Sunny Days - Teil 1 -

Story by Hektor on SoFurry

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„Ich komme ja gleich. Moment noch...", rief Hektor, nachdem es bereits zum zweiten Mal an der Tür geläutet hatte. Der Dobermann stand vor dem Wandspiegel und knöpfte hastig sein Hemd zu. Schon seit einer gefühlten Ewigkeit suchte er nach der passenden Kleidung für den bevorstehenden Abend. Doch egal was er anzog, er kam sich dämlich vor. Noch bevor er in seine Schuhe schlüpfen konnte läutete es ein drittes Mal, woraufhin er barfuss zur Tür rannte. Draußen waren bereits Stimmen zu hören. Kaum hatte der Dobermann die schwere Messingklinke heruntergedrückt, wurde er auch schon überschwänglich begrüßt. „Hallo, Hektor. Da bist du ja endlich.", sagte eine schwarze Pantherin, die ihn augenblicklich umarmte. „Hallo Tina, Hey, Sven." grüßte der Dobermann zurück. „Kann's losgehen, Hektor?", fragte Sven, ein Schäferhund. Doch bevor Hektor auf diese Frage antworten konnte, ergriff Tina das Wort. „Nein, so kann's nicht losgehen. Nicht mit den Klamotten" Bei diesen Worten deutete die Pantherin auf Hektors Hemd. „Sehen die nicht gut aus?", fragte er und sah verunsichert an sich herunter. „Doch, aber nicht wenn du in die Disco gehen willst" Mit sanfter Gewalt schob sie ihn ins Haus zurück. „Wir sind gleich soweit, Leute. Geht sonst schon mal vor" rief Sven den anderen zu, die ebenfalls vor der Tür warteten. Anschließend marschierten die drei in Hektors Schlafzimmer. Oben angekommen, öffnete Tina den Kleiderschrank und suchte nach einem passenden Outfit. Hektor sah sich erneut im Spiegel an. Offenbar war seine Kleiderwahl für einen Discobesuch mit seinen Freunden etwas unglücklich. „Ist das Hemd wirklich so schlimm?" flüsterte er Sven zu. „Sorry, Kumpel. Aber du siehst aus wie ein Versicherungsvertreter", kicherte der Schäferhund und klopfte ihm leicht auf die Schulter. Kurze Zeit später hatte Tina ein blaues Shirt und eine dunkle Jeans herausgesucht. „Hier, bitte. Das müsste passen." lächelte die Pantherin und stupste Hektor ins angrenzende Badezimmer. Hektor knöpfte das Hemd auf und legte es beiseite. Mit unbekleidetem Oberkörper stand er nun vor dem Badezimmerspiegel und bewunderte, wie schon so oft, sein gepflegtes schwarzes Fell mit den dunkelbraunen Flecken an den Schultern. Hektor war nicht unbedingt muskulös. Er war von seiner gesamten Statur her sehr schlank. Auch wenn er keinen Sport trieb, so war ihm sein Äußeres doch recht wichtig. Besonders sein Fell pflegte er ausgiebig. Und das merkte man schnell. Es war gleichmäßig kurz und sorgfältig gebürstet. Im Schein der Deckenlampe glänzte es leicht, wenn er sich bewegte. Seine Mutter betonte immer wieder, wie stolz sie auf sein makelloses Fell war. Das hast du zweifellos von deinem Vater geerbt, betonte sie oft. Und in der Tat war die Ähnlichkeit zwischen Hektor und seinem Vater sehr groß. Nicht nur was das Fell betraf, sondern auch sein vorsichtiges und ruhiges Wesen. Doch seine goldfarbenen Augen hatte Hektor eindeutig von seiner Mutter. Im Übrigen hatte er das typische Äußere eines Dobermanns. Er hatte hohe, spitze Ohren, ausgezeichnete Zähne und den typischen kurzen Schwanz. Als er sich das blaue Shirt überzog, hielt er kurz inne. „Wann habe ich das denn mal gekauft? Ich wusste gar nicht das ich so eines habe" wunderte sich der Dobermann. Kurz darauf hatte