Bydlo

Story by TigerInASpotlight on SoFurry

, , , , , , ,

Diese Story habe ich für ein Fanzine zum Thema "Bilder einer Ausstellung" geschrieben, das ich vor ein paar Jahren herausgegeben habe.


Die Herberge war sicherlich nicht das, was man das erste Haus am Platze nennen könnte, aber sie war die erste, die der Reisende sah, der die Stadt durch das Westtor betrat, und vom Reisen hatte Vathek nach einem regnerischen Tag im Sattel erst einmal genug.

Das Schild, das über der Eingangstür im leichten Wind schwankte, zeigte den Schriftzug Bydlo, darunter einen Ochsenkarren. Welcher Sprache dieses Wort entstammte und was es bedeutete wußte Vathek nicht und es war ihm auch egal, solange er hier etwas zu essen und ein trockenes Bett bekommen konnte. Er übergab sein Pferd in die Obhut des Stallburschen und betrat die Gaststube, nachdem er sich das Regenwasser notdüftrig aus dem Mantel geschüttelt hatte.

Von innen war die Herberge größer, als es von außen den Anschein gehabt hatte. Vathek zählte auf dem Weg zur Theke mindestens fünf oder sechs verschiedene Schankmädchen, die ein sehr gemischtes Publikum bedienten, das aus den verschiedensten Rassen und Völkern bestand, wobei einige der Gäste offensichtlich selbst eine solche Mischung waren.

Vathek war das nur recht; Rassendünkel konnte er sich bei seiner Profession sowieso nicht erlauben, und bei so unterschiedlichen Gästen war die Wahrscheinlichkeit groß, die eine oder andere Neuigkeit zu erfahren.

Der Wirt kam ihm bereits entgegen als er mit seinen Gedanken noch nicht zu Ende war. Er war ein Feuertiger von imposanter Statur, der ihn noch um fast einen Kopf überragte, als er sich vor Vathek aufbaute und ihn mit seinen gelben Raubtieraugen mißtrauisch ansah. Die roten Streifen auf seinem weißen Fell ließen ihn noch grimmiger erscheinen, und offensichtlich wußte er um die Wirkung, die er damit erzeugte.

Auch ohne Worte war damit für den Neuankömmling bereits klar, dass der Tiger in seiner Herberge ein strenges Regiment führte, aber um wirklich keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, erklärte ihm der Wirt mit seiner grollenden Stimme, dass er hier besser keinen Ärger machen sollte.

Vathek erlebte diese Reaktion nicht zum ersten Mal. Leute wie er, denen die Aura des Schwert-zu-vermieten auf Schritt und Tritt folgte, kannten sie aus den unterschiedlichsten Situationen und aus den verschiedensten Gründen.

Der Grund hier und heute war einfacher Natur und für Vathek schnell zu bereinigen. Die - bei einem Abenteurer wie er nun mal einer war - nur zu berechtigten Zweifel an seiner Bonität waren nach einem Blick in die nach dem letzten erfolgreichen Auftrag gut gefüllte Börse beseitigt, und nach dem erneuten Versprechen, sich zu benehmen, einigte man sich auf ein Zimmer für die Nacht, ein Abendessen und - als besonderen Luxus, da die Bezahlung bei diesem letzten Auftrag wirklich nicht schlecht gewesen war - ein heißes Wannenbad. Die offensichtlich stillschweigend in den Preis eingerechnete Gefahrenzulage schien nicht so unverschämt, dass sich Vathek deswegen mit einem Feuertiger anlegen wollte, zumal er keine Lust hatte, wieder in den Regen zurückzukehren, um sich eine andere Gaststätte zu suchen oder, was für einen Mann wie ihn auch keine neue Erfahrung gewesen wäre, die Nacht bei den Pferden im Stall zu verbringen.

Das Essen, das man ihm servierte, war ansprechend und vor allem heiß, das Bier gut trinkbar, und Vathek sprach beidem gebührend zu, während er mit einem Ohr den Gesprächen an den Nebentischen lauschte. Etwas wirklich Interessantes kam allerdings nirgends zur Sprache, und außerdem war Vathek momentan finanziell so gut ausgestattet, dass er für einige Zeit über die Runden kommen würde, ohne einen neuen Auftrag annehmen zu müssen. Kurz nachdem er sein Mahl beendet hatte ließ man ihn dann auch schon wissen, dass das gewünschte Bad zur Verfügung stünde, und er erklomm die steile Stiege, die in das Obergeschoß zu den Gästezimmern führte.

