Dexter & Tod Kapitel 1 - Der Fuchs und die Maus

Story by simplemindfox on SoFurry

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Fuchs und Maus sind eigentlich natürliche Feinde, so auch Dexter und Tod. Der stolze Rotfuchs - seines Zeichens Räuber der Nacht - sieht in Tod nicht mehr als ein leckeres Häppchen für zwischendurch. Doch auch das listige Mäuslein glaubt sich überlegen, trickst er den alten Rotschopf doch ein ums andere Mal aus. Als das Schicksal dann aber eine unerwartete Wendung nimmt, werden die Karten neu gemischt und nun ist plötzlich gar nicht mehr so klar, wer Jäger und wer der Gejagte ist...


Dexter & Tod Kapitel 1 - Der Fuchs und die Maus Copyright 2017 by Simplemind

„Komm raus, komm raus, kleine Maus", summte der Fuchs während er mit einem Auge versuchte seine Beute in dem dunklen Erdloch zu erspähen. „Komm raus zum spieeeelen!" Energisch buddelte er wieder, um den Eingang groß genug zu bekommen, sodass er an den Nager heran kommen würde. Doch noch immer passte kaum mehr als seine Nase hindurch, als er abermals nach der Maus schnupperte, um sicherzugehen, dass sie nicht schon durch einen verborgenen Tunnel entwischt war. Aber das Loch, in dem der kleine Leckerbissen Zuflucht gefunden hatte, schien nirgendwohin zu führen. Allerdings schien das Loch auch ein besonders tiefes zu sein, was es dem Fuchs nicht gerade leicht machte.

Leicht, dagegen, hatte es der kleine Mäuserich. Denn alles, was er tun brauchte, war abzuwarten. Das Loch war eng und tief genug, um den Fressfeind eine Weile zu beschäftigen, vermutlich sogar lange genug, um ihm den Appetit zu verderben. „Du musst dich schon etwas mehr anstrengen, wenn du an mich ran willst, Dexter!", rief die Waldmaus dem Fuchs entgegen, der erneut inne hielt, um sich zu vergewissern, dass seine Mahlzeit noch da war.

Wieder schabte der große Rotfuchs mit seinen schwarzen Pfoten an dem Erdloch herum. „Du kannst dich nicht ewig da drin verschanzen!", knurrte er unter die Erde.

Und das hatte die Maus auch gar nicht vor. „Bevor du auch nur hier angekommen bist wo ich jetzt stehe, habe ich mich schon längst einen Meter weiter unter die Erde gegraben."

„Das wollen wir doch mal sehen!", erwiderte Dexter und intensivierte seine Bemühungen. Aber im Inneren der Höhle blieb die Maus ganz ruhig. Sie wusste ganz genau, dass das Loch, klein wie es auch sein mochte, allemal tief genug war, um den gefräßigen Fuchs daran zu hindern ihn zu erreichen. Und allmählich schien Dexter das auch zu begreifen.

Vorsichtig trat der kleine Nager etwas näher an den Eingang heran und fragte den Fuchs frech: „Na? Machst du schon schlapp, Dex?!"

„He, Tod?!", entgegnete der Fuchs, allmählich genervt von der Situation. „Warum ersparst du uns beiden nicht den ganzen Stress und kommst einfach raus? Ich verspreche auch es kurz und schmerzlos zu machen."

Doch Tod ließ sich nicht aus der Fassung bringen und wartete geduldig auf das Reißen des bereits überspannten Geduldsfadens des Prädators. „Den Stress scheinst du ganz alleine zu haben. Ich dagegen bin 'tiefenentspannt'!", antwortet Tod schnippisch. „Aber wenn dich die Buddelei so sehr aufregt, warum hörst du nicht einfach auf und lässt mich in Ruhe?"

Wütend baggerte Dexter die Erde aus dem Weg, sodass sie hinter ihm in die Höhe geworfen wurde. Aber auch mit mehr Wut im Bauch als Hunger kam er Tod nur wenige Zentimeter näher. Der Boden war hart und der Tunnel schmal und lang. Erzürnt machte der Fuchs einen Schritt zurück und bellte in das Loch: „Glaub bloß nicht, dass ich so leicht aufgebe, Tod! Irgendwann erwisch ich dich schon noch. In der Zwischenzeit schau ich mal, ob ich ein paar von deinen Brüdern oder Schwestern finden kann!"

