Schwarz wie die Nacht Teil 03

Story by P999P on SoFurry

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#4 of Praxis van Fur

Der dritte Teil und nicht der letzte!


Schwarz wie die Nacht

Autor: Gendori Kabashi

12.12.2011 ?

Vorwort

Hallo Werter Leser,

Eines vorweg gesagt, dieser Teil der Geschichte enthält „naughty stuff" ^^.

Die nachfolgende Geschichte verdankt ihr der Anfrage von jemandem, der lieber im Hintergrund und anonym bleiben möchte. Diese Person hat mich jedenfalls gebeten, doch in van Furrs Praxis auch in die Patientenliste aufgenommen zu wer­den, in DIE ganz spezielle Patientenliste um genau zu sein. Nein, nach einem FA User namens Jorge braucht nicht gesucht werden. Der Name ist mei­nem Hirn entsprungen. ^^

Wasserkatze Art by Gendori Kabashi

Die Geschichte von Jorge geht weiter. Was bisher geschah. Nachdem Jorge wieder das Bewusstsein erlangt hatte, floh er durch den Park und wich zwei Suchtrupps aus. Eine waghalsige Kletterpartie führte ihn schließlich aus dem Park. Paschulke der Taxifahrer las ihn von der Straße auf und ver­frachtete ihn zur Praxis, wo er bereits sehnlichst erwartet wurde. Anscheinend keine Minute zu früh, denn schon bald fing sein Körper an, sich unkontrolliert zu transformieren. Innerhalb kürzester Zeit nahm Jorge die Gestalt eines anthropomorphen, pechschwarzen Jaguars an. Für van Furr und sein Team begann nun eine lange Nacht. Van Furr und Karolus versuchten Ihr möglichstes um eine Lö­sung zu finden, die seine Veränderung stoppen oder gar umkehren könnte. Sie fanden heraus, das wohl der mögliche Vater von Jorge damit zu tun haben musste. Ein geheimnisvoller Südamerikaner. Katti hatte derweil eine andere Aufgabe zu erledigen. Sie musste Jorge um jeden Preis wach halten und sie kannte genügend Mittel und Wege, um das auch auf ihre Weise zu gewährleisten. Wir stei­gen am frühen Morgen, des nächsten Tages wieder ein und werfen zuerst mal einen Blick ins Labor.

Guten Morgen

„Heureka!" dieser laute Ruf riss Karolus aus dem Schlaf.

„Heureka!" rief van Furr noch einmal. „Endlich haben wir einen Erfolg, Karolus du Schlafmütze wach auf!"

Karolus setzte sich auf, streckte sich so ausgiebig, dass seine Gelenke leise knackten und gähnte.

„Was ist denn?" fragte er mit verschlafener Stimme und fühlte sich immer noch müde und zerschla­gen. Noch nicht ganz wach und mit verschlafenen Augen glotzte er den Doktor an, der vor ihm einen kleinen Freudentanz hinlegte. Karolus rieb sich den Schlaf aus den Augen und griff nach sei­ner Tasse, die immer noch neben der Tastatur stand. Er trank einen Schluck vom längst erkaltetem Kaffee und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Das Getränk war nicht gerade mehr appetitlich im Geschmack, aber es war nass und das zählte, denn seine Kehle war wie ausgetrocknet und fühlte sich wie Sandpapier an.

„Was ist denn, Doc?" wiederholte er mit festerer Stimme und wartete geduldig auf Antwort.

„Die Transformation, ich habe es geschafft diese verdammte, wilde Transformation zu beenden!"

Van Furr hielt endlich mit seinem Tänzchen inne, setzte sich an seinen Platz und winkte seinen jun­gen Assistenten zu sich. Karolus gesellte sich gespannt an van Furrs Seite und betrachtete den Bild­schirm. Tatsächlich van Furr hatte es wohl geschafft. Die Simulation zeigte als Endergebnis einen Humanoiden. Weitestgehend menschlich, wenn auch mit einigem Einschlag vom Jaguar sprich Oh­ren, Schädel, die Genitalien, ein kurzer Schwanz und ganz kurzes Fell.

„Für die kurze Zeit ist das ein gigantischer Fortschritt!"

„Jep!" erwiderte van Furr stolz. „Und wenn wir noch weitere Zeit hineinpacken können wir viel­leicht Jorge wieder voll herstellen!"

„Ohne seine Allergie?"

„Jawoll, ohne seine Allergie!"

„Wie lange wird die Wiederherstellung dauern?"

„Vier bis fünf Jahre!"

„Oh," entfuhr es Karolus überrascht, „wie erklären wir das denn nur Jorge?"

„Das, mein junger Freund, ist glaube ich kein so großes Problem. Katti scheint sich die Nacht über bestens mit ihm vergnügt zu haben."

„Wie spät ist es eigentlich?"

„Kurz vor 7 Uhr. Eigentlich wird es langsam Zeit fürs Frühstück. Und da du ja so schön ausgeruht bist," Karolus lächelte bei diesen Worten etwas beschämt, „machst du dich mal daran es vorzuberei­ten."

Bevor Karolus etwas dagegen sagen konnte fügte van Furr noch hinzu: „Die neuen Naniten werden gerade programmiert. Es gibt also keinen Grund, dich da jetzt herausreden zu wollen!"

„Ist ja schon gut Doc. Was machen unsere beiden Kätzchen?"

„Wie ich schon sagte, Katti hatte ihren Spaß! Man, gut dass wir so abseits der Nachbarschaft leben. Beide sind verflucht laut. Karolus ich beneide dich um deinen Schlaf." van Furr grinste breit. „Al­lerdings habe ich die beiden in den letzten 10; 15 Minuten nicht mehr gehört. Werde gleich mal vor­beischauen. Immerhin bin ich sein Arzt und ihr Chef."

„Sie sind ein Spanner und etwas pervers. Sie haben sicher die ganze Nacht den Videostream auf­zeichnen lassen und immer wieder hineingeschaut. Stimmt's oder hab ich Recht?"

„Na klar, was denkst du denn. Du und Katti bekommt die Zusammenfassung ja als erste zu sehen."

„Nur gut dass es Katti's eigene Idee gewesen ist, diese Videos zu erstellen und zu verticken."

„Hey, ich bin Wissenschaftler und Arzt, kein Geschäftsmann. Immerhin war es meine Idee gewesen von vornherein jeden einzelnen Fall schön zu dokumentieren. Auf jeden Fall kommt so eine hüb­sche Stange Geld zusammen.

„Da haben Sie Recht! Wir können jeden Cent gebrauchen. Alleine schon wegen des ganzen Ärgers, den wir noch mit Jorge's Umfeld haben werden. Da wird noch einiges auf uns zukommen."

„Haben wir bislang nicht alles erfolgreich gemeistert Karolus?"

„Doch, dass haben wir bislang immer." Karolus Magen knurrte laut. Und er erntete einen vorwurfs­vollen Blick vom Doktor. Karolus hob verzweifelt die Arme „Bin ja schon unterwegs Doc. Gleich gibt es Kaffee und Brötchen...." Mit diesen Worten verließ er das Labor und verschwand in die Kü­che. Van Furr lächelte. Und betrachtete noch einmal kurz seinen Erfolg.

„Tricky, echt tricky mein lieber Kollege. Ich ziehe den Hut vor Ihnen. Donner, wer hätte gedacht, dass Sie einen alternierenden Proto-Virus mit schlafenden Genen kombinieren. Und es auch noch so hinbekommen, dass dieser kleine Quälgeist sich in der Mitochondrialen DNS festsetzt. Es wird Jah­re dauern Jorges Mitochondrien auszutauschen, doch das bekomme ich hin." murmelte er.

Van Furr beendete sein Selbstgespräch, kontrollierte den Fortschritt der Programmierung und nickte zufrieden. Dann erhob er sich und begab sich zum Raum 5. Als er die Tür öffnete schlug ihm war­me, verbrauchte Luft entgegen. Es roch unzweifelhaft nach heftigem Sex und verschwitzten Kör­pern. Und in sanftem Licht getaucht sah er auf dem Bett Katti und Jorge liegen. Katti blickte ihn un­verwandt an und zeigte ein breites Lächeln. Sie sah zerzaust aus und ihr Fell schien feucht zu sein. Van Furr hatte eine gute Vorstellung wovon. Leise trat er ans Bett heran, ergriff Katti's rechte Hand und gab ihr einen Handkuss. Jorge lag auf seinem Rücken und schlief. Sein Maul war offen und zeigte ein eindrucksvolles Raubtiergebiss. Seine Reißzähne schimmerten im sanften Licht und er schnarchte leise. Seine schwarze Nasenspitze glänzte feucht. Katti flüsterte leise: „Danke Doc!"

„Danke? Wofür? Ich habe zu danken. Er ist kein Monster geworden und das ist dein Verdienst. Ich Danke dir mein Mädchen!"

„Habt ihr auch etwas erreicht?" fragte sie.

„Oh, ja, dass haben wir tatsächlich. Es ist noch lange nicht Perfekt, aber für den Anfang haben wir eine gute Grundlage. Genaueres erkläre ich später."

Van Furr ließ ihre Hand los und trat etwas zurück. Katti hob sie und schnüffelte an der Hand, sie nahm den Geruch auf, den van Furr hinterlassen hatte und leckte sie schließlich ganz nach Katzen­manier ab.

„Es tut mir von Herzen Leid, aber wecke bitte gleich Jorge auf. Macht euch dann frisch und kommt in die Küche."

„Er ist so ein hübscher Kater nicht wahr?"

„Ja, das ist er." stimmte van Furr zu. Sie hörte einen leichten Unterton von, ... Neid (?) in seiner Stimme. „Also, Ihr beiden kommt dann gleich?"

„Werden wir. Und, äh, Doc, könnten Sie für ihn ein paar Klamotten organisieren? Zumindest ein paar Shorts. Die Sachen von gestern Abend sind ganz und gar ruiniert. Und die Kleidung in seinem Rucksack, nun, die werden ihm auch nicht mehr passen."

„Das kriegen wir hin, ich glaube in einem der Schränke wird sich garantiert doch was passendes für ihn finden lassen. Er ist ja wirklich einige Zentimeter gewachsen."

Sprach er, drehte sich um und verließ den Raum. Nachdem van Furr den Raum verlassen hatte, stupste Katti Jorge an und flüsterte in sein Ohr.

„Miez, miez, miez, wach auf mein Katerchen!"

„Noch fünf Minuten, Mama, bitte!" murmelte er schlaftrunken.

Katti war erleichtert. Wie van Furr es gesagt hatte, er war immer noch Jorge.

„Mami sagt, dass du jetzt aufstehst! Es gibt noch so viel zu erledigen!"

Katti drückte ihm einen feuchten Schmatz auf die Nase und stand selber auf. Jorge rührte sich und es kam wieder Leben in ihn. Er öffnete seine Augen und Katti bemerkte fasziniert, dass sie ganz und gar katzenmäßig im Aussehen waren. Die Iris war Goldgelb wie schon vorher, aber riesengroß, das Weiße war nur gerade so erkennbar. Echte Katzenaugen, doch die menschliche, tiefe und wache Intelligenz, strahlten sie nach wie vor aus.

„Es war kein Traum? Oh du meine Güte!" entfuhr es Jorge, als er sich aufrappelte.

„Nein war es nicht. Komm Jorge steh auf. Wir sollten uns frischmachen und damit meine ich keine Katzenwäsche. Wir beide riechen doch etwas reif." Sie lachte.

Jorge musste ihr zustimmen. Eine heiße Dusche und er würde sich wieder fit fühlen. Er stand auch auf und streckte sich. Sein Körper fühlte sich noch immer fremdartig an. Er folgte Katti ins Bad und gemeinsam duschten die beiden. Jorge war über sich selbst verwundert. Wenige Stunden zuvor war er wegen seiner Nacktheit noch beschämt gewesen, doch nun machte ihm das gar nichts aus. Er kam sich noch nicht mal nackt vor. Selbst als er sich erleichterte fühlte er keine Scham und Katti schien es genauso, wie ihm selber, auch nichts auszumachen. Bereitwillig ließ er sich von Katti un­ter der Dusche einseifen. Sie benutzte dafür ein unparfümiertes Duschgel, alles andere wäre eine zu große Belastung für ihre Nasen. Er revanchierte sich auf dieselbe Art und Weise, als ob es das all­täglichste sei. Keine Erregung störte die beiden. Die intimen Berührungen lösten nichts aus. Jorge fiel das erst auf, als sie sich schon abtrockneten. Er wollte sie gerade fragen, als van Furr das Bad betrat und für beide Kleidung brachte.