er auch die Jeans angezogen und trat aus dem Badezimmer. „Na also. Schon viel besser." lobte Tina ihre Auswahl und auch Sven bestätigte, dass er so besser aussah. Gemeinsam verließen die drei anschließend Hektors Haus und machten sich auf den Weg in die Disco. Schon lange hatten seine Klassenkameraden ihn darum gebeten, mitzukommen und zu feiern. Und nun hatte Hektor den Mut gefasst, seine Freunde zu begleiten. Zuvor hatte er sich nie wirklich in eine Disco getraut. Nach einem etwa 15 minütigen Fußmarsch hatten sie den „Eternal Club" erreicht. Schon von draußen war laute Musik zu hören. „Zwanzig Euro Eintritt?!?" stellte der Dobermann entsetzt fest, als er das Schild am Eingang bemerkte. „Zu spät, Hektor. Du machst jetzt keinen Rückzieher mehr", grinste Sven und drängte seinen Freund weiter voran. Wenige Minuten und zwanzig Euro später, war Hektor mitten im Gedränge hunderter Discobesucher. Die Musik war so laut, dass es ihm schwer fiel sich mit seinen Freunden zu unterhalten. Eine Weile bestaunte er den großen Raum, der früher offenbar mal eine Fabrikhalle gewesen war. Hohe Decken, laute Musik und grelles Licht. Das alles verunsicherte den Dobermann ein wenig. Daher zog er es vor, erst einmal an die Bar zu gehen und sich was zu trinken zu bestellen. Während Tina und die anderen bereits im Getümmel der Tanzfläche verschwunden waren, setzte sich Sven neben ihn und bestellte sich ein großes Bier. „Ganz schön voll heute, oder?" fragte Hektor seinen Freund, wobei er seine Stimme anheben musste, um die Bässe zu übertönen. „Das nennst du voll? Dann musst du erst einmal an einem Freitag herkommen." „Heute IST Freitag, Sven.", erwiderte Hektor und hob sein Glas um dem Schäferhund zuzuprosten. „Wirklich? Okay, dann hast du Recht, es ist voll. Übrigens, ich glaube die Kleine da drüben hat ein Auge auf mich geworfen" Hektor konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Gib's auf Kumpel. Ich weiß das mit dir und Tina." Sven zuckte leicht zusammen und stellte augenblicklich sein Bier weg. „Ich weiß nicht wovon du redest", stammelte er leise. „Nun, ich rede von gewissen körperlichen Anbandlungen, die die Vermutung nahe legen, dass ihr eine intimere Verbindung pflegt, als jene platonische Freundschaft, welche ihr seit einigen Tagen vorspielt." witzelte der Dobermann, wobei er sich etwas Sarkasmus nicht verkneifen konnte. Sven klappte die Kinnlade herunter. „War das denn so offensichtlich? Wir haben es noch niemandem gesagt. Wir wissen es selbst erst seit ein paar Tagen" stotterte der Schäferhund. „Keine Sorge. Ich erzähl es keinem weiter. Ich freu mich für euch" versicherte Hektor seinem besten Freund "Ich hoffe nur, dass ich auch irgendwann mal das Glück habe" Bei diesem letzten Satz ließ er seinen Kopf leicht hängen und griff nach seinem Glas. „Kopf hoch, Hektor. Ein intelligenter und freundlicher Dobermann wie du findet auch irgendwann die Richtige. Du hast so viele tolle Eigenschaften, da wird das für dich kein Problem sein. Alle Mädchen die ich kenne sagen, dass du ein echt netter Kerl bist" Erneut ließ Hektor seinen Kopf hängen. Netter Kerl... wie oft hatte er das schon gehört. War das so eine Art von Fluch? Der „Netter-Kerl-Fluch"? Einerseits meinte das ja niemand böse. Aber andererseits war Hektor enttäuscht, dass er offenbar nicht die Erwartungen eines Weibchens erfüllte. Viele in seinem Umfeld hatten