Kleiner Tiger Mikhal 3/6

Story by mryia jackalope on SoFurry

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#3 of Kleiner Tiger Mikhal


Kapitel 3

Es war ein recht großes altes Haus in der Altstadt, vier Stockwerke hoch und mit roten Backsteinen verklinkert. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, in vielen Wohnungen war Licht an. Mikhal schloß sein neues Fahrrad an eine Laterne und schaute auf die Klingeltafel. Schnell entdeckte er Tabeas Nachnamen ganz rechts oben. Sie wohnte also direkt unter dem Dach. Noch einmal blickte er nach oben, in einem der Giebelfenster brannte Licht. Zuhause war sie also.

Sein Herz klopfte, nein, es raste. Lange stand er vor der Tür, starrte das Klingelschild an. Minuten verstrichen, immer wieder führte er seinen Finger an den Knopf, um ihn doch noch in letzter Sekunde wieder zurückzuziehen. Er hatte vor irgend etwas Angst, vor dem Unbekannten, das ihn dort oben erwartete. Einige Passanten gingen vorbei und schauten ihn schräg an, so unentschlossen wie er dort im Hauseingang stand.

Plötzlich wurde die Haustür von innen geöffnet und eine Füchsin mit zwei Mülltüten in den Pfoten erschien. Überrascht schauten sich die beiden einige Sekunden lang an, dann ergriff Tabea die Initiative. "Mikhal! Schön dich zu sehen, ich warte schon seit einer Viertelstunde auf dich... was hat dich aufgehalten?"

Der junge Tiger blickte verschämt zu Boden. "Ich... ich hab' mich nicht getraut zu klingeln", gab er kleinlaut zu.

Tabea seufzte leise und stopfte den Müll in die Tonnen an der Straße. "Ach Mikhal, ich fresse dich schon nicht. Nun komm einfach mit nach oben, okay?" Sie legte ihm eine Pfote auf die Schulter und führte ihn durch die Tür. Durch das Treppenhaus ging es bis nach oben in die letzte Etage. Der Tiger schluckte etwas, als sie die Wohnungstür aufschloß und ihn hinein bat. Er nahm all seinen Mut zusammen, betrat die Wohnung und schaute sich im Flur um.

Die Wände waren in einem milden aprikosfarbigen Gelb gestrichen, zwei Wandleuchten tauchten den Raum in ein sehr angenehmes Licht. Ein paar Bilder von schönen Landschaften hatte sie im Flur hängen, an der Wand stand außerdem eine Kommode und eine Garderobe. Vier Türen gingen vom Flur ab, vermutlich für Bad, Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer. Im Wohnzimmer schien das heruntergedimmte warme Licht eines Deckenfluters gegen die abgeschrägte Wand, die in der selben Farbe gestrichen war. Mikhal schnupperte. Es roch sehr angenehm, nach Braten und Soße. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen und wie auf Knopfdruck knurrte auch sein Magen.

"Komm, putz dir die Pfoten ab und dann setz dich auf die Couch." Sie lächelte ihm zu und zeigte ihm die Borstenmatte an der Tür. Er nickte und bürstete sich die Sohlen ab, dann ging er langsam ins Wohnzimmer. Tabea war in die Küche verschwunden und kümmerte sich um den Ofen.

Das Wohnzimmer war trotz der Dachschräge recht geräumig, ein großes Fenster in der Dachgaube erlaubte den Blick nach draußen. Doch da es bereits recht dunkel auf den Straßen war, und innen Licht brannte, konnte er nur sein Spiegelbild sehen. Sein Schwanz zuckte nervös, als er sich auf die weiche Couch setzte. Der gläserne Stubentisch war bereits für zwei Personen gedeckt und nahe an das Sofa gerückt. Eine Kerze stand dekorativ in der Mitte des Tisches. Neugierig schaute er sich um, offenbar verdiente die Füchsin nicht schlecht im Krankenhaus. Eine edel aussehende Schrankwand war an der Wand aufgestellt, dazu passend die Couchgarnitur. Die Unterhaltungselektronik bestand aus einem großen Fernseher, Videorekorder und Stereoanlage, die jedoch ausgeschaltetet waren. Ihm war etwas mulmig zumute.

Nach und nach schleppte die Füchsin einen Topf nach dem anderen aus der Küche, bis insgesamt vier Töpfe auf dem Tisch standen. Der größte war ein ovaler Bräter, in dem sich der Braten befand, in einem anderen befanden sich Erbsen und Möhren, der dritte Topf enthielt Kartoffeln und das letzte Töpfchen war für die Soße. "Tut mir Leid, daß ich das nicht ansprechender präsentieren kann, aber ich halte sowas wie Soßenschüsseln für überflüssig. Ich hoffe es macht dir nichts aus, dich direkt aus dem Topf zu bedienen." Sie lächelte.

Jetzt lächelte auch der Tiger zurück. Irgendwie erinnerte ihn das an Zuhause, wo es nicht viel anders war. Nur das Mutter immer dauf bestand, daß in der Küche gegesen wurde. "Nein nein, das ist schon okay."