„Guten Morgen Jorge, wie ich sehe lebst du dich ein." van Furr lächelte den Katzenmann an, der ihn um mindestens einen Kopf überragte.

„Guten Morgen Herr Doktor. Es bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, oder?" erwiderte Jorge, der sich gerade seinen Kopf trocken rubbelte."

„Lass mal das „Herr" weg. Einfach nur Doc. Das geht schon in Ordnung. Du gehörst ja jetzt quasi mit zur Familie. Ich habe hier was zum Anziehen für euch beide."

Er legte die Kleidung auf einen kleinen Tisch am Eingang ab.

„Kommt dann doch gleich auch in die Küche Karolus hat das Frühstück so gut wie fertig. OK?" fügte er noch schnell hinzu.

Und ohne eine Antwort abzuwarten verschwand van Furr auch schon wieder aus dem Bad. Katti gab Jorge eine Bürste und zeigte ihm, wie er sein Fell wieder in Ordnung bringen konnte, dass wie ihres ganz zerzaust war. Sie fing als erste an und nach wenigen Bürstenstrichen, spürte Jorge ein wohliges Gefühl in sich und er fing an zu schnurren. Es kostete ihn einiges sich nicht darin zu ver­lieren und er strich mit seiner Bürste durch Kattis Fell. Bald schon schnurrten beide um die Wette. Wenig später glänzten ihre Felle seidig im Licht der Deckenlampe.

„Jetzt sehen wir beide wieder vorzeigbar aus." schnurrte Katti.

„Wenigstens muss ich mich nicht mehr rasieren." witzelte Jorge, als er sich dann im Spiegel näher in Augenschein nahm. Es kostete ihn trotzdem einiges an Überwindung, dem Jaguar ins Gesicht zu sehen, der ihm aus dem Spiegel entgegenblickte. So sehr sich Jorge auch anstrengte, er konnte keine Ähnlichkeiten zu seinem alten selbst finden. Einzig seine Augenfarbe war noch so wie früher, aber der Rest war ihm doch fremd. Es würde einige Zeit kosten, bis er sich selber wieder erkennen wür­de. Der alte Jorge Meijer war fürs erste Geschichte. Katti linste über seine Schulter. Sie konnte sich sehr gut vorstellen was ihm gerade durch den Kopf ging. Sie leckte über seine Nackenhaare, dann ließ sie ihn los und schlüpfte in das leichte Sommerkleid, dass van Furr ihr gebracht hatte. Auch wenn der Herbst vor der Tür stand, so war das mehr als ausreichend. Jorge schnappte sich die Hose. Eine weit geschnittene weiße Baumwollhose mit zwei Knopfleisten. Er dankte im Geiste van Furr, dass kein Reißverschluss vorhanden war. Ohne Probleme schlüpften seine langen Pfoten durch die knielangen Hosenbeine. Auf der Rückseite der Hose war eine Lasche, die er über seinen Schwanz knöpfen konnte. Eine Kordel ersetzte den Gürtel. Jorge versuchte mehrmals vergeblich sie zusam­menzuknoten, bevor er aufgab. Seine Hände taugten dazu nicht. Katti half ihm endlich.

„Das ist nur eine Sache der Übung." sagte sie tröstend, als sie flink den Knoten band.

„Ich werde eine Menge lernen müssen, bevor ich wieder auf eigenen Beinen stehen kann, oder?"

Katti gab darauf keine Antwort. Sie wollte nichts vorgreifen und hoffte inständig, dass van Furr wirklich eine Lösung parat hatte. Jorge streifte sich das Trikot über, das mit dabei gewesen ist. Auch dieses war weiß und als er sich so im Spiegel betrachtete musste er grinsen. Schwarz und Weiß, welch ein Kontrast, da konnte man sich ja die Augen Verblitzen. Er schnüffelte an dem Stoff, der et­was sonderbar roch.

„Wo habt ihr denn nur diese Klamotten her?"

„Die? Weiß ich beim besten Willen nicht. Sehen aber aus wie von der WM 2006. Da hat wohl der Doc oder Karolus mal bei E-bay gewildert"

„Aha, kein Wunder, dass die etwas komisch müffeln. Haben sicher jahrelang in einem Karton gele­gen."

„Wenn es dich stört, dann werde ich ein paar Sätze waschen."

„Das ist nett von dir."

Jorges Magen knurrte laut. Verlegen sah er zu Boden, da ergriff Katti seine Hand und zog ihn mit sich.

„Es wird wirklich Zeit für einen Happen. Nicht wahr?"

Jorge brummte nur zustimmend und folgte ihr zur Küche. Wo bereits der Doktor, gemeinsam mit Karolus, auf die beiden wartete und sie herzlich begrüßte. Karolus war beeindruckt von Jorge's Ge­stalt. Die vier machten sich über das reichhaltige Frühstück her. Jorge sah erstaunt, dass Katti sich ein Stück Fleisch auf ihren Teller legte. Er schnupperte und ihm lief das Wasser im Maul zusam­men. Der Duft war zu verführerisch und appetitlich. Katti bemerkte seinen Blick, der auf Ihren Tel­ler gerichtet war.

„Möchtest du auch Fleisch?" fragte sie ihn. „Wie du sicher bemerkt hast, ist es roh. Ich esse zwar auch Menschenfutter, aber du und ich, wir sind beide auf Fleisch angewiesen."

„Rohes Fleisch, am Morgen?" Jorge überlegte nur kurz.

„Ja gerne!"

Sie legte ihm ein ordentliches Stück auf seinen Teller. Der Duft war unbeschreiblich, doch erst zö­gerte er noch. Dann schnitt sich Jorge ein Stück ab und schob es sich zwischen seine Kiefer. Es war warm, zart und blutig! Reines Fleisch, ungesalzen und ohne weitere Würze. Pures, rohes Fleisch und es schmeckte himmlisch. Schnell war das erste Stück verputzt und er schnappte sich das nächs­te und auch dieses verschwand in seinem Maul binnen weniger Augenblicke. Dazu trank er Wasser aus einem großen Glas. Nach dem Fleisch wandte sich Jorge den anderen Lebensmitteln zu. Das Frühstück dauerte fast eine ganze Stunde und erst als der Tisch ziemlich leer war. Jorge war papp­satt. Er hatte von den dreien am meisten verputzt. Schließlich erhob sich van Furr und bat Jorge ihn zu begleiten. Katti und Karolus blieben währenddessen in der Küche zurück und räumten auf. Van Furr führte Jorge in einen weiteren Behandlungsraum.

„Zieh dich bitte aus. Ich muss dich zuerst untersuchen. OK?"

„Sie sind der Arzt." und Jorge entkleidete sich.

Van Furr ging gewissenhaft und sorgfältig vor. Fast schon penibel notierte er jedes einzelne Ergeb­nis in eine Kladde. Die Untersuchung dauerte fast eine ganze Stunde und Jorge war froh, als van Furr die Kladde zuklappte, auf den Tisch warf und sich in einen Stuhl setzte.

„Und Doc wie schaut es aus?" fragte Jorge, der sich vorsichtig auf die Liege setzte. Van Furr hatte nichts ausgelassen. Es ist kein schönes Gefühl, wenn wirklich jede Körperöffnung ausgiebig begut­achtet wird.

„Also mein junger Freund. Sie sind in einem ausgezeichneten Gesundheitszustand. Etwas anderes hatte ich auch gar nicht erwartet. Herz und Lungenfunktion sind super. Die Schäden, die durch die allergischen Anfälle entstanden waren sind so gut wie verschwunden. Das Narbengewebe in den Nasennebenhöhlen hat sich zurückgebildet und die Herzgeräusche sind auch fort."

„Das hört sich doch schon gut an. Wie ist es, ..... nun, wie ist es mit meinem anderen Zustand?"

„Anderer Zustand? .... Ach du meinst deine Jaguargestalt. Ja also, die Knochenstruktur stabilisiert sich. In ein paar Stunden werden die stabiler sein, wie nie zuvor. Ich werde dir ein paar Aufbaumit­tel geben, hauptsächlich Mineralien und Spurenelemente, um die Knochen und Zähne zu festigen. Zudem wirst du ab heute anfangen ein Lauftraining und Muskeltraining zu absolvieren."

„Muss das Sein?" fragte Jorge, der nie einen Reiz darin gesehen hatte Sport zu treiben.

„Ja! Dein Körper ist jetzt wie ein Neuwagen. Er muss eingefahren werden. Geschieht das nicht, dann geht er unweigerlich zu Bruch. Spätestens dann, wenn Höchstleistungen verlangt werden. Ver­stehst du?"

„Ich verstehe. Dann werde ich das so machen wie sie sagen."

„Fein. Aber als allererstes müssen wir dir neue Naniten verpassen. Karolus und ich haben in der vergangenen Nacht an den Dingern gearbeitet. Und wir haben wohl den Weg gefunden, um dich wieder herzustellen."

„Was meinen Sie mit meiner Wiederherstellung? Das ich wieder ganz und gar menschlich werde?" Jorge's Augen blitzten und er blickte van Furr erwartungsvoll an. „Schaffen Sie das? Worauf warten wir dann noch?" rief er enthusiastisch auf.

Er sprang auf und stürzte auf van Furr zu, der abwehrend die Arme hob. Jorge hielt in seiner Bewe­gung inne. Der Gesichtsausdruck von van Furr war sorgenvoll und Jorge fragte:

„Wo ist der Haken?"

„Zeit, Jorge, es ist die Zeit. Wenn alles klappt, wirst du wohl weitestgehend menschlich sein."

„Meinen Sie wie der Taxifahrer."

„Mhm, so in etwa."

„Damit könnte ich leben. Aber Sie sagten, es ist die Zeit? Wie lange wird es dauern? Tage, Wochen?"

„Wohl eher Jahre. Ich rechne mit etwa 4 bis 5 Jahren."

„Vier bis fünf Jahre!" Jorge starrte ungläubig den sitzenden Mann an. So langsam wurde ihm be­wusst was für einschneidendes Ereignis seine Transformation war. Wie drastisch sich sein Leben verändert hatte und weiter veränderte. Er dachte zum ersten Mal über die ganzen Unmöglichkeiten nach, die mit ihm in den letzten Stunden geschehen waren und welche Konsequenzen er daraus zie­hen musste. Bestürzt über diese Erkenntnis sackte er in sich zusammen.

Van Furr beobachtete den stattlichen Anthro, der wie ein Häufchen Elend auf der Bettkante hockte und seinen buschigen Schwanz hängen ließ. Er wusste natürlich längst aus eigener Erfahrung, was die nächsten Schritte sein mussten. Ob diese Schritte auch Jorge gefallen würden? Van Furr war sich dessen nicht sicher, es musste sich noch erweisen. Doch mit den Problemen mussten sie noch warten, biss die DNA von Jorge stabilisiert war. Er drückte die Ruftaste der Gegensprechanlage. Mit ruhiger Stimme rief er Katti zu sich. Wenig später öffnete sich die Tür und die Katze trat ein. Sie erfasste gewohnt schnell die Lage. Jorge's Körpersprache war für sie wie ein offenes Buch und sie vermied es ihn anzusprechen, zu offensichtlich war er mit seinen Gedanken beschäftigt. Van Furr winkte sie zu sich her und leise sprach sie ihren Chef an.

„Er hat es wohl nicht so gut aufgenommen?"

„Karolus hat dich also bereits informiert?" es war mehr eine Feststellung, als eine Frage und Katti nickte.