Triumphierend rief die kleine Maus ihm nach: „Dazu bist du doch ohnehin zu dämlich! Such dir lieber etwas leichteres zum Jagen, zum Beispiel ein paar Enteneier. Die laufen auch nicht so schnell weg!"

Geknickt verließ Dexter das Loch und tapste davon, als er über sich eine Stimme hörte: „He, Dexter! Hast du Tod wieder nicht erwischt? Das scheint ja schon zur Gewohnheit zu werden!"

Grimmig schaute Dexter empor und machte ein junges Eichhörnchen auf den Ästen einer ebenso jungen Eiche aus. Es musste die Szene mitangesehen haben. „Ach!", rief der Fuchs zu ihm rauf. „Der mickrige Pimpf ist doch die Mühe nicht wert!"

„Gib doch einfach zu, dass er schlauer ist als du!", gab das Eichhörnchen zurück.

Genug ist genug, dachte Dexter und sprang den Stamm des Baumes an, um nach dem Spötter zu schnappen. „Kümmer' dich um deinen eigenen Kram, Baumratte!", bellte er. Natürlich saß das Eichhörnchen viel zu hoch, als dass Dexter es hätte erreichen können, nichtsdestotrotz hatte die Aktion den Gewünschten Effekt: Vom Schreck gepackt machte sich die kleine Nervensäge aus dem Staub.

Während der immer noch hungrige Fuchs in der Ferne mit jemand anderem beschäftigt zu sein schien, lugte Tod aus seinem Versteck hervor und prüfte, ob die Luft rein war. Ohne Dexter vor der Nase machte er sich schnell davon und verschwand im Unterholz.

Immer noch geknickt über seine entwischte Beute, schlich Dexter durch den Wald, zurück in Richtung seines Baues. Die Baumratte mag zwar damit Recht haben, dass Tod eine schlaue Maus sei, aber schlauer als ein Fuchs war sie bestimmt nicht. Und schlauer als Dexter erst recht nicht! Früher oder später, das stand außer Frage, würde er ihn schon noch erwischen.

Als der große Fuchs leise unter den bodennahen Ästen einer mächtigen Tanne hindurchpirschte, nahm sein scharfes Auge eine flüchtige Bewegung im Unterholz war. Nur ein paar Schritte entfernt, getarnt zwischen einigen Farnen, bewegte sich Minka, die Katze vom Bauernhof am Waldrand, langsam und bedächtig vorwärts. Vermutlich war sie gerade selbst auf Beutejagt.

Ein schelmisches Lächeln blitze über Dexters Gesicht, kurz bevor er mit einem großen Satz aus dem Schutze des Nadelbaumes hervorsprang und der Katzendame einen solchen Schrecken einjagte, dass sie schneller davon rannte, als dass man ihr mit dem Auge hätte folgen können. Minka eins auswischen zu können vermochte schon immer die Laune des Fuchses zu heben. Als von Menschen gehaltenes Haustier hatte sie sowieso nichts im Wald verloren. Obendrein konnte Dexter Katzen auch nicht besonders leiden.

Mit etwas besserer Laune betrat Dexter den kleinen, lichten Flecken im Wald, wo sich sein Bau befand, doch sollte seine kürzlich gewonnene Heiterkeit nicht allzu lange vorhalten. Ungeduldig wartete bereits Marty auf ihn, dessen Bau sich gegenüber Dexters befand. Marty war der einzige andere Fuchs neben Dexter, der in seinem Revier lebte. Er war mit fast einem vollendeten Lebensjahr um einiges jünger als Dexter, welcher bereits auf das Ende seines Siebenten zuging. Seit Marty von seiner Familie abwanderte, lebte er zusammen mit Dexter. Zwar gab es noch ein benachbartes Fuchsrevier mit mehreren, jüngeren Füchsen, in das er vielleicht besser gepasst hätte, aber die Nahrungsverteilung zu der Zeit ließ es nicht zu, dass Marty in diese Gruppe wechselte. Oder genauer gesagt ließ die Gruppe es nicht zu, dass er zu ihnen wechselte. Anfänglich war Dexter von dem Gedanken einen Jungfuchs in seinem Territorium zu haben auch nicht besonders angetan, aber mittlerweile verband die beiden eine gute Freundschaft.

Voller Begeisterung kam Dexter der jüngere Fuchs entgegen, um von der Nachricht zu erzählen. Noch bevor Dexter sich setzen konnte, sprudelte es auch schon aus ihm heraus: „Hey, Dexter! Endlich bist du wieder da. Komm mit! Wir müssen los. Hektor hat eine Versammlung einberufen!"