In dem Raum, den man ihm zugewiesen hatte, befand sich nicht viel mehr als ein Bett mit einer strohgefüllten Matratze, an dessen Fußende das spärliche Gepäck Vatheks noch genauso abgestellt war, wie er es hinterlassen hatte. Irgendwie war es den dienstbaren Geistern des Hauses gelungen, in der Zeit, die er in der Gaststube verbracht hatte, einen großen Holzzuber in der engen Kammer unterzubringen, der bereits zur Hälfte mit heißem Wasser gefüllt war. Seife und sogar ein Handtuch lagen schon auf dem grob gezimmerten Stuhl bereit, der die Zimmereinrichtung komplettierte.

Das blonde Mädchen, das kurz nach ihm das Zimmer betrat, war jung, fast noch ein Kind, aber an der Art, wie sie die beiden Holzeimer mit weiterem heißem Wasser schleppte, konnte man sehen, dass sie schwere Arbeit gewohnt war. Sie trug ein einfaches wollenes Kleid, das fast bis zum Boden reichte und, wie alle Bediensteten, die Vathek hier bisher zu Gesicht bekommen hatte, um den Hals das schmale Band, das sie als Sklavin auswies und dessen kompliziertes Farbmuster dem Eingeweihten verriet, wessen Eigentum sie war.

Beiläufig beobachtete Vathek das Mädchen dabei, wie sie den Zuber auffüllte. Seine volle Aufmerksamkeit erwachte erst, als er verwundert bemerkte, dass sie offensichtlich elfischer Abstammung war. Allerdings lief ihr Gesicht seltsam spitz zu, was zusammen mit den kleinen Haarbüscheln, die aus den Spitzen ihrer Ohren sprossen, ein deutliches Anzeichen dafür war, dass sie ein Mischling irgendeiner Art sein mußte.

Trotzdem schien es Vathek unwahrscheinlich, dass die unnahbaren und immer auf Ehre und Würde bedachten Elfen es hinnehmen sollten, dass eine der ihren in Sklaverei lebte. Zumindest nicht, wenn sie so offensichtlich elfischen Blutes war wie dieses Mädchen, und schon gar nicht bei einem nicht-elfischen Besitzer.

Nachdem sie auch den letzten Eimer in die Wanne entleert hatte, machte die junge Sklavin einen höflichen Knicks.

»Herr, habt Ihr noch einen Wunsch?«

Vathek sah sich das Mädchen erneut genau an. Er war sicher, sich bei ihr nicht geirrt zu haben und fragte: »Sag, wie bist du hierher gekommen?«

Das Mädchen schaute ihn ratlos an. Mit dieser Frage hatte sie ganz offensichtlich nicht gerechnet.

»Herr? Ich wurde gekauft, um hier zu arbeiten«, antwortete sie.

»Nein, ich meine, wie bist du in die Sklaverei geraten?«

»Ich wurde bereits als Sklavin geboren, Herr. Mit zehn Jahren kam ich dann hierher.«

»In Sklaverei geboren und weiterverkauft? Ich wußte gar nicht, dass das bei Elfen möglich ist. Du bist doch elfischer Abstammung?«

»Ja, Herr. Ich bin zu drei Vierteln elfischen Blutes.« Zum ersten Mal schwang in ihrer Stimme so etwas wie Stolz mit.

Vatheks Erstaunen wuchs immer weiter. Eine Dreiviertelelfin in der Sklaverei war in der Tat unerhört und vermutlich noch nie dagewesen.

»Weiß man denn bei den Elfen nicht, dass es dich gibt?«, überlegte er laut. »Aber das kann nicht sein, offensichtlich versteckt dich dein Herr ja nicht.« Er sah sie an. »Was ist eigentlich das restliche Viertel?«

Das Mädchen schaute verschämt zu Boden.

