Kapitel 4: Absturz

Story by Avis Jay on SoFurry

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#5 of Crossing Paths

Eine Geschichte, über das wiedersehen meiner beiden Charaktere, Avis Jay und Frederic Blake, die mein Freund DragoMikh für mich schreibt.

Schaut gerne auf seine Website vorbei:https://www.dragosgallery.com/


Es war Montag Morgen. 7:30. Der Wecker seines Smartphones riss Avis aus dem Schlaf. Die Augen noch immer geschlossen tastete er auf seinem Nachttisch danach. Das Gerät spielte weiter die ersten Takte von "The Path to the Skies", von Avian Aviators, während Avis Hand sich auf der Suche danach durch Papierstapel wühlte. Nach der dritten Wiederholung fand Avis das Gerät, zog es aus dem Chaos und stellte den Alarm ab. Sein Kopf fiel zurück ins Kissen. Er schloss die Augen. Tims lauts Schnarchen war das einzige Geräusch im Raum. Ein Teil von Avis wollte einfach liegen bleiben, auch wenn an weiterschlafen war wegen Tim kaum zu denken war. Doch die leise Stimme in seinem Hinterkopf, von dem Avis vermutete, dass es sein Gewissen war, drängte ihn dazu aufzustehen. Sein Bein machte sich langsam auf den Weg in Richtung Bettkante. Langsam richtete Avis sich auf und schüttelte sein Gefieder. Ein kleine Staubwolke breitete sich um ihn herum im Raum aus. Der feine Puder zog in seine Lungen und entlockte Avis ein krampfhaftes Husten. Aus Tims Richtung kam ein leises Knurren. Der Tiger drehte sich mit dem Kopf in Richtung Wand und schlief weiter. Der glückliche. Avis Fuße hatte inzwischen die Kante des Bettes überquert und kippte in Richtung des Fußbodens. Etwas knirschte unter seiner Kralle. Langsam zog das Bein den Rest des Körpers hinterher. Halb schlafwandelnd machte sein Unterkörper sich auf den Weg in Richtung Duschen. Dabei zog er seinen Oberkörper hinterher. Als er an seinem Schrank vorbeikam, zog sein linker Arm ein Handtuch, dass über der halb offenen Tür hing, herunter und schleifte es hinter ihnen her. Auf dem Weg durch den Gang musste er wie ein Zombie wirken. Ein Zombie Vogel. Erst unter der Dusche erwachte nach und nach auch der Rest seines Körpers. Zuletzt das bisschen Verstand, dass er heute morgen benötigen würde. Als er ins Zimmer zurückkehrte saß Tim aufrecht im Bett. Seine Augen waren geschlossen. "Meditierst du?" fragte Avis, während er Klamotten für den Tag zusammen suchte. Irgendwann die nächsten Tage würde er mal wieder Waschen müssen. Er wartete noch eine Minute, doch Tim antwortete ihm nicht. Da inzwischen wenigstens die wichtigsten Grundfunktionen seines Verstandes funktionierten, machte er sich auf den Weg in Richtung Mensa. Trotz der Sonne, die langsam über das Gelände kroch, war es kalt. Auf dem Gras glitzerte Eis des Morgentaus. Er erreichte den grauen Klotz im Zentrum der FH. Heute saß niemand an den Tischen vor dem Gebäude. Der Wind hatte auch die letzten ins Innere getrieben. Auch Marcus. Er saß an einem Tisch mit mehreren anderen Studenten, von denen Avis jedoch keinen einzigen kannte. Terrence war nirgends zu sehen. Seltsam. Nachdem Avis sich sein Frühstück geholt hatte, heute ohne Müsli, für diesen Luxus reichte die Zeit einfach nicht, setzte er sich zu Marcus an den Tisch. "Morgen Avis" er klang besorgt. "Morgen... wo ist Terrence." Es war ungewöhnlich den Fuchs ohne seinen Salamander Freund zu sehen. "Sitzt bei der Krankenschwester. Hab ihn vorhin hin gebracht."