Trotzig pflanzte der ältere Rotfuchs erst einmal seinen Hintern auf den Boden. „Ich hab keine Lust. Warum gehst du nicht einfach für uns beide hin?"

Übermütig hopste Marty vor seinem Freund hin und her und versuchte ihn zu überreden: „Ach komm schon, Dexter. Lass uns gehen! Komm! Bevor wir zu spät sind."

Seufzend erhob sich Dexter wieder. Auch wenn es ihm gerade so gar nicht passte, so war doch das Beiwohnen einer Versammlung eine seiner wenigen Pflichten als Tier des Waldes. Und darüber hinaus verhielt es sich mit Versammlungen wie mit allem anderen im Leben auch: Es ist immer wieder dieselbe, langweilige Schose, nur das eine mal, an dem man nicht da ist, geht es um was Wichtiges.

Der Ort der Versammlung, eine große Lichtung, an deren Rand sich ein großer Fels aus dem Erdreich erhob, lag nicht gerade in der Näher der Bauanlage der beiden, aber für zwei flinke Füchse war die Entfernung kein Problem. Und am Ende waren sie, trotz Martys unbegründeter Bedenken, auch noch rechtzeitig da.

Viele Tiere hatten sich bereits auf der Lichtung versammelt: Das ganze Hirschrudel hatte sich selbstverständlich eingefunden, eine Gruppe Igel wackelte von Westen her auf die Wiese, der alte Dachs war gekommen, wie er es immer zu tun pflegte und auf den Ästen der nächstgelegenen Bäume saßen zahlreiche Spatzen, Finken, Sperlinge und auch zwei Eulen, die ihren täglichen Schlaf für die Versammlung unterbrochen haben. Zusammen überspannten sie die offene Wiese mit einem Dach aus Gezwitscher. Unter den Baumbewohnern fand Dexter auch das spöttische Eichhörnchen von vorhin. Auch einige Wölfe waren gekommen, aber längst nicht alle.

Auf der anderen Seite der Lichtung war die Fuchsgruppe des benachbarten Territoriums zu sehen. Insbesondere die junge Fähe viel Dexter ins Auge. Sie war etwa so alt wie Marty, wenngleich etwas reifer, und hatte ein kräftiges orangenes Fell, das in der Sonne wie eine Flamme leuchtete. Zugegeben, für Dexter war sie vielleicht etwas zu jung, aber als Augenschmaus allemal den Blick wert. Und offensichtlich wusste nicht nur Dexter den Anblick zu schätzen.

Martys Stups mit der Nase riss seine Gedanken von der jungen Füchsin los und ließ ihn in die Realität zurückkehren. „He, Dex?", flüsterte Marty ihm zu. „Siehst du das Mädchen da drüben?"

„Ist mir aufgefallen", antwortete der ältere Fuchs, etwas besser in Zurückhaltung geübt als sein Freund. „Und nenn mich nicht immer Dex. Du weißt, das mag ich nicht."

Gänzlich unbeeindruckt fuhr Marty fort: „Junge! Die würde ich gerne mal 'ne Runde durch den Wald jagen!" Aufgeregt wedelte er mit dem Schanz hin und her.

Schmunzelnd musste Dexter ihm, aller Zurückhaltung zum Trotze, zustimmen. „Wie sieht's aus?", fügte er hinzu. „Geh doch mal zu ihr rüber."

„Was?!", fragte Marty und schaute seinen Freund verdutzt an. „Meinst du wirklich, dass ich eine Chance bei ihr hätte?"

Wieder musste Dexter lächeln. „Ein stattlicher Fuchs wie du? Ja warum denn nicht?„

„Du hast Recht!", sagte Marty und jagte blitzschnell über die Wiese zu der Fähe hinüber. Dexter aber wusste, dass die anderen Füchse der Gruppe selbst ein oder zwei Augen auf die junge Füchsin geworfen hatten und Marty sicherlich kein leichtes Spiel haben würde.

Kaum war Marty verschwunden, hörte er unter sich eine bekannte Stimme, die sich über den jugendlichen Übermut seines Freundes amüsierte. Als er nach unten sah, stand dort, zwischen seinen Vorderpfoten, Tod, die kleine Maus, welche er eben noch gejagt hatte. Immer noch mit verletztem Stolz über seine Niederlage, knurrte Dexter den Mäuserich an: „Verschwinde hier, Tod!"

