Dexter & Tod Kapitel 9 - Falscher Stolz

Story by simplemindfox on SoFurry

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Fuchs und Maus sind eigentlich natürliche Feinde, so auch Dexter und Tod. Der stolze Rotfuchs - seines Zeichens Räuber der Nacht - sieht in Tod nicht mehr als ein leckeres Häppchen für zwischendurch. Doch auch das listige Mäuslein glaubt sich überlegen, trickst er den alten Rotschopf doch ein ums andere Mal aus. Als das Schicksal dann aber eine unerwartete Wendung nimmt, werden die Karten neu gemischt und nun ist plötzlich gar nicht mehr so klar, wer Jäger und wer der Gejagte ist...


Kapitel 9 - Falscher Stolz Copyright 2017 by Simplemind

Nach der mehr als unglücklich verlaufenen Begegnung am vergangenen Tag, fand Tod den Fuchs Dexter nun niedergeschlagen vor seinem Bau in der Mittagssonne liegen. Inzwischen hatte Minka, die Katze des Bauern, sein Geheimnis, oder zumindest das, was sie dafür hielt, ausgeplaudert und der ganze Wald redete davon. Selbstverständlich hatte Hektor, Platzhirsch seines Rudels und stärkstes Tier des Waldes, auch schon längst eine neue Versammlung angesetzt, um sich der Sache anzunehmen.

Obwohl der Fuchs nun keinerlei Grund mehr hatte, ihn zu verschonen, wagte sich Tod auf die kleine Lichtung. Selbst wenn es ihm den Hals kosten könnte, war da etwas, dass er unbedingt noch loswerden wollte.

Vorsichtig kroch Tod durch das Gras auf Dexter zu, immer wachsam, ob er sich regte. Aber der einst so stolze Fuchs bemerkte den Nager nur beiläufig mit seinen müden Augen. Nicht einmal die sonst so wachsamen Fuchsohren waren aufgestellt. Man konnte ihm ansehen, dass er die Hoffnung auf eine Besserung seiner Lage aufgegeben hatte. Tod hätte erwartet, dass er wütend wäre, dass er ihn ohne zu zögern verschlingen würde, dass er wenigstens den Anstand wahren und ihn verbal attackieren würde, aber Dexter blieb einfach liegen, matt, kaputt und deprimiert.

Still und leise setzte sich die kleine Maus dem Fuchs vor die Schnauze. Noch immer rührte er sich nicht. Auch wenn er als Fuchs der Schrecken jedes Nagers war, empfand Tod für ihn Mitleid. Als Maus sollte Tod das Schicksal eines Fuchses eigentlich nicht kümmern. Wenn überhaupt, dann hätt er Grund zur Freude ihn bald los zu sein, aber da er maßgeblich am Elend des Rotfuchses beteiligt war, wollte ihm der einzig positive Aspekt der Situation auch nicht so recht schmecken. Man konnte über Mäuse sagen, dass sie frech seien, auch, dass sie vorlaut und dreist waren und manchmal auch unverschämt, aber gemein und gehässig waren sie nun wirklich nicht. Jedenfalls die meisten nicht.

„Tut mir leid, dass das passiert ist, Dex", Entschuldigte sich Tod nach einem langen Augenblick voller Schweigen. „Ich hab nicht gemerkt, dass die Katze mir gefolgt ist."

„Tu mir einen Gefallen", sprach der Fuchs plötzlich. Seine Stimme klang gebrochen und erbärmlich, überhaupt nicht mehr wie früher. „Bleib bei der Version, dass wir Freunde waren und uns gegenseitig geholfen haben."

Tod spitzte die Ohren.

Unter einem tiefen Seufzen fuhr Dexter fort: „Ich möchte nicht allen als der Fuchs in Erinnerung bleiben, der von einer Maus gerettet wurde und sich dann von ihr hat demütigen lassen."

„Schätze, das bin ich dir wohl schuldig, Dex..." Die Bitte ließ ihn tatsächlich mit dem Fuchs mitfühlen. Immerhin würde das, was ihm auf der Versammlung zur Last gelegt werden würde, vermutlich wirklich das letzte sein, was den übrigen Tieren des Waldes - darunter auch Marty - von ihm im Gedächtnis bleiben wird.

Langsam nahm Dexter die Augen von der Maus vor ihm und richtete sie in den Wald, aus dessen Tiefen eine beruhigende Vielfalt zwitschernder Vogelstimmen auf die Lichtung drang, die so lange sein Zuhause war. Dieses Plätzchen wird ihm fehlen.

„Weißt du...", sagte Tod plötzlich, immer noch vor ihm sitzend, und lenkte damit seine Aufmerksamkeit wieder auf sich, „für die Freundschaft muss es nicht unbedingt zu spät sein. Es war ziemlich nützlich einen Fuchs auf meiner Seite zu haben. Und außerdem hat es echt Spaß gemacht!"

Natürlich brach Dexter nicht in Freudenjubel aus. Aber immerhin schien ihn die Aussage auch nicht sauer zu machen.

