Die Legende des silbernen Drachen 29

Story by kotoga on SoFurry

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Einer Feldherrin würdiges Schwert

„Wie soll ich das nur meinem Großvater erklären? Er bringt mich um!"

„Keine Sorge Vanessa, die Waffe wäre sowieso nicht für dich geeignet gewesen. Sie war zu dünn für die Kraft die in uns steckt. Du hast doch bestimmt schon bemerkt dass du stärker und schneller im Gegensatz zu früher bist."

„Ein wenig. Woran liegt das?"

„An Seraphine. Durch euer Band seid ihr beiden normalen Sterblichen in Schnelligkeit und Kraft weit überlegen."

„Und warum wäre dann der Säbel meines Großvaters ungeeignet für mich?"

„Wie du siehst ist es das falsche Metall. Es ist zu schwach und spröde. Wenn die Zwerge wieder da sind werden wir sie bitten dir eines zu bauen. Meines ist auch von ihnen."

„Zwergenhandwerk. Ich verstehe."

Jan steckte sein Schwert in die Scheide und sammelte die Bruchstücke des Säbels auf, die er zu Vanessa brachte.

„Wir können versuchen es wieder zusammen zu setzen."

„Nein lass nur. Mein Großvater wird Verständnis dafür haben. Aber woher bekomme ich jetzt eine neue Waffe? Was wenn die Zwerge nicht rechtzeitig wieder kommen?"

„Dann holen wir dir eines aus der Waffenkammer."

„Jan?", rief der Graf vom Balkon seiner Gemächer. „Könntest Du bitte mal zu mir kommen?"

„Sicher. Einen Moment bitte", antwortete dieser und stand auf. „Komm! Nimm meinen Arm. Ich kann dich ja in diesem Zustand unmöglich hier alleine lassen.."

Vanessa griff nach seinem Arm um sich einzuhaken. Auf dem Weg zu den Treppen ins Obergeschoss der Festung fragte Vanessa: „Was will er wohl von uns?"

„Keine Ahnung. Wir werden sehen."

„Ah, da bist du ja. Aber warum bringst du sie mit?" Siegbert saß an seinem Schreibtisch und hielt eine Karte in den Händen.

„Sie gehört ab sofort zu mir und Vanessa wird mich überall hin begleiten."

„Gut. Ich habe eine Bitte an dich. Ich habe vor etwa einer Woche eine Patrouille mit zwanzig Soldaten zu dem zentralen Friedhof im Osten geschickt. Normalerweise müssten sie längst wieder da sein, aber es gibt keinen Hinweis über ihren Verbleib."

„Was ist mit dem Friedhof?" Jan´s Alarmglocken schlugen sofort Alarm. Er wusste dass etwas nicht stimmte wenn der Graf ihn bitten würde dort nach dem Rechten zu schauen.

„Vor besagter Woche habe ich eine Brieftaube von den dort ansässigen Bewohnern bekommen dass sich in der Nähe finstere Gestalten aufhalten würden. Daraufhin habe ich sofort die zwanzig Mann losgeschickt. Ich würde ja einen anderen Reiter schicken, aber die hast du auf eine wichtigere Mission geschickt. Könntest du mir bitte helfen?"

„Kann ich machen. Wo liegt der Friedhof?"

Vanessa schaute auf die Karte die der Graf nun entfaltete und zeigte mit dem Finger auf einen Punkt nahe den Eisenminen.

„Genau. Warst du schon mal dort?", fragte der Graf verdutzt.

„Unsere Familiengruft liegt dort."

„Und was ist das unter deinem Haus?" Jan erinnerte sich an das Gewölbe in dem er Seraphine gefunden hatte.

„Das ist eigentlich nur eine Zwischengruft in der die Toten für einige Jahre aufgebahrt werden bis genug Geld da ist für die Überführung zum zentralen Friedhof."

„Gut, aber ich werde nochmal zur Höhle zurück müssen. Ich brauche meine Rüstung. Nur zur Sicherheit."

„Ich wünsche euch dreien, also Dir, Vanessa und Kotoga, dann alles Glück dieser Welt dass du sie nicht brauchst."

„Danke Siegbert. Komm Vanessa, ich rufe Kotoga damit er uns vom Hof abholt."

