The Timeless

Story by Fiver Fox on SoFurry

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THE TIMELESS

Kapitel I: Das Erwachen

Der Tag begann erneut anzubrechen. Ein leichter Morgennebel verdeckte die rot aufgehende Sonne, jedoch hatte sich dieser schon beinahe wieder gelichtet.

Die Luft duftete herrlich nach Sommer, und mischte sich mit dem Duft der Blätter im Wald.

Seine Augen öffneten sich, und blickten auf eine Decke aus Holz, welche dem Einstürzen gewiss nicht mehr fern war. Er schloss und öffnete sie wieder, in der Hoffnung, dass sie beim nächsten Mal etwas anderes vernehmen. Doch er wurde enttäuscht.

'Wer... bin... ich...' hörte er sich denken, wie an jedem Morgen, soweit er zurückdenken

konnte.

Vor ein paar Wochen, suchte er sich ein kleines, abgelegenes Haus in einem Wald am Fuße eines Berges aus. Hier war die Umgebung wunderbar ruhig und naturnahe, ganz im Gegensatz zum Leben in der Stadt, wo er vorher wohnte.

Doch was war davor? Es war als würde er erst ein paar Jahre alt sein, im Körper eines 20 jährigen, ihm völlig fremdem Menschen, gefangen. Er war voll bei Verstand, er konnte sprechen, gehen, alles was ein Mann in seinem Alter zu können vermag, aber er hatte absolut keine Erinnerungen.

Das Gerede in der Stadt um seine Person wurde ihm nach einigen Wochen zu viel und er beschloss sich einen abgelegenen Ort zu suchen, wo ihm dies erspart bleiben würde, und das war ihm auch gelungen.

Sein Haus befand sich mitten im Wald, in der Nähe eines Berghangs. Es war ein herrlich idyllischer Ort, die einzige Gefahr die hier lauerte, war Steinschlag. Man hörte zwar jede Nacht, nicht allzu fern einige Wölfe jaulen, aber sie wagten sich nie in die Nähe seiner Unterkunft. Jeden Morgen konnte man die Geräusche des Waldes vernehmen, das rascheln der Blätter wenn Wind sie durchstreifte, die Vögel, welche jede freie Minute ihrem Gesang nachgingen, und aus irgendeinem Grund fühlte er sich dadurch "heimisch". Sein einziger Feind hier, war der Hunger, welchen er mit viel Glück, durch eine gelungene Jagd, mit selbstgebautem Werkzeug - einem primitiven Holzspeer - lindern konnte. So wie heute.

Er hatte es geschafft einen Hasen zu erlegen, und trug ihn stolz zu seinem bescheidenen Haus, einer vielleicht 15 Meter langen und 15 Meter breiten Holzhütte, mit 2 Stockwerken. Früher bewohnten dieses Haus wohl nur Natururlauber, und so manch Accessoire das von diesen Besuchern zurückgelassen wurde, behielt er mit Freude. So z.B. den kleinen Holzherd der im Erdgeschoss in einer Art Küche gelassen wurde und wo er heute seine Jagdbeute zubereiten konnte. Oder auch den lebensgroßen Spiegel im Obergeschoss, welches hauptsächlich als Schlafplatz diente.

Das Haus war mit bescheidener Stromversorgung ausgestattet, welche ein paar zusammengeschlossene Autobatterien lieferten, die über Tag durch Solarzellen wieder aufgeladen wurden.

In der Stadt standen hunderte Häuser. Autos fuhren durch die Strassen, die sich über das gesamte Gebiet ausbreiteten. Doch liebte er das einfache Leben mehr.

Sein frisch zubereitetes Essen lockte manchmal die verschiedensten Tiere an. Wenn er gut drauf war, gab er den Besuchern auch etwas ab, doch heute war es still im Wald und kein Geschöpf tauchte in seiner Nähe auf.

Das fand er zwar ungewöhnlich, aber er beachtete es nicht weiter.

Der Tag neigte sich bereits wieder seinem Ende zu, und er ging eine Etage höher um sich ein wenig zu erholen und ein bisschen zu dösen. Als die Nacht hereinbrach dauerte es nicht mehr lange bis er einschlief.

Seine Schritte wanderten lautstark im Dunkeln durch den Wald. Er versuchte nach Hilfe zu rufen, doch er wusste, dass es hoffnungslos war. Ihn würde hier draußen niemand hören. Der Mond schien ungewöhnlich hell von Himmel herab, aber die Bäume warfen keine Schatten auf den Boden.

Er hatte Angst.

Während des Umherirrens stolperte er auf einmal über eine Baumwurzel. Durch den Aufschlag verursachte nun sein Kiefer erhebliche Schmerzen. Er lag auf dem Bauch und schaute verdutzt um sich.

Dann plötzlich tauchte eine Gestalt auf, aus dem Nichts. Er konnte sie nicht zuordnen. Sie war nicht übermäßig groß, in der Gestalt eines Hundes oder eines ähnlichen Tieres. Es kam näher.

Zwar durch die Dunkelheit stark im Sehen eingeschränkt, konnte er nun doch einen Fuchs erkennen, der ihm mit einem tiefen Blick in die Augen sah. Er konnte es sich nicht erklären doch dieser Anblick hatte etwas Vertrautes.

Weitere Tiere begannen ihn zu umzingeln, aber es waren keine Füchse. Er konnte seinen Augen nicht trauen. 'Wölfe!' dachte er.

Deren Blicke richteten sich auf den Menschen, und sie konnten seine Angst vermutlich riechen. Ein Geräusch lag in der Luft, als würden die Tiere flüsternd miteinander reden.

Der Fuchs der vor ihm stand, sagte plötzlich etwas in einer unbekannten Sprache mit einer weiblichen Stimme: "Kerendim Kia!"

"Du sprichst?", fragte der Junge überrascht, "Warum verstehe ich dich?".

Aber dann drehte sich die Gestalt wieder um und verschwand genau so schnell wie sie aufgetaucht war. Die Wölfe gingen der Gestalt nach und hatten sich nun auch zurückgezogen.

Schweißgebadet wachte er in seinem ungemütlichen Bett auf. Er atmete aufgeregt und versuchte den Lichtschalter zu ertasten der sich in der Nähe seines Kopfes befand. Das Licht flackerte, da die Stromversorgung einiges zu wünschen übrig ließ. Er stand auf und ging zum Spiegel. Gebannt blickte er auf sein Spiegelbild, während er sich die Hände aufs Gesicht legte und mit ihnen daran herumzerrte.

"Wer bist du?" fragte er sein Spiegelbild, "Ich hab dich noch nie gesehen! Warum tust du mir das an?"

Er blickte seinem, nicht lebendigen Gegenüber in das Gesicht.

"Hörst du mich? Warum tust du mir das an? Wer bist du?", aus ihm sprach der Hass, welcher in seinem Körper wie Flammen loderte. Plötzlich nahm er den Hocker der neben ihm vor seinem Schreibtisch stand und schlug ihn mit voller Wucht gegen den Spiegel.

Der Spiegel zerbrach lautstark und die Glassplitter landeten eben so laut auf dem Boden des Zimmers, dann schrie er wieder auf: "WER BIST DU???"

Kapitel II: Vertraute Augen

Er stand 10 Minuten vor dem zerbrochenen Spiegel, ohne zu wissen warum er ihn gerade zerstört hatte. Der Mond schien durchs Fenster auf die zerbrochenen Glassplitter und reflektierten das Licht in sein Gesicht. Er wandte sich von den Scherben ab und ging zum Fenster. Es war eine wolkenfreie Nacht. Die Sterne funkelten Hell, trotz dass der Mond schien, welcher seine Augen schon beinahe blendete.

Er hörte das Rascheln von Blättern und sah plötzlich aus den Augenwinkeln eine Gestalt vor der Hütte vorbeilaufen.

Er bewaffnete sich mit einem Holzscheit, welchen er nach dem Gang in das Erdgeschoss am Boden liegend fand, und trat vor die Tür.

"Wer ist da? Komm raus und zeig dich!", schrie er unkontrolliert laut.

Nichts war zu sehen, keine Gestalt mehr, die im Schutz der Dunkelheit umherwanderte. Hatte er sich das nur eingebildet?

"Was tu ich hier?", fragte er sich und wollte bereits wieder ins Haus zurück. Dann erschrak er plötzlich und drehte sich um. Irgendetwas war durchs Laub geschritten und hatte seine Aufmerksamkeit auf sich bezogen.

Sein Hassgefühl das er bis vor kurzem noch verspürte war abgeklungen und hatte sich nun in leichte Angst gewandelt.

"Was willst du von mir?", fragte er die kleine, auf vier Beinen wandernde Gestalt.

Ein Fuchs trat hervor, und blickte ihn mit seinen Augen an, welche die Lichter der Sterne reflektierten.

Der junge Mann wunderte sich! Normalerweise waren diese Wesen doch scheu! Keiner hatte es bisher gewagt auch nur 20 Meter an sein Haus heranzutreten. Doch dieser Fuchs stand nur einen Meter entfernt vor ihm und machte nicht die geringste Anstalt wegzulaufen.

Er betrachtete das Tier genauer und erschrak, als er sah, dass er das Wesen aus seinem Traum vor sich hatte.

Der Mensch kniete sich nieder um den Fuchs noch tiefer in die Augen sehen zu können.

"Du kommst mir bekannt vor!", sagte er zu dem Tier.

Unsicherheit breitete sich in seinem Körper aus. Was machte diesen Fuchs so selbstsicher, sein Blick hatte sich jetzt seit 10 Minuten nicht geändert.

"HA! HA!" schrie der junge Mann, und versucht das Tier zu verjagen. Doch zunächst ohne Erfolg, bis es sich dann schließlich umdrehte, und von dannen zog, aber nicht aus Angst, so schien ihm, sondern niedergeschlagen, als hätte es bei etwas versagt.

Er blickte dem Geschöpf noch hinterher, bis dieses völlig verschwunden war.

Dann überkam ihn plötzlich eine starke Müdigkeit, und er ging wieder in sein Schlafgemach um sicher zu gehen, dass er nicht auf dem Waldboden einschläft.

Er träumte in dieser Nacht wieder den selben Traum. Wieder lag er auf dem Boden, auf den er gerade gestürzt war und er war wieder von einer Schar Wölfen umgeben. Vor im stand der Fuchs und blickte ihm tief in die Augen. "Kerendim kia. Norim, kerendim kia!", sagte das Geschöpf wieder mit weiblicher Stimme.

"Was bedeutet das? Was wollt ihr von mir? Wer seid ihr?", fragte der Mensch verzweifelt.

Aber eben dieselbe Verzweiflung die er verspürte, sah er in den Augen des Fuchses, doch drehte dieser wieder traurig, ohne ein weiteres Wort ab und verschwand im Mondlicht hinter dem Hügel der sich in der Nähe befand.

Dann wachte er wieder auf.

'Was soll dieser wiederkehrende Traum nur bedeuten?', fragte er sich zu Recht. Doch fand er durch Überlegungen keine Antwort.

Die Sonne schien durch das Fenster seines Schlafzimmers mitten in sein Gesicht, während er noch im Bett döste. Seitdem er diesen Traum hatte, war er morgens nie richtig ausgeschlafen.

Schließlich schaffte er es aber doch wieder, sich unter der Decke hervor zu bewegen und er machte sich wieder bereit um auf die morgendliche Jagd zu gehen. Er hoffte, dass er wieder genau soviel Glück hat wie am Vortag, denn von diesem Fang hatte er den ganzen Tag genug gehabt.

Er ging zwischen den manchmal sehr eng zusammengewachsenen Bäumen hindurch, und beobachtete seine Umgebung sehr genau. Da war wieder einer... ein Hase, beinahe genau so groß wie der gestrige. Er schlich sich langsam an, wobei ihn das Tier glücklicherweise nicht bemerkte. Er hatte sich gegen den Wind genähert, also war es auch nicht möglich, dass es ihn wittern konnte.

Mit der rechten Hand leise und genau zielend, wollte er seinen Speer bereits werfen, um so den Hasen zu überwältigen, doch kurz davor, fiel plötzlich ein Schuss und schreckte ihn und das Wild auf.

'Verdammt', dachte er sich als er seine Beute weglaufen sah. Er hatte zwar Angst, aber er wollte wissen wem er das zu verdanken hatte, und so richtete er seinen Weg in jene Richtung, aus der er den Schuss zu hören glaubte.

Es war nicht weit weg.

Ein zweiter Schuss fiel.

Er sah einen Jäger, in einem Hochstand. Seine Waffe richtete dieser auf etwas, das sich zwar in des Jägers, nicht aber in seinem Blickfeld befand.

Näher, immer näher kam er dem Hochstand und schließlich sah er worauf der Jäger zielte.

Zwei Geschöpfe lagen am Waldboden und bewegten sich nicht mehr. Ein Wolf, mit schwarzem Fell und den Fuchs, der ihn in der vergangen Nacht besucht hatte. Der Jäger hatte zufrieden seinen Hochstand wieder verlassen.

Der Junge wurde wütend. Er konnte es sich nicht erklären.

"Du verdammtes Schwein", schrie er auf und brachte den Jäger so dazu, seinen Blick auf ihn zu wenden. Dieser erschrak plötzlich, zielte sofort auf den, mehr oder weniger Unbewaffneten und schoss auch ohne zu zögern, aber er hatte verfehlt. Dann musste nachgeladen werden.

Weglaufen hätte nichts mehr gebracht, der Jäger hatte den Jüngling im Blickfeld und es hätte keine Möglichkeit gegeben sich irgendwo zu verstecken, bevor der Wahnsinnige wieder schussbereit geworden wäre.

Also stürmte er auf den Jäger los. Und er sprang...

Hockend, vor den zwei erschossenen Tieren, fand er sich schließlich wieder.

Er hatte ein völliges Blackout und konnte sich an die letzten Minuten nicht erinnern. Sein Herz pochte wie wild, und sein Atem war schnell.

Er blickte vor sich auf den Boden.

Der Wolf war tot, seine Augen waren weit offen und verblasst. Die Kugeln des Schrottgewehres waren in seiner Lunge gelandet. Blut war aus seinem Maul gelaufen und bereits geronnen.

Er berührte das Tier am Halsbereich und fuhr durch sein kaltes Fell.

Er empfand Trauer, doch wusste er nicht warum.

"Ich hoffe du hast, nach so einem grausamen Ableben, keine Schmerzen mehr."

Er drehte sich nach rechts und wandte sich dem anderen Opfer zu.

Der Fuchs hatte Glück, denn dieser wurde zwar getroffen, aber der Schuss hatte ihn nicht getötet. Es hatte ihn auf der linken Flanke erwischt, kurz vor dem Ansatz der Hinterläufe, die Wunde blutete aber nicht sonderlich stark.

Der Jüngling zog sein Oberteil aus, um es auf die Wunde des Tieres zu drücken. Dieses öffnete kurz die Augen, sah ihn ängstlich an und versuchte nach seiner Hand zu schnappen, aber es war zu schwach um sein Ziel zu erreichen. Dann schlief das Geschöpf wieder ein.

"Verdammt, was soll ich denn jetzt mit dir anstellen?", fragte er den erschöpften, bewusstlosen Fuchs.

'Ich werde dich wohl mitnehmen müssen.' dachte er weiter.

Seine Hände fuhren unter den Körper des Tieres und versuchten es aufzuheben. Der Fuchs war nicht schwer und daher machte es nicht sonderlich viel Mühe ihn zu tragen.

Er richtete seinen Weg zurück zu seinem Haus.

Was sollte er mit dem verwundeten Tier bloß machen, wie sollte er es wieder gesund pflegen?

Er wusste es nicht, aber er hatte das Gefühl, dass er es versuchen musste.

Plötzlich sah er den Körper eines Menschen am Boden, angelehnt an einen Baumstamm.

Der Jüngling erstarrte vor Schreck. Es war der Jäger.

Wer hatte den Bewaffneten so zugerichtet?

An seinem Hals hatte er eine beträchtliche Bisswunde und seine Augen waren weit aufgerissen, als wäre er aufs übelste erschrocken worden, bevor sein Ende kam.

'Oh, Gott. War ich das?', war sein erster Gedanke. Doch es erschien ihm lächerlich. Wie hätte er ihn so zu richten können?

Der Junge setzte seinen Weg fort, er hatte keine Zeit sich weiter darüber Gedanken zu machen, 'Irgendwie' so dachte er 'geschah es ihm zurecht', doch meinte er es auch wirklich?

Warum hasste er den Jäger so sehr? Was hatte diesen dazu bewogen, auf den Beutesuchenden zu schießen?

Fragen, die er nicht mehr so schnell erfahren würde, gingen ihm durch den Kopf.

Nach einigen Minuten Marsch, war er wieder zuhause angekommen!

'Wo soll ich dich bloß hinlegen?', ging ihm ein fragender Gedanke durch den Kopf, während er den Fuchs betrachtete, welcher auf seinen Armen lag.

Er ging die Treppen hoch, und betrat sein Schlafzimmer. Für kurze Zeit legte er das verwundete Tier auf sein Bett. Die Kästen nach irgendeiner weichen Unterlage durchsuchend, dachte er sich nach einigen Minuten, 'Ach toll, wieder eine weniger!', als er sich dazu entschloss, das verwundete Tier, auf den Boden zu legen, mit einem seiner Bettdecken als Unterlage.

Er ging mit höchster Vorsicht vor, um das Tier nicht noch mehr zu verletzen. Es schlief tief und fest, selbst als er versuchte die Schrotkugeln aus dem Leib des Wesens zu entfernen, um zu verhindern dass sich die Wunde noch schlimmer entzündete. Der Fuchs bewegte sich zwar vor Schmerzen und man hörte ein leidendes Winsel, aber er wachte nicht auf.

