Die Legende des silbernen Drachen 35

Story by kotoga on SoFurry

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Der einzig wahre Feind

Viele Minuten verstrichen in denen Jan und Vanessa abwechselnd auf den Baron einschlugen. Doch dieser konnte sich gut zur Wehr setzten und parierte die meisten Schläge. Die Schläge, die trafen, richteten aber keinen bleibenden Schaden an. Auch geriet der Baron nicht ins Schwitzen. Ganz im Gegensatz zu Jan und Vanessa, die schnaubend und nass geschwitzt einen Angriff nach dem anderen ausführten.

< Vanessa sagt dass Sie bald nicht mehr kann. Ich habe mir mal erlaubt zu sagen das es dir nicht besser geht. >

< Es geht noch. Aber was zum Teufel können wir machen? Er ist ausdauernder, stärker, schneller und darüber hinaus noch unsterblich. Wie soll man so etwas töten? >

< Versuch es noch mal mit Magie. Oder riskiere einen Treffer um einen Schnitt von oben nach unten zu ziehen. >

< Ganz tolle Idee! Am besten lass ich mich gleich umbringen, damit... > Weiter kam Jan nicht, weil Samdie schon wieder die Verteidigung der beiden durchgebrochen hatte. Er stach mit seinem Knochenschwert auf Jan ein. Nahezu mühelos durchdrang die Klinge den schützenden Panzer. Jan spürte wie die Klinge leicht in die Haut eindrang und das Blut durch die frische Wunde schoss. Es war keine schlimme Wunde die ihn ausfallen ließ, aber sie brannte als würde man eine Fackel dort ausdrücken. Um nicht noch weiter verletzt zu werden, ließ sich Jan auf den Rücken fallen und entkam so der Klinge.

Augenblicklich sprang Kotoga auf. Er wollte gerade loslaufen als sich der Baron mit einem kräftigen Schlag von Vanessa befreite und auf den Silbernen zustürmte. Er sprang auf und riss seine Schwerter hoch um einem schnellen Hieb gegen Kotogas Seite zu führen. Kotoga blieb stehen und fühlte in sich hinein. Doch er spürte keinen Schmerz. Er traute sich kaum nachzuschauen. Als er dann doch den Kopf nach hinten drehte sah er den Baron neben sich auf den Knien hocken, die Schwerter weit vom Körper abgespreizt und den Blick gesenkt. Unter leisem Knarzen rutschte der Sattel vom Rücken des Drachen und landete auf dem Boden.

„Ich warne Dich kein zweites mal, du dummes Tier! Dies in ein Duell das nur Deinen Reiter etwas angeht. So wie ich nicht will dass sich meine Truppen einmischen so hast auch Du zu akzeptieren dass er von mir getötet werden könnte. Also verhalte Dich ruhig und leg Dich auf deinen fetten Wanst um uns nicht im Wege zu stehen!"

„Wage es nicht in diesem Ton..."

„KOTOGA! GEH WEG!", brüllte Jan der wieder aufgestanden war.

< Tut mir leid Kleiner aber er ist MEIN Gegner. >

< Ich wollte Dir auch nur helfen wieder auf die Beine zu kommen. >

< Du kannst mir nicht helfen. Trotzdem Danke für Deine Unterstützung. >

Kotoga gehorchte den Worten seines Reiters und wich zurück zu Seraphine.

„Du hast dein Tierchen gut im Griff."

„Er ist genau soviel Tier wie Du noch ein lebendes Wesen bist. Er ist mein Bruder!", sprach Jan und griff den Baron mit einem harten Schlag an. Die Klingen kreuzten sich und sie gaben sich einen harten Schlagabtausch. Doch keiner von beiden schaffte es sich einen Vorteil zu verschaffen. Jan wurde langsam sauer, aber auch die Verzweiflung stieg in ihm auf da kein Angriff Früchte trug.

Eine geschlagene halbe Stunde droschen beiden Parteien sich die Schwerter um die Ohren. Doch die einzigen die merkten das sie die Kräften verließen waren Jan und Vanessa. Die beiden bluteten an Armen, Beinen, Bäuchen und Vanessa im Gesicht.

„Das hat keinen Sinn! Wir kommen nicht gegen ihn an", sprach Vanessa und ging in die Knie.

„Nicht aufgeben! Uns wird schon noch was einfallen", schnaubte Jan. Er war auch müde und langsam wurde es ihm schwindelig.