„Er wird darüber hinwegkommen. Katti, die nächsten Schritte müssen wir so schnell wie möglich durchziehen. Er sieht zwar soweit stabil aus, aber man weiß ja nie. Geh zu Karolus und sag ihm er soll das Batch aus dem Sequenzer sofort für die Injektion bereit machen und gleich auch die nächste ansetzen. Sobald er damit fertig ist, bringst du alles Notwendige hierhin. Wir verabreichen Jorge die gesamte Ladung in einem Zuge!"

„Wir müssen ihn sicher fixieren."

„Jep. Ich war froh, dass die Orale Einnahme möglich geworden ist. Aber in der aktuellen Lage muss das alte System reichen. Wir müssen den Körper fluten und das geht nur per Spritze."

Er blickte zu Jorge, der noch immer mit seinem Schicksal stumm haderte und nicht auf die beiden anderen im Raume achtete. Er sah eine Chance, die genutzt werden musste. Katti wollte sich schon zu Karolus aufmachen, als er sie schnell zurückhielt.

„Kleine Planänderung. Wir fixieren ihn jetzt sofort!" er drückte auf die Gegensprechanlage und Ka­rolus Stimmer erklang.

„Was gibt es, Doc?"

„Karolus mach das ganze Batch im Sequenzer bereit für eine Injektion und bring es dann sofort her."

„Das ganze?" eine kurze Pause, „Alles klar. Ist so gut wie geschehen."

Zufrieden erhob sich van Furr und ging zur Liege. Katti folgte ihm.

„Jorge?" fragte sie, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Van Furr wechselte inzwischen auf die andere Seite der Liege und nestelte an den stabilen Lederschellen herum.

„Jorge, hallo Erde an Jorge. Mein Katerchen, hörst du mich."

Jorge blickte auf und sah Katti vor sich. Ihr schönes Gesicht sah ihn freundlich an.

„Katti! Vier bis fünf Jahre, Katti, wie soll ich das .... durchstehen? Meine Familie, meine Zukunft."

„Ich weiß Jorge. Darum werden wir uns kümmern, doch jetzt habe ich eine Bitte. Wirst du mir kurz zuhören?"

„Das werde ich."

„Legst du dich bitte hin."

„Warum?"

„Mach es doch einfach. Ist nichts schlimmes, du sollst dich nur hinlegen, ja, für mich."

„Okay, für dich."

Jorge legte sich nieder und Katti streichelte seinen rechtenArm. Ihre Augen hielten ihn gefangen und er achtete weder auf van Furr oder das was Katti tat. Sie beugte sich über ihm und küsste ihn direkt auf sein Maul. Ihre Augen fixierten Jorge und hielten ihn im Bann. Sie hielt Jorges Arme fest und drückte sie nieder. Ihr langer Schwanz verhinderte gekonnt, dass sie währenddessen das Gleich­gewicht verlor Van Furr nutzte seinerseits die Gelegenheit und verschloss die Hand und Fußfesseln. Jorge merkte erst, dass er sich nicht mehr frei bewegen konnte, als sich der schwere Lederriemen um seinen Bauch festzog. Katti beendete den langen Kuss. Mitleidig betrachtete sie Jorge, der ver­geblich an den Fesseln zerrte.

„Hey. Was soll das?" rief er aufgebracht. „Macht mich wieder los!"

„Nicht jetzt!" sagte Katti.

„Warum fesselt ihr mich?" In Jorge kam erst Angst und dann Wut auf. Womit hatte er denn jetzt verdient fragte er sich selber und sein Blick wechselte zwischen van Furr und Katti hin und her.

„Macht mich LOS!" schrie er.

Katti packte seinen Kopf mit ihren Händen und hinderte ihn daran sich weiter zu bewegen. Van Furr legte den Brustriemen an und zog auch diesen fest. Katti blickte Jorge wieder in die Augen.

„Jorge beruhige dich. Die wird kein Leid geschehen. Es ist nur zu deiner eigenen Sicherheit." Ihre Stimme war ruhig und bestimmt. „Jorge vertrau mir! Bitte! Wir müssen dir eine Infusion geben. Und die wird sehr schmerzhaft werden."

Kattis Augen fesselten ihn. Er hörte ihre Worte und sah in der Körpersprache, das sie die Wahrheit sprach. In ihren Augen war keine Falschheit, da war Mitleid, Verständnis und Wissen. Er beruhigte sich und als Katti merkte wie er sich entspannte ließ sie ihn los. Van Furr hatte inzwischen das Ge­schirr für den Kopf geholt. Misstrauisch beäugte Jorge das Ledergespinst.

„Wofür ist das?" fragte er und diesmal antwortete van Furr.

„Das ist für den Kopf, es verhindert extreme Kopfbewegungen und hat auch eine Befestigung für einen Knebel, der verhindert, dass du dir wegen dem Schmerz in die Zunge beißt und dich verletzt."

„Wird es so schmerzhaft sein?" fragte Jorge jetzt mehr besorgt als wütend. Die Aussicht auf Schmerzen hasste er bereits jetzt.

„Leider ja. Die Injektion muss schnell gemacht werden. Und es ist eine verflixt große Injektion."

„Okay, hört sich scheiße an, aber machen Sie schon Doc."

Van Furr legte Jorge das Geschirr an und justierte die Riemen so, dass sie eng anlagen. Jorge konnte seinen Kopf nicht mehr bewegen. Van Furr hob den Knebel hoch und blickte Jorge fragend an

„Machen Sie schon ich beiße nicht. Versprochen!"

Van Furr steckt den Knebel in Jorges Maul und fixierte ihn.

„Wenn wir damit durch sind darfst du das Ding selbst in den Müll werfen." versprach er.

„Hmmpfff" war die einzige Antwort.

Karolus betrat währenddessen den Raum und brachte ein geradezu riesige Spritze mit. Sie war mit einer silbrigen Flüssigkeit gefüllt. Jorge stöhnte auf, als das Trumm in sein Sichtfeld kam. „Mist, die taten recht daran, mich zu fesseln und dann erst damit herauszurücken. Ich wäre sonst schon über alle Berge. Scheiße, verdammt ist das Ding groß." dachte er und schnaufte. Katti hatte unter­dessen seinen linken Arm ein weiteres mal fixiert und rasierte eine Stelle frei. Anschließend desinfi­zierte sie die Stelle mit scharf riechendem Alkohol.

„Er ist bereit!" sagte sie. Dann ging sie zur anderen Seite nahm seine Hand, beugte sich noch ein­mal schnell über ihn und küsste seine Nase.

„Ich bin bei dir, sieh mich an. Jorge, sieh mir in die Augen Jorge!" Und Jorge tat es. Er versuchte die riesige Spritze zu verdrängen und sich auf Katti zu konzentrieren, die bei ihm war, die seine Pfote hielt, die ihn nicht verließ. Aus dem Augenwinkel sah er van Furr. Etwas stach ihn und der heiße Stahl der Nadel drang in ihn ein und dann kam das Brennen. Sein Arm brannte, sein Leib brannte, jede einzelne Zelle seines Körpers brannte. Er biss zu. Etwas knackte laut und Jorge verlor die Besinnung.

„Ist er?" fragte Karolus

„Jep, hat sich ausgeklinkt. Der Gebissschutz ist hin. Jorge hat ihn glatt durchgebissen! Erinnert euch daran, bevor Ihr ihn ärgert. Er beißt euch sonst glatt den Kopf ab."

Van Furr trat von Jorge zurück. Die leere Spritze in der linken Hand. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Die Injektion ist drin. Katti, du kannst ihm das Kopfgeschirr abnehmen. Er wird die nächsten Stun­den sich nicht mehr rühren. Und vergiss den Knebel nicht."

„Ist so gut wie raus. Sie legte die Reste des Dings angewidert auf den Tisch, dann streifte Sie Jorge die Lederriemen vom Kopf und warf das Geschirr schaudernd zur Seite. Sollte der Doktor das Ding doch wegräumen. Sie kontrollierte Jorges Rachen ob dort noch weitere Überreste des Knebels wa­ren und war erleichtert nichts finden. Die nächsten Stunden verliefen Ereignislos. Gelegentlich bäumte sich Jorge auf. Doch die Kontrollmonitore, die jetzt aktiviert waren sagten, dass mit ihm al­les in Ordnung war. Katti blieb bei ihm und stand ihm bei. Sie sprach mit ihm, hielt ihn und liebkos­te ihn. Sie wollte die erste Person sein, die er beim erwachen sah. Doch die lange Nacht forderte ih­ren Tribut und Katti schlief am Bett von Jorge ein. Doktor van Furr war, nachdem er sich in einen Stuhl gesetzt hatte, fast auf der Stelle eingenickt. Er war fast 24 Stunden auf den Beinen gewesen und nun forderte der Körper sein Recht auf Erholung ein. Karolus trug den schlafenden Mann in dessen Zimmer, entkleidete ihn und legte ihn ins Bett. Karolus selber brauchte weniger Schlaf als andere Menschen, doch auch er begab sich in seinen Raum und legte sich hin. Bald schon war es in der Praxis sehr still. Und obwohl der Tag längst angebrochen war, rührte sich nichts.

Ein Problem weniger

Jorge träumte. Er kannte diesen Traum zur Genüge, doch jedes mal schien der Traum sich um Nu­ancen zu verändern. Kleinigkeiten, Details, die ihm Anfangs verschwommen erschienen kristalli­sierten sich immer deutlicher hervor. Unwichtiges schob sich in den Vordergrund und offensichtli­ches wurde rätselhaft.

...... Er hob seinen Kopf und schrie seinen Tri­umph hinaus, und ein anderes Wesen antwortete ihm, nicht minder kraftvoll klingend als er selbst. Er hörte neben den Geräuschen des Dschungels kurz darauf ein kaum vernehmbares Tapsen und durch das dichte Unterholz bemerkte er eine weite­re schwarze Gestalt, die tief geduckt heranschlich. Zwei Gelbe Punkte blitzten im Grün auf und ein leises Grollen erklang. Jorge kannte dieses Grollen und sein Herz schlug schneller. Stolz stupste er mit seiner Nase den Körper des erlegten Tapirs an und setzte dann seine linke Vorderpfote auf den Schädel seiner Beute. Sanft rief er nach der Gestalt, die noch halb verborgen im grünen Dickicht stand. Schließlich betrat die Gestalt die Lichtung. Ein ebenso schwarzer Jaguar wie Jorge selber war es. Mit einem Unterschied. Es war ein Weibchen, seine Gefährtin und der stramme runde Bauch zeigte mehr als offensichtlich, dass sie in mehr als nur guter Hoffnung war. Ihre Zitzen waren be­reits angeschwollen und einige hatten sogar bereits angefangen Milch abzusondern. Sie entfernte sich in ihrem Zustand nur noch selten weit fort von ihrem Lager. Es wäre viel zu unsicher für die werdende Mutter gewesen.

Auch wenn der Jaguar einer der größten Räuber im Dschungel ist, so gibt es doch genügend andere Wesen, die man nicht unterschätzen durfte. So wie diese seltsamen Zweibeiner, die Jorge mal aus großer Ferne gesehen und gerochen hatte. Diese hatten seltsame Äste mit sich geführt. Was hatte er sich erschrocken, als diese Äste aufblitzten und dann fast augenblicklich zwei laute Bienen summ­ten und in den Baum direkt neben ihn einschlugen. Das Donnern das kurz darauf erklang war das letzte Signal was er benötigte und er hatte sich schnellstens aus dem Staub gemacht. Er wusste nicht wieso oder woher, aber er war sich sicher, dass die Bienen von diesen Stöcken gekommen waren. Danach hatte er sich von diesem Zweibeiner-Geruch ferngehalten und vermied jeden weiteren Kon­takt mit diesen seltsamen Wesen.

Nun war Sie aber doch zu ihm gekommen, denn glücklicherweise war es Jorge gelungen den Tapir in relativer Nähe ihres Versteckes zu erlegen. Sie grollte zufrieden, kam näher und leckte liebevoll seine Schnauze. Jorge schnurrte und erwiderte die Geste. Dann schlug sie ihre Zähne in den Leib des Tapirs und fraß ihren Anteil. Jorge legte sich derweil etwas abseits hin und beobachtete befrie­digt, wie sie ihren Hunger stillte. Sein Magen knurrte, doch er würde warten, bis sie satt war. Er lauschte und außer den üblichen Geräuschen der grünen Hölle, die er sein Heim nannte, war nichts bedrohliches zu hören. Er legte sich etwas bequemer hin, schloss seine Augen und döste ein.

