Wolf's Journey - Kapitel 01: Wunden der Einsamkeit

Story by silverstripe on SoFurry

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#1 of Wolf's Journey


Wieder mal eine neue Story von mir. Sie ist die erste Story, die ich vor einiger Zeit auf Papier gebracht hatte und nun nochmal bearbeitet habe und hier hochladen will. Hier auch wieder eine Warnung: Die Geschichte enthält Gewalt und beschreibt sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Charakteren. Kritik ist gern gesehen.

Wunden der Einsamkeit

Mit einer leichten Bewegung glitten die Fingerspitzen über das kalte Glas des Fensters. Der Wind heulte auf und ließ die Äste der großen Bäume im Garten, der sich vor dem Fenster über eine kleine Fläche erstreckte, leicht hin und her tanzen. Das orangefarbene Licht der langsam untergehenden Sonne strahlte durch die Blätter und schaffte eine angenehme Atmosphäre.

Yuchis Finger lösten sich von dem Fenster, während er einige grüne Blätter beobachtete, wie sie durch den Wind getrieben wurden. Er stellte sich vor, wie er seine Flügel ausbreitete und ebenso vom Wind getrieben durch die Lüfte segelte. Frei sein konnte...

Doch die Realität holte ihn zurück. Einem Wolf wie ihm wurden keine Flügel in die Wiege gelegt. Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, die ihn von der schrecklichen Sache ablenkte, die sich Hausaufgaben nannte. Frustriert zog er den Stuhl zurück und nahm Platz. Er ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen, ein Bett, Tisch, Regale, nichts besonderes. Auf seinem Schreibtisch türmten sich die Hefte und Mappen, die Yuchi vorher ordentlich sortiert hatte.

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er sich beeilen sollte, wenn er am nächsten Morgen nicht wieder verschlafen wollte.

Er schlug das Heft auf und beäugte die vielen Zahlen, die unsauber in die Kästchen geschrieben wurden. Mathe war nicht seine Stärke. Englisch und Deutsch auch nicht. Wenn er ehrlich war, war er in keinem Fach gut. Nichtmal in Sport und Kunst konnte er überzeugen, obwohl er regelmäßig Joggen ging und Entwürfe zeichnete.

Yuchi warf einen Blick an seine Pinnwand, an der Zeichnungen verschiedenster Kleidungsstücke hingen, die für Wesen mit einem Körper wie seinem angepasst waren.

Zu Yuchis Bedauern lebte er in einem Ort, der hauptsächlich von rein menschlichen Wesen bewohnt wurde. Er hasste es, in Modeläden für Menschen Klamotten kaufen zu müssen, da diese nicht für tierische Wesen angepasst waren. Besonders mit den Hosen hatte er Probleme. Seine Beine waren anders aufgebaut als die eines Menschen und dann war da ja auch noch der lange Schweif, der das Steißbein verlängerte.

Mit einem stolzen Blick sah Yuchi auf die Nähmaschine, die er sich nach langem Sparen endlich hatte leisten können, um sich seine Klamotten anzupassen. Ihm hatte das Nähen so viel Spaß gemacht, dass er anfing, sich selbst Klamotten zu nähen und einen ganz persönlichen Stil zu entwickeln.

Doch jetzt war keine Zeit, um über sein liebstes Hobby nachzudenken, jetzt galt es, die Gleichungen möglichst schnell auszurechnen, ehe er wieder auf dem Schreibtisch einschlief.

Er ließ den Kugelschreiber übers Papier gleiten und strengte den Kopf an. Nach etwa fünf Minuten rollte der Stift vom Schreibtisch und das Heft wurde zum Kopfkissen des schnarchenden Träumers.

Mit einem ohrenbetäubenden Geräusch riss der Wecker den Wolf aus seinen Träumen. Der Wecker vibrierte und tanzte auf dem Tisch, während sich Yuchi grummelnd am Kopf kratzte und weiterschlief. Mit einem Schlag krachte der Wecker auf den Boden und Yuchi schreckte auf. Er brauchte einen Moment um wahrzunehmen, was passiert war. Das Heft, auf dem er geschlafen hatte, war nun zerknickt und vollgesabbert. Die Schrift war nicht mehr lesbar, doch Yuchi war es egal. Es war nicht das erste Mal, dass dies passierte und er war es gewohnt vom Lehrer wegen den fehlenden Hausaufgaben kritisiert zu werden.