»Ratte, Herr.«

Vathek zog verwundert eine Augenbraue hoch. Diese Sklavin oder zumindest einer ihrer Vorfahren mußte eine weite Reise hinter sich haben. Das Volk der Ratten lebte fast am anderen Ende des Kontinents und blieb im allgemeinen auch dort. Dass sich die elitären Elfen mit Nichtelfen einließen, geschah schon selten genug. Die Kombination Elf und Ratte indes war kaum vorstellbar; dass dabei auch noch Nachkommen gezeugt wurden, einfach unglaublich. Aber es erklärte das Aussehen des Mädchens. Und bei dem schlechten Ruf des Rattenvolks möglicherweise auch die Versklavung ihrer Mutter, die demnach Halbratte sein mußte und - erstaunlich genug, aber bei dieser Familiengeschichte erstaunte Vathek gar nichts mehr - mit einem Elfenmann ebenfalls eine Tochter gezeugt hatte. Aber eine Sache blieb weiterhin rätselhaft.

»Auch wenn du ein wenig Ratte bist, verstehe ich nicht, warum die Elfen dulden, dass du in Sklaverei lebst.«

»Das Erbe der Ratten ist bei mir sehr stark, Herr«, erwiderte das Mädchen. »Elfen erkennen mich nicht als ihresgleichen an.«

»Mir scheint nicht, dass du sehr viel von einer Ratte an dir hast«, teilte ihr Vathek seine Zweifel mit. Elfen waren zwar sehr eigenwillig, wenn es um die Reinheit ihres Blutes und ihrer Rasse ging, aber Elfenmischlinge gab es fast in jeder größeren Stadt, und Vathek hatte schon einige kennengelernt, deren Abstammung weniger offensichtlich war als bei diesem Mädchen und die sich trotzdem ungestraft elfisch nennen durften.

»Glaubt mir, Herr, es ist so«, erwiderte sie. Sie knickste erneut. »Euer Bad wird kalt, Herr. Habt Ihr sonst noch einen Wunsch?«

»Ja, vielleicht«, antwortete Vathek nachdenklich. »Möchtest du mir nicht ein wenig Gesellschaft leisten?«

»Was meint Ihr, Herr? Wünscht Ihr jemanden, der Euch beim Bad unterstützt?«

»Das möglicherweise auch. Aber ich hatte da jetzt mehr an Gesellschaft für die Nacht gedacht.«

»Ich verstehe, Herr. Ich werde sofort eines der Tavernenmädchen rufen. Wenn Ihr eine bestimmte Vorliebe habt...«

»Nein, nein«, unterbrach Vathek. »Ich habe nicht nach einem dieser Mädchen gefragt. Ich habe dich gefragt.«

»Aber Herr«, wandte die Sklavin ein. »Ich bin nur ein einfaches Küchenmädchen und nicht für den Dienst auf den Zimmern vorgesehen. Sicher werde ich schon lange zurück erwartet.«

»Wegen deinem Herrn brauchst du dir keine Sorgen zu machen, das regle ich schon mit ihm. Ich bin mir sicher, er wird mir deine Fehlzeit mehr als angemessen in Rechnung stellen«, sagte er amüsiert.

»Aber Ihr wünscht doch sicher ein erfahreneres Mädchen als ich es bin. Und ich kann Euch versichern, Herr, unsere Mädchen...«

»Ich glaube dir gerne, dass die Mädchen von unten alle Erfahrung in diesen Dingen haben, die man sich nur vorstellen kann. Aber ich denke doch, dass auch du nicht ganz ohne Wissen darin bist wie es ist, das Bett zu teilen, oder?«

»Das schon, Herr, aber ich bin nur ein Rattenmischling«, erwiderte sie befangen. »Ihr habt das möglicherweise nicht bedacht...«

»Doch, aber ich finde immer noch nicht, dass du besonders stark nach Ratte aussiehst. Und das bißchen, das man erkennen kann, stört mich überhaupt nicht. Im Gegenteil...

Also, was ist? Ja oder nein?«

»Herr, Ihr wißt, dass ich nicht nein sagen darf«, sagte sie niedergeschlagen.