Jorges Magen knurrte und er öffnete seine Augen. In seinem Kopf schlug ein Hammer im Takt sei­nes Herzens und seine Zunge war trocken und rau wie Sandpapier. Gleißend helles Licht blendete ihn und schnell schloss er wieder seine Augen.

„Oh man, was für ein Kater!" dachte er und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Er wurde mit einem weiteren Schub der Kopfschmerzen für diesen internen Witz bestraft. Als er seinen rechten Arm bewegen wollte, stellte er betrübt fest, dass er immer noch fixiert war.

„Wo sind denn nur alle?" dachte er.

Dann fiel ihm der Duft auf. Er schnupperte. „Katti?" fragte er. Er spürte eine Bewegung. Er öffnete seine Augen ganz leicht, um sich an das Licht zu gewöhnen und blickte zur Seite. Katti saß auf ei­nem Stuhl, direkt neben dem Bett. Hatte sie da etwa geschlafen? Ihren Rücken wollte Jorge jetzt nicht haben. Er war ja geradezu auf Rosen gebettet.

„Hallo, Jorge." sagte Katti mit verschlafener Stimme. Sie streckte ihren Oberkörper und gähnte laut.

„Oh man, was war ich müde gewesen!"

Leise knackten Ihre Gelenke, als sie sich von dem Stuhl erhob und sich noch einmal streckte.

„Wie geht es dir?"

„Bis auf diese grässlichen Kopfschmerzen, ganz gut." antwortete er, „Denke ich zumindest." fügte er noch hinzu.

„Gut, ich hoffe, dass wir das nicht wieder machen müssen! Gegen die Kopfschmerzen bringe ich dir gleich etwas." Sie beugte sich über ihn und fühlte mit ihrer Hand seine Nasenspitze ab.

„Scheint in Ordnung zu sein." dachte sie zufrieden. Sie wollte sich gerade aufmachen, als er sich nochmal meldete.

„Katti, warte bitte. Katti!"

„Was ist?"

Er rüttelte an seinen Fesseln. „Könntest du bitte erst die hier losmachen?"

Betroffen starrte sie die Fesseln an.

„Her jeh. Entschuldige. Die hatte ich ganz vergessen."

Sie wollte gerade anfangen die erste Fessel zu lösen, als eine Idee in ihr aufkeimte. Sie begann ihn sanft zu streicheln. Jorge wollte erst protestieren, doch als sie ihn dann unter seinem Kinn kraulte blieb der Protest in seiner Kehle stecken und wurde durch ein Schnurren ersetzt. Sie kraulte ihn stärker und wanderte langsam mit ihren Händen seinen Hals und seinen Brustkorb hinab.

„Murrrrr, Katti, murrrrr ohh yeah!"

Jorge war hin und weg, das hatte er nicht erwartet. Und als Katti seine Seite kraulte fühlte er wie ei­nes seiner Beine anfing unkontrolliert zu zucken.

„Kat ..... rrrrrrrrrrr .... Katti." Es fühlte sich so gut an, sein Protest gegen diese Behandlung war nutzlos, sinnlos, futil.

„Das gefällt dir. He, he, mein Katerchen, hab ich Recht?" flüsterte sie in sein Ohr.

„Wei- ..... murrrrr ..... -ter! B.. b.. itte!" Jorge bettelte unverhohlen, nach mehr seine Augen tränten vor Wonne. Willig fügte er sich und ließ sich von seiner Herrin verwöhnen.

„Guter Junge! Wirst du schön brav sein?"

Fragte Katti und stoppte das Kraulen. Ihre Augen blitzten und schelmisch grinste sie ihn an. Jorge wollte mehr, er wollte nicht das Katti aufhörte.

„Ja, ...... murrr ..... Bitte mach weiter. Ich, ... ich werde ... murrrr .... brav sein!"

Oh ja Jorge würde brav sein, er wollte brav sein. Die Kopfschmerzen waren im Augenblick verges­sen und unwichtig. Die Hauptsache war für Jorge, dass sie weitermachte. Und Katti kraulte ihn wei­ter. Geschickt löste sie währenddessen nach und nach die Fesseln, die ihn ans Bett banden. Sobald Katti dafür das Kraulen unterbrach, bettelte Jorge sie an, das sie doch weitermachen sollte. Nach ei­ner viertel Stunde hatte sie es geschafft ihn zu befreien. Sie ließ von ihm ab und für einen Augen­blick lag er einfach nur da und atmete. Er war erschöpft. Er bettelte nicht nach mehr, sondern ließ dieses Gefühl von Befriedigung auf sich einwirken. Dieses Gefühl hatte nichts mit dem Sex der Nacht zu tun. Diese animalische Lust, die ihn und Katti die letzte Nacht auf Trab gehalten hatte war anders gewesen. Das war mehr im Sinne von Fortpflanzung. Jetzt war es was ganz anderes, mehr wie es ein Haustier möglicherweise empfindet. Sein Herr, seine Herrin hatte ihm Zeit geschenkt und Zuwendung und es war mehr als genug. War er das jetzt etwa. Ein Haustier? Wenn auch ein zwei­beiniges, empfindsames, intelligentes Wesen. „Who cares!"

„...mit?"

„Huh, wie? Was?"

Katti hatte ihn angesprochen und Jorge war zu abwesend gewesen um zu realisieren was sie von ihm wollte. Er setzte sich auch und rieb sich seine Handgelenke.

„Da ist wohl jemand etwas abwesend gewesen?"

„Äh, ja. Was sagtest du?"

„Der Doc hat dir doch gesagt, das du ein Aufbautraining machen sollst!"

„Ja stimmt."

„Also kommst du mit?" wiederholte sie ihre Frage.

„Wohin? Und für was?"

„Jogging. Es ist genau das Richtige, um deine Beine an die neue Form zu gewöhnen. Ich mache das schon die ganze Zeit über."

„Und wo? In der Stadt ganz sicher nicht!"

„Natürlich nicht. Du hast es vielleicht nicht bemerkt, aber das Anwesen ist groß genug, um ein paar Kilometer ungestört zu laufen. Steh jetzt also auf und komm!"

„Wie, etwa so? Unbekleidet?"

„Hast du ein Problem damit?" Katti streifte Ihr Kleid ab, faltete es sorgsam zusammen und legte es beiseite.

Jorge überlegte nur kurz, dann schüttelte er seinen Kopf. Nein, er hatte damit kein Problem. Katti ergriff seine Hand und zog ihn vom Bett, dann führte sie ihn aus dem Raum hinaus an die frische Luft. Sie fingen an zu laufen. Katti gemächlich voraus, mit Jorge im Schlepptau.

Karolus beobachtete von seinem Zimmer aus, wie die beiden Katzenmenschen losliefen. Bald ver­schwanden beide hinter einer der vielen Hecken. Auch er hatte seine Bedürfnisse und befriedigt streichelte er Ulli's röhrenförmigen Körper. Das Dildowesen schmatzte zufrieden und pulsierte. Ka­rolus legte es in ein Terrarium und beobachtete fasziniert, wie es sich langsam zu seinem Lieblings­platz bewegte, einem ausgehöhlten Stamm und sich darin verbarg. Ulli würde nun viele Stunden dort ungestört ruhen können, bis es wieder Aufmerksamkeit und Zuwendung benötigte. Ein einfa­ches Leben. Doch der Mensch, der es noch vor kurzer Zeit gewesen war, hatte es so und nicht an­ders gewollt. Karolus ging ins Bad und duschte, dann zog er sich an und begab sich zu Raum 5 um aufzuräumen. Er war fast damit fertig, als sich die Tür öffnete und van Furr eintrat.

„Hallo Karolus. Man, ich werde wohl älter! Hast du mich in mein Zimmer gebracht?"

„Sie werden nicht älter Doc, sie waren einfach nur zu erschöpft!"

„Wo sind denn unsere beiden Kätzchen? Raum 4 ist leer gewesen."

„Katti hat Jorge zu einem Dauerlauf mitgenommen."

„Ahja. Das ist gut. Wenn du hier fertig bist, kommst du bitte ins Labor. Wir müssen Spuren verwi­schen."

„Wie bei dem Elektriker?" Karolus grinste.

Der besagte Elektriker war wegen einiger Reparaturen in der Praxis gewesen und, aus welchen Gründen auch immer, in Kattis liebende Hände gefallen. Der Arme wurde von ihr quasi vergewal­tigt. Anfangs jedenfalls. Van Furr und Karolus mussten ihn zuguterletzt mit Gewalt aus Kattis Zim­mer zerren und einer ordentlichen Gehirnwäsche unterziehen. Als er dann wieder zu sich gekom­men war, hatten van Furr und Karolus ihm einen tüchtigen Bären aufgebunden. Sie erzählten ihm, dass er einen kleinen Unfall gehabt hätte und bewusstlos gewesen sei. Der gute Mann war zutiefst beschämt gewesen und hatte sich vielmals für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. Hoch und hei­lig hatten die beiden ihm dann versprochen seinem Chef nichts von diesem peinlichen Zwischenfall zu erzählen. Karolus hatte den Mann später noch einige male getroffen. Dabei hatte er zufrieden feststellen können, das die Gehirnwäsche gut funktionierte und keinen größeren Schaden angerich­tet hatte. Wenn man davon mal absah, dass der Mann sich eine anthropomorphe Katze auf seine Brust hatte tätowieren lassen und eine rot getigerte Katze gekauft hatte, um die er sich liebevoll kümmerte.

„Jep, den Kasten nehme ich schon mal mit. Sag mir Bescheid, wenn die beiden wieder da sind. Je eher wir anfangen können, um so besser ist es."

„Geht klar Doc. Hier bin ich fast fertig. Raum 4 kommt dann noch dran. Mit dem werde ich wohl nicht so lange beschäftigt sein."

„Gut."

Van Furr holte das elektronische Gerät aus dem Regal und nahm noch eine weitere Tasche mit, die daneben gelegen hatte. Dann verließ er den Raum und Karolus putzte fleißig weiter. Als er mit die­sem Raum fertig war, ging er zum Raum 4 und begann dort mit dem Aufräumen. Wie er es sich ge­dacht hatte, war er hier schnell fertig und konnte die schmutzige Wäsche in die Waschküche brin­gen. Die unbrauchbaren Überreste von Jorges Kleidung verbrannte er in einem kleinem Ofen, der dort aufgestellt war, nachdem er die Waschmaschine angestellt hatte. Als er diese Pflichten endlich erledigt hatte ging er in die Küche und bereitete die nächste Mahlzeit vor und er war mitten in den Vorbereitungen, als er die Haustür zuschlagen hörte. Gedämpft hörte er Jorge und Katti sich unterhalten, Katti lachte laut auf. Karolus streckte kurz seinen Kopf aus der Tür und konnte gerade noch eine schwarze Schwanzspitze erspähen, die im Bad verschwand.

„Gut die beiden sind wieder da und wir können dann weitermachen."

Karolus überlegt kurz, ob er anrufen oder persönlich van Furr Bescheid geben sollte und entschied sich für letzteres. Im Labor fand er seinen Chef konzentriert am Computer arbeiten. Der graue Kas­ten war an dem Rechner angeschlossen und mehrere Led blinkten in den verschiedensten Farben.

„Doc?"

„Hmm." brummte van Furr.

„Sie sind wieder zurück!"

„Fein, ich bin hier auch schon gut voran gekommen."

„Doc?"

„Ja?" van Furr blickte fragend auf.

„Kommen sie in die Küche! Ich habe was hergerichtet."

„Ein paar Minuten noch, dann komme ich. Ich muss hier noch ein paar Einstellungen erledigen"

„Ich nehme sie beim Wort! Ein paar Minuten also."

„Ja, ja" brummelte van Furr, wieder in seine Arbeit vertieft.

Seufzend verließ Karolus das Labor. Dann klopfte er an die Tür zum Bad, aus dem man Prustende Laute hören konnte.

