Wolfsblut - Teil 3 Kapitel 53: Gespräche in der Sauna

Story by silverstripe on SoFurry

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Teil 3: Geliebter

Kapitel 53: Gespräche in der Sauna

Laut gähnend tapste Leo aus seinem Zimmer. Die Sonne war bereits aufgegangen, dennoch kündigte sich der Winter an. Die farbigen Blätter wirbelten durch die Wind und es wurde von Tag zu Tag kälter. Der erste Schnee würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Der Wolf schlurfte den Flur entlang, kaute auf einem Stück Brot herum und klopfte an einer Tür.

„So früh schon munter?", fragte Sisco.

Leo blickte an dem nur mit Boxershorts bekleideten Geparden herab. Er spähte an ihm vorbei und erkannte, dass er Sisco wohl gerade bei seiner Arbeit am Computer gestört hatte, während Tau noch ruhig schlief.

„Ich wollte mit dir reden", sagte Leo und setzte eine ernste Miene auf.

„Dann gehen wir raus. Tau braucht ihre Ruhezeit."

Leo wickelte sich das Handtuch um die Hüften und fragte: „Glaubst du, dass dieser Ort der Richtige ist? Es ist verdammt warm."

Sisco goss Wasser auf die heißen Steine, sodass Dampf aufstieg und den kleinen Raum einhüllte.

„Das ist gut für das Immunsystem. Vorteilhaft in der bevorstehenden kalten Jahreszeit", entgegnete Sisco und ließ sich neben Leo auf der Holzbank nieder. „Was wolltest du wissen?"

„Ich habe heute Nacht wieder von meinen Eltern geträumt und musste an meine letzte Begegnung mit ihnen im Keller dieses Hotels denken. Sie hatten gesagt, ich trage die Gene der Federwölfe in mir, doch ich verstehe nicht, was das heißen soll. Meine Eltern waren keine Federwölfe, woher soll ich also diese Gene haben?"

Sisco band sich die langen Haare zusammen und erwiderte: „Keine Ahnung."

„Was soll das heißen? Du weißt doch sonst so viel", hakte Leo verwirrt nach.

„Der Begriff Federwolf ist mir zwar nicht fremd, doch mir fehlt die Verbindung. Ich kann dir keine Antwort geben. Was ich dir allerdings mitteilen kann, ist, dass ein sonderbares Objekt während des Scannvorgangs entdeckt wurde."

Leo spitzte verwundert die Ohren.

„Es ist eine weiße Sichel."

„Was?! Da ist eine Sichel in mir drin?!"

„Die Objekte, die wir auch Kraftspender nennen, tragen normalerweise nur Wächter. Sie geben uns die speziellen Fähigkeiten. Du bist kein Wächter, daher ist es verwunderlich, dass du die Sichel trägst, denn diese ist ähnlich den Objekten, die wir Wächter tragen."

Leo lehnte sich zurück an die Holzbank und versuchte sich vorzustellen, was es mit der Sichel auf sich haben könnte. „Als ich mich verwandelt habe und während eines Traums hat sich der Fleck zu einer Sichel geändert", erinnerte sich der Wolf und deutete auf den schwarzen Fleck auf seiner Brust.

„Ich kann dir leider nicht mehr dazu sagen."

„Und was hast du wegen des Fluchs herausgefunden?"

Sisco schüttelte den Kopf. „Die Berechnungen für den Fluch sind aus unerklärlichen Gründen undurchführbar. Es muss sich um eine Art Fluch handeln, die dem Programm fremd ist und dieser hat alle bekannten Banne und Flüche eingespeichert. Ich hatte angenommen, dass Alanthas Fluch ein gewöhnlicher sei, doch da er nicht direkt von ihr, sondern von Ez'quil ausgesprochen wurde, muss es sich um eine speziellere Art von Fluch handeln, über die ich keine Informationen verfüge. Tut mir leid."

Leo seufzte frustriert. Er hatte gehofft, bald wieder als Vierbeiner durch die Wälder jagen zu können, doch er konnte es Sisco nicht übel nehmen. Wenn der Gepard nichts wusste, dann war es nun mal so und Leo musste sich damit abfinden, noch immer unter dem Fluch zu leiden.

„Ich bin ein Gestaltwandler. Außerdem ist Shayne, der vor vielen Jahren Xornia gerettet hatte, mein Ahne. Ich kann den Xyonit kontrollieren und mich mit seiner Hilfe verwandeln. Ich trage einen Kraftspender in mir, den sonst nur Wächter besitzen und ich trage die Gene der Federwölfe in mir. Gibt es vielleicht noch etwas, von dem ich nichts weiß?"