schon eine oder mehrere Freundinnen gehabt. Aber ihm selbst war so ein Glück bisher nicht vergönnt. Dabei wünschte er sich nichts sehnlicher, als jemanden zu haben, mit dem er sein Leben teilen könnte. Jemanden mit dem er die verrücktesten Sachen machen könnte. Mit dem er romantische Abende bei Kerzenlicht verbringen könnte. Jemanden an den er sich kuscheln könnte um gemeinsam vor dem Kamin einzuschlafen. Diese Sehnsucht quälte ihn schon seit langem. Was machte er nur falsch? War er nicht machohaft genug? Oder entsprach er optisch nicht den Erwartungen? Dabei legte er doch so viel wert auf sein Fell... „Sag mal, hörst du mir überhaupt noch zu?" fragte Sven und riss den Dobermann aus seinen Gedanken. „Tut mir leid...was hast du gerade gesagt?" „Dass du lange genug hier an der Theke gesessen hast. Zum Trübselig sein sind wir nicht hier", erwiderte der Schäferhund und zerrte seinen Freund vom Barhocker. Wenige Augenblicke später befand er sich zwischen seinen Freunden auf der überfüllten Tanzfläche.

Auch wenn Hektor nicht an grelle Discolichter und die laute Musik gewöhnt war, so machte ihm das Tanzen doch erstaunlich viel Spaß. Schon nach kurzer Zeit war er auf andere Gedanken gekommen und genoss den Abend im Kreise seiner Freunde. Der Dobermann drehte sich zur Seite um Tina etwas zuzurufen, da spürte er plötzlich wie eine kalte Flüssigkeit über seinen Arm lief. „Ups. Tut mir leid Hek!" sagte eine tiefe Stimme neben ihm. Diese Stimme gehörte Ricky, einem über 2 Meter großen Löwen, der ebenfalls mitgekommen war. Ricky war ein Muskelprotz, wie man ihn selten findet. Seine Oberarme strotzten nur so vor Kraft und seine gesamte Statur war nahezu Furcht einflößend. Der Löwe überragte Hektor um fast zwei Köpfe, wodurch er sich leicht ducken musste, um mit ihm zu sprechen. Der Dobermann bewunderte Ricky für seine außerordentliche Fitness und seine unerwartet gutmütige Art. Trotz seiner beängstigenden Größe würde er niemandem grundlos etwas zu leide tun. Wofür er Ricky jedoch nicht bewunderte war die Tatsache, dass dieser gerade sein Bier über Hektors Arm geschüttet hatte. „Schon gut, nichts passiert." erwiderte Hektor und schüttelte die klebrige Flüssigkeit aus seinem Fell. „Vielleicht solltest du dir lieber die Hände waschen" Der Dobermann schaute ungläubig in Richtung der Toiletten. „Keine Chance. Bei dem Gedränge komme ich keinen Zentimeter voran" Mit einem Grinsen im Gesicht krempelte der Löwe seine Ärmel hoch. „Das lass mal meine Sorge sein Hek", sagte er und packte den Dobermann an seinen Beinen. Bevor Hektor wusste wie ihm geschieht, hob Ricky ihn auf seine Schulter und trug ihn in Richtung der Toiletten. Für den Löwen war es kein Problem sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Und ebenso einfach war es für ihn, Hektor zu tragen. Der Dobermann kam sich zwar etwas merkwürdig dabei vor, jedoch musste er zugeben, dass er so problemlos zu den Toiletten gelangen konnte. Mit einer kleinen Armbewegung setzte er Hektor vor der WC-Tür ab. „Siehst du, kein Problem", grinste der Löwe und verschwand wieder im Getümmel. Als der Dobermann die Toiletten betrat, war kein anderer Besucher dort. Aber kaum hatte er sich ans Waschbecken gestellt, flog die Tür auf und ein Dalmatiner stürmte wütend herein. „Mann, der sieht ja gereizt aus", dachte sich Hektor, während er das kalte Wasser über seine Pfoten laufen