Ermittlung auf 8 Pfoten - Eigenwillige Ermittlerin (2)

Story by Gleaming Black on SoFurry

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#5 of Anthro

Zweiter und letzter Teil des Krimis „Ermittlung auf 8 Pfoten" mit Auflösung. Wenn gewünscht, verfasse ich weitere Krimifolgen dieser Serie.


Fortsetzung von Ermittlung auf 8 Pfoten (Part 1)

Vitesse aber wusste genau, was sie zu tun hatte. Sie wartete auf den nächsten Anthro, der ihr die Tür zum Hof öffnete und huschte ebenso schnell mit durch, wie beim ersten Mal. Dem Kerl entging das nicht und er rief ihr verwundert nach. Doch noch eh er wusste, ob das eine Bedeutung hatte, war sie bereits auf dem Hof verschwunden. Die schwarze Hündin sprang auf einen Müllbehälter, der vor dem Flurfenster des Altbaus stand und zwängte sich durch eines der kaputten Fragmente. Ohne Schwierigkeiten folgte sie der Fährte der alten Putzfähe und erreichte ihre Wohnungstür. Eine braune, hölzerne Tür mit Briefkastenschlitz. Ihre Nasenflügel zuckten, als sie den Geruch wahrnahm. Aus der Wohnung drangen aufgeregte Laute, die darauf hindeuteten, dass sie sich mit jemandem unterhielt.

Der berechnende und selbstbewusste Kommissar war inzwischen vor dem Grundstück des Gärtners angekommen. Jetzt im Winter konnte er nur im Gewächshaus seiner Leidenschaft nachgehen und Pflanzen anbauen. Der Dunkelgraue öffnete das kleine Törchen zum Garten und lief vorbei an den Gewächsen, die mit Tüten vor der Winterkälte geschützt wurden, in Richtung der beiden Gewächshäuser. Als er fast bei dem ersten Glashaus angekommen war, bemerkte ihn der Schäferhund.

„He, was machen Sie hier? Das ist Hausfriedensbruch."

Er war noch nicht mal in seinem Haus. Und so konnte Rasslo auch schlecht klingeln. Er nahm das Kärtchen aus seiner Jackentasche und sprach.

„Rasslo, Kripo Ost-Berlin 5." Jetzt streifte der Gärtner die Pfotenschuhe ab und legte das Gartenwerkzeug beiseite. Rasslo fuhr fort.

„Ich habe keine guten Nachrichten für Sie. Ihre Chefin wurde ermordet." Davon schien der Gärtner noch nichts zu wissen, jedenfalls, wenn man seinen Worten Glauben schenken konnte.

„Was?" „Können Sie mir sagen, wann sie das letzte Mal dort gewesen sind?" „Sie meinen, bei ihr und ihrem Gatten?" Rasslo nickte. „Gestern ... aber im Winter gibt's nicht viel zu tun, daher durfte ich früher gehen, auch wenn sie mich sonst gut gebrauchen können. Die Zwei haben keinen blassen Dunst von Pflanzen." Das war ein interessanter Punkt. Eventuell deutete das darauf hin, dass die Vermutung der Putzfähe stimmte.

„War Frau Rinz da allein?" „Na klar", sagte der Gärtner. „Ihr Mann war zu irgend 'nem Geschäftsessen gefahren. Er arbeitet an der Börse." „Also waren nur noch Sie und die Putzkraft da?" Er nickte.

„Sie hatte später Feierabend als ich. Glauben Sie, dass sie es war? Ich meine ... welchen Grund hätte sie denn?" Darauf ging Rasslo nicht ein. Zeugen zu viel Polizeiwissen zu geben, war, wie Beweismittel vernichten.

„Welchen Grund hätte überhaupt jemand, Frau Rinz zu ermorden? Hatte sie Feinde?" Er zuckte mit den Schultern.

„Nicht, dass ich wüsste. Vielleicht einer ihrer vielen Mieter? Ihre Mieten waren ja nicht ganz billig."

Rasslo musste nun doch darauf zu sprechen kommen, sonst hatte er an diesem Tag nichts geschafft:

„Sagen Sie mir bitte, wo waren Sie zwischen zwanzig und vierundzwanzig Uhr gestern Nacht?"

Der übliche, geschockte Blick. Ich? Aber ich würde doch niemanden ...

Aber er antwortete ganz selbstsicher, dass es fast wie ausgelegt wirkte.

„Hier, zu Hause." „Kann das jemand bestätigen?" „Nö. Ist das strafbar?" Noch einer dieser Standardsätze bei Verdächtigen.

„Schade dass Ihre Blumen nicht reden können, nicht?"

Ein Grinsen auf Rasslos Lefzen. Ja, schade eigentlich. Das würde so vieles erleichtern.

Seit einer ganzen Weile lag die nachtschwarze Hündin auf der Treppe, geduldig wie Eh und Je. Als mit einem Mal ein Anthrohund die Treppe hinaufkam, setzte sie sich hin. Sie stand eine Treppe über der Tür der Haushälterin und sah durch die Streben des Geländers nach unten, mit Blick auf den Treppenabsatz vor der Tür.

Die Tür ging auch im selben Moment auf.

„Da bist du ja endlich", sprach die alte Fähe unruhig.

„Tut mir Leid, aber eure Hoftür ließ sich nicht öffnen. Hast du mein Klingeln nicht gehört?"

Die Alte ignorierte die Sorgen des Pinschers und flüsterte eifrig.

„Hannes, wir stecken in Schwierigkeiten."

Der Hund mit den hängenden Lefzen seufzte.

„Verdammt, ich hab es dir gesagt. Wir hätten das nicht tun dürfen ..." „Reiß dich zusammen!", flüsterte sie wie eine strenge Lehrerin. Doch Vitesses dunklen Ohren entging kein Laut. Mit einem stechenden Blick beobachtete sie die beiden Ahnungslosen.

Plötzlich kam ein anderer Mieter die Treppen hinunter. Die Schwarze wusste instinktiv, dass ihre Deckung aufzufliegen drohte. Zwar besaßen die Anthrokaniden keine so ausgeprägten Nasen und Ohren mehr, wie sie es tat, doch wenn sie sie entdeckten, konnten sie ihr gefährlich werden. Vor allem aber wäre alles vergebens gewesen. Sie lief vorsichtig ein paar Stufen nach oben, damit sie nicht gehört wurde und stand nun in der Zwischenetage. Sie sah den Rüden, der die Treppen von oben herabstieg, mit einem beinahe welpischen Blick an und ließ die Zunge heraushängen. Sie war gut darin, einem Anthrotier etwas vorzuspielen, wenn es nötig war. Der Mieter, der sich über den vermeintlichen herrenlosen Hund wunderte, bemerkte ihren zutraulichen Blick und tätschelte sie auf dem Kopf. Sie wedelte künstlich mit der Rute, als gefiel ihr das.