„Wenn Ihr beiden fertig seid, kommt ihr in die Küche!" rief er und lauschte auf die Antwort.

„Machen wir!" erklang es im Chor, gedämpft durch das Rauschen des Wassers, aber deutlich genug.

Karolus lächelte. Dann ging er zur Küche, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und wartete geduldig auf die drei.

Jorge fiel es Anfangs schwer Katti zu folgen, auch wenn sie sehr langsam lief. Seine Koordination der Bewegungen brauchte eine Weile, bis er sich an die neue Form seiner Beine gewöhnt hatte. Er strauchelte einige Male und nur mit viel Glück entging er der Peinlichkeit vor Katti hinzufallen. Auch wenn er wusste, dass sie sich nicht über ihn lustig machen würde, so wollte er sich doch nicht diese Blöße geben. Sie gab ihm währenddessen immer wieder Tips und Hinweise, wie er zum Bei­spiel seinen Schwanz benutzen sollte, um mit dessen Bewegung sein Gleichgewicht besser halten zu können. Anfangs hatte er damit Mühe. Das lange, struppige Ding wollte einfach nicht so wie er es wollte. Wie mit eigenem Willen ausgestattet wedelte er hin und her. Während der ersten kurzen Pause sprach er Katti darauf an.

„Katti?" er beugte sich vor und schnappte nach Atem. „Katti, sag mal wie machst du das?"

„Was meinst du?"

„Das mit dem Schwanz? Egal was ich denke, er macht was er will." Jorge richtete sich langsam auf, streckte sich und schnappte sich seinen Schwanz, der ihm wieder mal durchs Gesicht fuhr. Er hielt ihn fest., die Spitze zuckte hin und her. Jorge starrte seine jüngste Errungenschaft an.

„Ärgert er dich so sehr?"

„Mhm."

„Beantworte mir eine Frage, ja. Wenn du gehst, überlegst du dann bei jedem Schritt, wie du die Muskeln deiner Unterschenkel anspannen musst?"

„Nein, warum sollte ich."

„Genau, warum sollte man darüber nachdenken. Wenn man das macht, dann fällt man aufs Maul, oder?"

Jorge nickte.

„Und genauso ist es mit deinem Schwanz. Solange du dich zu sehr darauf konzentrierst deinen Schwanz unter Kontrolle zu halten, so lange wird er nicht das Machen was richtig ist. Verstehst du worauf ich hinaus will?"

Jorge überlegte kurz, Kattis Worte machten Sinn. Er ließ seinen Schwanz los und hielt ihn nur erho­ben hinter sich.

„Genug Pause gemacht weiter geht es!"

Katti hatte kaum den Satz beendet, da sprintete sie los.

„Fang mich!" rief sie ihm lachend zu und verschwand hinter einer Biegung. Jorge stutzte kurz,

„Na warte, ich kriege dich!" und lief ebenfalls los. Dieses mal hielt er nur seinen Schwanz erhoben und als er um die Ecke bog, da bewegte sich sein Schwanz so, wie die Natur es wohl gedacht hatte und sorgte für das nötige Gleichgewicht. Jorge fühlte sich großartig.

Van Furr erwachte aus einem traumlosen Schlaf. Er war etwas irritiert, war er nicht eben noch im Raum 4 gewesen? Nun lag er jedenfalls in seinem Bett. Gut zugedeckt und nackt. Er setzte sich auf, gähnte ausgiebig und reckte sich. Frisch und ausgeruht fühlte er sich. Dann sah er auf seinen Radio­wecker und bemerkte erstaunt, dass er den halben Tag verschlafen hatte.

„Huh, schon so spät."

Er warf die Decke zur Seite und stieg aus dem Bett. Dann ging er ins Bad. Nachdem der sich gewa­schen hatte zog er sich frische Klamotten an und ging hinunter zum Labor, das er leer vorfand. Er ging zur seinem Büro und kam an Raum 5 vorbei, in dem er Karolus werkeln hörte. Sein junger As­sistent pfiff eine flotte Melodie, die zur Zeit auf fast jedem Radiosender zu hören war. Van Furr wollte gerade dort eintreten, als er es sich noch einmal anders überlegte. Er hatte erst noch was an­deres zu erledigen. Während der Dusche war ihm nämlich eingefallen, dass er etwas sehr wichtiges vergessen hatte. Jorges Umfeld! Jorge Meijer musste verschwinden! Van Furr setzte sich an seinen Schreibtisch, lehnte sich zurück und dachte angestrengt nach, wie er dieses Dilemma lösen könnte.

„Das ist es!"

Van Furr sprang auf. Schnell notierte er sich die Idee auf einem Zettel und eilte ins Labor. Der Com­puter war innerhalb kürzester Zeit bereit und wartete auf die ersten Eingaben, doch vorher musste van Furr den Manipulator noch holen.

„Wo habe ich das verdammte Ding hingestellt?" Er klappste sich mit der Hand auf seine Stirn. „Wolf, du wirst vergesslich. Habe es doch gestern noch gesehen. Mensch. Raum 5."

Van Furr schüttelte ob seiner Vergesslichkeit seinen Kopf. Und ging zum besagten Raum, in dem Karolus immer noch mit dem Aufräumen beschäftigt war. Als er bei Nr. 4 vorbeikam schaute er kurz hinein, doch niemand war darin.

„Hm, wo sind denn die beiden?" fragte er sich.

Sein Blick fiel auf das Kleid, dass Katti am morgen getragen hatte. Es lag ordentlich gefaltet auf dem Schreibtisch.

„Diese jungen Leute heutzutage." murmelte er, dachte sich seinen Teil und lächelte verständnisvoll. Dann ging er zu Nummer 5, wo er auf Karolus stieß, der eifrig aufräümte.

„Hallo Karolus. Man, ich werde wohl älter! Hast du mich in mein Zimmer gebracht?" fragte er sei­nen Assistenten.

„Sie werden nicht älter Doc, sie waren einfach nur zu erschöpft!" erwiderte Karolus, der mit einem Tuch eine gläserne Schranktür polierte.

„Wo sind denn unsere beiden Kätzchen? Raum 4 ist leer gewesen."

„Katti hat Jorge zu einem Dauerlauf mitgenommen."

„Ahja. Das ist gut. Wenn du hier fertig bist, kommst du bitte ins Labor. Wir müssen Spuren verwi­schen."

„Wie bei dem Elektriker?"

Van Furr erinnerte sich zu gut an diese Episode. Doch Karolus hatte Recht, ja so etwas ähnliches schwebte ihm tatsächlich vor.

„Jep, den Kasten nehme ich schon mal mit. Sag mir Bescheid, wenn die beiden wieder da sind. Je eher wir anfangen können, um so besser ist es."

„Geht klar Doc. Hier bin ich fast fertig. Raum 4 kommt dann noch dran. Mit dem werde ich wohl nicht so lange beschäftigt sein."

„Gut."

Van Furr brauchte nicht lange für die Suche. Das elektronische Gerät stand im Regal und die Tasche mit Zubehör lag auch daneben. Van Furr nahm beides an sich. Der russische Ingenieur, dem er die­sen Manipulator vor Jahren abgekauft hatte, war in der Zwischenzeit ein erfolgreicher Geschäfts­mann geworden. Er war in die Touristikbranche eingestiegen und machte sein Geld mit exotischen Ferienparadiesen, wirklich exotisch! Van Furr hatte mittlerweile einige Aufträge für Anatoli Iljitsch erledigen können, die Kosten für das gerät waren eine gute Investition gewesen. Karolus hatte damals geflucht wie ein Fuhrmannsknecht, weil van Furr nicht den Preis heruntergehandelt hatte. Aber van Furr war sich nach dem Gespräch mit dem Russen sicher gewesen einen zukünftigen Kunden geworben zu haben. Er war nicht enttäuscht worden. Nun nahm er also das Gerät und brachte es ins Labor. Dort schloss er es an einen der Computer an und fing an es zu programmieren. Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er nicht bemerkte, wie Karolus hereinkam und im Türrahmen stehen blieb.

„Doc?" fragte Karolus.

„Hmm." brummte van Furr. Er schaute nicht auf, sondern hackte weitere Befehle in die Tastatur.

„Sie sind wieder zurück!"

„Fein, ich bin hier auch schon gut voran gekommen."

„Doc?"

„Ja?" van Furr blickte fragend auf.

„Kommen sie in die Küche! Ich habe was hergerichtet."

„Ein paar Minuten noch, dann komme ich. Ich muss hier noch ein paar Einstellungen erledigen" „Was essen kann nicht schaden, doch zuerst muss ich hier fertig werden." dachte er.

„Ich nehme sie beim Wort! Ein paar Minuten also."

„Ja, ja" brummelte van Furr, wieder in seine Arbeit vertieft. Karolus verließ den Raum. Eine viertel Stunde später war er endlich fertig. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Jorges Vermieter würden mit den neuen Erinnerungen gut leben können. Um die Datenbänke der Stadt und der Universität machte er sich nur wenig Gedanken. Karolus hatte mehr als genügend Möglichkeiten und Kniffe auf Lager, um die Server zu hacken ohne Spuren zu hinterlassen. Die entsprechenden Datensätze anschließend zu manipulieren war dabei noch die geringste Herausforderung. Selbst eine spätere Suche in den Backups würde nur auf kleine Dateifehler hinweisen, die die Daten mehrerer Verstor­benen und einiger weiterer Mitbürger betreffen sollten, die schnell wieder hergestellt sind. Bis auf Jorges, die werden Spurlos verschwunden sein. Van Furr stand auf und ging zur Küche, wo bereits Karolus mit Jorge und Katti eine weitere Mahlzeit einnahmen. Arbeit macht hungrig. Und dabei konnte er auch gleich seinen Plan mit den anderen dreien besprechen. Er war sich sicher, dass auch Jorge einsehen würde, dass sie keine andere Wahl hatten

Nach dem Essen waren die drei im Bilde und Jorge war, wie van Furr erwartet hatte, nicht gerade darüber erfreut.

„Sie haben wirklich vor in den Köpfen von Tante Hetti und Gregor rumzupfuschen?"

„Ich würde es zwar nicht so krass ausdrücken, aber genau das habe ich vor!"

„Und den beiden wird das nicht schaden?"

„Jorge ich kann dein Misstrauen verstehen. Aber die Methode ist absolut sicher und erprobt. Nicht wahr Katti?"

Van Furr warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Jorge sah sie fragend an. Verlegen rührte sie in Ihrem Milchkaffee herum. Karolus ergriff ihre rechte Hand, drückte sie sanft und sah etwas schuldbewusst drein. Sie lächelte ihn an. Van Furr und er wussten lange, dass ihnen verziehen war. Katti war viel zu sehr, hm, Katti eben. Dann rückte sie damit heraus.

„Als ich erschaffen wurde, haben der Doktor und Karolus mir Erinnerungen, Wissen und ...." Sie zögerte kurz und blickte van Furr fragend an, „Nur zu Katti, nur zu!" ermunterte er sie. „...... und eine neue Persönlichkeit verpasst. Sie haben es so gewollt, Doc."

„Wie bitte?" Jorges Ohren legten sich zurück.

„Oh ja, und du wirst nicht glauben, was für eine Bitch ich gewesen bin. Geil wie hundert Huren."

„Das war ein Fehler gewesen, den ich schnell bereut habe!" warf van Furr ein.

„Ja, das habt ihr beide sehr, sehr schnell bereut!" sie schnurrte lasziv und leckte sich ihre Lippen.

Jorge hatte selber erlebt, was in Katti steckte. Er erschauerte mitleidig, als er sich vorzustellen ver­suchte wie Katti mit den beiden Männern umgesprungen sein musste. „Die Armen, aber verdient haben sie es sicher!" dachte er.

„Und dann?" fragte er.

„Wir haben die extremen Änderungen zurückgenommen. Katti's Persönlichkeit ist jetzt, sagen wir mal, eine gesunde Mischung."

„So, so. Und nun wollen Sie, nein, wir dasselbe mit den Hansens machen?"

„Gott bewahre, nein! Wir werden einzig Ihre Erinnerungen leicht manipulieren, kein Eingriff in die Persönlichkeit."

