Part 2 - Verborgen in tiefster Dunkelheit

Story by Larc on SoFurry

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#3 of Schatten der Vergangenheit


Part 2 Verborgen in tiefster Dunkelheit

Wie knorrige, skelettierte Finger rankten sich die kahlen Äste der Bäume in den Himmel empor. Im Winde wiegend, warfen sie bizarre, tanzende Schatten auf den mit Laub bedeckten Waldboden. Eingeschüchtert fühlte er sich. Trotz imposanter Gestalt, rang er mit dem stetig anwachsenden Unbehagen und fuhr mehrmals herum, als er mit der Schulter an ein einem der dünnen Zweige streifte. Die junge Katze huschte mit raschelnden Schritten voran, hielt manchmal kurz an, um sich zu orientieren und beschleunigte kichernd ihre Schritte wieder, um eine gewisse Distanz zu ihrem Verfolger zu wahren.

„Es ist nur ein blöder Wald!" knurrte der Albino keuchend vor sich hin, während er sich dank seiner kräftigen Statur schwer tat, mit dem flinken Katzenmädchen mitzuhalten. Den Blick stur auf den Boden gerichtet und immer wieder suchend aufschauend, um Synthia nicht aus den Augen zu verlieren, folgte er ihr durch den Wald. Er fluchte auf seine lebhafte Fantasie, welche ihm Bewegungen von schattenhaften Schemen in der Dunkelheit vorgaukelte, wo nichts war, als friedvolle Stille.

„Wir sind da!" rief das Mädchen nach einer Weile des Umherstreifens und deutete auf eine verwitterte Mauer, in die ein schweres Eisengatter eingefasst war, auf welches sie zu eilte. Ein gequältes quietschen durchbrach die Nacht, als sie das verwitterte Tor einen Spalt weit öffnete und dem Drachen einen erwartungsvollen Blick zuwarf. „Hey Kleine! Du kannst da nicht einfach rein spazieren. Was wenn...? Doch die kleine Synthia schien nicht zuzuhören. Stattdessen winkte sie Drachen mit einer auffordernden Geste, um ihr zu folgen heran und zwang sich durch den Türspalt.

Argwöhnisch betrachtete der weiße Hühne das von Witterung und Moosbefall gezeichnete Mauerwerk. Was immer dahinter lag. Es wirkte, als wäre die Ruhe dieses Ortes ewig nicht mehr gestört worden. Aufblickend und sich langsam nähernd, musterte er die zwei steinernen Figuren. Auf Podesten stehend, welche in die hohen Torpfeiler eingearbeitet wurden, wachten sie einträchtig über den Eingang des Hofes. Stumm und würdevoll wirkten die beiden Statuen. Den Kopf andächtig geneigt. Engelsgleich waren ihre friedlichen Mienen mit ihren geschlossenen, steinernen Liedern und ihrem stolzen, friedlichen Antlitz. Ihre Hände waren vor der Brust gefaltet. Anmutige Schwingen zierten ihre Rücken. Kunstvoll ausgearbeitet bis ins letzte Detail. Ein Wolf zur Rechten. Kraftvoll und weise wirkend zugleich. Zur Linken ein Löwe. Voller Edelmut und Stolz. Zwischen den so lebensecht wirkenden Wächtern hielt der Drache kurz inne. Mit mulmigem Gefühl lauschte er der leisen Stimme des Mädchens. Die Melodie ihres kleinen Verses leise summend, lief sie einen Fuß vor den anderen setzend langsam voran. Einen Fuß vor den anderen setzend, ging sie hinein in den Hof. Dabei hatte sie beide Arme gespreizt. Gerade so, als würde sie auf einer unsichtbaren Linie entlang balancieren.

Er schluckte schwer. Ihre zarte Stimme war das einzige, was er noch wahrzunehmen schien, als er sich zwang, sich gegen das Tor zu stemmen. Allgegenwärtig und beinahe hypnotisch wirkte Synthias leiser Gesang. Stolz ließ ihn seine Bedenken verdrängen. Wenn ein kleines Mädchen voranpreschte, wäre es eine Schmach für einen der Seinen zu zögern. Allein der Gedanke an spöttisches Getuschel, ließ ihn voranschreiten.

Ein unbehagliches, metallisches Ächzen erfüllte den Hof, als er letztendlich das schwere Tor weiter öffnete, um hindurch zu schreiten. Leise auf die Unvernunft des Mädchens fluchend passierte er das Tor und beschleunigte seine Schritte. Sein Verdacht bestätigte sich, als er die Blicke über die Innenseite des Hofes schweifen ließ. Gräber! Uralt wirkende Gedenksteine, welche kreisförmig um einen großen, runden Brunnen im Zentrum des Hofes ausgerichtet waren. Schemenhaft konnte er in dessen Mitte eine weitere, steinerne Figur erkennen, welche im Gegensatz zu denen am Eingang demütig kniend dargestellt wurde.

„Das ist nun wirklich kein Ort für kleine Mädchen. Man sollte die Ruhe der Toten des Nachts nicht stören sonst..." er stieß ein kehliges Stöhnen aus und gestikulierte neckend mit starrem Blick, um das Mädchen etwas einzuschüchtern. „Die schlafen doch nur!" antwortete die kleine Katze keck. „Sie ruhen dort unten. Man sieht sie nicht. Kommen nie mehr zurück ans Licht. Er hat mir gesagt, dass man sich von ihnen nicht fürchten muss."