„Na du, hab leider kein Leckerchen." Nach diesen Worten ging er weiter nach unten, vorbei an dem verdächtigen Pärchen. Vitesse folgte ihm, da davon auszugehen war, dass das Paar nunmehr auch ihre Anwesenheit bemerkt hatte durch das Zureden des Rüden. Sie lief ihm mit einem gewissen Abstand hinterher, sodass man meinen konnte, sie gehörte ihm.

Trotz alledem waren die beiden nun vorsichtiger und zogen sich in die Wohnung zurück. Als Vitesse auf der nächsten Zwischenetage anhielt und sich noch einmal umdrehte, verflog der letzte Satz der alten Putzfähe.

„Du musst alle Beweise mitnehmen ..."

Danach gab die kluge Fähe ihre Süße-Hündchen-Rolle auf und kletterte wieder auf ihren altern Platz, nachdem die Tür zu war, um auf ihre nächste Chance zu warten, mit der sie etwas tun konnte, dass die mitermittelnden Anthros stolz auf sie machte.

Zurück im Büro, erfuhr Rasslo von Renard, dass dieser bereits die Akte mit den Fotos vom Tatort angelegt hatte. Der neue Hauptkommissar setzte sich an seinen Schreibtisch und brachte Ordnung in seine bescheidenen Arbeitssachen.

„Wo hast du denn deine junge Mitarbeiterin gelassen?", fragte der Fuchs mit einem Grinsen.

„Du hast doch gesagt, ich soll sie nicht an die Leine legen. Sie ist stiften gegangen. Weiß ich, was sie macht ... kann doch nicht den ganzen Tag auf sie aufpassen." Der Rote beschwichtigte.

„Sei doch nicht gleich so gereizt. Das war ... aus Spaß gesagt. Ich kenn' die Vitesse. Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat, kriegt man es da nicht wieder raus."

Der zwei Meter große Anthro sprach zur Ablenkung über den Fall.

„Die Haushälterin hat mich auf einen Verdacht aufmerksam gemacht. Wenn der Eherüde der Ermordeten wirklich das ganze Vermögen erbt, hat er doch das beste Motiv der Welt."

„Er erbt", bestätigte der Fuchs und las von einem Schreiben ab.

„Im Falle meines Todes geht meine Louer AG zu hundert Prozent an meinen Gatten Herles Rinz."

„Na siehst du", sprach er und biss von seinem Pausenbrot ab. „Da haben wir's doch."

„Fragt sich nur, ob er auch Gelegenheit dazu hatte." Der Fuchs nahm sein Notizbüchlein, erhob sich und präsentierte stolz, was er zusammengetragen hatte.

„Sein Geschäftsgenosse bestätigt sein Alibi und auch einer der Kellner hat den Rinz eindeutig auf einem Foto wiedererkannt." Der Dunkelgraue mit dem selbstsicheren Blick zuckte mit der Schulter und sprach mit vollem Maul.

„Na und? Wär' doch nicht das erste Mal, dass einer 'nem anderen 'n falsches Alibi gibt. Fahr noch mal hin und such' nach weiteren Anhaltspunkten ... Zeugen ... Reservierungseinträge und so." Er schluckte herunter. „Bitte."

Der Fuchs grinste erneut, als er seine gewollte Höflichkeit aufnahm. Sein neuer Vorgesetzter hatte eindeutig einen Narren an der Idee gefressen, der Gatte wollte nur das das Vermögen der Toten.

„Mach ich."

Unterdessen lag die Schwarze noch immer auf der Lauer. Sie hatte die hölzerne Tür des Altbaus genau im Blick und ließ sich nicht davon abbringen, auf ein neues Ereignis zu warten.

Ihre Geduld zahlte sich aus, als der Besucher die Putzfähe wieder verließ. In seinen Pfoten trug er ein Behältnis, in dem sicher etwas Interessantes drin war. Wörter wie Beweis kannte sie nur zu gut, sie waren nicht weniger relevant wie such, fass_oder _still. Nachdem die Alte die Tür wieder verschlossen hatte und der kaum jüngere Rüde wieder losgegangen war, nahm sie die Verfolgung auf. Sie verließ das Haus genau so, wie sie es betreten hatte: durch das kaputte Fenster.

Der Pinscher lief direkt zur Straße. Die Hündin musste sich einfallen lassen, wie sie handelte. Anthros bestiegen nicht selten ein schnelles Gefährt und waren fort. Sie musste sich wenigstens den Geruch merken, denn sie stanken alle unterschiedlich; einige mehr, andere weniger. Doch dieser lief direkt auf die Mitte der Straße und bestieg ein größeres Gefährt, dass auch ohne ihn fahren konnte. Mit ihren braunen Augen fixierte sie das große, helle Teil und entschied im letzten Augenblick, dranzubleiben und das kleine Risiko einzugehen. Es war ja nicht so, dass sie das überhaupt nicht kannte. Doch sie konnte die Zusammenhänge nicht so erschließen, dass sie auf dem selben Stand war wie einer der Anthros. Sie hatte dafür andere Fähigkeiten, zum Beispiel ihre Schnelligkeit. Wie ein Blitz eilte sie dem Kerl hinterher und wollte in die letzte Tür huschen, als mit einem Mal eines dieser anderen, kleineren Gefährte direkt vor ihr hielt und nur mit Mühe zum Stehen kam. Die Scheinwerfer blendeten sie und ihr Herz setzte schier aus, als sie begriff, wie groß die Gefahr gewesen war. Erschrocken sah sie auf das Blechding hoch und spürte ihr Herz in er Brust schlagen. Das war haarscharf gewesen ...

Beinahe hätte sie darüber hinweg vergessen, die Spur weiter zu verfolgen. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht und nichts sollte sie von der Aufgabe abbringen ... vorausgesetzt sie kam dabei nicht um. Im letzten Augenblick huschte sie zur letzten Tür herein und schwenkte den Blick herum. Mit der Nase ortete sie den Geruch und damit auch die ungefähre Richtung des Verdächtigen. Er saß weiter vorn, während sie hinten blieb und den nunmehr auch im Blick befindlichen Rüden genau beobachtete. Sie musste sich im Hintergrund halten. Zwar war sie mit Sicherheit die unauffälligste Ermittlerin der Zweiten Mordkommission, aber irgendwann wurde jeder Hund verdächtig, wenn er einem Verdächtigen die ganze Zeit folgte ...