Jan drehte sich um und verließ das Zimmer mit Vanessa.

< Kotoga, kannst du uns bitte abholen? Wir haben eine Aufgabe. >

< Ich habe das Gespräch verfolgt. Es beunruhigt mich sehr dass Unruhe auf einem Friedhof entsteht. Ich komme zu euch. >

„Kotoga kommt her und holt uns beide ab. Inzwischen werden wir dir eine leichte Rüstung besorgen."

„Eine leichte Rüstung?"

„Komm einfach mit."

Sie gingen nicht zurück zum Hof wie Vanessa es erwartet hätte, sondern zur Waffenkammer in der auch Rüstungen gelagert waren. Zwischen alten Kettenhemden und Metallschienen verbargen sich auch ein paar verstärke Lederrüstungen. Sie waren nicht so stabil wie ein Metallpanzer, aber dafür flexibler und leichter.

„Probiere die hier mal an. Sie könnte dir passen." Jan reichte den Lederpanzer Vanessa zu, die ihn überstreifte.

„Der ist viel zu weit. Da passe ich ja zweimal rein."

Jan wühlte weiter in dem Haufen und entdeckte ein Gambeson. Das mit Wolle gefüllte Hemd war zwar sehr warm, was im Winter von Vorteil war, aber schütze es vor allem vor harten Schlägen.

„Zieh das drunter. Also unter die Rüstung."

Gesagt getan zog Vanessa das Gambeson unter den Lederpanzer an.

„Jetzt passt zwar die Rüstung, aber es wird unheimlich warm."

„Ein bisschen Schwund ist immer. Lieber so, als dass du nach nur einen Hieb tot umfällst."

< Ich bin jetzt im Hof. Kommt ihr? >

< Schon auf dem Weg. >

„Komm jetzt. Kotoga ist da." Jan griff in ein Regal mit Kurzschwertern und nahm eines mit. „Das wird dir solange reichen müssen bis wir was Besseres gefunden haben."

Vanessa blies die Backen auf und nahm das Kurzschwert, um es sich an ihren Gürtel zu schnallen.

Sie eilten zum Hof wo Kotoga bereits auf sie wartete. Jan stellte sich neben ihn und wollte Vanessa Hilfe beim Aufsteigen geben. Doch sie blieb neben dem Silbernen stehen und schaute ihn an.

„Darf ich aufsteigen?"

„Du musst nicht fragen. Natürlich darfst du!"

„So natürlich ist das nicht. Ich denke Seraphine würde Jan nicht so einfach aufsteigen lassen."

„Ich tue es aber bei dir. Los jetzt! Wir haben keine Zeit."

Vanessa zuckte mit den Schultern und stieg auf Kotogas Rücken. Jan setzte sich hinter Vanessa.

< Erstmal zur Höhle. Ich brauche meine Rüstung. >

< Sehr wohl der Herr. >

Kotoga flog los und in kürzester Zeit erreichten sie ihr Zuhause. Jan sprang von Kotoga´s Rücken und sagte Vanessa sie solle oben bleiben da er nur schnell die Rüstung überwerfen wolle.

„Wo wollt ihr denn hin?", wollte Lolith wissen. Jan erklärte ihr kurz dass sie zu dem Friedhof fliegen würden um dort nach der verlorenen Patrouille zu schauen während er sich seine Rüstung anzog. Nachdem dies erledigt war stieg er wieder auf Kotoga´s Rücken und die drei verabschiedeten sich von den Seraphine, Lolith und Furok.

In der Luft fragte Kotoga: „Wo geht es denn nun lang? Du warst ja schon einmal beim Friedhof."

„Ja war ich. Immer Richtung Osten. Wenn wir über einen kleinen Wald fliegen und die Berge am Horizont sehen, sind wir richtig."

„Gut! Dann also immer Richtung Osten." Kotoga drehte ab und überflog die Stadt in Windeseile.

„Was hast du eigentlich mit Seraphine heute beredet?"

„Warum fragst du mich das? Du könntest doch einfach in ihre Gedanken eindringen."

„Das will ich nicht. Es reicht mir schon das sie das immer bei mir macht."