„Du bist schwanger."

Leo rutschte von der Bank und landete auf dem Hosenboden.

„Das war nur ein Scherz", sagte Sisco und tat etwas, das fast wie ein Lachen aussah. Leo fiel auf, dass er Sisco noch nie lachend erlebt hatte und er allgemein zu ernst war. Vielleicht war er in Gegenwart von Tau anders, doch Leo hatte keine Ahnung. Er vermutete, dass Sisco eine strenge Erziehung genossen hatte.

Siscos Miene wurde wieder völlig ernst und er ergänzte: „Ich werde dir Bescheid geben, sobald es Neuigkeiten gibt."

„Mal ein ganz anderes Thema: Du gehst nach diesem Urlaub zurück nach Xornia, nicht wahr? Und du nimmst Tau mit."

„Korrekt. Zumindest hat sie gesagt, dass sie mitkommen möchte. Wie fragst du?"

Leo nahm wieder neben dem Geparden auf der Bank platz und antwortete mit einem Grinsen: „Es geht mich zwar nichts an aber mir ist aufgefallen, dass du an ihr interessiert bist. Da ist dieses Funkeln in deinen Augen, wenn du sie ansiehst."

„Wie kommst du darauf?"

„Naja, das hat mir ein Vögelchen gezwitschert."

Sisco verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Das ist nur freundschaftlich."

„Bist du sicher?", hakte Leo neugierig nach.

„Sie würde nicht mehr von mir wollen", erwiderte Sisco kühl.

Leo blickte den Geparden durchdringend an und fragte: „Wie kommst du darauf? Vielleicht stimmt das ja gar nicht."

„Ich liebe sie nicht und sie liebt mich nicht. Das ist Tatasche."

„Aber du bist eifersüchtig. Ich habe gemerkt, wie sauer du warst, als Tau sich von den Tigern hat massieren lassen."

„Das ist mir egal."

Leo stand auf, legte die Pfote auf Siscos Schulter und meinte: „Belüge dich nicht selbst. Ich weiß, was ich in deinen Augen sehe, denn diese sind nicht so gefühlskalt wie du angibst. Zwar habe ich keine Ahnung von Mädchen, aber ich weiß, wenn du wenigstens ihr gegenüber mehr Gefühle zeigst, wird sie erkennen, was in dir steckt. Du solltest es wenigstens versuchen, wenn du sie erreichen willst."

Mit diesen Worten ließ Leo den Geparden allein in der Sauna zurück.

Seufzend zog sich Leo in sein Zimmer zurück und legte das Handtuch ab. Die kalte Dusche nach dem Schwitzbad hatte ihn endgültig wach gekriegt und ihn wissen lassen, dass kaltes Fell auf der Haut unangenehm war.

Er schnappte sich ein neues Handtuch und rieb sein Fell trocken, während er in Gedanken an Canjy dachte. Leo fragte sich, was sein Fuchs wohl gerade machte und wie es ihm ging. In den Bergen mussten Temperaturen herrschen, die noch unangenehmer waren als die Dusche nach der Sauna. Er hoffte, dass Canjy nicht in einen Schneesturm geraten war, was nicht unwahrscheinlich war, denn diese Berge waren bekannt dafür, viele Schneestürme zu haben. Etliche sollten bereits unter Schneemassen verschüttet worden sein. Mit einem Mal machte sich Leo große Sorgen und er wollte nichts mehr, als die Vergewisserung, dass es seinem Fuchs gut ging.

Andererseits wollte er Canjy auch beweisen, dass er auch ohne ihn zurecht kam und kein weinendes Häufchen Elend war, sobald er von ihm getrennt war. Leo fragte sich, ob er wirklich so stark war, lange Zeit von seinem Freund getrennt zu sein. Er konnte sich nicht erinnern, jemals länger als zwei Wochen von Canjy getrennt gewesen zu sein. Selbst in ihrer Welpenzeit waren sie unzertrennlich.

Leo warf das Handtuch in den Wäschekorb und schnappte sich frische Unterwäsche. Ihm fiel auf, wie abhängig er von Canjy war. Durch ihn hatte er eine wundervolle Kindheit und nun war er dem Fuchs näher als ein Freund. Näher als ein Bruder.

Er erinnerte sich, ein schlechtes Gewissen gehabt zu haben, da er Canjy verschwiegen hatte, dass Leo ein Gastatwandler war. Dieses Geheimnis hatte ihm noch mehr Gewissensbisse bereitet, als das Geheimnis, dass Leo in Canjy verliebt war. Leo konnte nicht einschätzen, wie Canjy auf diese Geheimnisse reagieren würde und war überglücklich, als diese mehr oder weniger unfreiwillig aufgedeckt wurden und Canjy ihn akzeptiert hatte.