Der Salamander hatte heute Morgen anscheinend einen Blackout gehabt. War kurz nach dem Aufstehen einfach umgekippt. Marcus hatte ihn zur Krankenschwester getragen. Terrence war zwar einen Kopf kleiner wie der Rotfuch, trotzdem war das Gewicht der Amphibie nicht zu unterschätzen. "Du hast ihn bis zum Center getragen?" Von den Wohnheimen bis zum Verwaltungsgebäude waren es fast 800 Meter. "Und in den 3. Stock" ergänzte Marcus. "Und? Was hat die Doc gesagt?" "Nichts. Verdammter Datenschutz. Die müssen das auch immer so genau nehmen." Marcus regte sich darüber auf, dass jemand sich an Gesetze hielt? Das allein war normalerweise schon ein Grund besorgt zu sein. Wäre es nicht um etwas so ernstes gegangen, hätte Avis Marcus vermutlich damit aufgezogen, doch die Situation und die Verzweiflung und Sorge in Marcus Stimme, erstickten jeglichen Keim von Humor in Avis. Ein Weile saßen sie sich schweigend Gegenüber und aßen ihr Frühstück. Wobei eigentlich nur Avis wirklich etwas zu sich nahm. Marcus starrte nur auf den Teller und stocherte etwas darin herum. Dann war es auch schon Zeit für die erste Vorlesung des Tages. Doch während Avis aufstand um sich auf den Weg zu Gebäude 3 zu machen, blieb Marcus sitzen. "Wenn jemand fragt. Ich komm heute nicht." murmelte er. Avis fühlte mit seinem Freund mit, doch konnte er es sich im Gegensatz zu ihm nicht leisten, diese Vorlesung zu verpassen. "Es ist bestimmt nichts ernstes. Vielleicht hat er den Abend gestern nicht so gut vertragen." versuchte Avis noch Marcus etwas auf zu muntern, bevor er aus der Mensa stürmte. Er rannte quer über den Rasen auf den großen Kasten zu, in dem die Wirtschaftsfakultät untergebracht war. Das Gras, der Tau und vertrocknete Blätter knirschten unter seinen Schuhen und auch nachdem er die Grün-, oder zur zeit eher Braunfläche, verlassen hatte, hinterließ er noch Nasse Schuhabdrücke und das eine oder andere Blatt auf dem Teer des Weges. Er drückte einen Flügel der schweren Eingangstür auf und schlüpfte ins Innere des Gebäudes. In den breiten Gängen war es nur wenige Grad wärmer wie außerhalb, gerade genug, dass man den Unterschied spüren konnte. Als Avis den Vorlesungssaal betrat saßen die meisten anderen Studenten bereits auf ihren Plätzen. Professor Klein stand bereits am hinteren Ende des Raums. Der alte Retriever lief langsam auf und ab und traf dabei die letzten Vorbereitungen für die Vorlesung. Was in seinem Fall bedeutete, das Wort Script noch einmal durchzugehen und zu überprüfen ob alle Seiten in der richtigen Reihenfolge waren. Es war bei ihm schon des fteren vorgekommen, dass das Eine oder Andere durcheinander gekommen war. Meist fiel das während der Vorlesung niemandem auf, da es eh kaum jemanden gab der versuchte und es auch schaffte seinen Vorträgen zu folgen. Doch seit die FH viele der Vorlesungen aufzeichnete und online zur Verfügung stellte, ging eine Gewisse Paranoia unter den Professoren und Lehrkräften um. Avis setzte sich auf seinen üblichen Platz. Zwei Stühle neben ihm blieben frei. Während der Vorlesung versuchte er sich auf den Vortrag on Professor Klein zu konzentrieren, doch erwischte er sich selbst immer wieder dabei, wie er auf die leeren Plätze starrte, an denen für gewöhnlich Marcus und Terrence saßen. Wiederholt drifteten seine Gedanken in Richtung Terrence. Hoffentlich war es nichts ernstes. Die Ungewissheit nagte an ihm und so holte er noch während der Vorlesung sein Handy heraus und begann eine Nachricht zu tippen... aber an wen sollte er sie schicken? Marcus wusste genauso wenig wenig wie er selbst und direkt an Terrence... er hatte sein Handy bestimmt nicht dabei. "hey avis" flüsterte eine Stimme hinter ihm. Er zuckte zusammen. Ein Wolf, eine Reihe weiter oben, hatte sich über seinen Tisch nach vorne Gebeugt. Avis hatte ihn bisher nur flüchtig kennen gelernt, doch kam er ihm nicht wie die vertrauenswürdigste Person vor.