„Aber das musst du von Zeit zu Zeit", warf Jan ein.

„Warum?"

„Damit sie merkt dass Du dich genau so für ihr Leben interessierst wie sie sich für deines."

„Ich kenne sie doch ihr Leben lang."

„Aber du weißt nicht was sie heute gelernt hat."

„Nein. Aber was bringt es mir?"

„Meine Eltern haben ihr heute erklärt was wir machen werden um die Flugmuskeln von Sera aufzubauen. Jan war schon bei mir und hat es sich angesehen. Nicht dass es ihn interessieren sollte, aber alleine damit er weiss was wir vorhaben."

„Verstehe. Besucht ihr eure Gedanken regelmäßig?"

„Also ich für meinen Teil nicht so häufig. Wenn etwas ist was wichtig ist dann sagt Kotoga mir das, und ich schaue es mir an."

„Ich schaue mir täglich mehrmals an was Jan gelernt hat. Er ist der mit den Informationen. In jeder Hinsicht. Ob es um neuen Zauber, dem Grafen, unseren Feinden oder um ganz alltägliche Sachen geht."

„Verstehe. Aber meint ihr dass es ihr recht ist?"

„Das ist die andere Frage, die du mit ihr klären solltest."

Lange unterhielten sich die drei weiter während sie in der Ferne die Berge und den kleinen Wald sahen.

„Da unten. Da ist das Wäldchen von dem du geredet hast."

„Gut dann folge dem Weg da unten. Er führt direkt am Friedhof vorbei." Vanessa lehnte sich an Kotoga´s Seite runter und deutete auf den Pfad unter sich. Kotoga´s Blicke folgten dem schmalen Weg durch durch den Wald. Einige Male verlor er diesen im Dickicht der Bäume, doch fand er ihn ein Stück weiter wieder.

„Da hinten!", rief Kotoga mit zusammengekniffenen Augen. „Ich sehe den Friedhof."

„Versuch aber nicht, direkt im Friedhof zu landen. Du könntest einige Gräber beschädigen."

„Ich weiss Vanessa. Das brauchst du mir nicht zu sagen."

Kotoga setzte auf und ließ die Menschen absteigen.

„Seht ihr das auch? Da ist ein Fokus im Boden."

„Der kommt aus meiner Familiengruft." Vanessa deutete auf ein kleines Gebäude das von sechs Säulen getragen wurde und vollständig zugewuchert war mit Efeu.

„Was erwartet uns da unten?" Jan griff mit der Hand an sein Schwert und beäugte die Umgebung. Alles war ruhig. Doch Jan kannte diese Ruhe aus Filmen. Es war die Ruhe vor dem Sturm.

„Vor allem Dunkelheit. Und ein kleines Labyrinth. Wir waren mal eine sehr wohlhabende und große Familie."

„Das heißt wir brauchen Licht." Jan legte die Hände zusammen und stellte sich eine kleine Laterne vor. Er ließ die Magie fließen und formte sie zwischen seinen Händen. Ein Metallgestänge mit Fenster aus Glas, in dessen Mitte eine dicke Kerze stand, bildete sich zwischen den immer weiter auseinander gehenden Händen.

„Wahnsinn. Kann ich das auch?"

„Später erkläre ich dir wie es abläuft wenn man Sachen erschaffen will. Aber jetzt gehen wir erstmal da runter. Kotoga wenn was ist sag uns Bescheid."

„Ist gut. Der dicke Drache wird hier oben Wache schieben."

Jan verdrehte die Augen und folgte Vanessa zu der Gruft. Er zündete die Kerze in seiner Laterne an als sie durch die schweren Metalltüren gingen und ins Dunkle der Gruft hinabstiegen. Es roch muffig und nach Tod, doch sie stiegen die alten Treppen langsam immer weiter runter. Der karge Schein der Kerze erhellte den schmalen Gang, der sich über viele Meter weiter zog. In den Wänden waren die selben Vertiefungen wie in Vanessas Haus. In jeder von ihnen war eine Holzkiste. Diese waren zum Teil mit wunderschönen Ornamenten geschmückt.

„Das ist wirklich unheimlich", bemerkte Jan als in ihm die Angst aufstieg und Überhand zu nehmen drohte.

