Die Welt des goldenen Mondes - Kapitel 35: Der Baum der tausend Herzen

Story by Meister Fuchs on SoFurry

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#35 of Die Welt des goldenen Mondes - Band 1: Der Letzte der Lougarou


Hallo ihr Lieben!!! :-)

Wie immer wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen!

Viele liebe Grüße von eurem Meister Fuchs :3

Kapitel 35: Der Baum der tausend Herzen (endgültige Version vom 04.02.2015)

Nach ein paar Minuten kamen sie endlich an ihrem Ziel an. Marie sah verwundert auf eine kleine Steintafel, die über dem Eingang in die Wand eingebettet und auf der ein Baum abgebildet war. „Warum ist denn da ein Baum drauf?", fragte sie schließlich, doch Arkady und Kiba antworteten gleichzeitig nur: „Wirst du gleich sehen." Dabei gingen die beiden Wölfe bereits weiter in den Tunnel hinein, worauf ihnen die Anderen einfach folgten.

Auch hier kamen ihnen einige Wölfe entgegen und weiter vorne sahen sie auch welche, die in dieselbe Richtung wie sie liefen. Die meisten Wölfe, die an ihnen vorbei gingen, grüßten sie freundlich und mit einem Lächeln, doch gelegentlich bekamen Reiga, Thomas und Marie auch mal entsetzte, wütende oder sogar angewiderte Blicke zugeworfen.

Die Tatsache, dass Reiga der neue Lougarou war, hatte sich natürlich noch nicht rumgesprochen und durch den deutlichen Überschuss an Wolfsdüften, konnten sie seinen nicht wirklich darunter wahrnehmen, schon gar nicht ihm direkt zuordnen. Zudem verwirrte sie noch die Anwesenheit von mehreren Menschen. Wäre es nur Reiga allein, dann kämen sie wahrscheinlich schnell auf die Vermutung, dass er der neue Lougarou sein könnte, aber so dachten sie gar nicht erst an diese Möglichkeit, da der Anblick dreier Menschen in ihrem heiligen Reich zu schockierend war.

Nach ein paar hundert Metern kamen sie zum Ausgang des Tunnels und damit ihn die Höhle. Geschockt starrten sie alle, mit Ausnahme von Kiba und Arkady, auf einen gewaltigen Baumstamm und ein paar wenige jedoch riesige Wurzeln, die sich davon ausgehend über den Boden ausbreiteten und irgendwann darin verschwanden. „Oh mein Gott!", brach es plötzlich aus Marie raus, worauf Thomas nur nickend hinzufügte: „Das ist doch unglaublich."

Sie sahen sich fassungslos um. Der Boden der Höhle war komplett bedeckt mit einer saftig grünen Wiese und überall lagen oder standen Wölfe herum, die sie bereits bemerkt hatten und nun beobachteten. „Der Baumstamm ist doch mindestens 30 Meter dick", stellte Thomas fest, worauf Marie zustimmend nickte, jedoch nach oben sah und hinzufügte: „Und mindestens mal 300 bis 400 Meter hoch. Schaut mal nach oben."

Neugierig sahen sie hoch. „Na das nenn ich mal ein richtiges Blätterdach", lachte Reiga direkt. Der gewaltige Baumstamm ließ bereits auf eine ebenso gewaltige Baumkrone vermuten, doch die sahen sie gar nicht richtig. Alles was sie sahen war der Baumstamm, der nach einigen hundert Metern in einer dichtgewachsenen Decke aus riesigen grünen Blättern verschwand.

Die Baumkrone selbst füllte den ganzen oberen Teil der Höhle aus. Der Rand dieser grünen Decke zog sich rundherum an der Höhlenwand entlang. Dazwischen war gerade mal etwa ein Meter Freiraum und diese Höhle hier sah vom Durchmesser mindestens doppelt so groß aus wie die Haupthöhle. Sie waren sich allesamt sicher, dieser Baum war mehr als nur gewaltig.