Gleichgültig packte er die Sachen in seinen Rucksack und ging zu dem großen Schrank am anderen Ende seines Zimmers. Er betrachtete sich im Spiegel, der in der Schranktür angebracht war. Die feuchte, schokobraune Nase stach aus seinem Gesicht heraus, in das die langen hellblauen Haare hingen. Seine Ohren standen spitz zulaufend nach oben und schienen wachsam. Das glatte Fell, welches sich über seinen gesamten Körper ausbreitete, hatte eine gelbliche Farbe. In der Bauchmitte hatte es einen hellen, elfenbeinfarbenen Ton und wurde an den Seiten dunkler, bis es zu einem kräftigen Gelb wurde. Am Rücken wurde es zu einem sandigen Farbton.

Yuchi gefiel der Farbverlauf und zusammen mit seiner auffälligen Haarfarbe stach er zwischen den seiner Meinung nach viel zu eintönigen Menschen heraus.

Er schlüpfte in seine Klamotten und griff sich den Rucksack.

Als er das Haus verließ, sagte er kein Wort zu seinen Eltern. Die Menschen, die sich seine Eltern nannten, waren für Yuchi nichts wert. Er sah sie nicht als seine Eltern an, da sie ihn auch nicht als ihren Sohn ansahen. Seine wahren Eltern hatte Yuchi nie kennenlernen dürfen.

„Hey seht. Da kommt der Werwolf", lachte eine Stimme als Yuchi den Klassenraum betrat.

Er schenkte dem Mitschüler keine Beachtung und fixierte seinen Platz. Mit gesenkter Schnauze, angelegten Ohren und herabhängendem Schweif ging er an der Gruppe vorbei, die ihn grinsend beäugte.

Als einziger Yokai in einer Klasse zu bestehen, die nur aus übertrieben intoleranter und hochnäsiger Menschen bestand, wie Yuchi fand, war schwer. Nicht selten brach ein Streit zwischen Mensch und Yokai aus und Yuchi hatte das Pech, allein gegen die ganze Klasse ankämpfen zu müssen.

„Passt auf, wenn er euch beißt werdet ihr auch ein Werwolf", lachte eine Blondine zu den anderen Mädchen.

„Ja, wie ein Vampir", dachte sich Yuchi und ließ sich auf seinem Stuhl nieder. Er blickte auf und sah in das grinsende Gesicht eines Jungen.

„Wen haben wir denn da?"

Max! Der halbstarke Kerl mit seiner selbsternannten Gang machte sich immer wieder ein Spaß daraus, Yuchis Leben in der Schule zur Hölle zu machen. Der Mitschüler sah überlegen auf den Wolf herab und verschränkte die Arme.

„Hast du dir durch deinen Kopf gehen lassen, was ich dir gesagt habe? Das ist eine Klasse für Musterschüler. Für ein verlaustes Fellbündel wie dich ist hier kein Platz."

Yuchis Blick schien durch Max hindurch zu gehen. Er ignorierte die Worte, die ihn innerlich doch trafen. Warum er ausgerechnet in diese Schule und in diese Klasse gehen musste, würde er nie verstehen. Max hatte recht, das war nicht der richtige Platz für ihn.

„Drecksköter!" Max wandte ihm den Rücken zu.

Yuchis Krallen blitzen auf.

„Vorsicht, er fährt seine Krallen aus!"

Max verwunderten die Worte seines Kollegen. Er begriff, was er meinte und wollte sich umdrehen, doch da erklang ein reißendes Geräusch, gefolgt von einem brennendem Schmerz.

Erschrocken von sich selbst starrte Yuchi auf die roten Streifen auf Max' Haut, die man durch das nun zerfetzte Shirt sah.