„Also, die KTU hat ermittelt, dass der Schuss aus einem Revolver kam. Die Waffe ist nicht registriert. Wenn wir sie finden, können wir den Schuss sicher zuordnen", sagte der Fuchs mit dem Fax in der Pfote, während er mit der anderen einen erneuten Schluck aus seinem Kakaobecher nahm.

„Hat der Täter sonst keine Spur hinterlassen?", fragte Rasslo einfordernd, während er leicht verärgert auf die weiße Tafel mit den Fotos vom Tatort sah.

„Keine Pfotenabdrücke, keine Fasern, keine DNS ..."

Das Telefon klingelte. Der dunkel bekleidete Anthro nahm den Hörer ab. „Rasslo, zweite Mordkommission." Er nickte. „Alles klar, ich komme rum." Er legte den Hörer auf und sah zum Fuchs.

„Die Gerichtsmedizin. Vielleicht hat der Doktor neue Hinweise." Er schnappte sich seine Jacke und lief los.

Als die Vierbeinige begriff, dass der Verdächtige sich zum Aussteigen erhoben hatte, stand sie langsam auf und blickte zielstrebig zu ihm hoch. Das flexible Behältnis hielt er wie ein geliebtes Kind fest in seinen Armen. Als er dann wirklich ausstieg, wollte sie ihm folgen. Doch niemand öffnete ihre letzte Tür, sodass sie rasch noch mit durch seine Tür musste. Im letzten Moment sprang sie auf die Straße. Ihr eleganter, langer Körper landete zielsicher auf dem schwarzem Asphalt und sie verschwand zwischen den parkenden Gefährten. Als sich der Pinscher dann auf einmal umsah, robbte sie unter eines der Blechdinger und hielt den Blick fest auf seine Pfoten, die auf dem Gehweg standen. Nachdem sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten, weil der Typ nichts Verdächtiges bemerkt hatte, robbte sie weiter bis zum Ende des Gefährts. Anschließend krabbelte sie hervor und lief im Schritttempo hinterher, stets im Schutz der Masse.

Nach einiger Zeit aber bog er nach rechts ab. Selbst wenn sie ihn aus den Augen verlor, half ihr ihre schwarze Nase, den Verdächtigen erneut ausfindig zu machen. Er betrat ein abgegrenztes Gebiet, das jedoch keine Hürde besaß, die es ihr unmöglich machte, ihm auf den Spuren zu bleiben. So folgte sie dem Pinscher immer weiter. Sie liefen durch kahle Bäume und Sträucher. Hier gab es auch noch andere Anthrotiere, sodass die Gefahr, besonders aufzufallen, minimiert wurde. Irgendwann blieb der Kerl stehen, sah sich noch einmal um und ging dann ans Werk. Hier befanden sich deutlich weniger andere Tiere, sodass sie sich gut verstecken musste. Hinter einem Blechkasten suchte sie Deckung und beobachtete, was der Rüde dort tat. Der mittlerweile leicht nervöse Putzfähen-Kenner öffnete eine Luke am Boden und verstaute dort den Sack. Die Schwarze mit ihren braunen Hundeaugen beobachtete das sehr genau. Sie verstand sofort, dass das Ding eine wichtige Rolle spielen musste und erschloss, dass es mit der Sache zu tun hatte, hinter der die Zweibeiner unterwegs waren. Zu verdächtig hatte sich der Pinscher aufgeführt, um nur eine Nebenrolle zu spielen. Kaum, dass er die Luke wieder verschlossen hatte und weggegangen war, gab sie die Verfolgung auf, um den „Beweis" näher zu inspizieren. Als er weit genug entfernt war, machte sie sich daran, zu versuchen, das Ding aufzubekommen. Sie scharrte mit den Pfoten an dem Metall und versuchte sich irgendwie hinzugraben. Sie konnte es sehr deutlich wittern, doch war es kein Geruch, der irgendetwas Verräterisches an sich hatte. Sie schien das Teil nicht aufzubekommen, es gab kein Stück nach. Stattdessen hörte sie auf einmal ein Bellen. Ein anderer Hund näherte sich ihr. Wer war leinenlos aber nicht ohne Herrchen. Der Bullterrier kam auf sie zugestürmt und seiner Erregung nach zu urteilen, wollte er nicht nur mit ihr spielen. Sie knurrte und bleckte die Zähne. Verblüfft hielt der Braune an. Wie kam er darauf, dass sie das jetzt wollte? Zu dumm war er, um die wichtige Rolle zu verstehen, die sie spielte. Sie nutzte seine Verblüffung, um sich aus dem Staub zu machen. Sie lief fort und sprang über eine hohe Mauer. Sein Herrchen verhinderte, dass er ihr hinterhereilen konnte. Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte ihr etwas Angst eingejagt ... sie war zwar gut, aber keineswegs unverwundbar, das wusste sie genau.

„Guten Tag", grüßte Rasslo knapp und schritt auf den Metalltisch mit dem Mordopfer zu. „Hallo, mein Lieber." Rasslo war überrascht, wie vertraut ihn der Forensiker ansprach. Fast so, als kannten sie sich schon Ewigkeiten. Er schüttelte ihm die Pfote und der Graue musste unweigerlich daran denken, wie viele Leichen der Alte damit womöglich schon geöffnet hatte in seinem Leben.

„Haben Sie eine Spur, irgendeinen Hinweis für uns?" „Sonst hätte ich Sie nicht gerufen", lächelte er und hob das Tuch an.

„Die Todesursache stand fest und hat sich bestätigt. Es gibt nur den einen Schuss im Kopf. Außerdem finden sich Rückstände von Pestiziden auf dem Fell des Opfers."

„Wie ist das zu verstehen?" „Nun, sie könnte mit etwas in Berührung gekommen sein, dass damit eingesprüht war", sagte der Arzt und legte das Tuch auf die ohnehin schon entwürdigte Fähe.

„Offenbar", sagte der Kommissar und sah nachdenklich aus dem Fenster.

„Des Weiteren habe ich leichte Schürfwunden an den Unterarmen festgestellt."

„Also wurde ihre Leiche geschleift?"