„Ihr seht aus als bräuchtet ihr eine Pause." Der Baron hatte sich auf seine Klinge gestützt und überschlug die Beine um zu zeigen das er noch genauso ausgeruht war wie zu Beginn des Kampfes. „Wenn Ihr also eine wollt müsst Ihr es nur sagen. Ob ich euch jetzt töte oder erst in ein paar Augenblicken macht für mich keinen Unterschied."

„Ja bitte. Eine kurze Pause wäre super."

Jan schob sein Schwert in die Scheide zurück und ging zu dem Sattel der auf dem Boden lag. Er holte seinen Trinkschlauch raus und trank einen Schluck des lauwarmen Wassers. Als er fertig war, schloss er den Schlauch wieder um ihn zu Vanessa zu werfen damit sie auch etwas trinken konnte.

„Ich glaube ein Plausch unter ehrenwerten Leuten ist jetzt genau das Richtige." Der Baron ließ seine Schwerter im Boden stecken und ging zurück zu seinem Thron. Er setzte sich auf die unterste Stufe der Pyramide und stützte den Kopf auf dem Arm.

„Wisst Ihr, als ich damals gestorben bin habe ich Rache an jenen geschworen die mich an den Galgen gebracht haben. Dazu zählt natürlich auch Deine Person und der König."

„Und Vanessa?"

„Gegen sie hege ich keinen Groll. Sie ist auch nur eine Mitläuferin die deinem schlechten Beispiel folgt."

„Wie bitte? Ich soll eine Mitläuferin sein? Ich habe meinen eigenen Kopf und nur weil Jan der erfahrenere Kämpfer und Führer ist folge ich ihm."

„Aber sieh es doch mal so. Wenn Du Dich mir anschließen würdest, könntest Du viel mehr erreichen. Stell Dir vor dass die ganze Welt zu deinen Füßen liegt. Jeder betet Dich an wie eine Göttin. Du könntest die Königin der Welt werden. Das einzige das du tun müsstest wäre Deinen Partner im Stich lassen und mir die Treue schwören. Ich würde sogar Deinen Drachen hinnehmen. Denn so nutzlos ist sie dann doch nicht."

Vanessa schaute zu Jan und dieser zurück. Beide prusteten die Backen auf und lachten herzhaft. Jan kippt nach hinten und rieb sich den verletzten Bauch.

„Was denn?", fragte der Baron verwundert.

„Du glaubst doch selber nicht das ich nach Macht strebe! Ich wurde unfreiwillig eine Reiterin, musste mich anfangs Jan anschließen weil mir die Erfahrung fehlte und habe noch immer nicht gelernt was es bedeutet eine silberne Reiterin zu sein. Wie auch immer. Auf keinen Fall würde ich DIR die Treue schwören. Erst recht nicht nachdem du Seraphine und Kotoga so schlecht behandelt hast."

„Stellt Euch nicht so an. Ihr habt doch selber gemerkt das ihr keine wirkliche Chance gegen mich habt. Schließt Euch mir an und wir erobern die Welt im Schlaf. Meine Meisterin Xantia wird euch reich..."

Noch bevor der Baron weitersprechen konnte, erstickten seine Worte im dichten Rauch der Aschewolke, die urplötzlich nicht mehr gerade noch oben stieg sondern sich krümmte und auf den Baron niederschlug. Jan sprang auf und wie auch die anderen. Die Drachen im Himmel wurden panisch und flohen in alle Richtungen solange es nur weg von der Rauchsäule ging.

„Was zum..." Jan schaute in die schwarz wabernde Masse hinein und erkannte die Silhouette einer Hand. Diese griff Samdie und hob ihn hoch. Schluckend schauten alle Anwesenden wie der Mann in die Luft gehoben wurde und sich die Rauchwolke weiter verformte. Nach und nach entstand ein riesiges menschlich wirkendes Wesen das sich hinkniete und dabei sein Opfer zwischen den Fingern hielt.

„HABE ICH DIR NICHT VERBOTEN VON MIR ZU REDEN? IST ES SO SCHWER ZU VERSTEHEN DASS MEINE PRÄSENZ GEHEIM BLEIBEN SOLLTE?", fauchte das weibliche Wesen in die sich öffnende Hand in der der Baron lag. „DAMIT HAST DU SOEBEN DEIN UNLEBEN VERWIRKT!"