„Mistvieh!", brüllte Max und schlug kraftvoll zu. Der Kinnhaken warf den Wolf zurück, sodass er mit dem Stuhl nach hinten kippte.

Max sprang über den Tisch und versenkte einen zweiten Schlag in Yuchis Magengrube.

Der Wolf versuchte sich zu schützen, doch der Schlag traf ihn tief. Er krümmte sich und steckte die Schläge ein. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst.

Eine laute Stimme unterbrach den Kampf: „Sofort aufhören!"

Max zog sich zurück, sodass Yuchi wieder auf die Beine kommen konnte. Er schüttelte sich und hielt sich den schmerzenden Bauch. Einige Schläge waren zu fest gewesen, sodass dem Wolf übel wurde. Er sah, wie Max zu dem Lehrer ging, dem die Unterbrechung zu verdanken war. Der Junge schien dem Lehrer etwas zu sagen und deutete dabei auf den Wolf, der nun nichts Gutes zu erwarten hatte.

Die ganze Klasse war in Stille gehüllt, während der Lehrer Yuchi ansah. „Max, geh ins Krankenzimmer. Alle anderen setzen sich auf ihre Plätze. Yunichi, du kommst mit vor die Tür."

Äußerst widerwillig folgte Yuchi dem Befehl und folgte dem älteren Mann, der Yuchis Klassenlehrer war. Er wusste, dass er in einer Zeit aufgewachsen war, in der Yokai und Menschen nicht gleichberechtigt waren. Vor nicht allzu langer Zeit wurden Yokai noch wie Tiere behandelt, die ausgerottet werden sollten. Man sperrte sie fort, folterte sie und sie erhielten bei nur kleinen Vergehen die Todesstrafe. Yuchis Adoptiveltern hatten ihm erklärt, dass seine Eltern die Todesstrafe erhalten hatten, weil sie ein schweres Verbrechen begangen hätten. Yuchi schauderte bei dem Gedanken, doch daran glauben, dass eine Eltern Verbrecher waren, konnte er nicht. Er würde es vermutlich nie erfahren.

Innerhalb der letzten fünfzehn Jahre wurden diese Strafen abgeschafft und Yokai waren mit den Menschen fast gleichberechtigt. Aber eben nur fast.

„Yunichi Mareo."

Der strenge Ton riss den Wolf aus seinen Gedanken. Er hasste es, bei seinem vollen Namen angesprochen zu werden.

„Es ist einer Lehrkraft zwar verboten einen Schüler anzugreifen, doch wenn es nach mir ginge, würden die Konsequenzen, die vor zwanzig Jahren noch üblich waren, wieder eingeführt werden. Es ist nicht das erste Mal, dass du mir negativ auffällst."

Yuchi erhob die Pfote, da er etwas erwidern wollte, doch der Lehrer ging nicht darauf ein.

"Diese Schule ist ein friedlicher Ort. Für aggressive Wesen wie dich, gibt es keine Entschuldigung. Ich werde deine Eltern über dein Handeln informieren und mit ihnen über deine Erziehung reden. Da muss etwas grundlegendes falsch gelaufen sein."

„Sie haben mich provoziert!", warf der Wolf ein und stellte die Ohren auf. Der Gesichtsausdruck des alten Lehrers wurde noch ernster.

„Das ist keine Begründung. Nichts gibt dir die Erlaubnis, einem deiner Schulkameraden zu schaden."

Yuchi schwieg, doch innerlich kochte er vor Zorn. Er hasste es, dass er so schnell wütend wurde und die Beherrschung verlor, doch die Ansichten seines Lehrer ließen ihm keine andere Wahl.

„Niemand wird dich hier verteidigen. Niemand toleriert solch ein Verhalten."

Der Wolf stieß die Luft durch seine Nase aus und versuchte die Worte des alten Mannes zu ignorieren. Er sah sich selbst nicht schuldig. Es war lediglich Notwehr. Abgesehen davon hatte es Max verdient. So schnell würde er sicherlich nicht mehr in Yuchis Gegenwart die Klappe so weit aufreißen. Yuchi sah es als seine Pflicht an, sich den nötigen Respekt zu verdienen.