Der alte Forensiker schüttelte den graubärtigen Kopf.

„Nicht so vorschnell. Ob die Wunden postmortal sind oder schon zu Lebzeiten, etwa durch einen Sturz, entstanden sind, muss ich erst noch untersuchen. Sie sind sehr fein und weisen daher von Natur aus kaum Blut auf."

Der Graue nickte.

Kaum dass er zurück bei den Lagerhallen war und das Tor öffnen wollte, kam sie angerannt: Vitesse. Ihre rosafarbene Zunge hing weit aus dem Maul und sie hechelte erschöpft.

„Schön, dass du auch mal wieder vorbeischaust."

Er kramte die Schlüssel hervor, als sie sein Hosenbein schnappte und daran zog.

„He nicht! Die Hose ist neu."

Sie sah fordernd zu ihm auf und drehte sich dann um. Ihr schlanker Körper zeigte wie ein Pfeil in Richtung Ausfahrt, aber der Große verstand nicht.

„Ich hab jetzt keine Zeit zum Spielen. Frag den Fuchs."

Nun hatte er das Tor geöffnet und wollte eintreten, doch da biss sie erneut in seine Hose. Er sah davon ab, sie mit Gewalt zu entfernen.

„Vitesse, lass das!"

Der Kollege wurde darauf aufmerksam und sah zu den beiden am Eingangstor.

„Kannst du ihr mal sagen, dass ich keine Zeit für Stöckchenspielen habe?"

Renard kicherte. „Ich hab sie noch nie Stöckchen spielen sehen. Würde mich wundern, wenn sie bei dir damit anfängt." „Was hat sie?!"

Er stand auf und lief zu den beiden hin.

„Ich denke, sie will dir was zeigen."

„Ich war beim Gerichtsmediziner. Er sagt, die Leiche riecht nach Pestiziden und weist Abschürfungen auf."

Der Fuchs nickte und lief nach draußen. Vitesse war schon zum Eingangstor gelaufen und wuffte. Ihr Blick war viel zu ernst zum Spielen, das erkannte der Neue nur nicht.

„Wo gehst du hin?" „Ich folge ihr. Einer sollte mal schauen, was sie uns zeigen will", erklärte Renard. Rasslo konnte nicht glauben, dass er dem Hund so viel Vertrauen schenkte und lief ins spärlich eingeräumte Büro.

Der rotfellige Kollege des Hauptermittlers hatte indes Mühe, der schnellen Hündin zu folgen. Er hastete eilig hinterher. Immer wieder hielt sie an und sah sich um, wo er blieb. Ihr Blick wollte vielleicht sagen, er solle sich doch etwas beeilen, vermutlich weil ihre Pfoten sonst einschliefen. Als sie zunehmend ins Stadtgebiet kamen, sah er sie auf eine Straßenbahn zu rennen. Erschöpft und völlig außer Puste rief er ihr zu.

„Nicht ... nicht da rein!"

Aber sie sprang bereits in die letzte Tür der Solo-Tatra, nicht jedoch, ohne vorher nach einem schnellen Gefährt Ausschau zu halten, dass sie sonst umbringen konnte. Vitesse machte ihrem Namen alle Ehre und war in der Bahn verschwunden. Da ihm nun nichts anderes übrig blieb, hastete auch er geschwind in das öffentliche Verkehrsmittel und hechelte eifrig nach dem schnellen Rennen. Er sah, dass sie sich ans Ende der Bahn gesetzt hatte, wo die Fahrräder und Kinderwagen hingestellt wurden und wie sie ihn fordernd ansah.

„Und jetzt?", fragte er anhaltend außer Puste. „Ich hab doch nicht mal 'nen Fahrschein für uns." Er grinste bei dem Gedanken, dass sie ja so oder so eine echte Schwarzfahrerin war, bevor er sich durch die übrigen Anthros hindurchdrängelte und am Automaten nach Fahrtkarte für Anthro mit Hund suchte. Er selbst übte sich in Zweifeln, wie viel Sinn ihr Unterfangen haben mochte. Aber er dachte daran, dass er ihr vertrauen musste. Nichts anderes hatte _er_auch getan.

„Ach, das ist ja interessant", erklärte der Dunkelgraue am Telefon und machte sich mit der anderen Pfote Notizen. „Alles klar, ich hab das. Danke Ihnen."

Sofort schnappte er sich die Autoschlüssel und machte sich auf den Weg.

Die Straßenbahn hielt in der Nähe des Stadtparks an und Renard konnte kaum so schnell folgen, wie die schwarze Hündin auf einmal von den Treppen herab auf die Straße sprang. Sie flitzte zwischen den parkenden Autos hinauf auf den Gehweg und achtete nicht darauf, ob ihr ein armer, geschundener Fuchs noch folgen konnte. „Vitesse! Wieso überzeugst du nicht mal deinen neuen Kollegen, mit dir zusammenzuarbeiten? Sei ein lieber Hund." Er mochte diesen B egriff nicht für sie, denn es reduzierte sie fast auf ein Haustier. Aber er wusste, dass sie weit mehr war.

Die eifrige Ermittlerin verschwand am Parkeingang zwischen den Büschen und Zweigen, die jetzt nur noch ein paar verdorrte Blätter trugen. Er hastete ihr nach und ließ dabei mal außer Acht, wie ihn die übrigen Leute ansahen.

Sie rannte durch den halben Park. Als er sie plötzlich im abgelegeneren Teil zwischen den Bäumen stehen sah, dachte er erneut, sie wartete nur kurz. Doch dieses mal durfte er sich ihr nähern, ohne dass sie ihre kleine Weltreise fortsetzte. Das Fangen-Spiel schien beendet. Hechelnd hielt er an und sah, auf was sie ihre dunklen Pfoten gestellt hatte. Sie stand auf einem runden Gitter im Boden, eine Art Abfluss, den sie nun freigab, als er kam. Was sollte dort jetzt so Besonderes sein, am anderen Ende der Stadt? Doch nur ein leckerer Knochen? Er schämte sich für den Gedanken, als er sah, dass es etwas Vielversprechendes war: ein Seesack. Er führte die Pfote zur Schnauze und hoffte, dass es nicht seine schlimmste Befürchtung erfüllte. Doch meist befand sich diese doch eher in dunklen Müllsäcken. Mit diesem tröstenden Gedanken öffnete er das Gitter und nahm den Rucksack heraus. Sein Gesicht strahlte, als er ihn öffnete und er tätschelte die stolze Hündin, die neben ihm saß, freudig am Kopf.