Doch die Waldmaus setzte sich selbstsicher vor den großen Fuchs hin. Wie auch Dexter, wusste Tod, dass weder der Fuchs, noch irgendein anderes Tier ihn während einer Versammlung fressen durfte.

Obwohl er innerlich noch immer über die Unverschämtheiten der Maus entnervt war, ragte Dexter wie ein stolzer Fuchs über der kleinen Kreatur auf und gestand ihr lediglich eine beiläufigen Bemerkung zu, um nicht in ein unangenehmes und fälschlicherweise als Wortlosigkeit seinerseits zu interpretierendes Schweigen zu verfallen: „Was soll schon wieder der Unsinn mit der Versammlung? Wir hatten viel zu viele davon in letzter Zeit." Während er sprach würdigte er Tod keines Blickes.

„Das wirst du schon gleich erfahren, Hohlkopf!", erwiderte die Maus, schnippisch wie immer. „Hektor ist bereits auf dem Weg." Frech, als kümmere ihn die bedrohliche Anwesenheit seines natürlichen Fressfeindes überhaupt nicht, fügte er bei: „Eigentlich wollte ich auch bloß mal wissen, wie es mit der Jagd auf meine Geschwister steht? Oder hast du etwa auf meinen Rat gehört und dir ein leichteres Ziel ausgesucht?"

Schelmisch grinste die kleine Maus zu ihm auf, kurz bevor sie blitzschnell auswich, als Dexter mit der Pfote nach ihr ausholte. „Verschwinde bloß!", bellte Dexter ihm nach, während Tod wieder in der Richtung verschwand aus der er kam.

Plötzlich wurde das Gezwitscher über den Köpfen der versammelten Tiere still und der große, mächtige Rothirsch trat aus der Mitte seiner Herde auf die Lichtung. Hektor war nicht nur der Platzhirsch seines Rudels, sondern seit seinem spektakulären Sieg über Atrox auch das stärkste Tier des Waldes. Atrox, sein Vorgänger als stärkstes Tier des Waldes und gleichzeitig auch Alphatier seines eigenen Wolfsrudels, wurde von dem gewaltigen Hirsch im Zweikampf getötet. Seither wird Hektor von den Wölfen verachtet, allerdings wagte es bislang keiner von ihnen, sich seiner Autorität zu widersetzen. Von gelegentlichen Anfeindungen mal abgesehen.

Ungeduldig vor Langeweile wartete Dexter auf die ach so große Ansprache des Bocks und bedauerte nun seine Entscheidung doch hergekommen zu sein, wo er doch in diesem Augenblick faul vor seinem Bau in der Sonne liegen könnte. Als Hektor dann zur Mitte der Lichtung schritt, wurde es unter den anwesenden Tieren noch einmal ruhiger, bis der Hirsch endlich seine Stimme erhob.

„Der Tag dauert nicht ewig, also fasse ich mich kurz", sprach Hektor. „Die Menschen streifen wieder durch den Wald!"

Ein leises Getuschel legte sich über die Lichtung, bis es von einer lauten Stimme wieder übertönt wurde. „Und woher wissen wir das?", wollte der wuchtige Eber wissen, der sich mit seiner ganzen Rotte hier eingefunden hatte.

Als Antwort machte Hektor nur einen Schritt zur Seite. Hinter ihm spaltete sich seine Herde und aus deren Mitte humpelte ein junger, verletzter Bock auf die Lichtung. Die Wölfe, auf der anderen Seite der Lichtung, begannen zu flüstern und zu gackern, als sie den Anblick sahen. „Es waren mindestens zwei", fuhr Hektor fort. „Jäger. Mit Gewehren bewaffnet!"

Wieder meldete sich der Eber zu Wort, der den Hirschen nicht so recht trauen wollte: „Was?! Zu dieser Jahreszeit?! Wohl eher ein Einzelfall! Vielleicht wart ihr auch einfach mal wieder zu langsam und wollt jetzt nur eure Tölpelhaftigkeit mit Panikmache überdecken?!"

Unbeeindruckt und ohne weitere Notiz von der ausfälligen Bemerkung des Schweines zu nehmen, fuhr Hektor fort: „Tatsache ist: Sie waren oder sind noch immer hier! Es ist also Vorsicht geboten. Versteckt euch vor den Menschen und achtet auf Fallen! Das wäre alles, wenn sonst keiner etwas vorzutragen hat."

