Die Legende des silbernen Drachen 32

Story by kotoga on SoFurry

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Zehn Tage später

„Feldherr, ich habe die Listen fertigt die ihr wolltet." Jan nahm das zusammengerollte Pergament an sich, das ihm Hauptmann Klogge hinhielt.

Die erste Division der Drachenreiter, die Jan gerufen hatte, war nach zwei Tagen eingetroffen und quartierte sich in der Nähe der Orks ein.

„Dann will ich mal sehen... hm... 12209 Krieger und Soldaten."

Gemeint waren die Soldaten aller Rassen, die sich um ihn gesammelt hatten. Sogar die Elfen waren vor einigen Tagen wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatten sich östlich der Stadt einen Wald wachsen lassen, in dem sie mit ihren Drachen wohnten. Zelte waren ihnen zu einfach, was Jan zwar für sehr arrogant hielt, aber so waren die Elfen halt. Sie stellten, neben den Menschen, auch den größten Teil der gebundenen Drachen.

Auch die Zwerge waren eingetroffen. Der Anführer der in der Stadt lebenden Zwerge hatte mehrere Clans dazu aufgerufen dem Ruf des Silbernen zu folgen. Zu hunderten kamen sie und bauten ihr Lager neben dem der Orks auf. Allerdings wahrten sie gebührenden Abstand, da sie seit langem verfeindet waren. Nur Jan und Kotoga zuliebe begruben sie den Streit und versuchten friedlich nebeneinander her zu leben. Als sie ankamen fiel Jan sofort auf dass sie hunderte Karren mit Fässern mitbrachten. Sie wollten feiern wo es nur ging und bauten innerhalb kürzester Zeit sogar eine eigene kleine Brauerei auf. Sie stärkten damit die Moral der Truppen enorm, was bei einem so wild durcheinander gewürfelten Haufen auch dringend nötig war.

König Leopold hatte Jan fast jeden Soldaten des Landes geschickt, den er entbehren konnte. Sie hatten sich ebenfalls ein Lager aufgebaut und von weitem hörte man das schlagende Geräusch von Metall, das ihre Schmiede für sie bearbeiteten. Sie stellten den größten Teil der vereinten Armee. Freudig feierten sie mit den Zwergen, unterhielten sich mit den Elfen und trainierten mit den Orks den Kampf. Man merkte zwar, dass ein Mensch nicht so ein guter Kämpfer wie ein Ork, geschickter Schmied wie ein Zwerg oder außergewöhnlicher Magier wie ein Elf war, aber sie konnten von allem etwas. Was die Menschen aber am meisten auszeichnete war ihre absolute Loyalität und der Drang, alles Wissen in sich aufzunehmen.

Zu guter Letzt trafen auch die Magier unter der Führung von Magistrat Knolle ein. Zwar waren die Magier in der Unterzahl, aber durch ihre Macht die Magie zu nutzen konnten sie ein ernst zu nehmender Gegner sein. Sie waren es auch, die das Essen auf magische Weise herstellten. Täglich ließen sie Obst, Gemüse, Getreide und andere Nahrungsmittel aus dem Boden wachsen, sodass die Köche es verarbeiten konnten. Diesen Trick hatten sie von Jan gelernt und waren froh darüber dass ihre Magie auch auf diese Weise genutzt wurde und nicht nur für den Krieg.

„Dazu kommen 412 Magier und 1673 Heiler. Wo sind die Drachen aufgeführt?"

„Hier Feldherr. Ich habe sie mit Namen, Farbe der Schuppen, Reiter oder Partner und Alter auf diese Rolle geschrieben."

Jan nahm auch die zweite Rolle entgegen und schaute sich diese an.

„Sind das alle?"

„Alle die momentan hier sind."

„Nur 922 gebundene und ungebundene Drachen?"

„Ich habe eure Familie und die Grüne mit ihrem Jungdrachen nicht aufgezählt, da sie kein fester Bestandteil dieser Armee sind."

„Ich hatte mit mehr gerechnet."

„Feldherr, es kommen täglich neue Leute und Drachen an. Die Magier sind fast nur damit beschäftigt Nahrung wachsen zu lassen, den Schreibern mangelt es bereits an Tinte und die Vorräte der Stadt sind fast verbraucht."

„Ja ich weiss. Aber anders können wir sie nicht versorgen. Wie schaffen es die Adligen nur eine solche Armeen bei Laune zu halten?"

„Das müsstet ihr den Grafen fragen."

Jan nickte und gab die beiden Rollen zurück an seinen Hauptmann.

„Du weisst Bescheid. Ich bin wieder unterwegs."

„Sehr wohl Feldherr!" Der Hauptmann verbeugte sich als er die Rollen aus Jan's Händen entgegennahm.

