gedanken wurden unterbrochen als Saphira und Dorn gleichzeitig ein markerschütterndes Wimmern ausstießen als sie langsam ihren Verlust verstanden. Saphiras Trauer mischte sich mit unbändiger Wut auf Galbatorix. Selbst nach seinem Tod hatte er einen weiteren Drachen auf dem Gewissen. Ohne sich abzusprechen begannen Dorn und Saphira ein Klagelied zu summen, ein Klagelied, das keiner von beiden je gehört hatte und doch trafen sie beide jeden Ton mit einer Präzision, als hätten sie Jahrelang geübt. Die Melodie war erfüllt von tiefer Trauer um den Verlust ihres Artgenossen, den ersten wilden Drachen seit vielen Jahren. Kurze Zeit später stimmten die Eldunarí in das Klagelied ein. Sie hatten zwar keine Körper mehr, doch die Melodie hallte mit unglaublicher Intensität in den Köpfen der Anwesenden wieder. Eragon konnte die Macht der Melodie spüren, sie gehörte zu einem Ritual das älter war als der Drachenreiterpakt, sie war genauso alt wie die Drachen selber.

Im Höhepunkt des Klagelieds rissen Dorn und Saphira gleichzeitig das Maul auf und stießen eine riesige Flammensäule aus. Sie badeten den Leichnam in ihrem Drachenfeuer bis nur noch ein kleiner Ascherest übrig blieb, der vom Wind verweht wurde. Beide Drachen schlossen mit einem krachen das Maul und ließen den Flammenstrom versiegen. Gleichzeitig verstummte die trauererfüllte Melodie, was eine seltsame Leere in Eragon zurücklies.

Wo vor wenigen Minuten noch Thyzon gelegen hatte, befand ich nun eine rot glühende Glasplatte, geschmolzen von der enormen Hitze des Drachenfeuers. Einer Eingebung folgend griff Eragon nach seiner Magie und prägte eine Inschrift in die noch flüssige Platte.

In Gedenken an Thyzon Erster wilder Drache seit Galbatorix Möge er Frieden finden

Gleichzeitig zog er mit Magie ein grünes Mineral aus dem sandigen Boden und arbeitete es in das Glas ein. Anschließend stellte er sich neben Saphira und legte ihr seine Hand auf den Hals. Stumm und in ihrer Trauer versunken starrten die Vier auf die Gedenkplatte.

Während die beiden Reiter und ihre Drachen stumm dastanden und ihren düsteren Gedanken nachgingen, versank die Sonne langsam hinter dem Horizont und es wurde überraschend kühl. Schließlich unterbrach Eragon vorsichtig die Stille und sagte: „Wir sollten nach Ilirea zurückkehren." Murthag nickte und kletterte auf Dorns Rücken, genau wie Eragon in Saphiras Sattel stieg. Zuerst machten beide Drachen keine Anstalten zu fliegen und Eragon fragte sich, ob sie seinen Vorschlag überhaupt gehört hatten, doch dann spannten beide die Flügel auf und ließen noch einmal ein trauererfülltes Brüllen hören, bevor sie mit langsamen Flügelschlägen in Richtung Ilirea flogen. Eragon seufzte als er an das schwere Gespräch dachte, welches er mit den Anführern führen musste.

Saphira und Dorn fliegen mit langsamen Flügelschlägen durch die zerstörte Glasfront in den Thronsaal von Ilirea und legen sich stumm auf den Boden. Schlapp ließen beide Drachen die Köpfe auf die Vorderpfoten sinken und starrten in Gedanken versunken ins Leere. Eragon streckt seinen Geist nach Aryas aus. Sobald er sie findet sagt er: „Arya, komm bitte in Nasuadas Arbeitszimmer. Ich muss etwas berichten." Sie spürt die Trauer in seinem Geist und fragt besorgt: „Ist etwas passiert Eragon?" „Ja, du wirst es gleich erfahren" war Eragons ausweichende Antwort. Danach machte er sich zusammen mit Murthag auf den Weg zu Nasuada.

Als sie das Arbeitszimmer betreten wollten kreuzten die Nachfalken wie gewohnt ihre Lanzen vor der Tür. „Was wollt ihr?" fragte einer der Soldaten barsch. „Wir müssen mit Königin Nasuada reden" sagte Eragon freundlich, „es geht um eine extrem wichtige Angelegenheit die keinen Aufschub duldet." „Einen Moment bitte" sagte einer der Soldaten und verschwand im Arbeitszimmer. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür erneut und Eragon und Murthag konnten Eintreten.