„Dieser Baum ist der älteste und treueste Freund unseres Volkes. Wir nennen ihn: Baum der tausend Herzen. Wie groß er ist, kann ich euch allerdings nicht sagen, denn das einzuschätzen ist schon sehr lange keiner mehr in der Lage", erklärte Kiba plötzlich, worauf Marie neugierig fragte: „Wie kann es sein, dass er hier unten ohne Sonne existieren kann?"

Diesmal übernahm Arkady wieder die Antwort: „Er benötigt kein Sonnenlicht, da die Lichtkugel in der Haupthöhle das übernimmt. Meisterin Luna hat auch daran gedacht und die Kugel mit einem zusätzlichen Zauber dafür belegt." Kurz darauf fragte Thomas jedoch: „Und was ist mit den Nährstoffen und dem Wasser? Ein Baum von einer solch unvorstellbaren Größe, der müsste doch auch dementsprechend eine enorme Menge davon benötigen und wenn er all das dem Boden hier entziehen würde, könnte hier doch wohl nicht auch noch Gras wachsen."

„Die meisten Nährstoffe bekommt er von uns Wölfen und das Wasser bezieht er aus einem unterirdischen Fluss, der unter ihm fließt. Dieser Fluss speist auch einen See aus dem wir trinken. Er befindet sich eine Höhle weiter", erklärte Kiba schließlich. Etwas verwirrt erkundigte Marie sich aber: „Wie meinst du das, er bekommt die meisten Nährstoffe von euch Wölfen?"

Reiga grinste, denn er hatte da bereits so eine Vermutung. Er konnte nämlich einen bestimmten Geruch in dieser Höhle wahrnehmen und obwohl dieser nur sehr schwach war, war er jedoch deutlich genug um ihn einzuordnen. „Wir bekommen von diesem Baum unsere Nahrung und tragen sie auch wieder zu ihm zurück", antwortete Arkady nur knapp, worauf Marie ihn nur noch verwirrter ansah.

Nach ein paar Sekunden kam es ihr, jedoch fragte Thomas schon bevor sie es konnte: „Soll das heißen ihr düngt den Baum mit euren Haufen?" Reiga musste noch breiter grinsen, als er bemerkte, dass das den Wölfen scheinbar ein kleinwenig peinlich war. „Ja genau. Wir machen die auf der anderen Seite des Baumes. Durch seine Wurzeln holt er sich alles Verwertbare und wandelt den Rest in fruchtbare Erde um, die er in der ganzen Höhle verteilt. Deswegen wächst hier auch das Gras", erklärte Kiba kurz darauf.

Reiga lachte, als er die erstaunten Gesichter seiner beiden menschlichen Kameraden sah und sprach: „Ja so ist das nun mal in der Natur. Alles kommt irgendwann zu seinem Ursprung zurück, meist nur in einer anderen Form. Was der Eine gibt, nimmt ein Anderer, aber jetzt genug davon. Ich habe einen Bärenhunger. Was gibt mir denn nun der Baum, was ich als Nahrung nehmen kann Kiba?"

Der Wolf lief ohne ein Wort weiter auf den Baum zu, bis er nur noch etwa hundert Meter vom Stamm entfernt war und schaute zum Blätterdach rauf. Reiga und die Anderen sahen erstaunt dabei zu, wie aus den dichten Blättern eine dünne Liane herauskam, an deren Ende eine große, runde Frucht hing.

Diese Frucht kam so immer weiter nach unten und wenige Minuten später legte die Liane sie vor Kiba auf dem Boden ab und verzog sich danach eilig wieder im Blätterdach. Neugierig liefen sie zu ihm und sahen sich die Frucht von nahem an. „Die sieht ja aus wie ein Pfirsich. Mal abgesehen davon, dass sie fast so groß ist wie ein Volleyball", stellte Marie verwundert fest, worauf Kiba erwiderte: „Das ist eine Nova-Frucht. Nova bedeutet Herz, deswegen sagen einige auch einfach Herzfrucht. Als unser Volk den Baum kennenlernte trug er genau eintausend Stück davon und daher gaben wir ihm seinen Namen."

