Die letzte Wanderung

Story by Anton de Asno on SoFurry

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Die letzte Wanderung

Der alte Bulle wusste es schon seit Tagen, das wird seine letzte Wanderung und heute war sein Tag.

Schon lange hatte er sich von seiner kleinen Gruppe gelöst und lies sich immer mehr zurück fallen, er hatte es nicht mehr eilig. Er würde bald in ein anderes Land aufbrechen und darum konnte er so gelassen sein. Die schmale Sichel des Mondes näherte sich dem Horizont und im Osten färbte sich der Himmel Rosa. Der Bulle legte sich mühsam in das grüne Gras und blickte ein letztes mal zum Himmel und auf die Prärie. Noch einmal nahm er das Panorama und das Farbspiel in sich auf. Noch einmal sog er den Duft der Gräser und der Tiere, des Windes und der fernen Herde tief ein.Das alles hatte ihn schon so lange begleitet und doch .... .

Er schloss die Augen und verließ sich ganz auf seine Nase und seine Erinnerungen. Sie zeichneten ein Bild hinter seinen geschlossen Augen schärfer als er es im realem noch sehen könnte.

Ja, es wurde Zeit, er fühlte es deutlich das es sein sollte und er hatte auch keine Angst davor.

Sein Körper lies ihn die Jahre der Müsal, Freuden und kämpfe fühlen

Was könnte schon kommen nach allem was er hier schon erlebt hatte?

Seine Geburt war schon so lange her und nun kamen ihm die Bilder wieder in den Sinn. Sein ersten Schritte, der Duft seiner Mutter, die süße Milch,die erste Wanderung mit der Herde.

Warme sonnigen Tage mit den anderen Jungtieren waren es, voller Unbeschwertheit beschützt von ihren Müttern und mit vollem Bauch.

Der erste Winter kam , mit ihm das Stemmen gegen den Sturm und Schnee, ein mühsame scharren nach dem Gras unter dem Schnee und Eis. Und er, der Tod kam ein erstes mal in sein Leben, einige seiner Spielkameraden und der älteren Mütter starben in diesem Winter. Er konnte es noch nicht verstehen das sein Spielkamerad nicht mehr aufstand als die Herde weiter zog. Dann der erste Frühling und das Wunder der Geburt, er bekam eine Schwester. Leider starb sie schon im folgendem Monat, Wölfe hatten sie geholt, trotz allen Kämpfen seiner Mutter.Seine Mutter die ihm so mächtig erschien und unbesiegbar, aber die Herde zog weiter und vollendete ihren Jahreskreis.

Das nächste Frühjahr brachte die Trennung von seiner Mutter und im Herbst dann von der Herde. Er war jetzt ein Jungbulle und wurde von den Kühen nicht mehr in der Herde geduldet.

Es sog die Luft tief ein und richtet seine Ohren auf.

Er war nicht mehr alleine, er wusste das es so sein würde und er akzeptierte es.

Ihr Flügelrauschen und leises scharren zeigt es ihm an.

Sie werden warten, geduldig und ausdauernd, bis er seinen letzten Atemzug getan hat.

Er wand sich wieder seinen Erinnerungen zu.

Die Herde der Bullen nahm ihn auf und so zogen sie los eine Gruppe halbstarker und unerfahrener Kerle. Sie spielten und kämpften Scheinkämpfe. Stellten auch schon einmal einer Kuh nach, wenn sie in ihre Nähe kam.Sie fühlten sich unbesiegbar in ihrer jugendlichen Kraft. Im folgenden Winter kamen sie mit einer Gruppe Altbullen zusammen und hatten die ersten ernsthaften Auseinandersetzungen. Sie waren noch unerfahren und zu jung, so hatten sie im Frühjahr keine Gelegenheit auf eine erfolgreiche Paarung. Noch einige Jahre gefüllt mit Kämpfen und sammeln von Erfahrungen folgten, bis er zu ersten mal erfolgreich eine Herde Kühe im Frühjahr für sich erobert hatte. Aber auch der Tod war immer wider sein Begleiter, Freude starben an Hunger und Krankheiten. Wölfe brachen in seine Gruppe ein und holten sich den Schwächsten und manchmal bleib ein alter Bulle einfach zurück und war nie mehr gesehen. Dafür stießen jüngere Bullen zu ihnen und auch sie lernten wie er gelernt hatte, das Kämpfen und Werben um Weibchen und Macht.

Sein Flanken bebten, das Atmen fällt schwerer.

Auch schmerzte sein verstauchter Huf und die alte Narbe meldete sich mit ziehenden Stichen.