In den vergangenen Tagen hatte Jan mit Vanessa viel trainiert. Sie war sowohl im Kampf mit dem Schwert als auch mit der Magie sehr begabt und hielt nach einer Weile mit Jan Schritt. Aber sie waren in manchen Dingen sehr unterschiedlich, bei allen Gemeinsamkeiten. So kam Vanessa sehr gut mit den Elfen und Magiern zurecht, während Jan die eher groben Zwerge und wilden Orks bevorzugte. Somit ergänzten sie sich auf das Beste. Mit den Menschen kamen beide zurecht. Auch hatten sie für die stetig wachsende Zahl ihres Gefolges einige neue Offiziere ernannt. Diese mussten dafür sorgen dass der Friede zwischen den Rassen aufrecht gehalten wurde und Befehle weiterleiteten.

Auch Kotoga fing an mit Seraphine zu trainieren. Er flog nachts mit ihr über den Bergkamm und brachte ihr bei, wie man sich auf den verschiedenen Winden hielt. Tagsüber schliefen die beiden dafür viel. Es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen, was seinen Eltern allerdings nicht gefiel.

Aber ihnen war es egal, da sie neben ihrer schweren Aufgabe, die sie trugen, auch etwas Erholung bei der Nähe des anderen suchten. Immer länger blieben die beiden nachts weg und schafften teils größere Strecken, um dann an einem ruhigen Ort zu rasten, zu spielen oder lange Unterhaltungen zu führen. Auch lehrte Kotoga sie wie sich ein Drache gegen einen anderen zur Wehr setzten konnte, vor allem wenn es sich bei dem Angreifer um einen größeren, stärkeren und erfahreneren Gegner handelte. Der Vorteil an der weiten Entfernung, die die beiden Drachen von Jan und Vanessa hatten war der, dass sie alleine waren. Denn das Band, so stellte Kotoga fest, wurde schwächer je weiter er sich von seinem Reiter entfernte. Was natürlich auch für Seraphine galt, denn sie klagte oft über die Strenge, die Vanessa entwickelte. Seraphine trainierte hart und war oft müde, mürrisch oder einfach mit ihren Kräften am Ende. Doch Vanessa forderte immer mehr von ihr als sie geben konnte. Kotoga half ihr wo er nur konnte, doch fehlten auch ihm die Kräfte dem ständigen Druck von Vanessa´s Forderungen stand zu halten. Jan musste häufig einschreiten und Vanessa maßregeln damit sie endlich Ruhe gab und den Drachen ihren wohlverdienten Schlaf gönnte. Weitab von den Reitern hatten sie ihre Ruhe und genossen diese in ihrer Zweisamkeit. Weitab von allen Problemen, Sorgen und Ängsten. Mitten im Nirgendwo, wo keine Seele sie jemals finden konnte, lagen sie im hohen Gras und bewunderten die Gelassenheit des anderen. Sie wussten dass der Sommer bald vorbei sein würde und im Herbst die Zeit der Liebe begann. Was dann aus ihnen würde ahnten beide zu diesen Zeitpunkt einfach noch nicht.

Untot von oben

Jan lief durch das Menschenlager und unterhielt sich mit dem Reitern und Soldaten. Er wollte Anwesenheit zeigen, und dass er trotz des intensiven Trainings mit Vanessa immer für seine Leute zur Stelle war. Die Offiziere trainierten mit ihren Truppen taktische Aufstellungen und Formationen. Vor allem engagierte sich die Divisionsunteroffizier Shaira. Mit harter Hand lenkte sie eine Gruppe Orks, die gegen eine Gruppe Zwerge antreten sollten. Jan schaute ihr zu und es gefiel ihm wie sie die sturen Orks mit eiserner Hand führte.

Jan überlegte, ob er die Drachendivision in das Geheimnis der Silbernen einweihen sollte. Wenn sie in zwei Tagen zu der Baronie im Norden aufbrechen sollten um sich dem Gegner zu stellen mussten Seraphine und Vanessa entweder vorfliegen und sich dort verstecken oder nachkommen. Beides war gefährlich, da die beiden alleine nicht gegen einen so übermächtigen Feind ankommen würden.

Als die Trainingsschlacht endlich vorbei war, welche die Orks für sich entschieden hatten, und sich die Anwesenden in ihre Lager zurückzogen, rief Jan Shaira zu sich.

„Ja Feldherr?", fragte Sheira nachdem sie auf Jan's Befehl hin zu ihm kam und sich vor ihm verbeugte. Sie war ihm, wie die anderen Reiter, treu ergeben und führte jeden Befehl genau so aus Jan es verlangte.