„Du willst mir doch wohl jetzt nicht weiß machen, dass ihr die ganze Zeit hier unten nichts anderes esst als diese Früchte?", erkundigte sich Marie nun etwas skeptisch, aber Arkady konterte direkt: „Doch genauso ist es." „Okay - dann lasst mich raten, diese Früchte sind keine gewöhnlichen Früchte oder?", hakte sie nach, worauf nun wieder Kiba antwortete: „Ja ist richtig. Diese Frucht besitzt eine sehr nützliche Fähigkeit, denn sie macht jedes Lebewesen für einen ganzen Tag lang vollkommen satt und da hier unten alle noch leben, könnt ihr davon ausgehen, dass der Körper auch mit allem Nötigen versorgt wird. Sie tragen allerdings auch gewisse Risiken in sich. Obwohl man satt ist und keinen Durst verspürt, erfüllen diese Früchte nicht den Bedarf des Körpers an Wasser, das heißt wenn man nicht genügend trinkt, verdurstet man ohne es zu bemerken.

Die Wölfe, die hier unten leben, haben sich angewöhnt einfach morgens, mittags und abends ein paar Schluck Wasser zu trinken, das reicht aus und man verdurstet nicht. Zudem darf man niemals mehr als eine Frucht auf einmal und am selben Tag verspeisen, denn das wäre schon mit dem ersten Bissen, den man von der Zweiten nimmt, tödlich. Man muss warten, bis man wieder deutlichen Hunger hat. Erst dann kann man gefahrlos die nächste Frucht essen"

Kiba sah daraufhin in deutlich geschockte Gesichter und sogar Arkady sah ihn erstaunt an, da auch er das nicht gewusst hatte. „Das verstehe ich nicht. Wieso ist das tödlich?", fragte nun Rika diesmal nach, worauf ihr Vater es dann versuchte zu erklären: „Das wissen wir nicht genau. Wir vermuten, dass diese Frucht einfach eine enorme Menge an Energie enthält und die nimmt man natürlich auf, jedoch ist die Menge an Energie bereits das Maximum, was unser Körper aufnehmen und verkraften kann. Die zweite Ladung Energie würde den Körper einfach überlasten und dich damit töten."

Kurz darauf sah nun Reiga nach oben und schon wurde auch für ihn eine Frucht an einer Liane heruntergelassen. Als er seine hatte, schauten auch die Anderen rauf und bekamen ihre. Thomas war der Erste, der sich traute von seiner ein Stück abzubeißen. Der lilafarbene Saft der Frucht lief ihm aus den Mundwinkeln und als er zu den Anderen aufsah, das erste Mal kaute und dabei das zarte Fruchtfleisch mit den Zähnen zerquetschte, da erweiterten sich plötzlich seine Pupillen und er wirkte wie hypnotisiert.

Reiga sah verwundert zu Kiba, worauf der nur antwortete: „Das mit seinen Augen ist normal. Das passiert bei allen, die das erste Mal diese Früchte essen." Geistig völlig abwesend kaute Thomas ein zweites Mal und wenige Sekunden später war er auch schon wieder der Alte, erwiderte aber erstaunt: „Wahnsinn! Die schmeckt ja wie eine Peperoni-Pizza mit extra viel Käse!"

„Was echt jetzt?", hakte Marie verwundert nach, worauf Thomas nur nickend weiter seine Frucht aß. Bestärkt von seinem Nicken traute sie sich nun auch und biss ein Stück ab. Wie auch bei Thomas es geschehen war, so geschah es auch bei ihr. Erst nachdem sie ein zweites Mal gekaut hatte, erwiderte sie jedoch erstaunt: „Meine schmeckt nach einem knusprig gebackenen Pangasius-Seelachsfilet mit Kartoffelsalat und leckerem Zaziki."

Während Thomas seine schon fast zur Hälfte gegessen hatte, fingen nun auch die Wölfe an ihre zu verspeisen. Nachdem der kurze hypnotische Moment vorüber war, begannen sie plötzlich von dem wundervollen Geschmack der Früchte zu schwärmen. „Das ist ja unglaublich. Diese Früchte sind der Wahnsinn!", rief Rika erstaunt, worauf Lenos und Fellnan ihr zustimmten: „Die sind göttlich!"