Vathek wußte natürlich, dass dem Mädchen, würde sie einem Gast einen Wunsch abschlagen, wahrscheinlich eine strenge Bestrafung drohte. Wie sie sich trotzdem so lange aus ihrer misslichen Lage herauszuwinden versuchte, ohne sich seiner Forderung geradeheraus zu verweigern, war Zeichen einer größeren Intelligenz, als es der Mann bei einer einfachen Sklavin erwartet hatte.

»Dann bleibst du also«, stellte er zufrieden fest. »Vielleicht möchtest du vorher auch noch baden?« Vathek registrierte amüsiert die Überraschung des Mädchens. »Zu zweit werden wir in diese Wanne sicher nicht hineinpassen, aber du kannst sie gerne als erste benutzen.«

»Seid Ihr sicher, Herr?«, fragte sie ungläubig. »Es ist Euer Bad, und Ihr wollt doch sicher nicht in bereits benutztem Wasser liegen.«

»Im Gegensatz zu mir machst du keinen besonders schmutzigen Eindruck. Und ich habe zu schlechteren Zeiten schon in Flüssigkeiten gebadet, die mit Wasser nicht mehr viel zu tun hatten. Ich werde es also überleben.«

»Danke, Herr«, sagte das Mädchen, und fuhr mit einem Blick auf den gefüllten Zuber leise fort: »Ich habe noch nie gebadet...«

»Dann fang an, solange das Wasser noch heiß ist«, schlug der Mann vor. »Ach ja, und nenne mich nicht ›Herr‹. Mein Name ist Vathek, und da wir die Nacht miteinander verbringen werden, sollten wir uns beim Namen nennen.

Und wie heißt du?«

»Ja, Herr - Entschuldigung, Vathek«, antwortete sie und sah ihn an. »Mein Name ist Ennovy.«

Sie hatte ihren Gürtel und die Bänder, die ihr schlichtes Kleid verschlossen, bereits geöffnet, zögerte aber kurz, bevor sie es über ihre Schultern und zu Boden gleiten ließ. Wie bei einer einfachen Sklavin nicht anders zu erwarten, war es ihr einziges Kleidungsstück gewesen, und mit nur einem Blick wurde Vathek klar, warum den Elfen dieses Mädchen so gleichgültig war.

Während in ihrem Gesicht nur eine Ahnung ihrer Abstammung erkennbar war und ihr Oberkörper keinerlei Auffälligkeiten aufzuweisen schien, änderte sich das, je weiter nach unten Vatheks Blick wanderte. Knapp oberhalb ihrer Hüfte setzte eine, zunächst flaumige, helle Behaarung ein, die sich immer mehr zu einem dichten, wenn auch kurzen, weißen Fell verdichtete. Die Beine des Mädchens ähnelten in der Tat mehr denen einer Ratte, als denen von Menschen oder Elfen, und ihre bloßen Füße wiesen damit überhaupt keine Ähnlichkeit mehr auf; langgestreckt und mit richtigen kleinen Krallen ausgestattet.

Am Hervorstechendsten war allerdings der lange Schwanz, der aus ihrem unteren Rücken entsprang und fast bis zum Boden reichte. Ennovy hatte recht gehabt: Das Erbe, dass ihr der unbekannte Rattenvorfahre hinterlassen hatte, war sehr stark und noch nicht einmal der toleranteste unter den rassebewußten Elfen würde jemanden mit diesem Aussehen als gleichwertig akzeptieren.

Das Mädchen hatte seinen überraschten Blick offenbar bemerkt, denn niedergeschlagen sagte sofort: »Jetzt seht Ihr es ja selbst. Ihr werdet jetzt sicherlich doch eines der Tavernenmädchen bevorzugen wollen - Herr?«

Vathek winkte ab. »Ich habe dir zumindest ein Bad versprochen, und das sollst du auch bekommen. Also rein mit dir, bevor ich es mir noch anders überlege. Und sag nicht wieder Herr zu mir!«

Die Überraschung darüber, dass sich der Mann einer Sklavin gegenüber an ein Versprechen gebunden fühlte, war Ennovy am Gesicht abzulesen. Aber in ihrer Lage nahm man, was man bekommen konnte, und ein richtiges Bad war mehr, als sie sich je erhoffen konnte. Also beeilte sie sich, seiner erneuten Aufforderung nachzukommen und stieg vorsichtig in die Wanne. Als sie ganz in das warme Wasser eintauchte, machte sie auf Vathek den Eindruck, dass sie auch nicht glücklicher hätte sein können, wenn sie statt in einem einfachen Holzzuber in einem richtigen Marmorbecken, wie sie in den großen Palästen zu finden waren, gesessen hätte.