„Super gemacht, meine Liebe, du bist unschlagbar."

Der Gärtner war noch einmal zum Haus seiner ermordeten Chefin gekommen, ganz so, wie der Hauptkommissar es ihm befohlen hatte. Dieser wartete bereits ungeduldig im Garten und bekam von den Streifenpolizisten ein Zeichen, dass der nunmehr Verdächtige eingetroffen war.

„Was gibt's?", fragte dieser. „Wieso diktieren Sie mich hier her?" „Ich muss Ihnen etwas zeigen", sprach Rasslo ernst und wies ihn an, voranzugehen.

„Gehen wir ins Gewächshaus."

„Was soll ich hier? Meine Arbeit hier ist beendet." „Och, für Sie war das doch weit mehr als nur Arbeit. Haben Sie nicht selbst gesagt, das Ehepaar kannte ich kaum mit Botanik aus?" Er öffnete die Tür und deutete mit der Schnauze auf die Anpflanzungen.

„Kann man ja von ausgehen, dass sie Orchideen kaum von Hanf unterscheiden können, oder?"

Der ertappte Gärtner fasste sich an die Schnauze. Jetzt hatten sie ihn ...

„Das ... ist nicht so, wie's aussieht." „Nach was sieht's denn aus?"

„Ich ..." Der sprachlose Gärtner wurde von den Streifenpolizisten abgeführt, während Rasslo noch einen letzten Blick auf die fast verdorrten Pflanzen sahen, die seit längerem keine Pflege mehr bekommen hatten.

Die drei Ermittler trafen sich in den Hallen der Kriminalpolizei wieder und jeder präsentierte seinen Fund.

„Du wirst nicht glauben, was Vitesse gefunden hat." Der Fuchs deutete zu ihr herüber, die sie auf ihrer Decke lag und sich an der Bockwurst erfreute, die ihr der Rote als Belohnung geschenkt hatte.

Vor ihr und der Decke stand der Seesack. Der Werwolf musste um die Tische herumlaufen, um sehen zu können, was dort lag.

„Sieht aus, wie der Schatz der Nibelungen", sagte er spöttisch und bückte sich zu dem Stoff mit den Perlen, Armbändern, Uhren und Diamanten. Auch verschiedene, kleine Marmorstatuen gehörten dazu.

„Das hat sie im Park gefunden", erklärte sein Kollege. „Ich bin mir sicher, dass es aus dem Haus der Ermordeten stammt, auch wenn Frau Rinz keinerlei gestohlene Sachen bei der Polizei gemeldet hat." Rasslo wusste gar nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Denn nun hatten gleich drei Leute ein Motiv.

„Unser Gärtner hat im Garten der Rinz noch weit mehr angebaut als Gewürze und Rosen. Die Spurensicherung hat Hanfpflanzen gefunden und das in einer ordentlichen Menge. Damit könntest du die halbe Hippie-Szene versorgen." „Und du glaubst, das ist ein Mordmotiv?", fragte der Fuchs.

„In Verbindung mit dem hier schon", sprach er und legte die Kopie eines Erpresserschreibens vor. Ganz klassisch, ausgeschnittene Zeitungsbuchstaben auf Papier.

„Bei der Hausdurchsuchung haben unsere Kollegen dieses Erpresserschreiben gefunden. Sind zwar keine Fingerabdrücke drauf, aber wir können von ausgehen, dass es von Frau Rinz stammt." „Ich weiß über alles Bescheid. Deine Vorliebe für exotische Pflanzen mit berauschender Wirkung. Du hast niemanden, dein Leben ist öde. Komm die nächsten Nächte zu mir und ich sage keinem was." Der Fuchs lachte herzhaft.

„Um was erpresst eine reiche Fähe einen armen Gärtner? Nicht um Geld, sondern um Liebesdienste." Er lachte weiter, sodass sich das Blatt knickte.

„Toll. Damit stehen wir ja wieder ganz am Anfang. Jetzt hat ja jeder 'n Motiv die Gattin vom Rinz umzubringen."

Der Fuchs unterbrach sein Lachen, beugte sich nach vorn und sprach mit erhobener Kralle.

„Ich hab noch mal bei dem Restaurant de la Passion geschaut. Die haben eine Überwachungskamera am Eingang installiert, weil es zwischen betrunkenen Gästen nach dem Restaurantbesuch immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen ist." Er kicherte hinter vorgehaltener Pfote und klickte etwas an seinem T-Rech.

„Herr Rinz hat das Lokal für knapp zehn Minuten verlassen." Rasslo sah nachdenklich zur Seite, die Pfote auf dem Schoß.

„Das reicht nicht. Er kann nicht mal eben für zehn Minuten nach Hause fahren und seine Frau erschießen. Die Zeit reicht nicht!", sprach er widerspenstig, weil das so einfach gewesen wäre. Der Fuchs zuckte mit den Schultern.

Die Tür zum provisorischen Verhörraum öffnete sich. Drinnen spielte der Gärtner nervös mit seinen dunklen Krallen. Der souveräne Kommissar warf ihm einen strengen Blick aus seinen dunkelbraunen Augen zu, eh er die Tür verschloss und mit Pfoten in den Taschen zu ihm sprach.

„Cannabis im Gewächshaus der Chefin. Was, wenn sie dahintergekommen wäre?" Er zuckte scheinbar ahnungslos mit den Schultern und sah ehrfürchtig zu ihm auf. Rasslo hatte genug von der Maskerade. Er zog den Wisch aus seiner Jackentasche und legte sie ihm vor die Schnauze.

„Oder wusste sie es sogar?", fragte er rhetorisch und beugte sich zu ihm vor.

Der Verdächtige sprach mit zittriger Stimme.

„I-ich kenne dieses Schreiben nicht ... woher haben Sie das?" „Das haben unsere Kollegen beim Durchsuchen Ihrer Laube gefunden."

„Ich kenne das Schreiben nicht!", sprach er erregt und übte sich in entsprechenden Gesten.

„Kommen Sie, Sie wollen mir nicht ernsthaft erzählen, Sie wussten von allem nichts." Er ging um den Tisch herum.

„Die Rinz hatte doch mehr Ahnung von dem, was Sie da anbauen und dann hat sie sie damit erpresst."

„Das ist absurd! Sie hätte mich ... nie erpresst." Er konnte sich trotz seiner prekären Situation nicht verkneifen, etwas zu lachen, als er sich durch den Kopf gehen ließ, was der Erpresser in diesem Brief als Preis für sein Schweigen verlangte.

