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Chapter 07 - Auf und Davon

Wenige Kilometer entfernt saßen vier uniformierte Männer mit Kaffeetassen in einem Raum mit einer riesigen Leinwand, auf der Kartendaten und Überwachungsvideo sowie einige Kommandozeilen zu sehen waren. Es häulte ein lautes Alarmsignal auf und ein Kasten färbte sich rot. „Systemangriff" leuchtete quer über die Schirme und die dazugehörigen Protokollpunkte wurden vergrößert. „Finden Sie raus, wer sich den Zugriff verschafft und sperren sie den Zugang!" Der aufsehende Oberst wirkte eher gelassen, trotzdem war seine Stimme laut und eindringlich. „Ein Sidekick-Pad worldwide. Es scheint mit einem Clusternetzwerk und einem Key-Generator jeden Zugang zu wechseln, sobald der alte gesperrt wird. Es ist registriert auf... Es wurde in Bar bezahlt." Alle anderen starrten ihn an. Keiner zahlte mehr Bar. Die meisten Geschäfte nahmen kein Bargeld mehr, nur an den Grenzen kam es manchmal vor, dass Händler noch Scheine aus der „nichtstädtischen Region" annahmen. Propagandabegriffe, zur Kontrolle: Wer nicht gläsern mit Karte zahlt kann keiner aus der Stadt sein. „Kein Problem", der Oberst blickte zuversichtlich, „finde raus, wo es verkauft wurde und gib mir die Überwachungsfiles und die Kaufdaten, dass wir das Teil sperren können!"

Darwin schaute so unauffällig wie möglich um die Ecke. „Da steht es, und es ist bewacht", flüsterte er den anderen zu, „aber ich hab schon einen..." - Er sah, wie der Halbhund vom Dach sprang und dem Soldaten das Genick brach. „...Plan." Er drehte sich zu Ray doch dieser schaute ihn nur fragend an: „Was ist?" - „Er hat die Wache..." - „Abgelenkt?" - „Sagen wir's so." - „Wow, der ist ja richtig tollkühn." Der Lombax lachte leise während Artjom die Leiche in den Schatten eines Gebäudes zog. „Idi syuda! Bystreye, chert poberi! Eh... Kommt jetzt schnell!" Ray und Darwin schlichen um die Ecke und sahen Artjom hinter dem Steuer des Geländewagens auf das Lenkrad mit den Fingern trommelnd. Ray rannte los um sich den Beifahrersitz zu schnappen während Darwin hinten einstieg. Die reifen kreischten, als Artjom das Pedal durchtrat und der Wagen setzte sich in Bewegung mit einer auffälligen Staubwolke hinter sich.

„Herr Oberst, das Sidekick-Pad griff auf die Vehikel-Prüflisten zu und hat einige Positionsdaten heruntergeladen!" - „Dann fragen Sie die wachen, los, los!" - „Schon geschehen, Herr Oberst, eine Wache antwortet nicht." - „Video, auf Kachel 4! Und sperren sie endlich dieses Gerät, bevor diese Terroristen noch mehr Schaden anrichten!"

„Und wohin jetzt?" Artjom schien sich scheinbar nicht auf dem Militärgelände auszukennen. Sam zückte seinen kleinen Begleiter und startete die GLONASS-Simulation des Militärs, die ein Satelliten-Navigationssystem mit terrestrischen Antennen vortäuschen soll und lud gleichzeitig das komplette Kartenmaterial für den gesamten Trakt herunter. „Am besten sagst du ihnen auch noch wo wir hinwollen!" Darwin schaute verzweifelt nach vorne. Ray wollte gerade das Ziel eingeben und zuckte zusammen. „Ich mein, sie wissen jetzt wahrscheinlich schon, wo wir sind, also müssen sie nicht wissen wo wir hinwollen?"

„Wo wollen die hin?" Der Herr Oberst starrte auf gespannt und grübelnd auf den Monitor, auf dem ein kleiner roter Punkt den Geländewagen auf einer dreidimensionalen Karte verfolgte. „Schickt ihnen drei Aufspürtrupps hinterher!"

Ray hatte überflog die Liste mit den Fahrzeugen auf dem Gelände während er Artjom immer wieder zwischendurch zurief, wo er abbiegen muss, meist viel zu knapp. Er sah, dass sich einige Punkte plötzlich veränderten, also rief er die Punkte auf die virtuelle Karte. Darwin schaute gespannt nach vorne. „Bin ich jetzt zu paranoid oder kommen diese blauen Punkte auf uns zu?" - „Scheiße, ich glaube du hast Recht!" - „Wir müssen es wenigstens so weit versuchen, wie wir können!", unterbrach Artjom die leichte Panik der Beiden und erhöhte weiter die Geschwindigkeit.

„Feuern Sie los, sobald sie in Reichweite sind!" - Der Oberst grinste selbstgefällig und lehnte sich in seinen Stuhl um aus seiner Kaffeetasse zu trinken. Die blauen Punkte auf dem Display näherten sich immer weiter dem roten Punkt an.