„Warum? Es sind doch nur Särge." Vanessa blieb locker und zuckte nur mit ihren Schultern. Sie ging den Gang entlang und suchte einen Weg, der sie direkt zu dem Fokus führen könnte. Einige der Gänge waren verschüttet oder zugemauert, wodurch sie einige Umwege gehen mussten.

„Das ist ja eher ein Verlies als eine Gruft. Wie alt und groß war eure Familie?", fragte Jan der sich umschaute und nichts als weite Flure und Särge sah.

„Das frage ich mich auch gerade. So groß dass wir alle diese Särge füllen könnten auf jeden Fall nicht."

Ein starken Beben ließ das Gewölbe erzittern. Einige Steine fielen von der Decke und schlugen hart auf beide ein. Als das Beben aufhörte sahen sie, dass sich der Fokus langsam in Bewegung setzte.

„So, dieser Gang wäre dann auch... Was zum... Wer seid ihr? Was wollt ihr hier?", schrie eine Stimme und das Blankziehen eines Schwertes war zu hören.

„Das könnte ich auch genauso dich fragen!" Auch Jan zog nun seine Waffe und drückte Vanessa die Laterne in die Hand. „Halt sie gut hoch, sonst sehe ich nichts."

Vanessa tat wie geheißen und der Fremde hob seinen Arm schützend vor das Gesicht um das blendende Licht abzuwehren.

„Noch einmal! Wer bist du?"

„Ein Diener des Untoten Meisters. Mehr braucht ihr nicht zu wissen, da ihr sowieso gleich sterben werdet. Ihr Diener des dunklen Fürsten... Erhebt euch!" Mit einem leichten Windstoß1 blies der Fremde die Laterne aus Vanessa´s Hand. Sie landete klirrend am Boden und das Licht erlosch. Nun standen sie in völliger Dunkelheit.

Jan musste eine Hand vor sein Gesicht heben als er direkt in einen Feuerball von Vanessa schaute. Sie hielt ihn hoch in die Luft, wodurch die Gruft erneut in gleißendes Licht getaucht wurde. Ein Stöhnen von links ließ Jan herumwirbeln.

„Vanessa! Duck dich!" Jan stieß mit seinem Schwert direkt auf ihren Kopf zu und im letzten Moment gehorchte sie. Sein Schwert fuhr durch ihr Haare und traf einen auf sie zu wankenden Untoten mitten im Gesicht.

„Danke", kommentierte sie trocken und zog nun ihr Schwert. „Aber das nächste Mal bitte mit Vorwarnung."

„Keine Zeit, wir sind bereits umstellt." Jan zog sein Schwert aus dem Kopf des Untoten und stellte sich Rücken an Rücken mit Vanessa. Die Untoten waren sowohl vor als auch hinter ihnen kamen langsam immer näher.

„Vanessa, wirf die Feuerkugel unter die Decke und halt sie oben damit wir Licht haben und erzeuge direkt die nächste."

„Aber wie?"

„Mach es einfach!", schrie Jan und erzeugte einen Blitz der von einem auf den anderen Zombie übersprang. Die getroffenen fingen sofort Feuer oder sackten leblos zusammen.

< Jan, hier draußen kommen sie auch auf mich zu. Ich muss fliegen, sonst kriegen sie mich. >

< Kein Problem. Vernichte so viele wie es dein Fokus zulässt und bleib außer Reichweite. >

Jan schleuderte noch weitere Blitze nach den Anrückenden. Doch bald traute er sich nicht weitere Attacken zu machen, da er nicht wusste wie viel Magie er dem Fokus entnommen hatte. Also ergriff er sein Schwert und mit einen schweren Schlag von links nach recht durchtrennte er bei dreien die Hälse.

„Vanessa, halte sie solange auf wie du kannst. Ich verschaffe uns hier hinten etwas Raum und komm dann zu dir zurück sobald es möglich ist."

„Ist gut. Aber beeile dich."

Jan schlug wie ein Berserker auf die anrückenden Untoten ein.

„Was für ein Glück dass sie so langsam sind und keine Rüstung geschweige denn Waffen tragen", dachte Jan, als er nahezu mühelos durch die Reihen der Untoten ging. Die Menge lichteten sich merklich schnell.