Die Wölfe schmatzten vor sich hin und aßen das saftige lilafarbene Fruchtfleisch mit Genuss und beschrieben dabei einen überwältigenden Geschmack, was Thomas und Marie jedoch natürlich nicht nachvollziehen konnten. Als auch Reiga von seiner Frucht ein Stück abbiss und danach ebenso schwärmte, da sahen sich die Beiden erst recht verwundert an.

Kiba, der das natürlich bemerkt hatte, erklärte kurz darauf: „Der wahre Geschmack dieser Früchte überfordert den menschlichen Verstand, deshalb ersetzt er diesen einfach durch eine Erinnerung an etwas, das ihr am liebsten esst. Reigas Vor-vor-vor-vorgängerin, Meisterin Lena, bekam einst Mitleid mit den hungernden Menschen, deswegen bat sie den Baum um zehn Früchte und ging damit zu ihnen.

Sie verteilte kleine Stücke der Früchte unter den Hungernden und wollte ihnen so den qualvollen Tod ersparen, doch die Menschen bekamen Angst vor diesen Früchten. Das lilafarbene Fruchtfleisch allein sah schon für sie merkwürdig aus und auch der scheinbar unterschiedliche Geschmack der einzelnen Stücke, bereitete ihnen schnell Angst. Als Meisterin Lena das verwundert bemerkte, war sie jedoch bereits in Gefahr, denn die Menschen bezeichneten sie als Hexe und wollten sie verbrennen.

Durch ihre Kräfte gelang ihr natürlich die problemlose Flucht, jedoch interessierte es sie warum die Menschen den wahren Geschmack der Früchte nicht wahrnehmen konnten. Sie testete es noch einige Male an anderen Menschen und versuchte herauszufinden warum es so war. Nach einiger Zeit kam sie zu dem Schluss, dass der Mensch einfach nicht dazu in der Lage zu sein schien. Das Ergebnis ihres Bemühens erklärte sie den anderen Meistern mit einfachen Worten: Menschen sehen nicht was wir sehen. Menschen hören nicht was wir hören. Menschen fühlen nicht was wir fühlen. Warum sollten sie also schmecken was wir schmecken?"

Schmatzend hatten sie natürlich alle seiner Erklärung zugehört und einige Sekunden später lachte Reiga: „Sag mal du bist wirklich so was wie ein wandelndes Lexikon kann das sein?" Kiba grinste kurz und aß auch den Rest seiner Frucht. Da diese weder Stile noch Kerne oder andere ungenießbare Stellen besaßen, konnten sie auch komplett verspeist werden und so blieb von ihnen natürlich auch nichts übrig.

Nachdem alle ihre Frucht gegessen hatten, musste jeder von ihnen jedoch noch ein anderes dringendes Bedürfnis erledigen. Die Natur forderte nun mal ihr Recht und auch der Baum wollte schließlich etwas als Gegenleistung für die Frucht haben, aber Marie fragte leise flüsternd Reiga: „Sag mal, ich muss mich doch jetzt wohl nicht wirklich dahinten über die Wiese hocken und da - du weißt schon?" Er sah deutlich wie peinlich das ihr war, aber es gab ja keine Alternative. „Du hast leider keine andere Wahl. Ich bezweifle, dass es hier irgendwo eine richtige Toilette gibt", erwiderte Reiga darauf, doch das machte es Marie auch nicht gerade leichter.

Während sie auf die andere Seite des Baumes liefen, überlegte Reiga wie er ihr mit diesem kleinen Problem irgendwie helfen oder es ihr zumindest erleichtern könnte. Natürlich ging es dabei auch um Thomas und ihn selbst, da selbst er noch nicht so weit Wolf war, um sich einfach vor anderen zu erleichtern. Er kam kurz daraufhin auf eine Idee, als er zufällig zum Baum sah. Er winkte Marie zu sich und flüsterte: „Wir laufen einfach direkt bis zum Stamm des Baumes. Die Wurzeln dort sind so groß, da wird uns niemand sehen und ich denke mal, wenn wir den Baum darum bitten, gibt er uns vielleicht sogar eins von seinen riesigen Blättern."