Hast du eine Ahnung was mit Terrence und Marcus ist?" Avis überlegte kurz. Terrence würde bestimmt nicht wollen, dass man die Sache überall herum zwitschert. "Sorry. Kann dir leider nichts sagen." "Verstehe schon. Ich mach mir nur Sorgen. Marcus ist mir heute Morgen auf dem Gang entgegen gekommen, Terrence in den Armen. Erst hab ich gedacht... naja, du weißt schon, aber war schon seltsam." Er stotterte etwas, als wäre es ihm Peinlich, diese Annahme geäußert zu haben. "Verstehe schon. Die beiden sind SEHR gute Freunde, doch das heute Morgen war leider was ernstes." "Ich hatte da schon eine böse Ahnung. Weißte, was es ist? Ich erzähl es auch nicht weiter." beteuerte der Wolf. "Ich mach mir nur wirklich Sorgen." "Sorry. Kann dir wirklich nichts sagen. Ich weiß selber kaum was. Frag am besten Marcus selbst, wenn du ihn das nächste mal siehst." antwortete Avis dem Wolf. Dieser wirkte, als wäre er mit der Antwort nicht wirklich zufrieden, doch schien sie zu akzeptieren. "Ich schau mal, ob ich ihn irgendwann erwische." Er lehnte sich wieder zurück und schien wenigstens so zu tun, als würde er sich auf Professor Kleins Vortrag konzentrieren. Avis versuchte es zwar, es ihm gleich zu tun, doch wirklich klappen wollte es nicht. Immer wieder zog er sein Handy hervor, in der Hoffnung, dass sich Irgendwer bei ihm meldete. Dies geschah jedoch nicht. Jedenfalls nicht bis zum späten Nachmittag. Er verließ gerade die vierte Vorlesung des Tages, "Fortgeschrittene Marktanalyse und Marketing". Auch hier hatte er vermutlich nur die Hälfte mitbekommen, doch das war ihm im Moment ziemlich egal. Den Stoff konnte er auch später nachholen. Er versuchte noch mal Terrence zu erreichen, doch dieser war noch immer nicht erreichbar. Auf dem Weg in Richtung des Wohnheims rief er Markus an. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal. Aufgelegt. Er versuchte es noch einmal. Diesmal wurde die Verbindung schon nach dem ersten Klingeln unterbrochen. Doch Avis fand den deprimierten Rotfuchs am Verbindungsweg zwischen dem Zentrum und den Wohnblöcken. Er saß zusammengesunken auf einer Bänke und starrte auf den Boden. Seine spitzen Ohren waren an den Kopf geklappt, seinen buschigen Schwanz um den eigenen Körper gewickelt. Avis setzte sich neben ihn. Marcus schien ihn nicht zu bemerken. "Was ist los?" fragte Avis. Keine Antwort. Marcus starrte weiter auf den grau weißen Kies. "Er ist im Krankenhaus. Intensivstation. Keine weiteren Informationen." ratterte er mit einer emotionslosen Stimme die Fakten herunter. Dann schwieg er für ein paar Sekunden, bevor er ein lautes "FUCK!" ausstieß. Avis konnte deutlich die Verzweiflung in seiner Stimme hören und konnte es nur zu gut nachvollziehen. Er setzte sich neben seinen Freund und legte seine Hand auf seine Schulter. "Es ist bestimmt nichts schlimmes. Kaltblüter halten viel aus." Ob seine Worte etwas gebracht hatten, wusste Avis nicht, doch Marcus hob den Kopf und klopfte seinem gefiederten Freund auf den Rücken. "Es ist Terrence. Der hält alles aus." murmelte er, vermutlich um es sich selbst einzureden. "Und du hast getan was du konntest. Ihn über das halbe Gelände zu tragen. Ich hätte es nichtmal bis zur Tür geschafft. Würde Tim umkippen... wäre er ziemlich schlecht dran."