„Ruf die Division zusammen. Es gibt etwas das ich euch erklären muss."

„Wo treffen wir uns?"

„Fliegt hinter den Berg meiner Höhle und wartet dort auf mich. Ich brauch ein wenig Zeit, dann komme ich mit neuen Befehlen zu euch."

„Jawohl Feldherr!"

< Willst du es ihnen wirklich sagen? Denkst du, man kann ihnen vertrauen? >

< Wenn nicht ihnen wem dann? Wir müssen sie einweihen, damit Seraphine mit Geleitschutz auftauchen kann. Ohne ist es einfach zu gefährlich für sie. >

< Ich fliege schon mal mit Vanessa vor damit es nicht auffällt dass zwei Silberne aus der Höhle kommen. >

< Ist gut. Erkläre aber was wir vorhaben, damit der Schock nicht zu groß für die beiden ist. >

Jan stiefelte los und erreichte nach einiger Zeit schnaufend die Höhle in der Seraphine schon auf ihn wartete. Sie hatte in der kurzen Zeit stark an Muskeln zugelegt, wirkte aber noch immer zierlicher als Kotoga. Sie war halt ein weiblicher Drache und dementsprechend graziler gebaut.

„Da bist du ja endlich. Kotoga ist schon oben und wartet auf uns. Die Reiter sind auch schon da."

„Ruhig Seraphine. Immer mit der Ruhe! Ich bin kein Drache der fliegen kann." Jan stutze kurz und schaute dann wieder zu ihr nachdem er etwas getrunken hatte. „Woher weißt du das eigentlich? Also dass sie schon da sind?"

„Von Kotoga! Furok hat mir gezeigt wie sich Drachen auch ohne Sprache miteinander unterhalten können."

„Also so. So wie bei Dir und Vanessa beziehungsweise Kotoga und mir?"

„Nicht ganz. Wir sind nicht ständig verbunden, aber so ist es einfacher für uns beide Gedanken auszutauschen."

„Geht das auch mit mir?"

Ein stechender Schmerz lähmte Jan kurz sodass er auf die Knie ging.

< Ja. Das geht auch. Aber es strengt mehr an. >

„Ist gut. Raus aus meinem Kopf!", stöhnte Jan und rieb sich die Schläfen. „Das hat Lolith damals auch schon mit mir gemacht. Aber sie war nicht so grob. Egal! Bereit zum Losfliegen?"

„Ich warte ja nur auf dich."

Mit einem Schwung saß Jan auf dem Rücken der Silbernen. Dadurch dass sie keine Stacheln hatte war es etwas angenehmer auf ihr zu sitzen als auf Kotoga, auch wenn dieser einen Sattel trug der Jan schützte.

„Dann los. Du weißt wo es lang geht?"

„Ja weiss ich! Furok? Lolith? Kommt ihr?"

„Selbstredend Seraphine!", antwortete Furok und Lolith nickte zustimmend.

Seraphine flog los, dicht gefolgt von Kotoga´s Eltern, die ihr leichten Sichtschutz gaben.

Kotoga spürte dass Seraphine mit Jan auf dem Weg war und sprach zu den 51 Reitern und Drachen der Drachendivision: „Hört zu. Wir haben euch ausgewählt weil Jan und ich euch am meisten vertrauen. Es sind schwere Zeiten die auf uns zukommen, doch werden wir sie meistern! Vanessa hier ist auch eine Feldherrin genau wie Jan ein Feldherr ist."

Die Reiter und Drachen schauten alle skeptisch drein. Keiner wollte recht glauben was ihnen der Silberne versuchte zu erklären. Doch an dem Wort eines Silbernen zu zweifeln kam einem Verbrechen gleich.

Shaira trat vor, als keiner der Männer sich traute einen Satz zu sagen.

„Entschuldigt dass ich frage, aber stimmt das auch?"

„Du wirst es gleich sehen!" Vanessa grinste und verschränkte die Arme vor dem Körper. „Seraphine ist gleich hier und wird euch dann vom Gegenteil überzeugen."

„Da kommen sie!", rief Kotoga und schaute zu dem Berghang. Seraphine überflog den Gipfel dicht gefolgt von Furok und Lolith.

Noch immer schweigend beobachteten sie wie die Silberne, der Rote und die Weiße neben Kotoga landeten. Sofort fielen die Reiter auf die Knie und gruben ihre Gesichter in den Staub. Auch die Drachen verbeugten sich tief vor Seraphine, die sichtlich verlegen von einem Bein auf das andere tippelte.

< Passiert dir das ständig? >, wollte Seraphine wissen und schaute zu Kotoga rüber.