„Eragon, Murthag, schön euch zu sehen" wurden sie von Nasuada begrüßt, „was gibt es so dringend zu besprechen?" „Wir sollten noch auf Arya warten, sie sollte jeden Moment hier auftauchen" sagte Eragon. Wie erwartet betrat Arya wenige Minuten später den Raum und Eragon begann die Ereignisse des letzten Tage zusammen zu fassen. Als er seine Erzählung mit Thyzons Tod beendete blickte er in die geschockten Augen von Arya und Nasuada. „Das ist ein grausamer Verlust für die Drachen" sagte Arya mit erstickter Stimme. Eragon und Murthag nickten, dann sagte Nasuada: „Mein Beileid zu diesem Verlust. Es ist schrecklich, dass Galbatorix es geschafft hat, selbst nach seinem Tod noch so viel Leid zu verursachen. Ich habe leider ebenfalls schlechte Neuigkeiten die ich mit euch teilen wollte. Eigentlich wollte ich euch davon erst morgen erzählen, doch wenn ihr jetzt schon hier seid... Es geht um Teirm. Der Fürst weigert sich meine Herrschaft anzuerkennen und hat als Machtdemonstration den letzten Boten getötet. Die Soldaten in der Stadt und der Umgebung sind Loyal zu ihrem Fürsten und ich möchte nicht schonwieder in den Krieg ziehen müssen. Ich weiß, ich kann dir keine Befehle mehr geben, allerdings würde ich mir wünschen dass du in diesem Konflikt vermittelst. Soweit ich weiß war das früher, vor Galbatorix, die Aufgabe der Drachenreiter. Ihr könntet aus einer neutralen Lage heraus vermitteln und es ist deutlich schwerer euch umzubringen als einen normalen Boten." Eragon blickte Murthag an und dieser nickte kaum merkbar, daher sagte Eragon: „Wir werden uns darum kümmern. Wir werden morgen nach Teirm aufbrechen und übermorgen dort ankommen. Wir werden uns melden sobald es Ergebnisse gibt." Nasuada nickte und sagte: „Danke." „Gibt es sonst noch etwas das wir besprechen müssen?" fragte Murthag in die Runde. Als niemand antwortete erhob sich Eragon und verließ gefolgt von Arya das Zimmer. Auf dem Weg zum Thronsaal fragte Arya vorsichtig: „Eragon, wie geht es jetzt mit den Drachen weiter?" „Saphira und Dorn werden die Eltern der neuen Generation werden. Währe Thyzon nicht geschlüpft wären sie bereits übereinander hergefallen." Bei dem Gedanken, dass Saphira endlich einen passenden Partner gefunden hatte, musste er unwillkürlich lächeln. „Und wie soll es danach weitergehen?" fragte Arya, „Danach sind alle Drachen miteinander verwandt." „Ja das stimmt, aber vergiss nicht das Drachen von Magie durchdrungen sind. Physisch gibt es bei Drachen keine Probleme wenn sich Geschwister paaren solange sie nicht aus einem Wurf sind. Allerdings kommt es normalerweise in der Natur kaum vor das sich Geschwister miteinander vereinigen. Wir werden sehen müssen was passiert, nur die Zeit kann unsere Fragen beantworten." Mit diesen Worten hielt Eragon das Thema für beendet und schwieg. Nach einer Weile unterbrach Arya das Schweigen und sagte: „Ich werde nach Ellesméra reisen. Es gibt da noch einiges was ich besprechen muss und so erfahren die Elfen dort direkt das Schicksaal von Thyzon." „Wann?" war Eragons knappe Antwort. „Morgen" sagte Arya ebenfalls knapp. Eragon überlegte kurz, dann streckte er ohne etwas zu sagen seinen Geist nach Umaroth aus und sagte: „Umaroth-Elda, Arya reist morgen zurück nach Ellesméra. Wollt ihr sie begleiten? In Du Weldenvarden ist es deutlich ruhiger als hier in Ilirea, das tut den Seelen aus Galbatorix Schatzkammer bestimmt gut." Der alte Drache überleget kurz, dann sagte er: „Die Abgeschiedenheit Du Weldenvardens wäre in der Tat hilfreich." Nach diesem kurzen Gespräch sagte Eragon zu Arya: „Die Eldunarí werden dich nach Ellesméra begleiten, die Ruhe im Elfenwald wird ihnen gut tun." „Es ist mir eine Ehre" war Aryas einzige Reaktion. Inzwischen standen sie vor der Tür in den Thronsaal welcher vorläufige als Drachenhort diente. Eragon wollte hineingehen, doch er sah das Arya keine Anstalten machte ihm zu folgen. Fragend sah er sie an und sie sagte: „Ich muss noch einige Dinge erledigen und meine Sachen packen. Du solltest jetzt Zeit mit Saphira verbringen, für sie muss der Verlust noch schlimmer sein als für uns." Eragon nickte und sagte: „Wir treffen uns morgen früh hier, dann gebe ich dir Eldunarí." Mit diesen Worten öffnete er die Tür und betrat den Thronsaal.