Avis versuchte noch weiter den Fuchs zu beruhigen und tatsächlich schien es ihm wenigstens etwas gelingen. Marcus Ohren klappten wieder auf. Sein Blick hob sich vom Boden. "Danke" flüsterte er Avis zu. "Kein Ursache" Dafür hatte man Freunde. Er wusste nicht, wie lange sie auf der Bank gesessen hatten, doch es war inzwischen Kalt geworden. Die Sonne stand tief und die Gebäude der FH warfen lange Schatten auf das Gelände. Der Wind blies einige Blätter umher, die der Hausmeister übersehen hatte. Avis schüttelte sich. Die Kälte war langsam durch seine Jacke und sein Gefieder gekrochen und hatte seine empfindliche Haut erreicht. "Sollen wir reingehen? Wird langsam kalt." fragte Avis Marcus. Dieser nickte nur zustimmend. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Wohnheim. Die Wärme des Gebäudes empfing sie und lockerte die Anspannung ein wenig. Keiner der Beiden sagte kein Wort, bis sie vor dem Zimmer standen, dass Marcus und Terrence sich teilten. "Du kommst klar?" Marcus nickte. "Wenn irgendwas ist, ich bin nur ein Gebäude weiter." Marcus nickte erneut. Dann schloss er die Tür auf. Avis wollte gerade gehen, hielt aber kurz inne, um noch einen Blick in das Zimmer zu erhaschen. Im Gegensatz zu seinem Zimmer, war es erstaunlich aufgeräumt. Der Boden war sauber, die beiden Betten gemacht und auf den Schreibtischen lagen die Bücher, Zettel und Ordner gründlich sortiert auf ordentlichen Stapeln. Marcus trat in den Raum. Er blieb einige Sekunden planlos stehen. Es tat Avis weh ihn so zu sehen. Dann drehte er sich langsam zu dem Vogel um. "Du kannst gehen. Ich komme schon zurecht." er hielt kurz inne. "Und danke..." Dann zog er die Tür zu. Mit einem lauten Klicken rastete das Schloss ein. Avis stand allein auf dem Gang. Durch eine Glastür am Ende des Gangs gelangte er wieder ins Freie. Er blieb kurz stehen und atmete tief durch. Die kalte Luft brannte kurz in seiner Lunge, doch störte es ihn nicht wirklich, eher im Gegenteil. Er genoss die frische Luft und die letzten Strahlen der Sonne, die sich zwischen dem Technik- und dem Informatikgebäude hindurch krochen. Es war kurz vor 18 Uhr. Sie hatten fast zwei Stunden auf der Bank gesessen. Langsam, sehr langsam, legte er den Weg zu seinem Wohnblock zurück. Der Schotter knirschte unter seinen Füßen und eine leichte Brise strich über seine Arme und seinen Kopf. Sie kroch unter seine Deckfedern und bald auch durch die feinen Daunen, bis zu seiner empfindliche Haut. Avis beschleunigte seine Schritte und weniger als eine Minute später hatter er seinen Wohnblock erreicht. Auf dem Gang zu seinem Zimmer kamen ihm einige andere Studenten entgegen. Er nickte ihnen zu, einige erwiderten die Geste, doch die meisten schienen ihn einfach zu ignorieren. Als er sein Zimmer betrat erwartete er eine Begrüßung von Tim, doch das Zimmer war Leer und Dunkel. Der Laptop des Tigers lag zu geklappt auf seinem Bett. Ein dünnes Ladekabel bahnte sich seinen Weg zwischen Klamotten, der zusammen geknüllten Bettdecke und einigen Chipstüten, über das Bett und hinunter zu einer Verteilersteckdose auf dem Boden. Der rote Einschalter des Verteilers stand auf Aus. Avis ließ seine Jacke zu Boden gleiten. Auf dem Weg zu seinem Schreibtisch schaltete er mit einem Tritt den Strom ein. Nicht dass Tim später verzweifelte, dass sein Laptop leer war. Ohne sich groß Gedanken über seine Kleidung zu machen, warf Avis sich auf sein unordentliches Bett. Die Augen weit geöffnet, starrte er auf die Poster behangene Wand. Vor seinen unfokussierten Augen verschwammen die Bunten Bilder und Logos zu einem Chaotischen Meer aus Farben. Seine Gedanken kreisten. Zu Terrence, Marcus, und irgendwie auch zu Frederic. Früher waren sie fast so unzertrennlich wie der Fuchs und sein Salamander Freund gewesen. Was war in den Jahren passiert, dass sie so auseinander gebracht hatte?