„Ich sehe ja ein, dass ich dich nur ausgenutzt habe und auch gemein zu dir war... und es tut mir aufrichtig Leid, Dexter. Aber mal ehrlich", fragte Tod, „kannst du's einer kleinen Maus verübeln?"

Das entlockte dem Fuchs zwar den Anflug eines Lächelns, aber seine Laune vermochte auch das nicht zu erheitern. „Das ist jetzt ohnehin alles egal", sprach Dexter. „Ich werde mit Sicherheit verbannt werden, schon vergessen?"

Leichte Schritte, die auf die Lichtung kamen und dann inne hielten, ließen die beiden aufhorchen. Es war Marty, der zu ihnen gestoßen war. Vorsichtig ging Tod in Deckung und machte sich bereit zu verschwinden, als die Augen des jungen Fuchses ihn entdeckten. Aber Marty griff ihn nicht an.

Das Gerede im Wald hatte ihn Heim kommen lassen. Überall erzählte man sich von dem Fuchs, der einer Maus half. Von dem Fuchs, der der Freund einer Maus war. Von dem Fuchs, der sogar vor hatte ein anderes Tier des Waldes für diese Maus zu töten! Und immer wieder viel der eine Name: Dexter!

Zuerst hielt Marty es für einen schlechten Scherz, aber so viele andere Tiere wussten es. So viele Tiere, die ihm sagten, dass sein bester Freund nicht SEIN bester Freund, sondern der einer Maus war.

Das konnte nicht sein! Dexter? Der Dexter, mit dem er schon auf Mäusejagd gegangen war, als er noch ein Welpe war? Der Dexter, der sich nie von einem Nager hat unterkriegen lassen? Der Dexter, der ihm alles beigebracht hatte und dem er von allen Tieren im ganzen Wald am meisten vertraute?

Und doch konnte er die Wahrheit nun vor sich sehne. Dexter - der Dexter - und eine Maus! Nicht einfach irgendeine Maus - diese Maus! Tod!

„Dann haben die anderen also Recht?", vermutete Marty ernüchtert.

Der Ausdruck in den Augen seines Freundes brannte Dexter wie ein Feuer auf der Seele. „...Ja...", seufzte er.

„Darum sollte ich ihn in Ruhe lassen?!" Langsam ergab alles einen Sinn für Marty. „Und darum der Geruch nach lebender Maus?!"

„Ja...", gestand Dexter erneut ein.

Ungläubig schaute Marty auf die kleine Maus hinab, die da immer noch neben Dexter im Gras stand. Dieses kleine, flinke Etwas, das für ihn nie mehr als eine Mahlzeit war. „Warum?", wollte er wissen.

Aber die Wahrheit konnte Dexter nicht über seine Lippen bringen. „Das ist kompliziert..."

„Warum eine Maus, Dexter? War ich dir nicht gut genug als Freund?"

„Nein!", antwortet Dexter ohne zu zögern. „Sag so was nicht, Marty! Du bist mein bester Freund!"

Aber was Wahrheit und was Lüge war, konnte der jüngere Fuchs im Augenblick nicht mehr auseinanderhalten. „Da bin ich mir nicht mehr so sicher." Eine verletzte Traurigkeit machte sich in seiner Stimme breit. „Warum hast du's mir nicht wenigstens erzählt, huh?"

„Ich...", aber auch darauf fand Dexter nicht die passende Antwort. Eigentlich hatte er Recht! Er hätte gleich zu ihm kommen sollen, als Tod ihm diese Abmachung aufgezwungen hatte. Aber sein Stolz war dafür zu groß gewesen. „Ich... weiß nicht..."

„Dann mach's gut, Dex", sagte Marty und drehte sich um, um zu gehen. „Wir sehen uns auf der Versammlung."

„Warte, Marty! Geh nicht weg!", rief er seinem Freund noch hinterher, aber Marty verschwand leise im Wald. Verzweifelt ließ Dexter seinen Kopf mit einem wehleidigen Schnauben wieder ins Gras fallen und landete dabei mit der Schnauze wieder vor der Maus, mit der alles seinen Anfang genommen hatte.

Führsorglich kam Tod einen Schritt näher heran und legte seine kleine Pfote auf die große, kaltfeuchte Fuchsnase. „Tut mir Leid, Dex. Ehrlich!"

Wehmütig litt Dexter vor sich hin. Nun war der einzige, der ihm noch Trost spenden wollte, der, der ihm doch erst den ganzen Kummer bereitet hatte.

„Er ist noch jung", versuchte Tod ihn etwas aufzumuntern. „Der kriegt sich schon wieder ein, keine Sorge."

Und obschon er sich wünschte, sich mit Marty versöhnen zu können, war es doch etwas anderes, das ihm im Moment viel größere Sorgen bereitete: Die anstehende Versammlung, deren Ausgang darüber entscheiden würde, ob er im Wald bleiben darf, oder ob er verbannt wird.