„Er?" Sie griff seine Pranke und zog ihn weiter auf den Brunnen zu. Der fahle Mond stand im Rücken der knienden, steinernen Figur am Horizont. Gespreizte Flügel warfen lange Schatten. „Der Engel!" flüsterte Synthia und tauchte die Finger ihrer freien Pfote in das von Algen grünlich wirkende, abgestandene Wasser. Mit kreisförmigen Bewegungen ließ sie kleine Wogen entstehen, während sie ehrfürchtig aufsah. „Er ist so traurig, weil ihn jeder vergisst und keiner mehr mit ihm spricht."

Larcs Blick war fixiert auf die Statue. Moos hatte den Stein bewuchert und bedeckte die edlen Züge des gesenken, pferdeartigen Kopfes. Ebenso kunstvoll gefertigt, wie die Statuen am Eingang, stellte diese Figur ein geflügeltes Pferd dar. Ein engelsgleiches Himmelsross. Einem humanoiden Pegasus sehr ähnlich. Eine traurige Mine war in sein steinernes Antlitz gegeben. Starre, lehre Augen blickten hinab ins Wasser des Brunnens und die Lippen waren sanft geöffnet, als würde die Figur leise säufzen.

„Er flüstert dir sicher auch deine Reime zu?" fragte der Drache mit spöttischem Unterton, worauf die Katze nur knapp nickte. Ein schriller Schrei durchbrach die Stille, als sie den Boden unter den Füßen verlor und von Larc geschultert wurde. Trotzig und erbost trommelten ihre kleinen Fäuste auf seine breiten Schultern, als dieser sie in Richtung Tor trug.

„Bei Nacht und Nebel durch den Wald, nur um mir so einen alten Granitschädel zu zeigen? Ab nach Hause Madam! Ich hab mir genug die Hacken wund gelaufen." Ein einzelner Tropfen fiel auf die Wasseroberfläche, als seine Stimme verhallte und er spürte, wie sich der Körper des Mädchens versteifte. „Du machst ihn traurig." ihre leise Stimme klang besorgt und warnend zugleich, doch er schien sie zu ignorieren.

„Dein Freund da ist aus Stein!" knurrte er kurz innehaltend um einen verächtlichen Blick zurück zu werfen. Stille verschlang den Klang seiner Worte und ein weiterer Tropfen fiel deutlich wahrnehmbar ins Wasser des Brunnens. Ein Rinnsal von pechschwarzer Flüssigkeit schien den beiden Augenhöhlen der Figur entsprungen zu sein. Wie die Spur finsterer Tränen zeichnete sie sich über die lange Schnauze und war offenbar in den Brunnen getropft. Tintenartig vermengte sie sich langsam mit dem abgestandenen Wasser.

Er starrte in die Augen der Figur, deren reglos, starrer Blick leicht schräg an ihm vorbei sah. „Nur aus Stein geschlagen!" bekräftigte er seine Aussage. Feines Gestein der glatten Oberfläche der Figur rieselte an ihr herab, als der engelsgleiche Hengst den Kopf neigte und seinen Blick erwiderte. Knirschend stemmte er das angewinkelte Bein ins Wasser. Halt suchend, um sich langsam zu erheben. Risse bildeten sich an seinem Leib, als er über den Beckenrand trat und sein steinerner Huf in den lockeren Boden sankt. Bröckelnd hob er einen Arm und streckte die gespreizten Finger nach den Beiden.

Knurrend zurückweichend setzte der Albino die kleine Katze ab und zog sie schützend hinter sich, während er die Augen stets auf die skurile, zum Leben erwachte Kreatur fixierte. Synthia zerrte und kratzte an seinem Arm, worauf er sie fauchend laufen ließ. „Lauf weg!" knurrte er und brüllte dem steinernen Geschöpf seine Entschlossenheit entgegen. Ungelenk, aber zielstrebig folgte ihm das Wesen und setzte einen knirschend, schleppenden Schritt nach dem anderen, während der Drache zurückwich. Der Huf des Pegasus trat in eine Unebenheit im Boden und die Beine gaben unter der Last des Leibes nach. Donnernd knallte die schwere Figur zu Boden, wobei der gestreckte Arm brach. Der verbleibende Stumpf hielt den Rumpf des Körpers in leichter Seitenlage.

Larc nutzte die Gelegenheit, um nach Synthia zu sehen, welche gerade das Tor passierte.Dann sah er hinab und trat angewidert weiter zurück. Schwarze Flüssigkeit quoll aus Augenhöhlen, Mund und Nüstern des starren Pferdeschädels und bildeten eine sich stetig vergrößernde Pfütze. Sein Rücken traf auf eine harte Fläche und er glaubte sich an der Friedhofsmauer. Steinerne Fäuste umschlossen seine Handgelenke und er blickte aufgeschreckt zu seinen Seiten. Direkt in die hässlich zerfurchten Fratzen der beiden Torwächter. Tiefe Risse wirkten wie zornige Falten und ihre aufgerissenen Augen glichen leeren Höhlen. Sich windend und zerrend, versuchte er dem Griff zu entkommen. Mit Tritten und Schwanzhieben versuchte er sie aus dem Gleichgewicht zu bringen und erstarrte, als er die Berührung der kalten Flüssigkeit an seinen Füßen spürte. Wie eine lebendige Masse rankte sich die Masse an seinen Beinen hinauf über seinen Leib. Geräuschvoll fiel das Tor ins Schloss und er blickte über seine Schulter. Die kleine Katze umklammerte die Gitterstäbe von außen mit ihren kleinen Fingern.

„Es tut nicht weh!" drangen ihre weinerlichen Worte an sein Ohr, bevor ihn Schwärze umfing. Er fühlte das Drängen an seinen Lippen und versuchte seine versiegelten Nüstern mit heftigem Schnaupen zu befreien. Keine Luft gelangte in seine Lungen. Nach endlos scheinenden Minuten öffnete er die lippen in einem reflexartigem Atemzug und das Dunkel drang in ihn.