"The stars shines through the windows, of this empty, dusty home..." Der Wecker seines Smartphones weckte ihn. Er taste danach und beendete den Alarm. Ein weiterer Tag im Studium begann. Nachdem er sich aus seinem Bett gequält hatte, spulte er die übliche Morgenroutine herunter. Tim schlief noch. Duschen, Klamotten zusammensuchen, auf zur Mensa. Doch als er das Gebäuder verlassen wollte, kam ihm beim öffnen der Tür ein eiskalter Wind entgegen, dem sein Pullover kaum etwas entgegensetzten konnte. Als zurück zum Zimmer, eine Jacke holen. Tim schlief noch immer. Wenigsten etwas gegen die Temperaturen geschützt joggte Avis über das Gelände hinüber zur Mensa. Sein Verstand selbst war noch in der Aufwachphase und lief dementsprechend auf Sparflamme. Er selbst würde sich später Wundern, wie er es von seinem Bett bis zum Frühstück geschafft hatte, ohne dass dabei eine größere Katastrophe passierte. Doch so stand der müde blau gefiedert Vogel etwas orientierungslos im Eingangsbereich des Gebäudes und schaute sich mit verschlafenem Blick um. Er konnte auf die Schnelle niemanden aus seinem Kurs entdecken. Also setzte er sich mit seinem Tablett, dass er sich am Buffet gefüllt hatte, an den nächstbesten freien Platz. Den Eingang im Blick, verschlang er sein übliches Frühstück. Marcus tauchte nicht auf. Auch in den Vorlesungen blieben die beiden Plätze neben Avis frei. Beim Mittagessen, tauchte Tim auf und setzte sich zu Avis, der allein sein Mittagessen verzehrte. "Hey. Wo sind Marcus und Terrence?" fragte der Tiger, während er sich mit seinem Tablett zu Avis gesellte. "Terrence ist im Krankenhaus und Marcus... keine Ahnung. Kann ihn nicht erreichen. Aber er war gestern Abend richtig Fertig." "Scheiße. Ist es was Ernstes mit Terrence?" Tim wirkte jetzt auch ernsthaft besorgt. "Ich weiß es nicht. Terrence weiß es nicht. Niemand weiß irgendwas." Bis jetzt. Avis Handy klingelte. Er zog das Gerät aus seiner Tasche. Es klingelte nochmal. 'Anwalt' stand auf dem Bildschirm. "Hi Avis. Haste Zeit?" "Wann?" "Jetzt. Dringend. Parkplatz Wohnheim." "Warum?" "Musst mich ins Krankenhaus fahren." Avis musste nicht groß überlegen. Für Marcus und Terrence ließ er gerne Rechnungswesen sausen. "Und? Was neues?" Tim schaute neugierig zu Avis und versuchte auf dem spiegelnden, Bildschirm etwas zu erkennen. "Ich geh nicht zu Karischs Vorlesung." "Bist du dir sicher? Du weißt wie Karisch es findet, wenn man seinen Vortrag schwänzt." "Das ist mir gerade ziemlich egal." Avis schnappte seine Tasche. Tim hielt ihn noch kurz zurück. "Was auch immer es ist. Richte Terrence 'Gute Besserung' von mir aus." "Klar" warf Avis ihm noch zu, bevor er aus der Mensa hastete. Der Rotfuchs wartete bereits an Avis Auto. Er lehnte an der Beifahrertür und schaute in Richtung Mensa, aus der sich Avis jetzt näherte. "Was gibts?" "Das Krankenhaus hat angerufen. Terrence ist ansprechbar." antwortete Marcus hektisch und zog an der Klinke der Autotür. Sie blieb verschlossen. Avis schloss die Fahrertür auf, stieg ein und entriegelte die Beifahrertür. Der Griff der Tür wurde augenblicklich aus seiner Hand gerissen und Markus sprang ins Innere des kleinen Autos. Er schlug die Tür zu. Die Plastiktüte über der noch immer nicht ersetzen Scheibe, blähte sich auf und drohte zu reißen, hielt dann gnädigerweise doch. Avis ließ den Motor an und sie verließen das Gelände in Richtung Innenstadt.

Die Klinik lag am Rand der Stadt, hinter dem Hill View District. Die Hauptstraße machte einen großen Bogen um das Luxusviertel, doch Avis kannte die Gegend gut und lenkte sie durch die sauberen, breiten Straßen. Auf den angrenzenden Grundstücken standen große Villen, oder Blöcke mit Luxus Apartments, manche größer wie das gesamte Wohnheim der FH, inklusive Kantine. In den Einfahrten der Grundstücke standen Autos, von denen Avis schätzte, dass vom Gebrauchtwert auch nur eines davon, seine Eltern problemlos ihr Haus abbezahlen könnten. In der Ferne, auf einem Hügel thronte ein großes, altes Herrenhaus, mit ausladendem Garten. Die meisten Leute, selbst die, die hier wohnten, hielten respektvollen Abstand, zur Blake Mansion. Avis war früher immer wieder dort zu Besuch gewesen, als Frederic noch dort wohnte, doch jetzt strahlte es eine bedrohliche Aura aus. Avis verglich es gerne mit dem Versteck eines Super Bösewichts und nach außen passte