„Für den Rest des Tages wirst du vom Unterricht ausgeschlossen. Nimm deine Sachen und gehe."

Ohne ein weiteres Wort schnappte sich der Wolf seinen Rucksack und verließ zügig das Schulgelände. Es kam ihm gerade Recht, nach Hause geschickt zu werden. Keine nervigen Mitschüler mehr für diesen Tag, allerdings machte er sich Gedanken darüber, wie seine Eltern reagieren würden, wenn er plötzlich wieder vor der Tür stand.

Er überlegte, ob er die Schulzeit nicht wo anders verbringen sollte und erst zu Schulschluss nach Hause gehen sollte. Seine Eltern würden nichts bemerken und er hätte einen freien Tag, den er an seinem Lieblingsort verbringen konnte. Mitten im Sommer war es am schönsten in dem großen Wald. Man konnte sich auf den weichen Waldboden legen und dem Flüstern der Blätter lauschen.

Doch er verwarf die Idee. Der Lehrer hatte gesagt, er würde seine Eltern informieren, daher handelte er sich nur noch mehr Ärger ein, wenn er zu spät nach hause käme.

Als er an dem Fachwerkhaus ankam, blieb er zögernd vor der Türschwelle stehen. Seine Faust zitterte, als er klopfen wollte, Schweiß stand ihm auf der Stirn. Seine Eltern waren nie begeistert darüber, wenn Yuchi Ärger in der Schule hatte.

Er schluckte und riss sich zusammen. Ein Wolf hatte keine Angst!

Die Tür öffnete sich und ein breitschultriger Mann kam zum Vorschein.

Yuchi zuckte zurück, als der Mann in einem lauten Ton losbrüllte: „Dein Lehrer hat mich eben angerufen. Was soll..."

„Ich kann es dir erklären", warf Yuchi ein und wollte noch einen Schritt zurück gehen, doch der Mann packte ihm am Kragen.

Yuchi konnte zwar einfach seine Zähne in den Arm schlagen, doch das würde ihm früher oder später vermutlich den Kopf kosten. Mit seinem Adoptivvater verscherzte er es sich lieber nicht.

Eine kräftige Ohrfeige mit einer prallen Männerfaust ließ den Wolf verstummen. Seine Augen weiteten sich, als sich der Schmerz wie ein Feuer ausbreitete „Ruhe!"

Er ließ den Wolf los, sodass dieser am Boden zusammensackte, wo er schmerzerfüllt winselte.

Yuchi schlurfte die Straße entlang, auf der kaum ein Auto fuhr. In der Schule wollte man ihn nicht haben. Zuhause wollte man ihn auch nicht haben. Für den restlichen Tag musste sich Yuchi etwas anderes suchen.

Nach einem Fußmarsch von zwanzig Minuten, erreichte er endlich seinen Lieblingsplatz. Erschöpft ließ er sich auf die morsche Holzbank fallen und verschnaufte einige Minuten. Zwar hatte der Schmerz des Schlages nachgelassen, doch die innerlichen Wunden brannten weiter. Solch einen schlechten Tag hatte er lange nicht mehr gehabt. Offenbar war es mal wieder nötig, den Wolf fertig zu machen.

Er schloss die Augen für einen Moment und versuchte sich mit anderen Gedanken abzulenken. Zu einem Bedauern gelang es ihm nicht, den Schmerz so einfach zu verdrängen.

Das Vogelgezwitscher weckte ihn aus seinem Schlaf. Yuchi blinzelte und war kurzzeitig orientierungslos. Der Traum lief noch vor seinen Augen ab. Es war kein schöner Traum gewesen. Nicht mal im Schlaf wurde er von dem quälenden Gefühl verschont.

Der Wolf setzte sich auf und seufzte tief. Die Erinnerungen an den Vormittag kehrten zurück. Er fragte sich, wie spät es sein mochte.