Die Hand schloss sich erneut und Jan hörte das Knacken von Knochen sowie das Quetschen von Gedärmen die zerdrückt wurden. Jan fand keine Worte als er merkte dass die umstehenden Untoten einer nach dem anderen umfielen. Kotoga, Jan, Vanessa und Seraphine wichen zurück von der riesigen Frau die sich aus der Wolke gebildet hatte. Auch wenn ihr jede Farbe fehlte.

„UND NUN ZU EUCH! FELDHERR! FELDHERRIN!" Sie schleuderte die blutigen Überreste über das Feld und schrumpfte etwas zusammen.

Erneut wichen sie zurück, ließen aber die Frau nicht aus den Augen.

< Und jetzt? Was sollen wir tun? Sie hat Samdie einfach zerquetscht. >

< Ich...ich habe keine Ahnung. Wenn wir schon gegen den Baron so schlechte Karten hatten wie soll es dann gegen sie aussehen? Kotoga, wir müssen sofort weg. >

„Ihr verblendeten Wesen wisst nun also das ich, die Göttin des Todes, existiere. Nunja. Dann kann ich euch auch gleich vernichten. Obwohl? Ich denke ich werde euch in mein kleines Ränkespiel einbauen."

Die Frau war inzwischen auf normale menschliche Größe geschrumpft und schaute in die geschockten Gesichter der Menschen. Beide Drachen fauchten was die Lungen hergaben. Sie hatten Angst und hätten am liebsten das Weite gesucht, doch aus irgendeinen Grund konnten sie sich nicht bewegen.

„STILL!" Die Mäuler der beiden Drachen klappten zu und blieben geschlossen. Kotoga wehrte sich gegen den unsichtbaren Griff der ihn verbot das Maul wieder öffnen. Aber es half nichts.

„Was? Wer? Wann? Woher?", stammelte Jan vor sich hin.

„Das sind aber viele Fragen für jemanden der die Welten gewechselt hat. Aber gut. Was? Ich bin, oder war, ein menschliches Wesen. Genau wie Du! Wer? Man nennt mich die Göttin des Todes. Aber mein wahrer Name ist Xantia von Rabenfels."

„Den Namen kenne ich! Er stammt aus einem Buch das ich vor einigen Monaten beim Grafen gelesen habe."

„Auf der Suche nach der Liebe!" Mit diesen Worten erschien das genannte Buch vor Jans Füßen auf den Boden. Jan bückte sich und hob den Wälzer auf. Er klappte den Buchdeckel auf und las die erste Seite vor: „Geschrieben von Xantia von Rabenfels! Aber das Buch ist doch schon vor über 300 Jahren geschrieben worden!"

„Ganz recht. Ich bin die Schreiberin des Buches und das Buch basiert auf meinen Erfahrungen. Ich suche meine Mann nach all der Zeit noch immer. Aber zurück zu Dir. Wie mein, leider kürzlich verstorbener Sklave, Dir eben gesagt hat würde ich mich freuen wenn Ihr die Seiten wechseln würdet. Ich weiss dass es nicht in euren Sinne ist aber hey... ich akzeptiere es. Denn sterben werdet Ihr so oder so. Ich werde mir einen kleinen Spaß daraus machen euch in meine Planung einzubeziehen. Ich denke ich werde euch sogar eine wichtige Rolle geben. Doch zuerst muss ich etwas Wichtigeres erledigen." Xantia tat einige Schritte auf Jan zu. Er wollte zurückweichen oder seine Waffe heben, aber weder Füße noch Arme gehorchten ihm. Sie zog ihm den Helm aus, streichelte über sein Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Jan fand sich wieder und stieß der Frau vor die Brust um sich von ihr zu befreien.

„Fass mich nicht noch mal an!"

„Ach Kleiner. Du bist so ein hübscher junger Mann. Es wäre eine Schande Dich nur in einen Untoten zu verwandeln. Du wirst noch früh genug merken wie reizvoll ich sein kann. Außerdem kann ich auch anders. Weise mich also nicht zurück."

„Verschwinde oder ich schneide dein Gesicht in Streifen!" Jan schnellte nach vorne und riss Xantia seinen Helm aus den Händen.

„Oho! Wütend siehst Du sogar noch besser aus."