„Ich kann nicht gerade behaupten, dass mir das gefällt, aber es muss wohl sein, oder?"

„So sieht es aus."

„Wann?"

„Gleich nach dem Essen. Karolus wird hier bleiben und sich um die Daten im Netz kümmern. Du und Katti, ihr begleitet mich."

Er erntete einen ungläubigen Blick von Jorge.

„Wie denn? Doch wohl nicht dem Taxi? Katti kann sich unter Ihrer Burka ja verbergen, aber ich? Der Fahrer, wie war sein Name?" - "Paschulke!" - „Genau! An Katti ist er ja gewöhnt, aber an mich!"

„Das ist auch gar nicht notwendig. Da haben wir doch noch ein anderes unauffälliges, alternatives Transportmittel, du wirst schon sehen. OK?"

Van Furr lenkte das Gespräch danach in eine andere Richtung. Man sprach über dies und das und keiner, auch Jorge nicht, kam auf das Thema zurück. Zufrieden hatte der Doktor registriert, das Jor­ge seinen Plan, wenn auch mit Bedenken, doch akzeptiert hatte. Er hatte vor ihn nicht zu enttäu­schen. Was konnten denn schon die Vermieter dafür, das Jorges Paps an sich selber experimentiert hatte.

Nach der Mahlzeit verkleideten sich Jorge und Katti. Sie trug wieder ihr farbenfrohes Gewand und Jorge hatte eine weite Hose und einen Kapuzenpulli von Katti bekommen. Beides in schwarz, und auf der Brust des Pullis war ein großer gelber Smiley gedruckt. „Wo haben die nur all das Zeug her?" fragte er sich, als er sich anzog. Die Kapuze hatte er übergestülpt und sie kaschierte seinen Kopf ganz passabel. Er trug, wie Katti übrigens auch, keine Schuhe, für seine Pfoten gab es eh nichts passendes und er wollte auch keine mehr tragen. Das Gefühl, den Boden direkt unter seinen festen Sohlen zu spüren war, ...., nun ja, er fand es jedenfalls richtig und natürlich so. Wer brauchte denn da noch Schuhe?. Seinen Schwanz trug er wie einen Gürtel um seinen Bauch geschlungen. Der Pullover war weit genug und nach einigen Versuchen hatte er es heraus, wie es ihn nicht zu sehr einschränkte. Er betrachtete sich in einem Spiegel.

„„Wie nannte man das früher? Hm, Hip-Hop-Style?"

Jorge grinnste sein Spiegelbild an, dann rammte er seine Hände tief in die Taschen der Hose, beugte sich leicht vor und knurrte „Voll da Gangsta, wa Alder!" Mehr schlecht als recht imitierte er eine Art Gossenslang. Zufrieden ging er so ins Labor, wo Katti auf ihn warten wollte.

„Hey Bunny, was geht ab?" grollte er.

Katti drehte sich erschrocken um und lachte laut auf, als sie einen Aufzug sah. Auch Karolus blickte von dem Computerbildschirm auf, er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Hahahaha, Jorge, so redet heutzutage doch kein Mensch mehr! Aber das Zeug steht dir! Schwarz ist deine Farbe!"

Seine goldenen Augen blitzen schelmisch aus dem Schatten der Kapuze hervor. Er lächelte und ent­blößte sein strahlend weißes Raubtiergebiss.

„Das nehme ich als Kompliment, meine Liebe. Also, was soll ich jetzt mitnehmen?"

„Das dort, die beiden Sachen brauchen wir!"

Katti deutete auf einen kleinen Reisekoffer und eine Tasche, die daneben stand. Jorge hängte sich die Tasche über und ergriff den Koffer. Das Gepäckstück war überraschend schwer.

„Was ist da denn drin? Backsteine oder was?"

„Ne, das nicht. Ein paar von Karolus's Spielereien und der Manipulator."

Dann wandte sie sich Karolus zu, der wieder fleißig am Computer arbeitete. Sie legte Ihre Arme auf seine Schulter und beugte sich vor. Auf dem Bildschirm sah sie viele Zeilen Computercode, dessen Sinn sie nicht verstand, das Computergenie war Karolus.

„Wie weit bist du denn schon?" fragte sie neugierig.

„Oh hm, mit der Uni bin ich gerade fertig geworden. Jorge hat dort eine Auszeit beantragt, die ak­zeptiert wurde. Sein Prof. wird ihm noch ein Empfehlungsschreiben zukommen lassen. Leider wird in einer Stunde der Server eine kleine Fehlfunktion haben. In deren Folge werden die elektronisch gespeicherten Formulare an einigen Stellen unbrauchbar werden. Nach der Wiederherstellung sind jedenfalls die Bereiche für die Unterschriften und Signaturen nicht mehr zu gebrauchen. Das ist ein seltener Fehler bei der Serversoftware, die in der Uni läuft, war aber schon vorgekommen. Die Admins werden fluchen, aber damit leben können. Niemand wird auf die Idee kommen, dass jemand den Server gehackt hat."

„Wie kannst du da so sicher sein?" fragte Jorge.

„Rate mal, wer seit Jahren eine Hintertür auf dem Ding am laufen hat."

Der Stolz, der in Karolus's Frage aufklang, war kaum zu überhören.

„Das ist ja wohl eine rhetorische Frage, oder?"

„Jep, das ist es! Hehehe."

„Teufel auch!"

„Mein kleiner Teufelskerl! Lass dich küssen!"

Katti gab Karolus einen Kuss auf die Wange und ließ ihn dann in Ruhe weiter arbeiten.

„Komm jetzt, der Doc wartet sicher schon!" Jorge ließ sich nicht zweimal bitten. Er schnappte sich den Koffer und folgte Katti.

„Viel Erfolg euch!" rief Karolus ihnen hinterher, „Und Jorge!" - "Ja."- „Hab einfach vertrauen zum Doc. Er weiß ganz genau was er tut!" - „Ok, ich werde daran Denken. Ich wünsche dir auch viel Er­folg." - „Verschwinde endlich!" Jorge verließ das Labor und Karolus blieb allein zurück.

„So mein lieber Computer, dann kümmern wir uns mal um die Papiere für den Auslandsaufenthalt."

Karolus vertiefte sich wieder in seine Aufgabe.

Jorge verließ schwer bepackt das Haus und blieb dann vor Staunen wie angewurzelt stehen. Vor ihm stand ein alter Ford Transit mit laufendem Motor. Jorge war nicht wegen des Modells so erstaunt. Von diesen betagten Bussen und Transportern fuhren noch einige in der Gegend herum. Es war die wilde Lackierung. Jedes einzelne Segment des Transporters war in einer anderen Farbe lackiert worden. Grün, Violett, Rot, Kupfer, Rosa, Gelb, Blau Weißes Karomuster, Schwarz Gelbe Streifen, eine wilde Mischung. Der Wagen sah aus wie ein Harlekin. Die hinteren Fenster waren allesamt so dunkel getönt, dass niemand in den Innenraum sehen konnte. Katti winkte ihn lachend zu sich, sie stand an der offenen Seitentür des Fahrgastraumes. Jorge reichte ihr die Tasche, nachdem er den Koffer in den Transporter gewuchtet hatte.

„Das versteht der Doktor also unter einem unauffälligem, alternativem Transportmittel?" er ver­suchte ernst zu bleiben und hoffte dass sein Kommentar nicht zu ironisch war.

„Göttlich, dein Gesichtsausdruck." sagte Sie immer noch lachend. „Doc ich schulde dir ein Abendessen." rief sie nach vorne, wo van Furr auf dem Fahrersitz saß.

„Ich freue mich schon darauf!" gab er trocken zurück.

„Häh?" fragte Jorge verwirrt.

„Wir haben gewettet. Ich habe gedacht, du würdest vor Lachen den Koffer fallen lassen. Unsere Blechtrommel hier," sie klopfte dabei auf das Blechdach, „hat normalerweise diesen Effekt. Steig endlich ein, damit wir losfahren können."

Gesagt getan, klappernd fiel die Schiebetür hinter ihm ins Schloss und van Furr fuhr los. Ziel war das hübsche Haus, das Jorge bis zum gestrigen Tag als seine Heimstatt angesehen hatte.

Ein seltsamer Abschied

Hetti Hansen seufzte und hielt kurz inne. Sie war am Kartoffeln schälen, Gregor liebte frische Brat­kartoffeln, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Jorge. Sie hätte es nie offen zugegeben, aber sie machte sich doch große Sorgen um ihn. Er war nicht von seinem Arzttermin zurückgekom­men. Natürlich hatte er ihr gesagt, dass er dort über Nacht bleiben musste, doch nun war es schon 5 Uhr Nachmittags und es wurde langsam Dunkel. Der junge Mann war ihr so ans Herz gewachsen. Sie betrachtete ihn schon fast als ein Mitglied ihrer Familie. Und auch Gregor kam mit ihm so gut zurecht. Ihr knurriger Gatte war anfangs skeptisch gewesen, als Jorge bei ihnen eingezogen war. Doch nachdem er von dem jungen Mann an einem Sonnabend unter den Tisch gesoffen wurde, hat­te sich die Skepsis verflüchtigt und Gregor zeigte sein wahres Gemüt. Hetti war so tief in Ihren Ge­danken versunken, dass sie nur am Rande mitbekam, wie ein quietschbunter Kleinbus vor ihrem Haus parkte. Das laute Geräusch einer sich schließenden Fahrzeugtür ließ Hetti aufschrecken. Sie sah auf und konnte drei Gestalten erkennen, die dem auffälligen Gefährt entstiegen waren und dann etwas unschlüssig vor der Einfahrt standen. Dann schienen sie sich einen Ruck gegeben zu haben und betraten das Grundstück.

„Besuch?" dachte sie. „Wer sollte uns denn gerade heute besuchen? Oder sind dass Freunde von Jorge?"

Sie erhob sich von ihrem Platz und trat neugierig ans Fenster. Gut erkennen konnte sie nur den ers­ten der drei. Ein schlanker, hoch aufgeschossener Mann, der sportlich, elegant gekleidet war. Ihm folgte eine Frau. Nicht minder groß und kräftig gebaut. Sie trug ein weites farbenfrohes Gewand, dass ihren gesamten Körper bedeckte und einen Schleier, doch der Gang und die Figur waren ein­deutig weiblich. Der dritte im Bunde war wieder ein Mann. Er war vollständig in schwarz gekleidet. Er war der größte der drei und wohl auch der stärkste, denn er trug einen großen Koffer und eine Tasche Sein Gesicht war von einer Kapuze verdeckt. Hetti kam dieser Mann irgendwie bekannt vor. Sie konnte nicht sagen weshalb oder wieso, aber sein Gang und Statur erinnerte sie irgendwie an Jorge, auch wenn er sich viel geschmeidiger bewegte.

„Hat er einen Bruder? Die werden enttäuscht sein, wenn sie erfahren, dass Jorge nicht da ist. Hm soll ich vielleicht schon an die Tür gehen?" überlegte sie. Schnell verwarf sie den Gedanken.

„Hetti, du warst nie so eine dumme, neugierige Zicke und fängst auch nicht im Alter damit an eine zu sein." sagte sie laut zu sich selbst.

Sie ging an den Herd und setzte die Pfanne auf, die Bratkartoffeln würden sich jedenfalls nicht von selber braten. Sie wollte gerade die Herdplatte einschalten, als ihr Türglocke schellte. Sie wischte sich ihr Hände an der Schürze ab und ging zur Haustür. Auf dem Flur blickte sie wie üblich kurz in den Spiegel. „Joah, bin noch vorzeigbar." Kurz die Haare gerichtet und dann weiter. Die drei Leute standen in respektvollem Abstand zur Haustür. Hetti war nicht zu vertrauensselig und das gleich drei Personen um Einlass baten war schon sehr ungewöhnlich. Durch das Glas konnte sie sehen, dass der schlanke Mann mittig stand, links von ihm die Frau und rechts der Große, der auf den Bo­den blickte. Es schien keine Bedrohung von ihnen auszugehen, darum öffnete sie auch die Tür.

„Wie kann ich Ihnen helf...."