ließ. Er schenkte dem Dalmatiner keine weitere Beachtung und wusch sich gründlich das Bier aus dem Fell. Nach wenigen Augenblicken stellte er das Wasser ab und drehte sich nach rechts, um an die Papiertücher zu gelangen. Gerade als er seinen Arm ausstreckte und eines der Tücher zu greifen, prallte er mit dem Dalmatiner zusammen, der direkt neben ihm gestanden hatte. „Verzeihung. Hab dich nicht gesehen." entschuldigte sich Hektor und sah den Dalmatiner an. Wie aus dem Nichts packte dieser Hektor am Kragen und stieß ihn an die Wand. „Kannst du nicht aufpassen, du Schwachkopf?" brüllte er und hob seine geballte Faust. Das Herz schlug den Dobermann bis zum Hals. Er drehte seinen Kopf zur Seite und hielt seine Arme schützend vor sein Gesicht. Jede Sekunde rechnete er damit, die Faust des Dalmatiners mitten ins Gesicht zu bekommen. Mehrere Sekunden drückte der Dalmatiner den völlig wehrlosen Hektor an die weiß gekachelte Wand, wobei er dessen Kragen immer fester an sich heran zog. Starr vor Angst verharrte der Dobermann in seiner Deckung. Im Nachhinein konnte er nicht genau sagen, wie lange er so verharrte. Aber irgendwann merkte er, wie der Dalmatiner seinen Griff löste. Vorsichtig öffnete Hektor seine Augen. Er sah, dass der Dalmatiner seine Faust gesenkt hatte. Dann, völlig unerwartet, sahen sich die beiden in die Augen. Es war, als wären die Blicke der beiden vollkommen fixiert. Hektor erkannte zu seiner Verwunderung einen leicht verängstigten Ausdruck in den leuchtenden Augen des Dalmatiners. Dieser sah Hektor eine ganze Weile mit diesem ängstlichen Blick an. Langsam ließ er dessen Kragen los und trat einen Schritt zurück. „Was...w-was tue ich da nur?" sagte der Dalmatiner mit zittriger Stimme und trat erneut einen Schritt zurück. Dann rannte er, wie vom Blitz getroffen, aus der Toilettenraum. „Was war das denn?" fragte sich Hektor und zitterte immer noch am ganzen Körper. Warum ist der gleich so wütend geworden. Und was hatte es mit diesem merkwürdigen Blick auf sich? Es schien fast, als hätte dieser Dalmatiner Angst. Dabei sollte ja wohl eher Hektor Angst haben. Der Dobermann dachte noch einige Minuten über diesen Vorfall nach. Dann verließ er vorsichtig die Toilette und kehrte zu seinen Freunden zurück. Den Rest des Abends verbrachte Hektor damit weiter zu feiern. Das gelang ihm auch, obwohl der Dalmatiner ihm ziemliche Angst eingejagt hatte. Hektor beschloss, seinen Freunden nichts davon zu erzählen. Schließlich war nichts weiter passiert und er wollte sie nicht, dass sie sich unnötig Sorgen machten. Der nächste Morgen erwischte Hektor wie ein Schlag mit dem Hammer. Als er langsam die Augen öffnete, begrüßte ihn der neue Tag mit einem gnadenlos pochenden Schädel. „Du meine Güte", gähnte der Dobermann und warf einen Blick auf die Uhr, „Schon zwei Uhr mittags" Er schob seine Bettdecke beiseite und streckte alle Viere von sich. Das bereute er sofort, denn durch das Strecken bekam er das Gefühl, sein Kopf würde explodieren. Widerwillig richtete er sich auf und verließ sein Bett. Noch beinahe im Halbschlaf streifte er sich seine Jeans an und schleppte sich in den Flur. „Guten Morgen, Sohnemann", begrüßte ihn sein Vater, der vor dem Flurspiegel stand und seine Krawatte zu Recht zupfte. „Guten Morgen, Dad" erwiderte Hektor. Sein Vater grinste schadenfroh, als er bemerkte wie Hektor sich den Kopf rieb. „Tja, mein