< Immer dann, wenn neue Drachen mit Reitern kommen. >

Kotoga wandte seine nächsten Worte an die Knienden und forderte sie auf wieder aufzustehen. Sie gehorchten natürlich und erhoben sich, blieben aber demütig stehend und warteten ab was geschah.

„Als allererstes...", begann Jan im Absteigen „...bekommt ihr von mir den Befehl, Vanessa und Seraphine zu beschützen. Mit allen Mitteln. Sie sind unsere Versicherung dass diese Welt weiter Bestand hat. Des weiteren..."

„Jan, darf ich?", unterbrach Vanessa den Vorredner während sie einen Schritt auf ihn zuging.

„Natürlich."

„Also ich bin Vanessa. Ja ich weiss das ich eine Feldherrin bin, aber ich will so vorerst nicht genannt werden. Es ist von größter Wichtigkeit dass meine und Seraphine´s Bekanntgabe noch warten. Ich bin kein so guter Führer wie Jan es ist, aber ich werde es schaffen wenn ihr mir helft."

„Wir werden euch natürlich gehorchen und mit unserem Leben beschützen Feld..."

„Sagt es nicht Hauptmann. Noch bin ich einfach nur Vanessa. Und wenn..."

„Seht dort!" Einer der Reiter deutete in den blauen Himmel an dessen nördlichem Horizont eine riesiger Schwarm zu sehen war.

„Das sind Drachen. Tausende von Drachen!" Nervös ging Jan einen Schritt auf Kotoga zu um im Ernstfall direkt aufzusitzen zu können.

Hauptmann Klogge strich sich mit der Hand durchs Haar. „Aber im Norden gab es bis vor Kurzem keine Drachen!"

„Richtig! Genau das beunruhigt mich ja. Seraphine! Vanessa! Furok! Lolith! Fliegt zurück in die Höhle. Hauptmann! Ihr kennt eure Aufgabe?"

„Ja Feldherr. Wir werden dafür sorgen dass niemand von der großen Silbernen erfährt!"

Jan kletterte auf Kotoga´s Rücken und setzte sich in den Sattel. Zusammen flogen sie dicht über den Berg damit sich Jan absetzten konnte während die Division den Berg in weiten Kreisen umflog um die Höhle samt des wertvollen Inhalts zu schützen.

< Was denkst du? >

< Das es keine Freunde sind! >

< Wie kommst du darauf? >

< Im Norden lebte der Baron und er hasste Drachen. In dieser kurzen Zeit können sich also unmöglich so viele Drachen angesiedelt haben. >

< Gutes Argument. Was hast du also vor? >

< Wir alarmieren die Truppen. Der erste wirkliche Ernstfall den wir seid der Belagerung haben tritt gerade ein. >

Kotoga flog so schnell er konnte und landete bei dem Zelt, das von den Offiziere liebevoll als Kommandobunker bezeichnet wurde.

„Sofort die Truppen sammeln!", brüllte Jan im Absteigen und lief in das Zelt. „Wir werden angegriffen!"

< Ich fliege los und lenke die Drachen oben während du von unten dafür sorgst dass die Abgestürzten versorgt werden oder die feindlichen Drachen endgültig den Tod finden. >

< Einverstanden. Aber pass auch dich auf! >

< Ich passe immer auf. Du kannst dich auf mich verlassen. >

„Los doch, worauf wartet ihr? Ruft die Truppen zusammen und lasst sie Aufstellung beziehen!", befahl Jan den verdutzten Männern im Zelt. Diese rannten sofort los und kurz darauf war ein Horn zu hören das zum Sammeln aufrief.

„Das dauert mir viel zu lange" , murmelte Jan und ging wieder vor das Zelt wo er die schwarze Wolke langsam näher kommen sah.

„Los doch! Bogenschützen dort hin und die Magier sollen sich zwischen die Reihen der Krieger stellen. Ich will eine ordentliche Schlachtreihe sehen! Macht hinne, verdammt noch mal! Und warum sind noch nicht alle Drachen in der Luft?"

Nervös ging Jan die Aufstellung ab die sich langsam formte.

< Kotoga, sende zwei Drachen aus die sie etwas von der Armee ablenken oder wenn sie nicht feindlich sind dann sollen sie sie von uns solange ablenken bis wir richtig stehen! >

< Mach ich! >

Vom Boden aus konnte man erkennen dass sich zwei Drachen von der Gruppe trennten und auf dem Schwarm zuflogen. Jan wollte sich gerade abwenden und wieder um die Aufstellung kümmern als das ohrenbetäubende Geräusch von hundert Schreien zu hören war. Er wirbelte herum und stockte als er sah dass die beiden ausgesandten Drachen sich schnell wieder von dem Schwarm entfernten um sich in Sicherheit zu bringen. Die beiden wurden verfolgt und lenkten so die Angreifer ab.