Er stand auf und entschied, dass es eine gute Idee wäre, ein wenig durch den Wald zu spazieren. Möglicherweise kam er dort auf andere Gedanken.

Er ließ seine Tasche an der Bank zurück, trabte den Waldweg entlang und blickte auf. Die riesigen Bäume mit den kräftigen grünen Blättern verschleierten den leicht bewölkten Himmel. Lediglich durch einige kleine Löcher zwischen den Blättern drangen Lichtstrahlen in den Wald.

Er stellte sich vor, ewig durch seinen Wald zu gehen und an einen Ort zu gelangen, an dem er frei war. Zwar waren seine Kenntnisse über Geografie begrenzt, dennoch wusste er, dass der Wald zu groß war und er sich vermutlich eher verlaufen würde. Schmerzlich wurde ihm klar, dass er nicht einmal wusste, welcher Ort sich hinter dem Wald befand. Da der Ort auf dieser Seite des Waldes schon übermäßig viele Menschen zählte, war die Wahrscheinlichkeit gering, dass eine Gegend voller Yokai hinter dem Wald lag.

Als Yuchi seinen Spaziergang beendet hatte und wieder zu der alten Bank zurückkehrte, war es bereits später Nachmittag. Er schnappte sich seinen Rucksack und entschied, dass es ihn am ehesten glücklich stimmen würde, seinen besten Freund zu besuchen. Dieser musste inzwischen zuhause sein.

Nachdenklich schlenderte der Wolf den Bürgersteig entlang und warf einen Blick zu den Reihenhäusern. Alles gleich eintönig und keine Individualität, fand er.

Maki, so war der Spitzname des Huskys, den Yuchi nun sehen wollte, und Yuchi waren die einzigen Yokai aus der Gegend und der Wolf war froh darüber, dass er sich so gut mit dem Husky verstand. Maki war in einer höheren Klasse und hatte andere Schulzeiten, sodass er und Yuchi sich nur selten sahen. Yuchi hatte keine Ahnung, ob der Husky auch Schwierigkeiten mit den Mitschülern in der Schule hatte, da er nie etwas darüber erwähnte.

Plötzlich stieß Yuchi gegen ein Hindernis, taumelte zurück und verlor fast das Gleichgewicht.

„He, pass doch auf! Na sieh mal einer an."

Yuchi stockte der Atem, als er die Stimme identifizierte und den widerlich penetranten Geruch des Menschen erschnüffelte.

„Max!"

Yuchi konnte durch das weiße Shirt den Verband sehen, den der Junge um die Brust trug. Er bemerkte die kleine Gruppe hinter seinem Mitschüler und malte sich aus, was passieren konnte. Max würde ihm sicherlich nicht so einfach verzeihen und bei einer Prügelei wäre Yuchi unterlegen. Gegen diese Anzahl kam er nicht an. Sollte er wegrennen?

„Was wollt ihr von mir?", wollte Yuchi wissen und versuchte dabei in einem ernsten Ton zu sprechen, doch der Einschüchterungsversuch war zum Scheitern verurteilt.

„Glaubst du, dass ich das auf mir sitzen lasse?" Max deutete auf seinen Bauch, wo Yuchi die Kratzer verursacht hatte.

„Ich will Rache!"

Wie auf Kommando ging die Gruppe auf Yuchi los, der sie nur mit einem warnenden Blick fixierte. Sie kreisten ihn ein und griffen plötzlich nach Armen und Beinen des Wolfes. Yuchi knurrte bedrohlich, doch er war fest im Griff. Es würde ihm nicht einfach fallen, sich zu befreien.

„Was soll das? Lasst mich los!"

Niemand reagierte auf seine Worte. Jeder Muskel in ihm war angespannt, doch er war nicht stark genug, um sich von den Mitschülern zu befreien.

Max trat näher zu ihm. Seine Mundwinkel zogen sich zu einem Grinsen.

„Komm her und schlag mich, das zeigt nur, wie erbärmlich du bist. Allein hättest du keine Chance."

Ein Schlag in die Magengrube ließ den Wolf verstummen.