Der Wolf band sich die noch feuchten Haare zusammen und griff nach einem Apfel aus der Obstschale, die in jedem Zimmer bereitgestellt wurde.

Ganz egal was passierte, Leo liebte Canjy und er wusste, dass der Fuchs ihn ebenso sehr liebte. Dieses Wissen gab ihm Kraft und Leo war sich sicher, dass er damit die Woche gut überstehen würde und er freute sich schon, anschließend wieder in Canjys Arme zu fallen und zu sagen, dass er es mühelos geschafft hatte.

„Was soll das bitte werden?", fragte Tau verwirrt, als der Gepard sie aus dem Schlaf riss, indem er ihr Oberteil hochzog. Sie sah Sisco wütend an, doch dieser meinte: „Ich wollte dir den Rücken massieren."

Er deutete auf ihren entblößten Rücken und das Massageöl, das er sich von den Tigern geborgt hatte.

„Und warum?", wollte die Wölfin wissen. Ihre Ohren waren angelegt und ihr Nackenfell sträubte sich.

„Weil ich dir zeigen will, dass ich das viel besser kann, als irgendjemand anderes."

Ihr Fell legte sich und interessiert sah sie den Geparden an. „Ach ja? Na dann lass mal sehen, was du kannst."

Sisco verteilte das l in seinen Pfoten und begann, ihren Rücken durchzukneten.

Tau hatte erwartet, dass Sisco zu fest zupacken würde, doch er tat es genau richtig. Sie hatte das Gefühl, dass Sisco sie auf einer anderen Art und Weise berührte, wie die Tiger es getan hatten. Die Wölfin konnte nicht anders, als ein entspanntes Knurren aus ihrer Kehle klingen zu lassen, die dem Geparden bedeuten sollte, dass er seine Arbeit gut tat.

Als Tau zu ihm nach hinten sah, meinte sie sogar ein Lächeln auf den dunklen Lefzen erkennen zu können. Er hatte ein schönes Lächeln, das er nur viel zu selten zeigte.

„Bald ist soweit und wir werden nach Xornia gehen", sagte Sisco mit monotoner Stimme, doch Tau wusste, dass Sisco sich freute, wieder ins Schloss zurückzukehren.

„Ich freue mich schon darauf", flüsterte Tau freundlich lächelnd.

„Erzähl mir von deiner Familie", bat Sisco, während er der Wölfin weiterhin ausgiebig den Rücken massierte.

Tau sah in seine Augen und überlegte, was sie dem Geparden erzählen sollte. Es wunderte sie, dass sich Sisco für ihre Eltern interessierte, doch vielleicht wollte er auch einfach nur die Konversation am Leben halten. „Meine Eltern führen seit Jahren die Tierarztpraxis May in unserer Heimat Aloxa. Mein Großvater hatte meinem Vater die Praxis überlassen, als dieser zu alt war. Damals sind auch zwei weitere Angestellte aufgrund des hohen Alters gegangen und mein Vater musste neues Personal einstellen. Darunter war auch meine Mutter. Daher kennen die beiden sich. Den Traum, Ärztin zu werden, habe ich wohl von ihnen."

Sisco nickte. „Was mich persönlich noch interessieren würde, wann und wie hast du erkannt, dass du eine Wächterin bist?"

Tau spürte, dass Sisco in der Bewegung inne hielt und auf die Antwort wartete. Die Wölfin kramte in ihrem Gedächtnis, doch sie konnte sich nicht erinnern, wie lang sie schon in der Lage war, sich zu verwandeln. „Muss wohl lange her sein. Ich weiß es nicht mehr genau. Ich weiß nur noch, dass ich damals mit ein paar Freundinnen einen Ausflug gemacht hatte und dabei ein Unfall passiert ist. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern."

Sie hatte die Erinnerungen verdrängt und in den vergangenen Jahren vergessen. Alles, was sie jetzt noch wusste, war, dass es mit einer großen Angst zu tun gehabt hatte. Über welche Angst genau, wusste sie nicht, da Tau viele mehr oder weniger große Ängste hatte.

Sisco begann Taus Schultern zu massieren und ihre Verspannungen zu lösen.

„Und du? Wann wurdest du zum Wächter?", wollte sie wissen.

Schweigend massierte Sisco weiter.

Verwundert spitzte Tau die Ohren. „Ich habe dich etwas gefragt."

„Ich wurde zum Wächter, als meine Eltern starben", stieß er knapp hervor.

Tau schob seinen Arm weg, setzte sich auf und sah ihm in die Augen. „Tut mir leid. Das wusste ich nicht."

