Geisterstadt 3 - Böses Erwachen

Story by mryia jackalope on SoFurry

, , , , , , , ,

#3 of Geisterstadt


Geschichten aus Tannewerda:

Geisterstadt 3 - Böses Erwachen

Wie immer gilt: Dies ist nur ein Kapitel einer großen Geschichte. Um den ganzen Zusammenhang zu verstehen, empfehle ich dringend, vorher auch die früheren Kapitel zu Lesen. Über Fanart würde ich mich riesig freuen :-)

(c) 04-05/2004 Mryia Jackalope

Mit großen Augen stand Maik auf der leuchtend grünen Wiese. Alle Farben schienen irgendwie übernatürlich grell zu sein, und das grüne Gras duftete intensiv nach Frühling. Unzählige riesige Apfelbäume standen auf der Wiese, voll mit den größten Äpfeln, die er je gesehen hatte. Der junge Hirsch wunderte sich etwas, denn es war ja Frühling, noch lange nicht die Zeit für Äpfel, und dann waren die Früchte auch noch so groß wie Kürbisse. Gerade wollte er sich einem der auf dem Boden liegenden Riesenäpfel nähern um ihn zu kosten, da wurde er durch eine große Hummel abgelenkt.

Wieder wunderte sich Maik, denn das war keine normale Hummel, groß wie ein Hubschrauber war sie, und sie machte komische grollende Geräusche mit den Flügeln. Immer lauter wurde die Hummel, und plötzlich begann das Bild zu verschwimmen. Die Hummel war weg, aber der Krach noch da. Müde wischte sich Maik den Schlaf aus den Augen und versuchte sich zu orientieren.

Wind pfiff laut durch den kleinen, halbdunklen Raum in dem er sich befand. Das Grollen kam von draußen, wo dunkelgraue Wolken über den Himmel jagten und der starke Wind den Wald laut zum Rauschen brachte. Die großen vergilbten Vorhänge hatte der Sturm längst nach draußen geweht, sie flatterten aus dem Fenster wie die losgerissenen Segel eines Geisterschiffs. Für einen Moment war alles in ein gleißendes Licht getaucht, als ein Blitz aus den Wolken zuckte und in der Ferne auf die Erde traf. Mit lautem Knall folgte der Donner, dessen Schalldruck das alte Gebäude zum Erzittern brachte. Die Luft war schwer, schwül-warm und es roch nach Regen, doch noch war der Wald da draußen trocken. Noch immer war sich der junge Hirsch nicht ganz bewusst, wo er eigentlich war, nur daß das ihm Wetter gerade große Angst machte. Mit aller Kraft schaffte er es schließlich, den wehenden Vorhang zurück in das Zimmer zu ziehen und das schwere eiserne Klappfenster zu schließen. Mit einem quietschenden Rumms fiel es ins Schloß und es war still.

Er drehte sich um und ließ seinen Blick durch das kleine, mit Holz vertäfelte Zimmer streifen, die Erinnerung an den gestrigen Tag kam zurück, und damit die Erkenntnis wo er eigentlich war. Eine Art Bett stand an der Wand, und auf dem Bett saß Tuan, der Katzenbär, der sich noch den Schlaf aus den Augen rieb. Der noch immer leichte Luftzug erinnerte den Hirsch daran, daß er grade nackt im Raum stand. Ihm trieb die Röte ins Gesicht, schnell suchte er sich seine Hose vom staubigen Boden und zog sie sich über. Wieder zuckte ein Blitz durch die Wolken und tauchte den Raum in ein gespenstisches weißes Licht, der kurz darauf folgende Donner ließ die Scheiben spürbar zittern. Es begann leise zu rauschen, und ein Blick durch die schmutzige Scheibe ließ erkennen was Maik vermutete: Es regnete Bindfäden.

„Morgen..." sagte Maik schüchtern zum roten Panda, der sich in eine Wolldecke gehüllt auf die Bettkante gesetzt hatte und zuerst zum Fenster, dann auf den Boden blickte. „Morgen..." murmelte der Katzenbär zurück und suchte den Boden nach seinen Klamotten ab. Ohne ein Wort zu reden zogen sich die beiden Jungs an, inzwischen war es auch durch die Nacht und den prasselnden Regen deutlich kühler geworden. Kühl wie die seltsame Stimmung, die es plötzlich zwischen ihnen gab. Maik hatte ein schlechtes Gefühl im Bauch, die Gewissheit, gestern Abend etwas Falsches, Verbotenes getan zu haben. Es war kein Traum gewesen, die eingetrockneten, ziependen Reste in seinem Bauchfell waren echt. Lange starrte der Hirsch abwechelnd auf den alten Teppich, an die Wand oder auf die zerwühlten Wolldecken auf dem Bett, immer am Katzenbär vorbei. Tuan schien zu spüren, daß irgend etwas nicht stimmte, er selbst saß halb auf dem Bett, die Hände gefaltet in den Schoß gelegt und sah gedankenverloren auf den Boden. „Hast du denn gut geschlafen?" brach der rote Panda plötzlich die Stille.

