Wolf's Journey - Kapitel 20: Harte Konfrontation

Story by silverstripe on SoFurry

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#20 of Wolf's Journey


Harte Konfrontation

Träge setzte Ryo einen Fuß vor den anderen. Die Schule ging wieder los und der Panther hatte kein gutes Gefühl. Was würde Revan sagen, nachdem er ihn am vorigen Tag zurückgelassen hatte?

Ryo wusste, dass er zu voreilig gehandelt hatte als er einfach gegangen war, doch würde sein Freund ihm das übel nehmen? Revan war schließlich der einzige Freund, den der Panther in der Klasse gefunden hatte und er wollte ihn auf keinen Fall verlieren.

Ryo fand sich in der überfüllten Aula wieder. Viel zu viele Leute für seinen Geschmack. Er zog seinen Rucksack zurecht und hielt nach dem Schäferhund Ausschau, doch er sah ihn nicht.

Schließlich klingelte es und die Schüler begaben sich zu ihren Klassenräumen. Ryo tat es ihnen gleich. Sofort erblickte er den Leoparden Marius, der ihren Kuss am Vortag beobachtet hatte. Die Erinnerungen an das schöne Gefühl der Verschmelzung kehrte zurück. Doch dann erinnerte er sich auch an den Schock, den sie erlitten hatten, als sie gesehen wurden.

Marius erwiderte Ryos Blick nicht und folgte seinen Mitschülern in die Klasse.

Gemächlich trabte Ryo hinterher. Dann sah er ihn. Revan saß an seinem Platz, zwei Tische weiter von Ryos Platz. Er packte sein Mäppchen und einen Block auf den Tisch. Revan wirkte nicht verändert, als hätte ihm das Verhalten von Ryo am Vortag nichts ausgemacht.

Als Ryo sich setzte, bemerkte Revan die Anwesenheit des Panthers und drehte den Kopf zu ihm. Ihre Blicke trafen sich und für einen Moment sahen sie sich einfach nur an.

Über Revans Gesicht huschte ein Lächeln und sämtliche Anspannung fiel von Ryo ab. Revan war also nicht sauer auf ihn.

Ein Fuchs unterbrach ihren Blickkontakt, indem er den Stuhl vom Platz zwischen Ryo und Revan zurückzog und die beiden abwechselnd ansah.

„Ich hoffe doch, dass mich keiner von euch angrapscht. Das wäre echt uncool."

Revan blinzelte verwundert. „Was willst du damit sagen Mario?"

Ryo wandte sich ab. Er ging davon aus, dass bereits ein Großteil der Klasse über sie Bescheid wusste, wenn es nicht sogar schon alle wussten.

„Du hast schon verstanden, was ich gesagt habe", erwiderte der Fuchs und sah den Schäferhund mit einem abwertenden Blick an.

Revan erhob sich schnell, sodass sein Stuhl nach hinten fiel. Er verzog das Gesicht zu einer wütenden Miene und bellte: „Was soll das?! Was habe ich denn gemacht?!"

Der Fuchs verschränkte die Arme und erwiderte im normalem Ton: „Du hast mit Jungs rumgeknutscht. Wer weiß, was ihr noch gemacht hättet. Gerade von dir hätte ich das nie gedacht. Was ist mit all den Mädchen, die du auf den Diskos abgeschleppt hast? All die Geschichten, die du uns erzählt hast?"

Ryo fiel auf, dass nun alle Mitschüler ruhig wurden und gespannt den beiden Rüden zuhörten. Alle wollten wissen, was es mit den Gerüchten auf sich hatte und Ryo begann sich zu fragen, was Revan sagen würde.

Revan antwortete dem Fuchs eine Weile nicht und starrte ihn nur mit drohend angezogenen Lefzen an.

„Also alles nur eine Lüge? Du bist wirklich eine Schwuchtel?"

Der Schäferhund legte die Ohren an und wollte gerade etwas sagen, als sich plötzlich die Tür öffnete und die Lehrerin in die Klasse trat und ihre Brille zurecht rückte.

„Was ist denn hier los? Warum so ruhig?", fragte sie.

Revan und Mario setzten sich wieder, doch hielten sie den Blick weiter standhaft aufeinander gerichtet.