Vanessas Augen flogen nach links und rechts. Sie konnte sich nicht bewegen, sonst hätte sie eingegriffen. Die Macht dieser Frau musste so unglaublich groß sein das alleine ihre Anwesenheit dafür sorgte dass die Menschen und Drachen versteinerten.

„Wie dem auch sei. Verschwindet jetzt besser und feiert euren unbedeutenden Sieg über Baron Samdie aus Hamarsmark. Ihr habt es Euch verdient." Mit diesen Worten löste sich die Frau wieder in Rauch auf der zum Himmel stieg.

Nun da sie weg war konnte sich Vanessa wieder bewegen. Sie fiel auf die Knie und keuchte. Jan bückte sich nach ihr um sie wieder auf die Beine zu holen.

„Alles in Ordnung Vanessa?"

„Es geht schon. Danke!"

Jan schaute sich um. Alle Untoten waren zusammengebrochen. Die Zombies die sie umgaben, die untoten Drachen, die Skelette, ja sogar die Nekromanten lagen sterbend zwischen den Körpern ihrer Wiedergänger.

Ein lautes Jubeln drang vom Himmel als sich die Drachen wieder in Formation bewegten.

„Nur leider haben wir keinen Grund zum feiern", fasste Kotoga leicht deprimiert die Situation zusammen.

„Und ob wir den haben. Wir haben einen Feind bezwungen und kennen nun das Gesicht unseres wahren Feindes", antwortete Jan und legte Vanessas Arm über seine Schulter um sie zu stützen.

„Nur leider ist Sie wesentlich mächtiger als es der Baron war." Seraphine schüttelte den Kopf und senkte diesen tief zu den beiden Menschen.

„Alles wird gut. Wir haben doch Jan und Kotoga. Ihr beide wisst wahrscheinlich schon was zu tun ist. Oder?"

< Schön wäre es! Vanessa! Schön wäre es! >

< Ach das machen wir schon Kotoga. Kannst du den Drachen oben sagen dass sie die Toten verbrennen sollen? Sie dürfen auf keinen Fall noch einmal zur Gefahr werden. >

„Nimmst du bitte meinen Sattel, Jan und Vanessa und bringst Sie von hier weg?"

„Sicher Kotoga." Seraphine schwang ihren Kopf zu dem Sattel und packte ihn zwischen die Zähne. Jan setzte seinen Helm wieder auf und half Vanessa auf den Rücken ihrer Drachin zu steigen um dann selber auf ihren Rücken zu klettern und Vanessa von hinten zu umarmen. Sie sollte in ihrem geschwächten Zustand nicht runter fallen.

Als die Silberne merkte dass sie richtig saßen flog sie los. Kotoga gab den Befehl dass sich die Drachen, die bereits Feuer speien konnten, auf das Feld stürzen sollten um es zu verbrennen. Was allerdings zufolge hatte, dass ein erbärmlicher Gestank aufstieg der noch um einiges schlimmer war als der Geruch der vorher in der Luft lag.

Immer wieder stießen die Drachen hinab und verteilten ihren heißen Atem auf das Land. Auch die alte Festung wurde angegriffen. Kotoga machte sich Sorgen dass sich dort drinnen irgendwas befinden könnte was den Untoten oder ihren Führern helfen könnte eine neue Armee aufzubauen. Also wurde die Festung kurzerhand zerlegt, die Mauern eingerissen, das Holz verbrannt, das Glas zerstört und selbst der vertrocknete Brunnen wurde verschüttet. Nach gut einer Stunde, in der das Bollwerk der Wut der Drachen ausgeliefert war, waren nur noch Ruinen davon übrig. Nichts erinnerte mehr daran dass hier einst eine mächtige Wehranlage eines Adligen gestanden hatte. Zufrieden kehrte Kotoga zu Seraphine zurück. Die restlichen Drachen im Schlepptau flogen sie zusammen wieder in Richtung ihrer Heimat.

Unterwegs konnte Jan das Gemurmel der hinter ihm fliegenden Drachen und Reitern hören. Meistens war es zu undeutlich. Doch ab und an hörte er fragen wie: „Wer ist Sie?"

„Seit wann ist Vanessa eine Feldherrin?"

„Wo waren Sie in all der Zeit?`"

Jan ignorierte dies und hielt sich konsequent zurück. Er wollte es erklären wenn er wieder in Weiderforge war. So müsste er es dann nur einmal erklären. Also hielt er Vanessa fest in seinen Armen. Sie war inzwischen, vor Entkräftung und der brütenden Hitze, eingeschlafen. Selig lehnte sie sich zurück und genoss die beruhigende Berührung seiner starken Arme.