"Dann bedien dich, es ist mehr als genug geworden. Keine falsche Bescheidenheit, lang zu."

"Uff... okay", sagte er und nahm ein Stück Fleisch aus dem Bräter. Dazu legte er sich ein paar Kartoffeln, etwas Gemüse und eine dicke Schicht Soße. Tabea wartete bis er fertig war und nahm sich dann selbst etwas auf den Teller. Sie schob die Töpfe etwas beiseite und nahm gegenüber von Mikhal auf einem Sessel Platz. Zuletzt zündete sie noch die Kerze an, dann eröffnete sie mit einem "Guten Appetit!" das Mahl.

"Oh!" rief sie plötzlich, daß Mikhal sich etwas erschrak und besorgt fragte, was los sei. "Nichts", antwortete sie kichernd, "ich habe nur völlig vergessen, an etwas zu trinken zu denken. Was möchtest du denn?" Sie war bereits aufgestanden und auf dem halben Weg in die Küche.

"Uhm... was ist denn da?"

"Cola, Limo, Saft, Bier, Wein... was du willst"

Mikhal nickte. "Ich denke 'ne Cola ist okay."

"Alles klar, kommt sofort."

Mikhal hörte den Kühlschrank auf- und zugehen, dann den Küchenschrank. Mit zwei Gläsern und einer Flasche Cola kam die Füchsin zurück und schenkte ihrem Gast ein. "Danke", sagte der Tiger und blickte ihr in die Augen. Nur kurz trafen sich ihre Blicke, und wieder schoß dieses merkwürdige Gefühl durch seinen Körper. Es kribbelte in seinem Bauch, als ob dort Schmetterlinge fliegen würden. Doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Ob es ihr ähnlich ging? Immerhin hatte sie genau so schnell den Blick abgewendet.

Das Essen schmeckte vorzüglich, Tabea war eine echte Meisterköchin. Obwohl noch eine Menge übrig war, waren beide schließlich mehr als satt. Still saßen sie vor den leeren Tellern und schauten ins Nichts. Ein paar Mal seufzte Tabea leise und holte tief Luft, als ob sie etwas sagen wollte. Doch offenbar traute auch sie nicht so recht. Die Kerze war schon über die Hälfte abgebrannt, da fand sie schließlich doch den Mut, das Gespräch zu beginnen. "Mikhal, da ist etwas, was ich dir sagen möchte."

Mikhal schluckte hörbar. Sein Herz begann wieder schneller zu klopfen. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, die schlimmsten Gedanken flogen durch seinen Kopf. Was konnte sie nur meinen? Instinktiv drückte er sich in das Sofa, an den nackten Innenseiten seiner Pfoten sammelte sich Schweiß.

"Es begann im Krankenhaus. Ich war ja schon bei der Notoperation anwesend, habe dem Chirurgen assistiert. Du warst komplett bewußtlos, als man dich eingeliefert hatte, hattest viel Blut verloren. Innere Blutungen sind lebensgefährlich, weißt du? Du hast knapp zwei Tage lang in Narkose verbracht, ganz allein warst du in deinem Zimmer. Deine Mutter war zwar täglich für zwei Stunden da, aber den Rest des Tages war niemand für dich da. Dein Anblick hat mich irgendwie traurig gemacht... Ich habe deine Pfote gehalten, gehofft daß es dir bald wieder besser geht."

Mikhal holte Luft. Ein merkwürdiges Gefühl hatte ihn erfasst. Ob es ein gutes oder schlechtes Gefühl war, konnte er noch nicht sagen. "Und dann?" fragte er schließlich.

"Nachdem du mir gebeichtet hattest, was mit diesem Adrian passiert war, spürte ich sogar so etwas wie Wut. Ich meine, einem so lieben Jungen wie dir so etwas Brutales anzutun... das hat mich ziemlich geschockt. Ich merkte, daß sich in mir etwas tat, ein paar unbewußte Gefühle wurden wach. Lache bitte nicht, aber ich glaube ich empfinde so etwas wie Muttergefühle für dich." Sie hob den Kopf und blickte dem jungen Tiger in die Augen.

Mikhal wußte nicht, was er darüber denken sollte. Einerseits erfüllten ihn ihre Worte mit einem gewissen Stolz, es kam nicht oft vor, daß jemand etwas für ihn fühlte. Andererseits hatte er auch etwas Angst. Ohne es wirklich zu merken, hatte er ihren Blick erwidert, blickte in ihre smaragdgrünen Fuchsaugen. Die Flamme der Kerze spiegelte sich in ihren funkelnden Augen wieder, gab ihnen einen ganz besonderen Glanz. Wie in Trance kam der Tiger näher an den Tisch und legte seine Pfoten darauf. Tabea legte ihre Pfoten auf seine und seufzte.

"Da wäre noch etwas..." Sie machte eine kurze Pause, um Luft zu holen und die richtigen Worte zu finden. Mikhal schluckte wieder, als die Füchsin nachdenklich ihren Kopf senkte. Dann hob sie den Kopf wieder, blickte erneut in seine Augen. "Ich... ich glaube ich habe mich auch in dich verliebt."