Frau Vala-Kurzdorf hatte von der Auseinandersetzung ihrer Schüler nichts mitbekommen und begann unbeirrt mit dem Unterricht.

Während der gesamten Schulstunde meldete sich Revan nicht und funkelte den Fuchs wütend an.

Ryo erinnerte sich, dass die beiden noch nach der Klassenfahrt gut befreundet waren und Mario zu den Jungs gehörte, mit denen Revan immer Fußball spielte. Er fühlte einen Schmerz in der Brust, als hätte ihm jemand mit der Faust geschlagen. Den Panther plagten Gewissensbisse. Er gab sich die Schuld an der nun zerbrochenen Freundschaft von Revan zu Mario und womöglich auch zu dem Rest der Klasse.

Als es zur Pause schellte, rannte der Großteil der Klasse aus dem Raum, ohne dass die Lehrerin noch ein Wort sagen konnte. Seufzend folgte sie den Schülern nach draußen.

Ryo, Revan, Mario und einige seiner Freunde waren in der Klasse geblieben.

Als Mario sicher war, dass die Lehrerin fort war, fragte er: „Wir haben hier wirklich zwei Schwuchteln? Wer hätte das gedacht?"

Revan legte die Ohren an als er das Tuscheln der anderen Mitschüler bemerkte. Er warf einen vorwurfsvollen Blick zu Marius, der ihn verraten hatte. Doch der Leopard erwiderte seinen Blick nicht und sprach mit Lloyd, der neben ihm saß.

Der Hase hörte zu, doch in seinem Gesicht lag etwas, das Revan nicht deuten konnte.

Mario wandte sich an Ryo und blaffte: „Und dass du auch noch für diesen kleinen Emo die Seiten gewechselt hast."

Revan stand auf, fegte seine Sachen vom Tisch und stapfte mit wutverzerrtem Gesicht auf den Fuchs zu. „Hör mir mal gut zu, Bettpisser. Wenn du ein Problem mit mir hast, dann leg dich mit mir an aber lass das nicht an anderen raus."

Mario schien für einen Augenblick eingeschüchtert, doch er fing sich wieder und sagte an Ryo gewandt: „Pass auf, dein Liebhaber setzt sich für dich ein. Ist das nicht süß? Du kannst dich glücklich schätzen."

Plötzlich trat eine Kätzin aus der Reihe der Tuschelnden und stellte sich vor Ryo. „Lass die beiden in Ruhe. Was auch immer sie gemacht haben, kann dir doch egal sein."

Revan hob verwundert die Augenbrauen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich ausgerechnet Lana für sie einsetzte. Er wusste, dass die Kätzin mal verliebt in ihn war und einmal mit ihm ausgegangen war. Revan hatte erwartet, dass sie schockiert darüber war, dass ihr früherer Schwarm schwul war.

„Mir doch egal sein? Mal abgesehen davon, dass ich zwischen diesen beiden Tucken sitze, diese Schwuchtel ruiniert unser reines Fußballteam und ..."

Das Getuschel wurde immer lauter und die abfälligen Blicke trafen Revan ins Herz. Er hatte sich vorher nie mit einem Mitschüler angefeindet und nun schienen fast alle gegen ihn zu sein. In seinem Innersten brodelte es und er musste sich Luft verschaffen. Er kämpfte gegen das Bedürfnis an, seine Faust im Gesicht dieses Fuchses zu versenken und atmete tief ein. „Na gut, ich werde sagen, was Sache ist."

Er stolzierte an dem Fuchs vorbei nach vorn vor die Klasse.

Ryo beobachtete ihn aufmerksam und wusste nicht, was er tun sollte. Als sein Freund musste er ihn unterstützen und überredete sich dazu, dem Schäferhund hinterher zu gehen.

Revan stellte sich vor das Lehrerpult und sah in die Klasse.

Ryo gesellte sich neben ihn.

Viele neugierige Augenpaare ruhten auf den beiden.