„Noch ein wenig Vanessa, dann bin ich bei dir."

„Beeile dich. Ich kann sie kaum mehr aufhalten und ich trau mich nicht mehr meinen Fokus zu benutzten."

Er durchtrennte einen Körper mit einem glatten Schnitt am Bauch und beide Hälften fielen zu Boden.

„Noch sechs!", dachte Jan als er die Tür nach draußen erreichte und sie schließen wollte.

„Fünf! Vier! Drei!... zwei! Und der Letzte."

Nachdem Jan den letzten Untoten beseitigt hatte, griff er links und recht nach den schweren Metalltüren und ließ sie ins Schloss fallen.

„Das dürfte sie eine Weile draußen halten. Nun zurück zu Vanessa."

Nach kurzem Sprint stellte er sich neben Vanessa, die den anrückenden Zombies die Arme abschlug. Ihr kleines Schwert war nicht dafür gedacht über solche Distanzen zu töten. Jan jedoch hatte weniger Probleme damit, da seine Waffe um einiges länger war.

„Es können nicht so viele sein wie draußen. Wir sollten schnell durchkommen."

„Das hoffe ich... AAAAHHHH!"

Hände packten von unten an ihrer beiden Beine und hielten sie fest. Einige der Oberkörper, die Jan kurz zuvor abgeschlagen hatte, lebten noch weiter. Sie zogen sich an die beiden heran und umklammerten ihre Beine. Dies ließ sie umkippen.

„Verdammt nein!", brüllte Jan im Stürzen. Er knallte hart auf den Steinboden auf und begrub einen der Oberkörper unter sich. Der Rest der Meute wankte nun auf sie beide zu und stürzte sich stöhnend und keuchend auf die am Boden Liegenden.

< JAN! >

Die Untoten warfen sich auf die beiden und begruben sie unter sich. Panik machte sich in Jan´s Gedanken breit und er versuchte sich mit Händen und Füßen zu wehren. Auch Vanessa erging es so. Sie rissen an ihren Haaren und zerrten an der Rüstung. Hilflos zappelten die beiden unter der erdrückenden Last der entstellten Körper.

Als fast alle Hoffnung der beiden dahin war sah Jan zwischen den Körpern der Zombies eine Klinge aufblitzen. Sie schnitt durch die Untoten, nur knapp an ihm vorbei. Die gerade noch so aggressiven Gesichter entspannten sich während ihre Bewegungen stockten, bis sie schlussendlich erstarben.

Jan fragte sich was das sollte und rollte die Leichenteile von sich runter. Er schaute als Erstes zu Vanessa und sah dass es ihr ebenso erging. Dann wanderte sein Blick in den Gang. Vor ihnen stand eine geisterhafte Erscheinung, die ihn kalt anstarrte. Vollständig in ein weißes Gewand gehüllt stand sie dort und drohte mit ihrem Schwert.

Jan zuckte zusammen und versuchte zurück zu weichen während er fragte: „Wer bist du?"

Doch er bekam keine Antwort. Der Geist richtete nun seinen Blick auf Vanessa, die ebenso verwirrt und ängstlich zurückwich.

Doch anstatt dass der Geist weiter angriff und die Hilflosigkeit der beiden ausnutzte senkte er seine Waffe und schien freundlich zu lächeln.

Jan versuchte aufzustehen und sofort war wieder die Klinge auf ihn gerichtet.

„Ich will dir nichts tun. Ich weiss wann ich unterlegen bin. Hier!" Jan stieß mit den Fuß sein Schwert von sich weg. „Ich bin unbewaffnet."

Die Frau schaute zu Boden und sah das Schwert an, das direkt vor ihren Füßen lag. Sie bückte sich und wollte es greifen, doch glitt ihre Hand einfach durch den Griff hindurch. Tonlos stöhnte sie, bevor sie sich wieder Vanessa zuwandte. Auch diese schob ihre Waffe zu dem Geist, um keinesfalls feindlich zu wirken. Der Geist fing an zu grinsen und griff nach dem Kurzschwert. Dieses mal konnte sie es ergreifen. Sie hob es sich vor ihr Gesicht und schaute die Waffe genau an. Nach kurzem, prüfenden Blicken schob sie das Kurzschwert in den Gürtel um im Anschluss ihr eigenes Schwert mit der Spitze voran in den Boden zu rammen. Dort zitterte es einen Augenblick vor sich hin. Es war ganz weiß. Wie aus Nebel oder Wolken schien es da zu stehen, und doch musste es wohl hart genug sein um den festen Stein des Bodens zu durchbrechen in dem es steckte.