Federics Vater in die meisten Klischees. Die Straße führte daran vorbei und schlängelte sich den Berg, am Stadtrand hinauf, auf dem die vier großen Gebäude der Klinik standen. Avis stellte das Auto auf einem freien Parkplatz nahe des Eingangs ab. Marcus riss die Tür auf und sprang hinaus. Avis stellte den Motor ab, zog die Handbremse an und nahm seine Wertsachen vom Amaturenbrett. Noch einmal würde ihm das nicht mehr passieren. Dann stieg auch er aus und folgte dem Rotfuchs. Dieser war losgerannt und er holt ihn erst im Foyer des Hauptgebäudes wieder ein. Eine Reihe großer Palmen bildete eine Allee, an deren Ende sich ein breiter Tresen befand. Dahinter saß eine weiße Taube, die hektisch Akten sortierte. Dabei drehte sich ihr Kopf ruckartig hin und her, um mal mit dem einen, mal mit dem anderen die Papiere vor ihr zu betrachten. Sie schreckte auf und spreizte ihre Federn als sie sah, wie Marcus auf sie zu stürmte. Er blieb direkt vor der Theke stehen, Avis schwer atmend hinter ihm. "Terrence Menic..." keuchte der Rotfuch die Taube an, die ihn immer noch geschockt an starrte. "Wo?" presste Marcus noch heraus. "Unser Freund wurde gestern eingeliefert. Können sie uns bitte sagen, wo wir ihn finden können?" formulierte Avis Marcus Äußerungen aus. Zögerlich, ein Auge nicht von Marcus lassend, hantierte sie hinter ihrem Tresen herum. Eine Tastatur klapperte. "Terrence mit einem oder mit zwei r?..." "ZWEI R" antwortete Markus laut. Sie zuckte zusammen. "Gebäude 3. Ebene 4. Zimmer 201. Aber..." doch Markus stürmte bereits los. "Danke" warf Avis ihr noch zu, bevor er Marcus hinterher rannte. Der Fuchs hinterließ auf seinem Weg eine Schneise im Gedränge des Personals und Besucher, durch die Avis ihm folgte. Er war nicht aufzuhalten. Wer ihm im Weg stand und nicht rechtzeitig auswich, wurde zur Seite geschoben. Avis hätte sich gerne bei den Leuten für Marcus entschuldigt, doch hatte er selbst genug Schwierigkeiten an ihm dran zu bleiben. Erst am Fahrstuhl blieb er stehen. Avis war sich sicher, dass würde er sich jetzt umdrehen, könnte er einen Pfad des Chaos bis zur Eingangshalle zurück verfolgen, doch entschied er schnell, dass er es lieber nicht sehen wollte.

Kaum waren die beiden Seiten der Tür weit genug offen, zwängte Marcus sich hindurch in die Kabine. Avis, der bedeutend schmaler wie sein Freund war, drängte sich direkt hinter ihm in den kleinen Raum. Ein Waran der sich bereits im Fahrstuhl aufhielt, wich zurück gegen die Rückwand. Der Fuchs schlug gegen das Bedienfeld. Langsam schlossen sich die Türen und die Kabine setzte sich in Bewegung. Nach unten. Marcus hämmerte erneut auf den Knopf, doch der Fahrstuhl hielt erst im zweiten Untergeschoss. Die Türe hatte sich erst einen Spalt weit geöffnet, da drängte sich das Reptil an Marcus und Avis vorbei und zwängte sich hinaus. Die beiden Seiten der Tür schlossen sich wieder und die Kabine setzte sich wieder in Bewegung. Dieses Mal in die "richtige" Richtung. Im vierten Stock stürzte Marcus hinaus auf den Gang, wobei er beinahe einen weißen Kater umriss. Dieser stolperte rückwärts gegen die Wand, wobei er einen Stapel Akten fallen ließ. Ängstlich starrte er den Fuchs an, der sich hektisch um schaute und dann los stürmte. Avis verließ hinter ihm den Aufzug. Sein Blick fiel auf den Krankenpfleger, der hektisch seine Akten zusammen sammelte. Gerne hätte Avis ihm geholfen, doch wollte er Marcus nicht verlieren, der bereits zwei Drittel der Strecke zum Ende des Ganges zurückgelegt hatte. Plötzlich blieb der Fuchs stehen und hob die Nase. Dann riss er eine Tür auf und stürzte in das Krankenzimmer dahinter. Keine zwei Sekunden später ertönte ein hohes, aggressives Kreischen. "Was fällt ihnen ein? Was tun sie hier?" Avis betrat zögernd das Zimmer. Eine Waschbär Dame, mit gesträubtem Fell stand zwischen Marcus und einem Bett und fauchte den Fuchs an. Dieser überragte die Krankenschwester um mehr als einen Kopf, dennoch war er, angesichts der gefletschten Zähne, an die Wand zurück gewichen. Hinter dem Rücken des Waschbärs sah er ein weißes Bett, in dem unter der Decke ein schwarz lederner Kopf mit spitzer Schnauze hervor schaute. Etwas bewegte sich unter dem weißen Stoff. Dann wühlte sich Terrence aus dem Bett und richtete sich halb auf. Er schaute sich kurz verwirrt um. Dann entwich ihm ein lautes Stöhnen und er