„Ich bitte Sie! Glauben Sie echt, eine reiche Fähe wie die hätte ... mit mir ..." Er legte seine Pfoten auf seine Brust und sah ihn an. Rasslo befand das in der Tat für eine sehr seltsame Forderung. Dazu kam, dass Sie ihm kein Schreiben mit Zeitungsbuchstaben hätte anfertigen müssen, wenn er doch eh mit ihr schlafen sollte. Kein Grund, sich in der Anonymität zu bewegen. Er kaute auf einer Lefze herum. Das war suspekt.

Am Tag darauf teilte Renard ihm mit, dass er von der Kriminaltechnischen Untersuchung die Ergebnisse für den Schmuck bekommen hatte. Auf den wertvollen Gegenständen befanden sich nicht nur die Abdrücke der Ermordeten, sondern auch die der Putzfähe und eines weiteren, Unbekannten, der nicht registriert war. Die beiden Ermittler machten sich auf den Weg zu ihr, während Vitesse zurück im Büro blieb. Die Verhaftung kam für die Alte überraschend, sie hatte sich in Sicherheit geglaubt. Damit hatte auch sie ein Motiv.

„Sie können mir nichts anhängen", schimpfte sie, während die beiden sie vom Haus zum Wagen brachten.

„Ich war das nicht. Ich habe das Zeug doch nur saubergemacht, deshalb die Abdrücke." Schon im Auto konterte der Rote.

„Sie haben die persönlichen Schmuckstücke von Frau Rinz saubergemacht?" An seinem Gesichtsausdruck konnte man ablesen, wie ernst er diese Aussage nahm. Er startete den Motor und brachte sie alle Drei zurück zu den Polizeihallen.

Nun war sie es, die am Verhörtisch saß und von der Kamera gefilmt wurde, die ersatzweise für die verspiegelten Fenster diente und das Verhör zusätzlich noch aufzeichnete.

„Ich habe Frau Rinz nicht ermordet."

„Haben Sie den Schmuck im Seemannsrucksack im Stadtpark deponiert?", fragte der Anthrowolf. Zum Mord kam er erst, wenn diese Sache geklärt war. Doch da trat Renard mit Vitesse ein und sagte.

„Lass mal. Das wird sie mit ihrer guten Nase schon herausfinden." Er hielt ihr eines der Schmuckstücke vor die Nase und forderte sie auf, am Körper der alten Putzfähe zu schnuppern. Sie verzog das Gesicht, als sie das schwarze Tier neben sich sah und lehnte sich ein Stück zurück.

„Vitesse ... auf dem Schmuck sind ihre Spuren. Aber hat sie den Schmuck auch dort versteckt? Wie viele Gerüche sind auf dem Schmuck?" Sie setzte sich hin und sah erwartungsvoll zu dem Anthrofuchs mit der weißen Brust.

„Wie viele Gerüche?" Er hob eine Kralle an. „Einer nur?" Er hob eine weitere Kralle an. „Oder zwei?" Sie wuffte. Rasslo staunte nicht schlecht, wie die Kooperation zwischen den beiden zu funktionieren schien. Aber war dem auch zu glauben? Die Alte drehte sich weg. Sie wusste, wer der Zweite war.

„Ich habe nichts getan. Er hat den Schmuck gestohlen, er war das und er hat mich gezwungen, zu schweigen." „Wer ist er?", fragte der Dunkelgraue.

Die Alte schwieg, sah ernst zu dem Rüden hoch, eh sie sprach. „Mein Bruder ..."

Er nickte als Zeichen der Aufnahme und verließ den Raum.

Als Rasslo ins Büro zurückkam, kam er gerade noch rechtzeitig, um den Telefonhörer abzunehmen und das Telefonat entgegenzunehmen.

„Ach Sie sind's. Gibt was Neues bezüglich der Schürfwunden?"

Er blickte nachdenklich ins Nichts, als der Gerichtsmediziner ihm die Neuigkeiten mitteilte.

„Alles klar, vielen Dank für Ihre Hilfe." Rasslo hatte eine Idee. Doch dafür war Vitesses Hilfe unabkömmlich. Wenn sie ihm genauso helfen würde wie Renard eben, war sein Vorhaben ein Leichtes.

„Vitesse, komm!"

Der Fuchs, der vom Verhör zurückkam, sah, wie Rasslo versuchte, sie zu dirigieren.

„So wird das Nichts. Du musst sie schon überzeugen, auf Kommandos hört sie nicht." „Ja was heißtn hier überzeugen?", sprach er genervt. „Sie soll mir helfen den Fall zu lösen." „Schon mal dran gedacht, sie auch zu belohnen?" „Ja, du kriegst 'ne Bockwurst", sprach er nebenher und lief los. Der Rote grinste, als Vitesse tatsächlich von ihrer Decke aufstand und ihm folgte.

„'ne ganz Große", fügte Rasslo hinzu und öffnete die Tür zum Trabant.

Das kleine Auto mit der schwarzen Hündin auf der Rückbank, fuhr zu dem Restaurant, in dem der Eherüde der Ermordeten während der Tatzeit gespeist hatte. Die zehn Minuten Abwesenheit hatten ihn stutzig gemacht. Vor allem aber hatten die Untersuchungen des Gerichtsmediziners neue Erkenntnisse gebracht.

„Vitesse, hier." Er erinnerte sich an das, was ihm der Fuchs bezüglich Kommandos gesagt hatte. „Schau mal, hier!" Er versuchte ihren Ehrgeiz zu wecken. Ganz zweifellos war sie intelligenter, als er ihr zunächst zugetraut hatte. Er duckte sich und deutete auf den Asphalt unten. Vitesse sah misstrauisch zu ihm. Als ein anderes Auto vorbeifuhr, das einen Bogen um sie herum machte, sah sie ebenso vorsichtig zur Seite. Doch dann setzte sie die Nase über den Boden und nahm die Witterung auf. Sofort hatte sie eine Spur und verfolgte diese bis zu einer bestimmten Stelle. Dort verharrte sie mit der Nasenspitze am Boden stehend. Rasslo wurde aufmerksam und bückte sich neben ihr hin. Er legte eine Pfote auf ihren Rücken, doch sofort nahm sie Abstand und sah ihn sträflich an.

Rasslo aber freute sich, dass sich seine Vermutung zu bestätigen schien: ein Blutfleck! Er nahm eine Probe und eilte zurück zum Wagen.

