Nicht jeder ist dein Feind

Story by Guglehupf on SoFurry

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#2 of Der Drache und seine Freundin


Die letzten Sonnenstrahlen des Tages ließen den rotbraunen Wald an diesem warmen Herbsttag strahlen und leuchten wie tausend Feuer es nicht geschafft hätten. Es war ein wahrhaftig anmutiges Schauspiel, das die junge Frau von dem Balkon aus beobachtete. Sie seufzte leise, wusste sie doch, dass dies wohl einer der letzten schönen Tage dieses Jahres war und bald der Winter sein weißes Kleid über die Landen legte, worauf alles einen Gang zurückschaltete. //Bald kommt der Winter... Der Wind wird immer eisiger und die Tiere werden ruhiger.// Sanjara zog die leichte Jacke enger um sich und schaute wieder dem Schauspiel eines Herbstsonnenuntergangs zu.

//Wo bleibt nur Niditus? Er hat sich in der letzten Zeit kaum noch blicken lassen. Krank kann er nicht sein, das glaube ich nicht, dazu sehe ich ihn dann doch zu oft. Ich habe fast das Gefühl, dass er mir ganz bewusst aus dem Weg geht. Warum? Warum tut er mir das an? Was habe ich ihm getan?// Eine Träne lief ihr über die rechte Wange und wurde schnell mit dem Ärmel entfernt. //Warum kann er nicht akzeptieren, dass ich ihn liebe. Er liebt mich doch auch, das fühle ich. Ist es denn so schwer für ihn, zu seinen Gefühlen zu stehen? Wenn ich es Vater vorsichtig erkläre, dann wird er es verstehen. Er ist nicht dumm und weiß, wann es sinnlos ist dummen Traditionen zu folgen. Doch warum kapiert der dumme Drache das nicht? Warum hat er so Angst? Habe ich ihm etwas getan, das ihm nicht gefiel? Er war doch immer so glücklich und zufrieden danach, als hätte ich seine innersten Gedanken gelesen. Es war schön, das Vertrauen zu spüren, wenn ich ihn gestreichelt habe. Doch jetzt scheint es vom Winde verweht zu sein.// Eine kalte, plötzliche Sturmböe ließ sie zusammenzucken. Einige Tränen folgten. //Ich will ihn nicht verlieren. Er ist der einzige, dem ich wirklich vertraue. Verdammt! Er er ist mehr als nur ein Sklave, er ist ein Drache! Und ein schöner noch dazu... Doch wieso ist es jetzt plötzlich so anders? Er weicht meinen Blicken aus, geht nur noch stur seine Wege, wirkt traurig... Fast als hätte er all das vergessen, was wir schönes miteinander erlebt hatten... Das Ereignis auf der Lichtung, wo er mir extra gefolgt ist... Es war so schön... Und als ich das Bad genommen habe, das hat ihm doch auch gefallen...// Der Wind, der sich langsam zu einem Sturm entwickelte, wurde immer kälter, sodass die Prinzessin sich entschloss, lieber zurück in ihr Zimmer zu gehen.

Sie schloss die Tür zum Balkon kräftig, sodass sie vor einem aufkommenden Sturm wenigstens halbwegs geschützt war. Ebenfalls schloss sie die Fensterläden, sodass das Zimmer fast nur noch von dem Kamin erleuchtet wurde. Das knisternde Feuer verschlang das trockene Holz und wurde dadurch langsam kleiner. Anstatt jedoch neues Holz nachzulegen, setzte Sanjara sich nur in den Sessel, den sie erst von ein paar Tagen bekommen hatte und starrte mit einer Mischung aus Trauer, Wut und Enttäuschung in die orangenen Flammen. Sie verstand das Verhalten ihres vermeintlichen Freundes einfach nicht.

Das Feuer war kaum noch ein kleines Flämmchen, als die junge Frau durch ein andauerndes Klopfen an der schweren Holztür aufschreckte. Sie war offenbar in Gedanken versunken eingenickt und rief nur schnell: „Ja?"

Die Tür öffnete sich langsam und die Konturen eines Menschenkörpers wurden sichtbar. „Ich bin es, Prinzessin." Die weibliche Stimme war Sanjara wohl bekannt. Sie gehörte der Zofe Tremara.

„Was macht ihr hier? Wie spät ist es überhaupt?" fragte die Prinzessin erschrocken. Sie hatte ihre Gedanken noch nicht richtig sortiert.