Da sonst keines der Tiere etwas zu sagen hatte, wurde die Versammlung beendet und alle brachen auf und verließen die Lichtung. Über Dexters Kopf flatterten die zahlreichen Vögel mit ihren Flügeln und schwärmten davon. Auch Marty kam wieder zu ihm rüber und war offensichtlich bereit für den Rückzug.

Mit fürchterlich zerzaustem und schmutzigem Fell stand Dexters Freund vor ihm. „Du siehst aus als hätte man DICH quer durch den Wald gejagt!", witzelte Dexter.

Leicht erschöpft hechelte Marty vor sich hin: „Dieser räudige Mistkerl is'n ganz schöner Brocken. Aber ich hab's ihm ordentlich gezeigt!"

„Scheint so", bemerkte Dexter und wollte sich gerade aufrichten, um endlich zu seinem Bau zurückzukehren, als wieder dieser lästige Nager auftauchte.

„Na, Dex?", witzelte die Maus. „Woll'n wir später noch ‚ne Runde 'Katz und Maus' spielen oder lässt du mich jetzt in Ruhe, damit ich mir den Bauch voll hauen kann?" Kaum hatte Tod den Satz beendet, flitze er auch schon kichernd davon.

„Komm schon, Dex! Den schnappen wir uns!", knurrte Marty neben ihm und sprang der Maus hinterher.

Noch bevor der junge Fuchs das Ende der Lichtung erreichen konnte, hatte Dexter ihn auch schon im Genick gepackt, zu Boden geworfen und ragte mahnend über ihm auf. „Du kennst die Regeln!", knurrte Dexter grimmig. Marty mochte zwar jünger und agiler sein als er, aber in Sachen Geschick, Schnelligkeit und Erfahrung machte ihm so schnell keiner etwas vor. Und Marty erst recht nicht. So gelang es ihm mühelos den Jungfuchs zurechtzuweisen.

„Ist ja schon gut, Dex", verteidigte sich Marty. „Musst ja nich' gleich grob werden. Ich hab's kurz vergessen."

„Kurz vergessen?!", bellte Dexter ihn an. „Wenn du das nächste Mal die Gesetze des Waldes 'kurz vergessen' hast, dann erinnerst du dich besser wenigstens daran, dass du, wenn du diesen jämmerlichen, kleinen Nager innerhalb einer Stunde nach einer Versammlung verdrückst, aus dem Wald verbannt wirst!"

Überwältigt blieb Marty am Boden liegen und ergab sich dem erfahreneren Fuchs. „Ist gut, Dex. Hab's verstanden", bekräftigte er. „Es wird nicht wieder vorkommen."

„Das will ich für dich hoffen, Marty." warnte Dexter seinen Freund und entließ ihn aus seinem Griff. „Und nenn mich nicht immer Dex, hörst du? Außerdem gehört die Maus mir, verstanden?!" Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte Dexter sich um und macht sich auf in den Wald. Marty folgte ihm.

„Warum gibt's eigentlich diese Regel, dass man bis zu einer Stunde nach einer Versammlung niemanden fressen darf, Dex?", wollte Marty wissen.

Mürrisch verdrehte Dexter die Augen. „Na streng doch mal dein Spatzenhirn an! Wenn alle Waldtiere auf einem Haufen hocken", erklärte er, „und sich gegenseitig auffressen dürften, dann währen diese Versammlungen ziemlich blutige Veranstaltungen, besonders für die kleinen Tiere. Und wenn du schon vorher weißt, dass du wahrscheinlich gefressen wirst, wenn du zu einer Versammlung kommst, was würdest du dann auf gar keinen Fall tun, Marty?"

„Ähm... Zu einer Versammlung kommen?"

„Genau", stimmte Dexter ihm zu. „Und dann könnten wir uns den ganzen Spaß auch gleich schenken. Und jetzt komm!", meinte Dexter und legte etwas an Geschwindigkeit zu. „Mal sehen, ob wir nicht eins von den Karnickeln erwischen, die sich unter der großen Eiche eingenistet haben. Und bis wir da sind ist auch die eine Stunde an Wartezeit vorbei!"

Begeistert, wie nur ein junger Fuchs sein kann, stimmte Marty sofort zu: „Au ja! Kaninchen schmeckt super!" Dann eilte er seinem Freund hinterher in den Wald.