Schließlich wusch er die Verletzung noch mit vorher erhitztem Wasser aus, und verband sie.

"Tut mir leid! Aber das musste sein!", entschuldigte er sich bei dem Fuchs.

Dann plötzlich schlug dieser die Augen auf und richtete schwächlich seinen Blick auf seinen Retter.

"Keine Angst, kleine, ich werde mich um dich kümmern!", sagte er zu der Füchsin.

Diesmal ohne ängstlich zu wirken, blickte sich die Verwundete in seinem Zimmer um, bevor sie wieder erschöpft einschlief.

"Wer bist du? Warum kommst du mir nur so bekannt vor?", fragte er leise durch den Raum.

"Na ja, das ist jetzt egal. Ich werde mal sehen, ob ich Futter und etwas zu trinken auftreiben kann!", fügte er der Stille des Raumes hinzu, mit der Hoffnung, dass die Füchsin nicht versuchen würde zu flüchten wenn er nicht da ist. In der Wildnis wäre ihre Verletzung ihr Todesurteil gewesen.

Er begab sich wieder auf die Jagd. Eineinhalb Stunden dauerte es zwei Hasen zu erlegen.

Diese Beutetiere waren in seinem Wald anscheinend genügend zu finden. Trotz zahlreicher Feinde, hatten sie sich doch eine große Anzahl in dieser Umgebung angesammelt.

Doch diese zwei erlegten Tiere waren leider nicht so groß, wie jenes am Tage zuvor.

'Ihr müsst heute für zwei reichen!', dachte er trotzdem stolz, heute gleich zweimal Beute gemacht zu haben.

Er empfand zwar auch Mitleid für seine Opfer, aber das musste er ignorieren, denn es war notwendig um zu überleben.

Als er zurück war, legte er die Beute auf den Herd in der Küche und sah zu allererst nach, ob sein Schützling noch da war und er wurde nicht enttäuscht. Immer noch im tiefsten Schlaf, lag die Füchsin auf ihrer Bettdecke. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten, sie begann erstaunlich schnell, wieder zu heilen, was den Jüngling wunderte.

"Wahnsinn, du bist zäher als man dir ansehen mag.", flüsterte er leise, um sie nicht aufzuwecken.

Dann ging er einen Stock abwärts um das essen zu zubereiten.

Während sein Fleisch auf dem Herd kochte, schnitt er jenes das er für den Fuchs gedacht hatte, kleiner und legte es in eine Schale, welche er vom Kasten über dem Herd herausnahm.

Mit dem fertigen Essen für beide, begab er sich einen Stock höher.

Das Licht des Tages war bereits wieder am Verschwinden, und so schaltete er das Licht in dem Zimmer ein, um nicht unbeabsichtigt über irgendwas zu stolpern.

Die Schale mit dem Fleisch stellte er vor den Fuchs, danach setze er sich neben ihn und aß sein eigenes, wobei er das Geschöpf ununterbrochen im Auge behielt.

Er rümpfte die Nase.

"Du riechst nicht besonderes gut, kleine.", sagte er, wohl eher um sich selber ein bisschen aufzumuntern, als mit dem Ziel seinen Schützling zu beleidigen. Er war sich sicher, dass sie ohnehin kein Wort verstehen würde.

Als er gerade das köstliche Essen herunter schlang, welches leider doch etwas sperrig ausgefallen war, öffnete die Füchsin wieder ihre Augen.

"Hast du Hunger, Kleine? Ich hab was für dich gefangen!", sagte er stolz und mit vollem Mund.

Die Füchsin richtete sich auf ihre Vorderpfoten auf, und schnupperte vorsichtig an der, mit Fleisch gefüllten Schale.

"Friss ruhig, ich hab es nicht vergiftet, versprochen!", sagte er beruhigend.

Sie blickte ihm wieder tief in die Augen, dann wandte sie ihren Blick ab und fraß was vor ihr lag.

"Entweder es schmeckt, oder du hast einfach nur verdammt viel Hunger!", lachte der Jüngling und sah der Füchsin vergnügt beim Fressen zu.

Als sie damit fertig war, schritt sie humpelnd zu dem Menschen hin.

Sie beschnupperte ihn und ließ sich nach einigen Versuchen sogar streicheln.

"Ich hoffe dir geht es bald wieder besser!", erklang seine Stimme leise und besorgt.

Danach war er müde und ging zu Bett. Die Füchsin tat es ihm gleich, zu seinem erstaunen.

'Ich dachte Füchse wären nachtaktiv.', dachte er sich, doch er war zu fertig um weiter darüber nachzudenken und schlief ein, kurz nachdem er das Licht abgedreht hatte.

Nun schon zum dritten Mal hatte er diesen einen, wiederkehrenden Traum, von Wölfen umzingelt, ängstlich am Boden zu liegen. Vor ihm die Füchsin, und wieder fielen diese Worte: "Kerendim kia!"

Was bedeuteten sie nur? Wollte ihm dieser Traum damit etwas sagen? Doch, genau wie beim letzten Mal, antwortete die Füchsin nicht, als er nach dem Sinn dieser Worte fragte.

Er wachte wieder schweißgebadet auf.

Mit einem Blick neben sich auf den Boden, versicherte er sich, dass sein Schützling noch da war.

"Sendest du mir diese Träume?", fragte er leise.

'Ach, das ist lächerlich!'

Als er sich wieder aus dem Bett gequält hatte, beschloss er wieder jagen zu gehen.

Und das war die nächsten Tage nicht anders. Immer hatte er Glück beim Jagen, und konnte so sich und der Füchsin unnötigen Hunger ersparen.

In jeder Nacht hatte er den selben Traum und wachte danach schweißüberströmt auf.

Kapitel III: Erinnerungen

Nach drei Tagen hatte sich die Füchsin wieder deutlich erholt und war wieder in der Lage auf allen vieren zu stehen, jedoch merkte man, wenn sie den Mann bei seiner Jagd begleitete, dass sie noch stark im Gehen beeinträchtigt war. Sie konnte zwar bei der Jagd nicht helfen, jedoch konnte sie die Beute, oder wenigstens eine davon, nämlich ihre eigene, im Maul tragen.

"Ich hoffe du gewöhnst dich nicht daran, sonst kannst du hier nie wieder ohne mich auskommen!", sagte er lächelnd.

Scheu hatte sie absolut keine mehr vor ihm.

"Wenn du gehen willst, solltest du gehen, ich werde dich nicht aufhalten, aber verjagen werde ich dich auch nicht.", sagte er öfters laut zu der Füchsin, doch dass sie ihn wirklich verstand, bezweifelte er.

Er war glücklich jemanden bei sich zu haben, auch wenn dieser Jemand nicht gerade ein guter Gesprächspartner war. Zumindest war er nicht mehr allein.

Eines Abends, als es wieder kurz vorm Schlafen gehen war, kam sie wieder auf ihn zu und ließ ihn mit seiner Hand durch ihr Fell streichen.

"Na, kleine, geht's dir schon wieder gut? Spürst du deine Verletzung noch?", fragte er die Füchsin, während er sanft durch ihr Fell streichelte. Sie hatte ihren Körper seitlich an seinen geschmiegt. Er war gemütlich warm. Im Raum war es ungewöhnlich still.

"Nein! Ich habe keine Schmerzen mehr. Danke!"

Der Jüngling riss erschrocken die Augen auf, sprang von ihr weg, und wich ängstlich einige Schritte zurück.

Was war gerade geschehen?

"Fang ich jetzt schon an zu spinnen? Ich glaub ich dreh durch!", sagte der Jüngling laut.

"Was ist mit dir? Ich dachte du weißt nun endlich wer ich bin!", sagte die Füchsin mit verzweifelter Stimme.

"Wer du bist? Was soll das? Was ist das hier für ein Spiel?", fragte er ängstlich durch den Raum!

"Du weißt noch immer nicht wer ich bin? Hast du denn wirklich alles vergessen?"

"Was bist du, verdammt? Sag es mir endlich!", schrie der Mensch.

"Du Idiot!", schrie ihn die Füchsin an. Sie schritt wütend durchs Zimmer und stieß alles um, was nicht niet und nagelfest an seinem Platz stand. Sie biss am Hocker herum und schleudert ihn durch die Gegend.

Er wusste nicht was er tun sollte, er hatte Angst vor ihr, doch war er auch neugierig was sie mit "an sie erinnern" meinte und schließlich konnte er sie nicht noch weiter randalieren lassen. Er ging schnell zu dem tobenden Tier hin, als es gerade damit beschäftigt war wieder wütend an dem Hocker zu kauen. Dann packte er ihren Schädel mit beiden Händen, unter ihren Augen, und blickte ihr tief hinein. Sie war wirklich wütend und versuchte ihn in den rechten Unterarm zu beißen, was ihr aber nicht gelang. Er hatte sie fest im Griff.

Sie beruhigte sich schließlich wieder, begann zu winseln, und blickte ihm traurig in die Augen.

Er sah ihr, nicht wissend was er tun sollte, in die ihren zurück. Sie war verzweifelt, das spürte er.

"Sieh mir in die Augen, und sag mir ins Gesicht das du mich nicht wieder erkennst!", erklang ihre Stimme weinerlich.

Die Luft wurde still und einige Sekunden hörte man nichts anderes, als der beiden Atem und die Geräusche von draußen.

"Woher kennst du mich? Kannst vielleicht du mir sagen, wer ich bin? Eine Füchsin? Wer bist du nur?", fragte er, ebenfalls verzweifelt.

"Ich bin... Ich bin deine Tochter! Verdammt, erinnerst du dich denn nicht an mich?"

Ein Schauer lief im über dem Rücken. Das konnte doch nur ein Scherz sein.

"Eine Füchsin? Die Tochter eines Menschen?", fragte er schockiert.

"Du bist kein Mensch! Das denkst du nur! Erinnere dich endlich wieder! Kerendim kia!"

Plötzlich, als er diese Worte hörte, kam eine Erinnerung und drängte sich vor seine Augen:

Er lag am Boden, und seine Brust vermittelte ihm stechende Schmerzen. Er schmeckte Blut in seinem Mund. Dann war der Schmerz plötzlich weg, und er stand vor einer Haustür. Er sah eine aufrecht stehende, weiße, wunderschöne Wölfin, die ihm zulächelte. Und hinter ihr standen ein kleiner Wolf und eine kleine Füchsin.

Dann war er plötzlich wieder bei Bewusstsein, er hatte immer noch die Schnauze der Füchsin zwischen seinen Händen und blickte ihr in die Augen.

Er öffnete seinen Mund und seine Augen weit. Sein Herz pochte, er atmete schnell und von einem Moment auf den anderen, fiel ihm ihr Name ein.

Sie hieß...

"Dawn?", fragte er atemlos und geschockt.

Die Füchsin blickte ihn ebenso überrascht an. Es war still in dem Raum in dem sie sich befanden. Wieder war nur der Atem der beiden Anwesenden zu hören.

"Ja... Dawn... Das ist mein Name. Du beginnst dich zu erinnern.", sagte sie leise und schüchtern klingend.

Er ließ sie los, und setzte sich geschockt aufs Bett.

"Dad?", fragte die Füchsin vorsichtig.

Er überlegte lange. Stück für Stück kehrten tausende Erinnerungen zu ihm zurück. Ihm wurde klar warum er sich in seinem Körper immer so fremd gefühlt hatte: Es war nicht seiner.

"Was ist los mit dir, Fiver?", fragte sie erneut, ihn diesmal mit seinem Namen ansprechend.

Er hatte einen Namen. Nach so langer Zeit, fiel er ihm endlich wieder ein. Er begann sich darüber zu freuen, legte sich mit dem Rücken aufs Bett und streckte seine Hände mit geballten Fäusten gen Himmel.

"ICH HABE EINEN NAMEN!!!", schrie er. Seine Stimme quietschte beinahe schon vor Glücklichkeit.

"Bist du in Ordnung, Dad?"

Der Jüngling richtete sich wieder auf, blickte der Füchsin erfreut ins Gesicht und vergoss eine Freudenträne.

"Iso... kerendim kiha!", sprach er.

Die Füchsin sprang ihm entgegen und sie landeten beide lachend auf dem Bett.

"Du erinnerst dich! Endlich!"

"Ja, Dawn. Ich erinnere mich, meine Tochter. Es ist schön dich wieder zu sehen."

Dawn leckte ihrem Retter und Vater übers Gesicht.

"Es ist schön, dass du dich wieder erinnerst. Nur das zählt!"

Die zwei feierten verspielt ihr Wiedersehen. Er hatte schon fast vergessen, dass er im Körper eines Menschen steckte und raufte spielerisch mit seiner Tochter. Dawn stoppte und blickte Fiver nun geschockt an.

"Was ist los, Dawn", fragte dieser seine Tochter.

"Es ist wieder geschehen, du hast dich verwandelt! Genau wie vor ein paar Tagen, als du den Jäger angegriffen hast!", antwortete sie.

"Was redest du da?", Fiver wollte seine Hände anblicken, jedoch sah er sie nicht, nur ein paar Pfoten. Er war im Körper eines Fuchses.

"Was ist los mit mir?"

"Ich weiß es nicht, sieht so aus als könntest du deine Gestalt wieder verändern.", sagte sie.

"Wieder? Wieso wieder? Ich konnte das noch nie! Das sind beides nicht meine Körper!", antwortete er ängstlich.

"In dieser Zeit schon!", sprach Dawn leise mit der Schnauze zum Boden geneigt.

"Sprich nicht in Rätseln, Dawn. Was meinst du mit: in dieser Zeit?"

"Du erinnerst dich doch noch nicht komplett an das, was geschehen ist!", bedauerte die Füchsin, und begann nun zu erklären:

Wieso konnte nicht alles so bleiben, wie es damals war, als du das erste Mal nervös vor unserer Haustür gestanden bist? Wir hatten uns das erste Mal gesehen, aber während mein Bruder dir gegenüber noch misstrauisch war, hatte ich dich vom ersten Moment an ins Herz geschlossen. Wir spielten lautstark miteinander auf der Treppe vor unserer Tür, um unser erstes Treffen zu feiern. Dann verschwanden wir im Haus. White, Ame, du und ich. Eine glückliche Familie waren wir. Diese Zeit war die schönste in meinem Leben.

Doch sie währte nicht lange.

Eines Tages klopfte es an unserer Tür und White ging um sie zu öffnen.

"Was für eine Freude dich zu sehen! Was machst du hier?", sagte sie zu dem der auf der Türschwelle stand.

Wir drei, Ame, du und ich, rauften wieder im Wohnzimmer, als die beiden hereinkamen.

"Fiver? Ich glaub es nicht, du lebst!", sagte der Wolf, der dich zu kennen schien. Und deine Antwort folgte: "Ja... Laisu, freut mich dich zu wieder zu sehen!"

White hatte uns deine Geschichte erzählt, und das sie deine Leiche damals mit einem Luchs, namens Seta, in die Höhle der Wölfe zurückbrachte. Laisu, und der Rest seines Rudels, waren über diese Tatsache bestürzt.

Sie beschlossen, dich im Garten vor den Toren des Schreins in Minéima beizusetzen, was auch in einer großen Zeremonie stattfand.

Alle eingetroffenen, hörten deine Geschichte als sie Laisu's Ansprache lauschten.

Ihnen wurde klar, dass der Krieg daran schuld war, dich überhaupt dieser Aufgabe verpflichtet haben zu müssen. Dies war der Startschuss für Verhandlung zwischen den Arten, und hatte nach langer Zeit, endlich einen Waffenstillstand zur Folge.

Minéima wurde Schritt für Schritt wieder aufgebaut.

Doch ich schweife ab!

Laisu wollte White um Rat ersuchen, denn er hatte gehört, dass es eine Möglichkeit geben sollte, auf ewig zu verhindern, dass die "Relikte" wieder von ihren Säulen entfernt werden könnten.

Mutter kannte die alten Schriftrollen, und ihr fiel ein was darin stand:

'Wenn die Sichel der Zeit in den Schrein zurückkehrt, wird die Welt auf ewig sicher sein!', hatte sie übersetzt ausgesprochen.

Beide wussten nicht was mit diesem Satz gemeint war, doch hatte Laisu eine Ahnung, und er enthüllte uns ein Geheimnis.

"White! Sagt dir das Endless Valley irgendetwas?", fragte der Wolf.

"Das endlose Tal ist eine Geisterstadt. Man sagt es ist der letzte Ort, wo sich seit den Menschen keiner mehr niedergelassen hat.", antwortete White ihrem alten Anführer.

"Richtig, White. Es heißt dort soll es ein Tor geben, das durch die Zeit führt, jedoch jeder der es zu durchschreiten versucht, fällt kurz davor zusammen. Denn das Tor lässt nur die köperlosen Seelen durch die Zeit reisen. Es hatten bereits einige getan, danach standen sie wieder auf, und konnten von einer anderen Zeit berichten. Die Wanderer erzählten, dass sie in jener Zeit alle Formen annehmen konnten, die sie sich gewünscht hatten, doch nur jene die zu der Zeit auch existierten.", er unterbrach und holte tief Luft, "Ich vermute, dort ist die Sichel der Zeit zu finden, vermutlich im Wald der Wölfe.", sprach Laisu weiter.

Endlich hattest du mal das Wort ergriffen: "Mit allen nötigen Respekt, Laisu, aber warum kommst du mit dieser Geschichte zu uns?"

"Ihr seid oft in eine andere Dimension gereist, hörte ich. Um es kurz zu machen, ich hatte zuerst daran gedacht, entweder White oder eines eurer Jungen zu fragen, ob sie durch das Tor schreiten und nach dem "letzen" Gegenstand suchen wollen! Doch dann sehe ich dich wieder, Fiver. Und ich glaube, dass es wieder du sein musst der dafür erwählt ist!", des Wolfes Worte brachten uns zum Schweigen. Er war dabei die schöne Familiengemeinschaft zu zerstören.