Sie konnte den Satz nicht mehr beenden, denn der lächelnde Mann, hielt plötzlich eine Spraydose hoch und sprühte einen feinen grünlichen Nebel in ihr Gesicht. Sie hörte noch das zischende Ge­räusch, fühlte ein kaltes Prickeln auf der Haut und nahm den scharfen aber auch frischen Duft von Minze wahr. Ob es der Schreck oder doch das effektive KO-Gas war, wer weiß, die Wirkung trat nur Augenblicke später ein. Alles um Hetti herum wurde plötzlich Rosarot und friedlich.

Katti reagierte blitzschnell. Van Furr hatte sie vorher entsprechend instruiert. Als Frau Hansen be­täubt in sich zusammensackte, war sie bereits zur Stelle und fing die alte Dame auf. Katti hob sie mit Leichtigkeit hoch und trug sie in die Wohnung der Hansens. Jorge leitete Sie ins Wohnzimmer. Van Furr betrat als letzter das Haus, nachdem er sich noch schnell umgesehen hatte. Niemand aus der Nachbarschaft schien den kleinen Überfall bemerkt zu haben.

Jorge packte bereits den Manipulator aus, als van Furr das Wohnzimmer betrat. Katti gab ihm dabei entsprechende Anweisungen. Sie klebte währenddessen die ersten Elektroden auf den Kopf von Hetti, die von dem Knockout-Spray kalt erwischt worden war und die nächsten Stunden mit Sicher­heit sanft schlummern würde. Als Jorge fertig war, verließ er das Wohnzimmer und ging in die Kü­che um auf die Ankunft von Gregor zu achten. Er müsste auch bald von der Arbeit eintreffen. Katti hatte mittlerweile die letzten Elektroden angesetzt und verband sie anschließend mit dem Manipula­tor. Zu guter Letzt schloss sie die Batterien an und schaltete das Gerät ein. Es piepte kurz dreimal, dann blinkten nacheinander eine Reihe roter Led's auf und erloschen wieder, bis nur noch eine ein­zelne grüne leuchtete.

„Doc, der Manipulator ist bereit!" meldete Katti eifrig.

„Gut so, ich sehe es auch. Dann wollen wir mal anfangen."

Van Furr hatte bereits eine Spritze hervorgeholt, die mit einer silbrigen Flüssigkeit gefüllt war. Die Naniten darin würden den Hauptteil der Arbeit erledigen, um die Nervenzellen und Neuronen, die für die Erinnerungen zuständig sind, neu auszurichten. Der Manipulator selber war im Grunde nur für die Initialisierung zuständig. Vorsichtig tastete van Furr am Hals nach einem passenden Blutge­fäß. Bald hatte er das richtige gefunden. Er nickte Katti zu. Katti holte aus der Tasche das Desinfek­tionsmittel und tupfte mit einem Stück Gaze die Stelle ab. Dann setzte van Furr die Spritze an, at­mete noch einmal tief durch und trieb die feine Kanüle in die Ader. Langsam injizierte er die klei­nen Maschinen in den Blutkreislauf von Hetti und die Naniten begannen ihr Werk.

Gregor Hansen war glücklich endlich nach Hause zu kommen. Den ganzen Tag über hatte er mit Leo Müller dem Einsatzleiter des städtischen Hilfswerkes und den anderen Teamleitern von Polizei und Feuerwehr diskutiert. Diesem eingebildete Fatzken und seinem Idiotentrupp war es nicht gelun­gen, nach dem Unfall am Park vom Vortag, das verschwundene Unfallopfer zu finden. Gregor konnte vieles verzeihen, aber eine so offensichtliche Inkompetenz war ihm ein Graus. Es konnte doch nicht sein, dass jemand der offensichtlich schwer verletzt sein musste, nicht zu finden war. Selbst die Spur mit dem Auto war eine Niete gewesen. Niemand war zu einem Arzt oder zum Kran­kenhaus gebracht worden. Und dann noch, welch trauriger Höhepunkt dieser Farce, diese idiotische Story vom Tiermenschen. Wer hatte denn nur diesen Quatsch in Umlauf gebracht.

„Ich werde für so was langsam zu alt. Noch 4 Wochen und dann kann ich endlich in Pension ge­hen." seufzte er.

Er freute sich auf die Zeit, die er dann haben würde. Endlich wieder mehr gemeinsam mit seiner Hetti unternehmen zu können. Eine lange Reise. Ja, das würde ihr gefallen. Und Jorge könnte sich solange ums Haus und den Garten kümmern. Einen Mietnachlass als Gegenleistung fürs Haussitting und vielleicht noch ein kleiner Zuschuss, da kann der Student sicher nicht nein sagen. Schließlich gelangte Gregor bei seinem Haus an. Seine Laune war wieder bestens. Gregor war froh, dass er das Talent hatte, seine Sorgen und Nöte zu Hause fast vollständig ausblenden zu können. Amüsiert er­blickte er den bunten Transit-Bus, der am Straßenrand parkte. Grinsend fragte er sich wer so einen Wagen sein eigen nennt, ein Schausteller, ein Clown oder ein Hippie. Das es ein Besucher sein könnte kam ihm gar nicht in den Sinn. Er kannte niemanden, weder Freunde, Verwandte oder Handwerker, die so einen Bus fuhren. Deshalb fuhr er auch ohne weiter zu zögern auf sein Grundstück und parkte seinen Wagen in der Garage. Er entstieg dem Auto, verschloss die Garage und ging zum Haus. Das er dabei aufmerksam beobachtet wurde bemerkte er nicht. Er öffnete die Haustür und schloss die Wohnungstür auf.

„Hetti..." Ihm blieben die Worte im Hals stecken. Vor ihm stand eine hünenhafte, schwarze Gestalt.

„Entschuldige bitte." sagte sein gegenüber, dann sprühte der schwarze Mann ihm etwas kaltes, min­ziges ins Gesicht.

„Was verda......" Gregor schwanden die Sinne und er sackte in sich zusammen. Jorge fing seinen Vermieter und Freund auf.

„Nur zu eurem besten, alter Freund." flüsterte er dem Bewusstlosen ins Ohr und trug ihn in das Wohnzimmer. Er legte ihn auf eine Matratze, die Katti aus dem Schlafzimmer der Hansens besorgt hatte.

„Dann sind ja alle da. Katti würdest du bitte ihn auch vorbereiten."

„Bin schon dabei, Doc."

Eifrig begann Katti mit der Prozedur und es dauerte nur wenige Minuten, bis auch Gregor an den Manipulator angeschlossen war. Schließlich injizierte van Furr auch ihm die Nanomaschinen in den Blutkreislauf. Dann holte er einen Tablet-PC hervor und schloss diesen einfachen Computer an den Manipulator an. Kurz darauf erschienen auf dem Display Tabellen und Diagramme, van Furr begut­achtete den Fortschritt der Behandlung mit zufriedener Miene, alles lief wie geplant. Jorge und Kat­ti packten inzwischen seine Sachen zusammen. Um die Möbel brauchten sie sich keine Gedanken zu machen. Jorge hatte die winzige Wohnung möbliert übernommen und besaß eigentlich nur Klei­dung, seinen PC samt einigem Zubehör und eine Unmenge an Büchern.

„Hast du die wirklich alle gelesen?" fragte Katti.

„Kann man sich gar nicht vorstellen, aber ja, fast alle!" seufzte er. Jorge dachte an die unzähligen schlaflosen Nächte, die er damit verbrachte hatte das Fachwissen in sich aufzunehmen.

„Wieso denn keine E-Books?" Sie öffnete einen besonders dicken Wälzer und starrte auf die engbe­druckten Seiten. Viel Text und viele Diagramme waren abgedruckt.

„Wegen der Notizen der Vorgänger. Alle dieser Bücher sind gebraucht gekauft, bis auf wenige Aus­nahmen. Und jeder Vorbesitzer hat Hinweise und Kommentare hinterlassen, die sehr hilfreich sein können."

„Ah ja, ich verstehe. Das macht Sinn" Katti klappte den Wälzer zu und verstaute ihn in einen Kar­ton, der bereits einige weitere, ähnlich dicke Bücher enthielt. „Aber E-Books sind leichter!" fügte sie hinzu.

„He, he, ja das sind sie!" stimmte Jorge ihr zu und beide lachten.

Nach und nach sammelten sich die Kartons im Hausflur an. Als Jorge den nächsten herausbrachte und dort abstellte, hielt er kurz inne.

„Wenn diese Kartons im Bus gelandet sind, dann wird dieser Teil meines Lebens abgeschlossen sein. Wieder ein Stück weniger meines alten Lebens." dachte er.

Es stimmte ihn traurig, so vieles als abgeschlossen anzusehen.

„Jorge, wo bleibst du? Glaub ja nicht, dass ich deinen Kram alleine einpacke!"

Katti's Ruf riss ihn aus den Gedanken. „Ich komme schon!" rief er und ging wieder zurück in seine alte Wohnung.

Van Furr überwachte sorgsam die Behandlung. Der Manipulator steuerte nicht nur den Vorgang, sondern zeichnete auch sämtliche Werte auf, die von den Naniten erfasst wurden. Auf seinem Ta­blett leuchteten plötzlich einige Warnhinweise auf. Besorgt betrachtete der Arzt die Werte.

„Mist! Das sind Anzeichen für beginnende Demenz und das bei beiden! Verdammt da muss ich wohl etwas improvisieren." murmelte er.

Er startete eine Verbindung zu einem der Server, die er und Karolus insgeheim nutzen und lud ein schnelles Simulationsprogramm. Eilig durchforstete er die vorhandenen Simulationen und fand eine zwar schon etwas ältere Lösung, aber die würde gehen. Er lud die Daten der Hansens hoch und star­tete das Programm. Bereits eine halbe Stunde später erhielt er das Ergebnis zurück. Er überflog die Daten und ein breites Lächeln erhellte sein ernstes Gesicht.

„Ihr habt mehr Glück als Verstand meine Lieben!" sagte laut er zu den beiden alten Menschen, die tief und fest schliefen.

Dann lud er das Programm herunter und startete es. Ein Teil der Naniten beendete das begonnene Werk und fielen in eine kurze Starre. Sie ließen sich vom Blut mitreißen und verteilten sich in ihrem jeweiligen Wirtskörper. Dann fingen Sie an sich zu vervielfältigen. Ein Teil der neuen Naniten be­gann augenblicklich damit das zweite Programm abzuarbeiten, während die verbliebenen für weite­ren Nachschub sorgten. Dazu integrierten sie sich in das Knochenmark und verbanden sich mit den Stammzellen, die dort ruhten. Sie würden dauerhaft in den Körpern ihrer Wirte verbleiben und ihr Werk unbeirrt fortsetzen. Untrennbar und getarnt, nur extrem weit fortgeschrittene Sensorik würde diese kleinen Maschinen enttarnen. Kein normales Labor konnte dies vollbringen. Befriedigt schau­te der Doktor auf die beiden Menschen, die weiterhin friedlich schlummerten, während sich die ers­ten Änderungen bemerkbar machten. Die Haut straffte sich bereits wieder und die tiefen Falten in den Gesichtern verschwanden. Er nahm eine kleine Lampe, zog die Augenlider hoch und testete die Reflexe. Die Muskeln der Iris hatten bereits wieder ihre volle Leistungsfähigkeit zurückerhalten und verengten und weiteten sich blitzschnell.

„Gut, fast schon Perfekt." murmelte van Furr zufrieden, nachdem er beide untersucht hatte. Er setz­te sich in einen der bequemen Sessel, schnappte sich eine Zeitschrift und blätterte darin. Es würde noch einige Zeit dauern, bis die Änderung der Erinnerungsmuster abgeschlossen ist und die drei wieder heimkehren konnten. Die andere Sache wird etwas mehr Zeit benötigen, aber da war so gut wie keine Aufsicht notwendig. Die Zeit wird alles regeln. Er war sich sicher, das Jorge mit der klei­nen guten Tat einverstanden sein würde, wenn er ihm davon erzählen wird. Es war zwar gegen sein Versprechen die beiden nicht tiefer gehend zu verändern, aber Demenz, Nein das konnte van Furr nicht zulassen. Die Hansens würden noch viele, viele glückliche Jahre vor sich haben.