fiel zurück in das weiche Kissen des Krankenbettes. "Terrence?" fragte Marcus, doch wurde er sofort wieder von der Krankenschwester nieder gemacht, bevor diese zu Terrence eilte. Der Rotfuchs blieb mit eingezogenem Kopf nahe der Wand stehen. Terrence hustete ein paar mal krampfhaft. "Marcus?" Er hustete Schleim auf die Bettdecke. "Ja. Ich bin hier." antwortete Marcus. "Wie gehts dir?" "Richtig scheiße." hustete der Salamander. Die Waschbärin hatte sich Marcus von hinten genähert und schob, den mehr als einen Kopf größeren Fuchs zur Seite. Dabei brachte sie eine Kraft auf, die sowohl Avis, als auch den verdutzten Marcus erstaunte, der augenscheinlich einige Sekunden brauchte, um seine neue Situation zu verstehen. Terrence wurde von einem weiteren Hustenanfall geschüttelt.

Die Waschbärin nahm ihn genau in Augenschein, bevor sie sich Avis zuwandte. Marcus, der noch immer etwas orientierungslos neben ihr stand, ignorierte sie vollständig. "Kennt ihr euch gut?" fragte sie den Vogel, der bisher etwas teilnahmslos daneben gestanden hatte, dabei hatte sie einen Merkwürdigen Tonfall, als ginge es um etwas Geheimes. "Geht einigermaßen..." worauf wollte sie hinaus? "Aber Marcus wohnt seit 1 1/2 Jahren mit ihm zusammen. Der ist der bessere Ansprechpartner." Mit sichtbarem Widerwillen wandte sie sich dem Fuchs zu, der mit besorgtem Blick auf Terrence starrte. "Dein 'Freund' hier nimmt nicht zufällig irgendwelche Drogen?" Markus Gesichtsausdruck wandelte sich in Sekundenbruchteilen von Sorge zu Wut. "Niemals... niemals würde er!" Auch Avis konnte es sich schwer vorstellen. Terrence war zwar kein Gesundheitsfanatiker, doch würde er nie Drogen nehmen... Jedenfalls nichts hartes. "Bist du dir da sicher? Die Bluttests sagen was anderes. Mit der Dosis hätte er sich fast Umgebracht." Marcus war fassungslos. Warum würder Terrence so etwas machen. "Wie war das? Ihr wohnt zusammen?" die Mine Krankenschwester hatte sich entspannt. Die Aggressivität, die sie Marcus entgegen gebracht hatte, war verschwunden. Sie hatte verstanden, was da zwischen dem Fuchs und dem Salamander war. Avis stand noch immer etwas Abseits. Im Blick des Blue Jay lag auch etwas Sorge, doch etwas verhinderte, dass er wie Marcus darin versank. Er fühlte sich seltsam distanziert. Er war mehr ein Beobachter, als ein aktiver Teilnehmer. Er ließ Marcus mit seinen Sorgen allein. Doch das durfte er nicht. Langsam, Schritt für Schritt näherte sich seinem Freund. Er legte eine Krallenhand auf die Schulter des Rotfuchs. Dann warf er der Krankenschwester einen vorwurfsvollen Blick entgegen. "Ich vermute, dass es sein erstes Mal war. Deshalb auch die Überdosis und sein Körper ist noch nicht daran gewöhnt. Wenn er jetzt die Finger davon lässt, sollte es keine bleibenden Auswirkungen haben." Ein kleines Kästchen an ihrem Gürtel begann zu piepen. Die Waschbärin warf einen Blick darauf. Dann rannte sie hektisch aus dem Zimmer. "Scheiße! Warum machst du so was?" Marcus kniete neben dem Bett und klammerte sich mit beiden Händen an den Rahmen. Das Metall knirschte. Terrence schien wieder zu schlafen, oder tat er nur so? Sie standen noch ein paar Minuten? da. Bis Marcus sich losriss. Die Metallstange, an die er sich geklammert hatte, zeigte deutliche Spuren. Er wandte sich ab und verließ das Zimmer. Während der gesamten Rückfahrt murmelte er vor sich hin: "Warum? Warum hat er das gemacht? Ich bin doch immer da, wenn er Hilfe braucht..." "Vielleicht wollte er es bloß ausprobieren? Die Krankenschwester meinte doch, dass es sein erstes mal war." aber auch Avis kam es seltsam vor. Hatte Terrence wirklich Probleme, von denen sie nichts mitbekommen hatten? Zurück an der Hochschule stellte Marcus sein Zimmer komplett auf den Kopf. Er durchsuchte jede Schublade, schaute in jeden noch so kleinen Spalt hinter den Schränken. Nach und nach nahm er die gesamte Innenausstattung des Zimmer auseinander. Auf dem Boden sammelten sich immer weiter Kleidungsstücke, Taschen, Ordner und sonstiger Kram. Schnell sah das Zimmer schlimmer aus, wie das von Tim und Avis. Doch er fand nichts. Zum Schluss sank Markus erschöpft, weinend in der Mitte des Zimmers zu Boden, umgeben von Bergen Zeug, dass er aus Terrence Schränken geräumt hatte. "Kannst du bitte gehen?" flüsterte er leise. "Bist du dir sicher?" "Ja. Das ist etwas zwischen mir und Terrence."