Der Anblick von Saphira und Dorn, die eng aneinander gekuschelt da lagen, ließ Eragon lächeln. Dorn hatte seinen roten Flügel über ihren Rücken gelegt, ihre Köpfe lagen dicht beieinander und beide Drachen hatten ihre Schwänze so verflochten, dass es auf den ersten Blick aussah wie ein großer Rot-Blau-Geschuppter Schwanz. Eragon wollte sich wieder zurückziehen um die beiden nicht zu stören, doch Saphira hob einladend einen Flügel und stupste ihn im Geist an. „Setz dich zu uns, Kleiner. Du störst nicht." „Danke, Saphira" sagte Eragon und setzte sich neben sie. Eragon konnte spüren wie stark die Ereignisse sie belasteten und fragte: „Möchtest du Reden, Große?" Er empfing einen dankbaren Gedanken von ihr, doch sie schien nicht richtig zu wissen wo sie anfangen sollte zu Reden. Daher fing Eragon an zu reden: „Diese Melodie die ihr heute Gesummt habt..." „Die Melodie war Teil eines alten Rituals" setzte Saphira den Satz fort, „Es ist genauso alt wie die Drachen selbst. Vor heute wusste ich selbst nicht wie die Melodie geht, ich habe sie noch nie gehört. Aber als Thyzons Leiche vor mir lag, da wusste ich es einfach. Es gehört zu den kollektiven Erinnerungen der Drachen." „Genau wie die Verbrennung?" fragte Eragon um das Gespräch in Gang zu halten. „Genau. Bei älteren Drachen ist eine Bestattung wie sie bei Zweibeinern üblich ist kaum möglich" erklärte Saphira, „daher werden die Körper von toten Drachen schon immer Verbrannt." Eragon fand diese Art der Bestattung sehr gewöhnungsbedürftig, doch er versuchte dieses Gefühl von Saphira zu verbergen. „Du musst nichts vor mir verbergen, Kleiner" sagte Saphira als sie trotz Eragons Bemühungen sein Unbehagen spürte, „Feuerbestattung ist bei Drachen schon immer üblich, denn Drachen haben eine besondere Verbindung zu Feuer. Doch für Zweibeiner ist dieses Ritual ungewohnt, ihr habt ja deutlich andere Rituale, da ist es verständlich dass es dir Unbehagen bereitet." Dankbar über ihr Verständnis schwieg Eragon, bis Saphira leise sagte: „Eragon, wenn ich jemals sterben sollte, wirst du dann für ein angemessenes Ritual sorgen?" „Saphira, ich werde niemals zulassen das dir -" Er wurde von Saphira unterbrochen, die sagte: „Eragon, der König ist tot, doch die Welt ist noch immer Grausam. Du kannst mich vielleicht nicht immer beschützen." Mit einem dicken Kloss im Hals sagte Eragon: „Dann werde ich mit dir in das nächste Leben gehen. Ein Leben ohne dich möchte ich nicht führen." Saphira schien über seine Worte erschrocken, denn sie wandte plötzlich den Kopf zu ihrem Reiter und sagte: „Das möchte ich nie von dir hören, Kleiner. Du sollst dich nicht wegen mir Umbringen!" „Saphira, du weißt dass schon immer die meisten Reiter ihren Drachen in die Leere gefolgt sind. Doch wir sollten diese Diskussion hier beenden, du wirst nicht sterben und ich auch nicht, nicht jetzt und auch nicht in tausend Jahren." Mit diesen Worten versuchte er die Diskussion zu beenden, doch Saphira schien nicht zufriedengestellt. „Das Leben ist grausam" sagte sie bitter, „was hat Thyzon bitte falsch gemacht? Er war nur ein unschuldiges Küken, er hat den Mann der ihn umgebracht hat nicht einmal gesehen!" Bei diesen Worten zog Dorn Saphira näher an sich heran um ihr Trost zu spenden, außerdem legte seinen großen Kopf vorsichtig auf ihren. Erst jetzt wurde Eragon bewusst das der große Rote ihre Gespräch verfolgt hatte, doch es störte ihn nicht. „Ich bin auch noch da, ich werde nicht zulassen dass ihr in Gefahr geratet." Die Dankbarkeit, die von Eragons und Saphiras Geist ausging, veranlasste Dorn zu einem wohligen Brummen.

Bis zum Abend saßen die drei schweigend im Thronsaal, Murthag war noch immer irgendwo in der Festung unterwegs. Eragon schien dies unvorstellbar, er könnte Saphira nach einem solchen Vorfall wie dem heute nicht so lange alleine lassen. Dies war für ihn ein weiterer Beweis, dass seine Bindung zu Saphira außergewöhnlich stark war.

Als Murthag am Abend wiederkam begannen beide die Satteltaschen für die bevorstehende Reise zu packen. Die besorgten Proviant und nach einigem Überlegen packten sie auch die frisch reparierten und geölten Rüstungen ein. Anschließend legten sie sich unter den Flügeln ihrer Seelengefährten nieder.