„Hm, was? Ach so..." Maik schreckte hoch. „Nein, ich glaube nicht wirklich. Mir tut der ganze Rücken weh. War wohl zu eng da." In der Tat schmerzte sein Rücken, denn die Nacht hindurch blieb er so liegen, wie er an den Panda gekuschelt eingeschlafen war, eng an ihn geschmiegt. Wieder gab es eine lange Zeit des Schweigens, und wieder war es Tuan, der nach vielen Seufzern das Schweigen brach. „Hat dir das denn gestern Abend gefallen?" fragte er leise, ohne den Kopf zu heben. „Hm?" fragte Maik zurück, der die Frage nicht verstanden hatte. Noch immer war er in Gedanken ganz wo anders, und er machte sich schlimme Selbstvorwürfe. Was würden seine Eltern nur denken? „Ob es dir gestern Abend gefallen hat..." wiederholte Tuan die Frage, mit deutlich weniger Mut. Maik zuckte mit den Schultern und seufzte. „Weiß nicht... wir hätten das nicht tun sollen... ich will... ich will nicht..."

Tuan stand auf und ging ziellos durch den Raum, offenbar plagte auch ihn etwas. Er schien den Blickkontakt zu Maik zu suchen, doch der junge Hirsch wich den Blicken immer wieder aus und starrte ausdruckslos zu Boden. „Was willst du nicht?" versuchte der kleine Panda herauszufinden, krampfhaft nach den richtigen Worten suchend. Maik schluckte. „Ich... ich will nicht schwul sein!" schrie er Tuan plötzlich an, griff seinen Rucksack und rannte aus dem Raum. „Warte...!" rief der Katzenbär noch hinterher, doch der Hirsch bekam das schon nicht mehr mit. In blinder Verzweiflung rannte er die Treppen der 13 Etagen hinunter, hinein in den strömenden Regen. „Maik! Bleib hier!" hörte er Tuan leise von der Dachbrüstung hinunterschreien, doch der prasselnde Regen übertönte den Panda weit oben. Nur kurz blickte er nach oben, wo Tuan wild winkte, dann wischte er sich Tränen und Regen aus dem Gesicht und folgte stolpernd dem Gütergleis in den Wald.

Maik war durchgeweicht bis auf die Haut. Seine Kleidung klebte nass an seinem durchtränktem Hirschfell, besonders das weiche Bauchfell hatte sich voll Wasser gesogen und erhöhte sein Gewicht. Längst hatte er aufgehört zu laufen, stakste so gut es ging geradeaus auf dem völlig überwachsenen alten Gleis mitten im Wald.

Er wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war, aber seine feuchten Hufe schmerzten. Wieder warf er einen Blick zurück, wo die rostigen Schienen vom dunklen Wald und dem endlos rauschendem Regenvorhang verschluckt wurden. Der junge Hirsch fühlte sich verfolgt, suchte den Wald hinter ihm nach dem roten Panda ab. Wie konnte es nur dazu kommen?

Wieder stolperte er über einen der zahlreichen Brombeersträucher, die an manchen Stellen das Gleis fast unpassierbar machten. Maik fluchte laut, stand auf und zog vorsichtig die Dornen aus seinen Beinen. Diesmal war er auch noch beim Abstützen mit dem Händen unglücklich gefallen, seine Handflächen auf einer alten Betonschwelle aufgeschürft. Es brannte wie Feuer und ein paar Hirschtränen liefen über sein regennasses Gesicht. Nicht nur Tränen des Schmerzes waren es, sondern auch Wut über den erneuten Sturz und Verzweiflung wegen seinen Gefühlen, die so verrückt spielten. Maik rappelte sich wieder auf und schüttelte seinen nassen Körper. Der Hirsch zitterte, denn der Regen hatte ihn schon stark ausgekühlt.

Da waren sie auch schon wieder, die Gedanken und Selbstvorwürfe. Wie oft hatte er Papa bei seinen Skatabenden mit Freunden über die schlimmen Schwulen lästern hören. Auch Mama hatte ihm schon oft erzählt, wie böse solche Männer wären. In die Hölle würden sie kommen, alle. Doch das störte ihn ja bisher nicht, denn er war ja zum Glück nicht schwul... bis gestern, so ging es ihm dunkel durch den Kopf. Nein, er wollte nicht in die Hölle, niemals. Natürlich glaubte er nicht blind alles, was seine religiösen Eltern ihm erzählten, aber er war sich trotzdem sicher, daß es so etwas wie eine Hölle gab.