„Es ist wahr", begann Revan und hielt den Blick starr auf seine Mitschüler gerichtet. „Ich bin schwul und ich bin mit Ryo zusammen aber warum muss daraus so ein Drama gemacht werden? Ich war schon schwul, bevor ich Ryo kannte und keiner von euch hatte vermutet, dass ich anders bin. Ich bin noch derselbe Revan wie damals und nun wollt ihr mich für das, was ich bin, verurteilen? Bin ich schlecht oder unrein, nur weil einen Jungen liebe? Warum hasst ihr mich dafür, dass ich jemanden liebe? Ob ich nun Jungs oder Mädchen liebe ist doch völlig egal. Ich bin so wie ihr auch, ein normaler Siebzehnjähriger, der gerade seine ersten Erfahrungen mit Beziehungen macht."

Revan griff nach Ryos Pfote und sah den Panther an. „Und selbst wenn ihr mich nun alle dafür hasst, ich liebe diesen Jungen und ich werde mich nicht vor euch verstecken."

Lana stellte sich neben die beiden Jungs und erhob die Stimme: „Er hat recht. Wer sind wir, dass wir uns voreinander verstecken müssen? Das ist wie früher, wo Yokai von den Menschen noch unterdrückt werden. Da sollten wir doch wirklich zusammenhalten und uns nicht gegenseitig bekriegen, nur weil man anders empfindet. Ob schwul, bi oder hetero ist doch egal. Leute, wir sind eine Klasse und hatten doch immer zusammengehalten. Was soll dieses Benehmen? Wir leben doch wohl in einer Zeit, in der man Leben kann, wie man möchte. Leben und leben lassen."

„Ich möchte auch etwas sagen", erhob Ryo plötzlich seine Stimme.

Alle Augenpaare richteten sich auf ihn und er hatte das Gefühl, im Boden zu versinken, doch er griff Revans Hand fester und sagte: „Dort wo ich früher gelebt habe, wurde ich auch beleidigt und geschlagen, weil ich anders war. Das war grauenvoll und ich war wirklich froh, von dort weg zu sein und dachte, dass ich nun so leben könnte, wie ich eben bin. Revan hat mir sehr geholfen und ich bin mittlerweile sehr glücklich. Ich hätte vorher auch nie gedacht, eine Beziehung mit einem Jungen zu führen, doch er hat mir etwas gezeigt, dass ich früher nie hatte. Geborgenheit und das Gefühl, gemocht zu werden. Geliebt zu werden. Hatte niemand von euch je das Bedürfnis, akzeptiert zu werden, sich geborgen zu fühlen und glücklich zu sein? Ob nun in der Familie, Freunden oder bei einem Partner. Warum wollt ihr das zerstören?"

Niemand erwiderte etwas, doch Ryo bemerkte, dass seine Worte etwas bewirkt hatten. Seine Mitschüler schwiegen, sahen sich verwundert an und dachten nach.

Revan meldete sich wieder zu Wort: „Wir werden zusammen bleiben und wenn ich dafür kämpfen muss. Ich werde mich auch für jeden anderen Homosexuellen, den ich kenne, einsetzen. Jeder hat es verdient, in einem guten Umfeld aufzuwachsen ohne sich verstecken zu müssen. Ich habe mich bereits lange versteckt. Nicht nur mit der Homosexualität, sondern auch, weil ich zur Hälfte ein Albino bin und dies immer verschwiegen habe. Schon bei mir war es wirklich schlimm, doch als ich gesehen habe, wie andere darunter leiden, sich verstecken zu müssen, ist mir aufgefallen, dass das doch kein glückliches Leben ist. Egal was oder wer man ist, man sollte zu dem stehen was man ist und nicht dafür verurteilt werden."

Eine Weile herrschte Schweigen. Revan fragte sich, ob ihre Ansprache die Meinungen seiner Mitschüler verändert hatte, doch er fühlte, wie ihn eine Erleichterung überkam, die schon seit Jahren in ihm pochte. Endlich hatte er es von der Seele und musste sich nicht mehr verstecken. Was auch immer die anderen nun sagen würden, Revan war froh darüber, etwas gesagt zu haben und zu dem zu stehen, was er war.

Ein Klatschen erregte seine Aufmerksamkeit. Er schaute zur Tür. Im Türrahmen stand seine Lehrerin, die mit einem Lächeln im Gesicht in die Hände klatschte. Hinter ihr schauten die restlichen Schüler den Schäferhund an. Offenbar hatten sie ihre Ansage auch mitbekommen.