< Greift an und sorgt dafür dass ihr knapp vor der Schlachtreihe in einen Kampf gezwungen werdet. >

< Ich habe kleine Gruppen bilden lassen die sich einzelne Drachen rauspacken und sie zu Boden drücken sollen. Der Rest hält ihnen den Rücken frei. Sobald sie dann unten sind müsst ihr sie übernehmen. >

< Seid bloß vorsichtig. Es sind verdammt viele und sie sehen nicht freundlich aus. >

< Sind Untote nie! >

< Hab ich mir gedacht! Pass trotzdem auf. >

„Alle fertig machen! Wenn der Feind am Boden ist müssen wir ihn sofort übernehmen und fertig machen. Wenn ihr merkt dass einer in eurer Nähe ist, greift ihn in kleinen Gruppen an!", brüllte Jan während sein Blick auf seinen angreifenden Drachen lag.

Der Plan funktionierte recht gut. Immer wieder fielen drei oder vier Drachen einen Zombie an, drückten ihn zu Boden indem sie ihm die Flügel blockierten und die Soldaten, Krieger oder Magier machten dem Untoten dann den Garaus. Alles schien perfekt zu laufen und es gab keine Toten auf Seiten der Verteidiger. Einige Drachen verletzten sich zwar schwer oder stürzten ab, doch überlebten sie und wurden sofort von den Heilern versorgt.

„Sehr gut! Macht weiter!", feuert Jan seine Truppen am Boden an.

Doch plötzlich wendete sich das Blatt. Die Untoten flogen nicht mehr im lockeren Verband sondern formten einen dichten Reigen, in dem sie immer wieder im Kreis flogen.

Jeder Drache, der sich zu nah an diese sich schnell bewegende Formation ran wagte, wurde sofort angegriffen. Auf diese Weise fielen augenblicklich sechs Drachen tot und zerfetzt zu Boden.

„Verdammt!", zischte Jan zwischen seinen Zähnen hindurch und schleuderte einen Blitz auf die Formation. Doch passierte nichts. Noch einmal warf er einen Blitz und auch diesmal geschah nichts.

„KNOLLE!", brüllte er über das Schlachtfeld und der alte Magier trat aus einer Gruppe Elfen vor.

Jan rannte zu dem Magier um ihm mit aufgelegter Hand einen Schritt von dem Rest wegzuziehen damit sie ungestört reden konnten.

„Was ist das? Warum zeigt Magie keine Wirkung?"

„Verstehst du nicht was der oder die Nekromanten getan haben? Er hat die Untoten mit einem Zauber belegt der sie vor Magie schützt. Weder die Elfen, noch die Magier, noch ihr könnt diesen Schutz überwinden."

„Sorge dafür das dieser Zauber bricht, egal wie. Solange die enge Formation der Untoten intakt ist können wir sie nicht angreifen."

„Aber es geht nicht!"

„VERSUCH ES!", brüllte Jan ungeduldig den alten Mann an der zusammenzuckte und zurück zwischen die Reihen der Elfen ging.

Inzwischen hatten auch die Drachen um Kotoga ihre Bedenken wegen der Strategien geäußert.

„Ich weiss das sie so nahezu unangreifbar sind. Wir können nichts machen ohne schwere Verluste einzustecken", gab Kotoga dem Drachen recht der danach gefragt hatte. „Aber wir können nun mal nichts machen. Wenn wir dichter ranfliegen und sie mit Feuer angreifen, greifen sie sich die Angreifer und ziehen sie in die Mitte. Das Resultat siehst du da unten!"

Er blickte zu Boden und sah die sechs toten Drachen die dem ersten Angriff zum Opfer gefallen waren.

Als wenn die Situation noch nicht schlimm genug war hörte man eine laute Stimme, die über das Land lachte.

„Das Lachen kenne ich doch!" Jan schaute sich hastig um und sah eine weitere schwarze Wolke auf sich zukommen.

„SCH...!", zischte er zwischen den Zähnen hindurch. „Sie fliegen direkt auf Weiderforg zu!"

Die zweite Wolke aus untoten Drachen flogen direkt auf die Stadt zu. Die panischen Schreie der Einwohner schallten bereits über die Stadtmauer als diese bemerkten dass sie nun das Ziel des neuen Angriffs waren.

„Was sollen wir tun Feldherr?", fragt einer der neu ernannten Hauptmänner.

„Die Stadt muss geschützt werden. Sofort alle Bogen- und Armbrustschützen in die Stadt. Verteilt euch dort, damit ihr die Viecher vom Himmel ballern könnt!"

„Jawohl!"