„Es ist mitten in der Nacht." Sanjara wollte schon entrüstet über die Tageszeit etwas sagen, doch die Zofe, nun so nah, dass ihr Gesicht zu sehen war, hob die Hand. „Ihr seid nicht zum Abendessen erschienen. Eure Eltern ließen nach euch schicken. Sie machen sich Sorgen. Und mit Verlaub, ich auch. Seit Tagen macht ihr nicht viel anderes als auf dem Balkon zu stehen und die Gegend anzuschauen. Irgendetwas stimmt nicht mit euch. Den ganzen Sommer über seit ihr quer durch die Burg gelaufen und habt hier und dort Arbeiten gemacht. Und jetzt? Jetzt zieht ihr euch zurück. Wie eine Schnecke in ihr Haus. Früher habt ihr euch doch auch mit Nidi..." Sanjara unterbrach mit einer aggressiven Handbewegung, wobei sie ihr Gesicht von der Zofe abwand.

„Geht jetzt am Besten. Es ist Nichts, das euch etwas angeht." antwortete die Prinzessin barsch. „Ihr müsst nicht versuchen, meine Probleme zu lösen. Wenn ich denn welche hätte. Es ist aber alles in bester Ordnung."

„Das glaube ich nicht, Prinzessin." erklärte die Zofe ruhig, aber bestimmt. Sie diente der Königsfamilie schon über einen recht langen Zeitraum, es war ihr gestattet worden, sich in gewisse Angelegenheiten einzumischen. „Euer Verhalten ist alles andere als normal, das spüre ich doch."

„Darf ich nicht einmal anders sein ohne dass es gleich als abnormal bezeichnet wird? Warum muss ich mich so wie immer verhalten?" schrie Sanjara , immer noch das Gesicht abgewandt. //Sie hat so Recht... Es stimmt wirklich nichts mehr mit mir... Diese ganze Geschichte macht mich fertig.//

„Ihr müsst euch nicht wie immer verhalten, ihr dürft euch so verhalten wie es euch passt. Doch dann müsst ihr uns anderen auch eingestehen, dass wir uns Sorgen machen und nachfragen. Ich persönlich halte nämlich nicht viel von dieser Methode, dass jeder mit seinen Problemen selbst zurecht kommen muss. Ich habe schon so manches Jahr auf dem Buckel, habe schon so manche Krise kommen und gehen gesehen. Ich denke, ich weiß genügend um eure Probleme zumindest etwas zu lindern." riet Tremara ihrer Prinzessin. Die Zofe wirkte ruhig und versuchte selbst ihre Ängste über Sanjara zu unterdrücken. Wenn hier jemand einen kühlen Kopf bewahren sollte, dann sie.

„Und ihr denkt, ihr seid die richtige für mich, obwohl ihr meine Probleme doch gar nicht kennt?" entgegnete die junge Frau ihrer Gesprächspartnerin.

„Wisst ihr denn, dass ich sie nicht kenne? Ihr müsst bedenken, ich kenne euch seit eurer Geburt. Ich diente euren Eltern schon lange vor eurer Geburt. Da sammelt man viele Erfahrungen und Eindrücke über die Menschen und ihre Charaktereigenschaften. Zudem muss man bei euch nicht viel zusammenzählen, um euer Problem zu erkennen. Doch ich werde niemandem davon erzählen, darauf gebe ich mein Wort." Es war das Wort einer Zofe, die über die Angelegenheiten der ihr zugeteilten Personen schwieg. Ihr Wort klag unter einem inoffiziellen Beichtgeheimnis, sodass weder die Königin von den Problemen des Königs erfuhr, noch der König von den Problemen der Königin und beide nicht von den Problemen ihrer Tochter. Auch Sanjara bekam im Gegensatz nichts von den Problemen ihrer Eltern mit, was mit Vor- und Nachteilen verbunden war, was jede Partei jedoch bereitwillig akzeptierte.

Die Prinzessin erschrak bei dem Gedanken daran, dass die Zofe ihre Probleme kannte. Dabei ist sie doch immer auf Nummer sicher gegangen und hatte versucht, ihre Liebschaft zu einem Sklaven, der dazu auch noch ein Bronzedrache war, zu verbergen. Zwar war es bekannt, dass Niditus und die Prinzessin ein freundschaftliches Verhältnis pflegten, doch versuchte sie, es nach außen als reine, distanzierte Freundschaft darzustellen, die lediglich auf Niditus Verdiensten als gehorsamer und bereitwilliger Arbeitssklave basierte. Daher wollte sie wissen, was Tremara als ihre Probleme ansah. „So... Wenn ihr mich so gut kennt, was sind denn meine Probleme?" //Hoffentlich sagt sie jetzt komplett etwas anderes, etwas das gar nichts mit Niditus zu tun hat. Nein, davon kann sie ja auch gar nichts wissen, ich habe alle Spuren genau vernichtet.//

Die Zofe wirkte weiterhin ruhig und selbstsicher, obwohl sie genau wusste dass sie sich in die Höhle des Löwen begab. „Eure Eltern mögen es aus berechtigten Gründen nicht wissen, aber ich weiß es. Ihr seid in Niditus verliebt. Und das bereitet euch Kummer, weil ihr nicht wisst, wie ihr damit umzugehen habt und ihr Niditus Verhalten nicht richtig deuten könnt."

