Wolf's Journey - Kapitel 09: Die Aussprache

Story by silverstripe on SoFurry

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#9 of Wolf's Journey


Die Aussprache

,,Sich selbst zugefügt?"

Yuchi sah den Husky mit ungläubigem Blick an.

,,Ja, er hat sich mit einer Klinge in den Arm geschnitten."

Ryo wischte die Träne fort und sah den Husky an. ,,Rakshasa und Yoko haben es die ganzen Wochen nicht bemerkt und du brauchst nicht mal einen Tag?"

Maki sah wieder zu dem Panther, der sich am Arm kratzte. Wieder hatte der Husky dieses Gefühl, das er damals bei Yuchi hatte und er nahm Ryo in den Arm. Zuerst war der Panther geschockt, doch dann ließ er sich darauf ein und vergrub seine Schnauze im Fell des Huskys.

,,Willst du mir sagen, was du hast?", fragte Maki sanft.

Ryo schüttelte den Kopf.

,,Möchtest du mit mir unter vier Augen reden oder willst du vielleicht lieber mit Yoko oder Rakshasa sprechen?"

,,Nein."

Dem Husky gingen die Optionen aus und hatte keinen Plan, was er tun sollte. ,,Und was ist mit Yuchi?"

,,Ich will mit niemandem reden. Das ist meine Sache." Er schlüpfte aus Makis Umarmung und tat so, als ob er sich mit den Pfoten durch die Haare kämmte.

,,Vielleicht sollte ich dir etwas erzählen", meldete sich Yuchi zu Wort. ,,Ich wurde die ganze Zeit in der Schule fertig gemacht, sogar bedroht. Meine richtigen Eltern hatte ich nie kennengelernt, weil sie früh gestorben sind und meine Adoptiveltern haben mich gehasst. Nur mit Makis Hilfe bin ich nicht innerlich zerbrochen. Ich hatte noch jemanden, an den ich mich klammern konnte. Ohne ihn wäre ich nicht das, was ich heute bin. Wenn man psychisch total kaputt ist, braucht man jemanden, dem man sich anvertrauen kann, sonst zerbrichst du nur noch mehr. Niemand zwingt dich dazu, dich uns oder irgendwem anzuvertrauen aber es ist ein gut gemeinter Rat von uns. Wir wollen dir nichts böses. Wir und sicher auch Yoko und Rakshasa wollen nur dein Bestes."

Ryo schaute den Wolf erstaunt an. ,,Du hast deine Eltern verloren?"

Yuchi nickte.

,,Verstehe. Meine wollten mich nicht haben."

Neugierig spitzte Maki die Ohren. Offenbar hatten Yuchis Worte etwas bewirkt. ,,Was meinst du damit?", wollte er wissen. Ryo nahm die farbigen Kontaktlinsen aus den Augen, sah den Husky an und fragte: ,,Kannst du es dir nicht denken?"

Maki konnte sich darauf keinen Reim machen. Vielleicht hatte Ryo eine Augenkrankheit oder er war blind, doch das war kein Grund, sein Kind zu verstoßen.

,,Wesen wie mich werden noch behandelt wie alle Yokai vor hundert Jahren. Sie wurden gejagt und getötet. Normale Yokai, wie ihr, seid nun gleichberechtigt aber jemand wie ich ist nur eine Missgeburt! Eine Schande! Ein Unfall! Abschaum, der beseitigt werden muss!"

Ein eiskalter Schauder lief Maki den Rücken hoch, als er die Worte des Panther hörte.

,,Wieso? Was ist an dir anders?", wollte Yuchi wissen.

,,Ich bin ein Albino", hauchte der Panther.

Maki zuckte mit den Ohren. Das war die Antwort auf die Frage, warum er als Panther helles Fell hatte und warum er rote Augen hatte.

,,Ich hab bunte Kontaktlinsen, um die roten Augen zu verstecken. In meine weißen Haare habe ich Strähnen machen lassen, damit das Weiß nicht so sehr auffällt und mein Fell habe ich dunkler färben lassen. Hätte ich es allerdings, wie bei einem echten Panther, schwarz gefärbt, würden die weißen Ansätze auffallen und das Fell nach einer Weile verblassen, sodass jeder sehen könnte, dass es nicht meine Naturfarbe ist."

Eine bedrückende Stille entstand. Ryo seufzte und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Keiner war in der Lage etwas zu sagen.

,,Du gehst doch hier zur Schule, oder?", fragte Maki nach einer Weile.

Ryo bejahte.

,,Hast du dort Freunde?"

,,Nein, wieso auch? Ich bin noch der Neue."

,,Haben die dich dort so zugerichtet?"

Ryo schüttelte den Kopf und sagte: ,,Nein. Sonst würde ich mich weigern, auf diese Schule zu gehen. Die wissen nicht, dass ich ein Albino bin, deswegen tun sie mir nichts. Würden sie es wissen, würden die mich wahrscheinlich auch so zurichten."