Zwei Stunden später waren die drei wieder auf dem Heimweg. Sie hatten ihr Vorhaben erfolgreich abgeschlossen.

Gregor Hansen erwachte erfrischt und ausgeruht in seinem Bett. Neben ihm lag Hetti. Tief und fest schlief sie noch. Er musste an den Abend zuvor denken. Es stimmte ihn traurig, dass Jorge ausgezo­gen war, doch er hatte gute Gründe genannt. Jorge wollte sein Studium unterbrechen um seinen Va­ter zu fin­den. Seinen biologischen Vater, der aus Südamerika stammte. Mit diesem Gedanken hatte er sich schon einige Zeit beschäftigt und er hatte vor kurzem eine heiße Spur gefunden, die er unbe­dingt verfolgen musste. Er hatte vor kurzem einen gewissen Dr. van Furr getroffen, der ihm bei sei­nem Allergieproblem geholfen hatte und, wie es sich zufälligerweise herausgestellt hatte, seinen Va­ter identifizieren konnte, einen Genetiker. Jorge hatte sich ein Finanzpolster aufgebaut und wollte nun seinen Traum verwirklichen. Gregor konnte das Nachvollziehen, doch dieser Auszug war doch sehr unvorhergesehen gewesen. Er hatte Jorge angeboten seine Sachen hierzulassen, doch Jorge hat­te dankend abgelehnt. „Der Doktor hat mir angeboten alles bei sich einzulagern. Sind ja eh nur ein paar Kartons. Ihr könnt die Wohnung beruhigt vermieten." waren seine Worte gewesen. Hetti hatte beim Abschied geweint, sie hatte den jungen Burschen so ins Herz geschlossen. Und Gregor selber war zwar nicht gerade nah ans Wasser gebaut, doch auch er war traurig gewesen. Er würde die Samstagabende vermissen, wenn er zusammen mit Jorge ein paar Bier getrunken und Fußball ange­sehen hatte.

„Das Leben geht weiter." er wischte mit diesen Worten die trüben Gedanken fort und wünschte Jor­ge im Geiste viel Erfolg für sein Vorhaben.

Dann beugte er sich über seine Frau. „Hetti sieht heute morgen einfach fantastisch aus." dachte er und betrachtete das fein geschnitten Gesicht seiner Frau genauer. „Hm da scheinen ein paar Fält­chen und Altersflecken verschwunden zu sein. Hat sie endlich eine funktionierende Hautcreme ge­funden?" Er warf die Bettdecke zurück und betrachtet seine schlafende Gemahlin mit wachsendem Erstaunen. Ihr Gesicht sah jünger aus, aber Ihr Körper, das konnte nicht sein, oder doch? Ihre Brüs­te waren wieder straffe und feste Halbkugeln. Die Haut nicht mehr blass und vom Alter gezeichnet, sondern wieder jung und rosig. Und war das wirklich wieder ein nussbrauner Haaransatz, den er er­kennen konnte. Sie sah dreißig Jahre jünger aus. Gregor blickte an sich selber herab und sah, dass auch er sich verändert hatte. Er stand auf und stellte sich vor den Spiegel. Die widerlichen Männer­titten waren weg, ordentliche Brustmuskeln konnte er stattdessen erkennen. Der wachsende Bauch, verschwunden, ein wohldefiniertes Sixpack ersetzte das Fett, seine alte breite Blinddarmnarbe, war nun nur noch ein schmaler Strich. Und auch das Schmutzige Grau seiner Schamhaare fing an wie­der blond zu werden. Von der Erektion mal ganz abgesehen. Er wusste schon gar nicht mehr wann er die letzte Morgenlatte gehabt hatte, aber er hatte eine. Und sein Johannes wollte Aufmerksam­keit. Er sprang aufs Bett und weckte Hetti auf.

„Gregor was isfff...." er verschloss Ihren Mund mit einem lang anhaltenden, innigen Zungenkuss, der von Ihr willig erwidert wurde. Und dann liebten sich beide. In den darauffolgenden Wochen stellten sich weitere Veränderungen ein. Die Hansens verbargen das aber geschickt. Gregor ging wie geplant in Pension und wurde mit einer schönen Feier verabschiedet. Als der Bürgermeister ihn ver­abschiedete musste Gregor bei den Wünschen für einen gesegneten Ruhestand grinsen. Wenn er nach seinen weiteren Zukunftsplänen gefragt wurde, erzählte er freimütig von seinem Vorhaben in wärmere Gefilde zu ziehen. Er erhielt erstaunte Blicke, doch niemand stellte sein Ansinnen in Fra­ge, sondern man beglückwünschte ihn und seine hübsche Frau zu diesem mutigen Schritt. Wenige Wochen später hatten sie ihr Haus zu sehr guten Konditionen verkauft und waren in die Toscana ge­zogen. Der Hausverkauf und die pünktliche Pensionszahlung half ihnen beim Aufbau einer neuen Existenz. Am Ostersonntag des folgenden Jahres saßen die beiden auf ihrer Veranda und genossen das schöne Wetter.

„Und?" fragte er.

„Was und?" gab sie zurück.

„Wie soll er heißen?" fragte Gregor.

„Wie denn schon," Hetti streichelte über ihren gewaltigen Bauch, „Jorge natürlich!"

Wie geht es weiter?

Jorge saß im Hinterhof des alten Haupthauses und dachte nach. Es war bereits ziemlich dunkel, doch seine Augen waren für die Dunkelheit gemacht. Er hörte sich nähernde Schritte. Seine Ohren spitzten sich und Jorge blickte in die Richtung aus der die knirschenden Geräusche, von Leder auf Kies, herkamen. Dr. van Furr schritt langsam den Kiesweg entlang und kam näher, er trug eine al­tertümliche Petroleumlampe, die den Weg vor ihm mit ihrem sanften, flackernden Licht erhellte. Als er bei Jorge angelangt war, setzte er sich ohne ein Wort zu verlieren neben Jorge hin, stellte die Lampe neben sich und holte aus seiner Jacke eine abgenutzte Pfeife und Streichhölzer.

„Stört es dich?" fragte er.

Jorge schüttelte nur den Kopf.

„Ah gut. Heutzutage muss man ja besser vorher fragen."

Er drückte mit seinem Daumen den Tabak in der Pfeife zurecht und saugte kurz am Mundstück. Ein Streichholz zischte auf und die kleine Flamme flackerte wiederholt hell auf, als van Furr den Tabak in seiner Pfeife entzündete. Bald schwebten einige Rauchwölkchen in der Luft. Schweigend saßen die beiden nebeneinander. Van Furr rauchte und Jorge grübelte vor sich hin. Schließlich brach er die Stille.

„Wissen Sie Doc, was mich seit heute Abend so beschäftigt?"

„Schieß los." ermutigte van Furr ihn und zog an seiner Pfeife.

„Nun, die Story, die Sie den Hansens eingepflanzt haben."

„Ja!"

„Wissen Sie, die kommt verdammt nahe an die Wirklichkeit."

„Inwiefern denn?"

„Ich will meinen Vater kennenlernen."

„Okay, wie kommt es.? Er hat sich die letzten 25 Jahre sich nicht einmal bei deiner Mutter oder dir gemeldet."

„Wahrscheinlich weiß er nicht, dass es mich überhaupt gibt. Aber ich weiß, dass es ihn gibt und ich will wissen, von ihm persönlich wissen, warum ich so geworden bin."

Jorge rappelte sich hoch und klopfte sich den Staub von seiner Hose.

„Und was dann?" fragte ihn van Furr, der eine weitere Rauchwolke in den Nachthimmel blies.

„Ich weiß nicht. Kennen Sie einen Platz für jemanden wie mich?"

„Vielleicht, aber das hat noch etwas Zeit. Vorher holen wir deinen Vater aus der Versenkung." Van Furr sog ein letztes Mal an der Pfeife, klopfte sie in seiner Handfläche aus und streute die Asche in das kurzgeschnittene Gras. Er streckte Jorge die rechte Hand entgegen.

„Hilf mir mal hoch. Kay."

Jorge ergriff die dargebotene Hand und zog den Mann auf die Beine. Anstelle nun loszulassen hielt er die Hand noch fest und blickte dem etwas kleineren Mann in die Augen.

„Ist das ein Versprechen?" fragte er und hielt Augenkontakt. Van Furr hielt dem intensiven Blick des Jaguar stand, der ihn so tief sondierte wie noch nie jemand zuvor. Van Furr fühlte sich unbehag­lich, doch er hatte die Wahrheit gesprochen und wenn Jorge in seinen Augen das sehen konnte, dann war das so.

„So ist es!" antwortete er und erwiderte den festen Händedruck. „Ich habe noch nie einen meiner, nun ja, Patienten hängen lassen und das wird auch nie geschehen!" fügte er mit fester Stimme hin­zu.

Noch immer hielt er dem intensiven Blick des Halbmenschen stand. Schließlich war es Jorge, der den Blickkontakt abbrach, er hatte genug gesehen. Er drehte sich um, blickte auf die dunklen Fens­terlöcher des alten Haupthauses und atmete tief ein und aus. Van Furr schwieg. Er wartete auf die Antwort von Jorge.

„Ich sollte wahrscheinlich weniger vertrauensselig sein," hob Jorge an, „aber ich weiß; und fragen Sie nicht woher ich es weiß; dass sie es gut meinen und mein Vertrauen verdienen. Also wie wollen sie mir helfen?"

Van Furr legte erleichtert seine Rechte auf die Schulter von Jorge.

„Nun, mein junger Freund, zum einen habe ich die Identität deines Vaters mit größter Wahrschein­lichkeit herausgefunden und zum anderen weiß ich auch wo wir ihn finden können!"

Jorge wirbelte herum und ergriff van Furr's Oberarme mit seinen Pranken und zog ihn nah zu sich heran. Überrascht zischte van Furr vor Schmerz auf, Jorge hatte seine Krallen ausgefahren.

„Erzählen Sie!" stieß Jorge hervor.

Seine Augen funkelten vor Neugierde im Schein der Lampe. Da bemerkte er seine Unachtsamkeit, ließ van Furr los und entschuldigte sich.

„Entschuldigen Sie, tut mir leid, das wollte ich nicht."

„Schon gut, du bist verflucht schnell, war mehr die Überraschung!"

Der Doktor rieb sich seine Arme und berichtete Jorge dann jede Einzelheit über Nuno Coringa, die er in den letzten Tagen herausgefunden hatte. Jorge lauschte mit großem Interesse und unterbrach den Doktor nur für ein wenige Fragen. Schließlich kam der zum Ende seines Berichtes.

„Und sie wollen ihn zu uns einladen?" fragte Jorge, der die vielen Informationen geradezu in sich aufgesogen hatte.

„Genau das habe ich vor. Ich will ihn zu uns einladen. Vielleicht kann er uns helfen deinen Zustand zu erklären. Und," der Doktor legte eine kurze Pause ein, „und er soll dich persönlich kennenlernen und als seinen Sohn akzeptieren."

„Einverstanden!" stimmte Jorge zu.

„Gut. Komm jetzt, wir müssen ins Haus. Katti und Karolus warten sicher schon und du musst auch noch was erledigen!"

„Was denn?" fragte Jorge.

„Ich glaube, du solltest heute Abend mal wieder deine Mutter anrufen, oder?"

„Verdammt, daran habe ich ja gar nicht gedacht. Oh Hölle, das mache ich lieber als erstes! Seien Sie mir nicht böse, aber das ist eilig!"

Jorge sprintete los und lies van Furr allein zurück. Der blickte grinsend dem jungen Burschen hin­terher, der innerhalb von Augenblicken mit der Dunkelheit verschmolz.

„He, diese jungen Leute heutzutage. Hm, eine Pfeife geht noch." murmelte van Furr und holte sie hervor. Bald schritt er genüsslich rauchend, mit der Laterne in der linken Hand, sehr gemächlich zum kleinen Praxisgebäude.

„Was für ein schöner Abend für einen Spaziergang!"

Fortsetzung folgt!