Sohn. Das passiert, wenn man es mit dem Trinken übertreibt." Hektor rollte mit den Augen. „Ich weiß, Dad. Du hattest wie immer Recht" „Und was hast du daraus gelernt?", fragte sein Vater erwartungsvoll. Ein breites Grinsen zeichnete sich auf Hektors Gesicht ab. „Was ich daraus gelernt habe? Nun, dass eine rote Krawatte definitiv nicht zu einem grünen Hemd passt" Bei diesen Worten deutete er auf die Kleidung seines Vaters. Knurrend zog dieser seine Krawatte aus und verschwand im Schlafzimmer. Als sich der Dobermann die Treppe hinunterschleppte, kam ihm seine Mutter entgegen. „Hallo, Liebling" sagte sie mit deutlich gut gelaunter Stimme. Hektor wollte die Begrüßung erwidern. Doch anstatt eines „Guten Morgen, Mum" brachte er nur ein lautes Gähnen von sich. „Ist dein Vater schon fertig?" fragte Sie und blickte die Treppe hinauf. „Fix und fertig, würde ich sagen" antwortete der Dobermann und rieb sich die Augen. „Lass mich raten", schmunzelte seine Mutter „er findet wieder keine passende Krawatte. In der Küche sind noch Brötchen, wenn du magst. Wir wollten dich lieber nicht wecken, du warst ja lange auf" In der Küche angekommen, machte sich Hektor sogleich über den Kühlschrank her. So einen Hunger hatte schon lange nicht mehr gehabt. Ihm war nicht nach Käse oder Salamiaufschnitt zumute, sondern nach etwas deftigem. Und so landeten nach und nach Leberwurst, Essig-Gurken und sogar gesalzene Heringe auf seinen Brötchen. Jedem anderen wäre wohl schon bei dem Anblick übel geworden, aber Hektor konnte gar nicht genug davon kriegen. Als er sich erneut eine zentimeterdicke Schicht Gurken auf die Brötchenhälfte legte, klingelte das Telefon. Der Dobermann schaute auf das Display, auf dem der Name „Vera" blinkte. „Guten Morgen, Schwesterherz" grüßte er und versuchte seine Müdigkeit zu überspielen. „Hallöchen, kleiner Bruder. Bist du jetzt erst aufgestanden?" „Woher weißt du das?" „Na ja. Du hast ‚Guten Morge' gesagt. Und jetzt ist es bald halb drei" „Gut, erwischt. Ich war gestern mit Tina, Sven und den Jungs in der Disco. Ich glaube ich vertrage keinen Alkohol", grinste der Dobermann. „Mein kleiner Bruder in der Disco. Das muss Tina mir haarklein erzählen." kicherte Sie, „was ich eigentlich fragen wollte: Sind Mum und Dad noch da?" „Yop. Dad hat wieder seine Krawatten-Krise. Ich geb dir am besten Mum." Wenige Minuten später war Hektor mit seinen leicht merkwürdigen Frühstücksgewohnheiten fertig und räumte auf. Als er mit seiner Pfote noch schnell einen gesalzenen Hering aus dem Glas fischte, hörte er die Melodie seines Handys aus seinem Zimmer. Hastig würgte er den Hering herunter und lief nach oben. Im Flur rief er seinem Dad noch zu: „Gelbe Krawatten passen auch nicht zu grünen Hemden" und verschwand lachend in seinem Zimmer. „Hallo Tina" sagte Hektor, nachdem er das Handy zur Hand genommen hatte. „Hallo, Schlafmütze. Auch schon auf?" „Du klingst ja topfit. Ich habe das Gefühl, jeder Knochen meines Körpers versucht sich mit Schmerz zu übertrumpfen" „Übungssache. Ich feiere nicht zum ersten Mal bis vier Uhr morgens. Aber Respekt, wie viel Bier du verträgst" lachte sie herzlich. „Ich habe doch hoffentlich nichts Peinliches angestellt, oder?" „Keine Sorge, du Partyhengst. Du hast wie immer Anstand und Höflichkeit bewiesen. Übrigens hat sich jemand nach dir erkundigt." „Jemand hat sich nach mir..." „Oh, tut mir