Ohne Umwege fuhr er mit ihr zur Gerichtsmedizin. Er öffnete die Flügeltür zum Untersuchungsraum und sprach den alten Wolf an, welcher gerade am Mikroskop arbeitete.

„Hier!" In der Pfote wedelte ein kleines Tütchen mit einem Wattestäbchen. „Können Sie das bitte für mich auf Spuren untersuchen? Ich gehe jede Wette ein, dass das Blut vom Opfer stammt." „Ach ... wenn Sie wüssten, wie viele Opfer hier liegen." Er drückte ihm das Tütchen in die Pfote.

„Ist aber wichtig." „Wichtig", sprach er und schüttelte verständnislos mit dem Kopf. „... ist hier jeder Fall." „Vitesse!", sprach Rasslo und sah zu der schwarzen Hündin, welche vor den hellen Fliesen einen starken Kontrast bildete.

„Wo ist die Leiche?", fragte er.

Vitesse war noch nie zuvor in diesen Räumlichkeiten gewesen. Doch jetzt war ihre Nase gefragt. Der Arzt führte ihn in einen kleineren Nachbarraum und holte die Tote aus ihrer Kühlkammer.

„Vitesse ... schau mal ... ist das derselbe Geruch wie auf der Straße?" „Habt ihr die Straße gefunden, zu der die Spuren in den Wunden passen?" Er nickte zuversichtlich. Die Hündin lehnte an dem Metall und witterte. Ihr Wuffen deutete er als Zustimmung.

„Alles klar", sprach Rasslo. „Danke für Ihre Mithilfe. Wir müssen." Der Blutvergleich war nicht mehr so dringend, denn er hatte eine dringendere Idee.

Er parkte seinen Trabant auf dem Waldweg und lief die letzten Meter bis zum Haus des Opfers mit Vitesse zu Fuß. Mit den Pfoten in den Taschen sah sich der Ermittler um, um festzustellen, ob der Verdächtige zu Hause war. Er sah den Wagen vor der Garage und animierte die Fähe zum Wittern. Diese verstand und überprüfte die vier Reifen des Wagens. Auch an diesem schien der Geruch der betreffenden Straße zu haften. Mit einem Blick ins Innere des Wagens stellte er fest, dass dies offenbar das Auto der Ermordeten gewesen sein musste. Drin befanden sich Musikträger, die offenbar eher zu einer Fähe gehörten sowie ein Überzieher mit entsprechend schrillen Farben. Vitesse beobachtete, wie der Neue zwei Werkzeuge aus der Tasche zog und sich damit zum Garagentor bewegte. Auch für ihn als Kommissar war es ein Leichtes, Schlösser zu knacken, wenn es der Falllösung dienlich war. Er öffnete das Tor weit und entdeckte den Wagen des Gatten. Das deutlich größere Auto machte einen versteckten Eindruck. Vitesse kam zu ihm und schnupperte an den Reifen dieses Gefährts. Auch hier schien der Geruch dieser einen Straße zu haften. Er knackte den Kofferraum und sah ... nichts. Der Kofferraum war komplett leer. Fast zu leer. Neben dem Auto standen drei hölzerne Obstkisten, die er womöglich aus dem Wagen genommen hatte.

„Vitesse, such mal hier. Na los ..." Sie sah ihn misstrauisch an. Er trat ein Stück nach hinten und deutete auf den Kofferraum. Sie schien jederzeit von einem Angriff gegen sich auszugehen, dass sie ihm nicht vertraute. Doch letztendlich sprang sie dann doch in den Kofferraum und setzte mit der Nase zum Riechen an. Erneut übte sie sich in der Todesstarre. Offenbar hatte sich sein Verdacht nun voll bestätigt. Keine Sekunde zu früh. Denn er hörte Schritte und auch Vitesse sah zur geöffneten Garagentür und bleckte die Zähne.

„Was machen Sie hier?", grollte es von draußen und der Witwer trat vor die Garage.

„Schön, dass Sie kommen", sprach Rasslo ironisch und nahm ein paar Pfotenschellen heraus.

„Ich verhafte Sie wegen des dringenden Tatverdachts, Ihre Frau ermordet zu haben!"

„Bitte?"

Noch immer übte er sich in einer schauspielreifen Darstellung.

„Sie haben sich 'n schickes Alibi besorgt. Um nach Hause zu fahren, war keine Zeit. Aber zehn Minuten", er zeigte alle vorderen Krallen, „die waren Sie dann doch weg. Und wir können es beweisen." „Ja und? Ich war mal kurz draußen, um was aus dem Wagen zu holen. Das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, in meiner Garage herumzuschnüffeln."

Die Situation wurde angespannt.

„Und weil Ihnen die Zeit nicht gereicht hat, haben Sie's einfach umgedreht und Ihre Gattin unter einem Vorwand zum Restaurant bestellt. Und noch bevor sie das Gebäude betreten konnte, haben Sie sie an ihrem Auto abgefangen und auf offener Straße hingerichtet. Als sie den illegalen Pflanzenanbau Ihres Gärtners bemerkt haben, haben Sie ein Erpresserschreiben fertig gemacht, das so aussehen sollte, als wäre es von Ihrer Frau. Damit fiel der Verdacht auf den Gärtner, der sich nicht erpressen lassen wollte." Der Kerl spielte die Empörung.

„Das müssen Sie mir erst mal beweisen."

„Werden wir", sprach Rasslo selbstsicher.

Der Verdächtige lief zu seinem Wagen und sagte zornig.

„Ich werde meinen Anwalt anrufen. Ich werde mich über Sie beschweren!"

„Tun Sie das." Vitesse ließ den Rüden nicht aus den Augen. Dieser lief zur Fahrerseite.

„Ein Anruf und Sie stecken in Schwierigkeiten", sagte der selbstgemachte Witwer.

Rasslo grinste über diesen Gedanken. Doch ihm entging die wahre Absicht des Rüden und statt einem Telefon zog der Täter seinen Revolver.

„Ein guter Ermittler mögen Sie sein, aber kein guter Polizist", raunte dieser und schritt mit der Waffe auf ihn zu. Rasslo sah leicht erschrocken auf den Lauf vor sich und hob die Pfoten hoch, während er langsam zurückging.