Doch da waren noch diese anderen Gefühle, dieser innere Schmerz und das Herzklopfen. Der Abend, das Kuscheln, das erste Mal mit jemandem... das alles weckte auch schöne Gefühle in ihm. Aber es war ein Junge. Ein Junge, den er noch nicht einmal richtig kannte. Tuan, der Katzenbär aus einem anderen Land. Er wusste, daß seine Eltern schon Onanieren für schlimm hielten, doch er hatte gestern sogar den Penis eines anderen berührt. Nein, nicht nur berührt, sondern bis zum Schluss daran gerieben. Und es hatte ihm Spaß gemacht, es war irgendwie schön. Schöner noch war es, was Tuan dafür mit ihm gemacht hatte. Auch an seinem Hirschpenis gerieben, und ihn einfach in seine Schnauze genommen. Wieder Willens bekam Maik einen leichten Ständer, als er sich daran erinnerte, wie schön und intensiv sich die Wärme und Tuans Zunge anfühlten.

Schnell versuchte er an etwas anderes zu denken, den Blick nach vorn gerichtet. Maik konnte schon die alten Eisenträger der Brücke erkennen, mit Grausen schoben sich nun neue Gedanken in sein Gedächtnis. War schon das Überqueren der baufälligen Brücke auf dem Hinweg ein großes Abenteuer gewesen, so war es jetzt im strömenden Regen der Horror. Als er nach kurzer Zeit an der Brücke angekommen war, offenbarte sich das Problem in seiner ganzen Härte. Das Wasser im Fluß war durch den Regen angestiegen und hatte nun eine schlammige, braune Farbe. Die vielen Wirbel und die Schnelligkeit, mit der der Fluß durch sein Bett strömte, das machte dem jungen Hirsch noch zusätzlich Angst. Tuan hatte ihm zwar gezeigt, wo er auf der Brücke entlangbalancieren musste, doch nun waren die von Moos und Algen bewachsenen Holzbohlen auch noch nass und glitschig. Zusätzlich lief immer wieder das Wasser aus seinem Haar über sein Gesicht und nahm ihm die Sicht. Sein Hirschherz pochte und ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihm aus. Auf der anderen Seite konnte er ja sein Fahrrad sehen, so nah und doch so weit weg.

Vorsichtig machte er einen Schritt auf die Brücke, dort, wo noch keine reissende Strömung unter ihm toste. Das nasse, morsche Holz fühlte sich merkwürdig weich unter seinen Hufen an, und er spürte wie die rostige Brücke leicht vibrierte. Das Wasser drückte stark gegen den alten Stützpfeiler in der Mitte der Aue und ließ die Brücke darauf zittern. Maik zitterte auch. Angst und Kälte mischten sich und ergaben ein sehr unangenehmes Gefühl. Er machte nun einen weiteren Schritt vorwärts, die Arme weit vom Körper gestreckt um das Gleichgewicht zu halten. Ein falscher Tritt nach rechts oder Links, und er würde in die Strömung stürzen. Den Blick stur nach unten gerichtet, sah er, wie er das sichere Ufer verließ und immer mehr über das gefährliche Wasser kam.

Plötzlich wurde die Brücke von einem harten Schlag getroffen und der Hirsch verlor das Gleichgewicht. Das laute Knirschen der Brücke mischte sich mit dem lauten Angstschrei, den Maik im Augenblick seines Sturzes unkontrolliert ausstieß. Ein schwerer, losgerissener Baumstamm war mit dem Mittelpfeiler zusammengestoßen, Maik konnte ihn noch davontreiben sehen, während er sich verzweifelt zwischen zwei morschen Holzschwellen festhielt. Seine Beine baumelten über dem Wasser, wild zappelnd versuchte er in Panik wieder nach oben zu kommen. Doch seine Hufe fanden nichts, worauf sie sich hätten stellen können, nur die beiden Schwellen, zwischen denen er auf seine Unterarme gestützt hing, waren seine Rettung. Maik dachte jetzt nicht mehr an den Regen und die Brücke, er dachte nur noch an eines: Nicht schon so früh zu sterben! Wenn doch nur jemand da wäre um ihm zu helfen... doch auf seine verzweifelten Schreie antwortete niemand. Der junge Hirsch spürte, wie seine Kräfte langsam nachließen, so versuchte er in einem letzten Akt der Anstrengung, seinen schweren, regennassen Körper nach oben zu ziehen. Die Muskeln in seinen Armen fühlten sich an, als ob sie jeden Moment reißen würden, sie schmerzten wie Hölle. Doch er schaffte das scheinbar Unmögliche, hob seinen Körper hoch genug, um mit einem Huf auf die Holzschwelle zu kommen. Schnell zog er auch das andere Bein nach und rollte seinen Körper der Länge nach auf den sicheren Eisenträger. Tränen flossen wieder über sein Gesicht, Tränen der Erschöpfung und der Erleichterung.