"Aber, es steht geschrieben, dass man nicht weiß, wer diese Aufgabe bewältigen kann!", warf White lautstark ein, "das kannst du nicht von ihm, und von keinen von uns verlangen!"

"Ich verlange es nicht! Ich will Fiver darum bitten. Ich weiß du hast, viel durchgemacht unseretwegen, aber ich frage dich: Willst du ein letztes Mal etwas für uns tun?", nach dieser Frage wartete Laisu auf Worte deinerseits.

White, Ame und ich kannten deine Antwort bereits. Du warst und bist ein stolzer Fuchs, aber du hast Schwierigkeiten damit, jemanden deine Hilfe abzusagen.

Ich lief weinend aus dem Zimmer, nachdem ich dir lange in die traurigen Augen sah. Du kamst mir hinterher, bevor du dem Wolf eine Antwort gabst. Kurz vor der Haustür hieltst du mich auf, hast mich umarmt und mir zugeflüstert: "Bitte versteh, Dawn, ich kann nicht anders! Ich komme zurück, das verspreche ich dir!"

"Warum muss so was uns passieren?", fragte ich dich mit weinerlicher Stimme.

"Ich schätze das ist... Schicksal", hast du mir geantwortet und mich dabei angelächelt.

Du hast mich lange umarmt, und ich tat es bei dir gleich. Dann bist du wieder zu Laisu zurückgegangen und hast ihm diesen Dienst zugesagt.

Laisu sprach beruhigend noch einige dankbare Worte: "Ich danke euch (und vor allem dir Fiver) das ihr das für uns tut. Aber ihr werdet ihn nicht lange vermissen. Es wird wie bei den anderen sein: Er geht auf das Tor zu, bricht zusammen, und wird kurz danach wieder aufstehen und das Relikt in den Händen halten. Jeder Tag den er in der Vergangenheit erlebt, wird uns nur wie eine Minute vorkommen."

Wir gingen mit dir und Laisu, um uns davon selbst zu überzeugen. Und du brachst, wie geschildert vor dem Tor zusammen. Doch du bist nicht zurückgekehrt. Zwei Tage vergingen.

Für dich mussten, wenn Laisu Recht hatte, bereits mehr als 7 Jahre vergangen sein.

White war verzweifelt und schließlich wollten Ame und ich ebenfalls durch das Tor gehen um dich zu suchen, doch unsere Mutter hielt uns auf. Sie brach in Tränen aus.

"Bitte geht nicht, ich will euch nicht auch noch verlieren!", sprach sie.

Wir umarmten sie, dann flüsterte ich ihr zu: "Du wirst uns nicht verlieren, Mum. Genauso wenig wie unseren Vater.", danach gingen wir durch das Tor.

Als erstes schwebten wir noch körperlos durch diese Zeit. Es war ein merkwürdiges Gefühl, ohne jegliche Anstrengung weite Entfernungen zurückzulegen, aber so konnten wir dich leichter suchen.

Die Suche war nicht einfach. Als wir in die nächste Stadt reisten, waren wir schließlich erstaunt darüber was wir sahen. Wir waren so weit in die Vergangenheit gereist, in der die Menschen noch existierten. Und durch Zufall sahen wir dich, in ihrer Gestalt.

"Moment, Moment mal, Dawn", unterbrach Fiver seine Tochter bei ihrer Erzählung, "wie hattet ihr mich erkannt, wenn ich doch in einer anderen Form war.

"Ich weiß es nicht! Mein Bruder sprach mich auf dich an. Wir waren uns beide einig das du es sein musstest. Es war ein seltsames Gefühl, wir spürten deine Anwesenheit."

Die Füchsin fuhr mit ihrer Erzählung fort:

Unbeobachtet nahmen wir ebenfalls die menschliche Form an, und haben dich aufgesucht.

Als wir dich mit deinem Namen ansprachen, hattest du nur eines zu sagen:

"Ich habe keinen Namen. Lasst mich in Frieden. Ich hau ab."

Du hattest dich selbst, uns und deinen Auftrag vergessen. Jetzt war uns klar, warum du nicht zu uns zurückgekehrt bist.

"Ich vermute im Wald der Wölfe ist die Sichel zu finden", sprach Laisu noch einmal bevor er dich durchs Zeittor schickte. Du hast hierher gefunden, doch wusstest du nicht mehr, was du hier suchen solltest.

Wir hatten dich immer beobachtet, seitdem wir dich in der Stadt sahen. Im Wald hatten wir, um nicht allzu sehr aufzufallen unsere Formen verändert, in die Gestalt unserer Vorfahren.

Dawn beendete ihre Erzählung und begann zu weinen.

Fiver begriff zuerst nicht, warum Tränen aus ihren Augen flossen, doch dann floss Kälte über seinen Rücken, als ihm plötzlich etwas bewusst wurde.

"Oh Nein! Ame...", sagte er zitternd. Dawn ließ ihren Kopf sinken, sie wusste woran er sich jetzt erinnerte.

"Mein Ame,... er... ist tot!!"

"Ja, Vater.", sagte sie trauernd.

"Der Jäger. Er hat ihn erschossen!", seine Stimme verstummte nach diesen Worten.

Dawn näherte sich ihrem Vater und schmiegte ihre Schnauze an seine.

Beide weinten, um Ame, den Wolf, der ihnen soviel bedeutet hatte.

Kapitel IV: Die Suche beginnt!

Lange ließ sich Fiver Zeit seinen Sohn zu umtrauern. Im Raum war es still.

"Wir hatten nie wirklich die Gelegenheit uns richtig kennen zu lernen!", sprach er leise und mit schwerer Stimme, während er wie paralysiert Löcher in den Boden starrte.

"Dad? Was wollen wir jetzt tun?", Dawn hielt kurz inne, "Ich würde jetzt gerne nach Hause... mit dir!"

Fiver kam wieder zu sich und sah seiner Tochter mit tränenden Augen ins Gesicht.

"Ich kann noch nicht!! Ich muss das tun wozu ich hierher gekommen bin. Sonst wäre Ame nur deshalb gestorben um seinen dämlichen, vergesslichen Vater zurückzuholen, weil dieser zu blöd war seine Erinnerungen zu behalten. So kann ich nicht vor White treten.", sprach er, sich selbst hassend.

"Hör auf damit so zu reden! Er wusste worauf er sich einließ, als er durch das Tor schritt. Keiner hat ihn dazu gezwungen!", versuchte Dawn ihrem Vater die Schuldgefühle auszureden.

"Wäre ich nicht gewesen, hättet ihr euch doch gar nicht auf den Weg machen müssen. Es ist meine Schuld!"

"Wärst du nicht gewesen, hätte es Ame und mich nie gegeben. Wir haben nach dir gesucht weil wir dich lieben. Unsere Familie braucht dich! Ich brauche dich!", sagte die Füchsin, während sie mit ihrer Schnauze durch das Fell am Hals ihres Vaters streifte.

"Hör auf damit dich fertig zu machen. Keine Sekunde hatten wir daran gedacht dich hier zurückzulassen.", sprach sie weiter.

Langsam wachte Fiver aus seinem Selbstmitleid auf. Er begriff das Dawn für ihn da war.

Die beiden ließen wieder voneinander ab.

"Ich danke dir, Dawn!", sprach er wieder etwas lauter, "Ich werde jetzt nach der Sichel suchen!"

Er musste etwas tun um seine Trauer zu verdrängen. Auch wenn er sie sich langsam nicht mehr anmerken ließ, so zerriss sie ihn doch innerlich und wurde immer größer. Seine Schritte folgten dem Weg aus dem Zimmer.

Dawn blickte ihrem Vater hinterher.

"HALT! Was glaubst du was du tust? Du gehst nirgendwo alleine hin!", schrie die Füchsin auf.

"Es ist zu gefährlich! Deine Verletzung ist noch stark, auch wenn sie kaum mehr sichtbar ist. Bitte bleib hier. Ich würde sterben, sollte auch dir noch etwas zustoßen!"

Er konnte sich nicht zusammenreißen. Er blieb stehen, schloss seine Augen und ließ seinen Kopf zu Boden hängen. Er begann wieder zu heulen.

Dawn ging in seine Richtung, setzte sich vor ihn und leckte mit ihrer Zunge kurz über Fiver's Nase. Es war erstaunlich wie schnell er dadurch wieder zu Besinnung kam und er blickte auf.

"Ich habe nicht den weiten Weg hierher gemacht um dich zu finden, damit ich dich wieder alleine ziehen lasse. Wir suchen zusammen und gehen gemeinsam wieder nach Hause.", sprach Dawn.

Ihm widerstrebte es seine Tochter dieser Gefahr auszusetzen, doch sie hätte sich ohnehin nicht davon abbringen lassen.

Fiver nickte!

"Nach Hause...", wiederholte er und lächelte Dawn an während er an seine Gefährtin denken musste. Er vermisste sie, mehr als alles andere. Bald würde er sie wieder sehen.

"Okay, Dawn... aber bitte pass auf dich auf!"

Sie lächelte ihn zuversichtlich an.

"Ich werde nicht nur auf mich aufpassen! Du kommst mit mir zurück. Ich lasse dich keine Sekunde aus den Augen. Möge Grausames dich ereilen, solltest du hier, durch welche Umstände auch immer, umkommen oder mir wieder verloren gehen."

Endlich waren sie wieder an der frischen Luft, welche durch den sanften Wind über ihre Körper streifte und so manch schlechte Gedanken mit sich riss. Obwohl es Nacht und die Umgebung nur spärlich vom Licht des Mondes erhellt war, so fanden sich ihre Augen doch gut zu Recht und nahmen genug wahr um sicheren Schrittes durch den Wald wandern zu können.

Fiver hatte von seiner richtigen Gestalt, eine gute Nase in Erinnerung, doch in der Form der Vorfahren (den "alten" Füchsen) trug ihm der Wind eine noch erstaunlichere Anzahl an Düften entgegen, die er kaum einzuordnen vermochte. Er glaubte riechen zu können, was die Leute in der kilometerweit entfernten Stadt gekocht hatten.

"Hmm.... Lasagne!", begann Fiver zu schwärmen.

Dawn konzentrierte sich gerade auf die Geräusche der Umgebung um eventuelle Gefahren auszumachen. Sie blickte den Fuchs, den Kopf zur Seite geneigt, an.

"Lasagne? Was ist das denn?", fragte Dawn.

Fiver hatte ihr zuerst in die Augen geblickt, als sie ihn dies fragte. Aber jetzt starrte er verträumt in den Himmel der mit Sternen übersäht war, und begann zu erklären:

"Lasagne ist ein wunderbares Essen der Menschen. Eines Tages hatte mich eine Frau angesprochen, als ich in der Stadt an den Auslagen der Geschäfte vorbei wanderte. Wir unterhielten uns lange. Dann lud sie mich zum Essen in einem kleinen Restaurant ein und als wir schließlich an einem Tisch saßen, sagte sie, dass ich mal die Lasagne probieren solle. Es war einfach köstlich, nicht nur das sie gut riecht, sie schmeckt auch ebenso wunderbar."

"Du schwärmst als könnte man sich in sein Essen verlieben!", Dawn lachte als sie ihren Vater schwärmend in den Nachthimmel blicken sah, die Nase hochhaltend um so noch besser die Luft nach Düften erforschen zu können:

Plötzlich hörte sie ein eher leises, jedoch trotzdem gut zu hörendes, dumpfes Geräusch.

"Was war das denn, hast du das auch gehört?" fragte Dawn flüsternd.

Fiver blickt die Füchsin an. Hätte er kein Fell gehabt, das seine Haut bedeckte, so hätte man in diesem Augenblick wohl ein rotes Gesicht gesehen.

"Sorry... Ich hab lange nichts mehr gegessen.", antwortete er beschämt.

"Das warst du?", fragte sie erstaunt, "Dann glaube ich, sollten wir einen kurzen Jagdausflug machen. Wir sollten unsere jetzige Gestalt ein wenig nutzen."

Fiver nickte nur. Er war damit mehr als einverstanden, und somit begaben sich die beiden auf Beutesuche. Kaum hörbar und elegant liefen sie durch den Wald und waren bereits nach nicht allzu langer Zeit erfolgreich.

'Schon wieder Hasen', dachte Fiver, aber er war überglücklich das Knurren in seinem Magen loswerden zu können. Und so platzierte er seinen Körper richtig, um die Beute gierig herunter schlingen zu können.

"Erstick mir bloß nicht, lass dir lieber Zeit!", sprach Dawn in einem befehlerisch klingenden Ton.

"Ja, Mutter!", konterte Fiver und fraß genauso gierig weiter wie er begonnen hatte.

Dawn schüttelte den Kopf.

Sie begann plötzlich etwas zu wittern und wandte sich von der Seite ihres Vaters ab, um nach der Quelle zu suchen.

"Wo willst du hin?", fragte Fiver besorgt.

"Da hinten ist was!", antwortete sie, schon ein paar Schritte hinter sich gelassen.

Fiver hörte auf zu fressen, da er ohnehin schon fast fertig war und begann Dawn zu verfolgen. Er ließ sie bei keinem Schritt unbeobachtet.

Sie ging einige Minuten voran ohne zu wissen was sie trieb.

Doch dann blieb sie abrupt stehen. Es dauerte nicht lange bis auch Fiver hinter ihr zu stehen kam.

Die beiden befanden sich an einer, zwar immer noch viel, aber nicht mehr so stark mit Bäumen bewachsenen Stelle des Waldes. Nicht weit entfernt war ein eher flacher Aufstieg auf einen kleinen Berg.

"Von da oben muss man einen schönen Ausblick haben, was meinst du?", sagte Fiver zu seiner Tochter.

Sie schien geistig abwesend zu sein.

"Wie? Was?", sprach sie hektisch, als sie wieder zu sich kam. Sie sah den Fuchs an, "Ach,ja... Da müssten wir mal hinauf gehen!"

"Was ist mit dir los, Dawn. Du wirkst so weit entfernt. Warum sind wir hierher gegangen?"

"Ich habe etwas gerochen!", antwortete sie und blickte traurig auf den Boden.

"Duftete nach Mutter!", fuhr sie fort.

Fiver blickte Dawn an.

"White? Ist sie euch gefolgt?", klang Fiver's Stimme laut und ein wenig hektisch.

"Ich hoffe nicht! Ich kann es dir nicht sagen."

Fiver hielt seine Nase hoch und durchforschte die Luft nach White's Duft. Er konnte sich gut an ihn erinnern, doch der Wind trug ihn ihm nicht zu.

"Du brauchst nicht mehr nach zu wittern! Er ist weg, ich hab ihn verloren!", bedauerte Dawn.

"Das hast du dir sicher nur eingebildet, meinst du nicht? Du vermisst sie, genauso sehr wie ich."

Dawn vergoss eine Träne, welche langsam auf dem Boden landete. Der Fuchs ging zu ihr und ließ seine Nase tröstend über ihre Schnauze streichen.

"Hey! Lass dich nicht hängen. Wir werden sie wieder sehen. Du hast mich vorher davon überzeugt, bitte glaube selber fest daran.", sagte der Fuchs beruhigend.

"Das tu ich, Dad, keine Angst!"

Fiver lächelte zufrieden auf und blickte danach um sich.

Es war still und ihn überkam ein komisches Gefühl. Die Bäume die sich gegen den Himmel richteten, der Duft der in der Luft lag. Ihm kam dieser Ort bekannt vor.

Dawn fiel auf das ihr Vater abwesend zu sein schien.

"Was ist mit dir?", fragte Dawn vorsichtig.

"Ich kenne das hier. Ich war schon mal hier.", sagte er leise.

Er setzte sich in Bewegung und schritt leise durchs Laub.

Den Boden mit seiner Nase erforschend und von Baum zu Baum wandernd, wiederholte er nochmals: "Diesen Ort kenne ich!"

"Woher?", ließ sie ihrer Neugier freien Lauf.

Der Fuchs hörte auf zu wittern und sah nun ebenso abwesend wie Dawn zuvor, durch den Wald.

Der Morgen graute bereits, aber es war immer noch dunkel. Die Bäume wirkten in diesem Licht unheimlich und groß.

"Ich weiß es nicht.", gab Fiver von sich.

Er ging wieder in Richtung seiner Tochter. Dann ohne über ein Hindernis zu gehen, fiel er auf den Boden.

"Wa.... Was passiert mit mir. Ich kann mich nicht bewegen!", sagte Fiver hektisch.

"Oh nein. Was ist los!", schrie Dawn und lief zu dem Fuchs.

Er begann plötzlich laut zu schreien, ohne ersichtlichen Grund und wandte sich von Schmerzen geplagt am Boden hin und her.

"Vater??", verzweifelt Dawn und blickt den Körper ihres Vaters an.

"Oh Schit, du blutest! Deine Brust. Sie blutet!", schrie sie auf.

Seine Schreie waren immer noch zu hören. Doch er war geistig nicht anwesend. Seine Augen waren weiß verblasst.

Er hatte eine Erinnerung. In seiner alten Gestalt, lag er auf den Boden. White blickte ihn erschrocken an und ein anderer großer Wolf hockte nicht weit entfernt, amüsiert auf ihn blickend am Boden.

Vor White's Füßen lag eine Waffe. Er blickte auf seine Brust. Sie war blutüberströmt.

Mit letzter Kraft richtete er sich nochmals auf, als der Wolf gerade auf White stürmen wollte und packte ihn am Hals. Er hörte einen Schuss. Und einen zweiten.

Dann lag er wieder schmerzfrei am Waldesboden.

"Fiver?! Fiver??", fragte Dawn verzweifelt.