Dieser Vorschlag war in ihren Augen jetzt nicht unbedingt perfekt, aber immer noch tausendmal besser, als sich inmitten der ganzen Wölfe über die Wiese zu hocken. Reiga, Marie und Thomas staunten nicht schlecht, als sie mit den Anderen zusammen die Rückseite des Baumes erreichten und sahen, dass auch jetzt gerade dort überall Wölfe ihr Geschäft erledigten. Marie lief etwas rot an, während Reiga und Thomas nur grinsen mussten. „Tja - freie Natur", lachte Thomas kurz darauf noch.

Während Kiba, Arkady und die Anderen sich jeweils eine Stelle suchten und sich dort erleichterten, liefen Reiga, Thomas und Marie auf den Baum zu. Sie brauchten einige Minuten und stellten erstaunt fest, dass die größten Wurzeln von nahem erst richtig ihre Ausmaße deutlich machten. Sie liefen zwischen zwei gewaltigen Wurzeln hindurch weiter auf den Stamm zu und bemerkten dabei, dass je größer die Wurzel war, desto länger sah man sie oberhalb der Wiese, bevor sie vom Baumstamm weg immer kleiner wurde und irgendwann ganz im Boden verschwand.

Sie erreichten endlich den Stamm und sahen, dass sich dort noch zwei weitere etwas kleinere Wurzeln über dem Boden ausbreiteten. Diese waren jedoch immer noch größer als sie und boten ihnen somit Sichtschutz vor einander. Die Wurzeln bildeten drei Wege, was Reiga als äußerst praktisch bezeichnete: „Sehr gut. So können wir alle drei gleichzeitig gehen. Okay, Thomas geh du nach links, Marie du nach rechts und ich geh in die Mitte." Während die Beiden nur zustimmend nickten, sah Reiga kurz mal rauf zur Baumkrone.

Drei Minuten später erreichte sie ein riesiges grünes Blatt, das den ganzen Weg von der Krone aus bis zu ihnen runter gesegelt war. Reiga fing es im Flug auf und zerriss es in drei Teile. „Wahnsinn. Das Blatt ist so groß wie ein DIN A3 Zeichenblock", murmelte Thomas vor sich hin und nahm dabei das Stück Reiga ab, was dieser ihm reichte.

Ohne ein weiteres Wort liefen die Drei ihren Weg entlang zwischen den Wurzeln und damit die letzten Meter auf den Stamm zu. Erst als sie direkt vor dem Baum waren und links und rechts nichts anderes als Wurzeln sahen, da öffneten sie ihre Hosen und folgten dem Ruf der Natur. Nachdem sie sich erleichtert hatten sahen sie mit Erstaunen, wie sich der Rest des grünen Blattes, was sie zum Abdecken verwendet hatten, plötzlich bräunlich verfärbte, sich scheinbar auflöste und dabei im Boden versickerte.

Es dauerte keine zwei Sekunden, da war nichts mehr übrig und alles im Boden verschwunden. „Hier entdeckt man eine erstaunliche Sache nach der Anderen. Kein Wunder, dass es hier keine schlechte Luft gibt, wenn alles innerhalb von Sekunden verwertet wird", stellte Thomas verwundert fest und lief dabei schon los. Als er aus seinem Gang rauskam, kam auch Marie raus gelaufen und weiter vorne sahen sie Reiga, der bereits auf sie zu warten schien. Die Drei liefen zurück zu den Wölfen, die schon ungeduldig warteten.

Als sie ankamen fragte Lenos neugierig: „Warum habt ihr euch die Mühe gemacht bis zum Baum zu laufen?" Marie antwortete grinsend: „Das nennen wir Menschen Privatsphäre." Fellnan erkundigte sich verwundert: „Ihr schämt euch dafür, meint ihr das damit?" Doch Thomas entgegnete direkt: „Schämen nicht wirklich. Ein bisschen vielleicht, aber es ist einfach so unter den Menschen üblich sich nicht in aller ffentlichkeit zu erleichtern. Wir haben das von klein auf so gelernt und das können wir nun nicht einfach ablegen und vergessen."