Diese Antwort traf die Prinzessin wie der Schlag und sie konnte nichts anderes als sich in die Lehnen ihres Sessels zu krallen. Nie hätte sie auch nur im geringsten geahnt, dass jemand von dem Treiben mitbekam. Fassungslos starrte sie nun nach vorne, fast so als wollte sie es selbst nicht glauben, dass sie in einen Drachensklaven verliebt war. „Wie... Was... Nein... Das kann nicht sein... Wie kommt ihr auf solch eine absurde Idee?" stammelte sie entsetzt, versuchte aber schnell wieder ihre Gedanken zu sammeln. „Ich mit einem Drachen, niemals! Er ist ein Sklave, sonst nichts."

Sanft lächelte die Zofe. Sie verstand Sanjara, wusste warum sie jetzt so reagierte und nicht anders. Es gab nun keinen Zweifel mehr, dass die Prinzessin in ihren Drachen verliebt war. Und das offenbar über beide Ohren. „Ich kann euch gerne die Fakten nennen, die mich zu diesem Schluss kommen ließen, doch wenn ich ehrlich bin, möchte ich das nicht. Liebe ist nicht dazu da, um sie in Worte zu pressen." Dabei klang sie nicht böse. Auch wollte sie ihren Sieg nicht ausnutzen. Das Wohl der Prinzessin lag ihr viel mehr am Herzen. Daher sprach sie mit sanfter, mütterlicher Stimme.

„Ich bin nicht verliebt." presste die junge Frau aus ihren Lippen hervor.Wie konnte eine Zofe nur so etwas denken? Das war doch total an den harren herbeigezogen. Schwachsinn, mehr nicht. „Dies ist die absurdeste Behauptung, die ich je aus eurem Mund gehört habe. Ich dachte, ihr wärt klug, doch stattdessen wirft ihr total sinnlose, aus der Luft gegriffene Behauptungen um euch."

„Nein, es ist nicht aus der Luft gegriffen. Glaubt ihr etwa, ich habe nicht bemerkt, wie ihr euch gegenseitig geneckt habt? Für andere sah es vielleicht wie das Verhalten normaler Freunde aus, doch wenn man genauer hinschaute waren eure Späße schon sehr zweideutiger Natur. Kein Sklave würde so etwas auch nur versuchen, er riskiert damit seine Hoden. Auch ist es normalerweise nicht so, dass man Sklaven nachts im Zimmer gestattet. Doch habe ich ihn des öfteren abends hier angetroffen. Schon in meinen ersten Gesprächen mit ihm wurde mir klar, dass da mehr als nur Freundschaft war. Doch ich akzeptierte es. Jeder sollte seinen Lebensgefährten selbst aussuchen. Und ihr beide schient mir nicht unglücklich zu sein - bis jetzt zumindest." erklärte sich die Zofe, weiterhin sanft und nicht strafend. „Ich will euch auf keinen Fall strafen oder so, ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass ihr beiden ein schönes Paar abgibt." Dann schwieg sie und wartete auf eine Reaktion.

Die Finger bohrten sich immer tiefer in die Lehnen des Sessels und Sanjara wollte weg. Nur weg. Wohin, das war ihr in diesem Moment sehr egal. Ihr Herz raste, sie spürte wie sie sich anspannte und wie sie zu schwitzen begann. Diese Situation war ihr sichtlich unangenehm. Sie setzte ihre Lippen zum Reden an, doch dann schloss sie den Mund und regte sich äußerlich nicht. Innerlich brodelte es dagegen wie in einem Vulkan. Was sollte sie jetzt darauf antworten? Sollte sie Lügen oder die Wahrheit sagen? Oder könnte ein geschickter Schachzug noch das Blatt wenden? Doch das würde ihr Problem nicht lösen, sondern es nur verlagern. Früher oder später würde es wieder an die Oberfläche kommen und dann mit geballter Kraft, von der sie nicht wusste, ob sie dann ihr nur entgegenstehen konnte und sich und ihren Freund aus der schlinge befreien. Nein, sie musste sich der Zofe stellen, es hatte so keinen nennenswerten Sinn mehr. Zumindestens vor Tremara musste sie das Spiel des Verstecken und Lügen aufgeben, früher oder später brauchte sie eine Unterstützung. Ihre Eltern wussten ja auch noch nichts davon.