Der Fuchs hatte aufgehört zu Schreien und blickte erstarrt auf einen Baumstamm. Sein Atem hatte gestoppt. Seine Augen waren immer noch verblasst.

"Tu mir das nicht an?!", schrie Dawn noch lauter als zuvor.

Langsam kehrte die Farbe in Fiver's Augen wieder. Doch sein Atem setzte nicht ein.

"Verdammt, wach auf!!!!", Dawn begann zu weinen, "du sollst aufwachen, hörst du nicht?"

Kein Wind streifte mehr über den Boden. In der Umgebung gab es nichts, außer Stille.

Sie hatte ihn verloren.

"Nein... Das ist doch nicht wahr.", Dawn wurde allmählich klar, das sie nichts tun konnte.

Plötzlich atmete der Fuchs wieder tief, nach Luft ringend, durch.

Dawn befand sich in einem endlosen Meer gemischter Gefühle, was sie beinahe aus den Verstand brachte. Sie hatte ihren Vater wieder.

"Du verdammter...", sagte sie plötzlich zu ihrem Vater und stoppte bevor sie aussprach, was sie ihn nennen wollte. Er erholte sich langsam wieder.

"Erschreck mich nie wieder so!"

Fiver blickte konfus in Dawn's Gesicht. Sein Atem wurde langsamer.

"Was ist geschehen?", fragte er.

"Verdammt, sag du es mir!? Du bist umgekippt, hast laut geschrieen und hast aus der Brust geblutet.", antwortet Dawn.

Sie blickte ihren Vater wieder an und war erstaunt. "Das Blut! Es ist verschwunden!"

Es dauerte ein paar Sekunden bis er sich erinnerte.

"Ich war schon mal hier. Hier ist es geschehen!", sagte Fiver erschöpft durchatmend.

"Was?", kam von Dawn, "Was ist hier geschehen?"

"Hier, an dieser Stelle, bin ich gestorben!"

"An diesem Ort?"

"Ja!", sagte Fiver, "Ich bin mir sicher, hier ist es geschehen. Es war verdammt schmerzhaft. Ich habe White gesehen, und ihren ehemaligen Freund. Er war es der uns angegriffen hatte. Ich wurde angeschossen."

"Das hat uns Mutter nicht erzählt. Wer hat dich angeschossen!", fragte sie neugierig.

Fiver wusste es, aber sollte er es ihr sagen?

"Sag schon, wer war es?", fragte Dawn aufgeregt.

"Deine Mutter! Es war ein Unfall! Sie wollte den Wolf treffen der mich gerade zusammenschlug. Doch er sprang in letzter Sekunde zur Seite!"

"Meine Mutter hat meinen Vater erschossen?", fragte Dawn, die es nicht glauben konnte.

"Ja. Aber wie gesagt es war ein Unfall. Sie konnte sich vor Schreck nicht mehr bewegen. Paido, also der Wolf, wollte gerade auf sie losgehen. Dann,...", Fiver hielt inne, er hatte zwar keine physischen Schmerzen, aber die Erinnerungen taten weh.

"Dann, was? Sprich weiter. Ich will das jetzt wissen!", sagte sie ungeduldig.

"... ich bekam seine Kehle mit meinem Maul zu fassen, aber er war zu stark und es zeigte zuerst keine Wirkung. Aber Seta hat ihn schließlich mit ihrer Waffe erwischt!"

"Seta? Unsere Seta?"

"Ja!"

"Unfassbar, und dann weiter?", sie war so neugierig.

"Ich drückte immer fester seine Kehle zu. Erst als er nicht mehr atmete ließ ich los!", Fiver hielt inne.

"Und Mum hat dir nicht geholfen?"

"Sie stand unter Schock. Doch Seta brachte sie wieder zu Besinnung, und sie kam zu mir. In meinen letzten Minuten hat sie mir gesagt, dass sie Junge erwartet. Sie hat aus mir den glücklichsten Fuchs gemacht, als sie mir das sagte. Es dauerte nicht mehr lange und ich schlief ein."

"Was ist dann passiert?"

"Das weißt du! Ich wurde zurückgeschickt in meine Welt. Und kehrte nach einigen Wochen zu euch zurück!", sagte er abschließend.

Er raffte sich hoch. Die Steine die auf den Boden lagen hatten schon Druckstellen auf seinem Körper hinterlassen und zunächst stand er nur wacklig auf den Beinen. Fiver blickte Dawn ins Gesicht.

"Jetzt weißt du was passiert ist. Bitte, sag White nicht, dass ich dir das erzählt habe!"

"Keine Angst, werde ich nicht!", Dawn sprang auf ihren Vater, voller Freude in noch zu haben und sagte laut, "Mach das nicht noch einmal, verstanden!"

"Ich werde versuchen, ob sich das arrangieren lässt.", Fiver lachte.

"Auf dem Berg, den wir vorhin ansprachen stand einer der Steine. Ich will da hinauf sehen, vielleicht bringt das ja irgendeinen Aufschluss."

"In Ordnung!", sprach Dawn und sie richteten ihren Weg zur Bergspitze.

Der Weg gestaltete sich nicht sonderlich schwierig. Eine viertel Stunde dauerte es, bis sie oben angekommen waren. Das Relikt stand genau so da wie er ihn in Erinnerung hatte, auf einer kleinen Säule, welche ca. 1 Meter hoch war. Dieses leuchtete, aber nicht in voller Kraft.

Der Stein wurde zunächst ignoriert und der Ausblick auf die Stadt genossen, den man von hier oben, wie angenommen, hatte, wenn man an Seite des Berges hinunterblickte von der sie gekommen waren.

"Wow! Sie dir das an, Dawn. So wunderschön habe ich es noch nie gesehen!"

Man sah einen großen Wald, der sich unter ihnen einige wenige Kilometer erstreckte und dahinter lag sie. Beide blickten erstaunt auf die Stadt nieder. Die Sonne hatte sich bereits ein wenig über den Horizont hervorgehoben. In der Ferne zog Bodennebel über das Land. Das etwas zu groß geratene Dorf wurde von den vielen Lichtern der Häuser beleuchtet.

"Das ist Minéima, Dawn, vor mehr als 10000 Jahren als die Menschen noch lebten. Ein komisches Gefühl wenn man weiß, dass es sie später nicht mehr geben wird, nicht wahr?", sagte Fiver.

"Ja, stimmt!", antwortete Dawn, "Die Aussicht ist wunderschön!"

Sie richtete ihre Augen auf Fiver. "Der Blick war den Weg hier herauf wert, aber was dachtest du hier zu finden?", fragte sie.

"Ich werde den Stein hier berühren. Die Suche nach der Sichel kann endlos lange dauern, und vielleicht besteht eine Chance, dass ich sehe was wir tun oder wo wir suchen müssen!"

"Du hast nicht gesagt, dass du dich wieder einer Gefahr aussetzen willst!", sagte sie zornig.

"Ich weiß! Aber diese Steine sind harmlos. Ich lass mich jetzt nicht davon abhalten!", sagte er stur.

"Na bitte! Wenn du unbedingt meinst, es tun zu müssen!", Dawn wich zurück, und ließ ihren Vater tun, was er vorhatte.

Fiver stand vor der Säule und begann hoch zu springen. Er konnte den Stein zwar erreichen doch ergreifen konnte er ihn mit seinen Pfoten nicht.

"Du weißt schon, dass es als Fuchs ziemlich schwer sein dürfte, das Ding anzufassen, oder?

Ich würde mich an deiner Stelle verwandeln!"

Fiver stoppte mit seinen Sprungversuchen.

"Ach, danke Dawn. Du bist mir eine große Hilfe, aber es würde mir noch mehr helfen, wenn du mir sagst: wie!", antwortete Fiver entnervt.

"Ich kann dir nicht sagen wie. Glaub einfach daran, dass es funktioniert. Siehst du? So!", Dawn trat einen Schritt zurück. Fiver wandte seinen Blick nur zwei Sekunden von ihr ab und als er wieder auf seine Tochter sah, blickte er auf einmal auf ein Mädchen, mit rot-braunen schulterlangen Haaren, bekleidet mit Jeans und weißem, sehr dünnen T-Shirt.

Sie kam auf den Fuchs zu, hockte sich nieder, fasste ihn mit der Hand unter der Schnauze an und sagte: "Hi! Dad!"

Fiver blickte sie erstaunt an.

"Siehst du, du musst es einfach nur wollen und daran glauben!", sagte sie.

Fiver hatte absolut keinen Schimmer was sie meinte. Aber er schloss seine Augen, und versuchte daran zu glauben ein Mensch zu sein. Er hob seine Augenlieder wieder hoch, aber es hatte nicht geklappt.

"Versuchs nochmal! Es funktioniert, du wirst sehen!", munterte ihn Dawn auf.

Er machte seine Augen wieder zu.

Eine Erinnerung drang ihm sich auf: Wie es damals war in der Stadt gewohnt zu haben, als Mensch.

Wie er jeden Morgen an den Marktständen vorbei lief, und sich umsah, sich aber nichts kaufen konnte, da er kein Geld hatte mit dem er hätte zahlen können.

"Na, hab ichs nicht gesagt? Ich wusste, dass es klappt!", sprach Dawn plötzlich.

Und tatsächlich, er blickte wieder auf seine Hände, wie er es in den letzten Wochen gewohnt war.

Auch wenn es ihm im Körper eines Fuchses gefiel, so freute es sich jetzt trotzdem wieder Hände zu haben.

"Ich werde jetzt etwas tun, was ich vorhin, als ich im Wald, nach dieser grausamen Erinnerung, auf dem Boden lag und mich wieder hoch richtete, nicht tun konnte!"

Er ging auf seine Tochter zu und umarmte sie. Sie war verblüfft. Es kam so überraschend, doch sie erwiderte die Umarmung.

"Das habe ich schon lange nicht mehr getan. Freut mich dass du hier bist!", sagte er.

Dawn war einen Moment still.

"Nicht dass ich das nicht wollen würde, Dad, aber ich glaube es wird Zeit zu tun was du vor hattest. Ich will wieder zurück und du sicher auch. Wir haben später genug Zeit!", warf sie ein.

"Sorry, du hast Recht!"

Er ging wieder zum Stein, und berührte ihn, nach dem er vorher tief Luft geholt hatte.

Doch es geschah nichts. Enttäuscht ließ er seine Schultern hängen und blickte seine Tochter an.

"Ich glaube ich habe uns umsonst hier herauf getrieben.", entschuldigt sich Fiver.

"Wenigsten weißt du jetzt, wie du deine Form änderst!"

'Stimmt! Wenigstens etwas.' dachte er sich.

Sie wollten bereits wieder den Berg hinabsteigen. Plötzlich blitzte der Stein auf. Die beiden erschraken und traten zurück.

"Sie doch, Dad!", Dawn zeigte auf die Bergekette links und rechts von ihnen.

Auf deren Spitzen leuchteten ebenfalls starke Lichter.

"Ich glaube es nicht, das sind die anderen Steine. Die hab ich noch nie gesehen! Sie leuchten wunderschön!", sagte Fiver.

"Ich dachte es wären fünf.", meldete Dawn.

Fiver musste kurz überlegen, aber es viel ihm gleich wieder ein.

"Es sind fünf. Ein Stein ist unter der Erde! Den sehen wir nicht!", und Dawn verstand.

Plötzlich bildeten sich von jedem Relikt, in Richtung eines Gebäudes der Stadt, Verbindungen aus Licht.

Es dauerte nur kurz bis sie verschwanden und es wieder vorüber war.

"Das war alles. Ist aber nicht sehr hilfreich!", sprach Fiver entäuscht.

"Vielleicht bedeutet das, dass wir zum Schrein müssen!", gab Dawn hinzu, welche das Gebäude sofort erkannte, genauso wie auch ihr Vater.

Dann erschütterte ein Beben den Boden, kein starkes, aber es war deutlich zu spüren. In der Ferne am anderen Ende der Stadt, war auf einmal ein Lichtkegel zu sehen, der eine Siedlung umfasste.

"Tja, das ist schon besser! Ich glaube wir sollten uns da hinten einmal umsehen."

Er blickte zu Dawn, welche mit einem Nicken bestätigte.

"Als Füchse oder als Menschen?", fragte sie.

"Ich würde sagen, als Menschen wenn wir dort sind. Aber bis dahin als Füchse, so sind wir schneller."

Sie wandelten sich wieder und stiegen den Berg herab. Das Licht das sie vorhin sahen, war bereits wieder verschwunden.

Die beiden Füchse machten sich auf den Weg und hatten eine gewiss nicht geringe Entfernung zurückzulegen. Aber sie hatten jetzt ein Ziel, einen Anhaltspunkt. Und das machte sie zuversichtlich.

Kapitel V: Calonor ke - Der Träger

Sie passierten gerade wieder jenen Platz an dem Fiver vorhin zusammengebrochen war.

"Was hältst du davon einen kurzen Stop im Schrein zu machen? Irgendwie würde mich interessieren wie er aussieht!", bemerkte Fiver.

Es war längst morgen. 'So gegen 8 Uhr' schätzten die beiden Wandernden. Leichte Nebelschwaden bedeckten den Boden, die von der Nacht noch übrig waren. Das Sonnenlicht erhellte ihn, an den Stellen an dem es durch die Bäume hindurch zu scheinen vermochte.

Dawn blieb still und ließ sich Zeit mit dem Antworten.

"Daran vorbei müssen wir sowieso!", fügte Fiver hinzu.

"Du hörst dich an, als wärst du mein Sohn und bräuchtest eine Erlaubnis von mir um tun zu dürfen was du willst. Ich muss dich enttäuschen, du bist nicht mein Sohn!", bemerkte sie, nach langem Schweigen ihrerseits, lachend.

"Ich will nur deine Meinung hören!", versuchte er sich zu verteidigen.

Immer schon hatte er White, Dawn und Ame um deren Meinung zu einer Sache gebeten. War sie auch noch so unwichtig. Also wunderte er sich, warum seine Tochter so auf seine Frage reagierte.

"Wie du willst, Dad. Mir ist es wirklich egal. Ich gehe hin wo du hingehst!"

Also entschlossen sie sich dazu, den Schrein zu besuchen. Doch der Weg dahin, sollte sich noch eine Stunde dahin ziehen.

Kurz bevor sie die Stadt erreichten, mussten sie ihre Form wieder ändern.

"Es ist einfach zu riskant die Stadt als Fuchs aufzusuchen. Manche Menschen können uns nicht sonderlich leiden.", rechtfertigte sich der jetzt in seiner menschlichen Gestalt dastehende, junge Fuchs.

"Das musst du gerade mir sagen. Vergiss nicht wer hier angeschossen wurde."

Dawn tat es ihm gleich.

"Man bist du heute gut gelaunt. Muss man echt mal anmerken.", lästerte Fiver, aber es hatte einen Grund. So launisch kannte er seine Tochter bislang nicht.

Als Menschen konnten sie nun unauffällig durch die Strassen marschieren. An der Stadtgrenze sahen sie ein Schild, auf dem der Name der Stadt, schwarz auf weiß, geschrieben stand. Dieser Ort hieß "Kolvéen".

"Dad, sieh doch, diese Stadt heißt Schicksal!", bemerkte Dawn

"Witzig, einer Stadt einen solchen Namen zu geben.", fuhr sie leise fort, ihrem Vater das Gesicht zugewandt, wonach dieser ihr zustimmte.

"Vor allem wenn man weiß, was dieser Ort für mich und für uns bedeutet!", antwortete Fiver, während er die Asphaltwege anblickte.

"Sprachen Menschen die Canilor?", fragte Dawn weiter.

Fiver überlegte eine kurze Zeit.

"Es heißt die Füchse haben von den Menschen das Sprechen gelernt, und mit Hilfe von deren Büchern ihre eigene Sprache entwickelt. Also sprechen wir wohl eher einige Worte der Menschen. Nur sind diese schon so geändert, dass sie sie nicht mehr erkennen würden!", antwortete er.

Sie gingen weiter.

"Woher weißt du soviel über die Geschichte unserer Sprache? Mum hat mir erzählt du konntest sie kaum sprechen, als ihr begannt euch kennen zu lernen.", sie blickte ihn verblüfft an.

"Stimmt, die Canilor wird in meiner Welt überhaupt nicht mehr gesprochen und sie variiert auch ein bisschen von der Sprache bei euch. Aber die Grammatik und viele Wörter sind ident und ich interessierte mich bis ich hier ankam, nur wenig für die alte Sprache. Doch deine Mutter sprach sie so wunderbar aus, dass ich sie verstehen wollte. Und so hat sie mir das meiste beigebracht.", Fiver beendete seine kleine Geschichtsstunde.

"Fuchs und Wölfin. Partner. Eltern. Von einander lernende. Ich bewundere euch irgendwie.", musste Dawn lächelnd von sich geben.

"Danke, Kleine. Das hört man gern!", und er lächelte zurück.

Orientierung in der Stadt war für die beiden kein Problem. Diese Strassen und ihre Umgebung sahen zwar - zu dieser Zeit - anderes aus, als jene in Minéima, welches sie ja zur Genüge kannten, aber einige Übereinstimmungen gab es doch. Einige der Häuser die sie hier sahen, würden später - natürlich restauriert bzw. aus Ruinen wiederaufgebaut - als Unterkunft für so manch, ihnen bekannte Leute dienen.

Es gingen kaum Menschen durch die Strassen, was den beiden durchaus nur Recht war. Je weniger Aufsicht man erregen konnte, desto einfacher würde der Rest der Mission verlaufen.

Nach einiger Zeit der Wanderung standen sie schließlich vor Mauern die Fiver sehr vertraut waren und welche ihm sowohl positive, als auch negative Erinnerungen aufzwang.

"Ich fasse es nicht! Selbst in Zeiten der Menschen war dieses Gebäude schon ein Krankenhaus. Unglaublich.", bemerkte Fiver staunend.