Leid Hektor. Ich muss auflegen, da ist jemand an der Tür. Wir plaudern später weiter. Tschüss" „Äh...Moment Tina , warte" Doch anstatt einer Antwort hörte er nur noch ein gleichmäßiges Tutgeräusch. Sichtlich verdutzt legte Hektor das Handy aus der Hand. Jemand hatte sich nach ihm erkundigt? Kann es wirklich sein, dass ein Mädchen nach ihm gefragt hatte? Bei dem Gedanken wurde er leicht nervös und versuchte sich vorzustellen, wie sie wohl aussehen könnte. War er tatsächlich jemandem aufgefallen? Die Gedanken daran ließen ihn nicht mehr los. Hastig suchte er in seinem Nummernspeicher nach Svens Namen. Er wollte es unbedingt wissen. Doch nachdem er die Hörertaste gedrückt hatte, musste er enttäuscht feststellen, dass dieser sein Handy ausgeschaltet hatte. „Dann versuch ich es heute Abend..." seufzte der Dobermann. Verträumt schaltete er den Fernseher an und ließ sich auf das breite Sofa fallen. Nahe zu geistesabwesend zappte er durch die zahllosen Kanäle und suchte nach etwas Interessantem. „...wurde heute die Verlängerung der AKW-Laufzeiten vom Bundeskabinett von lautstarken Protesten und Kundgebungen begleitet..." Auf Politik hatte er nun wirklich keine Lust. Zwar befasste er sich eigentlich gern mit diesem Thema, nur war er jetzt wirklich nicht in der Stimmung dafür und schaltete um. „...also Mandy, du hast das letzte Styling wirklich konsequent genutzt um an dir zu arbeiten, aber..." Um Himmels Willen, eine Casting-Show. Das war nun wirklich das mit Abstand Bescheuertste. Kaum etwas im Fernsehen ging ihm so auf die Nerven. Hastig schaltete er weiter. „...und so beginnt das Paarungsverhalten der Galapagos-Schildkröte mit leichten..." Das war nun wirklich mehr als Hektor ertragen konnte. Mit einem Druck auf die Fernbedienung erlöste er sich von dem schlechten Programm und stand auf. Unruhig ging er in seinem Zimmer auf und ab, wobei er sich permanent Gedanken über diese geheimnisvolle Person machte. Der restliche Nachmittag kam Hektor endlos lang vor. Nachdem das Fernsehen keine Abwechslung brachte, versuchte er sich an seiner Spielekonsole. Doch auch als James Bond die Welt zu retten konnte ihn nicht ablenken. Wer hatte da bloß nach ihm gefragt? Wollte sie ihn kennen lernen? Und kannte er sie womöglich? Nach zwei quälend langen Stunden hielt der Dobermann es nicht mehr aus und rief Sven erneut an. Und diesmal hatte er Glück und Sven war erreichbar. „Hallo, Kumpel" „Hi, Sven. Endlich erreiche ich dich" „Sorry, Hektor. Ich war bei Tina. Und wir haben wie verrückt..." „Ja, stop. Ich kann's mir denken" lachte Hektor. „Was ich dich fragen wollte: Tina meinte, jemand hätte nach mir gefragt. Aber sie hat so schnell wieder aufgelegt." „Stimmt, da wollte dich jemand um jeden Preis sprechen. Er sagte, er wäre unheimlich wichtig" „Er???" Mit einem Mal zersprang all seine Hoffnung und Vorfreude wie eine Seifenblase. Kein Mädchen hatte sich nach ihm erkundigt. Sondern irgendein Kerl. „Ja, er. Magnus heißt er. Echt netter Kerl. Wollte irgendwas enorm Wichtiges mit dir bereden. Ich habe ihm gesagt, er könne morgen zu unserem Treffen im Kyno-Café mitkommen. Du weißt doch hoffentlich noch was wir bei diesem Treffen bereden wollten?", fragte Sven grinsend. „Klar weiß ich das noch. Unsere Fahrt nach Sylt, nächste Woche. Freue mich schon. Weißt du denn, was dieser Magnus mit mir bereden wollte?" „Keine Ahnung, Kumpel. Er