„Was willst du?", fragte Vanessa.

Die weiße Frau deutete zuerst auf das Schwert im Boden und dann auf Vanessa.

„Ich soll dein Schwert nehmen?" Vanessa stand langsam auf und streckte eine Hand nach der Waffe im Boden, doch zuckte sie zurück als kleine Blitze auf sie übersprangen. Der Geist machte eine Handbewegung und deutete so dass sie das Schwert greifen solle.

„Sei vorsichtig Vanessa", rief Jan ihr zu, doch sie schien ihn gar nicht zu hören. Der Drang das Schwert zu nehmen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie packte mit einem Male das Schwert und zog es aus dem Fels. Sofort fing die Klinge an sich vorformen und wurde dünner und länger. Die Parierstange wurde schmaler während auch sie sich in die Länge zog. Es war, als würde das Schwert sich auf seinen Besitzer einstellen. Als wüsste es wie es auszusehen hatte.

Nachdem es zur Ruhe kam sah es Jan´s Schwert ziemlich ähnlich, auch wenn es dünner und länger war. Ganz in Silber funkelte es im Glanz der Feuerkugel unter der Decke. Die Frau nickte zufrieden. Sie tat einen Schritt zurück um sich danach umzudrehen. Mit einem breiten Grinsen, das an Vanessa gerichtet war, schritt sie los. Dann verschwand sie auch so schnell wieder wie sie gekommen war.

„Jan! Was war das?"

„Keine Ahnung! Oh nein, Kotoga!"

< Ist bei dir alles in Ordnung? >

< Ja Bruder, alles wunderbar. Ich bin hier oben in Sicherheit. Aber ihr werdet Probleme bekommen wenn ihr wieder raus wollt. Der ganze Friedhof scheint auf den Beinen zu sein. >

< Welch ein Glück. Vanessa und ich werde die Quelle des Übels hier unten suchen. Er ist noch da. >

< Macht das. Aber seid vorsichtig. >

Jan rappelte sich auf um im Anschluss sein Schwert zu holen.

„Ihm geht es gut. Aber draußen ist noch immer viel los."

„Was machen wir jetzt? Jagen wir den Fokus?"

„Ja! Wir werden ihn ein für alle Mal zur Strecke bringen. Nimm deine Feuerkugel wieder in die Hand. Und..."

Noch bevor Jan den Satz beenden konnte glühte das Schwert von Vanessa auf. Das weiße Licht der silbernen Waffe erstrahlte heller als es der Feuerball unter der Decke es je konnte. So hell, dass die beiden ihre Augen zukneifen mussten. Vanessa ließ die Waffe vor Schreck fallen, wodurch das Glühen aufhörte.

Jan legte die Stirn in Falten während er auf die Waffe zuging. „Was war das denn?", fragte er und bückte sich nach ihr. Ein kleiner Blitz sprang, über der Jan von der Waffe zurückschrecken ließ. Auch der zweite Versuch endete auf die selbe Weise. Beide standen nun wie angewurzelt im Schein der Feuerkugel, die unter der Decke hing.

„Und was jetzt?", wollte Vanessa achselzuckend wissen.

„Versuch du es bitte noch einmal. Ich habe da eine Vermutung. Erschrecke aber nicht wenn die Waffe wieder anfängt zu leuchten"

Vanessa lehnte sich nach vorne. Vorsichtig streckte sie die Hand nach dem Schwert aus. Genau wie Jan vermutet hatte fing es bei Berührung an zu leuchten. Vanessa ergriff das Schwert und hielt es in den Händen.

„Was hat das zu bedeuten? Wieso leuchtet sie bei mir und warum bekommst du einen Blitz ab?"

„Scheinbar weiss die Waffe zu wem sie gehört."