"Ich kenne das Gebäude nicht!", musste Dawn widersprechen.

Fiver dachte wieder nach und musste manch Gedanken ordnen.

Ihm fiel ein dass das Krankenhaus später nur mehr als Ruine existieren würde. Es wird eines der wenigen Häuser sein, die nie wieder erbaut werden würden.

"Stimmt ja, sorry! Ich war für einen Moment wieder in meiner eigenen Welt. Du weißt doch dass ich nicht aus der komme, in der ich jetzt lebe."

"Du hast Recht, das hab ich vergessen. Woher kennst du diesen Ort?", fragte Dawn neugierig.

"Ich hab mal hier gearbeitet; bzw. werde mal hier arbeiten, wenn du so willst."

Fiver grinste, während er kurz wieder stillschweigen bewahrte.

"Schon ein komisches Gefühl, es hier wieder so stehen zu sehen. Irgendwie unheimlich!"

"Kann ich verstehen!", bemerkte Dawn.

Sie gingen weiter und waren nach einigen Sekunden am Schrein angelangt.

"Ja, der hat sich wenigsten nicht verändert!", sagte er, "bzw. wird sich nicht verändern!"

"Ich weiß schon was du meinst, Dad! Du brauchst dich nicht immer zeitlich auszubessern!"

"Danke! Das macht das ganze leichter.", antwortete Fiver, während er Dawn anlächelte.

Nur mehr ein paar Schritte vom Eingang entfernt, machten sie halt, wofür Fiver verantwortlich war. Er stoppte plötzlich und Dawn ein paar Schritte danach, als sie merkte das ihr Vater zu stehen kam.

"Was ist?", kam aus Dawn's Mund.

Er blickte sich das Gebäude an. Ein unheimliches Gefühl der Kälte überkam ihn.

"Ich habe keine Ahnung."

"Warum bleibst du dann stehen? Komm! Ich dachte du wolltest hineinsehen."

Fiver hörte eine Art Sprachchor durch die Tore des Gebäudes dringen. Es klang furchterregend für ihn.

"Hörst du das nicht? Diese vielen Stimmen. Sie klingen bedrohlich."

Dawn schüttelte den Kopf.

"Komm schon, es sind nur Stimmen. Wir halten uns einfach in der Nähe des Eingangs auf und sollte uns irgendwas nicht geheuer erscheinen, sind wir in ein paar Sekunden wieder draußen."

Fiver wusste das sie Recht hatte. Er konnte sich seine Angst nicht erklären.

Seine Füße begannen sich wieder, ein bisschen zitternd, zum Schrein zu bewegen und das ungute Gefühl in seinem Körper legte sich wieder.

Sie hatten die Türschwelle überschritten, und blickten nun auf über 30 Menschen, die auf den Sitzbänken dieses imposanten Raumes saßen

Fiver begann zu grinsen.

"Wo sind wir, ich kenne diesen Raum nicht.", sagte er flüsternd und lächelnd zu seiner Begleiterin.

Keiner der Einrichtungsgegenstände kam ihm bekannt vor. Keine Statue der alten Götter, die ihm entgegen sah, konnte er erblicken, aber das wunderte ihn weniger.

Stattdessen blickte er auf ein Kreuz, an dessen Vorderseite, eine Figur in menschlicher Gestalt genagelt war.

'Sicher keine schöne Art zu sterben', dachten beide.

Dawn gab ihrem Vater Kopfzeichen, die ihm signalisierten sich in eine der letzten Reihen zu setzen, was er schließlich auch tat.

Sie setzte sich zu ihm.

"Ich glaube wir warten bis alle draußen sind, dann können wir uns ein bisschen umsehen."

"Du hasst wohl Recht, Dawn. So lange wird es hoffentlich nicht dauern."

Von wegen, es würde nicht lange dauern. Eine Stunde saßen sie noch mit den anderen Personen, ehe diese das Weite suchten.

"Tja. Lange, ist relativ würde ich sagen. Ich bin fast umgefallen. Wie langweilig die Menschen doch einen Gott anbeten.", bemerkte Dawn, erleichtert darüber, dass dieser Sprechgesang endlich ein Ende gefunden hatte.

Sie gingen, in der Mitte zwischen den Sitzreihen vorbei, dem Gekreuzigten entgegen.

"INRI", las Dawn von dieser Art Statue ab, "was bedeutet das?"

"Sorry, kleine. Da fragst du glaub ich den falschen.", antwortete Fiver.

Dawn überkam ein Gefühl, welches Übelkeit gleichkam. Sie sank auf die Knie.

Fiver lief zu ihr, und fasste ihr auf den Rücken.

"Was ist mit dir Los? Ist dir nicht gut?", fragte er.

"Das kannst...du laut... sagen!", sprach Dawn schwer.

Ihr Mund öffnete sich. Fiver erschrak, als er sah, das Blut aus ihren Mundwinkeln, auf den Boden tropfte.

Dawn hörte Fivers Stimme, aber sie verstand kein Wort. Nur sehr undeutlich sah sie noch die Umgebung vor ihr.

Fiver schrie sieh an.

"Dawn, was ist mit dir? Sag doch was, schlaf nicht ein!"

Ihre Augen schlossen sich und sie fiel in Ohnmacht.

Der Weg führte über den Garten des Schreins hinweg, auf einer Strasse die sich nach Norden erstreckte, in Richtung eines Hauses das sie zu kennen schien. Nach einigen Minuten Marsch, vernahmen ihre Augen vertraute Umgebung.

Sie stand vor der Gartentür des Hauses ihrer Familie.

'Endlich wieder zu Hause, ich freue mich Mum wieder zu sehen.', hörte sie sich denken.

Doch als sie versuchte die Zauntür zu öffnen, tat sich nichts. Die Klinke ließ sich nicht drücken. Ihre Hand fuhr durch sie hindurch, als wäre sie eine Art Geist, dem es unmöglich war Gegenstände zu ergreifen.

Sie versuchte einfach durch sie hindurch zu gehen, aber auch das funktionierte nicht. Als hätte jemand eine unsichtbare Wand aufgestellt.

Sie begann zu weinen.

Nach einigen Minuten bewegte sich die Haustüre. Ihr Blick wandte sich dorthin.

Ein Unbekannter stieg aus dem Haus. Nicht ihre Mutter, wie sie es sich erhofft hatte, sondern ein junger Mensch um die 19 Jahre.

"Hey, was tust du in meinem Haus?", schrie sieh.

Der Mensch blickte zum Tor.

"Antworte! Was suchst du hier, das ist unser Haus. Verschwinde!"

Dawn schloss kurz ihre Augen, und rieb sich sie beinahe wund.

'Ist das ein Traum?', dachte sie mit immer noch verschlossen Augenliedern.

Als sie sie wieder öffnete, stand der Junge plötzlich vor ihr und sah sie mit einem tiefen Blick an.

"Wie hast du das gemacht? Wer bist du?"

Sie blickte sich seinen Körper durch die Holzlatten des Zaunes, der zwischen ihnen stand, an und ihr stach etwas ins Auge.

Er trug etwas Glitzerndes um seinen Hals.

"Woher hast du diese Kette?", fragte Dawn neugierig. Bisher hatte der Junge noch keine ihrer Fragen beantwortet. Eine Sichel hing an dem goldenen Gegenstand um seinen Hals.

"Mein Name ist Len!", sprach der Mensch.

Sie wachte wieder auf.

"Dawn! Den Göttern sei dank, dir ist nichts geschehen.", atmete Fiver lautstark durch.

"Ich glaube mit solchen Dingen müssen wir noch öfter rechnen. Das wird schön langsam ein wenig lästig.", fuhr er fort.

"Hast du was gesehen?"

"Ja. Unseren Weg! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich will endlich wieder nach Hause.", antwortete Dawn, etwas glücklich darüber, das sie ihrem Ziel wieder einen Schritt näher gekommen zu sein schienen.

"Okay, Kleine... Ich folge dir!"

Keine Minute und die beiden hatten den Schrein wieder verlassen. Nun gingen sie in Richtung des Hauses das Dawn in ihrer Vision sah.

Kapitel VI: Der Waise

Fiver und Dawn folgten den Strassen raus es der Stadt.

Die beiden Wanderer atmeten tief durch, als hätten sie noch nie frische Luft geatmet.

"Herrlich nicht war, Dawn? Ich glaube es gibt bald regen! Wenn es einen Duft gibt den ich abgöttisch liebe, dann ist das entweder der von White oder der von Regen. Sie sind gar nicht so unterschiedlich.", scherzte er.

"Du sagst, meine Mutter riecht nach Regen? Ist mir nie aufgefallen.", nach dieser Bemerkung musste sie ein wenig die Augen verdrehen.

"Das hab ich gesehen, Dawn. Ich mache keinen Witz. Bei Gerüchen kann man mir nichts vormachen. Ich rieche schon aus einem Kilometer Entfernung, was es zu Hause zu essen gibt."

"Schon gut. Schon gut! Mutter riecht nach Regen. Klar! Ich glaube dir. Können wir jetzt normal weiter gehen und reden, ohne über solch Dinge zu streiten?", versuchte Dawn wieder Ruhe ins Spiel zu bringen.

"Ich streite nicht. Das war nur eine Feststellung!".

Dawn verdrehte wieder die Augen und Fiver musste lachen. Er hatte es natürlich wieder bemerkt doch er wollte es nicht mehr ansprechen.

Der Weg war nicht mehr weit. Die Hauptstraßen entlang fuhren viele Autos. Fiver kannte sie aus seiner Welt, wenn er auch nur selten eines sah, doch diese hatten keinen Benzin oder ähnliches als Antrieb. Während man in seiner Zeit, keine Abgase roch, war hier die Luft deutlich unreiner.

"Bin ich froh, dass wir in dieser Gestalt nicht so gut riechen können, sonst würde ich hier glaube ich eingehen.", musste Fiver anmerken.

Dawn war begeistert. Sie kannte diese Wesen, die auf vier Rädern fuhren, nicht. In ihrer Welt hatte man diese Entwicklung der Menschen verworfen.

"Man sind die schnell. Mit denen wären wir in nicht mal 5 Minuten zu Hause. Bist du so was schon mal gefahren?", fragte das neugierige Mädchen.

Fiver blickte sie an.

"Naja, mitgefahren ja, selbst gefahren nein. Denn zufällig kenne oder kannte ich jemanden, der so ein Auto besitzt. Was doch eher ein Wunder ist. Ich glaube von 100 Füchsen hat gerade mal einer so ein Gefährt."

"Und wie ist das so, mitzufahren?"

"Nun ja. Wir gehen hier, laß mich schätzen... So ca. mit 5 Kilometer pro Stunde. In so einem Gerät kann man mehr als 20 Mal so schnell sein. Es machte schon Spaß zu sehen, wie die Umgebung an dir vorbei zischt. Wenn du willst, wir zu Hause sind und wir dass nächste Mal deine Großmutter besuchen, kann ich ja mal sehen was sich arrangieren lässt."

Dawn war merklich darüber erfreut, ging zu ihrem Vater und küsste ihn auf die Wange.

"Danke!"

"Keine Ursache."

Das Reden verkürzte die Zeit ungemein und bereits ein paar Minuten später waren sie in die Strasse eingebogen in der das Haus stand, welches sie suchten.

Sie näherte sich langsam und vorsichtig, bis sie vor der Gartentür standen.

Dawn berührte die Türklinke. Sie konnte sie diesmal berühren, doch sie traute sich nicht, sie zu öffnen.

"Was machen wir jetzt? Ich meine einfach anläuten und nach dieser Person zu fragen, ist ein bisschen komische, oder?", fragte Dawn.

"Ich we...", Fiver wollte gerade antworten, doch unterbrach ihn das Geräusch der Haustür, welches kein lautes aber ein deutlich zu hörendes Quietschen war.

Ein Mensch trat aus dem Haus und blickte sie mit einem bösen Blick an.

"Wer seid ihr? Sucht ihr etwas?", fragte der junge Mann, vorsichtig.

Der Unbekannte blickte sie genauer an, es machte den Eindruck als würde er die Luft mit seiner Nase untersuchen.

Fiver sah ihn an und war sich sicher.

"Das ist er Dawn, oder?", fragte er.

"Woher weißt du dass? Ja, du hast Recht!", bestätigte sie.

"Wir suchen dich, Len!", sagte Fiver nun laut.

"Dad, verdammt woher weißt du seinen Namen. Den hab ich dir nicht gesagt, und nur ich hatte diese Vision, oder?"

Der Mensch war Nahe an die beiden herangegangen und blickte nun überrascht, weil sein Gegenüber seinen Namen kannte, in dessen Augen.

Wieder durchforschte Len die Luft.

"Das kommt von euch, dieser Geruch...", sagte er schüchtern, "... dieser Geruch."

Die beiden witterten selbst. Sie konnten keinen besondern Duft riechen oder er viel ihnen nicht auf.

"Ihr beide seit keine Menschen, nicht wahr?", fuhr er fort.

Die Wanderer blickten sich gegenseitig an. Während Dawn schon beinahe Angst hatte weil der Junge über sie und ihren Vater so viel wusste, sah sie in den Augen von Fiver nur Zuversicht. Als wüsste er, was es mit diesem Len auf sich hat. Dawn blickte, wie erstarrt auf ihren Vater, dieser aber wanderte mit seinen Augen langsam wieder zu dem Menschen.

"Genau so wenig wie du, Len!", ein weiterer kalter Schauer fuhr über Dawn's Rücken.

Der Unbekannte blickte sein männliches Gegenüber wieder erstaunt an.

"Woher weißt du das?", fragte er.

"Dasselbe könnte ich dich fragen! Woher weißt du dass wir keine Menschen sind.", fragte Fiver ebenfalls.

"Ich rieche euch, ich sehe euch. Ihr seid keine Menschen, aber irgendwelche Tiere seid ihr auch nicht. Ich rieche Füchse, aber ihr seht nicht wie welche aus. Bitte sag mir, wer ihr seid und was ihr sucht!", flehte der etwas kleinwüchsige Mensch irgendwie ängstlich.

"Du brauchst keine Angst zu haben, kleiner. Wir wollen nichts Böses. Im Gegenteil. Wir suchen die Sichel der Zeit. Weißt du was ich meine, Len?", sagte Fiver vorsichtig.

Len fasste sich an seinen Hals und holte etwas Glitzerndes hervor.

"Ich weiß was ihr meint. Ich habe es gefunden, als ich noch klein war. Ein Jahr alt war ich, glaube ich. Ein schreckliche Zeit.", Len's Stimme wurde schwer.

Dawn blickte in fragend an.

"Du erinnerst dich noch so genau daran? Das tu nicht mal ich und ich bin erst 10.", sagte sie.

"Du siehst aus wie zwanzig", sagte Len.

"Aber nur als Mensch. Als Fuchs sehe ich jünger aus.", antwortete sie barsch.

"Ich wusste es, ihr seid Füchse. Aber wieso... Nein, vergesst die Frage. Ihr habt Angst vor den Menschen, genau wie ich. Wie alt bist du, Fiver?"

Schon wieder war Dawn erstaunt, das er so viel wusste. Woher kannte er den Namen ihres Vaters. Keiner hatte ihn in den letzten Minuten ausgesprochen. Doch Fiver selbst war nicht erstaunt.

"29, schon ein alter Hase so zu sagen. Das ist meine Tochter Dawn, wie du bereits gehört hast ist sie 10 Jahre alt. Warum interessiert dich das?"

"Wie alt bist du denn?", fragte Dawn nach, "... du siehst auch nicht jünger als 20 aus!"

Fiver blickte wieder konzentriert auf den Menschen, während er wieder zu seiner Tochter sprach.

"Lass dich nicht täuschen, Dawn. Sie genau hin. Er ist jünger als du. Keine 6 Jahre hätte ich geschätzt!"

"Ich muss etwas verpasst haben. Ich sehe nur einen Menschen, der 20 ist. Könnte mich mal endlich jemand aufklären? Wieso weißt du soviel über ihn, Dad? Und warum er soviel über dich?"

"Ich weiß es weil ich sehe was er wirklich ist. Er ist kein Mensch. Genau so wie er uns in unserer Gestalt sieht. Nur er kennt unsere Form nicht, die gibt es schließlich noch nicht."

"Was ist er???", fragte Dawn nochmals, jetzt schon um einiges ungeduldiger, "Sprich nicht in Rätseln!"

"Er ist einer der alten, der echten Füchse. Siehst du nicht?"

Dawn konnte ihren Vater nicht verstehen. "Ich sehe es nicht! Warte... ich glaube...", unterbrach sie.

Sie konzentrierte sich. Der Duft eines Fuchses stieg ihr in die Nase. Der Mensch vor ihr verschwamm. Und zurück blieb eine auf vier Beinen wandernde Gestalt.

"... ich sehe es... unglaublich! Wir können unsere Gestalt nur verändern, weil in dieser Welt unsere Körper nicht real sind. Aber er kann es anscheinend auch so?"

"Man sagte den alten Füchsen geheimnisvolle Kräfte nach. Anscheinend haftet Wahrheit an diesen Sagen.", bemerkte Fiver.

"Wer seid ihr!", fragte Len nochmals.

"Also gut, Kleiner. Unser Namen kennst du ja bereits. Wir kommen aus dem Tor des EndlessValley. Wir sind Zeitlose. Wir wohnen in diesem Haus, allerdings mehrere zehntausende Jahre später, wenn es die Menschen nicht mehr gibt und die Füchse und Wölfe in der Gestalt wie du uns siehst die Häuser besiedeln."

"Wölfe? Unsere Feinde? Wir sind ihre Beute!", unterbrach Len.

