Großstadtleben - Kapitel 3: Was geschehen ist, ist geschehen

Story by Lerato on SoFurry

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Hier ist nun das dritte Kapitel meiner Geschichte. Wieder ein etwas anderer Stil, aber ich hoffe, dass es trotzdem gefällt. Jedenfalls soll dieses Kapitel etwas Aufschluss über die Vergangenheit bringen. Viel Spaß und bitte kommentieren! :)

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Großstadtleben - Kapitel 3

Was geschehen ist, ist geschehen

„Wie kannst du nur! Das ist sowas von beschämend für unsere Familie! So kann ich mich nicht wieder zeigen! Ein schwuler Bruder? Niemals!" Dies waren alles Sätze, die Alex jedes mal, wenn er an eine Beziehung mit Ben dachte, durch den Kopf schossen. Er wusste, dass er viel zu weit voraus dachte, denn gleich an eine Beziehung zu denken war einfach nicht realistisch. Na ja, war es denn realistisch jemanden so Wunderbaren in dieser großen Stadt kennen zu lernen, und dann noch auf diese Art und Weise? Man weiß es nicht, aber oft kam es sicher nicht vor. Als Sohn seiner Eltern und Bruder seiner Schwester kannte Alex seine Familie besser als jeder andere, das war klar. Er konnte sich nicht vorstellen, dass allesamt so bösartig reagieren würden. Anfangs würde es sicher jeden etwas schocken, doch wenn man von seiner Familie geliebt wird, dann wird man nicht gleich verstoßen. Alex fühlte sich wie in einer Geschichte, in der alles perfekt lief und die mit einem Happyend abschließt. So etwas kannte er nur aus Büchern oder aus selbst geschriebenen Stories. Geschrieben von Personen, denen das Glück nicht so holt war wie ihm. Man schwelgt in Gedanken über den perfekten Partner, stellt sich ein Aufeinandertreffen vor, lässt der Fantasie freien lauf und schreibt nieder was einem in den Kopf kommt. Alex wollte schon immer mal eine eigene Geschichte schreiben, eine Geschichte über das Leben, wie es sein sollte. Wobei das Wort 'sollte' immer nur dann verwendet wird, wenn es nicht so gekommen ist, wie man es sich vorgestellt hat. Dann ist man wieder im richtigen Leben mit allen Höhen und Tiefen die es bereit hält. Bevor Alex Ben kennen gelernt hatte, dachte er oft über die Zukunft nach, was er tun sollte, weiterhin ohne Partner. Er wollte sich in die Arbeit vertiefen, seine Ausbildung perfekt machen und die Auszeichnung für den besten Auszubildenden der städtischen Handelskammer anstreben. Was sollte er auch sonst tun? Ohne Ferien, die wochenlang andauern, ohne komplette Wochenenden, die einem zur Verfügung standen. Urlaube müssen genehmigt werden und ein Tag dauert ab sofort länger als es letztes Jahr noch der Fall war. Jetzt hatte er aber einen neuen Punkt, auf den er sich fixieren konnte. Ben, diese Anziehungskraft, der Alex nicht widerstehen konnte. Ob mit oder ohne ihn, Alex würde seine berufliche Zukunft sicher nicht aus den Augen verlieren, aber eine kleine Ablenkung war es trotzdem...

Damals war Alex in der 8. Klasse, mitten in einer Phase, die wohl jedem bekannt ist. Mitten im Leben auf der mittleren Schullaufbahn und den Kopf nicht beim Lehrstoff. Alex versuchte sich zwar immer auf die Schule zu konzentrieren, aber durch viele Faktoren war es langsam unmöglich. Unter anderem ging das Mobben auch nicht an ihm vorbei. Kleine Sticheleien auf alles, was auffällig an seinem Äußeren war. Eine sehr gute Freundin, an die sich Alex leider zu sehr klettete, sodass selbst manche Lehrer fragten, was er ohne Sie machen würde. Doch dann war da noch dieses eine Mädchen. Hübsch und beliebt, fast eine Unmöglichkeit an Sie heranzukommen. Sie war ständig in irgendwelchen Beziehungen, die jedes mal ca. 4 Wochen anhielten und dann fallen gelassen wurden. Alex hielt zu der Zeit auch nichts von Jugendbeziehungen, wie man sah, gingen diese sowieso schnell wieder zu Bruch. Aber er konnte nicht widerstehen. Durch einen anderen Freund, der leider das laufende Schuljahr nicht schaffte, begab er sich in den Kreis des Mädchens. Die Tage verflogen und Alex traf sich mit dem Mädchen in einer Gruppe und unternahm viele Aktivitäten, bis es eines Tages auf einem Spielplatz der Stadt geschah. Alex und das Mädchen kamen zusammen. Die folgenden Wochen waren für ihn wunderbar, doch es sollte so kommen, wie Alex schon vorher über Jugendbeziehungen dachte. Nach ca. 4 Wochen war es vorbei. Sie machte über das Internet Schluss und für Alex brach eine Welt zusammen. Kurz nach dieser Trennung machte er sich schwere Vorwürfe, warum er überhaupt die Beziehung, wenn man es denn so nennen konnte, eingegangen war.