Maki sah ihn skeptisch an und hakte genauer nach: ,,Du sagtest, dass dich deine Eltern nicht haben wollten. Haben sie dir das angetan?"

,,Nein aber sie haben mich in ein Heim gesteckt als ich noch ein Baby war."

Maki sah Yuchi mit einem scharfen Blick an und zuckte mit dem Schweif. Der Wolf verstand die Nachricht und sagte: ,,Ich geh mal die Wäsche aufhängen."

Er schnappte sich das nasse T-Shirt des Panthers und ging damit die Treppe hoch. Maki legte die Pfote auf Ryos Schulter und sagte: ,,Von den Eltern verstoßen zu werden ist genauso schlimm, wie der Tod der Eltern. Du tust mir aufrichtig leid. Aber jetzt hast du eine andere Familie, die sich um dich kümmert."

,,Die im Heim haben mir das angetan. Sie hatten Spaß daran, einen Albino wie mich Leiden zu sehen, da ich ihrer Meinung nach keine Berechtigung hätte, in dieser Welt zu leben. Die Narbe auf der Brust habe ich durch eine Eisenstange gekriegt, die mir einer quer über den Oberkörper gezogen hatte. Meine Rippen waren angeknackt und die Haut aufgerissen. Der Schmerz war unerträglich und ich bin in Ohnmacht gefallen. Erst Stunden später wurde ich von einem Betreuer gefunden. Ich hätte draufgehen können. Aber niemand wurde für die Tat bestraft, weil niemandem etwas nachgewiesen werden konnte."

Maki sah die lange Narbe auf der Brust des Panthers an. Er konnte sich gut vorstellen, wie schmerzhaft diese Erfahrung hatte sein müssen.

Ryo schluchzte: ,,Schließlich konnte ich es nicht mehr ertragen und bin eines Nachts ausgebrochen und hierher gekommen."

Maki strich dem Panther über den Kopf und flüsterte: ,,Und das war die richtige Entscheidung. Hier wird dir niemand mehr etwas antun."

Als Yuchi wieder zurück ins Wohnzimmer kam, bemerkte er, dass sie zusammen auf dem Sofa lagen und schliefen. Er musste sich ein Grinsen verkneifen und legte sich neben die beiden, um auch noch eine Weile zu dösen.

Ein heller Blitz riss den Wolf aus seinen Träumen und orientierungslos sah er sich um.

,,Guten Morgen, Schlafmütze", lachte eine Stimme.

Yuchi bemerkte, dass es die Füchsin Yoko war, die einen Fotoapparat in den Pfoten hielt.

,,Hast du uns eben fotografiert?", fragte er verwundert.

Yoko nickte und lachte: ,,Dieses Bild musste einfach festgehalten werden."

,,Du musst auch immer alles auf einem Bild festhalten", warf Rakshasa ein, der nun neben die Füchsin trat. ,,Du willst gar nicht wissen, was die schon alles für Fotos hat."

,,Wer muss mich festhalten?", murmelte Maki verschlafen. Er erblickte den Kojoten und die Füchsin und zuckte mit den Ohren.

,,Was habt ihr...?", begann Maki, doch er hörte auf zu sprechen, als ihm auffiel, dass seine Stimme wieder versagte und keinen verständlichen Satz hervorbrachte. Er tippte den Panther an, der laut gähnte und in Yokos Gesicht blickte. Sofort sprang er auf und rannte die Treppe hoch in sein Zimmer.

,,Was hat den denn gebissen?", fragte Rakshasa.

,,Nichts. Wie lang haben wir denn geschlafen? Draußen ist es ja schon dunkel", fiel Maki auf.

,,Neun Uhr. Wir sind schon eine Weile hier, weil wir euch nicht wecken wollten", erklärte Yoko lächelnd.

,,Ihr scheint auch einen festen Schlaf zu haben. Ihr habt zwei echt krasse Horrorfilme verpasst", lachte Rakshasa und deutete auf den noch laufenden Fernseher.

,,Du saßt die ganze Zeit neben uns?", fragte Yuchi mit weit aufgerissenen Augen.

,,Ja. Übrigens hast du im Schlaf geredet. Muss wohl ein sehr aufregender Traum gewesen sein." Ein Grinsen zeigte sich auf den dunklen Lefzen des Kojoten.

Ryo kam wieder die Treppe hinuntergetapst. Er hatte sich einen dunkelroten Pullover übergezogen um die Arme zu verstecken.

,,Ach ja, ich muss mit euch sprechen", fiel Maki ein.

Ryo trat zu ihnen und schaute verwirrt zu dem Husky.

,,Weswegen denn?", wollte Rakshasa wissen.

Maki deutete mit der Schnauze auf Ryo, der sofort zusammenzuckte. Er knurrte und fauchte: ,,Ich hab dir vertraut. Du solltest das für dich behalten!"

,,Was für sich behalten?", fragte Yoko.

,,Sie müssen es doch wissen", meinte der Husky ruhig.

