Drachenbrut

Story by Phelan on SoFurry

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#1 of Geschichten


Das Spiel des Lebens hat überall dieselben Regeln. Egal ob auf der Erde, tief unten im Wasser oder in der Luft, weit über den Wolken: es überlebt, wer sich durchsetzt.

Und Krem konnte sich durchsetzen. Rüde stieß er seine beiden Geschwister beiseite und sperrte schreiend seine Schnauze auf, als er ihre Mutter zurückkehren hörte. Die steinfarbenen Schwingen hatte er weit gespreizt, um die anderen Jungtiere zu verdecken. Doch auch die kämpften energisch um das Futter, das die Drachin in den Hort brachte. Krem war nur der zweitälteste von ursprünglich fünf Jungen, aber der stärkste der drei Geschwister, die die ersten Monate überstanden hatten. Auf seinem Rücken färbten sich bereits die ersten Schuppen dunkel. Eine grüne Linie, die schon jetzt andeutete, wie der Drache aussehen würde, wenn er sein Jugendkleid verlor. Doch noch machten ihn die grauen Schuppen im Halbdunkel der Nisthöhle nahezu unsichtbar. Krem schloß sogar die gelbgrünen Augen, damit seine weit aufgesperrte Schnauze und der blutrote Rachen der einzige Farbpunkt waren. Aus voller Kehle schrie er mit seinen Geschwistern um die Wette, immer bemüht, das Zentrum des Nests gegen sie zu verteidigen.

Doch dann verstummte das Geschrei. Verwirrt öffnete Krem seine Augen und sah sich um. Hatten ihm etwa seine Geschwister die begehrten Fleischhappen vor der Nase weggeschnappt? Aber nein, sie schienen ebenso verwirrt zu sein. Ihre Mutter stand in einigen Metern Abstand, kam aber nicht näher. Vor den hellen Kreis des Höhleneingangs wirkte ihr grünes Schuppenkleid nahezu schwarz. Das Futter, auf das die Jungen so sehnsüchtig warteten, liess sie vor ihren Pranken auf den Boden fallen. Leise gurrend locke sie ihre Jungen. Krem zögerte. Er soll sein Nest verlassen? Das Nest, das ihm die letzten Monate Sicherheit und Schutz versprach und in dem er die ganze Zeit gefüttert wurde?

Einer der Jungdrachen kletterte über den steinernen Rand des Nestes, stolperte, rappelte sich wieder auf und tappste auf die Drachenmutter und das Futter zu. Eifersüchtig schrie Krem auf. Das war sein Futter! Er sprang hinter seinem Bruder her, schnappte nach dessen langen Schwanz und versuchte, ihn zu überholen und abzudrängen. Sein Futter! Noch vor seinen Geschwistern schnappte er nach dem Fleisch und stopfte sich so viel in den Rachen, wie er bekommen konnte. Es war nicht viel, was die Drachenmutter gebracht hatte. Doch am Ende bekam jedes der Jungen seinen Teil ab. Als sich Krem umdrehte, um in das sichere Nest zurückzukehren, war der Rückweg versperrt. Die große Drachin war an ihnen vorbei gegangen, als sie sich um das Fleisch gebalgt hatten. Jetzt spreizte sie ihe Schwingen, so weit es die Höhle erlaubte und hatte den Kopf gesenkt. Nur gurrte sie nicht mehr lockend, sondern ließ ein leises Grollen hören. Krem wich zurück, bis er merkte, dass er sich dadurch dem Ausgang der Höhle näherte.

Sonnenstrahlen zeichneten scharfe Schatten auf den Boden und der junge Drache zögerte, den hellen Kreis zu betreten. Doch seine Geschwister und ihre nachrückende Mutter drängten ihn weiter auf den Ausgang zu. Dort erwartete sie eine steile Felsklippe, die sich tief unter ihnen in den Wolken verlor. Eines der Jungtiere drängte sich an Krem vorbei, sprang hinaus und trudelte abwärts. Der Drache zögerte. Sah seine knurrende Mutter an, versuchte wieder, zum Nest zurück zu kommen. Aber dieser Weg war versperrt. Es gab nur noch eine Möglichkeit: Krem breitete seine Schwingen aus und sprang ebenfalls in den Abgrund.

Eiskalter Wind griff nach dem grauen Jungtier, füllte die Schwingen und machte es ihn schwer, die Flügel geöffnet zu halten. Der erste Schwingenschlag stabilisierte den Drachen ein wenig, als Krem in die Wolken eintauchte. Einen Moment sah er nur graue und weiße Wirbel, bis er plötzlich den grünen Wald erblickte, auf den er zu stürzte. Ein zweiter Schwingenschlag und ein dritter bremsten seinen Sturz, der vierte ließ ihn sogar wieder ein Wenig an Höhe gewinnen. Laut schrie er seinen Triumph hinaus, als sich Krem wieder in die Wolken erhob und die eiskalte Gebirgswelt darüber. Er stieg höher hinauf, bis sogar der Höhleneingang und seine von dort zuschauende Mutter unter ihm zurück blieben.

Nicht das dunkle, steinerne Nest und die kalte Höhle waren sein Zuhause. Das hier, der endlose Himmel und die eiskalten Berge waren es!

Krem würde nie wieder in die Höhle seiner Mutter zurückkehren. Er wollte ein eigenes Nest haben. Eines, das ihm Sicherheit versprach, bis er groß war und sein graues Schuppenkleid gegen das grüne der erwachsenen Drachen getauscht hatte. Und dann würde er in die Ferne ziehen. Ein eigenes Revier und ein Weibchen suchen.

Ein Drache sein.