„Machen Sie's nicht noch schlimmer!" „Was spielt das für eine Rolle", entgegnete der nervöse Kerl, „ob ich einen oder zwei umbringe! In den Knast würde ich sowieso kommen. Also lege ich Sie um und es gibt keine Zeugen." Rasslo schielte zu Vitesse. Einerseits wollte er die kluge Hündin nicht mit ins Verderben ziehen, andererseits war sie seine letzte Hoffnung. Als er sah, dass die Fähe die Zähne entblößte, erwartete er, dass der Verrückte auf sie aufmerksam wurde und sie erschießen würde. Doch sie war still dabei. Nach wie vor im Kofferraum stehend, konnte der Braune sie nicht sehen und somit war sie ihm nicht präsent, obgleich er von der Anwesenheit des Hundes wusste. Kaum, dass er am Auto vorbeilief, indem sie stand, um den Kommissar aus der Garage zu lotsen, da schnappte Vitesse nach dem Arm des Bewaffneten. Er schrie auf, aber die Waffe hielt er starr in seiner Pfote, besessen vom Gedanken, nicht ins Gefängnis zu wollen. Rasslo warf sich geistesgegenwärtig zur Seite, für den Fall, dass jetzt der Schuss losging. Doch dafür hatte der Rüde gar keine Kraft mehr. Stattdessen führte er seine andere Pfote in Vitesses Gesicht und drohte ihre Augen zu verletzen in seiner Not. Um das zu verhindern und an die Waffe zu kommen, trat der Kommissar sie ihm schlussendlich weg. Danach forderte er die Schwarze auf, loszulassen und legte dem Verletzen Pfotenschellen an. Die Fähe sah bitterböse auf den gestellten Täter.

Während die Streifenpolizisten den Täter abführten, rief Rasslo im Wagen seiner Frau sitzend zu ihm herüber.

„Sie mögen ja an Vieles gedacht haben. Sie haben Ihre Frau vor ihrem Alibi-Restaurant ermordet und später mit Ihrem Wagen nach Hause gefahren und vor den Fernseher gesetzt ... aber daran, dass ihre Gerüche im Kofferraum zurückbleiben, haben Sie nicht gedacht. Dumm auch, dass Ihre Frau den Weg zum Restaurant sogar in ihrem Navigationssystem eingespeichert hatte ..." Ein besserwisserisches Lächeln seinerseits, beantwortet mit einem hilflosen

„Sie können mich mal", von Seiten des Täters.

Damit war der Täter gefunden. Eine reiche Frau, umgeben von kriminellen Angestellten und einem mörderischen Gatten. Nicht schlecht fürs erste Mal.

Er schloss die Wagentür wieder und lief zu seinem Auto, während die Polizisten den Wagen auf weitere Spuren untersuchten und den Revolver beschlagnahmten.

Auf dem Dach des Trabants lag, beinahe königlich und sichtlich stolz, Vitesse, die Pfoten übereinandergeschlagen. Ihr Blick war nicht mehr misstrauisch, ihre Haltung nicht vorwurfsvoll, dafür aber voller Erwartung.

„Vitesse ... fährst du mit zurück oder läufst du?"

Sie sprang vom Dach auf die Sandstraße. Rasslo setzte sich in sein Auto und kramte etwas hervor.

„Schau mal hier!",

Er wedelte mit einer dicken Bockwurst durchs Fenster. Vitesse musterte ihn von unten herauf, bevor sie letztlich hochsprang und die Vorderpfoten auf der Tür abstützte, um die Bockwurst entgegenzunehmen. Er nutzte diesen Augenblick, um sie zärtlich am Wangenfell zu kraulen. Diesmal zuckte sie nicht weg. Sie hatte ihm womöglich gar das Leben gerettet und er verspürte eine tiefe Dankbarkeit ihr gegenüber. Zufrieden und genüsslich verschlang die eigenwillige Ermittlerin das Fleisch, während Rasslo den Motor startete. Aus dem Auspuff kam eine blaugraue Wolke und er öffnete die Tür von der Nachbarseite

„Na komm, steig ein. Darfst auch vorn sitzen." Doch das war dann zu viel des Guten. Sie lief stattdessen voran und wurde vom himmelblauen Trabant überholt. Das Misstrauen war noch nicht ganz gewichen. Er beobachtete sie noch länger im Rückspiegel seines alten Autos, bevor er hinter der Kurve verschwand. Vitesse ließ sich keine Leinen anlegen, weder physische, noch im Geiste. Sie kam und ging, wie es ihr gefiel. Und so lange sie es für richtig hielt und einen Nutzen versprochen bekam, würde sie die Ermittlungen der Anthrotiere unterstützen.

Zurück im Büro biss der Dunkelgraue herzhaft in sein Pausenbrot. Plötzlich öffnete sich die Tür und der Fuchs stand mit den beiden anderen Verdächtigen im Raum. Dass sie mit dem Mord an sich nichts zu tun hatten, war inzwischen klar. Der Kommissar legte sein Brot beiseite und erhob sich langsam und selbstsicher.

„Sie können gehen",sprach er dann zu ihnen.

„Aber Ihnen beiden droht noch eine Anzeige wegen Betäubungsmittelbesitz beziehungsweise Diebstahl." Die beiden wollten umdrehen und zu gehen, doch da rief Rasslo den Namen der Putzfähe.

„Ach, eines würde mich dann doch noch interessieren." Instinktiv wusste sie, dass sie gemeint war und sah dem Ermittler ins Gesicht. Von Reue keine Spur.

„Wie haben Sie es gemacht, dass Frau Rinz keinen einzigen gestohlenen Gegenstand zur Anzeige gebracht hat?" Sie schnaufte verächtlich.

„Ich habe eben peut à peut mitgenommen, was mir gefiel. Das merken die Reichen noch nicht mal." Er empfand nicht weniger Verachtung, jedoch für sie.

„Und dann noch dem eigenen Bruder in die Schuhe schieben. Nur leider hatte er gar keine Gelegenheit für den Diebstahl ... nur Sie konnten das tun. Schämen Sie sich nicht?" Ohne ein weiteres Wort drehte sie um und ging. Renard schloss die Tür und setzte sich auf seinen Stuhl.

„Haach ... vorbei. Und, wie hat es dir gefallen? Vitesse war eine gute Hilfe, nicht?" „Am besten arbeiten wir immer noch alle zusammen. Nur ... kannst du mir eins mal verraten?" Der Fuchs sah ihn erwartungsvoll an.

„Wieso müssen wir in solchen Baracken arbeiten?" Der kleinere Kanide lachte amüsiert.

„Lange Geschichte. Ich erzähl's dir ein andermal!"