"Das ändert sich mit der Zeit. Würden wir später immer noch Feinde sein, stände Dawn nicht hier, den meine Lebensgefährtin ist eine Wölfin.", stellte Fiver fest.

"Okay, erzähl weiter!", der Junge Fuchs wurde immer neugieriger, er öffnete endlich die Gartentür und lud sie in sein Haus ein.

Sie suchten das Zimmer auf, das dem Jungen gehörte. Er war allein in den riesigen Haus. Keine andere Seele war da, aber man merkte dass es auch noch andere bewohnen mussten.

Fiver war das Zimmer schon mehr als bekannt. Es war wieder mal sein eigenes.

"Bitte erzähl weiter.", bat Len, nachdem es sich die beiden Zeitlosen auf dem Bett bequem gemacht hatten und er selbst auf einen Stuhl gegenüber von ihnen.

"Später, genau wie heute existieren fünf magische Steine. Erklären wofür sie gut sind, würde zu lange dauern.

Wenn man nur einen entfernt ist die Welt in großer Gefahr. Und deswegen hat man uns in die Vergangenheit geschickt um die Sichel der Zeit zu finden.", erklärte Fiver.

"Kurz und bündig, was? Ich hätte gehofft du erzählst mir ein bisschen mehr. Ich traf schließlich keine Füchse mehr, seitdem ich von Carolin als Welpe adoptiert wurde."

"Willst du uns davon erzählen? Du machst einen sehr traurigen Eindruck.", fragte Dawn vorsichtig.

"Ich weiß nicht ob ich das will. Jedes Mal wenn mir das durch den Kopf geht, macht es mich fertig. Ich wünschte diese Erinnerungen würden endlich verschwinden.", sprach Len schon schwer.

"Rede mit uns darüber, vielleicht geht es dir danach ein wenig besser. Lass dir Zeit.", sprach Dawn beruhigend mit ihrer sanften Stimme.

Er atmete noch ein paar Mal tief durch, bevor er zu erzählen begann:

Geboren wurde ich in dem Wald aus dem ihr kommt. Ich weiß das weil ich es gerochen habe. Ihr seid nicht weit von dem Ort entfernt vorbeigegangen, glaube ich. Meine Mutter Rahina hatte sich zum Werfen eine Kaninchenhöhle gesucht, die sie kurz davor noch ausbaute. Der Wurf bestand aus drei Welpen: Dero, Kandra und meine Wenigkeit. Wir spielten und rauften immer vor der Höhle, bis wir bereits einige Wochen alt waren.

Eines Tage hörten wir Schüsse und versteckten uns in der Höhle. Rahina kam durch den Eingang gestürmt.

"Ist alles in Ordnung bei euch?", fragte sie, während sie beinahe erstickte, weil sich so schnell gerannt war.

"Waren das Jäger? Verfolgen sie dich?", frage Kandra.

"Ich hab sie abgehängt keine Sorge!", versuchte sie uns zu beruhigen, doch es tat keine Wirkung, denn wir sahen wie angsterfüllt ihre Augen waren.

Keine zwei Minuten später hörten wir die Schritte des Jägers der immer näher kam. Ihn begleiteten zwei junge Burschen, die ein komisches Gestänge dabei hatten. Man hörte dieses schreckliche Klappern, durch den ganzen Wald. Die Angst die unsere Mutter verspürte, übertrug sich langsam auf uns. Wir begannen zu winseln.

"pscht.. meine kleinen, es wird nicht passierten, bitte seid doch ruhig!", sagte sie verzweifelt.

Doch die Menschen hatten uns sehr wohl bereits bemerkt. Und begannen sofort mit Schaufeln unseren Bau aufzugraben. Sie kamen immer näher.

Und schließlich bekamen sie einen von uns zu fassen.

"KANDRA!", schrien wir auf.

Die Menschen lachten, während sie meine Schwester beobachteten, die schreiend in der Hand von einem der Burschen kopfüber baumelte.

Einen nach den anderen zogen sie uns aus dem Bau. Nach Kandra bekamen sie Mum zu fassen, danach Dero und zu guter letzt mich.

In der Reihenfolge wie sie uns erwischten machten sie weiter.

Sie banden Kandra, am Schwanz mit einem Seil auf das Gestänge, das sie mit hatten, an.

Einer der jüngeren Menschen, hatte das Gerät in der Hand mit dem er meine Schwester umbrachte. Sie hing Kopfüber an der Stange und schrie vor Angst, bis sich schließlich das spitze Eisen des Pickels durch ihren Brustkorb bohrte.

Dieser Blick mit dem sie auf mich sah, während das Blut über ihr Gesicht herunterfloß, hat sich durch so viele Alpträume in mein Gedächtnis gebrannt.

Erst nach kurzer Zeit, hatte sie aufgehört zu atmen.

Meine Mutter folgte. Sie sah ihre Tochter von Nahen. Sie weinte lautstark, schrie, und hatte Angst. Das spürte ich in diesem Augenblick so stark, kurz bevor der Junge das zweite Mal zuschlug. Meine Mutter war verstummt, nachdem man sie noch einmal ausatmen hörte.

Auch Dero, erlitt das gleiche Schicksal.

Ich war dran. Der Mensch hielt mich noch in der Hand. Dann weiß ich nicht mehr wirklich was passierte. Ich sah einen Fuchs, der den Jäger angriff.

Ich traute meinen Augen nicht. Er war nicht geflohen, sondern eilte uns zu Hilfe. Der Jäger ließ mich fallen, und ich rannte so schnell ich konnte.

Keiner der beiden andern verfolgte mich. Aus Angst dass der Fuchs tollwütig war, liefen sie davon und überließen den Jäger seinem Schicksal.

Ich drehte mich um und blickte geschockt auf das Geschehen. Der Jäger konnte den Fuchs von sich reißen, dieser schlug mit dem Kopf gegen einen Stein.

Er bewegte sich nicht mehr. Der Jäger, konnte nur mehr das Weite suchen, so benommen wie er durch diesen Angriff war.

Erst jetzt, wo ich das ganze aus sicherer Entfernung sah, wurde mir klar, was ich gerade verloren hatte. Es ging alles so furchtbar schnell.

Vor zehn Minuten, spielte ich noch mit meinen Geschwistern. Und jetzt waren sie und meine Mutter tot. Nur ich war noch da, gerettet von einem Fremden, dem ich nicht zur Hilfe eilte, weil ich es nicht fertig brachte an diesen Ort zurück zu kehren.

Ich lief in Richtung Stadt und brach kurz vorher zusammen. Als ich aufwachte, lag ich auf einmal in den Armen einer Frau. Ich hatte extreme Angst und versuchte, was weiß ich wie oft zuzubeißen, doch ich hatte kein Glück. Ihre Stimme klang so beruhigend. Irgendwann war mir klar, dass sie mir nichts Böses wollte.

Und so wohne ich nun unter Menschen, die letzten, beinahe schon 6 Jahre, wie du richtig bemerkt hast, Fiver.

Dawn atmete schwer, sie war über die schreckliche Geschichte geschockt. Genau wie Fiver.

"Ich hoffe dir hatte es geholfen, dich auszusprechen.", sagte Fiver.

"Ja, danke!"

Es war still geworden. Len überlegte. Nach einigen Minuten fiel im etwas auf.

"Jetzt weiß ich, woher ich deinen Geruch kannte, Fiver!"

Fiver blickte auf ihn. Was meinte er?

"Du bist es gewesen!"

Es wurde still.

Ja... ich... war... es...!

Fiver's Blick erstarrte und ihm kam wieder eine Erinnerung. Genau wie Len erzählte, sah er vor sich drei Männer, und ein Gestänge auf dem zwei Füchse hingen. Zwei hatten die Leute noch in der Hand.

Den Mord an einem der Füchse bekam er noch zu Gesicht. Er hatte extreme Angst. Doch er konnte nicht zusehen, wie sie den letzten auch noch umbringen würden. Also stürmte er, auf den Anführer der drei Menschen los. Mit Erfolg, denn dieser ließ den Welpen fallen. Dann schmerzte sein Kopf. Und plötzlich... war nichts mehr.

"So war das!?", sagte Fiver, "ich schlug auf den Stein. Und das nächste woran ich mich erinnere ist, dass ich als Mensch durch die Strassen einer Stadt wanderte, ohne zu wissen wer ich war."

"Ich sagte doch, du konntest nichts dafür", merkte seine Tochter an.

Fiver kniete sich vor den Jungfuchs.

"Es tut mir Leid, ich hätte deinen Bruder noch retten können, aber ich war zu feige.", entschuldigte er sich.

"Halt die Klappe!", sagte Len.

Still wurde es in dem Raum.

"Wärst du nicht gewesen, säße ich nicht hier. Ein normaler Fuchs, wäre davongelaufen und hätte sich in Sicherheit gebracht. Doch du bist losgestürmt und hast mich gerettet. Ich stehe tief in deiner Schuld. Ich hoffe ich kann euch helfen zu finden, was ihr sucht."

"Alles was wir suchen, so glauben wir, ist das was du um deinen Hals trägst.", sagte Dawn sanft.

Len und das Fuchsmädchen in Menschengestalt sahen sich an.

"Wunderbar!", sagte Len.

Dawn blickte erleichtert, als sie durch diese letzte Bemerkung annahm, dass der Jüngling davon sprach, ihnen die Kette ohne viel Aufstand zu geben.

"Du gibt's sie uns, wirklich? Dad, hast du das gehört? Wir können endlich wieder nach Hause!", freute sich Dawn. Doch Len unterbrach sie:

"Ich meinte eigentlich dich!", kam schüchternd aus seinem Mund.

Dawn schluckte und blickte ihn wieder an.

"Wie bitte? Was hast du soeben gesagt?", fragte sie nach.

Fiver lächelte, was dem Jungen auffiel. Len blickte beschämt auf den Boden.

"Was ist?", frage Dawn ihren Vater.

"Der Kleine blickt genau so wie ich, als ich dass erste Mal White sah.", sprach er.

Len war sehr beschämt über das was sich gerade abspielte, und das Gespräch schlug einen Weg ein, den er nicht oder wenigstens noch nicht beschreiten wollte. Doch eines wurde ihm bewusst: Er mochte Dawn.

"Ihr braucht die Kette. Doch vorher würde ich euch gerne noch um einen kleinen Gefallen bitten."

"Sprich!", sagten Vater und Tochter zeitgleich.

"Ich gehöre hier nicht her, ich will nicht mehr als Mensch herumlaufen müssen. Bitte, lasst mich euch begleiten. Formen sind kein Problem. Ich kann versuchen mich euch anzupassen."

Die beiden überlegten nicht lange. Doch sie wollten die Antwort, aus welchen Gründen auch immer, nicht gleich preisgeben und gingen kurz vor die Zimmertüre um sich, scheinbar, zu unterhalten.

"Er mag dich, das sieht man ihm an.", bemerkte Fiver.

"Ich weiß. Ich kann es mir nicht erklären, aber irgendwie mag ich ihn auch. Auch wenn ich ihn nicht mal eine halbe Stunde kenne.", antwortete sie.

"Das tat ich bei White auch nicht, und sie kannte mich ebenso wenig."

"Dad, mir ist es peinlich über solche Dinge zu reden. Warum gehen wir nicht einfach wieder zu ihm und sagen ihm dass wir ihn mitnehmen."

Len trat aus dem Zimmer.

"Weil ich es gerade gehört habe. Tut mir Leid. Ihr redet so verdammt laut. Ihr vergesst dass ich nicht wirklich ein Mensch bin. Ich höre nicht unbedingt schlecht."

"Wie dumm von mir, kleiner.", antwortet Fiver, "Nun gut. Dann mach dich bereit zum Abreisen. Wir warten draußen auf dich. Falls du dich von jemandem Verabschieden willst, dann tu es jetzt."

"Keine Menschenseele ist in diesem Haus, dem ich einen Abschied schulde. Klar, diese Frau hat mich gerettet, und ich verdanke ihr viel. Aber... sie hat mir einmal gesagt, dass wenn ich gehen will, ich mich ohne einen Abschied davon machen solle. Sie begründete es damit, Verabschiedungen zu hassen.

Also werde ich das respektieren!"

Nur einen Zettel hinterließ er ihr, mit der Aufschrift:

Du brauchst ab jetzt nicht mehr für mich zu kochen.

Ich danke dir, für alles. Du bist der einzige Mensch den ich mag.

Ich werde dich nicht vergessen.

Dann verließen sie das Haus, und machten sich in Richtung des EndlessValley auf um das Zeittor zu suchen.

"Wie machen wir das mit ihm. Wir haben unsere Körper in der anderen Zeit. Aber Len hat dort keinen. Wird er dort, wie wir hier, ohne richtigen Körper herumschwirren?"

"Ich weiß es nicht Dawn! Wir müssen sehen was geschieht. Wir werden ihn einfach vor gehen lassen. Zeitlich macht das auf der anderen Seite keinen Unterschied, wir werden gleichzeitig aufstehen. Aber wir wissen dann auch wenigsten, was mit ihm geschieht.", dachte Fiver laut vor sich hin.

"So machen wir es. Ich bin gespannt wie es bei euch aussieht.", sagte Len.

"Bist du gar nicht nervös, oder hast Angst?", fragte Dawn.

"Ja schon, ein wenig. Aber... ich war in meiner Familie schon immer der neugierigste.", antwortete der gefragte.

"Das genaue Gegenteil von mir eben, ", lachte Fiver, "Nervenstark, Selbstbewusst und Risikofreudig."

Keiner konnte sich ein lachen verkneifen, auch wenn Len nicht wusste warum er das komisch fand.

Kapitel VII: Der Weg zurück...

Len ließ sich ein bisschen Zeit und schritt langsamer, mit ein wenig Abstand von den beiden voran.

Fiver blickte zurück und sah einen Fuchs dem einiges durch den Kopf ging, aber er konnte nur raten was.

Der Neuling der Wandergemeinschaft betrachtete Dawn jede freie Minute.

'Was geschieht mit mir? Warum rast mein Herz, jedes Mal wenn ich dieses Weibchen sehe. Ich kenne dieses Gefühl nicht.', sprach er mit sich selbst.

Er hatte Dawn und Fiver nie in deren menschlicher Gestalt wahrgenommen, sondern sah durch diese scheinbare Hülle hindurch.

Jeden Schritt den die Füchsin vollführte, beobachtete er.

'Wer bist du, dass du meinen Körper so verrückt spielen lässt?' fragte er sich.

Fiver wurde allmählich klar, woran Len dachte und er blickte auf seine Tochter.

Sie wusste das Len sie beobachtete, doch empfand sie es nicht als lästig.

Er gefiel ihr. Sie wusste nicht warum.

"Worüber machst du dir Gedanken?", fragte Fiver.

Sie blickte neben sich auf ihren Vater. Seine, in diesem Moment anscheinend alles durchdringenden Augen, bereiteten ihr ein unsicheres Gefühl.

"Was siehst du mich so an, Dad?", fragte sie.

Er versuchte so leise zu flüstern, wie er nur konnte, denn ihm war vollkommen bewusst, wie gut des Fuchses Ohren sind.

"Er sieht dich die ganze Zeit an, Dawn.", flüsterte er zu seiner Tochter.

Leise antwortete sie: "Ich weiß, Fiver. Ich spüre seine Blicke."

Fiver dachte wieder an seine erste Begegnung mit seiner Gefährtin.

"Er ist schüchtern. Das gefällte mir.", sagte er, "Das erinnert mich verdammt stark an mich selbst.

Ich weiß welche Gedanken hinter seinen Blicken stecken. Keine Bösen, die sich dahinter verbergen. Ich habe befürchtet dass er dich liebt. Und jetzt sehe ich auf dich, und habe gemerkt das deine Augen auch gerne auf ihn wandern würden.", seine Stimme war sanft.

Dawn wurde nervös.

"Ich? Ich will ihn nicht beobachten.", widersprach sie ohne eine Sekunde zu verlieren.

"Komm schon Dawn, ich bin nicht blind. Ich bin schließlich, auch wenn White und ich schon 10 Jahre zusammen sind, immer noch verliebt. Und diese Blicke von ihm und deine Reaktion auf meine Bemerkung, schwächen meinen Verdacht nicht unbedingt, meine kleine."

Dawn versuchte sich stets auszureden, dass sie in Len verschossen war. Doch langsam begann sie gefallen daran zu finden. Auch sie ertappte sich dabei, dass sie jedes Mal wenn sie die Chance dazu bekam, den Fuchs beobachtete.

"Dad, ich weiß nicht was ich tun soll. Len... Er... Ich glaube ich mag ihn.", sagte sie, als sie ihren Blick von Fiver aus Scham abgewandt hatte.

"Ha, ich wusste es!", schrie er auf.

"Dad, halt die Klappe!", befahl sie.

Fiver lachte triumphierend. Anders als bei vielen Vätern, wie er gehört hatte, die beinahe durchdrehten als sie hörten dass ihre Tochter verliebt ist, war er keineswegs darüber erzürnt.

"Tut mir leid, Kleine!", doch eines musste er noch einwerfen.

"Ich will nur dass dir eines klar ist. Ich freue mich, dass du verliebt bist. Das kannst du nicht abstreiten. Aber dir ist hoffentlich klar, dass es für dich auf jeden Fall schwer werden dürfte, wenn du dich für ihn entscheidest."

"Aber Dad, wieso lastest du mir das jetzt schon auf. Ich..:", dann unterbrach sie Fiver. Dieser konterte sofort wieder.

".. Liebst du ihn, oder liebst du ihn nicht?", fragte er penetrant.

Dawn überlegte. Sie fragte sich ob sie darauf antworten sollte. 'Was geht dich das an?' wollte sie ihren Vater fragen, dann entschied sie sich die Wahrheit zu sagen.

"Ja! Ich glaube schon. Ein komisches Gefühl. Ich kenne ihn nicht Mal ein bisschen."