Die folgenden Jahre konzentrierte Alex sich auf die Schule. In dieser Zeit standen auch zwei Praktika vor der Tür. Beide wurden in einem Reisebüro am Hauptbahnhof absolviert. Sein Traumberuf war immer Reiseverkehrskaufmann gewesen, doch durch unglückliche Umstände zerbrach alles innerhalb von Tagen.

Kurz nach dem Abschluss auf der Realschule bekam Alex nochmal die Chance seinen Traumjob zu lernen. Ein Jahr auf einer Wirtschaftsschule und ein Praktikum in einem großen Reisezentrum. Dieses eine Jahr war das beste Schuljahr, dass Alex je erlebt hatte. Eine wunderbare Klassengemeinschaft, nette Leute und Lehrer, sowie eine weitere Beziehung, die dieses mal länger anhalten sollte als es das letzte mal der Fall war. Es war alles perfekt, viele gemeinsame Interessen und ein halbwegs gut geordnetes Leben. Monatelang war es eine echte und liebevolle Beziehung. In der Schule war er gut, Alex wollte sein letztes, offizielles Schulzeugnis noch einmal perfekt machen. Das hat auch geklappt, doch bis zum Sommer des darauffolgenden Jahres blieb die Beziehung auf der Strecke. Beide mussten sich um ihre Zukunft kümmern und das Leben zusammen war eher nur noch ein nebenher leben. Die Trennung war eine gute Lösung und von beiden Seiten vorgeschlagen. Alex blieb mit dem Mädchen weiter befreundet und hat selbst heute noch Kontakt zu ihr.

Alex schloss die Schule mit einem Schnitt von 2,3 ab und war zufrieden, denn eine Ausbildung war bereits gesichert.

Da auch der zweite Anlauf im Reisebüro nicht funktioniert hatte, beschloss er, es bei einer großen deutschen Kaufhauskette zu versuchen. Interkauf war für Alex schon immer ein Inbegriff des modernen Konsums gewesen. Modern, stylisch und aktuell. Man konnte sich in der Tat nur auf einen Einkauf dort freuen. Eine Ausbildung in einem so großen Unternehmen zu beginnen war ein wunderbare Vorstellung. Alex hatte schon oft damit geliebäugelt in einem Kaufhaus zu arbeiten oder an einem Flughafen oder sogar an Bord eines Flugzeuges. Würde Alex seine Ausbildung erfolgreich abschließen, dann würde er vielleicht versuchen bei einer Airline zu arbeiten. Doch das waren alles nur Träume über eine erfüllte Zukunft. Die Bewerbung bei Interkauf wurde gut angenommen und Alex schlängelte sich durch mehrere Bewerbertage um am Ende einer der Auserwählten zu sein. Viele stellen sich unter dem Beruf des Einzelhandelskaufmann jemanden vor, der an der Kasse steht und Waren abkassiert. Doch das war eine Unwahrheit. Waren anbieten und verkaufen, Kundenwünsche nachkommen und auch hinter den Kulissen arbeiten stand alles auf der Tagesordnung, also kein Job, der mit Leichtigkeit zu bewerkstelligen war. Mittlerweile arbeitete Alex schon in der innerstädtischen Filiale und war zufrieden, was er erlebt hatte und seine Kollegen waren ebenfalls mindestens genauso nett wie seine alte Schulklasse. Alex stellte sich drei Jahre Arbeit in einem tollen Unternehmen vor, dass sowohl zukunftsweisend war, als auch mit freundlichen Personal dienen konnte.