Ein klirrender und lauter Einschlag war zu hören. „Die schießen auf uns, mach schneller!" Darwin war aufgeregt und klammerte sich panisch an den Fahrersitz. „Mach dir mal keine Sorgen. Das ist nicht irgendeine Karre, sondern ein Geländewagen eurer geschätzten Armee." Der Sarkasmus war deutlich mit Artjoms Akzent zu hören. Es schlugen weitere Kugeln ein und hinterließen lauter Beulen im verstärkten Blech. Der Motor heulte laut und Ray und Darwin waren panisch angespannt, während Artjom versuchte sich aufs Fahren zu konzentrieren. „Da sind die ersten Grenzposten!", schrie Ray, der die Augen zukniff. Mit einem lauten Klirren durchbrachen sie den Maschendrahtzaun. Ray und Darwin machten die Augen wieder auf. „Gut, wir leben noch." Darwin atmete erleichtert aus. „Jetzt links, denn durch die Mauer können wir nicht durch." Ray schaute gebannt vom Sidekick-Pad, in den Rückspiegel, auf den Weg und wieder zurück auf das Tablet. „Der nächste Grenzposten ist nicht mal mehr einen Kilometer entfernt!"

„Herr Oberst, die potentiellen Terroristen haben den ersten Zaun passiert und fahren nun Richtung Grenzpunkt Walter." - „Diese Dreckfresser sollen gerne die Stadt verlassen. Aber nicht mit diesem Wagen und erst recht nicht mit ihren Papieren! Schicken Sie sofort Verstärkung!"

Mit Höchstgeschwindigkeit bogen sie auf die Straße zum Grenzübergang ein. Artjom beschleunigte und trat das Pedal so tief durch, wie es nur ging. Im Rückspiegel sah Ray plötzlich zwei Panzerwagen hinter ihnen fahren. Er riss die Augen auf und seine Ohren stellten sich an: „Scheiße! Die haben Verstärkung, aber diesmal Panzerwagen!" Artjom sah nun ebenfalls in den Rückspiegel. „Svyatoye der'mo!" Er wich nach rechts aus, so dass das Raketengeschoss links von ihnen mit einem lauten Schlag einschlug. Der Wagen wackelte, und Artjom wich weiter den Explosionen aus, indem er im Slalom weiter fuhr. „Da vorne ist es gleich!" Ray musste schreien, denn die lauten Explosionen sorgten dafür, dass er kaum noch hörte. Plötzlich schlug es direkt zwischen die linken Räder und im Geländewage tat es einen heftigen Ruck. Darwins Kopf prallte gegen den vorderen Sitz. Seine Stirn begann zu bluten. „Alles ok da hinten?", erkundigte sich Ray. „Ist nichts...", antwortete Darwin.

Die Einschläge neben ihnen wurden stärker und Artjom versuchte so gut es ging ihnen auszuweichen. „Es werden immer mehr!" - „Wir sind gleich durch, mach mal nicht so Panik da hinten!" Die letzte Mauer ragte kaum fünfhundert Meter vor ihnen aus dem Boden, die zwei Schranken am Grenzübergang waren unten und jeweils fünf mit Maschinenpistolen bewaffneten Soldaten bewacht. „Scheiße, es wird auf uns gezielt! Nehmt eure Köpfe runter!" Ray und Darwin zuckten nach unten, während Artjom seinen Kopf noch leicht über dem Armaturenbrett hielt, um die vor ihm explodierende Straße noch halbwegs sehen zu können. Die Wachen eröffneten das Feuer und das Sicherheitsglas des Wagens sprang mit dem Klirren der Einschüsse. „Noch hält es die Kugeln ab, aber nicht mehr lange! Bleibt unten, verdammt!"

„Sie sind kurz davor, die letzte Mauer zu passieren, Herr Oberst!" - „Das sehe ich selbst, verdammt noch mal! Können wir die Mauer sprengen? Dann kommen sie nicht über das Geröll, dann sind sie in der Falle!"

„Gleich, gleich!" Das Motorengeräusch fing an zu stocken. „Scheiße!" Artjom war sichtlich verzweifelt. „Komm schon, komm schon!" Es waren nur noch wenige Meter bis zur Mauer, als plötzlich eine Explosion, die viel stärker war, als die, die bisher neben ihnen einschlugen, das gesamte Grenzgebiet erschütterte. Riesige Brocken der Mauer fielen auf den Grenzübergang herab. Ray und Darwin drückten sich angespannt in die Sitze, während Artjom das Lenkrad hin und her riss und versuchte, das Fahrzeug durch die fallenden Brocken zu manövrieren. Man hörte kleinere Teile auf die Karosserie herabknallen, die Dellen ins Dach schlugen. „Pass doch besser auf, ja? Du bringst uns noch um, du Irrer!" Darwin schaute immer wieder zusammenzuckend nach oben. „Kannst du dem Menschen da hinten bitte sagen, dass er die Klappe halten soll!" Artjom war sichtlich angespannt. „Regt euch nicht so auf, wir sind durch." Hinter ihnen fiel ein riesiges Stück Mauer herab und versperrte den anderen den Weg, während sich vor ihnen das weite Hinterland erstreckte.

Die weiten Felder erstreckten sich wild und boten ein Aufgebot an Grün- und Gelbtönen. Ray und Darwin entspannten sich wieder und staunten aus den zerschmetterten Fensterscheiben hinaus. „Willkommen im wahren Paradies, meine Freunde!"

Ray schaute Artjom lächelnd an und wurde rot.