Zwei Regimenter aus den eben genannten Truppen machten sich im Laufschritt auf um die Stadt zu schützen.

< Kotoga? Kannst du einige Drachen entbehren um die Stadt zu schützen? >

< Ungern. Aber ich kann versuchen die Drachen von der Stadt weglocken zu lassen. >

< Mach was du für richtig hältst, aber verhindere auf jeden Fall dass sie die Stadt erreichen! >

Kotoga ließ einige hundert Drachen aus der Formation auf Weiderforge zufliegen. Diese sollten verhindern dass die Stadt durch diesen Angriff beschädigt werden würde. Das einzige Problem das sich nun für Kotoga ergab war dass sie oben in der Luft mindestens zwei zu eins unterlegen waren.

< Was sollen wir nur machen? >, fragte Kotoga während er immer wieder um die Untoten in ihrem engen Reigen flog.

< Ich habe keine Ahnung. Es sind einfach zu viele. Magie hilft momentan nichts, unsere Schützen kommen nicht hoch genug, die Drachen können nichts ausrichten und den Soldaten am Boden sind so oder so die Hände gebunden. >

< Wir müssen doch etwas tun können! Wie wäre es wenn wir... ich meine dass wir... ich weiss nicht was wir machen können! >

< Halte einfach durch solange du kannst. Uns wird schon was einfallen. >

Die zweite Gruppe der Untoten erreichte die Stadt noch vor den Bogenschützen und den eigenen Drachen. Sie landete in der Stadt und fingen an die Häuser zu zertrümmern. Sie schlugen mit ihren Pranken, ihren Köpfen und sogar mit dem ganzen Körpern die Wände und Dächer der Behausungen nieder. Panische Schreie drangen zu Jan durch, der hilflos mithören musste wie die Bewohner in ihren Häusern starben bevor die eigenen Drachen eintrafen und die Untoten aus der Stadt locken konnten. Dann trafen endlich Kotogas Drachen ein, die sofort über die Feinde herfielen. Die Geräusche von schreienden Menschen, brechenden Balken, brüllenden Drachen und einstürzenden Häusern waren deutlich zu hören und belasteten den jungen Feldherren sehr.

„Wie grausam!", dachte Jan und schaute zu seiner Höhle um sich zu vergewissern dass die Division diese noch beschützte. Doch was er sah erschreckte ihn. Furok und Lolith hatten die Höhle verlassen und flogen direkt auf die Stadt zu.

Jan konnte sich denken dass ihnen der Schutz der Stadt wichtiger war als das Leben der Silbernen. Diese wurde ja auch noch von den 51 Drachen und Reitern beschützt, die Jan abgestellt hatte. Die beiden Altdrachen schossen in die Stadt und konnten, dank ihrer enormen Größe, sofort damit beginnen die Untoten im Alleingang anzugreifen. Jeder übernahm einen und riss ihn in Stücke. Fauchend und brüllend sprangen sie dann direkt zu dem nächstgelegenen Gegner um diesen ebenfalls zu erledigen.

Da die Mauer zu hoch war konnte Jan nur das mitbekommen was auch Kotoga sah. Und Kotoga bekam nicht viel mit. Er musste seinen Blick immer wieder auf die von ihm umflogenen richten um nicht überrascht zu werden.

Doch auf einmal wendete sich das Blatt erneut. Einige der Zombiedrachen fielen tot aus der Formation und schlugen hart auf dem Boden auf.

< Was habt ihr gemacht? >, fragte Jan während er einige Soldaten anwies, sofort die gefallenen Drachen anzugreifen und sicher zu stellen, das sie nicht wieder aufstehen konnte.

< Das wollte ich dich auch gerade fragen. Warum fallen sie einfach tot zu Boden? Hat Knolle etwas damit zu tun? >

< Warte, ich frage ihn mal. >

„KNOLLE!", brüllte Jan und lief wieder in Richtung der Elfen, die sich gerade auf einen abgestürzten Roten stürzten. Der Magier ging fassungslos auf Jan zu und zuckte mit den Schultern während seine Hände wild wackelnd in der Luft hingen.

„Feldherr ich habe damit nichts zu tun! Niemand von uns hat das."

„Und doch fallen sie wie die Fliegen vom Himmel. Finde sofort heraus was da los ist. Wie ist mir egal."

Da sich die Situation jetzt gegen die Untoten zu wenden schien, öffneten sie die enge Formation und stürzten sich auf die sich in Unterzahl befindlichen lebendigen Drachen. Kotoga bekam es direkt mit zwei Braunen zu tun die ihn schnell Richtung Boden drückten indem sie seine Flügel an den Körper pressten.