Max grinste zufrieden und holte zu einem weiteren Schlag aus. Yuchi blieb die Luft weg, als sich die Faust in seinen Magen grub. Aus Reflex riss er einen Arm aus dem Griff des Jungen und versuchte sich zu wehren, doch Max wich aus. Er verfehlte die Nase nur um Haaresbreite. Die kurze Zeit nutzte der andere Junge wieder, um nach den Arm zu greifen und ihn festzuhalten.

Yuchi blickte auf. Zorn spiegelte sich in den smaragdgrünen Augen wider. Doch auch Max schien wütender zu werden. Er zog einen länglichen Gegenstand aus seiner Tasche und hielt die blitzende Klinge an die Kehle des Wolfes.

Yuchi spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. Das kalte Metall berührte seinen Hals. Mit nur einem kleinen Ruck könnte er aufgeschlitzt werden. Er war unfähig, sich zu rühren und stotterte nur: „Du willst mich umbringen?"

Er ließ die Augen umherschweifen, doch niemand war da, der ihm helfen konnte.

Die Jungs, die den Wolf fest hielten schauten ihren Mitschüler an. „Das geht zu weit, du kannst ihn nicht töten!", sagte der Junge, der den Arm festhielt.

Max zog die Klinge zurück und sah tief in die grünen Wolfsaugen. „Nein. Töten werde ich dich nicht. Ich werde mich lediglich für die Narben rächen. Wenn du meinen Körper entstellst, werde ich dasselbe mit deinem tun."

Die Jungs schauten sich verwirrt an, während Yuchi die Zähne fletschte und knurrend das Messer beobachtete.

Das scharfe Metall glitt über den Stoff des Oberteils und zerschnitten ihn. Eine schnelle Handbewegung ließ Yuchi zusammenzucken. Die freie Hand von Max griff in den Schritt von Yuchis Hose und kniff zu.

Yuchi zwang sich, das Winseln zu unterdrücken.

„Wilde Hunde werden kastriert. Wer sagt, dass das nicht auch bei dir funktioniert? Ich denke nicht, dass du die noch brauchst."

Die Klinge schnitt in die Hose, bis sie zu Boden glitt. Der Wolf spürte, wie sich das Pulsieren seines Herzens auf den ganzen Körper ausbreitete und wie der Schweiß von seiner Stirn lief.

Die anderen Mitschüler konnten sich kaum mehr darauf konzentrieren, den Wolf festzuhalten. Sie waren schockiert über den Plan ihres Kameraden, doch sie waren auch nicht fähig, ihn von diesem Handeln abzuhalten.

Die Klinge ruhte auf der weißen Boxershorts. Yuchi kamen die Sekunden wie Ewigkeiten vor. Sein Körper zitterte und er wusste nicht, was er tun sollte.

Das Metall schnitt in den weißen Stoff. Der Wolf schloss die Augen und öffnete sie wieder. Er hatte vieles ertragen müssen, aber er würde sich nicht verstümmeln lassen. Er war stärker und das würde er Max zeigen.

Er riss sich mit einem lauten Brüllen aus dem Griff und trat blind zu. Das Messer glitt hinab und bohrte sich ein Stück in Yuchis Oberschenkel, während Max nach hinten geschleudert wurde und hart auf dem Boden landete.

Der Wolf konnte sich nicht mehr fangen und fiel ebenfalls zu Boden.

Die Mitschüler, die Yuchi festgehalten hatten, halfen Max wieder auf die Beine.

„Das wird noch ein Nachspiel haben, verlass dich darauf!", rief Max, während er mit den anderen verschwand.

Yuchi atmete erleichtert aus. Noch immer zitterte er und er spürte den Schmerz an seinem Oberschenkel. Mit einem schmerzerfüllten Keuchen zog er das Metall aus seinem Fleisch, bis das heiße Blut aus ihm herausquoll.

Vor Schmerz stöhnend senkte er den Kopf wieder und starrte in den bewölkten Himmel, bis ihn das Bewusstsein zu verlassen schien.