Amüsiert reichte ihr der Mann die Seife, und als sie sie entgegennahm, erwiderte sie tatsächlich zum ersten Mal sein Lächeln.

Trotz ihrer offenkundigen Freude an diesem einmaligen Erlebnis beeilte sie sich, und nach nicht einmal zehn Minuten verließ sie mit sichtlichem Bedauern und pitschnaß die Wanne schon wieder.

»Danke«, sagte sie leise, und meinte damit ganz offenkundig nicht nur das Handtuch, das ihr Vathek entgegen hielt.

Da sie ihm den Rücken zuwandte, während sie sich anschließend abtrocknete, konnte der Mann das Mädchen endlich auch von hinten betrachten. Auf ihrem Rücken setzten die ersten Anzeichen ihrer ungewöhnlichen Körperbehaarung bereits dicht unter den Schulterblättern ein, begannen wie schon auf der Vorderseite zuerst ganz fein und kaum sichtbar, um dann in einem immer breiter werdenden Streifen entlang ihrer Wirbelsäule zu verlaufen. Kurz über ihrem rosafarbenen Schwanz, der ebenfalls von einem hellen Flaum bedeckt zu sein schien, fächerte sich die Behaarung dann so weit auf, dass sie den Körper des Mädchens in ganzer Breite bedeckte.

Vathek war so in seine Beobachtungen vertieft, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass Ennovy ihn über ihre Schulter mit großen Augen ansah.

»Ich bin jetzt fertig«, sagte sie entschuldigend. »Darf ich mich jetzt wieder anziehen? Ich werde dann gleich gehen und eines der Tavernenmädchen holen.«

»Ja, anziehen solltest du dich besser, bevor du gehst«, antwortete Vathek mit einem Räuspern. »Meine Kleidung kannst du auch gleich mitnehmen und bis morgen früh waschen lassen. Aber ein anderes Mädchen brauchst du nicht zu holen. Bringe statt dessen noch einen Eimer heißes Wasser und sage gleich deinem Herrn Bescheid, dass du für den Rest der Nacht mit mir zusammen sein wirst.«

Ennovy starrte ihn überrascht an. »Aber...«, begann sie und verstummte dann.

»Ja, ich weiß«, sagte Vathek. Er begann sich auszuziehen und warf seine schmutzigen Kleider auf einen Haufen. »Aber ich bin kein Elf, dein Aussehen ist für mich nicht so abstoßend, wie du vielleicht denkst. Und ein trockenes Handtuch solltest du auch mitbringen«, ergänzte er nach einem Blick auf das völlig durchnäßte Stoffstück, das das Mädchen schützend vor ihren Körper hielt, während er sich in das noch lauwarme Wasser gleiten ließ.

Als Ennovy wenige Minuten später mit frischem Wasser zurückkehrte, war Vathek bereits gut durchgeweicht. Er seufzte wohlig, als sie das heiße Wasser nachfüllte, und fühlte beinahe, wie sich der Schmutz der letzten Wochen abzulösen begann. Er ließ sich wesentlich mehr Zeit als zuvor das Mädchen und verließ die Wanne erst, als das Wasser bereits unangenehm kalt zu werden begann.

Nachdem er sich schnell abgetrocknet hatte, hielt er sich nicht erst damit auf, sich saubere Sachen zum Anziehen zu suchen, sondern ging so, wie er aus dem Bad gestiegen war, zum Bett, wo ihn Ennovy bereits erwartete. Ihr Kleid lag sorgsam zusammengelegt auf dem Boden.

»Du hast das doch sicher schon öfter gemacht?«, fragte er das Mädchen, während er zu ihr unter die Decke schlüpfte.

»Nein, jedenfalls nicht mit einem Gast«, antwortete sie ängstlich.