< Ich denke mal Du willst nicht umsteigen, oder? >

< Nein. >

< Wie geht es Dir? Tun deine Wunden noch sehr weh? >

< Gut und nein. >

< Was ist denn los? Warum auf einmal so einsilbig? >

< Nerv nicht! >

< Es kann nur dem geholfen werden, der den Mund zum Sprechen nutzt. >

< Ich bin einfach müde, erschöpft und durstig. Außerdem feile ich an der Rede für Vanessa. >

< Ich glaube Du solltest Sie heute Abend erst einmal zur Ruhe kommen lassen. Es war Ihr erster Einsatz als Feldherrin und Sie hat es sehr gut gemacht. >

< Das steht außer Frage. Aber trotzdem muss Sie heute Abend vor den anderen sprechen. >

„Das gilt im übrigen auch für Dich Seraphine."

„Was meinst Du?"

„Ich meine dass Du heute Abend vor den restlichen Bewohnern der Stadt und vor der Armee sprechen musst. Tut mir leid, ich hatte gerade eine Unterhaltung mit Kotoga und habe vergessen das Ihr das nicht hören könnt."

„Ich weiß nur nicht was ich sagen soll. Ich habe schon kein Wort rausbekommen als Du mich mit der Division alleine gelassen hast. Wie soll es dann werden wenn ich vor so vielen anderen sprechen soll?"

„Dir wird schon was einfallen."

Jan bemühte sich wach zu bleiben, doch Hunger, Durst und Erschöpfung ließen ihn ab und an in einen Sekundenschlaf fallen. Seraphine bemerkte dies, da Jan in diesen Augenblicken das Gleichgewicht verlor und sie gegensteuern musste. Also flog sie zu Boden und landete mitten auf einem freien Feld. Dort gab es aber weder Schatten noch Wind. Es war wie eine Wüste. Alles war aufgeheizt, vertrocknet und tot.

„Wir ruhen etwas aus!" Die Silberne packte Jan an seiner beschädigten Rüstung und hob ihn in den Schatten den sie warf. Genauso tat sie es mit Vanessa.

Die anderen Drachen landeten rings um die beiden Silbernen und legten sich ebenfalls hin um ihren Reitern Schatten zu spenden. Zwar ging es den Drachen genau so schlecht wie ihren Reitern,doch hatten sie weitaus mehr Kraftreserven als die zweibeinigen Lebewesen.

Kotoga schaute sich um. Nirgends war Wasser zu sehen. Keine Wolke trübte den strahlend blauen Himmel über ihnen. Es war heiß. So heiss, dass Kotoga glaubte in einem Ofen zu sitzen.

„Wir brauchen Wasser. Doch woher nehmen? In der Luft ist keines, der Boden ist ausgetrocknet und mit Grundwasser können wir auch nicht rechnen."

„Hoffnungsträger?" Ein Elf, der diese Worte vernommen hatte, sprach Kotoga an.

„Ja?"

„Es gibt eine Möglichkeit an Wasser zu kommen. Allerdings hat diese Möglichkeit einen Nachteil."

„Der da wäre?"

„Dass wir das Wasser aus den benachbarten Ländern holen und als Regen hier runter kommen lassen können."

„Was bedeutet das genau?"

„Wir stehlen das Wasser aus der Luft der Grafschaft und den Baronien im Osten, im Westen und vom Meer im Norden."

Kotoga überlegte eine kurze Weile und schaute sich die abgestorbene Umgebung genau an in der er sich befand. Es könnte hilfreich sein wenn hier Regen fiel. Aber was wenn die angrenzenden Gebiete dann so viel Wasser verlieren dass sie auch zur Wüste werden könnten?

„Ist es denn wirklich so gefährlich?"

„Unter Umständen, ja!"

„Ein wenig Regen würde uns allen aber gut tun würde. Tue es!"

Der Elf verbeugte sich und winkte eine kleine Gruppe Elfen zu sich. Sie stellten sich im Kreis und hoben die Hände in den Himmel. Kotoga schaute genau was sie taten um zu verstehen und es, wenn nötig, nachzumachen. Die Elfen sprachen in einer fremden Sprache die, nach Kotogas Meinung, elfischen Ursprungs sein musste. Die Sprache war klar und frei von Makeln. Sie glich einem Sprechgesang dessen Refrain immer wieder wiederholt wurde.