Vanessa schaute direkt in das Licht. „Sie ist wunderschön. So ...mir fallen keine Worte ein wie ich ihn beschreiben könnte."

„Perfekt?"

„Genau! Er liegt ganz leicht in der Hand. Nicht zu leicht und nicht zu schwer. Ganz anders als der Säbel meines Großvaters. Es ist als könnte ich spüren wie es dem Schwert geht. Seine Energie. Seine Magie. Er ist wunderbar!"

„Er? Du redest von dem Schwert als wäre es ein menschliches Wesen."

Vanessa schaute auf als sie bemerkte was sie da von sich gab.

„Komm jetzt. Wir jagen den Typen. Lass es uns zu Ende bringen."

„Sehr wohl Feldherrin." Grinsend drehte er sich in den Gang, um die Verfolgung des Fremden zu beginnen.

Die Gänge waren teils sehr lang. Nur der Schein des Schwertes erhellte die Umgebung und vertrieb sogar manche der Untoten auf ihrem Weg. Da sie jedoch Angst hatten dass diese sie von hinten angreifen könnten erlegten sie das Gesindel ohne große Umschweife.

„Mann ist das weit. Ich hoffe, dass wir uns nicht verlaufen", stöhnte Jan und suchte an der Decke den Fokus von Kotoga der im Himmel flog.

< Wie weit sind wir inzwischen von dem Eingang weg? >

< Ich würde sagen... So gut zwei Kilometer weiter in östlicher Richtung. >

< Was? Dann sind wir ja fast bei den Bergen. >

< Bis dahin ist es aber noch ein gutes Stück. Ihr solltet vielleicht umdrehen. >

< Nein! Wir müssen den Nekromanten aufhalten. >

Ein Klappern von Metall auf Metall war zu hören. Sie hielten an und sahen in einiger Entfernung eine Kreuzung. Das stöhnende Geräusch von einer Gruppe Untoten war zu hören, die aus den Gängen links und recht erschienen.

„Oh nein! Jan, sieh nur!"

„Was denn? Untote, ja und? Denen sind wir jetzt häufiger begegnet seitdem wir hier unten sind."

„Nicht das. Sieh Dir ihre Kleidung an."

Jan musterte sie etwas genauer und bemerkte die schwarz-gelben Waffenröcke, die sie über ihren Kettenhemden trugen.

„Soviel zum Thema suchen und zurückbringen." Weiterhin bemerkte Jan dass sie Waffen trugen. Einer von ihnen sogar ein Rundschild aus Holz.

„Vanessa, bleib hinter mir. Ich brauche Licht und die sind gepanzert und bewaffnet."

Vanessa gehorchte nicht, sondern griff das Schwert stärker um im nächsten Moment die ehemaligen Soldaten des Grafen anzugreifen. Sie schlug mit einem kräftigen Schlag von links nach rechts und brüllte ihren Frust raus.

„IHR VERMALEDEITEN HUNDE! WARUM SEID IHR TOT?"

„Vanessa! Nein!"

Doch sie hörte noch immer nicht, was Jan dazu zwang in den Kampf einzugreifen um ihr zu helfen, denn die Soldatenzombies wussten sich zu wehren und schlugen ihrerseits mit den Waffen auf die beiden ein. Beinahe hätte ein Speer Vanessa getroffen, doch Jan schaffte es im letzten Moment mit der Armschiene den Schlag so abzulenken dass dieser Vanessa nur um Haaresbreite verfehlte. Jan war mehr damit beschäftigt die Attacken der Soldaten aufzuhalten als selber Treffen zu landen. Vanessa hingegen war wie im Blutrausch. Ohne auf ihre Deckung zu achten schlug sie immer weiter. Schnell verminderte sie die Zahl der Untoten von zwanzig auf fünfzehn, dann auf acht. Und Schluss endlich stand nur noch der Soldat mit Schild vor ihnen. Vanessa zog ihr Schwert zurück und rammte es mit der Spitze auf den Schild. Die Spitze durchdrang diesen ohne weitere Schwierigkeiten. Bis zur Parierstange steckte das leuchtende Schwert in dem Schild und dem dahinter stehenden Untoten, der darauf hin anfing zu zucken und zu Staub zerfiel.