Doch das alles war nichts dagegen, als Alex eine neue Seite an sich entdeckte, bevor er überhaupt seine Ausbildung begann. Genauer gesagt, kurz nachdem er seine letzte Beziehung zu einem Weibchen löste. Eine schwule Seite, wenn nicht eher bisexuell. Er fing an sich für sein eigenes Geschlecht zu interessieren. Anfangs sträubte er sich dagegen, doch was sollte er tun? Er konnte es nicht leugnen und sah der Wahrheit ins Gesicht. Selbst im Urlaub, in manchen Touristenhochburgen, achtete der junge Wolf er auf sein eigenes Geschlecht als auf das Andere. Er konnte nichts mit diesen aufgehübschten, dummen Mädchen anfangen, die alles an sich ran lassen wie Prostituierte. Diese Seite versteckte sich hinter seinem ganz normalen Verhalten vor seiner Familie und ließ den Dingen ihren Lauf. Was sollte auch schief gehen? Nichts konnte schief gehen, solange kein Fehler unterlief. Es machte auch keinen Sinn, dass Alex' Familie jetzt etwas darüber erfahren sollte. Er war sich selber noch sehr unsicher über seinen Gemütszustand und es konnte immer noch passieren, dass im nächsten Moment ein Weibchen um die Ecke kommt, in das er sich unsterblich verliebt. Doch das war auch nicht der Fall, denn Alex wollte lieber diese neue Seite an sich weiter kennen lernen. Durch bestimmte Vorlieben, die er nur in manchen Internetforen ausleben konnte, lernte er Leute kennen. Leute, die ihm mit der Zeit immer mehr bedeuteten. Leute, die er besser kennen lernen wollte. Man wollte diese Internetbekanntschaften treffen, so komisch das auch anfangs ist, die Freude und der Wille nach dieser kleinen aber interessanten Ungewissheit waren größer. Mit der Zeit freundete Alex sich mit jemanden an, der ihm heute noch viel bedeutet. Zusammen gingen sie durch gute als auch schlechte Zeiten, kamen sich näher, aber entfernten sich zwischendurch auch mal voneinander. Getroffen haben sie sich schon öfters, auch wenn die Distanz zwischen den Heimatstädten recht groß war. Alex hatte mehr als nur Freundschaft für diese Person empfunden, konnte es aber nicht sonderlich gut zeigen, da diese neuen Gefühle völlig fremd für ihn waren. Noch heute wirft er sich manchmal selber vor, nicht richtig reagiert zu haben, aber ändern konnte er ja sowieso nichts mehr. Vielleicht hätte er schon viel früher einen Partner gefunden, aber durch seine Verschwiegenheit gelang ihm das nicht. Im Internet war Alex viel offener und gesprächiger als im wirklichen Leben, was ihm leider ab und zu so manche Chance zerstörte. Jedenfalls wollte er diese eine Person auf keinen Fall verlieren, was auch immer geschehen ist oder noch passieren sollte, er war ihm zu wichtig.

Wie Alex am eigenen Leibe erfahren musste, war das Internet wie so oft nicht immer freundlich und sicher. So war manche Bekanntschaft nur auf Sex aus und die Andere ein komischer Psychopath mit Hang zur Schizophrenie. Davon abgehalten, das Internet als Partnersuchmaschine zu benutzen, hat es Alex nicht. Monate vergingen und nichts kam dabei raus, zumindest was eine Beziehung betraf. Stattdessen fanden sich viele gute Freunde zusammen, mit denen man jeden Tag schreiben konnte und welche, die die selben Interessen teilten. Alex war immer für seine Kontakte da gewesen, auch wenn er sich manchmal selber dabei vergaß.

Doch er war glücklich. Er hatte ein angenehmes Leben, eine wunderbare Familie und eine gesicherte Zukunft für mindestens drei Jahre. Was will man mehr? Vielleicht doch irgendwann einen Partner mit dem man durchs Leben gehen kann und die Zeit genießt, aber das war erstmal nebensächlich. Sollte dieser jemand kommen, dann stand Alex dafür offen und wenn nicht, dann nicht.

Doch dann trat dieser eine Löwe in das bis dahin geordnete Leben des Wolfes und brachte die Gefühle und die Gedanken ziemlich durcheinander.

Was hält die Zukunft für Beide bereit? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall ist eins klar: Was geschehen ist, ist geschehen.

Fortsetzung folgt...