Nach einigen Minuten, in denen Kotoga den Elfen fasziniert zuhörte, senkten sie ihre Arme.

„Jetzt müssen wir warten. Es wird eine gewisse Zeit dauern bis die Magie die Wolken in das Land getrieben hat."

Kotoga blickte zum Horizont und sah das Gebirge, das sich entlang der Grenze zog. „Na ja. Dann warten wir eben ein wenig."

Kotoga legte den Kopf auf den Boden und schloss die Augen. Es war sowieso zu warm um irgendwelche Handlungen durchzuführen außer zu schlafen. Doch gerade als er wegnicken wollte, bekam er einen Tropfen auf den Rücken. Zuerst hielt er es nur für einen Stein oder etwas ähnliches. Doch als ihn ein zweiter Tropfen traf hob er den Kopf gen Himmel um nachzuschauen.

„Es regnet!", jubelte ein Drache und sprang auf um mit dem Maul das fallende Wasser aufzufangen.

„Endlich Abkühlung!", ächzte ein Drachenweibchen und tat es ihm gleich.

Bereits nach kurzer Zeit schüttete es wie aus Eimern. Riesige Tropfen fielen auf den staubigen Boden und es bildeten sich kleine Rinnsale, die sich zu einem kleinen Bach vereinigten.

Die Drachen um Kotoga und Seraphine hoben die Köpfe und tranken das Wasser, das in ihr Maul fiel. Davon bekamen Jan und Vanessa allerdings nicht viel mit, denn sie schliefen tief und fest nebeneinander. Der Regen spülte das Blut von ihren Gesichtern das sich in kleinen Rinnsalen sammelte und zu dem Bach floss.

„Das reicht! Ihr könnt es aufhören lassen. Wir müssen weiter", wandte Kotoga sich an die Elfen die im Regen einen munteren Tanz aufführten.

Einer von ihnen löste sich aus der Gruppe und tänzelte grazil auf Kotoga zu um ihn kopfschüttelnd mitzuteilen das es nicht möglich war den Regen aufhören zu lassen weil die Magie das gesamte Wasser auf das Land fallen ließ das sie gesammelt hatte.

„Egal wir müssen weiter. ALLE AUFSITZEN. TREFFPUNKT AM HIMMEL!"

Augenblicklich rannten die Reiter zurück zu ihren Drachen um in ihre Sättel zu springen und abzuheben. Seraphine packte Vanessa und legte sie sich auf den Rücken. Kotoga tat das selbe mit Jan. Der Silberne nahm seinen Sattel in die Kralle und öffnete die Flügel um ein letztes mal zur Silbernen zu schauen. Diese erwiderte seine Blicke leicht schmachtend und mit viel Verlangen nach seiner Person. Er wusste was dieser Blick bedeutete, doch reagierte er nicht darauf denn die Zeit war noch nicht gekommen in der sich die Drachen suchen würden. Bis dies geschah hätten sie noch viel Zeit in der noch viel geschehen konnte.

Also wandte sich Kotoga von Seraphine ab um zu schauen ob seine Drachen bereit waren.

Währenddessen machte sich Kotoga Gedanken und vergaß für einen Moment alles um sich herum.

„Ich will sie ja auch. Aber Vater und Mutter sind dagegen und wie Jan und Vanessa darauf reagieren weiss ich auch nicht. Außerdem, was ist wenn wir uns finden und dann im Kampf sterben? Ich will nicht um sie trauern oder dass sie um mich trauert sollte einer von uns getötet werden. Das ist alles so dermaßen unfair. Warum sind wir nur an solch ein Schicksal gebunden? Ständig Kampf, ständig Angst und ständig die Ungewissheit was uns als nächstes erwartet. Vielleicht sollte ich es einfach riskieren und sie zu meiner Partnerin erwählen. Was sollen die anderen schon gegen zwei Silberne machen? Meine Eltern werden damit leben müssen und Jan wird es sicherlich verstehen dass ich die Zuneigung eines Weibchens dem eines männlichen Wesens bevorzuge. Ich sollte aber erst mal mit ihm darüber reden."

So flog Kotoga in den mit Wolken verhangenen Himmel um sich dort mit dem Rest der Drachenarmee zu vereinigen und weiter Richtung Heimat zu fliegen.