"Ich sagte dir doch, dass das egal ist.", antwortete Fiver.

"Ich weiß. Freut mich dass ich mit dir über so was reden kann, auch wenn du angefangen hast. Aber was meintest du damit dass es schwer für mich werden würde?", fragte Dawn nach.

Fiver kam näher an seine Gesprächspartnerin ran und senkte die Lautstärke seiner Stimme wieder.

"Er ist einer der "alten". Weißt du was ich sagen will?"

Dawn schüttelte nur den Kopf.

"Wir werden ungefähr 50 Jahre alt. Als die Menschen noch lebten, wurden wir in den längsten Fällen gerade Mal 15, und da wäre man schon so was von uralt gewesen. Auch wenn das jetzt nicht erfreulich ist, ist es dennoch unausweichlich, dass er um einiges früher ableben wird, als du!"

Wie ein Pfeil traf Dawn dieses Thema, als ihr klar wurde was Fiver ihr gerade erklärte und das er Recht hatte.

Ihr Blick wandelte sich traurig. Fiver bemerkte das. Er hätte sich in diesem Augenblick dafür schlagen können, weil er ihr diese Tatsache gerade in diesem Moment unter die Nase rieb.

"Tut mir Leid, Dawn. Reden wir nicht mehr darüber.", entschuldigte er sich.

"Schon gut, Dad. Dieses Thema wäre früher oder später sowieso aufgetaucht."

"Wir sind zu weit, du hast dich noch nicht entschieden. Ich hätte dieses Gespräch nie beginnen dürfen."

Fiver ging nun voraus. Dawn und Len gingen hintereinander. Doch Dawn wurde langsamer und schließlich wanderte Len neben ihr.

Stille beherrschte in den nächsten Minuten die Luft. Beide schauten auf den vor ihnen, zielstrebig Gehenden.

Dann wagte es schließlich einer das Schweigen zu brechen.

"Hast du dich schon mal gefragt, wie es wäre eine Gefährtin zu haben?", sprach die etwas nervöse Füchsin die sich ihrer Sache immer noch nicht sicher war. Mochte sie ihn so sehr, um mit ihm eine Bindung eingehen zu wollen?

"Seit dem ich ein Jahr alt war schon.", antwortete der Gefragte.

"Und haben dir deine Gedanken eine Antwort geliefert?"

"Ich weiß es nicht. Es wäre schön eine Partnerin zu haben. Doch ich habe Angst...", er unterbrach seinen Satz, doch Dawn bat in mit der Frage "Wovor?" weiterzureden.

"Davor, das ich wieder jemanden verliere, den ich so sehr liebe.", antwortete Len.

Er sah Dawn nicht in die Augen, während sie über dieses Thema redeten, was ihr selbstverständlich auffiel.

"Magst du mich, Len?", fragte Dawn direkt. Len stoppte der Atem. Sein Herz raste als er überlegte, welche Richtung dieses Gespräch einschlagen könnte.

Er sah sie mit einem schüchternen Blick an, doch gab er keine Antwort.

Dawn ließ ihm Zeit. Drei Minuten vergingen, seitdem sie die Frage gestellt hatte.

Die Grenzen der Stadt hatten sie bereits überschritten.

"Ich finde dich wunderbar.", sprach Len schließlich leise aus.

Dawn fühlte sich in diesem Augenblick seltsam. Sie hatte die letzten Minuten gehofft, diese Antwort zu hören.

Der Weg zog sich wie bis ins scheinbar endlose dahin, und jede Minute bekam Fiver mehr Angst davor Len mit in seine Zeit zu nehmen.

Nicht etwa weil er fürchtete das er Dawn's Gefährte werden würde. Nein, im Gegenteil, dieser Gedanken gefiel ihm sogar irgendwie.

Aber was wenn Len etwas mit der Entwicklung der Geschichte zu tun hätte.

'Das würde vielleicht sehr fatale Folgen nach sich ziehen', dachte er.

Er malte sich das schlimmste aus.

'Was wenn einer seiner Nachfahren jemand wäre, den er gerne mochte...

Was wenn er bei der Entwicklung zu den jetzigen Füchsen eine Rolle spielte...

Vielleicht erkennen wir unsere Welt nicht wieder. Ein kleines rütteln am Stamm eines dünnen Baumes, lässt die oberen Äste in heftiger Bewegung erzittern.'

Sollte Fiver seine Gedanken die er sich zusammen reimte, ernst nehmen?

"Vater?", es kam Fiver vor als würde ihm Dawn ins Ohr schreien, da er sich so sehr an die Stille gewohnt hatte und sie stand nun wieder neben ihm, was ihn zusätzlich erschreckte.

"Mann, Dawn! Bisschen vorsichtiger, der Jüngste bin ich auch nicht mehr."

"Du wirst es überleben! Worüber denkst du so offensichtlich nach?", fragte sie neugierig.

"Ich befürchte wir können Len nicht mitnehmen, Dawn. Was wenn er hier wichtig ist, wenn er für den Verlauf der Geschichte, in unsere Richtung unerlässlich ist."

"Ein junger Fuchs?", Dawn klang sarkastisch.

"Nicht er, aber vielleicht einer seiner Kinder die er haben würde, wenn er hier bleibt.", stellte er fest.

"Blödsinn, Dad! Was ist los, zuerst ermutigst du mich ihn zu mögen und jetzt willst du ihn mir wieder wegnehmen?", seine Tochter wurde lauter.

"Das tu ich nicht mit Absicht, aber ich habe nachgedacht und..."

"Nein Dad... Du spinnst dir nur was zusammen, was vielleicht völliger Unfug ist."

Der etwas lautere Wortwechsel beunruhigte Len, welcher das Gespräch Wort für Wort verstand.

"Denk in dieser Hinsicht nicht nur an dich, Dawn. Sonst kann es passieren, dass wir durchs Tor gehen und in einer anderen Welt stehen."

"WARTET... Um was geht es in diesem blöden Streit eigentlich... Ich verstehe die Aufregung nicht!", unterbrach Len die beiden.

Dawn's Wut über die Hirngespinste ihres Vaters war offensichtlich.

"Dad meint, unsere Welt bricht zusammen, wenn wir dich mitnehmen."

"DAWN, das ist ein ernstes Thema. Was wenn Len's Kinder wirklich für den Verlauf der Zeit wichtig sind."

Doch Len unterbrach: "Nein... Das glaube ich nicht, Fiver!"

"Woher willst du das so genau wissen."

"Nein, glaub mir. Das kann nicht sein, es ist unmöglich.", sprach Len gelassen und zuversichtlich aus, obwohl man ihm ein klein wenig Scham anmerkte.

"Wir müssen wirklich alles einberechnen und beachten was ein Risiko für die Zukunft darstellt. Ich will nicht schon wieder irgendeinen Fehler machen. Dafür gab es in der Vergangenheit zu viele.", bedauerte Fiver.

"Nein, hör mir zu, Fiver. Du verstehst mich nicht ganz. Es kann nicht sein...", wiederholte er.

"Was macht dich so verdammt sicher?", fragte der ältere.

"Das würde ich aber auch gerne wissen!", drang Dawn Len, der endlich fortfahren sollte.

Er holte Luft.

"Ich... bin kastriert!"

Fiver schluckte und konnte nicht fassen was er gerade gehört hatte.

Dawn war nicht weniger überrascht, oder besser gesagt schockiert. Stille kehrte ein.

Keiner der beiden wollte etwas sagen.

"Was ist?", ein kleines Echo von Len's Stimme war zu vernehmen.

"Du bist...", sprach Dawn langsam, doch der Fuchs unterbrach.

"Ja, bin ich. Das war ein Grund, warum ich sagte dass ich dieser Frau die mich aufnahm, nichts schulde. Ich hatte mich damals überall vor ihr versteckt. Ich war sauer, und hatte Angst vor ihr."

Dawn ging ein Gedanke durch den Kopf und sie sprach ihn unüberlegt einfach aus.

"Wenn wir zusammen sind, können wir nie Junge bekommen?!"

Fiver blickte seine Tochter an.

"So weit dachtest du also schon? Kein Wunder, dass du dich so über meine Gedanken aufgeregt hast."

"Das hätten wir nie gekonnt.", antworte Len auf die Frage seiner Angebeteten.

Dawn blickte fragend und die Frage nach dem "WARUM?" war ihr ins Gesicht geschrieben.

"Er hat Recht!", bestätigte Fiver.

"Wir sind zwar, von der Art her, verwandt. Aber unsere Unterschiede sind zu groß.", fuhr Len fort.

"Das wär so, als würde man versuchen einen Menschen mit einem Affen zu kreuzen. Das würde nicht funktionieren!", gab Fiver weiters von sich.

"Der genetische Unterschied?", fragte Dawn.

"Jep!", antworteten die beiden gleichzeitig.

Dawn war es nun klar, doch sie war deswegen nicht weniger an Len interessiert. Sie mochte ihn nicht, weil sie dachte, Junge mit ihm zu haben, sondern wegen seiner schüchternen, und doch so impulsiven Art. Die beiden blickten sich liebend an.

Fiver verdrehte die Augen.

"Meine kleinen Turteltauben?! Dazu habt ihr noch genug Zeit. Doch jetzt liegt unser Ziel in dieser Richtung.", und Fiver zeigte in die gemeinte Richtung.

Tatsächlich, sie erblickten das Tor.

Dawn sprang auf vor Glück.

"Endlich können wir wieder zurück", schrie sie auf.

Keine weiteren Worte fielen und sie rannten auf ihr Ziel zu. Doch als sie ankamen, wurden sie wieder still. Fiver verspürte Angst. Angst davor in seine Zeit zurückzukehren, und ihm kam wieder ein Gedanke... an Ame.

"White wird mich hassen, für das was ich getan oder besser gesagt nicht getan habe."

"Was hast du nicht getan?", fragte der junge Fuchs.

"Meinen Sohn vor dem Jäger beschützt.", antwortete er.

"Blödsinn, Dad! Und sollte sie dich wirklich zur Rede stellen wollen, stehe ich voll und ganz hinter dir.", Fiver umarmte seine Tochter für diese Bemerkung. Er spürte etwas Weiches über sein Gesicht streicheln. Es war das Fell seiner Tochter.

"Wie ist das möglich, wir sind noch nicht zurück?", fragte Fiver erschrocken.

"Keiner von uns hier, wird dir diese Antwort geben können.", gab Len von sich.

Dawn und Fiver blickten sich an.

"Schön dich wieder zu sehen, Dad! Ich habe dich so sehr vermisst.", und sie begann zu weinen.

"Kein Leid wollte ich euch zufügen, als ich mir das Ziel setzte unsere Welt für White, Ame und Dich sicherer zu machen. Um so mehr Grund, nun schnell zurückzukehren."

Fiver ließ seine Tochter wieder los und ging zu Len, welcher als Fuchs vor ihnen stand. Er kniete sich nieder und nahm die Len's Schnauze in seine weichen Hände.

"Du fängst an, mein Junge, wie versprochen. Du kommst mit.", sagte er.

Len ging, nachdem Fiver wieder losgelassen hatte, Schritt für Schritt näher zum Tor, bis er nur mehr einen Schritt davon entfernt war, wo er eigentlich, nach den Erwartungen von den beiden anderen, schon längst hätte zusammenbrechen müssen.

Er blickte zurück. Sein Blick war so ernst.

Doch dann wurde er sanft.

"Wir sehen uns... Auf der andern Seite."

Und Len schritt durchs Tor.

"Wo ist er, wo ist sein Körper?", fragte Dawn.

"Ich weiß es nicht, vielleicht... durfte er passieren."

"Ich hoffe es!", sprach die besorgte Füchsin aus.

Fiver legte seine Hand auf ihrer Schulter und zog sie ruckartig an sich.

"Na komm schon, kleine. Finden wir es raus!", freute er sich, als er diese Worte sprach.

Dawn lachte ihren Vater an.

"Zu Mutter?", grinste sie vor Freude.

"Zu White!", sagte er.

Und beide schritten durchs Tor.

Kapitel VIII: Auf der richtigen Seite

Er schlief, tief und fest.

Langsam wachte er auf. Er vernahm den Duft von Gras, welches durch Regen getränkt, einen herrlichen Duft verströmte. Die Sonne schien, das spürte er am Körper, er musste sie nicht sehen.

'Herrlich Warm', dachte er sich.

'Wer... bin... ich...', hörte er sich fragen. Doch eine Antwort auf diese Frage wusste er nicht.

"Fiver?", eine Stimme vernahmen seine Ohren. Deutlich zu hören war sie, und erschien ihm sanft.

"Wer bin ich?", fragte er nun laut.

Doch er bekam nicht sofort Antwort.

Er witterte die Luft, die in seine Nase strömte. Ein bekannter Duft trug ihm der Wind zu.

"Du weißt wer du bist!", sagte die weibliche Stimme.

Welcher Duft war es? Er kam ihm so bekannt vor und er mochte ihn abgöttisch, ohne zu wissen warum.

"Wer bist du?", fragte er unwissend.

"Sag du es mir!", antwortete die vertraut klingende Stimme.

'Sie duftet nach Regen!', stellte er fest.

'Keinen Duft habe ich mehr vermisst, als diesen. Ich erinnere mich plötzlich an etwas. Ein kleiner Raum, bescheiden eingerichtet. Ein weiches Bett, und neben mir liegt jemand.

Ihr Name?... Wie heisst sie bloß?

Ihr wunderschönes Fell. Weiß, wie ein endloses Meer von Schnee.', lange dachte er über dies nach, bevor ihm ein Wort über die Lippen kam.

"Wh... White?!", zitterte seine Stimme.

'Ich habe einen Namen. Meine Tante schlug ihn meinen Eltern vor, die mir bereits einen andern geben wollten. Ein einfacher, bescheidener Name.

Fiver.'

"Ja, Fiver! Wie sehr hab ich dich vermisst.", sagte die Stimme.

Er verspürte etwas Feuchtes auf seinem Gesichtsfell. Ein Tropfen Wasser war auf seiner Nase gelandet und über das Fell, in seine Mundwinkel geflossen.

Es schmeckte salzig. Eine Träne.

Endlich öffnete er die Augen. Das Licht blendete sie und es dauerte eine Zeit, diesen Schock zu verarbeiten. Doch langsam sah er, wer sich vor ihm befand.

"Oh, White. Meine White.", seine Stimme wurde schwer, doch sein Körper federleicht. Er richtete sich hoch und nahm sein Gegenüber in die Arme.

"Ja, du bist es. Überall würde ich deinen Geruch erkennen."

White erwiderte Fiver's Umarmung so fest sie nur konnte.

"Nicht lange warst du weg, Fiver. Aber mir kam jede Minute wie ein Jahr vor."

"Für mich waren es Jahre. Warum bin ich gegangen. Ich weiß es nicht mehr. Nie wieder werde ich weggehen.", weinte Fiver.

"Bitte versprich es mir.", bat White und ihr Partner tat es.

"Kannst du mir jemals vergeben? Ich habe etwas Schlimmes getan!", fragte der Fuchs.

"Wofür?"

"Ame... wird nicht zurückkommen... Er ist tot, White. Und es ist meine Schuld. Ich war zu langsam.

Sein Blick. Wie er mich ansah. Es war so furchtbar, und ich wusste zuerst nicht mal, dass er es war."

Es wurde still. White's Blick änderte sich jedoch nicht. Sie berührte mit ihrer Schnauze die seine.

"Er ist ein Held, nicht wahr? Er hat seine Schwester gerettet, ohne Rücksicht was mit ihm geschieht.", sprach White.

"Woher weißt du darüber bescheid?", fragte Fiver erstaunt und blickte seiner Angebeteten in die Augen.

Schritte waren zu vernehmen, welche näher zu den beiden kamen.

"Das war ich! Willkommen Dad!", sagte eine andere Stimme.

Dawn war bereits wach und begrüßte ihren Vater.

Fiver wollte kein Wort sagen. Er stand auf, und winkte mit der Pfote seine Tochter zu sich.

Sie rannte auf ihn zu und es gab wieder eine heftige Umarnung.

"Wir haben es geschafft!", Dawn war glücklich. Sie waren zu Hause und zusammen.

"Wir haben einen Neuling, habe ich gesehen!", White Stimme klang erfreut, denjenigen begrüßen zu dürfen, der jetzt an sie heranschritt.

Len kam näher. Fiver wusste zunächst nicht wen er vor sich hatte.

Ein neues Gesicht, aber ein bekannter Geruch. Len hatte sich angepasst und lief in ihrer Gestalt durch die Gegend. Wie selbstverständlich. Als wäre er nie in einem anderen Körper gewesen.

"Freut mich dass du auch hier bist, mein Junge.", sprach Fiver.

Erst jetzt begann Fiver die Gegend mit seinen Augen zu erforschen.

Er sah das Tor, durch das sie gerade wieder gekommen waren. Die Umgebung war Grün, vom blühenden Gras, gefärbt. Dann erblickte er etwas, und es fühlte sich an, als würde ihm jemand mit einem Messer ins Herz stechen.

"Ame!!", sagte er hektisch und lief zu dem Körper der immer noch im Gras lag.

Fiver griff nach den Schultern seines Sohnes, und versuchte ihn wach zu rütteln. Doch ihm gelang es nicht.

"Lass ihn schlafen, Fiver... Auch wenn es schwer fällt, es zu verstehen. Ich habe es schon versucht. Er wird nicht wieder kommen.", White's Stimme klang weinerlich, doch trotzdem immer noch so, das sie Fiver beruhigte.

Er kniete vor dem Toten Körper seines Sohnes und blickte ihn gebannt an.

"Richte deinem Großvater schöne Grüße von mir aus, wenn du ihn siehst, mein kleiner. Ich hoffe ihr versteht euch gut.", Fiver wurde still. Er hob Ame's Körper hoch, und drehte sich zu White und den anderen beiden.