wird's dir ja morgen sagen. Nicht vergessen: Punkt 13:00. Bis dann Hektor, Tschö" „Bis dann, Sven" verabschiedete sich der Dobermann und legte auf. Eine deutliche Enttäuschung zeichnete sich auf Hektors Gesicht ab. Kein Mädchen, das auf ihn aufmerksam geworden ist. Stattdessen ein ihm unbekannter Junge namens Magnus. „Der will bestimmt nur mit mir über meinen Dad reden", dachte sich der Dobermann und strich sich durch seine Haare. Sein Vater war Schuldirektor am örtlichen Gymnasium, wodurch hin und wieder Schüler auf Hektor zukamen und ihm Fragen zur Schulgeschehen stellten. Das konnte manchmal ganz schön nerven. Aber natürlich unterstützte er seinen Vater in dieser Hinsicht so gut er konnte. Der Rest des Tages verlief recht unspektakulär. Der Dobermann bemühte sich, seinen Kater loszuwerden, was ihm mit etwas Aspirin und Ausruhen auch gelang. Er entschloss sich, früh schlafen zu gehen. --- < O > --- Hektor öffnete langsam seine müden Augen. Schrecklich jetzt schon aufzustehen. Er blinzelte in Richtung seines Weckers. Die roten LCD-Ziffern zeigten 10:45 Uhr. Er schob sich aus dem Bett und öffnete die Vorhänge. Sofort durchfluteten morgendliche Sonnenstrahlen sein Zimmer. Das Licht brach sich an den unzähligen Glassteinen des Kronleuchters und ließ es als helle Flecken über die hohe Stuckdecke und die verzierte Wandtäfelung tanzen. Das Haus, das Hektors Familie bewohnte, war über hundert Jahre alt. Ein klassisches Gründerzeit-Haus mit hohen Decken, verzierten Treppengeländern und Doppel-Fenstern. Seine gesamte Kindheit hatte der Dobermann in diesem Haus verbracht. Seine Eltern hatten es kurz nach ihrer Hochzeit gekauft und liebevoll restauriert. Nachdem seine Schwester von zu Hause ausgezogen war, war er in das große Zimmer gezogen und hatte es gemütlich eingerichtet. Jetzt mit 19 Jahren dachte auch er über seinen Auszug nach. Doch da er sich hier in seinem Elternhaus sehr wohl fühlte, wollte er noch etwas warten. Hektor sah auf sein Handy. Gleich 13:00 Uhr. Er war also noch nicht zu spät und betrat das Kyno-Café. Dieses war gerade bei jüngeren Furs sehr beliebt, weshalb es nicht verwunderlich war, dass bereits zahlreiche Gäste an den Tischen saßen. Tina winkte ihn an einen größeren Tisch am Fenster. Nach der wie üblich herzlichen Umarmung der Pantherin setzte sich der Dobermann und begrüßte die Runde. Alle anderen waren schon da. Sven, der Schäferhund. Ricky, der große Löwe. Natürlich auch die beiden Wölfe Leo und Terry. Und dann war da noch jemand. Jemand, der sein Gesicht hinter der Speisekarte verbarg. Sven stubste Hektor gegen die Schulter. „Das ist übrigens Magnus, der dich sprechen wollte" Er deutete auf die Person hinter der Speisekarte. Dann sah Hektor das Gesicht des Unbekannten. „Du?!?!", rief der Dobermann entsetzt. Denn der Unbekannte war kein Geringerer als der Dalmatiner, der Ihn in der Disko angegriffen hatte. „Ihr kennt euch?", wunderte sich Sven. „So könnte man es sagen", antwortete Hektor „der Kerl hat..!" „Bitte warte, Hektor. Kann ich kurz allein mit dir reden?", flehte Magnus mit einem panischen Gesichtsausdruck. Der Dobermann war etwas verwundert über diese Reaktion und ließ sich von Magnus in eine Ecke abseits des Tisches führen. Als sie dann außer Hörweite der anderen waren, erhob Hektor zuerst das Wort. „Hör zu. Ich bin zwar nicht gut darin mich zu prügeln, aber ich kann mir verdammt gute Anwälte leisten und habe...!" „Bitte hör mir zu Hektor", unterbrach ihn der Dalmatiner „Was da am Freitag passiert ist, tut mir unendlich leid. Wirklich. Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist" Damit hatte Hektor überhaupt nicht gerechnet. Der Dalmatiner kämpfte fast mit den Tränen und war sichtlich niedergeschlagen. Es schien ihm wirklich Leid zu tun. „Bitte sag deinen Freunden nichts davon" flehte er. Hektor wusste nicht so recht, was er sagen soll. Mit dieser Reaktion hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Äh, nun ja. Ich...Okay, ich sag nichts, aber..." stammelte er. „Ich erkläre dir alles nachher, okay?", versprach Magnus. Etwas verunsichert kehrte der Dobermann mit dem Dalmatiner zu den anderen zurück. „Alles in Ordnung bei euch?" fragte Tina verwundert. „Ja, alles in Ordnung" antwortete Hektor. In der kommenden Stunde plante die Gruppe die Reise nach Sylt. Schon vor Wochen hatten Leo und Terry den Vorschlag gemacht und nun einen Termin festgesetzt. Man einigte sich schnell auf ein kleines Hotel am Strand, das für alle bezahlbar war. Hektor fiel es ein wenig schwer, sich auf die Planung zu konzentrieren. Immer wieder wunderte er sich über Magnus und seine Reaktion. Nun nahm er sich die Zeit und begutachtete den Dalmatiner etwas genauer. Er war in Hektors Alter, vielleicht ein Jahr älter. Er hatte kurzes, blau gefärbtes Haar und grüne Augen. Wie für Dalmatiner üblich waren seine Ohren leicht abgeknickt, von denen eines schwarz und das andere weiß war. Hinzu kamen natürlich die typischen schwarzen Punkte. Er trug ein abgewetztes, rotes Halsband mit goldener Schnalle und ein olivgrünes Shirt zu einer blauen Jeans. Seine Statur war zwar ebenfalls schlank, jedoch schien er etwas mehr Sport zu treiben als Hektor. „Was war das nur für ein merkwürdiger Hund. Zuerst greift er mich in der Disco an. Und jetzt würde er wohl am liebsten im Boden versinken vor Scham", dachte sich Hektor. Der Dalmatiner machte immer noch einen trauriges Gesicht und suchte mehrmals Hektors Blick. „Gut, dann sehen wir uns alle am Dienstag um 10:00 Uhr am Bahnhof. Gibt's noch Fragen soweit?" Mit diesen Worten beendete Tina, die Pantherin die Planungsrunde. Da keine weiteren Fragen offen waren standen alle auf und verabschiedeten sich nach und nach. Magnus ging auf Hektor zu und tippte auf dessen Schulter. „Ich bin dir noch eine Erklärung schuldig, Hektor." Und dann begann Magnus ausführlich zu erzählen. Er erklärte, dass er am besagten Abend betrunken war und sich zudem mit einem Freund gezofft hatte. Und wie er dann wütend in die Toilette stürmte und Hektor am Kragen packte. Und das er danach so verzweifelt war, dass er Hektor gesucht hat. „Ich habe dann deine Freunde Tina und Sven getroffen und nach dir gefragt", fuhr der Dalmatiner fort „Aber du warst leider schon weg. Mir tat das ganze so leid, dass ich in der Nacht kein Auge zugemacht habe. Du musst wissen, dass ich sonst nie so ausraste. Ich verabscheue Gewalt. Und deswegen tut mir das so unendlich leid" Hektor hatte die ganze Zeit gespannt zugehört. Und mehr und mehr war er davon überzeugt, dass es Magnus wirklich Leid tat. Wer sich so voller Reue entschuldigt kann kein schlechter Fur sein. „Kannst du mir verzeihen?" fragte der Dalmatiner. Hektor musste leicht schmunzeln. „Es sei dir vergeben", grinste er und reichte Magnus die Pfote.