»Ah, dann also mit dem einen oder anderen der Stalljungen?«, lächelte Vathek wissend. Er legte eine Hand auf ihre schmale Hüfte und ließ sie sanft auf und ab gleiten, während er das Mädchen langsam zu sich hin zog.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es ist uns Sklaven verboten, ohne Erlaubnis miteinander - zu liegen.« Sie schwieg einen Moment. »Ich war bis jetzt nur mit meinem Herrn zusammen.«

»Welchen Herrn meinst du? Der, der dich an diese Herberge verkauft hat?« Das Gefühl der warmen Haut Ennovys, die unter seinen Fingern langsam in weiches Fell überging, war ungewohnt, aber durchaus nicht ohne Reiz.

»Nein, meinen jetzigen Herrn.«

Vathek erstarrte. »Wer? Doch nicht der Wirt? Der Tiger?«

»Doch. Das ist mein Herr.«

»Ein Feuertiger? Ein Feuertiger war dein erster Liebhaber?« Vathek richtete sich mit einem Ruck auf. »Verdammt, wie ist das denn passiert? Ein Feuertiger ist doch wirklich nicht der Richtige für ein Elfenmädchen. Oder ein Rattenmädchen. Ein Feuertiger ist ja noch nicht mal der Richtige für ein Feuertigermädchen.«

»Du weißt vielleicht, dass Sklaven nicht für ... sexuelle Dienste benutzt werden dürfen, wenn sie jünger als zwölf sind«, begann sie mit tonloser Stimme. »Daran hat er sich auch gehalten, aber er hat auch keinen Tag länger gewartet. ›Ich muß dich jetzt einreiten‹, hat er gesagt, als er mich morgens geholt hat. Es war furchtbar. Er hat mich gekratzt und gebissen, aber das war noch nicht mal das Schlimmste. Es hat einfach alles nur weh getan. Und als ich dann zu weinen begonnen habe, hat er mich verprügelt. Beim zweiten Mal habe ich dann nicht mehr geweint, und beim dritten Mal auch nicht. Danach war er endlich fertig. Er hat dann noch gesagt, dass ich wohl wirklich nur in der Küche zu gebrauchen bin, und eine Ratte wird ja sowieso keiner... Naja, seitdem hat er mich auch nicht mehr zu sich gerufen. Das ist jetzt zwei Jahre her.«

Im schummrigen Licht des wolkenverhangenen Abends konnte Vathek sehen, wie Tränen über die Wangen des Mädchens liefen. Vorsichtig zog er seine Hände von ihr zurück und gab ihr einen sanften Kuß auf die Stirn.

»Ich glaube, ich möchte jetzt doch einfach nur schlafen. Dir wird der Sinn wohl auch nicht mehr nach anderen Aktivitäten sein. Für diese Nacht kannst du natürlich hierbleiben.«

Ennovy schniefte und nickte kaum merklich. »Aber du wirst doch nicht dafür bezahlen, dass ich nur in deinem Bett schlafe«, wandte sie ein und machte Anstalten, aufzustehen. »Du möchtest doch sicherlich ein anderes Mädchen haben.«

Der Mann drückte sie sanft auf die Matratze zurück. »Du wirst wahrscheinlich selten Gelegenheit haben, so früh ins Bett zu kommen. Wenn dir meine Gegenwart nicht zu unerträglich ist, bleib hier und schlaf dich aus, ja? Ich habe jetzt nicht das Verlangen, nach irgendeiner anderen Gesellschaft.«

Vathek war sich nicht sicher, ob das Mädchen in dieser Nacht überhaupt viel geschlafen hatte, er selbst war jedenfalls immer wieder aufgewacht, weil sie sich unruhig neben ihm im Bett gewälzt hatte.

Endgültig wach wurde er am frühen Morgen, als er eine plötzliche Leere neben sich bemerkte. Ein schneller Blick bestätigte ihm, dass sowohl Mädchen als auch ihr Kleid verschwunden waren. Er fragte sich bedauernd, ob er wohl Gelegenheit bekommen würde, sich von ihr zu verabschieden, als sich leise die Tür öffnete und Ennovy lautlos herein huschte, in den Armen seine gereinigten Kleider.