Nach einer Ewigkeit des Schweigen und dem Gefühl, dass jeder in der Burg nun ihren Herzschlag hören würde, antwortete die Prinzessin mit schwacher, aber gefasster Stimme: „Ja... Ich gebe es zu. Ich bin in ihn verliebt. Ich weiß auch nicht wie es dazu kam, dass ich einen Drachensklaven zu lieben begann, aber es ist passiert." Dann stöhnte sie erleichtert. Nun war es draussen, es war gesagt.

Die Zofe ging auf die junge Frau zu und nahm sie in den Arm. „Ihr müsst euch für eure Liebe nicht rechtfertigen, sie ist da, und daran kann man bei bestem Willen nichts ändern. Ich urteile nicht über euch, das verspreche ich."

Tief durchatmend beruhigte sich Sanjara und die Tränen begannen zu fließen. „Ich liebe ihn so sehr... Warum zeigt er mir so die kalte Schulter? Warum sagt er mir auch nicht, dass er mich liebt? Ich fühle es doch, dass er es auch tut. Bitte lasst das kein falsches Gefühl sein. Ich bitte euch innigst darum." Dann drückte sie die Zofe, die in diesem Moment zur besten Freundin wurde, einer der man alles erzählen konnte und die trotzdem hinter einem stand. Eine, mit der man Hühner stehlen konnte.

„Er liebt euch, das sehe ich deutlich. Ein solcher Jungspund kann keine alte Frau täuschen, er hat es aber auch gar nicht vor. Er kann lediglich seine Gefühle nicht ordnen, er ist verwirrt, hat Angst etwas falsche zu machen. Ihr dürft nicht vergessen, welche Ängste alles auf seinen Schultern liegen. Die Angst entdeckt zu werden ist nur eine. Er sorgt sich um euch, will nicht dass euch etwas passiert. Dabei hat er ständig Angst, dass er der ist, der euch gefährlich werden kann. Schließlich hat ein Jungdrache seine Kraft noch nicht so unter Kontrolle. Auch er muss erst lernen, damit umzugehen." beruhigte Tremara ihre Prinzessin, welche nun in ihren Armen lag.

„Aber er weiß doch, dass er sich bei mir vor nichts zu fürchten hat, ich mache ihm doch nichts." entgegnete sie schluchzend. Oh, das waren Gefühle, die sie noch nie hatte. Nun fror sie, obwohl sie dicht am Kamin war. Und dann kam das starke Zittern dazu, dass sie so schwach werden ließ.

„Natürlich macht ihr ihm nichts. Aber bei ihm ist die Angst da. Er ist viel größer und stärker, er kann euch mit einem Klauenhieb zerfetzen. Seine eigene Rolle als erwachsenes Männchen mit der dazugehörenden Kraft macht ihm Angst. Merkt ihr denn nicht, wie vorsichtig er sich in eurer Gegenwart bewegt? Wie angsterfüllt er ist, wenn seine männlichen Kräfte verlangt sind? Er ist auch nur ein Drachenmännchen, und denen geht es bei den Drachenweibchen doch genauso." erklärte sie ruhig. Sie wollte ihr erklären, warum ihr Freund so unsicher war damit sie etwas fröhlicher war und nicht mehr so traurig und unsicher.

„Meint ihr damit, dass er das alles nur tut, um mich zu schützen? Dass er es gar nicht böse meint?" fragte sie erstaunt. Bisher war sie der Meinung, dass er sie nicht liebte oder sich die Liebe nicht eingestehen wollte. Doch dass er Angst um sie hatte, das rührte sie fast schon ein wenig. „Und ich dachte immer, er wollte sich die Liebe nicht eingestehen."

„Ich muss zugeben, dass ich denke, dass das auch noch ein Problem von ihm ist, jedoch das dürftet ihr, wenn ihr vorsichtig an die Sache geht, schnell erledigt sein. Er ist sich noch unsicher, wie er sich verhalten soll." antwortete die Zofe ihr.

Sanjara löste langsam die Umarmung. „Jetzt will ich ihn am liebsten sofort sehen..." meinte sie zufrieden und erleichtert darüber, welchen Verlauf die ganze Sache genommen hat.

„Das glaube ich, doch ich denke ihr solltet euch jetzt erst einmal ein Weilchen hinlegen. Lasst uns das morgen in aller Ruhe angehen." riet Tremara und fügte hinzu: „Soll ich gehen oder wollt ihr dass ich bleibe?"

„Ihr könnt gehen..." antwortete Sanjara erleichtert darüber, dass ihr Freund offenbar doch nur normal handelte und dass die Zofe Verständnis dafür hatte.

Kurze Zeit darauf war die Zofe verschwunden und Sanjara legte sich mit einem Seufzen ins Bett. Während sie langsam einschlief liefen ihr Tränen der Freude und des Glücks herunter.