"Ein mindestens genau so schönes Begräbnis wie ihr mir schon einmal gewidmet habt, gebührt auch ihm."

White nickte. Dawn blickte trauernd zu Boden und für eine kurze Zeit lang, trat Stille ein.

"Gehen wir!", sagte sie.

"Wohin?", fragte Fiver.

"Zu den Wölfen."

Dort angekommen, lief ihnen Laisu bereits entgegen.

"Fiver, du bist zurück! Hast du dich Sichel gefunden?", fragte er hastig. Doch Fiver blieb stehen und sah in nur, mit Wut in den Augen, an.

Auch wenn Laisu nichts dafür konnte, gab ihm Fiver dennoch eine Teilschuld an dem Tod seines geliebten Sohnes.

Laisu bemerkte dass, und deshalb verzichtete er darauf, Fiver ein zweites Mal nach der Sichel zu fragen.

"Was ist geschehen?", fragte er stattdessen, mit ein wenig unterwürfiger Haltung.

"Kannst du ihn, in einer Zeremonie begraben lassen, wie du sie mir bereits einmal zuteil werden lassen hast?", fragte der Fuchs, mit schwerer Stimme.

Laisu überlegte.

"Entschuldige Fiver... ", sprach er zögernd.

"Aber, keine der Taten die er vollbracht hat, würden..."

"Sprich nicht weiter, ich warne dich!", unterbrach Fiver, "Wie kannst du es wagen, das zu behaupten, wenn du nicht mal in dieser Zeit gewesen bist. Ihm hast du mehr zu verdanken als mir."

Fiver zeigte während diesen Sätzen ungewollt die Zähne.

"Du wagst viel, mich hier anzuknurren!", fuhr Laisu fort, als der Fuchs seine Sätze beendet hatte.

"Da hast du verdammt Recht. Und ich glaube dass ich allen Grund dazu habe, findest du nicht?"

"Hört auf mit dem Scheiß, deswegen sind wir nicht hier!", unterbrach White, als sie merkte, das ein Streit nicht mehr weit entfernt sein würde.

"Oh, ich finde, dass ich genau deswegen hier bin, White! Er schickt mich durchs Tor, zerstört damit mein Familienglück. Ame ist tot und er findet ihn nicht mal so wertvoll, ihn feierlich begraben zu lassen.", er blickte ihn Laisu's Augen, die wohlgemerkte, ein bis zwei Köpfe über ihm lagen, "Na gut, Threhen. Aber lass dir eins gesagt sein. Egal wer von uns beiden daran glauben muss, aber solltest du noch einmal unser Haus betreten, mit einer Bitte an mich oder irgendjemandem in meiner Familie, werde ich den Versuch wagen, dir die Kehle durchzubeißen.", Hass erfüllte Fiver's Stimme, durchaus gewollt. Und so drehte er um und ging den Weg zurück.

White war erschrocken, so viel Wut in ihrem Partner zu sehen.

"Laisu?!", sprach sie, als ob sie ihn etwas Fragen wollte, was allerdings nicht der Fall war.

Der Wolf war etwas verblüfft.

White rannte ihrem Gefährten nach.

"Was sollte das?", fragte sie sauer.

"Keiner ist so wichtig, dass er es wagen kann, jemanden in meiner Familie zu entwerten.", sagte er.

Fiver schritt immer noch wütend voran. Seine Partnerin legte eine Hand auf seine Schultern.

Er blieb stehen.

"Dafür kann er nichts, Fiver. Genauso wenig wie du."

"Das ist eine Lüge. Ich bin doch daran schuld.", er legte den Körper seines Sohnes in das Gras, setzte sich daneben, und hielt sich die Augen mit seinen Händen zu.

"Kein anderer...!"

White begann zu weinen. Langsam setzte sie sich hinter Fiver, und umarmte ihn.

"Hör auf damit so zu reden, bitte! Es ist so schon schwer genug, und du redest dir das so sehr ein dass du selbst daran glaubst."

"Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer ist, ein Kind zu verlieren.", sprach der Fuchs.

"Unser Junges! Du kannst es nicht mehr rückgängig machen. Eben so wenig wie ich, oder Dawn, Len oder Laisu. Wir müssen drüber hinweg kommen. Ich will ihn zwar auch zurück, aber dich brauche ich auch. Ich will dich lachen sehen, das tat ich schon seit langer Zeit nicht mehr. Kümmere dich nicht mehr so sehr um jene die nicht mehr da sind, sondern um die anderen die dich brauchen. Wie Dawn...

Wie ich...", sie stoppte.

Fiver drehte sich zu ihr und umarmte sie.

"Genauso wie früher, wird es nie mehr. Aber wir können versuchen, es nahe dran kommen zu lassen."

White's kleiner Zuspruch, lies ihn wieder ein wenig Mut fassen.

"Ich liebe dich, White. Genau so, wenn nicht mehr als am ersten Tag! Sollte ich noch einmal auf die Idee kommen, jemanden eine Bitte zu erfüllen, sei so nett und schlag mich wieder zur Vernunft."

Sie sah ihn lächeln. Etwas das sie sich lange erhofft hatte.

"Worauf du dich verlassen kannst!"

Laisu kam ihnen zu gerannt.

"Ich werde mich nicht bei dir entschuldigen!", sagte Fiver gleich im Voraus, obwohl der Wolf noch nicht mal zu Stehen gekommen war.

"Du hast ganz schön Mut, Fuchs. Aber das hab ich ja schon ein paar Mal gesagt. Auch wenn sich bei dir Mut und Dummheit kaum unterscheiden lassen."

"Willst du mir etwas sagen, Threhen?!"

"Dein Sohn wird natürlich neben dir begraben. Aber den Abschied, solltest du nehmen, nicht ich."

Ein feierlicher Abschied von Ame Fox-Vendena fand zwei Tage später, im Vorgarten des Gebäudes statt, welches sie " Schrein" nannten. Die Ansprache hielt Fiver. Und nahm ein letztes Mal schweren Herzens mit seiner Familie, von seinem Jungen Abschied.

Danach wurde feierlich die Sichel der Zeit von Len, dem Gefährten Dawns, in dieses Gebäude gebracht.

Die Steine, genauso wie die Sichel, verschwanden. Zerfielen zu Staub.

Kapitel IX: Tima ke pai. Den Seru ana alea Vendeer.

Ab diesem Tage, gäbe es keine Gefahr mehr für die Welten der Füchse, Wölfe und der Luchse, außer der Zerstörung des Schreins selbst.

Solange dies aber nicht geschehen würde, würde es für Fiver immer noch möglich sein, zwischen den Welten zu reisen, um seine Mutter, seine Geschwister und auch deren Junge zu treffen.

Eona, seine Mutter, fand wieder einen Partner mit dem sie glücklich bis ans Ende ihres Lebens zusammen war. Sie wurde stolze 58 Jahre alt.

Lonley, sein Bruder, hatte schon lange eine Gefährtin (Helen) gefunden, mit der er nach einigen Jahren der Partnerschaft, zwei Junge bekam. Zwei Töchter: Kira und Din.

Lindsey und ihr Gefährte Black lebten glücklich zusammen, doch die ersehnten Kinder blieben, auf Grund der Zeugungsunfähig von Lindsey, aus.

Seta, die Luchslady, die Fiver einst das Leben gerettet hatte, brachte ihrem Sohn Glano alles bei, was sie über das Leben als Luchs als wichtig empfand. Als sie 44 war, musste sich Glano von ihr verabschieden, denn die unheilbare Krankheit, die sie erlitt, forderte einen hohen Preis.

Glano selbst, hatte ein langes Leben, und fand auch eine Freundin, Lina, eine Silberfüchsin.

Laisu, war noch ein paar Jahre nach dem Begräbnis von Ame, dass Oberhaupt seines Rudels.

Schließlich gab er diese Verantwortung an seinen Sohn, Kerema weiter. Er lebte noch lange Zeit.

Dawn und Len.

Die beiden waren einige Jahre ein Vorzeigepaar. Len starb leider wie erwartet, zwar für seine Art der alten Füchse nach einem langen Leben, doch mit 18 Jahren, zu früh für seine Gefährtin. Dawn war zu dieser Zeit 22 Jahre alt.

Nach 10 Jahren, in der Dawn glaubte, sich nie wieder in jemanden verlieben zu wollen, fand sie jedoch wieder jemanden. Mit Renma, einem Wolf aus Kerema's Rudel, bekam sie mit 35 Jahren einen Sohn, der zwar zu 75% Wolfsblut in sich trug, dem man dies aber nicht anmerkte, da er äußerlich ein Fuchs war. Sie gaben ihm den Namen Lobo. Ein sturer kleiner Fuchs, mit den Charakterzügen eines Wolfes.

"Schade dass du deine Großvater nicht mehr kennst, er hätte sich sofort in dich verknallt", hatte sie einmal lachend zu ihrem Sohn gesagt, während White neben ihr stand.

Lobo erinnerte sie an Ame. 'Kein anderer, kommt ihm so Nah!', dachte White jedes Mal wenn sie die Chance hatte ihn zu sehen.

Fiver und White bescherten mit 35 Jahren ihre Tochter Dawn noch eine Schwester, welche den Namen Whisper bekam, benannt nach White's Adoptivmutter. Die kleine sah aus wie ein Wolf. Ebenso weiß wie ihre Mutter, wie Schnee. Fiver war überglücklich als er seine Tochter das erste Mal sah.

Die Wölfin und der Fuchs waren ihr die besten Eltern die sie sich hätte wünschen können.

Nach einigen Jahren, begann sich Fiver's Gemüt von einen Tag auf den anderen zu verändern. Er suchte die Einsamkeit, mied die Gegenwart seiner Gefährtin, ohne zuerst ersichtlichen Grund.

Doch White fühlte was geschehen würde.

Fiver verschwand eines Tages und kehrte nicht wieder. White bat Kerema um Hilfe ihren Gefährten zu suchen. Der Suchtrupp fand Fiver schließlich, friedlich schlafend im Wald, genau an jener Stelle an der er das letzte Mal Paido, dem Wolf begegnete. Fiver war 46 Jahre alt geworden.

White traf der Schock tief, jedoch nicht unerwartet.

Sie selbst lebte noch erstaunlich lange, doch kein Tag verging, an dem sie nicht an ihren Liebsten dachte. Er wurde ein zweites Mal, genau an der selben Stelle begraben.

White, besuchte eines Tages Fiver an seinem Ruheplatz. Nach dem sie lange davor gestanden hatte, ging sie einige Schritte zurück und legte sich ins Gras.

Ihr Brustkorb begann plötzlich zu schmerzen. Es war ein heftiger Schmerz, nicht jedoch so stark, dass man ihn nicht aushalten könnte, dachte sie sich. Schließlich verschwand er.

"Das Gras, es ist so weich!", sagte sie schwärmend. Der Schmerz war plötzlich vergessen. Sie blickte auf die Spitze des Schreins. Es gingen ihr so viele Gedanken durch den Kopf, die sie nicht einzuordnen vermochte.

Still, ohne jeden Ton, zerfiel das Gebäude plötzlich zu Staub, welcher durch die Luft, wie Schnee zu Boden fiel. Die Bäume verschwanden, genauso wie alle anderen Dinge die sie sah.

Doch sie kümmerte es nicht.

"Das Gras! Es ist... so weich.", sagte sie.

Es war still und dass genoss White. Jede Sekunde hier war wunderschön.

"Dir gefällt es! Das freut mich zu sehen.", bemerkte schließlich jemand, dessen Stimme sie nicht kannte. Sie blickte auf.

"Wer bist du?", fragte sie den Fuchs den sie sah. Irgendwie kam er ihr bekannt vor.

"Oh verzeih, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Timothy! Es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen, White.", sagte die fremde Gestalt.

"Woher kennst du meinen Namen?"

"Mein Sohn hat ihn mir gesagt, er hat mir viel über dich erzählt. Er wird sich sicherlich freuen dich wieder zu sehen!", sprach Timothy.

"Wer ist dein Sohn... ich kenne dich nicht!", sagte sie misstrauisch.

Timothy grinste.

"Komm mit mir. Und du wirst ihn kennen lernen.", sprach der Fuchs sanft.

White war zwar unsicher ob sie es tun sollte. Doch sie beschloss dem Fremden zu vertrauen, denn es waren keine bösen Absichten in seinen Augen zu erkennen.

Timothy führte sie, in ein riesiges Tal, in das vom Himmel herab die Sonne schien. Rund um dieses Tal waren Berge, nicht als Berge, welche mit Gras und einigen Blumen bewachsen waren, deren Spitze jedoch waren kahl und mit Schnee bedeckt. In der Mitte des Tales stand ein Haus, welches sie zunächst nicht erkannte. Doch als sie näher kamen, wusste sie welches es ist.

"Das ist... ich glaub es nicht. Wie kommt es hierher? Wo sind wir hier?"

"An einem Ort deiner Fantasy entsprungen, doch hier wohnt jemand, schon seit langer Zeit."

"Was soll ich nun tun?", fragte sie ihren Begleiter, doch als sie sich um ihn umsah, war er nicht mehr zu sehen. White begann langsam zu begreifen.

Sie ging zur Tür des Hauses und brachte es fertig anzuklopfen.

Und die Tür öffnete sich, doch keiner stand dahinter.

Sie betrat das Haus, schnupperte die Luft die durch die Gänge wehte. Schließlich roch sie etwas. Ihr Herz begann zu rasen. Sie kannte diesen Geruch. Doch er kam nicht von innerhalb des Hauses. Sie ging ins Wohnzimmer und öffnete die Schiebetür die sich dort befand. Sie stieg hinaus und blickte über das endlose Feld das sich vor ihr erstreckte. Doch sie sah niemanden.

Missmut breitete sich in ihrem Körper aus.

"Wo bist du nur?", fragte sie leise.

Sie erstarrte als sie plötzlich den Atem von jemandem in ihrem Nacken spürte.

"Hier bist du! Ich hab dich schon überall gesucht, meine Wölfin."

White hatte sich noch nicht umgedreht, doch Tränen flossen bereits aus ihren Augen.

"Wenn du wüsstest, wo ich überall nach dir gesucht habe, du gemeiner Kerl.", sagte sie. Sie drehte sich um und blickte ihrem Gegenüber in die Augen. In jene Augen, die sie so sehr vermisst hatte.

"Ich hatte nicht beabsichtigt, dass du mich findest. Aber ich konnte nicht weiter. Du wusstest, dass es zu Ende geht. Und ich wollte dir ersparen, mich zu sehen. Was mir nicht gelang."

"Ich weiß!", antwortete White.

"Ame, kommt bald nach Hause. Er wird sich freuen dich zu sehen.", sagte Fiver.

White war glücklich.

Fiver wischte seine Partnerin die tränen aus den Augen.

"Ich liebe dich, meine Wölfin, mehr als alles andere."

"Ich dich auch, Fiver, mein kleiner Fuchs."

Sie umarmten sich lange. Und genossen jede der nächsten Minuten, oder Stunden. Es hatte keine Bedeutung mehr, wie lange sie da standen. Es war egal.

Er streichelte mit seiner Schnauze langsam über die ihre.

"Damals waren wir an die Zeit gebunden...", sagte er ihr leise ins Ohr.

"... aber hier gehört die Zeit uns. Und keiner wird sie uns mehr nehmen!"

Die beiden genossen die herrliche Stille, die sie wahrnahmen. Und nichts hätte sie in diesem Moment von diesem Ort vertrieben. Eine herrliche Stille.

"Keiner!", sprach er.

ENDE!

Kleines Wörterbuch der Canilor (Kaum gesprochene, alte Sprache der Canidae):

Kerendima = Erinnerung(en)

Kerendim = Erinnere

Kia = dich

Kolvéen = Schicksal

Calonor = Träger (von tragen)

Calon = tragen

Kiha = mich

Norim = Bitte

Iso = Ich

Aron = Luft

Sin = beherrschen, über etwas gebieten

Ni = Wenn

ni = alles; alle

Váne = verloren

Deru = scheint (wie: "mir scheint so!")

Kio = wird; werden

Leto = Das Licht; er- bzw. beleuchten

Trian = Welt

Hiso = seine, ihre

Noi = durch

Duani = Gabe, Fähigkeit

La = erneut, wieder

Disson = Entscheidung

Avo = über (wie: ÜBER etwas richten oder entscheiden)

Liv = Leben

Threhen = Wichtige Person

Déu = Tot

Déi = Tod

Nu = und

A = des, der (wie: des Mannes, der Frau)

Fanói = Hand, Pfote

Silu = liegt, liegen

Néu = inne

Néith = Funkelnd(er)

Tima = Zeit

Pai. = vergehen

Den = bringen

Seru = Leid (von leiden)

Ana = aber

Alea = auch

Vendeer = Heilung

Vende = heilen

Du = den (wie: in den Händen des...) (wird nach Nomen verwendet)

Ke = Der, Die, Das (Artikel) -> Wird nach Nomen verwendet

Beispiel: Cilith, aron sin ke Cilith, jene die Luft beherrscht

Kleines Wörterbuch der Feluné (manchmal verwendete Sprache der Felidae):

Kisch kinas = Hau ab! Verschwinde!

Seta = Seide

Renak = Fuchs (abwärtend)

Renar = Fuchs

Konedt = die Anderen (die Canidae)

Beispiel: KISCH KINAS RENAK Hau ab, Fuchs!

Himirendé (Die Sprache der alten Götter) (Nicht mehr benutzt)

Lisim = Pfad

Inas = ebnen

Miem = sich

Desdilith = Hindernis

Min = wird

Kendoral = weichen, verschwinden

Beispiel: Lisim inas miem Der Pfad ebne sich