„Ist egal. Ich kann mich sowieso nicht mehr an sie erinnern. Jetzt lass uns das Thema wechseln."

Die Wölfin nickte einverstanden und schlug vor: „Solange das l einzieht könnte ich ein Frühstück vertragen. Kommst du mit?"

„Gern."

Als Leo in das heiße Wasser stieg, fiel ihm auf, dass er nicht alleine war. Die großen Bäder waren in einzelnen Räumen und sobald jemand ein Zimmer betrat, war für alle anderen Gäste der Zutritt zu dieser Anlage verwehrt.

„Es ist besetzt", brummte Leo, ohne zu seinem Besucher zu blicken.

„Aber doch sicher nicht für mich."

Leo meinte, Canjys Stimme gehört zu haben und drehte den Kopf. Zwar stimmte das orangefarbene Fell überein, doch es handelte sich nicht um einen Fuchs.

„Du schon wieder? Was willst du?", fragte Leo den Tiger sauer.

„Das Personal dieses Wellnesscenters ist dazu verpflichtet, ihren Gästen Entspannung zu bieten, sie zu verwöhnen und ihre Sinne zu befriedigen."

„Am meisten würdest du mich mit deiner Abwesenheit befriedigen."

Der Tiger legte die Pfoten auf Leos Schultern und flüsterte: „Du scheinst sehr angespannt zu sein. Gib mir eine Chance. Du wirst es sicher nicht bereuen."

Leo streckte den Kopf, um dem Tiger in die Augen blicken zu können und fragte: „Was schwebt dir denn vor?"

Die Pfote wanderte von der Schulter über Leos Brust, während sich die dunklen Lefzen zu einem Grinsen zogen und die Augen funkelten.

Leo saugte den Geruch des Tigers ein und erkannte, was er im Sinn hatte und erinnerte: „Ich habe einen Freund."

Der Tiger ließ sich davon nicht beeindrucken und ließ seine Pfoten tiefer wandern.

„Hast du mir nicht zugehört?"

Als die Pfote an den Bauchnabel gelangte, griff Leo an den Arm des Tigers und blickte ihn knurrend an. „Ich sagte, ich habe einen Freund. Mit deinen Dienstleistungen kannst du dich um einen anderen kümmern, aber nicht um mich. Wenn du es also vorziehen würdest, keine Beschwerde zu erhalten, wäre es von Vorteil, mich nicht wieder anzufassen."

„Wieso bist du so gereizt? So gut wie jeder, egal ob schwul oder nicht, single oder in einer Beziehung, betreibt sexuelle Aktivitäten mit verschiedenen Partnern. Das wird bei deinem Freund nicht anders sein", entgegnete der Tiger und zog die Arme zurück.

Entrüstet stieg Leo aus der Wanne, knotete sich ein Handtuch um die Hüften und ging auf den Tiger zu. „Aber ich werde nicht derjenige sein, der untreu ist. Außerdem vertraue ich meinem Freund. Ich glaube nicht, dass er mir fremdgehen würde."

„Eines Tages wirst du an meine Worte denken. Niemand ist perfekt."

„Geh wieder an deine Arbeit und mach den Raum sauber", knurrte Leo und stieß einen Behälter mit Seife aus, der sich auf dem Boden verteilte.

Leo warf sich in sein Bett und dachte über die Worte des Angestellten nach. Es war eine Lüge, dass er gesagt hatte, er würde Canjy in dem Punkt vertrauen. Leo wusste, dass Canjy auch interessiert an Weibchen war und das Training in den Bergen vielleicht nur ein Vorwand war, um etwas ganz anderes machen zu können, ohne dabei erwischt zu werden.

Seufzend rollte sich Leo zusammen und musste daran denken, was Canjy ihm erzählt hatte. Der Fuchs wünschte sich, Welpen in die Welt zu setzen und mit Leo konnte er dies nicht. Leo war klar, selbst wenn er Welpen wollen würde, könnte er mit Canjy keine zeugen.

Er schüttelte den Kopf. Warum sollte Leo den Worten eines anderen, der nicht den leisesten Schimmer über ihre Beziehung hatte, Glauben schenken? Leo war sich sicher, dass, wenn er zurück in ihr Haus kam, Canjy dort vorfinden, ihm in die Arme fallen und sinnlich küssen würde. Er wusste, dass Canjy sein Schwerttraining ernst nahm und er konnte sich nicht vorstellen, dass ihn der Fuchs, mit dem er bereits sein ganzes Leben geteilt hatte, anlügen würde.

„Das würdest du doch nicht tun, oder Canjy?", flüsterte Leo leise.