An dieser Stelle wäre Mikhal am liebsten so schnell wie möglich aus der Wohnung geflüchtet, doch ihre warmen Augen fesselten ihn förmlich an den Tisch. Sein Puls raste, sein Kopf war hochrot. Da war es ausgesprochen, das, wovor er sich am meisten gefürchtet hatte. Er suchte nach Worten für eine Antwort, doch er war einfach nur sprachlos. "Oh..." Das war das einzige, was er über die Lippen bekam.

"Was hast du denn?" fragte Tabea besorgt, als sie den verunsicherten Tigerjungen vor sich sah.

Lange saß Mikhal still, schaute zu Boden und schwieg. Er seufzte leise und hob dann den Kopf. "Ich habe Angst."

Die Füchsin beugte sich nach vorn und legte ihre linke Pfote auf seine. Einfühlsam streichelte sie ihm über den Kopf. Der junge Tiger zitterte etwas, eine kleine Träne kullerte über seine Wange. "Wovor hast du Angst?" fragte sie sanft. "Etwa vor mir?"

"Nein, ich..." Er schluckte kurz und wischte sich die Träne aus dem Gesicht. "...ich weiß es nicht. Es ist alles zu viel, ich komme mit den Gefühlen nicht klar..."

"Hmm?" Tabea schaute ihn fragend an. "Was für Gefühle hast du denn?"

"Das ist schwer zu beschreiben... es... ich... Ich weiß nicht, ich habe immer so ein komisches Kribbeln gespürt, wenn du mich berührt hast, oder wenn du auch einfach nur in meiner Nähe warst. Es war nicht schlecht oder so... eher schön, aber ich habe Angst davor... Angst davor, daß ich mich auch in dich verliebt haben könnte."

Die Füchsin seufzte und streichelte ihm über die Pfoten. "Was wäre denn so schlimm daran?" fragte sie so einfühlsam wie möglich.

"Ich hatte dasselbe Gefühl auch bei Adrian, als er mich gestreichelt hatte, als ich nah bei ihm war... es war ein schönes Gefühl... aber jedes Mal, wenn ich daran zurückdenke, erinnere ich mich auch an den Schmerz. Ich habe Angst davor, ich will diesen Schmerz nicht."

"Empfindest du denn noch etwas für ihn?"

Mikhal schüttelte den Kopf. Das einzige was er empfand, war die Erinnerung an den Schmerz.

Sie nickte. Ihr Blick fiel auf die schon weit herab gebrannte Kerze, dann schaute sie auf die Uhr. Die Zeit war weiter fortgeschritten als sie dachte. Der Zeiger der Uhr deutete auf kurz vor Mitternacht. Tabea erschrak etwas. "Huch, du... wann mußt du eigentlich zu Hause sein?"

"Weiß nicht... Mama hat nichts gesagt." Auch er blickte auf die Uhr. "Oh, ich sollte dann besser gehen."

"Mh-mh", stimmte sie zu, "bevor sich deine Mutter noch Sorgen macht. Sie war im Krankenhaus sehr besorgt um dich."

Mikhal nickte und stand auf. Tabea folgte und brachte ihn noch bis nach unten. In den meisten Häusern war das Licht schon komplett erloschen, nur das gelbe Licht der Straßenbeleuchtung erhellte den Gehweg. "Ähm... danke für das Essen." sagte Mikhal noch verlegen. "Das war sehr lecker."

"Keine Ursache." Tabea lächelte. "Wenn du möchtest, kannst du ja morgen Abend wieder vorbeikommen, ich würde mich freuen." Zur Verabschiedung hatte sie einladend die Arme ausgebreitet.

Mikhal lächelte scheu. Noch wußte er nicht so recht, wie er reagieren sollte. Doch dann gab er sich einen Ruck und ging auf die Füchsin zu. Ehe er sich versah, hatte sie ihn in den Arm genommen und an sich gedrückt. Unbewußt erwiderte er die Umarmung, spürte ihr weiches Fell. Ein warmer, angenehmer Schauer lief ihm über den Rücken, ein elektrisierndes Kribbeln breitete sich im ganzen Körper aus. Wie von einer fremden Macht gesteuert, blickten sie sich tief in die Augen, für einen Augenblick von sämtlichen störenden Gedanken befreit. Immer näher kamen sich die beiden Schnuten, bis sie sich sanft berührten und im nächsten Moment schon wieder lösten. Wie durch einen Funken ausgelöst begann es bei Mikhal in seiner intimsten Zone zu kribbeln, das Blut schoß in seinen Schritt und ließ sein Glied langsam wachsen. Es war schön, sehr schön, doch irgendwie überwog doch noch die Angst. "Ich... ich muß jetzt los", sagte er schüchtern und schaute zu Boden.

Tabea lächelte verständnisvoll. "Ist schon in Ordnung. Dann komm gut nach Hause, und denk an Morgen, wenn du Lust hast." Sie schaute ihm noch hinterher, bis er am Ende der Straße verschwunden war. Die Füchsin seufzte und schloß die Haustür auf. "Und weg ist er..."