Paradies

Story by Noiratblack on SoFurry

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Paradies

Und wandelten durch die Wälder und Städte, wandelten durch all jene verlassenen Orte, an denen die Natur sich das zurückeroberte, was der Mensch ihr stahl. Wir zogen durch die finstersten Nächte und dürrsten Wüsten, nur unserem Gefühl und Instinkt vertrauend. Keine Vernunft war in unseren Handlungen, keine Möglichkeit die Taten zu verstehen, keine Logik in unserem Verhalten.

Uns schlossen sich andere an, folgten uns, hatten denselben Wunsch wie wir und gingen an unserer Seite. So wurden aus Wenigen Viele, die im Dunkeln vom Licht angezogen wurden wie Motten.

Ein Ruf war es, kein Verlangen oder Lust, sondern ein Ruf von solcher Intensität und Stärke und Strenge, dass keiner ihm zu widerstehen vermochte. Er durchzog alle Lebewesen, selbst die Bäume, die sich in seine Richtung zu neigen schienen.

Wir hörten vom Paradies.

Die Menschen waren fort. Unser Siegesgeheul mischte sich mit blöken, mit meckern, mit Muhen, mit dem Rauschen der Wälder, dem Tanz des Windes...wir alle waren frei von den Sklaven ihrer selbst, waren frei von der Narretei des Menschen.

Wir jagten erneut. Wir jagten durch die Städte die nun leer und verlassen, rannten Treppen hoch und herab im wilden Spiel. Auf den Straßen liefen wir um die Wette, wir maßen unsere Kräfte mitten auf den vielspurigen Straßen, die sonst unseren Tod bedeutet hatten und sich wie Narben durch das Land zogen.

Wir lebten erneut, denn niemand jagte uns. Wir, die einstigen Könige dieser Länder, die einstigen Könige der Wälder die selbst jetzt noch nur ein Schatten ihrer selbst sind, lebten wieder und waren frei von der Angst, dass uns im nächsten Moment einer der feigen Jäger mit einer Flinte aus dem Hinterhalt niederstreckte.

Die Menschen waren fort, endlich fort. Ihre Gifte schwammen noch im Wasser und flogen in der Luft umher wie Geister. Traurig.

Dennoch...die Jahre zogen ins Land und mit der Zeit heilten die Wunden der Welt. Die Türme und Protzbauten stürzten ein, die Brücken fielen, die Schiffe versanken und die Autos verrosteten. Nur wenig erinnerte bald an die Menschen. Die großen Asphaltplätze erinnerten bald an ein schwarzes Spinnennetz in dem Meer aus Grün. Sie waren wie sterbende Krebsgeschwüre, wie Viren, die der Körper dennoch besiegen konnte.

Weitere Jahre zogen dahin und wir rannten und rannten. Niemand stoppte uns. Wir durchstreiften das alte Moskau, das große Berlin, sahen den eingestürzten Eifelturm sowie das zerbrechende Rom und Venedig, wie es in den kristallblauen Fluten unterging, sein Untergang besungen von einer goldenen Sonne die das Meer in Honig kleidete.

Wir reisten durch Europa, Asien und Afrika und einige Vögel erzählten mir von Amerika, wo Büffelherden wieder die Steppen unsicher machten und keine Metallmonster.

Die Tiere waren wieder frei. Am Meer schafften einige von uns es Fische zu fangen, die ausgestorben galten, aber nun wieder viele wurden. Aus wenigen wurden Schwärme. Aus unserem Rudel wurden dutzende.

Der Mensch war verschwunden. Wir wussten nicht wohin. Sie bauten viele metallerne Monster, spitz und laut und sie spieen Feuer und wenn sie los flogen, so gab es am Horizont viele Sonnen, die kurz auftauchten und dann wieder verschwanden. Noch jetzt sieht man die tiefen Krater, die Narben in der Welt. Es ging lange so und an vielen Orten verschwanden die hässlichen Städte, um den Narben Platz zu machen. Irgendwann waren die Menschen einfach verschwunden.

Wir wussten nicht wohin.

Es kümmerte uns aber auch nicht.