Im freien Fall schlug er mit seinen Krallen nach den beiden, doch da sie ihm die Flügeln blockierten schaffte er es nicht sie richtig zu fassen. Mit aller Kraft stemmte sich der Silberne gegen den Druck der beiden und schaffte es, einen kurzzeitig abzuwehren. Dieser wurde dann sofort von Kotogas Schwester übernommen, die sich dem Kampf angeschlossen hatte.

„Überlas ihn mir! Mein Partner und ich werden dir den Rücken frei halten!", rief sie ihm zu während Kotoga im freien Fall mit dem anderen Untoten rang. Diesen packte Kotoga mit dem Maul am Hals und riss ein größeres Stück seines fauligen Fleisches von den Knochen. Das interessierte seinem Gegner nur recht wenig und er setzte sofort zum Gegenschlag an. Kotoga sah den braunen Kopf auf sich zukommen und versuchte sich loszureißen, doch die spitzen Hörner des Untoten bohrten sich tief in Kotogas Schulter.

Jan spürte den Schmerz genauso stark, was ihn in die Knie gehen ließ.

< Was ist los Kleiner? >

< Ich...Verdammt, verschwinde endlich! >

Kotoga schaffte es kurz vor dem Boden die Flügel aufzuspannen damit er nicht hart aufschlug. Genau das aber passierte dem Untoten, der sich an Kotoga geklammert hatte. Durch die Wucht die entstand als Kotoga abbremste verlor der Braune den Halt und fiel in die Tiefe, wo er am Boden aufschlug. Sofort sprangen die Orks auf den am Boden liegenden und hackten mit ihren Äxten auf ihn ein um ihm den Rest zu geben.

Kotoga landete kurz darauf während Jan auf ihn zulief.

< Alles in Ordnung? >

Jan schaute besorgt auf die Wunde an Kotogas Schulter und legte seine Hand auf um sie mittels Magie zu heilen.

< Alles bestens. Dieses Drecksvieh! Flick mich schnell zusammen damit ich wieder hoch kann. Es sind noch immer genug da die es zu bekämpfen gilt. >

< Warte einen Augenblick. >

Jan konzentrierte sich darauf dass sich die Wunde schloss während er seinen Fokus öffnete. Die Magie floss durch seinen Körper was seine magischen Kräfte entfesselte. Die Wunde wuchs unter leichtem Knarzen zusammen und es bildeten sich sofort neue, schützende und silbern glänzende Schuppen.

< Sei vorsichtiger. Das war wirklich knapp. >

< Ja ich werde besser aufpassen! >, sprach der Drache noch immer vom Adrenalin gepackt. < Aber es ist schwierig dort oben alleine zurecht zu kommen. >

< Los jetzt! Zeig ihnen aus welchen Holz du geschnitzt bist! >

Kotoga brüllte seine gesamte Wut heraus während er mit kräftigen Schlägen seiner Schwingen gen Himmel flog. Schon kurze Zeit später griff er wieder in den Kampf ein und unterstützte seine Schwester, die sich noch immer in den anderen Braunen festgebissen hatte der ihn gerade noch angegriffen hatte. Sie zerrte so stark an diesem dass die Knochen seines Halses lautstark brachen. Kotoga packte sich einen der Flügel und zerrte mit aller Kraft daran bis dieser mit einem lauten Knacken brach. Die beiden Geschwister ließen von dem Untoten ab sodass er Richtung Boden stürzte.

„Den da Schwester!", befahl Kotoga und griff sich sofort den nächsten. Doch die Blaue hörte Kotoga nicht, da sie selber angegriffen wurde.

Wieder stürzten viele der Untoten einfach vom Himmel, was für einen Moment Verwunderung auslöste.

„Was ist das?", fragte ein schwarzer Drache der sich gerade von einem Toten befreit hatte.

„Keine Ahnung, aber mach weiter."

Kotoga packte sich zusammen mit dem Schwarzen einen Untoten und beide rissen ihm die Flügel aus. Dies war zwar grausam, aber äußerst effektiv. Denn so konnten sich beide wieder dem nächsten Gegner zuwenden.

Ein winselnder Hilfeschrei ließ Kotoga den Kopf drehen und er sah wie eine grüne Drachendame Richtung Boden gerissen wurde. Der Silberne wollte ihr gerade helfen als er einen harten Schlag in die ungeschützte Flanke spürte. Der Schlag war so hart dass es ihm kurz schwarz vor Augen wurde, doch fing er sich wieder während er sich dem ächzenden Zombie zuwendete.

„Du... Verschwinde!" Doch der Angreifer hörte nicht auf seine Worte und griff weiter an. Der schwarze Drache hatte keine große Mühe Kotoga weit von den anderen Drachen wegzudrücken.