Maik wusste nicht mehr, wie lange er sich noch an den Eisenträger geklammert hatte, aber der Regen hatte aufgehört. Nein, ganz aufgehört hatte er zwar nicht, aber es nieselte nur noch leicht. Der Hirsch hob den Kopf und blinzelte. Ja, er war noch immer auf der falschen Seite der Brücke, und der Weg zu seinem Rad noch weit. Ganz langsam begann er auf den morschen Bohlen über die Brücke zu robben, direkt über dem sicheren Träger. Es war ihm egal, daß sein neues weißes Hemd dabei völlig zerschunden wurde, auch daß seine Lieblingshose an den Knien aufscheuerte. Er wollte einfach nur weg von diesem Ort, und er würde diese Brücke nie wieder betreten. Und endlich hatte er es geschafft, war die verfluchte Brücke überquert. Ungeschickt versuchte er über den hohen, rostigen Zaun zu klettern, der noch im Weg stand. Ein spürbarer Ruck, ein reißendes Geräusch und dann ein stechender, brennender Schmerz - Er war mit dem Hosenbein an einem umgebogenen Stück Draht hängen geblieben. Unsanft landete er auf der anderen Seite vor den Fahrräder auf dem Boden, sein linkes Hosenbein war vom Knie bis zum Knöchel aufgerissen und aus einem gut 15 Zentimeter langem Kratzer lief rotes Blut über das hellbraune Fell. Wieder begann er zu heulen und verfluchte diesen Ort, seine Neugier und alles, was zu dieser Situation geführt hatte.

Zitternd durchsuchte er seinen Rucksack nach dem Fahrradschlüssel und schloß sein Rad auf. Maik schaute für einen Moment auf Tuans altes Rad und überlegte. Etwas begann ihm den Hals zuzuschnüren, Schuldgefühle. War es richtig? Was, wenn er auch von der Brücke stürzt? Der Hirsch schüttelte sich und versuchte sich den Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. „Nein, Tuan ist geschickt, er wird sich sicher nicht so dämlich anstellen wie ich..." Noch eine ganze Weile lang stand Maik trotz der nasskalten Kleidung am Zaun und blickte hinüber in den Wald, dem Gleis hinterher. Er ertappte sich dabei, wie er begann sich Sorgen zu machen, doch es war ihm unangenehm. Maik drehte sich weg und stieg auf sein Rad, fiese Schauer durchfuhren ihn, als er sich auf den nassen Sattel setzte. Langsam fuhr er die holprige Strecke zurück, bis er schließlich den dichten Wald beim Güterbahnhof verließ.

„Endlich!" dachte er sich, und es kam ihm vor, als ob er nach Wochen wieder nach Hause kam. Durch das große Labyrinth aus alten Gleisen, Sträuchern und jungen Bäumen fuhr er zu dem alten Tor, das den Weg zurück in die Stadt bedeutete. Über die noch nassen Straßen und an den halbverlassenen Hochhäusern vorbei erreichte er bald die vertraute Straßenbrücke über die Aue, die ihn zurück in seine Welt bringen sollte. Die Kirchturmuhr zeigte ihm an, daß es schon nach 16 Uhr war, und die Leute aus den Cafés in der Altstadt sahen ihm hinterher. Schon von weitem konnte er sein Haus sehen, und die Tatsache, daß ein Polizeiwagen davor parkte, machte ihm Angst. Bestimmt hatte man schon nach ihm gesucht, und die Angst, die jetzt in ihm nach oben kroch, war die Angst vor Strafe. Niemand war vor dem Haus zu sehen, so stellte er sein Rad schnell in die Garage. Noch einmal schaute er an sich herunter. Sein weißes Hemd zerschunden und schmutzig vom Rost, seine gute Hose völlig kaputt. Die Wunde am linken Unterschenkel brannte wie Feuer, und der Schmerz in den Fußsohlen war erst jetzt richtig bemerkbar.

„Maik!" hörte er plötzlich jemanden schreien und er drehte sich blitzschnell um. Am Garagentor stand seine Mutter, von einem Polizisten begleitet und starrte entgeistert ihren Sohn an. „Maik, wo... wo warst du... was haben sie dir angetan?" Sofort kam auch sein Vater und ein zweiter Polizist angerannt, und Maik stand da wie versteinert.

Fortsetzung folgt...?!