„Nur vergeudete Zeit. Es guckt euch doch hier niemand was weg und wir müssen das doch alle machen. Ist nicht so, dass ihr Menschen euch in dem Punkt von uns unterscheidet. In der Zeit wo ihr dahinten wart, hätten wir schon dreimal in der nächsten Höhle am See etwas trinken können", warf Tiger plötzlich ein, doch nun antwortete Reiga: „Das ist uns schon klar. Es wäre uns aber einfach unangenehm und fertig."

Nach ein paar Sekunden des Schweigens übernahm wieder Kiba das Wort: „Na ja wie auch immer. Wir haben nun schon genug Zeit vertrödelt. Wir gehen jetzt schnell noch was trinken und danach in die Höhle des Rates." „Höhle des Rates?", hakte Marie nach, worauf Arkady nur knapp antwortete: „Die Höhle in der die Meister zu finden sind."

Daraufhin gingen sie auch schon los, aus der Höhle des Baumes raus, durch den Tunnel und damit zurück in die Haupthöhle. Von hier aus liefen sie noch ein kleines Stück den Spiralweg hinauf und kamen am nächsten Eingang an, über dem ebenfalls eine kleine Steintafel in der Wand eingebettet war. Auf ihr war jedoch nur ein dunkler Fleck abgebildet und dieser sollte wohl den See darstellen, von dem Kiba gesprochen hatte.

Auch in diesem Tunnel kamen ihnen natürlich etliche Wölfe entgegen und obwohl die Meisten sie mit einem Lächeln und Kopfnicken begrüßten, hatte bisher keiner von diesen Wölfen auch nur ein Wort zu ihnen gesagt. Reiga drehte sich verwundert zu Kiba und fragte ihn: „Sag mal, wieso spricht keiner mit uns? Dieser Wanaton von vorhin ist bisher der Einzige von mindestens 200 Wölfen, die uns bereits entgegen gekommen sind."

Kiba brauchte natürlich nicht lange und hatte gleich die Antwort parat: „Weil sie nicht wissen an welcher Stelle wir in der allgemeinen Rangordnung stehen." „Wie meinst du das?", hakte Reiga nach, worauf Kiba etwas ausführlicher erklärte: „Die meisten Wölfe haben einfach Angst davor einen höhergestellten Wolf zu beleidigen und dann dafür bestraft zu werden. Da wir noch nicht bei den Meistern waren und uns vorgestellt haben, weiß hier unten niemand wer wir sind und somit kennen sie auch unsere Stellung nicht. Deine kleine Ansprache vorhin hat zwar einigen Wölfen klar gemacht wer du bist, aber das hat sich natürlich noch nicht überall rumgesprochen. Es wird noch eine kleine Weile dauern, bis uns jeder kennt und sie sich trauen uns eventuell anzusprechen."

„Das ist doch scheiße. Seit wann ist es verboten mit jemandem zu sprechen?", erwiderte Reiga direkt, doch Arkady lenkte ein: „Natürlich ist es nicht verboten, allerdings empfinden es viele ranghöhere Wölfe als eine Frechheit oder Respektlosigkeit, wenn ein unterlegener Wolf sie ungefragt anspricht. Dieser Wanaton, dem wir vorhin begegnet sind, der hat zum Beispiel ebenfalls den Ruf, dass er Wölfe bestraft, wenn sie ihn einfach ansprechen. Meiner Meinung nach ist das eine Sauerei vom Feinsten, aber bisher hat es sich auch noch kein unterlegener Wolf getraut ihm gegenüber Widerspruch einzulegen und mit ihm vor den Rat der Meister zu treten."

„Wie meinst du das Widerspruch gegen ihn einzulegen?", erkundigte sich Thomas plötzlich neugierig, worauf wieder Kiba das Antworten übernahm: „Wenn ein unterlegener Wolf das Gefühl hat, das er zu Unrecht bestraft werden soll, dann hat er das Recht gegen den ranghöheren Wolf einen Widerspruch einzulegen. Das heißt er widerspricht der Meinung dieses Wolfes, dass die Strafe gerechtfertigt ist und in diesem Falle darf der ranghöhere Wolf die Strafe nicht ausführen. Beide müssen vor den Rat der Meister treten und ihren Standpunkt erklären. Der ranghöhere Wolf erklärt, weshalb er die Strafe ausführen will, der Unterlegene weshalb er sie für nicht gerechtfertigt hält. Wenn das erledigt ist, entscheidet der Rat ob die Strafe gerechtfertigt ist oder nicht.