Jetzt kam sie wieder zur Besinnung und streifte sich die Haare zurück, die in ihr Gesicht gefallen waren. Schwer atmend zog sie die Waffe aus dem Schild, der noch immer am Schwert hing.

„So, jetzt geht es mir besser."

„Das nächste Mal hörst du gefälligst auf mich."

„Wieso? Hat doch geklappt!"

„Weil du bei mehreren Gelegenheiten Schläge eingesteckt hättest." Jan packte Vanessa an der Schulter und drehte sie zu sich, um ihr einen bösen Blick entgegen zu werfen. „Wenn Du das nochmal machst bin ich vielleicht nicht in deiner Nähe um dir den Hintern zu retten. Also überlege das nächste Mal bevor du dich mit einer Horde anlegst. Ansonsten werde ich für Seraphine sorgen müssen. Hast du verstanden was ich Dir damit sagen will?"

„Ja hab ich. Entschuldige bitte. Du hast Recht. Ich habe nicht nachgedacht und einfach gehandelt."

„Toll!", sagte Jan als er sich umschaute. „Jetzt ist der Fokus verschwunden. So ein Mist."

< Kotoga? Kannst Du den Fokus noch sehen? >

< Nein. Er ist auf einmal verschwunden. >

< Was ist näher? Der Friedhof oder das Gebirge? >

< Das Gebirge. Ihr seid schnell vorangekommen. Wie geht es euch? >

< Soweit ganz gut. Wenn ich wüsste wie tief wir unter der Erde sind würde ich Dich fragen ob du uns ausgräbst. >

< Das könnte ich tun. Aber wie Du schon sagtest, ihr seid unter der Erde und keine Ahnung wie tief. >

„Wir gehen weiter. Kotoga sagt das wir nur noch ein Stück von den Bergen entfernt sind. Dort waren die Eisenminen und der Kerl muss da einen Ausgang gefunden haben."

„Ich nehme eine der Uniformen der Soldaten mit, damit wir dem Grafen zeigen können was los war."

„Gute Idee."

Nachdem sie einer der Leichen die Uniform ausgezogen hatten, band sich Vanessa den Fetzen um die Hüfte und sie gingen weiter. Lange folgten sie dem Gang, bis sie auf der linken Seite eine Treppe sahen die nach oben führte. Diese stiegen sie hoch und standen schon bald in einer größeren, gut ausgebauten Höhle.

„Da vorne geht es nach draußen", bemerkte Vanessa und deutete mit dem Schwert auf eine kleine ffnung in der Wand.

Jan steckte sein Schwert ein nachdem er sich vergewissert hatte dass sonst niemand in der Höhle war. Sie gingen durch das Loch ins Freie wo Kotoga sie bereits erwartete.

„Willkommen zurück an der Oberfläche."

Geblendet von dem hellen Licht der Sonne, das sich in den Schuppen des silbernen Drachen spiegelte, standen die drei nun wieder im Freien und sogen die frische und klare Luft ein.

„Was für ein Horrorritt", sagte Jan und wischte sich den Dreck vom Gesicht.

„Allerdings", erwiderte Vanessa.

„Und so was wird uns bald täglich erwarten wenn der Krieg erstmal ausgebrochen ist", merkte Kotoga an und legte sich hin damit die beiden aufsteigen konnten.


Die Idee für dieses Kapitel kam von meinem treuen Leser Arondight, der mich auf dieser so wunderbaren Seite (Sofurry.com) angeschrieben hat. Hiermit möchte ich mich bei ihm dafür bedanken dass er sich die Mühen gemacht hat und sich etwas passend zur Grundgeschichte hat einfallen lassen. Vielen lieben und herzlichen Dank an dieser Stelle auch an meinen guten Freund Strenter, der sich die Mühe macht, mein beta Leser zu sein, die Tonnen an Fehlern ausmerzt und mir dabei hilft meine Legasthenie zu bekämpfen. Und noch ein herzliches Danke Schön möchte ich aussprechen. An meinen kleinen Fuchs Shadow, auch besser bekannt als Blackdranzer, der mir ständig zur Seite stand und mir bei schwierigen Fragen oder Situationen geholfen hat.