Dann bemerkte Kotoga dass der Berg seiner Höhle bedrohlich nahe kam.

„LASS MICH LOS!", brüllte er und versuchte sich aus dem Griff des Drachen zu befreien der in unbarmherzig festhielt.

Jan zuckte zusammen und hielt sich die Rippen als Kotoga auf den Berg auftraf und mit voller Wucht in diesen gedrückt wurde. Die Staubwolke war dementsprechend groß und zeugte davon, dass Kotoga einen harten Aufschlag aushalten musste.

Jan keuchte vor Schmerzen die über das Band zu ihm schwappten.

< Kotoga? >, fragte Jan besorgt und schaute zu dem gewaltigen Loch, das Kotoga mit dem anderen Drachen hinterlassen hatte.

< Kotoga? Wo bist du? >

Doch er bekam keine Antwort. Allerdings spürte er genau dass er noch lebte.

Dann sackte Jan zusammen und fiel, mit dem Gesicht voran, in den Staub.

Die Schmerzen ließen ihn ohnmächtig werden und sein Geist driftete ab in die ewig währende Dunkelheit der Ohnmacht.

„Er kommt zu sich!", vernahm Jan eine Stimme neben sich.

Wie von einer Biene gestochen richtete sich sein Oberkörper auf und griff nach dem ersten was er zu fassen bekam.

„Was ist mit Kotoga?" fragte Jan und bemerkte, dass er sich in ein Hemd verkrallt hatte. Seine Sicht war zwar noch verschwommen, doch bekam er recht schnell mit, an wessen Busen er sich da klammerte. Es war Alanna, die alte Heilerin.

„Bleibt ruhig Feldherr! Wir wissen nicht wo der Silberne ist."

„Sendet sofort alle Drachen..." Dann sackte Jan kraftlos zurück und verlor erneut das Bewusstsein.

Als er das nächste mal die Augen öffnete lag er auf einer weichen Matratze. Mit benommenem Blick starrte er durch Decke und erkannte, dass es sich um ein gemauertes Gebäude handelte.

„Ko...Kotoga?"

„Er ist wieder wach!" Diese Stimme erkannte Jan sofort. Es war Vanessa die neben seinem Schlafplatz saß und Wache hielt.

„Wo ist..."

„Kotoga? Keine Ahnung. Kurz nachdem er im Berg einschlug, befreite er sich und flog weg. Richtung Süden, wenn er die Richtung nicht geändert hat."

„Die anderen?"

„Die Untoten? Sie sind alle vom Himmel gefallen. Keiner von ihnen stellt mehr eine Gefahr für uns dar."

„Unsere Drachen?"

„Den meisten geht es gut dank der Tatsache dass die Untoten einfach vom Himmel stürzten. Es wäre nicht so glimpflich ausgegangen wären sie weiter am Leben geblieben. Wie hast du das gemacht?"

„Ich war das nicht! Sucht sofort Kotoga!"

„Ein Teil ist bereits auf der Suche nach..."

„Alle!" Jan spürte wie ihm die Kräfte erneut verließen, doch er kämpfte gegen die aufkeimende Ohnmacht an. So schaffte er es wenigstens teilweise noch zu registrieren was um ihn herum stattfand.

Alanna hatte zusammen mit einigen Elfen einen kleinen Kupferkessel über dem Feuer. Der faulige Geruch, der Jan in die Nase stieg, erkannte er sofort. Es war der so genannte Magenputzer. Diese Arznei roch und schmeckte grauenhaft, doch sie sollte helfen die verlorenen Kräfte des Feldherren wieder aufzubauen.

„Feldherr, die meisten Drachen sind verwundet und brauchen Ruhe. Wir haben jeden verfügbaren Drachen ausgesendet der noch halbwegs flugfähig ist. Der Rest braucht einfach die Ruhe."

Nickend schloss Jan die Augen. Obwohl er keinen direkten Treffer einstecken musste, pochten seine Rippen wie wild. Das Band schien in dieser Hinsicht nachteilig zu sein. Der geteilte Schmerz war mehr als unangenehm.

Die Heilerin schöpfte etwas von dem Magenputzer aus dem Kupferkessel und füllte es in eine kleine Schüssel.

„Trinkt das! Danach wird es euch besser gehen."

Vanessa half Jan aufzustehen damit er den Magenputzer trinken konnte. Er nahm einen tiefen Zug und keuchte als die Flüssigkeit durch seinen Hals lief. Er lehnte sich wieder zurück und ließ die Flüssigkeit ihre Wirkung entfalten.

< Wo bist du nur? > , rief er verzweifelt in seinem Geist und suchte nach dem von Kotoga.