Ist sie es nicht, darf der unterlegene Wolf gehen, während der Ranghöhere eventuell eine Strafe bekommt, weil er vielleicht sogar versucht hat seine Macht auszunutzen um einen Wolf grundlos zu bestrafen. Entscheidet der Rat jedoch zugunsten des ranghöheren Wolfes, dann folgt eine weitere Entscheidung über die Strafe selbst. Der Rat der Meister beurteilt das Vergehen des unterlegenen Wolfes und verhängt gegebenenfalls eine andere Strafe, als jene die der Ranghöhere ausführen wollte. In früheren Zeiten kam es manchmal vor, dass die vom Rat verhängte Strafe schlimmer war, als jene die der überlegene Wolf im Sinn hatte. Die meisten unterlegenen Wölfe legen keinen Widerspruch ein, weil sie entweder eine höhere Strafe durch den Rat fürchten oder sich einfach nicht trauen, so wie Arkady es bereits gesagt hatte."

Gerade als Kiba mit der Erklärung fertig geworden war, kamen sie in eine große Höhle wo ebenfalls wie in der Höhle des Baumes der Boden mit frischem grünem Gras bedeckt war. In der Mitte der Höhle sahen sie jedoch einen riesigen Fluss, der sich von der linken Wand aus der Höhle durch den Raum zog und unter der rechten Wand wieder verschwand. Das Plätschern von fließendem Wasser und die leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit waren ganz klare Anzeichen für das Vorhandensein von einem Fluss.

„Und aus dem trinkt ihr?", fragte Thomas erstaunt, worauf Kiba erklärte: „Ja natürlich und wir baden auch in diesem Fluss. Es gibt dazu jedoch eine kleine Regel, denn natürlich soll nicht das Trinkwasser durch Verschmutzungen ungenießbar gemacht werden. Am Anfang des Flusses, wo er unter der Höhlenwand herausströmt, kommt er direkt unter dem Baum der tausend Herzen hervor und damit ist das Wasser an dieser Stelle am saubersten. Wir trinken daher an dieser Stelle des Flusses, während weiter in der Mitte der Fluss etwas breiter und das Wasser deutlich flacher ist. Dadurch ist die Strömung nicht zu stark und es kann dort gefahrlos gebadet werden. Auf der rechten Seite der Höhle verläuft der Fluss durch ein weiteres Loch in der Wand und fließt ab. Meisterin Luna hat dieses Loch jedoch zur Sicherheit mit einem Netz aus dicken Wurzeln verschlossen, falls doch mal ein Wolf von der Strömung mitgerissen wird, wird er nicht davongespült und kann dort den Fluss verlassen. Es steht auch immer mindestens eine Wache an dem Flussufer um notfalls helfen zu können."

Nachdem alle reichlich Wasser getrunken hatten, liefen sie wieder aus der Höhle raus, gingen erneut ein Stück den Spiralweg hoch und schließlich in den nächsten Eingang rein. Auch diesmal fiel ihnen die steinerne Tafel über dem Eingang auf, auf der jedoch nur ein großer Pfotenabdruck mit fünf weiteren kleineren Abdrücken rund herum zu sehen war.

Plötzlich stoppte Arkadys Rudel, da diese vorangegangen waren und kurz darauf mussten natürlich auch Reiga und die Anderen anhalten. Sie sahen verwundert nach vorn und erblickten dort zwei muskulöse Wölfe, die vor einem großen steinernen Tor standen und scheinbar der Grund für den plötzlichen Stopp waren. Es war offensichtlich, dass sie wohl die Wächter des Tores waren und kurz darauf fragte der Eine mit grimmiger Stimme: „Wer seid ihr? Was wollt ihr?" Arkadys Rudel trat zurück, während Kiba an ihre Stelle ging und antwortete: „Mein Leitwolf Meister Reiga wünscht mit Meisterin Elesmera zu sprechen."

(c) by Meister Fuchs (Micki the Fox)