„Revan hat Recht mit dem, was er sagt", meinte die Lehrerin und trat neben den Schäferhund. „Ich bin erstaunt, dass ihr so viel Mut habt, euch vor die Klasse zu stellen und zuzugeben, dass ihr schwul seid, doch ich bin stolz auf euch. Vielleicht habe ich dieses Thema mit euch nicht ausführlich genug besprochen, sonst hätte es vielleicht nie zu dieser Auseinandersetzung kommen müssen. Wir werden diesbezüglich ein Aufklärungsprojekt für mehr Toleranz starten und ich hoffe, dass auch andere begreifen, dass es nichts schlechtes ist, wenn man anders ausgerichtet ist."

Mit einem Kopfnicken bedankte sich Revan bei seiner Lehrerin und sah dann wieder zu Ryo. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Ganze so viele Probleme mit sich bringt aber das war es mir wert."

Er berührte seine Nase sanft mit Ryos und lächelte ihn an.

Ryos Wangen erröteten und er erwiderte das Lächeln.

Ryo, Revan und Lana begaben sich zurück zu ihren Plätzen, während wieder das Getuschel begann. Doch diesmal hatte Revan das Gefühl, dass sie nicht über sie lästerten sondern sich tatsächlich Gedanken darum machten, was Revan angesprochen hatte.

Zurück auf ihrem Platz sah Mario Revan an. Der Fuchs stand auf und starrte fest in die violetten Augen des Schäferhundes. „Vielleicht hast du doch recht mit dem, was du sagst. Du bist nicht anders als vorher. Tut mir leid, dass ich euch beleidigt habe aber sollte einer von euch mich angrapschen oder mich beim Duschen anstarren, knote ich eure Schwänze zusammen."

Mario grinste frech und Revan erkannte den ironischen Unterton in der Drohung.

„Mach dir darum mal keine Sorgen."

„Immerhin muss ich mir jetzt keine Gedanken mehr darum machen, dass du mir die ganzen Mädchen wegschnappst."

Als auch die letzte Schulstunde vergangen war und die Schüler den Klassenraum verließen, trat Frau Vala-Kurzdorf zu dem jungen Pärchen. In ihren Augen zeigte sich Besorgnis und sie sagte: „Ich hoffe, dass sich die anderen an euch gewöhnen werden. Wenn ihr irgendwelche Probleme oder Auseinandersetzungen mit anderen habt, dann könnt ihr immer zu mir kommen."

„Vielen Dank", sagte Revan und nickte seiner Lehrerin zu. „So leicht lassen wir uns nicht unterkriegen."

Nachdem die Lehrerin sich verabschiedet hatte, stolperte Marius zu den beiden. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, doch als Lana mit Lloyd im Schlepptau ankam und ihn leicht zu Revan schubste, sagte dieser: „Tut mir leid, dass ich euch verpetzt hab. Ich wusste nicht, was ich tun sollte."

Revan schüttelte den Kopf. „Immerhin hat es dazu geführt, dass ich endlich mal sagen konnte, was Sache ist. Aber wie kommt es eigentlich, dass du dich für uns einsetzt, Lana?"

Über das Gesicht der Kätzin huschte ein Lächeln. „Den ersten Verdacht hatte ich bei unserem Date. Mich hatte vorher noch nie ein Kerl abgewiesen aber du warst der Erste, der mich nicht küssen wollte. Aber wirklich sicher war ich mir erst, als wir im Kino waren. Ich saß zwei Plätze neben euch und habe bemerkt, wie ihr gekuschelt habt. Ich fand das süß und würde nicht zulassen, dass irgendein Idiot euch das kaputt macht. Mal ganz abgesehen davon, dass mein kleiner Freund hier auch schwul ist und ich seit der ersten Klasse mit ihm befreundet bin."

Sie deutete mit der Schnauze auf Lloyd, der verlegen zu Boden blickte.

„Was? Du auch? Hätte ich gar nicht gedacht", lachte Revan und klopfte Lloyd auf die Schulter.

Der Hase lächelte schüchtern.