Er hätte Marcus gerne weiter geholfen, doch merkte er, dass dieser Zeit für sich brauchte. Zum zweiten Mal an diesem Tag warf er einen Blick auf eine Uhr. 16:30. Erst jetzt wurde ihm bewusst, die Fahrt ins Krankenhaus, der Besuch bei Terrence, die Rückfahrt und die Suche in Marcus und Terrence Zimmer, hatte fast fünf Stunden gedauert. Karischs Vorlesung war lange vorbei, doch war sich Avis sicher, nichts groß relevantes verpasst zu haben, jedenfalls nichts, was er nicht nachholen konnte. Er bemerkte, dass er vor der Tür seines Zimmers stand. Während er in Gedanken versunken war, hatten seine Beine ihn anscheinend dorthin gebracht. Er griff nach der Klinke. Es war nicht abgeschlossen. Beim öffnen der Tür, kratzte etwas über den Boden und verklemmte sich im Spalt darunter. Avis versuchte die Tür weiter aufzudrücken, doch bewegte sie sich keinen Millimeter. Schließlich gab er es auf und zwängte sich durch den Spalt. Hinter der Tür fand er die Ursache. Ein T-Shirt von "Tell me what's next". Das Gesicht des Bassisten, eines Tigers starrte Avis mit aufgerissenem Maul an, die großen Reißzähne gut sichtbar. Doch wirkte er irgendwie "zerknittert". Er griff danach und wollte es herausziehen, doch bevor sich seine Kralle vollständig um den Stoff geschlossen hatte, kam etwas großes, orangenes angeschossen und stieß ihn zur Seite. Vorsichtig, Millimeter für Millimeter befreite er das T-Shirt, bedacht, es auf keinen Fall zu beschädigen, oder auch nur zu weit zu dehnen. "Sorry..." stotterte Avis, der sich nach dem plötzlichen Angriff erst einmal neu orientieren musste. Endlich hatte Tim das T-Shirt befreit und warf es durch das Zimmer zielgenau auf seinen Schreibtischstuhl, wo es zu dem Haufen Kleidungsstücke gesellte, der bereits dort lag. Dann richtete er sich auf und wandte sich Avis zu. "Sorry. Ich hänge an dem Teil. Ist von Fexk unterschrieben." Der Tiger war ein Idol für Tim und Avis wusste, dass er früher selbst vorhatte Bassist zu werden, aber irgendwie sollte es nicht sein. Seine Gitarre stand noch immer auf einem Ständer am Ende seines Bettes, doch Avis hatte ihn noch nie Spielen hören. "Und? Wie geht es Terrence?" fragte Tim. "Er wird es überleben..." sollte Avis Tim erzählen, was die Krankenschwester ihnen gesagt hatte? "Was ist es denn?" hakte er weiter nach. "Er hat sich abgeschossen. Überdosis." Tim erstarrte in der Bewegung. "WAS?!?!" brüllte Tim. Avis Gehör sendete einen Schmerzimpuls durch seinen Nerven. Er zuckte zusammen und presste seine Krallenhände auf die Ohren. "Ich bin mir sicher, das gerade hat der gesamte Flur gehört." "Sorry. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Terrence... also hätte nie gedacht, dass er der Typ für sowas wäre." "Ich glaube das hat keiner von uns."