Ryo hörte ihm nicht zu und rannte wieder die Treppe hoch in sein Zimmer.

Mit einem traurigem Blick sah Maki ihm hinterher. Offenbar hatte er das gewonnene Vertrauen mit Füßen getreten.

,,Lass mich mit ihm reden", bat Yuchi und ging ohne auf eine Antwort zu warten hinter dem Panther her. Währenddessen klärte Maki den Kojoten und die Füchsin auf.

Yuchi betrat Ryos Zimmer und sah, wie der Panther auf seinem Bett lag und Löcher in die Decke starrte. Der Wolf setzte sich auf die Bettkante und sagte ruhig: ,,Rakshasa und Yoko müssen doch Bescheid wissen, was los ist."

,,Ich will nicht, dass sie wissen, dass ich aus dem Heim ausgebrochen bin."

Ryo erklärte dem Wolf, was er zuvor dem Husky erzählt hatte und war dabei sehr aufgelöst und verzweifelt.

,,Wieso sollen sie das nicht wissen?", wollte Yuchi wissen.

,,Weil sie mich zurück ins Heim schicken würden, wo ich wieder nur geschlagen werde. Ich will das nicht mehr!"

,,Niemand wird dich zurück ins Heim schicken."

,,Meinst du?"

,,Natürlich. Das, was dir angetan wurde, ist nicht in Ordnung und niemand würde dir zumuten, wieder zurück zu gehen. Du hast hier eine neue Familie, bei der du auch bleiben wirst."

Als die beiden wieder ins Wohnzimmer traten, fiel Yoko dem Panther sofort um den Hals und sagte: ,,Maki hat mir alles erzählt. Es tut mir so leid. Ich wusste nicht, was mit dir los ist. Warum hast du uns das nicht erzählt?"

,,Ich wollte nicht zurück ins Heim", flüsterte Ryo und unterdrückte ein Schluchzen.

,,Wir würden dich niemals wegschicken, Ryo." Rakshasa trat neben den Panther, der noch immer von Yokos stürmischen Umarmung gefangen gehalten wurde und strich ihm über den Kopf.

,,Du hättest dich uns anvertrauen können. Diese Idioten werden von mir zu hören bekommen", knurrte der Kojote.

Ryo schaffte es, sich aus Yokos Umarmung zu lösen und sagte: ,,Danke. Ich gehe jetzt lieber ins Bett. Ich bin müde."

,,Hast du keinen Hunger? Ich kann dir schnell etwas machen", schlug Yoko vor, doch Ryo winkte ab.

,,Na gut, dann schlaf gut."

Während der Panther die Treppe hochging, wandte sich Rakshasa an Maki. Er legte seine Pfote auf die Schulter des Huskys und sagte: ,,Ohne euch hätten wir das womöglich nie erfahren."

,,Kein Problem. Ich hoffe nur, dass es ihm bald wieder besser geht. Sein Rücken und die Brust sah ziemlich schlimm aus. Und er muss unbedingt von dem Messer wegkommen. Wir müssen darauf achten, dass er sich nicht mehr selbst verletzt", erklärte Maki.

Rakshasa erhob die Stimme: ,,Jetzt weiß ich auch woher die vielen Rasierklingen herkommen, die immer im Müll sind."

Yuchi gähnte beherzt, kratzte sich die Schweifwurzel und brummte: ,,Genug für heute. Ich leg mich wieder aufs Ohr."

,,Ihr seid vielleicht Schlafmützen. Macht euch ab", lachte Yoko.

,,Gute Nacht", rief Rakshasa den beiden nach.

Vor der Tür löste Yuchi den Knoten seiner Badehose und sagte: ,,Ich hätte das echt nicht gedacht. Der arme Kleine."

,,Ja, aber jetzt ist er in Sicherheit."

Er ließ seine Hose zu Boden sinken und warf sie in den Wäschekorb neben der Tür.

Maki tat es ihm gleich und fiel im nächsten Augenblick dem Wolf um den Hals. Sie versanken in einem Kuss, während Yuchi nach dem Türgriff tastete.

,,Übertreibe es nicht, ich bin wirklich müde", lachte Yuchi, als der Husky die Handflächen über den Hintern des Wolfs fahren ließ. Sie schlossen die Tür und wollten sich ins Bett warfen, als sie bemerkten, dass zwei rot funkelnde Augen sie ansahen.

,,Tut mir leid. Ich wollte nicht stören, aber...", stotterte Ryo.

Maki kratzte sich am Kopf und beendete den Satz: ,,Du willst bei uns schlafen?"

Ryo senkte den Kopf.

Maki sah zu Yuchi und fragte: ,,Was dagegen?"

Er schüttelte den Kopf.

,,Schon gut, ich gehe lieber. Ihr wollt heute Nacht sicherlich allein sein. Kann ich verstehen."

,,Nun halt schon die Klappe", sagte Maki lächelnd. ,,Jetzt bleibst du."

Sie legten sich neben den Panther ins Bett und kuschelten sich unter die Decke.