Noch nicht, noch etwas Zeit blieb ihm.

Größer wurden seine Eroberungen und die Zahl seiner Kinder, er fühlte sich mächtig.Der Kreis des Werden und Vergehen, er begann ihn zu erkennen und sich als ein Teil davon zu begreifen.

Ein heißer Sommer lies das Gras verdorren und die Flüsse versiegen. Fast hätte er diesen Sommer und den folgenden Winter nicht überlebt. Die mit weißem Fell bedeckte Narbe an seiner Flanke zeugte vom Kampf mit einem Berglöwen der ihn beinahe getötet hatte. Es war ein harter Winter gewesen und Futtermangel schwächt sie alle, sonst hätte sich ein einzelner Puma nie an ihn heran gewagt. Noch lange litt er unter den Auswirkungen der Wunde, noch lange fühlte und träumte er von den stechenden Schmerzen der Pranken und Zähne. Sie rissen seine Haut und das Fleisch auf, bis auf die Knochen.Wieder war der Tot an ihn heran getreten aber dann vorbei gegangen. Aber er war ein beharrlicher Begleiter, er holte sich Alte wie Junge. Sie wichen den Neuen die kamen und so wurde das Leben weitergegeben.

Eine Nase berührte seine und ein leises Fiepen war hörbar.

Ah sie war also auch endlich da, aber auch sie sollen noch warten, noch ist es nicht so weit.

Auch sie sollten ihren Anteil haben für ihr Rudel und ihre Jungen.

Für das neue Leben was in ihren Kreisen entstand.

Aber noch war es seine Zeit und sein Körper.

Ja die Heilung der tiefen Wunde dauerte lange und nahm ihm die Kraft um sich im nächsten Jahr erneut eine Herde zu erkämpfen. Das drauf folgende Jahr was schon etwas besser aber er merkte das es nicht mehr ganz so gut ging. Die jüngeren Bullen begannen ihn zu verdrängen, von seinen alten Gefährten war niemand mehr in seiner Herde. Er war jetzt der älteste und erfahrenste Bulle und so lange es nicht um Weibchen ging folgten ihm auch alle. Aber er bekam nie wieder eine Möglichkeit sich zu paaren. Er bedauerte es sehr aber das war nun mal der Lauf des Lebens.

Im letzten Herbst hatte er sich auch noch ein Huf derart verstaucht das er kaum noch mitziehen konnte, nur mit Mühe hatte er über den Winter schritt halten können.

Nur keine Schwäche zeigen, sonst wäre er ein Opfer der Wölfe oder der Berglöwen geworden wie so viele aus seinen Kreisen. Ja er wusste dass, der ewige Kreislauf des Seins hier. Geboren werden und Sterben und mit seinem Tod neues Leben ermöglichen. Aber er wusste auch das es nicht alles war und ist. Es gab noch etwas und das wusste er erst seit wenigen Wochen und er würde es jetzt endlich erleben dürfen.

Jetzt würde er eine Schwelle überschreiten und neue Land betreten

Jetzt will er sich aufmachen und seine letzte Wanderung beginnen.

Jetzt war er so weit und jetzt will er mitgehen, mit ihm.

Ein Kojote kam auf ihn zu, er brauchte die Augen nicht zu öffnen, er sah ihn auch so.

Scharf und deutlich sah er ihn aus der Weite der Steppe, aus den Streifen des Sonnenaufgangs auf ihn zu laufen.

Der Kojote kam näher und näher.

Als er auf wenige Schritte heran war richtete er sich vor ihm auf.

Auf den Hinterbeinen stehend kam der Kojote an ihn heran und verneigte sich tief vor ihm.

„Komm mein Freund, komm, dein Lauf ist hier vollendet."

Er langte, mit seiner Pfote, zu dem alten Büffel herunter und richtet ihn auf.

„Komm Freund, Weißnarbe, das ist ab jetzt dein Name und nun mache dich auf zum neuem Land."

Weißnarbe richte sich auf und zum ersten mal seit langer Zeit, fühlte er keine Schmerzen oder die Last des Alters. Er machte einen Schritt und noch einen und noch einen.

Er lief in den Morgen der aufgehenden Sonne entgegen in das neues Land.

Hinter ihm begannen die Kojoten, Wölfe und Geier seinen alten Körper in den Kreislauf des Lebens wieder einzufügen.

Aber das kümmerte ihn nicht mehr, er war in ein neues Land aufgebrochen.

Zu neuem Abenteuer und er würde dem begegnen der am Anfang aller Dinge stand.