»Oh, du bist schon wach«, sagte sie entschuldigend. »Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt. Ich habe mich nur schon mal um deine Kleidung gekümmert.« Verlegen übergab sie ihm das Bündel. »Und danke, dass du mich nicht weggeschickt hast, obwohl ich sicher nicht deinen Erwartungen entsprochen habe.« Sie sah verlegen zu Boden, während sich Vathek anzog. »Naja, die Sonne geht auf, und du hast mich ja nur für die Nacht gewollt. Ich werde jetzt wieder in die Küche zurückkehren.«

»Ein Moment noch«, erwiderte der Mann und ging nachdenklich zu dem Mädchen. Wortlos zog er sein Messer und hielt es der zu Tode erschrockenen Elfe an den Hals. Mit einem schnellen Schnitt durchtrennte er ihr Halsband und trat sofort einen Schritt zurück.

»Was tust du da?«, fragte Ennovy entsetzt und hielt sich schützend die Hände vor ihren nunmehr nackten Hals. »Du weißt doch, dass ich das Halsband nicht abnehmen darf.«

»Du hast es ja auch nicht abgenommen«, erwiderte Vathek. »Ich habe es getan. Warte hier. Ich nehme nicht an, dass du bereits etwas gegessen hast?«

Ohne ein weiteres Wort ließ er sie alleine in dem kleinen Zimmer zurück. Den Feuertiger fand er erwartungsgemäß hinter der Theke des Schankraums.

»Zweimal Frühstück auf mein Zimmer«, orderte er und warf mit einer beiläufigen Handbewegung das zerschnittene Band der Sklavin auf den Tresen. »Und wieviel für das Rattenmädchen?«

Nicht ganz zwei Stunden später saß Vathek wieder im Sattel und ritt langsam die Hauptstraße entlang. Der Regen hatte sich in der Nacht glücklicherweise verzogen und strahlendem Sonnenschein Platz gemacht, so dass er sich keine Sorgen um die Gesundheit Ennovys machen mußte, die keine schützendere Kleidung besaß, als das Kleid, das sie am Leib trug. Das Mädchen war zum Glück so leicht und zierlich, dass es dem Pferd keine Mühe bereitete, sie beide zu tragen, auch wenn sie es auf ihrem Platz hinter seinem Rücken nicht besonders bequem hatte und sich unsicher an ihm festhielt.

»Als erstes müssen wir zum Markt, und ein neues Halsband für mich machen lassen«, hörte er sie von hinten sagen. »Es ist uns nicht erlaubt, uns ohne in der ffentlichkeit zu bewegen.«

»Nein, als erstes müssen wir Hosen für dich machen lassen. Ein Kleid taugt nicht zum Reiten, und du wirst nicht ewig im Damensitz balancieren wollen.« Er lachte. »Ich frage mich, ob hier überhaupt Hosen geschneidert werden, die du mit diesem Schwanz benutzen kannst. Wahrscheinlich werden wir ein Loch hinein schneiden müssen.

Und danach können wir uns um etwas für deinen Hals kümmern. Mir würde aber so etwas wie eine silberne Halskette besser an dir gefallen als ein Band, was meinst du? Elfen mögen doch Silber so sehr.«

»Sklaven dürfen aber keinen Schmuck tragen«, kam der Einwand aus seinem Rücken.

»Ich weiß. Aber ich hatte noch nie Sklaven, und habe es auch in Zukunft nicht vor. Wir werden uns überlegen müssen, was wir mit dir anfangen können. Du kannst nicht zufällig mit einem Schwert umgehen? Nein? Das habe ich mir gedacht. Dann werde ich mir eben schneller wieder einen Auftrag beschaffen müssen, als ich eigentlich gewollt habe. Hätte mir nicht gedacht, dass Ratten so teuer sein können. Und dann wollte er mir auch noch die Nacht extra berechnen...«

Mehrere Minuten vergingen schweigend, in denen sie gemächlich durch die morgendliche Stadt ritten.

»Vathek?«, fragte Ennovy dann mit belegter Stimme. »Hattest du schon von Anfang an vor, mich freizukaufen? Schon als du mich gefragt hast, ob ich die Nacht mit dir verbringen will?«

»Nein«, antwortete der Mann. »Da habe ich nur mal mit einer Elfe ins Bett gewollt. Also, wo ist denn jetzt dieser Markt?«